Historical Exklusiv Band 71

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DIE KÜSSE DES WALISISCHEN KRIEGERS von MOORE, MARGARET
"Ich bin nur eine Magd!" Bron weiß, dass sie nie mehr als Lord Trefors Geliebte sein kann. Doch ihr Verlangen ist stärker als ihr Anstand …

SCHLEIERTANZ UNTERM WÜSTENMOND von SCOTT, BRONWYN
Verführerisch tanzt Susannah mit den Schleiern. Ein attraktiver Gast schenkt ihr begehrliche Blicke. Wird er Susannah aus dem Harem retten?

SINNLICHE VERFÜHRUNG IN DER HOCHZEITSNACHT von BRISBIN, TERRI
Endlich ist er mit seiner Braut allein! Doch die schöne Elise ist scheu wie ein Reh. Lord Simon braucht eine sinnliche Verführungsstrategie!

DIE NACHT MIT DEM NORMANNEN von ROCK, JOANNE
Viele Monde lang hat die Heilerin Isolda den Jäger beobachtet - nun teilt er endlich ihr Lager! Und weckt in ihr ein nie gekanntes Begehren.

SKLAVENMARKT DER LEIDENSCHAFT von ALLEN, LOUISE
Ein Albtraum: Laurel wird in einem Bordell versteigert. Entsetzt entdeckt sie Patrick Jago in der lüsternen Menge. Einst war er ihr Geliebter …

IM DIENSTE DER COMTESSE von THORNTON, CLAIRE
Viscount Blackspur arbeitet unerkannt für die Comtesse. Er will sie ausspionieren - bis er ihr in einer leidenschaftlichen Nacht verfällt!


  • Erscheinungstag 12.06.2018
  • Bandnummer 71
  • ISBN / Artikelnummer 9783733733995
  • Seitenanzahl 512
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Margaret Moore, Bronwyn Scott, Terri Brisbin, Joanne Rock, Louise Allen, Claire Thornton

HISTORICAL EXKLUSIV BAND 71

1. KAPITEL

Llanpowell, Wales, im Jahre 1205

Als Bron den großen stattlichen Mann in der Großen Halle von Llanpowell stehen sah, schlug ihr das Herz bis zum Hals. Sie hätte ihn mit Sicherheit überall wiedererkannt, obwohl er sich stark verändert hatte.

Trefor ap Gruffydd, der verstoßene Sohn des verstorbenen Herrn von Llanpowell, war heimgekehrt, denn die Fehde mit seinem jüngeren Bruder Madoc war endlich beigelegt.

„Bron, führe Owain in die Küche. Ich glaube, er hätte gern etwas Brot oder Suppe“, befahl Madoc, der neue Herr von Llanpowell. Das war der zweite Schock an diesem Tag gewesen – dass nämlich der kleine Junge neben Trefor gar nicht Madocs Sohn war, sondern Trefors. Dieses Geheimnis hatte Madoc für sich behalten, seit die Mutter des Kindes bei der Geburt ihres Sohnes verstorben war. „Oder Honigkuchen?“, fragte der fünfjährige Owain mit klarer und selbstbewusster Stimme, wie es sich für den Sohn eines Edelmannes geziemte.

„Ja, gewiss“, antwortete Bron pflichtbewusst und lächelte, obwohl sie lieber in der Halle geblieben wäre, um Trefors veränderte Gesichtszüge genauer zu betrachten. Früher hatten seine blauen Augen mit den schwarzen Wimpern fast immer einen Ausdruck von ruhiger Fröhlichkeit gehabt. Heute jedoch wirkte sein Blick kühl und zurückhaltend. Trefors Körper war noch immer muskulös und breitschultrig, aber er war sehniger und härter geworden. Sein Gesicht war nun kantig und schmal und zeugte davon, dass der ehemals verwöhnte Sohn des verstorbenen Herrn von Llanpowell sich in der Zwischenzeit in vielen Schlachten als Krieger bewährt hatte.

„Ich danke dir, Bron“, sagte Trefor. „Du hast dich überhaupt nicht verändert.“

Sie errötete und sagte nichts, aber sie fand den Gedanken aufregend, dass der vornehme Sohn des Hauses sich noch an sie, einfache Dienstmagd, erinnerte. Damals, als er verbannt wurde, war sie fast noch ein Kind gewesen. Mit einem Mal fühlte sie sich so beschwingt, als könne sie bis an die Deckenbalken der Halle fliegen.

Vielleicht wollte er mir aber auch nur ein Kompliment machen wie jeder anderen Frau, dachte Bron und ging mit Owain in die Küche. Ihre Aufregung legte sich so schnell, wie sie gekommen war. Trefor war schon immer ein liebenswürdiger Mann gewesen. Früher war er als Ältester der Lieblingssohn des Lords gewesen, und vor ihm schien ein glückliches, gesegnetes Leben zu liegen. Dann aber war Trefor zu seiner eigenen Hochzeit betrunken aus einem Freudenhaus gekommen. Die Verwandten der Braut waren darüber so erbost, dass sie mit einem sofortigen Ende der seit drei Generationen bestehenden Verbindung zwischen den Familien drohten. Um das zu verhindern, hatte Trefors jüngerer Bruder Madoc die Braut geheiratet und war zum Erben seines Vaters bestimmt worden. Trefor hingegen bekam von seinem Vater nur ein kleines Landgut übereignet. Die beiden Brüder blieben erbitterte Feinde, bis Madoc heute endlich die Wahrheit über Owains Vaterschaft enthüllt und so Frieden zwischen ihnen geschlossen hatte.

„Ist es wirklich wahr?“, fragte der Koch Hywel, als Bron und Owain die Küche betraten. „Der Junge ist nicht Madocs Sohn, sondern Trefors?“

„Es scheint so“, erwiderte Bron ruhig. Sie stellte fest, dass auch die übrigen Bediensteten untätig in der Küche herumstanden.

„Genau seine Augen!“, rief Rhonwen aus. Ihre Hände waren mit Mehl bedeckt, aber die Brotschüssel stand unbeachtet neben ihr.

Owain klammerte sich fest an Brons Hand, und sie wollte ihn schnell beruhigen.

„Haben wir noch Honigkuchen?“, erkundigte sie sich und führte den Jungen zu einer Sitzbank an einem der Arbeitstische in der großen, warmen Küche.

„O ja“, meinte Lowri, eine ältere Frau, die gerade dabei war, Lauch für ein Schmorgericht in Stücke zu schneiden. „Ich hole ihn.“

Auf dem Weg in die Vorratskammer hielt Lowri kurz an und tuschelte mit Rhonwen. Sie schauten auffällig herüber zu Bron, die Trefors Namen auffing und errötete. Damals hätte sie zurückhaltender sein sollen, aber sie hatte ihre Bewunderung für den Sohn des Lords wohl zu deutlich gezeigt. Jedermann wusste, wie betrübt sie gewesen war, als er verstoßen wurde. Die Vergangenheit war nicht mehr zu ändern, aber von nun an würde sie vorsichtiger sein und ihre Gefühle für sich behalten.

Lowri kehrte mit zwei kleinen Honigkuchen zurück, die der Junge verschlang, als wäre er am Verhungern.

„Bleibt Trefor heute eigentlich hier?“, fragte Rhonwen. „Oder reist er nach Pontyrmwr zurück, bevor es dunkel wird?“

„Ich weiß es nicht“, erwiderte Bron wahrheitsgemäß. Es gelang ihr, zu klingen, als würde es sie nicht besonders interessieren.

„Geh und erkundige dich“, befahl Hywel. „Ich muss es wissen, damit ich …“

Der Koch verstummte, als Trefor persönlich in die Küche trat. „Hywel, auch noch hier, wie ich sehe“, bemerkte er mit seiner tiefen Stimme, die so klangvoll und melodisch war wie die eines Hofsängers.

„Die Stimme der Versuchung“ hatten ihn früher die Frauen genannt, und das gewiss zu Recht. Jedoch hatte er damals nicht versucht, Bron zu verführen, noch ihr jemals besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Hywel nickte zur Begrüßung und wischte seine Hände an der Schürze ab, die um seine ausladende Mitte gebunden war.

„Und Rhonwen und Lowri auch. Wie in alten Zeiten, was?“

Also erinnerte er sich noch an alle. Sie war eine Närrin gewesen, es für bedeutsam zu halten, dass er ihren Namen noch kannte. Offensichtlich war er auch immer noch genauso charmant wie einst und dadurch bei vornehmen wie einfachen Leuten gleichermaßen beliebt.

„Hast du genug gegessen, damit du bis zum Abendessen durchhältst, mein Sohn?“, fragte er Owain, und man konnte deutlich seinen Stolz hören, als er den Jungen seinen Sohn nannte.

Es musste ihm sehr viel bedeuten, ein Kind von der Frau zu haben, die er geliebt hatte – obwohl er Gwendolyn zuerst an Madoc verloren hatte und sie dann auch noch im Kindbett verstorben war.

Owain nickte und musterte misstrauisch den Mann, dessen Augen den seinen so ähnlich waren.

„Führst du mich auf der Burg herum, Owain?“, fragte Trefor. „Ich bin seit vielen Jahren nicht mehr auf Llanpowell gewesen, höchstens einmal im Innenhof. Madoc hat mir erzählt, dass er einiges hier umgebaut hat.“ Der Junge schaute hilfesuchend zu Bron. „Ich bin auch schon lange nicht mehr hier gewesen, nicht wahr, Bron?“, sagte er. „Vielleicht solltest du ihm alles zeigen.“

Trefor zog die dunklen Augenbrauen hoch. „Du denkst, ich sollte mit Bron gehen?“

Der Vorschlag des Kindes war völlig unschuldig gemeint gewesen, aber als Trefor ap Gruffydd die Worte mit dieser Stimme und diesem Gesichtsausdruck wiederholte, bekamen sie eine völlig andere Bedeutung. Auch die übrigen Bediensteten in der Küche hatten das sehr wohl bemerkt, wie ein hastiger Blick von Bron in die Runde bestätigte.

„Wie ist es, Bron, soll ich meinem Sohn nachgeben?“, fragte Trefor herausfordernd.

Noch nie war es in der Küche so still gewesen.

Welche Wahl hatte sie schon? Trefor war der Herr von Pontyrmwr, wenn auch nicht von Llanpowell, und sie war nur eine Dienstmagd. „Gewiss, wenn es Euer Wunsch ist, Herr.“

„Mein Bruder ist umtriebig gewesen“, meinte Trefor, als er neben Bron auf dem Wehrgang stand und über die Außenmauer von Llanpowell blickte. „Es war mir bekannt, dass er die äußeren Befestigungen verstärkt und neue Gebäude errichtet hat, aber mir war nicht bewusst, dass er so viel umgebaut hat.“ Er lehnte sich mit dem Rücken an eine der Zinnen. „Aber die Halle ist wenigstens unverändert geblieben, sonst würde ich hier gar nichts mehr wiedererkennen.“

Bron nickte zustimmend und schaute weiter über die Mauer hinweg nach draußen, weg von Trefor, seinen breiten Schultern und den kräftigen Armen, die er vor dem muskulösen Oberkörper verschränkte. Er war einfach gekleidet mit einer Ledertunika, Reithosen und Stiefeln, und sein Schwert war tief um die schmalen Hüften gegürtet, aber dennoch wirkte er so majestätisch wie ein König. Das war schon immer so gewesen und würde vermutlich auch so bleiben, gleichgültig, welchen Schwierigkeiten er sich ausgesetzt sah.

„Ich gebe zu, ich bin überrascht, dich noch hier zu sehen, Bron“, fuhr er fort. „Ich war sicher, du wärst inzwischen verheiratet und hättest eine Schar Kinder. Du bist jetzt ungefähr neunzehn, nicht?“

Er wusste noch ihr Alter? „Gewiss, Herr.“

„Ein hübsches Mädchen wie du hat doch sicher Heiratsanträge bekommen.“

Ja, hatte sie, aber nicht von dem Mann aus ihren Träumen, in denen sie eine Lady und damit eine würdige Braut für Trefor war und sein Leben mit ihm teilen konnte.

Und sein Bett.

In ihren Fantasien hatten sie sich schon unzählige Male geliebt. Manchmal war er zärtlich und flüsterte ihr mit seiner wundervollen Stimme Koseworte ins Ohr, küsste sie und streichelte ihren Körper. Manchmal näherte er sich ihr in lustvoller Entschiedenheit. Stets erwiderte sie seine feurige Leidenschaft, denn in ihren Träumen blieb es ohne Konsequenzen, wenn sie sich dem Mann hingab, den sie schon seit ihrer Kindheit anhimmelte.

„Madoc hat dir hoffentlich nicht verboten zu heiraten, oder doch?“

„Es gab niemanden, den ich hätte heiraten wollen, Herr.“ Sie klang bedrückt und errötete tief. Außer dir, und das kann niemals sein.

„Ich mag es kaum glauben, dass du in all der Zeit, während ich fort war, keinen passenden Mann zum Heiraten gefunden haben willst.“

Seine Worte versetzten ihr einen Stich ins Herz. „Ich bin keine Lady und habe keinen reichen Vater“, gab sie zu bedenken. „Einem Ehemann habe ich nicht viel zu bieten.“

„Das würde ich nicht sagen, Bron“, erwiderte er mit einem anerkennenden Blick auf ihren Körper.

Auch andere Männer hatten sie schon begehrlich angesehen. Mehr als einer hatte seine gierigen Hände an sie gelegt, nur um von ihr zurückgewiesen und von Madoc streng getadelt zu werden, der nicht wollte, dass seine Mägde zum Vergnügen ausgenutzt wurden.

Doch bei Trefor war es anders. Verwirrend, aber auch erregend.

Was würde sie tun, wenn er mehr wollte, als sie nur anzusehen? Wenn er sie jetzt in seine Arme nähme, sie küsste und über ihren Körper streichelte? Wenn er sie gegen die Steinmauer drängen und ihre Röcke anheben würde und …

Ihre eigenen Gedanken erschreckten sie, und so sagte sie schnell das Erste, das ihr in den Sinn kam: „Ihr seid auch nicht verheiratet, Herr, obwohl Lady Gwendolyn schon seit einigen Jahren tot ist.“

Trefor wich zurück, als hätte sie ihn geohrfeigt.

„Ich habe lange genug hier herumgetrödelt“, stieß er rau hervor und ging schnell zu den Stufen, die zum Innenhof führten.

Bron sah ihn fortgehen. Wieder einmal. Stumm tadelte sie sich, weil sie seine verlorene Geliebte erwähnt hatte.

2. KAPITEL

Llanpowell, zehn Monate später

Da bist du ja, Bron.“

Sie fuhr erschrocken herum und sah Trefor ap Gruffydd in der Tür zum Vorratsraum stehen, wo Bron ein Dutzend getrocknete Äpfel für Hywel holen sollte. Trefors Stimme klang so ruhig und beiläufig, als würden sie tagtäglich miteinander sprechen, obwohl seit ihrer Runde auf den Burgmauern etliche Monate vergangen waren. Wenn er seither nach Llanpowell gekommen war, hatte er sie gemieden und in der ganzen Zeit nicht ein einziges Mal das Wort an sie gerichtet.

Bron hielt den Apfelkorb vor ihren Körper wie einen Schild. „Herr?“, antwortete sie mit kaum vernehmbarer Stimme, obwohl sie eigentlich gar nicht so zurückhaltend sein wollte.

„Ich möchte dich um eine Gefälligkeit bitten, Bron.“

Was mochte er von ihr wollen, wenn er so einen fast verlegen klingenden Ton anschlug? Zumindest musste er ihr verziehen haben, dass sie ihn an Gwendolyn erinnert hatte. „Ja, Herr?“

„Hast du schon gehört, dass Elidan und Idwal abgereist sind, um ihre Tochter in Caerpowys zu besuchen?“ Er sprach von Owains Pflegeeltern, die den Jungen zu Trefor nach Pontyrmwr begleitet hatten.

„Gewiss, Herr.“

„Seit sie fort sind, benimmt sich Owain wie ein …“ Trefor zögerte und fuhr dann offensichtlich unmutig fort: „Er tut nicht, was man ihm sagt, und ist ungezogen und vorlaut. Deine Brüder konnten früher auch ganz schön frech sein, aber auf dich haben sie immer gehört. Darum habe ich Madoc gefragt, ob du wohl für eine Weile nach Pontyrmwr kommen könntest, um mir bei der Erziehung meines Sohnes zu helfen. Madocs Frau ist zu Besuch bei ihren Eltern und hat ihren Kleinen mitgenommen, darum war er einverstanden.“

Trefor ap Gruffydd brauchte ihre Hilfe? „Ich würde mich freuen, Euch von Nutzen zu sein, Herr.“

Trefor sah jedoch gar nicht erleichtert aus, sondern machte ein finsteres Gesicht und trat von einem Fuß auf den anderen. „Es ist sehr wichtig, dass Owains Benehmen sich schnellstens verbessert. Ich werde nämlich in zwei Wochen heiraten.“

Heiraten. Er heiratet in zwei Wochen!

Der Korb rutschte aus ihren plötzlich kraftlosen Armen. Die getrockneten Äpfel fielen auf den Boden von gestampftem Lehm, und ihr fruchtiger Geruch erfüllte die Luft. Bron kauerte sich hin, um alles aufzusammeln.

Trefor kam ihr zu Hilfe und hockte sich neben sie, sodass sie einander plötzlich sehr nahe waren.

Sie wagte jedoch nicht, ihn anzuschauen, denn sie wollte seinem Blick nicht begegnen. Wie oft hatte sie sich schon in ihrer Fantasie vorgestellt, wie es wäre, mit ihm ungestört allein zu sein. In ihren Träumen sprach er jedoch immer von seiner Liebe zu ihr, und nicht von seinem Sohn, der eine Amme brauchte – oder von seiner Hochzeit mit einer anderen Frau.

„Du zitterst ja“, bemerkte Trefor. „Geht es dir nicht gut?“

Sie schüttelte den Kopf und erhob sich. Er durfte nichts von ihren Gefühlen ahnen. „Ich wünsche Euch viel Glück, Herr.“

„Es ist an der Zeit, dass ich mich um meinen Besitz kümmere, damit er so stattlich und ertragreich wie möglich wird, für Owain, aber auch für meine Gefolgsleute. Dazu brauche ich viel Geld“, sagte er, obwohl er ihr keine Erklärung schuldete. „Isabelle ist die Tochter eines reichen Kaufmanns. Sie wird mit ihrem Vater einige Tage vor der Hochzeit in Pontyrmwr anreisen, und bis dahin muss sich Owains Benehmen unbedingt bessern. Ich will nicht, dass sie denken, mein Sohn sei schlecht erzogen.“

Bron nickte.

„Außerdem brauche ich Unterstützung bei den Hochzeitsvorbereitungen, damit die Große Halle festlich aussieht und die Speisen angemessen zubereitet werden. Von Madoc habe ich gehört, dass du viel Erfahrung in solchen Dingen hast.“

„Gewiss, Herr.“

Seine Miene sah jetzt nicht mehr so hart aus, und er sprach mit sanfter Stimme, die ihr das Herz zu brechen drohte. „Du musst aber nicht mit mir nach Pontyrmwr kommen, wenn du nicht möchtest. Ich finde sicher auch ohne dich einen Weg, mit meinem Sohn und dem Haushalt fertig zu werden.“

Sie hätte eigentlich gern abgelehnt, doch dann dachte sie an den kleinen Owain, der im vergangenen Jahr so viele Veränderungen hatte verkraften müssen. Bald würde es eine weitere Veränderung für ihn geben, nämlich die neue Frau seines Vaters. „Wenn Lord Madoc und Lady Roslynn ohne mich auskommen können, bin ich einverstanden und werde tun, worum Ihr mich bittet. Wann brechen wir auf?“

Seine Haltung entspannte sich. „Sobald du bereit bist.“

„Dann bringe ich schnell diese Äpfel zu Hywel und gehe danach gleich meine Sachen packen.“

Sie wollte an ihm vorbeigehen, aber Trefor legte ihr die Hand auf den Arm, um sie zurückzuhalten. Seine Berührung verstärkte noch ihren Kummer. „Ich schulde dir meinen Dank, Bron.“

Sie kämpfte mit ihren dummen, sinnlosen Tränen. Er war ein Lord und sie nur eine Dienstmagd im Haushalt seines Bruders. „Hywel wartet auf diese Äpfel, Herr.“

„Ich bringe sie selbst zu ihm“, sagte Trefor und nahm ihr den Korb aus den Händen. „Und du holst deine Sachen, denn ich will so schnell wie möglich aufbrechen.“

„Wie Ihr wünscht, Herr“, antwortete sie gehorsam.

Ungeduldig marschierte Trefor auf dem Podest in Madocs Halle hin und her. Wie lange brauchte eine Frau eigentlich, um ein paar Sachen zu packen? Es schien ihm, als wäre mindestens ein halber Tag vergangen, seit er Bron um Hilfe mit seinem Sohn gebeten hatte.

Gott sei dank hatte sie eingewilligt, denn wäre sie nicht einverstanden gewesen, hätte er nach Owains Pflegeeltern schicken müssen. Es war erheblich bequemer für ihn, Bron um Hilfe zu bitten, weil sie in der Nähe wohnte, und es kostete weniger Zeit und Mühe, sie zu holen. Allerdings erinnerte sie ihn schmerzlich an seine unbeschwerte Jugendzeit, bevor er so furchtbare Fehler gemacht hatte.

„Um Himmels willen, setze dich doch bitte endlich hin und trinke ein Glas Wein“, befahl Madoc von seinem Platz neben der Feuerstelle aus. „Wenn du wie ein Wolf im Käfig auf und ab läufst, wird Bron auch nicht schneller fertig.“

„Das weiß ich selbst“, brummte Trefor und ließ sich in den anderen mit Eichenschnitzereien verzierten Lehnstuhl fallen. „Aber je früher wir nach Pontyrmwr kommen, desto eher kann sie Owains Erziehung in die Hand nehmen. Ich sage dir, Madoc, bei diesem Kind bin ich mit meiner Weisheit am Ende.“

„Was hast du denn erwartet?“ Madoc reichte seinem Bruder einen Kelch mit Wein. „Er ist eben genau wie du.“

Trefor warf Madoc einen misstrauischen Blick zu, weil er fand, dass Owain seinem Onkel Madoc viel ähnlicher war als ihm. „Willst du etwa einen neuen Streit beginnen?“

Madoc schüttelte den Kopf. „Bei allen Heiligen, nein! Ich weiß ja selbst, dass der Junge schwierig ist.“ Er stieß einen tiefen Seufzer aus. „Ich hätte von Anfang an ehrlich zu dir sein sollen.“

„Für das, was zwischen uns passiert ist, trägst du nicht mehr Verantwortung als ich“, erwiderte Trefor, der es bereute, an die Vergangenheit gerührt zu haben. Am besten sprachen sie nie mehr darüber … auch nicht über Gwendolyn. „Ich brauche aber Unterstützung bei seiner Erziehung, bevor Isabelle mit ihrer Mitgift ankommt. Wenn es Bron gelingt, Owain zur Vernunft und zu einem besseren Benehmen zu bringen, wird alles gut.“

Jedenfalls hoffte er das von ganzem Herzen.

„Ja gewiss, Bron kann gut mit Kindern umgehen, und auch mit Säuglingen. Ich weiß nicht, was Roslynn ohne sie machen würde. Es ist ganz gut, dass sie gerade nicht hier ist, sonst hättest du weit mehr Überredungskunst aufbringen müssen.“

Schließlich stellte Trefor die Frage, über die er seit Monaten nachdachte: „Ist das der Grund dafür, dass Bron nicht geheiratet hat? Weil Roslynn sie braucht?“

„Ganz und gar nicht“, antwortete Madoc, ohne zu zögern. „Wir wären beide glücklich, wenn sie einen guten Ehemann finden würde. Aber sie scheint an keinem der Männer interessiert zu sein, die um sie werben. Jeden Bewerber lässt sie mit ihrem kalten, abweisenden Blick erstarren, ja, wahrlich!“

Trefor konnte kaum glauben, dass sie von derselben Person sprachen.

„Wohlgemerkt“, fuhr Madoc mit ironischem Grinsen fort, „hat das ein paar Männer dennoch nicht davon abgehalten, bei mir um ihre Hand anzuhalten, einschließlich unseres Onkels Lloyd.“

Trefor verschluckte sich beinahe an seinem Wein. „Onkel Lloyd?“

„Natürlich war es von seiner Seite aus nicht ganz ernst gemeint, und wahrscheinlich wollte er sie nur necken. Allerdings sagte sie darauf etwas Merkwürdiges zu ihm – nämlich, dass sie schon jemanden liebe und es zwecklos sei, sie noch einmal zu fragen. Ich vermute, sie wollte ihm nur die Neckerei zurückzahlen.“

Madoc hatte zweifellos recht, dennoch verspürte Trefor plötzlich den dringenden Wunsch, sofort zu Bron zu gehen und sie zu fragen, ob sie tatsächlich in jemanden verliebt war. Obwohl er natürlich kein Recht hatte, ihr diese Frage zu stellen.

„Du musst sehr gut auf sie aufpassen, Trefor“, warnte Madoc. „Roslynn macht uns beide einen Kopf kürzer, wenn ihr etwas zustößt.“

Trefor rutschte auf seinem Stuhl hin und her. Gleichgültig, ob sein Sohn Brons lenkende Hand brauchte oder nicht, vielleicht beging er einen großen Fehler, sie nach Pontyrmwr zu holen. Hier in Llanpowell konnte er sie ignorieren und die Gefühle nicht beachten, die sie in ihm wachrief, aber in Pontyrmwr …?

Noch einmal würde er allerdings nicht seinem Begehren nachgeben. Er wusste ja, was für ein Unheil dadurch bereits einmal ausgelöst worden war. Heute konnte er seine drängenden Bedürfnisse besser kontrollieren als früher.

Andererseits erregte Bron sein Verlangen wie keine andere Frau, einschließlich Gwendolyn und seiner künftigen Braut. „Ich sorge dafür, dass niemand sie anrührt“, versprach er und schloss im Stillen sich selbst in dieses Versprechen mit ein.

3. KAPITEL

Owain, komm sofort zurück!“, rief Bron ein paar Tage später und lief eilig die Treppe hinauf, die zu Trefors Privatgemächern führte.

„Ich will aber nicht!“, rief der kleine Junge übermütig, und rannte vor ihr davon, immer weiter nach oben. „Du hast mir gar nichts zu befehlen! Ich bin der Sohn des Lords!“

Als er auf dem obersten Treppenabsatz des alten Wohnturms ankam, stieß Owain beinahe mit seinem Vater zusammen, der aus seinem Schlafgemach getreten war.

Bron blieb einige Stufen tiefer stehen. Ihre Hand lag auf dem wackligen Holzgeländer, und sie atmete tief ein und aus, um wieder Luft zu bekommen.

„Was ist das für ein Höllenlärm?“, fragte Trefor und stemmte die Hände in die Hüften. Seine Stimme hörte sich ärgerlich an, aber er hatte ein Funkeln in den Augen, als er seinen Sohn ansah, der exakt die gleiche Haltung einnahm wie er.

„Bron hat gesagt, ich darf Tom nicht helfen, dein Pferd zu striegeln!“

„Das hat sie gesagt?“, erwiderte Trefor. Er zog eine dunkle Augenbraue hoch und schaute an Owain vorbei zu Bron. „Und warum nicht?“

„Weil Gwylit wild ist, wie sein Name schon sagt“, gab Bron zurück. Sie war so sehr außer sich, dass sie nicht mit dem gebührenden Respekt sprechen konnte.

Es hatte sie vermutlich Jahre ihres Lebens gekostet, als sie den kleinen Jungen so dicht bei dem riesigen schwarzen Untier hatte stehen sehen. Madoc hatte seinem Bruder das gewaltige Pferd geschenkt. Trefor sah prachtvoll auf dem Rücken des Hengstes aus, denn er verfügte über die nötige Kraft, um ihn zu beherrschen, aber ein einziger Tritt von einem Huf dieses Tieres wäre mit Sicherheit tödlich für ein Kind.

„Außerdem ist es spät, und er muss sich vor dem Abendessen noch waschen. Er stinkt wie ein ganzer Stall, der dringend ausgemistet werden müsste.“

„Er riecht wie ein Junge“, antwortete Trefor lächelnd und strich dem Kind zärtlich über die dichten dunklen Haare, die seinen so ähnlich waren.

Owain warf Bron einen triumphierenden Blick zu und grinste breit.

Trefor schaute das Kind tadelnd an. „Das heißt aber nicht, dass du dich nicht waschen musst, mein Sohn, besonders hinter den Ohren. In dem Schmutz dahinter könnte man Gemüse anpflanzen. Und was Gwylit angeht, gebe ich Bron recht. Er ist zu groß und stark für einen Dreikäsehoch wie dich. Wenn du mal größer bist, darfst du versuchen, auf ihm zu reiten, und wenn er dich dann nicht abwirft, werde ich stolz auf dich sein.“

„Ich bin doch schon groß! Außerdem will ich ihn doch nur striegeln.“

Trefor hockte sich hin, sodass er auf Augenhöhe mit dem Kind war. „Wir werden sehen. Vielleicht irgendwann einmal, wenn ich dabei bin. Aber bis dahin wirst du dich von Gwylit fernhalten. Das ist ein Befehl, mein Sohn. Ich könnte es nicht ertragen, wenn er dich verletzen würde.“ Trefor erhob sich und tätschelte seinem Sohn den Kopf. „Ab mit dir! Wir sehen uns gleich unten in der Halle.“

Mit gesenktem Kopf und hängenden Schultern drehte Owain sich um und stieg die Treppe hinunter. An Bron ging er vorbei, ohne sie zu beachten. Sie wollte ihm nachgehen, aber Trefor hielt sie zurück. „Ich möchte kurz mit dir sprechen, Bron, in meinen Privatgemächern.“

Sie fragte sich, was er von ihr wollte, und folgte ihm in den kleinen Raum neben der Schlafkammer. Dort traf er gewöhnlich mit seinen Hauptleuten zusammen, außerdem bewahrte er die Dokumente und Urkunden seiner Besitztümer dort auf. Die einzigen Einrichtungsgegenstände waren ein abgenutzter Tisch, ein alter Stuhl und eine Truhe zur Aufbewahrung von Schriftstücken. Eine Feuerschale für Kohle oder Torf standen auch da, aber es brannte kein Feuer darin, das den Raum wärmen würde.

Sie wartete an der geöffneten Tür, während Trefor sich auf den einzigen Stuhl setzte.

„Wie macht sich mein Sohn eigentlich?“, fragte er.

Bron dachte einen Augenblick nach, bevor sie antwortete, denn Owain war tatsächlich ein schwieriges Kind und musste dringend Disziplin lernen. Er hörte nur auf Trefor und stolzierte auf der Burg herum wie ein kleiner König.

Sie entschied sich, besser etwas zu sagen, das seinen Vater nicht beunruhigen würde. „Er ist ein sehr gesundes Kind.“

Trefor stieß ein raues Lachen aus. „Das ist wahr. Er war noch keinen Tag krank, seit er hier ist, Gott sei Dank.“ Doch sofort wurde er wieder ernst. „Das habe ich aber nicht gemeint. Was hältst du von seinen Manieren?“

Bron wünschte, er hätte nicht gefragt, und schwieg.

Mit verdrossenem Gesicht erhob Trefor sich aus dem Stuhl. „Dein Schweigen ist mir Antwort genug“, sagte er in grimmig und schritt zu einem der schmalen Gucklöcher, durch die ein wenig Tageslicht in die Kammer fiel. „Owain ist mehr als nur schwierig.“

„Ihr verwöhnt ihn, Herr … und das kann ich gut verstehen“, fügte sie eilig hinzu. „Aber Ihr gebt ihm zu oft nach. Immer wieder kann er sich vor Euch herausreden, wenn er bestraft werden müsste. Wenn er sich bei Euch erfolgreich vor einer Arbeit drückt, zeigt Ihr ihm damit, dass er tun und lassen kann, was er will.“

„Ich gebe doch gar nicht immer nach“, erwiderte Trefor. „Gerade eben zum Beispiel. Da habe ich ihm gesagt, dass er sich von Gwylit fernhalten soll.“

„Aber meine begründete Sorge habt Ihr heruntergespielt. Aus Eurem Mund hörte es sich so an, als würde ich die Gefahr aufbauschen, obgleich Ihr wohl wisst, das ist nicht so. Ihr missachtet all meine Bedenken, also tut Owain es auch. Von Tag zu Tag gehorcht er weniger, und wenn er seinen Willen nicht bekommt, wird er trotzig und schmollt. Ich fürchte, dass es bald zu spät ist und Eure Braut einen übellaunigen, ungezogenen Stiefsohn bekommt.“

Trefors Gesichtsausdruck wurde noch finsterer, und er verschränkte die Arme vor der breiten Brust. „Er ist doch erst sechs Jahre alt.“

Bron trat ein paar Schritte auf ihn zu. Sie war entschlossen, Trefor klarzumachen, dass er Owain keinen Gefallen tat, wenn er ihm alles durchgehen ließ. „Er hat das Zeug zu einem großartigen Jungen – einem prächtigen Mann. Er ist kühn und mutig, und er kann gutherzig und großzügig sein. Einem Dorfjungen hat er zum Beispiel einen Welpen geschenkt, weil der Junge traurig war, dass sein Hund gestorben war.“

„Ich erinnere mich.“

„Dennoch muss er lernen, Respekt vor Älteren zu haben und zu tun, was man ihm aufträgt, zumindest bis er alt genug ist, um seine eigenen Entscheidungen zu treffen.“

Trefor nickte zögernd. „Ich verstehe. Und ich weiß auch, dass du recht hast. Wenn man mir in meinem Leben nicht immer wieder meinen Willen gelassen hätte, wäre mein Leben – und sicher auch das meiner Familie – wahrscheinlich ganz anders verlaufen. Vermutlich sehr viel besser.“

Als er mit dieser offensichtlich von Herzen kommenden Reue sprach, wie konnte ihr eigenes Herz ihm da nicht entgegenfliegen? Wie konnte sie nicht wünschen, seine Qual zu lindern? Aber das stand ihr nicht zu. Dazu würde sie niemals das Recht haben.

Er schaute sie wehmütig an. „Wie bist du eigentlich so weise geworden, Bron?“

Sie musste ruhig bleiben. Gelassen. Gehorsam. Bescheiden. „Ich habe drei jüngere Brüder, Herr.“

„Ja, richtig. Allesamt Lausbuben. Sind sie alle noch in Llanpowell?“

„Ja, Herr. Gareth und Gawain gehören zu der Garnison, und Ifan geht in die Lehre beim Schmied.“

„Und deine Eltern?“

„Die sind gestorben, als Ihr … fort wart, Herr.“

„Fort …“, wiederholte er leise und schaute zu Boden. „So kann man es vermutlich auch ausdrücken.“

Es tat ihr leid, ihn an seine schmerzvolle Vergangenheit erinnert zu haben. Sie wünschte wieder, sie könnte etwas tun oder sagen, um seine Gedanken leichter zu machen. Und sein Herz. „Es tut mir so leid, dass Ihr fortgeschickt wurdet.“

Er schaute wieder vom Boden auf und neigte den Kopf, um sie genau zu betrachten. „Hast du eigentlich jemals an mich gedacht, als ich fort war, Bron?“

Was sollte sie dazu sagen? Etwa die Wahrheit? Dass sie jeden einzelnen Tag an ihn gedacht hatte? Wenn sie Madoc an der Spitze seiner Gefolgsmänner sah – dass sie dann gemeint hatte, es müsste eigentlich Trefor an seiner Stelle sein? Dass sie es kaum ertragen konnte, Lady Gwendolyn anzuschauen, geschweige denn zu bedienen, weil sie Madoc statt Trefor geheiratet hatte?

Sollte sie lügen? Oder lieber nichts sagen?

Sie entschloss sich zu schweigen.

„Wärst du erstaunt, Bron, wenn ich dir sagte, dass ich sehr oft an dich gedacht habe?“ Seine Stimme und sein Blick ließen ihr Herz rasen, als würde sie verfolgt.

„Es ist wirklich so“, fuhr er fort. „Ein paar Monate vor meiner geplanten Hochzeit mit Gwendolyn sah ich dich am Flussufer entlang durch den Wald wandern. Ich hatte geangelt und war kurz eingeschlafen, darum lag ich auf dem Boden und du hast mich nicht bemerkt. Du trugst einen Korb in der Hand, den du beim Gehen geschwenkt hast. Und du hast gesungen, Bron, ein Lied über Schafe und den Frühling. Du hast eine wunderschöne Stimme. Du dachtest, du wärst allein im Wald, und warst deshalb ganz ohne Scheu.“

Er kam näher, und seine Worte waren wie ein Zauber, der sie in seinen Bann zog. „Du warst immer so ein schüchternes Mädchen, Bron, und ich hatte dich bis dahin kaum wahrgenommen. An jenem Tag habe ich dich jedoch ganz bewusst angeschaut. Du hast den Korb getragen, deine Haare wehten offen im Wind, und du hast dieses Liedchen gesungen. Danach habe ich überall Ausschau nach dir gehalten, jedes Mal, wenn ein Hauch von Waldduft in der Luft lag oder wenn ich einen Korb sah oder Schafe blöken hörte. Und ganz besonders, wenn eine Frau ein Lied sang, dann dachte ich an dich.“

Er trat noch näher an sie heran, und als sie den zärtlichen Ausdruck in seinen Augen sah, schnellte ihr Puls noch weiter in die Höhe. „In Wales weht immer ein Lüftchen, Bron, und es gibt überall Schafe. Und viele Körbe und singende Frauen. Also ist wahrscheinlich kein Tag vergangen, an dem ich nicht auf die eine oder andere Weise an dich erinnert worden bin.“

Sie konnte kaum atmen, und das Denken fiel ihr schwer. So oft hatte er an sie gedacht? Und mit solcher … was? Zuneigung? Oder war es etwas anderes?

„Weil ich Euch an die Heimat erinnert habe“, flüsterte Bron, als er ihr immer näher kam.

„Möglicherweise. Aber ich habe dich wirklich vermisst, Bron.“ Er legte ihr die Hände auf die Schultern, und ihr wurden die Knie weich, weil das Gefühl seiner warmen Hände so ein starkes Verlangen in ihr auslöste. „Ich war so froh, dass Madoc dich mit mir gehen ließ, um mir hier beizustehen. Niemand anderen wollte ich so gern wie dich hier bei mir haben.“

So wie sie ihn wollte. Ihn immer gewollt hatte.

Sie schaute hinauf in seine Augen. Sie waren blau, mit einem dunklen Rand, und sie erkannte darin die gleiche Sehnsucht, die in ihr brannte.

„Ich dürfte dich nicht begehren, Bron“, sagte er leise. „Ich bin einer anderen versprochen und werde sie heiraten. Ich hätte dich nicht hierherkommen lassen dürfen, und jetzt müsste ich dir befehlen, wieder zu gehen.“

Gehen? Sie wollte nicht gehen. Nicht jetzt und nie wieder, wenn er bei ihr war.

Dann nahm er sie in die Arme, und es war, als hätte sie ihr ganzes Leben auf diesen Augenblick gewartet. Er küsste sie leidenschaftlich, genau wie in ihren Träumen, und sie erwiderte seinen stürmischen Kuss mit der gleichen Inbrunst. Sie presste ihren Körper an seinen, drückte ihre Brüste an seinen muskulösen Oberkörper. Er strich mit den Händen über ihren Körper, liebkoste sie und entfachte ihre Leidenschaft immer mehr. Den Beweis seiner Erregung konnte sie durch seine Kleider hindurch fühlen, während ihr Körper schwach und willenlos vor Verlangen wurde.

Wie oft hatte sie sich das schon erträumt? Aber kein Traum, keine Fantasie war je so intensiv gewesen wie die flammende Lust, von der sie jetzt erfüllt war. Nicht einmal der Gedanke an Sünde – oder an Schande und Verderben – war so stark wie die Sehnsucht ihres Herzens und die Hitze, die ihren Körper durchströmte.

Trefor ging es offenbar ebenso. Er hob sie auf seine Arme und trug sie durch die offene Tür bis in die innere Kammer, wo er sie auf seinem breiten Bett absetzte. Er trat einen Schritt zurück und schaute auf sie herab. Er atmete schwer, seine Lippen glänzten von ihren Küssen, so wie ihre noch von den seinen prickelten.

Sie fühlte, dass es genau so sein musste, als wäre dies schon ihre Bestimmung gewesen, als sie noch ein Mädchen an der Schwelle zur Frau war. Damals war sie zum ersten Mal von diesem warmen Gefühl durchlutet worden, wenn sie ihn ansah, und er war der einzige Mann, bei dem es ihr jemals so ergangen war.

Daher streckte sie ihm wortlos die Arme entgegen – wie eine Bitte, sie zu lieben.

Einer weiteren Einladung bedurfte er nicht. Er legte sich zu ihr auf das Bett und bedeckte ihre Lippen, Wangen, Augenlider und sogar ihre Nasenspitze mit vielen kleinen, federleichten Küssen. Nachdem er sein Gewicht auf den linken Ellenbogen verlagert hatte, öffnete er langsam mit der rechten Hand die Verschnürung ihres Kleides. Sie erschauerte vor Erwartung, als er den Knoten des Bandes löste, und stöhnte leise auf, als er seine Hand unter den Leinenstoff schob. Nur ihr dünnes Unterkleid befand sich noch zwischen ihrer Haut und seiner Hand. Er umfasste eine ihrer vollen Brüste, und rieb sanft mit dem Daumen über die pralle Knospe.

Bron bewegte sich unter ihm und spreizte die Beine. Sie fühlte seine Erregung hart und fest an ihrer intimsten Stelle. Nun wollte, brauchte sie dringend mehr von ihm! Fordernd streichelte sie seinen muskulösen Rücken und glitt mit den Händen unter sein Hemd, um endlich seine warme nackte Haut fühlen zu können.

Er bedeckte ihre Lippen mit seinem Mund und küsste sie noch leidenschaftlicher, während sie ihn weiter streichelte. Mit einer Hand strich sie bis zu seinem Hosenbund und lockerte das Zugband, bis sie endlich ihre Finger darunterschieben konnte.

Seine Lippen berührten die ihren, und er stöhnte auf, als sie seine pulsierende Männlichkeit berührte. Er murmelte zärtliche Worte und strich ihr das Unterkleid vom Körper. Endlich konnte er ihre entblößten Brüste anschauen, seinen Mund darauf pressen und seine Zunge mit den rosa Knospen spielen lassen.

Sie stöhnte. Immer leidenschaftlicher wurde ihr Wunsch, ihn in sich zu spüren.

Von draußen war plötzlich ein Ruf zu vernehmen, der laut genug war, um den Nebel ihres Verlangens zu durchdringen.

Trefor zog sich sofort zurück und eilte ans Fenster, von dem aus er den Innenhof überblicken konnte, um den Grund für die Störung festzustellen. Er stieß einen erschrockenen Laut aus, brachte seine Kleidung hastig in Ordnung und eilte aus dem Zimmer.

4. KAPITEL

Bron richtete ebenfalls ihre Kleider und lief dann die Treppe hinab in die Halle. Umgeben von Stallburschen, einigen Wachen und Dienern, trug Trefor seinen Sohn zu der Lagerstatt, die sich im wärmsten Winkel der Halle hinter einem bunt bemalten, hölzernen Wandschirm befand.

„Was ist passiert?“, rief Bron und befürchtete das Schlimmste, als sie zu ihnen eilte.

„Mir geht es gut, Bron“, sagte Owain. Er hob den Kopf und lächelte sie an, obwohl er einen Bluterguss und eine dicke Beule an der Stirn hatte.

„Es war Gwylit“, sagte Trefor und legte seinen Sohn auf das Lager. Die übrigen Zuschauer schickte er an ihre Arbeit zurück. „Ich habe bereits nach dem Arzt rufen lassen.“

„Ich habe ihn nicht gestriegelt, wirklich nicht“, erklärte Owain. „Ich habe ihn nur angesehen. Aber auf einmal hat er sich bewegt, und ich bin nach hinten gesprungen. Und dann bin ich über einen Eimer gestolpert und mit dem Kopf gegen den Pfosten geknallt.“

Bei näherem Hinsehen glaubte Bron jetzt nicht mehr, dass Owain schwer verletzt war. Sie hatte als Kind auch einmal so eine Beule gehabt, als Gareth beim Spielen mit ihr zusammengestoßen war. Trotzdem war sie froh, dass Trefor nach dem Arzt geschickt hatte.

„Du kannst auch gehen, Bron“, sagte Trefor.

Seine Stimme klang kalt und abweisend trotz allem, was gerade zwischen ihnen geschehen war. Bron fühlte sich, als hätte er sie geohrfeigt.

Vermutlich war es seine Absicht, sie zu verletzen, weil er bereits bereute, was sie getan hatten oder beinahe getan hatten, und vielleicht wollte er sie nicht in der Nähe haben.

„Ich will aber, dass Bron bei mir bleibt“, protestierte Owain und griff ängstlich nach ihrer Hand. „Ich mag es nicht, wenn der Arzt kommt.“

„Na gut, dann soll sie bleiben.“

Bron sagte sich, dass sie Trefors Tonfall keine Beachtung schenken sollte. Owain brauchte sie jetzt.

„Es tut doch gar nicht so weh, oder?“, fragte sie und setzte sich zu Owain auf das Bett.

„Doch, es tut ganz schlimm weh“, erklärte der Junge. „Aber ich glaube, ein paar Honigkuchen würden helfen.“

„Dann könntest du aber auch noch Bauchweh dazubekommen. Dir ist doch wohl nicht schlecht, oder?“

„Kein bisschen“, erklärte er.

Wenn sein Kopf schwer verletzt wäre, würde er auch unter Übelkeit leiden, dachte sie erleichtert. „Dann warten wir einfach mal ab, was der Arzt sagt.“

Owain zog eine Schnute. „Er gibt mir bestimmt was Ekliges zu trinken.“

„Dann ist Honigkuchen vielleicht das Richtige, um danach den üblen Geschmack zu vertreiben.“

Das zauberte ein Lächeln auf Owains Gesicht, und er kuschelte sich in das Kissen, als wäre er nun mit der Welt wieder im Reinen.

Bron wünschte sich, sie könnte auch so zufrieden sein, aber sie befürchtete, sie würde nie wieder glücklich werden. Dem Mann, den sie so lange aus der Ferne verehrt hatte, endlich so nahe zu kommen war eine berauschende, aber auch gefährliche Erfahrung. Wenn Owain nicht verletzt worden wäre, hätte sie ihre Unschuld heute verloren. Und was dann? Was würde die Zukunft für sie und Trefor ap Gruffydd, Lord of Pontyrmwr, bereithalten? Keine Heirat, so viel stand fest.

Sie erhob sich. „Ein Breiwickel könnte die Beule abschwellen lassen. Ich gehe sofort und bereite einen.“

Owain fasste nach ihrer Hand. „Kann das nicht jemand anders machen?“, fragte er und schaute von ihr zu seinem Vater.

„Nicht so gut wie Bron“, sagte Trefor. „Ihre Mutter hatte viel Erfahrung in diesen Dingen, darum bin ich sicher, dass sie es auch besonders gut kann. Ich bleibe hier bei dir.“

„Ich will aber Bron, nicht dich.“

Trotz der kalten, abweisenden Art, die Trefor ihr gegenüber plötzlich an den Tag legte, wäre Bron froh gewesen, wenn ihm diese Zurückweisung seines Sohnes erspart geblieben wäre.

„Dein Vater sollte bei dir sein, wenn der Arzt kommt, und ich brauche nicht lange“, sagte sie. „Lass dir von deinem Vater die Geschichte erzählen, wie er von einem Baum gefallen ist. Er wäre auf dem Kopf gelandet, wenn seine Hose sich nicht an einem Ast verfangen hätte. Und so haben sie ihn gefunden – in der Luft hängend, mit dem Kopf nach unten – wie ein abgehangener Fasan.“

Owain grinste seinen Vater an. „Wirklich?“

„Ja, mein Sohn, wirklich. Aber mein Stolz war am meisten verletzt“, sagte Trefor, während Bron davoneilte.

Stunden später, nachdem der Arzt Owain gründlich untersucht und ihnen versichert hatte, dass er nicht ernsthaft verletzt war und nachdem das Nachtmahl serviert worden war, schlief Owain endlich ein. Bron hatte die ganze Zeit an seinem Lager gesessen und stand nun auf. Sie reckte sich und drückte den Rücken durch, der vom langen Stillsitzen schmerzte, und ging um den Wandschirm herum. Trefor saß an der Feuerstelle und starrte in die Flammen. Sie hätte sich eigentlich lieber wortlos zurückgezogen, aber er hatte sie gebeten, ihm Bescheid zu sagen, wenn Owain eingeschlafen war.

Woran Trefor wohl gerade dachte?

Daran, wie knapp Owain heute mit dem Leben davongekommen war? Wie ungehorsam sein Sohn gewesen war und was er als sein Vater dagegen tun könnte?

Oder dachte er an sie und an das, was sie beinahe getan hätten? Und wenn ja – war er froh über die Unterbrechung, oder tat es ihm leid?

Oder dachte er über seine Braut nach? War es für ihn unerträglich, auf die Hochzeitsnacht zu warten, und hatte er deshalb eine andere Frau besitzen wollen, um seine Bedürfnisse zu stillen? War sie lediglich ein bequemer, allzu williger Ersatz gewesen?

Oder waren seine Gedanken bei Gwendolyn, die bei Owains Geburt gestorben war? Oder bei Madocs großer Lüge, Owain als seinen eigenen Sohn auszugeben, obwohl er Trefors Kind war? Dachte er an die Vergangenheit und an seine lange Abwesenheit von der Heimat?

„Herr“, sagte sie leise, als sie nah genug war, dass er ihr Flüstern vernehmen konnte. Sie wollte keinen der Wachen und Diener stören, die in der Nähe auf ihren Nachtlagern schliefen.

Trefor hob den Kopf und schaute sie fragend an.

„Owain schläft jetzt. Der Arzt hat mir aufgetragen, ihn holen zu lassen, wenn etwas passiert, ansonsten brauchen wir nichts zu tun.“

Trefor nickte. „Ich danke dir, Bron. Wenn Owain gestorben wäre, weiß ich nicht, was ich …“ Er stieß einen tiefen Seufzer aus und wandte sich wieder den tanzenden Flammen zu.

Bron holte tief Luft, damit ihr Entschluss nicht ins Wanken geriet. „Herr, ich bitte um Erlaubnis, nach Llanpowell zurückkehren zu dürfen.“

Er setzte sich aufrecht hin und sah sie scharf von der Seite an. „Was?“

„Euer Haushalt ist auf die Gäste vorbereitet. Für Owain habe ich getan, was ich konnte, und Euch habe ich gesagt, was Ihr tun solltet. Also halte ich es für das Beste, wenn ich jetzt gehe.“

Trefor stand mit finsterer Miene auf. „Das ist es aber nicht. Owain gehorcht immer noch nicht, wie dieser Unfall deutlich bewiesen hat.“

Bron dachte an die Menschen ringsherum und trat vorsichtig einen Schritt zurück. „Ich muss aber gehen, Herr. Ich besitze nicht viel außer meiner Tugend, und wenn ich bleibe …“, sie atmete noch einmal tief durch, „… dann habe ich die wahrscheinlich auch nicht mehr lange.“

Ein besorgter Ausdruck trat in seine Augen und traf sie sofort mitten ins Herz.

Was, wenn Trefor ihr befahl zu bleiben? Was sollte sie dann tun?

„Nun gut, Bron“, sagte er und wandte sein Gesicht wieder dem Feuer zu. „Geh zurück nach Llanpowell.“

Ich sollte froh sein, oder wenigstens erleichtert, sagte sie zu sich selbst. Also murmelte sie leise ihren Dank und verließ ihn mit erhobenem Haupt und gestrafften Schultern.

Und einem gebrochenen Herzen.

„Ich will aber nicht, dass sie geht!“, schrie Owain und warf seine hölzerne Breischale auf den Boden, wo sich der Inhalt auf die Steinplatten ergoss. „Sie soll hierbleiben! Ich brauche sie!“

Ich auch! Trefor hätte auch gern wie ein Kind herumgeschrien. Aber Bron hatte recht. Wenn sie blieb, war ihre Tugend in Gefahr. Nach dem, was gestern geschehen war, würde er nicht die Kraft haben, sich ständig von ihr fernzuhalten.

So weit durfte es nicht kommen. Obwohl er sich nicht von dem Gefühl frei machen konnte, dass von allen Frauen auf der Welt sie die eine war, die mit ihrer Geduld und Güte sein Herz zu heilen vermochte. Besonders weil sie ihm deutlich zu verstehen gegeben hatte, wie begehrenswert sie ihn fand.

Ganz besonders aus diesem Grund.

Ihre Tugend, aber auch ihre Leidenschaft sollten für einen würdigeren Mann bewahrt werden, der sie zu seiner rechtmäßigen Gemahlin machte. Das konnte er nicht. Es wäre ein weiterer Beweis seiner sündigen Selbstsucht, wenn er alles nähme, was sie zu bieten hatte, um ihr so wenig dafür zurückzugeben.

Aber trotz seiner Entschlossenheit zerriss es ihm fast das Herz in der Brust, und er fühlte den bekannten Schmerz des Verlusts. Bron trat zu dem Lager hinter den Wandschirm. Sie trug einen wollenen Reiseumhang um die Schultern und hielt ein kleines Bündel in den Händen.

Owain schaute zu ihr auf, als er sie bemerkte. „Du darfst nicht weggehen, Bron! Ich lasse dich nicht!“

„Willst du dich so von ihr verabschieden?“, sagte Trefor zu seinem Sohn, obwohl er ihr selbst nur allzu gern befohlen hätte, zu bleiben.

Owain dreht sich um und verbarg das Gesicht in den Kissen, um sein Schluchzen zu unterdrücken.

Bron kniete sich neben das Lager und streichelte dem Jungen über den Rücken. „Ich komme dich bald besuchen“, versprach sie. „Eidan und Idwal sind auch schneller zurück, als du denkst. Du freust dich doch bestimmt, sie wiederzusehen, oder?“

„Nein!“, kam die gedämpfte, aber heftige Antwort. „Sie behandeln mich wie ein Kleinkind!.“

„Willst du mir nicht wenigstens eine gute Reise wünschen, Owain?“, bat Bron. „Und mir einen Abschiedskuss geben? Mich küsst doch sonst keiner.“

Das hoffte Trefor doch sehr, obwohl sie nicht seine angetraute Gemahlin oder seine Verlobte war und es niemals sein konnte. Sie war nicht einmal seine eigene Magd, sondern die von Madoc.

Owains Kopf tauchte aus den Kissen auf. Seine Stirn sah durch die Beule etwas entstellt aus. „Und wenn ich dir keinen Kuss gebe, bleibst du dann hier?“, fragte er hoffnungsvoll.

„Das geht leider nicht“, antwortete sie mit Nachdruck. „Lady Roslynn braucht mich in Llanpowell für ihr Söhnchen. Du bist doch schon ein großer Junge und brauchst keine Amme mehr, aber der kleine Mascen schon. Also gib mir einen Kuss zum Abschied.“

Der Kleine fiel ihr um den Hals und gab ihr einen dicken Schmatzer. „Kommst du denn zu der Hochzeitsfeier zurück?“, fragte er. „Vater sagt, es wird ein großes Fest.“

Das würde es gewiss, aber Trefor würde keinen Augenblick davon genießen können.

„Wenn Lady Roslynn mich dabei braucht“, antwortete Bron. Sie stand auf und lächelte Owain noch einmal zu, bevor sie ging.

Wenigstens regnet es nicht, dachte Bron, als sie Richtung Llanpowell ritten. Es war ein Versuch, doch noch etwas Tröstliches in dieser trübseligen Situation zu finden. Sie vermied es, zu Trefor zu blicken, der vor ihr herritt, weil sie nicht sehen wollte, wie seine Hüften sich beim Reiten wiegten oder wie breit seine Schultern waren. Sie wollte nicht daran erinnert werden, was sie beinahe getan hätten, oder welches Vergnügen sie in seinen Armen empfunden hatte.

Vielleicht würde sie Lady Roslynn und Lord Madoc bitten, sie freizugeben, damit sie Llanpowell verlassen und sich anderswo eine Anstellung suchen konnte. Andererseits waren sie so freundliche und großherzige Herrschaften, dass sie sich nicht vorstellen konnte, bessere zu finden. Aber sie würde auf jeden Fall Trefors Vermählungsfeier meiden. Lieber verbrachte sie den Tag damit, auf den Knien den schmutzigsten Vorratsraum in Llanpowell zu schrubben, als ihm dabei zuzusehen, wie er eine andere zur Frau nahm.

Trefor hob jäh die Hand als Zeichen zum Anhalten. „Reitet zurück nach Pontyrmwr!“, befahl er seinen Männern. „Ich werde von hier aus mit Bron allein weiterreiten.“

Sie waren schon sehr nah bei Madocs Burg. Vermutlich fürchtete er nach den vielen Jahren der Feindschaft mit seinem Bruder, dass man eine bewaffnete Eskorte falsch auslegen könnte. Seine Männer gehorchten, ohne Fragen zu stellen.

Und schon ritt der Herr von Pontyrmwr weiter voran. Er drückte seine Absätze in Gwylits Flanken. Dann lenkte er den Hengst von der Straße auf einen Pfad, der zum Fluss hin führte, der an Pontyrmwr und Llanpowell vorbeifloss.

„Wollt Ihr die Pferde tränken?“, fragte Bron und folgte ihm auf der Stute, die er ihr für die Reise zur Verfügung gestellt hatte.

„Ja – und nein“, antwortete er, glitt von Gwylits Rücken herunter und band die Zügel an einen niedrigen Strauch am Ufer. „Ich wollte noch einmal mit dir allein sprechen, bevor wir in Llanpowell ankommen.“

Sprechen? Worüber? Owain? Oder … etwas anderes?

Plötzlich bekam sie Angst vor dem, was er sagen würde – und was nicht.

5. KAPITEL

Bron war verwirrt, ängstlich und voller Sehnsucht, aber sie versuchte ihre Gefühle zu beherrschen, als Trefor ihr vom Rücken der Stute half. Doch als ihr Körper seinen streifte, kehrten die Erinnerungen an die kurzen Augenblicke in seinen Armen mit voller Macht zurück.

Wie auch immer seine Gefühle sein mochten – er trat ein Stück zurück und hielt Abstand von ihr.

„Hier ist es gewesen“, sagte er und wies mit einer ausholenden Armbewegung auf das Flussufer und die Erlen und Weiden ringsumher. „Hier habe ich dich an jenem Tag entlanggehen sehen und deine schöne Stimme gehört.“

Er drehte sich zu Bron um. „An diese Stelle denke ich bei dem Wort Heimat – hier war es, wo du damals singend die Straße entlanggeschlendert bist.“

Sie musste schlucken und wusste nicht, was sie sagen sollte.

„Ich bin damals, vor all den Jahren, ein großer Narr gewesen, Bron“, sagte Trefor mit leiser Stimme, aus der seine Reue deutlich herauszuhören war. „Ich habe mich schändlich verhalten, als ich sah, wie mein Bruder eine Frau küsste, die ich für meine Verlobte hielt. Wäre ich zu ihm gegangen, hätte ich erfahren, dass ich im Unrecht war. Stattdessen habe ich mich betrunken und bin zu Dirnen gegangen. Durch meine verwerflichen Handlungen habe ich nicht nur Gwendolyn verloren, sondern auch die Liebe und den Respekt meiner Familie und der Menschen in Llanpowell. Es hat mich sogar meinen Sohn gekostet, bis mir Madoc endlich die Wahrheit sagte und mich um Verzeihung bat.“

Er seufzte, bevor er fortfuhr:„Auch Pontyrmwr steht kurz vor dem Ruin, weil ich damals voller Zorn und Bitterkeit mein gesamtes Geld für Söldner ausgegeben habe. Ich fürchtete, dass Madoc versuchen würde, mir meinen kleinen Besitz zu nehmen. Nun brauche ich viel Geld, um das jahrelang vernachlässigte Gut instand zu setzen, und deshalb habe ich eingewilligt, Isabelle zu heiraten. Sie bringt eine große Mitgift, die ich dringend benötige, um Pontyrmwr wieder zu dem zu machen, was es einst war.“

Trefors Stimme klang jetzt rau, und sein Blick zeigte, dass seine Sehnsucht aus tiefstem Herzen kam. „Obwohl ich selbst keine Wahl habe, möchte ich, dass du dich entscheiden kannst, Bron. Du kannst zurückkehren nach Llanpowell – oder zurück mit mir nach Pontyrmwr kommen.“

Sie vermochte kaum, ihren Ohren zu trauen. Er nahm ihre beiden Hände in seine und sprach zu ihr, als würde er um sein Leben flehen. „Ich weiß, es ist falsch und selbstsüchtig von mir, dich so etwas zu fragen, denn das Eheversprechen, das ich Isabelles Vater gegeben habe, kann ich nicht ohne drohende Vergeltung und noch mehr Schande brechen. Aber Gott möge mir vergeben, Bron, ich will dich nicht verlieren. Ich möchte dich nicht nach Llanpowell zurückschicken, damit du dort als Dienerin und Kindermädchen für Madocs Nachwuchs arbeitest. Ich will dich bei mir haben. Wenn schon nicht in meinem Haushalt, dann wenigstens ganz in der Nähe. Ich möchte, dass die Kinder, die du versorgst, unsere gemeinsamen sind. Ich weiß, dass ich ein großes Opfer von dir verlange, Bron – deine Tugend für mein Glück. Ich würde nicht im Traum daran denken, dich darum zu bitten, wenn ich nicht denken … glauben … hoffen würde, dass du mich auch willst.“

Plötzlich fiel Trefor ap Gruffydd, Lord of Pontyrmwr, vor ihr auf die Knie und schaute mit flehendem Blick zu ihr auf, als sei er ein Bettler vor dem Burgtor. Kein Kriegsheld und Gutsherr, sondern ein verletzlicher und ängstlicher Mann, einsam und voller Sehnsucht. „Ich würde deinen guten Ruf ruinieren, und alles, was ich dir dafür anbieten kann, ist dein Lebensunterhalt und meine Liebe. Denn ich liebe dich, Bron. Ich glaube, ich liebe dich schon seit jenem Tag, als ich dich hier auf dieser Straße beobachtet habe. Damals war ich zu stolz, es zuzugeben, sogar mir selbst gegenüber. Wie hätte ich das tun können, wenn alle in Llanpowell glaubten, dass ich Gwendolyn liebte und sie heiraten würde? Ich fühlte die Bürde all der Erwartungen, die ich zu erfüllen hatte, und auch einen gewissen Neid der Menschen im Umkreis von vielen Meilen. Also sagte ich mir selbst, was ich für dich empfand, sei nur vorübergehend, nur das Verlangen eines Augenblicks. Dann kehrte ich letztes Jahr nach Llanpowell zurück und sah dich in der Halle stehen. Es war, als wäre ein Siegel gebrochen und ein Tor weit geöffnet worden, denn ich erkannte plötzlich die Wahrheit, die ich stets geleugnet hatte.“

Bei seinen Worten eröffnete sich vor ihren Augen eine Zukunft von einem Leben mit Trefor. Aber nicht als seine Ehefrau. Nur als seine Geliebte. Auch wenn er sie wirklich liebte – und sie zweifelte nicht an seiner Ehrlichkeit –, was für eine Zukunft hätte sie zu erwarten? Ihr Ruf wäre zerstört, man würde über sie reden und Klatsch verbreiten. Sie wäre kaum besser als eine Dirne.

Außerdem wäre sie nicht die einzige Leidtragende. „Was ist mit Isabelle?“, fragte sie, denn auch seine Braut wäre betroffen. „Was ist mit ihrem Schmerz, wenn sie weiß, dass Ihr nachts zu mir kommt? Wenn ich ihr den Mann wegnehme?“

Trefor erhob sich von den Knien, und seine Augen brannten vor Verzweiflung, als er sagte: „Ich hätte wissen müssen, dass du nicht einwilligst. Auch wenn ich schwach und selbstsüchtig bin – du bist es nicht. Du hast recht. Vergiss, was ich gerade gesagt habe. Ich bringe dich jetzt nach Llanpowell, ganz wie du es wünschst.“

Sollte damit wirklich alles vorbei sein? Solange sie lebte, würde sie ihn immer lieben und bei ihm sein wollen.

Wenn sie aber ihren Gefühlen nachgab, war es ganz sicher auch falsch – eine große Sünde. Doch ihn zu verlieren, wäre lebenslange Qual. So wie er jetzt vor ihr stand, sah er so verletzlich und einsam aus, und er bat sie doch nur, ihn zu lieben.

Sie sollte dieses Stückchen Glück, das sie mit ihm haben konnte, dankbar festhalten.

Ihr Entschluss stand fest. Sie legte die Hände auf seine kraftvollen Oberarme und betrachtete ihn mit ruhigem Blick. „Ich habe es versucht, Trefor. Ich wollte Euch nicht mehr lieben, aber es geht nicht. Wenn ich Euch nur auf diese Weise haben kann, als Eure Geliebte, selbst wenn es nur für einen Monat oder ein Jahr ist, dann werde ich es tun. Denn ich liebe Euch von ganzem Herzen, Trefor, und ich werde Euch lieben bis zu meinem Tod.“

„Oh, Bron, Bron“, flüsterte er und zog sie an sich, um sie zu küssen.

Sie presste sich an ihn und gab ihrem Verlangen nach, ließ sich fortreißen von der aufsteigenden Welle ihrer Leidenschaft.

Stürmisch umfasste sie seine starken Arme und küsste ihn auf den Mund. Als sie seine Zunge spürte, öffnete sie bereitwillig die Lippen, und der Kuss wurde immer intensiver. Aneinandergeklammert sanken sie beide auf die Knie, dann lag Bron auf dem Rücken, und Trefor beugte sich über sie. Ihr Bett war das hohe Gras am Flussufer, das Dach über ihnen bestand aus den Zweigen der Bäume, und der Fluss spielte die zarteste Melodie, als Trefor leise ihren Namen sagte. Er streifte mit seinen Lippen mit leichten, sanften Küssen über ihr Gesicht und öffnete das Band ihres Umhangs. Die Luft war kühl, aber sein Körper spendete ihr Wärme genug.

Er streichelte ihre Brüste, und ihr Verlangen wuchs. Sie griff nach seiner Tunika und zog ungeduldig daran. „Bitte, zieht das aus“, befahl sie atemlos.

Diese Bitte erfüllte er ihr nur zu gern, riss sich Hemd und Tunika in einer Bewegung vom Körper und warf sie so weit von sich, dass sie fast im Fluss landeten.

Als er nun den Kopf neigte und ihren Mund aufs Neue eroberte, verging Bron fast vor Verlangen. Auch sie war mittlerweile halb entblößt, weil ihr Kleid hochgerutscht war. Sie presste ihren Körper an Trefors, schlang die Beine um seine Taille und hob ihm die Hüfte entgegen. Schwer atmend und begierig zog sie am Verschlussband seiner Hose, während er ihre nackten Brüste liebkoste.

Trefor atmete ebenso heftig wie sie, als er den Kopf zu ihrer Brust bewegte und seinen warmen, feuchten Mund auf ihre Brustspitze legte, daran leckte und saugte. Aus ihrer Kehle drangen unartikulierte Laute des Verlangens, als sie seine Hose herunterzog. Sie war zu ungeduldig, um den Knoten des Bandes zu lösen. Dann fühlte sie, wie hart und stark er war, ebenso bereit wie sie für das, was jetzt kommen musste.

Als sie einladend die Beine spreizte, legte er sich auf sie, küsste sie und drang langsam und tief in sie ein.

Der plötzliche Schmerz raubte ihr für einen Moment den Atem. Doch der Rausch ihrer Gefühle für Trefor ließ sie das Unbehagen rasch vergessen.

Trefor hielt kurz inne, hob den Kopf und sah ihr tief in die Augen, dann drang er gefühlvoll erneut in sie ein.

Es schmerzte immer noch ein wenig, aber nicht so sehr, als dass sie wollte, dass er aufhörte. Nicht jetzt, nachdem sie ihm ihr Versprechen gegeben und ihm offenbart hatte, wie sehr sie ihn liebte. Nicht jetzt, nachdem auch er ihr seine Liebe gestanden hatte und sie die Bestätigung im Ausdruck seiner wunderschönen Augen gelesen hatte. „Nicht aufhören, Trefor“, flüsterte sie. „Ich will Euch.“

„So wie ich dich. Ich brauche dich, Bron. Ich werde dich immer begehren“, versprach er und bewegte sich in ihr.

Das Gewicht seines Körpers war ebenso erregend wie die Berührung seiner Hände auf ihrer Haut. Er streichelte sie mit den Fingerspitzen und liebkoste sie überall. Er küsste und leckte, saugte und kitzelte Bron, bis sie den Schmerz vergaß und nur noch süße Wonne zurückblieb – und das Verlangen nach mehr.

Sie ließ ihre Hände über seine erhitzte Haut gleiten, erforschte jeden Zoll seines Körpers, und bog sich ihm entgegen, wenn er in sie drang. Sie rang nach Luft, stöhnte seinen Namen und bat ihn, nicht aufzuhören. Er fühlte sich so gut, so richtig an. Und dann löste sich mit einem Mal ihre Spannung, wie ein trockener Zweig, der zerbricht. Sie stieß einen Schrei aus, bäumte sich auf und krallte sich an Trefors Oberarmen fest. Ihre Beine zitterten. Gleichzeitig stöhnte er laut an ihrem Ohr, wie ein wildes Tier. Bebend bog er seinen Rücken durch und hielt sie umklammert, bis er endlich seinen Kopf auf ihre Brust sinken ließ, als wäre er völlig erschöpft.

„Um Gottes willen!“, stieß er keuchend aus. „Du hast mich fast umgebracht, Bron.“

Sie bewegte sich ein wenig, und zwischen ihren Beinen breitete sich ein leichtes Ziehen aus. „Ich glaube, ich bin diejenige, die verwundet ist, Herr.“

„O ja, natürlich“, sagte er leise und zog sich zurück. Er stand auf und ordnete seine Beinkleider. „Nicht bewegen“, mahnte er sie, als sie sich aufsetzen wollte, und sah hinab auf ihre zerknitterten Kleider und das Blut an ihren Oberschenkeln.

„Was habt Ihr vor?“, fragte sie, als er sich am Flussufer hinkniete und sein Hemd ins Wasser tauchte.

„Ich bringe dir etwas, womit du dich säubern kannst.“ Er kam zurück und reichte ihr das Tuch.

„Aber …“

„Reinige dich, und dann kehren wir zurück nach Hause“, sagte er.

Nach Hause. Pontyrmwr, nicht Llanpowell. Mit ihm, ihrem Geliebten. „Gewiss, Herr.“

„Trefor, Bron. Bitte nenne mich nicht ‚Herr‘, wenn wir allein sind.“

„Ja, He… Trefor.“ Sie wischte die Anzeichen dafür ab, dass sie sich geliebt hatten.

„Ich spüle nur noch mein Hemd aus, dann bringe ich dich zurück nach Pontyrmwr“, sagte Trefor.

Sie warf ihm einen fragenden Blick zu und kleidete sich an.

„Es wird großes Aufsehen erregen, wenn man uns sieht.“ Jeder würde sofort vermuten – oder vielmehr wissen, dass sie mehr als nur Herr und Magd waren.

Aber das gehörte zu der Entscheidung, die sie getroffen hatte. Von nun an musste sie den Verlust ihres Rufs als Preis für ihr Glück hinnehmen.

Trefor zog die dunklen Brauen zusammen, als er sein nasses Hemd überstreifte und darüber die Tunika zog. „Oder soll ich lieber einen Wagen für dich holen?“

Wieder eine Entscheidung, aber diese war nicht so schwierig. „Es hat keinen Zweck zu lügen. Sie finden sowieso schnell genug heraus, dass ich deine Geliebte bin. Es war meine eigene Entscheidung, Trefor. Vergiss das nicht. Jedes Problem, das auf mich zukommt, habe ich mir selbst zuzuschreiben, und ich werde alles akzeptieren, weil ich dich liebe.“

„Du bist eine tapfere Frau, Bron, aber auch eine ehrliche, und du wirst selbst wissen, was am besten für dich ist.“

Nein, ich bin ganz und gar nicht tapfer, dachte sie, als er die Pferde holen ging. Sie hatte Angst vor dem Getuschel und Gerede und davor, was passieren würde, wenn er sie eines Tages nicht mehr wollte. Wenn sie wirklich ehrlich wäre, würde sie ihm das sagen und ihn fragen, wie er sich vorgestellt hatte, sie zu versorgen.

Stattdessen akzeptierte sie vorerst die Situation, wie sie war, denn sonst riskierte sie, den Mann zu verlieren, den sie liebte.

Fast zwei Wochen später stand Bron am Fenster von Trefors Schlafkammer und sah hinab auf das Dörfchen, das ziemlich schnell um die Burg herum gewachsen war. Seit der Schlossherr mit seinem Bruder Frieden geschlossen und die bezahlte Söldnertruppe entlassen hatte, sprach es sich in der Gegend wie ein Lauffeuer herum, dass Trefor ap Gruffydd ein ebenso guter und gerechter Herr war wie Madoc.

Trefor stellte sich hinter Bron, legte seine Arme um sie und zog sie an seinen nackten Körper. „Woran denkst du gerade, Liebe meines Lebens?“

„Dass dies vielleicht die letzte Nacht ist, die ich in deinem Bett verbracht habe“, erwiderte Bron. Sie dachte daran, wie Trefor eben noch ausgesehen hatte. Er hatte auf dem Rücken gelegen, sein Haar auf dem Kissen ausgebreitet, und sie hatte rittlings auf ihm gesessen und sich im Rhythmus der Leidenschaft auf und ab bewegt.

Danach hatte sie ihm liebevoll eine Strähne aus der Stirn gestrichen, und er nannte sie seine Geliebte, die sie für immer bleiben würde. Er hatte sie geküsst und gestreichelt, bis sie beide wieder erregt und bereit waren, sich erneut zu lieben. Sie hatten mit zärtlichen Küssen begonnen und in feuriger Ekstase geendet.

Nun deutete Trefor mit dem Kinn in Richtung eines noch unfertigen Gebäudes, das gerade jenseits des Burggrabens und der neuen Außenmauer errichtet wurde. „Sieh nur, dort ist dein Haus, und es wird bald vollendet sein. Ich werde mich um dich kümmern, Bron, und es soll dir an nichts fehlen. Wenn die neue Mauer steht, werde ich das Fenster deines Schlafgemachs immer noch von hier aus sehen können. Wenn du dann eine Kerze dort aufstellst, ist sie wie ein Stern, der mich zu meiner Liebsten leitet.“

Wenn es so war, stahl sie dann nicht seiner Braut etwas sehr Wertvolles? Ihr Gewissen meldete sich wieder. Wie konnte Isabelle jemals die Zuneigung ihres Gatten erringen, wenn er weiterhin seine Geliebte besuchte?

Heiße Tränen der Scham und Sorge stiegen in Brons Augen auf, aber sie unterdrückte sie, damit Trefor sie nicht sah. Aus freien Stücken war sie hierhergekommen und hatte den Preis akzeptiert, den sie dafür zahlen musste.

Trefor drehte sie zu sich herum, aber sie konnte und wollte ihm nicht in die Augen sehen.

„Ich wünschte, ich wäre ein besserer und klügerer Mann, Bron“, sagte er leise. „Ich hätte mich mehr um meine Burg und mein Land kümmern sollen, statt Männer für den Kampf zu bezahlen. Dann wäre ich jetzt frei und könnte dich heiraten.“

Sie legte ihm die Fingerspitzen auf die Lippen, um ihn zum Schweigen zu bringen. „Ich war nur eine Magd im Haushalt deines Bruders, also hättest du mich ohnehin nicht heiraten können.“

Trefor wollte zu einem Protest anheben, als Geräusche von der Außenpforte ihre Aufmerksamkeit erregten. Ein schwer beladener Wagen mit bunt bemalten Planen, gezogen von zwei kräftigen schwarzen Pferden, rollte durch das breite Holztor in den Burghof. Eine bewaffnete Eskorte ritt voran, danach folgte ein ähnliches Gefährt, dahinter ritten sechs weitere bewaffnete Männer.

Ein Kloß saß plötzlich in Brons Hals, denn sie ahnte, wer das war.

Trefor stieß einen kurzen Fluch aus. „Meine Braut und ihr Vater kommen zu früh. Ich muss hinuntergehen und sie begrüßen“, sagte er und stieg eilig in seine Kleider.

Selbstverständlich musste er das tun, und sie würde das Schloss verlassen müssen. „Ich gehe zum Haus und warte dort auf dich.“

„Ich komme, sobald ich kann“, versprach er und zog eilig die Stiefel über.

Sobald er konnte. Wann immer er sich fortschleichen konnte.

Heimlich wischte Bron eine Träne weg, die ihr über die Wange rollte, bevor er den Raum verließ.

Und sie.

6. KAPITEL

Als Bron in die überfüllte Halle kam, war sie wahrscheinlich der einzige Mensch im ganzen Schloss, der nicht den Wunsch hatte, Trefors Braut zu sehen. Die Hälfte seiner Wachen und die gesamte Dienerschaft waren da, und alle warteten in gespannter Vorfreude.

„Bron!“, rief Owain laut, als er sie erblickte. Der Junge war offensichtlich sehr aufgeregt und auch etwas ängstlich. Er lief auf sie zu und nahm ihre Hand. „Hast du die Wagen gesehen, Bron? Es sind Bilder darauf!“

„Ja, ich habe die Wagen gesehen. Jetzt muss ich aber …“

Zu spät.

Die große Tür der Halle ging auf und Trefor trat ein. An seinem Arm geleitete er eine junge Frau, die ihm kaum bis zur Schulter reichte. Sie trug einen Umhang aus flauschiger blaugrauer Wolle, dessen Kapuze mit Fuchsfell besetzt war.

Isabelle war blond und anmutig, und ihre Augen waren fast so blau wie die von Trefor. Ihre zarten Augenbrauen wölbten sich über den strahlenden Augen, der feinen Nase und den vollen, herzförmigen Lippen.

Sie war sogar noch bezaubernder und lieblicher, als Gwendolyn gewesen war.

Ihrem Liebreiz gemäß betrug sich Isabelle sittsam, hatte den Blick gesenkt, und ihr Gesichtsausdruck verriet ihre Gefühle nicht.

Wie sollte Trefor sich nicht in so eine Frau verlieben, außer wenn sie vielleicht zänkisch war?

Gott möge mir vergeben, aber ich bete darum, dass Isabelle eine mürrische Ziege ist!

Hinter ihnen her schritt ein älterer Mann, der Isabelles Vater sein musste. Er war gut gekleidet, sein Gesicht war schmal, und er hatte eine lange Nase. Mit prüfendem Blick schaute er sich überall um, als würde er den Wert der Halle und ihrer Einrichtung abschätzen. Auch alles andere betrachtete er genau, einschließlich der Dienerschaft. Als sein eisiger, berechnender Blick auf sie fiel, wurde es Bron kalt bis auf die Knochen.

Trefor geleitete seine Braut zum Podest und lud seine Gäste mit einer höflichen Handbewegung ein, auf den neuen, mit Schnitzereien verzierten Eichenstühlen mit den wertvollen Seidenkissen Platz zu nehmen. Dann fiel sein Blick auf Owain und Bron.

Sie hatte gehofft, sich unauffällig zurückziehen zu können, aber das war nun leider unmöglich. Zumal jetzt, da auch die Braut und ihr Vater zu ihnen herübersahen.

„Ich möchte Euch meinen Sohn vorstellen“, sagte Trefor. „Owain, komm her zu mir und begrüße unsere Gäste.“

Der Junge rührte sich nicht von der Stelle.

„Geh hin und begrüße sie, wie man es dich gelehrt hat“, sagte Bron und schob ihn sanft vorwärts, damit sie selbst sich in Richtung Küche davonschleichen konnte.

Owain klammerte sich an ihre Hand. „Ich mag den Mann aber nicht!“

Ich auch nicht, hätte sie gern gesagt, aber das spielte hier keine Rolle, denn es musste leider sein. „Dein Vater hat dich gerufen, Owain. Geh und begrüße mit Anstand seine Gäste.“

„Nein!“, schrie er. „Ich will nicht!“

Noch nie war der Trotz des Kindes weniger angebracht gewesen. „Bitte, Owain“, drängte sie. Trefors Gesicht lief bereits rot an, der Brautvater runzelte die Stirn, und die Braut … Bron wusste nicht, was die Braut machte, weil sie nicht hinschaute. „Owain, du machst deinem Vater große Schande, und dir selbst auch!“

Der Widerstand des Kindes war verflogen, aber jetzt hatte Owain Angst bekommen, und seine Unterlippe zitterte.

„Soll ich mitgehen?“, bot Bron ihm an, denn in diesem Augenblick zählte ihr eigenes Unbehagen nicht, und sie wollte dem verängstigten Kind helfen.

Owain nickte, und gemeinsam schritten sie zu dem Podest, auf dem die hohen Herrschaften saßen.

„Dies ist mein Sohn, Owain ap Trefor ap Gruffydd“, sagte Trefor, als sie bei ihm und seinen Gästen ankamen.

Owain drückte Brons Hand so fest, dass es wehtat, aber er brachte eine kleine Verbeugung zustande.

„Owain, dies ist Isabelle, und das ist ihr Vater, Sessylt ap Balawn.“

„Es freut mich, dich kennenzulernen, Owain“, sagte Isabelle mit weicher und angenehmer Stimme. „Du bist genauso hübsch wie dein Vater.“

Offenbar war sie leider doch keine mürrische Ziege … zumindest bisher noch nicht.

„Darf ich gehen, Vater?“, fragte Owain.

„Ja sicher, du kannst gehen. Und Bron auch.“

Trefors Stimme klang kalt und distanziert, so als wären sie sich noch nie begegnet. Sie sagte sich, dass es so sein musste, damit seine Braut nicht sofort merkte, was Bron ihm bedeutete. Dennoch fühlte sie sich, als würde ihr das Herz erneut brechen, als sie seinen Sohn wegführte.

Zwei Tage später saß Bron allein im Erdgeschoss ihres Hauses. Dort gab es nur zwei Zimmer, nämlich die Küche und einen weiteren Raum. Das erste Stockwerk bestand aus einem einzigen Zimmer und war ausgestattet mit einem bequemen Bett, Waschtisch und einer hölzernen Truhe für ihre Kleider.

Trefor war seit Isabelles Ankunft noch nicht bei ihr gewesen.

Bron fragte sich, ob er womöglich Gewissensbisse bekommen hatte, zum jetzigen Zeitpunkt mit ihr ins Bett zu gehen. Vielleicht hatte ja auch Isabelles Anblick das Verlangen nach seiner Braut erweckt. Bei ihr brauchte er sich nicht schuldig oder beschämt zu fühlen.

Vielleicht war er aber auch so beschäftigt mit den Hochzeitsvorbereitungen, dass er keine Zeit hatte, zu ihr zu kommen.

Oder die Braut wusste bereits von seiner Mätresse und hatte sich so darüber aufgeregt, dass Trefor beschlossen hatte, sich von ihr fernzuhalten. Für ihn wäre es in der Tat viel einfacher, sie nicht mehr zu sehen. Vielleicht würde seine Glut allmählich abkühlen und seine Liebe vergehen. Dann würde es irgendwann an der Tür klopfen und der Amtmann, ein Wächter oder ein Diener würde kommen und ihr mitteilen, dass sie das Haus und womöglich gar das Dorf verlassen musste …

Ein lautes Klopfen an der Tür riss sie aus ihren bangen Überlegungen.

Bron tat ihr Bestes, sich zu beruhigen und trotz ihrer schlimmen Befürchtungen eine gefasste Miene aufzusetzen, und ging zur Tür.

Es konnte ja auch bloß das Mädchen sein, das Trefor etwas früher am Tage bereits zu ihr geschickt hatte. Obwohl Bron der Magd eigentlich gesagt hatte, sie solle zum Schloss zurückkehren, weil das Haus nicht groß sei und sie nicht genug Arbeit für sie habe. Sie brauchte – und wollte – keine Magd.

Es war nicht der Amtmann und auch kein Wächter oder die Dienstmagd. Trefor selbst stand vor der Tür, zusammen mit seinem Sohn.

Eine Welle der Erleichterung durchflutete sie. Trefor würde zwar vielleicht selbst kommen, wenn er vorhatte, sie fortzuschicken, aber er würde nicht Owain dazu mitnehmen, wenn das seine Absicht war.

„Bitte tretet ein, Herr“, sagte sie und öffnete die Tür noch weiter.

Als er hereinkam, sah Bron dunkle Schatten unter seinen Augen, so als hätte er nicht besser geschlafen als sie. Owain lief sofort an ihr vorbei und sah sich zufrieden um, als sei es seine Idee gewesen, ihr dieses Haus zu geben. „Du hast das alles für dich allein, Bron!“

„Ja“, sagte sie lächelnd, obwohl sie sich gar nicht glücklich fühlte.

„Du hast kein Feuer an“, bemerkte Trefor. „Brauchst du Holz?“

„Ich habe genug, danke“, erwiderte sie. „Ich brauche keins. Darf ich fragen, was Euch und Euren Sohn heute zu mir führt, Herr?“

„Ich wollte dein Haus sehen, Bron“, antwortete Owain an seiner Stelle.

„Vermutlich meinte er, du wohnst in einer armseligen Hütte“, sagte Trefor mit einem Lächeln, das aber nicht seine Augen erreichte.

„Nun, Owain, wie du sehen kannst, habe ich es hier ganz bequem.“

„Kann ich mal nach oben gehen? Vater sagt, du kannst seine Privatgemächer von deinem Fenster aus sehen.“

„Geh nur“, antwortete sie.

Mit einem Jubelruf lief Owain zur Treppe und kletterte hinauf, während Bron sich seinem Vater zuwandte.

Er ließ ihr nicht einmal Zeit zum Luftholen, sondern zog sie sogleich in seine Arme und verschloss ihre Lippen mit einem Kuss.

„O Bron, es erschien mir wie eine Ewigkeit“, murmelte er und bedeckte ihr Gesicht mit Küssen.

„Mir auch“, flüsterte sie und hielt ihn ganz fest umarmt. „Ich habe dich so sehr vermisst!“

„Du hattest recht, Vater!“, rief Owain plötzlich hinter ihnen.

Sie fuhren auseinander, als der Junge die Treppe hinunterpolterte.

„Vater hat mir versprochen, dass ich dich jederzeit besuchen darf“, verkündete er, als er unten ankam. Er war so begeistert, als wäre er auf eine Goldader gestoßen.

„Wenn es dir recht ist, Bron“, fügte Trefor hinzu.

„Es wird mir ein Vergnügen sein, und du kannst immer kommen, wenn du Lust hast“, beruhigte sie den Jungen und damit auch seinen Vater.

„Fein!“, rief Owain begeistert. Dann runzelte er die Stirn. „Was ist eigentlich eine Metze, Vater? Isabelles Vater hat gesagt, Bron ist eine.“

Bron wurde von heißem Schamgefühl überflutet. Wenn sie daran dachte, dass Owain so etwas zu hören bekam …

„Wann?“, verlangte sein Vater zu wissen.

Owain verzog verwirrt sein kleines Gesicht. „Gestern, als du in den Stallungen warst. Isabelle hat geweint, aber ihr Vater hat gesagt, sie soll nicht weinen, und dass Bron nur eine Metze ist, aber dass Isabelle eine Lady sein wird.“ Er lächelte Bron hoffnungsvoll an. „Egal, was es ist, bestimmt bist du die allerbeste hier in Pontyrmwr, Bron.“

Sie musste sich abwenden, damit Owain ihre Betroffenheit nicht sah.

„Bron als Metze zu bezeichnen ist kein Kompliment, mein Sohn“, sagte Trefor streng. „Nenne sie nie wieder so.“

Bron hatte inzwischen ihre Gefühle weitestgehend unter Kontrolle, drehte sich zurück und sah den errötenden Jungen an. „Es ist schon in Ordnung, Owain“, versicherte sie ihm und seinem Vater. Daran würde sie sich gewöhnen müssen, und wahrscheinlich an noch mehr Bezeichnungen dieser Art.

Mit ihren Worten vertrieb sie die Verlegenheit des Kleinen.

„Ich finde, Vater sollte lieber dich heiraten“, verkündete Owain. „Er lacht viel mehr, seit du in Pontyrmwr bist. Aber seit die andere Frau hier angekommen ist und du nicht mehr im Schloss bist, hat er nicht ein einziges Mal gelächelt. Isabelle will ihn doch auch nicht heiraten, denn warum würde sie sonst so viel weinen?“

Ja, warum eigentlich? Bron wunderte sich, und die bereits begrabene Hoffnung regte sich wieder in ihr. Andererseits, wenn Isabelle Trefor nicht wollte, würde er eine andere reiche Erbin oder Edelfrau heiraten müssen.

„So, ich finde, wir sind jetzt lange genug hier gewesen“, verkündete Trefor. „Verabschiede dich von Bron, und dann warte bitte draußen auf mich, Owain.“

„Ich will aber nicht …“

Der Kleine verstummte, als sein Vater ihn mit zusammengezogenen Augenbrauen ansah, und sagte Bron kleinlaut Lebewohl.

Sie versuchte, ihn und sich aufzumuntern, indem sie lächelnd sagte: „Besuche mich bald wieder, Owain, ich freue mich immer, dich zu sehen.“

Der Junge nickte stumm, dann marschierte er ohne weitere Widerworte durch die Tür nach draußen.

„Es ist noch gar nicht lange her, da wäre er nicht so brav gegangen“, meinte Trefor und zog sie wieder an sich. „Auch dafür schulde ich dir Dank.“

Sie schmiegte sich an ihn und war froh über seine Dankbarkeit, aber sie dachte an den kommenden Tag. Bald würde er einer anderen gehören. Wenn sie sehr stark war, wenn sie es schaffte, gut und selbstlos zu sein, dann würde sie sich nicht zwischen ihn und seine Braut stellen.

„Heute Abend komme ich wieder“, versprach Trefor.

Schon zum zweiten Mal wollte er den Abend vor seiner Hochzeit mit einer anderen als seiner Braut verbringen. Damals war großes Unglück daraus entstanden.

Auf was für eine Art von Ehe konnte er hoffen, welche Chance auf Glück hatte er, wenn Bron für immer zwischen ihm und seiner Braut stand?

„Nein, nicht in dieser Nacht“, sagte sie und zog sich ein wenig zurück. „Du solltest dich lieber ausruhen, denn morgen ist das große Fest, und du erwartest viele Gäste. Du wirst schon genug zu tun haben, wenn du nur versuchst, deinen Onkel Lloyd vom übermäßigen Trinken abzuhalten.“

Trefor strich mit einer Fingerspitze über ihre Wange. „Und ich dachte, du vermisst mich“, sagte er stirnrunzelnd und küsste sanft ihr Gesicht.

„Sehr sogar.“ Sie seufzte, denn sie kämpfte gegen das Verlangen an, das er mit seiner Berührung ausgelöst hatte. Sie musste stark sein und tun, was notwendig war – für ihn, aber auch für seine zukünftige Gemahlin.

„Heute Abend wärest du bestimmt müde und abgelenkt. Aus selbstsüchtigen Gründen würde ich lieber warten, bis die Gäste abgereist sind und wir mehr Zeit füreinander haben.“

Schon während sie noch sprach, wurde ihr bewusst, dass ihre Entschlossenheit nicht anhalten würde, wenn er sie noch einmal küsste.

„Vielleicht hast du recht“, sagte er seufzend. „Ich sollte wohl besser warten, bis die Dinge sich … beruhigt haben.“

„Ja, genau“, meinte sie zustimmend und trat noch einen Schritt von ihm zurück, bevor sie ihn noch anflehen würde, bei ihr zu bleiben und sie zu lieben.

„Ich werde warten“, log sie.

7. KAPITEL

Als über den schroffen Felsen im Osten die Sonne aufging, stand Bron wartend am oberen Fenster ihres Hauses. Sobald die Leute aus dem Dorf im Schloss waren, um an Trefors Hochzeitsfeier teilzunehmen, würde sie die Ledertasche mit ihren Kleidern und etwas Wegzehrung nehmen und fortgehen.

Von ihr erwartete niemand, dass sie an der Hochzeitszeremonie oder an der anschließenden Feier teilnahm, nicht einmal Lady Roslynn oder Lord Madoc. Da sich Gerüchte stets mit höchster Geschwindigkeit verbreiteten, hatten sie sicher schon gehört, dass sie Trefors Geliebte geworden war.

Das bedeutete auch, dass niemand sie mehr in Llanpowell erwartete. Bevor irgendjemand bemerkte, dass sie Pontyrmwr mit unbekanntem Ziel verlassen hatte, konnte sie schon viele Meilen weit fort sein. Später würde sie ihren Brüdern eine Nachricht senden, dass sie am Leben war und es ihr gut ging – vorausgesetzt, sie wäre wirklich am Leben und es ginge ihr gut.

Das Geräusch eiliger Schritte riss sie aus ihren besorgten Überlegungen, dann sprang die Haustür krachend auf, als wäre ein großer Felsbrocken dagegen geprallt.

„Bron!“, rief Trefor. „Bron!“

Was wollte er hier, noch dazu am Tag seiner Hochzeit?

Bron warf schnell ihr Schultertuch um und eilte die Treppe hinab.

„Ist Owain hier?“, fragte er eindringlich, sobald er sie erblickte. Sein Gesicht war so verzweifelt, wie sie es noch nie zuvor gesehen hatte.

Er war glatt rasiert und trug seine festlichen Hochzeitsgewänder – eine dunkle Wolltunika, schwarze Beinkleider und seine besten Stiefel. Um seine Hüfte war ein weicher Lederriemen gegürtet, der mit Bronze beschlagen war.

Seine Augen blickten jedoch wie die eines Mannes, der Höllenqualen litt.

„Ich habe ihn nicht mehr gesehen, seit ihr …“

„Er ist fort, und sein Lager ist unberührt“, sagte Trefor in verzweifeltem Ton. Er fuhr mit der Hand durch seine wirren Haare. „Jeder dachte, er sei ins Bett gegangen, und ich … war so in meine Gedanken versunken, dass ich ihm nicht einmal gute Nacht gewünscht habe. O Bron, wo kann er nur hingegangen sein? Um diese Zeit? Warum habe ich gestern Abend nicht mit ihm gesprochen? Ich wusste, dass er wegen der Hochzeit durcheinander war, aber ich war völlig in meine eigenen Gedanken vertieft und voller Selbstmitleid.“

Jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt für Vorwürfe, weder für ihn noch für sie. „Vielleicht fand er es zu laut in der Halle und ist woanders schlafen gegangen?“, überlegte sie.

„Ich habe das ganze Schloss von oben bis unten durchsuchen lassen – jeden Lagerraum, jeden Schrank, jedes Regal. Ich habe sogar – Gott helfe mir – befohlen, in den Brunnen hinabzusteigen und dort zu suchen. Und dann fiel mir ein, dass er vielleicht hierhergekommen sein könnte.“

„Ich wünschte, er wäre es“, antwortete sie teilnahmsvoll, weil sie sich inzwischen große Sorgen um den kleinen Owain machte, der irgendwo draußen allein herumirrte. Es gab Sümpfe und auch den Mühlteich, und in der letzten Nacht war der Mond die meiste Zeit von Wolken verdeckt gewesen, wie sie sich erinnerte.

„Vielleicht wollte er nach Llanpowell?“, mutmaßte sie.

„Daran habe ich auch schon gedacht und einen Suchtrupp ausgeschickt, während wir das Schloss durchkämmt haben. Sie sind gerade zurückgekommen. Keine Spur von Owain. Ich habe sie gleich wieder zurückgeschickt, damit sie noch einmal nachsehen und auch noch die Wegränder und das Gebüsch durchsuchen, falls Owain sich dort vor ihnen versteckt hat. Auch dem Müller habe ich eine Nachricht gesandt, damit er die Mühle und den … und ich dachte, wir sollten auch … O Gott, Bron“, sagte er stöhnend. „Der Mühlteich muss auch abgesucht werden.“

Der Herr von Pontyrmwr, ein tapferer Kämpfer und Nachfahre vieler Kriegsmänner, sank auf die Knie und schlug die Hände vor das Gesicht. „O Gott, Bron, ich weiß nicht mehr, was ich noch tun soll!“

Sie kniete sich vor den Mann, den sie liebte, und nahm sanft sein Gesicht zwischen ihre Hände. „Er ist bestimmt nur irgendwo hingegangen, um nachzudenken oder zu schmollen, oder beides.“ Sie lächelte bekümmert. „Hast du das früher nicht auch getan, wenn du Kummer hattest?“

„Habe ich das?“, flüsterte er mit so verwirrter Miene, als könnte er nicht klar denken. Vielleicht war es in diesem Moment auch so.

„Doch, wirklich. Geh zum Schloss zurück, Trefor, und sende noch mehr Suchmannschaften aus. Ich mache mich auch selbst auf die Suche.“

Und obwohl es Trefor möglicherweise wehtun würde, musste sie es dennoch aussprechen. „Wenn er wegen der Hochzeit durcheinander ist, antwortet er vielleicht eher auf meine Rufe als auf die von dir oder deinen Männern.“

Trefor nickte und stand auf. „Ja, du hast recht“, sagte er, wieder ganz der Gebieter, obwohl der angsterfüllte Ausdruck des besorgten Vaters noch nicht aus seinem Blick gewichen war.

„Geh nun, Trefor, und ich werde mich auch aufmachen. Ich bete darum, dass wir ihn bald finden.“

„Ja“, sagte er leise, drehte sich schnell um und verließ sie.

Nachdem er gegangen war, schloss Bron die Augen, um sich besser in Owains Lage zu versetzen. Sie überlegte, wohin er gegangen sein könnte, und ob es etwas gab, woran bisher niemand gedacht hatte. Wenn er wegen Trefors Heirat wütend, verängstigt und verwirrt war, wo würde er sonst noch hingehen, außer zu ihr?

Vielleicht zu Madoc, dem Mann, den er bis vor ungefähr einem Jahr für seinen Vater gehalten hatte? Doch dann hätten Trefors Männer ihn schon längst finden müssen.

Wo sonst konnte er sein? In einer Kirche? Nein, nicht Owain. Er hatte ihr irgendwann erzählt, dass er Priester ziemlich furchteinflößend fand. „Wie Krähen, die darauf warten, dass ich etwas falsch mache“, hatte er gesagt.

Wenn doch nur Elidan und Idwal hier wären! Sie wüssten bestimmt einen Rat. Owains Pflegeeltern wurden jeden Moment zurück erwartet. Ob er ihnen wohl entgegengegangen war? Hatte Trefor diese Möglichkeit schon in Betracht gezogen?

Die Straße nach Caerpowys führte in die entgegengesetzte Richtung von Llanpowell und ging quer durch einen gefährlichen Sumpf, wo Madoc als Kind einmal fast ertrunken war.

Wenn er diesen Weg genommen hatte, durfte sie keinen Augenblick verlieren.

Bron lief aus dem Haus, wo sie einem von Trefors berittenen Männern begegnete.

„Gwilliam!“, rief sie. „Halt!“

Der pockennarbige Mann zügelte sein Pferd und sah sie verärgert und besorgt an. „Teile bitte Trefor schnellstens mit, dass ich glaube, Owain ist nach Caerpowys unterwegs, um Elidan und Idwal entgegenzugehen.“

Gwilliam schaute sie in plötzlich erwachter Hoffnung an. „Ja, das wäre eine Möglichkeit. Neulich sagte Owain noch, er wolle ihnen erzählen, dass …“ Gwilliam wurde rot und sah zur Seite. „Alles Mögliche eben.“

„Sage Trefor bitte sofort Bescheid. Ich mache mich schon einmal dorthin auf den Weg.“

Gwilliam nickte kurz und gab seinem Pferd die Sporen. Er galoppierte auf das Schloss zu, und Bron zog ihr Tuch enger um die Schultern und eilte zur Straße nach Caerpowys.

Und zu dem Sumpf.

„Owain!“

Sie legte die Hände wie einen Trichter um den Mund, ihre Stimme war schon heiser, ihre Füße nass. Bron rief immer wieder. Sie war nun schon so weit von Pontyrmwr entfernt, wie ein kleiner Junge überhaupt nur laufen konnte, aber bisher hatte sie noch keinen Hinweis auf Trefors Sohn gefunden. Allmählich schwand ihre Hoffnung, dass er in diese Richtung gegangen war.

„Owain!“, versuchte sie es noch einmal. Sie fragte sich, ob es wohl besser wäre umzukehren. Oder sollte sie anhalten und auf die Männer aus dem Schloss warten, damit diese die weitere Suche übernehmen konnten?

„Bron!“

Die Stimme klang schwach und erschöpft und war so leise, dass sie fast daran zweifelte, sie überhaupt gehört zu haben. Dennoch erwachte neue Hoffnung in ihr, und sie rief Owains Namen noch einmal. Dann blieb sie bewegungslos auf dem Pfad stehen und strengte sich an, besser zu hören.

„Hier, Bron!“

Es war tatsächlich Owain!

„O Gott, ich danke dir! Ich danke dir!“, murmelte Bron vor sich hin, und Tränen der Erleichterung strömten ihre Wangen hinab. Sie suchte das unebene, steinige Gelände mit den Blicken ab. Einige tote, verwilderte Büsche waren die einzigen Anhaltspunkte in der eintönigen Umgebung und erinnerten sie daran, dass der Untergrund schwierig und gefährlich war. „Ruf noch einmal, Owain!“

„Bron, ich bin eingeklemmt!“

Endlich sah sie eine Bewegung – einen kleinen Zweig, der hinter einem großen Felsen hin und her geschwenkt wurde. Es war eine Entfernung von höchstens zwanzig Metern bis zu ihr, etwa zehn vom Wegrand aus. Owain musste im Dunkeln vom Weg abgekommen sein.

So weit sie konnte, ging sie nun auf dem Pfad, dann näherte sie sich behutsam und sehr vorsichtig, Zoll für Zoll, dem Felsbrocken.

„Mir i…ist so k…kalt, Bron!“

„Ich wärme dich gleich“, versprach sie und bemühte sich, trotz ihrer Unruhe keine hastige Bewegung zu machen, denn das konnte für sie beide verhängnisvoll sein. Sie könnte selbst steckenbleiben und in den Schlamm und das faulig riechende Wasser hineingezogen werden, wenn sie nur einen falschen Schritt machte.

„Und ich habe Hunger.“

„Natürlich. Zu Hause in Pontyrmwr warten ganz viele leckere Honigkuchen auf dich.“

„Ich will aber nicht zurück! Wenn Vater dich nicht heiratet, bleibe ich nicht in Pontyrmwr“, sagte er protestierend. Sie war erleichtert, dass er immerhin noch genug Kraft hatte, um zu streiten. Wahrscheinlich steckte er noch nicht sehr lange im Moor fest. „Darüber reden wir später, wenn du ein schönes heißes Bad genommen hast und wieder satt und ausgeruht bist.“

„Ich bin die ganze Nacht gelaufen, Bron. Und niemand hat mich vermisst, oder? Mein Vater nicht und auch kein anderer.“

Seine Stimme klang tränenerstickt.

„Natürlich hat er dich vermisst. Er hat jeden im Schloss ausgeschickt, um dich zu suchen.“

„Wirklich? Jeden?“

„Alle seine Männer und die Bediensteten, und dann ist er selbst zu meinem Haus gekommen, weil er hoffte, du wärst zu einem Besuch bei mir.“

„Das wollte ich auch eigentlich, Bron, aber ich hatte Angst, wieder etwas zu sagen, das dich traurig macht.“

Sie hatte sich sehr bemüht, ihre Betroffenheit nicht zu zeigen, als Owain berichtet hatte, was Isabelles Vater gesagt hatte, aber offenbar war es ihr nicht sonderlich gut gelungen. Nun wollte sie nicht, dass der Junge sich nicht noch mehr aufregte.

„Ich freue mich immer, dich zu sehen, Owain, und wenn ich manchmal ein wenig traurig bin, dann schaffst du es, mich aufzumuntern.“

„W…wirklich?“

„Ja“, sagte sie beruhigend, als sie endlich bei dem Felsen angekommen war. Sie stützte sich mit den Händen auf der Oberseite ab und bewegte sich seitlich daran entlang, bis sie endlich Owain vor sich sah. Er steckte bis zu den Schultern in Schlamm und Wasser. Mit beiden Händen hielt er sich an der vorstehenden Wurzel eines umgestürzten, knorrigen alten Baumes fest. Der Zweig, mit dem er gewunken hatte, lag etwas abseits. Der tapfere kleine Junge musste die Wurzel mit einer Hand losgelassen haben, um den Zweig mit der anderen Hand zu schwenken. Man musste kein Arzt oder Heilkundiger sein, um zu sehen, dass das Kind fast am Ende seiner Kräfte war. Sein Gesicht war bleich und angespannt, und von der Kälte hatte er bläuliche Lippen. In diesem Zustand wollte sie ihm nicht widersprechen, um ihn nicht noch mehr zu ängstigen. „Ich ziehe dich gleich heraus, Owain.“

„Geh nicht dort entlang!“, rief er, als sie nach rechts ging. „Da bin ich gewesen, als es passiert ist. Es ist sehr glatt!“

„Ich bin ganz vorsichtig“, erwiderte sie und tastete sich nach links vor. Mit einer Hand stützte sie sich am Felsen ab, und mit dem Fuß prüfte sie den Boden erst, bevor sie ihr Gewicht darauf verlagerte. Wenn sie es bis zu dem Baum schaffte, konnte sie sich darauf legen oder setzen, um an Owain heranzukommen.

Langsam und vorsichtig tastete sie sich voran. Owain schauderte, und mehrmals fielen ihm die Augen zu. Sie musste ihn wach halten. Wenn er einschlief, könnte sein Griff nachlassen und er würde unter Wasser sinken. „Owain, habe ich dir schon einmal erzählt, wie ich meiner Mutter beim Garnfärben geholfen habe und in den Bottich gefallen bin?“

Er öffnete wieder die Augen. „W…wirklich?“

„Ja, wirklich. Ich stand auf einem Schemel und habe mich zu weit nach vorne über den Bottich gebeugt. Wir hatten Brombeeren zum Färben benutzt, und als ich endlich wieder draußen war, hatte ich eine wunderbare blaue Farbe. Überall war ich blau, sogar meine Haare. Dein Onkel Madoc hat gesagt, ich sähe aus wie eine große Brombeere. Seitdem mache ich mir nicht mehr viel aus Brombeeren.“

Owain lächelte schwach, als sie endlich den umgestürzten Baum erreichte.

„Ich lege mich jetzt auf den Baumstamm und rutsche nach vorne, bis ich deine Hand nehmen kann“, sagte sie. Wenn er zu tief im Schlamm steckte, um ihn allein herauszuziehen, konnte sie ihn wenigstens festhalten, bis Hilfe kam.

Sie beachtete die Baumknoten und spitzen Ästchen nicht, die ihre Haut zerkratzten, sondern kroch langsam vorwärts, bis der Stamm anfing, sich zu Owain nach unten zu neigen. Sie hielt sich krampfhaft fest und hielt den Atem an, weil sie befürchtete abzurutschen, wenn sie sich zu schnell bewegte. Schließlich schaukelte der Baum wieder nach oben.

„Ich muss mich jetzt ganz, ganz langsam bewegen, Owain“, warnte sie ihn. „Kannst du etwas mehr zur Seite rutschen, ein bisschen weiter weg vom Stamm?“

„I…ich k…kann mich überhaupt nicht bewegen.“

„Macht nichts“, beschwichtigte sie. „Du bist wirklich sehr stark und mutig, weil du dich so lange festhalten kannst, während ich so langsam bin wie eine alte Frau.“

„D…du bist nicht alt. W…wenn Vater d…dich nicht heiratet, d…dann mache ich das, wenn ich groß bin.“

„Versprochen?“, fragte sie, um ihn weiter zum Sprechen zu bringen, und kroch Zoll um Zoll vorwärts.

„J…ja.“

„Dann werde ich ja doch noch eine Lady.“

„D…das solltest d…du auch sein“, sagte er, dann sank sein Kopf zur Seite, und die Augen fielen ihm zu.

„Ich bin hier, Owain!“, rief sie, als sie endlich nah genug herangekommen war. „Mach die Augen auf! Ich nehme jetzt deine Handgelenke.“

Das konnte sie allerdings nur bewerkstelligen, wenn sie mit beiden Armen auf seiner Seite des Baumes war. Dazu musste sie ihren Körper wenden und die Füße auf der anderen Seite herunterhängen lassen. Es war sehr schwierig, aber der Baumstamm war zu dick, um es anders zu versuchen. Endlich umfasste sie Owains mit braunem Schlamm bedeckten Handgelenke. „Ich habe dich!“

Sie zog ihn zu sich, und er glitt ein Stückchen höher, aber nur ein paar Zoll, dann fiel Bron beinahe selbst vornüber.

„Ich stecke f…fest!“

Das stimmte, er steckte so tief, dass sie ihn allein und ohne Hilfe nicht herausziehen konnte. „Dann warten wir eben noch ein Weilchen. Es wird nicht mehr lange dauern. Unterwegs habe ich Gwillian getroffen und ihm gesagt, er solle deinem Vater ausrichten, wohin ich unterwegs war. Er ist bestimmt bald hier, ganz sicher. Bis dahin singe ich dir ein Lied vor. Es handelt von Schafen im Frühling.“

8. KAPITEL

Die Zeit verging quälend langsam, und jeder Moment fühlte sich so lang an wie eine Ewigkeit. Bron hielt Owain fest und sang. Ihre Stimme begann zu zittern und wurde schwächer, und ihre Arme schmerzten, als würden sie aus den Schultergelenken gezogen.

Und dann – o gütiger Gott! – hörte sie Trefors Stimme ihre beiden Namen rufen.

„Hierher!“, rief sie, so laut sie konnte. „Wir sind hier! Seid vorsichtig!“

Endlich erschien Trefor hinter dem Felsen, und noch mehr Männer kamen hinter ihm.

Er fluchte leise, als er die Situation erkannte, und befahl den Leuten, eine Kette zu bilden, mit ihm ganz vorn. „Jetzt dauert es nicht mehr lange, Owain. Halte durch, Bron“, sagte er beruhigend und tastete sich um den Felsen herum. Gwillian und die anderen folgten.

Über den Baumstamm kroch er vorsichtig auf sie zu, bis der Stamm sich wegen des zusätzlichen Gewichts wieder gefährlich nach unten neigte. Bron schrie erschrocken auf.

„Kannst du dich irgendwie nach hinten bewegen, Bron?“, fragte er.

„Nein, Owain steckt fest“, erwiderte sie. Sie schaute auf den Kleinen hinunter, der die Augen wieder geschlossen hatte. „Schnell, Trefor! Um Gottes willen, beeile dich!“

„Du musst ruhig liegen bleiben.“ Trefor befahl zwei Männern, sich als Gegengewicht hinten auf den Baum zu setzen, dann legte er sich auf den Bauch und rutschte vorwärts wie eine Schlange, bis er an Owain herankam. „Ich habe ihn. Du kannst jetzt loslassen, Bron.“

„Wir ziehen besser beide gemeinsam“, meinte sie, weil sie erst dann loslassen wollte, wenn der Kleine in Sicherheit war.

„In Ordnung. Bereit? Jetzt!“

Sie wusste nicht, ob sie überhaupt einen Anteil an der Rettung hatte. Der klebrige, triefende Schlamm machte ein schreckliches, schmatzendes Geräusch, als sie Owain langsam aus dem Moor zogen. Sein Vater ließ nicht nach, bis er sich aufsetzen und seinen besinnungslosen Sohn in den Armen wiegen konnte.

Autor

Margaret Moore

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Foto: ©  Johnson Photography

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