Collection Baccara Band 372

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ZEIG MIR, WAS LEIDENSCHAFT IST von YAYE, PAMELA
Es ist Lust auf den ersten Blick, als Brianna den attraktiven Collin in Paris kennenlernt. Aber Brianna ist ein gebranntes Kind in Sachen Liebe. Eine kurze, unverbindliche Affäre wird sie mit ihm genießen und dann nach New York zurückfliegen. Doch man liebt sich immer zwei Mal …

HEIßES VERLANGEN IN EISKALTEN NÄCHTEN von LANE, ELIZABETH
"Ihr Flug wurde gecancelt? Ich nehme Sie in meinem Jet mit." Ein Schauer überläuft Tessa bei der erotischen Stimme. Verheißungsvolle Aussichten für die Reise nach Alaska, wo sie gegen die Firma von Dragan Markovic geklagt hat! Sie ahnt nicht, wie nah sie ihrem Feind gerade ist …

VOR MILLIARDÄREN WIRD GEWARNT! von MORELAND, PEGGY
Milliardär Forrest Cunningham glaubt zwar nicht an Liebe, aber eine Zukunft ganz allein? Da fällt ihm der Pakt ein, den er mit seiner Jugendfreundin Becky geschlossen hat: Hochzeit mit dreißig! Doch angeblich ist Becky bereits verlobt - und Forrest spürt zum ersten Mal Eifersucht …


  • Erscheinungstag 11.10.2016
  • Bandnummer 0372
  • ISBN / Artikelnummer 9783733723347
  • Seitenanzahl 384
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Pamela Yaye, Elizabeth Lane, Peggy Moreland

COLLECTION BACCARA BAND 372

PAMELA YAYE

Zeig mir, was Leidenschaft ist

Er weiß nicht, wer sie ist. Aber er weiß, dass er sie will! Hotelier Collin Childs ist von der sinnlichen Ausstrahlung der Frau faszi-niert, der er in Paris begegnet. Und schon nach einer Nacht mit ihr weiß er, dass er sie für immer erobern will, auch wenn er nur ihren Vornamen kennt. Doch dann verschwindet Brianna aus seinem Leben. Wie soll er sie jetzt finden?

ELIZABETH LANE

Heißes Verlangen in eiskalten Nächten

NächtenDas ist also die widerspenstige Tessa Randall. Verdammt sexy ist sie mit ihren roten Locken und ihrer durchtrainierten Figur! Tycoon Dragan Markovic spürt heißes Verlangen, als er das Foto der Frau betrachtet, die sein Unternehmen verklagt hat. Und schmiedet einen raffinierten Plan, wie er das Verfahren gewinnen und Tessa erobern kann …

PEGGY MORELAND

Vor Milliardären wird gewarnt!

„Wenn du mit dreißig noch Single bist, heirate ich dich.“ Becky ist so erleichtert über Forrests Versprechen! Auf ihren besten Freund kann sie sich verlassen. Dass sie heimlich in ihn verliebt ist, muss er nicht wissen. Aber als er ihr zwölf Jahre später tatsächlich einen Antrag macht, kommen ihr Zweifel. Wenn sie Ja sagt, ist ihr Geheimnis in Gefahr …

1. KAPITEL

Brianna Hamilton verband eine Art Hassliebe mit den Paparazzi. Das war schon immer so gewesen und würde sich vermutlich auch nicht ändern. Da heute definitiv die Abneigung gegenüber den aggressiven, sensationslüsternen Idioten überwog, eilte Brianna brüsk an den Scharen von Fotografen vorbei, die sich am Rand des roten Teppichs vor dem weltberühmten Carrousel du Louvre drängten, um einen günstigen Platz zu ergattern.

Ihre Hände schwitzten so sehr, dass Brianna ihre Satinclutch eng umklammert hielt, weil sie fürchtete, sie könnte ihr sonst aus der Hand fallen. Mit jedem Schritt fühlte Brianna, wie sie unruhiger und ängstlicher wurde. Lächle, lächle einfach, und niemand wird je erfahren, wie schlecht es dir geht. Keiner wird merken, dass du dich gestern Nacht in den Schlaf geweint hast.

Die frische Herbstbrise strich durch Briannas dichtes lockiges Haar, das ihr auf die Schultern fiel, fuhr unter den Saum ihres schulterfreien burgunderroten Kleides und wehte es so hoch, dass Brianna schon fürchtete, den lauernden Fotografen zu viel Einblick gewährt zu haben.

Es war vollkommen wahnsinnig, was sich hier in der Rue de Rivoli gerade abspielte. Der Lärmpegel überstieg alles, was Brianna je bei einer Filmpremiere oder Modenschau erlebt hatte. Schreiende Fans schwenkten Transparente, das Blitzlichtgewitter der Kameras flaute nicht einen Moment ab, über den Köpfen der Menge kreisten Hubschrauber, und am Rand der Veranstaltung waren Sanitäter postiert, für den Fall, dass wartende Fans beim Anblick ihrer Idole einen Schwächeanfall erleiden würden.

„Brianna, wo ist Ihre Schwester?“

„In welcher Entzugsklinik verbirgt Bailey sich?“

„Haben Sie auch ein Suchtproblem?“

Die Fragen prasselten auf sie ein wie ein Kugelhagel. Aus jeder Richtung kamen sie. Erbarmungslos. Brianna spürte, wie ihre Hände anfingen zu zittern, und mit einem letzten Kraftakt zwang sie sich, der Menge zuzuwinken. Dann eilte sie, so schnell wie sie ihre zehn Zentimeter hohen Absätze trugen, hastig in die Lobby.

Voller Panik atmete Brianna ein und hielt sich eine Hand auf den Bauch. Ihr war übel, aber sie würde sich nicht übergeben. Nein, das nicht.

Der Saal war nur gedämpft beleuchtet und durchdrungen von einer festlichen Stimmung. Es duftete nach einer Mischung aus erlesenen Weinen, teuren Parfums und frischen Blumen. Die gesamte Prominenz, die anlässlich der Fashion Week nach Paris gekommen war, sowie jeder, der Rang und Namen in der Modebranche hatte, war hier versammelt. Brianna blickte sich um und entdeckte viele international bekannte Persönlichkeiten aus Film, Fernsehen und dem öffentlichen Leben.

Stattliche Kellner, die Fliegen trugen, liefen mit Tabletts durch den Raum, um den Gästen Champagner und Horsd’œuvres anzubieten. Wo immer Brianna auch hinblickte, überall schienen die Anwesenden in kleinen Grüppchen zusammenzustehen und in anregende Gespräche vertieft zu sein oder für die anwesenden Fotografen zu posieren. Hier und da lachte jemand – aber auch die fröhliche Stimmung konnte Brianna nicht aufheitern.

Sie ging zu dem für sie reservierten Platz in der ersten Reihe, ließ sich auf den mit Satin überzogenen Stuhl sinken und schlug die Beine übereinander. Sie konnte es kaum erwarten, dass die Fendi-Show endlich begann. Brianna liebte die besondere Atmosphäre von Paris, die alten Gebäude, den besonderen Stil und die Geräusche.

Im Laufe der Jahre war sie bestimmt ein Dutzend Mal hier gewesen, aber dieses Jahr war ihr Herz nicht bei der Sache, und die übliche Begeisterung für die Fashion Week wollte sich nicht einstellen. Im Moment wollte sie am liebsten bei ihrer Schwester Bailey sein, weit weg von den Menschenmassen, den erbarmungslosen Fotografen und Presseleuten, die nur darauf warteten, eine Schwäche zu entdecken.

Ihre Eltern, Roger und Lila Hamilton, hatten jedoch entschieden, dass niemand Bailey in St. Thomas besuchen durfte. Dorthin hatten sie Bailey nach den schrecklichen Ereignissen vor einem Monat bringen lassen. Zudem hatten sie Bailey strikte Ruhe verordnet, und so blieb es Brianna verwehrt, ihre kleine Schwester, die sie mehr als jeden anderen Menschen auf der Welt liebte, zu sehen und zu trösten. Briannas Eltern fürchteten, die Presse könnte irgendwie Wind von Baileys Aufenthaltsort bekommen, sobald ein Mitglied des Hamilton-Clans sich aufmachen würde, um sie zu besuchen.

So war Brianna nichts anderes übrig geblieben, als sich den Wünschen ihrer Eltern zu beugen. Widerwillig hatte sie ihre Koffer gepackt und war am Montagmorgen in aller Frühe mit dem Privatjet der Familie nach Paris geflogen. Brianna war so beschäftigt gewesen mit letzten Anproben, spannungsgeladenen Meetings und Probeläufen, bei denen alles schiefging, was schiefgehen konnte, dass die vergangene Woche wie im Flug vergangen war. Erst jetzt, nachdem die Show von Roger Hamilton Designs endlich vorüber war, konnte Brianna anerkennen, dass es all den Stress und die Mühe wert gewesen war. Die Show war ein voller Erfolg gewesen, und endlich durfte Brianna sich entspannt zurücklehnen und die noch kommenden Veranstaltungen genießen.

Brianna ließ ihren Blick über die Menge schweifen. Natürlich waren alle hier Anwesenden ausnahmslos modisch gekleidet. Frauen in makellos sitzenden Designerkleidern und mit perfekt frisiertem Haar machten Fotos mit ihren edlen Smartphones, während die Models den Laufsteg entlangschritten. Brianna entdeckte die Chefredakteurin der Vogue, die mit kritischer Miene die Show begutachtete und ihrer Assistentin, die mit einem ledergebundenen Notizbuch ausgerüstet war, zwischendurch kurze Kommentare zuflüsterte. Der Raum knisterte förmlich vor Anspannung.

Aber nicht jedermanns Augen waren auf den Laufsteg gerichtet.

Ein stämmiger Fotograf mit dunkler Sonnenbrille sah zu Brianna hinüber, bevor er das große Objektiv in ihre Richtung schwenkte.

Blitzschnell nahm Brianna das Programmheft von ihrem Schoß und hielt es sich vor das Gesicht. Bitte schön, du Idiot! Am liebsten hätte sie es diesem Widerling um die Ohren gehauen, aber stattdessen atmete sie tief durch und versuchte, sich wieder auf die Show zu konzentrieren.

Lieber sollte er Fotos von den Models machen, die elegant über den Laufsteg stolzierten, oder von den vielen anwesenden Prominenten, die am Rand saßen. Brianna war immer noch aufgebracht. Warum lassen sie mich nicht einfach in Ruhe? fragte sie sich ärgerlich. Schließlich war sie eine noch recht unbekannte Modedesignern, die sich nach Möglichkeit hinter den Kulissen und nicht im Rampenlicht aufhielt. Seit dem vergangenen Monat jedoch, als ihre Schwester Bailey so plötzlich im Lincoln Center in New York verschwunden war, ließen die Papparazzi ihre Familie nicht mehr aus den Augen. Und langsam, aber sicher begann dieser Zustand an Briannas Nerven zu zehren.

Hör auf, daran zu denken, wies Brianna sich zurecht. Sie wollte sich nicht mehr damit beschäftigen, was ihrer Schwester nur wenige Wochen zuvor zugestoßen war. Doch sie konnte die Fragen, die immer wieder in ihr aufstiegen, trotzdem nicht unterdrücken. Welches Interesse sollte jemand daran haben, Bailey zu entführen, sie zu betäuben und ihr anschließend Drogen unterzuschieben? Anscheinend gab es jemanden, der es darauf anlegte, Baileys gerade am Anfang stehende Karriere als international erfolgreiches Model zu ruinieren und den Namen der Familie Hamilton in den Schmutz zu ziehen. Aber weshalb nur?

Brianna zwinkerte, um die aufsteigenden Tränen zurückzuhalten. Fast ein Monat war seit dem schrecklichen Zwischenfall vergangen, der ihre ganze Familie erschüttert hatte. Noch immer gelang es Brianna nicht, zu begreifen, wie und warum das passieren konnte. Natürlich war das Modelbusiness kein Zuckerschlecken, aber soweit Brianna wusste, hatte ihre kleine Schwester keine Feinde. Nicht einen einzigen.

Bailey war das Gesicht von Roger Hamilton Designs. Die großgewachsene, schlanke Schönheit war offen, leidenschaftlich und vor allem gelang es ihr, jeden mit ihrer Schlagfertigkeit zum Lachen zu bringen. Allerdings war davon im Moment nicht viel übrig. Wann immer Brianna mit Bailey in dem Resort in St. Thomas telefonierte, hörte sich ihre kleine Schwester gestresst an und schien am Rande eines Nervenzusammenbruchs zu stehen. Geplagt von Panikattacken weigerte Bailey sich, die Hotelsuite zu verlassen und verbrachte stattdessen ganze Tage im Bett, geplagt von den furchtbaren Erinnerungen an den Überfall.

Das Aufblitzen der auf die Bühne gerichteten Scheinwerfer brachte Brianna wieder zurück ins Hier und Jetzt. Sie ließ das Programm, das sie immer noch in der Hand gehalten hatte, auf ihren Schoß sinken und klatschte gemeinsam mit den anderen Zuschauern Beifall, als die Models eines nach dem anderen über den Laufsteg schritten.

Wie jedes Mal bei einer erfolgreichen Show staunte Brianna, wie die Stimmung anscheinend alle Anwesenden in ihren Bann schlug. Die Leute konnten sich vor Begeisterung kaum auf den Stühlen halten, und auch Brianna wäre am liebsten aufgesprungen.

Die Reaktion der Zuschauer war allerdings kaum verwunderlich. Die eleganten Abendkleider waren aufsehenerregend, die Models atemberaubend schön und die pulsierende elektronische Musik, die den Lauf der Models untermalte, war mitreißend.

Einen Moment lang waren alle finsteren Gedanken wie weggewischt, und Brianna vergaß das Drama, in dessen Mittel punkt ihre Familie geraten war, ebenso wie das schreckliche Erlebnis aus ihrer Vergangenheit, das ihr nachts den Schlaf raubte. Brianna liebte diese Welt – wie es der Mode gelang, Menschen aus ganz verschiedenen Kulturen mit vollkommen unterschiedlichen persönlichen Hintergründen zu vereinen. Wieder einmal wurde ihr deutlich bewusst, was für ein Privileg es war, eine Ha milton zu sein.

Auf einmal schwoll das Stimmengemurmel im Saal an, und Brianna wusste, dass ein weiterer Star den Raum betreten hatte. Neugierig, um wen es sich dabei handelte, zwang sie sich, den Blick von der Bühne abzuwenden, um die Menge mit Blicken zu durchforsten und den berühmten Neuzugang ausfindig zu machen.

In diesem Moment fiel ihr Blick auf ihn.

Bei seinem Anblick weiteten sich Briannas Augen, und ihr blieb der Mund offen stehen. Was für ein Mann!

Bestimmt war er einen Kopf größer als jeder andere Mann im Saal. Jede seiner geschmeidigen Bewegungen strahlte Stolz und Selbstvertrauen aus, und er war so sexy, dass Brianna das Gefühl hatte, auf ihrem Stuhl zu zerfließen. Bekleidet war er mit einem Kamelhaarmantel, unter dem er einen weißen Rollkragenpullover und schwarze Anzughosen trug. Alles an ihm wirkte cool und lässig. Brianna musterte ihn von Kopf bis Fuß, und das, was sie sah, gefiel ihr so gut, dass sie ihren Blick gleich noch einmal von oben bis unten an ihm entlangwandern ließ.

Beim zweiten Mal spürte Brianna ihren Herzschlag in den Ohren pulsieren, als sie sich vorstellte, wie er wohl nackt aussehen mochte. Auf einmal wurde ihr ganz heiß, und sie spürte ein Verlangen in sich aufsteigen, das so stark und so unerwartet war, dass sie beinah erschrak. Seit ihrer Scheidung hatte Brianna mit niemandem mehr geschlafen, was sie, ehrlich gesagt, bis zum heutigen Tag auch nicht vermisst hatte. In den vergangen zwölf Monaten hatte sie kaum einen Gedanken an Sex verschwendet.

Weshalb hätte ich das auch tun sollen? fragte sie sich, während sie damit fortfuhr, den schönen Fremden mit den Augen zu verschlingen und, so gut es aus der Entfernung eben möglich war, jeden Zentimeter seines schlanken, durchtrainierten Körpers genau zu studieren. Nicht mit einem der Männer, die Brianna im vergangenen Jahr getroffen hatte, hätte sie auch nur ansatzweise Lust gehabt zu schlafen.

Tatsächlich wird Sex überbewertet, dachte Brianna. Nur selten hatte sie dabei einen Orgasmus gehabt und es daher häufig vorgezogen zu arbeiten, statt mit ihrem Exmann zu schlafen. Aber irgendetwas an diesem Typ mit den dunklen, geheimnisvollen Augen und den vollen Lippen ließ in Briannas Bauch Schmetterlinge flattern. Hitze breitete sich in Wellen in ihrem Körper aus.

Seine stylishe Sonnenbrille, das breite Lächeln, bei dem zwei Reihen perfekter weißer Zähne aufblitzten, sowie seine aufrechte, selbstbewusste Haltung ließen ihn reif und weltgewandt wirken. Dennoch vermutete Brianna, dass er höchstens Anfang dreißig war. Er sah aus wie jemand, der mit Mark Zuckerberg zu Mittag aß, mit Tiger Woods Golf spielte und mit Kanye West Party machte. Als er sich seinen Weg durch die Menge bahnte, nahm das aufgeregte Gemurmel der Zuschauer noch zu. Wo er vorbeikam, hinterließ er verzückte Gesichter und offene Münder.

Der Fremde setzte sich auf einen Platz in der ersten Reihe neben eine französische Popdiva, die den Ruf hatte, eine Vorliebe für böse Jungs, transparente Kleidung und selbst produzierte Sexvideos zu haben. Er begrüßte sein Date mit zwei Wangen küsschen, bevor er sich in der Menge umsah. Dies war der Augenblick, in dem er Brianna dabei erwischte, wie sie ihn anstarrte. Ihre Blicke trafen sich, und für einen Moment, der scheinbar eine Ewigkeit dauerte, sahen sie sich in die Augen.

Brianna fühlte sich plötzlich schwach und vollkommen hilflos, als hätte sie sich gerade bei einem Aerobic-Kurs verausgabt.

Gleichzeitig war ihr Körper erfüllt von einem Sirren, einem Kribbeln, das jede Faser durchdrang. Der Mann musste ein Schauspieler sein, jemand, der mit Mitgliedern der europäischen Königshäuser feierte, jemand, der von den meterhohen Plakatwänden herunterlächelte, die jede Großstadt schmückten. Er hatte diesen Look, diese Ausstrahlung, die unweigerlich jeden, der ihn anblickte, in den Bann zog. Die Blicke von fast allen Frauen im Raum waren auf ihn gerichtet, doch er schien das Aufsehen, das er erregte, gar nicht zu bemerken. Immer noch sah er Brianna an, ließ seinen Blick von ihren Augen zu ihrem Mund wandern.

Brianna fühlte, wie ihr die Hitze in die Wangen stieg. Sie wusste, dass ihr Gesicht mittlerweile knallrot war. Der Fremde sah sie auf eine Weise an, die ein Verlangen ungekannten Ausmaßes in ihr weckte. Anstatt jedoch den Blick von ihm abzuwenden, erwiderte Brianna seine forsche Musterung. Irgendetwas an ihm fesselte ihre Aufmerksamkeit, ließ nicht zu, dass sie den Blick von ihm löste.

Es war, als ob von dem Moment an, in dem sich ihre Blicke trafen, eine besondere Verbindung zwischen ihnen entstanden wäre. Aber noch während Brianna dieser kühne Gedanke durchfuhr, wurde ihr bewusst, wie abwegig er war. Selbst ihre nach Männern verrückten Single-Freundinnen hätten ihn als absurd abgetan. Vielleicht gab es derartige Momente im Märchen, aber doch nicht im wirklichen Leben. Trotzdem konnte Brianna den Gedanken nicht abschütteln und nichts gegen das Gefühl tun, das sie auf einmal überwältigte.

„Die Hamiltons mögen reich und berühmt sein, aber was für ein verkorkster Haufen!“

Sofort saß Brianna kerzengerade auf ihrem Stuhl. Sie warf einen Blick über die Schulter und konnte in der Reihe hinter sich zwei Frauen sehen, die miteinander tuschelten. Am liebsten hätte Brianna sich ihre Handtasche gegriffen und wäre auf dem schnellsten Weg aus dem Carrousel du Louvre gestürmt. Aber was für einen Eindruck würde es machen, wenn sie die Fendi-Show noch vor dem Ende überstürzt verließ? Nein, das kam nicht infrage. Brianna würde die Zähne zusammenbeißen und den Abend bis zum bitteren Ende durchstehen. Schließlich war sie in Paris, um das Unternehmen ihrer Familie zu repräsentieren.

Also zwang Brianna sich, zur Bühne zu blicken und die Ohren auf Durchzug zu stellen. Ich brauche einen Drink, dachte sie und bedeutete einem der in der Nähe stehenden Kellner, ihr ein Glas Champagner von seinem Silbertablett zu servieren.

Hoffentlich würde der perlende Champagner ihre Wut abkühlen. Der fremde Mann auf der gegenüberliegenden Seite des Laufstegs hob grüßend sein Glas, aber Brianna brachte nicht einmal ein schwaches Lächeln zustande. Sie fühlte sich geschlagen und gedemütigt, und bei dem Gedanken an ihre kleine Schwester brach ihr beinahe das Herz.

Die Leute waren so grausam, und vielen schien es ein perverses Vergnügen zu bereiten, ihrer Familie noch zusätzlich Schmerzen zuzufügen, seitdem die Hamiltons in die Schlagzeilen geraten waren. Und irgendetwas sagte Brianna, dass die schweren Zeiten noch lange nicht vorbei waren.

2. KAPITEL

Brianna betrat die Bar 8, eine der angesagtesten Locations in Paris, die sich zufälligerweise im Erdgeschoss ihres Hotels befand und durch den VIP-Eingang zu erreichen war. Sie fühlte, wie der Stress, unter dem sie die vergangenen zwei Stunden gestanden hatte, langsam von ihr wich. Natürlich hätte Brianna auch oben in den gemütlichen drei Zimmern ihrer Suite bleiben und den Zimmerservice bestellen können, aber die Nacht war noch jung, und ihr war nach Gesellschaft zumute.

Brianna suchte sich einen Platz an dem u-förmigen Marmortresen. Das edle Ambiente und die gedämpfte Beleuchtung halfen Brianna dabei, ihre Probleme und Sorgen auszublenden. Die glatten holzgetäfelten Wände waren mit Intarsien aus Kristall verziert, die aussahen wie Regentropfen. Die meisten der Glastische waren von Paaren besetzt, die sich gegenüber saßen und sündhaft teuren Wein tranken. Der Raum hallte wider von Stimmen, die angeregt in verschiedenen Sprachen erklangen, und leisem Lachen. Die Leute, die am Tresen saßen, hielten ihre Blicke wie gebannt auf den großen Flachbildschirm hinter der Bar gerichtet und folgten den letzten Minuten des Fußballspiels, das gerade ausgestrahlt wurde. Die lauten Kommentare und Anfeuerungsrufe sorgten für eine gelöste, fröhliche Stimmung.

„Was darf ich Ihnen bringen, Madam?“, fragte der Kellner Brianna mit einem starken russischen Akzent.

„Einen 95er Pinot Grigio, bitte.“

Brianna schloss die Augen und stieß einen tiefen Seufzer aus. An Tagen wie diesen wünschte sie sich, einfach in der Masse ganz normaler Menschen verschwinden zu können und nicht zu einer berühmten Familie zu gehören. Nicht mehr die Modedesignerin Brianna Hamilton, älteste Tochter von Roger und Lila Hamilton, zu sein.

Ein frischer, sauberer Duft stieg Brianna in die Nase und lenkte ihre Gedanken wieder in die Gegenwart. Es war ein Aftershave, das sie an ihr Zuhause erinnerte. An ihren Vater und an kalte Wintertage, die die Familie gemeinsam verbracht hatte. Brianna öffnete die Augen und erwartete fast ihren grauhaarigen Vater auf dem Barhocker neben sich zu entdecken. Doch als sie stattdessen ihn vor sich sah, den umwerfend attraktiven Mann, der vorhin im Carrousel du Louvre allen Frauen den Kopf verdreht hatte, schnappte sie nach Luft.

„Sorry“, sagte er und hob in einer beschwichtigenden Geste die Hände. Besorgt sah er sie an. „Ich wollte Sie nicht erschrecken.“

Obwohl er sie entschuldigend ansah, beäugte Brianna ihn misstrauisch. Sie war es nicht gewohnt, von einem Mann in einer Bar angesprochen zu werden. Wenn man es genau nahm, war Brianna es nicht gewohnt, überhaupt von Männern angesprochen oder um ein Date gebeten zu werden. Nicht, dass ihr das etwas ausmachte. Brianna war weder auf der Suche nach schnellem Sex noch nach der großen Liebe. Lieber verbrachte sie Zeit mit ihrer Familie, als mit jemandem zu schlafen, dem es nur um seine eigene Befriedigung ging. Und auch wenn sie sicher war, dass es noch einige anständige Männer da draußen gab, war es ihr zu anstrengend, ernsthaft nach so einem Mann zu suchen. Wozu auch, wenn die Liebe sowieso vergänglich war?

„Stört es Sie, wenn ich mich setze?“

„Ja … ich meine n-n-nein“, stotterte Brianna und ärgerte sich über ihre Unsicherheit. „Sie können sich hinsetzen, wo Sie wollen. Der Hocker gehört ja nicht mir.“ Was rede ich da für einen Blödsinn? dachte Brianna peinlich berührt und wäre am liebsten im Erdboden versunken. Sie spürte, wie ihre Hände anfingen zu zitterten.

„Keine Sorge, ich werde Sie nicht belästigen. Versprochen.“ Er deutete mit dem Kopf zum Bildschirm. „Ich muss unbedingt sehen, wie das WM-Qualifikationsspiel steht.“

Brianna lächelte ihn an. Ihr Sitznachbar war fraglos ebenso Amerikaner wie sie. Dem Akzent nach zu urteilen stammte er von der Westküste. Seine Stimme war tief und ein bisschen heiser, und seine Art zu sprechen strahlte Ruhe und Souveränität aus. Brianna konnte sich nicht daran satthören. Was hinderte sie also daran, eine Unterhaltung mit ihm zu beginnen? Auf einmal fühlte Brianna sich erstaunlich aufgekratzt.

Tja, was die Anwesenheit von einem heißen Typen auf dem Barhocker neben einem so alles ausmachen kann! dachte Brianna und rutschte nervös auf ihrem Hocker hin und her.

„Ich wette jedenfalls auf die Blauen“, fuhr er fort, bevor er zum Bildschirm sah.

„Tut mir leid, der Unglücksbote zu sein, aber das Spiel ist bereits vorbei. Deutschland hat gewonnen.“

„Was? Das kann doch nicht wahr sein!“ Der Unbekannte strich sich mit der Hand über die kurzgeschorenen dunkelbraunen Haare. „Als ich letztes Mal geguckt habe, stand es noch zwei zu null für Italien.“

„In der zweiten Hälfte haben die Deutschen ordentlich Tempo gemacht und wesentlich aggressiver gespielt. Die Mannschaft ist zwar jung, aber die Spieler haben wirklich Potenzial. Es würde mich nicht wundern, wenn sie nächstes Jahr in Brasilien den Pokal holen.“

Ihr Nachbar sah sie an und zog erstaunt eine Braue hoch. „Wie kommt es, dass Sie sich so gut mit Fußball auskennen?“

„Ich habe ein Jahr lang in Mailand gelebt, und da kommt man am Fußball nicht vorbei“, erwiderte Brianna lachend. „Die Italiener sind vollkommen fußballverrückt, und im Fernsehen läuft kaum etwas anderes. Nach kurzer Zeit habe ich mich von ihrer Begeisterung anstecken lassen, und selbst wenn ich heute weniger Spiele als früher ansehe, versuche ich, die Spiele meiner Lieblingsmannschaften zu verfolgen.“

„Interessant“, erwiderte der Fremde und strich sich über das Kinn. „Was denken Sie, wer das Spiel zwischen Frankreich und Spanien gewinnen wird? Ich wollte gerade eine Wette abschließen.“

„Frankreich, daran besteht kein Zweifel.“

„Wie können Sie so sicher sein? In letzter Zeit haben die Franzosen alles andere als gut gespielt.“

„Genau deshalb bin ich überzeugt, dass Frankreich gewinnen wird“, antwortete Brianna. „In den entscheidenden Spielen konnten die Franzosen das Blatt meistens noch wenden. Außerdem ist der Mannschaft klar, dass die Fans ihnen eine Niederlage gegen Spanien niemals im Leben verzeihen.“

Der Unbekannte streckte ihr die rechte Hand entgegen. „Ich bin übrigens Collin.“

Und verdammt heiß, dachte Brianna.

Es konnte kein Zweifel daran bestehen, dass er der attraktivste Mann war, dem sie je gegenübergesessen hatte. Himmel, die Nähe zu ihm brachte ihren ganzen Körper in Aufruhr. Ganz zu schweigen von ihren Gedanken. Brianna spürte, wie sich ihre Brustwarzen unter dem dünnen Stoff ihres Kleides aufrichteten – und sie konnte nicht verhindern, sich Collin nackt in ihrem Bett vorzustellen. Und wenn er real nur halb so gut wie in ihrer Vorstellung aussah, dann war sie in ziemlichen Schwierigkeiten.

„Wollen Sie mir auch Ihren Namen verraten, oder soll ich Ihnen erst noch ein Glas Wein bestellen?“

„Ich bin Brianna“, antwortete sie und gab ihm die Hand. Bei der Berührung spürte sie ein Kribbeln im Bauch, das sich schnell weiter nach unten ausbreitete. Brianna richtete sich auf. Wow, wenn ich nicht aufpasse, werde ich sofort schwach, dachte sie, als Collin sie anschaute und mit einem umwerfenden Lächeln bedachte. Ihre körperlichen Reaktionen auf diesen Typen mit der dunklen Haut, der eine solche Lässigkeit ausstrahlte und sie jetzt mit seinen schönen braunen Augen tiefgründig ansah, warfen Brianna für einen Moment vollkommen aus der Bahn, bevor sie ihre Stimme wiederfand. „Schön Sie kennenzulernen.“

„Das Vergnügen liegt ganz auf meiner Seite.“

Collin zog seinen Mantel aus, hängte ihn über die Lehne seines Barhockers und setzte sich. Einen Augenblick lang saßen sich die beiden schweigend gegenüber.

„Hat Ihnen die Show gefallen?“, fragte Brianna, um das Schweigen zu unterbrechen. Nur widerstrebend ließ sie seine Hand los.

„Ja, die Show war wirklich cool, aber ich muss sagen, dass mir gestern die Show von RHD noch besser gefallen hat. Roger Hamilton ist einer meiner Lieblingsdesigner. Ich kann es kaum erwarten, bis seine Frühlingskollektion in den Läden hängt.“

Brianna lächelte stolz, verriet jedoch nicht, wer sie war. Wenigstens heute Abend sollte es keine Rolle spielen, aus welcher Familie sie stammte. Heute war sie einfach eine Frau, die in Paris in einer angesagten Bar saß und mit dem heißesten Mann im Raum plauderte. Warum sollte sie diesen Moment verderben und verraten, dass sie nicht nur Roger Hamiltons Tochter, sondern auch noch eine der Chefdesignerinnen von RHD war?

„Ihre Freundin nimmt es Ihnen nicht übel, dass Sie sich lieber das Spiel ansehen wollen, als sie zur Party von Vanity Fair zu begleiten?“

„Ich bin Single“, erwiderte er sanft. „Evangeline ist nicht meine Freundin. Sie macht die neue Anzeigenkampagne für mein Unternehmen, und als ich erfahren habe, dass sie auch zur Fashion Week in Paris ist, haben wir uns getroffen, um die Einzelheiten zu besprechen.“

„Arbeiten Sie im Modebereich?“

„Nein, ich bin in der Hotelbranche tätig. Nicht besonders aufregend, aber einträglich.“

Brianna nickte und nippte an ihrem Wein. Kaum zu glauben, dass dieser gut aussehende, makellos gekleidete Mann Single sein sollte. Ihrer Erfahrung nach hatten Männer, die so aussahen wie er, nicht nur eine, sondern gleich mehrere Freundinnen. Aber wer weiß? Vielleicht sagte er sogar die Wahrheit. Für mich macht es sowieso keinen Unterschied, sagte Brianna sich. Sie hatte jedenfalls nicht vor, Collin in ihre Suite zu bitten. Sie führten ja lediglich ein wenig Small Talk, und wenn sie ihren Drink ausgetrunken hatte, würde Brianna nach oben in ihre Suite gehen – allein.

„Sind Sie ein Model?“

„Gott bewahre! Ich bin Designerin“, entgegnete Brianna und lachte laut auf. Collin fiel in ihr Lachen ein. „Dazu esse ich viel zu gern, und außerdem bin ich viel zu dünnhäutig für das Modelbusiness. Die ganzen Lästereien würden mich kaputtmachen. Meine Schwester macht sich ständig lustig über mich, weil ich am Wochenende lieber Zuhause bleibe, als auszugehen, aber ich habe wirklich überhaupt keine Lust auf Drama.“

Collin nickte. „Sie haben mein vollstes Verständnis. Ich bin wegen der Arbeit viel unterwegs und kann es nach einer langen Geschäftsreise kaum erwarten, mich im Trainingsanzug auf der Couch zu lümmeln.“

„Und Fußball zu gucken“, fügte Brianna hinzu und lächelte.

Collin lachte. „Sind Sie sicher, dass es Sie nicht stört, wenn ich hier mit Ihnen plaudere?“, fragte er und blickte sich suchend in der Bar um. „Ihr Mann kommt nicht gleich reingestürmt und schlägt mich zu Brei, weil ich es gewagt habe, mit Ihnen zu sprechen?“

Ich bezweifle, dass irgendjemand deinen Körper zu Brei schlagen könnte, dachte Brianna, während sie ihre Blicke bewundernd über seinen durchtrainierten Körper wandern ließ. „Ich bin alleine hier. Ich bin geschieden.“

Ein Anflug von Mitgefühl überzog sein Gesicht, aber als er sprach, hörte er sich ungläubig an. „Ihr Ex muss ein Idiot sein, jemanden wie Sie gehen zu lassen.“

„Es ist ein bisschen komplizierter“, erwiderte Brianna und zuckte die Schultern. „Wie wahrscheinlich in jeder Beziehung.“

„Meinen Sie, dass Sie wieder zusammenkommen?“

Collins Frage überraschte Brianna. Die Antwort darauf wäre ein entschiedenes Nein, aber sie verspürte nicht das geringste Bedürfnis, mit ihm, einem praktisch Fremden, über die Einzelheiten ihrer gescheiterten Ehe, die nur zwei Jahre gehalten hatte, zu sprechen. Selbst bis heute, nachdem die Scheidung bereits ein gutes Jahr zurücklag, hatte Brianna noch niemandem erzählt, aus welchem Grund sie ihren Exmann verlassen hatte. Nicht einmal ihrer Familie.

„Sprechen wir nicht über Vergangenes“, entgegnete sie also nur. „Ich habe das Privileg, in einer der interessantesten Städte Europas zu sein. Davon können viele nur träumen, und ich möchte keinen Moment vergeuden.“

„Sie haben vollkommen recht. Paris ist wirklich faszinierend und nach New York meine absolute Lieblingsstadt.“

Geht mir genauso, dachte Brianna im Stillen. Seit dem Moment, als Collin sich neben sie an die Bar gesetzt hatte, unterhielten sie sich wie alte Freunde. Es war fast erschreckend, wie viele Gemeinsamkeiten sie dabei entdeckten.

Als Collin ihr vorschlug, eine Kleinigkeit zum Essen zu bestellen, stimmte Brianna sofort zu. Zum ersten Mal seit Baileys Verschwinden fühlte sie sich entspannt und, ja, fast glücklich. Während sie verschiedene Horsd’œuvres aßen, erzählte Brianna Collin von ihrer kreativen Familie, ohne ihm allerdings zu verraten, wer sie war. Sie berichtete von ihrem Studienaufenthalt in Europa und davon, wie sehr sie ihren Beruf als Modedesignerin liebte. Das Gespräch floss vollkommen ungezwungen und leicht dahin, und auf einmal traf Brianna eine völlig unerwartete Erkenntnis. Collin tat etwas, was ihr Exmann Rick Lassiter niemals getan hatte: Collin hörte ihr zu. Hörte ihr einfach nur zu.

Weder unterbrach er sie, noch versuchte er, sie von seiner Meinung zu überzeugen. Im Gegenteil, Collin schien ernsthaft daran interessiert zu sein, was sie zu sagen hatte. Er stellte intelligente Fragen und machte an den richtigen Stellen Witze, die sie zum Lachen brachten.

„Wie lange bleiben Sie noch in Paris?“

Brianna tauchte aus ihren Gedanken auf und lächelte. „Ich fliege morgen Nachmittag zurück, aber ich wünschte, dass ich noch bleiben könnte.“

„Dann bleiben Sie“, erwiderte Collin und zwinkerte ihr zu.

Brianna fühlte ein Kribbeln in der Magengegend.

„Ich würde Ihnen gerne die Stadt zeigen.“

„Das ist wirklich süß von Ihnen, aber ich war schon so oft in Paris … ich bezweifle, dass Sie mir noch etwas Neues zeigen können.“

„Wetten doch?“

Brianna unterdrückte ein Grinsen und zog die Augenbrauen nach oben. „An Ihrer Stelle würde ich das Wetten den Profis überlassen. Schon vergessen, dass ich Sie heute Abend bereits einmal geschlagen habe?“

In gespielter Entrüstung hielt Collin die Hand ans Herz. „Wie können Sie nur so hartherzig sein, Brianna? Einen Mann, der schon am Boden liegt, noch zu treten?“

Brianna lachte. Dann fiel ihr Blick auf einen der Kellner am Nebentisch, der dabei war, die Tischplatte zu polieren. Sie sah sich um, und auf einmal fiel ihr auf, dass sie die letzten Gäste waren. Wie kann das sein? Ist es etwa schon so spät? Der Abend war wie im Flug vergangen.

„Vielleicht sollten wir woandershin gehen“, schlug Collin vor, der sich ebenfalls umgesehen hatte. „Was halten Sie davon, noch mit in einen Club zu kommen und ein bisschen zu tanzen? Es ist einer direkt um die Ecke.“

„Ich muss leider passen. Ich sollte längst im Bett sein.“

„Ach, kommen Sie. Haben Sie nicht vorhin selbst gesagt, wie sehr sie gute Housemusic mögen?“

„Ja, schon, aber ich gehe wirklich nicht gerne in Clubs.“

„Brianna, Sie sollten sich das nicht entgehen lassen. Seien Sie spontan.“

Brianna musste wieder lachen. Auf einmal merkte sie, wie aufgeregt sie war. Irgendwie gelang es Collin, eine Seite in ihr anzusprechen, die sie noch gar nicht kannte. Er weckte Wünsche in ihr, von denen sie nichts geahnt hatte, und sie fühlte sich unglaublich wohl in seiner Gesellschaft.

„Collin, wir haben uns doch gerade erst kennengelernt. Wie würde das denn aussehen, wenn wir gemeinsam die Bar verließen?“

„Sie sind eine attraktive junge Frau, die sich amüsieren will. Was ist daran falsch?“ Er beugte sich zu ihr hinüber, bis sein Gesicht nur wenige Zentimeter von ihrem entfernt war. „Machen Sie sich keine Sorgen, Brianna. Bei mir sind Sie gut aufgehoben. Ich bin ein Gentleman und benehme mich immer tadellos.“

Brianna fühlte, wie ihr Schauer der Erregung über den Rücken liefen. „Ist das ein Versprechen?“

„Ich werde nichts tun, was Sie nicht wollen.“

Brianna unterdrückte eine anzügliche Erwiderung, die ihr bei seiner Antwort auf einmal auf der Zunge lag. Die vernünftige Brianna, die immer tat, was von ihr erwartet wurde, hatte gelernt, impulsive Handlungen zu unterdrücken. Jetzt allerdings musste sie sich eingestehen, dass sich seit Baileys Entführung etwas in ihr verändert hatte. Das Leben war so kostbar. Alles konnte sich so schnell verändern, so schnell vorüber sein, dass in ihr der Wunsch nach mehr Spontanität, nach mehr Freiheit erwacht war.

Warum sollte sie eigentlich nicht die Nacht mit Collin verbringen? Der Gedanke daran, allein in ihrer Suite zu sitzen und vielleicht noch ein paar Entwürfe vor dem Einschlafen zu machen, war wenig verlockend. Die Nacht tanzend mit einem heißen, extrem gut aussehenden Mann in einem Pariser Club zu beschließen dagegen sehr.

„Wir können ja mal schauen, was im Le Baron noch los ist, und wenn es uns nicht gefällt, hauen wir einfach wieder ab.“

Brianna, die keine weitere Überredung benötigte, erhob sich schon von ihrem Barhocker, als plötzlich Evangeline mit ihrem Gefolge in die Bar 8 einfiel – denn als etwas anderes ließ sich ihr Auftritt nicht beschreiben. Brianna fühlte, wie ihr das Lächeln auf dem Gesicht gefror. Der französische Popstar war verrufen als sexbesessene Diva, und genauso trat sie auch auf. Ihr transparentes pinkfarbenes Minikleid ließ fast keinen Raum für Fantasie übrig, und in den Kreisen, in denen Brianna sich bewegte, kannte man für Frauen wie sie nur ein Wort. Dennoch war ihre Schönheit unbestreitbar. Evangeline hatte alles, was sich Männer an einer Frau wünschen konnten. Sie gehörte zu den am meisten begehrten Frauen der Welt. Sofort begannen alle Kellner verrückt zu spielen und frenetisch alles für den prominenten Gast und seine Begleitung herzurichten.

Ohne Brianna auch nur eines Blickes zu würdigen, stieß Evangeline sie mit einem Hüftschwung zur Seite und schmiegte sich eng an Collins Rücken.

Sofort verschwand das Lächeln von seinem Gesicht. Sein Ausdruck sagte alles.

„Erwischt.“ Evangeline beugte sich zu seinem Ohr und schnurrte wie ein Kätzchen vor einer Schüssel mit warmer Milch.

„Na, also, Collin. Jetzt haben Sie doch eine willige Tanzpartnerin gefunden“, sagte Brianna kalt, bevor sie ihr Portemonnaie aus der Handtasche zog, einhundert Euro herausholte und den Schein auf den Tresen warf, um ihre und Collins Rechnung zu begleichen. Sein verblüffter Gesichtsausdruck ließ in Brianna ein eigenartiges Gefühl der Befriedigung aufsteigen. Dieser Punkt ging jedenfalls an sie, und das fühlte sich verdammt gut an. „Schönen Abend noch“, sagte sie und setzte ein künstliches Lächeln auf.

Evangeline streichelte Collin über die Brust. „Keine Sorge, den werden wir haben, n’est-ce pas, mon chéri?“, gurrte sie in Collins Ohr.

„Brianna, warten Sie“, bat Collin inständig. „Warten Sie doch!“

Ohne seinen Bitten Beachtung zu schenken, machte Brianna auf dem Absatz kehrt und lief aus der Bar direkt in die Lobby des Mandarin Oriental Hotels. Wenigstens habe ich nur drei Stunden an diesen scheinheiligen Drecksack verschwendet, dachte Brianna ärgerlich. Das Gefühl der Enttäuschung, das sie wie ein Schlag getroffen hatte, als sie erkennen musste, dass Collin sie angelogen hatte, versuchte sie ganz weit wegzuschieben. Es konnte kein Zweifel daran bestehen, dass Evangeline und Collin miteinander ins Bett gingen. Alles, was Collin vorher über seine Beziehung zu Evangeline gesagt hatte, war eine Lüge gewesen. Collin war nichts weiter als ein Playboy. Ein Aufreißer, dem es Spaß machte, Frauen zu verführen. Zum Glück habe ich es noch rechtzeitig bemerkt, dachte sie. Bevor es zu spät war.

Nicht auszudenken, wenn sie so dumm gewesen wäre, mit ihm zu schlafen.

Brianna hoffte bloß, dass sie diesem falschen Idioten nie wieder begegnen würde.

Und dennoch gelang es Brianna auch noch ein paar Stunden später in ihrer Suite nicht, sich die Gedanken an den attraktiven Mann mit der tiefen, wohlklingenden Stimme und den verträumten dunkelbraunen Augen, der sich in der Bar neben sie gesetzt hatte, aus dem Kopf zu schlagen.

3. KAPITEL

Bonjour, Monsieur Childs“, begrüßte ihn der Hotelmanager, dessen Haar von silbernen Fäden durchzogen war. „Sie sehen aus, als erfreuten Sie sich heute Morgen bester Gesundheit, und, wenn ich mir die Bemerkung gestatten darf, Ihr Sportsakko steht Ihnen wirklich ausgezeichnet.“

Collin erwiderte das Lächeln des Managers. Er beugte sich nach vorne über den Empfangstresen und warf unauffällig einen Blick hinter sich. Obwohl dort niemand stand und die Empfangsdamen mit anderen Gästen beschäftigt waren, senkte Collin seine Stimme zu einem vertraulichen Flüstern. „Ich habe gestern Nacht eine junge Frau in der Bar 8 kennengelernt und würde gerne wissen, ob Sie hier bei Ihnen wohnt.“

Der Manager schnappte nach Luft und schüttelte den Kopf. Er rang sichtlich nach Worten, bevor er schließlich antwortete. Er klang alarmiert. „Monsieur Childs, ich fürchte, ich bin nicht befugt, Ihre Frage zu beantworten. Derartige Informationen unterliegen absoluter Diskretion, und ihre Weitergabe widerspricht den Grundsätzen unseres Hauses.“

Ein verschmitztes Lächeln zeigte sich auf seinem Gesicht, das ihn um Jahrzehnte jünger aussehen ließ. „Aber das muss ich Ihnen sicherlich nicht sagen. Schließlich gehören die Childs International Hotels zu den renommiertesten Hotels der Welt, und die Childs Corporation rühmt sich eines erstklassigen Services und absoluter Diskretion.“

Collin zuckte innerlich zusammen wie ein Kind, das gerade einen Anpfiff von seinem Lehrer bekommen hatte, und als der Hotelmanager ihm einen scharfen Blick zuwarf, starrte Collin beschämt auf seine Schuhspitzen. Natürlich war das, worum er den Hotelmanager gerade gebeten hatte, unethisch und verstieß gegen sämtliche Regeln, die in der Hotelbranche galten. Zudem war es vollkommen untypisch für Collin.

Er lief den Frauen nicht hinterher. Nie. Das hatte er gar nicht nötig. Es war eher so, dass er sich der Avancen, die ihm ständig und überall gemacht wurden, nur mit Mühe erwehren konnte. Die meisten Frauen schienen mehr als bereit, das Bett und sein Konto mit ihm zu teilen. Collin fiel es jedoch nicht schwer, die Goldgräberinnen unter den Frauen, die sich an ihn heranmachten, auszumachen, und genau deshalb hatte Brianna ihm so gut gefallen. Die schöne Modedesignerin war ganz das Gegenteil von diesen Frauen. Um sie wiederzusehen, war er gerne bereit, ein oder zwei Regeln zu brechen.

„Ich bitte Sie nicht darum, mir die Nummer von Briannas Suite zu geben oder mir ihren Nachnamen zu verraten. Also verstoßen Sie streng genommen auch gegen keine Richtlinie. Sehen Sie es doch einfach als einen Gefallen, den Sie einem vertrauenswürdigen Gast entgegenbringen, der Ihnen für Ihre Hilfe auf ewig verpflichtet sein wird.“

Collin war klar, dass er verdammt dick auftrug, aber gestern Nacht hatte er einen Entschluss gefasst. Er würde Paris nicht eher verlassen, bis er Brianna gefunden hatte. Und der Ausgangspunkt seiner Suche war der Empfang des Mandarin Oriental Hotels.

„Sir, ich möchte Sie keinesfalls unter Druck setzen, aber ich muss unbedingt heute noch mit ihr sprechen.“

Der Ausdruck der Verzweiflung in seiner Stimme, den Collin trotz aller Bemühungen nicht unterdrücken konnte, schien den Hotelmanager zu erweichen, denn auf einmal spielte ein leichtes Lächeln um seine Lippen, und er wandte sich zu seinem Computerbildschirm. „Nun gut, ich schaue mal, was sich machen lässt. Nur einen kleinen Moment, bitte.“

In einer triumphierenden Geste stieß Collin die Faust in die Luft, bis ihm bewusst wurde, wer und wo er war, und er die Hand rasch wieder sinken ließ. „Vielen Dank, Sir.“

„Ich vertraue darauf, dass Sie die Information absolut vertraulich behandeln und dem Gast gegenüber nicht enthüllen, woher Sie sie haben.“ Der ältere Mann senkte die Stimme. „Eine unserer Suiten im siebten Stock wird von einer Dame namens Brianna bewohnt. Sie wird allerdings heute Mittag auschecken.“

Collin bedankte sich überschwänglich, nahm eine Ausgabe der Le Monde aus dem Zeitungsständer in der Lobby und setzte sich auf einen der Sessel, die im Wartebereich in Sitzgruppen angeordnet waren, sodass er den Aufzug im Blick hatte.

Es war schon fast eine Stunde vergangen und Collin knurrte der Magen, aber um nichts in der Welt wäre er das Risiko eingegangen, seinen Wachposten zu verlassen und Brianna zu verpassen. Er musste unbedingt mit ihr reden. Ihr sagen, dass das, was sie von ihm dachte, falsch war. Und nicht zuletzt wollte er ihr das Geld für die Rechnung in der Bar wiedergeben.

Das Geräusch der Aufzugtüren, die sich öffneten, lenkte seine Gedanken von seinem knurrenden Magen ab. Eine Traube Touristen schwärmte aus dem Aufzug, mitten unter ihnen Brianna. Collin entdeckte sie sofort. Brianna war nicht zu übersehen. Obwohl ihr Outfit für eine Modedesignerin eher schlicht war, sah sie umwerfend aus in dem legeren Pullover, der eine Schulter freiließ, den leicht verwaschenen, eng anliegenden Jeans und den hochhakigen Stiefeln. Ihre makellosen Gesichtszüge und ihre atemberaubenden Kurven zogen die Blicke aller Anwesenden auf sich, egal ob es sich um Männer oder Frauen handelte.

Unwiderstehlich, war das Wort, das Collin durch den Kopf schoss, als er sie ansah, während sie durch die Lobby lief. Jeder ihrer Schritte strahlte Selbstbewusstsein und Eleganz aus. Wie ihre Augen leuchten, dachte er bewundernd.

Anstatt Evangelines leerem Geschwätz in der Lobby zuzuhören, hätte ich mit Brianna tanzen gehen sollen. Brianna und Evangeline waren ungefähr gleich groß und hatten beide makellos gebräunte Haut – aber da hörten die Gemeinsamkeiten auch schon auf. Evangeline war laut und vulgär, während Brianna leise und wohlmoduliert sprach. Evangeline liebte Tratsch, wohingegen Brianna vor allem gerne über ihre Familie sprach.

Collin hatte noch nie jemanden wie Brianna getroffen. Daher musste er unbedingt mehr über sie erfahren. Und damit wollte er so schnell wie möglich anfangen.

Jetzt saß Collin allerdings wie angewurzelt auf seinem Sessel. Er wusste, dass es vor allem auf das richtige Timing ankam. Auf keinen Fall wollte er verzweifelt wirken und beschloss deshalb, den passenden Moment abzuwarten.

Als er Brianna zehn Minuten später mit Tüten beladen aus der Geschenkboutique des Hotels herauskommen sah, handelte er.

Collin stand auf und trat unbemerkt an ihre Seite. „Hi, Brianna. Sie sehen umwerfend aus.“

Brianna wirbelte herum, um zu sehen, wer sie angesprochen hatte. Nachdem sie ihn erkannt hatte, machte sie auf dem Absatz kehrt und lief brüsk in die andere Richtung.

Collin holte auf und verstellte ihr den Weg, wofür er einen eisigen Blick erntete.

„Was soll das?“

„Ich möchte mit Ihnen reden.“

„Wo ist Evangeline? Wärmt sie Ihnen oben das Bett, während Sie das Frühstück besorgen?“

„Ich habe keine Ahnung, wo sie ist. Ich vermute, bei sich zu Hause, um ihren Kater auszukurieren.“

Brianna zog eine Augenbraue hoch und sah ihn zweifelnd an.

„Nachdem Sie die Bar gestern so überstürzt verlassen haben, hat Evangeline und ihre Truppe angefangen, Kurze zu trinken, und ich bin in mein Hotel gegangen, um mir das Spiel anzuschauen.“ Collin blickte sie an. „Vielen Dank übrigens für den Tipp. Ich bin froh, dass ich auf Sie gehört und auf Frankreich gewettet habe. Die Mannschaft hat fantastisch gespielt!“

Briannas Augen leuchteten auf. „Ich habe Ihnen doch gesagt, dass Spanien keine Chance hat.“

„Dank Ihnen habe ich haushoch gewonnen. Ich würde mich freuen, wenn ich mich dafür erkenntlich zeigen könnte und Sie heute zum Mittagessen einladen darf.“

Brianna warf einen Blick auf ihre goldene Armbanduhr und schüttelte den Kopf. „Ich muss um drei Uhr am Flughafen sein, und meine Koffer sind noch nicht gepackt.“

„Nehmen Sie einen späteren Flug. Oder, noch besser, verschieben Sie Ihren Flug auf morgen früh, nachdem wir gefrühstückt haben.“

Ein Grinsen umspielte ihre Mundwinkel. „Weshalb sollte ich das tun?“

„Weil ich meinen Sieg mit Ihnen feiern möchte.“

„Ich wette, Ihrer Popstar-Freundin wird das gar nicht gefallen.“

„Ich habe Ihnen doch schon gesagt, dass es in meinem Leben keine andere Frau gibt“, erwiderte Collin und hoffte, dass sie ihm glaubte.

„Sie und Evangeline haben gestern Abend aber einen sehr vertrauten Eindruck gemacht.“

„Wie ich schon sagte, Evangeline ist das neue Gesicht unserer Anzeigenkampagne. Nicht mehr.“

Brianna zuckte mit den Schultern. „Sie sind mir keine Erklärung schuldig. Ich bin nur ein Mädchen, das Sie abends an der Hotelbar getroffen haben. Es spielt keine Rolle, was ich denke.“

„Doch, für mich tut es das.“ Collin machte einen Schritt auf sie zu, nahe genug, um den Duft ihres betörenden Parfums wahrzunehmen. „Ich möchte nicht, dass Sie denken, ich sei ein Aufreißer, Brianna. Gehen Sie mit mir aus. Lassen Sie mich Ihnen beweisen, was für ein netter Kerl ich bin.“ Bittend sah Collin sie an.

Brianna schürzte die Lippen und blickte ihn an, als ob sie bezweifelte, was er ihr gerade gesagt hatte, doch ihre Augen verrieten sie. Sie leuchteten und funkelten belustigt.

„Ich will noch nichts Genaues verraten, aber eines kann ich Ihnen versprechen“, fuhr Collin fort. „Ich zeige Ihnen Paris von einer Seite, die Sie noch nie gesehen haben, und Sie werden es nicht bereuen.“

Begierig hatte Brianna jedem Wort aus Collins sexy Mund gelauscht. War es nicht genau das, was jede Frau sich insgeheim wünschte? Einen umwerfenden Typen, der himmlisch roch und überirdisch schön war und alles daransetzte, um ein Date mit ihr zu bekommen? Collin bot ihr Aufregung und Abenteuer, und im Moment gab es nichts, was Brianna sich mehr wünschte.

Dies war ihre Chance, etwas ganz Besonderes zu erleben. Etwas Wildes und Spontanes zu tun. Einmal in ihrem Leben.

Und wenn das Date nicht so lief wie erwartet, könnte sie einfach in ein Taxi steigen und zurück ins Hotel fahren. Schließlich kannte sie Paris wie ihre Westentasche.

„Darf ich Sie jetzt zum Mittagessen ausführen, oder muss ich erst vor Ihnen auf die Knie gehen?“, fragte Collin und grinste sie unwiderstehlich an.

Als sie ihren Mund öffnete und ihr das Wort Ja entschlüpfte, war Brianna selbst von sich überrascht. Einfach so hatte sie eingewilligt, den Tag mit Collin zu verbringen. Erstaunt stellte sie fest, dass sie es kaum erwarten konnte zu sehen, was er sich für sie überlegt hatte.

„Vorher sollten wir allerdings ein paar Regeln festlegen“, sagte Brianna.

„Regeln?“

„Wir belassen es bei den Vornamen, tauschen keine Telefonnummern aus oder machen Versprechen, die wir nicht halten können.“

„In Ordnung. Und was halten Sie davon, wenn wir jetzt zum Du übergehen, wo wir schon den Rest des Tages miteinander verbringen?“

„Einverstanden“, antwortete Brianna und lächelte zurück.

Während Collin kurz zum Empfang ging, um einige Vorbereitungen zu treffen und zu veranlassen, dass Briannas Einkaufstaschen in ihre Suite gebracht wurden, rief Brianna ihren Bruder Kyle an. Sie wollte ihm mitteilen, dass sie noch einige Tage länger in Paris bleiben würde.

Brianna erwähnte nicht, dass der Grund dafür ein unbekannter Mann war, weil sie wusste, dass ihr Bruder nicht gut darauf reagiert hätte. Kyle hatte berichtet, dass es immer noch keine weiteren Erkenntnisse im Entführungsfall ihrer Schwester gab, und so war Brianna kurz betrübt, als sie aufgelegt hatte.

Allerdings nur so lange, bis sie Collin durch die Lobby auf sich zukommen sah. Sein Blick war so durchdringend, so intensiv, dass es sich anfühlte, als ob er sie damit berühren würde. Seit ihrer Scheidung hatte Brianna niemanden mehr getroffen, zu dem sie sich derartig hingezogen gefühlt hatte. Nein, um ehrlich zu sein, hatte sie überhaupt noch niemanden getroffen, der sie so angezogen hatte. Brianna konnte nicht aufhören, sich Sex mit ihm auszumalen. Noch am Morgen war sie mit einem Bild von ihm in ihrem Kopf aufgewacht. Einem Bild davon, wie er mit ihr im Bett lag … sie leidenschaftlich küsste, sie verrückt machte mit seinen Berührungen, seiner Zunge …

Oh, mein Gott, ich bin auf dem Wege, zu einer Sexbesessenen zu werden!

Hör auf, an seinen nackten Körper zu denken! befahl sie sich. Aber als er sie anlächelte und seine strahlend weißen Zähne enthüllte, stiegen sofort wieder Gedanken in ihr auf, die eindeutig nicht jugendfrei waren. Collin war der bestaussehende Mann, dem sie je begegnet war, und dazu noch unglaublich charmant und witzig. Brianna zweifelte keinen Moment daran, dass sie eine Menge Spaß miteinander haben könnten.

Und als Collin sie schließlich erreicht hatte und ihr den Arm auf die Hüfte legte, um sie sanft durch die Drehtür des Hotels zu schieben, beschloss Brianna, dass sie heute Nacht genau das tun würde … eine Menge Spaß haben.

4. KAPITEL

Seitdem sie das Hotel am Vormittag gemeinsam verlassen hatten, war Brianna von Collin in verschiedene Museen geführt worden. Sie waren von Bäumen gesäumte Alleen entlang spaziert und hatten sich der vielen unvergleichlichen Reize und Sehenswürdigkeiten von Paris erfreut. Abends hatte Collin sie ins Les Jules Vernes, das im Eiffelturm gelegene Fünf-Sterne-Restaurant, ausgeführt. Das Essen war exquisit und der Ausblick auf die Stadt atemberaubend. Der Tag war wunderschön gewesen, und obwohl Brianna wenig persönliche Dinge über Collin wusste, ertappte sie sich dabei, dass sie so offen mit ihm plauderte, als würden sie sich schon seit Jahren kennen.

Am allerschönsten war es jedoch, mit ihm zu lachen. Brianna fühlte sich so unbeschwert, wie sie sich seit Ewigkeiten, ja vielleicht seit dem Zwischenfall, der schließlich zur Scheidung führte, nicht mehr gefühlt hatte.

Als Brianna das Restaurant an Collins Arm verließ und die bewundernden Blicke der anderen Gäste auf sich spürte, konnte sie einen Anflug von Stolz nicht unterdrücken. Untergehakt traten sie auf die Straße.

„Magst du die Filme von Jacques Dubois?“, fragte Collin und schenkte ihr ein Lächeln, das sie fast zum Dahinschmelzen brachte. „Sein neuer Film Irresistible läuft heute im Freiluftkino im Parc de la Vilette an, und ich hätte Lust, ihn mir anzuschauen.“

„Lieber nicht. Seine Filme sind schon sehr erotisch. Wenn ich jemanden treffen sollte, der mich kennt … ich würde mich zu Tode schämen.“ Oder wenn mich ein Fotograf dabei erwischen würde, fügte Brianna im Stillen hinzu. Sie konnte sich die Schlagzeile schon vorstellen: Brianna Hamilton bei öffentlicher Orgie in Paris ertappt! Nicht auszudenken, was ihre Familie dazu sagen würde.

„Du machst dir viele Gedanken darüber, was andere über dich denken“, stellte Collin fest und streichelte ihr sanft über die Hand. Fragend sah er sie an.

Mit den Fingern strich er jetzt zärtlich über die Innenseite ihres Handgelenks, und Brianna hätte beinahe laut aufgestöhnt, so erregte sie seine Berührung.

„Tust du das nicht?“

„Früher schon, aber nach dem Scheitern meiner Ehe hat sich das gründlich geändert. Die öffentliche Meinung war meine geringste Sorge.“

„Du warst verheiratet? Wie lange?“

„Etwas mehr als fünf Jahre.“

„Hast du Kinder?“

„Nein, aber bestimmt nicht, weil ich nicht wollte“, antwortete Collin und lachte, aber es klang gezwungen. „Die Familie steht für mich an erster Stelle, und ich hoffe, dass ich irgendwann eine Frau treffe, die das genauso sieht. Eine Frau, die einfach ein ganz normales Leben führen möchte … mit einem ganzen Haufen Kinder …“

Brianna schnürte sich die Kehle zu. Auch wenn sie vielleicht nicht daran glaubte, dass es so etwas wie Seelenverwandtschaft oder die große Liebe gab, hieß das noch lange nicht, dass sie keine Kinder wollte.

Nichts wünschte sie sich nämlich sehnlicher als das. Brianna hatte sich sogar schon in einem Adoptionsbüro beraten lassen. Doch nachdem man sie darüber informiert hatte, dass sie wiederkommen solle, wenn sie wieder verheiratet sei, hatte sie von dem Adoptionswunsch Abstand genommen. Brianna würde nie wieder heiraten. Nie wieder. Sie hatte keinerlei Interesse an einer ernsthaften Beziehung. Selbst wenn das bedeuten sollte, dass sie niemals Kinder haben könnte.

„Was ist mit dir? Möchtest du irgendwann mal Kinder haben?“, fragte Collin und unterbrach ihre schwermütigen Gedanken.

Brianna erstarrte und brauchte einen Moment, bevor sie sich eine Antwort abringen konnte. „Nein, eigentlich nicht. Ich kann mit Kindern nichts anfangen.“ Rasch wechselte sie das Thema. „Was könnten wir denn stattdessen machen? Du hast doch bestimmt einen Alternativplan in petto“, fragte Brianna also leichthin und grinste ihn an. Obwohl sie Collin gegenüber keinerlei Bedenken hatte, würde sie ihm ihre geheimen Gedanken nicht enthüllen. Nicht ihm und auch sonst niemandem.

„Natürlich habe ich das.“ Collin grinste zurück. „Laufen wir zur Rue Saint-Dominique, dort wartet unsere Mitfahrgelegenheit“, fügte er geheimnisvoll hinzu.

Trotz der relativ späten Stunde wimmelten die Straßen noch von Menschen. Studenten und Touristen, Geschäftsleute auf dem Weg nach Hause, die Aktentasche unter den Arm geklemmt, und Liebespaare liefen an ihnen vorüber. In der Ferne leuchteten die Lichter der Stadt, und das pulsierende Rauschen der Weltmetropole wurde hin und wieder von dem Stimmengewirr und dem lauten Lachen, das aus den Brasserien zu ihnen drang, durchbrochen. Obwohl es ein noch spätsommerlich warmer Abend war, lag der Geruch von Herbst schon in der Luft. Gott, wie ich Paris liebe, dachte Brianna, die selbst erstaunt darüber war, wie der Anblick, die Gerüche und Geräusche dieser Metropole immer wieder die gleiche Begeisterung wie bei ihrem ersten Besuch in ihr auslösten.

Brianna bemerkte, dass Collin sie ansah. Sie schaute ihn lächelnd an. Collin blickte ihr in die Augen und lächelte zurück. Dann nahm er ihre Hand. Die schlichte Geste löste einen Sturm der Gefühle in Brianna aus. Es fühlte sich so richtig an, so vertraut. Irgendwie gelang es Collin, dass sie sich fühlte wie etwas ganz Besonderes.

Gleichzeitig ließ jede seiner Berührungen ihren Puls schlagartig schneller gehen. Brianna hatte fast Mühe zu atmen, so sehr begehrte sie ihn.

Plötzlich hörte Brianna Gitarrenmusik und blieb stehen, um herauszufinden, woher diese kam, bis sie den Musiker am Fuße einer Straßenlaterne entdeckte. Collin löste sich von ihrer Seite und ging zu dem Mann, um einen Fünfzigeuroschein in die karierte Schiebermütze zu werfen, die umgedreht vor ihm auf dem Boden lag. Eine kleine Gruppe von Menschen hatte sich um den Sänger geschart, und obwohl er leicht schief sang, hatte seine raue, tiefe Stimme etwas seltsam Anrührendes. Brianna erkannte einen Song der Beatles und summte leise mit.

In diesem Augenblick schlang Collin die Arme um ihre Taille, neigte den Kopf zu ihr hinunter und küsste sie.

Niemals würde Brianna diesen Moment vergessen. Nicht nur deshalb, weil Collin so umwerfend küsste oder so himmlisch schmeckte. Nein, es lag vielmehr an der Dringlichkeit seines Kusses. An der Leidenschaft, der Hitze, die darin zum Ausdruck kam. Seine Lippen waren wie für das Küssen gemacht.

Collins Berührung ließ Brianna dahinschmelzen. Ihr wurden die Knie weich, und sie vergaß alles um sich herum. Vergaß, dass sie auf einem Bürgersteig in Paris umgeben von Menschen stand. Begierig erwiderte sie seinen Kuss, saugte an seinen Lippen, an seiner Zunge, gab ihm alles, was sie ihm mit einem Kuss geben konnte. Viel zu schnell ging der Moment zu Ende, und als Collin sich sanft von ihr löste, überrollte sie eine Welle der Enttäuschung.

„Darauf habe ich schon den ganzen Tag gewartet.“

„Warum hast du dir dann so lange Zeit damit gelassen?“, fragte Brianna atemlos.

Mit einem reuevollen Gesichtsausdruck beugte Collin sich wieder zu ihr und gab ihr einen zarten Kuss auf den Mund. „Wir müssen los, sonst verpassen wir noch unsere Mitfahrgelegenheit“, antwortete er, anstatt auf ihre Frage einzugehen.

Collin führte sie an einer Reihe von Taxis vorbei, die neben dem Gehsteig auf Fahrgäste warteten, in Richtung einer Limousine.

„Wohin fahren wir?“, fragte Brianna erwartungsvoll, als Collin ihr die hintere Wagentür öffnete und sie sanft in den Wagen schob.

„Wart’s ab“, erwiderte er nur, bevor er auf die andere Wagenseite ging, die Tür öffnete und ebenfalls auf der Rückbank Platz nahm.

Nach einer kurzen Anweisung von Collin setzte der Chauffeur die Limousine in Bewegung. Brianna war jetzt wirklich gespannt, was Collin noch an Überraschungen für sie bereithielt. Je länger der Wagen durch die nächtlichen Straßen von Paris glitt, desto mehr wuchs ihre Anspannung. Als er schließlich gegenüber vom Nouveau, dem angesagten Nachtclub in Paris, Halt machte und Brianna die Menschentrauben vor dem Eingang sah, blickte sie erstaunt zu Collin. „Was machen wir hier?“, entfuhr es ihr ungläubig.

Brianna hatte gelesen, dass Rashad J, einer ihrer absoluten Lieblingsmusiker, der gerade auf Europatournee war, heute sein einziges Konzert in Paris geben würde. Aber sie wusste auch, dass der Auftritt restlos ausverkauft war und nicht die geringste Chance darauf bestand, noch eine Karte zu ergattern.

Collin war schon ausgestiegen und hatte auf ihrer Seite die Tür geöffnet. Er nahm ihre Hand und zog Brianna hinter sich her. „Hast du mir nicht gestern in der Bar 8 erzählt, dass du ein Riesenfan von Rashad J bist?“, sagte er nur und grinste.

„Aber das ist unmöglich. Das Konzert ist doch längst ausverkauft, da kommen wir nie rein. Sieh dir doch mal die Schlange an“, protestierte Brianna halbherzig. „Außerdem bin ich gar nicht richtig angezogen.“ Seit dem Morgen trug sie immer noch ihren Pullover und die Jeans.

„Du siehst umwerfend aus, Brianna. Ich könnte nicht stolzer auf meine Begleitung sein.“

Collins Worte gingen runter wie Öl. Den ganzen Abend hatte er sie schon mit Komplimenten bedacht. Wenn Brianna eben noch gedacht hatte, dass die Türsteher sie in ihrem Freizeitoutfit niemals in den edlen Club lassen würden, hatten sich jetzt alle Bedenken in Luft aufgelöst, und sie fühlte sich wie die schönste Frau der Welt.

„Komm schon, ich möchte nicht, dass du den Anfang verpasst“, sagte Collin, bevor er sie noch einmal so küsste, dass Briannas ganzer Körper vor Erregung anfing zu prickeln. Er strich ihr über die Wangen, den Nacken und die Schultern, bevor er sie an seine Brust zog, um sie einen Moment lang in einer engen Umarmung zu halten.

Dann ging er mit ihr im Schlepptau einfach an der Menge der Wartenden vorbei.

Die Hostess führte sie in eine der privaten VIP-Lounges, die im Discostil dekoriert war.

Amüsiert betrachtete Brianna den Perlenvorhang vor der Tür, die Diskokugel, die von der Decke hing und von bunten Scheinwerfern angestrahlt wurde. Auf dem Boden lag ein Flokati, und Brianna musste grinsen. So musste eine VIP-Lounge im Studio 54 in den 70er Jahren ausgesehen haben. Dicke Kerzen, die überall im Raum verteilt waren, tauchten den Raum in ein schummeriges Licht, und auf einem niedrigen Tisch stand eine Glasschale mit Kondomen. Der Geruch von Räucherstäbchen war so stark, dass Brianna fast schwindelig davon wurde. Hoffentlich räuchert hier nicht noch etwas anderes als Räucherstäbchen, dachte Brianna, während sie die großen gerahmten Schwarzweiß-Fotografien an der Wand hinter dem Billardtisch betrachtete. Ich bin viel zu alt, um zum ersten Mal in meinem Leben high zu werden.

„Möchtest du einen Wein trinken?“, fragte Collin, der die Minibar geöffnet hatte.

„Ja, gern. Ich kann es immer noch nicht glauben, dass wir hier sind.“ Ungläubig schüttelte sie den Kopf. „Es ist vollkommen verrückt und sieht mir außerdem überhaupt nicht ähnlich. Das letzte Mal war ich als Teenager in einem Club …“ Langsam wanderte sie auf das Panoramafenster zu, das einen Blick über den gesamten Konzertsaal eröffnete und eine perfekte Aussicht auf die Bühne bot.

„Dann kann es ja noch nicht so lange her sein.“ Collin zwinkerte ihr zu und kam zu ihr herüber.

„In ein paar Monaten werde ich einunddreißig.“

„Du lügst“, erwiderte er scheinbar entrüstet, während er sie gleichzeitig angrinste. „Zeig mir deinen Ausweis.“

Brianna lachte.

Inzwischen war Collin hinter sie getreten. „Du bist eine unglaublich attraktive Frau. Wie gut, dass ich jetzt weiß, dass du volljährig bist. Dann brauche ich mich nicht schuldig zu fühlen, wenn ich dich verführe.“

Brianna fühlte seinen warmen Atem in ihrem Nacken und spürte, wie sich die feinen Härchen am Haaransatz aufstellten.

Von dort, wo sie stand, konnte sie Rashad J sehen, als er auf die Bühne kam. Das Mikrofon in der Hand, begann er sogleich, die ersten Töne zu einem seiner größten Hits anzustimmen, und die Menge johlte, als sie den Song „Between Your Thighs“ erkannte. Der Song war auch einer von Briannas absoluten Favoriten.

Der Beat war ansteckend, die Texte voller erotischer Anspielungen. Brianna schloss die Augen und begann, sich langsam im Rhythmus der Musik zu bewegen. Sie konnte sich der sinnlichen Atmosphäre, die den Raum wie mit knisternder Spannung aufzuladen schien, nicht länger entziehen.

Aufreizend und langsam bewegte Brianna sich, und als Collin ihr die Hand auf die Hüfte legte und anfing, sie zu streicheln, stöhnte sie genussvoll.

Collin beugte sich nach vorne und fuhr mit den Lippen zärtlich über ihr Ohrläppchen. Die Spannung zwischen ihnen war jetzt fast mit den Händen greifbar und stärker als alles, was Brianna je zuvor mit einem Mann erlebt hatte. Die Berührung seiner Lippen auf ihrer Haut jagte ihr Schauer den Rücken hinunter. „Weißt du, was mir an diesem Raum am besten gefällt?“, flüsterte er ihr sanft ins Ohr.

„Die Minibar?“, erwiderte sie neckend.

„Nein, die Einwegscheibe. Wir können den gesamten Club überblicken, aber uns kann niemand sehen.“

„Wirklich?“ Überrascht drehte Brianna sich zu Collin herum. Ihre Köpfe waren jetzt nur wenige Zentimeter voneinander entfernt, und sein Gesichtsausdrück ließ ihr die Knie weich werden. Sie fühlte sich so erregt wie nie zuvor. Sofort ging ihr Atem schneller.

Auch Collin schien das Besondere des Moments zu spüren. Beiden war klar, dass jetzt etwas geschehen würde. Die Luft zwischen ihnen schien zu pulsieren. Brianna begehrte Collin auf einmal so sehr, wollte so unbedingt, dass er sie berührte und überall anfasste, dass sie fast erschrak.

„Also können die Leute das hier nicht sehen?“, flüsterte sie heiser, bevor sie sich auf die Zehenspitzen stellte und ihn küsste. Nicht direkt auf den Mund, sondern auf den Mundwinkel. Eine Verlockung, ein Versprechen.

„Nein …“, stieß Collin heiser hervor und fuhr sich mit der Zungenspitze über die Lippen, „… das haben sie nicht gesehen.“

„Und das hier?“ Brianna legte die Hände auf seine Brust und massierte ihn mit aufreizenden Bewegungen durch das dunkelblaue Hemd hindurch. Mit sanftem Druck schob sie ihn bis zum Billardtisch und schlang die Arme um seinen Hals. Das Verlangen, all die Dinge mit Collin zu tun, von denen Rashad J auf der Bühne gerade sang, war fast überwältigend, und als Collin sie ungestüm auf den Mund küsste, erwiderte sie seinen Kuss.

Seine Lippen machten süchtig. Ein langer, leidenschaftlicher Kuss genügte, und sie wollte mehr davon haben. Sie brauchte mehr davon. Berauscht von der erotischen Stimmung, den aufheizenden Beats und dem Duft seines Aftershaves begann Brianna, sich wieder im Rhythmus der Musik zu bewegen. Collin folgte ihr und tanzte mit. Eng aneinandergepresst bewegten sie sich mit langsamen, sinnlichen Bewegungen im perfekten Einklang. Briannas gesamter Körper schien zu vibrieren und zu glühen.

Sie küssten sich, streichelten sich, erkundeten sich gegenseitig mit neckenden Berührungen, die das Verlangen nach mehr weckten. Oh, Gott, wie ich diesen Mann will! dachte Brianna. Sie wollte ihn fühlen, ganz besitzen, ganz von ihm besessen werden. Noch nie zuvor hatte sie einen Mann so sehr begehrt. Collin war etwas Besonderes. Alles, was er sagte und tat, erregte sie. Je besser sie ihn kennenlernte, umso mehr wollte sie ihn. Heute Nacht würde sie etwas tun, was sie noch nie getan hatte. Etwas Verrücktes und Wildes, und allein bei dem Gedanken daran, mit Collin zu schlafen, wurde sie feucht.

Obwohl ihre Hände zitterten, öffnete sie rasch seine Hemdknöpfe, einen nach dem anderen, und zog ihm das Hemd über die breiten muskulösen Schultern. Brianna senkte den Kopf und bedeckte seine Brust und seinen durchtrainierten Oberkörper mit federleichten Küssen. Verdammt, dieser Mann war so unglaublich sexy, so heiß. Und als ihre Küsse intensiver, leidenschaftlicher wurden, musste sie erkennen, dass Collin sogar noch besser schmeckte, als er aussah.

Es musste an den Räucherstäbchen oder der Musik liegen, dass sie sich so vollkommen untypisch verhielt. Das war nicht sie. Als Brianna noch verheiratet gewesen war, hatte sie nie die Initiative ergriffen. Andererseits hatte Rick auch nie derartige Gefühle der Leidenschaft in ihr ausgelöst. Hitze pulsierte in Wellen durch ihren Körper und stieg ihr zu Kopf. Das musste auch der Grund dafür sein, dass Brianna ihre Hand weiter nach unten wandern ließ. Zu Collins Schritt. Sie streichelte ihn und konnte seine Erektion durch den Stoff der Hose fühlen. Collin löste verruchte Wünsche in ihr aus, die sie von sich bisher nicht kannte.

Der leisen Stimme in ihrem Hinterkopf, die noch leichte Einwände erhob, schenkte Brianna kein Gehör. Sie hatte Collin vom ersten Moment an gewollt. Als er das Carrousel du Louvre betreten hatte und später, als sie den Abend in der Bar 8 beschlossen hatten. Wenn Evangeline nicht dazwischengekommen wäre, hätten sie schon in der ersten Nacht miteinander geschlafen. Dessen war Brianna sich jetzt sicher.

Bei dem Gedanken daran, mit Collin zu schlafen, liefen Brianna erneut Schauer der Erregung den Rücken hinunter. Warum eigentlich nicht? Sie war in Paris, der Stadt der Liebe. Warum also wehrte sie sich gegen das Verlangen? Brianna hatte schon von Leuten gehört, die an öffentlichen Orten Sex hatten, hätte aber nie, niemals im Leben, gedacht, dass sie selbst so etwas tun könnte. Und doch wollte sie auf einmal genau das. Nichts sehnlicher als das.

„Oh, Baby, du schmeckst so süß … du schmeckst so gut …“ Collin konnte nicht genug von Brianna bekommen. Ihre vollen Lippen waren feucht und warm, und mit jedem ihrer Küsse bestätigte sie, dass sie ihn wollte. Collin musste sich zurückhalten, um ihr nicht das Höschen hinunterzureißen und sie auf der Stelle zu nehmen. Er wollte sie fühlen, wollte in ihr sein. Aber was würde sie dann von ihm denken? Gab es etwas Uncooleres als einen Mann, der bei einer Frau, die er beeindrucken wollte, komplett die Kontrolle über sich verlor? Klar, es war nicht zu leugnen, dass er sie begehrte. Trotzdem wollte Collin vermeiden, dass er bei Brianna wie ein Sexabhängiger auf Entzug rüberkam.

Ich kann nicht fassen, was gerade passiert, dachte Brianna, während sie durch Collins glänzendes kurz geschorenes Haar fuhr. Ich bin in einer privaten VIP-Lounge im coolsten Nachtclub von Paris und mache mit einem supersexy Kerl rum, dessen Nachnamen ich nicht mal kenne!

Collin ließ seine Zunge zwischen ihre Lippen gleiten und bewegte sie mit forschenden, verlangenden Bewegungen in ihrem Mund. Brianna stöhnte lustvoll. Erfolglos versuchte sie das Zittern, das sich in ihrem Körper ausbreitete, zu unterdrücken. Es war verrückt. Der Gedanke an ihre Mutter schoss ihr durch den Kopf. Wenn sie mich jetzt sehen könnte, würde sie mich aus dem Raum zerren und mir den Hintern versohlen. Nachdem sie mit Collin fertig ist, dachte sie.

In Briannas Innerem tobte ein Kampf zwischen Schuldgefühlen und Lust. Aber als Collin sie weiter küsste und berührte, gab sie jeden Gedanken vernünftig zu sein auf. Ihre Lust auf ihn war unstillbar, mächtiger als jedes andere Gefühl, das sie jemals empfunden hatte. Brianna war so überwältigt von dem körperlichen Verlangen, dass sie laut aufstöhnte und ihre Hüften kreisend an seiner mächtigen Erektion rieb.

„Noch nie habe ich jemanden so begehrt wie dich.“

Collins Worte rauschten in Briannas Ohren, und sie hatte kurz das Gefühl, ihr würde schwindlig vor Verlangen. Er küsste sie so drängend, dass sich der Raum um sie herum zu drehen schien. Heute Nacht würde sie nicht vernünftig sein, würde tun, wozu ihr Körper sie mit jeder seiner Zellen drängte.

Heftig atmend stieß sie ihre hochhackigen Stiefel von den Füßen. Sie wusste, dass ihr Haar vollkommen durcheinander war, doch das kümmerte sie nicht. Nicht heute Nacht. Alles, was heute zählte, war Collin. Mit ihm zusammen zu sein. Ihn zu erregen, sein Verlangen zu stillen. Mit ihm in jeder nur denkbaren Position zu schlafen.

Collin umfasste ihren Hinterkopf und zog ihr Gesicht an seines heran. Er blickte ihr in die Augen, während er ihr mit der Zunge in den Mund fuhr, sie ungestüm nahm. Gleichzeitig streichelte er sie überall, fuhr ihr mit den Händen über die Schultern, weiter zu den Brüsten. Nahm ihre aufgerichteten Brustwarzen, die sich durch den Stoff ihres Pullovers abzeichneten, zwischen Daumen und Zeigefinger. Liebkoste sie, während er die andere Hand zwischen ihre Beine gleiten ließ, wo er fühlen konnte, wie bereit sie war.

Brianna schloss die Augen und warf den Kopf nach hinten. Sie gab sich ganz den überwältigenden Gefühlen hin, die Collin in ihr auslöste. Wie gut er roch, wie gut er schmeckte. Mit jeder Berührung wollte sie mehr von ihm. Sie streckte ihm ihre Hüften entgegen. Brianna konnte fühlen, dass es Collin genauso ging wie ihr. Es war ein unglaubliches Gefühl, mit einem Mann zusammen zu sein, der sie ebenso begehrte wie sie ihn. Mit großer Mühe löste Collin sich auf einmal aus ihrer leidenschaftlichen Umarmung. Zärtlich legte er ihr die Hand auf die Wange und sah sie ernst an. „Ich will nicht, dass wir irgendwas tun, was du hinterher bereust.“ Wenn Brianna noch irgendwelche Bedenken seinetwegen gehabt hatte, waren sie spätestens jetzt wie weggewischt.

Oh, mein Gott! Ich will dich mehr als alles andere auf der Welt!

Brianna sah Collin tief in die Augen. „Ich weiß genau, was ich tue, und ich weiß, was ich will“, antwortete sie und küsste ihn lange auf den Mund. „Und heute Nacht will ich dich.“

Mit einer gezielten Bewegung schob Collin ihren Pullover nach oben, öffnete den Knopf ihrer Jeans und zog sie zusammen mit ihrem Höschen in einem Ruck nach unten. Er zog sie fest an sich. Collin wollte sie zur Couch hinübertragen, damit sie es bequemer hätten. Doch noch hielt sie ihn davon ab, weil sie hingebungsvoll seine Brustwarzen leckte und an ihnen saugte. Schauer durchliefen seinen Körper, und jede Bewegung ihrer Zunge ließ seine Erektion härter und größer werden. Collin ergriff Briannas Hüften und hob sie stattdessen auf den Billardtisch, der direkt hinter ihr stand.

Nun gab es kein Zurück mehr. Selbst wenn Brianna aufhören wollte, hätte sie es nicht tun können. Collin hatte keine Ahnung, wie sehr sie ihn begehrte. Mit zitternden Fingern öffnete sie seine Gürtelschnalle, den Reißverschluss und schob seine Hose über die Hüfte. Unter den schwarzen Boxershorts wölbte sich seine Erektion. Brianna nahm sie durch den Stoff in die Hand, umfasste sie und strich, zunächst ganz sanft und vorsichtig, auf und ab. Aber sie wollte mehr, wollte seine Haut fühlen, ihn sehen. Sie befeuchtete ihre Lippen mit der Zunge, bevor sie seine Boxershorts nach unten zog und ihn anfasste. Er war groß und füllte ihre ganze Hand aus.

In dem Moment, als Brianna seine Erektion berührte, verlor Collin jegliche Kontrolle über sich. Vergessen war der Gedanke an die bequemere Couch. Hastig griff Collin ein Kondom aus der Glasschale, die neben ihnen auf dem Billardtisch stand, riss die Verpackung auf und streifte es sich über. Er umfasste Briannas Hüften und schob sich zwischen ihre gespreizten Beine. Langsam ließ er sich in sie hineingleiten. Wie schwer es ihm fiel, sich zurückzuhalten. Nicht schnell und tief in sie einzudringen, dass sie aufschrie vor Lust, um der fast unerträglichen Erregung, die sich in ihm angestaut hatte, endlich Erleichterung zu verschaffen. Doch Collin zwang sich dazu, Brianna langsam und kontrolliert zu lieben und zu warten, bis sie kam.

Autor

Peggy Moreland
Peggy Moreland hat die Stephen F. Austin State Universität in Nacogdoches, Texas, mit einem BBA (Bachelor of Business Administration) abgeschlossen. Sie veröffentlichte 1989 ihren ersten Roman bei Silhouette Books. Sie war Gewinnerin des „National Readers‘ Choice Award“, war für den „Romantic Times Reviewers Choice Award“ nominiert und zweimal Finalistin beim...
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