Verliebt in den Rivalen? - 5 prickelnd-sinnliche Liebesromane

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RIVALEN DER SINNLICHKEIT von MELANIE MILBURNE

Tycoon Spencer Chatsfield plant seinen letzten Coup: die Übernahme des größten Konkurrenten! Doch leider stellt sich ihm dabei Hotelerbin Isabelle Harrington in den Weg: seine hinreißende Erzrivalin. Für ihre Unterschrift muss er sie einfach nur verführen, glaubt der Playboy … und ahnt nicht, dass er mit einem sinnlichen Kuss ihrer beider Zukunft für immer verändert …

IM BETT MIT DEM RIVALEN von SARAH M. ANDERSON

Ein Jahr lang soll sie die Frau an seiner Seite spielen, dafür wird Ethan Logan sie fürstlich entlohnen. Frances Beaumont ist entsetzt über den Vorschlag: Ethan sieht zwar atemberaubend aus und wenn er sie berührt, verspürt sie lustvolles Begehren. Doch er ist der Mann, der ihrer Familie eiskalt das Unternehmen gestohlen hat! Ihre finanzielle Not zwingt sie, dem Arrangement zähneknirschend zuzustimmen. Gleichzeitig fragt sie sich, wie sie zwölf Monate den verlockenden Lippen ihres Feindes widerstehen soll …

STÜRMISCHE NACHT MIT DEM RIVALEN von MAYA BLAKE
Wie kann es nur sein, dass sie ausgerechnet für den größten Rivalen ihrer Familie dieses Verlangen empfindet? Amelie sollte den arroganten Atu Quayson aus ihrem tropischen Luxus-Resort werfen. Stattdessen beginnt sie mit ihm eine heimliche Affäre – mit süßen Folgen!

NUR LIEBE BRENNT HEISSER von KATHERINE GARBERA

Eigentlich wollte Kell Montrose in spätestens achtundvierzig Stunden Emma Chandler feuern. Er hasst den Chandler-Clan, solange er denken kann, er will diese Frau nicht in der Fima haben, die er übernommen hat. Aber dann bleiben sie zusammen im Fahrstuhl stecken. Und sind sich plötzlich so nah wie nie!

DAS GEHEIMNIS EINES SINNLICHEN SOMMERS von REESE RYAN

Damals hat Max ohne Erklärung mit ihr Schluss gemacht. Deshalb kann die schöne Quinn ihn nur eiskalt anfunkeln, als sie Max im Konferenzraum wiedersieht. Leider braucht sieseinen Auftrag unbedingt. Wenn die enge Zusammenarbeit mit Max bloß nicht so eine heftige Sehnscht in ihr wecken würde …


  • Erscheinungstag 06.02.2025
  • ISBN / Artikelnummer 9783751536899
  • Seitenanzahl 720
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

IMPRESSUM

JULIA erscheint in der HarperCollins Germany GmbH

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Redaktionsleitung: Claudia Wuttke (v. i. S. d. P.)
Produktion: Jennifer Galka
Grafik: Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn,
Marina Grothues (Foto)

© 2015 by Harlequin Books S.A.
Originaltitel: „Billionaire’s Ultimate Acquisition“
erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto
in der Reihe: PRESENTS
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIA
Band 2252 - 2016 by HarperCollins Germany GmbH, Hamburg
Übersetzung: Gudrun Bothe

Abbildungen: Harlequin Books S.A., alle Rechte vorbehalten

Veröffentlicht im ePub Format in 10/2016 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH , Pößneck

ISBN 9783733707040

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

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1. KAPITEL

Haarknäuel aus einem Katzenschlund zu entfernen, stand nicht auf Isabelles To-do-Liste, die sie eigentlich vor dem großen Meeting abgearbeitet haben wollte.

Seufzend musterte sie den blaugrauen Perserkater zu ihren Füßen. „Wie kannst du mir das antun?“

Atticus schnurrte und hob träge eine Vorderpfote, was offensichtlich so viel hieß wie: Wo ist dein Problem?

Nach einem hastigen Blick auf die Uhr seufzte Isabelle. „Nur noch fünf Minuten! Warum konntest du das Zeug nicht gestern verschlingen? Wieso heute, wo hundert Leute auf mich warten?“

Vor ihrem geistigen Auge sah sie den Chatsfield-Klan bereits in den großen Sitzungssaal einmarschieren. Gene und seine acht erwachsenen Sprösslinge, dazu Genes Neffe Spencer samt seinen beiden jüngeren Brüdern.

Spencer! Allein an den Namen zu denken, brachte sie schon in Rage! Ganz zu schweigen davon, was er ihr vor zehn Jahren angetan hatte! Wie konnte ich nur so dumm sein, mich rettungslos in jemanden zu verlieben, der nur mit mir spielt? Bis heute regten Spencers Arroganz und Dreistigkeit Isabelle mindestens so auf wie ihre eigene Naivität und Schwäche.

Und dann war er vor sieben Monaten erneut in ihr Leben geplatzt – mit dem unfassbaren Angebot einer Firmenübernahme. Ein Übernahmeangebot! Als würde sie ihm auch nur ein einziges Zündholz verkaufen!

Doch wie es aussah, war es ihm gelungen – wahrscheinlich dank etlicher Tricks – neunundvierzig Prozent der Harrington-Aktien in seinen Besitz zu bringen. Da sie die anderen neunundvierzig Prozent hielt, hatten nun beide gleich viele Anteile. Aber abluchsen ließ sich Isabelle von ihm nichts mehr. Nie wieder!

Weder meine Aktien noch meine Zuneigung und schon gar nicht meine Kleider ! Allein der Gedanke ließ sie erröten. Die am allerwenigsten …

„Ich hätte mir eine Sphynx anschaffen sollen“, brummte sie. „Nacktkatzen sind unter Garantie pflegeleichter.“ Mit grimmiger Miene wickelte sie den Haarball in ein Papiertaschentuch und beförderte ihn in den Mülleimer im Bad. „Oder einen dieser niedlichen kleinen Handtaschen-Chihuahuas, wenn Hunde im Harrington erlaubt wären.“ Mit kurzem Blick prüfte sie den Sitz ihrer schulterlangen Haare und schnitt eine Grimasse, die schwer zu interpretieren war. „Du kannst mir dankbar sein, dass ich deinetwegen die Hausregeln gelockert habe.“

Atticus gähnte herzerweichend und streckte sich.

„Sicher, dass du dich nicht zu Tode würgst, während ich unten bin?“

Ein erneutes Gähnen, diesmal gefolgt von einem trägen Blinzeln. „Purrh …“

„Ich kann nur hoffen, das ist kein Ja“, murmelte Isabelle, griff nach Handy und Handtasche und machte sich auf den Weg.

Sie sah ihn, sobald sie den Konferenzraum betrat. Er saß gleich vorne links, neben seinen Brüdern Ben und James. Im anthrazitgrauen Maßanzug, mit schneeweißem Hemd und schwarzsilberner Krawatte repräsentierte Spencer den Prototyp eines Global Players. Feilschen und Handeln waren seine Stärken. Je größer die Herausforderung und Gegenwehr, desto brillanter agierte er, egal ob in Vorstandsetagen oder im Bett. Besonders im Bett!

Über die Entfernung hinweg traf sie ein Blick aus saphirblauen Augen, den Isabelle wie einen Fausthieb in die Magengrube empfand. Seine Miene war undurchdringlich. Das hatte er schon immer bis zur Perfektion beherrscht: jede Regung hinter einer steinernen Maske oder einem umwerfenden Lächeln zu verbergen.

Ganz anders als sie. Seit Jahren arbeitete Isabelle verbissen daran, sich nicht so leicht in die Karten sehen zu lassen. Allerdings kostete es sie ungeheure Energie, ihre Emotionen zu kontrollieren und in Schach zu halten. Gelingen tat es ihr ungefähr so gut, wie man mit einem Fingerhut als Schöpfkelle ein leckgeschlagenes Dingi vor dem Untergang bewahrte.

Tapfer reckte sie ihr Kinn vor und umfasste mit einem Blick alle Anwesenden. „Ich entschuldige mich für die Verspätung. Leider wurde ich durch ein … internes Problem aufgehalten.“

Leonard Steinberg, Business Manager und Leiter des Meetings, hob leicht die Brauen und lächelte ihr zu. „Alles zur Zufriedenheit geregelt?“

„Absolut.“ Isabelle nahm den einzigen freien Platz am Konferenztisch ein, Spencer direkt gegenüber. „Auf wen warten wir noch?“, fragte sie in die entstandene Pause hinein.

„Auf den mysteriösen Anteilseigner.“ Spencer suchte ihren Blick und tippte provokativ mit einem schmalen Silberstift auf die polierte Platte vor ihm.

Beim Ton der dunklen Baritonstimme mit dem kultivierten englischen Akzent überlief sie ein heißer Schauer. Verdammt! Sie musste sich zusammenreißen!

Dies war die Chance, auf die der gesamte Chatsfield-Klan gewartet hatte. Der Moment, in dem die fehlenden zwei Prozent auf den Tisch kamen. Im Gegensatz zu ihnen wusste Isabelle sehr wohl, wer gleich durch die Tür kommen würde. Schon seit geraumer Zeit wunderte sie sich, warum niemand außer ihr es geschafft hatte, die Puzzleteile zusammenzufügen. Die Chatsfields waren schon immer gut darin gewesen, Skandale zu inszenieren, aber dieser würde alles Bisherige toppen.

Sobald die Bombe geplatzt war und die Presse davon Wind bekam …

Die Tür schwang auf, und herein trat Isabelles Stiefmutter. Der Schock auf den Gesichtern sämtlicher Anwesenden hätte nicht größer sein können, wenn ein leibhaftiger Geist sich zu ihnen gesellt hätte. Und irgendwie war es ja auch so.

„Mum?“

„Du?“

„Wie … woher?“

„Liliana?“

Für alle empfand Isabelle Mitleid, außer für Spencer. Wie es Liliana über all die Jahre hinweg geschafft hatte, ihre Identität zu verschleiern, konnte man nur als Wunder oder Glück bezeichnen. Besonders im Zeitalter von Kamerahandys und sozialen Netzwerken.

Sie selbst kannte ihre Stiefmutter nur als extrem verschlossene Frau, die sich kaum öffnete und noch weniger Nähe zuließ.

Die Chatsfield-Geschwister waren noch sehr klein gewesen – Cara, die jüngste von ihnen, ein winziger Säugling –, als ihre Mutter nach einer postnatalen Depression aus ihrem Leben verschwunden war und nie wieder Kontakt zu ihnen aufgenommen hatte. Für Isabelle war es völlig unverständlich, wie man sein eigenes Fleisch und Blut derart verleugnen konnte, doch Liliana nach den Gründen dafür zu fragen, ließ ihre komplizierte Persönlichkeit nicht zu.

Wie mochte es sich für die Chatsfields anfühlen, dass die verschollene Ehefrau und Mutter einer Hollywood-Diva gleich auf die Bühne rauschte, als habe sie sich spontan entschlossen, ins Rampenlicht zurückzukehren?

„Ich weiß, es muss für euch alle ein schrecklicher Schock sein“, sagte Liliana ruhig. „Und möglicherweise könnt ihr mir niemals vergeben. Trotzdem möchte ich versuchen, es euch zu erklären. Aber zunächst das Geschäftliche …“, wandte sie sich an Spencer. „Ich überlasse dir meine zwei Prozent.“

Isabelle fuhr hoch wie von der Tarantel gestochen. Sie merkte nicht einmal, dass ihr Stuhl nach hinten flog. „Was?“

Liliana schaute in Richtung ihrer Stieftochter. „Unter der Bedingung, dass Isabelle Präsidentin der Harrington-Hotelkette bleibt“, fuhr sie fort.

Isabelle fühlte alle Farbe aus ihrem Gesicht weichen. Sie öffnete den Mund, doch kein Ton kam heraus. Das konnte unmöglich gerade geschehen! Diese Anteile standen ihr zu! Sie waren der Schlüssel zu ihrem Traum, ihrem Lebensziel: Hauptaktionärin von The Harrington zu sein.

Um Himmels willen, sie war eine Harrington und hatte, seit sie denken konnte, darauf hingearbeitet und dafür gekämpft. Die Hotelangestellten waren ihre Familie. Sie vertrauten ihr und bauten darauf, dass sie die Riesenmaschinerie am Laufen hielt und alles funktionierte wie ein gut geöltes Uhrwerk.

Wie konnte Liliana das Hotelunternehmen jemandem überlassen, der es nicht von ganzem Herzen liebte und mit ihm verwachsen war wie sie? Verdammt! Es gehörte ihr und nicht Spencer Chatsfield, diesem … diesem Dämon mit den zwingenden blauen Augen, die ihr bis in die zitternde Seele sehen konnten.

„Als Hauptaktionär wird er ab sofort CEO vom Harrington New York sein.“

Wie betäubt stellte Isabelle ihren Stuhl wieder auf, nahm Platz und blendete das Geraune von Gene Chatsfield und seinen Sprösslingen aus, die offenbar aus ihrer Schockstarre erwacht waren. Der Einzige, der sich ebenfalls zurückhielt, war Spencer.

Cool und scheinbar unberührt saß er da und ließ sie nicht aus den Augen.

Wie sehr er diese Szenerie genießen muss! dachte Isabelle und spürte einen bitteren Geschmack im Mund. Einfach nur dazusitzen und zuzusehen, wie sich ihre Hoffnungen in Luft auflösten. Ganz sicher hatte er den Ausgang des Meetings schon vorher gekannt. Wie sonst hätte er den Eindruck eines zufriedenen Katers mitten im Sahnetopf machen können? Ob er irgendein Druckmittel gegen Liliana in der Hinterhand gehabt hat? Sie selbst wusste ja nur zu gut, wie perfide und manipulativ dieser Mann sein konnte, egal ob mittels Charmeoffensive oder unfairen Methoden.

Isabelle schnaubte leise und presste die Lippen zusammen. Allein daran zu denken, wie er sie damals mit Geschenken und romantischen Aktionen geblendet und eingefangen hatte! Lange hatte sie verbissen Widerstand geleistet, nur um schließlich doch auf ihn hereinzufallen. Ein Fall, der sie viel tiefer und härter traf, als ihre Vorstellungskraft es zuließ. Aber wie hätte es auch anders sein können? Damals war sie in Sachen Flirt und Liebe ein völlig unbeschriebenes Blatt gewesen, während Spencer die Playboy-Akademie längst mit Auszeichnung abgeschlossen hatte!

„Ich werde nicht mit ihm zusammenarbeiten!“ Habe ich das gedacht oder laut herausgeschrien? Offenbar Letzteres angesichts der verblüfften Gesichter um sie herum.

Liliana versuchte es mit einem begütigenden Blick. „Glaub mir, Isabelle, ich habe lange darüber nachgedacht. Ich weiß, es ist der richtige Weg und genau das, was dein Vater auch getan hätte.“

„Mein Vater?“ Jetzt kreischte Isabelle fast. „Schon vergessen, dass er es war, der Jonathan neunundvierzig Prozent der Firmenanteile überschrieben hat, damit der sie sich am Pokertisch abzocken lässt? Aktien, die eigentlich mir zugestanden hätten!“

Ihre Stiefmutter runzelte die Stirn und schüttelte unwillig den Kopf. „Ich weiß, dass es dir momentan schwerfällt, meine Entscheidung nachzuvollziehen. Aber ich bin davon überzeugt, dass es der beste Schritt in eine erfolgreiche Zukunft ist … für beide Seiten.“

Isabelle schien sie gar nicht gehört zu haben. „Warum tust du das, wo du doch genau weißt, was mir The Harrington bedeutet und wie hart ich gearbeitet habe …“

„Macht das unter euch aus“, riet ihre Stiefmutter kühl und wandte sich ihrer Familie zu. Ihrer immer noch geschockten, aufgewühlten Familie. „Ich kann nur erahnen, was ihr jetzt gerade denkt und empfindet, möchte euch aber meine Seite der Geschichte darlegen. Die Gründe, warum ich damals auf eine derart rabiate Weise gegangen bin.“

Gene stand auf und verließ mit steifen Schritten und einem unterdrückten Fluch auf den Lippen den Sitzungssaal. Er warf die Tür hinter sich so heftig zu, dass die Gläser auf dem Konferenztisch leise klirrten.

Liliana seufzte und wandte sich erneut ihren inzwischen erwachsenen Kindern zu, deren Gesichter sämtliche Schattierungen von Schock, Schmerz und Fassungslosigkeit widerspiegelten.

„Und da hat uns gerade der erste Grund verlassen“, sagte sie trocken.

Isabelle sah, wie jeder von den Chatsfield-Sprösslingen mit sich zu kämpfen hatte. Doch bevor sie eingreifen konnte, war Spencer plötzlich an ihrer Seite und legte wie selbstverständlich eine Hand unter ihren Ellenbogen. „Ich denke, wir sollten Liliana und ihrer Familie ein wenig Privatsphäre einräumen“, murmelte er.

„Aber …“

„Wir beide haben auch noch einiges zu besprechen.“

Sein Ton ebenso wie der zwingende Blick ließen keine Diskussion zu … so sehr es Isabelle auch reizte, ihm Kontra zu bieten. Dazu kam, dass selbst die leise Berührung seiner Fingerspitzen sie bis ins Innerste elektrisierte und mit einer Art Bann belegte, der zehn Jahre im Sekundenbruchteil zu einem Nichts zusammenschmelzen ließ.

Das kann, nein, das darf nicht sein!

Zieh deinen Arm weg! befahl ihr Hirn. Doch ihr Körper folgte einem anderen Skript. Einem, das weit in der Vergangenheit verankert war. Ihr verräterischer Körper erinnerte sich an das Gefühl seiner Finger auf ihrer nackten Haut und reagierte mit einem Flächenbrand aus Sehnsucht und Verlangen. Und sie konnte nichts dagegen tun.

Spencer dirigierte sie aus dem Konferenzraum und schloss nachdrücklich die Tür vor dem ausbrechenden Sturm im Innern.

„Ich liebe derartige Familienzusammenkünfte.“

Isabelle entschlüpfte seinem Griff, bevor ihre aufgewühlten Emotionen noch völlig verrückt spielten. „Lass deine Finger von mir!“, fauchte sie.

Seine Miene verriet mildes Amüsement. „Das hast du damals nie zu mir gesagt“, murmelte er mit rauem Unterton.

Instinktiv ballte Isabelle die Finger so fest zur Faust, dass sich ihre perfekt manikürten Nägel in die weichen Handballen gruben. Empörung und Hass brannten so heiß in ihr, dass sie fast daran erstickte. Wie eine Furie wandte sie sich ihm zu. „Ich dachte, ich hätte vor sieben Monaten mehr als klargemacht, was ich von dir halte!“

Spencer hob eine Hand an die Wange und grinste schief. „Versuch ruhig noch einmal, mich zu schlagen, wenn du dich traust“, forderte er sie heraus. „Aber ich warne dich, diesmal wird es nicht ohne Konsequenzen für dich ausgehen …“

Ein kalter Schauer rann über ihren Rücken. Sie hatte nichts übrig für Gewalt und in ihrem ganzen Leben noch nie die Hand gegen jemanden erhoben. Doch bei ihrem Treffen mit Spencer vor sieben Monaten war ihr schlicht und einfach die Sicherung durchgebrannt. Wie ein Berserker war sie auf ihn losgegangen. Sie glaubte immer noch, das laute Klatschen zu hören und den Abdruck ihrer Finger auf seinem markanten Gesicht zu sehen.

Seiner beherrschten Miene war nichts zu entnehmen gewesen, nur der stählerne Glanz in den ausdrucksvollen Augen war ihr damals in die Knochen gefahren und hatte sie bis ins Innerste erbeben lassen. Derselbe Blick warnte sie auch jetzt, ihn nicht weiter herauszufordern. Isabelle schauderte, ob vor Angst, Aufregung oder atemloser Erwartung hätte sie selbst nicht sagen können.

Sie durfte Spencer nicht erlauben, immer noch Einfluss auf sie und ihre Gefühle zu nehmen. Das musste endlich aufhören!

Abrupt wandte sie sich zum Gehen. „Ich habe zu arbeiten“, warf sie über die Schulter zurück.

Spencer holte sie bereits nach zwei Schritten ein und umfasste ihr Handgelenk. „ Wir haben zu arbeiten …“, korrigierte er, begleitete sie gelassen in ihr Büro und schloss die Tür hinter ihnen.

Seine Selbstherrlichkeit verschlug ihr die Sprache. Und dass er ständig einen Grund fand, sie zu berühren, brachte Isabelle geradezu in Rage. Was will er damit provozieren oder beweisen? Dass er mich selbst heute noch nach Belieben manipulieren und meine Gefühle an- und ausknipsen kann, wie es ihm passt? Hält er mich etwa immer noch für den unerfahrenen, leicht zu beeindruckenden Twen von früher?

Ohne sich vor dem Duell zu drücken, das er ihr aufzwang, löste Isabelle demonstrativ einen seiner Finger nach dem anderen von ihrem Handgelenk. Dann strich sie über ihre Haut, als wäre sie kontaminiert und müsste gesäubert werden. „Du scheinst mir nicht zugehört zu haben, Spencer. Ich will nichts mit dir und deinen Geschäften zu tun haben. Wenn du mit Hotels spielen willst, kauf dir ein Monopolybrett.“

Um seine Mundwinkel zuckte es. „Zehn Jahre, und du bist immer noch sauer auf mich?“

Sie knirschte lautlos mit den Zähnen und versuchte, sich ihren inneren Tumult nicht anmerken zu lassen. Wie konnte er es wagen, sich darüber lustig zu machen, dass sie sich selbst nach der langen Zeit immer noch betrogen fühlte? Wie hätte es denn auch anders sein können? Schließlich hatte er sie mit Vorsatz und miesen Tricks verführt, nur um sich hinterher vor seinen Freunden brüsten zu können, die uneinnehmbare Festung Isabelle Harrington geknackt zu haben! Sie konnte das obszöne Gelächter der widerlichen Typen förmlich hören, die sich damals über sie lustig gemacht hatten.

Zum Glück wusste Spencer nicht, was seine Liebkosungen und Küsse ihr bedeutet hatten, egal ob sanft und zärtlich oder so hungrig und lustvoll, dass sie sich ineinander verloren … Oder nur ich mich in ihm?

Nicht, dass sie seither keinen Mann mehr geküsst hatte, niemand war ihr je wieder so nahegekommen und unter die Haut gegangen wie Spencer Chatsfield. Niemand hatte sie bis in die Grundfesten erschüttern oder in schwindelnde Höhen der Ekstase entführen können, die ihr bis dahin und seither verschlossen geblieben waren.

Isabelle atmete scharf ein, als sie seine Finger unter ihrem Kinn spürte. Sanft hob er es an und zwang sie, ihm in die Augen zu schauen. „Keine gute Voraussetzung angesichts der Tatsache, dass ich dein neuer Boss bin, oder?“

Abrupt trat sie einen Schritt zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich werde ganz sicher keine Befehle von dir entgegennehmen“, informierte sie ihn eisig und presste die Lippen zusammen, weil dieser Mistkerl schon wieder grinste.

„Du hast deine Stiefmutter gehört. Ich bin der neue Hauptaktionär.“

Ihre Arme sanken kraftlos herunter, doch bereits in der nächsten Sekunde stemmte Isabelle die Hände provokativ in die Hüften. „Wie hast du sie ihr abgeluchst? Was für ein sentimentales Märchen hast du dir ausgedacht, um sie weichzukochen? Die zwei Prozent standen allein mir zu!“

„Höre ich da eine versteckte Drohung heraus, oder reagiere ich zu sensibel?“

„Sensibel … du? Ha!“ Isabelle versuchte, ihre Fassung zu wahren. „Ich habe von Kindesbeinen an für diese Hotelkette geschuftet und den Großteil meines Lebens darauf verwendet, alles von der Pike auf zu lernen. Ich habe als Zimmermädchen und in der Hotelküche gearbeitet. Und es mir zur Aufgabe gemacht, alles in Sachen Management zu lernen, egal wie lange es dauerte und was es mich kostete.“

Sie fuhr sich mit zitternder Hand übers Haar, bevor sie fortfuhr.

„Als deine Tante mit meinem Vater zusammenkam, war ich es, die das Hotel am Laufen hielt, um das verunsicherte und überforderte Personal bei der Stange zu halten. Ich war diejenige, die kreative Pläne für die Zukunft schmiedete und alles andere hintanstellte, um das positive Image vom Harrington zu wahren, auszubauen und den Herausforderungen des Marktes anzupassen. Liliana weiß das besser als jeder andere. Sie hatte kein Recht, dir die Anteile zu überschreiben!“

„Es waren ihre zwei Prozent, und die konnte sie einsetzen, wie es ihr passte.“

„Ja, das ist typisch Liliana! Sie scheint immer nur zu tun, was sie will, und alle anderen müssen lernen, mit ihren Entscheidungen zu leben.“

„Wie lange weißt du es schon?“, fragte Spencer mit scharfem Blick.

„Was? Dass sie die Liliana ist?“

Er nickte.

„Eine Weile.“

„Wie lange?“

Isabelle schürzte die Lippen und musterte ihrerseits Spencer mit einem forschenden Blick. „Du wusstest es auch, bevor du den Konferenzraum betreten hast, oder?“

„Mir ist es erst in den letzten vierundzwanzig Stunden gelungen, einen Zusammenhang herzustellen“, antwortete er langsam, ohne den Blickkontakt abreißen zu lassen. „Heutzutage die eigene Identität zu verschleiern, ist so gut wie unmöglich. Eine Recherche im Internet, und man findet über jeden irgendwas heraus. Selbst, wenn derjenige versucht, es zu verhindern.“

Hat Spencer mich etwa auch gegoogelt? Vorwerfen könnte sie ihm das kaum, da sie selbst vor Jahren seinetwegen zum Cyberstalker mutiert war. Ständig hatte sie online auf der Lauer gelegen, um herauszufinden, mit wem er sich wo herumtrieb.

Eine kurzweilige Recherche bei seinen etlichen mehr als kurzlebigen Romanzen! dachte sie zynisch. Vielleicht war er nicht ganz so schlimm wie sein Cousin Lucca, bevor der geheiratet hatte, aber eine Schwingtür an Spencers Schlafzimmertür wäre sicher keine Fehlinvestition gewesen!

Isabelle schnaubte verächtlich und strich sich eine vorwitzige Haarsträhne aus der Stirn. „Ich habe sie vor einigen Monaten zur Rede gestellt und ihr gesagt, wie unfair ich es finde, die eigene Familie so lange im Unklaren über ihr Schicksal zu lassen. Dass es Situationen gibt, die einen gewissen Abstand erforderlich machen, kann ich noch nachvollziehen, aber welche Mutter lässt ihr sechs Wochen altes Baby im Stich?“

„So weit ich informiert bin, litt sie damals an einer postnatalen Depression.“

„Vierundzwanzig Jahre lang?“ Isabelle sah ihn skeptisch an.

Spencers Schulterzucken schien zu besagen, dass ihn das alles nichts anging. „Sie muss gewusst haben, dass es ihr nicht noch länger vergönnt sein würde, anonym zu bleiben.“

Bei dem Verdacht, der Isabelle beschlich, sträubten sich ihre Nackenhaare. „Hast du Liliana etwa bestochen oder sonst wie unter Druck gesetzt?“

Spencer stutzte kurz, dann lachte er auf. „Autsch! Du hast keine besonders gute Meinung von mir, oder, Darling ?“

„Nenn mich nicht so!“

Lässig mit der Hüfte gegen ihren Schreibtisch gelehnt, vermittelte er den Eindruck, als gehöre alles ihm. Das ist nicht mal so weit von der Wahrheit entfernt! dachte Isabelle grimmig. Aber wohlfühlen soll er sich hier nicht, dafür werde ich sorgen!

„Wie war sie als Stiefmutter?“

Isabelle blinzelte und zuckte mit den Schultern. „Uns Kinder hat sie immer auf Armeslänge von sich weggehalten. Aber mein Vater und sie waren sich sehr nah. Nachdem sie in sein Leben getreten war, hatte er für nichts anderes mehr Zeit und Sinn. Nicht, dass er sich vorher mehr um uns gekümmert hätte. Aber selbst seine geliebte Arbeit interessierte ihn nicht mehr, und das sollte schon etwas heißen, denn der Hotelbetrieb ging ihm über alles. Er betete Liliana an. Sie bekam alles von ihm, wenn sie nur den kleinen Finger rührte. Vielleicht hütete er auch deshalb so eisern ihr Geheimnis. Es gehörte nur ihnen beiden.“

„Bis du eins und eins zusammengezählt hast.“

Irritiert schüttelte sie den Kopf. „Ich wundere mich immer noch darüber, dass es nicht früher herausgekommen ist. Ein veröffentlichtes Foto hätte sie auffliegen lassen. Sie hasste es, fotografiert zu werden, und behauptete immer, ihr Haar liege nicht richtig oder erfand andere Ausreden. Im Nachhinein ergibt das alles Sinn.“

„Offenbar steht ihr euch nicht besonders nah“, stellte Spencer fest. „Warum findest du dann, sie hätte dir die zwei Prozent geben müssen?“

Isabelle wünschte, sie hätte den Mund gehalten. Sie hatte viel mehr erzählt und damit auch über sich preisgegeben als beabsichtigt. Egal was es war, Spencer würde nicht zögern, es gegen sie zu verwenden. Vielleicht hatte er das ja bereits getan?

Selbst wenn er ihre Identität nicht kannte, muss ihm schon damals aufgefallen sein, dass ihr Verhältnis zu ihrer Stiefmutter nicht das Beste war. Dabei hatte sie jahrelang versucht, Liliana näherzukommen. Doch sie war einfach kein mütterlicher Typ. Immer hielt sie sich im Hintergrund, ohne besonderes Interesse an anderen Menschen zu zeigen – besonders nicht an drei kleinen Mädchen, die ihrer verstorbenen Mutter nachtrauerten. „Ich war dumm genug zu glauben, sie hätte bemerkt, wie hart ich in all den Jahren für das Unternehmen gearbeitet habe“, gestand Isabelle dumpf. „Offenbar ein Irrtum.“

„Damit, dass sie deine Präsidentschaft bestätigt hat, macht sie dir doch ein großes Kompliment.“

„Kam der Vorschlag etwa von dir?“, fragte sie misstrauisch.

Spencers Miene gab nicht den geringsten Aufschluss. „Du glaubst, ich würde mich darum reißen, unter dir zu arbeiten?“

„An meiner Seite, nicht unter mir!“

In Spencers blauen Augen blitzte ein mutwilliger Funke auf. „Komm schon, Isabelle. Wir beide zusammen können dieses großartige altehrwürdige Hotel-Imperium rocken. Ihm ein kleines Facelift verpassen, es auf den modernsten Stand bringen. Alles ein wenig auflockern. Was hältst du davon?“

Mit schmalen Lippen und bebenden Knien zog Isabelle sich hinter ihren Schreibtisch zurück. Sie brauchte ihn als Barriere gegen Spencers Anspielungen und Zweideutigkeiten. Er hatte es schon immer blendend verstanden, sie einzulullen, bis sie nicht mehr wusste, wer was gesagt hatte und was sie überhaupt dachte.

Jetzt schwang er auf der Schreibtischkante herum, um sie ansehen zu können, wodurch er ihr mit seinen langen Beinen den Fluchtweg versperrte. Wenn sie von ihm wegwollte, musste sie quasi über ihn hinwegsteigen. Im Geist sah sich Isabelle schon straucheln und in das auf Hochglanz polierte Sideboard aus Walnussholz stürzen.

„Du hast keinen blassen Schimmer von der Klasse die unser Hotel vertritt“, warf sie ihm vor. „Ihr Chatsfields seid doch alle gleich. Ihr glaubt, sobald ein Hotel bequeme Betten, einen Haufen weiche Federkissen und reichlich Alkohol in der Minibar bietet, gehört es zur First-Class- Kategorie.“ Hatte es gerade gefährlich in den blauen Augen aufgeblitzt, oder bildete sie sich das nur ein?

„Was kannst du mir hier bieten, was ich nicht auch zu Hause habe?“

Isabelle blieb wachsam. „Du meinst hier im Hotel?“ Das amüsierte Funkeln kehrte zurück, und innerlich atmete Isabelle auf, obwohl sie sich dafür verachtete.

„Was sonst könnte ich meinen?“, fragte Spencer gedehnt.

Errötend senkte sie den Blick. „Ich bin mir sicher, du hast unser Mission Statement mehr als gründlich studiert. Wir bieten einer vornehmen und stilbewussten internationalen Klientel allen Luxus und Komfort eines personengeführten Boutique Hotels.“ Natürlich war ihr nicht entgangen, wie sich seine Mundwinkel bei vornehm noch ein Stück anhoben.

„Also kein Gesindel …“

„Vergiss es, du kannst mich nicht provozieren“, behauptete sie. „Ich bin längst nicht mehr das naive dumme Ding, das du vor zehn Jahren vorsätzlich verführt hast.“

Sein Blick wanderte zu ihrem Mund, dann wieder nach oben zu ihren Augen. Dabei schien ihm etwas durch den Kopf zu gehen, was seine harte Miene sichtlich aufhellte. „So habe ich dich nie gesehen und noch weniger bezeichnet.“

Isabelle versuchte zu ignorieren, wie warm und rau seine Stimme plötzlich klang, wie sich die Augen zu einem Kobaltblau verdunkelten und er den Mund zu einem Lächeln verzog, das sie schwach machte. Und daran erinnerte, wie er sich auf ihren Lippen anfühlte, auf ihrer nackten Haut und …

Dass Spencer immer noch mühelos dieses unbändige, brennende Verlangen in ihr entfachen konnte, jagte ihr eine Heidenangst ein. Sie brauchte nicht einmal zu inhalieren, um sein maskulines Aftershave mit allen Sinnen wahrzunehmen. Diese herbe Holznote, mit einem Hauch von Limone und etwas Reinem, das an einen Gebirgsbach oder einen Regenguss am Meer erinnerte. Ganz sicher hatte er sich heute Morgen rasiert, aber auch ohne näher zu treten, sah sie die kurzen dunklen Stoppeln auf den schmalen Wangen und dem festen Kinn. Immer noch glaubte sie, das raue, kratzige Gefühl auf ihrer Haut zu spüren, wenn Spencer mit fordernden Lippen einen heißen Pfad über ihr …

Energisch verpasste Isabelle sich selbst eine mentale Ohrfeige. Sie musste aufhören, an die Vergangenheit zu denken, und sollte sich lieber aufs Hier und Jetzt konzentrieren. Und eines durfte sie dabei niemals vergessen: Spencer wollte nicht sie, sondern ihr Hotel. Er spielte mit ihr, versuchte sie mit seinem tödlichen Chatsfield-Charme einzuwickeln. Dabei wusste sie genau, was er dachte … nämlich wie viel kooperativer und leichter sie zu übertölpeln sein würde, wenn er sie erst wieder in seinem Bett hatte.

Spencer würde sie verführen und nicht eher ruhen, bis sie erneut in einen Zustand sklavischer Ergebenheit verfiel wie vor zehn Jahren. Und bevor sie wusste, wie ihr geschah, hätte sie ihm sämtliche Harrington Hotels überschrieben, die er dann in eine schrille Kopie der Chatsfield Hotels verwandeln würde.

Der Name Chatsfield stand für stylisch, spektakulär und skandalös, Harrington dagegen für Stil, Eleganz und dezenten Luxus.

Sie straffte ihre Schultern. „Ich werde dem diensthabenden Manager Bescheid geben, dass er dich im Hotel herumführt.“

„Ich will dich.“

Wie bringt er es nur fertig, drei harmlose kleine Worte wie eine unverblümte sexuelle Aufforderung klingen zu lassen? „Ich habe bereits eine Verpflichtung.“

„Sag sie ab.“

Ihr Blick wurde frostig. „Und wenn nicht? Was würdest du dann tun? Mich feuern?“

Spencers Mundwinkel wanderten nach oben, als ergötze er sich gerade an dem Gedanken, so viel Macht über sie zu haben. Isabelle fand das weniger erheiternd. „Ich weiß nicht, ob du mir glauben würdest, wenn ich dir verrate, was ich stattdessen mit dir tun möchte.“

„Dir ist schon bewusst, dass sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz kein Kavaliersdelikt, sondern eine Straftat ist?“

In seinen Augen blitzte es heiß auf. „Bist du gerade in einer Beziehung?“

„Ja.“ Die Lüge ging ihr problemlos über die Lippen. Reiner Selbstschutz! beruhigte Isabelle sich. Den Beweis für ihre Behauptung zu liefern, könnte sich als ungleich schwieriger herausstellen. Rasch ging sie im Kopf die Liste ihrer Kontakte durch. Sicher war jemand dabei, den sie überreden könnte, eine Weile ihren Dating-Partner zu mimen. Falls nicht, gab es immer noch das Internet.

Wenn Spencer von ihrer prompten Antwort enttäuscht war, so ließ er es sich nicht anmerken. „Wann wirst du von deiner Verabredung zurück sein?“

„Warum?“

„Ich möchte einige Ideen mit dir durchgehen.“

„Was für Ideen?“

Er lachte leise. „Jeder, der dich jetzt sieht, würde denken, ich hätte draußen vor der Tür einen Bulldozer geparkt, der das Hotel in dem Moment zusammenschiebt, in dem du mir den Rücken zudrehst.“

„Würde mich nicht überraschen“, grummelte Isabelle. „Subtile Methoden kann dir wahrlich niemand vorwerfen.“

Sein breites Lächeln traf sie mitten ins Herz. Sie musste regelrecht nach Luft schnappen. „Wir sehen uns in meinem Büro, nicht vor fünf. Vorher muss ich noch ein paar Dinge regeln.“

„Bestens.“ Sie starrte auf seine Beine und hob dann den Blick. „Du gestattest?“

Spencer machte ihr Platz und vollführte eine einladende Handbewegung. „Nach Ihnen.“

Isabelle schnaubte leise. „Ich werde dich nicht allein in meinem Büro lassen!“

„Wie bitte?“ Da war es wieder, dieses amüsierte Glitzern in den Augen. „Hast du etwa Angst, ich würde in deinen Schubladen herumkramen?“

Ihr wurde so heiß, dass selbst ihre Kopfhaut prickelte. Scharf sog sie den Atem ein und versuchte, sich an Spencer vorbeizuschlängeln. Er überragte sie fast um Haupteslänge. Sein kraftvoller Körper war so dicht bei ihrem, dass sie die verlockende Wärme auf ihrer Haut zu spüren glaubte. Fast nachlässig strich er mit der Fingerspitze über ihren Handrücken und lächelte belustigt, als sie zurückzuckte.

„Wäre es nicht langsam an der Zeit, dass wir unser Duellgehabe im Morgengrauen einstellen? Immerhin kämpfen wir ab sofort für dasselbe Team.“

„Niemals! Ich verachte alles, was mit dir zu tun hat“, stellte sie unmissverständlich klar und zog ihre Hand zurück. „Du betrachtest das hier nur als Spiel, hast dir Vorteile erschlichen und hinterrücks versucht, mich auszutricksen. Aber sei gewarnt! Kampflos gebe ich nicht auf. Du magst die Firmenanteile kontrollieren, mich nicht.“

Sein sengender Blick war das erste Anzeichen, dass auch Spencer nicht so cool war, wie er tat. „Und das wirfst ausgerechnet du mir vor?“, höhnte er. „Wer hat denn seine Freundin bestochen, um meinem Bruder James einen Skandal anzuhängen? Aber das ist ja wohl nach hinten losgegangen, oder nicht?“

Ihr Lachen klang bitter. „Und was ist mit dir? Deinen Bruder Ben in eine Scheinverlobung mit meiner Schwester zu drängen, nur um einen Skandal zu provozieren und die Presse an der Nase herumzuführen? Aber auch das ist nicht so gelaufen wie geplant, weil er und Olivia sich ernsthaft ineinander verliebt haben.“

„Ihr Problem.“

„Na bestens! Genau der Kommentar, den man von jemandem wie dir erwarten kann. Der typische Greif-sie-dir-und-lass-sie-schnellstens-wieder-fallen-Typ !“

„Verdammt, Isabelle! So war es nicht bei uns.“

Stolz richtete sie sich zu ihrer vollen Größe auf und suchte seinen Blick. „Wie viel hast du gewonnen“, fragte sie rau.

Seine zerknirschte Miene ließ ihn älter als seine vierunddreißig Jahre aussehen. „Hör zu, es war nicht mehr als ein alberner Scherz zwischen dummen Jungen. Absolut verdammenswert, und es tut mir schrecklich leid, dass du davon erfahren hast.“

Ihre Augen sprühten Blitze. „ Du bedauerst, dass ich es herausgefunden habe? Anstatt dich dafür zu entschuldigen, dass du dich auf so eine widerwärtige Sache eingelassen hast?“

Spencer fluchte und fuhr sich mit den Fingern durchs Haar. „Okay, es tut mir aufrichtig leid“, brummte er.

Sie verbot sich, Genugtuung über eine Entschuldigung zu empfinden, die zehn Jahre zu spät kam. Was sie betraf, würde Spencer nie wiedergutmachen können, was er ihr angetan hat. Das emotionale Trauma, ganz zu schweigen von der Schwangerschaft … Daran konnte und wollte sie nie wieder denken.

Es waren Jahre vergangen, ehe sie sich wieder mit Männern verabredete. Und bis heute war es ihr nicht gelungen, auch nur einem von ihnen Vertrauen entgegenzubringen. Nie brachte sie es fertig, sich zu entspannen und einfach nur sie selbst zu sein. Immer blieb sie in Hab-acht-Stellung, aus Angst, jemand könnte sie ausnutzen oder lächerlich machen.

Doch sie hatte die Männer benutzt, wie Spencer es mit ihr getan hatte. Sex war Sex – die Befriedigung eines rein körperlichen Verlangens, das so selbstverständlich gestillt werden wollte wie Durst oder Hunger. Isabelle konnte sich nicht erinnern, wann sie das letzte Mal Sex gehabt hatte. Sie wusste nur noch, dass es nicht umwerfend gewesen war.

„Du kannst dir deine Entschuldigung sonst wo hinstecken“, empfahl sie Spencer rüde. „Was mich betrifft, können wir nie mehr sein als erklärte Feinde. Es gibt niemanden, den ich leidenschaftlicher hasse als dich, Spencer Chatsfield!“

„Du kennst das Sprichwort: Wenn du dich sicher fühlen willst, dann such die Nähe guter Freunde und noch mehr die deiner Feinde.“

Sie schnitt eine Grimasse und machte eine wegwerfende Handbewegung. „Träum weiter, Chatsfield. Wie gesagt, ich bin bereits vergeben …“

2. KAPITEL

Spencer stieß einen unterdrückten Fluch aus, als ihm die Tür quasi vor der Nase zugeschlagen wurde.

Na, das läuft ja bestens! dachte er zynisch und sah sich in dem peinlich ordentlichen Büro um, aus dem Isabelle gerade gestürmt war, obwohl sie ihn dort nicht hatte allein lassen wollen. Die auf Hochglanz polierten antiken Möbel und das klassische edle Interieur waren ein überzeugendes Statement für good old Money . Für seinen Geschmack ein wenig zu altmodisch, machte es aber unter Garantie Eindruck auf die exklusive Klientel vom Harrington New York.

Isabelle glaubt also, das Hotelgewerbe wäre für mich nicht mehr als eine Art Monopoly-Spiel? Dabei war sie es, die seit dem Tod ihres Vaters vor gut einem Jahr so gut wie keinen Profit mehr erwirtschaftet hatte. Nicht dass er ihr die Zahlen unter die Nase reiben wollte, aber wenn sie nicht aufhörte zu sticheln und sich weiterhin einer Zusammenarbeit verweigerte, würde auch er die Samthandschuhe ausziehen. Denn er konnte unmöglich akzeptieren, seinen Namen mit etwas in Verbindung gebracht zu sehen, das nicht von unbedingtem Erfolg zeugte. Spencer wollte, nein, er musste seiner Familie etwas beweisen, und dabei durfte ihm niemand, auch nicht diese kleine Beißzange, in die Quere kommen.

Isabelle Harrington in den letzten Monaten auszumanövrieren, hatte ihn ungeheuer gereizt und belebt. Er hielt sie für eine würdige Gegnerin und liebte es, mit ihr die Klingen zu kreuzen, weil sie ebenso austeilen wie einstecken konnte. Diesen Ausdruck von Sturheit und Unnachgiebigkeit hatte er vor zehn Jahren allerdings noch nicht in ihren wundervollen Augen entdecken können.

Zehn Jahre! Ist das wirklich schon so lange her?

Dabei erschien sie ihm heute noch schöner und begehrenswerter als mit zweiundzwanzig. Allein das schwarze seidige Haar mit dem metallischen Schimmer – wie das Gefieder eines Raben. Ihre ausdrucksvollen Augen in der Farbe von Malt Whisky, eine helle zarte Haut wie Porzellan und ein Traumkörper, schlank, biegsam, mit weiblichen Kurven an allen Stellen, wo ein Mann sie besonders schätzte.

Wie habe ich nur vergessen können, dass sie das hinreißendste, anbetungswürdigste Wesen auf Erden …

Spencer fuhr sich mit der Hand über die Augen, als könnte er so ihr Bild, die Vision wegwischen, die ihn Tag und Nacht verfolgte. Als er Isabelle vor sieben Monaten nach Jahren wiedergesehen hatte, war es wie ein Fausthieb in den Magen gewesen. Und wie sie vorhin in den Konferenzraum gerauscht war, hatte ihm schlichtweg den Atem verschlagen. Nicht, dass er es sich hätte anmerken lassen.

Ihr lackschwarzes Haar schwang in sanften Wellen um die Schultern. Um den anbetungswürdigen Mund spielte ein weiches, hoffnungsvolles Lächeln. Ob sie gerade aus dem Bett ihres Liebhabers gekommen war? Seltsam, bisher hatte er Isabelle für ein reines Arbeitstier gehalten.

Der Gedanke an einen anderen Mann in ihrem Leben gefiel ihm gar nicht. Es fühlte sich irgendwie falsch an, befremdlich, wie ein plötzlich auftretender Zahnschmerz. Nicht, dass er ein eifersüchtiger Typ war … zumindest bis jetzt nicht! Dazu hatte es bisher keinen Grund gegeben, weil seine Affären nie lange genug hielten, um so etwas wie Loyalität von den Frauen erwarten oder einfordern zu können.

Doch seit Isabelle zurück in seinem Leben war, wenn auch nur geschäftlich, nagte etwas an ihm, das Spencer nicht benennen konnte. Gut, es gefiel ihm, wie sie ihm Kontra gab und nie einknickte. Sie war smart, intelligent und agierte zielgerichtet, so wie er. Sie ließ sich durch den Namen Chatsfield kein bisschen einschüchtern, obwohl sie nicht einmal wusste, dass er eigentlich gar keinen Anspruch darauf hatte.

Niemand außer seinem Bruder Ben wusste, dass Michael Chatsfield nicht sein leiblicher Vater war.

Und wieder verspürte Spencer ein schreckliches Gefühl von Leere und Verlassenheit, das ihn jedes Mal überfiel, wenn er diesen Gedanken zuließ. Es war, als versuche jemand ihm die Eingeweide mit einer rostigen Forke rauszureißen. Der Moment, in dem er seine Identität verloren hatte, stand ihm immer noch qualvoll vor Augen: Es geschah, als er längst erwachsen gewesen war, während eines erbitterten Streits zwischen seinen Eltern.

Meine Eltern! Was für ein Hohn!

Endlich verstand er, warum seine Mutter ihn immer mit einer Art Widerwillen betrachtete. Seit er sich erinnern konnte, brachte sie es kaum über sich, ihn zu berühren oder gar in den Arm zu nehmen wie seine jüngeren Brüder. Erst an jenem schrecklichen Weihnachtsfest hatte er herausgefunden, warum das so war.

Auch sein Vater hatte nie ein Wort des Lobes für ihn, egal wie sehr er sich abstrampelte. Weder Zeugnisse, die ihn als Klassenbesten auswiesen, noch Sporttrophäen, die er errang, sicherten ihm seine Zuneigung oder wenigstens Akzeptanz. Nie fühlte er sich gewollt oder geliebt, von beiden Elternteilen nicht.

Es wurmte Spencer, dass er immer noch damit zu kämpfen hatte. Schließlich führte er längst sein eigenes Leben und hatte Ziele und Pläne, die ihn forderten und ausfüllten. Er brauchte weder seine Mutter noch Michael.

Ich brauche niemanden!

Spencer trat an die große Fensterfront, die einen umwerfenden Blick über den Central Park bot. Um diese Jahreszeit erstrahlte er in frischem Grün, garniert mit hellen Kirschblüten. New York war zu jeder Jahreszeit eine aufregende, vibrierende Stadt, aber im Frühling herrschte hier ein besonderes Flair: positiv und voller Erwartung …

Auf seiner Wange zuckte ein Muskel, Spencers Hand schloss sich zur Faust.

Er musste The Harrington zu seinem Baby machen, in jeder Hinsicht. Er hatte es sich mit harter Arbeit und vollem Einsatz verdient. Dies war seine Trophäe, sie stand ihm zu.

Nur so konnte er seiner Familie beweisen, dass er den Namen Chatsfield zu Recht trug, ob nun Chatsfield-Blut in seinen Adern floss oder nicht. Wenn er das nur mit Härte und Kompromisslosigkeit durchsetzen konnte, musste er das akzeptieren! Gehörte nicht zu jedem fulminanten Erfolg eine gewisse Härte und Rücksichtslosigkeit? Sentimentalität konnte man sich im harten Geschäftsleben nicht leisten.

Obwohl sich ganz hinten in seinem Unterbewusstsein ab und zu eine kleine Stimme meldete, die darauf beharrte, dass Isabelle Harrington ziemlich übel mitgespielt worden war. Allein was ihren Bruder Jonathan betraf, der weder über das kluge Köpfchen noch das unbeugsame Rückgrat seiner Schwester verfügte und Spencer glauben ließ, dass Isabelle sein Übernahmeangebot durchaus in Erwägung ziehe.

Daraufhin hatte Spencer Gene Chatsfield versichert, den Deal so gut wie in der Tasche zu haben. Nachdem er allerdings von Isabelle kein Ja, sondern eine schallende Ohrfeige kassiert hatte, musste er sich etwas Neues einfallen lassen, um seinen Onkel zu besänftigen und ihm zu versichern, dass es kein Fehler gewesen war, ihn als CEO der Chatsfield-Hotelkette einzusetzen.

Spencer wusste, dass er Isabelle irgendwann über den Vertrauensbruch ihres Bruders informieren musste, damit sie Jonathan gegenüber auf der Hut war. Doch seine eigenen Probleme mit dem heiklen Thema Familie hatten ihn bisher davon abgehalten. So hatte es Jahre gedauert, sich wieder mit Ben zu versöhnen, nachdem dieser aus falsch verstandener Loyalität das Elternhaus verlassen hatte, in der Hoffnung, seinen großen Bruder so schützen zu können.

Er hätte ihr auch sagen können, dass die Idee mit der Wette damals nicht von ihm stammte. Sein Kommilitone Tom hatte ihm von der hübschen amerikanischen Studentin erzählt, die ein Auslandssemester in London absolvierte und nach der alle verrückt waren. Spencer verliebte sich auf den ersten Blick in Isabelle, hatte aber keine Ahnung, dass Tom und ein anderer Student gewettet hatten, wie schnell es ihm gelingen würde, Isabelle ins Bett zu bekommen.

Irgendjemand hatte Isabelle später von der Wette erzählt, und sie nahm natürlich an, er würde dahinterstecken. Damals war er zu stolz und arrogant gewesen, um sich zu verteidigen. Jemanden, wofür auch immer, um Verzeihung zu bitten, lag schon gar nicht in seinen Genen. Wenn sie etwas derart Widerwärtiges glauben wollte, bitte! So wichtig war Spencer ihre Affäre dann auch wieder nicht … jedenfalls nicht damals.

Was hätte sie denn auch für eine Zukunft gehabt, mit ihm in London und Isabelle im fernen New York?

Allerdings wurmte es ihn, dass sie es gewesen war, die ihre Beziehung abrupt beendet hatte. Darum wollte er Isabelle noch nachträglich über die wahren Hintergründe der Wette aufklären, als die nächste Katastrophe passierte. Tom kam bei einem Skiunfall ums Leben, und das Andenken eines toten Freundes zu beschmutzen, kam für Spencer nicht infrage. Sollte er in Frieden ruhen.

Trotzdem nagte es bis heute an ihm, dass Isabelle ihm immer noch mit unversöhnlichem Hass begegnete. Zumal es extrem kontraproduktiv war. Dabei gab es genügend getrennte Paare, die ihre Differenzen mit der Zeit ad acta legen konnten und sogar zu Freunden wurden.

Die Übernahme der Harrington Group trug nicht unbedingt zu einer Entspannung bei. Aber eigentlich war Isabelle Businessfrau genug, um zu akzeptieren, dass es konstruktiver war, miteinander als gegeneinander zu arbeiten, oder?

Andererseits war er nicht hier, um den Charmebolzen zu mimen, sondern um Leistung und Erfolg zu demonstrieren. Sonst würde er allen Zweiflern in die Hände spielen, die nur darauf warteten, dass er dem Namen Chatsfield naturgemäß keine Ehre machen konnte.

Spencer schluckte hart, wurde den bitteren Geschmack im Mund aber nicht los.

Wie auch? Egal, was er veranstaltete, er war und blieb ein Bastard. Das Produkt einer illegitimen Affäre seiner Mutter, die damit dem untreuen Ehemann eins hatte auswischen wollen. Spencer bekam nie die Chance, seinen leiblichen Vater kennenzulernen, weil er starb, noch ehe er überhaupt von ihm wusste. Die unglaubliche Leere, die ihn seither quälte, hatte nichts und niemand ausfüllen können.

Seine Illegitimität ließ ihn aus der Chatsfield-Familie herausstechen wie einen räudigen Mischling auf einer Rassehundeshow.

Egal wie hart er arbeitete, gleichgültig, welche Erfolge er erzielte und wie sehr er sich mit der Marke Chatsfield identifizierte – er würde nie dazugehören.

Isabelle ging zurück in ihre Suite, um nach Atticus zu schauen.

Sie fand den Perserkater lang ausgestreckt mitten auf ihrem Bett. Bei ihrem Eintritt öffnete er träge ein Auge, schloss es aber gleich wieder. „Nette Begrüßung …“, murmelte sie und zog ihr Handy hervor. „Ich wollte, ich könnte auch den ganzen Tag im Bett verbringen.“ Beim Gedanken an Spencer und dieses beunruhigende Kribbeln, das allein seine Anwesenheit in ihr wachrief, schauderte sie unwillkürlich. „Allein natürlich!“, bekräftigte Isabelle mit strengem Blick in Atticus’ Richtung. „Ich erwähne das nur für den Fall, dass du vielleicht denkst, ich hätte noch immer eine Schwäche für ihn. Dem ist nicht so! Wie alle Chatsfield-Männer ist er unerträglich arrogant und von sich selbst überzeugt. Wahrscheinlich denkt er, da wieder anknüpfen zu können, wo unsere … unsere Bekanntschaft endete.“

Grimmig scrollte sich Isabelle durch ihre Telefonliste, um den Tierarzt anzurufen.

„Ich weiß genau, was in seinem Kopf vor sich geht!“, behauptete sie. „Er hält nur nach jemandem Ausschau, der ihm die Zeit hier verkürzt, bis er wieder weg muss. Aber darauf falle ich nicht herein.“

Selbst dieses entschlossene Statement würdigte Atticus mit keinem Wimpernzucken.

„Männer! Du bist übrigens auch nicht besser …“, murrte sie. „Ich mache mir die größten Sorgen um dich, und dir scheint es bombig zu gehen.“ Wahrscheinlich würde es reichen, ihm etwas Fett ins Futter zu mischen, um den Abtransport etwaiger Haarreste zu unterstützen. Seufzend steckte sie das Handy wieder weg und kraulte den Perserkater zärtlich hinterm Ohr. „Das mit dem Chihuahua war nicht so gemeint …“

Isabelle schaute hinüber zu ihrem Laptop. Bisher hatte sie Internet-Dating immer als absurde Idee abgetan, als letzte Chance für Verzweifelte.

Verdammt! Bin ich etwa nicht verzweifelt? Sie musste unbedingt ein, zwei Verabredungen ausmachen, ehe Spencer ihr noch mehr unter die Haut ging oder sich womöglich noch in ihr Herz schlich!

Also loggte sie sich auf einer Flirt-Seite ein, und innerhalb weniger Minuten hatte sie eine Verabredung mit einem IT-Typen namens Jaques aus Cobble Hill. Wie einfach das heutzutage war! Sie musste unbedingt ihre Schwester Eleanore anrufen, die ihr ständig sorgenvolle Vorträge über ein ausgewogenes Leben zwischen Arbeit und Sex hielt.

Als sie kurz darauf auf dem Weg zu ihrem Büro die Hotellobby durchquerte, hielt der diensthabende Manager Enrico Perez sie auf. „Miss Harrington? Wir haben Mr. Chatsfield in der Manhatten-Penthouse-Suite auf Ihrer Etage untergebracht.“

Ihr Herz setzte einen Schlag aus, dann machte es einen verrückten Sprung. „Er logiert hier im Hotel?“ Ihre Stimme klang unnatürlich hoch.

„Ich hoffe, das ist kein Problem?“, fragte Enrico. „Es ist ja nur für ein, zwei Wochen, bis die Übernahmeformalitäten abgewickelt sind.“

Muss mich eigentlich jeder daran erinnern? Übernahmeformalitäten! Isabelle hatte es noch längst nicht verdaut, dass Spencer sich, wodurch auch immer, die fehlenden zwei Prozent unter den Nagel gerissen hatte.

Die Pressefritzen würden einen Freudentanz aufführen, sobald die Nachricht raus war. Seit Monaten hatten sie das Katz-und-Maus-Spiel zwischen Spencer und ihr mit Spannung und Häme verfolgt. Und ebenso lange ignorierte sie die leidigen Anrufe der sensationslüsternen Schmeißfliegen!

Sie sah die Headline schon vor sich: Erfolgreiche Übernahme von The Harrington durch die Chatsfield-Hotelkette …

Allein die Vorstellung verursachte ihr Übelkeit. „Gibt es keine andere Suite, wo wir ihn unterbringen könnten? Was ist mit der Madison- oder Roosevelt-Suite?“

Enrico schüttelte den Kopf. „Beide sind für die nächsten drei Wochen belegt. Wir könnten Mr. Chatsfield natürlich eine der Standard-Suiten geben, aber ich dachte, Sie würden ihm zeigen wollen, was unser Hotel an Top-Luxus und Eleganz zu bieten hat.“

„Bestens.“ Anhören tat es sich anders. „Ich verstehe nicht, was er überhaupt hier will. Warum ist er nicht im Chatsfield abgestiegen oder kauft sich gleich ein eigenes Upper-East-Side-Apartment?“

„Vielleicht geht es ihm nicht anders als Ihnen …“, gab Enrico zu bedenken. „Und er hat Arbeits- und Wohnstätte lieber so dicht wie möglich beieinander.“

„Sie wissen schon, dass ich durchaus ein reges Sozialleben habe?“

„Das freut mich zu hören. Sie arbeiten extrem hart, und es wäre wirklich eine Schande, wenn Sie niemanden hätten, der diese Bürde mit Ihnen teilt.“

Das reicht! Isabelle hob ihr Kinn. „Ich betrachte das Hotel nicht als Bürde.“ Zumindest nicht bis heute Morgen …

„Gibt es noch eine persönliche Note, die Sie der Suite von Mr. Chatsfield verleihen wollen?“, fragte Enrico, ohne auf ihre Bemerkung einzugehen. „Er ist momentan bei den anderen im Konferenzraum. Es ist also ein günstiger Zeitpunkt, einige der Extras zu installieren, für die unser Haus berühmt ist.“

„Das überlassen Sie getrost mir“, erwiderte Isabelle, während hinter ihrer Stirn ein teuflischer Plan entstand. „Ich werde Mr. Chatsfields neuem Heim persönlich den letzten Schliff verleihen …“

Ein Putz-Team verließ gerade die Suite, als Isabelle in Begleitung zweier Handwerker dort auftauchte. Einer der Männer schob einen schweren Trolley mit zwei überdimensionalen Spiegeln. Isabelle lächelte der Hausdame zu, die alles noch einmal kontrolliert hatte. „Danke Rosa, um den Rest kümmere ich mich.“

„Gut, Miss Harrington.“

Isabelle verlor keine Zeit und dirigierte die Handwerker direkt ins Schlafzimmer. „Einen der Spiegel bringen Sie über dem Bett an, den zweiten hängen Sie an die Wand gegenüber dem Fußende.“

Einer der Männer hob skeptisch die Brauen. „Eine Anweisung des neues CEOs?“

„Sie wissen doch, wie diese Chatsfield-Boys sind, oder lesen sie keine Boulevardpresse?“, fragte Isabelle mit kühlem Lächeln. „Sorgen Sie nur dafür, dass die Halterung an der Decke sicher ist. Wir wollen doch nicht riskieren, dass der neue CEO in einem unserer Hotelbetten erschlagen aufgefunden wird, nicht wahr?“

Geduldig wartete sie im Hintergrund, bis die Handwerker wieder verschwunden waren, dann öffnete sie eine voluminöse Segeltuchtasche, die sie persönlich gepackt hatte.

Mit zufriedenem Grinsen zauberte sie eine farbenfrohe Palette fantasievoll verpackter Kondome hervor, die sie in der hauseigenen Apotheke erstanden hatte, und stapelte sie aufeinander, bis auf dem Nachttisch ein beachtlicher Turm zustande kam.

Als Nächstes folgten ein silberner Sektkühler mit Spencers Lieblingschampagner und zwei Kristallflöten mit dem eingravierten und in Silber eigelegten H von Harrington. Weiter ging es mit überdimensionalen schwarzen Satinschleifen, die kurz darauf die antiken Bettpfosten zierten, und einem Paar Handschellen, das Isabelle an den Schubladenknopf des Nachtschränkchens hängte.

Komplettiert wurde das bemerkenswerte Szenario durch eine violette Samtmaske auf dem Kopfkissen und unzähligen Rosenblättern, die sie über Bettdecke und Boden streute. Zufrieden trat Isabelle einen Schritt zurück, um ihr Werk zu begutachten.

„Wie nett …“

Sie wirbelte so abrupt herum, dass ihr prompt schwindelig wurde. Zum Teil war das allerdings wohl auch Spencers unerwartetem Auftauchen zuzuschreiben. „Ich habe mich nur vergewissert, dass die Suite deinen gehobenen Ansprüchen genügt.“

Wie immer vermochte sie nicht zu entscheiden, ob Amüsement oder Spott in seinen blauen Augen funkelte. Dafür konnte sein schiefes Lächeln nur als eindeutig sarkastisch bezeichnet werden. „Ihr Harringtons versteht es wirklich, allem einen ganz persönlichen Touch zu verleihen …“

„Wenn ich irgendetwas vergessen haben sollte, lass es mich wissen.“

Spencer warf einen Blick auf den Spiegel über dem Bett und die Arrangements rundherum. „Keine Peitsche?“

Isabelle kämpfte gegen ein wild aufflammendes Lustgefühl an, das sie zu überwältigen drohte. „Darauf habe ich verzichtet, weil ich nicht sicher war, ob du sie nicht womöglich irgendwo einsetzt, wo sie nicht willkommen ist.“

Sein Grinsen wurde noch breiter, während er nach dem Champagner griff. „Leistest du mir Gesellschaft?“, fragte er und hielt die Flasche hoch.

„Ich trinke nie während der Arbeitszeit.“

„Nicht mal einen kleinen Schluck, um auf die Übernahme anzustoßen?“

Hat dieser Kerl denn überhaupt kein Schamgefühl? „Du lässt dir keine Gelegenheit entgehen, es mir unter die Nase zu reiben, oder? Als Nächstes wirst du mir noch eine Party vorschlagen, um deine neueste Errungenschaft angemessen zu feiern!“

„Wie hast du das erraten?“

Ihr Kiefer klappte nach unten. „Das kann nicht dein Ernst sein …“

Gelassen begegnete Spencer ihrem flammenden Blick. „Nicht nur das, ich möchte, dass du dich um alles Notwendige kümme...

Autor

Melanie Milburne
<p>Eigentlich hätte Melanie Milburne ja für ein High-School-Examen lernen müssen, doch dann fiel ihr ihr erster Liebesroman in die Hände. Damals – sie war siebzehn – stand für sie fest: Sie würde weiterhin romantische Romane lesen – und einen Mann heiraten, der ebenso attraktiv war wie die Helden der Romances....
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<p>Mit dreizehn Jahren lieh sich Maya Blake zum ersten Mal heimlich einen Liebesroman von ihrer Schwester und sofort war sie in den Bann gezogen, verlor sich in den wunderbaren Liebesgeschichten und begab sich auf romantische Reisen in die Welt der Romanhelden. Schon bald träumte sie davon, ihre eigenen Charaktere zum...
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