Zweite Chance im Inselparadies?

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Krystof Mikos war mehr als nur eine Affäre – bis Adara ihn mit einer anderen erwischte! Nur ihre Arbeit in dem luxuriösen Urlaubsresort gibt ihr wieder Kraft. Bis Krystof auf der griechischen Insel für einen Freund die Hochzeit ausrichtet. Und ausgerechnet Adara muss ihm dabei helfen. Auf keinen Fall darf sie sich zum zweiten Mal in den Tycoon verlieben! Doch ihr Vorsatz droht zu scheitern, als sie und Krystof bei einer Ausstellung in den Bann eines antiken Schmuckstücks geraten. Denn das geheimnisvolle Rubinherz verspricht der Legende nach jedem Paar ewige Liebe …


  • Erscheinungstag 22.08.2023
  • Bandnummer 172023
  • ISBN / Artikelnummer 9783751518758
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

PROLOG

Juli, Paris, Frankreich

Adara Galinis’ Herzschlag beschleunigte sich, während der Aufzug in einem der nobelsten Hotels von Paris langsam nach oben fuhr.

Doch das war es nicht, was sie nervös machte. Als Concierge eines höchst elitären Inselresorts, das fast ausschließlich Promis und Millionäre beherbergte, war sie an eine solche Umgebung gewöhnt.

Ihr Herzrasen hatte damit zu tun, dass sie Hals über Kopf von Griechenland nach Paris gereist war. Normalerweise war Spontaneität nicht ihr Stil. Sie mochte es, wenn alles verlässlich und ordentlich war.

Aber sie hatte ein langes Wochenende frei, und um Zeit mit Krystof verbringen zu können, musste sie zu ihm kommen. Seit sie sich am Valentinstag auf der Ludus-Insel kennengelernt hatten, trafen sie sich gelegentlich.

Krystof war mit dem Eigentümer der Insel, Atlas Othonos, befreundet. Anfang des Jahres, als Atlas kurzzeitig überlegt hatte, die Insel zu verkaufen, hatte er sich an Krystof gewandt, in der Hoffnung, in ihm einen Käufer zu finden.

Der Deal kam zwar nicht zustande, aber Adara hatte eindeutig Krystofs Aufmerksamkeit erregt. Er hatte sie auf charmante Weise umworben und sie am gleichen Abend zum Tanzen eingeladen.

Zuerst hatte sie gezögert. Schließlich kannte sie die Regel, sich nicht mit den Gästen privat einzulassen, aber sein warmes Lächeln und seine bezaubernde Art, mit Worten umzugehen, hatten sie schließlich überzeugt. Die Nacht auf dem Valentinsball war magisch gewesen und endete erst mit dem Sonnenaufgang am nächsten Morgen.

Wann immer Krystof im Ludus Resort zu Gast war, verbrachten sie seitdem so viel Zeit wie möglich miteinander. Am Ende eines jeden Besuchs bat er Adara, mit ihm zusammen wegzufliegen – irgendwohin. Und obwohl der Gedanke sie reizte, konnte sie sich einfach nicht vorstellen, einfach abzureisen und sich zu amüsieren.

Woher sollte ihre Assistentin wissen, was zu tun war? Was, wenn einer ihrer Stammkunden kam und sie nicht da war? Ein Teil ihres Erfolges bestand darin, dass sie die Wünsche der Stammgäste im Voraus erkannte, das konnte ihr niemand abnehmen. Adara führte umfangreiche Akten über diese Details, von Lieblingsspeisen und – farben bis hin zu den Namen der zugehörigen Kinder und Haustiere.

Doch an diesem Wochenende hatte Hermione, ihre Chefin und beste Freundin, darauf bestanden, dass Adara einen Teil ihrer angesammelten Urlaubstage nutzte. Sie hatte sich in letzter Zeit so sehr auf ihre Arbeit konzentriert, dass ihr Privatleben darunter litt. Und Hobbys hatte sie auch keine, es sei denn, man zählte Einkaufen dazu.

Als sie erfuhr, dass Krystof nach Paris reisen würde, nahm sie dies als Zeichen, ihn endlich wiederzusehen.

Nervös fuhr sie mit der Hand über das kurze, enganliegende schwarze Kleid. Es schmiegte sich an ihren Körper wie eine zweite Haut. Sie hatte es extra für Krystof gekauft, denn normalerweise kleidete sie sich nicht so gewagt. Hoffentlich gefiel ihm diese kleine Überraschung.

Während der Aufzug weiter nach oben fuhr, konzentrierte sie ihren Blick auf die beleuchteten Zahlen. Mit jedem Stockwerk, das sie passierte, schlug ihr Herz schneller. Endlich blieb der Lift im neunten Stockwerk stehen, und die Tür öffnete sich zischend.

Adara holte tief Luft und atmete dann langsam aus. Sie verkrampfte ihre Finger um den Griff ihres Koffers und zwang sich, vorwärts in den Flur zu gehen. Die etwas konservative Einrichtung des Hotels war weit entfernt von dem opulenten Luxus der Privatinsel Ludus.

Natürlich war das kein fairer Vergleich, denn das Ludus Resort war von einem ehemaligen König gegründet worden: König Georgios, einem mutigen Mann, der seinerzeit auf den Thron von Rydiania verzichtet hatte. Adara kannte nicht alle Einzelheiten dieser Geschichte, doch sie wusste, dass Georgios von seiner eigenen Familie verstoßen worden war. Er zog nach Griechenland, kaufte die Insel Ludus und verbrachte dort seinen Lebensabend.

Interessiert sah sie sich um. Der dunkelrote Teppich war plüschig, die Wände cremefarben und die Türbeschläge aus Messing. Das einzige Geräusch, das sie beim Gehen hörte, war das leise Rumpeln der Kofferräder. Sie konnte es kaum erwarten, Krystof zu sehen. Sie war so aufgeregt! Hoffentlich freute er sich so sehr wie sie.

Die goldene Plakette an der Wand zeigte, dass sich sein Zimmer auf der rechten Seite befand. Was er wohl von ihrem Spontantrip hielt? Oder wenn er gar nicht in seinem Hotelzimmer war? Dann müsste sie ihn anrufen, und die ganze Überraschung wäre ruiniert.

Plötzlich bemerkte sie eine elegant gekleidete Frau am Ende des Flurs. Sie klopfte an eine Tür, die auch sogleich geöffnet wurde. Die Fremde trat zur Seite und gab Adara den Blick frei auf die Person im Hotelzimmer. Abrupt blieb sie stehen, und ihr stockte der Atem.

Krystof stand da. Oh, mein Gott! Bei seinem Anblick blieb ihr das Herz in der Kehle stecken.

Sein dunkles Haar stand in alle Richtungen ab, als wäre er gerade erst aus der Dusche gekommen. Die breiten Schultern, die nackte Brust … Sie war zu weit weg, um zu erkennen, ob auf seiner gebräunten Haut noch Wasserperlen zu sehen waren. Ihr Mund wurde trocken. Kein Mann hatte ein Recht darauf, so gut auszusehen wie er!

Er trug nichts weiter als ein weißes Handtuch, das um seine schlanke Taille drapiert war. Sie schluckte mühsam. Doch an diesem Bild stimmte etwas nicht. Sie sollte diejenige sein, die vor seiner Tür stand.

Sein Blick verweilte auf der anderen Frau, und ein Lächeln erhellte sein Gesicht. Die Fremde warf sich ihm praktisch an den Hals. Sie umarmten sich, als ob sie sich sehr gut kennen würden.

Adara erstarrte. Das war es also, was er tat, wenn sie getrennt waren. Sie wandte sich ab, bevor sie entdeckt wurde. Das Einzige, was diesen Moment noch schlimmer machen könnte, wäre, wenn Krystof sie entdecken würde. Dann wäre ihre entsetzliche Demütigung komplett.

Mit hastigen Schritten kehrte sie zum Aufzug zurück. Sie wollte so schnell wie möglich verschwinden. Zum Glück öffnete sich gerade die Tür, und ein älteres Ehepaar stieg aus.

Auf dem Weg ins Erdgeschoss rief Adara sich das Bild eines lächelnden, fast nackten Krystofs in Erinnerung, der diese fremde Frau in seine Arme zog. Tränen brannten in ihren Augen, und sie blinzelte sie weg. Gleichzeitig kochte die Wut in ihr hoch. Warum hatte sie sich einreden lassen, dass sie etwas Besonderes mit ihm teilte?

Offensichtlich war sie nur jemand, der sein Bett wärmte, solange keine andere Freundin verfügbar war. Wie konnte sie nur so blind sein? Sicher, ihre Verbindung war bisher zwanglos gewesen – aber Adara hatte gedacht, sie kämen sich näher und würden etwas Ernsthafteres anfangen. Offensichtlich war sie die Einzige mit dieser Einschätzung.

Sie hatte sich also geirrt. Und sie war fertig mit ihm. Denn seine Vorstellung von zwanglos und ihre waren zwei verschiedene Dinge. Letzten Endes war sie nicht für eine lockere Beziehung geschaffen. Jedenfalls nicht, wenn das bedeutete, dass er sich mit anderen Frauen traf, während er noch mit ihr zusammen war.

Aber das spielte jetzt keine Rolle mehr.

Es war aus.

1. KAPITEL

September, Insel Ludus, Griechenland

Sie war über den Termin. Sehr weit drüber!

Adara starrte auf den Kalender in ihrem Telefon und ging die Tage durch, einen nach dem anderen. Sie suchte nach dem X, das normalerweise den ersten Tag ihrer Periode markierte.

Nicht zum ersten Mal machte sie diese Prozedur durch, aber die Markierung war nirgends zu finden. Bitte sei da! Vielleicht hatte sie es versehentlich gelöscht? Ja, das konnte sein. In diesem Moment war sie bereit, jede logische Erklärung heranzuziehen, jeden nur denkbaren Grund dafür, dass da kein X war, außer dass sie ihre Monatsblutung tatsächlich nicht gehabt hatte. Und dass sie schwanger war.

Wie war das möglich? Sie war seit Monaten nicht mehr mit Krystof zusammen gewesen. Nach dem Vorfall in Paris hatte er ihr eine Nachricht geschickt, um sich mit ihr zu verabreden, und sie hatte ihm in ihrer Antwort klipp und klar mitgeteilt, dass es vorbei sei. Und danach sofort seine Nummer blockiert.

Seit ihrer Affäre mit ihm hatte es keinen anderen Mann mehr gegeben. Ob es ihr gefiel oder nicht, sie war nicht bereit, weiterzuziehen. Wie konnte sie jetzt schwanger sein? Fühlte sie sich irgendwie anders? Eigentlich nicht. Sie war nur ein wenig müde, aber dafür machte sie ihren vollen Terminkalender verantwortlich. Immerhin hatte sie neben ihrem turbulenten Job im Resort während der letzten sechs Monate auch noch eine neue Assistentin eingearbeitet, die inzwischen fast so gut war wie sie selbst.

So schnell wie möglich besorgte Adara sich einen Schwangerschaftstest. Das Ergebnis: negativ. Genau wie sie es vermutet hatte. Ein zweiter und auch ein dritter Test bestätigten das Ergebnis.

Nun war sie sicher, dass etwas mit ihr nicht stimmte. Hoffentlich war es nur zu wenig Schlaf oder zu viel Stress. Ja, das musste es sein. Seit sie Krystof mit einer anderen Frau erwischt hatte, stürzte sie sich noch mehr als sonst in ihre Aufgaben.

Ihn verloren zu haben, setzte ihr schwer zu. Seit sie ihn das erste Mal getroffen hatte, war sie von seiner besonderen Persönlichkeit fasziniert gewesen. Seine aufgeschlossene Art und wie er sie zum Lachen brachte … er hatte sie in seinen Bann gezogen, und sie war todesmutig eine emotionale Verbindung mit ihm eingegangen. Vielleicht hatte sie auch tief in ihrem Inneren geglaubt, dass sie ihn ändern könnte …

Adara wusste: Sie hatte sich etwas vorgemacht. Sie war eine Ein-Mann-Frau – nicht für lockere Verabredungen geeignet. Und Krystof hatte nicht die Absicht, sich für irgendjemanden zu ändern. Rückblickend wusste sie, dass ihre Verliebtheit sie blind gemacht hatte.

Und jetzt war allein sie diejenige, die den Preis dafür zahlte. Die Tatsache, dass er eine andere Frau in seinen Armen hielt, versetzte Adara einen heftigen Schmerz in ihrer Brust. Trotzdem weigerte sie sich, sich einzugestehen, wie viel er ihr inzwischen bedeutete.

Ihre ausbleibende Periode war jedenfalls der Weckruf, den sie dringend brauchte. Sie war jetzt in ihren Dreißigern. Wenn sie noch einen Ehemann und ein paar Kinder haben wollte, durfte sie ihre Zeit nicht mit Typen verschwenden, die diese Lebensziele nicht teilten. Und Krystof wollte definitiv nicht die gleichen Dinge wie sie. Er konnte sich nicht einmal auf einen Wohnsitz festlegen, sondern lebte aus dem Koffer, während er um die Welt jettete.

Ihr Kopf begann zu pochen, und sie schob die quälenden Gedanken beiseite. Es war einfacher, sich von ihrer Arbeit ablenken zu lassen, als sich mit dem klaffenden Riss in ihrem Herzen zu beschäftigen.

Doch zuerst musste sie sich in ihrem Zimmer im Resort einrichten. Immerhin sollte sie die Trauzeugin für ihre beste Freundin Hermione sein, und die hatte ihr eine der kleineren Suiten zur Verfügung gestellt.

Die Hochzeit fand in zehn Tagen hier im Resort statt. Adara würde den Junggesellinnenabschied ausrichten und sich außerdem um die Organisation der großen Feier kümmern, zusätzlich zu ihren üblichen Pflichten. Sie hatte sich vorgenommen, die Hochzeit von Hermione und Atlas zum schönsten Ereignis zu machen, das die Insel je gesehen hatte.

Zum ersten Mal, seit sie direkt nach der Universität hier eingestellt worden war, residierte Adara in einem regulären Gästezimmer. Und das in einem der renommiertesten Resorts der Welt! Darüber freute sie sich wirklich. Als das Licht in der Suite anging, blieb sie für einen langen Moment stehen und schaute sich um. Sie war es nicht gewohnt, in solch einer Extravaganz zu leben.

Es war ein harter Kontrast zu dem bescheidenen Haus ihrer liebevollen Eltern in einem kleinen Dorf nördlich von Athen. Sie hatten ihre Tochter zu einem verantwortungsvollen und vernünftigen Menschen erzogen und sie ermutigt, die Stelle im Ludus anzunehmen – selbst wenn das bedeutete, aus der Heimat wegzuziehen.

Und dann hatte der plötzliche Tod ihrer Eltern bei einem Autounfall Adaras Leben völlig auf den Kopf gestellt.

In den vergangenen zwei Jahren hatte sie sehr damit zu kämpfen gehabt, diesen Verlust zu verkraften. Der Tod ihrer Eltern hatte eine riesige Leere in ihrem Herzen hinterlassen, und seitdem klammerte sich Adara umso mehr an ihr vertrautes Leben im Ludus. Ihre vielen Freunde im Resort waren eine echte Stütze gewesen. Sie wusste nicht, was sie ohne Hermione, Indigo und die anderen tun würde.

Diese Suite war auch ganz anders als ihre kleine Wohnung am Stadtrand von Athen … Es gab zwei weiße Sofas, die sich gegenüberstanden, in ihrer Mitte befand sich ein langer Couchtisch aus Glas. Frisch geschnittene rosa Pfingstrosen füllten eine große Kristallvase, und eine Wand bestand aus bodentiefen Fenstern. Im Moment waren diese geöffnet, ließen die Sonne herein und boten einen Blick auf den Innenpoolbereich.

Ping.

Das Geräusch einer eingehenden Nachricht erinnerte sie daran, dass sie nicht wirklich ein Gast des Resorts war, sondern eine Angestellte mit einer sehr wichtigen Position: Sie war die Concierge. Als solche musste sie dafür sorgen, dass den Gästen alle Wünsche von den Augen abgelesen und erfüllt wurden.

Adara warf einen Blick auf ihr Handy. Die Nachricht kam von Hermione.

Können wir uns kurz treffen?

Es war nicht typisch für Hermione, gleich am Morgen um ein außerplanmäßiges Treffen zu bitten. Irgendetwas stimmte nicht. Hatte es etwas mit dem Resort zu tun? Oder mit der Hochzeit?

Sicher. Wann und wo?

Hermione antwortete ihr, sie solle so bald wie möglich ins Penthouse kommen.

Adara ließ ihren Koffer in der Mitte des Zimmers stehen und machte sich auf den Weg zum Privataufzug. Man brauchte entweder eine Schlüsselkarte oder musste einen Klingelknopf drücken, um von jemandem ins Penthouse hochgelassen zu werden: die Luxuswohnung des Eigentümers dieses Resorts. Sie war riesig und bot einen fantastischen Panoramablick.

Ursprünglich war sie von König Georgios entworfen worden, und es wunderte niemanden, dass die ganze Anlage einem echten Palast ähnelte.

Als Adara in das kleine Foyer mit dem weißen Marmorfußboden und den Kunstwerken an den Wänden hinaustrat, musste sie zugeben, dass das gesamte Stockwerk wahrlich geeignet war, einen echten König zu beherbergen.

Hermione stand stirnrunzelnd in der offenen Tür zur Suite. „Ich bin so froh, dass du da bist. Komm rein!“

Adara folgte ihrer Freundin in das geräumige Wohnzimmer, in dem gerade ein ziemliches Chaos herrschte. Überall lagen Hochzeitssachen herum: Gastgeschenke, Brautmagazine, Dekoration. Doch es waren die beiden Koffer in der Mitte des Raumes, die ihre Aufmerksamkeit erregten.

„Packst du schon für eure Flitterwochen?“, wunderte sich Adara.

„Nein. Wir bereiten uns auf einen Besuch bei Atlas’ Vater vor.“

„Oh.“ Adara war nicht sicher, wie sie reagieren sollte. Ihres Wissens hatte Atlas ein sehr angespanntes Verhältnis zu seinem Vater, und eigentlich war sie davon ausgegangen, dass die beiden Männer nicht einmal mehr miteinander sprachen.

„Der alte Mann liegt im Krankenhaus, und ich habe Atlas endlich davon überzeugt, dass wir zu ihm gehen müssen.“

„Oh, nein, das tut mir leid. Was kann ich tun?“

Hermione ließ ihren Blick durch den Raum schweifen. „Kannst du die Vorbereitungen für die Hochzeit im Auge behalten? Ich meine … eigentlich ist alles gut durchgeplant. Ich weiß, hier sieht es chaotisch aus, aber das meiste ist unter Kontrolle. Versprochen.“

„Kein Problem. Und falls du die Hochzeit verschieben willst, bis sich die Lage beruhigt hat, kann ich dir auch dabei helfen.“

Aber Hermione schüttelte den Kopf. „Das habe ich Atlas schon vorgeschlagen, und er hat sich strikt geweigert. Du weißt, dass es eine schlimme Vergangenheit zwischen ihm und seinem Vater gibt?“ Als Adara nickte, fuhr Hermione fort. „Er hat gesagt, er wird nicht zulassen, dass sein Vater unsere Hochzeit ruiniert. Ich hoffe, dass es nach all der Zeit eine Möglichkeit zur Versöhnung gibt. Denn wenn Atlas es jetzt nicht versucht, bekommt er vielleicht keine weitere Chance.“

„Das verstehe ich“, seufzte Adara. „Wie kann ich noch helfen?“

„Halte einfach alles für die Hochzeit auf Kurs. Es sollte nicht viel zu tun sein. Aber wenn irgendwelche Fragen auftauchen, wärst du hier die Ansprechpartnerin, okay?“

„Sicher. Kein Problem.“ Was konnte da schon schiefgehen? „Wann kommst du zurück?“

„Keine Ahnung.“ Hermione nahm ihre Handtasche von der Couch. Sie warf einen Blick hinein, als wolle sie sich vergewissern, dass alles Wichtige vorhanden war, und zog dann den Reißverschluss zu. „Das Krankenhaus hat zu wenige Details über den Gesundheitszustand seines Vaters weitergegeben. Wir wissen nur, dass es ernst ist.“

Adara konnte sehen, wie aufgeregt ihre Freundin war. Beruhigend legte sie ihr eine Hand auf die Schulter. „Es wird alles gut. Ganz bestimmt.“

Hermione nickte traurig, bevor sie sich umschaute, als hätte sie Angst, etwas zu vergessen. „Ich denke, wir haben alles.“ Sie wandte sich wieder an Adara. „Es tut mir leid, dich einfach mit allem alleinzulassen. Indigo meinte, sie würde heute irgendwann herkommen. Sie ist gerade aus Rydiania zurück. Dann kann sie dir helfen, wenn du etwas brauchst.“

Eilig rollte Hermione die Koffer zum Aufzug und reichte ihrer Freundin dann eine Schlüsselkarte. „Solange ich weg bin, brauchst du die vielleicht, um an die Hochzeitssachen und Deko zu kommen. Mach es dir gern auch hier bequem, wenn du magst. Wie ich schon sagte, wissen wir nicht, wie lange wir weg sein werden. Atlas will nicht länger als ein oder zwei Nächte bleiben, aber ich hoffe, dass er seine Meinung ändert, wenn wir erst einmal da sind.“

„Ist schon gut. Ich kümmere mich um alles. Mach dir keine Sorgen.“

„Was würde ich ohne dich tun? Du bist wirklich die beste Freundin, die ich mir je hätte wünschen können.“

Die beiden umarmten sich fest. Dann fuhren sie mit dem Aufzug ins Hauptgeschoss hinunter, und Adara ging in Gedanken die Liste der zu erledigenden Hochzeitsaufgaben durch. Es schien alles machbar zu sein, selbst wenn Hermione länger wegblieb. Kein Problem.

Nun war er doch auf die Ludus-Insel zurückgekehrt.

Krystof Mikos hatte diesen Ort gemieden, seit die Sache mit Adara so abrupt zu Ende gegangen war. Keine Frau hatte ihn je so abweisend behandelt wie sie. Die Erinnerung an diese krasse Abfuhr und daran, dass sie sogar seine Nummer blockiert hatte, nagte noch immer an ihm.

Aber jetzt, wo er Trauzeuge bei Atlas’ und Hermiones Hochzeit war, hatte er keine andere Wahl, als hierher zurückzukehren. Und er war extra früh angereist, um den Bräutigam für ein langes und extravagantes Junggesellenwochenende zu entführen. Hoffentlich lief er Adara vorher gar nicht erst über den Weg!

Er hatte ihr nichts mehr zu sagen, nachdem sie ihn so unverschämt abgewiesen hatte. Dabei hatte es vorher nicht einmal Streit zwischen ihnen gegeben. Im Gegenteil: Als er sie das letzte Mal auf der Insel besucht hatte, war ihr Wochenende mit einem langen, intensiven Kuss zu Ende gegangen. Und bei ihrem letzten Telefongespräch hatte er sie praktisch angefleht, einfach mit ihm wegzufliegen. Das Ziel sollte sie selbst bestimmen, und sie hatte versprochen, es sich zu überlegen.

Warum war also plötzlich alles schiefgelaufen?

Zu gern würde er die Antwort auf diese Frage erfahren, trotzdem würde er Adara auf keinen Fall bitten, zu ihm zurückzukommen – auch wenn er sie vermisste. Doch er war allein besser dran, so wie er es die meiste Zeit seines Lebens gewesen war.

Er schob die beunruhigenden Gedanken an Adara beiseite. Im Moment musste er sich auf eine Junggesellenparty konzentrieren. Kaum zu glauben, dass der Mann, den er als seinen Bruder betrachtete, jetzt den Bund fürs Leben schloss. Krystof hatte immer geglaubt, sie beide würden als Junggesellen alt werden, weil sie beide nach einer schweren Kindheit keinen Sinn mehr für ein Familienleben gehabt hatten. Aber seit Atlas Hermione kannte, hatte sich seine Meinung geändert.

Krystof dagegen fand immer noch, dass sein Freund einen Fehler beging. Sicher, man konnte sich bestimmt mit Hermione amüsieren, aber warum sollte man sich für immer einander versprechen? Beziehungen hielten nicht ewig. Man brauchte sich nur die Statistiken anzusehen …

Die Geschichte von Krystofs jungen Jahren in Nordgriechenland war ein weiterer Beweis für das Scheitern der Institution Familie. Er hatte seine leiblichen Eltern nie kennengelernt. Seine frühesten Erinnerungen bestanden darin, dass er von einer Pflegefamilie zur nächsten geschoben wurde. Sein hoher IQ hatte ihm dabei eine Menge Ärger eingebracht, und er war schnell als Problemkind abgestempelt worden.

Kurzlebige Beziehungen durchzogen sein gesamtes Leben. Er hatte gelernt, niemanden zu nahe an sich heranzulassen, allerdings gab es zwei Ausnahmen: Atlas und Krystofs Pflegeschwester, die sich strikt geweigert hatte, den Kontakt zu ihm wieder abzubrechen.

Sein Freund Atlas hatte ihn mit der bevorstehenden Hochzeit wirklich überrascht. Und wie hätte Krystof die Bitte ablehnen können, Trauzeuge zu sein? Indem er seinem besten Freund sagte, dass er nicht an die Ehe glaubte? Nicht einmal Krystof wäre dermaßen herzlos. Also hatte er zugestimmt, an der Seite seines besten Kumpels zu stehen, auch wenn er das ganze Unterfangen für einen riesigen Fehler hielt.

Und nun war es an der Zeit, für ein langes Junggesellenwochenende nach Ibiza zu fliegen. Die Insel war schließlich für ihr Nachtleben bekannt. Sie würden sich dort prächtig amüsieren. Es gab noch keinen richtigen Plan, doch es würde ganz bestimmt ein unvergessliches Erlebnis werden.

Er hatte auch Prinz Istvan von Rydiania dazu eingeladen, und sie wollten sich auf Ibiza treffen. Dazu hatte Krystof einige frühere Klassenkameraden kontaktiert, denn er und Atlas waren zur selben Schule gegangen.

Krystof war gerade erst mit seinem Privatjet in Athen gelandet, um Atlas abzuholen. Sein Mietwagen brachte ihn südlich der Stadt auf eine Fähre, mit der es weiter zur Insel Ludus ging. Als er endlich vor dem edlen Eingang des Hotels parkte, kam ihm Atlas schon beim Aussteigen entgegen.

„Wow. Ich hätte nicht erwartet, dass du es so eilig hast, hier zu verschwinden. Eigentlich wollte ich morgen früh losfahren, aber jetzt geht natürlich auch.“ Suchend blickte er sich um. „Wo sind denn deine Sachen?“

Sein Freund runzelte die Stirn. „Es hat eine Planänderung gegeben.“

„Oh.“ Das kam überraschend. Aber, hey, er war schließlich flexibel! „Willst du lieber woanders hin? Ich kann die Jungs anrufen und ihnen …“

Doch Atlas schüttelte den Kopf. „Das ist es nicht. Ich kann gar nicht mitkommen.“

„Was?“ Das konnte doch nicht sein Ernst sein. „Natürlich musst du mit. Falls das etwas mit Hermione zu tun hat, kannst du ihr versichern, dass die Party nicht zu sehr aus dem Ruder laufen wird.“ Er schenkte ihm ein breites Grinsen. Natürlich war das eine glatte Lüge. Immerhin war es Atlas’ letzte Chance, sich zu amüsieren, bevor er sich auf ewig band.

„Glaubst du wirklich, Hermione würde mir abnehmen, dass du dich jemals benimmst?“, erwiderte Atlas spöttisch.

„Warum sollte sie nicht? Ich bin doch ein toller Kerl?“ Er stemmte die Hände in seine schlanke Taille und straffte die breiten Schultern. „Da kannst du jeden fragen.“ Seine Gedanken schweiften sofort zu Adara. „Vielleicht nicht ganz jeden. Aber die meisten Leute, die mich kennen, lieben mich.“

Atlas verdrehte die Augen. „Du hast definitiv kein Problem mit deinem Ego“, brummte er und erntete ein Lachen. „Nur leider kann ich die Reise nach Ibiza tatsächlich nicht antreten. Meinem Vater geht es ziemlich schlecht, und wir sind gerade auf dem Weg dorthin.“

Damit hatte Krystof nicht gerechnet. Er wurde ernst. „Kumpel, bist du sicher, dass du ihn sehen willst?“

„Hermione meint, es sei das Beste.“

„Sie versteht das nicht. Wie sollte sie auch? Was früher passiert ist, hat sie doch alles nicht mitbekommen.“

„Keine Ahnung.“ Atlas zuckte die Achseln. „Das ist jetzt viele Jahre her.“ Er fuhr sich mit den Fingern durchs Haar. „Ich wollte auch nicht auf die Insel kommen, als meine Mutter mir diesen Ort vermacht hat, weil ich unheimlich wütend auf sie war. Aber dann fand ich hier heraus, dass ich sie vollkommen falsch eingeschätzt habe.“

„Das ist etwas anderes. Jetzt geht es um deinen alten Herrn. Er ist nicht einfach bloß abgehauen, sondern hat dir jeden Tag deines Lebens zur Hölle gemacht.“

„Ich weiß, ich weiß.“

Krystof war ehrlich besorgt um seinen Freund. Niemand sollte diesen Schmerz noch einmal durchmachen müssen. Aber es sah nicht so aus, als würde irgendetwas, was er sagte, Atlas’ Meinung über diese Reise ändern. Also konnte er nur für seinen besten Freund da sein und ihn unterstützen.

„Was kann ich für dich tun?“, fragte er.

„Hermione hat schon vorgeschlagen, die Hochzeit zu verschieben, aber das will ich nicht. Mein Vater hat mir damals zu viel genommen. Ich werde nicht zulassen, dass er mir auch diesen wichtigen Tag kaputtmacht.“ Sein Blick wurde hoffnungsvoll. „Würde es dir etwas ausmachen, hierzubleiben und Adara bei den Hochzeitsvorbereitungen zu helfen? Ich weiß ja, dass zwischen euch beiden irgendetwas vorgefallen ist. Wenn ich zu viel verlangen sollte, verstehe ich das.“

Er würde mit Adara allein sein? Krystof war sich nicht so sicher, ob das eine gute Idee war. Aber dann kam ihm ein anderer Gedanke. Sie hätte sowieso mit den Gästen alle Hände voll zu tun, und darüber hinaus ergab sich bestimmt ein Moment, um sich unter vier Augen zu unterhalten – gerade lange genug, um seine Neugier zu befriedigen, warum sie ihn überhaupt abgewiesen hatte. 

Wenn er blieb, schlug er zwei Fliegen mit einer Klappe: Er half Atlas, und eventuell brachte er die Sache mit Adara in Ordnung. „Nein, das mache ich gern für dich“, versprach er.

Atlas zog eine Augenbraue hoch. „Ganz sicher? Habe ich erwähnt, dass es um echte Hochzeitsvorbereitungen geht? Das ist doch ein Reizthema für dich.“

„Hab ich verstanden.“ Darum würde sich Adara ohnehin allein kümmern.

„Und was ist mit dem Problem zwischen dir und Adara?“

„Ich werde mit ihr reden und die Dinge wieder in Ordnung bringen.“

Das schien Atlas zu verblüffen. „Bist du dir da wirklich sicher?“

Autor

Jennifer Faye
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