Bianca Extra Band 148

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LASS LIEBE UNSERE BRÜCKE SEIN von BRENDA NOVAK

Aja und Grady haben in einer Dating-Reality-Show geheiratet. Dabei sind die junge Zahnärztin und der Handwerker doch so unterschiedlich! Zum Glück können sie die Ehe in ein paar Monaten annullieren lassen. Aber wollen sie das dann überhaupt noch?

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  • Erscheinungstag 03.05.2025
  • Bandnummer 148
  • ISBN / Artikelnummer 9783751531276
  • Seitenanzahl 432
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Brenda Novak, Michelle Lindo-Rice, Amy Woods, Allison Leigh

BIANCA EXTRA BAND 148

Brenda Novak

1. KAPITEL

„Ich soll was?“ Grady Amos beugte sich näher zu der Frau, die er gerade kennengelernt hatte, Winnie … den Nachnamen wusste er nicht mehr. Sie gefiel ihm. Sie war auf moderne Art attraktiv.

In Whiskey Creek, seiner Heimatstadt, kleidete man sich nicht so schick. Sie war ihm im Sexy Sadie’s, in das er nach der Arbeit gegangen war, sofort aufgefallen, und er hatte sich an der Theke neben sie gesetzt.

„Sie wären ein toller Kandidat für meine Datingshow“, wiederholte sie.

Er verzog das Gesicht. Sie hatte gesagt, dass sie auf ihrem Weg nach Los Angeles hier eine Freundin besuche. Aber offenbar hielt sie unterwegs Ausschau nach Kandidaten.

„Sie machen eine Realityshow?“ Sie hatte gesagt, sie sei Produzentin, war aber erst ins Detail gegangen, nachdem sie erfahren hatte, dass er Single war. Bei ihrer Frage nach seinem Beziehungsstatus hatte er zunächst angenommen, dass sie sich für ihn interessierte. Dass es offenbar nicht so war, enttäuschte ihn.

Sie wirkte selbst etwas geknickt. Wahrscheinlich reagierten die meisten Menschen enthusiastischer, wenn sie ihren Beruf erwähnte. „Wir drehen die dritte Staffel. Haben Sie Band der Liebe noch nie gesehen?“

„Ich fürchte nein.“

Sie spielte mit dem Strohhalm in dem Moscow Mule, den er ihr ausgegeben hatte. „Sie sollten es mal schauen, um sich ein Bild zu machen.“

Er hielt das nicht für sinnvoll, aber er unterhielt sich gern mit ihr und hoffte, dass sie mit ihm ausgehen wollte, auch wenn er dafür sechs oder sieben Stunden nach Los Angeles fahren musste. „Worum geht es denn in der Sendung?“

„Darum, ob Menschen sich aufgrund des Aussehens und der Chemie ihren Partner aussuchen können, oder ob sie Zeit zum Kennenlernen brauchen, um eine erfolgreiche Beziehung zu haben.“

„Ach, dann ist das wie die Sendung, über die meine Schwägerin neulich gesprochen hat. Wie heißt die noch mal? Die Kandidaten lernen sich bei ihrer Hochzeit kennen.“

Hochzeit auf den ersten Blick? Nein.“ Sie schüttelte den Kopf. „Bei mir sucht man sich die Braut aus.“

Er bestellte sich noch ein Bier. „Wie funktioniert das?“

„Unsere Kandidaten müssen mehrere Persönlichkeitstests machen. Dann haben sie drei Dates, immer mit einer anderen Frau. Sie werden von Psychologen ausgewählt. Und dann wählen sie eine der drei.“

„Um weiter zu daten?“

„Um zu heiraten.“

Natürlich. Es musste ja ein Köder an der Show sein, damit die Leute darüber redeten. „Klingt, als wäre es was für Leute, die Ärger suchen.“

Ihre Augen wurden groß. „Aber nein. Wenn die Ehe nicht funktioniert, kann man sie jederzeit annullieren“, sagte sie leichthin. „Der Unterschied zum echten Leben ist gar nicht so groß. Manchmal geht es gut, manchmal nicht.“

Wenn es so wäre, würden sie kein Fernsehformat daraus machen, aber das sagte er nicht. „Die Frauen dürfen nicht wählen?“ Er grinste. „Ist das nicht ein bisschen misogyn?“

Sie zog die Brauen hoch. „Es wechselt von Staffel zu Staffel.“

Er rieb sich über das Kinn. Er wünschte sich schon lang eine Frau und eine Familie. Aber da stand er, den vierzigsten Geburtstag vor Augen, und hatte die Liebe noch nicht gefunden.

Inzwischen sorgte er sich schon, dass er bis zu seinem Lebensende allein bleiben würde. Deshalb war er kurz versucht, es auszuprobieren. Es würde ihn jedenfalls in die Nähe von Winnie bringen, die er als den eigentlichen Preis betrachtete. Normales Online-Dating lag schon außerhalb seiner Komfortzone. Wieso sollte er also ein noch größeres Risiko eingehen?

„Jemanden über das Internet kennenzulernen ist so ungefähr das Wildeste, was ich mache“, sagte er.

„Dann haben Sie es ausprobiert?“, fragte sie.

„Da und dort, ja“, antwortete er. Er hatte sein Profil vor vier Jahren gelöscht, nachdem eine der Frauen angefangen hatte, ihn zu stalken.

Sie warf sich eine Erdnuss in den Mund. „Wie ist das gelaufen?“, wollte sie wissen.

Er sah sie an. „Gar nicht. Aber es gibt keine Garantie, dass die Show besser liefe.“

Er stand nicht gern im Rampenlicht. Selbst wenn er Whiskey Creek für die Dauer der Dreharbeiten verlassen könnte. „Hätte ich bessere Aussichten, wenn ich zum Reality-TV ginge?“

„Möglich. Aus Staffel eins und zwei sind drei Paare noch verheiratet“, sagte sie stolz.

Er straffte die Schultern. „Drei von …?“

„Acht.“

Fast 50 Prozent, nicht schlecht. „Erstaunlich“, lobte er.

„Bevor wir anfangen, führen wir viele Tests durch“, erklärte Winnie. „Wir wollen doch, dass die Menschen glücklich sind.“

Er zupfte am Etikett seiner Bierflasche. „Wo finden Sie die Kandidaten?“

„Die Leute bewerben sich online. Wir sind mit dem Casting für die neue Staffel fast durch. Ich brauche nur noch einen Mann, eigentlich zwei. Einen würde ich gern ersetzen.“ Sie zog eine Grimasse.

„Was habe ich, was er nicht hat?“, fragte er.

„Sie bewerben sich nicht für sämtliche Formate oder suchen nach einem Weg ins Showbusiness. Deshalb sind Sie authentischer, überzeugender und auch interessanter.“

Er hatte schon vermutet, dass Realityshows nicht „echt“ waren, sondern durchchoreografiert, und das war der Beweis.

„Ich glaube nicht, dass ich im TV gut rüberkomme“, sagte er. „Dafür braucht man doch Dramatik, und ich bin nicht so ein dramatischer Typ.“

„Glauben Sie mir, die Situation sorgt für genügend Dramatik“, sagte sie mit einem reizenden Lächeln. „Sie oder die anderen Kandidaten brauchen keine schwierigen Typen zu sein. Die Chancen stehen sowieso schon schlecht – ganz allgemein für langfristige Beziehungen –, aber genau das wollen wir schaffen.“

„Ich habe einen Job“, gab er zu Bedenken.

Sie trank einen Schluck. „Sie sagten, Sie arbeiten in einer Autolackiererei?“

„Ich arbeite nicht dort, sondern bin der Besitzer“, stellte er klar. Er und seine vier Brüder waren Partner, und seit sie das Unternehmen von ihrem Vater übernommen hatten, war es sehr gewachsen. Sie hatten drei Filialen, neben dem Original in Whiskey Creek eine in Reno, Nevada, die sein zweitältester Bruder führte, und eine in Silver Springs, California, die sein jüngster Bruder leitete.

„Sie könnten berühmt werden“, sagte sie, als wäre es etwas Reizvolles.

Er wollte nicht berühmt werden, sondern eine Frau finden. „Ich könnte nicht so lang von der Firma weg, selbst wenn ich wollte.“

Sie ließ nicht locker. „Wenn Sie der Boss sind, haben Sie doch sicher Angestellte, die einspringen können?“

Seit Aaron und Mack weggezogen waren, hatten er, Dylan und Rod ein paar Männer eingestellt, um sie zu ersetzen. Dylan und Rod hatten Familie und konnten nicht mehr so viele Stunden arbeiten wie vorher. Aber er selbst war immer noch jeden Tag da, Vollzeit. Auch wenn sie das Geld zu gleichen Teilen aufteilten, war es einfach sinnvoll, dass er mehr arbeitete.

„Ein paar“, antwortete er.

„Dann machen Sie doch mal etwas Unerwartetes und Verrücktes.“ Sie senkte die Stimme. „Es könnte Ihr Leben verändern.“

„Mal sehen.“

„Wollen Sie nicht heiraten?“, hakte sie nach.

Er dachte über die hektischen, aber glücklichen Familienleben seiner Brüder nach. Aber er bezweifelte, dass das der richtige Weg wäre. „Schon“, gab er zu. „Aber ich kann mir nicht vorstellen, meine Frau so kennenzulernen.“

„Warum probieren Sie es nicht einfach aus? Im besten Fall finden Sie die Frau Ihrer Träume. Im schlimmsten Fall leben Sie Ihr Leben weiter wie bisher.“

Als sie es so sagte, klang sein Leben in Whiskey Creek nicht besonders verheißungsvoll, sondern einsam.

Aber Reality-TV? Niemals. „Ich denke drüber nach.“

Sie sah auf ihr Handy und schien zu erschrecken. „Ich habe eine Telefonkonferenz. Hier ist meine Karte.“ Sie zwinkerte, als er sie nahm, und ihr Lächeln rief ein Kribbeln hervor.

„Rufen Sie mich an, wenn Sie Ihre Meinung ändern.“

Er steckte die Karte in die Tasche. Er wollte sie anrufen, aber nicht, um in ihrer Sendung zu sein.

2. KAPITEL

Sie würde ihre Mutter enttäuschen, es war unausweichlich.

Aja Kermani sah stirnrunzelnd auf die letzte Nachricht von Esther. Gestern Abend hatte ihre Mutter ihr Farbmuster geschickt und gemeint, Schwarz mit Elfenbein wäre „zauberhaft“. Und gestern Morgen hatte sie Ideen für eine Torte geschickt.

Esther wusste nicht, dass es keine Hochzeit geben würde. Aja hatte sich vor vier Tagen, nach seinem Antrag, von ihrem Langzeitfreund Arman getrennt.

Sie wollte das Leben, das ihre Eltern sorgsam für sie zurechtgelegt hatten, nicht.

Natürlich liebte sie ihre Eltern und hatte, solange sie sich erinnern konnte, versucht, ihnen zu gefallen. Sie verstand die Opfer, die sie für ihre Einwanderung in die USA auf sich genommen hatten, um sich ein besseres Leben und Aja und ihrem Bruder mehr Möglichkeiten zu eröffnen, und war ihnen dankbar dafür.

Aber sie wollte mehr.

Oder vielmehr, etwas anderes. So sehr sie auch versuchte, der Vorstellung ihrer Eltern zu folgen, war sie doch nicht mehr daran interessiert, sich in eine Form pressen zu lassen, in die sie offensichtlich nicht passte. Sie wollte die Freiheit, ihre eigenen Träume zu verwirklichen, und der Hunger danach war jahrelang gewachsen … seit der Mittelschule schon.

Gefällt es dir? Es kostet fast 7 000 Dollar, aber du würdest großartig darin aussehen.

Aja las die Nachricht ihrer Mutter zweimal. Ihre Eltern waren bereit, so viel Geld für ein Kleid auszugeben?

Natürlich konnten sie es sich leisten. Ihr Vater war Augenarzt, ihre Mutter Kieferorthopädin, und sie lebten in einem schönen, geschmackvoll ausgestatteten Haus in Newport Beach in Orange County. Was würden sie sagen, wenn sie ihnen verriet, dass sie sich einfach nicht hatte durchringen können, den Sohn ihrer besten Freunde zu heiraten?

Sie ließ sich in dem kleinen Büro ihrer Zahnarztpraxis auf den Lederstuhl hinter dem Schreibtisch sinken. Innerhalb von acht Jahren hatte sie eine gut laufende Praxis aufgebaut. Aber es fiel ihr jeden Tag schwerer, sich zur Arbeit zu motivieren. Ihre Eltern hatten unbedingt gewollt, dass sie Zahnärztin wurde. Sie hatte es ihnen zu Gefallen getan, und weil sie wusste, dass sie schockiert wären, wenn sie ihnen sagte, was sie wirklich tun wollte. Aber wie lange sollte sie sich noch durch diesen Alltag schleppen? Sie musste aus der ewig gleichen Routine ausbrechen. Sie wusste nur nicht, wie, oder ob sie es hinterher bereuen würde.

Die Angst vor Reue – und davor, die Hoffnungen ihrer Eltern für etwas, das keinen Erfolg garantierte, zu zerstören – hatten sie in ihrem Leben verharren lassen. Aber dann hatte Arman seinen Antrag gemacht, und ihr war klar geworden, dass mit der Heirat ihr Leben in Zement gegossen wäre. Die Angst, die in dieser Sekunde in ihr aufbrach, hatte sie starr vor Kälte werden lassen.

Da sie ihre Mutter nicht ewig ignorieren konnte, riss sie sich zusammen und rief sie an.

„Na endlich“, flötete Esther. „Bist du noch im Büro?“

Aja arbeitete zu lang. Das war Teil des Problems. Außerhalb der Praxis hatte sie kaum ein Leben. Sie hatte nur wenig Zeit, an ihrer Töpferei zu arbeiten und war seit Monaten nicht im Atelier gewesen. „Ja.“

„Findest du das Hochzeitskleid nicht umwerfend?“, fragte Esther.

Ihre Mutter hatte guten Geschmack. Das Kleid war traumhaft. „Ja.“

„Und? Möchtest du es anprobieren? Morgen ist Samstag. Wir könnten zusammen zu Mittag essen und nachmittags shoppen gehen.“

Aja presste die Augen zu. Los geht’s … „Ich fürchte, nein.“ Bevor sie weitersprechen konnte, fiel Esther ihr ins Wort.

„Wenn es morgen nicht passt, dann vielleicht Sonntag? Dein Vater könnte danach grillen.“

Das Familienabendessen am Sonntag war Tradition. Es bot ihren Eltern überdies die Möglichkeit, sich jede Woche zu vergewissern, dass ihre Kinder noch in der Spur liefen. „Nein, Mom. Der Tag ist nicht das Problem. Ich muss dir etwas sagen.“

„Was denn?“, fragte sie, merklich überrascht von der Ernsthaftigkeit in Ajas Stimme.

„Es wird keine Hochzeit geben“, sagte Aja.

Schweigen. Dann platzte ihre Mutter panisch heraus: „Arman hat seinen Eltern gesagt, dass er dir am Montag einen Antrag macht. Hab ich es versaut? Oh Gott! Hat er noch gar nicht gefragt? Es tut mir so leid! Jetzt weiß ich, warum du nicht angerufen hast. Er hat es nicht durchgezogen.“

Aja räusperte sich. „Doch. Er hat gefragt, aber ich habe Nein gesagt.“

„Wieso denn bloß?“, fragte ihre Mutter verzweifelt.

Aja massierte sich die Stirn. „Weil ich ihn nicht liebe.“

„Arman ist ein guter und aufrichtiger Mann. Er wird dir ein wunderbarer Ehemann und außerdem wird er ein großartiger Vater sein.“

„Sicher. Er ist ein guter Mensch. Das Problem ist nur … ich liebe ihn nicht.“

Schweigen. Ihre Mutter musste verblüfft sein. Ajas und Armans Eltern hatten seit Jahren geglaubt, sie würden eines Tages die Vereinigung ihrer Kinder feiern und damit die Familien noch enger zusammenbringen. „Also haben wir deshalb nichts von den Kahns gehört“, sagte sie. „Du musst ihnen das Herz gebrochen haben, und auf uns werden sie dann wohl wütend sein.“

„Es war nicht meine Absicht, jemandem wehzutun oder Schwierigkeiten für eure Beziehung zu verursachen.“

„Dein Vater und ich haben geglaubt … Na ja, dass du dir Ehe und Familie wünschst.“

„Tue ich auch, aber nicht mit Arman.“

„Mit wem denn dann?“, fragte sie, als sei es die einzig logische Reaktion.

„Das weiß ich nicht! Ich war nicht frei, jemand anderen zu finden. Jemanden, der mich anspricht, der mir das Gefühl gibt … das ich empfinden sollte, bevor ich mich fürs Leben binde.“

Aja war ihr ganzes Leben in der Persischen Gemeinschaft in Los Angeles verkehrt. Dort wollte sie hinaus, aber das auszusprechen würde ihre Mutter nur aufregen, und ihren Vater auch. Sie waren wegen der Sicherheit und der Aufstiegschancen nach Amerika gekommen, doch sie hingen an der alten Welt, die sie verlassen hatten.

Aber Aja war hier geboren. Für sie bedeutete das Leben in den USA, Veränderung willkommen zu heißen, nach vorne zu schauen. Es war der große Schmelztiegel, und doch wollten ihre Eltern nicht, dass sie da mitmachte.

„Aber mit wem denn bloß?“, fragte ihre Mutter erneut.

Sie dachte an einige der jungen Männer, die sie auf der Uni kennengelernt hatte. Einige von ihnen hatte sie attraktiv gefunden, aber nie zugesagt, wenn sie eingeladen wurde. Manche hatten sogar mit ihr Zahnmedizin studiert, würden also Akademiker werden, aber sie waren keine Perser, weshalb sie zu Hause mit Aufregung, Enttäuschung und vielleicht sogar Ablehnung rechnen musste. Da sie schon sehr hatte kämpfen müssen, um überhaupt das Studium zu schaffen, hatte sie nicht auch noch diesen Kampf riskieren wollen.

Aber jetzt … Sie war vierunddreißig. Sie hatte das Leben ihrer Eltern lang genug gelebt, um zu wissen, dass es nicht ihr Weg war. So sehr sie auch nur ihr Bestes wollten und so sehr sie sie liebten, musste Aja auf mehr Freiheit und Selbstständigkeit bestehen, um ihren eigenen Weg einzuschlagen.

Besser spät als nie, dachte sie. Aber … Sie runzelte die Stirn, als sie noch einmal ihr winziges Büro betrachtete. Bedeutete das, die Praxis zu verkaufen? Oder einen zweiten Zahnarzt hereinzuholen, damit sie Zeit für ihre Töpferei hatte? Das war die Frage, die sie in den immer gleichen Gedankenstrudel zog.

„Ich habe niemanden im Sinn“, sagte sie zu ihrer Mutter. „Ich weiß nur, dass es nicht richtig wäre, Arman zu heiraten.“

Aja spürte Esthers Missbilligung durch das Telefon hindurch. „Ich glaube, das wirst du noch bereuen.“

„Ich weiß.“

„Arman ist attraktiv und klug …“

„Aber ich liebe ihn nicht“, unterbrach sie fest. „Das habe ich schon zwei Mal gesagt.“

„Liebe entsteht aus Respekt, Aja. Und dieses Verliebtheitsgefühl wird überbewertet. Arman betet dich an. Er behandelt dich wie eine Königin.“

„Ich würde ihm keinen Gefallen tun. Ich mag ihn zu sehr, um ihm eine unglückliche Frau zu sein.“

„Unglücklich …“, echote ihre Mutter.

„Ja, ich wäre unglücklich, wenn ich ihn heirate“, sagte sie, und das überzeugte Esther wahrscheinlich, aufzugeben.

„Okay. Nur du weißt, was das Beste für dich ist.“

Exakt. Die Worte klangen wie Balsam, aber Aja wusste, dass ihre Mutter sie nicht ernst meinte.

„Ich rufe dann mal Behar an und versuche, es ihm zu erklären.“

Aja mochte Behar und Behram, Armans Eltern. Sie mochte auch seinen Bruder. Es würde schwer werden, ihnen wieder zu begegnen, da sie sie wahrscheinlich nicht mehr mochten. „Es tut mir leid, dass ich sie enttäusche“, sagte sie. „Und euch.“

„Schon gut“, sagte ihre Mutter steif. „Ich hoffe nur, dass du keinen großen Fehler machst.“

Das hoffte Aja auch. Das Leben war ungewiss, es gab keinerlei Garantien.

Sie verabschiedete sich und legte auf. Es war halb sieben an einem Freitagabend. Sie hatte keine Pläne. Außer für Sonntag natürlich. Aber diese Woche würde das Essen im Haus ihrer Eltern nicht einfach sein.

Sie war noch mit Büroarbeit beschäftigt, als sie eine Textnachricht von ihrem Bruder erhielt.

O nein, das hast du nicht getan.

Sie runzelte die Stirn.

O doch, habe ich.

Ziehst du das durch?

Sie wusste, dass er sich das für sie wünschte. In jeder Barriere, die sie durchbrach, ließ sie eine Lücke für ihn offen.

Ich kann Arman einfach nicht heiraten.

Wie hat er es aufgefasst?

Nicht gut. Er denkt wohl, ich würde meine Meinung ändern, er hat es noch nicht seinen Eltern gesagt. Sonst hätten sie sich bei Mom und Dad gemeldet.

Oder er *hat* es ihnen gesagt, und sie sind sauer.

Das denkt Mom jedenfalls.

Mist. Wusste nicht, dass du so eine Querulantin bist.

Ich wünschte, ich hätte einen älteren Bruder, der für mich Barrieren einreißt. ;)

Du hast dich vierunddreißig Jahre konform verhalten. Das ist nicht gerade Barrieren einreißen. Aber jetzt machst du mir Hoffnung.

Witzig. Hast du Mom und Dad schon gesagt, dass du kein Jurist werden willst, sondern lieber Schauspieler?

Noch nicht. Ich habe noch keine Gelegenheit gehabt, um es zu untermauern. Aber demnächst habe ich ein neues Casting.

Wofür dieses Mal?

Eine Realityshow mit dem Titel Band der Liebe.

Aja googelte rasch danach und las die Ankündigung.

Willst du mich verkohlen? Du könntest am Ende verheiratet sein!

Oder entdeckt werden.

Ist dir das Risiko egal?

Nein, aber es ist etwas für mein Portfolio, ein möglicher Anfang. Und es wird ganz gut bezahlt.

Aber was ist mit Mom und Dad?

Die schauen kein Reality-TV. Sie werden es nie erfahren.

Du willst einfach deine Frau mitbringen, wenn alles vorbei ist? Wie stehen die Chancen, dass sie Perserin ist?

Zugegeben, nicht besonders. Aber wenn ich sie lieben würde, wäre es den Kampf wert. Und wenn nicht? Dann lasse ich die Ehe canceln, und sie brauchen nichts davon zu erfahren.

Du bist so sorglos. *augenroll*

Man hat nur ein Leben. Ich habe vor, meines zu leben.

Das wollte Aja auch, aber so einfach war das nicht.

Wenn du sie auch noch aufregst, drehen sie dir vielleicht den Geldhahn zu und bezahlen nicht mehr fürs Studium.

Dann hör ich eben auf. Im Gegensatz zu dir bin ich nicht käuflich. ;)

Große Töne für jemanden, der das, was er will, nur heimlich macht. ;)

Man sagt auch schlau dazu. Wozu eine Welle machen, wenn ich nicht muss?

Aja kicherte.

Wann ist das Casting?

Morgen. Willst du mitkommen? Wir könnten danach was essen gehen.

Das würde sicher mehr Spaß machen als zu waschen und zu putzen.

Klar. Wann?

Um zehn.

Alles klar.

Sie legte das Handy hin und atmete durch. Sie hatte den Heiratsantrag des Sohnes der besten Freunde ihrer Eltern abgelehnt und sehnte sich danach, die Zahnarztpraxis aufzugeben, um töpfern zu können. Darius wollte kein Jurist werden, obwohl er Jura studierte. Sie biss sich auf die Lippen bei den dunklen Wolken, die sie am Horizont heraufziehen sah. Ihre Eltern würden demnächst feststellen, dass sie keines ihrer Kinder unter Kontrolle hatten.

3. KAPITEL

Sie kamen zwanzig Minuten zu früh und warteten in der Lobby eines Büros im fünfzehnten Stock in Burbank. Laut Darius sollten die Aufzeichnungen bald beginnen.

Die Rezeptionistin sah auf und wies auf eine Sitzecke aus Leder mit einem modernen Couchtisch. Sie blätterten in den bereitliegenden Magazinen, als zehn Minuten später die Produzentin erschien.

Sie schüttelte Darius die Hand und wandte sich Aja zu. „Und wer ist das?“

Darius sagte, dass seine Schwester ihn nur begleitete, aber die Produzentin, die sie bat, Winnie zu ihr zu sagen, lud sie beide in ihr Büro ein.

Aja versuchte sich zu entschuldigen; sie wollte sich nicht aufdrängen. Aber Winnie bestand darauf, sodass sie ihren Bruder fragend ansah, aber er zuckte nur kurz mit den Schultern.

Im Büro wollte Aja sich abseits stellen und ihren Kaffee trinken, während die beiden sich miteinander unterhielten, aber Winnie zog einen weiteren Stuhl an den Schreibtisch und bat sie beide, sich zu setzen. Aja wünschte, sie hätte im Auto gewartet.

„Ich habe mir Ihre Online-Bewerbung angesehen“, sagte Winnie zu Darius und wedelte mit einem Papierausdruck. „Sie sind auf jeden Fall interessant für mich. Sie sind attraktiv, gebildet und von gewinnender Art. Auch die Persönlichkeitstests waren gut. Das einzige Problem … Sie sind ein bisschen jung.“

„Ich bin fast sechsundzwanzig.“

Ihre Miene drückte aus, dass sein Alter ein Knackpunkt sein könnte. „Die meisten Teilnehmer sind über dreißig. Unsere Psychologen meinen, dass wir größeren Erfolg mit Kandidaten haben, die etwas älter sind. Sie haben mehr Erfahrungen mit Beziehungen, wissen, was sie wollen, und sind eher zufrieden, wenn sie sich festlegen.“ Sie legte seine Bewerbung auf den Tisch. „Wieso möchten Sie an unserer Sendung teilnehmen?“

„Ich bin abenteuerlustig und glaube, dass das eine interessante Möglichkeit ist, jemanden kennenzulernen. Außerdem interessiere ich mich für Psychologie.“

Aja applaudierte ihm im Geiste, weil er seine wahren Gründe verbarg. Aber sie hätte wetten können, dass diese schöne und kluge Frau ihn durchschaute.

„Sie sind derzeit Single“, sagte sie.

„Ja.“

Sie sah Aja an. „Wie alt sind Sie?“

Aja hatte gerade den Kaffee zum Mund geführt, also antwortete Darius. „Vierunddreißig.“

„Sind Sie vergeben?“

Aja schluckte. „Derzeit nicht.“

„Was machen Sie beruflich?“

„Ich bin Zahnärztin.“

„In Los Angeles?“

Sie nickte. „Ich praktiziere seit acht Jahren.“

„Und Sie daten niemanden?“, fragte sie erneut.

„Ich habe mich gerade getrennt. Aber … ich bewerbe mich nicht für die Sendung.“ Sie deutete auf ihren Bruder. „Wir gehen nachher zusammen essen. Ich hatte nicht vor, sein Vorsprechen … Interview zu stören.“

„Sie stören nicht. Ich freue mich, dass Sie hier sind. Wir mussten in letzter Minute mit dem Cast jonglieren, und uns fehlt noch eine weibliche Kandidatin. Sie scheinen perfekt zu sein. Sie sind sehr attraktiv.“

„Danke für das Kompliment, aber …“

„Wenn Sie zur Show kommen, nehme ich Ihren Bruder auch auf“, sagte sie pragmatisch.

Aja blinzelte. Sie spürte, wie intensiv Darius sie ansah. Er dachte an seinen Durchbruch, aber sie konnte sich nicht einmal vorstellen, im Reality-TV aufzutreten. „Ich weiß nicht … Ich kann doch nicht einfach meine Patienten im Stich lassen.“

„Du kannst die Termine verlegen“, sagte Darius. „Du arbeitest zu viel, das hast du vorhin erst gesagt. Greif zu! Mach mal etwas anderes.“

Hatte sie nicht gerade erst über eine Veränderung nachgedacht? Der Gedanke, es zu wagen, sprach sie irgendwie an. „Ich bin einfach nicht – fürs Fernsehen gemacht“, sagte sie mit einem Lachen, das in ihren eigenen Ohren nervös klang.

Winnie legte den Kopf schief. „Warum denken Sie das?“, wollte sie wissen.

„Ich wollte nie Schauspielerin werden und habe so etwas nie ausprobiert.“

„Ich suche keine Schauspieler. Nur Frauen und Männer, die sich verlieben wollen und gute Ehepartner abgeben würden, sodass jedes Paar, das aus der Show hervorgeht, eine reale Chance hat.“

Aja hatte schon Darius’ Entscheidung für gedankenlos gehalten. Sie konnte jetzt unmöglich das Gleiche tun wie er! Andererseits … „Darius eignet sich dafür perfekt …“, sagte sie lahm.

Winnie unterbrach sie erneut. „Er ist ein bisschen jung.“

„Komm schon, Aja, lebe mal.“ Sie schaffte es nicht, Darius zu enttäuschen. Außerdem flog sie vielleicht schon nach dem ersten Termin raus, dann konnte sie ihrem Bruder ohne längere Fehlzeit in der Praxis helfen.

Für alle Fälle fragte sie: „Wie lange würde es dauern, die ganze Staffel abzudrehen?“

„Etwas über einen Monat. Aber Sie werden entschädigt. Und unsere Psychologen gehören zu den Besten. Sie analysieren alle Personen und gehen in die Tiefe, damit die Paarungen passen.“

„Wie lange hätte ich Vorlauf, um in der Praxis alles zu organisieren?“

„Wir beginnen in drei Wochen. Vorher müssten Sie allerdings noch den Direktor kennenlernen, wir müssten für Werbezwecke einige Fotos und Clips aufnehmen, Sie müssen sich ärztlich untersuchen lassen, wozu auch Drogentests gehören, und dann psychologische Tests machen.“

„Sind die psychologischen Tests anders als Persönlichkeitstests?“, fragte Darius.

„Ja. Mit ihrer Hilfe wollen wir alle fragilen oder gefährlichen Kandidaten aussieben.“ Sie wedelte mit der Hand durch die Luft. „Sie werden sicherlich problemlos bestehen.“

„Klingt, als wäre es schon vor dem Dreh ein ziemlicher Aufwand“, sagte Aja.

„Es sind schon ein paar Termine, aber wir organisieren alles nach Ihrem Zeitplan.“

„Machst du es?“, drängte Darius.

Warum nicht? Ihm bedeutete es so viel. „Na gut“, sagte sie.

„Ja!“ Ihr Bruder ballte die Faust, und Winnie lächelte erfreut.

„Wunderbar.“ Die Produzentin stand auf. „Geben Sie mir eine Minute, damit ich die Verträge holen kann.“

„Machst du das wirklich?“, fragte Mack. „Ist diese Produzentin so toll?“

Nachdem er mit seinem jüngsten Bruder, dessen Frau und ihren drei Kindern in deren neuem Haus gefrühstückt hatte, wollte Grady gerade in seinen Wagen steigen, um seine Verabredung zum Mittagessen mit Winnie Bruckner einhalten zu können. „Ja. Sie ist so toll.“

Tasha stand neben Mack, sie hielt die Kleinste auf dem Arm, während ihr Ältester im Vorgarten mit seinem Bruder Fußball spielte. „Aber heiraten wirst du jemand anderes“, sagte sie und runzelte verwirrt die Stirn.

„Winnie braucht nur noch einen männlichen Kandidaten und ist knapp dran. Die Dreharbeiten beginnen in einer Woche. Ich tue ihr nur einen Gefallen … und hoffe, sie näher kennenzulernen.“

„Während du eine andere heiratest“, sagte Mack.

„Das ist doch nur eine Show“, sagte er entnervt. „Die Ehe kann annulliert werden.“

Mack zog eine Grimasse. „Das klingt gar nicht nach dir.“

Das stimmte. Aber ihm bot sich eine Gelegenheit, also konnte er sie auch ergreifen. Winnie hatte angerufen und etwas gesagt, das Sinn ergeben hatte: „Wenn Sie immer wieder das Gleiche tun, wird sich nichts ändern. Also, warum sollten Sie nicht mal eine Chance beim Schopf packen?“

„Sie wird sicher dankbar sein, dass du ihre Sendung rettest“, sagte Tasha. „Aber dass sie versuchen wird, dich mit einer anderen zu verkuppeln, ist ein seltsamer Gedanke.“

Er gab dem Baby ein Küsschen. „Wir bleiben in Kontakt.“ Er winkte und rief den Jungs zum Abschied einen Gruß zu.

„Bye, Uncle Grady!“

Als er losfahren wollte, hörte er den Benachrichtigungston seines Handys.

Winnie hatte geschrieben: Sie kommen doch?

Werde da sein, antwortete er. Im Davonfahren winkte er aus dem offenen Fahrerfenster.

4. KAPITEL

Nach wenigen Tagen hatte Grady den Vertrag inklusive Verschwiegenheitsklausel unterzeichnet, war fotografiert und gefilmt worden, hatte sich untersuchen lassen, einen Drogentest abgelegt und war psychologisch eingeschätzt worden.

Aber weil er in letzter Minute erschienen war, um Winnie auszuhelfen, hatte sie für ihn eine Ausnahme gemacht. Anstatt die Psychologen die drei Frauen aussuchen zu lassen, die er kennenlernen würde, hatte er sie überzeugt, ihm die Profile der Kandidatinnen zu geben und ihn selbst wählen zu lassen. Beim Durchsehen der Fotos hatte er sofort die Frau gesehen, die ihm einen Ausweg aus der Situation bieten könnte – diejenige, die ihm garantiert ein Date mit Winnie verschaffen würde, wenn die ganze Chose vorbei wäre.

Ihr Name war Aja Kermani. Sie war gebildet, eine Zahnärztin, und in der Großstadt aufgewachsen. Er war Automechaniker, dessen Mutter Selbstmord begangen hatte und dessen Vater im Knast gesessen hatte. Er war von seinem ältesten Bruder aufgezogen worden und hatte gerade mal einen Highschool-Abschluss. Sie hatte liebende Eltern und war wohlhabend. Er war als Kind kaum beaufsichtigt worden und lebte in einem so winzigen Dorf, dass sie sich dort zu Tode langweilen würde. Sie mochte Kunst und Theater, er Actionfilme. Sie las gern, er schlief ein, sobald er ein Buch öffnete.

Kurz und gut: Sie hatten überhaupt keine Gemeinsamkeiten.

Er sah ihr Foto an. Sie war wunderschön, mit großen braunen Augen, seidiger hellbrauner Haut und dichtem dunklem Haar. Und ihr Lächeln! Aber nie würde jemand wie sie einen wie ihn heiraten wollen.

Leise lachend blätterte er ihr Profil durch. Das würde sogar noch besser, als er gedacht hatte. Offenbar war ihr jüngerer Bruder ebenfalls Kandidat. Auf einer handgeschriebenen Notiz zwischen den Seiten stand, dass sie der Show nur zugestimmt hatte, wenn ihr Bruder Darius auch teilnehmen konnte. Er war froh, dass das Herz dieser Aja nicht daran hing, mit einer ernsten Beziehung aus der Erfahrung herauszugehen. Er würde sie also nicht enttäuschen. Es war rundum perfekt, zumal er die Frau, die er in Wahrheit wollte, jeden Tag sehen würde.

Auf seinem Handy kam eine Textnachricht von Winnie an.

Kommen Sie runter?

An diesem Abend starteten die Filmaufnahmen mit einem Meet-and-Greet, zuerst mit den Frauen, dann mit den Männern, da die beiden Gruppen sich nicht sehen durften, bevor sie ihre „Dates“ hatten. Sie waren in unterschiedlichen Häusern untergebracht worden.

Er sah auf die Uhr.

Es hieß doch sieben Uhr. Geht’s früher los?

Ich brauche die Akten, bevor jemand merkt, dass ich sie Ihnen gegeben habe.

Dachte, Sie sind der Boss. ;-)

Wie witzig! Bin ich ja, aber die Regeln zu brechen kann unserem Image schaden, vor allem, wenn das jemand leakt.

Dabei könnte ihr ein Skandal helfen. Die Headlines könnten die Einschaltquoten verbessern. Ihr Format hatte noch nicht ganz ihre Erwartungen erfüllt.

Okay. Ziehe nur meine Schuhe an. Wo?

Waren Sie schon am Poolhaus?

Werde ich finden.

Er ging hinaus, schlenderte durch den Park und traf sie mit einem Rucksack an, als er zum Pool kam.

„Wollen Sie ins Poolhaus gehen?“, fragte er.

„Nein, das würde komisch wirken. Hier ist niemand, der uns sehen könnte. Geben Sie her.“

Er reichte ihr die Unterlagen, die sie sofort verstaute. „Haben Sie eine passende Kandidatin gefunden?“

„Ja, Aja Kermani.“

„Die Perserin? Wieso gerade sie?“

Er lächelte. „Wegen des Persönlichkeitstests.“

Sie verdrehte die Augen. „Nur zur Info – unsere Psychologen haben sie nicht als Kandidatin für Sie ausgewählt.“

Das überraschte ihn nicht. Sie hatten genau das Gleiche gesehen wie er – sie beide konnten nicht kompatibel sein. „Mit wem geben Sie mir eine größere Chance?“

„Das bleibt eine Überraschung.“

„Damit kann ich leben“, sagte er schulterzuckend. „Mit wem wurde Aja denn gematcht?“

„Omar Hussan.“

„Weil er eine ähnliche Ethnie hat?“

Sie sah alarmiert aus. „Haben Sie ihn schon kennengelernt? Sie sollten vor heute Abend niemanden treffen.“

„Ich rate nur wegen des Namens.“

„Ach so. Bei Ihnen und Aja kann ich mir nicht mal vorstellen, dass Sie sich über das Abendessen einigen können, wenn Sie ausgehen wollen.“

Darüber machte sich Grady keine Sorgen. Er konnte flexibel sein, weil es eh keine Rolle spielte. „Wir finden sicher einen Kompromiss. Danke, dass Sie mir die Profile gegeben haben.“

„Gern.“ Sie senkte die Stimme. „Aber ab jetzt wird nach den Regeln gespielt.“

„Alles klar.“

Sie lächelte. „Sie werden sicher einer der Publikumslieblinge in dieser Staffel sein. Ich hoffe, Sie sind bereit.“

„Habe ich vergessen zu erwähnen, dass ich eher introvertiert bin?“

Sie sah über die Schulter, bevor sie mit klackernden Absätzen davonging. „Die Psychologen haben mich informiert, ich kenne Ihre dunklen Geheimnisse.“ Sie zwinkerte.

Am Abend nach dem Meet-and-Greet, das die erste Folge der Staffel abgeben würde, hatten der Direktor Jim Kline und Winnie darüber diskutiert, ob sie Aja und Darius für den Monat der Aufzeichnungen die Handys abnehmen sollten, sich dann aber dagegen entschieden, weil dadurch das Dramapotenzial für die Sendungen noch erhöht werden konnte.

Aja war dem Gespräch mit gemischten Gefühlen gefolgt. Sie hatte einen Vertrag unterzeichnet, der den Machern der Show viel Macht über ihr Privatleben gab, aber dass man ihr das Smartphone wegnehmen könnte, hatte sie nicht gedacht. Im Notfall musste sie für die Praxis immer erreichbar sein.

Außerdem hatten Darius und sie ihren Eltern gesagt, sie würden einen Monat nach Italien reisen, und Esther und Cyrus würden erwarten, gelegentlich von ihnen zu hören.

„Du wirkst ein bisschen verloren“, erklang eine freundliche Stimme neben Aja.

Sie drehte sich vom Fenster um, durch das sie auf den Hof geblickt hatte, seit sie vom Frühstückstisch aufgestanden war, und sah Barbie LaFaver an, die ihrer Namensvetterin bemerkenswert ähnlich sah. Die restlichen Frauen standen in Grüppchen zusammen und unterhielten sich, während sie auf den Dreh des letzten Teils der ersten Folge warteten. Darin sollten sie erfahren, wer ihr möglicher Bräutigam sein würde.

„Ich habe nicht gut geschlafen.“ Das war die Wahrheit.

Barbie senkte die Stimme. „Sag nicht, du bereust es …“

„Vielleicht ein bisschen“, gab sie zu.

„Verstehe. Mich nervt, dass sie so auf unsere Handys aufpassen. Aber der Dreh dauert nur einen Monat. Es ist eine tolle Gelegenheit. Auch wenn wir nicht den Richtigen finden, kann die Bekanntheit uns so manche Türen öffnen.“

Aja nickte. Sie hatte gehört, dass einige Teilnehmerinnen an Reality-Shows in eine Karriere starteten, die ihnen noch viel mehr Geld brachte.

„Nervös, wen du daten sollst?“, fragte Barbie.

Tatsächlich war Aja gespannt. Wenn sie ausschied, bräuchte sie sich keine Gedanken mehr darüber zu machen, wie sie die Zeit überstehen sollte, in der sie komplett fremdbestimmt war. Aber sie begriff rasch, dass sie für die Show auf vielerlei Ebenen getestet wurden. Fürs Reality-TV waren Emotionen nötig, und die gab es eher, wenn die Teilnehmenden unter hohem Druck standen. „Vielleicht ein bisschen.“

Barbie griff nach ihren Händen. „Ich bin supernervös.“

„Da wir nicht selbst wählen dürfen, würde ich zu gern vorweg den Teil von gestern Abend sehen, in dem sie die Männer vorstellen.“

„Ich auch, aber wir sollen uns beim ersten Mal als Blind Date begegnen, damit sie unseren Gesichtsausdruck bei der Begegnung filmen können.“

Der Direktor kam mit einem Filmteam herein. „In fünf Minuten geht es los.“

Sie verteilten die Umschläge unter den Kandidatinnen. Die Männer würden in ihren drei Namen finden, die Frauen in dieser Staffel nur einen.

Maske und Ton wurden noch einmal gecheckt, und wenige Minuten später, als alles an Ort und Stelle war, lächelte der Gastgeber, Danny Schular. „Alle bereit?“

Der Direktor sah sich um, nickte zufrieden und hob die Hand, um Stille zu gebieten. „Action!“

„Wie ihr wisst, bekommt ihr heute den Umschlag mit dem Namen des Mannes, der bald euer Ehemann werden könnte“, sagte Danny, als die Kameras liefen. „Euch wird der Name nicht viel sagen, da ihr nicht einmal Fotos der Kandidaten gesehen habt, aber unseren Zuschauerinnen und Zuschauern, denen wir sie bereits vorgestellt haben, schon.“ Er lächelte in die Kamera. „Freut ihr euch darauf, den Mann kennenzulernen, mit dem ihr möglicherweise den Rest eures Lebens verbringen werdet? Oder habt ihr vielleicht Angst, beim ersten Date rauszufliegen?“

Barbie antwortete als Erste. „Ich bin nicht sehr selbstbewusst, kann aber kaum abwarten, zu sehen, wie ich mich schlage. Bisher hatte ich noch kein Glück in der Liebe. Jetzt hat ein Psychologe einen möglichen Mann für mich ausgesucht, und das klingt doch schon mal toll.“

Eine andere Kandidatin sprach von ihren früheren, traumatisierenden Beziehungen und dass sie daran arbeitete, ihre Angst vor Intimität abzulegen, damit sie der Beziehung, die hoffentlich nach der Show entstand, eine echte Chance geben konnte. Andere beantworteten die Frage ebenfalls. Sicher würde einiges aus den Aufnahmen herausgeschnitten werden – nur das Beste würde ausgestrahlt – und da so viele redeten, dachte Aja schon, sie käme drum herum, da sah Danny sie an.

„Und du?“

Kurz erstarrte Aja. Die Wahrheit über das Leben, das ihre geliebten Eltern sich für sie wünschten, und aus dem sie ausbrechen wollte, konnte sie nicht sagen. Es würde ihnen das Herz brechen. Also sagte sie, dass sie als Zahnärztin so viel Arbeit hätte und keine Zeit, sich auf ihr Liebesleben zu konzentrieren. Da sie auf die fünfunddreißig zuging, spüre sie jetzt ihre biologische Uhr ticken, und vielleicht würde sie durch die Show ja den Mann ihres Lebens finden.

Sie freute sich über ihre Antwort und war überrascht, dass sie als Einzige eine weitere Frage bekam. „Wie geht’s dir damit, wenn dein Bruder mit einer der Frauen zusammengetan wird, die du gerade kennengelernt hast?“ Gut gelaunt deutete Danny auf die anderen Teilnehmerinnen.

Einige der Frauen streckten den Rücken durch, andere beugten sich vor, um besser hören zu können. Alle wirkten überrascht.

Sie konnte sich ihren Bruder mit keiner von ihnen vorstellen, aber das sagte sie nicht. Was, wenn er eine heiratete? „Er ist mein kleiner Bruder, erst fünfundzwanzig, und auch sehr beschäftigt. Er studiert Jura an der UCLA. Er hatte nicht viel Zeit, Frauen zu treffen. Wenn er also jemand Besonderes finden würde … Das wäre doch wunderbar für ihn.“

Danny kam näher heran. „Aber welche unserer Kandidatinnen würdest du für ihn aussuchen?“

Sie überspielte ihr Unbehagen mit einem Lachen. Er hoffte, dass sie sich hier eine Verbündete oder eine Feindin machte, und wollte die Intrige sofort starten. „Ich konnte sie noch nicht richtig kennenlernen.“

„Na, in unserem Format geht es um den ersten Eindruck …“

„Um den ersten Eindruck meines Bruders, nicht meinen“, sagte sie scherzhaft, worauf er sie mit einem Lächeln entließ.

„Dann machen wir am besten weiter und finden heraus, mit wem er ausgehen wird.“ Dann verteilte er die Umschläge, die er aus seiner Jacketttasche gezogen hatte. „Wenn ihr den Umschlag geöffnet habt, stellt euch zu den anderen Kandidatinnen mit demselben Namen darin, und dann zieht jede eine Nummer. So legen wir fest, wer als Erste, Zweite und Dritte ihr Date haben wird.“

Die Kameras fuhren dicht heran.

„Darius Kermani!“, rief Barbie aus. „Das ist dein Bruder, nicht?“

Ajas Herz klopfte fest, als sie nickte, aber wieso? Wahrscheinlich weil sie befürchtete, dass auch Darius mit dieser Show einen Fehler gemacht hatte. Auch wenn sie Barbie mochte, verstand sie nicht, wie ein Psychologe sie mit Darius zusammenbringen konnte – sie war überhaupt nicht wie die Frauen, die er bisher gedatet hatte. Deshalb verlor sie das Vertrauen in ein System, das sich bisher so logisch angehört hatte.

„Neal Kirkpatrick“, las eine Liz vor. „Der Name gefällt mir.“

Cindy, deren Nachname sich Aja nicht merken konnte, hielt ihren Zettel hoch. „Ich habe Omar Hussan! Wenn ihr ihn auch habt, zieht euch warm an. Beim ersten Date werde ich meine superhohen Stilettos tragen.“

Alle lachten und stellten sich in den passenden Grüppchen zusammen. Aja blieb als Einzige allein stehen, als die Ausrufe und Kommentare langsam verklangen.

„Wen hast du?“, fragte Danny, als alle sie ansahen.

Sie las den Zettel noch einmal, bevor sie ihn hochhielt. „Grady Amos.“

„Taylor und ich auch“, sagte eine Frau namens Genevieve und winkte sie heran.

Da wurde Aja zum ersten Mal der Wettbewerbscharakter der Show bewusst. Bisher hatte sie sich gesagt, es mache ihr nichts aus, wenn sie sofort rausflog. Aber als sie sah, dass sie mit den beiden schönsten, selbstbewusstesten Frauen zusammengetan worden war, hatte sie das Gefühl, dieser Grady müsse wohl der Hauptpreis sein.

5. KAPITEL

Aja hatte ihren Bruder um mehr Infos über Grady gebeten, aber er war ihr keine große Hilfe. Lapidar textete er:

Scheint cool zu sein.

Meinst du, wir passen zusammen?

Kommt drauf an. Stört es dich, dass er weiß ist?

Ihren Eltern würde das nicht gefallen, aber Aja war nicht rassistisch und wollte jedem Mann, zu dem sie sich hingezogen fühlte, eine Chance geben. Die Farbe spielte keine Rolle.

Nein. Wie sieht er aus?

Groß, fit. Schätze, die meisten Frauen finden ihn attraktiv. Weiß nicht. Musst du selbst beurteilen.

Sie seufzte. Na, wenigstens musste sie nicht lange warten, bis sie ihn traf. Sie war in den Datings als Erste an der Reihe, und in wenigen Stunden würde es losgehen. Sie bekam noch eine Textnachricht von ihrem Bruder:

Und die Frauen, die für mich ausgesucht wurden? Welche wird mir am besten gefallen?

Jetzt verstand sie, warum er so vage geblieben war. Sie kannte die Frauen nicht, also konnte sie nicht viel über ihre Persönlichkeiten sagen. Eine fand sie hübscher als die anderen, wusste aber nicht, ob er es auch so sehen würde. Auf keinen Fall wollte sie die Frau kritisieren, die er vielleicht heiraten würde.

Barbie ist superfreundlich.

Was heißt das? Soll ich die nehmen?

Ein Text des Direktors kam auf ihrem Handy an.

In dreißig Minuten holt dich ein Fahrer ab. Sei bereit.

Weiß ich nicht. Schätze, du musst es auch selbst beurteilen. Muss mich fertig machen, bin die Erste.

Viel Glück.

Sie wollte sich von dem Konkurrenzgedanken, der sich bei den anderen Kandidatinnen bereits durchsetzte, nicht vereinnahmen lassen, das war allerdings leichter gesagt als getan. Sie wurde immer nervöser.

Als ihr Wecker ihr sagte, dass sie in fünf Minuten unten sein müsse, warf sie einen letzten Blick in den Spiegel. Sie sollten Abendkleider tragen, also hatte sie ein orangefarbenes, schulterfreies Kleid angezogen, das fließend herunterfiel, und sie trug ihr glänzendes gewelltes Haar offen. Eine Stylistin hatte ihr beim Make-up geholfen, damit sie auch im Scheinwerferlicht gut aussah. Außerdem hatte sie passend zum Kleid ihre Nägel lackiert.

Ihr Magen zog sich vor Nervosität zusammen, als sie die Treppe hinunterging. Die anderen Kandidatinnen warteten am Eingang, um sie zu verabschieden, und blickten auf, als sie sie hörten. Bewunderndes Murmeln setzte ein, und Barbie sagte ihr, als sie unten ankam, dass die Farbe ihres Kleides perfekt zu ihr passte.

Die aufrichtige Wärme in Barbies Blick ließ Aja wünschen, dass Darius sie wählen würde. „Danke“, murmelte sie, als sie auch schon hinaus und zu einer Limousine mit dunklen Fenstern geführt wurde.

Winnie und Jim hatten darauf bestanden, dass Grady einen Anzug trug, also hatte er sich noch einen kaufen müssen. Es war über zwei Jahrzehnte her, dass er sich so herausgeputzt hatte, zur Abifeier.

Die Crew hatte Tische, Kameras und Scheinwerfer für das passende Licht auf der Veranda, im Speisesaal, in der Küche und einem Weinkeller aufgestellt, damit sie hintereinander weg vier Dates filmen konnten. Er war als Erster dran und sollte mit seinem Date im Weinkeller dinieren, wo sie das Licht so kontrollieren konnten, dass es wirkte, als wäre es draußen schon dunkel.

Er wurde zu einem Tisch für zwei Personen geführt, der feierlich mit Leinen und Kristall eingedeckt war, darauf stand eine Flasche Champagner im Eiskübel. Als er hörte, dass sich Schritte auf der Treppe näherten, schob er den Stuhl zurück und sah den Kameramann als Ersten hereinkommen. Er präsentierte ihm sein erstes Date, Aja Kermani.

Dann musste Grady sich daran erinnern, das richtige Maß an Überraschung zu zeigen, damit nicht auffiel, dass er bereits wusste, was für eine Schönheit ihn erwartete. Aber letztendlich brauchte er überhaupt nichts vorzutäuschen. Die Bilder, die er von Aja Kermani gesehen hatte, wurden ihr in keiner Weise gerecht. Jedenfalls nicht in diesem Kleid.

Er erhob sich. „Wow! Hallo, ich bin Grady Amos.“

„Hallo, mein Name ist Aja Kermani.“ Ihre kleine Hand fühlte sich kühl an, und sie errötete, als sie zur Seite blickte.

Er ging um den Tisch herum zu ihr und zog den Stuhl zurück, damit sie sich hinsetzen konnte, aber unverhofft trat sie sich auf den Saum ihres Kleides und stolperte nach vorne. Glücklicherweise konnte er sie auffangen, bevor sie gegen den Tisch stürzte und alles, was darauf stand, hinunterfegte. In seinen Armen errötete sie noch mehr.

„Sorry“, murmelte sie.

„Sei nicht nervös.“ Er lächelte, als er sie wieder losließ.

Sie behauptete, das sei sie nicht, aber er konnte ihr die Nervosität ansehen. Und verstehen. Er hatte auch noch nie eine Kamera vor der Nase gehabt, wenn er eine Frau kennenlernen wollte. Allerdings hatte er den Vorteil, diese Sache nicht ernst zu nehmen, also war es für ihn leichter. Er brauchte auch nicht gegen die anderen Kandidaten zu konkurrieren und hatte nichts zu verlieren. Er wusste, dass er die gesamte Show dabei sein würde … außer, wenn sie sich weigerte, ihn zu heiraten, worauf er hoffte.

Er öffnete den Champagner und schenkte für beide ein Glas ein. „Ich denke, wir sollten mit den Basics beginnen.“ Er musste sie dazu bringen, ihm die Dinge zu sagen, die er bereits wusste – beispielsweise, dass sie Zahnärztin mit einer Praxis in Los Angeles war –, damit er nicht versehentlich etwas davon erwähnte, bevor sie es tat. „Woher kommst du?“

„Ich bin in Newport Beach geboren und aufgewachsen.“

„Würdest du dort gern leben?“

„Allzu weit weg kann ich nicht ziehen. Ich bin Zahnärztin, und meine Praxis ist in Los Angeles.“

Bingo. Er lächelte. „Klar. Es wäre schwierig, eine neue Praxis aufzubauen.“

„Und du?“, fragte sie.

„Ich komme aus einem kleinen Zweitausend-Seelen-Dorf namens Whiskey Creek.“

„Davon habe ich noch nicht gehört.“ Sie trank einen Schluck. „Was machst du dort beruflich?“

„Ich bin Automechaniker.“

Sie räusperte sich. „Du reparierst Autos?“

„Nicht die Motoren, ich bringe Karosserien wieder auf Vordermann. Nach Unfällen.“

Man musste ihr zugutehalten, dass sie außer einem kurzen Zögern und einem Räuspern nicht zu erkennen gab, ob ein Arbeiter für sie ein No-go war. Da sie so gebildet war, hätte er mit mehr Irritation gerechnet. Aber vielleicht lag ihre gemäßigte Reaktion auch daran, dass die Kamera dabei war. Vielleicht wollte sie nicht arrogant und hochnäsig herüberkommen. Oder sie wollte verhindern, dass er sich für eine andere entschied. „Und gefällt dir deine Arbeit?“

„O ja.“

Sie stellte das Glas ab. „Bist du in Whiskey Creek geboren? Willst du dort dein restliches Leben verbringen?“

„Es gefällt mir dort wirklich sehr, aber …“ Er dachte an Winnie, die ihnen bei ihrem ersten Date zuschaute. Wahrscheinlich würde sie die Gegend um Los Angeles genauso ungern verlassen wie Aja. „Ich könnte hier jederzeit eine Filiale eröffnen.“

„Ach, dann gehört dir die Werkstatt also.“

„Mit meinen Brüdern. Wir besitzen drei Betriebe; einen in Whiskey Creek, eine Filiale in Reno und eine Filiale zwei Stunden von hier entfernt, in Silver Springs.“

Sie legte sich die Serviette auf den Schoß, als ein Appetithäppchen kam. „Wie bist du denn in dieser Branche gelandet?“

Er lehnte sich zurück, als die Teller vor sie gestellt wurden. „Mein Vater hat den Betrieb gegründet, aber er musste ins Gefängnis, als ich gerade zwölf Jahre alt war, also musste mein Bruder für ihn einspringen und für uns sorg...

Autor

Michelle Lindo Rice
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<p>Allison Leigh war schon immer eine begeisterte Leserin und wollte bereits als kleines Mädchen Autorin werden. Sie verfasste ein Halloween-Stück, das ihre Abschlussklasse aufführte. Seitdem hat sich zwar ihr Geschmack etwas verändert, aber die Leidenschaft zum Schreiben verlor sie nie. Als ihr erster Roman von Silhouette Books veröffentlicht wurde, wurde...
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