Gerettet von dem sexy CEO

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Rasant verbreitet sich das Video im Netz: Andrea Valentini, CEO der weltweit operierenden Valentini-Group, trägt eine weinende Braut zu seiner Limousine. Entführt er sie? Skandal! Doch es ist ganz anders: Monica wurde kurz vor der Hochzeit sitzengelassen, ihr Boss Andrea, alarmiert von Monicas Freundin, hat sie gerettet. Aber der Schaden ist angerichtet. Nur eins kann seinen zerstörten Ruf retten. Sie müssen so tun, als seien sie wirklich ein Paar. Eine pikante Herausforderung für Monica! Denn schon lange träumt sie heimlich von ihrem unerreichbaren Chef …


  • Erscheinungstag 27.05.2025
  • Bandnummer 2703
  • ISBN / Artikelnummer 0800252703
  • Seitenanzahl 144

Leseprobe

Tara Pammi

Gerettet von dem sexy CEO

1. KAPITEL

Er wird nicht kommen!

Immer deutlicher wurde sich Monica D’Souza der schrecklichen Wahrheit bewusst. Ein weiteres Mal hatte sie Francescos Nummer gewählt, und mit jedem unbeantworteten Anruf fühlte sie sich elender. Sie kam sich verlassen und vergessen vor, wie schon so oft in ihrem Leben.

Hatte Francesco einen Unfall gehabt? Er fuhr sein Moped manchmal ziemlich rücksichtslos. Monica malte sich aus, wie er ein paar Straßen weiter blutend auf dem Pflaster lag. Warum sonst kam er nicht nur zu spät, sondern rief nicht einmal zurück? Es musste ihm etwas zugestoßen sein.

Seit einer geschlagenen Stunde stand sie nun schon vor dem prächtigen Spiegelsaal im Palazzo Reale und zog in ihrem auffälligen weißen Kleid, das sie online gekauft hatte, mitleidige Blicke auf sich. Das Kleid entsprach in keiner Weise den Angaben des Onlinehändlers. Der plastikartige Stoff klebte auf ihrer Haut und verbreitete einen seltsam stechenden Geruch. Nicht mehr lange und sie würde in Ohnmacht fallen. Aber ein teureres Kleid hatte sie sich nicht leisten können, nachdem sie ihre Ersparnisse der letzten dreieinhalb Jahre in die kleine Studiowohnung gesteckt hatte, in die sie noch in dieser Woche mit Francesco einziehen wollte.

Ein neues Zuhause, auch wenn es winzig war. Ein neues Leben mit jemandem, der mit ihr zusammen sein wollte. Das war alles, wovon sie je geträumt hatte.

Stöhnend schob Monica den lächerlichen Schleier beiseite, der zu dem Kleid gehörte, und blinzelte die brennenden Tränen aus den Augen. Die Junisonne brannte erbarmungslos auf sie herab und ließ wahrscheinlich ihr Make-up schmelzen. Na toll! Alles, was sie jetzt noch brauchte, um das erbärmliche Bild der versetzten Braut zu vervollständigen, war Wimperntusche, die ihr über die Wangen lief.

Nein, sie weigerte sich zu glauben, dass Francesco ihr das antun würde! Erst gestern Abend hatte er gesagt, er könne es nicht erwarten, ihr gemeinsames Leben zu beginnen.

Obwohl sie sich erst seit zwei Monaten kannten, hatten sie viele Gemeinsamkeiten aneinander entdeckt. Sie waren beide Waisenkinder und in Heimen und Pflegefamilien aufgewachsen – sie in den USA, er in Italien. Beide sehnten sie sich nach Zugehörigkeit und wollten unbedingt eine Familie gründen. Schon bei ihrem ersten Treffen hatten sie miteinander stundenlang über Gott und die Welt geredet.

Am Ende war Monica bis über beide Ohren verliebt gewesen, und er hatte mit seinem italienischen Temperament zum Ausdruck gebracht, dass er dasselbe für sie empfand. In den folgenden Wochen hatten sie sich regelmäßig gesehen, und mehr als einmal hatte sie sich von Francescos charmantem, frechem Lächeln verführen lassen. Monica hatte hoch auf Wolke sieben geschwebt, als ihr Francesco vor einer Woche, auch noch an genau dieser Stelle, einen Heiratsantrag gemacht hatte.

Der einzige Hemmschuh für die Beziehung war Monicas sehr anspruchsvoller Chef, der ihr als seiner Assistentin einen strengen Arbeitsplan abverlangte.

Früher war sie ein bisschen langweilig und risikoscheu gewesen. Und nur zu gern hätte sie ihr ganzes Leben unter dem Radar verbracht. Leider aber hatte ihr diejenige Frau, die sie als Baby in einem Waisenhaus ausgesetzt hatte, die Gene für „umwerfend schön“ vererbt.

Monica hatte ihr Aussehen immer als Fluch und Segen zugleich empfunden. Die Symmetrie ihrer Gesichtszüge, ihren goldbraunen Teint und ihre ungewöhnlichen, katzenartigen Augen wusste sie zu schätzen. Leider aber hatten ihre früh entwickelten Körperformen auch unwillkommenes Interesse geweckt – zuerst bei den Jungen in den verschiedenen Pflegefamilien und dann sogar bei denen, die als Pflegeväter den elternlosen Teenager eigentlich hätten beschützen sollen.

Aber ihr Aussehen hatte auch Francesco auf sie aufmerksam werden lassen. Francesco, der lustig war, charmant und sexy. Während sie alles zu ernst nahm, ging er mit Leichtigkeit durchs Leben. Kein Wunder, dass er jetzt zu spät kam. Vermutlich war er damit beschäftigt, eine lustige Überraschung für sie zu arrangieren.

Er kommt nur zu spät, sagte sie sich immer wieder. Er lässt mich nicht sitzen. Er würde sie nicht enttäuschen, wie es viele andere Menschen getan hatten.

Inzwischen warfen ihr fremde Frauen mitleidige Blicke zu, und einige Männer machten anzügliche Bemerkungen. Nachdem sie zwei Jahre lang an einem Community College in New York Italienisch gelernt und vier Jahre lang in Mailand gelebt hatte, beherrschte sie die Sprache gut genug, um Zweideutigkeiten zu verstehen. Sie wischte sich die Schweißperlen von der Oberlippe und leckte sich über die ausgetrockneten Lippen. Gerade wollte sie ihre kleine Tasche öffnen und ihre Wasserflasche herausholen, als ihr Handy piepste.

„Francesco? Du bist zu spät!“, rief sie vorwurfvoll. „Wir waren vor einer Stunde verabredet. Aber wenn du …“

„Es tut mir leid, mia cara“, unterbrach er sie. „Es hat sich eine einmalige Gelegenheit für mein Geschäft ergeben. Und du weißt, wie hart ich daran gearbeitet habe, eine Finanzspritze zu bekommen.“

„Das weiß ich“, sagte Monica und blinzelte sich eine Mischung aus Make-up und Tränen aus den Augen. „Und du hast auch meine volle Unterstützung“, fügte sie leise hinzu. „Aber ich warte hier am Palazzo Reale auf dich. Um dich zu heiraten.“

„Ah … bella! Leider bedeutet diese Gelegenheit, dass ich die Hochzeit verschieben muss. Zumindest für ein Jahr.“

Elend und Schmerz überfluteten Monica. So hatte sie sich das letzte Mal beim Ausflug nach Florida in der sechsten Klasse gefühlt. Während der ganzen Reise war sie von den meisten ihrer Klassenkameraden daran erinnert worden, dass sie der Wohltätigkeitsfall war, für den die anderen Eltern extra hatten zahlen müssen. Damit hatte sie sich zwar abgefunden, denn immerhin war es das erste Mal gewesen, dass sie etwas anderes sah als das Waisenhaus und ihre Schule. Aber dann hatte Olivia Kent ihr den Kopf ins Wasser gedrückt, weil Timothy Evans Monica angelächelt hatte und nicht sie. Und genauso fühlte es sich jetzt an: Als könne sie keine Luft mehr bekommen.

„Das verstehe ich nicht“, flüsterte sie mit kratzender Stimme. „Was hat denn deine Geschäftsmöglichkeit mit unserer Hochzeit zu tun? Du weißt doch, wie sehr ich alle deine Träume unterstütze. Wenn du willst, bitte ich sogar meinen Chef um einen Kredit, damit du …“

„Nicht nötig! Vorher wolltest du ihn doch auch nicht fragen, oder? Jetzt brauche ich die Hilfe dieses eingebildeten Valentini auch nicht mehr. Außerdem war die ganze Heiratssache deine Idee.“

„Was? Das ist nicht wahr! Du hast mir einen Antrag gemacht! Du wolltest, dass ich die Wohnung kaufe, damit wir zusammenleben können.“

Basta! Du kannst deine mickrige Wohnung allein beziehen. Ich bin kein Mann, der sich von einer Frau aushalten lässt, schon gar nicht von so einer anhänglichen und bedürftigen. Die ganze Zeit kochst du, wäscht meine Wäsche und bietest deine Dienste an. Ich dachte erst, du wärst eine goldene Gans, aber nachdem …“

Monica hatte das Gefühl, einen Schlag auf den Kopf bekommen zu haben. Francesco fand sie anhänglich und bedürftig? Er dachte, sie hätte sich ihm an den Hals geworfen? Er dachte …

Ganz offensichtlich liebte er sie nicht wirklich! Zumindest nicht mehr als sich selbst und seine Geschäfte.

„Du bist eine schöne Frau mit einem sexy Körper“, hörte sie ihn weiterreden. „Erst dachte ich, du wärest eine heiße Amerikanerin mit guten Verbindungen in Mailand. Aber deine Beziehungen beschränken sich auf den eingebildeten Herrn Valentini, und der Sex mit dir war … Na ja.“

Mit zitternden Händen beendete Monica das Gespräch und bekämpfte den Drang, ihr Handy über die Treppe in den Brunnen zu werfen. Aber nein, das durfte sie nicht tun. Es war ihr Diensttelefon, und es konnte nichts dafür. Sie würde es wieder aus dem Brunnen fischen und der IT-Abteilung erklären müssen, wie es überhaupt ins Wasser gekommen war.

Und Gott bewahre, dass sie dadurch einen wichtigen Anruf ihres sehr anspruchsvollen Chefs verpasste, ausgerechnet an dem Tag, an dem er vermutlich seine Verlobung mit seiner früheren Freundin, Frau Chiara Rossi, bekannt geben würde!

Angesichts der bevorstehenden Fusion zwischen Valentini Luxury Goods und der Firma von Chiaras Vater, Brunetti Leathers, rechnete Monica schon seit Wochen damit, vor allem, seit sie Frau Rossi auf einer Party begegnet und davor gewarnt worden war, sich an ihren Chef heranzumachen. Eilig vergewisserte sie sich, dass ihr Klingelton auf volle Lautstärke gestellt war.

Das ist mal wieder typisch, dachte sie, während ihr die Tränen über die Wangen liefen und hysterisches Lachen sich in ihr Schluchzen mischte. Nur Minuten, nachdem sie von ihrem Bräutigam versetzt worden war, machte sie sich Gedanken, welche Unannehmlichkeiten ein weggeworfenes Telefon ihrem Chef bedeuten könnte! Aber so war sie nun mal: Monica D’Souza. Wieder einmal allein auf der Welt, ohne Ziel, verlassen und unerwünscht.

Andrea Valentini, CEO von Valentini Luxury Goods, interessierte sich normalerweise nicht für das Privatleben seiner Angestellten. Von den meisten kannte er nicht einmal den vollständigen Namen. Für ihn zählten nur ihre Fähigkeiten, ihre Arbeitsbereitschaft und ihre Loyalität gegenüber seinem Unternehmen. Mehr brauchte er nicht zu wissen.

Er war stolz auf seine Fähigkeit, auch verborgene Qualitäten in Menschen zu sehen, und wieder einmal hatte er recht behalten. Vor fast drei Jahren hatte er, seinem Instinkt folgend, die Beschützerin seiner Mutter eingestellt. Die junge Frau hatte seine Mutter gegen einen Straßenräuber verteidigt und war dabei selbst verletzt worden.

Während ihrer Rekonvaleszenz im Krankenhaus hatten sich die beiden ungleichen Frauen angefreundet. Ihr als Dank für die Rettungstat einen Job in seiner Firma anzubieten war ein geringer Preis gewesen. Dank ihres scharfen Verstandes und ihres außergewöhnlichen Talents im Umgang mit Menschen war sie in Windeseile die Karriereleiter emporgeklettert und hatte sich schließlich so unentbehrlich gemacht, dass er sie zu seiner persönlichen Assistentin ernannt hatte. Jetzt kontrollierte Monica D’Souza seinen beruflichen Alltag – und auch sein Privatleben, obwohl er eigentlich keines hatte. Sie machte ihn für die Medien, für seine Geschäftspartner und sogar für seine eigene Familie ansprechbar.

Er hatte sich nie über sie beklagen müssen. Bis sie vor ein paar Wochen Francesco Ricci kennengelernt hatte. Dass der ein charmanter Betrüger war, hatte Andrea schon aus einem Kilometer Entfernung wittern können. Wie Monica D’Souza den wahren Charakter dieses Burschen nicht erkennen konnte, war ihm ein Rätsel.

Anfangs hatte er sich geärgert, dass sie einem solchen Gauner ihr atemberaubendes Lächeln zuwarf. Aber dann hatte er sich gesagt, dass sie mit ihren dreiundzwanzig Jahren noch recht jung und naiv war. Sie hatte es verdient, sich zu amüsieren, wenn auch mit einem Kerl, der es nicht verdient hatte, auch nur ihren kleinen Zeh zu küssen.

Dann aber hatte ihn seine Mutter darauf aufmerksam gemacht, dass dieser Francesco der jungen Frau nicht nur einen Heiratsantrag gemacht, sondern sie auch überredet hatte, ihre Ersparnisse für eine gemeinsame Wohnung herzugeben. Am liebsten hätte Andrea seine Beziehungen spielen und den Burschen ins Gefängnis werfen lassen. Der Mann schien Monica für seine goldene Gans zu halten und würde sie für den Rest ihres Lebens schröpfen – zumal sie eine enge Verbindung zur Familie Valentini hatte.

Das konnte er nicht zulassen. Also hatte er einen vertrauenswürdigen Mitarbeiter gebeten, den Taugenichts dafür zu bezahlen, dass er Miss D’Souza möglichst rüde abservierte. Obwohl es grausam war, hoffte Andrea, dass dies die junge Frau von ihrem naiven Glauben heilen würde. Monica D’Souza hatte dringend eine Lektion über die Natur der Menschen gebraucht.

Leider genügte es Andreas Mutter nicht, dass er sich um den Schlamassel kümmerte, in den sich Monica hineingeritten hatte. Nach Mamas Willen sollte er sich auch weiterhin um das Wohlergehen seiner Assistentin kümmern. Dabei hatte er genug mit den Machenschaften seiner Ex-Freundin zu tun, die sich gerade wieder in sein Leben zu drängen begann – als Bonus für die Fusion mit der Firma ihres Vaters.

Früher hätte Andrea alles getan, um Chiaras Hand und Herz zu gewinnen. Sie aber hatte sich für einen anderen Mann entschieden, der besser geeignet schien, ihr den gewohnten Lebensstil zu bieten. Allerdings hatte sich ihr Glücksspiel nicht ausgezahlt. Der Mann war bei einigen geschäftlichen Unternehmungen gescheitert, bevor er bei einem Unfall ums Leben kam. Und nun erwarteten seine Mutter, Chiaras Vater und offenbar auch Chiara selbst, dass er dort weitermachte, wo sie vor zehn Jahren aufgehört hatten. Sonst käme die Fusion nicht zustande, hatte Chiaras Vater gedroht, als Andrea nicht sofort auf Chiaras Werben einging.

Allein der Gedanke daran ließ Andreas Temperament aufwallen. Aber im Moment wusste er keine Lösung für dieses Problem. Er wollte Nein sagen, ohne Nein sagen zu müssen, denn die geschäftlichen Verhandlungen mit Chiaras Vater balancierten ohnehin schon in einem sehr empfindlichen Gleichgewicht.

Er lehnte sich im Auto zurück, biss die Zähne zusammen und musste an seine Assistentin denken. Plötzlich kam es ihm gar nicht mehr so verwerflich vor, dass er sie aus den Fängen des kleinen Betrügers befreit hatte. Wenigstens konnte er bei ihr sicher sein, dass es kein Drängen in Richtung Altar geben würde. Monica D’Souza war nichts als naive Ehrlichkeit, verpackt im Körper einer Göttin.

Mühsam hielt Monica die Schleppe ihres Kleides vom Boden hoch. Der ätzende Geruch des billigen Materials stach in ihre Nase, und langsam entwickelte sich ein unerbittliches Brennen auf der Haut ihres Rückens.

Ein paar Mal hatte sie noch versucht, Francesco anzurufen, aber nur die Botschaft seiner Mailbox zu hören bekommen. Danach hatte sie einfach nur dagestanden und sich verloren gefühlt.

Langsam drang die ganze Hoffnungslosigkeit ihrer Situation zu ihr durch: Sie hatte niemanden, an den sie sich wenden konnte. Sie nahm die Wasserflasche aus ihrer kleinen Tasche und trank den letzten Schluck.

Das Brennen auf ihrer Haut wurde immer schlimmer. Am liebsten hätte sie sich das Kleid vom Leib gerissen und wäre in den Brunnen gesprungen, um sich abzukühlen und diesen scheußlichen Tag abzuwaschen.

Würde sie jemand aufhalten? Würde das letzte Ereignis an diesem verrückten Tag sein, ausgerechnet in Mailand wegen öffentlicher Unsittlichkeit verhaftet zu werden?

Sie verrenkte sich fast den Hals, um nachzusehen, warum sich die Haut auf ihrem Rücken anfühlte, als brenne darauf lichterloh ein Feuer, aber viel war nicht zu sehen. Monica blinzelte und spürte eine seltsame Übelkeit aufsteigen. Ja, es war Sommer in Mailand, daher war es heiß, aber dieses brennende Gefühl hatte sie noch nie gespürt und auch nicht diese Benommenheit.

Irgendetwas stimmte nicht.

Es gab nur eine Person, die sie anrufen konnte, eine Person, die seit fast drei Jahren unerschütterlich freundlich zu ihr war. Frau Valentini würde sie mit offenen Armen empfangen.

Und doch zögerte Monica. Alles, was Flora Valentini wusste, würde auch ihr älterer Sohn erfahren. Der Gedanke, dass Andrea Valentini herausfinden könnte, in was für ein erbärmliches Durcheinander sie sich manövriert hatte, war fast noch schlimmer als das Brennen auf ihrem Rücken.

Plötzlich kam am Ende der Straße ein sehr vertrauter Bugatti mit getönten Scheiben in Sicht, und sie erstarrte. Alle Zweifel schwanden, als der Fahrer des Wagens direkt vor den Stufen zum Palazzo Reale parkte, ohne sich um die Verbotsschilder zu kümmern. Jetzt wusste Monica, dass ihr Albtraum noch eine letzte peinliche Demütigung bereithielt. Dieser furchtbare Tag war noch nicht zu Ende.

2. KAPITEL

Eigentlich hätte Andrea sie erbärmlich finden müssen.

Aber als er sie in ihrem grässlichen, billig wirkenden Kleid auf den Stufen vor dem Brunnen stehen sah, fand er Monica D’Souza irgendwie auch mutig. Als wäre sie in eine Schlacht gezogen und hätte sie spektakulär verloren. Dennoch hielt sie den Kopf hoch erhoben.

Er hätte Pasquale, seinen Chauffeur, schicken sollen. Der hätte die erbarmungswürdige Gestalt in die fürsorgliche Hände von Andreas Mutter gelegt. Aber irgendwie war es anders gekommen – ein kleiner Ausrutscher im Universum, wie sein Bruder zu sagen pflegte. Und so beschloss Andrea, selbst aus dem Auto zu steigen und das arme Bündel einzusammeln.

Monica D’Souza sah aus wie die sitzengelassene Braut in einem schlechten Film. Ihre Hände zitterten, und in ihrem ansonsten bleichen Gesicht waren die Wangen vor Verlegenheit rot angelaufen. Es war ihr trotziges, stolz erhobenes Kinn, das einen Instinkt in ihm auslöste, von dem er nicht wusste, dass er existierte.

Normalerweise hasste er Spektakel wie dieses. Er war eine bekannte Persönlichkeit in Mailand, und jeder wusste, dass er aus einer kleinen Lederwarenfirma seine heutige Milliarden-Dollar-Maschine gemacht hatte. Er stand nicht gern in der Öffentlichkeit. Aber irgendetwas nicht Fassbares trieb ihn an.

Als er schließlich vor seine Assistentin trat, musste er zu ihr aufblicken, da sie ein paar Stufen höher stand. Die Frisur, mit der sie den Tag begonnen haben musste, war völlig aufgelöst. Wie ein seidiger brauner Wasserfall fiel ihr das Haar inzwischen bis zur Taille hinab. Ihre Haut war fleckig gerötet, als hätte sie zu lange ohne Wasser in der Sonne gestanden, und ständig versuchte sie, mit der Zungenspitze die aufgesprungenen Lippen befeuchten.

Das grässliche Kleid mit der bauschigen Spitze an den Schultern schmeichelte immerhin ihrer vollendeten Figur. Es brachte ihre wohlgeformte Oberweite zur Geltung und schmiegte sich eng an ihre schmale Taille. Trotzdem war ihm unerklärlich, wie Monica D’Souza in ein so geschmackloses Kleid hatte geraten können. Bei genauerem Hinsehen entdeckte er einen Riss am Saum und einen an der Taille, als hätte sie an dem Kleid gezerrt, um es sich vom Leib zu reißen. Was ihn aber ernsthaft beunruhigte, war die flammend rote Färbung ihres Halsansatzes und ihr unablässiges Zittern. Sie sah aus, als könne sie jeden Moment zusammenbrechen.

Sie wirkte wie ein verlorenes Lämmchen.

„Kommen Sie, lassen Sie uns gehen“, forderte er sie in seinem üblichen forschen Tonfall auf. Er konnte sehen, wie nahe sie den Tränen war, und wollte vermeiden, dass der Geysir in aller Öffentlichkeit ausbrach.

Sei ein bisschen vorsichtig, Andrea, ermahnte er sich im Stillen. Sie ist noch so jung und hat gerade etwas Schlimmes erlebt.

Mit einer väterlich wirkenden Geste streckte er ihr eine Hand entgegen. „Kommen Sie! Es hat keinen Sinn, hier noch länger zu verweilen, Miss D’Souza.“

„Ich kann nicht, Mr. Valentini“, wehrte sie mit hauchdünner Stimme ab. „Zumindest nicht, solange ich in diesem Ding stecke.“

Andrea runzelte die Stirn. So gut es ging, versuchte er seinen Tonfall zu mäßigen, Er bereute bereits, dass er überhaupt aus dem Auto gestiegen war. Die Situation war eine Katastrophe für sie und für ihn.

„Sie wissen sehr wohl, wie sehr ich öffentliche Szenen verabscheue, Miss D’Souza. Genug jetzt mit Ihrer erbärmlichen …“

„Alles, was ich brauche, ist das Schweizer Messer, das Sie immer bei sich tragen“, fiel sie ihm flehend ins Wort, und jetzt begannen tatsächlich Tränen über ihre Wangen herabzurinnen.

Himmel, selbst in ihrer misslichen Lage war diese Frau umwerfend! Jetzt allerdings begann sie auch noch zu schwanken, und Andrea fürchtete, sie würde ihm gleich in die Arme sinken.

„Danach können Sie sich umdrehen“, fuhr sie fort, „diese kleine Szene vergessen und in Ihre klimatisierte Suite zurückkehren. Für den kleinen Gefallen werde ich mich natürlich mit Überstunden revanchieren. Und selbstverständlich bekommen Sie Ihr Messer zurück, denn ich weiß ja, dass es ein hochgeachtetes Geschenk von Frau Rossi ist.“

Andrea erstarrte, schockiert davon, wie viel diese Frau von seinem Privatleben wusste. Nicht einmal seine Mutter ahnte, dass er das Messer immer noch aufbewahrte, das Chiara ihm vor fast einem Jahrzehnt geschenkt hatte. Anfangs hatte er es aus törichter Sentimentalität behalten, jetzt hing er an der meisterhaften Handwerkskunst der Klinge.

„Machen Sie sich nicht lächerlich, Miss D’Souza. Ich bin doch kein Monster, dass ich Sie zu Überstunden zwingen würde, wenn ich sie in einem so … erbärmlichen Zustand finde.“ Das war wieder einmal eine schlechte Wortwahl, Andrea bedauerte sie, noch bevor Monica zusammenzuckte. Was war nur los mit ihm? Manche nannten ihn rücksichtslos und arrogant, aber Grausamkeit war nie die Waffe seiner Wahl gewesen.

Trotzig reckte sie ihr Kinn. „Wenn Sie mir nicht helfen wollen, lassen Sie mich einfach in Ruhe!“, fauchte sie ihn an.

„Was nützt Ihnen denn mein Messer? Sie hätten besser auf Ihr Geld und Ihr Herz aufpassen sollen, bevor Sie sich mit diesem Taugenichts eingelassen haben. Nackt durch die Straßen zu laufen, wird ihn nicht zurückbringen.“

„Das habe ich auch nicht vor“, erwiderte sie entrüstet. „Aber warten Sie … woher wissen Sie, dass er …“ Sie schloss die Augen und holte tief Luft. „Wissen Sie was? Dass Francesco mich sitzen gelassen hat, gibt Ihnen nicht das Recht, auf mich herabzublicken. Und jetzt müssen Sie mich entschuldigen. Wir sehen uns morgen früh bei der Arbeit.“

Er hätte den Mund halten und sie gehen lassen sollen. Aber offenbar war heute ein Tag voller Überraschungen. Als sie an ihm vorbei die Treppe hinuntergehen wollte, griff er nach ihrem Handgelenk.

„Wie soll ich auf Sie herabblicken, wenn Sie weiter oben stehen“, begann er spöttisch, um das letzte Wort zu haben. „Sie sind …“ Er verstummte abrupt und trat näher an sie heran. „Ihre Haut ist ganz rot, und Sie schwitzen“, stellte er fest. „Sie brauchen einen Arzt. Wie können Sie so stur mit mir streiten, wenn Sie …“

„Ich brauche nur Ihr Messer, Andrea“, fuhr sie auf und stieß ihn von sich. Wie sie seinen Namen aussprach, klang es so vertraut, als hätte sie ihn schon immer so genannt, dabei war er bisher immer nur Herr Valentini für sie gewesen.

Sein Vorname, von dieser heiseren Stimme ausgesprochen, klang seltsam intim.

„Ich werde nicht zulassen, dass Sie etwas Dummes tun, Monica!“ Auch ihm ging ihr Vorname erstaunlich leicht über die Lippen. Es war, als hätte sich eine bisher verschlossene Tür geöffnet.

Christo, die Hitze musste auch ihm zugesetzt haben! Es war der reine Blödsinn, der sich in seinem Kopf abspielte.

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