Baccara Collection Band 440

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GEHEIMES VERLANGEN NACH DIR von ZURI DAY
Samantha ist wieder in der Stadt? Perfekt! Nick Breedlove braucht dringend eine talentierte Innenarchitektin wie sie. Bei ihrem Anblick kommt ihm wieder diese eine heiße Nacht in den Sinn, die sie miteinander verbracht haben. Dabei sollte er doch professionell bleiben …

DER BAD BOY MEINER TRÄUME von DEBBI RAWLINS
Nur widerwillig kehrt Matt Gunderson zurück nach Blackfoot Falls, den Ort seiner Kindheit. Unerwartet trifft er dabei auf Rachel – seine erste große Liebe! Damals durften sie nicht zusammen sein, doch mittlerweile ist Rachel erwachsen und verführerischer denn je …

FÜR DICH SETZ‘ ICH ALLES AUFS SPIEL von NANA PRAH
Auf dem College hat Miguel ihr den Laufpass gegeben – doch Tanya hat ihn nie vergessen. Jetzt braucht sie seine Hilfe, um den Umsatz in ihrem Restaurant anzukurbeln. Zwischen ihnen knistert es heftig, aber kann sie ihm verzeihen, wie sehr er sie verletzt hat?


  • Erscheinungstag 28.12.2021
  • Bandnummer 440
  • ISBN / Artikelnummer 9783751501088
  • Seitenanzahl 384
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Zuri Day, Debbi Rawlins, Nana Prah

BACCARA COLLECTION BAND 440

ZURI DAY

Geheimes Verlangen nach dir

Innenarchitektin Samantha braucht dringend einen neuen Auftrag – doch ausgerechnet von Nick Breedlove? Vor Jahren hat sie ihre prickelnde Affäre mit ihm sehr genossen. Wie soll sie jetzt mit ihm zusammenarbeiten, wenn sie nur noch an ihre gemeinsame Nacht denken kann? Außerdem darf Nick niemals erfahren, welche Folgen diese eine Nacht hatte …

DEBBI RAWLINS

Der Bad Boy meiner Träume

Rachel McAllister ist nach Hause zurückgekehrt, um die Familienranch zu retten. Und nicht nur das: Matt Gunderson ist ebenfalls zurück in Blackfoot Falls! Der stadtbekannte Bad Boy ist nicht nur der Sohn des Mannes, der den McAllisters immer wieder Steine in den Weg legt, sondern auch Rachels erste Liebe. Und plötzlich erwachen alte Gefühle in Rachel …

NANA PRAH

Für dich setz’ ich alles aufs Spiel

Wie keine andere begehrte Miguel Astacio die schöne Tanya. Doch er musste sie ziehen lassen – sie ist die Schwester seines besten Freundes! Als Tanya jetzt seine Hilfe braucht, ist Miguel natürlich zur Stelle – und in ihm regt sich das alte Verlangen. Wird er für eine Nacht voller Leidenschaft eine alte Freundschaft aufs Spiel setzen?

1. KAPITEL

„Mr. Breedlove, Ihr Zwei-Uhr-Termin ist da.“

„Schicken Sie sie herein.“

„Okay.“

„Stellen Sie keine Anrufe durch, Anita.“

„Ja, Chef.“

Nick Breedlove stellte die Gegensprechanlage aus und dachte erneut über seine Entscheidung nach. Ein so entschlossener Mann wie er zweifelte nicht oft an sich. Sicherlich war Samantha Price eine der besten Innenarchitektinnen der Branche, die einzige, der er zutraute, ihn und die Firma aus der aktuellen Zwickmühle zu befreien.

Dass Samantha gerade verfügbar geworden war, war ein kleines Wunder. Sie anzuheuern war eine gute Geschäftsentscheidung, doch war es das auch in persönlicher Hinsicht? Wenn das Wiedersehen mit ihr dieselbe Reaktion auslöste wie ihre letzte Begegnung, könnte er die Kontrolle über das Treffen verlieren, noch ehe es begonnen hatte.

Es war über vier Jahre her, doch die Erinnerung an jene Nacht war so lebendig in ihm, als wäre es gestern gewesen. Die Tür ging auf. Da war sie. Schöner als in seiner Erinnerung. Er stand auf und streckte die Hand aus. „Hallo Sam. Es ist lange her.“

„Hi, Nick“, erwiderte Sam. Ihr Lächeln wirkte angespannt, als sie kurz seine Hand schüttelte und dabei größtmöglichen Abstand wahrte. Erinnerte sie sich auch so wie er? Beruhte die Anziehung, die ihn erhitzte und seinen Atem schneller gehen ließ, auf Gegenseitigkeit?

„Danke, dass du es so kurzfristig einrichten konntest“, erklärte er mit gespielter Lässigkeit, während gleichzeitig seine Hormone verrücktspielten wie bei einem Teenager. Stumm befahl er seinem Körper, sich zu benehmen.

„CANN International ist einer der größten und erfolgreichsten Hotelentwickler der Welt. Und angesichts der Dringlichkeit, mit der ihr um das Treffen gebeten habt, war ich neugierig und konnte nicht widerstehen.“

„Danke, dass du gekommen bist.“

Erneut schob Nick seine unpassenden Gedanken beiseite, um sich voll und ganz auf die Gegenwart zu konzentrieren. Mit einer Geste forderte er Sam auf, sich zu setzen, während er zu seinem Platz zurückging.

Sam stellte ihren Aktenkoffer ab und lehnte sich in aufrechter Haltung zurück. Ihr ganzes Auftreten verströmte Professionalität. Natürlich träumte sie nicht von jener Nacht vor langer Zeit. Sie hatte sich Zeit für die Firma und einen potenziellen Auftrag genommen, nicht für ihn. Im Stillen schalt Nick sich für seine Schwäche.

Es kam nicht darauf an, dass ihre Hände weicher waren, als er es in Erinnerung hatte, dass der Designeranzug ihre gefährlichen Kurven nicht verbergen konnte und dass der subtile Duft, der ihn bei ihrer Begrüßung in der Nase gekitzelt hatte, in ihm den Wunsch weckte, sie zu umarmen. Falls das Gespräch gut verlief, würden sie eng zusammenarbeiten. Zu eng für eine unverbindliche Affäre. Er sollte sich also besser konzentrieren.

„Kann ich dir etwas anbieten, bevor wir anfangen?“

„Nein, danke“, antwortete Sam. „Ich bin neugierig auf das, was deine Assistentin als dringliche Angelegenheit bezeichnet hat, ohne Details zu nennen.“

Nick lehnte sich zurück. „Die Nachrichten über dich haben auch meine Neugier geweckt. Du bist nicht nur wieder zurück in den Staaten, sondern hier in Vegas und auf der Suche nach Kunden.“

Anmutig schlug Sam die Beine übereinander, ohne dass ihr bewusst war, wie unglaublich sexy diese Bewegung war. „Wie hast du davon erfahren? Wahrscheinlich von jemandem, der auf dem Empfang war, den ich neulich besucht habe“, fuhr sie fort, ehe er antworten konnte. „Ich habe mich mit vielen Leuten vernetzt, um die Wiedergeburt von Priceless Designs bekannt zu machen.“

„Möglich.“ Nick zuckte die Achseln. „Es ist eine kleine Stadt. Neuigkeiten sprechen sich schnell herum. Vor allem, wenn deine Mutter Victoria Breedlove heißt.“

Sam lächelte, diesmal aufrichtig und entspannt. Ihre Schultern lockerten sich ebenso wie ihre Miene. „Wie geht es deiner Mutter?“

„Sie ist immer noch genauso neugierig wie wunderbar.“

„Nach allem, was ich über sie gelesen und gehört habe, scheint sie sehr großherzig zu sein. Ich habe sie aber auf dem Empfang nicht gesehen.“

„Mom war auch nicht da. Sie und Dad haben ihre Liebe für Skandinavien entdeckt, und seit er Mom versichert hat, dass sein Ruhestand von Dauer ist, führt Dad seine Erkundigungen für Hotelstandorte unter dem Deckmantel von Urlaubsreisen in den Norden durch. Die Mädchen sind eingesprungen, um die Lücke zu füllen, die durch Moms immer häufigere Abwesenheit entsteht.“

„Die Mädchen?“

„Lauren, Ryan und Dee, meine Schwägerinnen.“

„Oh, ich verstehe.“

„Ihre Hochzeitsglocken waren auf der ganzen Welt zu hören. Bestimmt hast du darüber gelesen.“

Sam schüttelte leicht den Kopf. „Ich hatte von Christians Hochzeit gehört, aber dass noch zwei Brüder geheiratet haben, habe ich erst nach meiner Rückkehr in die Staaten erfahren. Wie viele Brüder außer dir sind jetzt noch unverheiratet?“

„Nur ich allein bleibe standhaft“, verkündete Nick theatralisch. „Laut einigen unserer Geschäftspartner in Europa haben die Hochzeiten auch dort für Schlagzeilen gesorgt.“

„In Afrika habe ich ziemlich abgeschottet gelebt.“

„Und da du Gerüchten zufolge einen Prinzen geheiratet hast, zweifellos auch luxuriös.“

„Ja.“

Eine Mauer hätte nicht deutlicher zeigen können, dass sie nicht über ihre Zeit im Ausland reden wollte. Doch Nick konnte nicht widerstehen. „Und doch bist du wieder hier und arbeitest. Was hält dein Mann davon?“

„Das ist mir egal. Wir sind nicht mehr zusammen.“

„Getrennt?“

„Geschieden.“

Sams Ton machte deutlich, dass sie nicht weiter über ihr Privatleben sprechen wollte. Das ließ Nick nur noch neugieriger werden, sowohl was ihre gescheiterte Ehe anging als auch ihr aktuelles Liebesleben. Jetzt war zwar nicht der richtige Zeitpunkt, doch eines Tages …

Er wandte sich wieder dem Geschäftlichen zu. „Was dich auch nach Las Vegas zurückgeführt haben mag, dein Timing hätte nicht besser sein können. Ich brauche die beste und schnellste Innenarchitektin, die ich für Geld bekommen kann. Und ehe du weggelaufen bist, um eine afrikanische Prinzessin zu werden, warst du das.“

Sam lächelte. „Ich würde gern glauben, dass es immer noch so ist. Worum geht es?“

„Ich habe ein Projekt, das termingerecht fertig werden muss, und eine Architektin, die ihre Zusagen nicht einhält.“

„Über wie viele Zimmer sprechen wir?“

„Keine Zimmer, Häuser.“ Nick sah Sam die Überraschung an. „Es geht nicht um ein Hotel, sondern um mehrere Häuser auf Privatinseln, die den exklusivsten Kreisen als Feriendomizile angeboten werden sollen.“

„Ich wusste nicht, dass ihr expandiert habt. Doch angesichts des Wandels im Gastgewerbe klingt das nach einer klugen Entscheidung.“

„Wir liegen tatsächlich voll im Trend.“

„Bedeutet dieses selbstgefällige Grinsen, dass es deine Idee war?“

„Immer noch eine Klugscheißerin, wie ich sehe.“

„Das musst du gerade sagen.“

„Ha!“

„Also, stimmt es?“

„Alle meine Brüder waren daran beteiligt, aber ja, es ist mehr oder weniger mein Baby. Was bedeutet, dass ein Misserfolg keine Option ist. Verstehst du?“

„Erzähl mir mehr.“ Sam lehnte sich vor und gab unbewusst den Blick auf den Ansatz ihres Busens frei. Als Nick seine Aufmerksamkeit wieder Sams Gesicht zuwandte, hatte sie die Stirn gerunzelt. Kommentarlos zog sie sich die Bluse zurecht und lehnte sich zurück. Auch Nick lehnte sich zurück, entschlossen, die Zügel des Meetings wieder in die Hand zu nehmen. Das Geschäftliche jetzt, das Vergnügen später, dachte er, als er anfing, über CANN Isles zu sprechen. Doch die Anziehungskraft von Samantha „Sam“ Price ließ sich nicht verleugnen.

Vorher war es nur Spekulation gewesen, jetzt war sie sicher. So gern sie ihren alten Liebhaber auch wiedersehen wollte, Sam hätte Anitas Anruf ignorieren und den Termin nicht machen dürfen. Sie sollte nicht hier bei Nick sein. Ihr Körper zeigte ihr das ganz klar. Jede ihrer Zellen hatte auf die unbestreitbare Anziehungskraft reagiert, die auch ihre lange Abwesenheit nicht gedämpft hatte. Eine Anziehungskraft, die angesichts der pikanten Lage, die eine Zusammenarbeit mit Nick hervorrufen würde, und des zunehmend ärgerlichen Austauschs von Nachrichten mit ihrem Ex, keine Chance auf Erfüllung hatte.

Nick so nahe zu sein, bedeutete Ärger. Alleine zu beobachten, wie er sich entspannte, ließ ihr Herz schneller schlagen. Seine Stirn glättete sich, als er mit einem Vortrag begann, den er vermutlich schon Hunderte Male gehalten hatte. Wenn er über die Firma sprach, war er in seinem Element.

Doch der kurze Blick des Begehrens, bei dem sie Nick ertappt hatte, schien auf Schwierigkeiten hinzudeuten – auch er spürte die Anziehungskraft noch. Oder bildete sie sich das nur ein? Zwar hatte sich die Nacht mit Nick in ihr Bewusstsein eingebrannt, doch inzwischen waren sicher so viele Frauen in seinem Schlafzimmer ein- und ausgegangen, dass er es vergessen hatte.

Sie konnte nicht sagen, wann ihre Aufmerksamkeit von Nicks Worten abschweifte und sich seinen Lippen zuwandte. Doch irgendwo zwischen seiner Schilderung der neuesten Expansion von CANN International über Casinohotels und Spas hinaus in die lukrative und wachsende Sparte privater Ferienhäuser ertappte sie sich bei ganz anderen Gedanken. Wie geschickt diese perfekt geformten Lippen, die gerade Ziele und Pläne erläuterten, sie zum Orgasmus gebracht und ihr Leben für immer verändert hatten.

Jene Nacht vor etwas über vier Jahren und neun kurzen Monaten, als er ihre Welt aus den Angeln gehoben hatte, war zum Katalysator für ein Abenteuer geworden, das sie von Amerika nach Afrika und von einem Märchen in einen Albtraum geführt hatte.

„… Dschibuti. Warst du da schon?“

An seiner Stimme erkannte Sam, dass er sie etwas gefragt hatte. Sie hatte nur keine Ahnung, was. „Ähm, ich bin mir nicht sicher.“

„Dschibuti ist zwar nicht die angesagteste Urlaubsdestination, aber definitiv unvergesslich. Trotzdem bist du dir nicht sicher?“

„Doch, ich war noch nie da. Tut mir leid, ich war abgelenkt. Mein Handy hat vibriert.“ Sam griff in ihre Handtasche. „Ich schalte es aus.“

„Noch keinen Monat wieder da und schon wieder gefragt?“

„Etwas in der Art.“ Rasch sah sie ihre Textnachrichten durch. Es waren keine potenziellen Kunden, die versuchten, sie zu erreichen, sondern der Grund, weswegen sie nicht hier sitzen sollte. Warum sie diesen Job nicht annehmen konnte, egal wie sehr sie es wollte. Ganz gleich, wie viel Geld sie dafür bekäme. Schnell schickte sie eine Antwort, schaltete den Vibrationsalarm aus und ließ das Handy in ihre Tasche fallen. „Entschuldige.“

„Kein Problem.“

„Du hast über Dschibuti gesprochen. Ist dort eine der Inseln von CANN International?“

Er nickte. „Vor der Küste des Golfs von Aden. Unser erstes Hotel dort ist eines unserer kleineren Häuser mit nur neunundachtzig Zimmern. Alles Suiten mit spektakulärem Blick auf den Ozean oder die Berge. Das Casino ist natürlich das Juwel des Gebäudes.“

„Ich glaube, ihr seid da auf der richtigen Spur. Nach allem, was ich gesehen habe, ist Afrika die zukünftige Boomregion.“

„Das glauben wir auch, und Dschibuti soll das nächste Dubai werden. Deshalb bauen wir weitere Hotels auf dem gesamten Kontinent und haben mehrere Inseln für unsere Luxusferienhäuser entweder gekauft oder entworfen.“

„Dann hast du mich kontaktiert, weil du jemanden in Afrika brauchst?“

„Nein. Die Projekte, die dringend bearbeitet werden müssen, befinden sich größtenteils hier in den USA, an der Ostküste. Ein paar liegen auch auf Hawaii und eines auf den Bahamas.“

„Das klingt alles toll, aber ich verstehe immer noch nicht, was daran so dringend ist oder warum ich hier bin.“

„Weil unsere Innenarchitektin hingeworfen hat. Letzte Woche. Sie konnte weder mit CANNs hochfliegenden Zielen mithalten noch mit den Forderungen eines anspruchsvollen Chefs“, Nick hielt inne, und Sam lächelte, „oder dem Termindruck.“

„Wurde denn der Zeitrahmen gekürzt?“

„Ja, wegen der Nachfrage. PR und Marketing waren minimal, aber zielgerichtet. Christians Frau Lauren hat die Broschüren entworfen und hervorragende Arbeit geleistet. Doch die Reaktion überstieg unsere Erwartungen. Fast achtzig Prozent der Häuser sind schon gebucht. Einschließlich jener, die noch nicht fertig sind.“

„Beeindruckend.“

„Und wegen des abrupten Abgangs der Architektin auch problematisch.“

„Also muss die Arbeit an diesen Häusern beendet werden?“

„Ihre Arbeit entsprach nicht unseren Standards. Vielleicht kannst du Wunder bewirken und ein paar der Häuser retten. Andere müssen komplett überarbeitet werden. Bei noch mehr wirst du das Vergnügen haben, von Anfang an alles selbst zu entwerfen. Die Häuser sind so weit fertig, dass sie einem Innenarchitekten eine leere Leinwand bieten.“

„Klingt toll. Über wie viele Häuser reden wir?“

„Die Häuser auf Hawaii und den Bahamas mitgerechnet, insgesamt dreiundzwanzig.“

Sam holte tief Luft. Das war viel Arbeit. „Und bis wann soll alles fertig sein?“

„In weniger als zwölf Wochen.“

„Wie bitte?“

„Deshalb die Dringlichkeit, und deshalb habe ich dich angerufen.“

„Und deshalb sollte mir deine Assistentin nicht mehr verraten.“

„Ich wollte dich nicht abschrecken, ehe ich dir das Gesamtbild zeigen konnte. Da wir wissen, was für eine enorme Aufgabe das ist, sind wir bereit, eine ebenso einzigartige Vergütung zu zahlen.“ Daraufhin legte Nick das Gehaltspaket dar, das so lukrativ war, dass es dumm, verrückt und undenkbar wäre, es nicht anzunehmen. Dennoch zögerte sie. „Kann ich darüber nachdenken?“

„Dieses Leistungspaket wurde bislang noch niemandem angeboten“, erwiderte Nick. „Irgendwo. Jemals.“ Kaum verhohlene Frustration schlich sich in seine Stimme.

„Das Angebot ist außergewöhnlich, aber …“ Nick zog bloß eine Augenbraue hoch. „Ich muss ein paar persönliche Angelegenheiten und logistische Fragen klären.“

„Das Angebot ist phänomenal“, sagte Nick stirnrunzelnd. „Was gibt es daran zu überdenken?“

„Ich habe einen Sohn.“ Habe ich das gerade laut gesagt? Nicks Gesichtsausdruck zufolge hatte sie es wohl. Die eine Sache, die sie Nick nicht hatte mitteilen wollen, rutschte ihr einfach so heraus.

„Du hast ein Kind, hast dich aber vom Vater scheiden lassen? Das geht mich zwar nichts an, aber es muss schwer gewesen sein.“ Sam nickte nur. „Wie alt ist er?“

„Vier“, antwortete Sam und wünschte, der Boden unter ihr täte sich auf.

„Ich hatte keine Ahnung. Angesichts der vielen Reisen, die nötig wären, ändert das natürlich einiges.“ Nachdenklich rieb er das Kinn. „Wir können ein Betreuungsgeld in das Paket aufnehmen und ein Kindermädchen anstellen, sodass das Leben deines Sohnes nicht durcheinandergerät.“

„Das ist ein teurer Vorschlag und nur teilweise eine Lösung. Durch den Umzug von Afrika nach Amerika wurde Treys Leben ohnehin schon auf den Kopf gestellt. Ich weiß nicht, wie wohl mir dabei wäre, ihn entweder bei einer praktisch Fremden zu lassen oder ihn quer durch die Staaten zu schleifen. Ich wollte ihn zur Vorschule schicken, um ein bisschen Routine und Stabilität zu schaffen. Ich weiß nicht, Nick …“

„Angesichts dessen, was ich gerade erfahren habe, stimme ich dir zu. Es ist eine gewaltige Aufgabe. Aber mir fällt sonst niemand ein, der es schaffen könnte, noch dazu in der gegebenen Zeit. Jemand, dem ich vertraue. Eine preisgekrönte, ehemals gefragte Innenarchitektin, deren Fähigkeiten ich mit eigenen Augen gesehen habe.“

Er hielt inne und dachte nach. „Hör mal, ein großer Teil der Wohltätigkeitsorganisation meiner Mutter ist darauf ausgerichtet, Kindern zu helfen. Zu ihrem Netzwerk gehören Au-pairs, Lehrer, Betreuer und so weiter. Wenn du willst, kann ich dir ihre Nummer geben oder sie bitten, dich anzurufen. Sie kann dir helfen, eine Lösung zu finden, die sowohl dir nützt als auch … Trey, richtig?“

Sam nickte.

„Sie kann dir helfen, etwas zu arrangieren, das in deinem und Treys besten Interesse liegt. Lehne den Job nicht ab, nur weil du alleinerziehende Mutter bist.“

Sam erbat sich einen Tag Bedenkzeit und verließ, genauer gesagt entfloh, Nicks Büro. Das Treffen war eine ganz schlechte Idee gewesen. Nick dachte, dass ihr Kind die größte Herausforderung für eine Zusammenarbeit mit ihm darstellte? Nein, das größte Hindernis bestand darin, dass Nick Treys Vater war … und es nicht wusste.

2. KAPITEL

„Ich wusste nicht, dass Sam ein Kind hat.“ Mit diesen Worten begrüßte Nick später an diesem Tag seinen Zwillingsbruder Noah, als er unangekündigt dessen Haus betrat.

„Dir auch einen guten Tag, Bro.“

„Du wusstest es und hast es mir nicht gesagt?“ Nick sah Noah an, als er das Wohnzimmer durchquerte und sich auf das Sofa fallen ließ.

Noah schüttelte den Kopf. „Nein. Wie hast du es erfahren?“

„Beim Vorstellungsgespräch.“

„Wie lief es denn?“

„Nicht wie geplant. Da wir sie schon mindestens letzte Woche gebraucht hätten, habe ich ihr ein Gehaltspaket angeboten, das eigentlich niemand ablehnen kann. Sie hat um einen Tag Bedenkzeit gebeten.“ Nick zählte die Details des Pakets auf.

Erstaunt lehnte sich Noah zurück. „Was gibt es dabei zu überlegen?“

Nick grinste. „Genau das habe ich auch gefragt und erfahren, dass sie jetzt eine Mom ist.“

Noah sah zu Nick hinüber. „Wie sah sie aus?“

„Sam? Besser als das letzte Mal, als ich sie gesehen habe.“

„Auf der Kostümparty, oder?“

„Catwoman“, erwiderte Nick. In Gedanken kehrte er zu jenem Abend zurück. Er als Superman in einem enganliegenden königsblauen Anzug, roten Muskelshirt und schwarz-roter Maske. Nach etwa einer Stunde auf der Party fühlte er die Energie im Raum pulsieren.

Samantha Price. Die preisgekrönte Innenarchitektin, die sich seit Jahren in seinem gesellschaftlichen Umfeld bewegte. Er flirtete mit ihr, und sie neckte ihn, wie sie es immer taten. Dann hatte er sie zum Tanzen aufgefordert. Nachdem sie drei Minuten langsam miteinander getanzt hatten, waren sie ins CANN Casino Hotel & Spa gegangen, das einzige Sieben-Sterne-Hotel Nordamerikas und das Schmuckstück von Las Vegas.

Die nächsten zwölf Stunden hatten sie genug Elektrizität erzeugt, um die ganze Straße zu beleuchten. Es war eine unvergessliche, unfassbare Nacht, in der eine heiße Catwoman zu Supermans Kryptonit wurde. Sein Zwillingsbruder, dem er immer alles erzählte, wusste als Einziger davon.

Noah schaute auf sein Handy. „Du hast sie danach nie wiedergesehen, oder?“

„Wir wollten es, aber dann hat sie die Stadt verlassen, weißt du noch?“

„Vage.“

„Sie hat einen Prinzen getroffen und offensichtlich eine Familie gegründet. Ihre Figur ist immer noch toll. Ich konnte es nicht glauben, als sie sagte, sie hätte ein Kind.“

„Dann zieht die königliche Familie nach Amerika?“

Nick schüttelte den Kopf. „Sie sind geschieden.“

„Tut mir leid für sie.“

Nick sollte es auch leidtun, aber das tat es nicht.

„Wie alt ist das Kind?“

„Vier.“

„Junge oder Mädchen?“

„Junge. Er heißt Trey.“

„Was für ein Vater würde sein Kind ans andere Ende der Welt ziehen lassen, Scheidung oder nicht?“

„Das habe ich auch gedacht. Es war klar, dass sie nicht über ihr Privatleben reden wollte, also habe ich das Thema gewechselt.“ Nachdenklich rieb Nick über seinen unrasierten Stoppelbart. „Sie war anders. Distanziert. Nicht die unbeschwerte Frau von damals.“

„Verständlich, sie muss Schlimmes durchgemacht haben, dass ihre Ehe daran zerbrochen ist. Vielleicht hat sie gehofft, dass sie es wieder hinkriegen könnten, wenigstens dem Kind zuliebe.“ Nick wusste nicht, was er davon halten sollte. „Dieser Designauftrag ist ein Ungetüm mit einem Zeitplan direkt aus der Hölle. Ich habe keine Ahnung, wie sie das schaffen soll. Nicht mit einem Kind.“

„Es hat die Lage erschwert, aber wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.“ Es wurde still im Zimmer. Als Nick aufblickte, sah Noah ihn nachdenklich an. „Was?“

„Bist du sicher, dass es dir um die Häuser geht?“

„Absolut.“

„Es hat nichts mit Sam zu tun und der Tatsache, dass sie wieder Single ist?“

„Nichts.“

„Lügner.“

Sie lachten beide. „Ich konzentriere mich auf die Arbeit, Bro.“

„Verstehe“, erwiderte Noah. „Außerdem hast du mit den Anderson-Zwillingen alle Hände voll zu tun.“

„Ein Gentleman genießt und schweigt.“ Nick stand auf und ging zur Tür.

Noah kam hinterher. „Wohin gehst du?“

„Ich treffe jemanden.“

„Wen?“

„Die einzige Person, die mir mit dem Kinderdilemma helfen kann.“ Die Brüder sahen sich an und sagten gleichzeitig: „Mom.“

Nick stieg in seinen schicken McLaren, fuhr die Straße hinunter und die kreisförmige Auffahrt zum Anwesen seiner Eltern hinauf.

„Mom!“

Helen, die Haushälterin, die nach jahrzehntelangem Dienst eher wie eine Tante für ihn war, begrüßte ihn im Flur. „Hallo Nick.“ Sie umarmten sich. „Sie ist an ihrem neuen Lieblingsort.“

„Im Wintergarten. Danke.“ Nick ging auf die Rückseite des Hauses zum jüngst angebauten Außenparadies. Dort traf er Victoria an, die gerade Unkraut jätete. Er schlich sich von hinten an sie heran und küsste sie auf die Wange.

„Oh!“ Victoria schlug nach ihm. „Du hast mich erschreckt!“

„Gut, dass ich kein Einbrecher bin“, scherzte er. „Konntest du dich schon um das kümmern, worum ich dich gebeten hatte, oder warst du den ganzen Morgen hier draußen?“

Victoria zog ihre Handschuhe aus und ging zu einem Diwan hinüber. „Deine multitaskingfähige Mutter hat beides geschafft.“ Sie goss sich ein Glas Zitronenwasser ein und hielt den Krug hoch.

„Bitte.“

Sie füllte ein Glas für Nick und reichte es ihm.

„Danke.“

„Ich bin online auf ein Foto von Sam gestoßen.“

Wie Nick wusste, hieß das, dass Victoria jeden Winkel des Internets durchstöbert hatte, um alles über Sam in Erfahrung zu bringen.

„Sie sieht umwerfend aus. Diese tiefbraunen Augen. Ihre makellose Haut. Atemberaubend.“

„Ja, sie ist attraktiv.“

„Und mit einem Prinzen verheiratet. Warum ist sie wieder hier und arbeitet?“

„Das geht uns nichts an, Mom.“

„Ich war nur neugierig. Ich könnte mir vorstellen, dass ihr Kind ebenso schön ist. Sieht er aus wie sie?“

„Wie soll ich das wissen?“

„Hat sie dir kein Foto gezeigt?“

„Es war ein Vorstellungsgespräch, kein Freundschaftsbesuch.“

„Trotzdem, es ist ungewöhnlich, dass eine Mutter keine Bilder ihrer Kinder zeigt.“

Es wäre noch ungewöhnlicher, wenn eine dieser Mütter keine weitere Internetsuche starten würde, um eines zu finden.

„Hast du schon Kontakte gefunden, die ich Sam weitergeben kann?“

„Ich habe Hazel gebeten, eine Liste zusammenzustellen.“

„Du bist ein Schatz.“

„Ich tue mein Bestes.“

Als Nick aufstand, erhob Victoria sich ebenfalls. „Ich muss wieder an die Arbeit.“ Er küsste sie auf die Stirn und drückte sie. „Du hast mir sehr geholfen, Mom. Danke.“

„Halte mich auf dem Laufenden.“

„Mache ich. Hab dich lieb, Mom.“

„Ich dich noch mehr.“

Nick ging zum Auto zurück und rief Sam an. Es wäre sinnvoller zu warten, bis er die Liste hatte, aber er wollte ihre Stimme hören.

„Hallo?“ Sam klang außer Atem, als wäre sie zum Telefon gerannt. Er erinnerte sich an einen anderen Anlass, als sie schwer atmete, doch sofort schob er den Gedanken beiseite. „Sam. Nick.“

„Hey.“

„Ich habe gute Nachrichten. Ich kann bald all deine Probleme lösen.“

„Kennst du sie alle?“

Nick lachte. „Hast du so viele?“

„Ein paar.“ Kein Gelächter. „Geht es um den Job? Du hast doch gesagt, ich hätte Zeit bis morgen. Ich habe mich noch nicht entschieden.“

„Falls du wegen der Kinderbetreuung zögerst, zeichnet sich eine Lösung ab.“

„Wirklich?“

„Ja.“

„Lass mich raten. Du bist nicht nur Vizepräsident eines milliardenschweren Unternehmens, sondern hast auch einen Kindergarten?“

„Nein, aber ich weiß … Hey, was machst du gerade?“

„Jetzt?“

„Ja, jetzt.“

„Ich suche etwas am Computer. Es gibt viel zu tun, wenn man umzieht.“

„Das glaube ich. Wo wohnst du?“

„In South Vegas, vorübergehend.“

„Ich fahre gerade in die Richtung. Besprechen wir es doch beim Essen.“

„Das geht nicht. Ich muss Essen machen für … für meinen Sohn.“

„Bring den Kleinen mit. Ich kenne ein kinderfreundliches Lokal. Du und Trey könnt mich dort treffen.“ In der Leitung wurde es still, als Nick vom Freeway abfuhr und auf das CANN Casino Hotel & Spa zusteuerte. „Sam, bist du noch da?“

„Ja, ich bin hier. Danke, aber nein. Ich fahre nur schnell zu einem Drive-in und gehe dann gleich wieder online. Wie heißt die Kita? Ich schaue mir dann die Website an.“

„Alle Optionen werden gerade zusammengestellt. Ich bekomme sie im Laufe des Tages. Wegen der langen Arbeitszeiten und häufigen Reisen werden sicher auch Au-pair-Mädchen oder Erzieher auf der Liste stehen. So kann Trey seine Vorschulaufgaben fortsetzen, wenn er mit dir unterwegs ist. Am besten wäre wohl jemand, der sich sowohl um Trey kümmert als auch um den Haushalt.“

„Das klingt toll, aber selbst mit dem umwerfenden Angebot deiner Firma weiß ich nicht, ob ich mir ein solches Arrangement leisten könnte. Ihr Gehalt, die Flugtickets, Unterkunft, Verpflegung. Das wären gewaltige Ausgaben.“

„Darüber habe ich auch nachgedacht. Deshalb wäre ihre Anstellung Teil deines Gehaltspakets. Sie wäre bei der Firma angestellt und bekäme eine Firmenkarte für Reisen und andere Spesen.“

„Ich bin sprachlos. Wo würdest du so jemanden finden?“

„Mom. Sie löst Probleme und verhandelt besser als jeder andere in der Firma. Die Leute auf der Liste sind geprüft und wurden wahrscheinlich von jemandem empfohlen, den Mom persönlich kennt.“

„Ich weiß nicht, was ich sagen soll.“

„Sag, dass du morgen in mein Büro kommst, um die Verträge zu unterschreiben. Du kannst das Au-pair-Mädchen treffen, dich mit unserem Immobilienmakler zusammensetzen, um eine Wohnung zu finden, und dich auf eine Reise nach New York nächste Woche vorbereiten.“

„Langsam, Nick. Das ist gerade viel zu verdauen, fast zu viel.“

„Das schaffst du schon.“

„Ich weiß dein Vertrauen zu schätzen, aber es gibt so viele exzellente Innenarchitekten. Warum tust du das alles, um mich zu bekommen?“

„Weil du die Beste bist.“

„Wie kann ich dem widersprechen?“

„Gar nicht.“ Als er Sam lachen hörte, wollte Nick sich plötzlich auf die Brust trommeln und bekam das Grinsen nicht mehr vom Gesicht.

„Ich weiß nicht. Darüber muss ich nachdenken.“

„Du hast noch ein paar Stunden. Warum kommst du nicht morgen ins Büro, so gegen drei?“

„Okay.“

„Bis dann. Und Sam?“

„Ja?“

„Wenn ich dich morgen sehe, ist die einzig akzeptable Antwort auf mein Angebot ein Ja.“

3. KAPITEL

Sam lief seit fünfzehn Minuten in ihrem Wohnzimmer auf und ab. Dabei redete sie mit ihrer Cousine, die sie und Trey bei sich aufgenommen hatte. „Ich kann diesen Job nicht annehmen, Danni. Auf keinen Fall!“

„Auf keinen Fall kannst du ihn nicht annehmen. Dieser Job hat alles, was du jetzt brauchst. Kinderbetreuung inklusive? Ich bitte dich!“

„Es geht nicht ums Geld. Es geht um …“ Sam setzte sich zu Danielle und senkte die Stimme. „Es geht um Trey. Ich weiß nicht, was passieren würde, wenn Nick es je herausfände.“

„Er ist Treys Vater.“ Danni flüsterte ebenfalls. „Er sollte es nicht herausfinden müssen. Es sollte ihm gesagt werden. Je früher, desto besser.“

Sam wusste, worauf ihre Cousine anspielte. Auf ihren Ex Oba, was er wusste und wie er die Information nutzen konnte, falls es hässlich werden sollte.

„Wie sehr es dir auch widerstrebt, du wusstest, dass dieser Tag kommen würde.“

Sam fühlte Tränen in sich aufsteigen. „Es ging alles so schnell. Damals hatte ich solche Angst. Deine Freundin Joi rief an. Wir haben geredet. Sie gab ihrem Bruder meine Nummer. Oba meldete sich und flog her. Kurz darauf habe ich schon Ja gesagt. Ein hastiges Arrangement, das sowohl seine als auch meine Probleme zu lösen schien. Ich dachte, es wäre für alle das Beste, wenn ich ginge, ohne es Nick zu sagen. Ich wollte das Geheimnis für den Rest meines Lebens hüten.“

„Ich weiß. Ich mache dir auch keine Vorwürfe. Wenn überhaupt, fühle ich mich mitverantwortlich. Ich wünschte, ich hätte dir nicht erzählt, was Joi mir über ihren Bruder gesagt hat, dass er eine arrangierte Ehe brauchte, um ihren egoistischen Bruder vom Thron fernzuhalten.“

„Du brauchst dich nicht schuldig zu fühlen. Ich war froh über die Chance. Da ich wusste, wie Nick über Ehe und Kinder denkt, erschien mir Obas Vorschlag wie ein Wink des Schicksals. Damals schien es für alle nur Vorteile zu geben.“ Sam dachte an den Morgen zurück, nachdem sie und Nick miteinander geschlafen hatten.

Wie er sie gefragt hatte, ob sie verhütete. Sie hatte Ja gesagt, weil sie sicher gewesen war, dass sie nicht schwanger werden konnte. Ein Problem mit Fibromen, das sie seit Jahren hatte. Danach hatte er Kondome benutzt, für zwei weitere Runden, ehe sie die Suite am Nachmittag verlassen hatten. Nur nicht bei jenem wilden, unglaublichen ersten Mal, als Trey gezeugt wurde.

„Du hast getan, was du damals für das Beste gehalten hast.“ Jetzt stand Danielle auf und fing an, ein Loch in den Teppich zu laufen. „Das ist alles meine Schuld.“

Sam sah auf. „Hast du mir nicht zugehört?“

„Doch. Wenn ich nie von dem Prinzen gehört hätte oder Joi nicht gesagt hätte, dass du schwanger bist …“

„Wie mir eine weise Frau gerade sagte, du hast das getan, was du damals für richtig gehalten hast.“

Danielle kam zum Sofa zurück. „Was ist jetzt das Richtige? Nicht nur für dich, sondern für Trey und für Nick? Es erscheint mir nicht fair, dass dein Exmann weiß, dass er nicht Treys Vater ist, aber Nick nicht weiß, dass er es ist.“

„Du hast recht. Ich kann es nicht ewig geheim halten. Nick muss erfahren, dass er Vater ist, und Trey braucht seinen Vater.“

„Fragt Trey nach Oba?“

Sam schüttelte den Kopf. „Trey war immer nur ein Mittel zum Zweck für ihn. Oba war nicht streng, aber auch nicht übermäßig liebevoll. Außerdem fand er, dass Kindererziehung ‚die Aufgabe der Frau‘ sei.“ Sam zeichnete Anführungszeichen in die Luft und verzog das Gesicht. „Er war auch ständig unterwegs, um königliche Pflichten zu erfüllen oder durch die Welt zu jetten.“

„Durch Nicks Angebot wirst wohl du jetzt durch die Welt jetten.“

„Mit unbegrenztem Budget Luxusvillen auf schönen Inseln zu entwerfen, hätte ich mir in meinen wildesten Träumen nicht vorgestellt.“ Seufzend lehnte Sam den Kopf zurück. „Aber wie kann ich mit Nick arbeiten und ihm nichts von Trey sagen? Und sobald ich das tue, wie kann er mich anstellen oder mich den Job behalten lassen?“

„Alles gute Fragen“, sagte Danielle. „Und es gibt nur einen Weg, es herauszufinden.“

Sam war gerade ins Bett gegangen, als sie eine Nachricht von Oba bekam. Schon wieder. Danielle hatte recht. Sie musste Nick dringend von Trey erzählen. Doch da die Krebsbehandlung ihrer Mutter ihre Ersparnisse aufgezehrt hatte und sie den Rest verwendet hatte, um aus Afrika wieder nach Hause zu kommen, brauchte sie den Job dringend. In dieser Nacht bekam Sam wenig Schlaf.

Am nächsten Tag war sie dankbar, weil Danielle dafür gesorgt hatte, dass Trey mit seinem Cousin in die Kita gehen konnte. Sam suchte sich online ein Yogavideo und schaltete bei den Übungen eine Stunde lang alle Gedanken aus. Doch anschließend strömten die Fragen wieder auf sie ein. Würde Nick wütend sein? Würde er jemandem einstellen, der ihm die Wahrheit vorenthalten hatte und dem er daher nicht mehr vertrauen konnte? Würden die einflussreichen Breedloves versuchen, ihr das Kind wegzunehmen? Könnte sie ihren Sohn allein finanziell versorgen?

Sam duschte und trat vor ihren Schrank. Ihre Mutter hatte immer gesagt: „Wenn du gut aussiehst, fühlst du dich gut.“ Diese Lektion hatte Sam nie vergessen. Sie besah sich die magere Kleidungsauswahl, die sie eingepackt hatte, und erwog ein seriöses rotes Kleid mit langen Ärmeln und U-Ausschnitt. Ihr fiel das gestrige Treffen ein und Nicks Blicke, als sie die Beine übereinanderschlug und ihre Bluse verrutschte. Sie hatte so getan, als würde sie es nicht bemerken. Dabei hatte sich ihr Körper an Stellen zusammengezogen, die Tabu wären, sollte Nick ihr Chef werden. Sein Charme machte sie verrückt, doch mit ihm zu schlafen stand außer Frage.

Als sie auf den Parkplatz des CANN Casino Hotel & Spa fuhr, war Sam immer noch unentschlossen. Sie betrat das Gebäude und beschloss, den Dingen ihren Lauf zu lassen. Als sie durch die opulente Lobby ging, klingelte ihr Handy. „Sam Price.“

„Ich bin’s, Nick.“

„Bin ich zu spät? Ich bin in der Lobby und …“

„Nein, du bist nicht zu spät. Ich habe unser Treffen ins Zest verlegt, eines unserer Restaurants. Nimm einen der Aufzüge nach oben. Es hat einen eigenen Knopf.“

„Okay.“ Kurz darauf brachte der Lift sie hoch über die quirlige Metropole, wo sie sich in der Art von Luxus wiederfand, die sie als Prinzessin von Kabata gewohnt war, jener Provinz, die ihr Exmann Oba und seine Familie seit Generationen beherrschten. Ihr Pulsschlag erhöhte sich erwartungsvoll.

„Willkommen im Zest.“

„Hi, ich bin Samantha Price. Ich treffe …“

„Wir erwarten Sie bereits, Ms. Price“, erklärte die Empfangsdame lächelnd. „Hier entlang, bitte.“

Statt in den Speisesaal gingen sie durch einen Gang an der Seite des Raumes, von dem mehrere Türen abgingen. Vor der ersten Tür blieb die Empfangsdame stehen, klopfte sachte und öffnete sie. „Mr. Breedlove, Ms. Price ist hier.“ Sie trat zurück, um Sam eintreten zu lassen. „Genießen Sie Ihr Essen.“

Sam hatte gedacht, dass sie diesmal besser damit klarkäme, Nick zu sehen. Doch sein Anblick brachte sie erneut aus der Fassung. Er erhob sich, als sie hereinkam. Die Art, wie seine Blicke über ihren Körper wanderten, weckte Erinnerungen an jene Nacht. Ihr wurde klar, dass sie als Erstes über ihren One-Night-Stand sprechen mussten.

„Hallo Nick“, sagte sie und streckte die Hand aus. Ein fester Handschlag war die einzige Berührung dieses Mannes, die sie verkraften konnte.

„Sam, schön, dich zu sehen.“ Er deutete auf einen Stuhl. „Setz dich. Ich hoffe, es stört dich nicht, dass ich unser Treffen verlegt habe. Ich habe heute schon vor sieben angefangen zu arbeiten und den ganzen Tag noch nichts gegessen.“

„Kein Problem.“

„Sicher?“

Sam wusste, warum er fragte. Sie verhielt sich seltsam, nicht wie sie selbst. Falls sie mit ihm zusammenarbeitete, was noch nicht feststand, musste sie sich zusammenreißen. „Ganz sicher“, brachte sie heraus und versuchte, sich zu entspannen.

„Hast du Hunger?“

„Nein, danke.“

Sam wich dem Blick aus seinen schokobraunen Augen aus, die von dichten Wimpern umrahmt wurden. Deshalb hatte der Tanz auf der Party vor vielen Jahren auch in einer Luxussuite geendet. Sie war in diesen Augen versunken.

Kurz darauf klopfte es an der Tür. Ein weißhaariger Kellner schob einen Servierwagen herein, auf dem Gläser und ein Krug Granatapfeltee standen. „Darf ich Ihnen das Chateaubriand empfehlen, Sir? Es ist hervorragend.“

Nick sah über den Tisch. „Sam?“

„Für mich nichts, danke.“

Der Kellner sah Nick an. „Ich nehme es, Fredrich.“

„Exzellente Wahl“, erwiderte Fredrich, während er zwei Gläser Tee einschenkte. „Das Lendenstück stammt von einer preisgekrönten Ranch hier in der Nähe.“ Fredrich zwinkerte Nick zu und sah dann Sam an. „Wenn ich mir erlauben darf“, begann Fredrich lächelnd. „Gestatten Sie, dass ich etwas für Sie auswähle, etwas Leichtes oder Kleines vielleicht?“

„Das Rindfleisch kommt von der Ranch meines Bruders Adam“, warf Nick ein. „Es gehört zum besten im ganzen Land. Außerdem bezahle ich, und das Restaurant hat einen Michelin-Stern.“ Als Sam zögerte, fuhr Nick fort. „Komm schon. Es ist nicht klug, ein schickes kostenloses Essen auszuschlagen.“

Der Kellner blickte so hoffnungsvoll, dass Sam nicht ablehnen konnte. „In Ordnung“, sagte sie und schenkte ihm ein Lächeln. „Danke.“ Fredrich verbeugte sich leicht und ging.

„Du wirst es nicht bereuen.“ Nick erhob sein Glas. „Auf ein produktives Meeting.“

Sam war nicht so sicher, wie produktiv es werden würde. Doch sie hob ihren zart ziselierten Kristallkelch. „Prost.“

„Ich hoffe, du konntest über die Vorteile des Angebots nachdenken.“

„Ich habe an nichts anderes gedacht“, erwiderte Sam aufrichtig. „Doch vorher müssen wir etwas anderes klären.“

Nick lehnte sich zurück. „Ach, ja?“

„Die Nacht, als wir uns zuletzt gesehen haben. Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber für mich ist das der Elefant im Raum.“

„Wenn ich mich recht entsinne, war es eine Katze.“ Nick lächelte.

Sam blieb ernst. „Ich will nur sichergehen, dass das, was vor Jahren passiert ist, keinen Einfluss auf unsere potenzielle Beziehung hat. Falls ich für CANN International arbeite, muss jede Interaktion zwischen dir und mir streng beruflich sein. Nicht mehr.“

Nick sah sie an. „Natürlich.“

Das hatte Sam hören wollen, doch warum musste er so schnell antworten, als wäre ihm der Gedanke an ein Wiederaufleben der Affäre nie gekommen?

Sams Worte hatten Nick überrascht, doch als guter Pokerspieler ließ er sich nichts anmerken. Sie hatte gerade die Grenzen ihrer Beziehung abgesteckt. Es war eine kluge Entscheidung und die einzig richtige, vor allem angesichts des drängenden Terminplans.

„Ich wollte nicht andeuten, dass … Ich wollte einfach nur klarstellen, dass es sich um eine reine Geschäftsbeziehung handelt.“

„Heißt das, du ziehst das Jobangebot in Betracht?“

„Ich wäre verrückt, es nicht zu tun“, gab Sam zu. „Vor allem seit du angeboten hast, mich bei der Kinderbetreuung zu unterstützen, was wohl das größte Hindernis für mich gewesen wäre.“ Das zweitgrößte, korrigierte sie sich im Stillen.

„Wenn diese Frage geklärt ist, nimmst du den Job an?“

„Du hast mir ein Angebot gemacht, dass ich sehr schwer ablehnen kann. Wenn es nur um mich ginge, wäre die Entscheidung viel einfacher. Aber ich muss auch an meinen Sohn denken. Seine Welt wurde gerade auf den Kopf gestellt. Er musste auf einen anderen Kontinent ziehen und hat fast alle Menschen verloren, die er kennt.“

„Das kann ich mir nicht einmal vorstellen.“ Nick sah sie mitfühlend an. „Du eine alleinerziehende Mom, sein Dad so weit weg.“

Oder auch nicht, dachte Sam, sagte aber nichts.

„CANN International, dieses Projekt, bedeuten mir sehr viel, aber Familie ist alles. Ich möchte nichts tun, was das Wohl deines Sohnes gefährdet. Deshalb war es selbstverständlich, die Leistungen für ein Au-pair mit einzuschließen. Sowohl Christian als auch Adam schwören, dass ihre Assistentinnen von unschätzbarem Wert sind, wie ein Teil der Familie.“

„Dann haben deine Brüder geholfen, die Liste mit den Betreuungsoptionen zusammenzustellen?“

„Ich habe mit ihnen gesprochen, aber die Liste haben Mom und ihre Assistentin Hazel angefertigt. Sie glaubt, dass ein Kindermädchen, das auch unterrichten kann, die beste Lösung für dich wäre. Angesichts dessen, was du gerade über Trey gesagt hast, sind Vertrautheit und Routine im Moment wohl extrem wichtig.“

Sam nickte. Bildete sie sich das nur ein, oder wurde Nicks Stimme weicher, wenn er den Namen seines Sohnes aussprach? „Es wäre gut, wenn Trey eine weitere Konstante in seinem Leben hätte, jemand, der immer da ist, egal wo oder wann du arbeitest.“

„Was passiert, wenn der Job erledigt ist?“

„Gute Frage, obwohl du sie nicht sofort beantworten müsstest. CANN International ist ein gewaltiges Unternehmen. Es gibt jede Menge Hotels, die eingerichtet werden müssen. Ich könnte mir vorstellen, dass du auf lange Sicht Teil der Firma bleibst.“

„Das dachte ich auch von meiner Ehe“, murmelte Sam.

Bei dieser Bemerkung wand Nick sich auf seinem Stuhl. „Tut mir leid.“

„Das braucht es nicht. Ich würde gern darüber nachdenken, für CANN zu arbeiten, aber gerade bin ich nicht in der Verfassung, um langfristige Entscheidungen zu treffen.“

„Kein Problem. Wir könnten dich zunächst als Auftragnehmerin anstellen, und wenn es gut läuft, reden wir später über etwas Dauerhafteres.“

Sam zögerte, ehe sie nickte. „Das klingt nach einer tollen Chance. Ich komme gern darauf zurück.“

Nick spürte, wie sich seine Schultern entspannten. Erst jetzt wurde ihm klar, wie sehr er auf ihre Zustimmung gehofft hatte. „Gute Antwort.“ Die Tür ging auf, und Fredrich trat hinter einem Servierwagen ein. „Und perfektes Timing.“

Fredrich stellte einen Brotkorb und ein Tablett mit Butter und Konfitüren auf den Tisch. „Die sind legendär“, erklärte Nick, während er Kräuterbutter auf ein warmes Brötchen strich. „Sie werden täglich frisch gebacken. Du musst unbedingt eins probieren.“

„Das duftet himmlisch.“ Sie nahm sich ein Brötchen und roch daran. „Parmesan.“ Nick hielt inne, als sie die Augen schloss und einen Bissen nahm. Der verzückte Ausdruck auf ihrem Gesicht erinnerte ihn an eine andere Knabberei, die sie einmal genossen hatten. „Die sollten verboten werden“, sagte sie.

„Das habe ich ja gesagt“, erwiderte Nick lachend. „Bon appétit.“

In den folgenden Minuten besprachen sie die Einzelheiten des Vertrags. Dann brachte Fredrich einen medium gebratenen Gaumenkitzel für Nick und einen exquisiten Salat mit samtigen Chateaubriand-Scheibchen für Sam. Eine Weile herrschte Schweigen, während Nick sein geröstetes Gemüse kaute und Sam eine würzige Vinaigrette über ihr Essen goss. Nach ein paar Bissen legte sie die Gabel ab und nahm ihre Serviette. „Ich habe im Palast so einige fantastische Mahlzeiten gegessen, doch ich wusste nicht, dass ein einfacher Salat so gut schmecken kann.“

„Ich würde dieses Wort nicht vor dem Küchenchef benutzen. Er würde vermutlich sagen, dass daran nichts einfach ist.“

Sam nahm noch einen Bissen, kaute genüsslich und stöhnte. Nicks Penis regte sich. Verbotene Erinnerungen drohten, ihn durcheinanderzubringen. Sam öffnete die Augen. „Du hast recht. Es sind nur wenige Zutaten, aber der Geschmack …“

„Klingt, als würdest du dich mit dem Kochen auskennen.“

„Überhaupt nicht. Aber meine Cousine schon. Sie ist verrückt nach Kochsendungen.“

„Die Cousine, mit der du damals auf der Party warst?“

„Ja. Ich bin überrascht, dass du dich daran erinnerst.“

Es war eine unvergessliche Nacht. „Wie heißt sie?“

„Danielle. Wir nennen sie Danni.“

Nick dachte an die Unterhaltung zurück, die sie zwischen den Sexrunden geführt hatten. Sam und Danni. Jungsnamen für die Gespielinnen ungezogener Jungs. So hatte sie es genannt. Sam wechselte das Thema. „Wie ist deine Familie dazu gekommen, Ferienhäuser zu vermieten?“

„Durch Zufall.“

„Und jetzt habt ihr Häuser auf der ganzen Welt? Das nenne ich Zufall.“

„Es stimmt aber“, erklärte Nick achselzuckend. „Zumindest in der Kurzfassung.“

„Wie lautet die lange Version?“

Nick aß auf und lehnte sich zurück. „Es fing mit meinem ältesten Bruder Christian an, der ein Hotel vor der Küste von Dschibuti baute. Etwa zur gleichen Zeit hatte ich geschäftlich auf einer Insel vor der Küste von New York zu tun.“

„Das Grundstück, das dir jetzt gehört?“

„Ja. Es liegt in Stadtnähe, ist aber privat und hatte schon alles, was wir brauchten, Strom, Wasser, Straßen. Es ist klein, nicht groß genug für ein Hotel, aber perfekt für kleinere Häuser. Nachdem wir uns dieses Grundstück gesichert hatten, sahen wir uns weiter um und kauften Inseln vor North und South Carolina, Georgia, Kalifornien und Maine. Diese Informationen stehen ausführlicher in deinen Einstellungspapieren. Nächste Woche siehst du es selbst.“

„Hotels, Häuser und jetzt auch Inseln? CANN International ist größer, als ich dachte.“

„Deshalb ist für uns zu arbeiten auch die beste Entscheidung, die du treffen konntest.“

„Angesichts deiner Voreingenommenheit behalte ich mir mein Urteil lieber noch vor.“

„Ha! Touché.“

Das Gespräch ging weiter und wurde entspannter, da Sam allmählich lockerer wurde. Als Fredrich die Dessertteller abräumte und Kaffee eingoss, hatte sich der kameradschaftliche Ton ihrer früheren Begegnungen wieder eingestellt. Nick war jetzt noch froher, dass er Sam kontaktiert hatte. Sie war nicht nur die beste Wahl für einen Auftrag dieser Größe, sie konnte auch sehr witzig sein.

„Danke, dass du mich zum Essen überredet hast“, sagte Sam, als sie aufstanden. „Ich dachte, ich hätte keinen Hunger, bis ich den ersten Bissen nahm.“

„Wir Breedloves nehmen Essen sehr ernst“, witzelte Nick. „Wir suchen unsere Köche genauso sorgfältig aus wie unsere Bodenbeläge.“

Sie verließen den Speiseraum und gingen zum Aufzug. Nick drückte auf den Knopf und trat zurück. „Ich lasse alle Papiere aufsetzen und schicke sie dir. Du hast ja einen Reisepass, also brauchen wir uns darum nicht zu kümmern.“

„Sind nicht alle Gebäude für diesen Auftrag in den Staaten?“

„Das letzte Haus ist auf den Bahamas. Sonst sind wahrscheinlich keine Auslandsreisen nötig. Wir achten nur darauf, dass jeder, der für uns arbeitet, die notwendigen Papiere hat, um zu allen Häusern von CANN reisen zu können.“ Der Aufzug kam. Sie stiegen ein und fuhren schweigend nach unten. In der Lobby streckte Nick die Hand aus. „Willkommen an Bord, Ms. Price.“

„Die Papiere sind noch nicht unterzeichnet, Mr. Breedlove“, scherzte Sam. „Es sollte aber keine Probleme geben.“ Sie schüttelte seine Hand. Ihre Haut war warm und samtweich. Ihre Augen trafen sich. Etwas geschah zwischen ihnen. Schwach, aber spürbar. Ein Funken erotischer Energie. Sam zog die Hand zurück, und der Bann war gebrochen. Doch noch lange nach dem Treffen dachte Nick an den Elefanten, den Sam erwähnt hatte. Ihn beschäftigte nicht die eine heiße Nacht in der Vergangenheit, sondern die unbestreitbare Chemie zwischen ihnen und die Frage, wie lange er diese ignorieren konnte.

4. KAPITEL

Der April brachte Schauer und wärmere Brisen, doch Sam bemerkte es kaum. Nachdem sie den Vertrag unterschrieben hatte, verbrachte sie die nächsten acht Tage mit hektischer Wohnungssuche und Vorstellungsgesprächen von Kindermädchen. Sie ignorierte Nicks Vorschlag, nach Breedlove zu ziehen, ein Städtchen unweit von Las Vegas, nahm aber seinen Rat bezüglich der besten Wohngegenden an. Außerdem lehnte sie das Angebot der Firma ab, ihr bei der Suche nach einem Kindermädchen zu helfen. Es war unvermeidlich, Nick die Wahrheit über Trey zu sagen. Doch bis sie dafür bereit war, wollte Sam die Breedloves von ihrem Kind fernhalten.

Nachdem sie gestern Abend mit Oba gesprochen hatte, war sie dankbar, dass ein Ozean sie trennte. Sie konnte nicht fassen, dass er sie anrief.

„Oba?“

„Hast du meine Stimme schon vergessen, Baby?“

Sam quittierte diese Frage mit Schweigen.

„Wie ist das Leben in Amerika?“

Ernsthaft? Er tat so, als wäre dies ein freundschaftliches Gespräch, nach allem, was passiert war. „Ich bin beschäftigt, ich fange bald ein wichtiges Projekt an. Ich kann jetzt nicht reden.“

„Du arbeitest? Oh nein, Masoyina! Das ist kein Leben für dich.“

„Ich bin nicht mehr deine Liebe, deine Frau oder in deiner Verantwortung. Wir waren uns einig, dass ein endgültiger Schlussstrich das Beste wäre. Warum rufst du an?“

„Ich vermisse dich, Baby. Ich vermisse meinen Sohn.“

Er sagte den Kosenamen leise und gefühlvoll. Dieselbe Stimme, die sie einst geschätzt hatte, sorgte jetzt dafür, dass sich ihr Magen zusammenzog. Oba hatte stets nur ein flüchtiges Interesse an Trey gezeigt. Worum ging es ihm wirklich? Sie beide hatten die Ehe als Zweckbündnis geschlossen und beendet. Er musste loslassen.

„Letzte Woche hat mir mein Vater schlechte Nachrichten überbracht, Baby. Er ist immer noch sehr wütend über unsere Täuschung.“ Unsere Täuschung? „Darüber, dass er Trey mit einem zeremoniellen Tribut in die Familie aufgenommen hat, der nur jenen mit Stammesblut vorbehalten ist.“

Und das betrifft mich, weil … „Tut mir leid, dass dein Vater unglücklich ist, aber es ist nicht meine Schuld, dass er erfahren hat, dass Trey nicht dein Sohn ist. Dafür ist dein Bruder verantwortlich. Wir haben beide unter Isaacs Entscheidung gelitten. Ich habe viel verloren, einschließlich des bisschen Geldes, das ich gespart hatte. Ich tue, was nötig ist, um mir ein neues Leben aufzubauen, und ich weiß nicht, inwiefern es mich etwas angeht, was in deiner Familie vorgeht.“

„Mein Vater hat meine Aufgaben erheblich beschränkt und damit auch meine finanzielle Zuwendung.“

„Wenigstens hast du eine.“

„So bin ich es nicht gewohnt zu leben. Er hat mich in das Apartment in Lagos verbannt, wo ich bisher nur sporadisch war!“

Sam war einmal in dem Apartment gewesen. Es war ein zweistöckiges Haus mit vier Schlafzimmern, fünf Bädern, einem Tennisplatz und einem Pool. Armer Kerl. „Oba, was willst du von mir?“

„Ich muss etwas unternehmen. Vielleicht komme ich nach Amerika.“

„Joi ist hier. Bitte sie um Hilfe.“

„Sie hat kein Geld.“

„Ich auch nicht“, erwiderte Sam.

„Aber du kannst es besorgen.“ Obas Ton wurde härter. „Bitte Nick darum.“

„Was?“ Sams Stimme wurde mehrere Oktaven höher. Seine Dreistigkeit verschlug ihr die Sprache. „Hast du den Verstand verloren? Ich habe kein Geld, und Nick oder sonst wen um Hilfe zu bitten steht völlig außer Frage.“

„Weiß er über Trey Bescheid?“

„Halte Trey da raus.“

„Das klingt nach einem Nein.“

„Mir ist egal, wie es sich anhört oder was du über Treys Beziehung zu seinem leiblichen Vater zu wissen glaubst.“ Sam hoffte, Obas versteckter Drohung damit den Boden zu entziehen. „Trey ist als Einziger unschuldig und vollkommen tabu. Wir beide haben unter dem gelitten, was dein Bruder getan hat. Wenn jemand dir helfen sollte, ist es Isaac, nicht ich. Und ganz bestimmt nicht Nick.“

„Ich wäre der Letzte, mit dem Isaac sein Vermögen teilen würde. Ich habe dir geholfen, als du in der Klemme gesteckt hast. Jetzt musst du den Gefallen erwidern.“

„Wie oft soll ich es dir sagen? Ich habe kein Geld.“

„Meiner Schwester zufolge wird sich das bald ändern. Sie hat mir einen Link zu einer Pressemitteilung geschickt. Du arbeitest für CANN International.“

Sam hätte nicht geglaubt, dass die Anstellung einer Auftragnehmerin öffentlich bekannt gegeben würde. Jetzt verdammte sie die Firma für ihre PR, wie auch Joi, die ihre Nase in Dinge steckte, die sie nichts angingen. „Es ist ein Zeitvertrag“, erwiderte sie. „Das ändert nichts an meiner Antwort. Ich kann dir nicht helfen.“

„Hör mal …“

„Nein, es ist alles gesagt.“ Sam holte tief Luft, um sich zu beruhigen. Es würde nichts bringen, Oba zu verärgern. „Ich wünsche dir nur das Beste und habe dir nichts vorzuwerfen. Doch wegen Isaac haben sich unsere Wege getrennt. Lass uns weiter unser jeweils eigenes Leben leben. Unter den Umständen ist es das Beste. Bitte ruf mich nicht wieder an.“

Sam traf am Flughafen von Las Vegas ein, um nach New York zu fliegen. Am Gate sah sie sich vergeblich nach Nick um. Sie zog ihr Handy hervor, um ihn anzurufen, überlegte es sich aber anders. Sie war eine erfahrene Innenarchitektin, der niemand die Hand halten musste. Es hatte sie überrascht, dass er überhaupt mitkommen wollte. Sam hatte ein Erster-Klasse-Ticket, wartete aber, bis andere Passagiere eingestiegen waren, ehe sie an Bord ging. Sie nahm an, dass sich Nick nach der Landung in New York melden würde. Doch kurz bevor die Türen geschlossen wurden, kam er eilig herein und setzte sich neben sie.

„Hey“, sagte er, während er seinen Aktenkoffer verstaute und sich anschnallte.

„Das war knapp.“

„Ich habe einen Kumpel von mir in der Lounge getroffen und nicht auf die Zeit geachtet.“

„Du hast es ja noch geschafft. Es überrascht mich, dass du Linienflüge nimmst.“

„Nicht oft“, gab Nick zu.

„Ich hoffe, du machst meinetwegen keine Abstriche beim Komfort“, sagte Sam lächelnd.

„Ich würde es kaum als Abstrich beim Komfort bezeichnen, Zeit mit dir zu verbringen“, erwiderte Nick leiser und aufreizender, als Sam lieb war. „Ein langer Flug ist doch die perfekte Gelegenheit, um über alte Zeiten zu reden. Also …“, fuhr er fort, „wie ist das Leben als Prinzessin so?“

„Wie Meghan Markle bestätigen könnte, ist nicht alles nur Glanz und Gloria. Aber es war nicht alles schlecht.“

„Wie hast du Oba Usman kennengelernt, den Großfürsten von Kabata und, Gerüchten zufolge, Thronfolger?“

„Da hat wohl jemand fleißig im Netz gesucht“, erwiderte Sam, froh über ihre äußere Gelassenheit, hinter der sie ihre Angst verbarg. Angesichts der Geschehnisse, die Oba sein Anrecht auf den Thron gekostet hatten, war es besser, wenn Nick so wenig über ihren Ex wusste wie möglich.

„Ein wenig Hintergrundrecherche über unsere neueste Firmenpartnerin.“

Sam konnte es ihm nicht vorwerfen, sie hatte dasselbe mit ihm getan. So hatte sie damals erfahren, dass er ein überzeugter Junggeselle war, der keine Kinder wollte. „Danni war mit seiner Schwester befreundet. Nachdem sie mich kennengelernt hatte, hat sie mit ihm gesprochen. Sie dachte, wir würden gut zusammenpassen. Wir wurden einander per Videochat vorgestellt, und dann hat sich alles Weitere ergeben.“

„Es muss schnell gegangen sein. Denn eben waren wir noch zusammen auf der Kostümparty, und im nächsten Augenblick warst du schon verheiratet.“

„Ja, alles ging sehr schnell.“ Aus Gründen, die unerwähnt bleiben sollten. „Ich gebe zu, ich war ein wenig geblendet. Jedes Mädchen träumt davon, Prinzessin zu sein und wünscht sich einen Ritter in schimmernder Rüstung.“

„Und Oba schien das zu sein?“

„Das dachte ich, anfangs.“

„Was hat sich geändert?“

Nachdenklich sagte Sam: „Eine Ehe ist schon unter normalen Umständen schwer. Dass meine so öffentlich war und eine königliche Familie betraf, hat das Ganze noch erschwert.“

Nick pfiff. „Das muss hart sein. Ein Grund, warum ich es nicht eilig habe.“

„Kluge Entscheidung.“

„Warum hast du so schnell geheiratet?“

„Oba stand unter Druck, eine Ehefrau zu finden. Verheiratet zu sein und einen Erben zu produzieren war eine Voraussetzung, damit er als Thronfolger infrage kam. Sein jüngerer Bruder wollte ihm zuvorkommen. Als ich … schwanger wurde, haben wir sofort geheiratet.“

„Wolltest du das auch?“

Sam wich Nicks Blick aus. „Ich dachte, es sei das Beste für Trey.“

„Und für dich?“

„Damals glaubte ich, dass es für uns beide gut wäre.“

„Hmm. Wie geht’s dem Kleinen? Hast du ein Kindermädchen gefunden?“

„Ich glaube, ja. Im Moment kümmert sich Danni um Gloria, das Kindermädchen, und Trey. Ich lasse sie später nachkommen.“

Als in der ersten Klasse das Essen serviert wurde, hingen Sam und Nick ihren Gedanken nach. Sam war froh über die Atempause. Im Kopf ging sie das Gesagte nochmals durch und speicherte es ab, um sicherzugehen, dass sie sich an die Geschichte erinnerte, falls sie je wieder danach gefragt wurde. „Was ist mit dir? Da all deine Brüder verheiratet sind, verspürst du da nicht ein bisschen Druck, vor den Altar zu treten, Kinder zu haben und zum Erbe der Breedloves beizutragen?“

Nick streckte seine langen Beine aus. „Überhaupt nicht“, antwortete er wie aus der Pistole geschossen.

Sam musste lachen, obwohl ihr bei dem Gedanken, dass Nick keine Kinder wollte, das Herz schwer wurde.

„Im Moment sind die Inselhäuser meine Babys. Das ist mein bislang größtes Projekt. Zwar gibt es keinen Druck von der Familie, aber ich muss mich beweisen.“

„In den letzten Jahren“, fuhr er fort, „hat Christians Bau in Dschibuti den gesamten afrikanischen Kontinent eröffnet. Adams Wagyu-Rind ist das Beste in Amerika, und mit den tollen Entwicklungschancen, die er entdeckt hat, hat er erheblich zur guten Bilanz der Firma beigetragen. Letztes Jahr hat Noah das Unmögliche geschafft, indem er ein Casino in dem wohl konservativsten Bundesstaat des Landes eröffnet hat. Während er gelähmt war.“

Erschrocken rief Sam aus: „Oh nein! Was ist passiert?“

„Ein Skiunfall. Hast du nichts davon gehört?“ Sam schüttelte den Kopf. „Wow, du warst wirklich abgeschottet.“

„Größtenteils freiwillig. Vorher waren mein Handy und das Internet praktisch eine Verlängerung meines Selbst. Es tat gut, davon loszukommen und in der wirklichen Welt zu leben.“

„Das kann ich mir gar nicht vorstellen.“

„Wie geht es Noah jetzt?“

„Viel besser, danke.“

„Klingt, als wären die letzten Jahre für die Familie sehr produktiv gewesen. Und jetzt bist du dran?“

„Ja.“

„Haben deine Brüder Kinder?“

Nick nickte. „Christian hat eine Tochter, Christina, und einen Sohn, Larenz. Adams und Noahs Frauen, Ryan und Dee, sind beide schwanger.“

„Dann wird Onkel Nick aber bald beschäftigt sein.“

„Ja, der Onkel zu sein ist toll. Ich kann mit ihnen spielen, sie verwöhnen und dann wieder nach Hause schicken.“

Sie lachten, bis die Flugbegleiterin die Speisekarten brachte. Sie hatte mit Nick geflirtet, seit er an Bord gekommen war. „Mr. Breedlove, darf ich Ihnen den Lachs empfehlen?“ Sie klimperte mit ihren langen Wimpern und zeigte ihre strahlend weißen Zähne, während sie ihm nachschenkte. Er hielt ihr die Speisekarte hin. „Ich nehme ihn, mit Spargel und Reis.“

„Gute Wahl.“ Sie sah Sam an. „Und für Sie?“, fragte sie ohne Funkeln in den Augen, nur mit dem Hauch eines Lächelns und ohne ihr nachzuschenken. Sam hätte beinahe losgelacht. „Ich nehme den Cajun-Chicken-Salat, bitte. Und ein Glas Cabernet.“

Beide sahen der Flugbegleiterin nach. „Du hast eine Bewunderin.“

„Sie macht nur ihren Job.“

„So naiv kannst du nicht sein. Aber ich bewundere deine Bescheidenheit.“

Er trank einen Schluck Wasser. „Erzähl mir von deiner Familie. Hast du Geschwister?“

„Einen Bruder aus der ersten Ehe meiner Mom. Er ist sieben Jahre älter als ich und lebt in Seattle. Mein Dad wohnt in L. A.“

„Bist du dort aufgewachsen?“

„Ja.“

„Und deine Mom?“

Sam schluckte. „Sie starb, kurz bevor ich nach Afrika zog. Brustkrebs.“

„Tut mir leid.“

„Danke. Ich vermisse sie jeden Tag.“

„Wie bist du auf der Kostümparty gelandet?“

„Danni ist vor Jahren hergezogen, als Profi-Tänzerin mit großen Ambitionen. Sie wurde für ein paar Shows engagiert. Dann traf sie Scott, sie heirateten und gründeten eine Familie. Ihre Mom, meine Tante, war die Schwester meiner Mom. Sie standen sich sehr nahe, sodass Danni und ich fast wie Schwestern waren.“

„Was hat Danni von deiner Blitzhochzeit gehalten?“

Waren sie wieder bei diesem Thema? Sam fragte sich, warum Nick so auf eine Ehe fixiert war, die vorüber war. „Sie hat sich immer Gutes für mich gewünscht. Da ich glücklich war, war sie es auch.“

„Und jetzt nach deiner Scheidung?“

Sam versuchte, sich nicht anmerken zu lassen, wie sehr sie dieser Fragen überdrüssig war. „Wie gesagt, sie unterstützt mich in allem und freut sich, dass ich wieder hier bin.“

„Entschuldige meine Fragerei. Ich kann mir vorstellen, dass es nie leicht ist, eine Ehe zu beenden, und dass es schmerzvoll sein kann, darüber zu reden.“

„Ja, es ist nicht leicht, aber genug von mir. Reden wir über dein Liebesleben.“

„Wie schon gesagt, im Moment ist das CANN-Inselprojekt meine einzige große Liebe.“

„Wie du meinst, aber die Zeichnungen eines Architekten können dich nachts nicht wärmen.“

„Das ist wahr. Ich gehe hier und da weg, aber meist bin ich zu beschäftigt.“

Das konnte Sam nur schwer glauben, aber sie beließ es dabei. Die Unterhaltung kehrte wieder zum Geschäftlichen zurück. Unter anderen Umständen würde sie mit Nick ausgehen. Es war nicht schwer, ihn zu mögen, er war klug, selbstbewusst und humorvoll. Sein gutes Aussehen stellte auch kein Hindernis dar. Dass er mit Abstand der beste Liebhaber war, den sie je erlebt hatte, wäre das Sahnehäubchen. Wenn alles anders wäre. Doch das war es nicht. Daran musste Sam immer denken und sich auf die Arbeit konzentrieren.

Die Flugbegleiterin kam zurück. Das Flirten ging weiter. Sam lächelte tapfer und verbarg ihren Schmerz. Es wäre wohl am besten, wenn Nick sich verliebte und damit jede Chance auf eine gemeinsame Zukunft für sie beide ausräumte. Sie, Trey und Nick würden nicht als glückliche Familie in den Sonnenuntergang reiten. Es war besser, alle Gefühle zu unterdrücken, ehe sie sich weiter entfalten konnten. Zweifellos hatte ein gut aussehender Mann wie Nick zahllose Frauen, eine in jeder Stadt. Ohne das dringende Projekt und das Geheimnis, das sie hütete, hätte Sam nichts dagegen gehabt, eine von ihnen zu sein.

5. KAPITEL

Gäste, die ein Inselanwesen von CANN buchten, wurden mit privaten Jachten der Firma auf die Insel gebracht. Nach ihrer Ankunft in New York City fuhren Nick und Sam in einer Limousine zum Jachthafen von Brooklyn.

„Beeindruckend“, sagte Sam, als sie sich auf die Sitzgruppe am Heck setzten. „Bei CANN International ist wirklich alles erster Klasse.“

„Daran bist du sicher gewöhnt, oder? Das Leben einer Prinzessin muss doch mindestens so luxuriös gewesen sein.“

„Es war sehr opulent“, räumte Sam ein und sah auf das Wasser hinaus. Mehr sagte sie nicht, aber Nick ließ nicht locker. Je mehr Zeit er mit Sam verbrachte, desto klarer wurde ihm, wie wenig er über sie wusste. Es war verständlich, dass sie zurückhaltend über ihr Privatleben sprach, aber Nick wollte mehr als die oberflächlichen oder beruflichen Gespräche, die sie bisher geführt hatten. „Ich bin in mehreren Ländern Afrikas gewesen, aber nie in Nigeria. Wie war das Leben dort?“

„Nicht wie das der meisten Einwohner, schätze ich. Mein Leben spielte sich hauptsächlich auf dem Palastgelände ab. Dort gab es fast alles, was das Leben angenehm machte, Pools, Tennisplätze, Parks und Spas. Falls etwas nicht zur Hand war, hat das Personal es beschafft.“

„Das klingt sehr restriktiv. Gab es Sicherheitsbedenken?“

Sam antwortete nicht sofort, sodass Nick sich fragte, ob er zu weit gegangen war. „Der Familie meines Exmanns ging es nicht nur um Schutz, sondern auch ihre Marke.“ Wieder hielt sie inne, als würde sie ihre Worte sorgfältig abwägen. „Privatsphäre war ihnen wichtig, wie wohl auch anderen Königshäusern. Ihr Landbesitz war riesig, ungefähr eine Stunde von Lagos entfernt, ein weitläufiger, abgeschirmter Komplex. Das Leben dort war reglementiert, aber nicht so streng, wie es vielleicht klingt.“

„Früher bist du gerne auf Partys gegangen. Du warst zwar verheiratet und hattest ein Kind, aber gab es keinen Spaß am Strand oder wilde Nächte im Klub?“

Sam seufzte und runzelte die Stirn. „Die Häuser der Reichen sind eingezäunte Spielplätze. Es war nicht nötig, wegzufahren.“

Sofort bemerkte Nick, dass sie sich zurückzog. Er änderte den Kurs. „Hast du andere Länder bereist?“

„Mehrere.“

„Wo hat es dir am besten gefallen?“

„Jedes Land hat seine eigenen Reize. Ich könnte auf Madagaskar leben.“

„Madagaskar ist schön. Was ist mit Masai Mara?“

„Nie gehört. Was gibt es dort?“

„Löwen, Geparden, Zebras.“

„Safaris?“

„Die beste Gegend dafür, jedenfalls meiner Erfahrung nach.“

„Was ist mit dem Land, in dem das CANN-Hotel gebaut wird?“

„Dschibuti? Wunderschön.“

„Wie hat dein Bruder es gefunden?“

„Das solltest du ihn fragen.“

Kurz darauf ging Sam los, um Danni anzurufen und nach Trey zu fragen. Derweil rief Nick im Büro an, las seine E-Mails und telefonierte mit seiner Mom. Dreißig Minuten später stand er auf und streckte sich, als Land in Sicht kam. Er ging zur Kabinentür und rief laut: „Sam!“

„Ja?“

„Wir sind da.“

„Ich komme.“

Das Boot legte an, und Minuten später rasten Nick und Sam in einem Geländewagen über unebenes Terrain.

„Langsamer!“, brüllte Sam.

Nick lachte. „Halt dich fest, ich habe alles unter Kontrolle!“

Als das Haus in Sicht kam, fiel Sam die Kinnlade herunter. Das architektonische Meisterwerk aus Glasfaserbeton, glänzendem Stahl und rahmenlosen Fenstern war das schönste Haus, das sie je gesehen hatte. „Das ist umwerfend“, flüsterte sie beinahe ehrfürchtig.

„Genau diese Reaktion wünschen wir uns von unseren Gästen.“ Nick stieg aus und ging um den Wagen herum, um Sam die Tür zu öffnen. Ein Hausangestellter kam ihnen entgegen, um das Gepäck zu holen. „Innen ist es noch nicht fertig“, erklärte Nick. „Aber lass dich davon nicht abschrecken wie die letzte Architektin.“

„Danke für die Warnung.“ Sams Puls beschleunigte sich, als sie durch ein Foyer mit tropischen Pflanzen, Engelsstatuen und einem Wasserfall gingen. „Es wird eine große Herausforderung, es innen so zu gestalten, dass es mit dem Äußeren mithalten kann.“

„Ich vertraue dir.“

Sam blieb in der Tür stehen. „Oh. Mein. Gott.“ Sie drehte sich zu Nick um. „Als du sagtest, dass die Innenausstattung noch gemacht werden müsse, war mir nicht klar, dass du von Grund auf meintest.“

„Das ist eines der unfertigsten Modelle. Andere sind nicht ganz so schlimm.“

„Dieser Auftrag ist viel umfangreicher, als ich dachte. Wir brauchen jede Menge Leute, sonst besteht keine Chance, dass die Häuser in acht bis zwölf Wochen fertig werden. Wurden schon Arbeitskräfte angeheuert?“ Nick schüttelte den Kopf. „Keine Tischler, Maler, Installateure, nichts?“

„Wie gesagt, andere Häuser sind schon weiter, aber im Grunde beginnen wir bei den meisten bei null.“

Sam holte ihr Tablet aus der Tasche und machte sich Notizen, während sie von Raum zu Raum ging. „Das ist überwältigend. Wo ist mein Koffer? Da ist einiges drin, was ich brauche. Ich muss sofort anfangen.“

Schnell führte Nick sie durch das restliche Haus bis in den dritten Stock. „Hier sind die letzten beiden Suiten“, erklärte er, nachdem er ihr insgesamt fünf davon gezeigt hatte. „Ich habe sie für uns herrichten lassen.“

„Du bleibst hier?“

Nick unterdrückte ein Lächeln. „Keine Sorge, nur für eine Nacht. Ich habe morgen früh einen Termin in New York.“

„Oh, okay.“

Autor

Debbi Rawlins

Endlich daheim – so fühlt Debbi Rawlins sich, seit sie mit ihrem Mann in Las Vegas, Nevada, lebt. Nach viel zu vielen Umzügen beabsichtigt sie nicht, noch ein einziges Mal den Wohnort zu wechseln. Debbie Rawlins stammt ursprünglich aus Hawaii, heiratete in Maui und lebte danach u.a. in Cincinnati, Chicago,...

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