Die Braut des griechischen Milliardärs

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Castor Xenakis braucht unbedingt eine liebende Ehefrau an seiner Seite. Natürlich nur zum Schein, um für einen wichtigen Deal einen unbescholtenen Ruf zu haben! Aber deshalb kann der griechische Playboy-Milliardär keine seiner üblichen Gespielinnen wählen, die wie er nur unverbindliche Vergnügungen im Sinn haben. Da kommt es gerade recht, dass die unschuldige junge Glory dringend die Arztrechnungen ihrer Schwester zahlen muss. Sie sagt sofort Ja zu einer Ehe auf dem Papier. Dumm nur, dass er ausgerechnet Glory bald mehr begehrt als jede Frau zuvor …


  • Erscheinungstag 14.06.2022
  • Bandnummer 2549
  • ISBN / Artikelnummer 9783751509756
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

Glory Albright steckte in Schwierigkeiten. Das wurde ihr klar, als die erste nackte Frau an ihr vorbeischlenderte. Kurz darauf folgte eine zweite. Mit dieser Situation war Glory völlig überfordert.

Offensichtlich ging es auf den Partys in Castor Xenakis’ Villa in Malibu wirklich so wild zu, wie sie gelesen hatte.

Wild war eine Untertreibung.

Glory zog den Mantel enger um ihre Schultern. Um ihre Fassung wiederzugewinnen, wandte sie den Blick von den nackten Frauen ab und konzentrierte sich auf das Bücherregal vor ihr. Zwischen den Büchern stand eine kleine Marmorskulptur. Ein Mann, der eine Frau in den Armen hielt.

Die Hände des Mannes lagen auf …

Oh.

Glory spürte, wie sie errötete. Selbst die Skulpturen in dieser Villa konnte sie nicht gefahrlos ansehen. Wenn sie sich wenigstens auf irgendetwas anderes hier im Raum konzentrieren könnte. Aber dann würde sie vielleicht noch mehr nackte Menschen zu sehen bekommen. Die Skulptur war eindeutig das kleinere Übel.

Das hier war eine dumme Idee gewesen. Wäre sie bloß nie hergekommen.

Hinter sich hörte sie die Feiernden lachen und ausgelassen kreischen. Irgendwo in der Ferne zersplitterte Glas. Ein lautes Platschen im Pool. Noch mehr Lachen und Kreischen.

Als jemand an ihr vorbeiging und ihre Schulter streifte, machte sie unbehaglich einen Schritt zur Seite.

Diese Party brachte sie so weit aus ihrer Komfortzone, als wäre sie zum Mond geflogen. Am liebsten wäre sie zu Hause in ihrem Apartment, das sie sich mit ihrer Schwester teilte. Dann könnte sie sich auf dem Sofa einkuscheln, Eiscreme löffeln und ihre Lieblingsfernsehserie gucken.

Aber sie hatte keine Wahl. Na gut, das stimmte nicht ganz. Natürlich zwang sie niemand, das Geld für die künstliche Befruchtung ihrer Schwester aufzutreiben.

Niemand zwang sie, uneingeladen auf der Party des weltbekannten berüchtigten Playboys aufzutauchen. Erst recht zwang niemand sie, ihre Jungfräulichkeit an diesen Playboy zu verkaufen.

Aber ihrer Schwester fehlte das Geld für eine künstliche Befruchtung. Nach dem frühen Tod ihrer Eltern hatte Annabel sich aufopferungsvoll um Glory gekümmert, und auch in den letzten Jahren hatte ihre Schwester einiges durchgemacht.

Jetzt wollte Glory wenigstens einmal etwas für sie tun. Annabels Traum von einer eigenen Familie zu erfüllen war ihr größter Wunsch.

Ja, der Gedanke, ihre Jungfräulichkeit an einen wildfremden Playboy zu verkaufen, war vollkommen verrückt und passte überhaupt nicht zu Glory. Aber wie sonst sollte sie an so viel Geld kommen?

Außerdem ging es hier immerhin um Castor Xenakis. Nicht ohne Grund hatte sie Monate damit verbracht, Fotos von ihm aus allen Zeitschriften herauszusuchen.

Sie versuchte zwar, sich einzureden, sie sei nur wegen Annabel hier. Aber insgeheim gab es noch einen anderen Grund: Sie wollte ihn.

Um ehrlich zu sein, schwärmte sie für ihn. Aber sie war diese Schwärmerei leid und hoffte, eine Nacht mit ihm würde dieses Feuer in ihrem Inneren endlich löschen.

Glory hatte Monate damit verbracht, bei ihrer Arbeit als Kassiererin in Mr. und Mrs. Jessups Einkaufslädchen Zeitschriften zu wälzen.

Ihr Plan mochte vollkommen verrückt sein und passte kein bisschen zu ihrer ruhigen Persönlichkeit. Aber ihr fiel nichts Besseres ein. Von ihrem Gehalt als Kassiererin konnte sie ihrer Schwester diesen Herzenswunsch nicht erfüllen.

Genau deshalb durfte sie nicht länger untätig hier herumstehen. Denn sie war nicht hergekommen, um anzügliche Skulpturen im Bücherregal anzustarren.

Ganz bestimmt nicht.

Sie hatte sich auf eine der exklusivsten und berüchtigtsten Partys in ganz Malibu geschlichen, um Castor Xenakis zu finden und ihm ihre Jungfräulichkeit anzubieten.

Für eine Menge Geld.

Vielleicht, nur vielleicht bestand sogar die Chance, dass er ihr Angebot akzeptierte. Schließlich hatte Glory in den Zeitungsartikeln eine Menge über ihn herausgefunden.

Wenn die Gerüchte über seine Partys stimmten, suchte er sich nach jeder Party eine Frau unter den Gästen aus, um die Nacht mit ihr zu verbringen. Keine der Frauen verließ am nächsten Morgen mit leeren Händen sein Haus.

Geld, Schmuck und teure Handtaschen zählten zu den Geschenken, die er seinen Geliebten machte. Angeblich hatte er einmal sogar einen Sportwagen verschenkt.

Als Glory an der Kasse gesessen und den Artikel gelesen hatte, waren zwei Frauen in den Laden gekommen. Die beiden unterhielten sich über eine Party, die am Wochenende in der Malibu-Villa stattfinden sollte, in der sie arbeiteten.

Glory hatte mucksmäuschenstill hinter der Kasse gesessen und gelauscht. Zum Glück war sie ziemlich gut darin, keine Aufmerksamkeit zu erregen. Das war ein sehr nützliches Talent, denn wenn die Menschen sie nicht bemerkten, plauderten sie in ihrer Gegenwart über alles Mögliche.

Zum Beispiel darüber, dass diese Party besonders groß und aufwendig war. Dass der Boss höchstpersönlich anwesend sein würde und alles glatt laufen musste.

Da die beiden Frauen regelmäßig in ihrem Geschäft einkauften, wusste Glory, dass sie in Castor Xenakis’ Strandvilla in Malibu arbeiteten. Also musste er der Boss sein, von dem sie sprachen.

Castor Xenakis war der Geschäftsführer von CX Enterprises, ein weltbekannter Geschäftsmann, der Unternehmen in der Finanzwelt, im Transportwesen, im Baugewerbe und vielen anderen Industriezweigen besaß. Außerdem war er als Partygänger bekannt, der mit allen möglichen Skandalen in Verbindung gebracht wurde und als einer der berüchtigtsten Weiberhelden der Welt galt. Aber er galt auch als Mann, der seinen Geliebten großzügige Geschenke machte.

Das war der Moment, in dem Glory die Idee gekommen war. Diese verrückte, ganz und gar unpassende Idee.

Natürlich gab es keine Garantie, dass er ihr Angebot annahm. Warum sollte er das, wenn er sich zwischen Hollywoodstars, Supermodels und sogar Adligen bewegte und jede Frau haben konnte, die er wollte?

Andererseits suchte er vielleicht auch mal nach etwas Neuem. Nach einer anderen Erfahrung. Denn anders war sie, das konnte Glory mit Sicherheit von sich behaupten. Jedenfalls für einen Mann wie ihn.

Glory würde sich nicht als Schönheit bezeichnen, aber sie hatte mehr als einmal gehört, dass sie eine gute Figur hatte. Besser gesagt hatten Männer ihr das hinterhergerufen.

Aber vor allem war sie eine völlig unerfahrene Jungfrau. Bisher hatte sie nicht einmal einen Mann geküsst.

Vielen Männern gefiel das. Wenigstens hatte sie das gehört. Sie hoffte, das traf auch auf Castor Xenakis zu.

Denn nur dann bekäme Annabel eine Chance auf ein eigenes Baby. Außerdem musste Glory endlich diese Schwärmerei loswerden.

Wie sollte sie jemals einen Mann finden, der zu ihr passte, solange sie sich nach jemandem verzehrte, der gänzlich außerhalb ihrer Reichweite lag? Castor Xenakis war für sie so unerreichbar, als würde er auf einem anderen Planeten leben.

Aber diese Grübeleien brachten sie nicht weiter.

Zuerst musste sie ihn finden.

Glory streckte sich, hob ihr Kinn und drehte sich um.

Der riesige Raum erstreckte sich über die ganze Länge des Hauses. Eine Wand bestand komplett aus bodentiefen Fenstern, die einen atemberaubenden Ausblick auf den Strand boten.

Im Raum verteilt standen weiße Ledersofas und zierliche Beistelltische aus Glas. An den weißen Wänden hingen große moderne Kunstwerke, und auf dem Boden lagen flauschige weiße Teppiche.

Auch wenn die Einrichtung luxuriös wirkte, machte das Haus auf Glory einen seelenlosen Eindruck.

Die weiblichen Gäste trugen auffälligen Schmuck und Cocktailkleider, die aussahen, als stammten sie direkt vom Laufsteg. Die Männer trugen maßgeschneiderte Anzüge. Eigentlich hatte Glory damit gerechnet, einige bekannte Gesichter zu sehen. Angeblich versammelten sich auf diesen Partys Berühmtheiten aus der ganzen Welt. Aber bisher hatte sie niemanden erkannt.

Plötzlich bemerkte sie ein Paar in einer Ecke, die miteinander … Oh. Hastig wandte Glory den Blick ab und ging zurück in die geräumige Eingangshalle. Das Herz hämmerte wild in ihrer Brust.

Immerhin schienen in diesem Raum alle Gäste angezogen zu sein. Am liebsten würde Glory einfach jemanden fragen, wo sie Castor Xenakis finden konnte. Aber sie wollte nicht unnötig Aufmerksamkeit auf sich lenken. Sonst bemerkte wohlmöglich noch jemand, dass sie ohne Einladung gekommen und einfach zusammen mit einer Gruppe von Gästen hereingeschlüpft war.

Bestimmt wirkte sie schrecklich fehl am Platz. Inmitten von Nacktheit, Alkohol und der luxuriösen Einrichtung fühlte sie sich furchtbar unwohl. Die Menschenmenge und die hemmungslose Stimmung jagten ihr Angst ein.

Normalerweise ging Glory nicht auf Partys. Selbst als Jugendliche war sie nie mit ihren Freunden durch die Clubs gezogen. Denn sie war zu beschäftigt damit gewesen, sich nach der Brustkrebsdiagnose um Annabel zu kümmern.

Aber Glory hatte nicht das Gefühl, etwas verpasst zu haben. Ihr Leben war ruhig und geregelt, vorhersehbar. Genau wie sie es mochte.

Deshalb war es eine dumme Idee gewesen, herzukommen.

Wahrscheinlich. Aber sie musste es wenigstens versuchen. Ihrer Schwester zuliebe.

Sie machte einen Bogen um eine Gruppe bedrohlich aussehender Männer und entdeckte einen weiteren Flur.

Vielleicht hatte Xenakis sich von der Party zurückgezogen und hielt sich in einem anderen Raum auf. Natürlich konnte es auch sein, dass er sich draußen in dem üppigen tropischen Garten befand, der das Haus umgab.

Aber Glory wollte sichergehen, dass er nicht im Haus war, bevor sie sich nach draußen wagte.

Konnte es sein, dass sie ihn übersehen hatte? Aber nein, das war unmöglich. Er war nicht wie sie. Castor Xenakis war kein Mann, der jemals unbemerkt im Hintergrund blieb.

Er sah umwerfend gut aus. Selbst auf den Fotos, die Glory stundenlang angeschaut hatte, erkannte sie seine ganz besondere Ausstrahlung. Ein Charisma, das die Menschen wie magnetisch anzog. Allein durch seine Anwesenheit erregte er Aufmerksamkeit, wo auch immer er war.

Und sie hoffte wirklich, dass dieser Mann sie wählte, um mit ihr die Nacht zu verbringen? Und auch noch viel Geld dafür bezahlte? War sie verrückt geworden?

Vielleicht.

Aber als sie den Zeitungsartikel über ihn gelesen hatte und genau in dem Moment seine beiden Angestellten in den Laden gekommen waren und über die bevorstehende Party sprachen … Nun, das war ihr wie ein Wink des Schicksals vorgekommen.

Hier im Flur hörte sie die Musik von der Party leiser, aber jetzt mischte sich der Klang von Klavierspiel in die hämmernden Bässe. Wie seltsam.

Die Melodie schien durch den Flur zu schweben, als tanzten die Noten über das Holzparkett und die weißen Steinwände.

Glory ging weiter, bis der Flur in einen großen Raum überging. Bodentiefe Fenster boten einen wunderschönen Blick auf den sanft beleuchteten Garten. Vor den Fenstern saß eine Frau in einem silberfarbenen Kleid an einem weißen Flügel.

Auf weißen Ledersofas saßen Gäste, die meisten von ihnen Frauen in sündhaft teuer aussehenden Abendkleidern.

Mitten im Raum stand ein großer weißer Lehnsessel, und in dem Lehnsessel saß ein Mann. Mit einer Frau auf seinem Schoß. Eine andere Frau lehnte neben ihm an seinem Sessel.

Er sah aus wie ein König auf seinem Thron. Oder vielleicht wie ein Pascha, der von seinem Harem umgeben war.

Wie erstarrt blieb Glory auf der Türschwelle stehen.

Er trug eine maßgeschneiderte schwarze Hose und ein weißes Hemd, das am Hals geöffnet war, und er war ganz einfach der schönste Mann, den sie je gesehen hatte. Nein, der schönste Mensch.

Er war es. Castor Xenakis.

Im echten Leben wirkte er noch unglaublicher als auf den Bildern. Sein Haar war dunkelbraun wie die Mähne eines Löwen und kunstvoll zerzaust. Seine Haut schimmerte golden, und seine Gesichtszüge waren so markant, als hätte Michelangelo persönlich sie gemeißelt.

Einen Moment lang bewunderte sie einfach nur sein markantes Profil, die hohen Wangenknochen und den wunderschönen, sinnlichen Mund. Seine Augenbrauen waren dunkel, die Wimpern lang, und seine Augen hatten die gleiche goldbraune Farbe wie edler Brandy.

Er kam ihr vor wie eine Skulptur aus der Renaissance. Seine Schönheit ließ ihre Knie weich werden.

Er lehnte sich im Stuhl zurück, lächelte die Blondine auf seinem Schoß an und wickelte eine ihrer blonden Locken um seinen Finger.

Die Brünette auf der Sessellehne beugte sich zu ihm, um etwas in sein Ohr zu flüstern. Als Antwort lachte er dunkel und sexy. Der Klang sandte einen heißen Schauer über Glorys Haut.

Sie hielt den Atem an. Ihre Knie fühlten sich so weich an, als würde sie jeden Moment auf den roten Schwindel erregend hohen Sandaletten umknicken, die sie gestern in einem billigen Schuhgeschäft gekauft hatte.

Er mochte zügellos, verschwenderisch und unmoralisch sein, aber vor allem war er schön. Atemberaubend, herzzerreißend schön. Und sie … sie war es nicht.

Während sie wie eine kleine braune Kirchenmaus wirkte, sah er aus wie ein griechischer Gott. Niemals würde er ihr erbärmliches kleines Angebot in Betracht ziehen.

Sein Charisma loderte so heiß wie ein Waldbrand, und er war umgeben von den schönsten Frauen, die Glory je gesehen hatte.

Wie hatte sie jemals denken können, dass er einer Frau wie ihr auch nur einen zweiten Blick schenkte?

Ganz offensichtlich musste Glory sich einen anderen Weg einfallen lassen, um das Geld für Annabels künstliche Befruchtung aufzubringen. Denn das hier konnte nicht funktionieren.

Was ihr eigene heimliche Schwärmerei und ihr noch heimlicheres Verlangen nach diesen Mann betraf … Das konnte sie gleich mit vergessen.

Wenn sie jetzt nicht ging und man sie hier entdeckte, würde sie sich komplett lächerlich machen.

Gerade als sie sich umdrehen und gehen wollte, spürte Glory zwei schwere Hände auf ihren Schultern. Sie erstarrte.

Der Geruch nach viel zu starkem Aftershave, saurem Schweiß und altem Zigarettenrauch stieg ihr in die Nase.

„Da bist du ja endlich, mein kleines Rotkäppchen“, sagte der Mann mit starkem osteuropäischem Akzent. „Ich habe dich überall gesucht.“

Eiskalte Angst strömte durch Glorys Adern, und das Herz hämmerte wild in ihrer Brust. Wie dumm sie gewesen war, ganz allein auf eine solche Party zu gehen.

Jetzt war sie irgendeinem fremden Mann ausgeliefert, und niemand würde ihr helfen. Aber sie würde nicht ohne Kampf aufgeben. Bestimmt gefiel es dem Mann nicht, wenn er einen ihrer spitzen Absätze auf seinem Fuß spürte.

Sie holte tief Luft und spannte jeden Muskel in ihrem Körper an, als ihre Augen plötzlich Castor Xenakis’ Blick trafen. Seine goldbraunen Augen schienen ihre gefangen zu halten, und einen Moment lang vergaß sie fast das furchtbare Gefühl der fremden Hände auf ihren Schultern.

Seine Miene wirkte undurchdringlich, dann sah er zu dem Mann hinter ihr. Er lächelte.

„Dimitri.“ Seine Stimme klang tief und samtweich durch den Raum. „Ich glaube, Rotkäppchen ist etwas zu brav für deinen Geschmack. Was meinst du dazu, wenn ich eine aufregendere Gesellschaft für dich finde, hmm?“

Castor kochte vor Wut, auch wenn er sich nicht das Geringste anmerken ließ. Er war stolz darauf, dass ihm nie jemand ansehen konnte, was er dachte oder fühlte. Ganz besonders nicht auf einer seiner eigenen Partys. Und erst recht nicht, wenn diese Party sich zu einem vollständigen Misserfolg entwickelte.

In letzter Minute hatten einige seiner Gäste abgesagt. Eine Gruppe von bekannten osteuropäischen Menschenhändlern. Stattdessen hatten sie nur Dimitri geschickt, einen rangniedrigen Kriminellen, der nicht besonders intelligent war.

Die Absagen waren eine Beleidigung, so viel war Castor klar. Es hieß, dass sie seine Bemühungen, in ihren Kreis aufgenommen zu werden, nicht ernst nahmen. Oder nicht bereit waren, ihn zu akzeptieren.

Seit Monaten versuchte er, Beziehungen zu diesem Menschenhändlerring aufzubauen, aber jetzt arbeitete sein schlechter Ruf gegen ihn. Er hatte seinen miserablen Ruf sorgfältig aufgebaut, um an diese Männer heranzukommen. Nur deshalb hatte er überhaupt Kontakt zu ihnen aufnehmen können.

Aber ganz anders als die Kriminellen, die die Drecksarbeit machten, waren die Drahtzieher alle gestandene Familienväter mit Frau und Kindern. Sie wollten keinen Mann wie Castor in ihrem Zirkel haben.

Wahrscheinlich befürchteten sie, dass er mit seinem ausschweifenden Lebensstil und seiner Medienpräsenz zu viel Aufmerksamkeit auf sie lenkte.

Langsam wurde Castor klar, dass er ihre Meinung von ihm ändern musste, wenn er Mitglied ihrer Gesellschaft werden wollte.

Er wusste noch nicht genau, wie er das anstellen sollte, aber er würde es schaffen.

Sobald sie ihn aufnahmen, musste er nur noch den Ort von ihrer nächsten „Fracht“ herausfinden und an die Behörden weitergeben, damit diese eingreifen konnten.

Er würde diese Unmenschen vernichten und ihre ganze widerliche Organisation mit ihnen. Angefangen mit dem Mistkerl Dimitri.

Aber jetzt musste er sich zurückhalten. Wenn er einen falschen Schritt machte, war sein ganzer Plan in Gefahr.

Er sah zu der zierlichen Frau, die vor Dimitri stand. Sie trug einen roten Mantel und wirkte blass. In ihren unglaublich großen dunklen Augen erkannte er Angst.

Er wählte die Gäste für seine Partys sorgfältig aus. Nur sehr … freizügige Frauen wurden eingeladen. Selbst wenn eine von ihnen Angst vor einem Mann wie Dimitri gehabt hätte, wäre sie nicht so naiv, es zu zeigen.

Aber diese Frau war anders. Er erkannte die Angst nicht nur in ihrem Gesicht, sondern in ihrer ganzen Körperhaltung.

Sie gehört nicht hierher.

Ärger stieg in ihm auf. Castor kontrollierte stets die Gästeliste und war sicher, dass diese Frau nicht auf der Liste stand.

Was hatte sie hier zu suchen, und wie war sie hereingekommen?

Das wusste er nicht. Aber er wusste, dass er sie schnellstmöglich von Dimitri befreien musste. Er hatte auch schon eine Idee.

Dieser Mann war ein brutaler Krimineller, aber Marie würde genau wissen, wie sie mit ihm umzugehen hatte. Als ehemalige Soldatin und Mitglied seines Sicherheitsteams, hatte sie mehr als genug Erfahrung mit solchen Kerlen.

„Aufregend?“, fragte Dimitri und runzelte die Stirn. „Wie aufregend?“

Castor beugte sich zu der Blondine auf seinem Schoß hinunter. „Geh runter, Süße. Ich komme später noch mal zu dir“, murmelte er in ihr Ohr.

Als sie lächelte und ohne ein weiteres Wort von seinem Schoß aufstand, erhob er sich und ging zur Tür. Je näher er kam, desto größer wurden die Augen der kleinen Frau in dem roten Mantel. Als hätte sie in ihrem ganzen Leben noch nichts Beeindruckenderes gesehen als ihn.

Ein seltsames Gefühl pulsierte durch seine Adern. Er konnte nicht sagen, was es war. Merkwürdig. Unzählige Frauen hatten ihn auf diese Weise angesehen. Frauen, die sehr viel schöner waren als sie. Also warum sollte sie das geringste Gefühl in ihm auslösen?

„Komm“, sagte er leichthin und nahm Dimitris Arm. „Ich stelle dir Lola vor.“

Dimitri zog die Brauen zusammen, aber er ließ Rotkäppchen los. Castor bemerkte, dass sie zitterte.

Was zur Hölle tat sie hier? Seine Partys waren berüchtigt, exklusiv und bekannt für Ausschweifungen. Jemand mit einem schwachen Herzen hatte hier nichts zu suchen.

In Wirklichkeit ging es Castor bei seinen Partys nur darum, Informationen über Menschenhändler zu bekommen, damit er diese an die Behörden weitergeben konnte. Das hier war kein Ort für naive oder unschuldige Menschen.

Marie wartete ganz in der Nähe. Sie trug ein enges schwarzes Minikleid, das ihrer atemberaubenden Figur schmeichelte und ihr gleichzeitig genug Bewegungsfreiheit gab, um sich im Notfall gegen Dimitri zu wehren.

Castor winkte ihr, und sie kam lächelnd auf ihn zu.

„Hallo“, murmelte sie zu Dimitri und hakte sich bei ihm ein. „Wollen wir zusammen ein bisschen Spaß haben?“

Dimitri ließ sich von ihr wegführen, sodass Castor mit Rotkäppchen alleine zurückblieb. Sie wirkte immer noch blass und sah mit großen Augen zu ihm auf.

Obwohl er sich erfolgreich um Dimitri gekümmert hatte, nahm seine Wut nicht ab. Im Gegenteil, er wurde aus irgendeinem Grund immer ärgerlicher.

Diese Frau stand nicht auf seiner Gästeliste, so viel war sicher. Das bedeutete, sie hatte sich auf seine Party eingeschlichen, und das war gefährlich. Nicht nur für sie, sondern auch für ihn. Ganz besonders, wenn ihr etwas zustieß.

Denn er hatte mit der Polizei eine Vereinbarung getroffen. Im Gegenzug für die Informationen, die er ihnen zuspielte, hielten sie sich von seinen Partys fern. Aber wenn einer Unschuldigen etwas passierte, würde sich das ändern.

Damit riskierte er, alles zu verlieren, wofür er seit Jahren arbeitete.

„Ich … ich …“ Ihre Stimme zitterte.

Castor umfasste ihren Arm mit eisernem Griff. „Sie kommen mit mir.“

Das war kein Gespräch, das er vor den anderen Gästen führen wollte. Er führte sie zu seinem Büro. Dort wollte er herausfinden, was sie hier suchte, und sicherstellen, dass sie nie wieder so einen dummen Fehler beging.

Vor der Tür zu seinem Büro blieb er stehen und legte seinen Finger für den Scan auf das elektronische Schloss. Als sich die Tür mit einem Klick öffnete, zog er die Frau mit sich ins Zimmer und schloss die Tür.

Ihm gefiel dieses Zimmer. Auch wenn er die meiste Zeit in Europa verbrachte und nur selten in der Villa in Malibu wohnte, mochte er den Ausblick auf das Meer und den tropischen Garten.

Die Wände waren mit Bücherregalen bedeckt, vollgestopft mit seinen Lieblingsbüchern. Einige bequeme Sofas und Lehnsessel waren im Zimmer verteilt.

Die Frau löste sich aus seinem Griff und drehte sich zu ihm. Mit großen Augen sah sie ihn an und zog ihren Mantel enger um sich. Ihr herrlich voller Mund zitterte.

Als er bemerkte, wie verängstigt sie wirkte, ging er einen Schritt zurück und steckte die Hände in die Hosentaschen. Er war wütend und wild entschlossen, ihr eine Standpauke zu halten, aber er wollte ihr auch keine Angst einjagen.

Das war das Letzte, was er wollte.

„Sweetheart“, sagte er kühl. „Sie sollten nicht hier sein.“

Sie sah ihn misstrauisch an. Fast als wäre er ein tollwütiger Hund, der sich jeden Moment auf sie stürzen könnte. „Ich … ich weiß. Ich bin nicht eingeladen.“

Der Klang ihrer unerwartet tiefen rauen Stimme sandte einen Schauer des Verlangens über seinen Rücken. Wie unpassend. Aber das machte nichts, denn heute Nacht wartete eine Frau auf ihn, die zu allem bereit war.

„Nein. Das sind Sie nicht. Ich kenne jeden Namen auf der Gästeliste, und Ihrer steht ganz bestimmt nicht darauf. Also sagen Sie mir, wer Sie sind und was zur Hölle Sie in meinem Haus zu suchen haben!“

Einen Moment lang sah sie ihn schweigend an, dann richtete sie sich zu ihrer vollen Größe auf und machte einen Schritt auf ihn zu. „Ich bin hier, um Ihnen ein Angebot zu machen.“

Erst einmal nichts Ungewöhnliches. Viele Menschen machten ihm Angebote.

Castor hob eine Augenbraue. „Sie haben sich auf meine Party geschlichen, um mir ein Angebot zu machen? Was für eins?“

„Ich möchte Ihnen …“, sie hob kämpferisch ihr Kinn, bevor sie mit einer dramatischen Geste ihren Mantel zu Boden fallen ließ, „… meine Jungfräulichkeit anbieten.“

2. KAPITEL

In jeder anderen Situation hätte Glory über Castors überraschten Gesichtsausdruck schallend gelacht. Aber dazu war sie viel zu verängstigt.

Ihr Herz hämmerte so wild, als wollte es ihr aus der Brust springen. Warum hatte sie ihren Mantel ausgezogen? Hatte sie nicht ihren albernen Plan vergessen wollen?

Aber jetzt war sie endlich mit ihm alleine und musste es einfach tun. Sonst würde sie ihre Feigheit für immer bereuen. Obwohl sie nicht den geringsten Funken Hoffnung besaß, dass er ihren Vorschlag annehmen würde.

Um ehrlich zu sein, wünschte sie sich sogar irgendwie, dass er ablehnte. Denn auf den Fotos wirkte Castor Xenakis nicht halb so beeindruckend wie in Wirklichkeit.

Er war atemberaubend. Das war das einzige Wort, das ihn beschrieb. Und er jagte ihr schreckliche Angst ein, auch wenn sie nicht genau sagen konnte warum.

Sie wusste nur eins: Sie musste so schnell wie möglich von ihm wegkommen. Ihre Hoffnung auf eine Nacht mit ihm löste sich in Luft auf. Selbst wenn eine Chance bestehen sollte, dass er ihr Angebot annahm, war sie ihm nicht gewachsen.

„Wie bitte?“ Seine Stimme klang dunkel. „Was genau bieten Sie mir an?“

In den Interviews wirkte Castor Xenakis immer sexy und charmant. Er widersprach nie, wenn seine ausgelassenen Partys oder seine vielen Geliebten erwähnt wurden. Auch wenn man ihm Oberflächlichkeit vorwarf, lächelte er nur, als machte es ihm nichts aus.

Aber der Mann, dem sie jetzt gegenüberstand, lächelte nicht mehr. Sein Blick war messerscharf, und sie konnte seine Miene nicht deuten.

Eigentlich sollte diese Situation ihr noch viel mehr Angst machen. Alle ihre Instinkte sollten danach schreien, aus dem Zimmer zu flüchten, denn dieser Mann war härter und kälter als der Castor Xenakis in den Medien.

Doch sie rührte sich nicht. So entblößt sie sich in dem hautengen billigen roten Kleid fühlte, das sie gestern gekauft hatte, verspürte sie auch ein aufregendes Prickeln. Als genieße sie geradezu, ihre Kräfte mit seinen zu messen.

„Ich … möchte Ihnen meine Jungfräulichkeit anbieten“, wiederholte sie. „Gegen Geld.“ Im Stillen verfluchte sie ihr unsicheres Stottern.

Er starrte sie wortlos an. Bildete sie es sich ein, oder wirkte er verblüfft?

„Natürlich.“ Seine Stimme klang samtweich. „Ihre Jungfräulichkeit. Das ist ja mal etwas ganz Neues.“ Der unverhohlene Spott in seiner Stimme ärgerte sie.

Wenn er sie nicht wollte, sollte er das einfach sagen. Es gab keinen Grund für seine Unfreundlichkeit.

„Gut, dann nicht.“ Jetzt stotterte sie nicht mehr. „Offenbar sind Sie nicht interessiert. Vergessen Sie einfach, was ich gesagt habe. Dann gehe ich jetzt.“ Als sie sich nach ihrem Mantel bückte, spürte sie plötzlich seine Hand auf ihrem Arm. Seine Berührung schoss ein Kribbeln ihren Arm hinauf.

Autor

Jackie Ashenden
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