Romana Exklusiv Band 343

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  • Erscheinungstag 10.12.2021
  • Bandnummer 343
  • ISBN / Artikelnummer 9783751503266
  • Seitenanzahl 384
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Kate Walker, Trish Morey, Susanna Carr

ROMANA EXKLUSIV BAND 343

1. KAPITEL

„Du weißt, warum ich hier bin.“

Clementina Savanevski blickte den Mann an, der vor der Tür des Cottage stand. Seine Stimme ist so dunkel wie seine Augen, seine Haare und wohl auch sein Herz, schoss es ihr durch den Kopf. Er war groß, breitschultrig und wirkte gefährlich und beunruhigend kräftig.

Wieso er auf sie einen bedrohlichen Eindruck machte, war ihr nicht klar. An seiner Haltung konnte es nicht liegen. Er hatte die Hände lässig in die Taschen der abgetragenen Designerjeans geschoben, die sich an seine schmalen Hüften und muskulösen Oberschenkel schmiegten. Auch in seinem markanten Gesicht gab es keine Züge, die sie an Gruselgeschichten mit Serienmördern oder Vampiren denken ließen.

Genau genommen sah der Mann umwerfend aus. Er hatte einen sonnengebräunten Teint, markante Wangenknochen und dunkelbraune Augen, die von unglaublich dichten schwarzen Wimpern umrahmt wurden. Clementina spürte, wie ihr Körper auf seine ungeheuer sexy und männliche Ausstrahlung reagierte.

Trotzdem setzte sich der Gedanke von einem gefährlichen Blutsauger in ihr fest. Vermutlich hing es mit seinem kühlen, entschlossenen und unerbittlichen Blick zusammen, der ihr einen Schauer über den Rücken jagte. Sie ließ es sich nicht anmerken und rang sich ein höfliches Lächeln ab.

„Ich habe keine Ahnung“, erwiderte sie leicht abweisend, doch deutete nichts in seiner Miene darauf hin, dass er den leisen Unterton in ihrer Stimme mitbekommen hatte.

„Du weißt, warum ich hier bin“, wiederholte er.

„Nein“, antwortete sie, dabei erwartete sie tatsächlich jemanden und fürchtete sich seit Tagen beziehungsweise Wochen vor dessen Eintreffen. Seit ihr dreiundzwanzigster Geburtstag immer näher rückte, der das Ende ihres alten Lebens und den Beginn eines neuen darstellen würde. Vergebens hatte sie versucht, nicht daran zu denken, was demnächst sein würde. Der Gedanke an ihre Zukunft überschattete jeden Tag, der ihr noch blieb.

Sie hatte darum gebetet, dass dieser Jemand noch nicht so bald kommen und ihre persönliche Freiheit stark beschneiden würde und dass sie zumindest noch ein paar Tage Zeit haben würde, ehe das Leben, das ihr Vater für sie geplant hatte, als sie noch ein Kind gewesen war, seinen Anfang nahm.

Bei dem ausgesprochen sexy Mann, der nun vor ihr stand, handelte es sich jedoch nicht um diesen Jemand. Dieser war wesentlich älter und würde nicht leger gekleidet und unangemeldet bei ihr auftauchen.

Deshalb hatte sie auch einfach die Tür geöffnet, als es plötzlich geklingelt hatte. Sie hatte sich nicht einmal die Haare gebürstet, die sie nach dem Waschen an der Luft hatte trocknen lassen. Die Wimperntusche war verlaufen, und sie hatte den Lippenstift noch nicht entfernt, den sie ausprobiert und für zu grell befunden hatte.

„Ich habe keine Ahnung, wer du bist und was du hier willst“, wiederholte sie, indem sie ihn ebenfalls mit Du anredete. „Falls du mir etwas verkaufen möchtest, bin ich nicht daran interessiert.“

„Ich will nichts verkaufen.“

Sie hatte es auch nicht wirklich angenommen. Für einen Vertreter war er zu lässig und zu teuer angezogen. „Wenn das so ist …“ Wenn er mir nicht sofort erklärt, was er will, werde ich die Tür wieder schließen, schoss es ihr durch den Kopf. Sie war in Eile, denn sie musste bald aufbrechen und zu Harry fahren, um rechtzeitig auf seiner Geburtstagsfeier zu erscheinen. Er würde es ihr nie verzeihen, wenn sie sich verspätete. „Dann wäre es wohl besser, wenn du wieder gehst.“

Clementina trat etwas zurück. Sie hatte keine Zeit zu verschenken. Vor allem weil Harry auf sie wartete. Außerdem musste sie noch zu Ende packen, ehe sie das Cottage und England für immer verließ.

Sie hatte Harry zugesagt, an seinem Geburtstag bei ihm zu sein. Dieses Versprechen wollte sie unbedingt halten. Nicht nur seinetwegen. Wenn sie dann wieder hierher zurückgekehrt war, würde sie sich in ihr Schicksal fügen. In ein Leben, das man vor dreizehn Jahren im Rahmen eines Friedensvertrags für sie beschlossen hatte. Sie würde es ertragen in dem Bewusstsein, dass es Harry nie wie ihr ergehen würde. Ihr Vater hatte keine Ahnung, dass es ihn gab, und sie würde alles tun, damit es dabei blieb.

Wie sie inzwischen erfahren hatte, würde der Mann, der sie in ihr neues Leben begleiten sollte, früher als letztlich gedacht kommen. Sollte es an diesem Tag noch sein, konnte sie ihn hoffentlich dazu bewegen, ihr noch einen Aufschub von zwei Tagen zu gewähren.

„Verlass mein Grundstück“, sagte sie mit einer für sie untypischen Schärfe, die den aktuellen Umständen geschuldet war, und wollte die Haustür schließen. Der Mann machte sie nervös. Außerdem beschlich sie das ungute Gefühl, dass er ihre Pläne vereiteln würde, wenn sie ihn jetzt nicht loswurde.

„Nein.“

Ehe sie reagieren konnte, hatte er einen Fuß über die Schwelle gesetzt und hielt mit der Hand die Tür auf.

„Nein“, wiederholte er mit leiser, gefährlich klingender Stimme. „Das werde ich nicht.“

„Dann solltest du besser noch einmal nachdenken.“ Clementina funkelte ihn wütend an.

Karim Al Khalifa hatte damit gerechnet, dass die Erfüllung seines Auftrags schwierig werden würde. Es konnte nicht anders sein, wenn man bedachte, wie diese Frau sich vom Hof entfernt hatte und im Ausland ein Leben führte, das weder mit dem Protokoll konform ging noch mit den Sicherheitsanforderungen. Sein Vater hatte gemeint, dass Clementina Savanevski – oder Clemmie Savens, wie sie sich hier in Yorkshire nannte –, wissen würde, was ihre Pflicht sei. Doch die Tatsache, dass sie davongelaufen war und sorglos in England lebte, hatte ihm gezeigt, dass sie das Versprechen ihrer Familie auf die leichte Schulter nahm.

Auf die sehr leichte Schulter, wie er jetzt feststellen musste. Clementina ließ völlig die Eleganz, Würde und Zurückhaltung vermissen, die man von der zukünftigen Frau des Königs von Rhastaan erwarten sollte. Sie hatte ein verschossenes T-Shirt und alte Jeans an. Die langen Haare, die sie offen trug, waren zerzaust und ein einziges schockierendes – aber sinnlich wirkendes – Durcheinander. Unter den bernsteinfarbenen Augen waren Spuren ihrer verlaufenen Wimperntusche zu sehen, und ihr Mund war knallrot geschminkt.

Und was für einen Mund sie hat, schoss es Karim durch den Kopf. Entsetzt und überrascht stellte er fest, dass sein Körper bei diesem Gedanken reagierte. Sein Herzschlag drohte ins Stolpern zu geraten, und ihm stockte kurz der Atem. Ihm brannten plötzlich die Lippen, als hätte er die schlanke Frau geküsst, und unwillkürlich benetzte er sie mit der Zungenspitze.

„Ich rufe die Polizei.“

Clementina wich einen Schritt zurück, und ihm stieg ein verführerischer blumiger Duft in die Nase. „Das ist nicht nötig.“ Seine Stimme klang etwas rau, denn seine Kehle war plötzlich ganz trocken. „Ich werde dir nichts tun.“

„Du erwartest allen Ernstes, dass ich dir das abnehme?“ Ärgerlich funkelte sie ihn an und ließ danach den Blick über ihn und hinunter zu seinem Fuß schweifen, mit dem er die Tür blockierte.

Ihre Stimme hört sich ähnlich heiser an wie meine zuvor, wohl deshalb, weil sie wütend ist, überlegte Karim, und ihm wurde bewusst, dass er die Sache falsch angegangen und von seiner Strategie abgekommen war.

Er hatte nicht damit gerechnet, dass Clementina ihm so feindselig und herausfordernd begegnen würde. Außerdem war er ohnehin aufgrund der Situation in seiner Heimat und der gesundheitlichen Probleme seines Vaters sehr angespannt. Dann hatte er sich auch noch unerwartet gezwungen gesehen, sich selbst schnellstmöglich um diese Angelegenheit kümmern zu müssen. All das hatte dazu geführt, dass er seine übliche Selbstkontrolle verloren hatte.

Hinzu kam die Tatsache, dass er schon länger mit keiner Frau mehr zusammen gewesen war, wie er sich widerwillig eingestand. Kein weibliches Wesen hatte mehr das Bett mit ihm geteilt, seit Soraya ihn verlassen hatte, weil er sich – ihrer Meinung nach – nicht mehr um sie gekümmert hatte.

Womit sie recht gehabt hatte. Er hatte keine Zeit mehr, sich um jemand anders als seinen Vater Gedanken zu machen und um sein Land, dessen Geschicke er jetzt so überraschend selbst lenken musste. Dafür hatten schreckliche Umstände gesorgt.

Zudem war er nicht darauf gefasst gewesen, dass Clementina so unglaublich sexy war. Auf den Fotos hatte sie schon sehr hübsch ausgesehen. Doch nicht ein einziges hatte die sinnliche Ausstrahlung dieser Frau mit den zerzausten schwarzen Haaren widergespiegelt. Auch hatte keines ihren verführerischen Duft wiedergeben oder die Magie übermitteln können, die von dem Blick ihrer bernsteinfarbenen Augen ausging.

Energisch rief Karim sich zur Vernunft. Er durfte sich nicht von ihr bezaubern lassen, denn sie war für ihn tabu. Es trennte sie ein breiter Graben, und dabei sollte es besser bleiben. Nach allem, was er erfahren hatte, war sie ein schwieriger Mensch und deshalb ohnehin für ein kurzes Vergnügen ungeeignet. Außerdem hatte er schon genug auf dem Gewissen.

„Ich bitte um Entschuldigung“, erklärte er steif und hoffte, dass er seine Sinne auch gleich wieder so unter Kontrolle haben würde wie seine Stimme. „Ich werde dir nichts tun.“

„Meinst du, ich muss dir das abnehmen, wenn du es nur oft genug beteuerst?“, erwiderte Clementina herausfordernd. „Weißt du nicht, dass man Zweifel sät, wenn man etwas immer wiederholt?“

Clemmie war auf der Hut. Sie ließ den Fremden nicht eine Sekunde lang aus den Augen. Und als sie bemerkte, wie er – offenbar in Gedanken versunken – den Fuß von der Schwelle nahm, gab sie der Tür einen Stoß und eilte zum Telefon, um die Polizei anzurufen. Sie glaubte dem Typ nicht eine Sekunde lang. Er würde Ärger machen. Da war sie sich sicher. Der Instinkt sagte ihr, dass dieser umwerfend aussehende Mann durch und durch gefährlich war.

Doch sie hatte die Tür offenbar nicht schnell beziehungsweise kräftig genug zugestoßen, denn sie hörte sie nicht ins Schloss fallen. Stattdessen spürte sie überdeutlich, dass der Fremde das Cottage betrat und ihr folgte. Gleich würde er sie bestimmt an der Schulter oder am Arm fassen. Als sie dann in die kleine Küche lief, um zur Hintertür des Cottage zu gelangen, registrierte sie jedoch überrascht, dass er stehen blieb.

„Clementina.“

Unvermittelt blieb sie stehen. Clementina? Hier in England kannte man sie nur als Clemmie.

„Clementina, bitte.“

Bitte? Sie musste Halluzinationen haben. Er konnte unmöglich „bitte“ gesagt haben. Oder?

„Ich werde nicht näher kommen. Wir sollten miteinander reden. Ich heiße Karim Al Khalifa.“

Ihr schwirrte so der Kopf, dass sie glaubte, sich verhört zu haben. Und das, obwohl sie einen Abgesandten von Scheich Al Khalifa erwartete.

„Du lügst.“ Kurz sah sie über die Schulter. Er stand auf der Schwelle zur Küche. „Ich habe keine Ahnung, woher du weißt, dass Scheich Al Khalifa jemanden zu mir schicken wird. Aber derjenige bist mit Sicherheit nicht du. Ich habe eine E-Mail erhalten mit einem Foto von dem Mann als Anhang. Er ist mindestens doppelt so alt wie du und hat einen Bart.“

„Das ist richtig.“

„Richtig?“ Clementina drehte sich um, weil sie Karim unbedingt in die Augen schauen wollte, um herauszufinden, was in ihm vorging. Hätte sie es doch bloß nicht gemacht. Sein durchdringender Blick beunruhigte sie, ja, jagte ihr Angst ein – und elektrisierte sie.

„Das Foto zeigt tatsächlich den Mann, der ursprünglich herkommen sollte, aber es nicht mehr tun wird.“

„Und woher weißt du …?“ Die Stimme versagte ihr. Der Mann war einfach zu gut über sie und ihre Situation informiert. Doch wieso?

Plötzlich erfasste eine große Unruhe sie, und sie spürte, wie ihre Handflächen feucht wurden. Karim schien ihre Nervosität zu bemerken, wie sie mit Unbehagen feststellte. Er beobachtete sie so scharf, dass sie irritiert von einem Fuß auf den anderen trat.

„Ich weiß es, weil ich es organisiert habe“, erwiderte er emotionslos. „Mein Vater hat angeordnet, was geschehen sollte, und Adnan angewiesen, dich abzuholen. Er hat auch dafür gesorgt, dass du ein Foto von ihm erhältst. Doch die ursprünglichen Pläne konnten nicht umgesetzt werden, weil sich alles verändert hat.“

„Alles hat sich verändert?“

Clementina hatte plötzlich das Gefühl, dass die Kräfte sie verließen. Scheich Al Khalifas Abgesandter hieß tatsächlich Adnan. Er hatte sie sicher nach Rhastaan bringen sollen, denn nicht jeder freute sich wie ihr Vater über die arrangierte Ehe. Zum Beispiel sähe Scheich Ankhara, dessen Land an Rhastaan grenzte, es gern, wenn seine eigene Tochter Nabil heirateten würde. Immerhin war Nabil inzwischen König. Deswegen hatte Ankhara auch keinen Hehl daraus gemacht, dass er versuchen würde, die Eheschließung zu vereiteln. Aus diesem Grund hatte Scheich Al Khalifa ihr einen Vertrauten schicken wollen, der sie wohlbehalten zu ihrem zukünftigen Ehemann geleiten sollte.

„Vielleicht solltest du dich setzen“, schlug Karim vor, dem ihre plötzliche Blässe nicht verborgen geblieben war. Er ging an ihr vorbei zur Spüle, füllte ein dort abgestelltes Glas mit Leitungswasser und reichte es ihr. „Hier, trink das.“ Doch als ihr das Glas zu entgleiten drohte, führte er es ihr an die Lippen.

Sie nippte an dem Glas und hatte große Mühe, einen Schluck zu trinken, denn Karim stand so schrecklich dicht vor ihr. Unwillkürlich atmete sie den würzigen Duft seines Aftershave ein, und ihre Haut begann zu kribbeln, denn sie war sich seiner Nähe überdeutlich bewusst und nicht mehr in der Lage, einen klaren Kopf zu bewahren.

„Dein … Hast du eben von deinem Vater geredet?“

Er nickte kurz, während er ihr das Glas weiter an die Lippen hielt. Also nahm sie noch einen Schluck, ehe sie das Glas wegschob.

Danach benetzte sie die trockenen Lippen mit der Zunge, was jedoch nicht wirklich zu ihrer Beruhigung beitrug. Allein schon deshalb nicht, weil er sie aufmerksam ansah und sie die heftig pulsierende Stelle an seinem Hals bemerkte. Erging es ihm vielleicht ein wenig wie ihr?

„Und wer ist dein Vater?“

„Du kennst seinen Namen. Du hast ihn eben genannt.“

„Ich habe von Scheich Al Khalifa gesprochen, er kann nicht …“ Clementina schwieg unvermittelt, als er wieder kurz nickte. Energisch schüttelte sie den Kopf. „Nein … Er kann nicht … Beweis es.“

Karim zuckte mit den Schultern und holte seine Brieftasche heraus. Er öffnete sie und hielt sie ihr hin.

„Ich heiße Karim Al Khalifa“, sagte er dann langsam, als würde er mit einem Kind reden. „Shamil Al Khalifa ist mein Vater und der Mann, dessen Abgesandten du erwartet hast. Oder?“, fragte er, als sie stumm seinen Führerschein und die Kreditkarten betrachtete.

„Aber wenn er … Warum sollte er dich schicken … seinen Sohn?“ Wenn er wirklich der Sohn des Scheichs war, bedeutete es, dass er selbst ein Prinz war und vermutlich ähnlich vermögend und einflussreich wie Nabil. „Ich habe einen seiner Sicherheitsbeauftragten erwartet, der dafür sorgt, dass ich sicher nach Rhastaan gelange und …“

„… und zu deinem zukünftigen Ehemann. Ich weiß Bescheid. Die Umstände haben es jedoch erfordert, dass die ursprünglichen Pläne in letzter Minute geändert werden mussten.“

„Warum?“

„Weil es nötig war.“

Eine andere Erklärung, das war Clementina sofort klar, würde sie nicht erhalten.

„Die neuen Pläne sehen vor, dass wir keine Zeit verlieren dürfen. Hoffentlich hast du gepackt. Wir müssen nämlich sofort aufbrechen.“

„Sofort?“ Was glaubte er denn, wer er war? Sie brauchte doch noch einen kleinen Aufschub! Außerdem hatte sie erst in neun Tagen Geburtstag. „Der Vertrag, der zwischen meiner Familie und dem Herrscherhaus von Rhastaan geschlossen wurde, tritt aber erst am dritten Dezember in Kraft, dann, wenn ich dreiundzwanzig Jahre alt werde.“

„Ja, auch das ist mir bekannt. Doch bis dahin werden wir längst dort sein.“

Er war offenbar bestens über alles informiert. Sollte ihr das zeigen, dass er die Situation unter Kontrolle hatte? Doch es beruhigte sie keineswegs. Sie wusste zwar schon seit Langem, was eines Tages sein würde. Vor gut dreizehn Jahren, als der Sohn des Königs von Rhastaan fünf Jahre alt gewesen war, hatte man sie beide einander versprochen. Die Hochzeit sollte stattfinden, wenn Nabil volljährig war.

Sie hatte eine Zeitlang eine gewisse Freiheit genossen und sogar studieren können. Nun war Nabil jedoch alt genug, um zu heiraten und zu regieren, und sie musste sich in ihr Schicksal fügen.

Sie hatte allerdings gehofft, zumindest noch ein oder zwei Tage herausschinden zu können. Sie hatte ihre Stellung als Prinzessin ausspielen und an den älteren Mann – der höchstwahrscheinlich ein Familienvater war –, appellieren wollen, ihr noch einen kleinen Aufschub zu gewähren, denn sie wollte das Versprechen, das sie Harry gegeben hatte, unbedingt einlösen.

Doch Karim würde sich vermutlich auf nichts einlassen. Vor allem deshalb nicht, da sie ihm den tatsächlichen Grund, warum sie die „Gnadenfrist“ haben wollte, nicht nennen konnte. Sie wagte es nicht, irgendjemandem die volle Wahrheit zu erzählen. Es war wichtig, dass sie Harrys Existenz geheim hielt. Wenn jemand von ihm erfuhr, war die Zukunft des Jungen gefährdet.

„Ich brauche noch ein wenig Zeit. Ein oder zwei Tage.“

Das ist nicht dein Ernst, sagte ihr sein beredter Blick, während er sie schweigend ansah. Und als sie dann den Ausdruck der Geringschätzung in seinen dunklen Augen sah, funkelte sie ihn herausfordernd an.

„Wer bist du eigentlich, dass du mir Befehle erteilst?“

„Karim Al Khalifa, der Kronprinz von Markhazad.“

Wenn er glaubte, diese kurz angebundene, kühle Antwort würde sie beeindrucken, irrte er sich gewaltig. Sie hatte früher viel Zeit im Herrscherhaus von Rhastaan verbracht, wo sie kaum Freiheiten gehabt hatte. Ihr Vater hatte sicherstellen wollen, dass sie sich einzufügen wusste und mit dem dortigen Hofprotokoll vertraut war. Sie war auf ihre zukünftige Position gründlich vorbereitet worden. Nach der Heirat mit Nabil würden Karim und sie sich mehr als ebenbürtig sein.

„Soso, der Kronprinz von Markhazad? Warum bist du dann hier und erledigst Botengänge?“

„Ich erledige keinen Botengang, sondern bin in Vertretung meines Vaters hier“, unterbrach er sie und funkelte sie zornig an. „Und als dessen Repräsentant bestehe ich darauf, dass du deine Sachen packst und dich reisefertig machst.“

„Du kannst darauf bestehen, sosehr du willst. Ich werde nirgendwo mit dir hinfahren. Deshalb schlage ich vor, dass du dich auf dem Absatz umdrehst und wieder durch die Tür hinausgehst, durch die du hereingekommen bist.“

„Ich habe keineswegs die Absicht, von hier zu verschwinden. Zumindest nicht ohne dich.“

Wie kann ein so faszinierender Mann eine so schreckliche Drohung aussprechen? fragte sich Clementina. Und sein charmanter Akzent unterstreicht diesen furchtbaren Widerspruch nur noch.

„Ich bin deinetwegen hier und werde das Cottage nicht ohne dich verlassen.“

2. KAPITEL

Karim konnte es kaum glauben, dass dieses zierliche Persönchen ihm den Job so schwer machte. Zu allem Übel vermochte er ihr auch noch nicht einmal die Wahrheit zu erzählen. Er konnte ihr die Probleme und Gefahren nicht offenbaren, die es erforderlich gemacht hatten, dass er sich selbst um die Angelegenheit kümmern musste. Denn wie er herausgefunden hatte, war Adnan nicht der richtige Mann für diese Mission gewesen.

Zwar gehörte er zu den Sicherheitsbeauftragten seines Vaters, wurde aber insgeheim von Scheich Ankhara bezahlt.

Forschend sah er Clementina an, während er sich fragte, wie viel er ihr sagen konnte. Was wusste sie über den Scheich und dessen Ambitionen, seine Tochter mit Nabil zu verheiraten, damit sie Königin von Rhastaan wurde? Karim war sich sicher, hätte Adnan sie eskortiert, hätte es unterwegs einen unglücklichen Zwischenfall gegeben. Irgendetwas wäre passiert, damit Clementina den Palast nicht erreicht hätte.

Eigentlich wirkt sie nicht wie eine Frau, die einen Nervenzusammenbruch erleidet, wenn sie erfährt, dass die Reise nach Rhastaan nicht ungefährlich ist, überlegte er. Seit seiner Ankunft hatte sie wie eine schöne, feindselige, wilde Katze gefaucht, die sich in die Enge getrieben fühlte. Doch nur weil sie zart wirkte und ihre Haare seidig schimmerten, sollte er sie nicht für ein Kätzchen halten. Es wäre ausgesprochen dumm von ihm. Sie war wie eine ausgewachsene Katze, die viel eher kratzen als wohlig schnurren würde, sollte er versuchen, sie anzufassen.

Einen Moment lang stellte er sich vor, wie es wäre, würde sie sich anschmiegsam zeigen. Sogleich pulsierte sein Blut wesentlich schneller in den Adern, und er spürte ein körperliches Verlangen, wie er es schon seit einiger Zeit nicht mehr erlebt hatte.

Verflixt! Er hatte nicht damit gerechnet, dass er so auf sie reagieren würde. Und er sollte so etwas ganz bestimmt nicht gegenüber der zukünftigen Frau des jungen Königs von Rhastaan empfinden. Das verstieß gegen jeden Ehrenkodex und untergrub das in ihn gesetzte Vertrauen.

Aus einem Impuls heraus hatte er ihr ein Glas Wasser gereicht, und das hatte sich zu einer ungeahnten Herausforderung entwickelt. Er hatte kurz ihre warmen Finger gespürt, als sie das Glas schließlich weggestoßen hatte, und dabei hatte eine verirrte Haarsträhne kurz sein leicht stoppeliges Kinn gestreift. Plötzlich war in ihm ein so starkes Verlangen erwacht, das er nur mit äußerster Anstrengung hatte kontrollieren können.

Er hatte Clementina in diesem Moment so sehr gewollt wie noch keine andere Frau zuvor. Gleichzeitig war sie aber auch die letzte Frau, die er je würde haben können und zu der er sich so hingezogen fühlen sollte. Sie war für ihn tabu.

Unter dem Vorwand, das Glas wegzustellen, hatte er sich aus ihrer unmittelbaren Nähe entfernt. Und jetzt sollte er sie schnellstmöglich an Bord des bereitstehenden Jets bringen, wo sie in Sicherheit war. Je eher er sie nach Rhastaan gebracht und seinen Job erfüllt hatte, umso besser.

„Also, packst du nun?“, fragte er. Sie würde doch hoffentlich nicht so verantwortungslos sein und, nur um ihm die Stirn zu bieten, die Folgen ignorieren, die eine Weigerung nach sich ziehen würde. Man hatte sie eine Zeitlang nicht gerade an der kurzen Leine gehalten. Doch nun galt es, die zukünftige Königin von Rhastaan einzufangen und zu bändigen.

„Ich habe gepackt“, antwortete sie zu seiner Überraschung.

Er hatte damit gerechnet, dass sie erneut protestieren würde. Wenn er ehrlich war, war er sogar ein wenig enttäuscht, dass sie nicht wie erwartet aufbegehrte. Nur zu gern hätte er beobachtet, wie sie wieder ihr zartes Kinn herausfordernd hob und ihn mit ihren bernsteinfarbenen Augen anfunkelte. Insgeheim hatte er sich schon auf diesen Kampf mit ihr gefreut – und auf seinen Sieg.

„So? Dann ist es an der Zeit …“

„Aber nicht alles. Ich habe lediglich eine Reisetasche gepackt.“

„Du musst alles packen, was du mitnehmen möchtest, denn du wirst nicht mehr hierher zurückkehren.“ Das müsste ihr doch klar sein.

„Da irrst du dich gewaltig.“ Clementina schüttelte vehement den Kopf, und Karim atmete unwillkürlich wieder ihren blumigen Duft ein. „Ich werde heute bloß über Nacht weg sein und dann wiederkommen. Und danach packe ich richtig.“

„Du wirst nirgendwo hinfahren und auch bestimmt nicht über Nacht fortbleiben.“

Karim hätte sie am liebsten an den Armen gefasst und sie in sein Auto verfrachtet, um mit ihr zum Flughafen zu brausen. Doch das wäre kontraproduktiv gewesen, denn es galt, mit ihr so unauffällig wie möglich von A nach B zu gelangen.

Sie würde es vermutlich als Entführung deuten und sich nicht einfach fügen. Wenn sie um Hilfe rief, würde sie selbst in diesem verschlafenen Nest für genügend Aufmerksamkeit sorgen.

„Aber … Bitte …“

Sie klang plötzlich sanftmütig. Offenbar beabsichtigte sie, ihn zu überreden. Zu seiner Bestürzung spürte er, dass ihr fast schon zärtlicher Ton nicht ohne Wirkung auf ihn blieb. Er wollte ihre Stimme noch länger hören und stellte sich unwillkürlich vor, wie sie ihm im Bett Verführerisches zuflüsterte. Verflixt, wohin verirrten sich seine Gedanken?

„Hast du noch nie ein Versprechen halten wollen? Und zwar so sehr, dass du alles tun würdest, damit du es könntest?“

Karim runzelte die Stirn. „Natürlich habe ich das.“ Wegen eines Versprechens war er jetzt hier. „Aber …“

„Dann weißt du genau, wie ich mich im Augenblick fühle. Ich habe jemandem zugesagt …“

„Wem?“

„Har…“ Clementina schwieg für den Bruchteil einer Sekunde entsetzt. Beinahe hätte sie zu viel erzählt. „Jemandem, der mir wirklich wichtig ist.“

Sie hatte ihm einen Namen nennen wollen. Von einem Mann? Harry? „Nichts sollte wichtiger sein als das Versprechen … als deine Verpflichtung Nabil gegenüber“, erwiderte er schroff, und sein Ton war genauso unerbittlich wie sein Gesichtsausdruck.

„Ich bin mir meiner Verpflichtung Nabil gegenüber sehr bewusst. Und glaub mir, ich werde …“, sie verstummte unvermittelt. „Ich werde ihr nachkommen.“

Sie hatte nicht die geringste Wahl, wenn sie die Beziehungen zwischen zwei mächtigen Königreichen nicht gefährden wollte und wenn sie nicht riskieren wollte, dass womöglich Feindseligkeiten ausbrachen und das Ansehen ihrer Familie zerstört wurde. Seit ihr Vater die Dokumente unterschrieben hatte, hatte er ihr eingebläut, was ihre Aufgabe war, und ihr deren Erfüllung immer als heilige Pflicht hingestellt. Als sie dann fünfzehn geworden war, hatte sie erkannt, wie sehr er selbst von der ganzen Sache profitierte. Der Luxus, in dem sie lebten, rührte daher, dass er die eigene Tochter verkauft hatte.

„Aber jetzt noch nicht.“

„In neun Tagen wirst du dreiundzwanzig Jahre alt werden. Die Zeit wird knapp. Du hast für eine Weile deine Freiheit gehabt und bist nicht an die Leine gelegt worden. Jetzt gilt es, an deine Pflicht zu denken“, antwortete Karim kühl.

Wütend, aber auch verzweifelt hob Clementina die Hände. „Glaubst du, dass ich je etwas anderes getan habe und das vergessen konnte?“

„Dann weißt du, warum …“

Sie ließ ihn nicht ausreden, denn sie konnte sich nicht länger beherrschen. „Und was soll das heißen, dass ich nicht an die Leine gelegt worden bin? Das klingt, als wäre ich ein unartiges Hündchen, dem man nun Gehorsam beibringen muss.“

Fast meinte sie zu hören, wie er „bei Fuß“ sagte. Offenbar sah er in ihr wirklich ein unartiges Hündchen, das schon zu lange zu viel Spielraum gehabt hatte.

Sie hatte niemandem erzählen können, warum sie Balakhar verlassen und unbedingt nach England hatte fliegen wollen. Sie hatte es tun müssen, solange es ihr noch möglich gewesen war. Nach ihrer Heirat mit Nabil würde ihr Leben innerhalb der Palastmauern stattfinden und sie sich dem Willen ihres Mannes unterordnen müssen. Dann würde sie keine Gelegenheit mehr haben, Zeit mit ihrem einzigen anderen nahen Verwandten zu verbringen. Mit dem Jungen, der ihr das Herz gestohlen hatte.

„Du wirst demnächst Königin sein und solltest lernen, dich wie eine zu benehmen.“ Karim klang missbilligend.

„Im Gegensatz zu meiner Mutter?“

Wer ihre Geschichte kannte, wusste, dass ihre englische Mutter vor Jahren dem Hof den Rücken gekehrt und ihren Vater und sie verlassen hatte. Sie hatte sie nie mehr wiedergesehen. Es war schlimm für sie gewesen, denn sie hatte die einzige Person verloren, die sie vor dem diktatorischen Vater beschützt hatte.

Erst kürzlich hatte sie erfahren, warum ihre Mutter so gehandelt hatte, denn sie hatte nach dem Tod ihrer Großmutter mütterlicherseits einen Brief erhalten. Darin hatte gestanden, dass ihre Mutter noch einmal unerwartet schwanger geworden war und es ihrem Mann hatte verheimlichen wollen. Clementina war nun genauso entschlossen wie ihre schon lange verstorbene Mutter, dem Vater die Existenz seines Sohnes zu verschweigen, der bei Adoptiveltern lebte.

Ihr Vater hatte sie immer gering geschätzt, weil sie nur ein Mädchen war. Einzig auf dem Heiratsmarkt hatte sie einen Wert für ihn besessen, und deshalb hatte er sie an den Meistbietenden verkauft. Ihr graute bei dem Gedanken daran, was er vielleicht getan hätte, wenn er gewusst hätte, dass er einen Sohn hatte, den er sich so sehr ersehnt hatte.

„Wenn ich Königin bin, werde ich mich wie eine benehmen. Bis dahin …“

„Es gibt kein bis dahin. Von jetzt an bist du die zukünftige Herrscherin von Rhastaan. Ich wurde hergeschickt, um dich zu deiner Hochzeit abzuholen, und zu der nachfolgenden Krönung.“

„Aber ich habe es versprochen. Wenn er …“

„Er? Wer ist er?“

Sie musste wirklich besser aufpassen, was sie sagte. „N…nur ein Freund. Jemand, den ich während meines Aufenthalts in England kennengelernt habe. Er hat Geburtstag, und ich habe ihm versprochen, zu seiner Party zu kommen.“ Hieß es nicht, man sollte so nah wie möglich bei der Wahrheit bleiben, wenn man schon lügen musste?

„Du meinst also, dass du deine Abreise nach Rhastaan, wo die Vorbereitungen zu den Feierlichkeiten schon laufen, wegen einer Party verschieben kannst? Du weißt doch, dass nichts momentan wichtiger ist als deine Heirat und der damit verbundene Friedensvertrag.“

Doch, ihr kleiner Bruder Harry. Plötzlich hatte sie eine Idee, wie sie es möglicherweise schaffen konnte, ihr Versprechen zu halten. Ja, es könnte funktionieren.

„Wer ist dieser Mann? Dein Geliebter?“

Fast hätte sie gelacht. Dachte Karim allen Ernstes, dass sie vor neun Monaten nach England geflogen war, um einen Mann kennenzulernen? Vielleicht sollte sie es ihn glauben lassen. Das lenkte ihn von der Wahrheit ab und …

„Okay, du hast gewonnen. Mir scheint, ich habe keine Wahl. Ich werde meine Sachen packen. Warum machst du uns nicht inzwischen einen Kaffee?“

Argwöhnisch sah er sie an und rührte sich auch nicht von der Stelle, als sie an ihm vorbeischlenderte und die Küche verließ. Sie ging die Treppe hinauf und sorgte dann dafür, dass ihre Schritte auf dem Dielenboden in ihrem Zimmer gut zu hören waren. Laut öffnete sie die Türen des Kleiderschranks und machte Lärm mit den Bügeln.

Dann hielt sie einen Moment inne. Er hatte ihr noch nicht wirklich erklärt, warum er es übernommen hatte, sie nach Rhastaan zu bringen. Sicher, er war Scheich Al Khalifas Sohn, der das alles organisiert hatte und ein Freund von Nabils verstorbenem Vater war. Doch warum kümmerte sich eine so wichtige Person wie der Kronprinz um diese Angelegenheit?

„Clementina?“

„Ich bin wie versprochen beim Packen!“

Ich sollte schnellstmöglich von hier verschwinden, schoss es ihr durch den Kopf. Schon schlüpfte sie in Schuhe und streifte sich eine Jacke über. Nachdem sie den Autoschlüssel aus der Handtasche geholt hatte, die auf dem Bett lag, verstaute sie diese in der Reisetasche. Danach hängte sie sich über die Schulter.

Wie gut, dass das Zimmer nicht über der Küche war und sie von Besuchen bei ihrer Großmutter wusste, dass es draußen an der Hauswand ein Spalier gab. Sie hatte es früher gern als Klettergerüst benutzt. Inzwischen war sie zwar einige Jahre älter und wog ein wenig mehr, aber es war hoffentlich noch stabil genug, um sie zu tragen.

Als sie vorsichtig das Fenster öffnete, fiel ihr ein, dass sie Karim besser eine Nachricht hinterlassen sollte. Es ging letztlich nicht nur um sie und Harry, sondern auch um viele andere Menschen. Eilig schrieb sie ein paar Worte auf den Notizblock auf der Kommode, riss das Blatt ab und legte es deutlich sichtbar aufs Bett.

„Clementina!“

„Ich brauche noch ein bisschen. Schließlich habe ich nur zwei Hände. Oder willst du mir helfen?“ Bei dem Gedanken, dass er möglicherweise in ihr Schlafzimmer kam, begann ihr Herz schneller zu klopfen, beruhigte sich aber wieder etwas, als er grimmig antwortete: „Sieh zu, dass du fertig wirst!“

„Ich bin doch dabei.“

Vorsichtig schwang sie sich nach draußen. Zum Glück trug das Spalier sie noch. Als sie schließlich sicher unten angelangt war und wieder festen Boden unter den Füßen hatte, war sie glücklich und froh zugleich. Sogleich huschte sie zu ihrem alten, verbeulten Kleinwagen, in dessen Nähe ein großer, gepflegter SUV geparkt war.

Nachdem sie die Reisetasche auf den Beifahrersitz geworfen hatte, stieg sie ein. Nahezu lautlos zog sie die Tür zu, schnallte sich an und schob danach den Schlüssel ins Zündschloss.

Sobald sie den Motor startete, würde Karim es hören, nach draußen kommen und ihr bestimmt mit seinem Wagen folgen. Ich werde nur einen kleinen Vorsprung haben, den ich nutzen muss, um die Straße zu erreichen und mich dann im Dorf in die Büsche zu schlagen, überlegte sie. Auf Schleichwegen werde ich dann zur Autobahn fahren und zu Harry brausen – und meine letzten Stunden in Freiheit genießen.

3. KAPITEL

Clementinas Rückfahrt gestaltete sich schwierig. Schon als sie aufgestanden war, hatte es ausgesehen, als könnte es demnächst zu schneien beginnen. Was es dann auch getan hatte.

Angestrengt blickte sie durch die Windschutzscheibe nach draußen. Sie hatte die Autobahn gerade verlassen und steuerte den Wagen jetzt langsam die Landstraße entlang. Die Scheibenwischer wurden kaum mit den vielen Flocken fertig, und sie war es nicht gewohnt, bei Glätte und Matsch unterwegs zu sein.

Außerdem war ihr altes Auto für diese Wetterbedingungen nicht besonders gut ausgerüstet, was damit zusammenhing, dass sie praktisch von zu Hause weggelaufen war, als sie von Harrys Existenz erfahren hatte. Sie hatte nicht viel Geld mitgenommen und ihre Kreditkarten zu dem Zeitpunkt nicht benutzen wollen, um keinen Hinweis auf ihren Aufenthaltsort zu liefern. Deshalb hatte sie sich nur diesen alten Wagen mit den ziemlich abgefahrenen Reifen leisten können.

Als jetzt der Motor auch noch zu stottern anfing, verwünschte sie ihre Entscheidung, die ihr vor einem Dreivierteljahr vernünftig vorgekommen war.

Hätte ich so einen SUV wie Karim, hätte ich diese Probleme nicht, schoss es ihr durch den Kopf. Karim! Bei dem Gedanken daran, dass sie sich bald wieder gegenüberstehen würden, wurde sie nervös, und ihr Magen krampfte sich zusammen.

Ihre Zeit in Freiheit war abgelaufen. Nabil war vor einem Monat volljährig geworden. Nun mussten das Versprechen, das ihre beiden Väter einander gegeben hatten, erfüllt werden.

Sie hatte Nabil das letzte Mal vor einem Jahr gesehen. Er war ein schlaksiger Jugendlicher gewesen mit Hakennase, kleinem Schnurrbart und trotzig wirkendem Mund. Doch vielleicht hat er sich inzwischen verändert und ist erwachsen geworden, dachte sie, als der Motor erneut auszusetzen drohte. Auch war aus dem dichten Schneefall mittlerweile ein heftiges Schneetreiben geworden.

Wie gut, dass sie bald das Cottage erreicht hatte, in dem sie sich eigentlich immer am ehesten zu Hause gefühlt hatte. Während der Besuche bei ihrer Großmutter hatte sie, fern vom Hofprotokoll, ein wenig Freiheit atmen können und die herrliche ländliche Umgebung genossen, wo keine so brütende Hitze herrschte wie in Balakhar oder in Rhastaan.

Bei ihrer Großmutter war es ähnlich einfach zugegangen wie bei Harrys Adoptiveltern Arthur und Mary Clendon. Der Junge wuchs nicht in dem Luxus auf, den sie immer gekannt hatte, aber er verlebte eine glückliche Kindheit. Denn die kleine Familie besaß einen unschätzbaren Schatz: die Liebe zueinander.

Sie wollte ihrem Bruder unbedingt dieses Leben in Freiheit erhalten, die für sie allerdings mit der Rückkehr ins Cottage endete. Deshalb hatte es für sie auch nicht länger den Stellenwert eines Zuhauses. Ihr war, als würde sie so töricht sein und auf eine Falle zufahren und ihren Kopf einfach in das Maul eines Löwen stecken. Dieses Raubtier, das ihr Zuhause in eine feindliche Umgebung verwandelt hatte, war Karim Al Khalifa.

Das Problem war jedoch, dass er für sie momentan weder das Raubtier noch Scheich Al Khalifas kühler, arroganter Abgesandter oder der Kronprinz von Markhazad, sondern ein bemerkenswerter Mann war.

Ihre Nerven begannen zu vibrieren, als sie ihn sich jetzt vorstellte und sich daran erinnerte, wie nahe er ihr gewesen war und wie gut er gerochen hatte. Mit so einem Mann sollte man nun wirklich nicht in dem kleinen Cottage allein sein, denn er war die personifizierte Versuchung, und in Versuchung zu geraten konnte sie sich nicht leisten. Weder jetzt noch in Zukunft.

Einen Augenblick lang überlegte Clementina, ob sie zu den Clendons zurückkehren sollte. Sie würden ihr bestimmt helfen und Unterschlupf gewähren. Nein, sie musste das Versprechen halten, das sie ihrem Vater und dem Scheich gegeben hatte. Selbst wenn ihr bei dem Gedanken an die Zukunft beklommen zumute war. Außerdem durfte sie nicht riskieren, dass man sie suchte und bei den Clendons aufspürte. Dann würde man Harry ebenfalls entdecken!

Sie bog von der Straße in die Zufahrt zum Cottage ab und stoppte den Wagen beim Haus. Nirgends brannte Licht, obwohl die Dämmerung eingesetzt hatte. Der SUV war genauso wenig zu sehen. Vermutlich hatte sich Karim eine komfortablere Unterkunft beschafft.

Vorsichtshalber erforschte sie nicht, ob sie darüber erleichtert oder enttäuscht war. Als sie den Motor ausstellen wollte, begann er zu röcheln, und schließlich herrschte absolute Stille. Das alte Auto hatte offenbar seinen Geist aufgegeben. Es war egal, denn sie würde es ohnehin nicht mehr brauchen.

Erschöpft stieg sie aus, nahm die Reisetasche vom Beifahrersitz und schlug die Tür zu. Dabei trat sie versehentlich in eine Schneeverwehung und sank mit einem Bein bis übers Knie ein. Sie beeilte sich, es wieder frei zu bekommen und zur Haustür zu gelangen.

Die Tür ließ sich problemlos öffnen. Clementina hatte sie bei ihrer Flucht am Tag zuvor natürlich nicht abgeschlossen. Schnell machte sie sie wieder hinter sich zu, um die Wärme im Haus zu halten.

Dann schaltete sie das Licht ein, setzte die Reisetasche ab, hängte die Jacke an die Garderobe und wandte sich zum Wohnzimmer. Bevor sie sich einen Kaffee kochte und sich etwas ausruhte, wollte sie erst einmal Feuer im Kamin machen. Man konnte nie wissen, wie sich die alte Heizung, die schon mehrfach ausgefallen war, verhielt. In besonders kalten Nächten hatte Clementina ohnehin unten auf dem Sofa geschlafen.

„Guten Tag, Clementina.“

Sie zuckte zusammen, als sie Karims Stimme hörte, und knipste automatisch die Deckenlampe an. „Oh“, stieß sie verwirrt hervor und ließ den Blick durchs Zimmer schweifen. Er saß, mit Designerjeans und grauem Kaschmirpulli bekleidet, in dem alten Lehnstuhl und wirkte unglaublich groß und geheimnisvoll gefährlich. Durchdringend sah er sie an, ehe er kurz auf den Tablet-PC schaute, den er auf dem Schoß hatte, dann schaltete er ihn aus.

„Guten Tag, Clementina“, wiederholte er und lächelte für den Bruchteil einer Sekunde. Dann verschloss sich seine Miene wieder „Ich bin froh, dass du den Weg nach Hause gefunden hast.“

Schwangen in seiner Stimme Zweifel mit? Oder wollte er sie provozieren, indem er andeutete, dass er es nicht erwartet hatte? „Ich habe gesagt, dass ich zurückkommen würde, und habe dir eine Nachricht hinterlassen.“

Karim nickte und nahm den Zettel vom Beistelltisch. „Ich bin morgen zurück“, las er laut vor. „Versprochen.“

„Ich habe mein Wort gehalten.“

„Ja, das hast du.“

Es hatte ihn überrascht, auch wenn er in gewisser Weise vorgesorgt hatte. Noch vor seiner Reise nach England hatte er Notfallpläne entwickelt. Er hätte lediglich ein paar Anrufe zu tätigen brauchen, und schon wären seine Sicherheitsbeauftragten, die er beinah verständigt hätte, aktiv geworden.

Als es am Tag zuvor im Haus still geworden war und Clementina auch nicht auf sein Rufen reagiert hatte, war er nach oben gegangen. In ihrem Schlafzimmer hatte er dann das offene Fenster vorgefunden und gehört, wie ein Automotor gestartet wurde. Dann hatte er den Zettel auf dem Bett entdeckt.

„Du hast nicht geglaubt, dass ich es tun würde?“

„Nein, habe ich nicht.“

Karim legte den Tablet-PC auf ein Tischchen und stand auf. Der Peilsender, den er an ihrem Wagen angebracht hatte, hatte bestens funktioniert. Nachdem dieser ihm angezeigt hatte, dass sie auf dem Weg nach Hause war, hatte er einfach auf sie gewartet. Er hatte sich absichtlich nicht bemerkbar gemacht, als sie über die Haustürschwelle getreten war, damit sie nicht sogleich wieder auf dem Absatz kehrtmachte.

„Hast du mir denn Grund dazu geliefert, dir zu vertrauen?“

„Nein“, antwortete sie zögerlich, während sie den Blick senkte.

Karim beobachtete, wie sie sich auf die Lippe biss, und zuckte insgeheim zusammen. Am liebsten hätte er ihr die Hand auf den Mund gelegt, um sie daran zu hindern. Eine innere Stimme hielt ihn jedoch davon ab. Trotzdem bewirkte allein der Gedanke, es zu tun, dass seine Fingerspitzen zu kribbeln begannen. Auch meinte er die Wärme, die von ihrem Körper ausging, förmlich zu spüren und atmete ihren Duft ein. Seine Nerven fingen an zu vibrieren, und er empfand ein Verlangen, das er nur mühsam kontrollieren konnte.

„Ich bin heimlich verschwunden.“

Würde er ihre Stimme, ihren Duft und die bernsteinfarbenen Augen nicht kennen, hätte er meinen können, er hätte ein Double von Clementina vor sich. Eine Zwillingsschwester, die nicht so herausfordernd war, gesitteter und konventioneller. Sie hatte die schimmernden Haare in einem Pferdeschwanz zusammengefasst und kein Make-up aufgelegt, was bei dem makellosen Teint und den ausdrucksstarken Augen mit den dichten, langen Wimpern auch überhaupt nicht nötig war.

Diese Frau war durch und durch eine Prinzessin und zukünftige Königin, wenn man von ihrer Kleidung absah. Sie trug ausgeblichene Jeans, die an den Knien Löcher hatten und unten am jeweiligen Hosenbein ausgefranst waren. Der pinkfarbene Pulli war entweder in der Wäsche eingelaufen oder sollte bei jeder Bewegung einen Blick auf den flachen Bauch erlauben.

Sie ist unglaublich hübsch, dachte Karim, als Clementina unvermittelt aufschaute und ihn herausfordernd ansah.

„Ich habe schließlich eine Nachricht hinterlassen und wollte nur einen Aufschub von vierundzwanzig Stunden.“

Die andere Clementina meldete sich zurück. Und diese Clementina faszinierte ihn noch mehr. Sie hatte ihn aus dem Gleichgewicht gebracht, um das es ohnehin nicht so gut bestellt war. Er war aufgrund des Gesundheitszustands seines Vaters, der Sache mit Nabil und der Geschichte mit seinem Sicherheitsbeauftragten Adnan äußerst angespannt.

„Wäre es wirklich so schwierig gewesen, mir diese Zeit zu gewähren?“

„Nein, wenn ich sicher hätte sein können, dass es dir wirklich nur um diesen einen Tag ging.“

„Das hatte ich gesagt, oder? Aber du hast mir nicht geglaubt.“

„Ich hatte keine Ahnung, wohin du wolltest. Du bist auch heimlich aus dem Palast verschwunden. Woher sollte ich wissen, ob du nicht erneut abtauchen und nicht wiederkommen würdest?“

„Weil ich es versprochen habe.“ Spöttisch und ein bisschen mitleidig sah sie ihn an. „Es muss schrecklich sein, wenn man wie du so argwöhnisch ist. Gibt es überhaupt irgendjemanden, dem du vertraust?“

Ich habe meinem Bruder Razi vertraut, dachte Karim unwillkürlich, was zu meinem größten Versagen geführt hat. Er hatte den Tod von zwei Menschen nicht verhindern können, und dadurch war sein Leben völlig auf den Kopf gestellt worden. Er hatte eine Position einnehmen müssen, die er nie gewollt hatte, und hätte aus Pflichtgefühl fast eine Frau geheiratet, wäre es nicht anders entschieden worden.

„Ich hatte keinen Grund, dir zu glauben“, antwortete er gedankenverloren. „Wie sollte ich ahnen, dass du bloß vorhattest, zu einer Geburtstagsfeier in Lilac Close zu fahren …“

Bestürzt und verwirrt blickte sie ihn an, und ihre wunderschönen Augen wirkten dadurch noch faszinierender. Auch war sie ganz blass geworden, was ihre schwarzen Haare und dichten dunklen Wimpern noch unterstrichen.

„Woher weißt du das?“, stieß sie heiser hervor.

Sie hatte tatsächlich nicht den geringsten Schimmer, mit wem sie es zu tun hatte. Zweifellos war sie total überrascht. Karim empfand eine gewisse Genugtuung, weil sie ihn am Vortag unverrichteter Dinge zurückgelassen hatte.

„Es war nicht weiter schwer, das herauszufinden.“

Er wandte sich zur Haustür, öffnete sie und blieb beim Anblick des heftigen Schneetreibens einen Moment stehen. Bei seiner Rückkehr zum Cottage hatte es lediglich leicht geschneit. Er zog die Schultern hoch und ging zu Clementinas Wagen.

Sie zitterte plötzlich, was nicht nur mit dem kalten Wind zusammenhing, der zur Haustür hereinwehte, sondern mit Karims kühlem Blick und Ton. Woher hat er gewusst, wo ich gewesen bin? fragte sie sich, während sie unwillkürlich in die Diele ging, um verfolgen zu können, was er machte. Und was bedeutete es für Harrys Sicherheit?

Sie beobachtete, wie Karim sich hinhockte und unter ihr Auto langte. So enge Jeans sollten verboten sein, vor allem wenn man einen so herrlich muskulösen Po hat, schoss es ihr durch den Kopf.

Wohin verirrten sich ihre Gedanken nur? Clementina glaubte es kaum. Seit frühster Jugend war ihr klar gewesen, dass sie ihren Lebenspartner nicht selbst wählen konnte und auf ihren Ruf achten musste. Anders als ihre Geschlechtsgenossinnen hatte sie nie die Freiheit gehabt, sich mit Jungen zu treffen, und sich untersagt, überhaupt in diese Richtung zu denken. Sie hatte sich auf ihre Bücher und aufs Lernen mit ihrem Privatlehrer konzentriert. Da sie weder ins Kino noch in irgendwelche Klubs hatte gehen dürfen, hatte sie praktisch keine Gelegenheit gehabt, über Jungen, Mode oder auch nur Musik zu sprechen.

Mit Mary Clendon, die lediglich sechs Jahre älter war als sie, hatte sie sich jedoch oft unterhalten. Dadurch hatte sich ihr Horizont erweitert und sich ihr Standpunkt in vielen Dingen geändert. Doch wie sehr er sich geändert hatte, war ihr nicht bewusst gewesen. Derartige Gedanken in Bezug auf Männer zu haben war für sie neu und Karim die ungeeignetste Person dafür, die sie sich vorstellen konnte. Trotzdem pulsierte ihr Blut jetzt schneller in den Adern, als er ins Haus zurückkehrte.

Nachdem er sich den Schnee von der Kleidung geklopft hatte, warf er ihr etwas zu. Unwillkürlich streckte sie die Hand aus und fing ein kleines Metallstück auf, mit dem sie nichts anzufangen wusste.

„Was ist das?“, fragte sie, während sie aufschaute und seinem durchdringenden Blick begegnete. Irgendetwas in seinen Augen brachte sie dann auf die richtige Idee. Ja, das musste ein Peilsender sein.

„Ein Peilsender“, stieß sie empört und wütend hervor. Karim hatte sie überwacht, als wäre sie eine Kriminelle. Wie sie sich dabei fühlte, interessierte ihn offenbar kein bisschen. Sie warf ihn in seine Richtung, und traf ihn an der Wange. Doch es war ihr völlig egal.

Er zuckte mit keiner Wimper, runzelte aber die Stirn.

„Hör auf, mich missbilligend anzuschauen. Tun Prinzessinnen in deinem Land so etwas nicht?“

„Du erinnerst dich also daran, dass du eine Prinzessin bist und demnächst eine Königin sein wirst“, erwiderte er kühl.

Er hätte keine kältere Atmosphäre zwischen ihnen schaffen können. Als dann der Wind auch noch eine Schneewolke ins Cottage trieb, fröstelte es sie, und Karim beförderte die Haustür mit einem Tritt ins Schloss.

Danach herrschte erst einmal eine Stille, die an Clementinas Nerven zerrte. In der kleinen Diele wirkte er noch größer und kraftvoller, als er es ohnehin schon war, und sein verführerisches Aftershave schien ihre Sinne zu berauschen, mit der Folge, dass ihre Kehle ganz trocken wurde.

„Und du hast behauptet, ein Prinz zu sein. Ein Kronprinz, wenn ich mich richtig entsinne.“

Ein Kronprinz, der sich mit Peilsendern auskannte. Wenn er derjenige war, für den er sich ausgab. Unvermittelt kam ihr ein schrecklicher Gedanke. Was, wenn er sie angelogen hatte und die Dokumente in seiner Brieftasche gefälscht waren?

Hatte sie etwas Dummes getan? Dieses Mal stand er zwischen ihr und der Haustür. Wenn sie an ihm vorbeizukommen versuchte, würde er sie festhalten können, egal, wie dünn sie sich machte.

Sie geriet ein wenig in Panik. Andererseits spürte sie etwas, das in dieser Situation völlig fehl am Platz war. Eine Erregung bei der Vorstellung, dass seine starken Hände ihre Arme umschlossen, er sie näher zog …

Plötzlich hatte sie das Gefühl, dass ihr pinkfarbener Pullover viel zu dick war. Hier in der Diele war es wirklich zu warm. Oder wurde ihr von innen heraus so heiß?

„Ja, ich bin der Kronprinz von Markhazad.“

„Warum kennst du dich dann mit Peilsendern aus? Zählen diese Geräte neuerdings zu den Hobbys von Kronprinzen?“

„Ich bin nicht immer in dieser Position gewesen. Ich hatte einen Bruder. Razi.“

Ihre Erregung verschwand sofort. Offenbar sprach er über eine schmerzhafte Vergangenheit. Angesichts seines plötzlich melancholischen Gesichtsausdrucks krampfte sich ihr Herz zusammen. „Was ist geschehen?“

„Er ist gestorben“, antwortete Karim kurz angebunden.

„Oh, nein … Es tut mir leid.“

Schon wollte sie tröstend die Hand ausstrecken, hielt aber mitten in der Bewegung inne, was ihm nicht verborgen blieb. Kühl blickte er sie an.

„Ich war als Sicherheitsexperte für die Verteidigung zuständig und insbesondere für die Sicherheit meines Bruders.“

„Aber er ist tot. Weil du nicht wachsam genug warst, oder?“, erkundigte Clementina sich und wurde noch nervöser, als sich seine Miene verfinsterte.

„Er ist bei einem Autounfall gestorben … den er als Fahrer selbst verschuldet hat.“

Mehr würde er nicht dazu sagen, wenngleich es bestimmt mehr dazu zu erklären gab. Da war sie sich sicher. Sein angespannter Gesichtsausdruck verriet es ihr und erlaubte es nicht, dass sie weiter in ihn drang.

„Ich …“ Sie schwieg, als er auf die Armbanduhr sah.

„Wir sollten jetzt losgehen.“

„Aber … ich muss noch packen.“

„Glaubst du, ich falle erneut darauf herein?“, meinte Karim verächtlich. „Du hast deine Reisetasche gepackt. Was immer du sonst noch brauchst, wird unterwegs besorgt. Nabil hat bereits Kleider für seine Prinzessin geschickt. Sie sind bereits an Bord des Flugzeugs.“

Clementina konnte sich nur zu gut vorstellen, wie diese Sachen aussahen. Traditionell und förmlich und so gestaltet, dass sie fast jeden Zentimeter ihres Körpers bedeckten. Die Tage waren vorbei, an denen sie Jeans und T-Shirts anziehen und ihre Haare offen tragen konnte.

„Ich verstehe.“ Es war zwecklos, mit ihm zu diskutieren. Er würde ihr keine Zugeständnisse machen. „Dann lass uns aufbrechen.“

„Du musst erst deinen Wagen wegfahren, denn er blockiert meinen, der hinter dem Haus steht. Nein, besser ich tue es.“ Er nahm den Autoschlüssel, den sie auf das Tischchen in der Diele gelegt hatte. „Und denk nicht einmal daran, dich wieder davonzustehlen.“

„Das habe ich auch nicht vor. Ich wollte lediglich …“ Wusste er vielleicht auch, warum sie zu der Geburtstagsfeier gewollt hatte? „Ich habe mir bloß einen Aufschub von einem Tag gewünscht und gesagt, dass ich zurückkehren würde. Ich bin wieder da und habe nicht die Absicht, mich erneut davonzuschleichen. Das musst du mir glauben.“

Das tat er dieses Mal seltsamerweise. Am Tag zuvor hatte er sie anders eingeschätzt. Doch da war er ärgerlich und angespannt gewesen, und ihn hatten zu viele andere Dinge beschäftigt. Nabils Braut einzusammeln war eine weitere Angelegenheit gewesen, auf deren Erledigung er gut hätte verzichten können. Die Herzprobleme seines Vaters und der Verdacht, sie seien von dem Stress ausgelöst worden, den der Verlust des ältesten Sohnes und Erben bedeutete, hatten das Fass zum Überlaufen gebracht. Er kam um die Tatsache nicht herum, dass sein Bruder vielleicht noch leben könnte, hätte er dessen Forderung nicht nachgegeben, ohne Sicherheitsbeauftragte unterwegs sein zu wollen.

Jetzt fühlte er sich anders. Es hing nicht nur damit zusammen, dass Clementina wie versprochen zurückgekehrt war. Eine Clementina, die ruhiger und würdevoller wirkte als die widerspenstige junge Frau, die ihm am Tag zuvor die Tür geöffnet und sich dann heimlich abgesetzt hatte.

Eine innere Stimme hatte ihm gesagt, er solle ihr den erbetenen Aufschub gewähren. Der Peilsender an ihrem Auto hatte ihm dann verraten, dass sie nach Lilac Close gefahren war. Und ein paar dezente Nachforschungen hatten ergeben, dass sie mit den Eltern befreundet war, die gerade den Geburtstag ihres kleinen Sohnes feierten. Schließlich hatte er entschieden, ihrem Wunsch zu entsprechen, und sich geduldet.

Nachdem sie das Cottage betreten hatte, hatte sich irgendetwas in ihm verändert. Etwas, das ihn nervös machte und mit dem er sich lieber nicht näher befasste. Es galt, den Job zu erledigen und eine Prinzessin zu ihrem Bräutigam zu bringen und seinem Vater zumindest diesbezüglich Ruhe zu verschaffen. Deshalb mussten sie jetzt auch unbedingt aufbrechen.

Das würde allerdings schwierig werden, wie Karim wenig später feststellen musste. Clementinas altes Auto streikte. Bei jedem Startversuch stotterte der Motor zunächst und setzte danach röchelnd aus.

„Gibt’s ein Problem?“ Clementina war nach draußen gekommen.

„Das kann man wohl sagen.“ Erneut drehte Karim vergeblich den Schlüssel im Zündschloss. „Der Motor springt nicht an.“

„Vielleicht haben wir Erfolg, wenn ich mich ans Steuer setze und du den Wagen anschiebst …“

„Probieren wir es.“

„Okay.“ Sie trat beiseite, damit er die Tür öffnen konnte – und rutschte prompt auf einer Eisplatte aus, die unter dem Schnee verborgen war. Vergebens versuchte sie, die Balance zu halten. Sie knickte jedoch mit einem Fuß um und landete mit einem Aufschrei in einer Schneeverwehung.

4. KAPITEL

Sofort war Karim bei ihr. „Clementina, hast du dir etwas getan?“, fragte er besorgt, als sie sich aufrappeln wollte, dann aber leise aufstöhnend liegen blieb.

„Mein Knöchel …“ Sie biss sich heftig auf die Lippe und zeigte auf ihren rechten Fuß. „Ich habe ihn mir verknackst.“

Behutsam tastete er ihr Bein ab. Äußerlich war keine Verletzung zu sehen. Doch die Berührung ließ seine Nerven vibrieren.

„Kannst du aufstehen?“ Seine Stimme klang rau.

Clementina blickte ihn erst vorwurfsvoll an und dann trotzig. „Ich kann es versuchen.“

Sie ignorierte seine ausgestreckte Hand und stützte sich stattdessen am Auto ab. Nachdem sie sich aufgerichtet und den rechten Fuß ein wenig belastet hatte, stöhnte sie erneut auf.

„Okay.“ Schon hob Karim sie auf die Arme. „Ich bringe dich ins Haus.“

Er spürte, wie sie sich sogleich versteifte. Als sie aber erkannte, dass sie ohne seine Hilfe nicht ins Cottage gelangen würde, wurde ihre Körperhaltung lockerer.

Karim war froh, dass er aufpassen musste, wohin er trat. Das lenkte ihn ein wenig davon ab, wie warm und weich sie sich anfühlte und wie verführerisch sie duftete. Als er sie schließlich im Wohnzimmer auf die Couch legte, war er erleichtert. Nicht, weil sie zu schwer für ihn gewesen war. Er hatte schon ganz andere Lasten über weitaus größere Entfernungen getragen. Doch noch nie hatte er dabei einen so schnellen Herzschlag gehabt und danach geatmet, als hätte er einen Marathonlauf hinter sich.

„Ich ziehe dir jetzt am besten die Schuhe aus.“

Wie gut, dass es dort unten keinen sichtbaren Pulsschlag gibt, dachte Clementina, als er ihr zunächst den linken Sneaker abstreifte. Sonst würde er sehen, was seine Nähe und seine warmen Hände bei ihr bewirkten. Jeder einzelne Nerv in ihrem Körper schien zu vibrieren.

Nachdem er sie draußen hochgehoben hatte, hatte sie sich unglaublich beschützt gefühlt. An seine muskulöse Brust geschmiegt von ihm festgehalten zu werden, war ihr wie die schönste Umarmung vorgekommen, die sie je erlebt hatte.

Ihr war wohlig warm gewesen. Doch jetzt wurde ihr abwechselnd heiß und kalt, als hätte sie Fieber. Das Blut pulsierte heftig in ihren Adern, und ihr Körper, über den sie keine Kontrolle mehr zu haben schien, spielte verrückt. So etwas hatte sie noch nie empfunden. Beunruhigt und bestürzt, setzte sie sich auf.

„Ich kann es selbst“, erklärte sie, um sich Karims Berührungen zu entziehen, und plötzlich kam sie sich verloren und beraubt vor. Sie sehnte sich nach seinen warmen Händen – und nach viel mehr. Schnell beugte sie sich vor und zog den anderen Schuh aus. Ihr Herz klopfte dabei wie verrückt, und sie atmete schwer.

„Ist alles so weit in Ordnung?“

Offenbar deutete er ihr schweres Atmen falsch, was ihr sehr recht war, oder? „Ja, ist es.“ Wirklich überzeugend klang ihre Antwort jedoch nicht. Also ließ sie den Sneaker mit einem leisen Aufstöhnen auf den Boden fallen. „Möglicherweise habe ich mir den Knöchel verstaucht … Er ist jedenfalls geschwollen.“ Das hätte sie besser nicht gesagt, denn jetzt tastete er ihren Fuß vorsichtig ab. „Ich glaube …“ Auch zu reden war ein Fehler gewesen, weil er sie nun mit seinen faszinierenden dunklen Augen mit den dichten schwarzen Wimpern anblickte.

„Was glaubst du?“

Seine Stimme klang rau, und seine Lippen glänzten feucht, denn er hatte sie gerade mit der Zunge benetzt. Hatte er vielleicht wie sie eine trockene Kehle und Schwierigkeiten beim Sprechen?

„Man sollte ihn vielleicht kühlen, damit die Schwellung zurückgeht.“

„Das ist eine gute Idee.“ Schon richtete Karim sich auf. „Dann können wir vielleicht wirklich in die Gänge kommen und von hier verschwinden.“

Musste er es so betonen, dass für ihn nur zählte, schnellstens von hier aufzubrechen?

Wieso habe ich überhaupt gedacht, dass er möglicherweise ähnlich auf mich reagiert wie ich auf ihn? fragte sie sich. Was für eine törichte Idee.

Was sollte Kronprinz Karim Al Khalifa an einer Person wie ihr finden? An einer Frau, die abgewetzte Jeans und einen alten Pullover trug, die nicht geschminkt und kunstvoll frisiert war und lieber las und Museen besuchte als Klubs und Bars? Außerdem merkte man ihr die Unerfahrenheit mit dem anderen Geschlecht sicher sofort an.

Ein Mann wie Karim umgab sich bestimmt nur mit eleganten, glamourösen Frauen. Er war wie Nabil, der bereits mit attraktiven Models und Schauspielerinnen gesehen worden war, denn im Gegensatz zu ihr durfte er sich amüsieren, ehe er die arrangierte Ehe einging.

„Erbsen“, sagte Clementina unvermittelt. Ihre hässlichen Gedanken ließen ihr keinen Spielraum, um sich in ganzen Sätzen auszudrücken. „Im Tiefkühler.“ Sie deutete zur Küche und war froh, als Karim sich abwandte. Das gab ihr Zeit, um sich hoffentlich wieder fangen zu können.

„Einen Beutel mit gefrorenen Erbsen auf den Knöchel zu legen könnte helfen“, rief sie, als er die Gefriertruhe bereits geöffnet hatte. „Sofern ich überhaupt welche habe.“ Plötzlich schoss ihr etwas durch den Kopf, und sie musste lachen.

„Was ist?“

Er klang nicht mehr so gereizt wie zuvor, sondern sogar ein wenig warmherzig. Oder bildete sie es sich bloß ein, weil sie es sich wünschte? „Ich lasse dich nach Erbsen suchen, wo draußen doch jede Menge Schnee und Eis ist. Kannst du nicht etwas davon einfach in eine Plastiktüte füllen, und ich kühle meinen Knöchel damit?“

„Das könnte funktionieren“, erwiderte Karim und entdeckte dann einen Beutel mit Erbsen. Schon holte er ihn heraus. „Deine Vorräte sind ja alles andere als üppig“, stellte er fest.

„Ich brauche sie gerade aufgrund meiner Abreise nach Rhastaan auf … Autsch!“, stieß sie unwillkürlich hervor, als er ihr den Beutel unsanft auf den Fuß packte.

„Hat es wehgetan?“

Sie schüttelte den Kopf, denn sie wollte nicht, dass er ihn wegnahm und sie dabei seine warmen Finger spürte. „Es war nur die plötzliche Kälte. Das Kühlen hilft bestimmt.“

„Besser wäre es, denn wir müssen schnellstens von hier weg.“

Clementina war, als hätten die wenigen Sekunden, die er in der Gefriertruhe herumgewühlt hatte, genügt, um die Kälte auf ihn zu übertragen. Wahrscheinlicher aber war wohl, dass sie einem Wunschdenken erlegen war und sich bloß eingebildet hatte, dass Karims Ton zuvor noch warmherzig gewesen war.

„Hast du immer noch vor, heute aufzubrechen? Das ist verrückt. Hast du je versucht, bei solchen Wetterbedingungen zu fahren?“

„Ich habe eine Zeitlang in Europa gelebt und bin dort auch Auto gefahren.“

Aber nicht bei einem solchen Schneetreiben, gestand er sich ein. Unter normalen Umständen würde er bleiben, wo er war. Nur waren die Umstände anders. Nichts war an der Situation normal, in die er gebracht worden war. Zunächst von seinem Vater, dann von Nabil und jetzt von Clementina. Auch seine Reaktion auf sie, diese heftige Begierde, die sie in ihm auslöste, war alles andere als normal.

Karim richtete sich auf und wandte sich zum Stuhl, um seine Jacke zu nehmen und anzuziehen. Er konnte es nicht ertragen, zu sehen, wie Clementina sich beunruhigt auf die Lippe biss. Auch wirkte der Ausdruck von Verletzbarkeit, der sich eben in ihren Augen gespiegelt hatte, noch in ihm nach. Clementina brachte seine Selbstbeherrschung gefährlich ins Wanken.

Zwischen uns darf und wird sich nichts abspielen, ermahnte er sich energisch, als er auf die Haustür zuging. Er war schon lange nicht mehr mit einer Frau zusammen gewesen. Es hing damit zusammen, dass sein Leben in den letzten sechs Monaten auf den Kopf gestellt worden war.

Karim trat hinaus in das heftige Schneegestöber. Es dürfte denselben Effekt wie eine kalte Dusche haben und mich abkühlen, was ich dringend nötig habe, dachte er, während er auf Clementinas Wagen zuging. Hoffentlich gelang es ihm, ihn wieder flottzumachen.

Wann kommt er denn endlich zurück? fragte sich Clementina. Seit Karim verschwunden und die Tür laut hinter ihm ins Schloss gefallen war, hatte eine Unruhe sie erfasst.

Es war inzwischen dunkel. Als sie jedoch vom Sofa hatte aufstehen wollen, um mehr Lampen einzuschalten, hatte der Schmerz in ihrem rechten Fuß sie aufstöhnend wieder zurücksinken lassen. Langsam wurde ihr auch kalt, denn die Raumtemperatur war zu niedrig, wenn man sich nicht bewegte.

Nach einer gefühlten Ewigkeit ging die Haustür schließlich auf. „Endlich“, stieß Clementina hervor.

Karim glich bei seinem Eintreten eher einem wandelnden Schneemann als einem Menschen. Auf der Matte klopfte er sich die nassen Flocken von der Kleidung und stampfte mit den Füßen auf.

„Brechen wir auf?“ Sie nahm den Beutel mit den inzwischen angetauten Erbsen von ihrem Fuß. Bei dem Gedanken an das neue, ganz und gar nicht verlockende Leben, in das Karim sie bringen würde, krampfte sich ihr Magen zusammen. Schicksalsergeben seufzte sie und setzte sich gerade auf. „Soll ich meine Jacke holen?“

„Nein“, antwortete Karim grimmig und schloss energisch die Haustür.

„Aber ich dachte …“

„Lass das Denken!“ Er zog die Jacke aus und hängte sie an die Garderobe, ehe er ins Wohnzimmer kam. „Und sag nichts weiter. Es sei denn, du hast eine Idee, wie wir die Schrottlaube, die du Auto nennst, ein paar Meter von der Stelle bewegen können.“

„Das ist keine Schrottlaube.“ Clementina funkelte ihn wütend an. Ihr Wagen war zwar alt und verbeult, aber er hatte ihr treu gedient und ihr Freiheit geschenkt. „Wir können nicht alle einen neuen SUV fahren …“

„Du schon, wärst du bei deinem Vater oder in Rhastaan geblieben …“

Ob mein zukünftiger Mann mir überhaupt zu fahren erlaubt? schoss es ihr durch den Kopf. Nabil war jung, jedoch auch traditionsbewusst. Womöglich bestand er darauf, dass seine Frau im Palast blieb und ihn nur gemeinsam mit ihm verließ oder mit einer Eskorte. Während der Regentschaft seines verstorbenen Vaters hatten die Frauen in Rhastaan nicht am Steuer sitzen dürfen. Ob sich das inzwischen geändert hatte?

„Jetzt frage ich mich …“ Sie schwieg unvermittelt, als ihr ein beunruhigender Gedanke kam. „Mein Auto rührt sich also nicht von der Stelle?“

Autor

Kate Walker
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