Lord der toten Seelen

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Die Erben des Schattenreichs: Das Finale der märchenhaft sexy Saga! Seite an Seite lebten Gestaltwandler, Werwölfe und Vampire im magischen Elden. Bis der grausame Blutzauberer das Königspaar stürzte. Erst wenn eins der Königskinder das Erbe antritt, kann Elden wieder aufblühen. Die Zeit der Entscheidung ist da!
Er ist ein Monster, das die Seelen gnadenlos in das Reich der Toten verbannt - sagt man. Aber die schöne Liliana weiß, was geschehen ist und dass hinter seiner schwarzen Rüstung ein Herz aus Gold schlummert. Nach nichts sehnt sie sich mehr als nach Freiheit und der Liebe des dunklen Ritters. Und wenn sie ihn von seinem Fluch befreit, wird er mit seinen Geschwistern um Elden kämpfen - gegen den grausamen Blutzauberer, Lilianas Vater. Die Entscheidung fällt um Mitternacht.


  • Erscheinungstag 10.12.2012
  • Bandnummer 4
  • ISBN / Artikelnummer 9783862785674
  • Seitenanzahl 480
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Nalini Singh

Royal House of Shadows: Lord der toten Seelen

Roman

Aus dem Amerikanischen von Justine Kapeller

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MIRA® TASCHENBUCH
Band 65069
1. Auflage: Januar 2013

MIRA® TASCHENBÜCHER

erscheinen in der Harlequin Enterprises GmbH,
Valentinskamp 24, 20354 Hamburg
Geschäftsführer: Thomas Beckmann

Copyright © 2013 by MIRA Taschenbuch
in der Harlequin Enterprises GmbH
Deutsche Erstveröffentlichung

Titel der nordamerikanischen Originalausgabe:
Lord Of The Abyss
Copyright © 2011 by Nalini Singh
erschienen bei: Harlequin Books, Toronto

Published by arrangement with
HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l

Konzeption/Reihengestaltung: fredebold&partner gmbh, Köln
Umschlaggestaltung: pecher und soiron, Köln
Redaktion: Daniela Peter
Titelabbildung: Harlequin Enterprises S.A., Schweiz
Satz: GGP Media GmbH, Pößneck

EPUB-ISBN 978-3-86278-567-4

www.mira-taschenbuch.de

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eBook-Herstellung und Auslieferung:
readbox publishing, Dortmund
www.readbox.net

PROLOG

Als ich zum ersten Male Feder und Tinte zur Hand nahm, die Werkzeuge des Hofchronisten, legte ich dabei den Eid ab, nur die Wahrheit niederzuschreiben. Jetzt schmerzt in meinen alten Knochen das Wissen, dass ich die Wahrheit, die ich festhalten muss, am liebsten auslöschen würde. Aber das kann nicht sein. Ich weiß, dass niemand mehr dieses Archiv lesen wird, aber die Geschichte muss dennoch niedergeschrieben werden. Die Vergangenheit darf nicht in Vergessenheit geraten. Und so muss ich beginnen.

Viele Jahre lang hatte der Blutmagier begehrliche Blicke auf das Königreich Elden geworfen, ein stolzes altes Land mit Reichtümern und Macht im Überfluss. Sein langlebiges Volk wurde vom guten König Aelfric und seiner weisen Königin Alvina regiert. Doch auch wenn sie starke Regenten waren, brutal waren sie nie, und unter ihrer schützenden Hand gedieh das Volk von Elden.

Genau wie ihre Kinder.

Nicolai war der Älteste und, wie manch einer sagte, auch der mit dem schwärzesten Herzen.

Dayn war der Zweitgeborene, und seine Augen sahen alles.

Breena war sanft von Gemüt und geliebt von der Mutter, dem Vater und all ihren Brüdern.

Und Micah, der Jüngste, hatte noch ein unschuldiges Herz. Lange nach seinen Geschwistern geboren, war er gerade fünf Jahre alt geworden, als die schwärzesten aller Schatten sich über Elden legten. Es geschah am Morgen nach einer Nacht der Freude, um eben diesen Jahrestag zu feiern. Doch das Singen und Tanzen war lange zur Ruhe gekommen, und über der Burg hing noch dunkel der Schlaf, als der Blutmagier an ihren Toren erschien – an seiner Seite Monster, die in allen Königreichen ihresgleichen suchten.

Vielleicht waren sie einst Spinnen gewesen, doch jetzt waren sie schreckliche Kreaturen mit rasiermesserscharfen Klingen an ihren pelzigen Beinen und einem Hunger auf menschliches Fleisch. Ihre Augen flackerten rot.

Begleitet wurden sie von Männern, die zu riesigen Monstern mit Fäusten wie Stahlhämmern mutiert waren, und von winzigen krabbelnden Insekten, die sich in den Boden gruben und ihn vergifteten.

An den Händen des Blutmagiers klebte der Lebenssaft seiner Opfer, und seine Macht war immens, finster und bösartig. Es schien, als könnte nichts ihm Einhalt gebieten, aber König und Königin wollten ihr Volk nicht solcher Dunkelheit ausliefern, auch wenn der Blutmagier sie mit dem Versprechen eines schnellen Todes zu locken suchte.

König Aelfric besaß selbst beträchtliche Macht und verwundete den Magier mit einem heftigen Stoß, doch der Feind starb nicht, so genährt war er von der fauligen Schlechtheit seiner bösartigen Kraft. Wieder und wieder griff der Blutmagier an, bis der König selbst aus den Augen zu bluten begann.

Die Königin, geschwächt von der Schlacht gegen die Kreaturen des Magiers, musste zusehen, wie der König unter den ständigen Angriffen des Bösen zu fallen drohte, und wusste den Kampf verloren. Mit ihrer letzten gemeinsamen Kraft, denn ihre Lebensgeister waren vereint, opferten sie ihr Leben, um einen großen Zauber zu wirken, einen, der seitdem nie wiederholt wurde und der vielleicht nie bekannt werden wird.

Es gibt eine Blutlinie, die Mutter und Kind verbindet, eine Linie, die nie gebrochen werden kann. Und diese Linie benutzte die Königin, um ihre Kinder aus Elden zu verbannen. Sie brachte ihre Kinder in Sicherheit, damit sie eines Tages zurückkehren und ihr Geburtsrecht einfordern konnten.

Es war die letzte Liebesgabe einer Mutter, doch der Blutmagier prahlt noch heute damit, dass Königin Alvina versagt hat und er ihre Magie am Ende fehlleiten konnte, sodass die Erben von Elden nicht in eine sichere Zuflucht, sondern in den Tod geschickt wurden. Es lebt niemand mehr, der ihm widersprechen könnte.

Aus den königlichen Chroniken von Elden, am dritten Tag der Regentschaft des Blutmagiers

1. KAPITEL

Er ist das schönste Monster, das ich je gesehen habe. Das war Lilianas erster Gedanke, als sie sich schwach und ausgelaugt auf dem schwarzen Marmorboden wiederfand. Ihr Gesicht spiegelte sich in der glatten Oberfläche. Während sie dalag, sah sie, wie sich am Ende des Raumes der, den sie den Lord der Schwarzen Burg nannten, von seinem Thron aus Ebenholz erhob und die zehn Stufen mit einer gelassenen Eleganz hinabschritt, die von Macht zeugte, von Kraft … und von Tod.

Sie versuchte verzweifelt, eine Hand zur Faust zu ballen, versuchte, sich auf die Knie zu erheben, um ihm nicht in einer so unterlegenen Stellung begegnen zu müssen. Doch ihr Körper war unerträglich geschwächt, weil sie für ihren Übertritt viel Blut hatte vergießen müssen. Es klebte noch an ihren Handgelenken, auch wenn ihre Magie die Wunden bereits geschlossen hatte. Ihr Vater hätte, ohne zu zögern, das Leben eines anderen geopfert und hätte sie einen Dummkopf genannt, weil sie ihr eigenes Blut benutzte.

„Schwach.“ Dieses Urteil hatte er ihr schon mehr als einmal an den Kopf geworfen. „Da nimmt man sich eine schöne Hexe zur Frau und bekommt dafür nichts als ein heulendes Balg mit dem Gesicht einer Vogelscheuche.“

Als sie spürte, wie die vibrierenden Schritte des Monsters langsam näher kamen, atmete sie tief ein und hörte, wie die Luft in ihrer Kehle rasselte. So sollte es nicht sein. Der Zauber hätte sie im Wald außerhalb seines Reiches absetzen sollen, nicht mitten in seiner Großen Halle, wo nur er allein zwischen ihr und den monströsen Gestalten in seinen Mauern stand. Sie konnte Blicke auf sich spüren, Hunderte Blicke. Und doch gab niemand einen Ton von sich.

Die Schritte hatten sie fast erreicht.

Grausamkeit war sie gewohnt, schließlich war sie als Tochter des Blutmagiers aufgewachsen. Doch von diesem Mann, diesem „Monster“, sagte man, er wäre vollkommen herzlos und hätte keine Seele. Seine Burg beinhaltete die Pforte zum Abgrund, den Ort, an den die Diener des Bösen nach ihrem Tod verbannt wurden, um im Reich der Basilisken und Schlangen ewige Qualen zu erleiden. Und er war der Wächter dieses schrecklichen Ortes. Man sagte, dass selbst die Unmenschlichsten unter den Toten zu zittern anfingen, wenn sie sein Antlitz erblicken mussten.

Doch als er sich neben sie hockte und seine schweren Stiefel in ihr Blickfeld kamen, wusste sie, dass es eine Lüge gewesen sein musste.

Er war überhaupt nicht hässlich.

Starke Hände packten sie an den Schultern und zerrten sie grob hoch auf die Knie.

Und dann starrte sie dem Monster ins Angesicht.

Von der Sonne gebleichtes Haar, wintergrüne Augen und eine Haut, die noch an diesem dunklen Ort ohne eine Spur von Wärme den goldenen Schimmer des Sommers bewahrte. Er könnte als Modell für den legendären Märchenprinzen herhalten, den sie aus ihren Kinderbüchern kannte. Nur dass der Märchenprinz nie eine Rüstung aus undurchdringlichem Schwarz trug und in seinen Augen keine Albträume lauerten.

„Wer ist das?“, fragte er leise, viel zu leise.

Ihr stellten sich die Nackenhaare auf. Sie versuchte, ihre Zunge zu einer Antwort zu zwingen, aber ihr Körper verweigerte jegliche Zusammenarbeit. Sie war immer noch wie betäubt von dem Sprung aus dem geraubten Königreich ihres Vaters an diesen Ort, die letzte düstere Bastion zwischen den Lebenden und den verkommensten aller Toten.

„Ein Eindringling.“ Er strich ihr die Haare aus dem Gesicht, eine fast zärtliche Geste – wenn man ignorierte, dass er dabei Panzerstulpen trug, die seine Unterarme bis zu den Händen überzogen wie ein schwarzes Spinnennetz. Seine Knöchel waren mit winzigen Rasierklingen versehen und die Fingerspitzen mit scharfen Krallen besetzt, so schwarz wie seine Rüstung. „Niemand hat es je gewagt, ungeladen in die Schwarze Burg einzudringen …“ Seine grünen Augen flackerten. „Noch nie.“

Als sie in sein Gesicht sah, erkannte sie darin nur den Wächter. Er erinnert sich nicht, wurde ihr plötzlich klar. Es gab keine Spuren mehr von dem Jungen, der er einst gewesen sein musste. Keine. Und das konnte nur eines bedeuten – der Legende nach war es Königin Alvina gewesen, die den letzten verzweifelten Zauber gesprochen hatte, der ihre Kinder aus Elden verbannte, aber Lilianas Vater hatte seitdem immer damit geprahlt, dass es ihm gelungen war, die Magie der Königin mit seiner eigenen zu durchkreuzen.

Nur Liliana allein wusste, was der Blutmagier ihr einst in einem Anfall von Wut verraten hatte: Er glaubte, versagt zu haben. Vielleicht hatte er das bei den drei ältesten Kindern, aber nicht beim Jüngsten … nicht bei Micah. Der Blutzauber ihres Vaters hatte ihn fest im Griff gehabt, während das Kind zum Mann herangewachsen war – zum gefürchteten Lord der Schwarzen Burg.

Oh, das würde ihrem Vater gefallen. So sehr gefallen. Denn wenn er einen Zauber aussprach, gelang es den Verzauberten nur selten, falls überhaupt, den Schleier zu durchbrechen und sich selbst wiederzufinden. Lilianas Mutter war das nie gelungen – sie streifte bis zum heutigen Tag wie ein Geist durch die Gänge der Burg, eine schlanke Frau mit honigbrauner Haut, wie sie in Eldens südlichen Gefilden üblich war, und mit goldenen mandelförmigen Augen.

Irina hielt sich für die Herrin einer großen Burg, kinderlos und mit nur einer Pflicht: sich um die Bedürfnisse ihres Herrn zu kümmern – auch wenn diese Bedürfnisse ihre Nächte mit Schreien erfüllten und fast jeden Tag einen Ring von blauen Flecken um ihren Hals hinterließen. Ihr Blick glitt über ihre eigene Tochter hinweg, selbst wenn Liliana direkt vor ihr stand und ihre Mutter anflehte, sich an sie zu erinnern, sie zu erkennen.

Ganz im Gegensatz zu den wintergrünen Augen, die ihr gerade ins Gesicht blickten und die sie sahen, auch wenn sie es nicht wollte. Sie hatte sich unbemerkt in seinen Haushalt einschleichen wollen, um erst so viel wie möglich über ihn in Erfahrung zu bringen, ehe sie versuchte, ihm die Wahrheit über seine Vergangenheit zu eröffnen. Auf einen Gedächtnisverlust war sie vorbereitet, denn als Elden gefallen war, war er gerade fünf Jahre alt gewesen. Doch wenn er in den hinterhältigen Klauen der Magie ihres Vaters gefangen war, dann machte das ihre Aufgabe tausendmal schwerer. Das Werk des Blutmagiers hatte es an sich, mit der Zeit zu mutieren, sie konnte also nicht wissen, welche Wirkung der Zauber noch gehabt hatte.

„Was mache ich bloß mit dir?“, fragte der Lord der Schwarzen Burg und der Wächter des Abgrundes mit kaum merklichem, bedrohlich amüsiertem Unterton. „Da ich noch nie einen Eindringling gehabt habe, macht mich deine Anwesenheit etwas ratlos.“

Ihr wurde klar, dass er mit ihr spielte, spielte wie eine Katze mit einer Maus, die sie fressen wollte – sobald sie ihren Spaß mit ihr gehabt hatte.

Wut verlieh ihr die Kraft, sein Starren zu erwidern. Ihr ganzes Leben hatte sie gegen ihren Vater angekämpft, der immer wieder versucht hatte, sie zu brechen, und das hatte sie hart werden lassen. Vielleicht nützte es nichts, aber sie konnte nicht anders, wie auch ein Tier in der Falle nicht anders konnte, als sich zu wehren.

Er blinzelte. „Interessant.“ Er fuhr mit den Stahlspitzen seiner Finger über ihre Wange, ehe er sie wieder mit beiden Händen an den Schultern packte und zerrte, bis sie aufrecht vor ihm stand.

Sie schwankte und wäre vornübergefallen, wenn er sie nicht gehalten hätte. So stützte sie sich nur mit einer Hand an seiner kalten schwarzen Rüstung ab. Sie fühlte sich an wie Stein. Das musste der Zauber ihres Vaters sein, der mit der Zeit gewachsen war und aus dem Gefängnis seiner Gedanken eine körperliche Wahrheit geformt hatte. Um den Zauber zu beenden, musste sie erst seine Rüstung entfernen.

Doch ehe sie daran auch nur denken konnte, musste sie erst einmal überleben.

„In den Kerker mit ihr“, sagte das Monster schließlich. „Bard!“

Schwere Tritte brachten den Boden zum Beben. Eine Sekunde später wurde Liliana von Armen, dick wie Baumstämme, hochgehoben, und das Monster sah dabei zu. „Bring sie in den Kerker“, sagte er. „Ich kümmere mich nach der Jagd um sie.“

Der Befehl hallte bedrohlich in Lilianas Kopf nach, während sie in unnachgiebigem Griff aus der Halle getragen wurde. In der seltsam flüsternden Stille, die in der aus nacktem Stein erbauten Burg herrschte, konnte sie sogar einen lauten gleichmäßigen Herzschlag unter ihrer Wange spüren, so langsam, dass er nicht mehr menschlich sein konnte. Es gelang ihr nicht, den Kopf zu drehen, sie konnte also nicht sehen, wer – oder was – sie so mühelos trug, bis sie einen Korridor voll schwarzer Spiegel betraten.

Das Gesicht sah aus, als wäre es von einem Kind aus Lehm geformt. Überall waren Knoten und Dellen, missgestaltet, ohne wirkliche Form. Er hatte Ohren, aber diese riesigen Ausstülpungen hingen viel zu hoch an seinem Kopf. Und seine Nase … Sie konnte sie nicht genau erkennen, aber vielleicht war sie der kleine Knubbel, der zwischen seinen missgebildeten Wangen und unter seiner vorstehenden Stirn verborgen lag.

Hässlich, dachte sie, er ist wirklich hässlich.

Das machte ihr ein wenig Mut. Vielleicht hätte ein solches Wesen ja etwas Mitleid mit ihr. „Bitte“, gelang es ihr, durch eine trockene und schmerzende Kehle zu flüstern.

Eines der Ohren schien zu zucken, aber das Wesen blieb nicht einmal stehen auf seinem unbeirrbaren Weg in den Kerker. Sie versuchte es noch einmal, mit demselben Ergebnis. Ihr wurde klar, dass er nicht stehen bleiben würde, egal, was passierte. Denn das Monster würde ihn sonst bestrafen. Sie wusste nur zu gut, was für einen Käfig diese Art Angst schaffen konnte, also schwieg sie und sparte sich ihre Kraft.

Und das war gut so, denn Bards große langsame Schritte trugen sie schon bald in einen dunklen Gang mit bröckelnden Mauern. Das einzige Licht kam von einer flackernden Fackel. Dann entdeckte sie die Treppe. Der Abstieg den bedrohlichen Schlund der Burg hinab war so schmal und eng, dass Bard mehrmals mit dem Kopf an der Decke entlangschleifte und seine Schultern kaum hindurchpassten. Sie spürte, wie auch ihre Füße die Steine streiften, aber Bard drückte sie einfach noch enger an sich, sodass sie sich nicht verletzen konnte.

Nicht um ihretwillen, da machte sie sich nichts vor. Nein, er wollte sich einfach nur nicht rechtfertigen müssen, falls die Gefangene auf eine Art Schaden nahm, die nicht vom Lord der Dunklen Burg befohlen worden war.

Die Treppe schien sich unendlich lang hinabzuwinden, bis Liliana sich fragte, ob man sie vielleicht in die Eingeweide des Abgrundes selbst trug. Doch der Kerker, in den man sie schließlich brachte, war auf grausame Weise echt und von dieser Welt. Der Gang war von einer Fackel beleuchtet, die gerade genug Licht spendete, um erkennen zu können, dass jede Zelle ein schwarzer Block war – die einzige Öffnung ein kleines vergittertes Fenster. Sie lauschte, hörte aber nur Stille. Entweder gab es keine anderen Gefangenen … oder sie waren schon lange tot.

Bard öffnete die Tür der ersten Zelle und legte sie auf ein Lager aus Stroh in der Ecke. Er sah ihr in die Augen, und sie atmete scharf ein. Seine großen Augen voller Traurigkeit schienen eher zu einem Gelehrten oder einem Arzt zu passen, und in ihnen schimmerte Mitleid. Aber er schüttelte nur den Kopf, als sie den Mund öffnete.

Sie konnte keine Gnade von ihm erwarten, nicht an diesem Ort.

Bevor er die Zelle verließ, grunzte er und rüttelte an einem Gegenstand in der gegenüberliegenden Ecke. Dann knallte er die Tür zu und ließ sie in so tiefer Dunkelheit allein, dass sie ihr vollkommen schien. Doch da flackerte ein trüber Lichtschein von der Fackel auf dem Gang hinein, gerade genug, um sich in der Zelle zu bewegen.

Sie nahm all ihre Kraft zusammen und kroch in die andere Ecke. Das, womit Bard gerasselt hatte, hatte wie ein Metalleimer geklungen. Es schien ihr Stunden zu dauern, bis ihre Hände dagegenstießen, und sie tastete sich vorsichtig an den Seiten hinauf, bis sie die Finger hineintauchen konnte.

Wasser.

Ihre Kehle fühlte sich auf einmal an, als wäre sie mit Glasscherben ausgekleidet. Allein der Durst gab ihr die Kraft, sich auf die Knie zu erheben, mit ihren Händen eine Schale zu formen und zu trinken. Das Wasser war kühl und frisch und süß. Kleine Tropfen perlten ihre Handgelenke hinab. Die Versuchung, gierig so viel wie möglich auf einmal zu schlürfen, war groß. Aber sie gestattete sich nur einige Mundvoll, weil sie wusste, dass ihr leerer Magen rebellieren würde, wenn sie zu viel trank.

Ihre Augen hatten sich langsam an die Dunkelheit gewöhnt, und sie entdeckte neben dem Schlaflager einen Behälter aus Stahl. Darin fand sie einen kleinen Laib Brot. Der Hunger grollte in ihrem Magen wie ein wildes Tier, nachdem sie tagelang nichts gegessen hatte, also riss sie ein Stück ab und kaute daran. Das Brot war nicht schimmelig oder altbacken, aber es war klumpig und hart – als wäre es der Auftrag des Bäckers gewesen, es so ungenießbar wie möglich zu machen.

Rechts von ihr raschelte etwas, und sie hörte kleine Pfoten über den Stein kratzen.

Sie drehte sich nach dem Geräusch um und entdeckte zwei glänzende Augen in der Dunkelheit. Der Anblick flößte manchen Frauen Furcht ein, wie Liliana wusste, aber sie hatte sich diese Kreaturen schon in der Burg ihres Vaters zu Freunden gemacht. Trotzdem betrachtete sie ihren Mitbewohner kritisch. Es war ein kleines zitterndes Ding, so mager, dass sich die Knochen durch die Haut abzeichneten. Kaum eine Bedrohung. Sie riss ein kleines Stück Brot ab und streckte es dem Wesen hin. „Komm, kleiner Freund.“

Die Maus erstarrte.

Liliana hielt das Brot weiter ausgestreckt und konnte fast sehen, wie die kleine Kreatur hin-und hergerissen war zwischen Hunger und Fluchtinstinkt. Hunger gewann, und die Maus schoss hervor, um ihr das Brot aus der Hand zu schnappen. Einen Augenblick später war sie schon verschwunden. Aber wenn ihr Bauch sie zwingt, dachte Liliana, wird sie schon wiederkommen.

Sie legte das restliche Brot zurück in den Behälter und verschloss ihn. Dann stellte sie ihn neben den Wassereimer und legte sich aufs Stroh. Für einen Kerker ist es gar nicht so schlecht, dachte sie benommen, als ihr Körper begann, sich zu entspannen. Das Monster brauchte dringend von ihrem Vater ein paar Lektionen, wie man aus seinem Kerker ein dreckiges Loch voller Schreie und Verzweiflung machte.

Der Traum fing immer gleich an.

„Nein, Bitty. Nicht so.“ Sie war noch klein, vielleicht fünf, kniete auf dem Boden und ermahnte mit erhobenem Zeigefinger ein langhaariges weißes Kaninchen, das ihr bester Freund war. „Du musst ihn holen.“

Da Bitty viel lieber fraß und sich sonnte, zuckte er nur, wenn sie ihm den Ball zuwarf. Seufzend stand sie auf und holte den Ball selbst, aber sie war nicht wirklich verärgert. Bitty war ein gutes Haustier. Sie durfte ihm die langen seidigen Ohren streicheln, soviel sie wollte, und manchmal raffte er sich sogar dazu auf, ihr durchs Zimmer zu folgen.

„Komm schon, Faulpelz“, sagte sie und zog ihn sich auf den Schoß. „Uff, bist du schwer. Kein Salat mehr für dich.“

Unter ihren Händen spürte sie seinen raschen Herzschlag und seinen warmen flauschigen Körper. Sie rappelte sich mit dem schweren Gewicht im Arm auf. „Gehen wir in den Garten. Wenn du ganz brav bist, stehle ich dir ein paar Erdbeeren.“

An dieser Stelle öffnete sich die Tür.

Und der Traum veränderte sich.

Der Mann im Türrahmen, mit schwarzem Haar, das er streng aus der Stirn gekämmt hatte, mit kalten schiefergrauen Augen und leichendürrem Körper, war ihr Vater. Einen Augenblick lang erstarrte sie und befürchtete, er hätte das mit den Erdbeeren gehört, doch dann lächelte er, und ihre Angst wurde ein wenig kleiner. Nur ein wenig. Denn selbst mit ihren fünf Jahren wusste sie, dass es nie etwas Gutes bedeutete, wenn er sie aufsuchte. „Vater?“

Er schlenderte in ihr Zimmer und hielt den Blick auf Bitty gerichtet. „Du hast dich gut um ihn gekümmert.“

Sie nickte. „Ich habe ihn richtig gut umsorgt.“ Bitty war das einzig Nette, was ihr Vater je für sie getan hatte.

„Das sehe ich.“ Er lächelte wieder, aber diese Augen … Sie waren auf eine Art falsch, die ihr im Bauch wehtat. „Komm mit mir, Liliana. Nein“, sagte er, als sie Bitty auf den Boden setzen wollte, „nimm dein Haustier mit. Ich brauche ihn.“

Die Worte machten ihr Angst, aber sie war erst fünf. Bitty eng an ihre Brust gepresst, stolperte sie ihrem Vater nach, und dann hinauf … hinauf … immer weiter hinauf.

„Wie gedankenlos von mir“, sagte er, als sie auf halber Strecke waren. „Die ganzen Stufen müssen schwierig für dich sein. Lass mich das Tier nehmen.“

Liliana war sich sicher, dass das Kaninchen zuckte, und hielt es fester. „Nein, es geht schon“, sagte sie und versuchte, nicht zu schnaufen.

Aus Augen wie schmutziges Eis starrte ihr Vater sie einen langen Augenblick an, ehe er sich umdrehte und weiter die enge Wendeltreppe hinaufstieg, die in das Turmzimmer führte. Das Magiezimmer. Wo sie niemals, auf keinen Fall, hindurfte.

Heute jedoch öffnete er die Tür und sagte: „Es wird Zeit, dass du lernst, woher du kommst.“

Sie konnte nirgendwo anders hin, er würde sie überall finden. Also betrat sie diesen Raum voller seltsamer Düfte und Bücher. Er war nicht so düster, wie sie befürchtet hatte, und nirgends war Blut. Vor Erleichterung lächelte sie hoffnungsvoll. Alle sagten immer, dass ihr Vater ein Blutmagier war, aber hier war kein Blut, also mussten sie sich irren.

Sie sah auf und begegnete seinem Blick, als er sich über sie beugte, um ihr Bitty aus den widerstrebenden Armen zu nehmen. Ihr Lächeln verblasste, und sie schmeckte den metallischen Geschmack der Angst auf ihrer Zunge.

„So ein gesundes Tier“, murmelte er und trug den Hasen zu einer Art Vogelbad aus Stein, das in die Mitte des runden Zimmers eingelassen war. Er ergriff Bitty bei den seidigen Ohren.

„Nein!“, protestierte Liliana, als Bitty vor Angst quietschte. „Das tut ihm weh.“

„Nicht lange.“ Und dann zog ihr Vater ein langes scharfes Messer aus seinem Mantel.

Bittys Blut färbte das Silber der Klinge dunkelrot, ehe es hinab in die flache Schüssel floss, die kein Vogelbad war.

„Komm her, Liliana.“

Sie schüttelte den Kopf, schluchzte und wich zurück.

„Komm her“, sagte er wieder, im gleichen ruhigen Tonfall.

Ihre Füße bewegten sich trotz ihrer Angst und gegen ihren Willen vorwärts, bis ihr Vater sie am Kragen ihres Kleides packen und ihr Gesicht dicht an die Oberfläche von Bittys erkaltendem Blut herabziehen konnte. Ihre lähmende Angst spiegelte sich in der roten Lache. „Sieh hin“, sagte er. „Sieh, was du bist.“

2. KAPITEL

Liliana erwachte mit einem stummen Schrei auf den Lippen. Ihr Mund fühlte sich an wie mit Watte ausgestopft, und in ihrem Kopf empfand sie nichts als die kalte Endgültigkeit des Todes. Sie brauchte einige Zeit, um zu merken, dass die Tür zu ihrer Zelle offen stand. Bard sah sie mit seinen großen, traurigen schwarzen Augen an.

„Hallo“, sagte sie, und ihre Stimme klang angespannt durch die Nachwirkungen ihres Albtraums.

Er winkte sie zu sich.

Sie stand auf und bereitete sich darauf vor, ein Schwindelgefühl niederzukämpfen, aber ihr Körper blieb aufrecht. Erleichtert trat sie hinaus und folgte Bards behäbigen Schritten durch den schwach beleuchteten Gang, bis er vor einer weiteren schmalen Tür stehen blieb. Als er nichts weiter tat, öffnete sie die Tür und merkte, wie ihre Wangen sich röteten. „Ich brauche nur einen Augenblick.“

Sie erledigte ihr Geschäft und benutzte den Spiegel aus schwarzem Glas, um sich selbst, so gut es ging, herzurichten – sie konnte nichts gegen ihre Hakennase machen oder die Augen wie schmutziges Eis, die in der honigbraunen Haut ihrer Mutter so aussahen, oder ihre strohigen, zottigen schwarzen Haare, und schon gar nichts gegen den riesigen Mund mit den schmalen Lippen, der wie ein Schnitt im Gesicht aussah, aber sie konnte sich wenigstens das Haar aus dem Gesicht streichen und hinter die Ohren stecken, und sie konnte sich das Blut von den Handgelenken waschen.

„Also gut“, sagte sie zu sich selbst. „Jetzt bist du hier. Du musst tun, wozu du hergekommen bist.“ Auch wenn sie keine Ahnung hatte, wie.

Während ihrer Kindheit hatte sie von den Sklaven ihres Vaters immer wieder geflüsterte Gerüchte über die vier Königskinder gehört, die wahren Erben des Juwels, das Elden einst gewesen war. Die Hoffnung in ihren wispernden Stimmen hatte auch in Liliana Hoffnung genährt und in ihr Träume von einer Zukunft geweckt, in der nicht die scharfe und beißende Angst ihr ständiger Begleiter war.

Und dann, vor einem Monat, hatte ein immer stärker werdendes Gefühl, dass etwas ganz und gar nicht stimmte, sie in den Toten Wald mit seinem eitrigen Gestank und den kratzenden Zweigen getrieben. Sie wollte dort eine Vision herbeirufen, wie ihr Vater es nicht konnte, weil sein Blut zu verdorben war. Und dort hatte sie gesehen, was die Zukunft bringen würde.

Die Erben von Elden würden zurückkehren.

Alle … bis auf einen.

Der Wächter des Abgrundes würde an diesem schicksalhaften Tag nicht bei ihnen sein. Und ohne ihn bliebe der vierseitige Schlüssel der Macht unvollständig. Seine Brüder und seine Schwester würden gemeinsam mit ihren Partnern aus voller Kraft und ganzem Herzen kämpfen, um ihren Vater zu besiegen, aber sie würden verlieren, und Elden wäre für immer an die Bosheit des Blutmagiers verloren. Und so schrecklich das auch war, es war noch nicht das Schlimmste.

In dem Augenblick, in dem König und Königin – das Blut von Elden – ihren letzten Atemzug ausgehaucht hatten, hatte Elden begonnen, einen langsamen Tod zu sterben. Dieser Tod wäre vollkommen, wenn die Uhr am zwanzigsten Jahrestag der Invasion ihres Vaters Mitternacht schlug. Das wäre nicht so schrecklich, da dem Blutmagier dadurch die Macht genommen würde, aber auch das Volk von Elden war von Magie beseelt. Ohne sie würden die Untertanen einfach hinfallen, wo sie gerade standen, und nie mehr aufstehen.

Ihr Vater hatte viele Jahre damit verbracht, eine Lösung für das zu finden, was er eine „Krankheit“ nannte. Deswegen würde er die zurückgekehrten Erben nicht umbringen. Nein, sie hatte den ganzen Schrecken in ihrer Vision gesehen – er würde sie in Ketten legen und ihnen jeden Tag sorgfältige Schnitte zufügen lassen, Tag für Tag, Nacht für Nacht, damit ihr Blut ohne Unterlass auf die Erde tropfte und sie in dem Glauben ließ, dass das Blut von Elden zurückgekehrt war. Sie gehörten einer Rasse an, die Jahrhunderte lebte, und würden nicht so einfach sterben. Und so konnte ihr Vater weiterhin grausam …

Ein Knall ließ sie hochschrecken, und sie begriff, dass ihr Wächter gegen die Tür hämmerte, damit sie sich beeilte. „Ich komme“, sagte sie und wandte sich von ihrem Spiegelbild ab.

Bard schlurfte davon, sobald sie aus der Tür trat. Es war schwer, mit ihm mitzuhalten, denn er war viel größer als sie, und jeder seiner Schritte war fünfmal so groß wie ihre. „Master Bard“, rief sie, während sie ihm die Treppe hinauf nachrannte.

Er blieb nicht stehen, aber sie sah eines seiner riesigen Ohren zucken.

„Ich wünsche nicht zu sterben“, sagte sie zu seinem Rücken. „Was muss ich tun, um zu überleben?“

Bard schüttelte kaum merklich den Kopf.

Gab es keinen Weg zu überleben?

Oder wusste er nicht, wie?

Noch weigerte sie sich, in Panik zu verfallen. Sicherlich hatte der Zauber ihres Vaters die Seele des Jungen, der einst Prinz Micah gewesen war, nicht vollkommen zerstört, das konnte sie einfach nicht glauben. Sie wusste nicht viel über dieses jüngste Kind von König Aelfric und Königin Alvina, aber sie hatte genug Gerüchte gehört, um zu wissen, dass er ein beliebter Prinz gewesen war, der Sonnenschein der königlichen Familie und von ganz Elden.

Denn wer könnte ein Kind mit so strahlenden Augen nicht lieben?

Das hatte ihre alte Kinderfrau Mathilde in einer der Gutenachtgeschichten gesagt, die sie Liliana erzählt hatte. Liliana hatte Jahre gebraucht, um zu merken, dass Mathildes Gutenachtgeschichten wahre Begebenheiten aus Elden erzählten. Erst dann hatte sie verstanden, warum Mathilde in einer kalten Frühlingsnacht aus dem Kinderzimmer verschwunden war und nie mehr lebendig gesehen wurde.

Monate später hatte ihr Vater sie auf einen Spaziergang mitgenommen und ihr ein paar strahlend weiße Knochen in der trügerischen Dunkelheit des Toten Waldes gezeigt. Er hatte fast gelächelt dabei.

Trauer legte sich um ihr Herz beim Gedanken an die einzige Person, die sie je getröstet hatte, wenn sie weinte, aber Liliana zerdrückte diesen Schmerz gnadenlos. Mathilde war schon lange tot. Der jüngste Prinz von Elden aber lebte noch, und egal, was es kostete, Liliana würde ihn nach Elden zurückführen – ehe der letzte tödliche Glockenschlag zur Mitternacht ertönte.

Der Lord der Schwarzen Burg ertappte sich dabei, wie er auf seine Gefangene wartete. Es hatte länger gedauert als erwartet, die Seelen zu fangen, die für den Abgrund bestimmt waren und denen es irgendwie gelungen war, sich in den Ödlanden, die das Tor zum Abgrund umgaben, zu verstecken. Normalerweise bedeutete Zeit ihm nichts, aber in dieser Nacht hatte er gespürt, wie die Stunden verstrichen, und war sich dabei die ganze Zeit bewusst gewesen, dass in seinem Kerker eine Gefangene schlief, die es wagte, ihm in die Augen zu sehen.

Solche Gedanken war er nicht gewohnt, und sie machten ihn neugierig.

Also wartete er auf dem schwarzen Steinboden neben seinem Thron und sah den Bediensteten, allesamt Dorfbewohner, zu, wie sie ihre Arbeit in nervöser Ruhe erledigten. So war es, seit er sich erinnern konnte. Sie hatten Angst vor ihm, auch wenn sie ihm dienten. So sollte es auch sein, und so würde es immer sein, denn der Wächter des Abgrundes musste ein Monster sein.

Gerade als er ungeduldig werden wollte, ließ das Donnern von Bards Schritten die Steine erzittern, und dann öffneten sich die schweren Türen am Ende der Halle mit tiefem Dröhnen. Der Lord der Schwarzen Burg sah auf, als Bard hereinkam. Seine Gefangene war nirgends zu sehen – bis Bard zur Seite trat und die seltsame Kreatur hinter seinem Rücken enthüllte.

Sie sah aus … als passte nichts zusammen. Ihre glatte goldbraune Haut erinnerte ihn an den Honig des Rotblütenbaumes, aber ihre Augen waren nur winzige Flecken ohne bestimmbare Farbe. Ihr Mund – viel zu groß, und ihre Hakennase beherrschte alle anderen Gesichtszüge. Ihr Haar war eine zottige Matte wie das Stroh in den Ställen, und sie humpelte, als wäre ein Bein kürzer als das andere.

Sie sah wirklich überhaupt nicht attraktiv aus. Und doch blieb er neugierig.

Denn sie hatte ihm in die Augen gesehen.

Das hatte niemand mehr gewagt, seit … Er konnte sich an das letzte Mal nicht mehr erinnern.

„Du hast die Nacht also überlebt“, sagte er.

Sie zupfte einen Strohhalm vom groben Stoff ihres sackartigen braunen Kleides. „Die Unterkunft war sehr angenehm, vielen Dank.“

Er blinzelte über ihre unerwartete Antwort und spürte, wie seine Bediensteten erstarrten. Er wusste nicht, was sie von ihm erwarteten. Genau wie er nicht wusste, was er tat, wenn der Fluch über ihn kam. Er wusste nur, dass danach Teile der Burg zerstört waren und die Bediensteten ihm auswichen wie Insekten, die fürchteten, zerquetscht zu werden. „Darüber muss ich mit Bard reden“, murmelte er.

„Oh, gebt ihm nicht die Schuld dafür, dass ich es bequem hatte“, sagte die seltsame Kreatur und winkte mit einer knochigen Hand ab. „Ihr müsst verstehen, ich bin an einen Steinboden gewöhnt, Stroh ist für mich schon der reinste Luxus.“

„Wer bist du?“ Wer auch immer sie war, sie konnte ihm nichts anhaben. Niemand konnte das. Niemand konnte ihn auch nur berühren durch die schwarze Rüstung, die ihn vom Hals bis zu den Fußknöcheln bedeckte. In letzter Zeit spürte er sogar, wie die schwarzen Tentakel ihm durch die Haare fuhren. Er wusste, dass die Rüstung bald auch sein Gesicht bedecken würde, und das war gut. Das Böse konnte ihm dann weniger anhaben, wenn er Jagd auf dessen Anhänger machte.

„Liliana.“ Die Gefangene sah ihn aus ihren winzigen Augen ohne bestimmbare Farbe verwegen an. „Ich bin Liliana. Wer seid Ihr?“

Er legte den Kopf schräg und fragte sich, ob sie alle Sinne beieinander hatte. Niemand hätte es je gewagt, so mit ihm zu sprechen. „Ich bin der Wächter des Abgrundes und Lord der Schwarzen Burg“, antwortete er amüsiert.

„Habt Ihr keinen Namen?“, flüsterte sie leise.

Er erstarrte innerlich. „Der Lord braucht keinen Namen. “ Aber er hatte einen gehabt, vor langer Zeit. So lange war es her, dass ihm Wellen der Dunkelheit durch den Kopf rollten, wenn er nur daran dachte, und der monströse Fluch in ihm danach lechzte, Gestalt anzunehmen.

Er schnippte mit den Fingern nach Bard. „Bring sie zurück!“

Liliana hätte sich in den Hintern treten können, als eine massige Hand sie davonzerrte, sodass ihre Hacken über den Boden schleiften. Sie hatte zu viel auf einmal gewollt, zu schnell, und die hinterhältige Magie ihres Vaters hatte wie die giftigste aller Schlangen zurückgeschlagen. „Wartet!“, rief sie der unnachgiebigen Rüstung nach. „Wartet!“

Als ihr Gefängniswärter stehen blieb, um die Tür zu öffnen, sah sie sich wild um und versuchte etwas zu finden, mit dem sie sich retten konnte. Es gab keine Waffen an der Wand, und selbst wenn, sie war keine Kriegerin. Die Diener hatten zu viel Angst, als dass sie ihr helfen würden. Sie überlegte sich, das Brot zu werfen, das sie auf der riesigen Speisetafel links von sich entdeckte – hart genug sah es jedenfalls aus.

Oh.

„Ich kann kochen!“, brüllte sie, als Bard anfing, sie durch die Tür zu zerren. „Ich koche Euch das köstlichste Mahl, das Ihr je im Leben gegessen habt, wenn Ihr …“

Die Tür begann zuzufallen, noch während sie sprach.

„Bard.“

Der hässliche Riese blieb stehen, als er die Stimme seines Herrn hörte.

„Bring sie in die Küche“, befahl der Lord. „Wenn sie lügt, wirf sie in den Kessel.“

Ihr wurde schwindelig vor Erleichterung, aber es gelang ihr, sich umzudrehen und neben Bard herzuhumpeln, als er sie losließ und sie einen anderen Gang hinabführte. „Das mit dem Kessel war nur ein Witz, oder? Ihr habt hier keinen Kessel, der groß genug für einen Menschen ist?“

Bard blieb stehen, seufzte und starrte sie mit seinen großen feuchten Augen an. Als er sprach, klang es wie aus einer tiefen Höhle, so schwer und donnernd, dass es ihr in den Ohren dröhnte. „Wir“, sagte er, „haben Messer.“

Liliana wusste nicht, ob er sich, genau wie sein Herr, auf ihre Kosten einen Spaß erlaubte, also schloss sie den Mund und sagte nichts mehr. Sie folgte ihm durch schmucklose schwarze Korridore, eine einzige breite Stufe hinab und durch eine schwere Holztür in einen warmen und süß duftenden Raum.

Eine koboldartige Gestalt, die neben einer großen freistehenden Arbeitsfläche in der Mitte stand, schreckte hoch. „Bard!“, sagte die Frau mit unerwartet hoher und süßer Stimme. Ihr Gesicht war winzig und auf ungewöhnliche Weise zerknittert – in den Mundwinkeln und am Nasenrücken. Der Rest ihrer Haut, die die Farbe von Erde nach einem Regenschauer hatte, war straff und glatt, und die faltigen Spitzen ihrer Ohren ragten durch dunkles Haar, das sie zu einem dicken Zopf zusammengenommen hatte.

Eine Brownie, dachte Liliana staunend. Sie war kein Kobold, sondern eine Brownie, eine Kreatur, die ihr Vater in Elden ausgerottet hatte, weil ihr Blut seine Magie so unglaublich verstärkte.

Bard schob Liliana mit seiner großen Pranke in den Raum. „Neue Köchin.“ Einen Augenblick später war er verschwunden.

Die Brownie machte ein enttäuschtes Gesicht.

Liliana fühlte sich furchtbar schuldig. Sie ging zu ihr hin und stellte sich ihr gegenüber an die Arbeitsfläche. „Es tut mir leid.“ Sie hatte nicht einmal darüber nachgedacht. „Ich wollte nur nicht zurück in den Kerker geworfen werden, deshalb habe ich gesagt, dass ich kochen kann.“

Die Frau sah Liliana an und blinzelte. „Oh nein, oh nein, ich bin ein schrecklicher Koch, bin ich wirklich.“ Sie nahm ein Brötchen von einem Tablett auf der Bank und ließ es auf den Boden fallen. Es sprang wieder hoch. „Ich weiß selber nicht, warum der Lord mich nicht schon lange hat köpfen lassen. Vielleicht, oh ja, vielleicht gefällt ihm, wie sehr mein Essen an diesen Ort passt.“

Von ihrer Freundlichkeit überrascht, sagte Liliana: „Aber du hast gerade so enttäuscht ausgesehen.“

Die Frau errötete an den Ohrenspitzen. „Oh nein, das war nichts. Überhaupt nichts. Ich bin Jissa.“

„Liliana.“

Jissa streckte die Hand aus und zupfte an Lilianas zerknittertem und mit Blut verklebtem Kleid. „Eine gute Köchin bin ich nicht, aber ich halte alles sauber. Du bist nicht sauber.“

„Nein.“ Liliana kratzte sich beschämt am Kopf. „Ein Bad hätte ich wirklich sehr gern.“

„Du musst dich beeilen, wirklich sehr beeilen, wenn du noch eine Mahlzeit kochen willst“, warnte Jissa sie und unterstrich ihre Worte mit dem Nudelholz. „Wenn der Lord beim ersten Glockenschlag noch nicht sein Abendessen hat, wird er dich wieder in den Kerker stecken.“ Die Brownie huschte, während sie sprach, umher und bedeutete Liliana mit schnellen vogelartigen Bewegungen, ihr zu folgen. „Mittagessen gibt es heute nicht. In der Burg ist er nämlich nicht.“

Liliana rannte ihr nach und merkte, dass sie in ein kleines Badezimmer geführt wurde, wo Jissa bereits eine Pumpe betätigte, um die Wanne zu füllen. „Das kann ich doch …“

Die Brownie schüttelte den Kopf. „Zieh dich aus, und steig ein, sofort ein.“ Sie klang ungeduldig. „Tut mir leid, dass es kalt sein muss, wirklich sehr kalt, aber es ist keine Zeit, das Wasser zu erhitzen.“

Liliana hatte so viele Tage im Kerker ihres Vaters gesessen, weil sie sich geweigert hatte, einem Mann die Kehle durchzuschneiden, und dann noch die eine Nacht hier. Sie war nur froh über die Möglichkeit, sich zu waschen. Also gab sie jede Scham auf, zog sich alle Kleider aus und stieg in das eiskalte Bad. Zitternd nahm sie das grobe Seifenstück vom Rand, steckte den Kopf unter die Pumpe und machte sich die Haare nass.

Während sie ihr Haar einseifte, sagte Jissa: „Du bist nicht gut gebaut, wirklich nicht.“

Von anderen wäre das eine Beleidigung gewesen, aber Jissa sagte einfach nur die Wahrheit, also nickte Liliana. „Stimmt.“ Ihre Brüste waren so klein, dass sie im Grunde nicht existierten, und darunter ragten ihre Rippen durch die Haut. Ihr Hintern war im Vergleich dazu riesig, und eines ihrer Beine war kürzer als das andere.

„Hier wirst du gut hinpassen, ja, das wirst du“, sagte Jissa mit einem plötzlichen Lächeln, das ihr einen abenteuerlichen Charme verlieh. „Denn er ist die einzig schöne Gestalt hier, und selbst er verwandelt sich in ein Monster.“

Liliana tauchte lachend den Kopf unter Wasser und wusch sich den Seifenschaum aus den Haaren, ehe sie sich erneut einseifte. Jissa hörte auf zu pumpen und lehnte sich gegen die Pumpe, als müsse sie sich von der Anstrengung erholen.

„Wo kommst du her, Jissa?“, fragte Liliana und strich sich die Seife mit einem Genuss über die Arme, den auch das eiskalte Wasser nicht trüben konnte. „Du bist doch sicher kein Wesen aus dem Abgrund.“ In der Brownie steckte nichts Böses – darauf würde Liliana ihr Leben verwetten.

Jissa machte ein trauriges Gesicht. „Ein Wald in den Bergen, weit von hier, so weit“, flüsterte sie. „Der Blutmagier ist in unser Dorf gekommen und hat unsere Magie gestohlen. Gestohlen und gestohlen. Ich habe überlebt, aber er hat gesagt, er kann meinen Anblick nicht ertragen, also hat er mich mit einem Zauber aus den Königreichen verbannt, aus der Welt verbannt. Hier hat der Zauber mich hingebracht.“

Liliana zog sich der Magen zusammen. Sie wusste, dass Jissa sie hassen würde, wenn sie erfuhr, dass das Blut dieses Mörders in ihren Adern floss, aber Liliana brauchte ihre Freundschaft. Also biss sie sich auf die Zunge und stellte sich unter die Pumpe, als Jissa den Hebel wieder betätigte.

Es tut mir leid, flüsterte sie tief in sich, es tut mir leid, dass mein Blut schuld daran ist, dass deines vergossen wurde.

3. KAPITEL

Nachdem sie ihr Bad beendet hatte, stieg Liliana aus der Wanne und rubbelte sich mit einem kratzigen kleinen Handtuch ab, während Jissa verschwand – und mit einer schwarzen Tunika zurückkam, die Liliana bis auf die Oberschenkel reichte, dazu schwarze enge Hosen und weiche schwarze Stiefel. „Ich glaube, die sollen eigentlich für Laufburschen sein“, sagte sie und streckte Liliana die Kleider hin, „als es noch Männer hier gegeben hat, die gelaufen sind. Waren nie welche da in den Jahren, die ich hier gelebt habe. Noch nie, noch nie.“

„Danke, das sieht sehr bequem aus. “ Die Hosen passten recht gut, aber die Tunika war so weit, dass sie dankbar für das dünne Seil war, das Jissa ihr als Gürtel mitgebracht hatte. „Hättest du einen Kamm, den ich … danke.“ Sie kämmte ihr verfilztes Haar, nahm die ganze Masse streng aus ihrem Gesicht und band sie mit einem kleineren Stück Seil zusammen. In den Spiegel sah sie nicht. Sie hatte nicht das Bedürfnis, ihr Gesicht zu sehen, „das sogar einen Ghul zurück in seine Behausung treibt“.

„Kannst du wirklich kochen?“, fragte Jissa auf dem Weg zurück in die Küche.

„Ja. In der Burg, wo ich aufgewachsen bin, habe ich viele Stunden in der Küche verbracht.“ Trotz seines abgemagerten Körpers aß der Blutmagier gern, deswegen tat er dem Koch keine Gewalt an. Darum war der Mann einer der wenigen Bediensteten der Burg gewesen, der es wagen konnte, ein wenig freundlich zu dem Kind zu sein, das sich in den Schatten versteckte, um nicht die Aufmerksamkeit seines Vaters zu erregen.

„Was für Zutaten gibt es?“, fragte Liliana die Brownie, um diese Erinnerungen abzuschütteln. Dieses Kind gab es schon lange nicht mehr, und seine Unschuld war in unzählige Stücke zersprungen. Die Frau, die es geworden war, würde sich von nichts aufhalten lassen – nicht einmal von dem Monster, das in dieser Burg herrschte.

„Oh, viele Dinge.“ Jissa trat an die Arbeitsplatte und fuhr mit der Hand über die fast leere Fläche, die daraufhin plötzlich überfloss vor saftigen roten und orangen Paprika, Karotten, Kohl, reifen Früchten jeder Art, einem Korb voll grüner Blätter, die nach dem Kochen nussig schmeckten, und vielem mehr.

Liliana nahm staunend eine Paprika in die Hand. „Wo kommt das alles her?“

„Aus dem Dorf“, sagte Jissa auf die sachliche Art, die Liliana bereits vertraut war.

„In dieser Welt gibt es ein Dorf?“ Sie hatte immer angenommen, dass der Abgrund ein unheilvoller Ort ohne jede Spur von Leben war – andererseits mussten die Bediensteten, die sie gesehen hatte, ja auch von irgendwoher stammen.

„Natürlich.“ Jissa sah sie an, als hielte sie Liliana für sehr dumm. „Wir sind die Pforte zum Abgrund. Nur die Pforte.“

„Ja, verstehe.“ Die Schwarze Burg war noch Teil der Welt der Lebenden. „Ist das Dorf in der Nähe?“

Jissa schüttelte den Kopf, sodass ihr Zopf schaukelte. „Man muss durch das Tor der Schwarzen Burg, und dann muss man durch den Wald bis zur Siedlung gehen. Den dunklen flüsternden Wald. Flüster, flüster. Aber nicht so schlimm.“ Sie warf Liliana einen eindringlichen Blick zu, als wolle sie sich vergewissern, dass diese sie verstand.

Auf Lilianas Nicken hin fuhr Jissa fort: „Ich gehe schnell und schneller mit Bard, wenn wir Vorräte brauchen, und kaufe von den Kaufleuten mit dem Gold des Lords. Dies und das und auch noch dies.“ Plötzlich neigte sie den Kopf, um ihre Miene zu verbergen, aber ihre Worte blieben weiter sachlich. „Bard trägt alles zurück für mich. Er trägt immer.“

„Er hat Gold?“ Die Möbel, die Liliana bisher gesehen hatte, waren praktisch, aber bis auf einige düstere Wandteppiche gab es nichts Schönes, nichts, was Reichtum verriet. Alles war schwarz und hart und kalt.

„Das ist Gesetz des Abgrundes, erstes Gesetz, schon immer Gesetz.“ Jissa räumte das Gemüse zur Seite, um einen Teil der Bank freizulegen. „Weißt du es nicht?“ Sie beantwortete ihre eigene Frage, ohne abzuwarten. „Böses Gold und böse Schätze kommen mit den Verdammten zur Schwarzen Burg.“ Sie bleckte kurz die scharfen spitzen Zähne. „Nur wenn ein Unschuldiger, ein Unschuldiger, verstehst du, leiden müsste, wenn man die Schätze nimmt, nur dann nicht.“

Liliana dachte an die Truhen ihres Vaters und wusste, dass dieses Gesetz noch ein weiterer Grund war, aus dem er ewig leben wollte, auch wenn sie zu einer Rasse gehörten, die jahrhundertelang lebte. Er hatte sie mit in seine Schatzkammer genommen, nachdem er den armen Bitty ausgeblutet hatte. Gold in unzähligen Haufen, Juwelen glitzerten an Ketten, an denen immer noch das Lebensblut ihrer letzten Besitzer klebte, Ringe an knochigen Fingern; es war ein funkelnder Albtraum gewesen.

„Das“, hatte ihr Vater mit ausgebreiteten Armen gesagt, „ist, was du haben könntest, wenn du nicht so schwach wärest.“ Er hatte eine Kette hochgehoben, an deren tropfenförmigen Diamanten noch braunes Blut klebte, und sie ihr um den Hals gelegt. „Spüre es. Spüre das Blut.“

Sie hatte es gespürt. Und sich an ihrem eigenen Erbrochenen verschluckt. Ihr Vater hatte ihr für diese „Schwäche“ so fest ins Gesicht geschlagen, dass sie in einen Haufen Goldmünzen zurückstolperte. Er hatte ihr die Kette so heftig abgerissen, dass Liliana zu bluten anfing. Bis heute trug sie die Narbe an ihrem Hals – sie erinnerte Liliana ständig an den Eid, den sie damals als schutzloses Kind geleistet hatte: Nie würde sie so sein wie er, egal, was er ihr antat.

Und er hatte ihr Dinge angetan, die er selbst seinen Feinden nicht zugefügt hätte.

Autor

Nalini Singh
Seit Nalini denken konnte wollte sie schon immer Autorin werden. Als Kind, wenn sie nicht gerade ihren Tagträumen nachhing, schrieb sie ihre Ideen in ihrem Laptop nieder. Irgendwo auf ihrem Lebensweg fand sie heraus, dass die Tätigkeit eines Autors der eines professionellen Tagträumers gleich kommt. Schreiben wurde darum ihr Karrierewunsch....
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