In der Hitze des Sommers

– oder –

 

Rückgabe möglich

Bis zu 14 Tage

Sicherheit

durch SSL-/TLS-Verschlüsselung

Die hübsche Lehrerin Kim traut ihren Ohren nicht: Der gut aussehende Unternehmer Jared Stevens behauptet, ihr Vater hätte Schulden bei ihm gehabt, die sie in ihren Sommerferien abarbeiten soll! Aber was bleibt ihr übrig? Drei Monate steht sie ihm, dem notorischen Playboy, zur Verfügung Und es wird der heißeste Sommer, den Kim jemals erlebt hat. Denn Jared ist nicht nur viel besser als sein Ruf - zärtlich und sensibel - er ist auch ein fantastischer Lover.


  • Erscheinungstag 01.09.2013
  • Bandnummer 1054
  • ISBN / Artikelnummer 9783954460090
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Image

1. KAPITEL

“Sie hat was getan?” Jared Stevens schwang die Beine von seinem schweren Eichenschreibtisch und sprang entrüstet auf.

“Sie hat den Brief zerrissen und ihn mir vor die Füße geworfen. Und dann, bevor sie die Tür zugeknallt hat, hat sie erklärt – ich zitiere: ‘Eher friert die Hölle zu, als dass ich auch nur einen Penny an ein Mitglied der Stevens-Familie zahle.’ Sie sagte außerdem, sämtliche Ansprüche von Stevens Enterprises seien mit dem Tod ihres Vaters erloschen.” Grant Collins stand auf der anderen Seite des Schreibtisches. Der ansonsten würdevolle Anwalt wirkte verunsichert. “So etwas hat es in meiner Kanzlei noch nie gegeben.”

Jared machte keinen Hehl aus seinem Zorn. “Was glaubt sie eigentlich, wer sie ist? Ich will, dass du …” Er hielt inne, holte tief Luft, um sich zu beruhigen, und fuhr sich dann nachdenklich durch die vollen dunklen Haare. “Schon gut. Ich werde mich selbst darum kümmern.” Sein Ton signalisierte, dass die Besprechung zu Ende war.

Sobald sein Anwalt gegangen war, schenkte Jared sich einen Becher Kaffee ein und setzte sich wieder in seinen großen Ledersessel. Er nahm einen Aktenordner vom Schreibtisch und studierte ihn, während er seinen Kaffee trank. Dann lehnte er sich zurück und schloss die Augen.

Jared hatte weder die Zeit noch die Geduld, sich mit irgendeiner alten Transaktion zwischen seinem Vater und Paul Donaldson zu befassen. Die Fehde zwischen den Stevens und den Donaldsons dauerte nun schon über drei Generationen an. Er hatte genug davon, und es war ihm längst egal, wer sie begonnen hatte und warum. Daher hatte er auch kein Interesse, die Sache mit Paul Donaldsons Tochter Kimbra weiterzuführen. Er wollte lediglich den überfälligen Schuldschein über zwanzigtausend Dollar einlösen, damit er die Sache zu den Akten legen konnte. Es handelte sich um etwas Geschäftliches, nichts Persönliches.

Bisher war er Kimbra Donaldson nie begegnet, doch jetzt sah es ganz danach aus, als müsste er sich mit ihr auseinandersetzen, ob er nun wollte oder nicht. Die roten Ziffern auf seiner Schreibtischuhr zeigten halb fünf an.

Das Haus der Donaldsons befand sich nur drei Meilen vom Anwesen seiner Familie entfernt. Hier in seiner Heimatstadt, in Otter Crest an der nordkalifornischen Küste, verbrachte Jared wie jedes Jahr einen Teil des Sommers, seit er das Kommando von Stevens Enterprises übernommen hatte. Er hatte sich hier auf dem Anwesen der Stevens ein großes Büro eingerichtet, um den Menschenmassen in San Francisco, wo sich das Hauptbüro von Stevens Enterprises befand, zu entgehen. In San Francisco lag auch sein Reihenhaus, in dem er den Rest des Jahres verbrachte.

Jared seufzte. Die Angelegenheit um den Schuldschein musste so schnell wie möglich geklärt werden, damit er sich wieder um vernünftige Dinge kümmern konnte. Und dazu gehörte das Date, das er heute Abend mit einer attraktiven Rothaarigen hatte, die er vor einer Woche auf der Party eines Geschäftspartners in San Francisco kennengelernt hatte. Er lächelte. Bis in die Stadt war es zwar eine fast einstündige Fahrt, doch für das zu erwartende Vergnügen würde es sich lohnen. Zuerst musste er sich jedoch um dieses ärgerliche Problem Kimbra Donaldson kümmern.

Jared legte die Akte in seinen Aktenkoffer, nahm seine Autoschlüssel und ging zur Tür.

Kimbra Donaldson war auf der High School mit seinem Halbbruder Terry in der gleichen Abschlussklasse gewesen. Terrys Mutter war die zweite der insgesamt sechs Ehefrauen von Ron Stevens gewesen, der außerdem noch zahlreiche Affären gehabt hatte. Jared hielt es für einen glücklichen Umstand, dass sein Vater nicht mehr Kinder von seinen vielen Frauen hatte. Als er Otter Crest mit achtzehn verlassen hatte, um aufs College zu gehen, waren Terry und Kimbra erst zehn und noch in der Grundschule gewesen. Das war jetzt zwanzig Jahre her.

Terrys Meinung von Kimbra war nie sehr schmeichelhaft gewesen, aber Jared gab nicht viel auf die Meinung seines Halbbruders. Sie hatten sich schon vor dem Tod ihres Vaters vor fünf Jahren nicht sehr nahgestanden, und seit es notgedrungen nun seine Aufgabe war, den verantwortungslosen Terry aus Ärger herauszuhalten, war dieser ein ständiges Problem für ihn.

Der Zeitaufwand dafür zusätzlich zu dem Vorsitz von Stevens Enterprises, den sein Vater ihm vermacht hatte, hatte auf sein extravagantes Privatleben wie ein Eimer kaltes Wasser gewirkt. Gleichzeitig war es eine stimulierende Herausforderung für jemanden, der sich bis dahin ohne großes Lebensziel hatte treiben lassen.

Jared fuhr die von alten Häusern gesäumte Straße hinunter, bis er das kleine Haus fand, in dem Paul Donaldson fast vierzig Jahre gelebt hatte. Er bog in die Einfahrt, stellte den Motor ab und sah zur Haustür. Ein unbehagliches Gefühl breitete sich in seinem Magen aus.

Er hatte noch nie mit einer Frau zu tun gehabt, die den Schneid oder die Frechheit besaß, den Brief eines Anwalts vor seinen Augen zu zerreißen und ihn ihm vor die Füße zu werfen. Die Frauen, die er kannte, waren eher hübsch als mutig und immer bereit, sich zu amüsieren. Und alle diese Frauen, und da kamen einige zusammen, waren nicht an einer dauerhaften Beziehung interessiert. Was ebenfalls sehr für sie sprach.

Die Gardine am vorderen Fenster bewegte sich leicht. Jemand beobachtete ihn also. Jared atmete tief durch. Er konnte die Konfrontation nicht länger aufschieben. Die Sache musste geklärt werden, damit er sich auf den Weg nach San Francisco zu seinem Date machen konnte. Wohl wissend, dass jede seiner Bewegungen verfolgt wurde, öffnete er die Wagentür.

Kim Donaldson, die hinter der Gardine stand, hatte einen Wagen auf der Auffahrt gehört, den silberfarbenen Porsche jedoch nicht erkannt. Aber nun stieg der Fahrer aus. Plötzlich war ihre Kehle wie zugeschnürt, und Furcht überkam sie. Es war Jared Stevens persönlich.

Sie hatte sich heute von ihrem Zorn hinreißen lassen und ein paar Dinge gesagt, die besser ungesagt geblieben wären. Dass sie erst nachdenken sollte, bevor sie den Mund aufmachte, war ihr bewusst. Allerdings hätte sie nicht damit gerechnet, dass ihr Ausbruch vor dem Anwalt eine so rasche und von ihr keineswegs beabsichtigte Reaktion zur Folge haben würde.

Kim schluckte, holte tief Luft und atmete langsam wieder aus. Sie hatte Jared Stevens nie kennengelernt, ihn jedoch im Lauf der Jahre bei mehreren Gelegenheiten gesehen, seit er den Sommer über nach Otter Crest kam. Besonders das erste Mal hatte sie nicht vergessen. Sie war noch auf der High School gewesen und hatte im Park bei einem Softballspiel zugesehen. Ein Spieler in abgeschnittener Jeans und Trägerhemd war ihr sofort aufgefallen. Es hatte sie wie der Blitz getroffen. Ihr Verlangen nach diesem verwegenen, gut aussehenden Mann Anfang zwanzig war sofort erwacht. Sein Anblick hatte sich ihr fest eingeprägt – die langen Beine, die breiten Schultern, die muskulösen Arme, der bronzene Hautton.

Später fand sie heraus, dass der Mann ihrer Träume niemand anderer war als Jared Stevens, Terrys älterer Bruder, den man in Otter Crest nur den Playboy nannte. Zwischen seiner und ihrer Familie gab es seit Generationen eine Fehde, und es bestand kein Grund zu der Annahme, dass er anders war als sein Bruder, von dem sie aus eigener Erfahrung wusste, was für ein Idiot er war. Trotzdem war ihr das verlockende Bild all die Jahre im Gedächtnis geblieben.

Sie beobachtete, wie Jared sich über den Wagensitz beugte und seinen Aktenkoffer nahm. Seine Jeans, das T-Shirt und die Turnschuhe täuschten über seine Führungsposition in einem Riesenkonzern hinweg. Sie wurde nervös. Sollte sie so tun, als sei sie nicht zu Hause? Nein, sie musste sich ihm stellen, und sei es nur, um ihre Worte an den Anwalt zu bekräftigen. Sie hatte jedenfalls nicht die Absicht, ihm auch nur einen Penny an Schulden zu bezahlen, die laut ihrem Vater gar nicht existierten. Abgesehen davon, könnte sie keine zwanzigtausend Dollar auftreiben, selbst wenn sie gewollt hätte.

Als es an der Tür klingelte, atmete sie noch einmal tief durch, um sich zu beruhigen, doch es half nicht.

Kim öffnete ihrem unliebsamen Besucher die Tür.

“Kimbra Donaldson?”

Seine Stimme ließ sie erschauern. Er klang so sexy, wie er aussah. Mehr noch. Sein jugendlich gutes Aussehen von damals hatte sich zu einer unglaublichen Attraktivität entwickelt. Außerdem hatte er eine Ausstrahlung, der sie sich kaum entziehen konnte. Und dann seine Augen. Sie hatte keine Ahnung gehabt, dass sie von einem so intensiven Grün waren. Es waren Augen, bei denen man das Gefühl hatte, dass sie einem bis auf den Grund der Seele sahen.

Plötzlich fiel ihr das Atmen schwer. Jetzt verstand sie, weshalb die Frauen ihm nachliefen. Sie verscheuchte diese Gedanken und versuchte, sich unter Kontrolle zu bekommen.

“Ja, ich bin Kim Donaldson.” Atme ganz ruhig und langsam, wies sie sich an, was vergebens war, als sie bemerkte, dass sein Blick von ihrem Gesicht über ihren Körper bis hinunter zu ihren Füßen und von dort langsam ihre nackten Beine wieder hinauf und weiter zu ihrem Gesicht wanderte. Seine Miene verriet unmissverständlich, dass ihm gefiel, was er sah.

Wenn sie gewusst hätte, dass er auf dem Weg zu ihr war, hätte sie ihr blaues T-Shirt und die weiße Tennisshorts gegen etwas anderes eingetauscht und sich Schuhe angezogen. Dann hätte sie jetzt wahrscheinlich nicht das Gefühl, dass ihm keine Rundung ihres Körpers entging. Erregung breitete sich in ihr aus – ebenso beunruhigende wie prickelnde Erregung.

“Ist Ihnen Kim lieber als Kimbra?”

Sie nickte, da sie kein Wort herausbekam.

“Ich bin Jared Stevens.”

Endlich fand sie ihre Stimme wieder. “Ich weiß, wer Sie sind”, sagte sie knapp.

Ein erstaunter Ausdruck huschte über sein Gesicht, verschwand jedoch sofort wieder. “Sie waren heute Morgen ziemlich grob zu meinem Anwalt. Grant meinte, es sei das erste Mal gewesen, dass jemand einen Brief zerrissen und ihm ins Gesicht geworfen habe. Ich fürchte, Ihr Verhalten zwingt mich, die Angelegenheit nun selbst in die Hand zu nehmen.”

Er betrachtete sie einen langen Moment, dann lächelte er. Es war ein hinreißendes, sexy Lächeln, das makellose weiße Zähne zeigte, die einen schönen Kontrast bildeten zu seinem gebräunten Gesicht. “Ich denke, wir haben dringende Geschäfte zu besprechen.”

Sein Lächeln, seine Nähe, seine enorm männliche Ausstrahlung kosteten sie einige Anstrengung, Haltung zu bewahren. “Wir haben überhaupt nichts zu besprechen.”

“Und ob, Miss Donaldson.” Erneut ließ er den Blick über ihren Körper gleiten, bevor er ihr wieder ins Gesicht sah. “Wir haben eine Menge zu besprechen.”

Das Funkeln in seinen Augen schüchterte sie ebenso ein, wie es sie erregte. Nur noch mit Mühe gelang es ihr, die Fassung zu bewahren. Auf keinen Fall wollte sie zögernd oder unsicher auf ihn wirken.

“Darf ich reinkommen?”

“Tja, also …” Da sie nicht einmal eine simple Floskel herausbekam, trat sie stumm zur Seite und winkte ihn herein, während sie sich im Stillen heftig dafür tadelte, sich wie ein dummer, ehrfürchtiger Teenager zu benehmen. Schließlich war er der Feind, nicht jemand, dessen Gegenwart sie sprachlos machen sollte.

Sie strich sich die kurzen blonden Haare zurück und räusperte sich, bevor sie es noch einmal probierte. “Ich wüsste nicht, was wir zu bereden hätten.” Diesmal gelang es ihr sogar, in geschäftsmäßigem Ton zu sprechen. “Sie versuchen, mir Geld abzupressen wegen irgendwelcher Schulden, die nicht existieren. Das hat mein Vater mit Nachdruck betont. Im Übrigen halte ich es für sehr schlechtes Benehmen, sich so kurz nach seiner Beerdigung wie ein Geier auf mich zu stürzen und Forderungen zu stellen.”

Jared hob erstaunt eine Braue. “Ich versuche, Ihnen Geld abzupressen? Das ist eine ziemlich harte Formulierung für meinen Wunsch nach Begleichung einer Schuld, die seit fünf Jahren überfällig ist. Wenn Sie bei jemand anderem mit der Zahlung einer Schuld fünf Jahre im Verzug wären, stünden Sie jetzt längst vor Gericht.”

Wütend schleuderte sie ihm das Erste entgegen, was ihr in den Sinn kam. “Wenn es eine rechtmäßige Forderung gäbe, wäre sie inzwischen beglichen!”

Jared sah Kim wortlos an. Ihr unverhohlener Versuch, so schwierig wie möglich zu sein, konnte das Offensichtliche nicht verbergen. Kim Donaldson war eine Augenweide, von ihrem wunderschönen Gesicht bis zu einem Körper, der den Puls eines jeden Mannes beschleunigte – einschließlich seines.

Er sah, dass das weiche T-Shirt ihre gewölbten Brüste umschmiegte, sah ihre gebräunten Beine und die rostbraun lackierten Zehennägel. Sie maß ungefähr ein Meter siebzig, was gut zu seinen Einsfünfundachtzig passte. Ihre Sturheit und das zornige Funkeln in ihren Augen beeinträchtigten nicht die erotischen Fantasien, die ihm durch den Kopf gingen, seit sie die Tür geöffnet hatte.

Er nahm sich zusammen und antwortete: “Ich weiß nicht, wie Sie darauf kommen, die Schulden seien nicht rechtmäßig. Ihr Vater hat Stevens Enterprises einen Schuldschein über zwanzigtausend Dollar ausgestellt, zahlbar innerhalb von zwei Jahren vom Tag der Unterzeichnung an. Im Gegenzug dafür erhielt Ihr Vater das exklusive Nutzungsrecht eines unserer Lagerhäuser für die Zeit dieser zwei Jahre. Anstatt Miete einen Schuldschein zu nehmen war die Idee Ihres Vaters. Eine ungewöhnliche Bitte, mit der mein Vater sich nur schwer anfreunden konnte. Kurz vor Ablauf der zwei Jahre starb mein Vater. Das Fälligkeitsdatum des Schuldscheins geriet in Vergessenheit, als die Firma von ihm auf mich überging.”

Jared legte seinen Aktenkoffer auf den Couchtisch und nahm den Ordner heraus. “Nachdem ich die Firma übernommen hatte, war ich mit anderen Dingen beschäftigt, einschließlich der Umstrukturierung im Verwaltungsbereich und der Entwicklung neuer Geschäftsbereiche. Drei Jahre vergingen, bevor mir der längst überfällige Schuldschein wieder auffiel. In den letzten zwei Jahren verhandelten Ihr Vater und mein Anwalt über den fälligen Betrag zuzüglich der aufgelaufenen Zinsen.”

Kim verschränkte die Arme vor der Brust, um Abwehr und Stärke zu demonstrieren. Dabei hatten Jareds Ausführungen sie etwas beklommen gemacht. “Die Version meines Vaters zu diesen Dingen weicht ein wenig von Ihrer fantasiereichen Darstellung ab.”

“Meine Darstellung entspricht den Tatsachen, und ich besitze ein entsprechendes Dokument, das meine Forderung untermauert.” Er zeigte ein verwegenes Lächeln. “Wenn Sie irgendwelche Beweise für die Version Ihres Vaters haben, sehe ich sie mir gern an.”

Ihre Beklommenheit nahm zu. Jared wirkte seiner Sache völlig sicher. Bisher hatte sie nie Unterlagen zu dieser Angelegenheit gesehen. Sie hatte nur die Beteuerungen ihres Vaters.

Was, wenn er Stevens Enterprises tatsächlich zwanzigtausend Dollar plus der aufgelaufenen Zinsen geschuldet hatte? Sie würde niemals in der Lage sein, das zu begleichen. Zum Nachlass ihres Vaters hatte nicht viel Geld gehört, und das Meiste davon hatte sie für seine Beerdigung verwendet. Was seine übrigen Vermögenswerte anging, würde sie sie zu Geld machen müssen, um weitere, allerdings berechtigte Forderungen zu begleichen. Ihre eigenen Ersparnisse beliefen sich auf etwas über zweitausend Dollar.

Nein, sagte Kim sich und fand ihre Entschlossenheit zurück, er versucht doch nur, dich zu bluffen. Er hat gar keinen sicheren Beweis. Darauf würde sie nicht hereinfallen. Das war nur die typische Art der mächtigen Stevens, mit der sie ihre Familie seit drei Generationen behandelte.

“Wenn Sie diesen Beweis haben, will ich ihn sehen.”

“Selbstverständlich.” Er bedachte sie mit einem fast herablassenden Lächeln, das ihr verriet, dass er nicht bluffte.

Jared öffnete erneut den Aktenordner und reichte Kim Kopien des unterzeichneten Vertrages und des notariell beglaubigten Schuldscheins über zwanzigtausend Dollar.

Nur mit Mühe konnte Kim verhindern, dass ihre Hand zitterte, als sie auf die Unterschrift ihres Vaters starrte. Sorgfältig las sie beide Dokumente. Es sah alles rechtlich einwandfrei und verbindlich aus. Als sie sich nun derart mit der bitteren Wahrheit konfrontiert sah, brach ihr Mut zusammen.

“Ich … ich möchte, dass Gary Parker sich diese Dokumente ansieht.”

“Ist das Ihr Anwalt?”

“Ja.”

“Kein Problem.” Jared stand auf, nahm seinen Aktenkoffer und ging zur Haustür. “Ich melde mich in zwei Tagen wieder bei Ihnen, um die Einzelheiten für die Rückzahlung der Schulden zu klären.”

Kim beobachtete vom Fenster aus, wie Jared zu seinem Wagen ging und davonfuhr. Es war ein äußerst beunruhigendes Treffen gewesen, was ebenso sehr an seiner Wirkung auf sie lag wie an dem geschäftlichen Teil der Sache. Wieso hatte ihr Vater behauptet, die Schulden existierten nicht, wo er doch offensichtlich einen Vertrag und einen Schuldschein unterschrieben hatte? Sie wusste, dass er die zwanzigtausend Dollar noch nicht bezahlt haben konnte, da sie als Testamentsvollstreckerin seine Finanzen kannte.

Ein Anflug von Verzweiflung überkam sie, während sie sich im Wohnzimmer des alten Hauses umsah. In diesem Haus war sie aufgewachsen, und bis vor sieben Jahren hatte sie hier gelebt. Erst gestern hatten sich die Trauergäste nach der Beerdigung ihres Vaters hier versammelt. Der tödliche Herzinfarkt ihres Vaters mit nur fünfundfünfzig Jahren war ein Schock für sie gewesen. Sie hatte immer geglaubt, er erfreue sich bester Gesundheit. Nie hatte er etwas von Herzproblemen erwähnt gehabt. Doch jetzt wusste sie, dass ihr Vater die sehr wohl gehabt hatte und es nur vorgezogen hatte, den Anweisungen seines Arztes nicht zu folgen.

Erneut schaute Kim sich im Zimmer um. Es schien lange her zu sein, seit sie von Otter Crest fortgezogen war, um ihren ersten Job als Englischlehrerin an einer High School in San Francisco anzutreten. In Wahrheit lag es erst sieben Jahre zurück, sieben sehr ereignisreiche Jahre.

Sie hatte sich durch harte Arbeit und ihren engagierten Unterricht den Respekt ihrer Kollegen erworben. Zwei Mal war sie von den Schülern zur beliebtesten Lehrerin gewählt worden. Der einzige negative Aspekt war ihre unglückselige Verlobung mit Al Denton gewesen, einem Mann, dessen Vorstellung von einer Beziehung darin bestand, dass sie ihm treu war und er weiter mit anderen Frauen ins Bett gehen konnte.

Einige Monate vor dem Hochzeitstermin hatte er sich dann auch noch dahingehend verändert, dass er in einem unerträglichen Maß aufbrausend, fordernd, streitlustig und herrschsüchtig geworden war, sodass auch der Rest ihrer Liebe schnell erstarb. Sie hatte die Verlobung gelöst, es als unglückliche Erfahrung zu den Akten gelegt und mit ihrem Leben weitergemacht.

Und jetzt war die Vergangenheit in Gestalt von Jared Stevens in ihr wohlgeordnetes Leben eingedrungen.

Kim ging in die Küche und goss sich ein Glas Eistee ein. Wie, um alles in der Welt, sollte sie jemals diese Schulden begleichen? Mit den in all den Jahren aufgelaufenen Zinsen war der Schuldenberg unüberwindbar für sie.

Mit dem Eistee in der Hand kehrte sie ins Wohnzimmer zurück und ließ sich auf die Couch sinken. Sie trank einen Schluck und stellte das Glas auf den Tisch. Durch den Tod ihres Vaters war sie schon aufgewühlt genug, jetzt kam auch noch Jared Stevens dazu. Kim legte den Kopf zurück und schloss die Augen. Sofort hatte sie Jared vor sich, sein attraktives Gesicht, das sexy Lächeln und die intensiven Augen. Obwohl er gar nicht mehr im Raum war, schien er immer noch eine magnetische Anziehungskraft auf sie auszuüben. Ihr Herz schlug schneller, und ihr Atem beschleunigte sich.

Abrupt öffnete sie die Augen wieder und setzte sich auf. Seine starke Wirkung auf sie, dass er überhaupt etwas hatte, was sie anziehend fand, war sehr beunruhigend. Ihre Familien lagen seit drei Generationen im Streit. Er war der letzte Mann auf Erden, dem sie sinnliche Gefühle entgegenbringen sollte, und ganz bestimmt der letzte, den sie in ihrem Leben wollte oder brauchte.

2. KAPITEL

Jared hatte zwei Tage mit viel zu vielen Gedanken an Kim Donaldson verbracht. Schon bei seinem Date nach ihrem Treffen hatte er ständig an sie denken müssen, sodass er sich einfach nicht auf seine tolle und sehr willige Begleitung hatte konzentrieren können.

Kim war ganz und gar nicht so, wie er es erwartet hatte, was allerdings keineswegs hieß, dass sie sein Typ war. Nach dem, was sein Anwalt ihm berichtet hatte, hatte er damit gerechnet, an eine wahre Hexe zu geraten. Zu seinem Erstaunen hatte er sich jedoch einer wunderschönen und begehrenswerten Frau gegenüber gefunden, deren Wirkung auf ihn mit der von keiner anderen Frau vergleichbar war. Nicht nur, dass sie seinen Puls beschleunigt und sein Verlangen geweckt hatte, sie hatte noch etwas anderes an sich, das er nicht genau zu benennen vermochte. Genau das war es, was ihn ahnen ließ, dass sie ihm Ärger bereiten würde. Ärger, der nichts mit geschäftlichen Dingen zu tun hatte.

Doch auch was die Begleichung der Schulden betraf, sah er mittlerweile einige Probleme. Wenn Paul Donaldsons Haus einen Hinweis auf seine Finanzlage zum Zeitpunkt seines Todes lieferte, dann bezweifelte er, dass genug Geld in dem Besitz steckte, um die Schulden und Zinsen zu begleichen. Das kleine Haus war in Schuss, aber auf dem Immobilienmarkt kaum etwas wert. Und als Lehrerin verfügte Kim Donaldson nicht über ein Einkommen, das es ihr ohne Weiteres ermöglichte, Schulden dieser Höhe zu tilgen.

Mit einem resignierten Seufzer und einer gewissen Ratlosigkeit, wie er weiter vorgehen sollte, nahm er seine Unterlagen und ging zum Wagen. Er hatte sie angerufen und sich für fünf Uhr angekündigt. Es wäre besser gewesen, sie in sein Büro auf dem Anwesen der Stevens kommen zu lassen. Das hätte dem Ganzen eine geschäftlichere Atmosphäre verliehen und wäre der Situation angemessener gewesen. Warum er es stattdessen vorzog, zum Haus ihres Vaters zu fahren, auch wenn die Begegnung dadurch auf ihrem Territorium und auf einer persönlicheren Ebene stattfand, hätte er nicht sagen können.

Eine vage Unruhe breitete sich in ihm aus, als er in die Auffahrt einbog. Zum ersten Mal in seinem Leben verspürte er für einen kurzen Moment das Bedürfnis, einfach umzukehren und vor einem Problem davonzulaufen. Aber das wäre natürlich keine Lösung. Dass es möglicherweise Kim Donaldson war, die diese Unruhe in ihm auslöste, und nicht die Umstände der geschäftlichen Angelegenheit, machte ihn erst recht nervös.

Als er die Verandastufen hinaufstieg, öffnete sie schon die Tür. Oft hatte er sie sich in den letzten zwei Tagen barfuß und in Shorts und T-Shirt vorgestellt, mit ihren leicht zerwühlten Haaren, was sehr sexy war, dem sinnlichen Mund und den funkelnden blauen Augen, die ihre Emotionen verrieten.

Daher war er enttäuscht, dass sie heute konservativ angezogen war. Sie trug eine schlichte weiße Bluse, schwarze Hosen und flache Schuhe. Diese Verwandlung verriet ihm, was er gar nicht wissen wollte. Sie war eine rätselhafte, faszinierende Frau und weitaus komplexer als die Frauen, mit denen er üblicherweise zu tun hatte.

Schon in dem Moment, als sie ihn eintreten ließ, bereute er seine Entscheidung, das Treffen außerhalb seines Büros stattfinden zu lassen. Dies war eine geschäftliche Zusammenkunft, die er so schnell wie möglich hinter sich bringen wollte. Ein Schauer lief ihm den Rücken hinunter. Eine Vorahnung beschlich ihn, dass sein Leben auf seltsame Weise vom Kurs abkommen würde.

Er setzte sich auf die Couch. Vor zwei Tagen hatte er genau gewusst, wie er weitermachen würde. Jetzt war er sich da nicht mehr sicher. Er nahm sich zusammen. Bei den Schulden handelte es sich nicht um eine persönliche Angelegenheit, sondern um eine finanzielle Transaktion seines Unternehmens, und als solche musste sie behandelt werden.

“Hat Ihr Anwalt sich die Dokumente angesehen?”, fragte er und bemühte sich um einen sachlichen Ton.

Kim trat nervös von einem Fuß auf den anderen, ehe sie sich schließlich in den Sessel Jared gegenüber setzte. In der letzten Stunde hatte sie geübt, was sie sagen würde, sobald er da wäre. Aber jetzt, wo er da war, verließ ihr Selbstbewusstsein sie. Er wirkte so ruhig und beherrscht, als habe er keine Sorgen auf dieser Welt, während sich ihr der Magen zusammenzog.

“Ich habe mich gestern mit ihm getroffen”, antwortete sie.

“Und?”

Sie zwang sich, die Worte auszusprechen. Doch ihre Stimme war kaum mehr als ein Flüstern, als sie erwiderte: “Er sagte, es sei eine rechtmäßige, verbindliche Vereinbarung.” Sie schaute zu Boden, unfähig, seinem Blick zu begegnen. Es war das Schwerste, was sie je gesagt hatte, schwerer noch als ihrem Verlobten zu sagen, dass es vorbei sei.

“Dann nehme ich an, dass Sie darauf eingestellt sind, die Schulden zu begleichen.”

Sie straffte die Schultern und zwang sich, ihm in die Augen zu sehen. “Nein, ich werde die Schulden nicht bezahlen. Es handelt sich um eine Verpflichtung meines Vaters, nicht um meine. Sie können keinerlei Ansprüche gegen mich geltend machen.”

Autor

Shawna Delacorte
Shawna Delacorte hatte schon immer eine große Schwäche für Krimis und baut in ihre romantischen Handlungen gern eine spannende Nebenhandlung ein. Aber wussten Sie, das sie ursprünglich Drehbuchautorin werden wollte und lange Zeit im Filmgeschäft tätig war?
Mehr erfahren