Drei Nächte lang gehörst du nur mir

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8.200 Dollar für drei Dates! Ihre gesamten Ersparnisse bietet die hübsche Faith auf der Wohltätigkeitsauktion für den sexy Bachelor Dylan Hawke. Dahinter steht allerdings ein nüchterner Plan: Dylan ist ihr Boss, und sie will ihn endlich davon überzeugen, dass er ihr in seinem Imperium eine echte Chance geben muss! Also nur eine Investition in ihre Zukunft? Von wegen. Denn zwischen ihnen funkt es gefährlich, auch wenn Dylan niemals etwas mit einer Angestellten anfangen würde. Das sagt er jedenfalls bei ihrem ersten Date. Aber sie haben ja drei …


  • Erscheinungstag 12.07.2016
  • Bandnummer 1933
  • ISBN / Artikelnummer 9783733723019
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

Es gab nur wenige Dinge in seinem Leben, von denen Dylan Hawke bereute, sie getan zu haben. Und er hatte das Gefühl, dass das hier ganz oben auf der Liste stehen würde.

Die Scheinwerfer blendeten ihn, doch er lächelte. Das hatte man ihm eingeschärft. Schwungvoll verbeugte er sich, bevor er die Treppe hinaufstieg und die Bühne betrat. Applaus und ein paar Hochrufe, die wahrscheinlich von seiner Familie kamen, hießen ihn willkommen.

„Wir werden mit den Geboten bei zweihundert Dollar beginnen“, sagte die Moderatorin, die vorn am Bühnenrand stand.

Dylan atmete tief ein. Und so fängt es an. Das war der erste Schritt zur Verbesserung seines öffentlichen Images: seine Zeit mit Wohltätigkeitsveranstaltungen zu verbringen. Seit sein Bruder mit einer Prinzessin liiert war, war sein Name immer öfter in den Medien erschienen. Er hatte schnell erkannt, dass sein Ruf als Playboy ein Nachteil für seine Schwägerin und ihr Projekt für obdachlose Kinder in L. A. sein könnte.

„Was höre ich da für Dylan?“, rief die Moderatorin, eine bekannte Schauspielerin aus einer Sitcom. „Dylan Hawke ist der Besitzer von Hawke’s Blooms, den bekanntesten Blumenläden in unserem Land. Deshalb gehe ich davon aus, dass er sich mit romantischen Dates auskennt.“

Ein Flüstern ging durch den voll besetzten Raum, als mehrere weiße Tafeln mit schwarzen Nummern hochgehalten wurden. Wegen der Scheinwerfer konnte Dylan nicht allzu viel sehen. Doch er hatte den Eindruck, dass jeder Platz besetzt war.

„Zweihundertfünfzig, dreihundert“, verkündete die Moderatorin.

Er entdeckte seinen Bruder Liam, der neben seiner Verlobten, Prinzessin Jensine Larson, saß. Jenna – die inkognito als Dylans Haushälterin gearbeitet hatte, bevor sie Liam kennengelernt hatte – reckte den Daumen hoch. Dies war die erste Spendenveranstaltung ihrer neuen Wohlfahrtseinrichtung, der Hawke-Brothers-Stiftung. Jenna hatte sie ins Leben gerufen, um Geld für obdachlose Kinder zu sammeln. Da sie jetzt heiraten würden, wollten Liam und sie ihre gemeinsame Zeit zwischen Jennas Heimatland und L. A. aufteilen. Die Stiftung war das perfekte Projekt für Jenna. Sie hatte Dylan verraten, dass sie es kaum erwarten konnte, sich mit Haut und Haar darauf zu stürzen.

Er glaubte an ihr Anliegen, und er glaubte an Jenna. Daher musste er ihr nun dabei helfen, so viel Geld wie möglich zu sammeln. Insgeheim hätte er sich allerdings gewünscht, es auf eine weniger demütigende Weise tun zu können. Zum Beispiel, indem er einfach einen Scheck ausstellte.

Aber in dem Fall hätte er ja sein Image nicht aufpolieren können.

Und darum stand er hier auf der Bühne vor Hunderten von Leuten. Zum Verkauf angepriesen.

„Fünfhundertfünfzig“, sagte die Showmasterin und zeigte auf eine rothaarige junge Frau rechts an der Seite, deren Tafel die Nummer dreiundsechzig zeigte.

Dylan zwinkerte ihr zu und machte einen Schritt nach links.

Eine blonde Frau hielt eine Tafel hoch und rief: „Sechshundert!“

Um in dem grellen Licht etwas sehen zu können, hob er die Hand an die Augen und schaute zu der Blondine. Irgendetwas kam ihm an ihr bekannt vor … Plötzlich erinnerte er sich, und sein Magen zog sich zusammen. Das war Brittany Oliver, die bei einem lokalen Fernsehsender für das Wetter zuständig war. Sie waren in den letzten Jahren ein- oder zweimal miteinander ausgegangen, aber sie hatte ihn schnell nur noch genervt. Als er herausgefunden hatte, dass sie bereits mit der Planung von Heirat und Kindern beschäftigt gewesen war, hatte Dylan mit ihr Schluss gemacht. Er schluckte und hoffte, dass jemand sie überbieten würde. Vielleicht die süße Rothaarige mit der Tafel Nummer dreiundsechzig.

Er schob die rechte Hand in die Hosentasche und lächelte den Zuschauern charmant zu, wie es seit seinem vierzehnten Lebensjahr seine Art war. Die Belohnung folgte auf dem Fuß, als eine attraktive Brünette mit langem Haar und kaffeebrauner Haut ihre Tafel hochhielt. Dylan nickte zufrieden und hatte mit einem Mal gar nichts mehr dagegen, auf der Bühne zu stehen.

„Sechshundertfünfzig!“, gab die Moderatorin bekannt. „Siebenhundert Dollar. Siebenhundertfünfzig.“

Dylan wusste, dass Jenna mit einem hohen Erlös der Auktion rechnete, um ihre Stiftung ins Leben rufen zu können. Daher griff er nach der Rose, die im Knopfloch seines Jacketts steckte, und warf sie in die Menge. Vielleicht war die Geste ein wenig kitschig. Die Gebote folgten daraufhin jedoch so schnell aufeinander, dass sie im Handumdrehen bei zweitausend Dollar standen.

Dylan wappnete sich und sah zu Brittany hinüber, die tatsächlich immer noch im Rennen war. Ob sie wohl noch sauer auf ihn war, weil er mit ihr Schluss gemacht hatte? Oder wünschte sie sich, wieder mit ihm zusammen zu sein? Er hatte keine Ahnung. Doch eins war ihm klar: So oder so würde ein Abend mit ihr bestimmt sehr ungemütlich werden. Für diesen Fall hätte er sich vermutlich besser einen Plan B überlegen sollen. Er hätte zum Beispiel ein Signal mit Jenna vereinbaren können, damit sie das höchste Gebot abgab. Das Geld hätte er ihr dann später zurückgegeben.

„Dreitausendfünfhundert.“

Das kam von der Rothaarigen. Dylan betrachtete sie eingehend. Kupferrotes Haar, das zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden war. Ein kobaltblaues Top mit Spaghettiträgern. Volle Lippen, große dunkle Augen, mit denen sie ihre Konkurrentinnen musterte. Sie sah hinreißend aus. Dylan kreuzte im Verborgenen die Finger und hoffte, dass sie gewinnen würde. Dann könnte er einen wunderbaren Abend mit ihr verbringen. Sie würden ein gutes Essen genießen und danach vielleicht ins Kino gehen. Oder eine Autofahrt im Mondschein machen.

„Viertausendsechshundert.“

Ein Blitzlicht zuckte auf, und er lächelte. Doch er wusste, dass er für die Stiftung die Gebote noch höher treiben musste. Daher ging er zu der Moderatorin und bedeutete ihr, dass er etwas zu sagen hatte. Sie bedeckte das Mikrofon mit der Hand und senkte es ein wenig.

„Machen Sie drei Dates draus“, flüsterte er ihr zu.

Sichtlich überrascht hob sie die Brauen, dann nickte sie und sagte ins Mikrofon: „Ich habe gerade die Information erhalten, dass jetzt drei Dates ersteigert werden können.“

In den folgenden Minuten schossen jede Menge Tafeln in die Höhe. Wenig später verkündete die Moderatorin abschließend: „Zum Ersten, zum Zweiten und zum Dritten. Verkauft für achttausendzweihundert Dollar.“

Dylan durchlief es heiß und kalt. Er war den Geboten gar nicht mehr gefolgt und hatte keine Ahnung, wer gewonnen hatte.

„Nummer dreiundsechzig, Sie können Mr. Hawke rechts von der Bühne treffen, um sich mit ihm zu verabreden“, sagte die Moderatorin. „Als Nächstes haben wir einen Sportler, den ich wohl nicht mehr extra vorstellen muss.“

Die hübsche Rothaarige hatte also das Rennen gemacht. Dylan lächelte erfreut.

Sein Image aufzupolieren und sich für wohltätige Zwecke zu engagieren war vielleicht doch keine so schlechte Idee gewesen.

Faith Crawford stand auf, rückte ihr Top über der schwarzen Hose zurecht und ging zwischen den Tischen hindurch auf die Bühne zu. Am rechten Rand wartete Dylan Hawke bereits auf sie.

Ihr Herz klopfte wie verrückt, doch sie riss sich zusammen. Als sie vor ihm stand, streckte sie ihm die Hand entgegen. „Hallo, ich bin Faith.“

Dylan ergriff ihre Hand. Doch statt sie zu schütteln, hob er sie an die Lippen und küsste sie. „Ich bin Dylan, und im Namen meiner gesamten Familie möchte ich mich bei Ihnen für Ihre Unterstützung der Hawke-Brothers-Stiftung bedanken.“

Das Lächeln, das er ihr schenkte, ließ sie dahinschmelzen. Faith gab sich jedoch alle Mühe, die Reaktionen in ihrem Inneren zu ignorieren. Ihr Körper wusste offensichtlich nicht, dass Dylan Hawke ein notorischer Charmeur war. Wahrscheinlich hatte er bereits unzählige Frauen auf diese Weise angelächelt.

Dylan ließ ihre Finger los und richtete sich auf. „Ich hätte da ein paar Ideen, wohin wir an unserem ersten Date gehen könnten.“

Sie schüttelte den Kopf. „Nein, ich weiß, wohin ich mit Ihnen gehen will.“

Er zog die Brauen hoch. „Verstehe. Nun, ich mag Frauen, die wissen, was sie wollen.“

Oh, sie wusste genau, was sie wollte. Und das war nicht Dylan Hawke – egal, wie gut er in seinem Smoking aussah. Ihr war nur wichtig, was er für ihre Karriere tun konnte. Faith hatte gerade eine große Investition in ihre Zukunft getätigt, für die sie den Großteil ihrer Ersparnisse geopfert hatte. Die würde sie nicht verfallen lassen.

Dylan holte einen Stift aus der Tasche seines Jacketts und schnappte sich eine Serviette vom Tisch. „Schreiben Sie mir Ihre Adresse auf, dann hole ich Sie ab. Wie wäre es mit morgen Abend?“

Je eher, desto besser. „Ja, morgen ist gut. Aber Sie brauchen mich nicht abzuholen. Ich würde Sie lieber irgendwo treffen. Wie wäre es vor Ihrem Laden in Santa Monica um sieben?“

Er lächelte. Dieses Mal hatte es allerdings nichts von einem Verführer, sondern wirkte echt. Und das gefiel Faith viel besser.

„Eine Frau voller Geheimnisse“, sagte er. „Na gut, okay, Nummer dreiundsechzig. Wir treffen uns morgen Abend um sieben vor Hawke’s Blooms in Santa Monica.“

„Ich werde dort sein“, erwiderte sie, drehte sich um und ging zur Tür. Dabei fiel ihr auf, dass ihr mehrere neugierige Blicke folgten – auch der von Dylan Hawke. Genau das hatte sie sich von ihm gewünscht: seine komplette Aufmerksamkeit.

Jetzt musste sie sich bloß auf ihre Karriere konzentrieren und verhindern, dass sie durch sein Lächeln und ihr Treffen in Schwierigkeiten geriet.

Dylan fuhr mit seinem Porsche auf den kleinen Parkplatz vor seinem Geschäft in Santa Monica. Normalerweise besuchte er alle zweiunddreißig Filialen regelmäßig. Da sie jedoch zwischen San Francisco und San Diego verstreut waren, gelang ihm das nicht so oft, wie er es sich vorgenommen hatte. Er konnte sich nicht daran erinnern, wann er es das letzte Mal geschafft hatte. Trotzdem wusste er, dass die Verkaufszahlen dieser Niederlassung im Vergleich mit den anderen Hawke’s-Blooms-Filialen im oberen Bereich lagen.

Plötzlich registrierte er eine Bewegung in der Nähe der Tür. Es war Faith. Ihr rotes schulterlanges Haar spiegelte sich im Fenster des Ladens wider. Sie trug ein Sommerkleid mit Nackenträgern, das ihre gute Figur betonte und bis knapp übers Knie reichte, sodass ihre wohlgeformten Beine in den modischen High Heels gut zur Geltung kamen. Als Dylan aus dem Wagen stieg und auf sie zuging, merkte er, dass sein Puls in die Höhe schnellte.

Bislang wusste er von dieser Frau nicht mehr, als dass sie Spaghettiträger mochte, ihr Haar sensationell aussah und sie wohlhabend genug war, um eine neue Stiftung zu unterstützen. Doch ihm war verdammt klar, dass er mehr über sie erfahren wollte.

„Guten Abend, Faith“, sagte er, ging um das Auto herum und öffnete für sie die Tür auf der Beifahrerseite.

Sie blieb stehen und schüttelte den Kopf. „Wir werden den Wagen heute nicht brauchen.“

Suchend schaute er sich um. Der Parkplatz war leer. „Haben Sie vielleicht irgendwo einen fliegenden Teppich versteckt?“

„Nicht nötig“, erwiderte sie lächelnd. „Wir sind schon da.“

Dylan sah ihr zu, wie sie in die Tasche griff, einen Schlüsselbund hervorholte und einen Schlüssel ins Türschloss steckte. Dann vernahm er ein Klicken.

Faith trat ein, stellte die Alarmanlage aus und wandte sich zu ihm um. „Kommen Sie!“

Einen Moment lang befürchtete er, dass gleich einer seiner Brüder aus dem Dunkel auftauchen und „Reingelegt!“ rufen würde. War das alles ein Streich? Aber Faith hatte inzwischen bereits ihre Handtasche auf den Tresen gestellt und das Licht eingeschaltet. Kopfschüttelnd schloss Dylan sein Auto ab, folgte ihr hinein und machte hinter sich die Tür zu. Er hatte keinen blassen Schimmer, was sie plante oder was sie sich von diesem Date versprach. Doch aus irgendeinem Grund war ihm das auch egal. Diese Frau erregte sein Interesse auf vielerlei Weise – so etwas war ihm lange nicht mehr passiert. Und erst jetzt wurde ihm klar, dass ihm die Situation gefiel.

„Wer sind Sie eigentlich, Nummer dreiundsechzig?“, fragte er neugierig, während er sich an den Tresen lehnte und sie von Kopf bis Fuß musterte.

Sie betrachtete ihn. Ihre Wangen waren gerötet, ihre warmen braunen Augen glänzten. „Ich bin Floristin. Mein Name ist Faith Crawford, und ich arbeite für Sie.“

Faith Crawford? Dieser Name sagte ihm etwas, er konnte sich jedoch an nichts Bestimmtes erinnern. Er kniff die Augen zusammen. „Mary O’Donnell ist in dieser Filiale die Geschäftsführerin, richtig?“

„Ja, sie ist meine Chefin“, erwiderte Faith und ging nach hinten in den Lagerraum, um auch dort das Licht anzuknipsen.

Verblüfft starrte Dylan sie an. Das Ganze wurde immer mysteriöser. Warum sollte eine Angestellte eine Riesensumme darauf verwenden, um ein oder drei Rendezvous mit ihrem Boss zu ergattern? Wollte sie sich etwa nach oben schlafen?

„Seit wann arbeiten Sie schon für mich?“, erkundigte er sich, als Faith wieder nach vorn kam.

„Seit sechs Monaten, Mr. Hawke.“

„Dann wissen Sie ja wohl, dass es bei uns ein Verbot der Verbrüderung zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmern gibt, oder?“ Das war eine Richtlinie, an die Dylan aus tiefstem Herzen glaubte. „Es bedeutet, kein Manager darf sich mit jemandem einlassen, der hier arbeitet.“

Das schien sie nicht zu beeindrucken. „Ist mir klar, ja.“

„Und trotzdem“, fuhr er fort und machte dabei einen Schritt auf sie zu, wobei ihm ihr exotisches Parfüm in die Nase stieg, „haben Sie gutes Geld für eine Verabredung – nun, für drei Verabredungen – mit mir gezahlt. Was wollen Sie also von mir?“

„Niemand hat gesagt, dass es sich um ein romantisches Date handeln muss“, gab sie zurück. „Ich möchte bloß, dass Sie den Abend hier mit mir verbringen.“ Sie griff in ihre Tasche und holte eine Haarklammer heraus.

„Ja, aber aus welchem Grund?“ Gebannt beobachtete er, wie sie sich die rote Lockenmähne hochsteckte.

„Damit Sie mir zuschauen.“

Dylan hob die Brauen. „Ich muss Sie warnen. Falls Sie irgendwas Perverses vorhaben, fällt das ebenfalls unter das Verbrüderungsverbot.“

Faith rollte die Augen, doch er bemerkte, wie ihre Mundwinkel zuckten. „Ich habe vor, ein Blumenarrangement zu stecken.“

Na klar. Als ob er davon in seinem täglichen Berufsleben nicht schon genug zu sehen bekäme. Trotzdem: Als er ihre blassen, schmalen Hände betrachtete, gefiel ihm die Idee, ihr bei der Arbeit zuzuschauen. Ihre Finger schienen gleichzeitig zärtlich und fest zupacken zu können. Er konnte fast spüren, wie sie ihm über das Gesicht strich, wie seine Haut zu prickeln begann und … Jetzt ging aber seine Fantasie mit ihm durch. Das war nicht die korrekte Art des Umgangs mit einer Angestellten, wie er ihr ja eben erläutert hatte.

Ja, sie übte eine gewisse Anziehung auf ihn aus. Doch das hing bestimmt damit zusammen, dass sie hier nachts im Laden ganz allein waren. Wie in einem Kokon.

„Lassen Sie mich etwas klarstellen: Ich weiß genau, wie viel Sie verdienen“, sagte er. „Wenn Sie also nicht gerade über ein erhebliches Privatvermögen verfügen, bedeutet Ihr Gebot eine hohe Summe für Sie. Dennoch haben Sie sie bezahlt – nur damit ich Ihnen bei der Arbeit zuschaue, für die ich Sie normalerweise bezahle?“

Sie strahlte ihn an. „Ja.“

„Irgendwas scheint mir da entgangen zu sein“, murmelte er und neigte den Kopf zur Seite. Diese Frau faszinierte ihn von Minute zu Minute mehr.

Faith trat an den großen Kühlschrank und holte mehrere Eimer mit Pfingstrosen, Flieder und Magnolien hervor. „Hatten Sie je einen Traum, Mr. Hawke? Haben Sie mal von etwas geträumt, das Ihnen allein gehört und das Sie zum Lächeln gebracht hat, wenn Sie bloß daran gedacht haben?“

Dylan runzelte die Stirn. Normalerweise waren seine Träume für seine Karriere oder seine Familie reserviert. Hatte er jemals einen gehabt, der nur ihm gehörte?

„Na klar“, antwortete er, obwohl ihm durchaus bewusst war, dass er schwindelte.

Ohne die Augen von ihm abzuwenden, hatte sie mittlerweile begonnen, die Blätter von den Stängeln abzustreifen. „Dann wissen Sie ja, wie es ist.“

Als er ihre glühenden Wangen sah, beschleunigte sich Dylans Puls. „Was ist denn Ihr Traum?“

Sie lächelte geheimnisvoll. „Ich habe eine Menge Träume. Aber es gibt einen, den ich im Moment unbedingt verwirklichen möchte.“

Ihre Blicke trafen sich. Der Raum um sie herum schien auf einmal verschwunden zu sein. Dylan hatte das Gefühl, Faith den ganzen Abend lang beobachten zu können. Auch sie wirkte, als würde sie die Chemie zwischen ihnen spüren. Rasch verdrängte er diesen Gedanken. Nein, das war viel zu gefährlich. Er durfte diesem Eindruck nicht nachgehen.

„Erzählen Sie mir etwas darüber“, sagte er betont neutral.

Nach einer kurzen Pause nickte sie. „Ich möchte, dass eins meiner Blumenarrangements auf dem Titelblatt Ihres Katalogs erscheint.“

Um den Katalog ging es ihr also? Dylan ließ sich auf die Bank gegenüber dem Tresen sinken und überkreuzte die Beine. „Aber dafür haben wir ein genau geregeltes Verfahren.“

„Ja, und ich kenne es auswendig“, erwiderte Faith. Sie drehte sich um und holte etwas Schaumgummi und ein weißes Tablett aus dem Regal. „Jede Floristin bei Hawke’s Blooms kann sich mit einem individuellen Blumendesign ans Management wenden und muss dazu ein entsprechendes Formular ausfüllen. Wenn der Geschäftsführer von dem Konzept überzeugt ist, kann er es der Direktion für den Kundenkatalog vorschlagen.“

Dylan lächelte. Offenbar kannte sie die Vorgänge tatsächlich bis ins Detail. „Und das kostet Sie nicht einen Cent“, sagte er. „Warum haben Sie nicht diesen Weg gewählt?“

„Das habe ich“, erklärte sie und kürzte die Stängel der Pfingstrosen. „Ungefähr zwanzigmal. Nachdem sechzehn meiner Vorschläge von meiner Chefin abgelehnt worden sind, habe ich allerdings beschlossen, mir etwas anderes einfallen zu lassen.“ Sie lächelte, wobei ihre Grübchen zum Vorschein kamen.

Dylan dachte an ihre Chefin Mary O’Donnell. War es möglich, dass sie ihren Untergebenen den Weg nach oben versperrte? „Wollen Sie sich über sie beschweren?“, erkundigte er sich.

Energisch schüttelte Faith den Kopf. „Nein, überhaupt nicht. Aber ich bin eine gute Floristin, Mr. Hawke. Ich bin stolz auf meine Arbeit, und ich befolge die Anweisungen meiner Vorgesetzten. Die Kunden mögen mich. Und ich wünsche mir, dass eins meiner Arrangements die Chance bekommt, in den Katalog aufgenommen zu werden. Ich finde, das ist nicht zu viel verlangt.“

„Deshalb haben Sie sich bei der Auktion hervorgetan“, sagte Dylan und konnte nicht umhin, ihre Kreativität zu bewundern.

„Als ich erfuhr, dass man einen Abend mit Ihnen gewinnen kann, erschien mir das wie ein Zeichen.“ Sie schaute ihn unter ihren langen Wimpern an. „Glauben Sie an das Schicksal, Mr. Hawke?“

„Ich kann nicht von mir behaupten, dass ich bisher viel darüber nachgedacht habe“, meinte er.

„Nun, ich tue es. Und als das Poster für die Auktion ins Schaufenster gehängt wurde, kam mir eine Idee: Warum sollte es mir nicht gelingen, mit der Direktion persönlich zu sprechen? Ich musste es einfach tun, verstehen Sie?“

„Vielleicht“, entgegnete er zögernd.

„Deshalb habe ich mitgemacht und einen großen Teil meiner Ersparnisse investiert. Und jetzt sind wir hier.“ Sie machte eine Geste, die den gesamten Raum beschrieb. Dann griff sie nach einer Rolle Blumenband und fuhr mit der Arbeit fort.

Dylan fühlte sich unbehaglich. Irgendetwas gefiel ihm an der ganzen Situation nicht. Faith hatte so viel Geld investiert. Wie würde sie reagieren, wenn er zum selben Schluss kam wie ihre Chefin?

„Sagen Sie mir eins, Faith“, setzte er behutsam an. „Was passiert, wenn mir Ihr Entwurf nicht gefallen sollte – trotz all der Mühe, die Sie sich gemacht haben?“

Sie schaute ihm direkt in die Augen. „Zumindest weiß ich dann, dass ich mein Bestes gegeben habe. Und ich werde härter arbeiten, um noch besser zu werden.“

Er nickte. Sie glaubte an ihre Fähigkeiten, war dabei jedoch nicht anmaßend; sie war bereit, hart zu arbeiten, um ihre Position zu verbessern. Diese Haltung gefiel ihm. Und ehrlich gesagt gab es inzwischen eine Menge, was ihm an Faith Crawford gefiel. Zum Beispiel ihre Löwenmähne und ihre vollen Lippen.

Ihre Bewegungen waren schnell und effektiv. Zugleich wirkte es so, als würden ihre Hände tanzen. Da Dylan sein Leben lang von professionellen Floristen umgeben gewesen war, hatte er ein Gespür dafür entwickelt, wie gut jemand war.

Offensichtlich hatte Faith nicht nur die Ausbildung absolviert, die Hawke’s Blooms von den Angestellten erwartete. Sie besaß auch jenes undefinierbare kreative Etwas, das die Spreu vom Weizen trennte. Ob ihre Designs sich dadurch vom Standard unterschieden, blieb allerdings abzuwarten.

Trotzdem hatte Faith Crawford bereits eins ihrer Ziele erreicht: Ihr gehörte seine ungeteilte Aufmerksamkeit.

Genau genommen war Dylan nicht in der Lage, den Blick von ihr abzuwenden.

Faith steckte eine weitere Pfingstrose in das Bouquet. Dabei versuchte sie, die Reaktionen ihres Körpers zu ignorieren. Ein Prickeln in ihrem Nacken verriet ihr, dass Dylan sie erneut beobachtete. Natürlich war das der Zweck dieses Abends gewesen. Allerdings hatte sie den Eindruck, als würde er nur hin und wieder dem folgen, was ihre Hände taten. In der übrigen Zeit …

Hitze breitete sich in ihrem Bauch aus, als sie daran dachte, wie er vor ein paar Minuten ihren Mund betrachtet hatte. Sie konnte sich nicht erinnern, wann ein Mann sie zuletzt so voller Sehnsucht angesehen hatte. Noch dazu ein Mann, den sie am liebsten hemmungslos küssen wollte, seit er aus seinem Auto gestiegen war.

Musste es ausgerechnet Dylan Hawke sein, der Firmenchef? Anscheinend spielte das Schicksal ihr einen üblen Streich. Nur deshalb tat sie so, als würde sie diesen Mann nicht unglaublich attraktiv finden. Angestrengt konzentrierte sie sich stattdessen auf ihre Blumen. Abgesehen von dem Prickeln in ihrem Nacken funktionierte das einigermaßen.

Faith durfte sich auf keinen Fall ablenken lassen. Immer wieder rief sie sich ins Gedächtnis, was für ihre Karriere auf dem Spiel stand. Sie musterte das Arrangement ein weiteres Mal und überprüfte es auf Symmetrie. Ein paar Stängel mussten noch gekürzt werden, doch sonst sah der Strauß sehr gut aus, was Farbe und Ausgewogenheit betraf. Aber war er gut genug, um in den Katalog aufgenommen zu werden? Sie hatte sich für ein konservatives Bouquet entschieden und ihre wilderen kreativeren Impulse unterdrückt.

Gedankenverloren berührte sie eins der Blumenblätter. Eigentlich war sie fertig, trotzdem zögerte sie.

„Na? Fertig?“

Sie zuckte zusammen, als sie Dylans Stimme direkt an ihrem Ohr hörte. Gerade hatte er doch noch ihr gegenüber auf der Bank gesessen. Unwillkürlich wich sie zur Seite – und wäre fast gestolpert, wenn er nicht die Hand ausgestreckt und sie gehalten hätte. Für einen Moment schloss Faith die Augen. Als sie sie wieder öffnete, bemerkte sie, dass er sie anstarrte.

Dylan war ihr so nahe, dass ihr sein herber männlicher Duft in die Nase stieg. Sie hatte etwas Leichteres erwartet, vielleicht ein exklusives Eau de Toilette. Aber er duftete nach Wald – erdig, geheimnisvoll und verführerisch. Es lief ihr heiß und kalt über den Rücken. Er bewegte sich nicht vom Fleck.

Faith wagte kaum zu atmen. Sie konnte die Wärme spüren, die von ihm ausging und sie umhüllte. Die Welt um sie herum versank. Alles, was sie sehen und fühlen konnte, war Dylan. Seine Augen verdunkelten sich, und sie schluckte schwer. Ihr war klar, dass sie sich von ihm lösen musste. Auf keinen Fall durfte sie dieser Verlockung nachgeben. Das Herz schlug ihr bis zum Hals, und ihm schien es genauso zu gehen.

„Faith“, flüsterte er. Sein Atem ging unregelmäßig.

Erneut machte sie die Augen zu. Sie wollte ignorieren, wie sehr sie es genoss, ihren Namen aus seinem Mund zu hören. Doch wie von selbst fanden ihre Hände den Weg zu seiner starken und breiten Brust.

Bei ihrer Berührung lief ein Schauer durch seinen Körper, das konnte sie spüren.

„Bitte“, sagte sie schwach und sah ihn an. Bevor sie etwas hinzufügen konnte, fühlte sie jedoch schon seinen Mund schon auf ihrem. Die Vernunft riet ihr, sich von ihm zu lösen. Stattdessen hielt sie sich an seinem Hemd fest und ließ ihn nicht los.

Als Faith den Kuss vertiefte, stöhnte er auf. Dylan zog sie in seine Arme, drückte sie gegen den Arbeitstisch. Dann trafen sich ihre Zungenspitzen zu einem wilden Tanz, der ein drängendes Begehren in ihr auslöste. Sie wollte mehr davon, wollte ihm noch näher sein. Sehr viel näher.

Sie war verloren.

2. KAPITEL

Faith rang nach Luft, als Dylan sich von ihr löste. Es kam ihr so vor, als täte er dasselbe. Ihre Gedanken überschlugen sich. Würde es ihr je wieder gelingen, normal zu atmen? Einen Kuss wie diesen hatte sie nie zuvor erlebt. Und wenn sie sich nur ein kleines bisschen vorbeugte, könnte sie ihn erneut küssen …

Doch in dem Moment wurde ihr bewusst, was gerade geschehen war. Ihre Knie wurden weich.

Sie hatte soeben ihren Boss geküsst.

Nein, nicht nur ihren Boss – den Chef des Unternehmens, für das sie arbeitete.

Oder er hatte sie geküsst, dessen war sie sich nicht ganz sicher. Faith wusste bloß, dass ein Mann sie bisher noch nie so rückhaltlos geküsst hatte. So leidenschaftlich und so gekonnt. Dass es ausgerechnet ihr Arbeitgeber gewesen sein sollte, war eine grausame Ironie des Schicksals. Wenn sie dadurch ihren Plan gefährdet hatte oder er sie deswegen nicht mehr ernst nahm, würde sie sich das nie verzeihen.

„Faith“, stieß er mit rauer Stimme hervor. „Es tut mir leid. Das hätte ich nicht tun dürfen. Das war unverzeihlich.“

Sie musste ihm mit derselben Ehrlichkeit antworten. „Es war auch meine Schuld.“

„Aber ich bin hier der Chef.“ Er zuckte zusammen. „Es liegt in meiner Verantwortung, diese Grenze nicht zu überschreiten. Sie sollten an Ihrem Arbeitsplatz nie bedrängt werden, und ich muss mich für mein Verhalten entschuldigen.“

Autor

Rachel Bailey

Rachel Bailey war während ihrer Schulzeit nicht sehr interessiert am Schreiben und lesen. Physik, Chemie und Biologie waren ihre Lieblingsfächer. Ihre Mutter machte sich darüber lustig, dass sie wissenschaftliche Lehrbücher in den Urlaub mitnahm. Nach der Schule machte sie einen wissenschaftlichen Abschluss (wer hätte das auch anders gedacht?) aber ganz...

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