Mit jedem sinnlichen Kuss

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Ihr Selbstverteidigungskurs macht Regina richtig Spaß. Das liegt vor allem an Riley, der sich nicht nur als exzellenter Trainer erweist, sondern als ein echter Traummann. Wenn er sie gekonnt auf die Matte schickt, fällt es ihr immer schwerer, ihren "Angreifer" abzuwehren …


  • Erscheinungstag 30.03.2016
  • ISBN / Artikelnummer 9783733767631
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
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Leseprobe

1. KAPITEL

„Heb deine Knie.“

„Nein!“, stieß Regina Foxworth atemlos hervor.

Es klang so empört, dass Riley Moore grinsen musste. Das war typisch für Red, wie er sie nannte – sie heiterte ihn auf, obwohl er es nicht für möglich gehalten hatte, dass so etwas noch einmal passieren würde. Kein schlechter Anfang.

„Ich lasse dich nicht eher aufstehen, bis du es tust.“ Er würde liebend gern noch Stunden so mit ihr hier auf dem Boden liegen. Denn sie amüsierte ihn nicht nur, sondern erregte ihn auch mehr als jede andere Frau, die ihm bisher begegnet war. Ihr schlanker Körper fühlte sich herrlich weich an, und die Wärme, die ihn jetzt durchströmte, war berauschend.

Regina schaute mit ihren großen grünen Augen nach links und rechts. „Riley, die Leute beobachten uns.“

„Ich weiß. Sie wollen sehen, ob du in all diesen Trainingsstunden etwas gelernt hast.“

Ihre Miene drückte eine neue Entschlossenheit aus. Plötzlich umklammerte sie ihn mit den Knien, und Riley war überrascht von der Sinnlichkeit dieser Bewegung. Während er sich in erotischen Fantasien verlor, bog sie den Rücken durch und rollte ihn auf den Rücken.

Stolz hüpfte sie auf seinem Bauch und jubelte. Das ist ein Fehler, Süße, dachte er und warf sie geschickt wieder auf den Rücken, in dieselbe Position, aus der sie sich gerade erst befreit hatte, nur dass diesmal ihre Beine um seine Taille lagen. Sie keuchte.

Halb frustriert, halb amüsiert richtete Riley sich auf und zog sie hoch. „Wenn du die Oberhand über einen Angreifer bekommst, darfst du nicht innehalten, um dich selbst zu beglückwünschen.“

Da die Demonstration vorbei war, machten die Zuschauer sich wieder an ihr eigenes Training. Riley betrachtete Red. Obwohl, oder vielleicht gerade weil sie klein und zierlich war, wollte sie unbedingt Selbstverteidigung lernen. Dummerweise hatte er jedes Mal, wenn er ihr nahe kam, andere Dinge im Kopf. Und die Tatsache, dass sie, egal was er ihr beizubringen versuchte, unter ihm liegend auf dem Rücken landete, weckte Vorstellungen in ihm, die absolut nichts mit Selbstverteidigung zu tun hatten.

Zum Beispiel, wie es wäre, sich mit ihr in dieser Stellung zu befinden ohne störende Kleidung zwischen ihnen und ohne dass sie versuchte, sich zu befreien.

Bald ist es so weit, dachte er.

Regina schnaubte wütend, wich zurück und strich ihr wundervolles rotes Haar glatt. Wenn sie sich bei den Übungen so viel Mühe geben würde wie mit ihrem Äußeren, würde sie schnellere Fortschritte machen.

Für das heutige Training hatte sie sich einen dicken Zopf geflochten, der ihr auf den Rücken hing. Einige seidige Strähnen hatten sich daraus gelöst, so dass sie aussah, als käme sie gerade aus dem Bett. Riley bewunderte sie insgeheim dafür. Die anderen Frauen, mit denen er gearbeitet hatte, sahen nach einer Unterrichtsstunde verschwitzt und zerzaust aus. Regina nicht. Irgendwie gelang es ihr immer, auch nach dem härtesten Training noch süß und verlockend auszusehen.

Anspannung erfasste ihn, während er beobachtete, wie sie ihren Zopf wieder in Ordnung brachte. Allein ihre Haare konnten einen Mann zu Fantasien anregen, ganz zu schweigen von ihrer zierlichen, äußerst femininen Figur. Riley fand sogar die Sommersprossen auf ihrer Nase anbetungswürdig.

Er schnappte sich ein Handtuch. „Hör auf zu schmollen, Red.“

„Ich schmolle nicht.“ Ihre vorgeschobene Unterlippe strafte ihre Worte Lügen. Normalerweise würde eine Prinzessin wie sie ihn nicht anziehen. Doch hinter ihrem zarten Aussehen verbarg sich Mut. Und seit er sie kannte, hatte er außerdem entdeckt, wie sanft, mitfühlend und verständnisvoll sie war. Ja, er hatte sie vom ersten Moment an begehrt.

Wenn das sein einziges Problem gewesen wäre, hätte er sie längst in sein Bett gelockt. Aber es war mehr als das. Er hätte nicht für möglich gehalten, dass er jemals wieder eine Beziehung mit einer Frau wollen würde, doch bei Red war genau das der Fall.

Riley legte ihr den Arm um die Schultern und führte sie zu den Duschen. Nicht, dass sie unbedingt duschen musste. Der natürliche Duft ihrer Haut war wundervoll. Etwas in ihm zog sich schmerzhaft zusammen.

„Wir verschwenden unsere Zeit mit diesen Trainingsstunden.“

„Aber ich muss mich selbst verteidigen können.“

Das stimmte. Vor drei Wochen war Regina bei Recherchen für die „Chester Daily Press“ in einem brennenden Gebäude gefangen gewesen. Als Reporterin trieb sie sich an Orten herum, an denen sie besser nicht sein sollte, und dieses Gebäude hatte sich in einem ziemlich verrufenen Stadtteil befunden. Das hätte ihr eine Warnung sein müssen, ebenso die Tatsache, dass der Pyrotechnikhändler bereits in der Vergangenheit Ärger gehabt hatte.

Sie hatte trotzdem weiterrecherchiert und dabei fast ihr Leben verloren. Die Ursache des Feuers wurde darauf zurückgeführt, dass der Manager die Feuerwerkskörper offen hatte herumliegen lassen. Aber es steckte mehr dahinter. Lange vor dem gefährlichen Zwischenfall mit dem Brand hatte sie Angst gehabt. Riley hatte sie kennen gelernt, als sie versuchte, seinen Freund Ethan über seine vorbildliche Arbeit als Feuerwehrmann zu interviewen. Schon zu diesem Zeitpunkt war sie nervös und schreckhaft gewesen.

Am Tag nach dem Interview war sie in seine Trainingshalle gekommen und hatte sich nach Selbstverteidigungskursen erkundigt. Im Gegensatz zu den meisten anderen Frauen, die er unterrichtete, machte sie einen geradezu verzweifelten Eindruck, als benötige sie das Training wegen einer unmittelbaren Bedrohung, nicht um sich allgemein sicherer zu fühlen.

Vor dem Feuer hatte er ihre Behauptung, in Gefahr zu sein, ebenso abgetan wie die Polizei, für die er als Spezialist für Spurensicherung arbeitete. Die glaubte ihr immer noch nicht. Doch mit zweiunddreißig und nach den harten Lektionen, die ihm das Leben erteilt hatte, wusste Riley Menschen einzuschätzen. Red hatte Angst, und er war sicher, dass sie Grund dazu hatte. Irgendjemand hatte es auf sie abgesehen.

An dem Tag, an dem sie beinah in dem Feuer umgekommen wäre, hatte er sich geschworen, niemals zuzulassen, dass irgendjemand ihr wehtat.

„Was hältst du davon, wenn du duschen gehst und wir uns anschließend über die Sache unterhalten?“

„Schon wieder?“ Sie machte ein gequältes Gesicht. „Da gibt es nichts mehr zu sagen. Die Polizei glaubt mir nicht, und es ist nichts Gravierendes mehr passiert.“

Riley wurde stutzig. „Was meinst du mit gravierend? Ist denn sonst etwas passiert?“

Sie zuckte mit den Schultern, wodurch ihre Brüste sich auf reizvolle Art bewegten. In ihrem engen Top, das zu ihrer Radlerhose passte, blieb ohnehin nicht mehr viel der Fantasie überlassen. Außerdem hatte Riley oft genug mit ihr gerungen, um ihren Körper zu kennen. Ihre Brüste waren klein, aber fest und ein echter Blickfang.

Ihre Taille konnte er mit seinen großen Händen umspannen, doch ihre Hüften und ihr Po waren wohlgerundet und ganz so, wie er es mochte. Trotzdem ging die Anziehung, die Regina auf ihn ausübte, über das Aussehen weit hinaus. Er spürte eine Seelenverwandtschaft zwischen ihnen. Vom ersten Augenblick an hatte es zwischen ihnen gefunkt. Doch bis jetzt hatte sie ihn auf Distanz gehalten.

„Neulich war meine Wohnungstür verwüstet.“

Riley blieb vor dem Eingang der Duschen für Frauen stehen. „Wieso hast du mir nichts davon erzählt?“

„Ich erzähle es dir ja jetzt.“

„Jetzt ist es zu spät.“ Am liebsten hätte er sie geschüttelt.

„Drei andere Türen wurden ebenfalls verwüstet, weswegen ich es eher für Zufall hielt, nicht für etwas, das mir galt. Es war wirklich nicht gefährlich, nur ärgerlich.“

„Es sei denn, jemand will dich zum Auszug bewegen.“ Dass sie in einem hübschen Apartmentgebäude mit Sicherheitsdienst und vielen Nachbarn wohnte, hatte ihn bisher einigermaßen beruhigt. Doch die Sache mit den Türen beunruhigte ihn. „Es ist mir egal, ob du es für Zufall hältst. Von jetzt an erzähl mir alles. Schließlich bin ich der Experte.“

„Sicher, du bist der Experte.“ Sie sah ihm in die Augen und fügte mit sinnlicher Stimme hinzu: „In vielen Dingen.“

„In vielen …“ Er stutzte. War das etwa ein Annäherungsversuch von ihr? Das wurde aber auch Zeit. „Was soll das heißen, Regina?“, fragte er heiser.

Sie seufzte. „Na ja, du bist ein erstaunlicher Mann, Riley Moore. Ich kenne außer dir keine Männer, die mal zum SWAT, als dem Mobilen Einsatzkommando, gehörten, jetzt als Spezialist für Spurensicherung arbeiten und nebenbei Besitzer einer eigenen Trainingshalle sind.“

Ihre Antwort ernüchterte ihn. „Nein.“

Sie spielte die Unschuldige. „Nein – was?“

„Nein, ich werde das verdammte Interview nicht geben.“ Er hätte sie gleich durchschauen müssen. Normalerweise erkannte er rasch die Motive der Menschen, doch Reginas weibliche Ausstrahlung beeinträchtigte sein Urteilsvermögen. Seit über einer Woche war sie nun hinter einem Interview her, aber seine Vergangenheit war genau das: Vergangenheit. Er würde sie für niemanden wieder ausgraben, nicht einmal für Red.

„Aber …“

In diesem Moment kam Rosie Winters aus dem Duschraum, so dass sie beide zurückweichen mussten. Rosie verstand es, zu trainieren. Sie schwitzte und bekam ein rotes Gesicht, statt wie Red noch hübscher zu werden. Sie fluchte, ächzte, kämpfte und gab alles, ohne sich um ihre Haare oder ihr Publikum zu scheren. Und sie machte Fortschritte.

Genau wie Riley kämpfte Rosie, um zu gewinnen, und inzwischen war sie gut genug, um gegen einen Mann ohne Rileys Spezialausbildung zu bestehen. Als ehemaliges Mitglied eines Sondereinsatzkommandos konnte Riley mit bloßer Hand töten, falls es nötig war. Durch seinen Job hatte er gelernt, aus jeder Situation siegreich hervorzugehen. Aber schon lange vorher, in seiner Kindheit, hatte er gelernt, dass er nicht gern verlor.

Da sie eine seiner besten Freundinnen war, kam Rosie oft in die Trainingshalle, sehr zu Ethans Missfallen. Sie und Ethan hatten letzte Woche geheiratet, aber das hatte Rosie nicht gebremst. Sie ließ sich von nichts und niemand bremsen.

„Hallo, Riley.“ Sie gab ihm einen geräuschvollen Kuss auf die Wange und wandte sich an Regina. Ihre braunen Haare hatte sie nass zurückgekämmt. „Ich habe mir unter der Dusche extra Zeit gelassen, um mit dir zu reden.“

Regina runzelte die Stirn. „Worüber?“

„Halt dich fest – dein Darlehen ist genehmigt worden. Du kannst das Haus kaufen!“

Über diese Neuigkeit waren beide Frauen außer sich vor Freude. Sie hüpften und hielten sich an den Händen. Riley verschränkte die Arme vor der Brust und beobachtete sie dabei, bis ihm aufging, was Rosie gerade gesagt hatte.

„Ein Haus? Du hast dir ein Haus gekauft?“

„Es ist wunderschön“, meinte Regina. „Es hat genau die richtige Größe für mich.“

„Und es war kein schlechtes Geschäft“, fügte Rosie hinzu. „Weil es leer steht, kann sie es sofort beziehen.“

„Sofort beziehen?“, wiederholte er finster. „Damit sie allein und schutzlos ist?“

Rosie hielt inne. „Oh, daran habe ich nicht gedacht. Es liegt zwar in einer angenehmen Gegend mit großen Grundstücken …“

„Na fabelhaft.“

„Also wirklich, Riley“, meinte Regina. „Du benimmst dich, als wollte ich unter wilden Bären campieren. Ich kann meine Fenster und Türen abschließen.“ Da er sie nur mit zusammengekniffenen Augen ansah, fügte sie hinzu: „Ich werde mir sogar eine Alarmanlage kaufen, okay?“

„Das wird dir nicht viel nützen. Habt ihr zwei denn schon vergessen, dass erst vor kurzem jemand versucht hat, euch bei lebendigem Leib zu verbrennen?“

Rosie erschauerte. „Das werde ich nie vergessen.“ Sie war an diesem Tag mit Regina unterwegs gewesen und beinah gestorben. „Aber die Polizei scheint es entweder für außer Kontrolle geratenen Vandalismus zu halten oder schlimmstenfalls für einen Racheakt, der dem Hausbesitzer galt, nicht einem von uns.“

„Man glaubt, wir seien bloß unbeteiligte Zuschauer gewesen“, ergänzte Regina.

„Na klar, und deswegen auch das Verschwinden deiner Kamera und des Eigentümers.“

Rosie wandte sich schuldbewusst an Regina. „Vielleicht hat er Recht.“

„Nein, hat er nicht. Irgendwo muss ich schließlich wohnen, da kann es ebenso gut in meinem eigenen Haus sein.“ Sie tätschelte Rileys breite Brust. Obwohl sie es beiläufig tat, ging ihm die Berührung durch und durch. „Ich werde mir eine Alarmanlage und einen Hund anschaffen. Wie ist das?“

Er ignorierte sie und wandte sich an Rosie. „Ab wann gehört das Haus ihr?“

Rosie verzog das Gesicht.

Resigniert wiederholte er die Frage. „Also wann?“

„Tja …“ Rosie warf Regina einen kurzen Blick zu. „Das Haus steht leer, ihr Kredit ist bewilligt, also geht alles ziemlich schnell. Wir haben für Mitte nächster Woche einen Termin vereinbart.“

Regina stieß erneut einen Freudenschrei aus, doch da Rileys Stimmung äußerst gedämpft war, verstummte sie gleich wieder. „Du bist ein solcher Spielverderber, Riley. Kannst du dich nicht ein bisschen für mich freuen?“

Wenn das Timing nicht so schlecht gewesen wäre, hätte er sich für sie gefreut. Aber er machte sich schon genug Sorgen um sie. Er wollte sie beschützen und ihre Sicherheit nicht einer Alarmanlage und einem Hund überlassen.

Trotzdem lächelte er jetzt. „Ich lade dich zur Feier des Tages zum Essen ein.“

Reginas Zögern sprach für sich. „Ich weiß nicht …“

Riley trat einen Schritt näher. „Sag Ja.“

Rosie sah neugierig zwischen den beiden hin und her.

Regina errötete. „Ich wollte heute meinen Hund abholen. Ich dachte, ich sollte ihn lieber in meinem Apartment auf Stubenreinheit trainieren, damit er mein Haus nicht schmutzig macht.“

Riley ließ nicht locker. Er sah sie durchdringend an, bis ihr unbehaglich wurde.

Schließlich seufzte sie. „Wenn du um sechs zu mir kommst, koche ich uns etwas zum Abendessen.“

Das klang viel versprechend und passte besser zu seinen Absichten, als in einem überfüllten Restaurant zu sitzen. „Ich habe die nächsten zwei Wochen Urlaub, also stehe ich dir zur Verfügung.“ Plötzlich registrierte er Rosies Grinsen. Sie kannte ihn besser als Regina, deshalb hatte sie seine Absichten vermutlich längst durchschaut.

Er sah über die Schulter in die Trainingshalle. „Ich muss wieder auf die Matte. Vor mir liegen noch drei Einzeltrainings, bevor ich Feierabend habe.“ Er berührte Reginas Wange. „Versprich mir, dass du vorsichtig bist, Red.“

„Es ist helllichter Tag. Du bist nervöser als ich.“

Er hob ihr Kinn. „Versprichst du es mir?“

„Ehrenwort.“ Sie gab ihm einen freundschaftlichen Klaps auf die Brust. „Komm nicht zu spät.“

Riley schaute ihr gebannt hinterher, wie sie im Duschraum verschwand, bis Rosie kicherte. Als er sie ansah, griff sie sich theatralisch ans Herz und schwankte.

„Frechdachs.“ Riley nahm sie zum Spaß kurz in den Schwitzkasten. Obwohl sie sehr attraktiv und sexy war, war sie für ihn eher wie ein Kumpel, besonders seit sie Ethan geheiratet hatte.

„He“, protestierte sie. „Das ist nicht fair! Ich will meine Haare nicht wieder durcheinander bringen. Ich habe heute Nachmittag eine Präsentation.

Riley ließ sie los und bekam ihren Ellbogen in die Rippen. „Blödmann“, sagte sie grinsend, drehte sich um und joggte zur Tür.

Riley lachte. Er liebte Rosie, aber er begehrte sie nicht.

Im Gegensatz zu Miss Regina Foxworth.

Regina war sich im Klaren darüber, dass es nicht die klügste Entscheidung gewesen war, sich einen Hund anzuschaffen. Und für eine Frau, die sich etwas darauf einbildete, nur kluge Entscheidungen zu treffen, müsste sie eigentlich entsetzt von sich sein. Schon für die Einrichtung des Hauses und die Installation der Alarmanlage stand ihr nur begrenzt Geld zur Verfügung.

Sie hatte versucht, es sich auszureden. Doch als sie in diese großen braunen Augen schaute, war es um sie geschehen. Es war so süß, wie er die großen Ohren an seinem kleinen runden Kopf anlegte, sie ansah und vor Unsicherheit zitterte. Wahrscheinlich war er nicht die Art von Hund, die Riley vorgeschwebt hatte, aber der Züchter sagte, es seien treue Haustiere, die an ihrem Besitzer hingen.

„Ich nehme ihn.“ Manchmal war etwas einfach instinktiv richtig. Wie zum Beispiel Journalistin zu werden oder dieses Haus zu kaufen.

Und mit Riley zusammen zu sein.

Oder den Hund zu kaufen. Nachdem sie ihn einmal gesehen hatte, würde sie keinen anderen mehr wollen. Daher blätterte sie die sechshundert Dollar hin, die sie eigentlich nicht erübrigen konnte. Liebe durfte man nicht verleugnen. Nicht, dass sie viel von Liebe verstand. Aber sie wusste, dass sie sie mehr als alles andere wollte. Und um sie zu bekommen, musste man sie geben. Diesen Hund konnte sie wirklich lieben.

Während sie ihn nach draußen trug, hörte er nicht auf zu zittern und sie mit seinen großen, wachsamen Augen anzugucken. Noch nie hatte Regina einen so Mitleid erregenden Blick gesehen. Sie wollte den Hund fest an sich drücken, aber er war so winzig, dass sie es nicht wagte. Zärtlich streichelte sie seinen mageren Rücken und seinen weichen Hals.

Im Wagen verstaute sie ihn in der Hundebox, worauf er sofort anfing zu jaulen, was Regina fast in Panik versetzte. „Was ist denn los? Ich muss fahren, mein Kleiner“, erklärte sie ihm. „Sobald wir zu Hause sind, nehme ich dich wieder auf den Arm. Versprochen.“

Beim Klang ihrer Stimme verstummte der Hund und kroch schnuppernd zum Rand des kleinen Käfigs. Seine dünnen Hinterläufe zitterten, und er sah weiterhin traurig aus, aber auch zutraulich.

„Was für einen Namen soll ich dir geben?“

Seine Ohren richteten sich auf. Regina dachte über sein Aussehen nach.

„Wie wäre es mit Elvis?“ Er spitzte die Ohren, legte sie wieder an und sah Regina von der Seite an. „Nein? Wie wäre es mit Bambi? Du siehst wie ein kleines Reh aus. Hm. Das gefällt dir auch nicht? Lieber etwas Männlicheres? Jetzt weiß ich, wie ich dich nennen werde: Butch. Oder Butchie, wenn du so süß guckst wie jetzt.“

Beruhigt von ihrer Stimme, kläffte er kurz zustimmend, und Regina nickte. „Gut, dann also Butch.“

Den Rest der Heimfahrt konzentrierte sie sich abwechselnd auf den Hund und das Fahren. Seit jemand sie von der Straße abgedrängt hatte, behielt Regina ständig misstrauisch die Umgebung im Auge. Um sich und den Hund zu beruhigen, sprach sie immer wieder seinen Namen, wie der Züchter es empfohlen hatte, damit er sich an sie gewöhnen konnte.

Als sie vor dem Apartmentkomplex hielt, in dem sie wohnte, schaute er sich neugierig um und wurde jedes Mal lebhaft, wenn Regina ihn ansprach. Trotzdem zitterte er nach wie vor.

Regina trug ihn samt Hundebox in ihr Apartment. Sie hatte Näpfe, Futter, Kauknochen, eine Zahnbürste, eine Leine, Halsband und ein gemütliches Körbchen mit Fleecedecke gekauft. Sie setzte Butch auf den Fußboden, wo er sich hinkauerte. Offenbar brauchte er ein wenig Ermutigung.

Ihr Apartment war klein und bestand nur aus Schlafzimmer, Bad, einer kleinen Küche und Wohnzimmer. „Ich bin gleich wieder da, Butch.“ Sie ging in die Küche, um die Sachen abzustellen, und kehrte wieder zu ihm zurück. Er war gerade dabei, auf ihre Couch zu pinkeln.

„Oh, das darfst du aber nicht, Butch!“

Er ließ das Bein herunter und senkte reumütig den Kopf. Regina schmolz dahin.

Als das Abendessen fast so weit war und Riley jeden Moment ankommen musste, hatte Butch sich so weit eingewöhnt, dass er ein wenig spielte. Er lief Regina überallhin nach. Sie war hingerissen von dem kleinen Burschen und hob ihn immer wieder hoch und drückte ihn an sich.

Da sie im ersten Stock wohnte, stellte sie das Hundeklo auf den Balkon, und im Nu begriff Butch, dass er an der Balkontür kratzen musste. Regina band ihn an eine kurze Leine, damit er nicht aus Versehen vom Balkon fiel und sich verletzte. Er erledigte sein Geschäft wie ein Großer und kam wieder herein.

Natürlich markierte er auch überall in der Wohnung sein Revier. Regina fragte sich, ob er sich hinsichtlich seiner Grenzen unsicher war, stur oder einfach nicht sehr helle. Sie hoffte auf Ersteres, weil sie die anderen beiden Möglichkeiten beunruhigten.

Das Huhn war fertig, die Kartoffeln püriert, als es an der Tür klopfte. Regina erkannte das Klopfen sofort. Es war entschlossen und zielstrebig, genau wie Riley selbst.

Mit dem Kribbeln im Bauch hatte sie gerechnet, als sie zur Tür ging. Womit sie nicht gerechnet hatte, war, dass Butch in feindselige Raserei geriet. Er verwandelte sich vor ihren Augen von einem winzigen zitternden Hündchen in einen Tasmanischen Wolf.

„Regina?“, rief Riley. „Ich bin es. Mach auf.“

„Einen Moment.“ Sie hob Butch hoch, doch war es fast unmöglich, den außer sich geratenen Hund festzuhalten. Wut ließ ihn jeden Muskel seines mageren kleinen Körpers anspannen, und er strampelte, um sich zu befreien – und den Besucher attackieren zu können.

Mit einer Hand entriegelte sie die Schlösser an ihrer Tür und hatte alle Mühe, Butch festzuhalten, während sie Riley hereinließ. Der Hund riss sich los. Regina ließ ihn beinah fallen, schaffte es jedoch, ihn mit dem Kopf voran herunterzulassen.

Er überschlug sich, landete auf den Füßen und stürzte sich auf Riley.

Riley stand da mit gerunzelter Stirn und starrte fasziniert auf Butch, der an seinem Hosenbein zerrte. „Was ist das? Ein tollwütiges Eichhörnchen?“

Empört schloss Regina die Tür und verschränkte die Arme vor der Brust. „Das ist mein Hund, Butch.“

„Das ist ein Hund?“, wiederholte er ungläubig. „Bist du dir sicher? Woher weißt du das?“

Regina schnaubte beleidigt, hob den Hund hoch und versuchte ihn zu beruhigen. „Still, Butchie, es ist alles in Ordnung. Er darf reinkommen. Braver Hund. Du bist so mutig.“

Riley machte ein angewidertes Gesicht. „Es ist tatsächlich ein Hund. Was ist los mit ihm?“

Regina setzte sich auf die Couch. „Nichts. Er ist vollkommen in Ordnung.“

„Er kann höchstens zwei Kilo wiegen.“

„Er wiegt genau zwei Kilo.“ Sie streichelte Butchs Bauch, und er drehte sich auf den Rücken, die mageren Beinchen in die Luft gereckt, die Augen halb geschlossen.

Riley wich zurück. „Grundgütiger!“

Regina fragte nicht, was diese Bemerkung zu bedeuten hatte, schließlich zeigte Butch ohne jedes Schamgefühl seine Ausstattung. Sie räusperte sich. „Der Züchter meint, ich sollte ihn kastrieren lassen.“

„Dann wiegt er nur noch anderthalb Kilo.“ Riley grinste über seinen eigenen Scherz, setzte sich neben sie und wollte den Hund streicheln. Sofort drehte Butch wieder durch und fletschte drohend die Zähne, bis das Weiße in seinen Augen zu sehen war.

„Er braucht Zeit, um sich an dich zu gewöhnen“, erklärte Regina und hoffte, dass das stimmte. Was sollte sie tun, wenn Butch sich immer so benahm?

„Was für eine Rasse ist das?“, wollte Riley wissen.

„Er ist ein Chihuahua. Seine wunderschöne Farbe ist einzigartig. Rötlich und schwarz gestromt.“

„Wie groß wird er?“

„Oh, er ist ausgewachsen.“ Sie kraulte Butch hinter den Ohren. Er kniff zufrieden die großen Glubschaugen zusammen. „Ist er nicht wundervoll?“

„Bitte sag mir, dass das nicht deine Vorstellung von einem Wachhund ist.“

„Aber er ist perfekt“, entgegnete sie. „Du hast doch gesehen, wie er auf dich losgegangen ist.“

„Und du hast gesehen, wie vorsichtig ich war, um ihm nicht aus Versehen wehzutun.“

„Na ja, das stimmt“, meinte sie kleinlaut.

Riley lehnte sich zurück und legte die Arme auf die Couchlehne, wobei er fast Reginas Schulter berührte. Butch beobachtete knurrend Riley. „Wann essen wir? Es duftet köstlich.“

Geschmeichelt von seinem Kompliment, stand sie auf und hielt Butch wie ein Baby – was er zu genießen schien. „Das Essen ist fertig. Wir müssen in der Küche essen, weil ich kein Esszimmer habe. In meinem Haus werde ich eines haben, da können wir dann essen. Ich meine, falls du mich dort je besuchen kommen wirst …“ Sie kehrte Riley den Rücken zu, verdrehte über ihr Geplapper die Augen und lief in die Küche.

Riley folgte ihr. „Regina?“

„Hm?“ Sie drehte sich um, nachdem sie Butch in sein Körbchen gesetzt hatte. Er sprang sofort wieder heraus und näherte sich vorsichtig schnüffelnd Riley. Jetzt, wo Regina ihn nicht mehr auf dem Arm hielt, war er schreckhaft genug, um jedes Mal zurückzuweichen, wenn Riley einen Schritt nach vorn machte.

„Wir werden noch viele gemeinsame Abendessen haben.“

Der sich verstohlen anschleichende Hund lenkte sie ab. „Meinst du?“

Butch war inzwischen an Rileys Fuß angelangt und schnüffelte gründlicher. Da Regina ahnte, was der Hund wahrscheinlich vorhatte, suchte sie rasch einen Kauknochen für ihn. Auf keinen Fall sollte Butch Riley anpinkeln. Er gehörte nicht zu Butchs oder ihrem Territorium und würde es wohl auch nie tun.

Riley bückte sich und hielt Butch eine Hand hin. Der Hund schnupperte an seinen Fingern und ließ sich von Riley sogar unter dem Kinn kraulen. „Bist du sicher, dass er nicht mit einer Ratte gekreuzt wurde?“, scherzte Riley.

Regina bückte sich ebenfalls und hielt Butch den Kauknochen hin. Abrupt änderte sich sein Verhalten, und er schnappte warnend nach Riley, ehe er zu Regina lief und den Knochen nahm.

„Komischer Hund“, bemerkte Riley und richtete sich wieder auf.

Butch zog sich in seinen Korb zurück, um sich dem Knochen zu widmen. „Er gewöhnt sich doch schon an dich.“

Riley nahm ihre Hand und zog Regina zu sich hoch. Ihr Herz pochte, als er seine Finger mit ihren verflocht. „Und was ist mit dir? Gewöhnst du dich auch an mich?“

Sie sah ihn benommen an, unfähig, ein Wort herauszubringen, und zuckte mit den Schultern.

Er ließ seine Hand ihren Arm hinaufgleiten, über ihre Schulter und ihren Hals, streichelte ihre Wange und umfasste schließlich ihren Nacken. Seine Berührungen lösten ein sinnliches Prickeln auf ihrer Haut aus, und sie zuckte mit den Schultern.

„Das ist die falsche Antwort“, flüsterte Riley.

Erschrocken schnappte sie nach Luft, als er sie an sich drückte, so dass sie gezwungen war, sich auf die Zehenspitzen zu stellen.

„Es gibt ein paar Dinge, die du akzeptieren musst, Red.“

Sie war fasziniert und unsicher zugleich. Doch wenn sie noch länger zögerte, würde ihr Huhn verbrennen, was einen schlechten Eindruck machen würde. Daher zwang sie sich zu erwidern: „Und welche?“

„Das hier zum Beispiel“, erklärte er, bevor er sie küsste.

Autor

Lori Foster

Bisher hat die US-amerikanische Bestseller-Autorin Lori Foster über siebzig Liebesromane geschrieben. Unter dem Namen L.L.Foster schreibt sie Fantasy-Romane.

Mit dem Schreiben begann Lori Foster erst im Alter von 30 Jahren, vorher dachte sie nie daran, eine Geschichte zu schreiben. Als sie mit einer Lungenentzündung das Bett hüten musste,...

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