Süße Versuchung - 4 Liebesromane zum Anbeißen

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SINNLICH UND VERBOTEN SÜß von CHRSTINE RIMMER

Was für ein Po! Lizzie entdeckt neue Seiten an ihrem Boss, seit sie gekündigt hat, um sich den Traum von der eigenen Konditorei zu erfüllen. Der Ölbaron tut alles, um sie zu halten – und flirtet plötzlich heiß mit ihr. Nur sein Singledasein aufgeben, das will er nicht …

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SEXY, SÜß – ZUM ANBEIßEN von BRENDA JACKSON

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  • Erscheinungstag 14.11.2024
  • ISBN / Artikelnummer 9783751536110
  • Seitenanzahl 475
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Christine Rimmer

Sinnlich und verboten süß

1. KAPITEL

„Tu mir das nicht an. Du weißt, dass ich ohne dich nicht leben kann.“

Wie macht er das nur? fragte sich Lizzie Landry, deren Entschluss sofort ins Wanken geriet. Gleichzeitig dachte sie, dass er ohne sie wirklich verloren wäre. Sie rief sich zur Ordnung. Was war ihr Problem? Nach fünf Jahren, die sie mit Ethan Traub verbracht hatte, sollte sie immun sein gegen seinen überwältigenden Charme und seine schamlosen Schmeicheleien. Und das war sie auch. Meistens. Es war nur so, dass sie es hasste, ihn allein zu lassen, wenn er sie brauchte. Was er ständig tat. Aber sie musste stark sein. Die Trennung war unausweichlich.

Sie hielt dem samtweichen Ausdruck in seinen dunklen Augen stand und sah ihn sehr streng und entschieden an. „Du hältst mich seit Monaten hin. Diesmal funktioniert das nicht. Wir müssen darüber reden.“

Seine Miene verfinsterte sich. „Es gibt nichts zu bereden. Du kommst mit mir nach Montana. Wenn du immer noch unglücklich mit …“

„Ich bin nicht unglücklich“, unterbrach Lizzie ihn. „Es ist nach wie vor wundervoll, für dich zu arbeiten. Wenn ich noch immer für jemanden arbeiten müsste, dann für dich.“

„Großartig. Dann haben wir kein Problem. Du kannst weiterhin für mich arbeiten.“

„Nein. Ich will zukünftig mein eigener Chef sein. Das war schon lange mein Ziel. Und du weißt, dass ich mich selbstständig machen möchte, weil ich es dir immer wieder gesagt habe. Zwei Wochen Kündigungsfrist. Das halte ich für fair.“

„Zwei Wochen!“ Aufgebracht stand Ethan auf und stützte sich mit den Händen auf seinen Schreibtisch. Er war ein eins sechsundachtzig großer und imposanter Texaner, der umwerfend gut aussah. „Das kommt nicht infrage. Du brauchst länger als zwei Wochen, um einen Ersatz für dich zu finden. Und da wir am Donnerstag abreisen, kannst du dich nicht auf die Suche machen.“

„Ich habe dir doch gesagt, dass ich nicht mit nach …“

„Oh, doch“, schnitt er ihr das Wort ab. „Du kommst mit. Aus vielen Gründen.“

Lizzie unterdrückte ein Stöhnen. „Bitte, zähle sie nicht auf. Ich habe sie alle gehört.“

„Und jetzt hörst du sie dir noch einmal an.“

Erneut erklärte Ethan ihr, dass er ohne sie nicht zurechtkäme und sie zu diesem Zeitpunkt unmöglich kündigen konnte. „Du weißt, dass ich Zeit brauche. Es wird nicht einfach sein, eine neue Assistentin zu finden, die so gut ist wie du. Jemand, der rundum flexibel, gescheit und tüchtig ist. Jemand, der Ruhe ausstrahlt, mit dem man aber auch Spaß haben kann. Jemand, der in der Lage ist, das Büro zu managen und das Haus …“

Und so weiter. Ja, Lizzie war geschmeichelt gewesen, als er ihr all das zum ersten Mal gesagt hatte. Doch nachdem sie monatelang vergeblich versucht hatte, ihm klarzumachen, dass sie sich neu orientieren wollte, langweilte sie seine Lobeshymne. Dennoch ließ sie ihn ausreden. „Montana ist nichts für mich“, erinnerte sie ihn dann erneut. „Ich bin in Midland geboren, eine waschechte Texanerin. Und ich bleibe hier und eröffne wie geplant meine Patisserie. Du musst dich an diese Vorstellung gewöhnen. Denn du änderst meine Meinung nicht. Diesmal nicht.“

„Traub Oil Industries braucht dich.“

„TOI konnte über dreißig Jahre lang sehr gut auf mich verzichten.“

„In Ordnung.“ Ethan richtete sich zu seiner vollen Größe auf. „ Ich brauche dich.“

Sie saß noch immer auf dem Stuhl auf der anderen Seite des Schreibtischs und erwog aufzustehen. Schließlich war sie nur acht Zentimeter kleiner als er. Dann müsste sie nicht länger zu ihm aufschauen. Aber sie konzentrierte sich darauf, ruhig und entschlossen zu wirken. „Du brauchst mich nicht. Nicht wirklich. Du wirst gut zurechtkommen.“

Er schüttelte den Kopf. „Lizzie, Lizzie, Lizzie …“ Mit einem schweren Seufzer setzte er sich wieder. „Wie wäre es mit einer Bonuszahlung? Bleib ein bisschen länger. Dann hast du mehr Geld in der Tasche, wenn du gehst.“

Frage nicht nach der Summe, sagte sie sich streng. Aber sie war schon mal völlig pleite gewesen – eine Erfahrung, die sie unter keinen Umständen wiederholen wollte. „Wie hoch ist der Bonus?“

Ethan nannte ihr einen unglaublich hohen Betrag.

Sie schnappte nach Luft. „Das ist ein Scherz.“

„Nein, mein voller Ernst.“

Jetzt geriet ihr Entschluss tatsächlich ins Wanken. Zudem hatte sie ein schlechtes Gewissen. Er hatte große Pläne, die er in Montana umsetzen wollte. Vielleicht sollte sie zumindest noch so lange bei ihm bleiben. Sie bemerkte das Glitzern in seinen Augen. Offenbar war ihm bewusst, dass er sie geködert hatte.

„Überleg es dir, Lizzie. Du weißt, dass die Anlaufkosten für ein Unternehmen fast unweigerlich höher ausfallen, als man kalkuliert hat. Du könntest ein dickeres Finanzpolster brauchen.“

Da hatte er zweifellos recht. „Wie lange müsste ich bleiben?“

Ethan zuckte die Schultern. „Oh, ein paar Monate länger sollten reichen.“

„Ein paar Monate? Drei Monate, meinst du?“ Jetzt machte sie ein finsteres Gesicht.

„Überleg es dir einfach. Um mehr bitte ich dich nicht. Wir reden später weiter.“

„Aber ich …“

Er sah demonstrativ auf seine Rolex. „Mann, wie die Zeit verfliegt …“

„Ethan …“

„Ich habe in fünf Minuten ein Meeting mit Jamison. Du hättest mich daran erinnern sollen.“

„Nur noch einen Moment“, wandte Lizzie verzweifelt ein. „Lass uns nur das noch klären.“

„Ich kann jetzt nicht. Tut mir leid.“

„Ethan …“

Er stand bereits auf. „Denk über mein Angebot nach.“

„Aber ich habe darüber nachgedacht und …“

„Ich muss jetzt wirklich los.“ Eilig verließ er das Büro.

Lizzie sank in sich zusammen. Aber nur für einen Moment – dann straffte sie die Schultern und strich sich die dunkelblonden Haare glatt, die selbst in der relativ niedrigen Luftfeuchtigkeit im Westen Texas’ dazu neigten, sich zu kräuseln. Nein, sie würde nicht aufgeben. Ethan würde heute ihre Kündigung bekommen, so oder so. Am besten schriftlich. Dann bliebe ihm keine andere Wahl, als das Unvermeidliche zu akzeptieren.

Doch das brachte sie einfach nicht übers Herz. Ethan war nicht nur ihr Chef, sondern auch ein echter Freund. Er war für sie da gewesen, als sie am meisten auf Hilfe und Unterstützung angewiesen gewesen war. Sie würde ihn schon noch zu fassen bekommen. Schließlich wohnte sie bei ihm. Er musste irgendwann nach Hause kommen – ganz egal, wie sehr er versuchte, ihr aus dem Weg zu gehen.

Das Meeting mit Roger Jamison verlief zu Ethans Zufriedenheit. Roger hielte in Midland die Stellung, während er in Montana war. Später, wenn alles wie geplant liefe, würde er ihn offiziell zu seinem Nachfolger als Leiter der Finanzabteilung bei TOI ernennen.

Danach hätte er in sein Büro zurückkehren können. Aber da ihm klar war, dass Lizzie an ihrem Schreibtisch vor seiner Tür auf ihn wartete, um weiter mit ihm über ihre Kündigung zu reden, ging er stattdessen eine Stunde früher zum Golfklub. Dort war er mit seinem Stiefvater Pete Wexler zum Mittagessen verabredet. Er setzte sich auf der Terrasse vor dem Klubhaus in die Sonne und genoss das schöne Wetter Ende Mai.

Pete tauchte einige Minuten früher auf und umarmte Ethan. „Ich freue mich, dass wir einmal ungestört miteinander reden können. Gehen wir nach drinnen?“ Nachdem sie sich etwas zu essen bestellt hatten, meinte er: „Donnerstag fährst du also.“

„Richtig.“

„Deine Mutter und ich versuchen, uns am Freitag auf den Weg zu machen. Es ist uns beiden wichtig, bei der Hochzeit deines Bruders dabei zu sein.“ Corey, der Drittälteste der sechs Geschwister, heiratete am Samstag. Zusammen mit seiner Braut Erin ließ er sich in Thunder Canyon nieder, einer tollen kleinen Stadt in den Bergen nahe Bozeman. Einige Cousins der Brüder lebten bereits in dieser Gegend, und auch Dillon, der Erstgeborene und Arzt in der Familie, war dorthin gezogen. „Deine jüngeren Geschwister Jackson, Jason und Rose kommen auch zur Hochzeit“, fuhr Pete fort. „Die ganze Familie wird da sein.“

Ethan dachte daran, dass er mindestens zwanzig Jahre gebraucht hatte, um diesen Mann als Stiefvater zu akzeptieren. Obwohl Pete ein freundlicher, großherziger Mensch und seiner Mom jetzt seit sechsundzwanzig Jahren ein guter Ehemann war. Doch er hatte es Pete lange verübelt, nicht Charles Traub zu sein. Sein Dad war schon in jungen Jahren Millionär gewesen, ein echter Selfmademan. Vor achtundzwanzig Jahren hatte er auf einer Bohrinsel den Tod gefunden; Ethan war damals neun Jahre alt gewesen.

Als Pete im letzten Jahr einen Herzinfarkt erlitten hatte, war Ethan und seinen Geschwistern noch deutlicher bewusst geworden, wie viel ihnen ihr Stiefvater bedeutete. Glücklicherweise hatte er sich inzwischen wieder völlig erholt und achtete mehr auf seine Gesundheit. Obwohl er und Ethans Mom daran gedacht hatten, sich zur Ruhe zu setzen, ging es ihm wieder so gut, dass er weiterhin gemeinsam mit seiner Frau Claudia TOI leitete: Pete als Vorstandsvorsitzender und Claudia als Geschäftsführerin.

Ethan wusste, dass die beiden auf ihn angewiesen waren. Aber er hatte es satt, darauf zu warten, der Chef zu sein. Und er war viel risikofreudiger und abenteuerlustiger als seine Mutter und Pete. Er hatte sein Leben TOI gewidmet, sich von Grund auf in das Unternehmen eingearbeitet und war jetzt seit sechs Jahren Leiter der Finanzabteilung. Das reichte. Er brauchte eine neue Herausforderung. Um ein neues Geschäftsfeld zu erschließen, machte er die Geschäftsreise nach Montana.

Beim Essen kam Pete dann auf das Resort zu sprechen. Dillon und Corey hatten TOI dazu gedrängt, Kapital in die Ferienanlage in Thunder Canyon zu investieren. „Was das Thunder Canyon Resort angeht, haben deine Mom und ich uns alle Unterlagen angesehen, die deine Brüder zusammengestellt haben. Wollen wir wirklich Geld in eine Ferienanlage stecken, die rote Zahlen schreibt?“

„Nun komm schon. Tatsächlich haben sich die Umsatzzahlen im letzten Jahr verbessert. Und sie haben McFarlane House Hotels dazu gebracht, Geld zu investieren. Ich bin in Kontakt mit dem stellvertretenden Geschäftsführer Connor McFarlane. Ihm liegt viel am Erfolg des Resorts. Nächste Woche treffen wir uns in Thunder Canyon zu einem ausführlichen Gespräch.“

„Gut.“

„Die Besitzer des Resorts haben einige Umstellungen vorgenommen und unternehmen alle nötigen Schritte, um die Ferienanlage einem breiteren Kreis von Gästen zugänglich zu machen, ohne dabei den Ruf als Luxusresort zu opfern“, argumentierte Ethan.

„Ich sehe nur keinen Grund dazu, sich übereilt auf irgendetwas einzulassen.“

„Das tun wir nicht. Entspann dich. Ich sehe mir noch einmal gründlich die Bücher an, treffe mich mit dem Generalmanager und nehme jeden Quadratmeter der gesamten Anlage persönlich in Augenschein, bevor wir eine Entscheidung fällen.“

Pete nickte. „Das weiß ich.“ Dann fing er an, über Ethans Plan zu sprechen, in Montana Schieferöl zu gewinnen, was sehr kostenintensiv war.

Ethan kannte die Bedenken seines Stiefvaters inzwischen auswendig und wies ihn geduldig auf die ständig steigenden Ölpreise und die wenigen Ölreserven auf der Welt hin. Zudem wurde die Technologie zur Ölgewinnung fortlaufend verbessert. TOI würde einen Fehler machen, wenn es hinter diesen Entwicklungen zurückbliebe.

Schließlich gingen Pete die Einwände aus. Nach dem Essen verabschiedeten sie sich auf dem Parkplatz vor dem Klubhaus, wo er Ethan erneut umarmte. „Ich – und deine Mutter natürlich – lieben dich und wünschen uns, dich für immer hier in Midland halten zu können. Aber uns ist auch bewusst, dass du zu neuen Ufern aufbrechen musst. Und dafür bewundern wir dich sehr.“

Er lächelte seinen Stiefvater liebevoll an. „Danke, Pete. Wir sehen uns bei der Aufsichtsratssitzung.“ Er kehrte zu seinem Büro zurück.

Im Vorzimmer wartete Lizzie bereits auf ihn. Sie stand auf, als er näher kam, und versuchte, seine Aufmerksamkeit zu erringen. „Ethan, ich …“

„Nicht jetzt, bitte. Ich muss einige dringende Anrufe erledigen.“

„Aber …“

„Später. Bald.“ Er betrat sein Büro und machte schnell die Tür hinter sich zu. Die nächsten Stunden verbrachte er damit, Telefonnachrichten und E-Mails durchzugehen und zu beantworten und so weit wie möglich Ordnung auf seinem Schreibtisch zu schaffen, weil er – und Lizzie, auch wenn sie jetzt noch nicht bereit war, es zuzugeben – sich am frühen Donnerstagmorgen auf den Weg nach Thunder Canyon machen würden.

Die Aufsichtsratssitzung fand im Konferenzraum statt. Also musste er erneut das Vorzimmer passieren. Er wartete, bis Lizzie ihn telefonisch an den Termin erinnern musste, und lief dann hastig an ihrem Schreibtisch vorbei. „Notiere die Anrufe, die noch hereinkommen. Ich kümmere mich dann morgen darum“, rief er ihr noch zu.

Sie sah nicht einmal auf. Denn sie wusste, dass es an diesem Tag keine Gelegenheit mehr gäbe, das unangenehme Thema zu besprechen.

Mit dem Dinner dauerte die Sitzung bis kurz nach acht Uhr abends. Da Lizzie sowohl seine persönliche Assistentin als auch seine Haushälterin war, wohnte sie bei ihm. Ethan war sicher, dass sie jetzt dort auf ihn wartete. Er rief ein paar Freunde an, um sich mit ihnen auf ein Bier zu verabreden. Anschließend lud einer seiner Kumpel die anderen noch auf einen Absacker zu sich nach Hause ein. Um kurz nach zwei bog Ethan schließlich in die Einfahrt zu seinem Haus ein. Alles wirkte ruhig. Nur die Außenbeleuchtung war eingeschaltet. Offensichtlich hatte Lizzie es aufgegeben, ihm aufzulauern, und war ins Bett gegangen. Fantastisch.

Von der Garage aus betrat er möglichst leise den Hauswirtschaftsraum. Denn Lizzies Zimmer lagen nicht weit entfernt im hinteren Teil des Hauses. Im dunklen, ruhigen Haus duftete es nach Muffins. Ihm lief das Wasser im Mund zusammen. Vielleicht waren es Blaubeermuffins. Er liebte Lizzies Blaubeermuffins. Auf Zehenspitzen schlich er zur Küche. Kurz bevor er den Raum betrat, ging darin das Licht an. Irritiert blinzelte er. „Lizzie, was zum Teufel soll das?“

„Ethan, hier bist du.“ Sie trug einen altmodischen, schlabberigen Frotteebademantel und machte ein sehr geduldiges Gesicht. „Ich hatte mich schon gefragt, ob du jemals wieder nach Hause kommst. Du machst dich allmählich lächerlich. Das ist dir klar, oder?“

Hinter ihr auf der Theke entdeckte er die verführerisch aussehenden Muffins. „Sind das Blaubeermuffins?“

Sie nickte, trat aber nicht zur Seite, damit er sich einen Muffin nehmen konnte. „Wir müssen reden. Willst du einen Kaffee?“

Er wusste, dass sie entschlossen war, ihn zu verlassen. Sie hatte einen Traum, den sie unbedingt verwirklichen wollte. Und ihm gingen die Ideen aus, wie er sie daran hindern konnte. „Ich hätte dich nicht so gut bezahlen sollen. Du hast zu schnell zu viel Geld gespart.“

Lizzie zuckte die Schultern. „Du konntest nicht anders. Du bist ein großzügiger Mann.“ Sie sah auf ihre Füße. Ihre Pantoffel waren aus demselben dunkelblauen Frotteestoff wie der Bademantel. „Du warst so gut zu mir. Als mein Vater gestorben ist … Ich weiß nicht, was ich ohne dich getan hätte.“ Langsam hob sie den Kopf, und sie sahen sich an.

Ethan gab nach. „In Ordnung. Kaffee.“

Sie brühte koffeinfreien Kaffee auf, obwohl er kein Fan davon war. Denn sie wusste, dass er sonst nicht schlafen konnte.

Das war es, was Lizzie so besonders machte. Sie wusste, was er wollte – und was er brauchte –, ohne dass er es ihr sagen musste. Er nahm sich einen Muffin und setzte sich an den Tisch. Sie brachte ihm eine Tasse Kaffee und stellte sie vor ihn auf den Tisch. Er wartete, bis sie sich ihm gegenüber gesetzt hatte, bevor er in den goldgelb gebackenen Muffin biss. Es schmeckte köstlich. Die Muffins sorgten genau wie ihre selbstgebackenen Kekse, Kuchen, Torten und Brote immer dafür, dass er sich gut fühlte. Zufrieden und glücklich mit sich und der Welt. Zu Hause. Ja, das war es. Sie vermittelte ihm das Gefühl, zu Hause zu sein.

„Ich habe über den Bonus nachgedacht, den du mir angeboten hast.“

„Bleib noch drei Monate bei mir, dann gehört er dir.“

Sie schüttelte den Kopf. „Das ist einfach zu lange.“

„Dann zwei Monate.“ Ethan sah sie fast flehentlich an. „Zwei Monate, Lizzie. Du musst mir ein wenig Zeit geben.“ Ein wenig Zeit. Wem wollte er etwas vormachen? Es gab nur eine Lizzie. Sie ermöglichte es ihm, das Leben zu führen, das ihm gefiel. Ein Leben ohne Verpflichtungen und Bedingungen. Er arbeitete und feierte viel, und wenn er nach Hause kam, war niemand da, der an ihm herumnörgelte. Ihn erwartete nur der süße Duft von irgendeinem Gebäck im Ofen. Und Lizzie, die ihm einen Schlummertrunk oder eine Tasse koffeinfreien Kaffee und einen köstlichen Blaubeermuffin anbot.

Er musste sie nicht nur von der Kündigung abhalten, sondern auch einen Weg finden, ihr den Traum von der eigenen Konditorei ein für allemal auszureden. Er wollte, dass sie weiterhin für ihn arbeitete und als beste Freundin bei ihm im Haus wohnte.

Lizzie entging nicht viel. Sie betrachtete ihn mit großem Argwohn. „Was heckst du aus?“

Ethan setzte ein völlig harmloses Gesicht auf. „Es wird Spaß machen, in Montana zu sein. Eine Ortsveränderung tut gut.“

„Ach, ja?“, meinte sie skeptisch. „Wie wahrscheinlich ist es denn, dass du dein Büro dorthin verlegst?“

„Sehr wahrscheinlich.“ Das hoffte er jedenfalls. „Ich habe Familie dort. Zwei Brüder. Cousins. Und meine Schwester und meine anderen Brüder haben angedeutet, dass sie vielleicht auch dorthin ziehen. Und ich habe in Thunder Canyon ein Haus gefunden“, erinnerte er sie.

„Du meinst, du hast mich beauftragt, dort ein Haus für dich zu finden.“

„Richtig. Und du hast einen tollen Job gemacht.“ Zumindest den Fotos im Internet nach zu urteilen, die sie ihm gezeigt hatte. Denn weder er noch sie waren bisher tatsächlich dort gewesen.

Lizzie warf ihm diesen Blick zu, mit dem sie ihn wissen ließ, dass sie nicht auf seine Schmeicheleien hereinfiel. „Ich mache dir einen Vorschlag: Du gehst nach Montana. Ich bleibe hier. Während du weg bist, engagiere ich meine Nachfolgerin und arbeite sie ein.“

„Vergiss es.“ Er biss erneut in den sagenhaft guten Muffin. „Ich habe meine Meinung geändert. Ich will, dass du zwei Monate in Montana bleibst. Danach suche ich mir selbst eine Assistentin.“

„Montana.“ Sie rümpfte die Nase.

„Sieh es dir doch erst einmal an. Viele träumen davon, Thunder Canyon in den Bergen zu ihrer Heimatstadt zu machen. Und die Landschaft ist spektakulär.“ Als sie ihn nur traurig ansah, erinnerte Ethan sie: „Ich zahle dir einen gigantischen Bonus für nur zwei Monate mehr.“

„Zwei Monate und keinen Tag länger. Dann ist endgültig Schluss. Akzeptierst du das?“

„Absolut“, log er.

„Gut“, stimmte Lizzie schließlich zu.

„Abgemacht.“ Er steckte sich den Rest des Muffins in den Mund und streckte ihr die Hand hin. Während sie sich die Hände schüttelten, bemühte er sich, sein inneres Grinsen zu verbergen. Sie würde ihn auf keinen Fall verlassen. Er brauchte nur mehr Zeit, um sie zum Bleiben zu bewegen. Zwei Monate in Thunder Canyon sollten dafür reichen.

Am Donnerstagnachmittag parkte Ethan seinen Leihwagen, einen SUV, am Rand der Main Street in Thunder Canyon. Die Sonne schien. Die Luft war klar und frisch. In der Entfernung ragten schneebedeckte Berggipfel in den blauen Himmel Montanas. Er hatte vor, die paar Minuten bis zum „Hitching Post“, einer Institution in Thunder Canyon, zu laufen. Das Lokal, das eine Mischung aus Kneipe und Restaurant war, gab es seit über hundert Jahren.

Aber nur einige Meter weiter entdeckte er seine Schwägerin Erika, die in das Schaufenster eines der Geschäfte starrte. Neben ihr stand Erin. Die zukünftige Braut seines Bruders Corey ließ den Kopf hängen. Als er näher kam, hörte er ihrer Stimme an, dass sie nur mühsam die Tränen unterdrückte.

„Ich kann es nicht glauben. Ich habe gestern mit ihm geredet …“

Erika starrte noch angestrengter durch das Schaufenster in das Geschäft. „Das tut mir so leid für dich. Offensichtlich ist niemand da. Und alle Glasvitrinen sind leer.“

Erin stöhnte. „Was soll ich jetzt nur machen? Die Hochzeit ist am Samstag.“

„Ich kann nicht glauben, dass er einfach so verschwindet.“ Erika drehte sich um und bemerkte, dass Ethan nur zwei Meter entfernt von ihnen stand und darauf wartete, entdeckt zu werden. „He, ich wusste nicht, dass du schon in der Stadt bist.“

Er nickte. „Seit einer Stunde. Meine Assistentin hat mich aus dem Haus gescheucht. Sie mag es nicht, wenn ich ihr beim Auspacken im Weg herumstehe. Aber was ist mit euch? Ist etwas schiefgegangen?“

Mit dem Daumen deutete Erin auf das Schild an der verglasten Tür der Bäckerei „La Boulangerie“, auf dem stand: „Auf unbestimmte Zeit geschlossen“. Die zukünftige Braut war fassungslos. „Ich bin hergekommen, um das restliche Geld für meine Hochzeitstorte zu bezahlen. Und jetzt ist der Bäcker offenbar über alle Berge.“

„Sie hat zwei Drittel des Betrags als Anzahlung geleistet“, erklärte Erika. „Das ist Betrug.“

„Es ist ein totales Desaster. Das Geld ist mir im Moment egal. Aber es ist Donnerstag! Bis zur Hochzeit sind es noch achtundvierzig Stunden.“ Erin stiegen Tränen in die Augen. „Die ganze Stadt kommt, und ich habe keine Hochzeitstorte.“

Ethan konnte es nicht ertragen, wenn eine Frau weinte. Außerdem hatte er die Lösung für das Problem parat. „Kommt mit, ihr beiden. Der Wagen steht dort drüben.“

Erin schniefte. „Wir freuen uns, dich zu sehen. Aber im Moment müssen wir wirklich jemanden finden, der bis Samstag eine sechsstöckige Hochzeitstorte liefern kann.“

„Zufällig kenne ich die beste Bäckerin von Texas, und sie ist glücklicherweise derzeit in der Stadt.“

„Und wer ist sie?“

Er führte die beiden Frauen zum Auto. „Sie heißt Lizzie und wohnt in meinem Haus. Und dorthin fahren wir jetzt.“

Lizzie stand im Wohnzimmer des Hauses, das sie für Ethan gemietet hatte. Seine und ihre Sachen hatte sie bereits ausgepackt. Und da sie im Vorfeld eine Serviceagentur damit beauftragt hatte, das Haus auf Hochglanz zu bringen und Lebensmittel einzukaufen, waren die Speisekammer und der Kühlschrank gut gefüllt. Sie musste nur noch ein Abendessen zubereiten, das sie vorkochen und im Kühlschrank aufbewahren konnte, falls Ethan später am Abend mit leerem Magen nach Hause käme. Und über Kekse freute er sich. Er konnte nie genug von den Butterkeksen mit Pekannüssen bekommen, die sie nach dem Rezept ihrer Mutter backte.

Ja, sie wusste, dass sie ihn verwöhnte. Aber wenn sie backte, verwöhnte sie auch sich. Es ging nichts über den Duft von frisch gebackenen Keksen. Oder von frisch gebackenem Sauerteigbrot, Obstkuchen oder einer Schokoladentorte. Dann war die Welt für sie in Ordnung. Der köstliche Duft brachte die Erinnerungen an ihre Kindheit zurück. Daran, dass sie an ihrem Kindertisch hinten in der Patisserie der Familie, der „Texas Bluebell Bakery“, gesessen und ihrer Maman beim Dekorieren einer prachtvollen Hochzeitstorte zugesehen hatte.

Wenn Lizzie backte, hatte sie immer das strahlende Lächeln ihrer Maman und ihren Dad als jungen, glücklichen Mann vor Augen. Er war als Soldat in Frankreich stationiert gewesen, als er ihre Maman getroffen hatte. Es war Liebe auf den ersten Blick. Also hatte er die hübsche Französin nach Texas mitgenommen, wo fortan die Patisserie, die er von seinen Eltern geerbt hatte, ihr Reich gewesen war. Ihr Dad hatte für ihre Maman gelebt. Und als sie gestorben war …

Sie blinzelte und schüttelte den Kopf, um auf andere Gedanken zu kommen. Gerade als sie in die Küche gehen wollte, hörte sie, wie die Haustür geöffnet wurde.

Ethan kam mit einer auffallend hübschen Blondine und einer Brünetten mit großen Augen und einer sehr weiblichen Figur ins Foyer und hielt nach Lizzie Ausschau. „Hier bist du.“

Sie lachte. „Was hast du denn jetzt vor?“

Er legte der Blondine den Arm um die Schultern. „Lizzie, darf ich dir Coreys schöne Braut Erin Castro vorstellen.“ Er schlang den anderen Arm um die Brünette. „Und diese tolle Frau ist Dillons Ehefrau Erika. Meine Brüder können sich wirklich glücklich schätzen.“

Sie kannte die beiden Frauen von Familienfotos, die er ihr gezeigt hatte. „Hallo, ich freue mich, euch beide endlich kennenzulernen.“ Die beiden Frauen begrüßten sie, wobei besonders Erin einen besorgten, ja fast unglücklichen Eindruck machte. Lizzie deutete auf das Wohnzimmer. „Macht es euch bequem. Ich koche Kaffee und sehe nach, ob wir ein paar Kekse im Haus haben.“

„Kaffee wäre toll“, sagte Ethan. „Und wir sind wegen dir hier.“

Sie blieb stehen. „Wegen mir?“

Die beiden Frauen wechselten einen Blick. „Ethan glaubt, dass du uns vielleicht vor einem Desaster bewahren kannst“, meinte Erin. „Ich wollte heute die restliche Anzahlung für meine Hochzeitstorte leisten und musste feststellen, dass der Bäcker die Stadt verlassen hat.“

Voller Mitgefühl sah Lizzie sie an. „Und die Hochzeit findet am Samstag statt, richtig?“

„Genau.“ Erin seufzte.

„Ich habe ihnen gesagt, dass du in der Küche unschlagbar bist“, erklärte Ethan. „Und dass du vorhast, mir zu kündigen, um eine Konditorei zu eröffnen.“

Lizzie grinste erfreut. „Du willst, dass ich die Hochzeitstorte backe.“

„Oh, das ist viel zu viel verlangt“, rief Erin mit geröteten Wangen. „Entschuldige, dass wir dich belästigt haben.“ Sie wandte sich an Erika. „Wir müssen jetzt wirklich los. Ich muss mich um dieses Problem kümmern und …“

„He, habe ich Nein gesagt?“

Erin blinzelte. „Aber ich … Würdest du das wirklich tun?“

„Ja, es ist mir eine Ehre. Und du kannst dich entspannen. Die Hochzeitstorte selbst ist kein Problem. Ich muss nur rechtzeitig das notwendige Zubehör dafür zusammenbekommen.“

„Kein Problem?“ Erin schüttelte ungläubig den Kopf. „Die Torte ist für dreihundert Leute gedacht.“

Lizzie ging zu Coreys Braut und nahm deren Hände in ihre. „Diese Sorge nehme ich dir gern ab. Eine Hochzeit zu planen, ist auch so schon stressig genug. Ich verspreche dir, dich nicht zu enttäuschen. Bevor ich aufs College gegangen bin, habe ich einige mehrstöckige Hochzeitstorten in der Patisserie meiner Familie gebacken. Und seitdem vier weitere für Freunde in Texas.“

Als der hübschen blonden Frau vor Erleichterung eine Träne über die Wange lief, trat Erika zu ihr und legte ihr den Arm um die Schulter. „Alles wird gut. Lizzie ist unsere Rettung.“

„Ja, das bin ich. Und jetzt kommt alle in die Küche. Erin kann mir bei einer Tasse Kaffee sagen, wie sie sich ihre Hochzeitstorte vorstellt.“

Über Erins Schulter hinweg grinste Ethan Lizzie zufrieden an. Er freute sich darüber, dass er einen Weg gefunden hatte, das Problem zu lösen. Und er wusste, dass Lizzie es liebte, wenn er sie vor eine Herausforderung stellte.

In der Küche ging er direkt zum Tisch und rückte der Braut und Erika die Stühle zurecht, während Lizzie Kaffee kochte und gekaufte Kekse auf einem Teller anrichtete. Nachdem sich alle gestärkt hatten, holte sie ihr Notizbuch heraus. „In Ordnung. Jetzt erzähl mir alles über deine perfekte Hochzeitstorte.“

„Sie soll weiß, rund, sechsstöckig und mit richtigen Blumen in verschiedenen Farben dekoriert sein.“

„Jede der Brautjungfern und die Trauzeugin trägt ein Kleid in einer anderen Farbe“, fügte Erika hinzu.

„Erikas Kleid ist rot.“ Erin lächelte ihre Schwägerin in spe an.

„Das wird schön.“ Lizzie begann zu zeichnen. „Und die Füllung?“

„Eingekochte Erdbeeren gemischt mit Vanillemousse. Und eine Glasur aus Buttercreme – auch wenn ich weiß, dass die Glasur üblicherweise nicht besonders gut schmeckt.“

„Meine schon – oder hört sich das jetzt nach Angeberei an?“

Erin strahlte sie an. „Ich finde dein Selbstvertrauen sehr ermutigend.“

„Ich muss mich mit deiner Floristin absprechen. Gerbera in den Farben der Kleider wären nett, die ich spiralförmig über die einzelnen Tortenschichten dekoriere. Und ich kann auf der Glasur einen anderen Akzent mit weißen Blumen setzen.“ Lizzie zeigte den beiden Frauen die Zeichnung der fertigen Torte.

„Oh, die ist perfekt. Genau so, wie ich sie mir vorgestellt habe“, erklärte die zukünftige Braut begeistert und griff nach ihrer Handtasche. „Ich habe mein Scheckbuch dabei und kann die Torte sofort bezahlen.“

Lizzie hielt abwehrend die Hand hoch.

Ethan ergriff das Wort. „Keinesfalls. Betrachte die Torte als dein Hochzeitsgeschenk. Ich übernehme die Kosten.“

Erin war sprachlos. „Das kann ich nicht annehmen. Ich weiß, wie teuer eine solche Torte ist.“

„Nein, das geht in Ordnung. Du sollst nicht zweimal für deine Hochzeitstorte aufkommen müssen“, erwiderte er fest.

„Du bist ein Schatz, Ethan. Wirklich. Aber Lizzie hat eine Unmenge Arbeit damit. Es ist nicht fair, dass sie ihre Zeit und ihr Talent umsonst investiert.“

„Keine Sorge. Ich fühle mich geehrt. Das sagte ich ja schon. Ich backe die Hochzeitstorte liebend gern für dich“, beruhigte Lizzie sie. „Und Ethan wird mich dabei unterstützen. Verlass dich darauf. Das tut er immer.“

Bevor die beiden Frauen sich verabschiedeten, wandte sich Erin noch einmal an Lizzie, um sie zum Essen für die Beteiligten der Hochzeitsprobe am nächsten Abend einzuladen.

„Das würde ich sehr gern wahrnehmen. Aber ich muss mich auf die Torte konzentrieren.“ Tatsächlich könnte sie wahrscheinlich an dem Abendessen teilnehmen, doch sie wäre in Gedanken mit dem folgenden Tag beschäftigt. Am Samstag würde sie um vier Uhr morgens aufstehen und anfangen zu backen. Zum Glück fand die Hochzeit erst am späten Nachmittag statt, sodass ihr genug Zeit bliebe – falls sie morgen das gesamte Zubehör besorgen konnte. Ansonsten hätte sie auch noch alle Hände voll damit zu tun, die richtigen Kuchenbleche und Tortenformen zu bekommen.

„Dann schlage ich vor, dass du, Erika und ich uns zu einem richtigen Weiberabend treffen, sobald Corey und ich aus den Flitterwochen zurück sind.“

Lizzie war angetan. „Ich bin dabei.“

„Ich rufe dich morgen an“, versprach Erika. „Vielleicht kann ich dir irgendwie behilflich sein.“

„Danke. Das wäre klasse.“ Nachdem die beiden Frauen sich noch einmal bedankt hatten und aufgebrochen waren, lehnte Lizzie sich mit einem Seufzer an die Haustür.

„Du bist toll.“ Ethan sah sie voller Zuneigung und Anerkennung an.

Sie fühlte sich richtig gut und badete in der Bewunderung ihres Chefs. „Ich mag sie. Beide. Und die Torte zu backen, macht Spaß.“

„Was kann ich dabei tun?“

„Ich erledige einige Anrufe. In etwa einer Stunde kann ich dir sagen, was ich von dir brauche.“

Seine dunklen Augen glitzerten. „Siehst du? Dir gefällt es jetzt schon in Thunder Canyon.“

„Es ist nicht so schlimm, wie ich es mir vorgestellt habe“, musste Lizzie zugeben.

„Nicht so schlimm?“

„Meine Güte, Ethan, was willst du von mir? Wir sind erst vor einem halben Tag angekommen.“

„Dir gefällt es sehr.“

Sie richtete sich zu ihrer vollen Größe auf. „Es ist nicht Texas.“

„Lizzie.“ Seine Stimme hatte dieses dunkle, verführerische Timbre, das sonst den Frauen vorbehalten war, mit denen er sich verabredete. „Du liebst es.“

Ein seltsames Prickeln überlief sie. Sie ignorierte die Empfindung und deutete auf sein großes, voll ausgestattetes Büro am Ende des langen Flurs. „Geh … Check deine E-Mails oder sonst irgendetwas. Ich rufe dich, wenn ich dich brauche.“

Lizzie hatte sich in einer Ecke der Küche ein winziges Büro eingerichtet. Dort fuhr sie ihren Computer hoch und sah sich online nach dem Zubehör um, das sie so schnell wie möglich zum Backen der Torte brauchte. In Thunder Canyon wurde sie nicht fündig. Also rief sie zwei Geschäfte mit Gastronomiebedarf im nahe gelegenen Bozeman an. Mit Erfolg. Morgen ab neun Uhr würde sie dort bekommen, was sie brauchte. Sie erstellte eine Liste mit dem Zubehör und den Zutaten für die Torte. Dann rief sie Erins Floristin an und vereinbarte mit ihr, die verschiedenfarbigen Gerberas am Samstagmorgen bei ihr abzuholen.

In diesem Moment tauchte Ethan in der Tür auf. „Also? Alles unter Kontrolle?“

Lizzie ließ die Liste ausdrucken. „So weit – ja. Morgen brauche ich dich, wenn du das einrichten kannst.“

„Ich gehöre ganz dir.“

„Gut. Du kannst mich nach Bozeman fahren. Um neun Uhr morgens öffnen die Geschäfte für den Gastronomiebedarf. Und bevor wir zurückfahren, können wir auch gleich die Zutaten für die Torte einkaufen.“

„Kein Problem. Ich stecke meine Kreditkarte ein.“

„Perfekt.“ Doch dann fiel Lizzie etwas ein. „Coreys Junggesellenparty ist heute Abend, richtig?“

Ethan wirkte verdutzt. „Ja. Und?“

„Es wird bestimmt eine lange Nacht.“

„Das haben Junggesellenabschiede so an sich.“

„Dann lass es gut sein. Ich kann morgen selbst nach Bozeman fahren und bringe dir die Rechnungen mit.“

„Ich bin morgen pünktlich zur Stelle und fahre dich hin.“

„Das glaube ich erst, wenn ich es sehe.“

Er grinste. „Das wirst du. Wart’s nur ab.“

Es war wirklich süß von Ethan, dass er ihr helfen wollte. Und es machte Lizzie immer Spaß, in seiner Gesellschaft zu sein. Aber wenn er morgen früh nicht rechtzeitig fit wäre, würde sie sich einfach allein auf den Weg machen. „Willst du etwas zu Abend essen?“

Ethan schüttelte den Kopf. „Die Party steigt im ‚Hitching Post‘. Dillon hat im hinteren Teil des Lokals einen Raum gemietet. Abendessen inklusive.“

„Habt ihr eine nackte Frau engagiert, die aus einer Torte springt?“

„Lizzie, Lizzie, Lizzie. Du solltest uns mehr zutrauen.“

„Zwei nackte Frauen?“

„Ein Gentleman genießt und schweigt.“

Sie winkte ab. „Ich weiß, ich weiß. Behalte deine Geheimnisse gern für dich.“

„Also … Die Zwillinge und Rose übernachten im Thunder Canyon Resort.“ Seine Brüder Jackson und Jason waren zweieiige Zwillinge. Rose war mit ihren dreißig Jahren das Nesthäkchen in der Familie. „Ich dachte, ich sehe mal bei ihnen vorbei und werfe vielleicht einen Blick in das Klubhaus …“

Fast lachte Lizzie. „Und warum muss ich über jeden deiner Schritte Bescheid wissen?“

Ethan zuckte die Schultern. „Nun, falls es irgendetwas gibt, das du von mir brauchst.“ Er sah sie wieder mit diesem Schmelz in den dunklen Augen an.

„Was führst du im Schilde?“

Er lächelte lasziv. „Nichts. Ich will dir nur sagen, dass du auf mich zählen kannst, wenn du Hilfe brauchst. Du bist der rettende Engel für die arme Erin, und ich bin für dich da.“

„Raus. Geh. Wir sehen uns morgen.“ Lizzie machte eine Handbewegung, als wollte sie ihn verscheuchen.

„Bist du sicher?“

„Absolut.“

„Dann gute Nacht.“ Ethan drehte sich um und ging.

Sie sah ihm nach. Was für einen tollen Po er hat. Dann wurde ihr bewusst, wohin sie starrte. Schnell schaute sie weg und fragte sich, warum er während der letzten paar Tage alle Register zog, um charmant und aufmerksam zu sein. Das war irgendwie ärgerlich. Sie beide verband eine platonische, unbeschwerte Freundschaft. Und plötzlich flirtete er fast mit ihr. Sie wusste nicht, was er damit bezweckte. Aber noch schlimmer war, wie sie darauf reagierte. Wenn er ihr einen Blick zuwarf, erschauerte sie. Und sie starrte auf seinen Po.

Natürlich hatte er einen höchst ansehnlichen Po. Aber dennoch. Das war ja nichts Neues. Dass sie sich in Ethan verknallte, war wirklich das Letzte, was sie brauchte. Das wäre nicht nur dumm, sondern total idiotisch.

2. KAPITEL

Freitagnacht um kurz nach drei gab Ethan seinem Bruder Corey einen Klaps auf die Schulter. „Du bist ein glücklicher Mann.“

„Ja. Ich bringe dich noch bis vor die Tür.“

Jackson, der zu diesem Zeitpunkt schon einige Gläser zu viel getrunken hatte, rief: „He, wo wollt ihr beiden hin? Die Party geht doch jetzt erst richtig los. Schlimm genug, dass Dillon sich so früh vom Acker gemacht hat.“

Die Rothaarige, die auf seinem Schoß saß, kicherte. „Ja, ihr zwei. Bleibt hier.“

„Ich bin gleich wieder da.“ Corey grinste und verließ mit Ethan die Kneipe. Auf dem Parkplatz blieben sie stehen, um sich noch einen Moment zu unterhalten. „Kannst du fahren?“

„Ich bin nüchtern. Ich konnte es mir nicht leisten, mich zu betrinken, weil ich Lizzie morgen früh nach Bozeman begleite, um die Einkäufe für die Hochzeitstorte zu erledigen.“

„Du hast etwas bei mir gut. Und Lizzie natürlich. Ihr habt Erin sehr glücklich gemacht.“

Ethan wurde bewusst, wie verliebt sein Bruder war. Erst Dillon und jetzt Corey. Die Brüder der Familie Traub liefen neuerdings einer nach dem anderen in den Hafen der Ehe ein. Nicht, dass etwas dagegen einzuwenden war, einen Hausstand zu gründen. Wenn ein Mann an so etwas interessiert war.

„Ich habe Erin von der ‚Texas Bluebell Bakery‘ erzählt“, fuhr Corey fort. „Von all den Cremetorten, Eclairs und Kuchen, die Cécile Landry gebacken hat. Ich habe diese Köstlichkeiten alle geliebt, die uns damals den Tag versüßt haben. Besonders der süße Kartoffelkuchen hatte es mir angetan.“

„Ich hatte eine Schwäche für den gedeckten Rhabarberkuchen. Lizzie backt diesen Kuchen noch immer ab und zu für mich. Und sie sind genauso gut wie die ihrer Maman.“ Er machte ein düsteres Gesicht. Lizzie, die ihn verlassen wollte …

Corey musterte seinen Bruder. „Du siehst ein bisschen grimmig aus.“

„Lizzie will kündigen“, sagte er impulsiv. „Sie hat diesen Traum von einer eigenen Bäckerei oder Konditorei, den sie jetzt verwirklichen will, weißt du?“ Seine Stimme klang ärgerlich.

„Ja. Aber das wusstest du doch. Vor zwei oder drei Jahren, nachdem ihr beide PBFFL geworden seid, hast du mir erzählt, dass sie eines Tages wieder eine Patisserie eröffnen will.“

„Uh … PBFFL?“

„Platonische beste Freunde fürs Leben“, erklärte Corey mit einem selbstzufriedenen Grinsen.

„Sehr witzig – und es spielt keine Rolle, dass ich von ihrem großen Traum wusste. Denn ich bin nie davon ausgegangen, dass sie ihn jemals verwirklicht. Was ist so verkehrt daran, für mich zu arbeiten?“

„Oha.“ Sein Bruder trat einen Schritt zurück. „Du bist ja wirklich ziemlich aufgebracht deswegen.“

Plötzlich wurde Ethan verlegen – was lächerlich war. „Nun ja. Ja, das bin ich. Wir sind ein gutes Team, Lizzie und ich. Und hast du auch nur einen blassen Schimmer, wie viel Geld ich ihr zahle?“

„Was hat das damit zu tun?“

„Beantworte einfach die verdammte Frage.“

„Bestimmt eine Menge“, meinte Corey vorsichtig.

„Darauf kannst du wetten.“

„Aber sie will nun mal zurück zu ihren Wurzeln.“

„Moment mal“, murrte Ethan. „Du bist mein Bruder und solltest auf meiner Seite stehen.“

„Das tue ich. Doch Lizzie ist meiner Beobachtung nach eine patente Frau, die weiß, was sie will. Und sie will eine Patisserie wie die ihrer Eltern eröffnen.“

„Das ist bloß eine vorübergehende Phase. Das ist alles.“

Corey sah seinen Bruder nur an.

„Was ist?“

„Meinst du nicht, dass du nicht besonders weit kommst, wenn du eine tüchtige und zupackende Frau wie Lizzie unterschätzt?“

„Wer sagt denn, dass ich sie unterschätze?“, ereiferte Ethan sich.

„Oh Mann. Du bist wirklich ziemlich außer dir wegen dieser Sache, nicht wahr?“

„Ich weiß nicht, wovon du redest.“

Nachdenklich betrachtete Corey ihn. „Warum werde ich das Gefühl nicht los, dass du kurz davor bist, mir einen Kinnhaken zu verpassen?“

Ethan wusste, dass seine Reaktion vollkommen überzogen war. Er atmete tief durch, um sich zu beruhigen. „Entschuldige. Es ist spät. Und ich habe einen schlimmen Jetlag.“

Bei einer Stunde Zeitverschiebung? Sein Bruder kaufte ihm die Entschuldigung nicht ab, ließ es aber gut sein. „Dann sieh zu, dass du ein bisschen Schlaf bekommst.“ Er drehte sich zur Kneipe um.

„Corey?“

„Ja?“

„Ich freue mich für dich, dass du Erin gefunden hast. Glückwunsch.“

Corey lächelte. „Danke. Ich hoffe, dass du bei Lizzie Erfolg hast.“

Was genau meinte er damit? Das will ich nicht wissen, entschied Ethan.

Lizzie stand am nächsten Morgen um sieben Uhr auf, duschte und zog sich an. Eine halbe Stunde später betrat sie die Küche, um sich einen Kaffee zu kochen, ein Toastbrot zu essen und sich dann auf den Weg zu machen – allein. Doch Ethan saß bereits am Küchentisch. Er war frisch rasiert und trug Stiefel, Jeans und ein Freizeithemd.

„Der Kaffee ist schon fertig.“ Er trank einen Schluck aus seinem Becher. „Allmählich habe ich mich gefragt, ob du überhaupt aufstehst.“

Sie schnitt ein Gesicht. Aber in Wirklichkeit freute es sie, dass er sich die Mühe machte, sie in den nächsten Stunden zu begleiteten. „Möchtest du Rührei?“

„Gern.“

Sie bereitete das Rührei zu, stellte ihm seinen Teller hin und deckte den Tisch. Dann setzte sie sich ihm gegenüber. Sie frühstückten schweigend. Lizzie bemerkte die Schatten unter seinen Augen. „Wie lange hast du geschlafen?“, fragte sie, als sie aufstand, um den Tisch abzuräumen.

„Lange genug.“

„Ich kann die Fahrt wirklich allein machen, wenn du dich wieder ins Bett legen …“

„Nein, ich will dich begleiten, verstanden?“, unterbrach Ethan sie.

„Oh, sicher.“ Sie räumte die Teller in die Geschirrspülmaschine.

Ein paar Minuten später stiegen sie in den SUV und fuhren los. Um halb zwei mittags waren sie wieder auf dem Rückweg. Lizzie fühlte sich erleichtert und war guter Dinge. Sie hatten das nötige Zubehör sowie die frischen Zutaten eingekauft und zwischendurch in Bozeman zu Mittag gegessen. Ethan war süß und sehr hilfsbereit gewesen.

Nach der Ankunft in Thunder Canyon half er ihr, sämtliche Einkäufe ins Haus zu tragen, und stellte die Einkaufstüten auf die Granittheke in der Küche. „Was kann ich noch für dich tun?“

„Nichts. Du bist mein Lieblingschef, und ich bin dir ewig dankbar.“ Sie fing an, die Lebensmittel auszupacken.

Ethan kam zu ihr hinter die Theke. „Ich liebe es, wenn du mir dankbar bist.“ Nur Zentimeter von ihr entfernt blieb er stehen.

Lizzie konnte den raffinierten, herben Duft seines Aftershaves wahrnehmen, das bestimmt sehr teuer gewesen war. Mit einer Schachtel Eier in den Händen hielt sie inne. „Du weißt, dass du genau zwischen mir und dem Kühlschrank stehst, nicht wahr?“

„Huch.“ Er verzog den Mund zu einem umwerfenden Lächeln und blieb stehen, wo er war.

Sie seufzte, ging um Ethan herum und stellte die Eier in den großen, hochmodernen Kühlschrank. Als sie die Tür schloss und sich zu ihm umdrehte, hatte er sich noch immer nicht von der Stelle gerührt. Stattdessen betrachtete er sie. Wie am Tag zuvor überlief sie ein Prickeln. Natürlich könnte sie ihm aus dem Weg gehen und einfach weiter die Einkäufe auspacken. Doch das kam ihr irgendwie feige vor. Was war nur mit ihr los? Hatte sie Angst, ihm zu nahe zu kommen? Das ergab absolut keinen Sinn. Wieder ging sie um ihn herum und nahm einen Tetrapak mit Kirschsaft aus der nächsten Einkaufstüte.

„Lizzie.“ Er hielt sie am Arm fest.

Die Berührung elektrisierte sie. Das konnte doch nicht sein. Sie knirschte mit den Zähnen und drehte sich ihm zu. „Was ist?“

„Ich verschwinde. Keine Sorge.“ Seine Stimme klang tief und verführerisch. „Ich räume das Feld, um dir nicht im Weg herumzustehen.“

Mit aller Macht ignorierte sie die unheimlichen Empfindungen, die Ethan in ihr auslöste. „Leere Versprechen“, murmelte sie ironisch.

„Nur noch eine Sache …“

Sein Blick war samtweich. Küsste er sie? Auf keinen Fall. Sanft entzog Lizzie ihm ihren Arm und trat einen Schritt zurück. Das war viel besser. Jetzt kam sie wieder zu Atem, und das beunruhigende Prickeln war verschwunden. „Sicher. Was denn?“

„Das Essen für die Beteiligten der Hochzeitsprobe heute Abend. Ich will, dass du mit mir hingehst.“

„Aber das habe ich doch schon abgesagt.“

„Das weiß ich.“ Jetzt wirkte Ethan sehr eifrig und jungenhaft. „Ändere deine Meinung. Begleite mich. Pete und meine Mom sind dort. Meine Brüder und Rose, Erin und Erika. Sie sind alle ganz hingerissen von dir. Es wird Spaß machen. Und du kannst meine Cousins DJ und Dax sowie ihre Ehefrauen Allaire und Shandie treffen und …“

„Ethan.“

Er blinzelte. „Ja?“

„Ist irgendetwas im Busch?“

Jetzt trat er einen Schritt zurück. „Wovon redest du?“

„Machst du irgendwelche Annäherungsversuche oder so etwas?“

„Wie zum Teufel kommst du darauf, Lizzie?“

Allein die Vorstellung schien ihm die Sprache zu verschlagen, was nicht im Mindesten schmeichelhaft war. Zudem kam sie sich wie eine völlige Idiotin vor. Die Hitze stieg ihr in die Wangen. Sie stellte den Kirschsaft auf die Theke, drehte sich hastig um und versuchte, ihre Verlegenheit zu verbergen und die Situation in den Griff zu bekommen. „Schon gut. Entschuldige. Vergiss es einfach, in Ordnung?“

Er legte ihr die Hände auf die Schultern und sagte weich. „Lizzie …“

Dieses unheimliche Prickeln stellte sich wieder ein. „Was ist los mit dir, Ethan?“

„Nichts. Komm mit mir zu diesem Essen.“

Sie schüttelte seine Hände ab und drehte sich erneut zu ihm um. „Sieh mal, ich habe viel zu tun.“

„Ich weiß. Aber du fängst sowieso erst mitten in der Nacht an, die Torte zu backen, richtig? Und alles, was dafür nötig ist, haben wir besorgt. Also warum machst du nicht eine Pause, gehst essen und triffst meine Familie?“

Natürlich hatte er recht. Alles war organisiert. Sie könnte ihn zu dem Essen begleiten. Doch hatte sie immer noch das Gefühl, dass er damit etwas bezweckte – auch wenn er keine Annäherungsversuche machte. „Du glaubst, dass ich nachgebe und bleibe, wenn du ständig charmant und hilfsbereit bist und mich überallhin mitnimmst. Das ist dein Plan, nicht wahr?“ Lizzie musterte ihn. Er schaute einen Moment lang zur Seite, bevor er ihr wieder in die Augen sah. Da wusste sie, dass sie den Nagel auf den Kopf getroffen hatte. „Ha. Genau darum geht es dir.“

„Nein. Das ist überhaupt nicht wahr.“ In seinen Augen blitzte Ärger auf.

„Lüg mich nicht an. Ich weiß es.“

„Und woher? Kannst du meine Gedanken lesen?“

„Wir haben eine Vereinbarung. Daran wird sich nichts ändern.“

„Vielleicht doch.“ Er lächelte. Es war das Lächeln eines Mannes, der Hindernisse stets aus dem Weg räumte und es gewohnt war zu bekommen, was er wollte. „Man kann nie wissen.“

„Ethan, hörst du mir zu?“

„Natürlich.“

„Ich gehe nicht mit dir zum Essen für die Beteiligten der Hochzeitsprobe.“ Lizzie betonte jedes einzelne Wort – nur um sicherzugehen, dass er es verstand.

Er verschränkte die muskulösen Arme vor der breiten Brust. „Und was beweist das?“

„Ich versuche nicht, irgendetwas zu beweisen. Ich will dich nur nicht begleiten, sondern die Einkäufe auspacken, mich dann entspannen und früh ins Bett gehen. Erins Torte soll spektakulär werden.“

„Wir wissen beide, dass die Torte toll wird, weil du sie backst.“

„Danke, Ethan.“

„Komm schon.“ Seine Stimme klang jetzt wieder weich. „Du musst etwas zu Abend essen …“

„Ja. Hier. In Ruhe. Allein.“

„Und was ist, wenn ich sage, dass ich dich aus beruflichen Gründen dabei haben will?“

„Nun, das wäre eine glatte Lüge. Dann sage ich immer noch Nein.“

Er lächelte spöttisch. „Das sollen meine zwei Monate sein, erinnerst du dich? In diesen beiden Monaten hast du zu tun, was ich will, und wann ich es will.“

Jetzt wurde sie wütend. „Plötzlich bin ich deine Lohnsklavin? Eine Art Leibeigene auf Zeit? Willst du das sagen?“

„Nein. Nein, natürlich nicht“, sagte Ethan verlegen.

Gut. Er sollte verlegen sein. „Denn das lehne ich rundweg ab. Selbst wenn du mein bester Freund bist, und ich will, dass du glücklich bist – ich muss auch glücklich sein. Ich mag Herausforderungen und nehme die Arbeit gern auf mich, diese Torte für deine zukünftige Schwägerin zu backen. Aber ich lasse mich nicht von dir zu diesem Abendessen zerren, weil du mich mit allen Mitteln dazu bringen willst, weiterhin für dich zu arbeiten.“

Einen Moment lang schien er weiter mit ihr debattieren zu wollen. Dann fuhr er durch seine dicken, nahezu schwarzen Haare. „Mann, Lizzie, ich wollte nicht, dass du dich derart aufregst.“

Sie atmete tief ein und zwang sich zu einem Lächeln. „Ich sage es dir noch einmal. Ich begleite dich nicht. Können wir diese Unterhaltung jetzt bitte beenden?“

Ethan war sichtlich wütend und enttäuscht, bekam aber seine Gefühle sofort wieder unter Kontrolle und winkte ab. „Ich muss los.“ Er verließ die Küche.

Lizzie sehnte sich danach, ihn aufzuhalten. Sie wollte versuchen, die Angelegenheit mit ihm zu bereinigen und diese seltsame Anspannung und Unruhe zwischen ihnen zu beenden. Aber im Augenblick wusste sie nicht, wie sie das tun sollte.

Zumindest hatte sie sich behauptet und ihm zum x-ten Mal erklärt, dass sie neue Wege gehen würde, woran er nichts ändern konnte.

Die Hochzeitsprobe begann nachmittags in der Thunder Canyon Community Church. Danach trafen sie sich alle im „Gallatin Room“, dem besten Restaurant im Thunder Canyon Resort. Während des Abendessens saß Ethan zwischen seinem älteren Bruder Dillon und seiner Mom. Beide fragten ihn, ob ihn etwas ärgere.

„Nein“, log er und hatte Lizzies stures Gesicht vor Augen. Er würde sie in den kommenden acht Wochen schon noch zur Vernunft bringen – auf welche Art auch immer. Dann würde sie endlich erkennen, dass sie ihren Job bei ihm liebte und ihn niemals verlassen konnte.

Nach dem Abendessen gingen alle außer den Zwillingen nach Hause, um bei der Hochzeit ausgeruht zu sein. Jackson und Jason hingegen hatten vor, die Junggesellenparty vom vorangegangenen Abend fortzusetzen, und machten sich auf den Weg zum „Hitching Post“.

Ethan begleitete sie. Nicht weil er unbedingt noch feiern wollte. Vielmehr war er einfach nicht bereit, nach Hause zu gehen, wo Lizzie wartete. Heute Abend schien das kein sehr einladender Ort zu sein. Zudem konnte es nicht schaden, wenn er ein Auge auf seine jüngeren Brüder hatte, damit sie keinen Radau machten. Ganz zu schweigen davon, dass jemand die beiden zurück zum Resort fahren musste.

Besonders Jackson schien die Absicht zu haben, das wildeste Wochenende aller Zeiten zu erleben. Er trank ein Glas Bier nach dem anderen, brachte Toasts auf die Freiheit des Mannes aus und flirtete schamlos mit jeder hübschen Frau im Lokal.

Auch Ethan flirtete ein bisschen. Warum auch nicht? Aber er hatte keine Lust, eine gut aussehende Frau zu fragen, ob sie ihn nach Hause begleitete. Seitdem Lizzie zum ersten Mal ihre Kündigung erwähnt hatte, war ihm nicht mehr danach. Selbst für einen Mann, der Frauen sehr mochte, gab es manchmal wichtigere Dinge im Leben als Sex.

Als der „Hitching Post“ schloss, fuhr er seine betrunkenen Brüder zum Resort. Nachdem er die beiden endlich ins Bett verfrachtet hatte, war es kurz nach drei Uhr nachts. Bei seiner Rückkehr fand er das Haus ruhig und dunkel vor. Er wusste, dass Lizzie in einer Stunde aufstehen würde, um die Torte zu backen. Kurz dachte er...

Autor

Christine Rimmer
<p>Christine Rimmers Romances sind für ihre liebenswerten, manchmal recht unkonventionellen Hauptfiguren und die spannungsgeladene Atmosphäre bekannt, die dafür sorgen, dass man ihre Bücher nicht aus der Hand legen kann. Ihr erster Liebesroman wurde 1987 veröffentlicht, und seitdem sind 35 weitere zeitgenössische Romances erschienen, die regelmäßig auf den amerikanischen Bestsellerlisten landen....
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Ihren ersten Liebesroman las Jessica Bird als Teenager ganz romantisch in einem Rosengarten. Sie wurde augenblicklich süchtig nach mehr. Als sie mit dem College begann, besaß sie bereits Kartons über Kartons mit Romances. Ihre Mutter fragte sie jedes Jahr, warum alle diese Bücher das Haus vollstellen mussten – und Jessica...
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<p>Brenda ist eine eingefleischte Romantikerin, die vor 30 Jahren ihre Sandkastenliebe geheiratet hat und immer noch stolz den Ring trägt, den ihr Freund ihr ansteckte, als sie 15 Jahre alt war. Weil sie sehr früh begann, an die Kraft von Liebe und Romantik zu glauben, verwendet sie ihre ganze Energie...
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