Liebe meines Lebens Band 38

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DREI WORTE, DIE DAS GLÜCK BEDEUTEN von ANNE MCALLISTER

Sie sollten heiraten, schlägt der smarte Cowboy Deke Malone seiner wundervollen Schulfreundin Erin vor, und zusammen mit seinem süßen Baby eine kleine Familie sein. So verlockend die anziehende Erin sein Angebot zu finden scheint – zu Dekes Entsetzen lehnt sie eine Weihnachtshochzeit ab …

IMMER HAB ICH DICH GELIEBT von DIANA PALMER

„Bist du an Weihnachten hier?“ Nichts würde Antonia glücklicher machen. Aber so sehr sie es liebt, sich nach neun Jahren wieder in Powells Arme zu schmiegen, fürchtet sie doch, es ist zu spät, die vergangenen Fehler und Missverständnisse auszulöschen. Dabei wäre eine zweite Chance so schön – das allerschönste Weihnachtsgeschenk …


  • Erscheinungstag 15.11.2025
  • Bandnummer 38
  • ISBN / Artikelnummer 8206250038
  • Seitenanzahl 288

Leseprobe

Anne McAllister, Diana Palmer

LIEBE MEINES LEBENS BAND 38

Anne McAllister

1. KAPITEL

„Da“, sagte der kleine Junge hinten im Auto. Er lehnte sich in den Gurt, der ihn auf dem Kindersitz hielt, klatschte in die Hände und lachte. „Da!“ Der Junge sprach das Wort aus, als wollte er ausprobieren, wie es klang. Dann runzelte er die Stirn, offenbar war er noch nicht ganz zufrieden. „Daaa…“, versuchte er es noch einmal. „Da-da…“ Und schließlich: „Da…d.“ Triumphierend strahlte er den Mann an, der den Kleintransporter fuhr: seinen Vater.

Er meint mich, dachte Deke Malone und warf im Rückspiegel einen kurzen Blick auf den Jungen, während er das Steuer fest umklammert hielt. Selbst nach drei Monaten brachte ihn dieser Gedanke bisweilen noch völlig aus dem Konzept.

Deke Malone war Vater. Vor zweieinhalb Jahren hatte er ein Kind gezeugt. Dieses Kind. Diesen wunderbaren, fast zwanzig Monate alten Jungen, von dem er gar nicht geahnt hatte, dass es ihn überhaupt gab – bis eines Nachmittags im August vor drei Monaten eine fremde Frau an seiner Haustür erschienen war.

Die Frau hatte sich als Mrs. Trammell vorgestellt und ihm erklärt, dass sie von irgendeiner sozialen Einrichtung kam, vom Jugendamt oder einer Institution, von der Deke noch nie gehört hatte. Also sagte er ihr, dass sie sich wohl in der Haustür geirrt habe.

Die Frau schaute auf die Papiere, die sie in der Hand hielt. Dann blickte sie auf und erkundigte sich, ob er denn nicht Mr. Malone sei. „Mr. Daniel Kevin Malone?“

„Doch, genau der bin ich“, erwiderte Deke verwirrt.

Da lächelte die Frau ihn an. „Ich bringe Ihnen Ihren Sohn.“

Einen Moment lang konnte er mit dem Wort gar nichts anfangen. Sohn? Der Begriff gehörte einfach nicht in seinen täglichen Sprachgebrauch. Schließlich hatte Deke nicht viel mit Familie am Hut, und daran wollte er auch nichts ändern. Doch während er so dastand, gingen ihm die Worte der Frau noch einmal durch den Kopf, fügten sich aneinander und ergaben plötzlich einen Sinn.

Erschrocken trat Deke einen Schritt zurück. „Mein Sohn? Nein. Nein, Ma’am. Das kann nicht sein. Sie müssen mich mit jemandem verwechseln. Ich habe keinen Sohn.“

Mrs. Trammell versicherte ihm, dass es doch so war.

„Und wer soll bitte schön die Mutter sein?“, fragte Deke. Der Gedanke, dass er ein Kind gezeugt hatte, war zwar nicht völlig abwegig, wohl aber äußerst unwahrscheinlich. Ja, er hatte in seinem Leben mit einigen Frauen geschlafen, aber er hatte dabei immer gut aufgepasst. Sehr gut sogar. Deke Malone war schließlich nicht leichtsinnig. Und die Frauen, mit denen er geschlafen hatte, hatten genauso wenig Interesse daran gehabt, eine Familie zu gründen, wie er.

Erneut las Mrs. Trammell etwas in ihren Papieren nach. „Die Mutter heißt Violet Ashton.“

„Violet?“

Violet Ashton hatte also sein Kind ausgetragen? Dieselbe Violet, die auch den Mount Everest erklommen hatte? Die auf einem Kamel durch Marrakesch geritten war und den Südpol bereist hatte?

Drei Jahre hintereinander hatte Violet Ashton den Titel „Abenteuerfotografin des Jahres“ erhalten, und zwar von einer der größten Fachzeitschriften für Abenteurer und Outdoorsportler. Genau diese Violet hatte Deke einmal anvertraut, dass ihr oberstes Lebensziel darin bestand, so viele Orte wie möglich auf der Welt zu bereisen und dabei auch so viel wie möglich zu erleben. Soweit Deke wusste, hatte sie sich ebenso wenig dafür interessiert, eine Familie zu gründen, wie er selbst.

„Wovon sprechen Sie eigentlich?“, wandte er sich ungehalten an die Frau, die immer noch vor seiner Haustür stand. „Und wo steckt Violet?“

Mrs. Trammell hatte offenbar eine Engelsgeduld. Sie atmete einmal ganz tief durch und beantwortete Deke dann seine erste Frage: Wovon sie sprach? Nun ja, von einem siebzehn Monate alten Jungen namens Isaac Daniel Ashton. „Auf der Geburtsurkunde sind Sie als sein Vater eingetragen“, erklärte Mrs. Trammell. Sie blätterte ihren Papierstapel durch und zog schließlich ein wichtig aussehendes Dokument hervor, das sie Deke überreichte.

Fassungslos starrte er auf das, was dort geschrieben stand.

In der Zwischenzeit machte sich Mrs. Trammell daran, seine zweite Frage zu beantworten. Erneut atmete die Frau tief durch, dann lächelte sie betroffen. „Es tut mir sehr leid, aber ich habe eine traurige Nachricht für Sie: Violet Ashton ist tot.“

Deke zuckte zusammen und schaute der Frau direkt in die Augen. „Tot?“

„Sie ist vor zwei Wochen in Chile ertrunken. Dort war sie im Auftrag irgendeiner Zeitschrift unterwegs. Zack ist gerade erst bei uns angekommen.“

„Wer ist denn Zack?“

„Isaac“, erwiderte Mrs. Trammell ruhig. „Ihr Sohn. Isaac Daniel. Seine Mutter hat ihn Zack genannt.“

Deke wollte das alles erst nicht wahrhaben. Aber dann war Mrs. Trammell mit ihm ins Haus gekommen und hatte ihm alle notwendigen Dokumente gezeigt. Und die hatten keinerlei Zweifel gelassen.

Mittlerweile kannte Deke die Geburtsurkunde seines Sohnes auswendig: Isaac Daniel Ashton war am 24. April des vergangenen Jahres um 13:13 Uhr in San Antonio, Texas, geboren worden. Er hatte 3850 Gramm gewogen und war 53,4 Zentimeter groß gewesen. Seine Mutter war Violet Mary Ashton. Und sein Vater … Daniel Kevin Malone.

„Dad!“, rief Zack ihm nun selbstsicher zu und warf seinem Vater einen Bauklotz gegen das Ohr. „Dad! Dad! Dad!“

Erneut schaute Deke in den Rückspiegel und sah, wie sein Sohn fröhlich lachte. Dann lehnte sich der Junge nach vorn, als wollte er sich aus dem Kindersitz befreien.

Bald mussten sie wieder eine Pause einlegen. Schließlich waren sie schon den ganzen Tag unterwegs, und Zack gefielen lange Autofahrten ohne Unterbrechung ganz und gar nicht. Das hatte Deke gestern herausgefunden, zwei Stunden, nachdem sie aus Santa Fe aufgebrochen waren.

Im Moment fuhren sie gerade durch den Bundesstaat Wyoming und näherten sich der Grenze zu Montana. Und wenn sie diese Grenze erst einmal passiert hätten, dann wäre es nicht mehr weit nach Livingston.

Alle würden sie kommen, zum ersten und höchstwahrscheinlich letzten Thanksgivingtruthahnessen der Familie Malone. Schon bei dem Gedanken daran wurde Deke ganz schlecht.

„Dad! Keks, Da!“, forderte Zack.

„Du willst also anhalten und etwas essen?“, erkundigte sich Deke. Zack bezeichnete fast alles, was essbar war, als „Keks“. „Also gut, dann machen wir das mal.“ Auf diese Weise konnte Deke das Unvermeidliche noch ein bisschen hinauszögern.

In der nächsten Stadt machten sie eine Pause. Deke kaufte Milch für seinen Sohn und machte Käsebrote für sie beide. Dann wechselte er Zacks Windel und ging mit ihm auf einen kleinen Spielplatz, wo der Junge zehn Minuten lang schaukeln durfte. Anschließend stiegen sie wieder in den Kleintransporter und setzten die Fahrt in Richtung Norden fort. Sogleich war das ungute Gefühl wieder da.

Natürlich hätte Deke sich gar nicht erst auf den Weg machen müssen, schließlich setzte ihm niemand eine Pistole an die Brust. Seine Eltern rechneten ja noch nicht mal damit, dass er kam, und warum sollten sie auch? In den letzten fünfzehn Jahren hatte er sich nicht mehr zu Hause blicken lassen.

Allerdings hatte seine kleine Schwester Milly, die Friedensstifterin der Familie, ihn letzten Monat angerufen und eingeladen. „Dann könntest du endlich mal C. J. kennenlernen.“ C. J. war ihr Sohn, den Deke noch nie zu Gesicht bekommen hatte und der ein paar Monate jünger war als Zack.

„Also, ich …“

„Und ich könnte dich auch mit Cash bekannt machen.“ Das war Millys Ehemann.

Deke hatte die Hochzeit seiner Schwester damals absichtlich versäumt. Er hatte sich damit herausgeredet, dass er wichtige Aufträge erledigen musste und es daher nicht schaffte, zu kommen.

„Und wenn du zu Thanksgiving vorbeikommst, können wir endlich Zack kennenlernen“, fuhr Milly unbeirrt fort. „Wir möchten ihn nämlich unbedingt kennenlernen, Deke.“

Milly wusste von Zack. Dekes Mutter auch. Wahrscheinlich wusste beinahe ganz Montana mittlerweile von Zack … sogar Dekes Vater.

Dabei war Deke doch gerade erst kürzlich mit der Neuigkeit herausgerückt. Schließlich musste er sich erst mal selbst an den Gedanken gewöhnen, plötzlich einen Sohn zu haben. Vorher hatte er noch nie eine Windel gewechselt oder Haferbrei in einen Kindermund gelöffelt. Er hatte noch nie ein weinendes Kind im Arm gehalten oder sich schreckliche Sorgen gemacht, wenn das Fieberthermometer in die Höhe schoss oder ein paar Tropfen Blut vergossen wurden.

Das alles war ihm fremd. Aber bald schon wurden ihm genau diese Dinge vertraut. Sehr bald sogar. Mittlerweile duzte er sich sogar mit dem Kinderarzt, so oft hatte er sich dort blicken lassen. Ganz der besorgte Vater.

Und Deke gefiel die Vaterrolle. Er liebte Zack von ganzem Herzen, den kleinen Jungen, der ihm so fest die Arme um den Hals schlang, über seine Tiergeräusche lachte, die Tränen an seinem Oberhemd trocknete und ihm auf die bloßen Füße pinkelte.

Hin und wieder fragte Deke sich, ob sein eigener Vater wohl auch einmal so etwas für ihn empfunden hatte. Eigentlich waren sie sich sogar ziemlich ähnlich, sein Vater und er, beide konnten sie ziemlich dickköpfig sein. Früher waren sie deswegen oft heftig aneinandergeraten – sobald Deke damit begonnen hatte, seine eigenen Zukunftspläne zu schmieden.

Deke war schon als Junge immer gern an der frischen Luft gewesen, er liebte die unendliche Weite des flachen Landes, die Pferde, das Vieh und die einfache kleine Kamera, die ihm seine Grandma geschenkt hatte. Durch die Kamera hatte er plötzlich einen ganz anderen Blickwinkel auf die Welt um ihn herum … und dadurch war ihm klar geworden, dass er nicht den Rest seines Lebens damit verbringen wollte, im Lebensmittelgeschäft seiner Familie zu arbeiten.

Seinem Vater gefiel das ganz und gar nicht. Während Deke zur High School ging, häuften sich die Auseinandersetzungen. Als er dann aufs College kam, wurde es noch schlimmer. Den letzten Streit hatten sie dann vor fünfzehn Jahren, kurz nach Dekes College-Abschluss. Da hatte er seinem Vater offenbart, dass er nach Paris wollte, um dort Fotografie zu studieren. An diese Auseinandersetzung erinnerte sich Deke, als wäre sie erst gestern gewesen.

Sie standen gerade beide im Lebensmittelgeschäft hinterm Fleischtresen, und Dekes Vater, John Malone, schnitt ein Stück Rindfleisch auf. Er starrte seinen Sohn fassungslos an und schüttelte den Kopf. Dann meinte er, Deke solle aufhören, dummes Zeug zu reden und sich lieber um den Rosenkohl kümmern.

Für Deke war das der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Er riss sich die Metzgerschürze vom Leib und verließ das Geschäft. In derselben Nacht noch zog er von zu Hause aus. Er nahm einen Job nach dem anderen an und fotografierte, wann immer es ihm möglich war. Aber in seinem Elternhaus hatte er sich seither nicht mehr blicken lassen. Deke hatte auch kaum an seinen Vater gedacht – bis er Zack in den Armen hielt.

Nun holten die Erinnerungen ihn ein. Dabei musste er nicht bloß an die unzähligen Streitereien denken, sondern auch an die schönen Dinge, die er früher mit seinem Vater erlebt hatte. Und immer wieder fragte sich Deke, wie es wohl wäre, ihn jetzt wiederzusehen.

Zu seiner eigenen Überraschung hatte er schließlich die Einladung seiner Schwester Milly angenommen – mit der Auflage, dass sie niemandem von seinem Kommen erzählen sollte. Und nun war er tatsächlich auf dem Weg in seine Heimatstadt Livingston. Zack war in seinem Kindersitz eingeschlafen, also würde Deke ohne Pause durchfahren können, sodass sie ihr Ziel gerade vor Einbruch der Abenddämmerung erreichten. Und dann würde Deke seinem Vater das erste Mal seit fünfzehn Jahren gegenüberstehen. Als der verlorene Sohn, der nach Hause zurückgekehrt war.

Das Haus sah immer noch so aus wie früher: ein altes eineinhalbstöckiges Gebäude mit Dachgiebeln, das im ersten Viertel des zwanzigsten Jahrhunderts erbaut worden war. Es war weiß gestrichen – für John Malone gab es keine andere Farbe – und hatte eine großflächige Veranda, die sich die ganze Vorderfront entlangzog.

„Wir sind da, Kumpel“, verkündete Deke und hob Zack aus dem Kindersitz. Neugierig betrachtete der Junge das weiße Zeug, das auf dem Boden lag. In Santa Fe, wo sie wohnten, hatte es bisher erst zweimal kurz geschneit, aber hier in Livingston lag der Schnee schon über fünf Zentimeter hoch.

Deke hob etwas von der weißen Masse auf und hielt sie Zack hin, sodass er sie berühren konnte. Der Junge wirkte erstaunt, weil sie so kalt war. Dann lachte er und steckte noch mal die Finger hinein. „Eis?“, fragte er hoffnungsvoll.

Deke nickte. „Ja, aber nicht zum Essen. Das ist Schnee. Damit können wir zwei einen Schneemann bauen.“

Verwirrt schaute Zack ihn an.

„Ich zeig dir, wie das geht“, versprach Deke. Es war wunderschön, Vater zu sein: Er konnte alles noch einmal neu kennenlernen und genießen, wie sein Sohn über all die Dinge staunte. Am liebsten hätte er den Jungen jetzt sofort abgesetzt, um ihm einen Schneemann zu bauen. Aber das wäre bloß ein Versuch gewesen, das Unvermeidliche hinauszuzögern: die Begegnung mit seinem Vater.

Langsam ging Deke die Treppe zur Haustür hoch.

„Da!“ Zack zappelte immer heftiger in Dekes Armen, bis Deke bemerkte, dass er den Jungen viel zu fest umklammerte. Er lockerte den Griff und ließ Zack nun stattdessen auf seiner Hüfte sitzen. Dann atmete er noch einmal tief durch, bevor er schließlich an die Tür klopfte.

Ungeduldig trat er von einem Fuß auf den anderen. Es kam ihm komisch vor, an der Tür des Hauses anklopfen zu müssen, in dem er aufgewachsen war, aber er hätte nicht einfach so eintreten können.

Nun ging das Licht im Eingangsbereich an. Die Haustür öffnete sich, und Deke blickte in die Augen seiner Mutter, die ihn fassungslos anstarrte.

Deke lächelte verlegen. „Hallo, Ma.“

Einen Augenblick lang bewegte sie sich nicht. Dann gab sie ein Geräusch von sich, das irgendwo zwischen einem leisen Aufschrei und einem Stöhnen lag. „Ach, du meine Güte! Deke … Deke!“ Sie umarmte ihn vorsichtig und trat schließlich ein Stück zurück, um sich den kleinen Jungen in den Armen ihres Sohnes genauer anzuschauen. Ihre Augen füllten sich mit Tränen. „Dann ist das also … Zack?“

„Ja, das ist Zack“, bestätigte Deke. „Und das ist deine Grandma“, wandte er sich an seinen Sohn.

Zack betrachtete sie interessiert. Dann schloss Carol Malone die beiden erneut in die Arme: ihren Sohn und ihren Enkel. Da wusste Deke, dass er das Richtige getan hatte, indem hierhergekommen war. Ganz unabhängig davon, wie sein Vater reagieren würde. Seitdem er Livingston verlassen hatte, hatte Deke seine Mutter bloß ein paar Mal zu Gesicht bekommen – immer dann, wenn sie ihn mit Milly in Santa Fe besuchte. Dann hatte sie immer ein Dauerlächeln aufgesetzt und so getan, als würde sie ganz normal ein paar wunderbare Urlaubstage mit ihrem Sohn verbringen. Aber jetzt, wo er sie mit seinem Besuch überrumpelte, konnte er an ihrer spontanen Reaktion erkennen, wie sehr sie unter dem Zerwürfnis gelitten hatte.

Carol Malone tupfte sich die Augen ab. „Du ahnst ja nicht …“, begann sie, dann hielt sie inne und stellte sich auf die Zehenspitzen, um Deke einen Kuss auf die Wange zu geben, während sie Zack über das weiche Haar strich. „Ich habe nie zu hoffen gewagt … Ihr seid ja beide so schrecklich stur!“

Damit meinte sie seinen Vater. Und Deke.

Nun zog seine Mutter ihn und Zack mit sich ins Haus. „Er schaut sich gerade ein Basketballspiel an. Es wird ihn aber freuen, dass du hier bist!“

Deke zog eine Augenbraue hoch.

„Doch, wirklich“, beteuerte Carol Malone. „Obwohl er es vielleicht nicht zugibt.“

„Ach was“, murmelte Deke kaum hörbar.

„Er zeigt eben nicht immer seine Gefühle.“

Im Gegenteil, dachte Deke. John Malone hatte ihm sogar viel zu deutlich seine Gefühle gezeigt. „Du brauchst ihn mir nicht zu erklären, Mom. Ich weiß noch sehr gut, wie er ist.“

Aber Deke war nicht auf den Anblick des Mannes gefasst, den er wenig später vor sich sah. Es mochten zwar bloß fünfzehn Jahre vergangen sein, seit Deke seinen Vater zuletzt gesehen hatte, aber John Malone sah aus, als wären es fünfzig Jahre gewesen.

Deke hatte seinen Vater oft als „den alten Herrn“ bezeichnet, ohne dass er ihn wirklich als „alt“ sah. Doch auf den Mann, der dort im Lehnstuhl saß, traf diese Beschreibung genau zu. John Malone wurde zwar in zwei Jahren erst sechzig, aber sein Haar war bereits schlohweiß. Früher war er breitschultrig und kräftig gewesen, nun wirkte er hager, fast zerbrechlich und viel älter, als er in Wirklichkeit war.

Deke wusste, dass sein Vater vor sechs Jahren einen schweren Herzinfarkt erlitten hatte. Aber davon hatte sich John Malone nicht beirren lassen. Wenige Wochen später hatte er schon wieder ganztags im Laden gearbeitet, sehr zum Leidwesen seiner Tochter Milly. Immer wieder hatte sie Deke erzählt, wie sehr ihr Vater daran gealtert sei, und Deke hatte zunächst geglaubt, sie würde übertreiben. Offenbar stimmt es doch, dachte er und hielt im Türrahmen inne.

„John“, rief Dekes Mutter fröhlich. „Schau doch mal, wer hier ist!“

Sein Vater wandte den Kopf und begann zu lächeln. Doch dann entdeckte er, von wem da die Rede war, und seine Miene wurde ausdruckslos, verschlossen, distanziert. Als würde er sich vollständig abschotten. Er sagte kein Wort.

„Deke kommt uns besuchen.“ Carol klang ein wenig verzweifelt. „Und er hat auch Zack mitgebracht.“

Als ob er das nicht selbst wüsste, dachte Deke.

Als Zack seinen Namen hörte, lachte er und bewegte sich aufgeregt in Dekes Armen. Zumindest eine Person zeigte sich immun gegen die angespannte Atmosphäre, die hier herrschte.

„Da!“, rief Zack aufgekratzt und schlang Deke die kurzen Arme um den Hals. „Dad!“

Erneut regte sich etwas in John Malones Gesicht, an seinem Mund zuckte ein Muskel. Er sah von Zack zu Deke.

„Dad“, sagte Deke schließlich und bemühte sich darum, möglichst höflich zu klingen, und bloß nicht sehnsüchtig oder verzweifelt. Seine Stimme war heiser, und die Kehle wurde ihm eng. Doch er starrte einfach geradeaus, direkt in die Augen seines Vaters. Er fragte sich, ob der alte Herr ihm sagen würde, was er ihm auch vor fünfzehn Jahren gesagt hatte: Mach, dass du wegkommst.

Deke hörte direkt neben sich die nervösen Atemzüge seiner Mutter. Er überlegte ernsthaft, ob er nicht auf dem Absatz kehrtmachen sollte.

Doch dann, endlich, neigte sein Vater leicht den Kopf. „Deke.“

Es war ein winziges Zeichen der Anerkennung. Nun wagte Deke endlich, weiterzuatmen. Doch bevor er noch etwas sagen konnte, räusperte sich John Malone und verkündete mürrisch: „Glaub bloß nicht, dass deine Mutter sich jetzt um den Jungen kümmert, weil du keine Frau hast.“

Deke war fassungslos. Dann biss er fest die Zähne zusammen, um sich davon abzuhalten, seinem Vater eine scharfe Erwiderung entgegenzuschleudern. Wie typisch von ihm, zu glauben, dass er nur zurückgekehrt war, um ihn und Carol auszunutzen!

„Er ist nicht gekommen, damit ich mich um Zack kümmere“, erklärte sie und knetete sich dabei die Hände. „Die zwei sind bloß zu Besuch hier. Um mit uns an Thanksgiving Truthahn zu essen, nicht wahr, Deke?“

Deke hatte Mühe, überhaupt noch etwas zu sagen. Schließlich erwiderte er mit ausdrucksloser Stimme: „Ja, wir sind bloß zu Besuch hier.“ Allerdings fragte er sich mittlerweile, wozu er sich überhaupt diese Mühe gemacht hatte.

„Wir freuen uns so, dass du da bist“, plapperte seine Mutter weiter. „Ihr bekommt natürlich dein altes Zimmer, und …“

„Nein“, unterbrach Deke sie schnell und barsch, dann sprach er in einem sanfteren Ton weiter: „Danke, Mom, aber lieber nicht. Milly hat schon angeboten, dass wir bei ihr und Cash übernachten können.“

Falls Deke angenommen hatte, dass Carol Widerspruch einlegen würde, hatte er sich getäuscht. Tatsächlich wirkte sie eher erleichtert. Sie lächelte. „Das ist doch wunderbar, mein Schatz. Da fühlst du dich bestimmt wohler. Weil Zack da mit dem kleinen C. J. spielen kann, meine ich“, ergänzte sie schnell. „Natürlich wärst du auch hier sehr willkommen, nicht wahr, John?“

Doch John Malone schenkte ihnen keinerlei Beachtung. Offenbar war er wieder ganz in das Basketballspiel vertieft.

Deke war schon auf halbem Weg zur Ranch der Jones, als ihm klar wurde, was er da eigentlich tat. Natürlich musste er ohnehin in diese Richtung, um das kleine Haus zu erreichen, in dem Milly und Cash wohnten und das auf dem Land der Jones stand. Allerdings hatte er überhaupt nicht mehr an Milly und Cash gedacht, nachdem er sich von seiner Mutter verabschiedet hatte und mit Zack in den Wagen gestiegen war. Stattdessen hatte er an seinen Vater gedacht. Daran, dass er John Malone wohl nie verstehen würde, auch wenn ihm alle Zeit der Welt zur Verfügung stünde.

Dabei hatte Deke gar nichts getan, wofür sich seine Familie hätte schämen müssen, im Gegenteil. Er hatte als Fotograf einen ziemlich guten Ruf erlangt und gab an mehreren Schulen sogar Meisterkurse in Fotografie. Darüber hinaus gehörte er zum Kollegium einer sehr angesehenen Kunsthochschule in Santa Fe. Den Traum, sich eines Tages eine eigene Ranch leisten zu können, hatte er sich ebenfalls erfüllt. Sie lag nicht weit entfernt von Santa Fe, war zwar nicht groß, bot aber genug Platz für ein paar Rinder.

Hatte er es damit nicht besser getroffen, als sich für den Rest seines Lebens um Kisten mit Rosenkohl kümmern zu müssen? War es so nicht besser, als dass er sein Talent hätte brachliegen lassen?

Nun, offenbar sah John Malone das anders. Das Einzige, was ihm wichtig war, schien blinder Gehorsam zu sein.

Deke schlug mit der Faust gegen das Lenkrad und nahm die nächste Kurve ein wenig zu rasant – dieselbe Kurve, die er schon immer zu rasant genommen hatte, wenn er auf dem Weg zu Erin gewesen war.

Und in diesem Moment wurde ihm klar, was für ein Programm in ihm unbewusst ablief. Er hatte eine Auseinandersetzung mit seinem Vater hinter sich. Er war wütend und völlig neben der Spur und wollte dringend mit jemandem reden. Mit jemandem, der ihm aufmerksam zuhören und ihn dann beruhigen würde. Erin Jones.

Deke nahm den Fuß vom Gaspedal, atmete einmal tief durch und musste lächeln, als er an Erin dachte. Als er sie kennenlernte, war er gerade in seinem letzten Jahr an der High School. Von ihrer ersten Begegnung an war Erin seine innigste Vertraute gewesen, seine Seelenverwandte, seine beste Freundin.

Er erinnerte sich noch sehr gut an den Tag, an dem sie sich zum ersten Mal begegnet waren. Eines Nachmittags waren sie und ihr Vater in den Lebensmittelladen gekommen, gerade als John Malone seinem Sohn mal wieder einen Vortrag darüber hielt, dass er lieber seine Arbeit tun solle, statt immer bloß vor sich hin zu träumen.

Deke wäre am liebsten vor Scham im Boden versunken, als er Will Jones sah, einen der wichtigsten Rancher in der ganzen Gegend. Neben ihm stand seine hübsche Tochter, und offenbar war es beiden genauso peinlich wie ihm selbst, Zeugen dieser Standpauke geworden zu sein. Doch noch bevor Deke diskret im Hinterzimmer verschwinden konnte, sprach das Mädchen ihn an: „Bist du nicht Deke Malone?“

Sein Vater war immer noch wütend. „Als ob dafür jemand anders infrage käme“, erwiderte er angewidert.

Doch das Mädchen ließ sich nicht beirren. „Ich habe deine Fotos in Dustys Laden gesehen. Sie sind einfach toll!“

Deke staunte nicht schlecht. Bisher waren noch niemandem die Bilder aufgefallen, die er vor einer Woche in Dustys Geschäft für „Kunst und Köder“ aufgehängt hatte. Sein Vater hatte ihm sogar unterstellt, er wolle damit bloß zeigen wollen, dass er sich als etwas Besseres fühle.

Aber nun hörte Deke zum ersten Mal, dass die Bilder jemandem gefielen. Und nur diese Anerkennung verlieh ihm den Mut, Will Jones bis zum Wagen hinterherzulaufen, um ihn dazu zu überreden, ihn über die Sommerferien als Cowboy anzuheuern. Ganz schön forsch und übermütig, denn obwohl Deke durchaus reiten konnte, hatte er keinerlei Übung im Umgang mit Vieh. Die einzige praktische Erfahrung, die er hatte, hatte er im Lebensmittelgeschäft seines Vaters gesammelt.

Aber Deke hatte sich schon immer danach gesehnt, als Cowboy zu arbeiten, fast so sehr, wie er sich nach dem Fotografieren sehnte. Und er würde es nicht aushalten, auch diesen Sommer wieder bei seinem Vater im Laden zu verbringen und ständig dessen missbilligende Blicke auf sich zu spüren.

„Ich werde so hart für Sie arbeiten, dass Sie außer mir niemanden zu beschäftigen brauchen“, schwor er inbrünstig.

Will schien das kaum zu beeindrucken. Er kratzte sich erst am Kopf, dann zuckte er mit den Schultern. „Ich denk mal drüber nach“, sagte er.

Deke kehrte in den Laden zurück und stellte sich auf einen weiteren Sommer in den stickigen Verkaufsräumen ein. Umso überraschter war er, als Will eines Abends anrief und ihm einen Job auf seiner Ranch anbot. Erst gegen Ende der Sommerferien wurde Deke schließlich bewusst, dass Erin ihren Vater dazu überredet hatte. Vom ersten Moment an war klar gewesen, dass sie auf einer Wellenlänge lagen. Erin fotografierte nämlich auch leidenschaftlich gern, wie sie ihm bald anvertraute. Sie hatte sich bloß nie getraut, Dusty zu fragen, ob er ihre Bilder ausstellen wollte.

„Vielleicht warst du nicht verzweifelt genug“, sagte Deke.

Erin lachte. „Vielleicht. Oder ich bin einfach nicht so gut wie du“, fügte sie bescheiden hinzu.

Aber das war sie auf jeden Fall, stellte Deke sehr bald fest. Mit ihren Bildern brauchte sie sich ganz bestimmt nicht zu verstecken. Doch während er sich eher mit Landschaften auseinandersetzte, konzentrierte sie sich auf Menschen. Erin und Deke ergänzten und inspirierten sich gegenseitig. Sie diskutierten, neckten und unterstützten sich.

Es war ein wunderbarer Sommer gewesen, damals. Der beste, den Deke je erlebt hatte. Danach, im Herbst, musste er wieder zurück aufs College und nebenher im Laden seines Vaters arbeiten, während Erin weiter zur High School ging. Sie sahen sich also lange nicht mehr so häufig wie in den Ferien. Und trotzdem: Immer, wenn Deke sich eingeengt fühlte, kam er zu Erin, um mit ihr zu reden.

Mit ihr konnte er wirklich über alles sprechen: seine Träume, seine Sorgen und seinen Vater. Deke erzählte ihr sogar von den Mädchen, mit denen er sich traf! Das konnte er, weil Erin immer so klug und vernünftig war, ganz anders als eben diese Mädchen.

Und nun, viele Jahre später, war die Erinnerung an Erin immer noch so fest in seinem Unterbewusstsein verankert, dass er sich ganz instinktiv auf den Weg zu ihr gemacht hatte.

Nicht, dass ihm das irgendetwas nützen würde. Schließlich wohnte Erin gar nicht mehr hier, schon lange nicht mehr. Nach ihrem College-Abschluss war sie nach Paris gegangen, um dort Fotografie zu studieren. Sie hatte Deke nahegelegt, doch mitzukommen. Er war gerade dabei, Kartons mit Früchtemüsli mit Preisen auszuzeichnen.

„Ja, klar“, meinte er und ärgerte sich darüber, dass sie so tat, als wäre das alles so einfach. „Als ob ich mir das leisten könnte, einfach meine Sachen zu packen und nach Paris zu ziehen.“

„Das könntest du auch“, erwiderte sie. „Wenn du bloß …“ Doch dann brach sie ab, und ihre Miene wirkte plötzlich verschlossen.

„Wenn ich bloß was tun würde?“, hakte Deke nach.

„Ach, nichts. Ist auch egal.“ Und dann setzte sie das erste künstliche Lächeln auf, das er je bei ihr gesehen hatte.

Das waren die letzten Worte gewesen, die sie mit ihm gewechselt hatte.

Sie war nicht mehr gekommen, um sich von ihm zu verabschieden. Als er sich am Wochenende ein wenig freinehmen konnte, um bei ihr vorbeizuschauen, erfuhr er von ihrer Mutter, dass Erin schon abgereist war. Gaye Jones war ebenso erstaunt wie Deke, dass ihre Tochter ihm nicht mal Auf Wiedersehen gesagt hatte.

Kurz darauf gab es dann das große Donnerwetter zwischen Deke und seinem Vater. Und weil Erin nicht mehr da war, um ihn wieder zu beruhigen und zur Vernunft zu bringen, tat er das Gleiche, was sie selbst getan hatte – wenn auch aus einem ganz anderen Grund: Er verließ die Stadt.

Und letztlich war es das Beste gewesen, das er hatte tun können. Auf Erin traf das ebenso zu, wie seine Schwester Milly ihm später erzählte. Erin hatte einen französischen Journalisten geheiratet, sich mit ihm in Paris niedergelassen und Kinder bekommen. Hier und dort bekam Deke ihre Arbeiten zu Gesicht. Offenbar fotografierte sie immer noch am liebsten Menschen und fing mit der Kamera ihre Gefühle ein: Hoffnung, Freude und Ängste.

Hin und wieder, wenn Deke ein Bild von ihr erblickte, das ihm besonders gut gefiel, war er versucht, ihr eine kurze Nachricht zu schreiben und sie das wissen zu lassen. Er war diesem Impuls jedoch nie gefolgt, weil es ihm anmaßend vorkam. Womöglich erinnerte sie sich gar nicht mehr an ihn.

Vor zwei Jahren war dann ihr Ehemann ums Leben gekommen. Er war im Mittleren Osten in die Schusslinie geraten, als er dort an einer Reportage arbeitete. Auch das hatte Milly ihm erzählt.

Wieder hatte Deke überlegt, ob er ihr einen Beileidsbrief schreiben sollte. Und sich erneut dagegen entschieden. Mittlerweile war einfach zu viel Zeit verstrichen.

2. KAPITEL

Dekes Stimmung verbesserte sich zusehends – und das lag an der Herzlichkeit, mit der ihn seine Schwester Milly empfing.

Sie rief begeistert seinen Namen und drückte ihn und Zack ans Herz, kaum, dass sie durch die Tür gekommen waren. Deke lachte und war gleichzeitig tief gerührt. Er erwiderte die Umarmung und freute sich darüber, wie glücklich Milly wirkte. Offenbar tat es ihr gut, Ehefrau und Mutter zu sein.

„Ich muss wohl häufiger mal von hier weggehen“, sagte er mit einem Lächeln auf den Lippen. „Als wir noch zusammen in einem Haus gewohnt haben, hast du dich nie so sehr darüber gefreut, mich zu sehen.“

Bevor Milly etwas darauf erwidern konnte, öffnete sich die Haustür, und herein kam ein Cowboy. Im einen Arm trug er gleich mehrere Laibe Brot, im anderen einen kleinen Jungen, der ungefähr so alt sein musste wie Zack. Als sich die beiden Kinder erblickten, strahlten sie über das ganze Gesicht.

„Oha“, sagte Milly. „Da haben sich ja zwei gefunden. Wir können uns also auf was gefasst machen.“ Dann wandte sie sich wieder Deke zu. „Das ist übrigens der kleine C. J. – und das hier ist Cash.“

Cash war Millys Ehemann. Früher war er Rodeo-Cowboy gewesen, jetzt arbeitete er für Taggart Jones auf der Ranch und trainierte dort den Rodeonachwuchs. Die übrige Zeit war er im Labor der Universität, wo er Tiermedizin studierte.

„Hallo“, begrüßte er nun Deke, schüttelte ihm die Hand und zwinkerte gleichzeitig Zack zu. „Schön, dich endlich mal kennenzulernen. Wie geht’s, Kumpel?“, wandte er sich an den Jungen. „Willst du mit deinem Cousin spielen?“

Das Wort „spielen“ verstand Zack sofort. Er grinste und fing an zu strampeln, um sich aus Dekes Armen zu befreien.

C. J. verstand das offenbar auch. „Auto“, sagte er, als sein Vater ihn auf dem Boden absetzte. Sofort rannten er und Zack zu einem niedrigen Regal, auf dem sich Spielzeugautos, Traktoren und jede Menge Bauernhofzubehör befanden.

„Hol doch schon mal eure Sachen aus dem Wagen“, wies Milly ihren Bruder Deke an. „Ich habe uns Suppe gemacht, die können wir danach essen.“

Als Deke zurückkam, nahm er sich eine Tasse Kaffee und setzte sich neben seine Schwester aufs Sofa. Milly versetzte ihm einen leichten Stoß mit dem Fuß. „Na, großer Bruder, der du nie Vater werden wolltest, wie läuft es jetzt so?“

„Gut.“

Sie neigte den Kopf. „Bloß gut?“

Deke musste lächeln. „Nein, sehr viel besser.“ Dann erzählte er allen von Zack – von der Panik, die ihn in den ersten Tagen als Vater ergriffen hatte, und davon, wie er mit Zack zur Notaufnahme gerast war. Er berichtete von Zacks ersten Worten, von seiner Begeisterung für Pferde und Buntstifte. „Er malt leidenschaftlich gern bunte Bilder.“

„Wirklich?“, fragte Milly erstaunt. „In dem Alter schon? Was malt er denn so?“

Deke zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung. Abstrakte Kunst. Jedenfalls tut er das oft und gern. Er holt sich ein Blatt Papier nach dem anderen und kritzelt alles voll, dabei wird ihm nie langweilig. Ich habe eine ganze Mappe mit seinen Zeichnungen“, gestand er.

„Na, wer hätte das gedacht?“, sagte Milly belustigt. „Die Vaterrolle scheint dir ja richtig zu liegen. Und wo wir gerade bei dem Thema sind: Hast du dich schon bei unserem alten Herrn blicken lassen?“

„Nur kurz.“

Deke wollte dieses Thema lieber nicht genauer ausführen, doch Milly war durchaus in der Lage, zwischen den Zeilen zu lesen. „Oje“, seufzte sie. „Aber mach dir keine Sorgen. Er kommt schon wieder zur Vernunft.“ Sie zog die Füße auf den Sofasitz. „Bestimmt schließt er Zack schnell ins Herz. Mit C. J. versteht er sich ganz wunderbar.“

Deke schwieg.

„Jedenfalls ist es toll, dass du jetzt hier bist“, fuhr Milly fort. „Morgen essen wir alle den Truthahn, unsere ganze Familie, wie sich das zu Thanksgiving gehört. Und alles wird perfekt, du wirst schon sehen.“

Das hoffte Deke von ganzem Herzen.

Milly hatte selbst gemachte Preiselbeersauce und Kürbiskuchen mitgebracht, dazu ihre neuste Kreation: Apfelbutter.

„Gute Preiselbeersauce“, lobte ihr Vater und strahlte seine Tochter vom anderen Ende des Tisches her an. Dann schmierte er sich etwas Apfelbutter auf die Brötchen, die Carol frisch gebacken hatte. „Apfelbutter mochte ich schon immer besonders gern“, sagte er.

Deke hatte drei Flaschen Wein vom Weingut eines Freundes mitgebracht.

John Malone runzelte die Stirn, als seine Frau ihnen davon einschenkte. „Seit wann“, fragte er, „trinken wir an Thanksgiving denn Wein?“

„Den hat Deke aus New Mexico mitgebracht“, erwiderte Carol schnell. „Der kommt doch von einem Weingut bei dir in der Nähe, nicht?“, wandte sie sich an ihren Sohn.

Deke zwang sich zu einem Lächeln. „Ganz genau.“

Er war sich ziemlich sicher, dass es bisher auch noch nie Apfelbutter gegeben hatte, aber er behielt diesen Gedanken für sich. Stattdessen sprach er Cash an. „Könntest du mir das Kartoffelpüree herüberreichen, bitte?“

Cash kam seiner Bitte nach. „Das Püree schmeckt auch toll“, sagte er und lächelte Carol zu. „Ohne Kartoffelbrei und Sauce wäre es kein richtiges Thanksgiving.“

„Die Kartoffeln stampft bei uns immer Deke“, erklärte sie, als hätte er das in den letzten Jahren regelmäßig getan. Nun denn, jedenfalls hatte er dieses Mal die Aufgabe übernommen. Seine Mutter hatte ihm einfach den Pürierstab überreicht, als wäre Deke niemals fort gewesen. Und er hatte das Gerät sofort entgegengenommen, die Geste angenommen, so wie sie gemeint war: als einen Willkommensgruß an ihn.

„Püree haben wir auch gegessen, als er weg war“, warf John Malone tonlos ein.

Die Anspannung am Tisch war beinahe greifbar. Niemand sagte ein Wort, das einzige Geräusch kam von C. J., der seine Milch mit dem Strohhalm zum Blubbern brachte. Ganz vorsichtig und bedächtig löffelte Deke eine kleine Portion Kartoffelbrei auf Zacks Teller. Dabei vermied er, zu seinem Vater hinüberzuschauen.

„Möchte irgendjemand noch Truthahn?“, fragte Carol in die Runde und lächelte dabei angestrengt.

„Ja, ich hätte gern etwas“, erwiderte Cash schnell und nahm die Platte entgegen. „Du auch, Deke?“

„Ja, bitte.“ Allerdings schmeckte für ihn der Braten inzwischen nur noch nach Gummi. Deke beschloss, seine Aufmerksamkeit jetzt lieber seinem Schwager zu schenken. „Erzähl doch mal, wie das Rodeotraining so läuft“, forderte er Cash auf.

„Prima. Kann nicht klagen.“ Es schien ihn nicht zu stören, dass er, seit ihn gestern ein Bulle angegriffen hatte, immer noch humpelte. „Ich unterrichte gerade ein paar wirklich motivierte Jungs. Motiviert muss man nämlich sein“, überlegte er laut, „wenn man über die gesamten Feiertage Bullen und Wildpferde reitet.“

Eine Zeit lang redeten sie über Cashs Trainingskurse und über seine Arbeit für Taggart Jones. „Es ist ein netter Sommerjob und eine ganz willkommene Abwechslung vom Studium. Vielleicht schaust du auch mal auf der Jones-Ranch vorbei, während du hier bist, Deke. Du erinnerst dich doch noch an Taggart, oder?“

„Na klar. Ich hab mal einen Sommer lang für seinen Vater gearbeitet.“

„Komm doch heute Abend mal vorbei“, schlug Milly vor.

„Ja“, meinte Cash, „da steigt bei Taggart wieder die jährliche Thanksgivingparty. Die Cowboys von der Rodeoschule schauen rein, dazu noch ein paar Leute aus der Umgebung. Einige davon kennst du bestimmt noch. Vielleicht magst du sie ja zu deiner Ausstellungseröffnung einladen.“

„Zu was für einer Ausstellungseröffnung?“, schaltete sich Dekes Mutter ein.

„Deke stellt bei Dustin einige Fotografien von sich aus. Morgen Abend geht es los“, erklärte Milly und sah ihre Mutter verwundert an. „Hat Deke dir denn gar nichts davon gesagt?“

Carol schüttelte den Kopf und schaute zu Deke herüber.

Der zuckte mit den Schultern. Aus seiner Sicht war jetzt eigentlich nicht der richtige Zeitpunkt, von der Veranstaltung zu erzählen. Andererseits konnte er kaum leugnen, dass es sie gab. „Es ist nichts Besonderes“, sagte er. „Nur eine kleine Ausstellung, die meine Agentin organisiert hat.“

„Nur eine kleine Ausstellung?“ Milly rollte mit den Augen. „Es gibt Bilder von Deke und Charlie Seeks Elk zu sehen. Zwei der besten Fotografen Amerikas. Übrigens findet Charlie, dass es durchaus etwas Besonderes ist“, fuhr sie fort. „Und die Kunstgalerie sieht das nicht anders. Poppy und ich haben uns übrigens um die Blumengestecke für den Tisch mit dem Büfett gekümmert. Edel und elegant sollten sie aussehen, so hat man uns das jedenfalls gesagt. Weil nämlich eine Menge wichtiger Leute erwartet werden. Kritiker, Kunstkenner, Journalisten, die für Fachzeitschriften schreiben … Wir können doch alle zusammen hingehen und damit angeben, dass wir mit Deke verwandt sind.“

„Natürlich machen wir das“, sagte Carol, und nun war ihr Lächeln echt. „Es wird bestimmt ganz toll, Deke. Ich wünschte bloß, ich hätte das schon vorher gewusst. Jetzt muss ich ganz schnell Esther und Marilyn anrufen und …“

„Ma“, unterbrach er sie. Ihm war das Ganze ein wenig peinlich.

„Ja, aber warum denn nicht? Es kommt doch nicht tagtäglich vor, dass mein Sohn hier in Livingston seine Bilder ausstellt. Bis jetzt habe ich überhaupt nur eine Ausstellung von dir gesehen. Weißt du noch, damals, als ich dich mit Milly in Santa Fe besucht habe? Und Dad hat so etwas noch gar nicht miterlebt. Er kennt bloß deine Bücher.“

Na, immerhin, dachte Deke. Zumindest hoffte er, dass es tatsächlich so war. Er hatte es sich zum Prinzip gemacht, jedes Mal nach Erscheinen eines Bildbandes seinen Eltern ein Exemplar zuzuschicken. Insgesamt waren es fünf gewesen.

„Was ist denn das Thema der Ausstellung?“, erkundigte sich seine Mutter.

Das war schwer zu erklären. Man musste schon die Fotos selbst sehen, um Dekes Zugang zu den Motiven schätzen zu können. Er fotografierte ausschließlich unter freiem Himmel. Dabei war ihm aber nicht an netten Kalenderbildern gelegen, und man konnte wohl die wenigsten seiner Aufnahmen als „hübsche Fotos“ bezeichnen.

Typisch für seine Bilder war die Sicht auf das weite Land und den Horizont, die ungewöhnliche Perspektive. Sein Markenzeichen war der weite Blickwinkel. Die Bilder vermittelten ein Gefühl der Offenheit, sie hatten nie etwas Einengendes. Deke suchte immer wieder nach Orten, die ihn genau das Gegenteil von dem spüren ließen, was er empfunden hatte, wenn er gerade Cornflakes-Schachteln mit Preisen auszeichnete oder den ganzen Tag lang Gurkengläser sortierte.

Das konnte er seiner Familie natürlich nicht erklären. Aber weil alle ganz offenkundig darauf warteten, dass er etwas zu seinen Bildern sagte, musste er versuchen, sie auf eine andere Art und Weise zu beschreiben. „Im letzten Winter war ich auf dem Colorado Plateau, habe dort im Schnee gecampt und bei Anbruch der Morgendämmerung eine Menge Bilder geschossen. Ihr wisst ja, wie das in so einer Felslandschaft im Winter ist, kurz bevor die Sonne aufgeht. Überall diese gedämpften Farben, diese Braun- und Grautöne … die erscheinen einem oft so flau und ausdruckslos. Aber dann geht die Sonne auf, und die Welt scheint sich zu öffnen. Plötzlich gibt es Farben wie Korallenrot, Rosa und Lachs in so unglaublich vielen Schattierungen …“ Deke hielt inne. Er hatte sich so richtig in Fahrt geredet, das war ihm nun ein wenig unangenehm.

Er zuckte mit den Schultern. „Na ja, jedenfalls war es … ganz toll. Und Gaby, meine Agentin, fand, dass einige meiner Aufnahmen gut zu Charlies Arbeit passen.“ Und dann konnte Deke sich doch nicht mehr zurückhalten und musste noch loswerden, was Gaby ihm voller Freude kurz vor seiner Abreise erzählt hatte: „Meine Agentin will die Bilder auch in eine Ausstellung einbeziehen, die im März in New York gezeigt wird!“

„New York!“, rief seine Mutter aus. „Das ist ja beeindruckend! Du hast ja einen tollen Erfolg. Findest du nicht auch, John?“

Alle richteten ihren Blick jetzt auf John Malone, sogar Deke. Ganz besonders Deke, der sich so sehr nach dem Zugeständnis sehnte, dass er sich auf diese Weise besser entfaltet hatte, als ihm das je möglich gewesen wäre, wenn er weiterhin Rosenkohl sortiert hätte.

Sein Vater sah ihn an und sagte tonlos: „Kein Grund, sich wichtig zu machen.“

Einen kurzen Moment lang schwiegen alle betroffen. Die Stimmung sank. Jegliche Begeisterung schwand. Von einem Augenblick auf den nächsten, durch einen einfachen kurzen Satz.

Wenn Deke vor ein paar Minuten noch danach gefragt worden wäre, hätte er gesagt, dass es keine Worte mehr gab, mit denen sein Vater ihm noch wehtun konnte. Schließlich hatten sie sich vor vielen Jahren schon so vieles um die Ohren geschleudert.

Aber Deke hatte sich geirrt. Was sein Vater da gerade gesagt hatte, verletzte ihn zutiefst. Dieser eine Satz war so gezielt formuliert, und er traf Deke so unerwartet, dass es ihm vorkam, als hätte ihm sein Vater ein Messer zwischen die Rippen gerammt. Und dabei hatte Deke sich doch bloß erklären wollen.

Er wollte sich nicht wichtigmachen, um Himmels willen, er wollte bloß seine Freude mit seiner Familie teilen. Er hatte sich nur mehr Verständnis gewünscht für das, was er tat. Aber sein Vater hatte ihn absichtlich missverstanden – und erneut abgewiesen.

Deke schob seinen Stuhl zurück und stand auf.

Seine Mutter hatte glühend rote Wangen. Sie streckte eine Hand nach ihm aus. „Deke, bitte bleib doch hier!“

Doch er schüttelte den Kopf. Niemand sprach ein Wort, während er das Tischchen von Zacks Kinderstuhl entfernte. Dann hob Deke den Jungen hoch, der noch mitten beim Essen war. „Ich muss jetzt los.“

„Aber Deke! Es gibt doch noch Kürbiskuchen!“

Er musste dringend raus, davon konnte ihn auch der Nachtisch nicht abhalten. Er war hergekommen, um die Vergangenheit hinter sich zu lassen, Frieden mit seinem Vater zu schließen. Das hatte er jedenfalls versucht. Mit aller Kraft.

Aber es hatte nicht geklappt. Sein Vater hatte sich schlicht geweigert. Und nun hatte Deke keine Kraft mehr, es weiter zu probieren, es verletzte ihn einfach zu sehr.

Er umarmte seine Mutter, seine Schwester und auch seinen Schwager, lächelte C. J. kurz zu und nahm dann Zack auf den Arm.

„Da!“, rief der Junge aus. Offenbar war er verwirrt. „Kuchen?“ Hoffnungsvoll sah er zum Tisch, auf dem der Nachtisch stand.

„Ich packe euch etwas davon ein“, bot Carol an, erhob sich und folgte ihrem Sohn zur Tür.

„Nein. Nein, danke, Ma.“ Deke bemühte sich, ihr ein Lächeln zu schenken, um ihr ohne Worte zu versichern, dass das Ganze nichts mit ihr zu tun hatte. „Das Essen war sehr lecker. Jetzt sind wir satt. Wir brauchen keinen Kuchen mehr.“ Dann öffnete er die Haustür und drehte sich noch einmal zu Carol, um sie kurz zu drücken und ihr einen Kuss auf die Wange zu geben. „Es war schön, dich zu sehen.“

Seine Mutter wollte ihn gar nicht loslassen. „Und es war wunderbar, dich zu sehen, mein Liebling. Morgen Abend kommen wir zur Ausstellungseröffnung. Alle beide. Weißt du, er meint es gar nicht so …“

„Oh doch“, widersprach Deke. „Er meint das sehr wohl so.“

„Er denkt manchmal nicht richtig nach über das, was er sagt. Aber er liebt dich, wirklich!“

Deke sah sie einfach nur an.

„Jedenfalls kommen wir morgen“, beteuerte sie.

„Es spielt keine Rolle“, erwiderte er und drückte sie noch einmal. „Pass auf dich auf, Ma.“ Während er sie im Arm hielt, konnte er über ihre Schulter hinweg genau ins Esszimmer sehen. Dort saß sein Vater und aß, den Blick auf den Teller gerichtet.

Als Deke vor fast zwanzig Jahren einen Sommer lang als Cowboy auf der Ranch gearbeitet hatte, hatten Will und Gaye Jones noch im Hauptgebäude gelebt. Oft war er nach der Arbeit hierhergekommen, um mit Erin an den kühlen Abenden auf der Veranda zu sitzen und zu reden. Manchmal hatte sich auch ihr älterer Bruder Taggart dazugesellt, wenn er gerade nicht als Rodeo-Cowboy unterwegs war.

Von Milly wusste Deke, dass Will und Gaye inzwischen nach Bozeman gezogen waren. Die Ranch war nun in Taggarts Händen, der sich vom Bullenreiten zurückgezogen hatte – nicht, ohne sich vorher den Weltmeistertitel samt goldener Gürtelschnalle zu holen. Nun unterrichtete er die jungen und auch die nicht mehr ganz so jungen Rodeo-Anwärter.

Während Deke die Straße zum Ranchhaus entlangfuhr, fühlte er sich beflügelt. Das Gefühl war so ganz anders als die Beklemmung, die ihn beschlichen hatte, als er vor dem Haus seiner Eltern gehalten hatte.

Obwohl Erin Jones auf der anderen Seite der Erdhalbkugel wohnte, war Deke froh, dass er gekommen war. Er wusste, dass ihr Bruder Taggart sich freuen würde, ihn zu sehen. Auch Gaye und Will, die bestimmt ebenfalls unter den Gästen waren, würden Deke sicher herzlich willkommen heißen. Als er vor dem Haus hielt, parkten bereits über ein Dutzend Lieferwagen und Autos kreuz und quer auf dem Hof. 

„Kuchen, Da?“, kam es vom Hintersitz.

Deke blickte über die Schulter zu seinem Sohn und lachte. „Darauf kannst du wetten, Kumpel. Wird sofort serviert.“

Als er die Fahrertür öffnete, drang bereits lautes Gelächter zu ihnen. Ganz offenbar feierten die Leute im Haus fröhlich und ausgelassen miteinander – ganz so, wie es sich für Thanksgiving gehörte.

Nachdem Deke geklopft hatte, öffnete eine umwerfende Blondine die Haustür.

Er räusperte sich. „Hallo. Ich bin Deke Malone. Meine Schwester …“

„Deke! Milly hat gestern Abend schon von dir erzählt. Ich bin Felicity, Taggarts Frau. Kommt doch rein und mischt euch unters Volk!“

Mit „Volk“ hatte sie keineswegs untertrieben. Von seinem Standort aus konnte Deke schon mindestens fünfundzwanzig Leute erblicken: Cowboys und Frauen, ältere und jüngere Herrschaften, Kleinkinder und Teenager. Und alle lachten und redeten miteinander, während sie auf Sofas, Treppenstufen und Klappstühlen saßen und Teller in der Hand balancierten. Einige aßen Truthahn mit Preiselbeersauce und Kartoffelbrei, andere waren bereits beim Dessert und führten sich riesige Stücke Kürbis- oder Apfelkuchen zu Gemüte.

Zacks Augen leuchteten auf. „Kuchen!“

Felicity lachte. „Aha, du möchtest also Kuchen haben.“

Der Junge steckte sich den Daumen in den Mund und barg den Kopf an Dekes Schulter. Aber seine Schüchternheit hielt nicht lange an.

Autor

Diana Palmer
<p>Die US-amerikanische Schriftstellerin Diana Palmer ist für ihre zahlreichen romantischen Liebes- und Familienromane bekannt, die seit 1979 veröffentlicht werden. Über 150 Bücher wurden von der erfolgreichen Autorin bisher verfasst, die weltweit gern gelesen werden. Der Roman „Diamond Girl“ wurde 1998 für das US-amerikanische Fernsehen verfilmt. Für ihr Werk erhielt sie...
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