Hochzeit mit dem Millionär

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FLITTERWOCHEN MIT DEM MILLIONÄR

Mitten in der Nacht versperrt ihr an der Strandpromenade eine Limousine den Weg. Eloisa gerät fast in Panik: Weit und breit ist niemand zu sehen! Da öffnet sich die Tür und ein unverschämt attraktiver Mann steht vor ihr. Jonah Landis, denkt Eloisa schockiert. Ein Jahr ist es her, dass sie ihm im Überschwang der Gefühle das Jawort gegeben hat. Doch nach einer atemberaubenden Hochzeitsnacht musste sie Jonah verlassen, um ihre wahre Identität zu schützen. Jetzt steht der Millionär wieder vor ihr und fordert, was sie ihm vorenthalten hat: die Flitterwochen …

PLÖTZLICH VERHEIRATET - MIT EINEM MILLIONÄR

Wenn er sie nur ansieht, zittern ihr die Knie. Wenn er sie berührt, beginnt ihr Herz zu rasen. Tamara Kendle fühlt sich diesen Gefühlen hilflos ausgeliefert. Ohne zu zögern, nimmt sie Armand De Lucas Heiratsantrag an. Weder die Millionen noch der immense Einfluss dieses faszinierenden Mannes interessieren sie. Nein, für sie ist es endlich die wahre Liebe! Armand will Tamara zwar vor allem heiraten, weil er einen Erben für sein Imperium braucht. Aber eines Tages wird sie das Herz ihres sexy und steinreichen Ehemanns erobern - je früher, desto besser …

VERHEIRATET MIT EINEM MILLIONÄR

Kribbeln im Bauch wie beim ersten Date! Elizabeth schwebt im siebten Ehehimmel, als ihr Mann sie mit einer Reise nach Frankreich überrascht. Das kleine Schwarze muss mit, das rote Negligé auch ... Reed soll seine Millionen, die Firmen und Sorgen vergessen und sich stattdessen endlich auf seine Frau und die gemeinsame Zukunft konzentrieren! Elizabeth ist voller Hoffnung. Aber nach der ersten heißen Nacht in Biarritz wird sie unsanft aus ihren Liebesträumen gerissen. Sie findet seltsame E-Mails, die ihr Mann von einer fremden Frau erhalten hat ... Was verschweigt Reed?


  • Erscheinungstag 04.11.2015
  • ISBN / Artikelnummer 9783733773052
  • Seitenanzahl 464
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Cover

Catherine Mann, Robyn Grady, Barbara Dunlop

Hochzeit mit dem Millionär

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IMPRESSUM

BACCARA erscheint 14-täglich im CORA Verlag GmbH & Co. KG

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CORA Verlag GmbH & Co. KG ist ein Unternehmen der Harlequin Enterprises Ltd., Kanada

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Redaktionsleitung:

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Vertrieb:

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Anzeigen:

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© 2010 by Catherine Mann

Originaltitel: „The Tycoon Takes a Wife“

erschienen bei: Silhouette Books, Toronto

in der Reihe: DESIRE

Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe: BACCARA

Band 1667 (12/2) 2011 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg

Übersetzung: Ute Launert

Fotos: Harlequin Books S.A.

Veröffentlicht im ePub Format in 06/2011 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

ISBN : 978-3-86295-173-4

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.

BACCARA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Führung in Lesezirkeln nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Verlages. Für unaufgefordert eingesandte Manuskripte übernimmt der Verlag keine Haftung. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Satz und Druck: GGP Media GmbH, Pößneck

Printed in Germany

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Catherine Mann

Flitterwochen mit dem Millionär

PROLOG

Madrid, Spanien: ein Jahr zuvor

Am liebsten hätte er sie mit Schmuck überschüttet.

Jonah Landis strich genüsslich über den nackten Arm der Frau, die neben ihm schlief. Dabei fragte er sich, welches der Familienerbstücke am besten zu ihrem dunklen Haar passen würde. Rubine? Smaragde? Oder eine Kette mit großen Perlen? Mit den Fingerknöcheln fuhr er von ihrer Schulter zu ihrem Schlüsselbein über ihre cremeweiße Haut, die von der Berührung mit seinen Bartstoppeln immer noch leicht gerötet war.

Normalerweise griff er nicht in die Familienschatztruhe, sondern zog es vor, von dem Geld zu leben, das er mit seinen Investitionen verdiente. Doch für Eloisa würde er eine Ausnahme machen.

Das Licht der frühen Morgensonne fiel durch die schmiedeeisernen Fenstergitter des Herrenhauses aus dem siebzehnten Jahrhundert, das er für den Sommer gemietet hatte. Die Leinenvorhänge, die über dem Bett drapiert waren, bewegten sich leicht in der sanften Brise. Zunächst war ihm gar nicht aufgefallen, dass Eloisa Amerikanerin war, als sie durch die Ruine der spanischen Burg geschlendert war. Sie wirkte, als wäre sie dort zu Hause. So exotisch. Und heiß wie die Sünde. Während sie sich Notizen machte und weiterging, hatte er völlig den Faden in dem Gespräch mit den übrigen Investoren verloren.

Die meisten bezeichneten ihn als den Impulsiven seiner Familie, allerdings kümmerte ihn nicht, was andere von ihm dachten. Sicher, er nahm regelmäßig Risiken auf sich, wenn es um Geschäfte ging – und in seinem Privatleben. Allerdings hatte er immer einen Plan, was sich bisher stets bezahlt gemacht hatte.

Vergangene Nacht allerdings hatte er zum ersten Mal überhaupt nichts geplant, sondern sich Hals über Kopf auf diese kühle, faszinierende Frau eingelassen. Er hatte keine Ahnung, ob seine Entscheidung sich auf lange Sicht bezahlt machen würde, aber er war sicher, dass sie einen verdammt guten Sommer miteinander verleben würden.

Und danach? Sie würden eben einen Tag nach dem anderen angehen.

Seufzend rollte sie sich zur Seite und legte einen Arm über seine Hüfte. „Habe ich verschlafen?“

Ihre dunklen Augen – die Jonah an eine stolze osmanische Herrscherin denken ließen – waren immer noch geschlossen. Er hatte auf den Meetings wegen der historischen Restaurierungsarbeiten schon viel Zeit mit dem Versuch zugebracht, das Geheimnis dieser Frau zu ergründen.

Er sah zu der Digitaluhr, die auf dem geschnitzten Walnusstisch stand. „Es ist erst sechs. Wir haben noch Zeit bis zum Frühstück.“

Eloisa schmiegte den Kopf tiefer in das Federkissen. Ihr schwarzes Haar breitete sich dabei wie ein verführerischer Fächer auf der weißen Baumwolle aus. „Ich bin immer noch müde.“

Das sollte sie auch sein. Sie hatten den größten Teil der Nacht damit verbracht, Sex zu haben … ein Nickerchen zu machen … zu duschen … um dann wieder ineinander verschlungen im Bett zu landen. Dass sie vorher etwas getrunken hatten, hatte die Sache nicht unbedingt weniger aufregend gemacht.

Er selbst hatte sich dabei auf zwei Drinks beschränkt, aber Eloisa schien schwerer angeschlagen gewesen zu sein als er. Er strich ihr langes schwarzes Haar zurück, das zart durch seine Finger glitt und sich genauso weich angefühlt hatte, als sie auf und unter ihm gewesen war.

Pochendes Verlangen erfüllte ihn erneut, obwohl er eigentlich erschöpft hätte sein müssen. Sie brauchte unbedingt noch etwas Ruhe.

Jonah richtete sich auf und spürte die kühle Morgenluft auf seiner Haut. „Ich rufe in der Küche an, damit jemand uns das Frühstück hochbringt. Wenn du irgendwelche Vorlieben hast, dann raus damit.“

Sie drehte sich auf den Rücken und streckte sich, die Augen immer noch geschlossen. Dabei rutschte die Bettdecke ein Stück herunter, sodass er ihre perfekt geformten Brüste sah. „Hm, ich mag alles“, murmelte sie schläfrig. „Ich hatte einen schönen Traum …“ Sie hörte auf zu sprechen und runzelte die Stirn, während sie unter ihren schwarzen Wimpern hervorblinzelte. „Jonah?“

„Ja, das ist mein Name.“ Er schlüpfte in seine seidenen Boxershorts und griff nach dem Telefon.

Sie blickte sich rasch in dem Raum um, als versuchte sie, sich zu orientieren. Dann griff sie nach der Decke und zog sie hastig wieder nach oben. Ihre Hand berührte jetzt beinahe ihr Gesicht und verharrte völlig bewegungslos.

„Was ist denn?“ Sie würde doch nicht schüchtern sein, nach dem, was letzte Nacht geschehen war.

„Äh, Jonah?“ Ihre Stimme klang mit einem Mal sehr hell.

Er setzte sich auf die Bettkante und wartete. In Gedanken beschäftigte er sich bereits mit mindestens fünf verschiedenen Möglichkeiten, Eloisa den Sommer über Zerstreuung zu bieten.

Sie streckte einen Arm aus und spreizte die Finger. Das Sonnenlicht, das durch das Fenster in den Raum fiel, beschien den schlichten goldenen Ehering, den er ihr vergangene Nacht übergestreift hatte. Eloisa blinzelte, und in ihren Augen spiegelte sich Entsetzen wider.

„Oh, mein Gott“, keuchte sie, während sie den glänzenden neuen Ring betastete. „Was haben wir getan?“

1. KAPITEL

Pensacola, Florida: Gegenwart

„Herzlichen Glückwunsch für die zukünftige Braut, meine kleine Prinzessin!“

Der Toast des Brautvaters hallte über das Deck des Raddampfers durch die schwüle Mailuft Pensacolas und wurde zu Eloisa Taylor auf das Dock getragen. Eloisa war völlig erschöpft von den Vorbereitungen für die Verlobungsfeier ihrer Halbschwester und tauchte die schmerzenden Füße in das kühlende Meerwasser des Golfs von Florida. Ihr Stiefvater hatte alles für Audrey gegeben, viel mehr, als ein einfacher Steuerbeamter sich eigentlich leisten konnte, doch nichts war ihm zu gut für seine kleine Prinzessin. Auch wenn er einen Montagstermin hatte buchen müssen, um die heutige Festveranstaltung bezahlen zu können.

Der Klang der klirrenden Gläser vermischte sich mit dem des leichten Wellenschlages. Das opulente Dinner war bereits vorbei, und niemand würde sie vermissen. Darin war sie gut – anderen Menschen zu helfen und sich dabei im Hintergrund zu halten.

Es war eine bittersüße Aufgabe gewesen, diese Verlobungsfeier zu organisieren, weil sie gezwungen war, an ihre eigene Hochzeit zu denken, die sie nicht gefeiert hatte. Nicht einmal ihre Familie hatte etwas davon gewusst. Eloisa dankte Gott für die Blitzscheidung, die sie von ihrer impulsiven Mitternachtshochzeit fast ebenso schnell wieder befreit hatte, wie sie geschlossen worden war.

Normalerweise gelang es ihr, die Erinnerungen daran zu unterdrücken, aber wie sollte sie das jetzt angesichts von Audreys glücklichem Gesichtsausdruck, den sie rund um die Uhr zur Schau trug? Nicht zu vergessen die geheimnisvolle Sprachnachricht, die sie heute Morgen von ihm bekommen hatte. Jonah. Sogar ein Jahr, nachdem sie das letzte Mal mit ihm gesprochen hatte, hatte sie ihn sofort an seiner erotischen Stimme erkannt.

Eloisa. Ich bin es. Wir müssen reden.

Sie strich den Pferdeschwanz zur Seite, den der Wind ihr ins Gesicht geweht hatte. Wohlig erschauernd dachte sie daran, wie es sich angefühlt hatte, als er sie gestreichelt hatte. Vergangenen Sommer hatte sie es sich gegönnt, dem Erbe ihres wahren Vaters auf die Spur zu kommen. Die Suche hatte sie allerdings zu einem Mann geführt, der im öffentlichen Leben stand und eine Bedrohung für ihre sorgsam behütete Welt bedeutete. Eine Bedrohung für Geheimnisse, die sie lieber im Verborgenen hielt.

Eloisa unterdrückte die Erinnerungen an Jonah. Es waren zu viele, wenn man bedachte, wie wenig Zeit sie mit ihm verbracht hatte. Seit ihrer Scheidung war die Sache Geschichte. Sie maß ihrer Ehe, die gerade mal vierundzwanzig Stunden gehalten hatte, keinerlei Bedeutung bei. Sie sollte seinen Anruf einfach ignorieren und die Nummer blockieren. Oder zumindest warten, bis ihre Schwester geheiratet hatte, bevor sie Jonah kontaktierte.

In einiger Entfernung tauchte ein Fisch kurz an der Wasseroberfläche auf, und die Schoten der Segelboote schlugen im Wind gegen die Masten. Diese gleichmäßigen und anheimelnden Geräusche beruhigten sie. Begierig nahm sie die wohltuenden, vertrauten Klänge in sich auf. Der Vollmond spiegelte sich in der smaragdgrünen Wasseroberfläche wider, und die Wedel der Palmen raschelten im Luftzug.

In der Ferne erklang ein leises Motorengeräusch. So viel zu ihrer spätabendlichen Einsamkeit. Sie zog die Füße aus dem Wasser, schüttelte die Tropfen ab und spähte über die Schulter. Eine Limousine kam näher. Waren das spät eintreffende Gäste? Immerhin war der Tanz nach dem Dinner bereits im vollen Gang.

Sie griff nach ihren Sandaletten und betrachtete die schwarze Stretch-Limo, die langsam am Pier entlangfuhr. Alles andere als ein normales Auto. Der markante Kühlergrill verriet ihr, dass ein exklusiver Rolls-Royce sich näherte. Getönte Scheiben verhinderten, dass man einen Blick in den Innenraum werfen konnte. Trotzdem fühlte sie sich plötzlich so aufgeregt wie ein Schmetterling, den man zu Studienzwecken eingefangen hatte. Hier in diesem privaten Bereich sollte es eigentlich sicher sein. Doch wann war etwas schon wirklich sicher – vor allem in der Dunkelheit?

Sie bekam Gänsehaut und einen trockenen Mund. Hastig zog sie die Schuhe an und schalt sich selbst dafür, so ängstlich zu sein. Allerdings stand Audreys Verlobter in dem Ruf, Verbindungen zur Unterwelt zu haben. Ihr Stiefvater sah allerdings nur den Einfluss und das Geld.

Natürlich hatte keiner dieser fragwürdigen Kontakte irgendeinen Grund, ihr etwas anzutun. Dennoch sollte sie jetzt auf das Schiff im Hafen zurückkehren. Als Eloisa aufsprang, gab der Fahrer der Limousine Gas.

Sie schluckte schwer und wünschte sich, neben ihrem Bibliotheksdiplom auch Kenntnisse in Selbstverteidigung erworben zu haben. Eigentlich bestand kein Grund für Verfolgungswahn, und sie begann, betont gelassen zu gehen. In etwa dreißig Metern wäre sie in Sicherheit und würde in der Menge der Tanzenden unter den Lichtgirlanden untertauchen können. Der Motor hinter ihr wurde lauter, und Eloisa schritt weiter und schneller aus. Ihr Atem beschleunigte sich. Der Absatz einer ihrer Sandaletten verklemmte sich zwischen den Planken des Fußweges, und sie stolperte nach vorne, als der Wagen genau vor ihr hielt.

Eine Tür wurde weit aufgerissen und versperrte ihr den Fluchtweg. Da sie nicht weiter nach vorne konnte, blieb nur der Weg in das Wageninnere oder auf der anderen Seite ins Wasser. Oder sie kehrte wieder um, was sie jedoch weiter von dem Boot fortbringen würde. Verzweifelt hielt sie nach Hilfe Ausschau. Würde einer der fünfundsiebzig Gäste, die ausgelassen zu einem alten Song von Kool and the Gang tanzten, sie überhaupt wahrnehmen?

Ein Bein wurde aus der Limousine geschwungen. Der Rest des dazugehörigen Mannes blieb ihren Blicken verborgen, doch dieser Typ mit den edlen Designerschuhen schaffte es, ihr Herz zum Rasen zu bringen. Bisher war sie nur einem einzigen Mann begegnet, der solche Schuhe trug.

Sie versuchte den Mann abzuschätzen, der aus dem Wagen kletterte. Sie flehte inständig, dass ihre Vermutung falsch war. Graues Haar? Ein Bierbauch? Etwas, das nicht an Jonah erinnerte?

Aber sie hatte kein Glück. Der muskulöse Mann war ganz in Schwarz gekleidet. Der oberste Knopf seines Hemdes unter dem Jackett war offen, die Krawatte lose um seinen Hals geschlungen. Sein braunes Haar war beinahe schulterlang und betonte das markante Kinn. Ein Kinn, das ihr noch vertrauter als die Schuhe war. In ihrem Magen ging es auf ein Mal turbulenter zu als bei den tanzenden Gästen an Bord.

Jetzt stand er vor ihr, und im Mondlicht schimmerte sein welliges kastanienbraunes Haar. Eine Sonnenbrille verbarg seine Augen vor ihr. Eine Sonnenbrille in der Nacht? Um unerkannt zu bleiben oder aus Eitelkeit?

Sie hätte wissen müssen, dass ihr Exmann sich nicht damit zufrieden geben würde, einfach nur anzurufen und eine Nachricht zu hinterlassen. Nein, nicht Jonah. Der einflussreiche, mächtige Mann, von dem sie sich vor einem Jahr hatte scheiden lassen, war zurück.

Jonah Landis nahm die Sonnenbrille ab, warf einen Blick auf seine Armbanduhr und lächelte. „Tut mir leid. Ich bin etwas spät. Haben wir die Party verpasst?“

Zur Hölle mit der Party. Jonah Landis wollte herausfinden, warum Eloisa ihm nicht die ganze Wahrheit erzählt hatte, als sie vor einem Jahr die Scheidung verlangt hatte. Außerdem wollte er wissen, warum seine leidenschaftliche Geliebte ihn so leidenschaftslos fallen gelassen hatte.

Der verdutzte Ausdruck auf ihrem Gesicht wäre unbezahlbar gewesen, wenn er sich nicht so wahnsinnig darüber geärgert hätte, dass sie ein Geheimnis vor ihm hatte verbergen wollen. Ein Geheimnis, das Schwierigkeiten bei den Scheidungsformalitäten bereitete, wie er jetzt erst herausgefunden hatte.

Als er ihr vor einem Jahr in Madrid begegnete, war er vom ersten Moment an von ihrer atemberaubenden Anziehungskraft überwältigt gewesen, sodass er einige aufschlussreiche Details übersehen hatte. Diese Frau bedeutete Ablenkung pur.

Der Wind presste das hellbraune Seidenkleid gegen ihren Körper und modellierte ihre hinreißende Figur. Das schwache Licht spielte seinen Augen einen Streich, denn so sah sie beinahe nackt aus. Ob sie sich wohl aus diesem Grund für dieses Kleid entschieden hatte? Vermutlich nicht. Eloisa schien ihre Anziehungskraft gar nicht wahrzunehmen, was sie umso begehrenswerter machte.

Ihr seidig glänzendes Haar war zu einem strengen Pferdeschwanz zusammengebunden. Die Frisur betonte ihre exotischen braunen Augen. Obwohl sie noch nicht einmal Lipgloss auftrug, stellte sie die meisten Models mit ihrer Schönheit in den Schatten.

Wenn er erst einmal ihre Unterschrift auf den Scheidungspapieren hatte – dieses Mal würden es die offiziellen sein –, würde er nie wieder etwas mit ihr zu tun haben. Das jedenfalls war sein Plan, denn er legte keinen Wert darauf, sich auf eine weitere Runde Heiß-Kalt-Behandlung mit ihr einzulassen. Damals hatte er die Zeichen missverstanden und nicht erkannt, dass sie betrunken gewesen war, als sie ihm das Jawort gegeben hatte. Aber deswegen hätte sie ihn nicht gleich vor den Kopf stoßen und von der Bildfläche verschwinden müssen. Nein, er war über Eloisa hinweg.

Zumindest hatte er das gedacht. Bis er eben erneut die umwerfende Wirkung verspürt hatte, von der er geglaubt hatte, sie sich im Nachhinein nur schöner vorgestellt zu haben, als sie tatsächlich gewesen war.

Er versuchte, diese enorme Anziehungskraft zu ignorieren und die Angelegenheit durchzuziehen. Er brauchte ihre Unterschrift und wollte es nicht den Anwälten überlassen. Vielleicht, um einen endgültigen Schlussstrich setzen zu können.

Eloisa zog vorsichtig ihren Absatz zwischen den Holzbohlen hervor und sah Jonah entschlossen an. „Was machst du hier?“

„Ich möchte dir auf der Verlobungsfeier deiner Schwester Gesellschaft leisten.“ Mit einem Ellbogen stützte er sich auf der geöffneten Wagentür ab. Der Chauffeur wartete vorne, wie er es ihm vorhin aufgetragen hatte. „Ich kann meine Ehefrau ja kaum allein zu so einem Ereignis gehen lassen.“

„Pst!“ Sie trat auf ihn zu und bewegte ihre Hand vor seinem Mund, als scheute sie sich davor, ihn zu berühren. „Ich bin nicht deine Frau.“

Er griff nach ihrer Hand und strich mit dem Daumen über ihren unberingten Finger. „Verdammt, dann muss ich mir diese ganze Hochzeitszeremonie in Madrid wohl eingebildet haben.“

Eloisa entzog ihm die Hand und wischte sie an ihrem Kleid ab. „Das ist Wortklauberei.“

„Wenn du die Party lieber verlassen willst, dann könnten wir einen Happen essen und über diese Wortklauberei sprechen.“ Er beobachtete sie dabei, wie sie mit der Hand über ihren Oberschenkel strich. Nur zu gut erinnerte er sich daran, wie sich ihre zarte Haut unter seinen Lippen angefühlt hatte, als er sie dort genüsslich geküsst hatte.

Schweigend sah sie ihn an, bis er ihr wieder in die Augen sah. „Du machst Scherze, oder?“

„Komm mit ins Auto und überzeuge dich selbst.“

Sie warf einen Blick auf das Boot zurück, dann wieder zu ihm. „Ich weiß nicht, ob das eine gute Idee ist.“

„Hast du etwa Angst, ich könnte dich kidnappen?“

„Sei nicht albern.“ Ihr nervöses Lachen deutete darauf hin, dass ihr vermutlich genau so etwas durch den Kopf gegangen war.

„Was hält dich dann davon ab? Es sei denn, du willst dieses Gespräch dort weiterführen.“ Er nickte in Richtung des Bootes mit den Partygästen. „Ich habe gedacht, du ziehst es vor, wenn ich mich diskret verhalte.“

Erneut sah sie über ihre Schulter zurück. Zwar schien im Moment niemand sie bemerkt zu haben, aber wer wusste schon, wie lange noch? Im Gegensatz zu seiner rätselhaften Frau kümmerte es ihn kein bisschen, was die anderen von ihm dachten. Er hatte schon früh gelernt, dass einem im Leben zwei Möglichkeiten blieben. Lass die anderen dein Leben bestimmen oder übernimm selbst das Kommando. Ohne viel Nachdenken hatte er sich für die zweite Option entschieden.

Die Augenbrauen hochgezogen, wartete er.

„In Ordnung“, stieß sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor und warf ihm einen wütenden Blick zu, als sie sich an ihm vorbeischlängelte und auf dem Ledersitz der Limousine Platz nahm, ohne Jonah zu berühren.

Er setzte sich neben sie, schloss die Tür und klopfte an die Glasscheibe, um dem Fahrer zu signalisieren, dass er losfahren sollte.

„Wohin fahren wir?“, fragte sie, als der Wagen sich in Bewegung setzte.

„Wohin willst du denn fahren? Etwas weiter unten am Pensacola Beach habe ich eine Penthouse Suite.“

„Was sonst.“ Sie blickte sich um, ließ den Blick auf dem Computer verweilen, bevor sie die Minibar und den Plasmafernseher betrachtete.

„Wie ich sehe, hast du dich nicht verändert.“ Ihm fiel jetzt erst wieder ein, wie kratzbürstig sie in Bezug auf Geld sein konnte. Damals war ihm das ganz erfrischend vorgekommen. Viele Frauen waren lediglich wegen des Reichtums seiner Familie und ihres politischen Einflusses hinter ihm her. Noch nie hatte eine Frau ihm ausgerechnet deswegen einen Korb verpasst. Natürlich hatte er zu der Zeit noch nicht gewusst, dass Eloisa über so viel Geld und Einfluss verfügte, dass im Vergleich dazu selbst der Reichtum seiner eigenen Familie blass wirkte. Beeindruckend und verwirrend zugleich, denn auch nach ihrer Hochzeit hatte sie es nicht für nötig gehalten, ihn darüber in Kenntnis zu setzen.

Er unterdrückte den aufsteigenden Zorn, der sich zu dem schwelenden Verlangen in ihm gesellen wollte. Wie zum Beweis, dass er sich unter Kontrolle hatte, strich er über eine Strähne ihres schwarzen Haares.

Ruckartig zog Eloisa den Kopf zurück. „Hör auf damit.“ Nervös machte sie sich an der Regulierung der Klimaanlage zu schaffen, bis der Luftstrom die Haare ihres Zopfes zerzauste. „Genug gespielt, obwohl du offensichtlich ein Experte auf diesem Gebiet bist. Ich will nur wissen, warum du hier bist. Und zwar jetzt.“

Zwar wusste er inzwischen viel über sie, sie hingegen verstand ihn so wenig. „Was ist denn falsch daran, wenn ich meine Frau sehen will?“

„Exfrau. Wir haben betrunken geheiratet.“ Sie zuckte mit den Schultern. „Das passiert vielen Leuten, berühmten und normalen. Du brauchst dir nur die Hochzeitsregister in Las Vegas anzusehen. Wir haben einen Fehler gemacht, den wir am nächsten Morgen wieder ausgebügelt haben.“

„Denkst du, dass alles ein Fehler gewesen ist? Sogar der Teil der Nacht zwischen dem Jawort und dem Katzenjammer am Morgen danach?“ Er konnte nicht widerstehen, sie daran zu erinnern.

In ihren dunklen Augen flackerte es verräterisch. „Ich erinnere mich nicht.“

„Du wirst aber rot“, bemerkte er mehr als zufrieden mit sich selbst. Asche über sein Haupt. „Du erinnerst dich bestimmt noch an den guten Teil.“

„Sex ist völlig bedeutungslos“, meinte sie betont sittsam.

„Sex? Ich habe vom Essen geredet.“ Er drehte den Spieß um und genoss das Katz-und-Maus-Spiel zwischen ihnen. „Diese Meeresfrüchte sind einfach fantastisch gewesen.“ Im selben Augenblick dachte er an alles, nur nicht an den Meeresfrüchteauflauf in pikanter Soße, den sie gemeinsam gegessen hatten, bevor sie sich ein paar Drinks nach dem Dinner gegönnt hatten. Sich verheiratet hatten. Und ausgezogen. An dem Ausdruck in ihren Augen erkannte er, dass sie den gleichen Gedanken hatte.

Sie presste die Lippen zusammen. „Du bist ein Idiot, Jonah.“

„Aber ich gehöre ganz dir.“ Zumindest für den Moment.

„Nicht länger. Kannst du dich noch an den Morgen nach der Hochzeit erinnern? Jetzt bist du mein ehemaliger Idiot.“

Wenn es nur so einfach wäre, diese Frau Vergangenheit sein zu lassen. Bei Gott, er hatte wirklich versucht, im vergangenen Jahr Eloisa Taylor Landis zu vergessen. Oder vielmehr Eloisa Medina Landis? Er war darüber in einem Kirchenregister gestolpert – eine Kleinigkeit, die sie unerwähnt gelassen hatte. Woraufhin ihre Dokumente in Spanien ungültig geworden waren. Er war erschüttert gewesen und fühlte sich sogar jetzt noch bitterlich betrogen. Es musste ihm einfach gelingen, diese Frau endlich Vergangenheit werden zu lassen. Aber dieses Mal würde er derjenige sein, der fortging. „Da täuschst du dich aber, Eloisa. Die Ehe ist schon vorher in die Brüche gegangen.“ Wieder nahm er eine Haarsträhne zwischen die Finger und vermied es, ihre Schulter zu berühren.

Ganz leicht zog er daran, um auf sich aufmerksam zu machen. In ihren Augen blitzte Erkenntnis auf, wie als Antwort auf die Hitze, die er in sich spürte. Er betrachtete ihre einfache goldene Halskette und musste an die Juwelen denken, die er sich für sie ausgemalt hatte, während sie geschlafen hatte. Bevor sie aufgewacht war und klargestellt hatte, dass es für sie beide keinen gemeinsamen Sommer geben würde. Sie hatte gar nicht schnell genug aus seinem Leben fliehen können.

Ihr stockte der Atem, und er musste sich selbst daran erinnern, dass er hierhergekommen war, um die Sache zu beenden. Jetzt fragte er sich allerdings, ob es nicht wesentlich befriedigender sein würde, ein letztes Mal mit Eloisa zu schlafen. Damit sie immer daran denken musste, was sie hätten haben können, wenn sie genauso offen und ehrlich gewesen wäre wie er.

Mit den Fingerknöcheln strich er über ihre Wangen und brachte sie so auf sanfte Weise dazu, ihm ins Gesicht zu sehen. „Die Dokumente sind nie gültig gewesen. Das hat etwas damit zu tun, dass du wegen deines Namens gelogen hast.“

Sie wich seinem Blick aus. „Ich habe ganz bestimmt nicht gelogen.“ Sie setzte sich aufrecht hin und sah ihn unverwandt an. „Was meinst du damit, dass die Dokumente nicht gültig sind?“

Ihre Überraschung schien nicht gespielt zu sein, aber er hatte gelernt, ihr nicht zu trauen. Er würde weiterhin sein Spiel durchziehen, um sein Ziel zu erreichen – eine letzte Nacht in ihrem Bett, bevor er sie für immer verließ.

„Die Scheidung ist nicht rechtsgültig. Du, meine Liebe, bist immer noch Mrs Jonah Landis.“

2. KAPITEL

Er machte wohl Witze. Eloisa grub die Fingerspitzen in die Ledersitze und dachte ernsthaft darüber nach, das Fläschchen Bourbon zu leeren, das sich in der Minibar befand. Allerdings durfte sie nicht vergessen, dass gerade ein paar Drinks zu viel sie in diese missliche Lage gebracht hatten.

Sie hatte sich alle Mühe gegeben, ihre Spuren zu verwischen. Ihre Mutter hatte sie immer daran erinnert, wie wichtig es war, sich im Hintergrund zu halten, tadellos zu benehmen und niemals prüfende Blicke auf sich zu ziehen.

Eloisa sah aus dem Fenster, um festzustellen, wohin sie fuhren. Sie kamen an Nagelstudios und T-Shirt-Läden direkt am Strand vorbei. Das Nachtleben pulsierte auf den Dachterrassen der Restaurants und Bars. Es kam ihr so vor, als würde der Chauffeur einfach so herumfahren, ohne ein bestimmtes Ziel im Sinn zu haben – wie beispielsweise Jonahs Hotel. Allerdings konnte sie es sich nicht leisten, ein zweites Mal unbesonnen zu handeln. „Wir haben die Scheidungspapiere unterzeichnet.“

Seine blauen Augen wurden schmaler. „Offenbar gibt es da eine Sache, die du mir verschwiegen hast, ein Geheimnis, das du lieber für dich behalten hättest.“

Nervös biss Eloisa sich auf die Lippe, um die Worte zurückzuhalten, die ihr spontan auf der Zunge lagen. Sie war froh, dass er noch nicht über das neueste Geheimnis gestolpert war. Wirklich entspannt war sie eigentlich nur während ihrer Arbeit in der Bibliothek. Allerdings befanden sich offensichtlich keine Bücher in der komfortabel ausgestatteten Luxuslimousine. Dafür war der hintere Bereich des Wagens mit ausreichend Technik versehen, um als Kommandozentrale dienen zu können.

„Was für ein Geheimnis?“, fragte sie und stellte sich aus alter Gewohnheit unwissend – eine Strategie, die sich bisher stets bewährt hatte. „Ich habe keine Ahnung, wovon du redest.“

„Willst du das Spiel auf diese Weise spielen? Na gut.“ Er beugte sich näher an sie heran, und sie nahm seinen Duft wahr, der sich mit dem des ihr immer noch vertrauten Aftershaves vermischte. „Du hast vergessen, deinen Vater zu erwähnen.“

Ihr wurde bang ums Herz, und sie krallte die Finger in den Stoff ihres Kleides. „Mein Vater ist ein Steuerbeamter in Pensacola, Florida. Wo wir gerade davon sprechen, warum bist du eigentlich nicht zu Hause in Hilton Head in South Carolina?“

Er griff nach ihren Handgelenken, um sie davon abzuhalten, weiterhin nervös an ihrem Rock herumzufummeln. „Ich meine nicht deinen Stiefvater, sondern deinen richtigen Vater.“

Anscheinend ließ Jonah sich heute Abend nicht leicht ablenken.

„Ich habe dir bereits von meinem richtigen Vater erzählt.“ Sie erschauderte, als sie an den Mann dachte, der das Leben ihrer Mutter ruiniert hatte. Der Mann, über den sie gewöhnlich nur Lügen verbreitete. „Meine Mutter war bereits auf sich allein gestellt, als ich geboren worden bin. Mein wirklicher Vater ist ein Nichtsnutz gewesen, der kein Interesse daran hatte, dass ich Teil seines Lebens werde.“ Das kam der Wahrheit schon sehr nahe.

Ihr Vater – der ihrer Meinung nicht mehr als ein Samenspender gewesen war – hatte zunächst ihrer Mutter das Herz gebrochen und sie dann schwanger sitzen gelassen. Ihr Stiefvater mochte zwar nicht Prinz Charming sein – war das nicht verdammt ironisch? –, aber zumindest war er für sie und ihre Mutter da gewesen.

„Ein Nichtsnutz? Ein königlicher Nichtsnutz.“ Jonah streckte ein Bein aus, und der polierte Designer-Schuh glänzte im Licht der Wagenbeleuchtung. „Eine interessante Unterscheidung.“

Sie schloss die Augen und wünschte, sich genauso leicht vor den Auswirkungen abschirmen zu können, die seine Entdeckungen haben mochten. Ihre Mutter war nahezu versessen auf ihre persönliche Sicherheit gewesen. Ihr leiblicher Vater hatte immer noch Feinde in San Rinaldo. Sie hatte ihr Schicksal herausgefordert, indem sie nach Spanien gereist war – in der Hoffnung, unauffällig Nachforschungen über ihre Herkunft anstellen zu können. Sie versuchte, ihren aufgeregten Herzschlag wieder zu beruhigen. „Sag das bitte nicht.“

„Was?“

„Die Sache mit dem königlich.“ Mein Stiefvater mag zwar Audrey unentwegt seine kleine Prinzessin nennen, dachte Eloisa, doch weder er noch irgendjemand anders wusste, dass sie tatsächlich königlicher Abstammung war – dank ihres wahren Vaters.

Das wusste niemand außer Eloisa, ihrer verstorbenen Mutter und einem Rechtsanwalt, über den jeder Kontakt mit dem gestürzten König lief, der ihr wirklicher Vater war. Ein Mann, der bis heute noch von einer rebellischen Splittergruppe gejagt wurde, die in seinem kleinen Inselkönigreich San Rinaldo vor Spaniens Küste die Macht ergriffen hatte. Wie hatte Jonah das bloß herausgefunden?

Mit einem Finger berührte er zart ihr Kinn. „Du hast bestimmt viele Jahre lang die Welt zum Narren gehalten, aber ich habe dein Geheimnis gelüftet. Du bist die uneheliche Tochter des gestürzten Königs Enrique Medina.“

Unwillkürlich nahm sie eine abwehrende Körperhaltung ein und versuchte, ganz gelassen zu wirken, obwohl sie große Furcht verspürte. „Das ist lächerlich.“ Aber entsprach der Wahrheit. Wenn er es herausgefunden hatte, wie lange mochte ihr Geheimnis dann noch vor anderen sicher sein? Sie musste unbedingt wissen, woher die Informationen stammten, die Stelle dichten und Jonah davon überzeugen, dass er falsch lag. „Wie kommst du auf so seltsame Gedanken?“

„Ich habe die Wahrheit erfahren, als ich neulich wieder nach Europa gereist bin. Mein Bruder und seine Frau haben ihren Hochzeitsschwur erneuert, und als ich in der Gegend gewesen bin, habe ich die Kirche besucht, in der wir geheiratet haben.“

Das überraschte sie völlig, und sie musste an jene Nacht zurückdenken. Wegen des Todes ihrer Mutter war sie sehr verletzlich gewesen und gerade erst nach Europa zurückgekehrt, um ihre Studien zu beenden. Dann hatte sie ein paar Drinks mit dem Mann gehabt, in den sie heimlich verknallt gewesen war. Das Nächste, woran sie sich erinnerte, war die Suche nach einem Priester, der sie um diese Zeit noch traute. Es wirkte sentimental auf sie, dass er den Ort besucht hatte, an dem sie sich das Jawort gegeben hatten. Beinahe so, als ob dieser Tag für ihn mehr bedeutete als lediglich ein Fehler, den sie im betrunkenen Zustand begangen hatten. „Du bist dorthin zurückgegangen?“

„Ich bin sowieso in der Gegend gewesen“, erwiderte er. An seinem Kinn zuckte ein Muskel. Anscheinend regte ihn das ganze Debakel mehr auf als sie.

Dabei hatte er sie ohne Widerworte gehen lassen und ihr zugestimmt, dass sie einen unbedachten Fehler gemacht hatten. Kein Bitten, wieder mit ihm ins Bett zurückzukehren und die ganze Angelegenheit später zu diskutieren. Dabei hatte sie im Stillen gehofft, dass er die vernünftigen Bedenken einfach fortzuwischen half. Aber nein. Er hatte sie gehen lassen, genau wie ihr Vater, der niemals um ihre Mutter gekämpft hatte. Oder um sie.

Sie riss sich los von dem verlockenden Anblick seiner geschwungenen Lippen, mit denen er ihr so viel Freude bereitet hatte in der Nacht nach ihrer Eheschließung, indem er jeden Zentimeter ihrer Haut mit ihnen erkundet hatte. Sie hatten ihre Gelöbnisse in Spanisch gesprochen, was ihnen im leicht angeheiterten Zustand wesentlich romantischer vorgekommen war. „Es ist allgemein bekannt, dass König Enrique nicht mehr in San Rinaldo lebt. Niemand weiß, wohin er und seine Söhne geflohen sind. Es gibt nur Gerüchte.“

„Gerüchte, die besagen, dass er in Argentinien ist.“ Jonah lehnte sich zurück und wirkte eigentlich gelassen – doch sie spürte seine Anspannung.

Nur zu gut erinnerte sie sich daran, wie sie ihn zum ersten Mal erblickt hatte. An jenem Tag hatte sie das Restaurationsteam im Zuge eines Praktikums bei seinen Forschungen unterstützt. Auf der Baustelle hatte Jonah mit einem anderen Mann Baupläne studiert. Irrtümlicherweise hatte sie angenommen, dass der muskulöse Jonah ebenfalls ein Teammitglied war, das kurz vor dem Abschluss seiner Doktorarbeit stand, denn er hatte lässige Kleidung getragen und wie ein Künstler gewirkt. Das hatte sie anziehend gefunden.

Erst später – leider zu spät für sie – hatte sie herausgefunden, dass er ein Landis und somit Mitglied einer Familie war, die zu den reichsten und politisch einflussreichsten Amerikas gehörte.

Eloisa wich seinem prüfenden Blick aus und schob den Saum ihres Kleides über die Knie. „Davon habe ich nichts gewusst.“ Wie leicht ihr das Lügen mittlerweile fiel.

„Mag sein. Es gibt auch keine Hinweise darauf, dass du oder deine Mutter jemals in Argentinien gewesen wart, aber darum geht es mir gar nicht.“ Er wandte die Augen nicht ab von ihr, bis sie seinen forschenden Blick schließlich erwiderte. „Es interessiert mich nicht im Geringsten, wo dein königlicher Vater lebt. Mir macht lediglich Sorgen, dass du mich belogen hast, was der Grund dafür ist, dass unsere Scheidung ungültig ist.“

„Okay.“ Trotzig blickte sie ihn an. „Falls das, was du sagst, wahr sein sollte, ist unsere Ehe ja vielleicht ebenfalls ungültig, und wir brauchen keine Scheidung.“

Er schüttelte den Kopf. „Leider nicht, das habe ich überprüft. Wir sind zweifellos Mann und Frau.“

Er strich über ihr Haar bis zu ihren Hüften, die er umfasste. Seine Hände fühlten sich selbst durch den Stoff ihres Kleides warm, vertraut und verlockend an. Mühsam widerstand sie der Versuchung, dichter an ihn heranzurücken. Stattdessen legte sie entschlossen seine Hand zurück auf sein Knie. „Reiche eine Verzichtserklärung ein, oder ich werde es tun. Es ist mir egal, solange es schnell und unauffällig geschieht. Niemand hier weiß von meinem, ähm, Ausrutscher.“

„Willst du nicht darüber sprechen, wie wir das Porzellanservice und die bestickten Handtücher aufteilen?“

Du liebe Güte! Sie klopfte gegen das Innenfenster, das den Fahrgastraum vom Chauffeur trennte. „Hallo, Fahrer?“ Sie pochte so lange, bis die Scheibe heruntergelassen wurde. „Bringen Sie mich bitte zurück.“

Der Chauffeur warf einen flüchtigen Blick zu Jonah, der zustimmend nickte. Am liebsten hätte sie wegen seines selbstherrlichen Benehmens vor Wut geschrien, aber sie wollte keine Szene machen. Warum brachte dieser Mann es nur fertig, sie ihre Beherrschung verlieren zu lassen? Denn eigentlich war sie – und das sagte jeder, der sie kannte – die Ruhe in Person.

Als das Fenster sich wieder geschlossen hatte, wandte sie sich an Jonah. „Ich besitze nicht viel, aber du kannst alles haben, wenn du nur sofort diesen Wahnsinn beendest. Mit Streit lösen wir gar nichts. Ich bitte meinen Anwalt, einen Blick auf die Scheidungspapiere zu werfen.“ Sie würde nicht darauf eingehen, wie dicht er der Wahrheit auf die Spur gekommen war, solange sie nicht wusste, was für einen Beweis er hatte. Sie hoffte, dass ihr genügend Zeit blieb, denn es standen zu viele Leben auf dem Spiel. Immer noch gab es Menschen, die Enrique Medina töten wollten. Sie hatten nicht davor zurückgeschreckt, seine Frau zu ermorden, die Mutter seiner drei rechtmäßigen Erben.

Enrique war Witwer gewesen, als er ihre Mutter in Florida getroffen hatte, und trotzdem hatten sie nicht geheiratet. Ihre Mutter hatte behauptet, sie hätte keinen Wert darauf gelegt, Teil der königlichen Familie zu werden, doch ihre Lippen hatten stets dabei gezittert. Jetzt, in diesem Moment verstand Eloisa ihre Mutter besser, als sie es sich jemals hätte vorstellen können. Beziehungen waren verdammt kompliziert – und schmerzhaft. Glücklicherweise erreichten sie jetzt wieder das Partyboot, und der Wagen hielt auf dem Dock.

„Jonah, wenn das alles gewesen ist, was du zu sagen hast, würde ich jetzt gerne zur Feier zurückkehren. Mein Anwalt setzt sich umgehend mit dir in Verbindung“, erklärte Eloisa und wollte die Tür öffnen.

Er legte seine Hand auf ihre und lehnte sich an sie, als er den Arm herüberstreckte. „Warte einen Augenblick. Glaubst du wirklich, dass ich dich so leicht wieder aus dem Blick verliere? Letztes Mal, als ich das getan habe, hast du mich noch vor dem Mittagessen abserviert. Ich verschwende nicht noch ein Jahr, nach dir zu suchen, falls du dich dazu entschließen solltest, vor mir zu fliehen.“

„Ich bin nicht geflohen. Ich bin zurück nach Hause nach Pensacola geflogen.“ Sie versuchte, seinen Griff abzuschütteln, aber er nahm ihre Hände in seine. „Du findest mich hier.“

Das hätte er auch die vergangenen zwölf Monate schon gekonnt, wenn ihm wirklich etwas daran gelegen hätte. In den ersten Wochen hatte sie noch gewartet und gehofft. Nein, es gab keinen Grund für sie, miteinander zu reden.

„Jetzt bin ich hier.“ Mit dem Daumen streichelte er die Innenseite ihres Handgelenks. „Und wir bringen dieses Durcheinander selbst wieder in Ordnung.“

„Nein!“ Sie war so erregt, dass ihre Haut prickelte – viel stärker noch als vorhin, als er ihre Hüfte umfasst hatte. Verdammt sollte ihr verräterischer Körper sein.

„Ja“, sagte er, griff an ihr vorbei und stieß die Tür auf.

Er ließ sie wirklich einfach so gehen? Hatte er nicht gesagt, dass sie die Angelegenheit von Angesicht zu Angesicht ausfechten würden? Warum verschwendete sie eigentlich ihre Zeit damit, sich den Kopf darüber zu zerbrechen, warum er seine Meinung geändert hatte? Hastig stieg sie aus dem Wagen und drehte sich im letzten Augenblick um, um sich von Jonah zu verabschieden. Warum krampfte sich alles in ihr zusammen bei der Vorstellung, ihn nie wieder zu sehen? Sie machte auf dem Absatz kehrt und lehnte sich gegen seine Brust, als er ebenfalls ausgestiegen war. Die Partygeräusche nahm sie kaum wahr, als sie seinem sonnengebräunten Gesicht so nah war.

Bevor sie protestieren konnte, küsste er sie auf den Mund. Wie sie hielt er die Augen dabei geöffnet. Wie vor einem Jahr starrte sie in seine blauen Augen, die von der Art waren, über die Dichter schrieben, und nahm seinen wilden und frischen Duft in sich auf.

Sie schloss die Augen und genoss Jonahs Geschmack auf ihren Lippen und ihrer Zunge, während sie seine Brust berührte und die durchtrainierten Muskeln unter ihren Fingern spürte.

Doch plötzlich stieg ein unbehagliches Gefühl in ihr auf. Etwas fehlte an seinem Kuss. Sie wusste genau, wie es war, von Jonah geküsst zu werden. Wie erregend es auch sein mochte, Jonah so nah zu sein und seinen Duft einzuatmen – es war nicht richtig. Sie versuchte, ihre Gedanken so weit zu sammeln, um wieder klar denken zu können, anstatt sich den Gefühlen völlig hinzugeben. Mit seiner kräftigen Hand streichelte er ihre Taille, leicht und rhythmisch. Völlig beherrscht. Wo jeder sie sehen konnte.

Nicht zu fassen, er inszenierte eine Aufführung für die Partygäste. Empörung, Wut und Schmerz stiegen in ihr auf und spülten das Verlangen fort. Sie wollte sich von ihm zurückziehen, überlegte es sich dann jedoch anders. Der Schaden war schließlich bereits angerichtet. Jeder auf der Party hatte ihren Kuss sehen können, also konnte sie ebenso gut die Gelegenheit nutzen, ausnahmsweise einmal Jonah zu überraschen. Und sich ein wenig für sein unerwartetes Auftauchen heute Abend hier zu rächen. Eloisa schlang die Arme um seine Taille. Obwohl niemand hinter ihn sehen konnte. Doch was sie im Begriff war zu tun, war sowieso nicht für die Öffentlichkeit bestimmt. Sondern nur für Jonah.

Eloisa griff nach seinem Po.

Überrascht blinzelte Jonah, als ihre Berührung sich durch seine Kleidung zu brennen schien. Erst wollte er zurückweichen … doch dann wurde er von übermächtigen Empfindungen überrollt. Dieser Kuss verlief völlig anders, als er geplant hatte, und er hatte bestimmt nicht damit gerechnet, dass sie die Kontrolle über das Spiel an sich riss, das er begonnen hatte. Es wurde Zeit, die Regie wieder zu übernehmen.

Überraschte Laute wurden hinter ihnen auf dem Boot laut. Er umfasste ihren Nacken und fuhr mit der Zunge die Konturen ihrer Lippen nach. Nur einmal, aber es genügte, wenn ihr unregelmäßiger Atem ihn nicht täuschte. Willig schmiegte sie ihren Körper noch fester an ihn. Sie strich erst über seine Schulterblätter, bevor sie mit den Fingern durch sein Haar fuhr, was seinen Puls zum Rasen brachte und seine Selbstbeherrschung auf eine harte Probe stellte. Ohne Frage wollte er diese Begegnung vertiefen, aber nicht hier. Nicht in der Öffentlichkeit. Er wusste, dass sie wieder zu Sinnen kommen würde, wenn er sie mit sich in den Wagen zog. Mit mehr als nur ein wenig Bedauern beendete er den Kuss. Er hatte ohnehin erreicht, was er vorgehabt hatte.

Jonah zog sich ein Stückchen von ihr zurück, die Hände immer noch an ihrem Rücken für den Fall, dass sie die Flucht ergreifen oder ihm eine Ohrfeige verpassen wollte. „Das bringen wir später zu Ende, Prinzessin, wenn wir keine Zuschauer haben.“

Um dann das Verlangen, das in ihm brannte, endlich zu stillen. Wenn Eloisa es wirklich wollte und ihm nicht, wie jetzt, etwas vormachte. Sein Kuss eben hatte zwar anfänglich nur die Aufmerksamkeit ihrer feiernden Familie erregen sollen, aber nicht alles war gespielt gewesen. Er konnte einfach nicht fortgehen, ohne ein letztes Mal mit ihr geschlafen zu haben.

Sie presste die Lippen zusammen, als würde sie eine Bemerkung zurückhalten, doch als sie ihre Hände von seinem Po nahm und auf seine Brust legte, zitterte sie. Ein Blick hinter Eloisa verriet ihm, dass eine kleine Gruppe Partygäste von Bord gegangen war und – angeführt von einem Trio – auf sie zukam. Von den Fotos, die ein Detektiv für ihn gemacht hatte, wusste Jonah, um wen es sich dabei handelte: ihren Stiefvater Harry Taylor, ihre Halbschwester Audrey und deren Verlobten Joey.

Eloisa schmiegte sich dichter an ihn und stieß zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor: „Dafür wirst du bezahlen, das verspreche ich dir.“

„Pscht.“ Er gab ihr einen flüchtigen Kuss auf die Stirn. Ihm gefiel, wie seine Rache bisher verlief. Sein Hunger danach – nach ihr – wurde immer heftiger, je länger er bei ihr war. „Wir wollen doch nicht, dass sie uns streiten hören, oder, Darling?“ Er legte ihr den Arm um die Schulter, zog sie an seine Seite und spürte, wie sich ihre weichen Rundungen verführerisch an ihn schmiegten.

Sie versteifte sich. „Du hast doch nicht etwa vor, ihnen von, ähm …“

„Deinem Vater zu erzählen?“

In ihren braunen Augen spiegelten sich sowohl Ärger als auch Furcht wider. „Von deinen Vermutungen. Über dich und mich.“

„Meine Lippen sind versiegelt, Prinzessin.“

„Hör auf, mich so zu nennen“, stieß sie hervor, als die Schritte der anderen immer näher kamen.

„Wir beide wissen, dass es wahr ist. Es gibt keinen Grund, es länger zu leugnen. Ich frage mich nur, wie weit du gehen würdest, um mich ruhig zu stellen?“

Sie keuchte. „Das ist nicht dein Ernst …“

„Zu spät zum Reden, Eloisa, meine Liebe.“ Er drückte sie leicht, als die Gruppe schließlich bei ihnen ankam. „Vertrau mir oder lass es bleiben.“

Der ältere Mann, der der Gruppe vorausgegangen war, fuhr sich mit einer Hand durch das dünne, windzerzauste blonde Haar. Seine Tochter – die Braut – war sogar noch blasser als er. Ihr helles Haar schien von der Sonne stark gebleicht, und es war nicht einmal ein Hauch von Bräune an ihr zu entdecken. Ihr Verlobter hatte sich hinter ihr aufgebaut, die Fäuste in den Taschen. Er trat unruhig von einem Fuß auf den anderen, als wünschte er sich weit fort.

Jonah streckte Eloisas Stiefvater die Hand entgegen. „Es tut mir leid, dass ich mich verspätet habe, Sir. Ich bin Eloisas Verabredung für die Party heute Abend. Mein Name ist Jonah Landis.“

Dieses Mal würde sie ihn wohl nicht so einfach loswerden.

Harry Taylor riss die Augen auf. „Landis? Wie Landis aus Hilton Head in South Carolina?“

„Ja, Sir, das ist meine Familie.“

„Oh, ich bin Harry Taylor, Eloisas Vater.“

In den Augen des Mannes blitzten förmlich die Dollarzeichen auf wie bei einer Cartoonfigur.

Eloisa zuliebe verkniff Jonah sich seinen Ärger. Allerdings hatte er mittlerweile gelernt, mit solchen Menschen umzugehen, die sich seines Geldes wegen bei ihm einschleimen wollten.

Ein Fotograf trat von hinten vor, um einen besseren Winkel zu erwischen. Vermutlich hätte ihr Stiefvater ihm am liebsten noch angeboten, seine Kameratasche zu halten.

Audrey boxte ihren gähnenden Verlobten in die Seite, hakte sich bei ihm unter und trat einen Schritt näher. „Wann haben Sie und Eloisa sich denn kennengelernt, Mr Landis?“

„Nennen Sie mich doch Jonah.“ Er konnte spüren, wie Eloisas Herzschlag sich beschleunigte.

„Ich habe Eloisa vergangenes Jahr während ihres Austauschstudienjahres in Spanien getroffen. Ich habe sie nicht vergessen können, und jetzt bin ich hier.“ Jedes Wort davon entsprach der Wahrheit, und er hörte Eloisa erleichtert aufseufzen.

Audrey lockerte den erbarmungslosen Griff um den Arm ihres Verlobten ein wenig, um sich an die Seite ihrer Schwester für die nächste Fotorunde zu schlängeln. „Du steckst doch voller Überraschungen.“

„Nicht freiwillig.“ Eloisa lächelte verkrampft. „Außerdem ist das hier dein Abend. Ich würde nichts tun, um davon abzulenken.“

Ihre Stiefschwester blinzelte und musterte Jonah von Kopf bis Fuß. „Hey, wenn er mein Date wäre, würde ich mich in der Aufmerksamkeit der Medien regelrecht sonnen.“

Zur Hölle, was für eine komische Familie war das denn? Jonah zog Eloisa dichter an sich heran und übermittelte Audrey damit ein deutliches Signal, auf Abstand zu gehen. Ihre Antwort bestand aus einem Lächeln, während sie spielerisch mit einer Hand durch ihr schulterlanges Haar fuhr. Ihr Verlobter, der arme Trottel, schien ihr Flirten gar nicht zu bemerken.

Eloisa presste ihr Gesicht an seine Schulter. Als Jonah sie beruhigen wollte, bemerkte er, dass sie weder aufgebracht war noch seine Nähe suchte. Sie versteckte sich lediglich vor der klickenden Kamera.

Der Fotograf machte unentwegt ein Foto nach dem anderen, sodass sie von den Blitzlichtern nahezu geblendet wurden.

Audrey stupste ihre Schwester ermutigend an. „Jetzt mach schon. Lächele in die Kamera. Du versteckst dich schon den ganzen Abend, und ich könnte für mein Hochzeitsalbum ein paar schöne Fotos gut gebrauchen.“

Eloisa zog an dem Band, das ihren Pferdeschwanz zusammengehalten hatte, und ihr Haar ergoss sich wie ein seidener Teppich über ihre Schultern und ihren Rücken. Sie war Jonah nie eitel vorgekommen, aber die meisten Frauen wollten wohl vor der Kamera ihre beste Seite zeigen. Als er allerdings näher hinsah, fiel ihm auf, dass sie sich hinter ihrem Haar versteckte. Der Typ bekam zwar seine Fotos – hätte Eloisa sich geweigert, hätte das zweifellos eine Szene mit Audrey heraufbeschworen –, aber es würde keine deutliche Aufnahme von Eloisas Gesicht geben.

Allmählich sickerte die Erkenntnis zu ihm durch, dass es zwischen ihnen ein größeres Problem gab, als er angenommen hatte. Er hatte mitbekommen, dass sie ein Geheimnis aus ihrer königlichen Abstammung machen wollte, und respektierte ihr Recht, so zu leben, wie es ihr gefiel. Doch bis zu diesem Moment war ihm nicht bewusst geworden, wie weit sie gehen würde, um ihre Anonymität zu wahren. Das konnte Schwierigkeiten bereiten. Denn als Angehöriger der Familie Landis musste er damit rechnen, ständig im Rampenlicht zu stehen. Allein durch seine Gegenwart hatte er sie in den unerbittlichen Blick der Medien gezogen.

Er hatte Rache für ihren Verrat gewollt, aber keineswegs ihr Geheimnis öffentlich machen wollen. Dafür schwebten ihm andere, wesentlich verlockendere Gedanken vor, um sie endgültig aus dem Kopf zu bekommen.

3. KAPITEL

Eloisa wünschte, der Fotograf würde endlich aufhören. Noch einige der grellen Blitze, und sie würde Kopfschmerzen bekommen. Als ob dieser Abend nicht schon genug Anlass für eine Migräne bieten würde.

Glücklicherweise ging die Party schließlich doch noch ihrem Ende entgegen. Lediglich ein paar Nachzügler waren noch da. Jonah – der Hauptgrund für ihre drohenden Kopfschmerzen – stand mit ihrem Stiefvater zusammen. Fest entschlossen, gelassen zu bleiben, stapelte Eloisa kleine Kuchenteller aus Kristall übereinander, die nachlässig auf den Desserttisch gestellt worden waren. Ihre Schwester beobachtete sie von ihrem Platz am Ende der Tafel aus.

Audrey balancierte einen Teller mit einem Stück Himbeerschokoladenkuchen in der einen Hand, zog einen Finger durch die Glasur und leckte ihn ab. „Das Aufräumen solltest du den Leuten vom Catering-Service überlassen. Dafür werden sie schließlich bezahlt.“

„Das macht mir wirklich nichts aus.“ Sie musste einen Weg finden, ihre Nervosität wegen Jonahs inszeniertem Kuss loszuwerden.

„Das heißt aber nicht, dass du dich hier abschuften musst. Geh nach Hause.“

Sie war nicht bereit, mit Jonah allein zu sein. Nicht, solange sie ihre Gefühle noch nicht völlig unter Kontrolle hatte. Doch angesichts seines entschlossenen Gesichtsausdrucks vermutete sie, dass er nicht vorhatte, so schnell aus ihrem Leben zu verschwinden. „Ich bleibe hier bei dir.“ Eloisa wich einem Bandmitglied aus, das zwei Gitarrenkoffer trug. „Keine Widerrede.“

„Dann iss wenigstens etwas Kuchen. Er ist so lecker, dass es mir beinahe nichts ausmacht, dass ich mein Hochzeitskleid weiter machen lassen muss.“ Audrey schleckte einen weiteren Klecks Glasur und sah zu Jonah und dann wieder zurück zu Eloisa. „Du steckst wirklich voller Überraschungen, liebe Schwester.“

„Das hast du bereits gesagt.“ Eloisa packte die Gabeln in ein Glas und überreichte es einem vorbeigehenden Servicemitarbeiter. Es kam selten vor, dass man ihr vorwarf, voller Überraschungen zu stecken. Sie war immer die Beständige gewesen, die damit beschäftigt gewesen war, die Dinge wieder in Ordnung zu bringen, wenn ihre übersensible Schwester in Tränen ausgebrochen war.

„Aber es stimmt. Was hat es mit deinem berühmten Freund auf sich?“ Audrey gestikulierte mit ihrem Teller in Jonahs Richtung, der selbst in der Maihitze Floridas völlig lässig in seiner Anzugsjacke aussah.

Früher hatte Eloisa seine Unbekümmertheit faszinierend gefunden. Jetzt hingegen war es mehr als nur ein wenig irritierend. Besonders, weil sie nicht aufhören konnte, daran zu denken, wie es sich angefühlt hatte, ihre Finger während des Kusses in seinem Haar zu vergraben.

Sie verschränkte die Hände vor sich und lehnte sich neben ihre Halbschwester an den Tisch. Die gertenschlanke Audrey überragte sie um gute zwölf Zentimeter und kam auch sonst mehr nach ihrem Vater. Doch beide hatten sie die langen, feingliedrigen Finger ihrer Mutter. Wie wäre es wohl, wenn ihre Mutter jetzt hier wäre, um mit Audrey den größten Tag ihres Lebens zu planen?

Der überraschende Tod ihrer Mutter aufgrund einer Arzneimittelallergie hatte sie alle tief geschockt. Eloisa war während der gesamten Beerdigung wie betäubt gewesen. Den ganzen Weg zurück nach Spanien zu ihrem Studienjahr hatte sie wie in Trance hinter sich gebracht.

Und war in Jonahs Bett gelandet.

Als sie am Morgen danach mit diesem Ring an ihrem Finger aufgewacht war, hatte sie den ersten Riss in dem Damm verspürt, der ihre Trauer zurückgehalten hatte. Sie hatte es kaum von Jonahs gemieteter Residenz in ihr eigenes Zuhause geschafft, bevor die Tränen geflossen waren. Was sie wieder zurück zu dem Dilemma mit Jonah brachte.

Warum tauchte er jetzt auf einmal persönlich auf, wenn er auch einen Anwalt hätte schicken können? Es war ja nicht so, dass er sie im vergangenen Jahr nicht jederzeit hätte treffen oder kontaktieren können. „Sein Besuch kommt ziemlich überraschend für mich.“

Audrey stellte ihren Teller zur Seite, zog eine pinkfarbene Lilie aus der Tischdekoration und roch daran. „Du hast ihn früher nie erwähnt.“

Sie hatte noch nicht einmal erwähnt, dass sie mit ihm zusammengearbeitet hatte. Zu groß war ihre Furcht davor, man könnte ihrer Stimme anhören, was sie sich selbst gegenüber nicht eingestehen wollte. „Wie ich schon gesagt habe, das ist dein besonderer Abend. Ich wollte auf gar keinen Fall davon ablenken.“

Audrey stieß Eloisa in die Seite. „Könntest du mal für ein paar Minuten mit deinem selbstlosen Getue aufhören und mit mir wie eine echte Schwester darüber quatschen? Verdammt noch mal, er ist ein Landis! Du bist ganz dicke mit Amerikas High Society.“

„Wer würde nicht darüber quatschen wollen?“ Eloisa konnte sich nicht die ironische Bemerkung verkneifen.

„Du, offensichtlich.“ Audrey drehte den Stängel der Lilie zwischen ihren Fingern. „Wow, ich würde eine Pressekonferenz einberufen.“

Unwillkürlich musste Eloisa lachen. Das war viel besser als zu weinen und half ihr, die Anspannung des Abends abzubauen. Audrey mochte ihre Fehler haben, aber sie gab niemals vor, anders zu sein, als sie war. Sie selbst hingegen fühlte sich wie eine Heuchlerin, weil sie sich jeden Tag vor sich selbst versteckte.

Ihr Lachen verebbte allmählich. „Vergiss Jonah Landis einfach. Ich habe es wirklich so gemeint, als ich sagte, dass in den nächsten Wochen sich alles um dich drehen soll. Dies ist die Hochzeit, die du schon seit deiner Kindheit geplant hast. Weißt du noch, wie wir im Garten geübt und einmal alle Rosen vom Busch gepflückt haben?“

„Du warst die beste Brautjungfer.“ Audrey befestigte die Lilie hinter dem Ohr ihrer Schwester.

Der Duft erinnerte Eloisa an ihren Überfall auf den sorgfältig gehüteten Garten ihrer Mutter, den sie als Kinder begangen hatten. „Du hast den Ärger abbekommen“.

Audrey rollte mit den Augen und startete einen erneuten Angriff mit dem Zeigefinger auf die Kuchenglasur. „Das ist kein großes Opfer gewesen. Ich habe besser heulen können als du. Du bist immer so heldenhaft gewesen.“

„Ich bin eben nicht weinerlich.“ Zumindest nicht in der Öffentlichkeit.

„Tränen können ihr Gewicht in Gold wert sein. Ich mag vielleicht jünger sein, aber diesen Rat solltest du annehmen.“ Audrey sah zu ihrem Vater, ihrem Verlobten und Jonah. „Wenn es um Männer geht, musst du jede erdenkliche Waffe nutzen.“

„Vielen Dank für den Hinweis.“ Nicht, dass sie ihn jemals beherzigen würde. „Können wir uns jetzt wieder auf deine Hochzeit konzentrieren? In den nächsten Wochen haben wir noch eine Menge zu erledigen.“

Sie versuchte, ihr Unbehagen darüber nicht zu zeigen, dass Audrey einen Mann mit fragwürdigen Kontakten heiraten wollte. Ihre kleine Schwester hatte all ihre Warnungen in den Wind geschlagen und sogar damit gedroht durchzubrennen.

Audrey zog eine weitere Blume aus der Dekoration – dieses Mal für sich selbst. „Und was ist mit Jonah Landis?“

Eloisa bekam jetzt doch Appetit. „Er ist mein Date.“ Sie spießte mit der Gabel ein Stück von einem Stück Kuchen auf, das von dem Caterer noch nicht weggeräumt worden war. „So einfach ist das.“

„Schätze, dass du heute Nacht keine Mitfahrgelegenheit nach Hause brauchst“, neckte Audrey sie.

„Ich bin mit dem Auto hier.“

„Einer von Joeys Brüdern kann es für dich rüberbringen, wenn du mit deinem Date fährst.“ Audrey stellte sich auf die Zehenspitzen. „Hey, Landis! Meine Schwester könnte jetzt aufbrechen. Wie wär’s, wenn Sie Ihrem Chauffeur sagen, dass er die Limousine vorrollen lassen soll? Eloisa ist den ganzen Tag auf den Beinen gewesen.“

Jonah warf Eloisa einen hungrigen Blick zu. Sie hatte diesen Ausdruck in seinen Augen schon einmal gesehen, bevor sie sich hastig ihr Kleid vom Körper gerissen hatte und mit ihm ins Bett gefallen war. Während sie sich ein Stück Kuchen in den Mund steckte, versuchte sie sich selbst davon zu überzeugen, dass das ausreichen würde, um den Hunger zu bekämpfen, der schon den ganzen Abend an ihr nagte.

Unbehaglich rutschte Eloisa auf dem Sitz der Limousine herum.

Es war ihr einfacher erschienen, zurück in Jonahs Wagen zu klettern, als vor dem Klatschreporter mit Jonah darüber zu diskutieren, ob sie in ihrem Wagen oder mit ihm nach Hause fuhr. Jetzt, da sie mit ihm allein war, stellte sie ihre Entscheidung infrage. Die Fahrt zu ihrem Haus in der Stadt schien Stunden zu dauern, obwohl es nur einige Meilen entfernt war.

Auf der Suche nach irgendeinem Gesprächsstoff berührte Eloisa den Reisedrucker und das Laptop neben ihr. Sie wollte gerade einen Witz darüber machen, unterbrach sich jedoch, als ihr ein Papierausdruck zwischen die Finger geriet. Neugierig schaute sie näher hin, bevor sie sich selbst davon abhalten konnte. Es schien sich um einen kleinen Bauplan zu handeln.

Jonah entzog ihr das Blatt und verstaute es in einer Aktentasche. „Warum bist du vorhin auf der Party eigentlich so kamerascheu gewesen?“

„Ich ziehe es vor, im Hintergrund zu bleiben. Nicht jeder ist scharf auf eine Schlagzeile auf der Titelseite.“ Aua. Das klang ziemlich barsch, aber Jonah hatte etwas an sich, das sie in Unruhe versetzte.

„Meidest du die Presse wegen deines Vaters? Du glaubst doch nicht wirklich, dass du für immer unbemerkt bleiben kannst?“

Bemerkte er eigentlich, wie dicht seine Oberschenkel an ihren waren? Eloisa rutschte ein winziges Stück von Jonah weg. „Das haben meine Mutter und ich über Jahre hinweg hinbekommen. Willst du das etwa ändern?“

Sie biss sich auf die Lippe und hielt den Atem an, als die Frage endlich draußen war, die schon den ganzen Abend an ihr genagt hatte. Sie hielt den Atem an und Jonahs abwartendes Schweigen so lange aus, bis Pünktchen vor ihren Augen zu tanzen begannen.

„Vergiss nicht zu atmen“, befahl er und nickte ihr kurz zu. „Natürlich bewahre ich dein Geheimnis.“

Erleichtert seufzte sie auf und ließ sich in den Sitz zurückfallen. Sie fächelte sich Luft zu und entspannte sich zum ersten Mal an dem Abend, seitdem dieser Wagen am Dock um die Ecke gefahren war. Für die Bewahrung eines Geheimnisses war gesorgt, und sie hatte keinen Grund zur Annahme, dass er ihr anderes herausgefunden hatte. „Du hättest mir heute eine Menge Angst ersparen können, wenn du mir das vorhin gleich gesagt hättest.“

„Für was für einen Menschen hältst du mich eigentlich?“

Seiner Bekleidung, seinem Lebensstil und dem berühmten Familiennamen nach zu urteilen, für einen reichen? Aber das waren alles nur oberflächliche Merkmale. Sie durchforstete ihr Gedächtnis nach Dingen, die sie vor einem Jahr über ihn gelernt hatte – und die meisten hatten mit Anziehungskraft zu tun. „Ich weiß nicht, wie gut ich dich kenne.“

„Dann hast du die nächsten zwei Wochen Zeit, mich besser kennenzulernen.“

„Zwei Wochen?“ Ihre Muskeln verkrampften sich wieder. „Ich habe gedacht, du willst die Scheidung?“

„Das will ich auch.“ Er berührte die Lilie hinter ihrem Ohr, wobei seine Finger einen Moment zu lang ihren Hals liebkosten, als dass es versehentlich geschehen war. „Aber zunächst will ich die Flitterwochen, die wir niemals hatten.“

Überrascht keuchte sie auf. Der Überraschung folgte Ärger, gefolgt von Misstrauen. „Du willst mich doch bloß erschrecken.“

„Warum sollte ich es denn nicht ernst meinen?“ In seinen blauen Augen brannte unmissverständlich ein beunruhigend unwiderstehliches Verlangen.

Sie hatte gerade mal so ihr Herz bei ihrer letzten Begegnung retten können. Auf gar keinen Fall würde sie sich wieder auf so dünnes Eis begeben. „Du glaubst doch nicht wirklich, dass ich wieder mit dir ins Bett gehe?“

„Warum nicht?“ Er rückte näher an sie heran, so dicht, dass sie ihr Kinn nur ein wenig hätte vorrecken müssen, um sein wundervolles Haar zu berühren. „Es ist ja nicht so, als hätten wir nicht bereits miteinander geschlafen.“

Nicht, dass sie viel geschlafen hatten. „Diese Nacht war ein Fehler.“ An dessen Konsequenzen ihr Herz beinahe zerbrochen wäre. „Ein Fehler, den ich nicht vorhabe zu wiederholen, also rutsch wieder auf deine Seite des Sitzes.“

„Wie du willst.“ Das Leder knarrte leise unter seiner bedächtigen Bewegung. „Ob wir Sex haben oder nicht, liegt ganz bei dir.“

„Dankeschön.“ Sie verschränkte die Finger auf ihrem Schoß, um sich davon abzuhalten, ihn wieder zu berühren.

„Gib mir bloß zwei Wochen.“

„Warum zum Teufel?“, rutschte es ihr heraus. „Ich kann dich im Moment nicht gebrauchen.“ So – sie war tatsächlich ehrlich, was ihre Gefühle ihm gegenüber betraf. „Meine Schwester braucht meine Hilfe.“ Und jetzt hatte sie es in den Sand gesetzt mit einer Halbwahrheit, um zu verschleiern, wie sehr er sie in Versuchung führte.

„Hat sie denn keinen Hochzeitsplaner oder so etwas?“

„Nicht jeder hat unbeschränkt Geld zur Verfügung.“

„Dein Vater unterstützt euch nicht?“

„Das geht dich nichts an, und davon einmal abgesehen, hätte Audrey nichts davon.“

„Aha, aber wenn du ein königliches Vermögen hättest, dann würdest du es sicher mit deiner lieben Schwester teilen, oder irre ich mich?“

Seine Worte taten weh, allerdings hatte Jonah recht. Hätte sie das Geld gehabt, hätte sie ihrer Schwester einen Scheck ausgeschrieben, der die Ausgaben für die Hochzeit deckte. Trotzdem wollte sie auf gar keinen Fall Enrique Medinas Geld. „Ich gehe meinen eigenen Weg. Außerdem ist er kein Teil meines Lebens, und ich bin nicht käuflich.“

Sie würde es nie zulassen, abhängig von einem Mann zu sein. Sogar noch Monate später war sie zutiefst bestürzt, wie dicht sie davor gewesen war, die Fehler zu wiederholen, die ihre Mutter in der Vergangenheit gemacht hatte – allein und ungeliebt.

Und schwanger.

4. KAPITEL

Jonah bat den Chauffeur, erst einmal zu warten, bevor er Eloisa folgte, die auf ihr Haus zustürmte. Hoffentlich würde er den Fahrer bald fortschicken können. Denn um ehrlich zu sein, traute er Eloisa durchaus zu, dass sie die Flucht ergriff, sobald er ihr den Rücken zudrehte. Nicht, dass es unangenehm gewesen wäre, mit ihr zusammen zu sein. Gott, er konnte ihr die ganze Nacht dabei zusehen, wie sie ging, und ihren sanften Hüftschwung im Licht der Straßenlaternen betrachten.

Er erwartete nicht, dass sie heute Nacht zu mehr bereit sein würde als zu einem Gespräch. Unbedingt musste er sich jetzt Zeit für sie nehmen, was er in Spanien nicht getan hatte. Das einzige Problem bestand darin, dass er sich nur zwei freie Wochen leisten konnte, bevor er zu seinem nächsten Restaurationsprojekt nach Peru reisen musste. Wenn er seine Angelegenheiten mit Eloisa bis dahin nicht geklärt haben würde, könnte er dann einfach so weggehen?

Er weigerte sich, von einer Niederlage auszugehen. Sie würden wieder miteinander schlafen und das Chaos vom letzten Jahr in Ordnung bringen. Die Hände in die Taschen geschoben, folgte er Eloisa auf dem Gehsteig. In der Ferne war das Rauschen der Brandung zu hören. Sie lebte in einem Reihenhaus im Retrodesign der Jahrhundertwende, das in einem frischen Gelb gestrichen war. „Danke dafür, dass du mich sicher zu meiner Eingangstür begleitet hast“, rief sie über die Schulter. „Du kannst jetzt gehen.“

„Nicht so schnell, meine liebe Ehefrau.“ Er kam neben Eloisa und der limettengrünen Eingangstür zum Stehen. In ihren Fingern hielt sie die Schlüssel, aber er nahm sie ihr nicht ab, um für sie aufzuschließen. Er wollte, dass sie ihn von sich aus zu sich reinbat, ohne, dass er sie zwang. Doch das schloss Überredungskunst ja nicht aus.

Seufzend sah sie ihm ins Gesicht. „Du hast ein Jahr überstanden, ohne mit mir zu sprechen. Ich bin sicher, dass es dir noch eine weitere Nacht gelingen wird, ohne mich auszukommen.“

„Nur weil ich keinen Kontakt zu dir aufgenommen habe, bedeutet nicht, dass ich aufgehört hätte, an dich zu denken.“ Das war die Wahrheit. „Wir haben eine Menge Dinge nicht gesagt. Was ist falsch daran, wenn ich die nächsten zwei Wochen dafür nutzen will, alles ins Reine zu bringen, bevor wir uns verabschieden?“

Eloisa studierte die Schlüsselkette, die aus allen möglichem Schnickschnack bestand und an deren Ende ein metallisches Objekt hing, das wie ein Souvenir aussah. „Warum zwei Wochen?“

Verdammt. Es würde bestimmt nicht sehr überzeugend klingen, wenn er ihr mitteilte, dass das der einzige Zeitraum war, den er in seinem überfüllten Terminkalender hatte freischaufeln können. Die Ehe seines Bruders Sebastian war in die Brüche gegangen, weil er zu viel Zeit in seiner Anwaltskanzlei zugebracht hatte.

„Weil mein Anwalt sagt, dass es so lange dauert.“ Dieses Mal hatte er Sebastian um Hilfe gebeten, was er schon vor einem Jahr hätte tun sollen. „Und du kannst mir keinen Vorwurf machen, wenn ich befürchte, dass du wieder spurlos verschwindest.“

Am Morgen nach ihrer spontanen Hochzeit hatten sie sich zwar beide darauf geeinigt, dass es ein Fehler gewesen war. Okay, sie hatten sich darauf geeinigt, nachdem sie ihm eine Ohrfeige verpasst hatte. Dann hatte sie entsetzt nach Luft geschnappt und war auf dem Weg zur Tür in ihr Kleid geschlüpft. Er hatte gehofft, dass sie über die Angelegenheit nochmals reden würden, sobald sie sich wieder beruhigt hatte. Doch nach ihrer Abreise hatte sie jede Kommunikation mit ihm verweigert und ihm lediglich die Papiere zugesandt, die er benötigte. Die misslungene Scheidung war also streng genommen ihre Schuld.

Und seine. Das konnte er nicht leugnen. Er hätte nicht so verdammt stolz sein dürfen und besser gleich seinen Bruder Sebastian eingeweiht.

Jonah zog das baumelnde Schlüsselbund mühelos zwischen ihren Fingern hervor und betrachtete es näher. Der Souveniranhänger war eine Metallschmiedearbeit, die das Haus abbildete, an dessen Restauration er vergangenen Sommer gearbeitet hatte. Interessant. Ermutigend. „Nette Schlüsselkette.“

„Ich betrachte sie als Mahnung für die Risiken impulsiver Entscheidungen.“ Sie holte sich die Schlüssel zurück und umgriff sie so fest, dass ihre Fingerknöchel weiß wurden.

„Risiken?“, erkundigte er sich wütend. Sie war diejenige gewesen, die gegangen war. Nicht er. „Es hatte den Anschein, als wäre dir das Fortgehen nicht wirklich schwergefallen. Wenn es jetzt keine Schwierigkeiten gegeben hätte, wärst du ungeschoren davongekommen.“ Von ihren Lügen ganz zu schweigen.

„Ungeschoren?“ Sie erblasste. „Du denkst doch nicht ernsthaft, dass es mir nichts ausgemacht hat? Du hast keine Ahnung, wie sehr ich mit mir gerungen habe. Und unserem Fehler.“

Sein Ärger wich Verwirrung. Sie war gegangen. Sie hatte niemals angerufen. Warum zur Hölle hatte sie sich versteckt, wenn ihre gemeinsame Zeit ihr so nah gegangen war?

„Okay, Eloisa. Was hältst du davon, wenn wir alles daransetzen, die Angelegenheit ein für alle Mal zu bereinigen? Für die nächsten zwei Wochen werde ich einfach dein Mitbewohner sein.“

Sie keuchte auf. „Du willst doch nicht wirklich einfach hier bei mir einfallen?“

„Natürlich nicht.“ Jonah sah auf das kleine Erinnerungsstück an der Schlüsselkette, ein Zeichen dafür, dass sie sich erinnerte und es sie kümmerte. „Mein Chauffeur könnte uns zu meiner Suite fahren.“

Kopfschüttelnd steckte sie den Schlüssel ins Schloss. „Du bist unverschämt.“

Mit einem schwachen Lächeln schlug er sich vor die Brust. „Das schmerzt. Ich nehme nur Rücksicht auf meine Ehefrau.“

„Ich brenne darauf zu erfahren, wie du darauf kommst.“ Immer noch kopfschüttelnd stieß sie die Eingangstür auf und trat in das Haus, ohne Jonah vorher in die Wüste geschickt zu haben.

Das fasste er als Einladung auf und folgte ihr. Siegessicher sah er sich um. Je mehr er über Eloisa erfuhr, umso besser würden seine Chancen stehen. Er würde denselben Fehler nicht ein zweites Mal begehen und zulassen, dass sie ihn in Bezug auf ihre Person im Dunkeln tappen ließ.

Der Wohnbereich war luftig und offen. Eloisa schien eine Vorliebe für klare Linien und einen lässigen Stil zu haben – weiße Wände, Holzfußboden und Rattanmöbel mit Kissen in zarten Farben. Und selbstverständlich Bücher – auf Beistelltischen, Regalen, in alten Kabinettschränken. In Spanien hatte sie immer Bücher in ihrer Tasche gehabt, um während der Pausen lesen zu können.

Vor den Fenstern befanden sich Jalousien. Lediglich durch die Balkontür konnte man einen Blick auf den kleinen Garten, den hölzernen Liegestuhl und die Farnpflanzen werfen. Saß sie dort, um zu lesen und sich zu sonnen?

Was würde er nicht alles dafür geben, sie mit zu seiner Penthouse-Suite zu nehmen, wo sie in dem Pool auf dem Dach ganz ohne hinderliche Badesachen schwimmen konnten. Er zog das Jackett aus und hängte es an die Garderobe. „Schön hast du es hier.“

„Sicher ist es nicht so luxuriös, wie du es gewohnt bist, aber mir gefällt es.“

„Es ist wunderbar, und das weißt du.“

Sie sah über ihre Schulter zurück, während sie ihre Handtasche auf den Küchentresen stellte, der die Küche vom Wohnbereich begrenzte. Dann warf sie die Schlüssel mit den klappernden Anhängern neben die Tasche. „Na gut.“

Im Zuge der heißen Phasen von Restaurationsprojekten hatte er schon mehr als eine Nacht in einfachen Zelten oder Wohnwagen verbracht. „Hättest du gern ein luxuriöseres Leben?“

Seine Brüder überschütteten ihre Frauen mit allen möglichen Extras. Obwohl seine Schwägerinnen behaupteten, diese Sachen nicht zu brauchen, war ihm aufgefallen, dass sie sich stets trotzdem darüber freuten. Er deutete auf einen dicken silbernen Ringordner mit einem Foto von Audrey und ihrem Verlobten. „Du hast vorhin gesagt, dass du eine Menge zu tun hast mit den Hochzeitsvorbereitungen. Du, deine Schwester und alle Brautjungfern sollten am Tag vor der Hochzeit in einen Schönheitssalon gehen. Das wäre natürlich mein Geschenk für die Braut.“

Sie schlüpfte aus ihren goldenen Riemchensandaletten und stellte sie nebeneinander auf die Bodenmatte neben die Terrassentür. „Ich lasse mich nicht bestechen.“

Autor

Barbara Dunlop
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