Die Westmorelands - Romane 13-18

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VERFÜHRT AM VALENTINSTAG?

Dreißig Tage soll Clint mit seiner sexy Scheinehefrau Alyssa auf seiner Ranch leben. Noch dazu ohne Liebe! Oder kann er sie doch dazu verführen? Spätestens am Valentinstag will er es herausfinden…

NUR WENN ES LIEBE IST

Es war ein One-Night-Stand, aber jetzt steht Quade vor ihrer Tür. Wenn er der Vater der Babys ist, will er Cheyenne sogar heiraten! Aber er muss sie schon überzeugen, dass er sie nicht nur im Bett will - sondern auch als Liebe seines Lebens!

MASKENSPIEL DER LIEBE

Spielerisch verbirgt die Schöne auf dem Kostümball ihr Gesicht hinter einer Maske - Reginald Westmoreland ist so fasziniert, dass er sie für eine heiße Nacht ins Hotel einlädt. Bald darauf erfährt er: Sie ist die Tochter seines Feindes!

LIEBESNACHT VORM HOCHZEITSTAG

Auf keinen Fall darf Pamela zeigen, wie ihr vor der Ehe graut, die sie aus Geldnot eingehen muss. Ein einziges Mal will sie vorher hemmungslose Lust und Leidenschaft erleben! Und der aufregend männliche Dillon ist genau der Richtige dafür ...

EIN UNWIDERSTEHLICHER TRAUMPRINZ

Sexy vom Stetson bis zu den Stiefeln - und reich noch dazu: Ramsey Westmoreland ist DER Traumprinz schlechthin. Chloe will ihn eigentlich nur fotografieren - aber auf einmal knistert es heiß zwischen ihnen ...

DER SINNLICHE PLAN DES MILLIONÄRS

Gemma sinnlich zu verwöhnen - nichts wünscht sich Callum mehr. Der Millionär lockt die Innenarchitektin nach Australien auf sein edles Anwesen. Hier soll sich sein Traum erfüllen! Doch leider ist Gemma nicht einverstanden ...


  • Erscheinungstag 02.12.2015
  • ISBN / Artikelnummer 9783733772802
  • Seitenanzahl 960
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Cover

Brenda Jackson

Die Westmorelands - Romane 13-18

IMPRESSUM

VERFÜHRT AM VALENTINSTAG? erscheint in der HarperCollins Germany GmbH

Cora-Logo Redaktion und Verlag:
Postfach 301161, 20304 Hamburg
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Fax: +49(0) 711/72 52-399
E-Mail: kundenservice@cora.de

© 2008 by Brenda Streater Jackson
Originaltitel: „Taming Clint Westmoreland“
erschienen bei: Silhouette Books, Toronto
in der Reihe: DESIRE
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIA EXTRA
Band 325 - 2011 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg
Übersetzung: Rainer Nolden

Abbildungen: g-stockstudio / Thinkstock

Veröffentlicht im ePub Format in 10/2015 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 9783733743314

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:
BACCARA, BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY

 

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1. KAPITEL

Clint Westmoreland fluchte leise, während er den Blick durch die Ankunftshalle des Flughafens schweifen ließ. Es war fast Mittag, auf der Ranch gab es jede Menge zu tun, und er musste hier auf seine Ehefrau warten, die vor ein paar Tagen wie aus heiterem Himmel wieder in seinem Leben aufgetaucht war.

Erneut spürte er Zorn in sich hochsteigen, als er an den Brief dachte, den ihm die Landeskriminalbehörde in Texas, das State Bureau of Investigations, geschickt hatte. In dem Schreiben stand, dass die Ehe, die er vor fünf Jahren für einen geheimen Ermittlungsauftrag als Texas Ranger hatte schließen müssen, niemals annulliert worden war. Das hieß, dass er und Alyssa Barkley, seine damalige Partnerin und „Ehefrau“, vor dem Gesetz immer noch ein Paar waren.

Die Vorstellung, verheiratet zu sein, ob legal oder sonst wie, ließ ihn frösteln. Je früher er und Alyssa sich treffen konnten, um die Ehe für nichtig erklären zu können, desto besser. Auch sie hatte vor einigen Tagen einen Brief mit dem gleichen Wortlaut erhalten. Umgehend hatten sie miteinander telefoniert. Über die Nachlässigkeit des State Bureaus war sie genauso empört wie er und daher sofort bereit, nach Austin zu fliegen, um die Angelegenheit zu regeln.

Was für eine Zeitverschwendung, dachte er mit einem Blick auf seine Uhr. Es war der 1. Februar, und er erwartete demnächst eine Lieferung Wildpferde. Bis sie kamen, hatte er noch eine Menge Vorbereitungen zu treffen.

Als er im vergangenen Juni anlässlich der Hochzeit seines Cousins Ian verkündet hatte, er werde die Rangers nach zehn Jahren verlassen, hatten sein Cousin Durango und sein Schwager McKinnon Quinn ihm angeboten, bei ihrer Pferdezucht einzusteigen, die sie in Montana betrieben – ein Millionengeschäft.

Sie wollten ihr Unternehmen bis nach Texas ausweiten. Clint sollte dort die Leitung übernehmen, sowie die Wildpferde zähmen und trainieren.

Bisher hatte er es noch keinen Tag bereut, ihr Angebot akzeptiert zu haben. Die Arbeit mit den Tieren machte ihm sehr viel Spaß – mehr jedenfalls, als in der Ankunftshalle dieses Flughafens zu stehen und auf „seine Frau“ zu warten, die er kaum kannte. Er hatte wirklich Wichtigeres zu tun.

Erneut schaute er auf seine Uhr. Würde er Alyssa überhaupt wiedererkennen? Fünf Jahre lang hatten sie sich nicht gesehen, und das Einzige, woran er sich erinnern konnte, war, dass sie frisch vom College gekommen war und einen Abschluss in Strafrecht hatte – und dass sie sehr jung war. Die beiden waren weniger als eine Woche zusammen gewesen. In dieser Zeit hatten sie sich als Ehepaar ausgeben müssen, das unbedingt ein Baby adoptieren wollte – illegal natürlich.

Alyssa hatte den Part der verzweifelten Mutter so überzeugend gespielt, dass ihr gemeinsamer Auftrag schon nach ein paar Tagen erledigt war. Danach war er zu einem anderen Einsatz beordert worden. Ein paar Monate später hatte er erfahren, dass sie bei den Texas Rangers gekündigt hatte, weil es nicht die Art von Arbeit war, der sie ihr ganzes Leben widmen wollte.

Was sie seitdem getan hatte, wusste er nicht. Ihr Telefonat war ziemlich kurz gewesen und er hatte keine Lust gehabt, sie danach zu fragen. Ihm lag nur daran, das Problem, das sie beide aneinander kettete, so schnell wie möglich aus der Welt zu schaffen, damit jeder sein Leben weiterführen konnte. Sie müsste jetzt siebenundzwanzig sein, überlegte er. Am Telefon hatte sie erzählt, dass sie allein lebte. Das überraschte ihn. Er hatte vermutet, dass sie längst verheiratet war oder einen festen Freund hatte.

Das Klackern hoher Absätze auf dem Boden der Ankunftshalle riss ihn aus seinen Gedanken. Eine Frau steuerte zielstrebig auf ihn zu. Er kniff die Augen zusammen. Wenn das Alyssa war, dann hatte sie sich ziemlich verändert. Obwohl sie auch zuvor schon keine graue Maus gewesen war, hätte er ihr unter normalen Umständen keinen zweiten Blick geschenkt – bis jetzt.

Und ganz offensichtlich war er nicht der Einzige, der das dachte, denn zahlreiche Männer starrten ihr ungeniert nach. Einer blieb sogar mitten auf seinem Weg wie angewurzelt stehen und betrachtete sie mit offenem Mund.

Clint warf dem Mann einen finsteren Blick zu. Schnell eilte dieser weiter, und Clint ärgerte sich über sich selbst. Wie kam er dazu, sich wie ein eifersüchtiger Ehemann aufzuführen? Andererseits war er ja tatsächlich Alyssas Mann. Also hatte er ein Recht dazu, besitzergreifend zu sein, wenn ihm danach war …

Alyssa kam näher. Sofort fiel ihm auf, dass sie nicht nur fantastisch aussah, sondern sich auch sehr elegant zu bewegen wusste. Ihre Hüften schwangen bei jedem Schritt, und sie trug hautenge Jeans. Seltsam – vor fünf Jahren hatte er sich überhaupt nicht zu ihr hingezogen gefühlt. Und nun spürte er ein gewisses Kribbeln in der Magengegend.

Schließlich blieb sie wenige Zentimeter vor ihm stehen, sodass er nur noch sie sah und alles andere um ihn herum verschwand. Eigentlich hatte sie sich kaum verändert: dunkle Augen, lange Wimpern, hohe Wangenknochen, volle Lippen, die kupferfarbenen Locken – alles war noch so, wie er es in Erinnerung hatte. Ihr hinreißendes Gesicht war von der Sonne gebräunt.

Die attraktive Stimme passte zu ihrem Äußeren. „Hallo, Clint. Da bin ich.“

Und ob sie da war!

Er sieht noch genauso aus wie damals, dachte Alyssa, während sie versuchte, auf dem Weg zum Parkplatz Schritt mit ihm zu halten. Mit einem Meter neunzig überragte er sie locker um dreißig Zentimeter, und der schwarze Stetson auf dem Kopf war immer noch fester Bestandteil seiner Garderobe.

Zugegeben, sein Gesicht war markanter geworden – was nur jemandem auffiel, der es schon vor Jahren genau angeschaut hatte. Ihr erster Eindruck damals war gewesen, dass er viel zu gut für einen Mann aussah, und jetzt, mit zweiunddreißig, wirkte er noch umwerfender. Die Vollkommenheit seiner Gesichtszüge wurde von seinem ausgeprägten Kinn, den Grübchen und seinen Augen, mit denen er so herausfordernd und arrogant blicken konnte, noch verstärkt.

Jedenfalls hatte er diese frisch vom College kommende Studentin schwer beeindruckt. Kein Wunder, dass sie sich Hals über Kopf in ihn verliebt hatte – wie so viele andere Frauen, die im State Bureau arbeiteten.

„Mein Truck steht da drüben“, erklärte er.

Seine Worte rissen sie aus ihren Erinnerungen. „Fahren wir sofort ins Hauptquartier?“, fragte sie und bemühte sich, nicht auf seine Lippen zu starren.

Diese Lippen waren es, die sie von Anfang an fasziniert hatten. Er war nie besonders redselig gewesen, aber wenn sich seine Lippen bewegten, war das immer ein toller Anblick. Sie zogen die Aufmerksamkeit auf sich und erweckten in ihr stets das Bedürfnis, sie zu küssen. Wie oft hatte sie davon geträumt!

Kein Wunder, dass sie von vielen Frauen im State Bureau beneidet wurde, als man sie für diesen Auftrag auswählte. Sie alle machten kein Hehl aus ihren Gefühlen ihm gegenüber. Dabei galt er als sehr zurückhaltend. Kaum zu glauben!

„Ja, das können wir machen“, erwiderte er. Schon wieder unterbrach er ihre Gedanken. „Ich denke, die Sache dürfte schnell erledigt sein. Maximal eine Stunde, hoffe ich.“

Plötzlich war sie versucht, stehen zu bleiben, die Hand auf seinen Arm zu legen, sich auf die Zehenspitzen zu stellen und ihn zu küssen. Bei der Vorstellung begann ihr Herz zu rasen.

Sie atmete tief ein und konzentrierte sich auf seine Worte. Auch ihr lag viel daran, die Angelegenheit rasch zu regeln. Wenn sie nämlich länger mit diesem Mann zusammen war, bestand die Gefahr, dass sie sich erneut in ihn verliebte. Außerdem hatte sie nur Gepäck für eine Nacht mitgebracht. Wenn die Formalitäten erledigt waren, würde sie sich ein Hotelzimmer nehmen und am nächsten Morgen nach Waco zurückfliegen.

„Wie ist es dir denn so ergangen, Alyssa?“ Auch seine tiefe, sonore Stimme hatte sich kein bisschen verändert.

Aus den Augenwinkeln schaute sie ihn an. Es interessierte ihn nicht wirklich. Er wollte nur Small Talk machen. Deshalb erwiderte sie höflich: „Ganz gut. Und dir?“

„Ich kann nicht klagen.“

Das konnte er wohl wirklich nicht nach allem, was sie von den Kollegen aus dem State Bureau, zu denen sie noch Kontakt hielt, erfahren hatte. Er war Pferdezüchter auf einer hundertzwanzig Hektar großen Ranch ein paar Meilen außerhalb von Austin. Den Betrieb hatte er von seinem Onkel geerbt. Das Geschäft, hieß es, lief ausgezeichnet. Zu gerne hätte sie gewusst, warum er seinen Job bei den Rangers gekündigt hatte. Bestimmt hätte er dort eine glanzvolle Karriere gemacht. Aber sie scheute sich, ihn unverblümt nach dem Grund zu fragen.

Daher wechselte sie das Thema. „Ich bin aus allen Wolken gefallen, als ich hörte, dass wir angeblich noch verheiratet sind. Wie konnten die nur so einen Fehler machen?“

Sie standen jetzt vor seinem Wagen. Achselzuckend öffnete er ihr die Tür. „Zuerst habe ich es auch nicht geglaubt. Nur gut, dass in der Zwischenzeit keiner von uns heiraten wollte.“

Sie beschloss, ihm zu verschweigen, dass sie vor ein paar Jahren kurz davor gestanden hatte. Sämtliche Vorbereitungen waren bereits getroffen worden. Erst in letzter Minute hatte sie erfahren, was für ein hinterhältiger Typ der Kerl war, dem sie fast das Jawort gegeben hätte.

Bis heute hatte Kevin Brady ihr nicht vergeben, dass sie ihn praktisch am Altar hatte stehen lassen. Im Gegenzug dazu hatte sie ihm bis heute nicht verziehen, dass er eine Woche vor der Hochzeit mit ihrer Cousine Kim geschlafen hatte.

Aus den Augenwinkeln bemerkte sie, dass Clint sie beim Einsteigen beobachtete. Ob er mitbekommen hat, dass ich rot geworden bin, weil ich ihm etwas verheimliche? fragte sie sich, während sie auf den Ledersitz rutschte.

An die Wagentür gelehnt, sagte er: „Du hast dich verändert.“

War das ein Kompliment oder Kritik? Um sich Gewissheit zu verschaffen, fragte sie: „Inwiefern?“

„Na ja … verändert eben.“

Sie schmunzelte. „Ich habe mich verändert.“

„Inwiefern?“

Jetzt musste sie lachen. „Weil ich mein Leben so führe, wie ich es will und nicht, wie andere es wollen.“

„Hast du das vor fünf Jahren noch getan?“

„Nein.“ Mehr brauchte er nicht zu wissen. Offenbar reichte ihm ihre Antwort, denn er schloss die Tür und ging um das Auto herum zur Fahrerseite.

„Es ist gleich Mittag“, meinte er. „Möchtest du etwas essen, ehe wir uns mit Hightower zusammensetzen?“

Lester Hightower war Senior Captain und verantwortlich für die Abteilung, für die sie vor fünf Jahren ermittelt hatten. „Nein, ich möchte die Sache so schnell wie möglich hinter mich bringen“, erwiderte sie.

Mit hochgezogener Augenbraue musterte er sie. „Vielleicht war ich zu voreilig, als ich eben sagte, dass keiner von uns heiraten wollte. Hast du es vielleicht jetzt vor?“

Verblüfft sah sie ihn an, und er tat etwas, womit sie überhaupt nicht gerechnet hatte: Er lächelte. Sie versuchte, die heiße Welle, die durch ihren Körper strömte, zu ignorieren. „Wie kommst du denn darauf?“

Er unterbrach den Blickkontakt, um den Motor anzulassen. „War nur so eine Idee. Es dürfte auf jeden Fall kein Problem darstellen.“

„Hoffentlich hast du recht.“

Er schaute über die Schulter, während er aus der Parklücke setzte. „Natürlich habe ich recht. Du wirst schon sehen.“

„Was soll das heißen – die Ehe kann nicht annulliert werden?“ Fast hätte Clint gebrüllt. Hightowers Worte hatten ihn zutiefst schockiert. Er warf Alyssa einen Blick zu. Während er dem Senior Captain zugehört hatte, war sie aufgestanden und hatte sich an die geschlossene Tür gelehnt. Clint hatte ihre Reaktionen genau mitbekommen, denn er war sich ihrer Anwesenheit sehr bewusst. Ihn beschlich ein unangenehmes Gefühl. Schon lange hatte eine Frau nicht mehr so auf ihn gewirkt.

„Es gibt neue Anordnungen, Westmoreland“, hörte Clint seinen Ex-Chef sagen. „Sie gefallen mir auch nicht, und ich verstehe sie selbst nicht. Und ich gebe Ihnen recht, dass diese Befehle in Ihrem besonderen Fall keinen Sinn ergeben. Aber mehr kann ich Ihnen nicht dazu sagen. Wir haben versucht, unseren Fehler auszubügeln, indem wir uns umgehend um eine Annullierung bemüht haben, aber da so viel Zeit vergangen ist und Sie beide nicht länger für uns arbeiten, weigern sich die Verantwortlichen anzuerkennen, dass Ihre Ehe nie rechtmäßig war.“

„Sie haben recht, das ergibt alles keinen Sinn“, schaltete Alyssa sich ein. Ihre Stimme klang schneidend. „Clint und ich haben niemals zusammengelebt. Die Ehe ist nie vollzogen worden. Das allein sollte schon ein ausreichender Grund sein, sie umgehend aufzuheben.“

„Unter normalen Umständen wäre es das ja auch, aber Margaret Toner, die derzeitige Abteilungsleiterin, denkt anders darüber. Nach allem, was ich gehört habe, ist Toner selbst seit vierzig Jahren verheiratet und nimmt die Institution Ehe sehr ernst. Selbst wenn uns das nicht passt, müssen wir uns damit abfinden.“

„Von wegen.“ Clint traute seinen Ohren nicht.

„So ist es nun mal.“ Hightower warf eine Urkunde auf den Tisch. „Dreißig Tage. Toner hat sich bereit erklärt, Ihre Ehe in dreißig Tagen zu annullieren.“

Weder Clint noch Alyssa hielten es für klug, etwas zu sagen.

Ihre Verärgerung war allerdings unübersehbar. Schließlich ergriff Alyssa das Wort. „Mir gefällt das zwar überhaupt nicht, Hightower, aber wenn das mit den dreißig Tagen nicht zu ändern ist, können Clint und ich eben nichts machen. Fünf Jahre lang habe ich nicht gewusst, dass ich überhaupt verheiratet war, da kommt es auf einen Monat mehr oder weniger auch nicht mehr an“, meinte sie mit einem Blick zu Clint.

„Na gut“, sagte dieser mürrisch. „Dreißig Tage halte ich noch durch.“

Hightower zögerte. „Da gibt es noch etwas“, sagte er schließlich.

Die Furchen auf Clints Stirn wurden tiefer. Er hatte lange genug mit dem Mann zusammengearbeitet, um zu wissen, dass sein Tonfall nichts Gutes bedeutete. Alyssa stieß sich von der Tür ab und kam näher.

„Was denn?“, fragte Clint.

Hightower schaute erst ihn und dann Alyssa an. „Um die Ehe nach dreißig Tagen annullieren zu können, müssen Sie noch etwas tun.“

2. KAPITEL

Clint wurde immer unbehaglicher zumute.

Ihr Ex-Chef räusperte sich. „Sie verlangt, dass Sie beide während der dreißig Tage unter einem Dach leben.“

Clint Westmoreland war immer noch wütend. Vor zwanzig Minuten hatten sie Hightowers Büro verlassen, und seitdem hatte er kein Wort gesagt – abgesehen von den Flüchen, die er auf dem Weg zum Restaurant vor sich hinmurmelte.

Alyssa seufzte. „Es gibt bestimmt eine andere Möglichkeit“, unterbrach sie schließlich das eisige Schweigen.

Er warf ihr einen grimmigen Blick zu. „Du hast gehört, was er gesagt hat, Alyssa. Wir können versuchen, Einspruch einzulegen, aber wenn wir damit keinen Erfolg haben, müssen wir immer noch die dreißig Tage durchstehen, sodass sich alles nur noch länger hinzieht“, meinte er.

Dreißig Tage durchstehen. Es hörte sich an, als sei es eine Gefängnisstrafe. In Anbetracht der Tatsache, dass sie zusammenleben mussten, gefiel ihr seine Einstellung überhaupt nicht. Was Hightower ihnen erzählt hatte, passte ihr ebenso wenig wie ihm, aber das war noch lange kein Grund, grob zu werden.

„Ich finde das auch nicht toll“, entgegnete sie gereizt. „Aber wenn wir die Dinge nicht ändern können, müssen wir eben tun, was Toner verlangt und …“

„Ich denke nicht daran“, grollte er. Er lenkte seinen Truck auf den Parkplatz des Restaurants und schaute sie an. „Ich habe Wichtigeres zu tun, als dich dreißig Tage lang zu verköstigen.“

Das ging nun wirklich zu weit. „Mich verköstigen? Offenbar gehst du davon aus, dass wir in deinem Haus wohnen.“

„Na klar.“

Missbilligend runzelte sie die Stirn. Er klang so unerträglich selbstsicher. Es würde ihr ein Vergnügen sein, ihm seine Illusionen zu nehmen. „Irrtum. Ich habe nicht vor, hier in Austin zu bleiben.“

Seine Augen wurden schmal. „Und wo willst du wohnen?“

Sie hielt seinem Blick stand. „Es geht nicht darum, wo ich wohne, sondern wo wir wohnen. Ich gehe nach Waco zurück, und wenn du vorhast, Toners Bedingungen zu erfüllen, kommst du mit.“

Sie hatte nicht gedacht, dass er noch wütender werden konnte, als er ohnehin schon war. „Jetzt hör mir mal zu, junge Frau. Ich muss mich um meine Ranch kümmern, und das geht in Waco nicht.“

„Du bist nicht der Einzige, der arbeiten muss, Clint. Ich kann auch nicht so einfach mein Leben umkrempeln.“

„Und ich werde bestimmt nicht nach Waco ziehen, nicht einmal vorübergehend. Das ist absolut unmöglich.“

Sie musste ihm recht geben, aber das löste ihr Problem immer noch nicht. Hightower hatte gesagt, sie müssten dreißig Tage unter einem Dach wohnen. Einer von ihnen musste also Kompromisse machen. Sie war nicht dazu bereit, und er ganz offensichtlich auch nicht. „Also, du willst nicht nach Waco ziehen, und ich will nicht hierhin ziehen. Was schlägst du vor, um die Annullierung durchzubekommen?“

Er zog den Schlüssel aus dem Zündschloss. „Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass ich mit vollem Bauch besser denken kann.“ Er öffnete die Tür und stieg aus. „Deshalb schlage ich vor, dass wir erst mal was essen.“

Offenbar kann mich da oben jemand nicht leiden, dachte Clint, nachdem die Kellnerin ihre Bestellung entgegengenommen hatte. Sonst wäre ihm nicht Alyssa Barkley begegnet. Er war lange genug Ranger gewesen, um zu wissen, wie schnell man sich in den Netzen der Bürokratie verheddern konnte. Jemand hatte Mist gebaut. Sonst wären sie längst nicht mehr verheiratet. Sie hatten dem Senior Captain ja erzählt, dass die Ehe nicht einmal vollzogen worden war. Es war nur eine dienstliche Anweisung gewesen – sonst nichts. Dennoch machte ihn der Gedanke, mit ihr unter einem Dach wohnen zu müssen, ein wenig nervös. Schließlich war die Frau die reinste Versuchung.

„Du bist ein Drilling, nicht wahr?“

Überrascht musterte er sie. „Ja. Woher weißt du das?“

„Es war allgemein bekannt unter den Kollegen. Deinen Bruder Cole habe ich sogar mal getroffen. Und du hast auch eine Schwester?“

„Ja.“ Casey hatte vor ein paar Monaten geheiratet. „In der Reihenfolge der Geburt bin ich der Älteste, dann kommen Cole und Casey.“

„Ist Cole noch bei den Texas Rangers?“

Offenbar hatte sie sich von dem Schock inzwischen ein wenig erholt. Sonst würde sie wohl kaum so viele Fragen stellen. „Ja“, antwortete er einsilbig.

Ganz offensichtlich waren Alyssas Bemühungen, Small Talk zu machen, nur ein Versuch, von dem Dilemma abzulenken, in dem sie steckten. Aber sie mussten darüber reden und eine Entscheidung treffen. „Okay, Alyssa, zurück zu unserem Problem. Hast du einen Vorschlag?“

Sie stellte den Kaffeebecher ab, ehe sie antwortete. „Ich könnte nach Waco zurückfliegen und du könntest hier bleiben. Dann vergessen wir beide, dass wir jemals verheiratet waren, und alles bleibt beim Alten. Wie ich schon sagte, habe ich nicht vor, demnächst zu heiraten. Wie sieht’s bei dir aus?“

„Ähnlich. Aber ich fürchte, so einfach lässt sich die Sache nicht unter den Teppich kehren.“

Was würde zum Beispiel passieren, wenn sie es sich in den Kopf setzte, dass ihr als Ehefrau die Hälfte seines Besitzes zustand?

Der war beträchtlich, zumal die Partnerschaft mit seinem Cousin und seinem Schwager ausgezeichnet klappte und eine Menge Geld einbrachte. Er glaubte zwar nicht, dass Alyssa Ansprüche stellen würde, aber man konnte ja nie wissen. Casey und Cole hatte er für ihren Verzicht auf die Ranch ausbezahlt, sodass er nun der alleinige Eigentümer war. Es hätte ihm gerade noch gefehlt, wenn urplötzlich eine „Ehefrau“ auftauchte und die Hälfte seines Vermögens für sich beanspruchte.

Aber es gab noch einen anderen Grund, warum er nicht vergessen konnte, dass er eine Frau hatte. Sie sah einfach zu gut aus. Sie hatte ein schönes Gesicht und einen fantastischen Körper. Da sich ihr Aussehen kaum verändert hatte, fragte er sich nun, warum es ihm nicht schon vor fünf Jahren aufgefallen war. Die einzige Erklärung, die ihm in den Sinn kam, hieß Chantelle. Damals hatte er nur Augen für sie gehabt. Zu dumm, dass dies nicht auch umgekehrt so gewesen war.

„Es muss doch einen Ausweg geben“, unterbrach Alyssa seine Gedanken. Sie klang verärgert. Wodurch sie für Clint mit ihren vollen Lippen und den vor Wut dunkel funkelnden Augen nur noch attraktiver aussah. Er fragte sich, ob das Kupferrot ihrer Haare echt war, und er spürte ein erregendes Prickeln, als er sich vorstellte, wie er mit den Fingern durch diese seidige Pracht fuhr.

Offenbar wartete sie auf eine Antwort, denn sie sah ihn unverwandt an. Er lehnte sich zurück. „Es gibt einen Ausweg. Wir müssen ihn nur finden.“

Alyssa spürte genau, dass er sie ebenso taxierte wie sie ihn, was sie in ihrer Meinung bestärkte, dass es nicht funktionieren würde, wenn sie unter einem Dach lebten. Dass es zwischen ihnen beiden knisterte, war unübersehbar. Aber vermutlich fand er viele Frauen attraktiv. Er war schließlich ein Mann, und Onkel Jessie hatte ihr, nachdem er von der Sache zwischen Kim und Kevin erfahren hatte, erklärt, dass Männer in Bezug auf Frauen schnell den Kopf verlieren konnten. Dass er Kim nicht verurteilte, konnte man ihm kaum verübeln: Sie war ja seine Tochter.

„Was machst du denn beruflich?“

Sie schaute von ihrem Kaffeebecher auf, und ihre Blicke trafen sich. „Ich gestalte Webseiten.“

„Aha.“

Sie runzelte die Stirn. Er klang, als würde er ihre Arbeit nicht besonders wichtig nehmen. Zugegeben, es war kein solch millionenschweres Unternehmen wie – nach allem, was sie gehört hatte – seine Pferdezucht, aber es gehörte ihr. Sie hatte vor einigen Jahren damit begonnen und ihr gesamtes Kapital investiert. Ihr machte die Arbeit Spaß, und sie war stolz auf ihre kleine Firma. In den vergangenen Jahren hatte sie sogar mehrere Preise gewonnen.

„Es läuft sehr gut“, betonte sie.

Er hielt ihrem Blick stand. „Habe ich etwa das Gegenteil behauptet?“

Nein, hatte er nicht. „Hör mal, Clint, du bist gereizt wegen dieser ganzen Angelegenheit – genau wie ich. Vielleicht sollten wir erst einmal darüber schlafen. Vielleicht fällt uns morgen eine Lösung ein.“

„Hoffentlich. Du bist ja auf alle Eventualitäten eingerichtet“, meinte er in Anspielung auf die kleine Reisetasche, die sie mitgebracht hatte.“

„Ich habe damit gerechnet, dass es höchstens einen Tag dauern würde, um unsere Ehe zu beenden. Deshalb wollte ich morgen früh wieder zurückfliegen.“

„Du kannst gerne bei mir übernachten.“

Sie wusste sein Angebot zu schätzen, hielt es aber für keine gute Idee. „Danke, aber ich gehe lieber ins Hotel.“

„Wie du willst“, entgegnete er und zog seinen Stuhl näher an den Tisch heran, als die Kellnerin das Bestellte brachte. Alyssa sah ihm beim Essen zu. Er hatte behauptet, mit vollem Bauch besser nachdenken zu können. Aber würde er wirklich die ganze Portion vertilgen?

„Was starrst du so auf meinen Teller?“, fragte er verwundert.

Sie zuckte mit den Schultern. „Das ist eine riesige Portion“, meinte sie, als die Kellnerin ihr ein Sandwich und eine Tasse Suppe servierte.

Er lachte. „Ich wachse noch. Außerdem brauche ich das alles, um bei Kräften zu bleiben. Die Arbeit auf der Ranch verlangt Muskeln.“ Und die hatte er wirklich!

„Was tust du eigentlich genau?“

„Ich zähme wilde Pferde Ein paar meiner Männer fangen sie in Nevada ein und bringen sie auf meine Ranch, wo ich sie trainiere. Anschließend bringe ich sie nach Montana. Mein Cousin und mein Schwager betreiben dort eine Pferdezucht. Meine Schwester arbeitet da als Trainerin.“

„Klingt nach Familienunternehmen.“

„Ist es auch.“

Alyssa konzentrierte sich auf ihr Essen. Jedes Mal, wenn sie Clint in die Augen sah, spürte sie ein Kribbeln auf der Haut. Nicht auszudenken, wenn er davon etwas mitbekam.

„Ich will mir übrigens auch eine zulegen.“

Jetzt schaute sie ihn doch an. „Was willst du dir zulegen?“

„Eine Website.“

Sie zog eine Augenbraue hoch. „Du hast noch keine?“

„Nein. Bisher läuft es auch so ganz gut. Durango und McKinnon schaffen die Kunden heran. Die meisten sind Privatleute.“

„Aha. Und wer sind Durango und McKinnon?“

Ehe er antwortete, wischte er sich den Mund mit einer Serviette ab. „Durango ist mein Cousin, und McKinnon ist mit meiner Schwester Casey verheiratet. Die beiden sind meine Partner und haben die Pferdezucht ins Leben gerufen. Und ich bin für das Zähmen und Trainieren zuständig.“

„Wenn du bisher keine Website gebraucht hast, warum willst du jetzt eine?“

Plötzlich sah er aus, als hätte er keine Lust mehr auf ihre Fragen. Er antwortete nur noch aus reiner Höflichkeit. „Wegen der Stiftung, die ich neulich gegründet habe.“

„Eine Stiftung?“

„Die Sid-Roberts-Stiftung.“ Um ihrer nächsten Frage zuvorzukommen, fügte er rasch hinzu: „Er war mein Onkel.“

Ungläubig riss sie die Augen auf. „Sid Roberts? Der Sid Roberts war dein Onkel?“

„Ja“. Er klang irritiert. Um das Gespräch zu beenden, forderte er sie auf: „Iss jetzt deine Suppe. Sonst wird sie noch kalt.“

Wenigstens hält sie den Mund, dachte Clint, während er seinen Kaffee trank und sich darüber wunderte, dass sie mit einer so winzigen Portion zufrieden war.

Clint lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. Das Essen hat gutgetan, jetzt konnte er über alles nachdenken. Trotzdem fand er keine Lösung für ihr Problem.

„Du hast noch nicht erzählt, um was für eine Stiftung es sich handelt.“

Er warf Alyssa einen Blick zu. „Hab ich nicht?“, entgegnete er knapp. War sie schon immer so gesprächig gewesen? In seiner Erinnerung war sie eher eine zurückhaltende Frau, die seiner Meinung nach für den Beruf des Rangers überhaupt nicht geeignet war.

Allerdings hatte er seine Ansicht während ihres ersten gemeinsamen Einsatzes gründlich geändert: Sie hatte ganze Arbeit geleistet.

„Nein“, unterbrach sie seine Gedanken. Sein distanzierter Ton schien sie nicht im Mindesten abzuschrecken.

Eine Weile lang schwieg er, bevor er fragte: „Was weißt du über Sid Roberts?“

„Nur, was in den Geschichtsbüchern steht – und das, was mir mein Großvater erzählt hat.“

Er zog die Augenbrauen hoch. „Dein Großvater?“

„Ja. Er war ein großer Fan von Sid Roberts und behauptete sogar, mit ihm mal auf Rodeo-Tournee gegangen zu sein. Ich weiß, dass Mr. Roberts seinerzeit eine Berühmtheit war – erst als Rodeoreiter und später als Pferdetrainer.“

„Onkel Sid liebte Pferde. Diese Liebe hat er mir und meinen Geschwistern vererbt. Zum Andenken an ihn haben wir zwölfhundert Hektar Land von meinem Besitz zu einem Reservat umgewandelt. Dort können sich die Wildpferde erst einmal an die neue Umgebung gewöhnen.“

„Warum bringt ihr sie überhaupt hierher? Warum lasst ihr sie nicht in Nevada frei herumlaufen?“

„Hauptsächlich, weil die Wildpferde Land beanspruchen, das mehr und mehr für öffentliche Zwecke benötigt wird. Zurzeit überlegen die Anzugträger in Washington, ein Gesetz zu verabschieden, das es erlaubt, eine bestimmte Anzahl von ihnen zu töten. Viele Wildpferde sollen geschlachtet und zu Tierfutter verarbeitet werden.“

„Das ist ja schrecklich.“ Sie klang wirklich entsetzt.

„Das kann man wohl sagen. Mit der Stiftung will ich so viele Pferde wie möglich retten, indem ich sie hierher transportieren lasse.“

Er hatte das Gefühl, vom Thema abgekommen zu sein. Im Moment gab es wichtigere Dinge zu besprechen. „Also, Alyssa, was machen wir nun mit unserer Ehe?“

Sie runzelte die Stirn. „Das klingt ja, als sei es tatsächlich eine Ehe, obwohl es gar keine ist.“

„Erzähl das Toner. Vielleicht sollten wir uns vorläufig damit abfinden, dass wir vor dem Gesetz Mann und Frau sind, egal, wem wir die Verantwortung dafür in die Schuhe schieben.“

Alyssa wollte widersprechen. Aber er hatte recht. Sie konnten anderen noch so oft die Schuld dafür geben – ihr Problem würde es nicht lösen. „Okay, dein Magen ist voll. Was schlägst du also vor?“

„Es wird dir nicht gefallen.“

„Wenn es das ist, was ich vermute – wahrscheinlich nicht.“

Er seufzte. „Haben wir eine Wahl?“

Sie wusste, dass sie keine hatten. Dennoch … „Es muss doch eine Möglichkeit geben.“

„Hightower sagt Nein. Du hast ihn doch selbst gehört.“

„Dann schlage ich vor, dass wir dagegen kämpfen.“

„Und ich schlage vor, zu tun, was wir tun müssen, und die Sache ist erledigt.“

Sie nagte an ihrer Unterlippe. „Na gut, aber wir haben noch nicht geklärt, wo wir wohnen. Hier oder in Waco.“ Sie wussten beide, wie es ausgehen würde. Er musste auf seiner Ranch bleiben. Alyssa dagegen konnte von überall aus arbeiten, solange sie Computer und Internetanschluss hatte.

„Alyssa?“

Sie schaute auf. „Ja?“

„Ich weiß, dass du lieber in Waco arbeitest – aber könntest du das nicht auch hier, wenn ich dir die notwendigen Voraussetzungen schaffe?“

Sie beschloss, aufrichtig zu sein. „Im Prinzip schon.“

„Schön. Und – würdest du es tun? Auf meiner Ranch lebt es sich nicht schlecht. Sogar sehr angenehm. Außerdem bin ich während der Arbeit kaum daheim, sodass du das Haus praktisch für dich allein hast. Wir werden uns also nur selten über den Weg laufen.“

Nachdenklich schaute sie ihn an. Mit anderen Worten, sie lebten nicht wirklich dreißig Tage unter einem Dach – jedenfalls nicht die ganze Zeit. Das wäre auch nicht auszuhalten. Aber sie wusste, dass er recht hatte. Sie mussten etwas unternehmen. Warum noch lange darüber diskutieren, wenn ein Ortswechsel für sie einfacher war? Auch wenn es ihr nicht gefiel – wenigstens taten sie, was von ihnen verlangt wurde, und am Ende konnte jeder sein Leben fortsetzen. Dennoch …

„Hast du eine feste Freundin?“, wollte sie wissen.

„Weder fest noch sonst wie. Mir fehlt die Zeit.“

Alyssa zog eine Augenbraue hoch. Seit wann nahmen Männer sich keine Zeit mehr für Frauen?

„Und wie sieht es bei dir aus?“, erkundigte er sich. „Gibt’s in deinem Leben einen Mann?“

Sie dachte an die gelegentlichen Anrufe von Kevin. Er hatte sich ein paar Mal bei ihr gemeldet und versucht, seinen Fehler wieder gutzumachen – als ob sie nicht wüsste, dass er noch immer mit Kim ins Bett ging. Kim bereitete es ein diebisches Vergnügen, ihr gegenüber Andeutungen zu machen, dass sie hin und wieder mit Kevin ausging. „Nein. Genau wie dir fehlt mir die Zeit.“

Er nickte. „Also kann uns niemand in die Quere kommen, und wir können die Angelegenheit ein für alle Mal regeln.“

So schnell konnte sie sich jedoch nicht zu einer Entscheidung durchringen. „Ich muss eine Nacht darüber schlafen“, sagte sie.

„Okay. Würde es dir dann etwas ausmachen, auf der Ranch zu übernachten?“, fragte Clint. „So kannst du sehen, ob es dir dort gefällt und ob du dort arbeiten kannst.“

Nach wie vor hätte sie ein Hotel bevorzugt, aber sein Argument war stichhaltig.

„Nun gut, Clint. Ich schlafe eine Nacht auf deiner Ranch, und morgen früh werde ich mich endgültig entscheiden.“

Er legte den Kopf schräg und sah sie an. „Mehr kann man nicht verlangen.“

3. KAPITEL

„Kannst du reiten?“

Alyssa warf Clint einen Blick zu. Es war schon schwer genug gewesen, ihm im Restaurant gegenüberzusitzen. Jetzt, in der Enge des Wagens, war seine Gegenwart noch intensiver. Sie ließ den Blick von seinem Gesicht zu den kräftigen Händen wandern, die das Steuerrad umklammerten.

„Alyssa?“

Fast wäre sie zusammengezuckt, als er ihren Namen aussprach. Sie hatte seine Frage noch nicht beantwortet.

„Ja und nein.“

Amüsiert schaute er sie an. „Entweder kannst du’s oder nicht.“

„Nicht unbedingt. Es gibt noch eine dritte Möglichkeit. Ja, ich kann reiten, aber ich tue es lieber nicht.“

„Gibt es dafür einen Grund?“

„Ja. Pferde mögen mich nicht.“

Er lachte. „Dann hast du vermutlich noch nicht herausgefunden, wie du mit ihnen umgehen musst. Ein Pferd durchschaut einen Menschen instinktiv. Ob du zu aggressiv bist, zu nachsichtig … manchmal beides. Für mich gehören Pferde zu den Tieren, mit denen man am besten zurechtkommen kann.“

„Kein Wunder. Du zähmst sie ja auch“, entgegnete sie. Sie betrachtete die Landschaft, die umso schöner wurde, je weiter sie die Stadt hinter sich ließen.

„Das würde ich auch sagen, wenn ich sie nicht zähmen würde. Solltest du auf der Ranch bleiben, wirst du bestimmt Gefallen an Pferden finden. Da gehe ich jede Wette ein.“

„Ich habe ja nicht behauptet, dass sie mir nicht gefallen. Ich bin nur zu oft von ihnen abgeworfen worden, um sie nett zu finden. Ich weiß, wann ich aufhören muss.“

Er lachte. „Ich nicht. Hätte ich jedes Mal aufgegeben, nachdem ich abgeworfen wurde, dann wäre ich schon seit Jahren nicht mehr auf ein Pferd gestiegen.“

Alyssa schaute Clint verstohlen aus den Augenwinkeln an. Er musterte sie mit einem Blick, der ihr Herz schneller schlagen ließ und ihr fast den Atem raubte. Sie räusperte sich. „Was ist?“

Es schien, als wäre ihm erst durch ihre Frage bewusst geworden, dass er sie die ganze Zeit angestarrt hatte. „Nichts“, murmelte er.

Alyssa wusste sehr wohl, dass ihn etwas beschäftigte, und zwar das Gleiche, was auch ihr schon eine ganze Weile durch den Kopf ging, seitdem sie eng nebeneinander im Auto saßen. Erneut schaute sie aus dem Fenster und überlegte, dass es nicht einfach sein würde, mit ihm auf der Ranch zu leben. Das einzig Positive daran war, dass er die meiste Zeit nicht da war.

„Glaubst du, dass deine Familie ein Problem damit hat?“

Sie drehte den Kopf zu ihm. Er hatte den Blick fest auf die Straße gerichtet. Gut. Jedes Mal, wenn er sie anschaute, weckte er in ihr längst vergessene Gefühle. „Ein Problem womit?“, fragte sie zurück.

„Dass du eine Weile bei mir auf der Ranch wohnst. Das heißt, falls du dich dafür entscheidest.“

Alyssa seufzte. Hätte sie ihm erzählen sollen, dass einige Mitglieder ihrer Familie es am liebsten sähen, wenn sie Waco für immer den Rücken kehrte? Es war zu kompliziert und zu persönlich, um es zu erklären. Das war das einzig Gute an diesen dreißig Tagen. Vielleicht war es gar nicht schlecht, wenn sie eine Zeit lang nicht in Waco war. Kim hatte sich nämlich nicht damit begnügt, ihr die Hochzeit zu vermasseln. Sie schien fest entschlossen, Alyssa das Leben auch in Zukunft zur Hölle zu machen. „Nein, damit haben sie kein Problem“, antwortete sie schließlich. „Was ist mit deinen Leuten?“

„Meine Familie ist mit allem einverstanden, was ich mache. Wir mögen uns zwar sehr, lassen uns aber unseren Freiraum.“ Sein Blick und sein Lächeln jagten heiße Schauer durch ihren Körper.

„Zugegeben – um Casey haben Cole und ich uns schon sehr gekümmert. Wir fühlten uns für sie verantwortlich, vor allem als sie anfing, mit Jungs auszugehen. Aber seit ihrer Hochzeit mit McKinnon halten wir uns natürlich aus ihrem Leben heraus.“

„Ist sie schon lange verheiratet?“

Er schüttelte den Kopf. „Seit Ende November. Cole und ich könnten uns keinen besseren Mann für unsere Schwester wünschen.“

Alyssa lächelte versonnen. „Das hört sich sehr nett an.“

„Es stimmt. Meistens stehen wir sogar auf seiner Seite. Casey kann nämlich verdammt dickköpfig sein.“

„Du hast nur noch deine Geschwister?“

„Zumindest haben wir das geglaubt. Meine Mutter war die Schwester von Onkel Sid. Sie zog zu ihm auf die Ranch, als ihr Mann bei einem Rodeo angeblich ums Leben gekommen war und sie mit uns schwanger war.“

Verwirrt schaute Alyssa ihn an. „Angeblich ums Leben gekommen?“

„Ja. Das ist die Geschichte, die sie sich mit Onkel Sid ausgedacht hatte und allen erzählte. Dabei war unser Vater noch äußerst lebendig. Sie glaubte jedoch, sie würde ihm einen Gefallen tun, wenn sie ihm verschwieg, dass sie schwanger war und aus seinem Leben verschwand. Deshalb sind Cole, Casey und ich in dem Glauben aufgewachsen, unser Vater sei tot.“

„Wann hast du die Wahrheit herausgefunden?“

„An Moms Sterbebett. Sie wollte, dass wir alles erfuhren.“

Sogleich musste Alyssa an das Geheimnis denken, das ihr Großvater auf seinem Sterbebett offenbart hatte. Er hatte ihr gestanden, dass er ihr Vater und nicht ihr Großvater war – eine Offenbarung, die ihr Leben vollkommen verändert hatte. Es hatte Eifersucht in ihrer Familie gesät – in einer Familie, deren Mitglieder sich ohnehin nie besonders nahe gewesen waren. „Was ist danach passiert?“, erkundigte sich Alyssa interessiert.

„Cole und ich beschlossen, unseren Vater zu suchen. Wir wussten natürlich, dass es nicht einfach sein würde, eine Beziehung zu ihm aufzubauen. Immerhin waren wir schon erwachsene Männer Ende zwanzig. Es wäre eine gewaltige Überraschung für ihn.“

„Habt ihr ihn denn gefunden?“

Wieder lachte er, und wieder spürte sie dieses Prickeln auf ihrer Haut. „Ja, haben wir. Und noch eine Menge Cousins und Cousinen, von deren Existenz wir überhaupt nichts ahnten. Westmorelands aus allen Ecken des Landes. Plötzlich waren wir Teil einer großen Familie, die uns mit offenen Armen empfing. Sie gaben uns sofort das Gefühl, zu ihnen zu gehören. Es war überwältigend.“

Am Klang seiner Stimme glaubte Alyssa zu erkennen, dass er noch immer tief bewegt war. Er konnte sich glücklich schätzen, Teil einer solchen Familie zu sein. Allerdings war ihr aufgefallen, dass er nicht erwähnt hatte, wie seine Schwester auf den plötzlich wiederauferstandenen Vater reagiert hatte.

„Wie war es denn für deine Schwester, als sie euren Dad das erste Mal sah?“, erkundigte sie sich deshalb.

Sie brannte darauf, es zu erfahren. Nur zu deutlich war ihr noch in Erinnerung, was sie gefühlt hatte, als Isaac Barkley ihr gestand, ihr Vater zu sein. Einerseits wünschte sie sich, es früher erfahren zu haben. Es hätte eine Menge erklärt, und zusammen wäre es ihnen sicher leichter gefallen, mit dem Hass und der Eifersucht ihrer Verwandten fertig zu werden. Aber kurz nach seinem Geständnis war er gestorben und hatte sie alleingelassen.

„Für Casey war es schwieriger, sich mit den Tatsachen abzufinden. Sie hatte fest an das geglaubt, was Mom uns all die Jahre erzählt hatte. Es dauerte eine Weile, bis sie mit ihm warm geworden war. Aber das ist nun vorbei. Inzwischen lebt sie sogar in Montana, um in seiner Nähe zu sein. Dort hat sie auch McKinnon kennengelernt und sich in ihn verliebt.“

Alyssa seufzte. Könnte sie doch auch jemanden fürs Leben finden. Aber das war unmöglich, solange Kim Barkley noch lebte, die sich vorgenommen hatte, alles, was Alyssa glücklich machen könnte, zu zerstören.

„Wir sind jetzt auf meinem Land“, verkündete Clint stolz.

Alyssa beugte sich nach vorn. Was sie durch das Autofenster sah, nahm ihr den Atem. Der Anblick war einfach großartig.

Während der ersten dreizehn Jahre ihres Lebens hatte sie auf einer kleinen Farm in Houston gelebt, wo sie sich sehr wohlgefühlt hatte. Doch eines Tages hatte ihre Mutter sie zu ihrem Großvater in die Stadt gebracht. Es war vermutlich das Vernünftigste, das diese Frau jemals getan hatte.

„Wunderschön, Clint.“ Sie schaute über Hügel, Wiesen und Felder, so weit das Auge reichte. Es musste fantastisch sein, jeden Tag in einer solchen Umgebung aufzuwachen.

Fasziniert schaute Alyssa sich um, während sie sich vorstellte, wie es wäre, wenn sie sich nicht länger darüber sorgen müsste, dass Kim ihr das Leben zur Hölle machte. Der Truck hatte angehalten, und sie schaute zu Clint.

„Komm, ich möchte dir was zeigen.“

Er stieg aus, und sie folgte ihm zu einem Felsvorsprung. „Schau mal dort hinunter“, forderte er sie auf und zeigte mit dem Finger auf etwas in der Ferne.

Sie sah in die angedeutete Richtung und erblickte die Ranch, die tief unten im Tal lag. Rund um das riesige Haus befanden sich mehrere Ställe, Scheunen und andere Gebäude. Auf einer riesigen Koppel grasten und galoppierten Pferde.

Aus der Entfernung wirkten die Männer, die mit ihnen arbeiteten, wie winzige Ameisen. „Es ist überwältigend, Clint“, staunte sie. Erst jetzt wurde ihr bewusst, wie dicht er neben ihr stand. Der Blick seiner dunklen Augen strich wie eine Liebkosung über ihre Haut.

Sie trat einen Schritt zurück, und er umfasste ihre Taille. Alyssa spürte die Wärme seiner Hand durch den dünnen Stoff ihrer Bluse. Fasziniert sah sie auf seine vollen Lippen. Wie mochte es sich anfühlen, wenn sie ihren Mund berührten? Weich und zärtlich zunächst, und dann immer fordernder und leidenschaftlicher …

Sie war kein ungestümer Mensch. Aber eines hatte ihr Grandpa sie gelehrt: Wenn man etwas wirklich wollte, war es das Beste, den Stier direkt bei den Hörnern zu packen. Und genau das hatte sie jetzt vor.

Er beugte seinen Kopf zu ihr hinunter, sie kam ihm ein wenig entgegen, bis sie seine Lippen auf ihren spürte. Diese erste Berührung sandte Schauer des Entzückens durch ihren Körper. Die sich noch verstärkten, als Clint sie an sich zog und mit einem Feuer küsste, das sie förmlich zu verbrennen schien.

Es war ein fantastisches Gefühl. Dieser Kuss barg eine Verheißung von Zärtlichkeit und unbändiger Leidenschaft in sich. Er ließ das ruhige und beschauliche Leben, das sie in den vergangenen zwei Jahren geführt hatte, plötzlich wie eine sinnlose Verschwendung von Zeit und Energie erscheinen.

Immer tiefer versank sie in diesem unglaublichen Kuss. Vielleicht würde sie es später bereuen, aber jetzt war es genau das, was sie wollte – und brauchte.

Unvermittelt löste sich Clint von ihr. Er holte tief Luft und versuchte, der Erregung in seinem Innern Herr zu werden. Wie konnte er das nur geschehen lassen? Wo war seine berühmte Selbstkontrolle geblieben? Wo war sein fester Wille, alles, was sein Leben durcheinanderbringen könnte, von sich fernzuhalten?

Er sagte kein Wort zu Alyssa. Stumm schaute er sie an und bemühte sich, das heftige Hämmern seines Herzens in den Griff zu bekommen. Kämpfte gegen die Emotionen, die ihn zu überwältigen drohten. Sie hatte ihn mit dem gleichen Verlangen geküsst wie er sie. Anfangs war er von ihrer mangelnden Erfahrung überrascht, was das Küssen anging, aber sie lernte schnell – sehr schnell.

„Okay, Clint, was sollte das jetzt?“, fragte sie so ruhig wie möglich.

Sie schaute ihn an und fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. Bei diesem Anblick wurde ihm ganz anders. „Ich denke, ich könnte dich das Gleiche fragen“, murmelte er. „Zu diesem Kuss gehören zwei, Alyssa.“

Er wartete auf ihren Widerspruch, aber es kam keiner. Stattdessen wandte sie den Kopf ab und ließ ihren Blick erneut über die Ranch weit unten im Tal wandern. Noch ehe sie etwas entgegnen konnte, sagte er: „Ich verspreche dir, mich in den nächsten dreißig Tagen zurückzuhalten.“

Sie schien ihn überhaupt nicht zu hören. Reglos stand sie am Rand des Felsens. Nach einer Ewigkeit schaute sie ihn wieder an, und bei ihrem Blick hatte er das Gefühl, den Boden unter den Füßen zu verlieren.

„Kannst du das?“, fragte sie leise.

Obwohl es ihm schwerfiel, hielt er ihrem Blick stand. „Kann ich was?“

„Dich zurückhalten. Deine Wünsche für dreißig Tage zu vergessen.“ Der sinnliche Ausdruck in ihren Augen verschwand. Ernst schaute sie ihn an. „Das muss ich wissen, ehe ich mich dazu entschließe, hier bei dir zu bleiben.“

Er runzelte die Stirn. Fürchtete sie sich vor ihm? Er trat einen Schritt auf sie zu, sodass sie zu ihm aufschauen und ihn direkt ansehen musste. „Ich will dir etwas erklären, Alyssa“, sagte er mit fester Stimme. „Du hast nichts zu befürchten, wenn du hierbleibst – am allerwenigsten von mir. Du legst die Regeln fest, und ich werde mich daran halten. Im Moment gibt es in meinem Leben keine Frau, und ich brauche auch keine. Was du da unten siehst, ist mein Leben. Du bist nur auf dem Papier meine Frau. Das werde ich nicht vergessen. Und ich werde es respektieren. Aber nach diesen dreißig Tagen erwarte ich von dir, dass du gehst. Ich muss sicher sein, dass du dann gehen willst. Für Beziehungen habe ich keine Zeit. Die einzige längerfristige Verpflichtung in meinem Leben sind die Ranch und die Stiftung. Darum will und muss ich mich kümmern. Sie sind alles, was ich brauche und alles, was ich will.“

Nachdem er seine freimütige Erklärung beendet hatte, fragte sie: „Warum hast du mich dann überhaupt geküsst?“

Clint bemerkte das Blitzen in ihren Augen. Sie begann, seine Worte persönlich zu nehmen. „Es gibt mehrere Gründe, warum wir uns geküsst haben“, begann er langsam. „Neugier. Verlangen. Begierde. Nur gut, dass wir alle drei abgehakt haben, ehe wir zur Ranch gehen. Ich versichere dir, dass du für mich keine Versuchung mehr sein wirst, der ich nachgeben werde.“

Alyssa war sich nicht sicher, ob ihr gefiel, was sie hörte. Fand er ihren Kuss so langweilig, dass er keine Lust verspürte, sie ein zweites Mal zu küssen? Kim hatte immer behauptet, dass ihre Wirkung auf Männer minimal sei und dass sie gar keine Ahnung von wirklicher Lust und wahrer Leidenschaft hätte.

Clint hatte ihre Cousine Lügen gestraft. Bei seinem Kuss hatte sie echte Begierde gespürt. Er hätte sie beinahe um den Verstand gebracht.

„Also“, unterbrach er ihre Gedanken, „willst du jetzt mit mir auf die Ranch fahren, oder soll ich dich in die Stadt zurückbringen?“

Sie schaute ihn an. „Ich habe mich noch nicht entschieden.“

„Na gut. Ich möchte nur nicht, dass du in Gewissenskonflikte gerätst.“

Aus Clints harschen Worten glaubte sie, eine gewisse Ungeduld herauszuhören. Die hatte sie schon zuvor im Restaurant bemerkt. Sie schaute hinunter zur Ranch und wieder zu Clint. „Heute Nacht bleibe ich hier.“

„Dann lass uns gehen. Ich habe noch eine Menge zu tun.“ Auf einmal war Clint gar nicht mehr davon überzeugt, dass es eine gute Idee war, Alyssa einzuladen, bei ihm zu übernachten.

Sie gingen zum Truck zurück. Schweigend betrachtete sie die Landschaft, als sich der Wagen in Bewegung setzte. Der Mann, der zumindest auf dem Papier ihr Ehemann war, hatte ihr eine Kostprobe von wahrer Leidenschaft gegeben. Und sie hatte sie genossen.

Gab es etwa eine wilde, ungezähmte Seite in Clint – eine, von deren Existenz er vielleicht selbst nichts wusste? Diese Wildheit hatte sich in seinem Kuss gezeigt. In ihren Augen war dieser Mann ein Vulkan, dessen Gefühle wie heiße Lava in seinem Inneren brodelten und jederzeit ausbrechen konnten. Über die Konsequenzen wollte sie lieber nicht nachdenken – über diese heiße, unbeherrschte Leidenschaft, die alles verschlingen konnte.

Gibt es irgendwo eine Frau auf dieser Welt, überlegte sie, die Clint Westmoreland zähmen könnte?

Schon vom Felsvorsprung aus betrachtet wirkte das Haus riesig. Doch wenn man erst einmal davorstand, erkannte man erst seine wirkliche Größe. In einem solchen Haus konnte man sich ohne Weiteres aus dem Weg gehen, auch für vier Wochen. Er hoffte, dass Alyssa genauso dachte.

Die Haustür wurde geöffnet, und Chester kam heraus. Er war Clints Koch und Hausmeister; er ging ihm zur Hand, wenn Reparaturen auf der Ranch anfielen. Und er war ein Riese – fast ein Meter neunzig groß und hundertzwanzig Kilo schwer.

Auf den ersten Blick wirkte der Fünfundsechzigjährige ziemlich einschüchternd und kräftig wie ein Bär. Doch wenn man ihn erst einmal näher kannte, merkte man schnell, dass er ein gutmütiger Teddybär war.

Chester fühlte sich als Ersatzvater der Drillinge. Er erzählte gern, dass er Doc Shaw geholfen hatte, sie auf die Welt zu bringen. Aus diesem Grund glaubte er auch zu wissen, was das Beste für Clint war. Diesbezüglich waren sie allerdings nicht immer einer Meinung. Chester war es auch gewesen, der Clint und Cole dazu gedrängt hatte, sich auf die Suche nach ihrem Vater zu machen, ebenso wie er Casey dazu überredet hatte, keinen Groll gegen ihren Erzeuger zu hegen und sogar freundschaftliche Gefühle für ihn zu entwickeln.

Jetzt, da Casey in Montana glücklich verheiratet war, wollte Chester ihre Brüder auch noch dazu bringen, ihrem Beispiel zu folgen. Er war der Ansicht, dass sie so schnell wie möglich heiraten und genauso glücklich werden sollten, wie er es in seiner mehr als dreißigjährigen Ehe gewesen war. Seine geliebte Ada war vor einigen Jahren gestorben. Noch immer spürte er die Lücke, die ihr Tod in seinem Leben zurückgelassen hatte.

Clint bemerkte Chesters prüfenden Blick sofort. Er musterte Alyssa von oben bis unten und schien zu überlegen, ob sie kräftig genug war für das harte Leben auf einer Ranch – und ob sie genug Mumm hatte, Clint im Zaum zu halten. Chester war schon immer der Meinung gewesen, dass der Golden Glade Ranch eine Frau fehlte, die ebenso intelligent wie stark war – und Clint eine Partnerin, die es mit ihm aufnehmen konnte.

Am Morgen hatte er Chester von dem Patzer seines ehemaligen Arbeitgebers erzählt. Jetzt beschlich ihn ein unangenehmes Gefühl bei dem Gedanken, ihm zu gestehen, dass er und Alyssa gezwungen waren, dreißig Tage wie Mann und Frau zusammenzuleben.

Für Chester wäre das ein Wink des Schicksals: Irgendjemand da oben versuchte, Clint etwas mitzuteilen. Er bemerkte den nachdenklichen Blick in Chesters Augen und runzelte irritiert die Stirn.

„Ich muss es einfach noch mal sagen, Clint – dein Zuhause ist wunderschön“, wiederholte Alyssa gerade.

Ihre Worte rissen ihn aus seinen Gedanken. Er schaute sie an. Die Sonne schien ihr ins Gesicht und machte sie noch attraktiver. Ihre matt schimmernde Haut ließ ihn an ihren Kuss denken und wie süß sie geschmeckt hatte. Selbst jetzt hätte er nichts dagegen, sie noch einmal zu küssen, noch einmal zu schmecken. Als sie seinen Blick erwiderte, spürte er wieder heißes Verlangen. Seine Reaktion gefiel ihm überhaupt nicht.

Ihr Blick verriet ihm, dass sie auf eine Antwort wartete. „Danke. Ich möchte dich erst mit Chester bekannt machen. Dann führe ich dich herum.“

Offenbar brannte Chester darauf, Alyssa kennenzulernen, denn er lief mit ausgestreckter Hand geradewegs auf sie zu. „Willkommen auf Golden Glade. Sie sind also Clints Frau. Wir freuen uns sehr, dass Sie da sind.“ Ehe sie etwas entgegnen konnte, fügte er mit demselben strahlenden Lächeln hinzu: „Sie sind nämlich genau das, was Clint hier noch gefehlt hat.“

In dem Moment hätte Clint ihn am liebsten zusammengeschlagen.

Alyssa lächelte verunsichert. Es stimmte zwar, dass sie und Clint vor dem Gesetz verheiratet waren, aber das Ganze beruhte auf einem Formfehler. Ein Fehler, der korrigiert werden musste. Chesters Worte machten ihr einmal mehr die Ernsthaftigkeit ihrer Situation klar – und wie dringend sie dieses Problem aus der Welt schaffen mussten.

Da sie nicht wusste, wie sie auf Chesters Willkommensgruß und insbesondere auf seine Anspielung auf ihre Ehe reagieren sollte, wiederholte sie bloß: „Es ist eine fantastische Ranch.“

Clint war um den Truck herumgegangen und stand nun neben ihr. Der gereizte Blick, mit dem er den alten Mann bedachte, entging ihr nicht. Offenbar passte es ihm ebenfalls nicht, an ihre Situation erinnert zu werden.

„Vielen Dank. Clint leistet hier wirklich ganze Arbeit“, antwortete Chester. „Aber ich habe ihm schon tausend Mal gesagt, was der Ranch wirklich fehlt, und das ist …“

„Alyssa, darf ich dir Chester vorstellen“, unterbrach Clint ihn hastig. „Er ist hier Koch und Hausmeister.“

Unbeirrt, als sei Clint ihm nicht ins Wort gefallen, beendete Chester seinen Satz: „Was der Ranch wirklich fehlt, ist die Hand einer Frau.“

In Alyssas Kopf überschlugen sich die Gedanken. Warum sagte Chester so etwas? Wusste er nicht, dass ihre Ehe in Wirklichkeit gar nicht existierte? Sie warf Clint einen raschen Blick zu, aber seine Miene war undurchdringlich. Da es sie im Grunde nichts anging, was zwischen Clint und einem seiner Angestellten vor sich ging, sagte sie nur: „Schön, Sie kennenzulernen.“

Der Mann strahlte sie an. „Nein, Alyssa, es ist schön, Sie kennenzulernen. Kommen Sie, ich zeige Ihnen alles.“

„Das mache ich schon“, schaltete Clint sich ein.

Alyssa und Chester sahen ihn an. „Ich dachte, du hättest so viel zu tun“, entgegnete Chester gedehnt.

„Das kann warten.“ Clints Antwort überraschte Chester ebenso sehr wie Alyssa.

Sie hätte schwören können, ein zufriedenes Leuchten in Chesters Augen zu sehen. „Wie du willst“, meinte der alte Mann. „Ich muss mich ohnehin um das Abendessen kümmern.“ Er lächelte Alyssa noch einmal zu, ehe er wieder im Haus verschwand.

„Ich zeige dir dein Zimmer, ehe ich dich durchs Haus führe“, schlug Clint vor.

Fasziniert schaute Alyssa zu, wie Clint zum Wagen ging, um ihre Reisetasche zu holen. Der Mann bewegt sich geschmeidig wie ein Raubtier, dachte sie bewundernd.

Als könnte er ihre Blicke auf seinem Rücken spüren, drehte er sich abrupt um. „Alles in Ordnung, Alyssa?“, fragte er beiläufig.

Am liebsten hätte sie die Arme vor der Brust verschränkt, um sich vor seinem forschenden Blick zu schützen. Doch das hätte ihre Unsicherheit verraten. Stattdessen sagte sie nur: „Na klar.“

Er nickte kurz, ehe er die Autotür öffnete und die Tasche herausnahm. Sie wusste, dass ihm die Situation genauso unangenehm war wie ihr selbst. Aber sie würden es wieder hinbiegen. Vor fünf Jahren hatte sie erlebt, dass Clint Westmoreland für jedes erdenkliche Problem eine Lösung parat hatte. Schon damals hatte sie ihn wegen dieser Fähigkeit bewundert.

„Hier entlang“, forderte er sie auf. Er stand nur wenige Zentimeter vor ihr, und unwillkürlich ging ihr Atem schneller. Sie musste schlucken. Es war nicht so, dass sie nicht schon vorher Zeit zusammen verbracht hatten.

Als sie vor fünf Jahren ihren Geheimauftrag erledigten, waren sie eine Woche lang praktisch unzertrennlich gewesen, um ihre Tarnung nicht auffliegen zu lassen. Sie hatten in einem Hotelzimmer übernachtet – sie im Bett, er auf dem Sofa. Doch trotz dieser fast schon intimen Nähe hatte sie seine Gegenwart nicht so aus der Fassung gebracht wie jetzt.

Dieses Mal jedoch übte Clint Westmoreland eine unerklärliche Wirkung auf sie aus. Seinerzeit war es ihr vor allem wichtig gewesen, ihren Job als Texas Ranger anständig zu erledigen, sodass alles andere – inklusive Clint Westmoreland – in den Hintergrund trat. Jetzt jedoch gab es keinen Auftrag, der sie ablenkte. Wie um alles in der Welt würde sie dreißig Tage an der Seite dieses Mannes und unter demselben Dach mit ihm überleben?

Er öffnete die Haustür und ließ ihr den Vortritt. Ihr war ganz beklommen zumute, als sie hineinging. Irgendwie hatte sie das Gefühl, dass ihr Leben nie mehr dasselbe sein würde, sobald sie über diese Schwelle trat.

4. KAPITEL

Clint straffte den Rücken, als Alyssa sein Haus betrat. Er konnte sich nicht daran erinnern, wann ihm die Gegenwart einer Frau so sehr bewusst gewesen war, dass alles an ihr, selbst ihr Geruch, sich unauslöschlich in sein Gedächtnis einbrannte.

Aber sie bleibt ja nur dreißig Tage, beruhigte er sich. Dreißig Tage vergehen wie im Flug. Das würde er schon schaffen. Seine Arbeitstage auf der Ranch waren lang und anstrengend. Das Pferdetraining und die Stiftung seines Onkels würden ihn so sehr in Beschlag nehmen, dass er nicht auf dumme Gedanken kam.

Alyssa stand mitten in seinem Wohnzimmer und schaute sich um. Vor lauter Staunen brachte sie kein Wort heraus. Hatte sie geglaubt, nur weil er die meiste Zeit im Freien verbrachte, würde er keinen Wert auf ein behagliches Zuhause legen?

„Das ist alles so schön hier“, sagte sie schließlich leise.

Er nahm das Kompliment bereitwillig entgegen. „Danke. Ich habe eine Innenarchitektin mit der Einrichtung beauftragt. Sie hat sich um jedes Zimmer gekümmert – inklusive der Gästezimmer.“

Neugierig schaute sie ihn an. „Hast du oft Gäste?“

„Kann man so sagen. Die Westmorelands sind eine große Familie, und sie kommen gern zu Besuch. Ich habe dir ja schon erzählt, dass unsere Cousins und Cousinen Cole, Casey und mich mit offenen Armen aufgenommen haben. Wir verstehen uns wirklich prächtig.“

Er schaute auf seine Uhr. „Komm, ich zeige dir dein Zimmer, damit du dich ein wenig frisch machen kannst. Den Rest des Hauses lernst du dann später kennen.“

Das Zimmer, in das Clint Alyssa führte, war ebenso luxuriös eingerichtet wie das Wohnzimmer und wie vermutlich auch die anderen Gästezimmer, von denen es ungefähr zehn gab. Nach Auskunft von Clint hatte sein Onkel ein großes Haus geführt und gerne Freunde um sich versammelt.

Das Haus besaß vier Flügel, die vom Wohnzimmer aus in alle vier Himmelsrichtungen gingen. Clints Schlafzimmer lag im Nordflügel. Das Haus schien wie für einen König gemacht – und für seine Königin. Offenbar umgab Clint sich gern mit schönen Dingen, was die teuren Möbel und die kostbaren Gemälde deutlich zeigten. Geld jedenfalls schien für ihn keine Rolle zu spielen.

Er hatte sie alleingelassen und gesagt, dass er in ein paar Minuten zurückkommen würde. Trotzdem ließ das wilde Hämmern ihres Herzens nicht nach. Auch die Schmetterlinge in ihrem Bauch wollten nicht zur Ruhe kommen.

Ihr Blick fiel auf ihre Reisetasche. Sie hatte nur ihre Kosmetiksachen, Wäsche zum Wechseln, ein extra großes T-Shirt für die Nacht sowie eine Jeans und ein Top eingepackt. Wenn sie sich dazu durchringen würde, dreißig Tage zu bleiben, müsste sie zuvor noch nach Waco fliegen, um weitere Sachen zu holen. Ob ihre Freunde sie schon vermissten? Sie hatte keinem erzählt, wohin sie fuhr und aus welchem Grund. Nur ihre Tante Claudine wusste Bescheid, und sie würde keinem etwas verraten. Alyssa lächelte. Ihre sechzigjährige Großtante war geschmeichelt, dass ihre Nichte sie als Einzige eingeweiht hatte.

Als Clint an die Schlafzimmertür klopfte, hatte Alyssa ihre wenigen Sachen schon eingeräumt. Zuvor hatte sie mit Tante Claudine telefoniert und erfahren, dass Kim sich bereits nach ihr erkundigt hatte. Obwohl ihre Tante ihr versichert hatte, dass sie sich deswegen keine Sorgen zu machen brauchte, war Alyssa beunruhigt.

Erneut klopfte Clint, und rasch ging sie zur Tür. Er sollte nicht glauben, sie habe sich hingelegt und sei eingeschlafen. Er stand im Türrahmen und schaute auf sie hinunter. „Bist du bereit für einen Rundgang?“

Der forschende Blick aus seinen dunklen Augen verunsicherte sie noch mehr. Einen Moment lang überlegte sie, ob es nicht besser wäre, ihm die Tür vor der Nase zuzuschlagen, anstatt an seiner Seite durchs Haus zu laufen. Doch erstens wäre das sehr unhöflich gewesen, und zweitens war sie fest entschlossen, sich nicht mehr von einem Mann beeindrucken oder einschüchtern zu lassen. Keiner sollte mehr über ihr Leben bestimmen. Diese Lektion hatte Kevin sie gelehrt, und sie würde sie nie mehr vergessen. „Clint …“

„Ja?“

Er trat einen Schritt näher, doch sie rührte sich nicht vom Fleck. „Ist was?“, fragte sie unwillkürlich.

„Sag du’s mir“, antwortete er mit einem leichten Schulterzucken.

Was soll ich ihm sagen, überlegte Alyssa verwirrt. Die Nähe dieses Mannes, sein fantastischer Körper, dessen Wärme sie zu spüren glaubte, brachten sie vollkommen durcheinander. „Ich wollte sagen“, stammelte sie, „wenn du viel zu tun hast, kann ich mich auch allein umschauen.“

„Ich habe nichts zu tun, also komm“, erwiderte er.

Die Furchen auf seiner Stirn waren noch tiefer geworden. Abrupt drehte er sich um, und Alyssa spürte instinktiv, dass ihm etwas nicht passte. Vermutlich die Tatsache, dass er sie eingeladen hatte, auf der Ranch zu übernachten.

Nach der Besichtigungstour drinnen traten sie ins Freie. Alyssas Begeisterung über die geschmackvoll eingerichteten Zimmer hatte ihm gefallen, obwohl er nicht so recht wusste, warum. Er hatte nie viel Aufheben um seinen Besitz gemacht, und was andere darüber dachten, war ihm eigentlich egal. Es musste ihm gefallen und nicht seinen Gästen.

„Kommt deine Schwester aus Montana dich oft besuchen?“

Täuschte er sich, oder war Alyssa kleiner geworden? Als er auf ihre Füße schaute, entdeckte er den Grund: Sie hatte die hochhackigen Schuhe gegen ein Paar Slipper getauscht. Kluges Mädchen. Eine Ranch war wirklich nicht der Ort für Stöckelschuhe. „Bis jetzt war sie nur einmal hier, aber wahrscheinlich kommen sie und McKinnon demnächst hierher. Wieso?“

Sie zuckte mit den Schultern. „Ich frage nur so. Und was ist mit Cole?“

Verständnislos schaute er sie an. „Was soll mit ihm sein?“

„Lebt er auch hier?“

„Nein. Er hat eine Wohnung in der Stadt, aber die meiste Zeit ist er unterwegs.“ Plötzlich wurde Clint klar, warum sich Alyssa nach seinen Geschwistern erkundigte und ob mit ihrem Besuch zu rechnen war. „Falls du dir Gedanken machst, was meine Geschwister über unsere Situation denken, vergiss es. Sie stellen bestimmt keine Fragen.“

Als sie ihn weiterhin zweifelnd anschaute, fügte er hinzu: „Und das hat nichts damit zu tun, dass manchmal Frauen bei mir übernachten. Meine Familie respektiert mein Privatleben. Außerdem hat keiner von uns etwas Unrechtes getan.“

„Du willst ihnen also die Wahrheit über mich erzählen?“

„Dass du meine Frau bist?“

„Ja.“

Er sah ihr in die Augen. „Warum sollte ich es nicht tun? Außerdem weiß Chester es schon, und wenn er es weiß, wissen es die anderen auch – oder zumindest bald. Er glaubt ohnehin, dass ich eine Frau brauche.“

„Warum?“

„Weil er befürchtet, dass ich mich nur noch mit Pferden beschäftige – ganz wie Onkel Sid. Der hat nämlich alles andere darüber vergessen – Privatleben, Familie … Chester will nicht, dass es mir genauso ergeht. Wenn er könnte, würde er mich sofort verkuppeln.“

Eine Weile liefen sie schweigend nebeneinander her. Clint entgingen die bewundernden Blicke nicht, die die Arbeiter auf der Ranch Alyssa hinterher warfen. Warum irritierte ihn das? Er presste die Lippen zusammen, bis sie nur noch ein dünner Strich waren.

„Die Ranch ist ja wirklich riesig“, sagte sie, um das Thema zu wechseln, was ihm nur recht war.

„Ja, das ist sie in der Tat.“

„Arbeiten viele Leute für dich?“

„Gut hundert. Und wie ich schon sagte, Alyssa, falls du dich dazu entscheidest, hierzubleiben, sind die Chancen, dass wir uns ständig sehen, ziemlich gering.“ Was ihn anging, würde ihm dieser Umstand während ihres Aufenthalts das Leben erleichtern.

„Wollen wir zurückgehen?“, fragte er schließlich.

Sie strich sich eine Locke aus dem Gesicht. „Ja. Und danke für die Führung.“

Während sie zum Haus zurückschlenderten, konnte er die Erinnerung an den Geschmack nicht vergessen, den ihr Kuss bei ihm hinterlassen hatte. Allein beim Gedanken daran …

Diese Reaktion irritierte ihn. Schließlich hatte er ihr hoch und heilig versprochen, dass er sich zurückhalten würde. Es galt, einen kühlen Kopf zu bewahren, egal, wie stark sein Verlangen und wie groß seine Begierde wurde. Er musste sich stets vor Augen halten, dass das Letzte, was er momentan in seinem Leben brauchte, eine Ehefrau war.

„Ich sag dir, Alyssa, dieses Mädchen führt nichts Gutes im Schilde.“

Alyssa nahm den Ohrring ab und hielt das Telefon ans andere Ohr. Sie konnte ihrer Tante nur beipflichten. Seit Monaten hatte sie nichts von Kim gehört – nicht seitdem sie das letzte Mal versucht hatte, eines ihrer Projekte zu sabotieren – eine Präsentation, die sie für einen ihrer Kunden vorbereitete.

Zwei Wochen lang hatte Alyssa zusätzlich Tag und Nacht arbeiten müssen, um die verlorene Zeit wieder aufzuholen und rechtzeitig fertig zu werden. Natürlich hatte Kim wie immer jegliche Schuld abgestritten, und Alyssa hatte ihr wie so oft nichts nachweisen können.

„Vermutlich hast du recht, Tante Claudine, aber wie kann ich mich davor schützen? Du weißt, Kim ist stets für eine böse Überraschung gut.“ Und immer hatte Alyssa einen hohen Preis dafür zahlen müssen. Kims Repertoire an Boshaftigkeiten reichte von der Sabotage wichtiger Projekte bis zu einer Affäre mit Alyssas Verlobtem. Dann besaß sie auch noch die Frechheit, die Fotos, die sie bei Kevins Seitensprung gemacht hatte, Alyssa kurz vor der Trauung zukommen zu lassen.

Ihre Probleme mit Kim hatten begonnen, als Alyssa zu ihrem Großvater und ihrer Großtante zog. Ihre Mutter hatte ihr nie einen Grund genannt, warum sie ihre Tochter fortgeschickt hatte, aber Alyssa glaubte immer noch, dass die Schuld beim Liebhaber ihrer Mutter zu suchen war. Kate Harris war nicht entgangen, dass er ein Auge auf die pubertierende Dreizehnjährige geworfen hatte.

Von ihrer Mutter hatte Alyssa nie erfahren, wer ihr Vater war. Umso überraschter war sie, als sie ihr erzählte, dass es einen Großvater väterlicherseits gab. Kurz bevor ihre Mutter sie ins Flugzeug nach Waco gesetzt hatte, hatte sie Alyssa gestanden, dass sie die uneheliche Tochter von Isaac Barkleys verstorbenem Sohn Todd war. Todd gehörte ebenfalls zu den Texas Rangers und war bei einem Dienstunfall ums Leben gekommen.

Nach ihrer Ankunft in Waco hatte Alyssa sich schrecklich einsam gefühlt, aber im Lauf der Zeit stellte sich heraus, dass ihr nichts Besseres im Leben hätte passieren können, als bei Grandpa Isaac und Tante Claudine zu leben. Sie gaben ihr sofort das Gefühl, erwünscht, geliebt und beschützt zu sein.

Unglücklicherweise erregte das die Eifersucht ihrer Cousine Kim, die genauso alt war wie Alyssa. Kim war die Tochter von Grandpa Isaacs zweitem Sohn Jessie. Dessen Frau gestorben war, als Kim sechs Jahre alt war. Später erfuhr Alyssa, dass Jessie sich schuldig fühlte, weil er seine Frau wegen seiner zahlreichen Affären in den Selbstmord getrieben hatte. Um seine Schuldgefühle zu kompensieren, hatte er Kim total verwöhnt. Sie war es gewohnt, im Mittelpunkt des Interesses zu stehen, und weil sich das mit Alyssas Ankunft schlagartig änderte, hasste Kim sie von Anfang an – abgrundtief.

Alyssa konnte sich an keine Zeit erinnern, in dem Kim nicht versucht hatte, ihr das Leben schwer zu machen. Sie hatte böse Streiche angezettelt und es so hinbekommen, dass stets Alyssa als Schuldige dastand. Glücklicherweise hatte Grandpa Isaac gemerkt, was los war, und sich auf Alyssas Seite gestellt. Doch je mehr er Partei für Alyssa ergriff, umso heimtückischer und bösartiger wurde Kim.

Ohne Unterstützung ihres Großvaters und ihrer Großtante, dessen war sich Alyssa sicher, hätte sie ihre Teenagerzeit kaum unbeschadet überstanden. Dass ihre Mutter sie nicht ein einziges Mal besuchte und sich auch sonst in keiner Weise um die Tochter kümmerte, machte ihre Lage nicht besser.

Kim erzählte überall, dass Alyssa die Wohltätigkeit der Barkleys schamlos ausnutzte und es einige Familienmitglieder gab, die daran zweifelten, dass Todd Barkley wirklich ihr leiblicher Vater war. Das hatte Alyssa nichts ausgemacht, denn die Zuneigung ihres Großvaters war so groß, wie man sie nur einer wirklichen Enkelin gegenüber empfindet.

Kurz vor seinem Tod hatte sie dann herausgefunden, dass sie in Wahrheit seine Tochter war – eine Entdeckung, die die gesamte Familie schockierte, vor allem, weil er ihr in seinem Testament die Hälfte seines Besitzes vermachte. In Kims Augen war das der endgültige Beweis dafür gewesen, dass Alyssa nichts weiter als eine Erbschleicherin war.

„Alyssa …“

Ihre Tante brachte sie in die Gegenwart zurück. „Ja, Tante Claudine?“

„Ist es denn so schlimm, wenn du einen Monat mit diesem Mann zusammen sein musst? Wenigstens wird die Ehe dann annulliert – falls es das ist, was du wirklich möchtest.“

Unwillkürlich musste Alyssa lächeln. Ihre Tante versuchte schon wieder, Heiratsvermittlerin zu spielen. „Natürlich will ich das. Clint und ich wollen es beide. Wir kennen uns doch überhaupt nicht, und wie er sagte, sind wir das Opfer eines bürokratischen Fehlers. Ich finde es wirklich nicht gerecht, dass wir darunter leiden müssen“, erklärte Alyssa.

Sie hörte ihre Tante lachen. „Ich würde nicht darunter leiden, wenn ich mit einem fantastischen Mann unter einem Dach leben müsste – du hast doch gesagt, dass er wahnsinnig gut aussieht, oder?“

Ja, das hatte sie gesagt – und sie hatte es auch so gemeint. Clint sah wirklich toll aus – warum sollte sie das leugnen? Genau das war ja das Problem. „Ja, Tantchen, er ist ein Teufelskerl.“

„Dann schlage ich vor, dass du in Austin bleibst. Die einzige Alternative wäre, ihn hierher zu bringen. Aber du kannst dir ja wohl vorstellen, was dann los wäre. Kim wäre außer sich. Sie würde Himmel und Hölle in Bewegung setzen, um … na ja, du weißt schon.“

Daran hatte Alyssa auch schon gedacht. Sie hätte gerne geglaubt, dass Clint nicht so eitel und schwach wie Kevin war, der Kims Verführungskünsten nicht widerstehen konnte. Die meisten Männer waren nun einmal hingerissen von Kim und ließen sich nur zu gern von ihr um den Finger wickeln. Sobald sie den Raum betrat, richteten sich die Augen aller Männer auf sie.

„Ich schicke dir ein paar Sachen, Alyssa. Außerdem wird es dir guttun, wenn du mal einen Monat lang Distanz zu dieser Familie hast“, meinte Claudine.

Komisch, dass ihr der gleiche Gedanke gekommen war. „Ich werde mir das alles heute Nacht durch den Kopf gehen lassen. Morgen sage ich Clint, wie ich mich entschieden habe. Wenn ich bleiben sollte, lasse ich es dich sofort wissen.“

„Gut. Den anderen erzähle ich erst mal nichts. Eleanors Tochter hat steif und fest behauptet, Kim und Kevin in irgendeinem Nachtclub gesehen zu haben. Kannst du dir vorstellen, dass die beiden immer noch zusammen ausgehen nach allem, was sie dir angetan haben? Ich habe übrigens gehört, dass Kevin befördert wurde. Er ist jetzt wohl Teilhaber in der Anwaltskanzlei oder so was Ähnliches. Vermutlich hat sich Kim deshalb wieder an ihn herangemacht. Nach wie vor ist sie fest entschlossen, sich einen reichen Ehemann zu angeln.“

Seltsamerweise wünschte Alyssa ihrer Cousine nur das Beste. Trotz all der Boshaftigkeiten, die Kim ihr angetan hatte, konnte Alyssa sie nicht wirklich hassen. Sie hatte es versucht, als sie die Fotos gesehen hatte, die Kim und Kevin zusammen im Bett zeigten. Aber inzwischen fühlte sie für die beiden nur noch Mitleid.

Der Gedanke, dass die zwei noch immer zusammen waren, machte ihr nicht länger zu schaffen. Alle Gefühle, die sie für Kevin empfunden hatte, endeten abrupt an dem Tag, der ihr Hochzeitstag werden sollte. Falls Kim die Art von Frau war, die er bevorzugte – warum nicht? Früher oder später würde er schon sehen, welcher Fisch ihm da ins Netz gegangen war.

Alyssa fragte sich, welchen Typ Frau Clint mochte. Vor ihrem geistigen Auge tauchte das Bild einer wunderschönen Frau in seinen Armen und in seinem Bett auf, eine Frau, die ihm Kinder schenkte. Alyssa war davon überzeugt, dass sie nicht Clints Traumfrau war. Sie sah weder umwerfend aus noch hatte sie eine sinnliche Ausstrahlung. Sie waren einzig und allein deshalb verheiratet, weil irgendjemand Mist gebaut hatte. Selbst als sie ein Team waren, hatte er sie als Frau kaum wahrgenommen, obwohl sie eine Woche lang im selben Hotelzimmer verbracht hatten.

Alyssa dagegen konnte diese Zeit und vor allem Clint nicht vergessen. Sie hatten am selben Tisch gesessen, dieselbe Luft geatmet, im selben Raum geschlafen, und von morgens bis abends hatte sie den Duft seiner Haut und seines Rasierwassers in der Nase gehabt.

Als sie sich an die Mahlzeiten erinnerte, die sie zusammen eingenommen hatten, fiel ihr das Abendessen von vor zwei Stunden ein. Chester hatte ein köstliches Dinner zubereitet, aber im Gegensatz zu seiner Redseligkeit, die er bei ihrer Ankunft an den Tag gelegt hatte, hatte er bei Tisch kaum etwas gesagt. Wahrscheinlich hatte Clint ihm eingeschärft, keine Bemerkungen zu machen, die sie auf dumme Ideen bringen könnte. Nicht, dass sie dafür anfällig war. Sie war Realistin – manchmal sogar zu sehr, wie Tante Claudine behauptete. Alyssas Träume von einem schönen Leben waren beim Anblick der pikanten Fotos zerplatzt wie eine Seifenblase. An das Gute im Menschen, an eine glückliche Zukunft zu zweit glaubte sie schon lange nicht mehr.

Von draußen drang ein Geräusch in ihr Schlafzimmer. Sie trat ans Fenster, um nachzusehen, woher es kam. Die Sonne war untergegangen. Im Licht der Lampen, die an der Seite des Hauses angebracht waren, sah sie Clint, an einen Pfosten gelehnt, ins Gespräch mit zwei seiner Männer vertieft.

Wie immer fiel es ihr schwer, den Blick von ihm zu wenden. Sie konnte zwar nicht jede Einzelheit erkennen, aber seine kräftigen Oberschenkel waren nicht zu übersehen. Breitbeinig stand er vor seinen Leuten, mit eng anliegenden Jeans, die seine Muskeln noch betonten. Allein dieser verheißungsvolle Anblick ließ ihren Puls in die Höhe schnellen.

So reagierte sie auf den Mann, mit dem sie dreißig Tage lang zusammenleben sollte? Sie bezweifelte, es auch nur einen Tag lang an seiner Seite auszuhalten, ohne schwach zu werden, von einem Monat ganz zu schweigen. Er könne seine Wünsche und Begierden unter Kontrolle halten, hatte er ihr versichert. Auf sein Wort, das wusste sie, war Verlass. Er würde die Grenzen nicht überschreiten.

Während sie noch überlegte, welche Grenzen sie sich selbst setzen würde, drehte er sich um und schaute zum Fenster hoch, als habe er gespürt, dass er beobachtet wurde. Ihre Blicke trafen sich. Auf einmal hatte sie das Gefühl, dass ein unsichtbares Band zwischen ihnen gespannt wurde – eine absurde Vorstellung, wie sie sich sofort schalt. Dennoch gab es ein stillschweigendes Übereinkommen zwischen ihnen, von dem sie nicht so recht wusste, was es besagte.

Mit weichen Knien trat sie vom Fenster zurück und schob den Vorhang vor, um sich vor Clints Blicken zu schützen. Wenn er in der Lage war, seine Gefühle unter Kontrolle halten, dann war sie es auch. Allerdings war sie sich über die Ungewöhnlichkeit der Situation durchaus im Klaren. Wann steckte man schon mal in einer solchen Zwickmühle? Eigentlich gehörte sie nicht zu den Frauen, die sich Hals über Kopf in einen Mann verliebten. Doch genau das hatte sie getan, kaum dass sie in Austin angekommen war.

Seufzend betrat sie das Badezimmer. Hoffentlich ging dieser Zustand bald vorüber.

In Gedanken versunken lief Clint über den langen Korridor in sein Schlafzimmer. Es war bereits nach Mitternacht. So lange wie möglich hatte er das Haus gemieden, aber irgendwann musste er es ja wieder betreten. Er dachte an den Vorfall von vorhin, als er mit sich mit seinen Leuten unterhalten hatte und Alyssa ihn von ihrem Fenster aus dabei beobachtete. Er hatte nichts anderes tun können als ihren Blick zu erwidern.

Es war unübersehbar, dass Alyssa eine enorme Wirkung auf ihn hatte. Warum hatte er sie bloß eingeladen, bei ihm zu übernachten? Warum war dies die einzige Möglichkeit, einen Schlussstrich unter diese Ehe zu ziehen? Gab es wirklich keine andere Möglichkeit? Es musste doch jemanden geben, den er um Rat fragen konnte.

Sofort fiel ihm sein Cousin Jared ein. Jared war der Familienanwalt und spezialisiert auf Scheidungsrecht. Vielleicht konnte ihm sein Vetter einen Tipp geben. Er schaute auf seine Uhr. Normalerweise ging Jared erst spät zu Bett. Deshalb machte Clint auf dem Absatz kehrt und eilte in sein Büro, um seinen Cousin anzurufen.

Er öffnete die Tür zu seinem Arbeitszimmer und erstarrte. Alyssa saß vor dem Computer an seinem Schreibtisch. Sie hatte ihn nicht kommen hören. Ein paar Sekunden blieb er regungslos im Türrahmen stehen und betrachtete sie. Im weichen Licht der Schreibtischlampe schien ihr Gesicht zu strahlen. Das Haar, das ihr vorhin über den Schultern hing, hatte sie zu einem Knoten im Nacken gebunden.

Ganz vertieft starrte sie auf den Monitor, den Kopf leicht geneigt, sodass ihr schlanker Hals vorteilhaft zur Geltung kam. Wäre er Künstler gewesen, hätte er sich keine perfektere Haltung wünschen können, um sie in ihrer vollen Schönheit zu porträtieren.

Das T-Shirt war ihr ein paar Nummern zu groß. Normalerweise wäre nichts Verführerisches daran gewesen, doch durch ihre Sitzhaltung, spannte es sich über ihre Brust. Deutlich konnte er die Knospen sehen, die sich durch den weichen Stoff abzeichneten. Sie trug keinen BH. Es juckte ihm in den Fingern. Wie gerne hätte er die harten Spitzen berührt.

Sein Blick wanderte hinauf zu ihrem Gesicht. Im selben Moment öffnete sie die Lippen und lachte befreit auf. Leise trat Clint einen Schritt zur Seite, um auf den Bildschirm sehen zu können. Sie war mit einem Spiel beschäftigt, das man sich aus dem Internet herunterladen konnte.

Er beschloss, dass es an der Zeit war, sich bemerkbar zu machen, und trat ins Zimmer. „Das sieht ja interessant aus. Darf ich auch mal spielen?“

Erschrocken fuhr sie auf dem Stuhl herum und starrte ihn an. Sofort stand sie auf. „Entschuldige bitte, ich hätte dich fragen müssen, ob ich deinen Computer benutzen darf …“

„Du brauchst nicht zu fragen, Alyssa“, unterbrach er ihre Entschuldigung. „Selbstverständlich kannst du ihn jederzeit benutzen. Mach weiter. Es scheint ja Spaß zu machen. Was ist es denn?“

Sie zögerte kurz, ehe sie sich wieder hinsetzte. Langsam wanderte ihr Blick von ihm zurück auf den Bildschirm. Als sie vor ihm gestanden hatte, war ihm nicht entgangen, dass das T-Shirt noch verführerischer wirkte, als er zunächst gedacht hatte. Es reichte ihr kaum bis zu den Schenkeln und betonte ihre Rundungen derart, dass ihm das Blut schneller durch die Adern schoss.

„Es heißt ‚Spiel mit dem Feuer‘“, erklärte sie. Offenbar machte sie seine Gegenwart nervös. Verlegen schaute sie ihn an. „Hast du schon mal ‚Atomic Bomberman‘ gespielt?“

Grinsend schüttelte er den Kopf. „Nein, glaube nicht.“

„‚Spiel mit dem Feuer‘ ist eine neue Version dieses Spiels, schneller und moderner.“

Clint lachte glucksend. „Klingt ja mächtig interessant. Magst du Computerspiele?“

Sie zuckte mit den Schultern. „Ja, das ist für mich eine wunderbare Art der Entspannung. Wenn ich nicht schlafen kann, setze ich mich an den PC und spiele ein bisschen.“

Er lehnte sich gegen die geschlossene Tür. „Verstehe. Gibt es einen Grund, warum du nicht schlafen kannst?“ Er dachte bereits an eine eigene Version von „Spiel mit dem Feuer“ und die zahlreichen Varianten, die man ausprobieren könnte. „Ist das Bett nicht bequem?“ Rasch verjagte er das Bild, das er vor seinem inneren Auge sah: sie ganz allein in dem großen Bett.

„Nein, alles in Ordnung“, versicherte sie ihm rasch. Nach einer kurzen Pause fügte sie hinzu: „Ich bin nur nicht gewohnt, in einem anderen Bett zu schlafen.“

„Verstehe.“

Sie räusperte sich und stand wieder auf. „Ich möchte dich nicht aus deinem Büro vertreiben“, sagte sie und machte Anstalten zu gehen.

„Tust du auch nicht. Ich wollte bloß telefonieren, aber ich kann auch den Apparat im Schlafzimmer benutzen. Mach ruhig weiter.“ Er hielt kurz inne, ehe er fragte: „Übrigens – wer gewinnt denn?“

Sie lächelte verschmitzt, und in ihren Augen blitzte es amüsiert. „Ich natürlich.“

„Warum überrascht mich das nicht? Gute Nacht, Alyssa.“ Er erwiderte ihr Lächeln.

„Gute Nacht.“

Clint wandte sich zur Tür. Plötzlich schien er es sich anders zu überlegen. Abrupt drehte er sich um und ging hinüber zu Alyssa. Ehe sie es sich versah, zog er sie hoch und drückte sie an sich. Überrascht öffnete sie den Mund, um etwas zu sagen, doch bevor sie ein Wort herausbrachte, verschloss er ihre Lippen mit seinen. Im ersten Moment schien sie völlig perplex zu sein, doch als sie seine Zunge spürte, erwiderte sie den Kuss mit einer Leidenschaft, die ihn seinerseits überraschte.

Durch den Nebel seiner Begierde schoss ihm ein Gedanke durch den Kopf: Was zum Teufel tat er da eigentlich? Nie zuvor hatte er seinem Verlangen einfach so nachgegeben. Aber auch noch nie zuvor hatte eine Frau ein solches Begehren in ihm erweckt, dass er fast den Verstand verlor. Je mehr er von ihr kostete, umso mehr wollte er. Dass er sie in den Armen hielt, fühlte sich so selbstverständlich, so richtig an. Was war nur in ihn gefahren?

Darüber würde er später nachdenken, aber nicht ausgerechnet in diesem Moment, da sie die Arme noch fester um ihn schlang und ihren Körper noch enger gegen den seinen presste. Durch sein Baumwollhemd spürte er die harten Knospen ihrer Brüste. Alle möglichen Vorstellungen kreisten in seinem Kopf. Wie wäre es, diese Knospen mit der Zungenspitze zu liebkosen? Wie wäre es …

Unvermittelt beendete sie den Kuss. Schwer atmend trat sie einen Schritt zurück. Er tat es ihr nach. Er keuchte, als habe er gerade einen Marathonlauf hinter sich gebracht, aber mit jedem Atemzug stieg ihm mehr von ihrem Duft in die Nase. Es war ein Geruch, der ihn noch mehr erregte, als er ohnehin schon war.

Sie schaute zu ihm auf. Ihr Haar, das sie zu einem strengen Knoten gebunden hatte, hatte sich gelöst und fiel ihr über die Schultern, sodass sie noch viel attraktiver aussah.

„Sollte das ein Gutenachtkuss sein?“ Sie sprach leise und atemlos.

Mit dieser Frage hatte er überhaupt nicht gerechnet. Vielmehr hatte er befürchtet, dass sie ihm eine höllische Szene machen würde. War es möglich, dass sie sich genauso nach dem Kuss gesehnt hatte wie er selbst? Es sah nicht so aus, als gäbe sie ihm allein die Schuld dafür, obwohl er derjenige gewesen war, der den ersten Schritt gemacht hatte.

Er lehnte sich an die Schreibtischkante und schaute ihr ruhig ins Gesicht. „Ja, es war ein Gutenachtkuss“, behauptete er. „Möchtest du noch einen?“

„Nein. Ich glaube, noch einen vertrage ich nicht“, antwortete sie kopfschüttelnd.

Er lächelte flüchtig. Auch diese Antwort verblüffte ihn. „Klar verträgst du das. Soll ich es dir beweisen?“

„Nein, danke.“

Er lachte leise. „Wenn das so ist, dann überlasse ich dich deinem Spiel.“ Ohne auf ihre Antwort zu warten, durchquerte er das Zimmer, öffnete die Tür und zog sie hinter sich zu.

Auf dem Flur hielt er inne. Es war unübersehbar, dass sie einander begehrten. Sollte sie sich dazu entschließen, die nächsten dreißig Tage bei ihm zu wohnen, wäre es ihm unmöglich, sie nicht zu berühren. Er fragte sich, ob der Kuss ihre Entscheidung beeinflussen würde, und wenn ja, in welche Richtung – würde sie bleiben oder nach Waco zurückfliegen? Dreißig Tage waren eine lange Zeit.

Sie hatte gesagt, dass sie es nicht gewohnt sei, in einem fremden Bett zu schlafen. Irgendwie hatte ihn das gefreut. Gleichzeitig war ihm klar geworden, dass sie irgendwann seines teilen würde, wenn sie auf der Ranch bliebe.

Auf dem Weg in sein Schlafzimmer dachte er an das erotische Knistern, das permanent zwischen ihnen herrschte, wenn sie einander sahen, und er begann, sich Sorgen zu machen. Er hatte stets geglaubt, ein Mann zu sein, der sich vollkommen unter Kontrolle hatte – bis jetzt …

5. KAPITEL

Kaum hatte Clint die Tür hinter sich geschlossen, holte Alyssa tief Luft. Erstaunlich, dass ein Mann eine solche Wirkung auf sie haben konnte. Wann würde diese Anziehungskraft nachlassen? Und was, wenn sie überhaupt nicht schwächer wurde?

Vielleicht sollte sie ihren Entschluss, dreißig Tage auf Clints Ranch zu bleiben, besser noch einmal überdenken. Gott sei Dank hatte sie ihm ihre Entscheidung noch nicht mitgeteilt und sich Bedenkzeit ausgebeten. Eine Nacht hatte sie darüber schlafen wollen. Nun, zumindest hatte sie es versucht, aber natürlich keinen Schlaf gefunden, eben weil sie so intensiv darüber nachdachte. Genau aus diesem Grund war sie nun hellwach. Doch sobald sie für sich beschlossen hatte, zu bleiben, war an Schlaf erst recht nicht zu denken. Deshalb hatte sie versucht, sich mit einem Computerspiel abzulenken.

Dass er sie in seinem Arbeitszimmer überrascht hatte, war ihr ziemlich peinlich gewesen, zumal sie nur ein übergroßes T-Shirt trug. Aber da alle zu Bett gegangen zu sein schienen, hatte sie sich gar nichts dabei gedacht, so leicht bekleidet durchs Haus zu laufen. Clints Schlafzimmer lag in einem anderen Flügel der Ranch, und sie war davon ausgegangen, dass sie sich unbemerkt in sein Arbeitszimmer schleichen konnte. Was für ein Irrtum! Ab sofort waren nächtliche Computerspiele für sie tabu.

Noch einmal atmete sie tief durch. Morgen früh würde sie ihm ihre Entscheidung mitteilen. Und dass gewisse Bedingungen an ihren Entschluss geknüpft waren.

Als Alyssa am nächsten Morgen in die Küche kam, saß Clint bereits am Tisch. Er schien auf sie gewartet zu haben. Gespannt schaute er sie an. Offenbar brannte er darauf, ihre Entscheidung zu hören.

Selbst so früh am Morgen sah Clint geradezu unverschämt gut aus. Das Sonnenlicht, das durchs Fenster fiel, betonte sein markantes Profil. Der Blick seiner dunklen Augen ruhte auf ihr. Alyssa war von seiner blendenden Erscheinung regelrecht verwirrt. War es unter diesen Bedingungen überhaupt möglich, sich nicht zu ihm hingezogen zu fühlen?

Sofort erinnerte sie sich an ihr nächtliches Treffen in Clints Arbeitszimmer. Sein Kuss hatte ihr fast den Verstand geraubt und ein Begehren in ihr entfacht, von dem sie glaubte, dass es nur in den Liebesromanen existierte, die ihre Tante Claudine mit Begeisterung verschlang. Alyssa hatte im Bett gelegen, mit offenen Augen von ihm geträumt und darüber nachgedacht, was sie gerne sonst noch mit ihm tun würde – Dinge, die weit über diesen Kuss hinausgingen. Ihre Gedanken waren ihr fast ein wenig peinlich. So schwer es ihr auch fiel – diese Sehnsüchte mussten Träume bleiben.

Um den Monat ohne größere Gefühlsturbulenzen zu überstehen, war es nötig, sich an bestimmte Regeln zu halten. Andernfalls hätte sie dreißig schlaflose Nächte vor sich. Und tagsüber brauchte sie einen klaren Kopf, um ihrer Arbeit nachgehen zu können.

„Wo ist Chester?“, erkundigte Alyssa sich.

Clint lehnte sich in seinen Stuhl zurück. „Mittwochs hat er seinen freien Tag. Er verbringt den ganzen Tag auf der Kinderstation eines Krankenhauses und spielt dort für die kleinen Patienten den Clown, um sie aufzuheitern.“

„Arbeitet er schon lange auf der Ranch?“, fragt sie voller Bewunderung für Chester und sein Engagement.

„Chester ist hierhergekommen, bevor ich geboren wurde“, antwortete Clint.

Instinktiv spürte Alyssa, dass Chester ihm sehr viel bedeutete. Für Clint war er weit mehr als bloß ein Angestellter. Er gehörte zur Familie – genau wie die anderen Männer, die Clint ihr vorgestellt hatte, als er ihr am Tag zuvor die Ranch gezeigt hatte. Die Älteren hatten viel Erfahrung mit dem Zähmen von Wildpferden. Die Jüngeren mussten noch viel lernen, aber Clint hatte ausdrücklich erklärt, dass er auch auf ihre Hilfe angewiesen war, damit auf der Ranch alles reibungslos funktionierte. Die Männer verhielten sich ihm gegenüber ebenso freundlich wie respektvoll, und als er ihnen Alyssa als eine alte Freundin vorgestellt hatte, schienen sie das sofort zu akzeptieren.

„Greif zu, bevor das Essen kalt wird“, forderte Clint sie nun auf.

Sie schenkte sich Kaffee ein. Anschließend nahm sie sich einen Teller, ging zum Herd und bediente sich.

Clint ließ sie nicht aus den Augen. „Finde ich prima“, sagte er schließlich.

Verwirrt drehte sie sich zu ihm um. „Was?“

„Dass du dich hier wie zu Hause fühlst.“ Als sie nichts darauf erwiderte, fuhr er fort: „Viele Frauen würden das nicht tun. Sie würden sich bedienen lassen.“

Während Alyssa Rührei auf ihren Teller häufte, überlegte sie, ob er möglicherweise Kim kannte. Sie gehörte fraglos zu dieser Sorte Frauen. Onkel Jessie nannte sie immer noch seine Prinzessin, und sie schien das wörtlich zu nehmen. „Das ist nichts für mich“, sagte sie, während sie sich an den Tisch setzte. „Ich bin daran gewöhnt, für mich selbst zu sorgen.“

Noch ehe sie einen Bissen in den Mund stecken konnte, verschränkte Clint die Arme vor der Brust und fragte erwartungsvoll: „Also, wie hast du dich entschieden?“

Statt ihm sofort zu antworten, schaute sie in ihren Becher und schien lange zu überlegen. Schließlich sah sie wieder auf. „Musst du es jetzt sofort wissen?“

„Gibt es einen Grund, warum du es mir nicht sofort sagen kannst?“, fragte er zurück. Seine Stimme klang leicht gereizt.

Sie trank einen Schluck Kaffee. Er hatte recht. Es gab keinen Grund, warum sie es ihm nicht sofort sagen sollte. „Nein, eigentlich nicht.“

Eine Weile lang herrschte Schweigen. Schließlich fuhr sie fort: „Ehe ich mich zu irgendetwas verpflichte, möchte ich, dass du mir etwas versprichst.“

Fragend zog er eine Augenbraue hoch. „Was denn?“

„Dass du nicht versuchst, mich zu verführen.“

Er grinste. „Könntest du verführen bitte genauer definieren?“

Alyssa wusste, dass er sie aufzog, aber ihr war wichtig, dass er ihren Standpunkt akzeptierte. „Du bist ein Mann, Clint. Du weißt ganz genau, was verführen bedeutet.“

Sein Lächeln wurde breiter. „Und du traust mir zu, dass ich so etwas tue?“

Ihre Antwort kam wie aus der Pistole geschossen. „Ja. Unbedingt. In weniger als vierundzwanzig Stunden haben wir uns zweimal geküsst. Da liegt diese Vermutung doch nahe.“

Stumm betrachtete er sie eine Weile. „Du hast recht“, sagte er schließlich. „Ich würde es sofort tun.“ Und dann fragte er: „Zweimal haben wir uns geküsst, sagst du?“

Als ob er das nicht wüsste. Wollte er sie auf den Arm nehmen? „Ja“, entgegnete sie verärgert.

„Aller guten Dinge sind drei“, murmelte er mit einer Stimme, die so rau klang, dass es ihr Wonneschauer über den Rücken jagte.

Sie riss sich zusammen. „Ich meine es ernst, Clint.“

„Ich auch.“

Sie schaute ihn unverwandt an. Er meinte es tatsächlich ernst. Sehr ernst sogar. Allein beim Gedanken, dass er sie wieder küssen wollte, wurde ihr ganz heiß. Hatte er gerade zugegeben, dass es ihm Spaß machte, sie zu küssen? Nun ja, sie konnte auch zugeben, dass es ihr gefallen hatte. Seine Berührungen hatten etwas Magisches …

„Verlangst du sonst noch etwas von mir?“

Sie musterte ihn kühl. „Reicht das nicht?“

„Ich habe auch einen Vorschlag zu machen“, erwiderte er.

Neugierig sah sie ihn an. „Was denn?“ Sie versuchte, gelassen zu bleiben.

„Das Küssen hat uns doch Spaß gemacht, oder?“, begann er. „Warum sollten wir es nicht wieder tun? Wenn wir die Kontrolle behalten, kann doch nichts passieren. Und überhaupt – begrüßen sich nicht viele Leute mit einem Kuss?“

„Ich bitte dich, Clint. Das ist doch etwas ganz anderes.“ Clint Westmorelands Küsse hatten überhaupt nichts von einer harmlosen Begrüßung, nach denen man sofort zur Tagesordnung überging. Im Gegenteil: Jedes Mal, wenn sie seine Lippen spürte, wollte sie noch ganz andere Dinge tun. Dinge, über die sie im Moment lieber nicht nachdenken wollte.

„Wie ich schon sagte, Alyssa“, unterbrach er ihre Gedanken. „Der Schlüssel ist Selbstkontrolle. So sehr ich dich auch begehre, und so sehr jeder Kuss eine gewaltige Versuchung für mich ist, verspreche ich dir, dass ich keinen Schritt weitergehen werde. Ich habe hier viel zu viel um die Ohren, um mich mit einer Frau einzulassen – in welcher Weise auch immer.“

Sie bewunderte seinen starken Willen … falls er ihn wirklich haben sollte. Er klang so selbstsicher, so siegesgewiss. Am liebsten würde sie einmal testen, wie es tatsächlich um seine Widerstandskraft bestellt war.

„Ich muss allerdings zugeben, dass bei dir – im Gegensatz zu allen anderen Frauen – die Situation eine andere ist“, fuhr er fort.

Sie schaute ihn an, und prompt begann ihr Puls zu rasen.

„Inwiefern?“, fragte sie. Ihre Stimme klang ein wenig heiser.

„Du bist meine Ehefrau – wenn auch nur auf dem Papier. Die Tatsache, dass wir verheiratet sind, lässt mich geradezu süchtig nach dir werden.“

Sie runzelte die Stirn. Mit anderen Worten: Es erregte ihn, dass eine Frau unter seinem Dach wohnt, schloss Alyssa. „Dann will ich noch eine andere Bedingung an meinen Besuch knüpfen: Was immer es für Wünsche sind, die in dir wach werden, sieh zu, dass sie rasch wieder einschlafen. Ich verfüge vielleicht nicht über deine Selbstkontrolle, aber ich habe auch kein Interesse daran, mich mit einem Mann einzulassen – in welcher Weise auch immer. Abgesehen davon müsste es etwas Ernstes sein, wenn ich etwas mit jemandem anfangen würde. Für Beziehungen, in denen es nur um das Ausleben von sinnlicher Lust geht, bin ich nicht zu haben“, schloss sie ihre Ansprache.

Schweigend musterte er sie eine Weile, und für den Bruchteil einer Sekunde glaubte sie, ein herausforderndes Blitzen in seinen Augen zu erkennen. Schließlich sagte er: „Ich werde nicht versuchen, dich ins Bett zu bekommen – weder in deines noch in meines. Aber ich kann dir nicht versprechen, dass ich dich nicht noch einmal küssen werde. Warum sollten wir uns das nicht gönnen?“

„Warum? Es führt doch zu nichts.“

Er legte den Kopf schräg. Ohne sie aus den Augen zu lassen, sagte er: „Ich begehre dich. Ein Kuss kann dieses Verlangen etwas mildern. Das könnte auch für dich gelten. Und wenn wir die dreißig Tage unter diesen Umständen hinter uns gebracht haben, wird uns auch die Trennung leichter fallen, davon bin ich überzeugt.“

Zweifelnd betrachtete sie ihn. Er schien das tatsächlich zu glauben. Mehr noch: Er schien fest damit zu rechnen, dass sie sich damit einverstanden erklärte.

„Du glaubst also, wenn wir uns oft genug küssen, dann werden wir bald genug voneinander haben?“, fragte sie ungläubig.

„Sozusagen“, entgegnete er.

„Und du denkst, dass du das schaffst? Du glaubst, keine kann dir etwas anhaben?“

„Wie meinst du das?“

„Du glaubst, es gibt nirgendwo eine Frau, die dein Herz erobern könnte?“

„Ich glaube es nicht. Ich weiß es.“

Er sagte es so barsch, dass sie sich die Frage nicht verkneifen konnte. „Warst du jemals verliebt, Clint?“

Ihre Frage überraschte ihn. Er straffte die Schultern, umklammerte den Becher in seiner Hand fester, und sie spürte instinktiv, dass das Gespräch auf gefährliche Untiefen zusteuerte.

Ein paar Sekunden lang dachte sie, er würde ihr gar nicht antworten. Doch schließlich sagte er: „Nein.“

Sie glaubte ihm nicht. Nicht, dass er sie anlog. Aber vermutlich war er irgendwann einmal von einer Frau so enttäuscht worden, dass er diese Erfahrung komplett aus seinem Gedächtnis gestrichen hatte. Oder nie mehr darüber sprechen wollte. Ihr war es genauso ergangen, nachdem sie feststellen musste, was Kevin ihr angetan hatte. Es war, als ob dieser eine Akt der Untreue ihre Fähigkeit zu lieben komplett ausgelöscht hatte. Was mochte das für eine Frau gewesen sein, die Clints Herz gebrochen hatte?

„Bist du mit unserer Abmachung einverstanden?“

Alyssa holte tief Luft. Dass sie sich weiter küssen würden, passte ihr zwar nicht wirklich, aber sie hielt ihn für einen Mann, der sich keiner Frau aufdrängen würde. Falls sie oft genug Nein sagte, wenn er sie küssen wollte, würde er sich gewiss eine andere Beschäftigung suchen, die ihn ablenkte. „Ja, ich bin einverstanden“, stimmte sie zu.

„Du bleibst also dreißig Tage hier – zusammen mit mir unter einem Dach?“

Seine Frage ließ Bilder von trauter Zweisamkeit vor ihrem inneren Auge entstehen – mehr als bloß traute Zweisamkeit. Sie versuchte sie zu ignorieren. Sein Haus war riesig. Gut möglich, dass es Tage gab, an denen sie sich überhaupt nicht begegneten. „Ja, ich bin damit einverstanden“, wiederholte sie.

„Dann werde ich Hightower anrufen und es ihm mitteilen. Übrigens – was ist mit deiner Garderobe? Du hast doch nur eine kleine Reisetasche dabei.“

„Ich habe gestern mit meiner Tante telefoniert. Sie hat mir versprochen, einige Sachen zu schicken, wenn ich länger bleibe.“

„Ist sie deine einzige Verwandte?“

Kann man so sagen, hätte sie am liebsten geantwortet.

„Nein. Ich habe noch einen Onkel und mehrere Cousins und Cousinen“, sagte sie stattdessen. „Meine Mutter hat mich zu meinem Großvater und Tante Claudine gegeben, als ich dreizehn war. Mit den Jahren ist sie so etwas wie eine Ersatzmutter für mich geworden“, fügte sie hinzu.

„Und dein Großvater?“

Sie spürte einen Stich in ihrem Herz. „Er ist vor vier Jahren gestorben“, sagte sie leise.

„Ungefähr zur gleichen Zeit habe ich meine Mutter verloren“, sagte er, während er seinen Kaffeebecher betrachtete. Sie hörte die Trauer in seiner Stimme. Als er aufschaute, trafen sich ihre Blicke. Es lag ein tiefes Verständnis darin – das gemeinsame Wissen darum, wie schwer es war, einen geliebten Menschen zu verlieren.

„Habt ihr euch sehr nahegestanden?“, wollte sie wissen.

„Ja. Casey, Cole und ich waren ihr Ein und Alles, und sie war es für uns. Sie, Onkel Sid, Chester und die langjährigen Mitarbeiter auf der Ranch waren unsere Familie. Was ist mit deiner Mutter? Du hast gesagt, sie hat dich zu deinem Großvater und deiner Tante gegeben. Hast du noch Kontakt zu ihr?“

Alyssa wünschte, er hätte diese Frage nicht gestellt. Dass ihre Mutter sie so einfach weggegeben und sich überhaupt nicht mehr um sie gekümmert hatte, machte sie noch immer traurig.

„Nein. Seit dem Tag, als sie mich weggegeben hat, habe ich nichts mehr von ihr gehört.“

Um das unangenehme Thema zu beenden, stand sie auf. „Ich muss noch ein paar Telefonate erledigen. Ich muss mich ja auch um meine Arbeit kümmern. Hast du etwas dagegen, wenn ich deinen Computer benutze?“

„Überhaupt nicht.“

Alyssa nickte. „Schön.“ Sie stellte ihren Teller und ihre Tasse in die Spüle. „Ich kümmere mich um den Abwasch, sobald ich telefoniert habe. Schließlich hat Chester ja heute frei.“

Mit diesen Worten verließ sie die Küche.

Clint blieb am Tisch sitzen und dachte über seine Situation nach. Hatte er zunächst noch geglaubt, dass eine Unterschrift genügen würde, um seine Ehe mit Alyssa aufzulösen, musste er nun einsehen, dass er sich getäuscht hatte. So einfach war es ganz und gar nicht. Das lag nicht nur daran, dass sich sein ehemaliger Arbeitgeber als ausgesprochen stur erwies. Es hatte vor allem damit zu tun, dass seine ihm gesetzmäßig angetraute Gattin verdammt attraktiv war. Und jetzt hatte er sich auch noch verpflichtet, die Finger von ihr zu lassen.

Wenn er an die dreißig Tage dachte, die vor ihm lagen, beschlich ihn ein mulmiges Gefühl. Warum konnte er nicht einfach Sex mit ihr haben? Das war doch nun wirklich keine große Sache – einfach nur Sex. Sie waren vernünftige Erwachsene mit ganz normalen Bedürfnissen. Sie würden keine Verpflichtungen eingehen und nicht mehr voneinander erwarten als ein bisschen Spaß. Richtig? Falsch!

Er erinnerte sich an ihre Worte, die tief in ihre Seele blicken ließen: Für Beziehungen, in denen es nur um Sex geht, sei sie nicht zu haben. Bei ihrer Unterhaltung am Frühstückstisch hatte er sie genau beobachtet und aus ihrem Verhalten und ihren Gesten mehr erfahren, als sie ihm mit Worten gesagt hatte – besonders als es um ihre Familie ging.

Der Texas Ranger in ihm spürte sofort, wenn ihm jemand etwas verschwieg. Da er nicht neugierig sein wollte, hatte er nicht tiefer gebohrt. Aber: Warum hatte ihre Mutter sie mit dreizehn fortgeschickt und sich nie mehr um sie gekümmert? Über ihre Cousins und Cousinen hatte sie auch nicht mit dieser Warmherzigkeit gesprochen, mit der er stets von seinen erzählte. Zugegeben, nicht jede Familie war wie die Westmorelands, aber ein Mindestmaß an Zusammengehörigkeit konnte man doch wohl erwarten. Nur von ihrem Großvater und ihrer Tante sprach sie voller Liebe und Respekt.

Vielleicht interpretierte er auch zu viel in ihre Worte hinein. Vermutlich war sie einfach nur zurückhaltend und wollte nicht viel von sich und ihren Nächsten preisgeben. Er konnte schließlich nicht erwarten, dass sie nach all den Jahren ihr ganzes Leben vor ihm ausbreitete – ob Ehefrau oder nicht.

Ratlos fuhr er sich mit der Hand durchs Gesicht. Warum kümmerte es ihn überhaupt? Warum wollte er unbedingt mehr von und über Alyssa erfahren? Während er noch darüber nachdachte, klingelte sein Handy.

„Hallo?“, meldete er sich.

„Was höre ich da – du hast eine Frau?“

Unwillkürlich musste er grinsen, als er die Stimme seiner Schwester hörte.

„Chester hat wohl wieder den Mund nicht halten können“, antwortete er halb amüsiert, halb verärgert. Höchste Zeit, ein ernstes Wort mit dem alten Mann zu reden. Obwohl kaum zu hoffen war, dass es etwas nützte.

„Er meinte, ich hätte ein Recht, es zu erfahren“, fuhr Casey fort. „Also, ich will alles über sie wissen.“

Er seufzte. Da sie ihn nicht danach gefragt hatte, wieso er überhaupt auf einmal verheiratet war, konnte er davon ausgehen, dass Chester ihr die Vorgeschichte vermutlich ebenfalls erzählt hatte. „Was willst du denn hören?“

„Alles. Wie heißt sie? Woher kommt sie? Wie alt ist sie? Ist es eine Kollegin? Habe ich sie schon mal gesehen? Und so weiter und so weiter …“

Unwillkürlich musste Clint grinsen. Sie stellte genauso viele Fragen wie Alyssa.

„Sie heißt Alyssa Barkley. Sie stammt aus Waco und ist siebenundzwanzig. Und nein, du hast sie noch nicht gesehen. Nach dem College ist sie sofort zu den Rangers gekommen und hat gekündigt – kurz nachdem wir diesen Auftrag zusammen erledigt hatten. Sie war nur ein Jahr dabei“, berichtete er.

„Du hast also damals keinen besonderen Eindruck bei ihr hinterlassen, stimmt’s?“

„Das hatte ich auch gar nicht vor. Damals war ich doch mit Chantelle zusammen.“

„Bitte erwähne diesen Namen nicht.“ Seine Schwester klang regelrecht angewidert.

Clint lachte glucksend. Casey und Chantelle hatten sich nie ausstehen können. Seine Schwester hatte ihn vor ihr gewarnt. Natürlich hatte er nicht auf sie gehört. Später bereute er es. Chantelle hatte allen Männern den Kopf verdreht. Alyssa tat das allerdings auch … Nach einer Stunde in Alyssas Gesellschaft war er jedoch felsenfest davon überzeugt, dass sie ganz anders war als Chantelle.

Alyssa war nicht egoistisch. Sie nahm sich selbst nicht besonders wichtig. Im Gegensatz zu Chantelle, die glaubte, dass die Sonne allein für sie aufgehe. Aber da er bis über beide Ohren verliebt war, hatte er ihr wahres Wesen nicht erkannt.

„Was habt ihr beiden denn jetzt vor, da das State Bureau eure Ehe nicht annulliert?“

Caseys Frage brachte ihn in die Gegenwart zurück. „Wir erfüllen ihre Bedingung und leben dreißig Tage zusammen“, antwortete er.

„Da verlangen sie aber eine Menge von euch“, meinte Casey. „Wollt ihr euch nicht lieber an einen Anwalt wenden?“

„Daran haben wir auch schon gedacht, aber am Ende könnte es alles nur noch hinauszögern.“ Jared, mit dem er in der vergangenen Nacht noch telefoniert hatte, hatte seine Befürchtungen bestätigt. „Alyssa hat sich inzwischen auch damit abgefunden. Außerdem kann sie überall arbeiten. Sie ist Webdesignerin.“

„Hm. Vielleicht kannst du sie ja überreden, die Website für Onkel Sids Stiftung zu gestalten“, schlug Casey vor.

„Warum nicht? Ich habe mit ihr schon über die Stiftung gesprochen. Vielleicht macht sie es ja, wenn sie Zeit hat.“

„Dann wird sie also auf der Ranch sein, wenn McKinnon und ich dich demnächst besuchen kommen.“ Casey schien laut zu denken. „Ich bin schon ganz gespannt auf sie.“

Sofort schrillten bei ihm sämtliche Alarmglocken. Er kannte seine Schwester. Nach dem Fiasko mit Chantelle war sie für seinen Geschmack etwas überfürsorglich geworden. Einerseits amüsierte es ihn, andererseits war es ihm auch ziemlich lästig. „Vergiss nicht, wer der Älteste ist“, erinnerte er sie.

Er hörte ein verächtliches Schnauben durchs Telefon. „Nur vierzehn Minuten. Ich wäre die Älteste, wenn Cole mich nicht zurückgehalten hätte.“

Clint lachte. Das erzählte Casey jedem. Die Geschichte hatte Chester ihr eingeredet. Er hatte behauptet, normalerweise wäre sie die Erste gewesen, wenn Cole sich nicht vorgedrängt hätte – und damit den Weg für Clint freigemacht hatte. „Hör zu, ich muss Schluss machen. Ich erwarte eine Lieferung mit neuen Wildpferden …“

„Sehr schön. Bis demnächst auf der Ranch.“

Nachdenklich klappte Clint sein Handy zu. Casey verfügte über eine sehr gute Menschenkenntnis. Was mochte sie wohl von Alyssa halten?

Alyssa schaute sich in Clints Büro um, das so viel größer war als ihr eigenes zu Hause. Eigentlich liebte sie ihre kleine Wohnung. Im Prinzip brauchte sie nur eine Küche, ein Schlafzimmer, ein Bad und ein Arbeitszimmer. Alles andere war Luxus – wie ihr Wohn- und Esszimmer.

Sie betrachtete die Bilder an der Wand. Auf einem erkannte sie Sid Roberts. Ein anderes zeigte eine Frau mit drei kleinen Kindern, die fünf oder sechs Jahre alt waren: Clints Mutter mit ihm und seinen Geschwistern. Clint kam eindeutig nach seinem Vater, den sie auf einem weiteren Foto erkannte. Er hatte die markanten Züge seines Vaters geerbt. Er und Cole, die wie ein Ei dem anderen glichen, hatten die hohe Stirn ihres Vaters, das scharf geschnittene Kinn und seine dunklen Augen. Darüber hinaus hatten sie von ihm auch die vollen Lippen, die ihr an Clint so gefielen.

Sie zuckte zusammen, als ihr Handy klingelte. Kürzlich hatte sie eine neue Nummer bekommen. Hoffentlich hatte Kim sie nicht herausgefunden. Sie klappte das Handy auf und war erleichtert, als sie die Nummer erkannte. „Hallo, Tante Claudine …“

„Hallo, Liebes. Ich wollte dir nur sagen, dass deine Sachen bereits auf den Weg sind. In ein paar Tagen müssten sie bei dir sein.“

„Danke, dass du das für mich getan hast.“

„Kein Problem. Übrigens war Kim heute Morgen bei mir und hat versucht herauszubekommen, wo du bist. Ich habe ihr gesagt, du seist unterwegs zu einem Kunden. Und dass es länger dauern könnte.“

„Vielen Dank, Tante Claudine.“

„Jessie hat sich auch nach dir erkundigt, aber ich glaube, dass Kim dahintersteckt.“

Das vermutete Alyssa auch. Ihr Onkel kümmerte sich kaum um sie, und entsprechend wenig hatte sie in letzter Zeit mit ihm zu tun gehabt.

„Und wie klappt es so mit dir und deinem Cowboy?“

Alyssa lachte. „Er ist nicht mein Cowboy, aber sonst klappt es prima.“ Hoffentlich. Seit dem Frühstück am Morgen hatte sie ihn nicht mehr gesehen.

„Freut mich, das zu hören. Ich muss jetzt Schluss machen. Eleanor kommt später vorbei. Wir gehen zu einem Treffen der Kirchengemeinde.“

„Okay, Tante Claudine, und nochmals danke für alles.“

„Gern geschehen.“

Erleichtert beendete Alyssa das Gespräch. Auf ihre Tante war wirklich Verlass.

„Wie läuft’s?“

Sie fuhr herum. Clint stand in der Tür.

„Prima. Meine Tante hat mir ein paar Sachen geschickt. Sie müssten bald ankommen.“

Sie wandte den Blick ab. Seine Art, sie zu mustern, verunsicherte sie. Jedes Mal, wenn er in ihrer Nähe war, spürte sie dieses seltsame Begehren.

„Ich habe dir einige Kleidungsstücke aufs Bett gelegt. Du kannst sie bestimmt gebrauchen.“

Erstaunt zog sie eine Augenbraue hoch. „Wie bitte? Kleidung für mich?“

„Ja. Du und Casey habt in etwa die gleiche Größe. Ich habe mir erlaubt, ein paar von ihren Sachen für dich herauszusuchen. Sie hat nicht ihren gesamten Kleiderschrank mitgenommen, als sie nach Montana gezogen ist.“

Alyssa war erleichtert, dass die Sachen seiner Schwester und nicht einer anderen Frau gehörten. Bestimmt hatte er in den vergangenen Jahren eine ganze Reihe von Frauen kennengelernt. Einige hatten gewiss auf der Ranch gewohnt. Aber das ging nur ihn etwas an. Und wie er sein Leben gestaltete, wenn die dreißig Tage vorbei und ihre Ehe annulliert war, war auch ganz allein seine Angelegenheit. Warum also machte sie sich Gedanken darüber, dass er mit anderen Frauen ausging?

Dass er ihr Schlafzimmer betreten hatte, war auch so eine Sache. Als sie sich vorstellte, wie er vor dem Bett stand, in dem sie geschlafen hatte, lief ihr ein heißer Schauer durch ihren Körper.

„Danke für deine Fürsorge.“ Es klang nicht so lässig, wie sie es sich gewünscht hätte.

„Gern geschehen.“

Er machte keine Anstalten zu gehen. Wie angewurzelt blieb er in der Tür stehen und betrachtete sie.

„Ist sonst noch was?“

„Ja“, entgegnete er.

Eigentlich wollte sie gar nicht fragen, worum es ging. Aber irgendetwas zwang sie, es dennoch zu tun.

„Und was?“

„Chester lässt fragen, ob du mit uns zu Abend isst.“ Clint war es offenbar unangenehm, die Einladung weiterzugeben.

Alyssa unterdrückte einen Seufzer. Sie hatte mit etwas anderem gerechnet und war fast ein bisschen enttäuscht. Aber hatten sie sich nicht darauf geeinigt, gewisse Grenzen nicht zu übertreten? Warum war sie dann so nervös?

„Es gibt Hackbraten“, fuhr er fort. „Ich muss dich allerdings warnen: Chester lässt ihn normalerweise anbrennen. Er behauptet, er schmecke dann besser.“

„Hältst du es denn für klug, dass wir gemeinsam essen?“

„Warum nicht? Alyssa, es ist nur ein Abendessen. Es kann nichts passieren.“

Dessen war sich Alyssa nicht so sicher. Andererseits – wenn Chester dabei war …

Clint grinste. „Deine Anwesenheit würde mich ein bisschen von dem verbrannten Hackbraten ablenken.“

Schon wieder begann er mit ihr zu flirten. Ob die selbst errichtete Mauer zwischen ihnen noch lange standhalten würde? Im Moment bezweifelte sie es wieder sehr, zumal er jetzt langsam auf sie zukam. Wie von einer unsichtbaren Kraft gezogen ging sie um den Schreibtisch herum und blieb vor Clint stehen. Nur wenige Zentimeter trennten sie voneinander.

„Das ist verrückt. Das weißt du hoffentlich?“ Noch während er sprach, umfasste er ihre Taille.

„Ja. Total verrückt“, hörte sie sich murmeln.

„Ich werde bestimmt wütend auf mich sein“, fuhr er fort, während er begann, zärtlich an ihrer Unterlippe zu knabbern.

Bereitwillig hob sie ihm den Kopf entgegen. Er nahm eine Locke von ihrem Haar zwischen die Finger und streichelte sie sanft. Dabei drückte er Alyssa enger an sich, fest entschlossen, den Kuss nicht so schnell zu beenden. Im Gegenteil, er wurde immer leidenschaftlicher.

Alyssa spürte, wie seine Zungenspitze mit ihrer spielte. Sie ließen sich viel Zeit, einander zu erkunden und zu schmecken. Die Hitze ergriff ihren ganzen Körper. Da hatte sie doch tatsächlich nach Austin fahren müssen, um zum ersten Mal in ihrem siebenundzwanzigjährigen Leben zu erfahren, was es hieß, so leidenschaftlich geküsst zu werden, dass ihr beinahe die Sinne schwanden.

Der Kuss dauerte unendlich lange. Offenbar wollte er überhaupt nicht mehr damit aufhören. Alyssa wurden die Knie weich. Wie war es nur möglich, dass sie nach fünf Jahren, in denen sie nichts von Clint gehört und gesehen hatte, im Handumdrehen seinem Charme und seinen Verführungskünsten erlag?

Er knabberte an ihrer Unterlippe wie an einer köstlichen Süßigkeit. Dann zog er sich unvermittelt zurück. Mit der Fingerspitze fuhr er über ihre feuchte Lippe. „Du wolltest, dass ich dich küsse, stimmt’s?“

Sie antwortete nicht sofort. Sollte sie aufrichtig sein? Sie entschied sich dafür. „Ja, ich wollte es. Aber …“

Ehe sie weiterreden konnte, verschloss er erneut ihren Mund mit seinen Lippen, und diesen Kuss erwiderte sie mit noch größerer Leidenschaft.

Als er sich dieses Mal von ihr löste, legte er den Zeigefinger auf ihre Lippen. „Kein Aber, Alyssa. Ich kenne unsere Vereinbarung. Die Einzige, die die Regeln ändern kann, bist du“, erklärte er.

Mit heiserer Stimme fuhr er fort: „Und falls du dich jemals dazu entschließen solltest, dann weißt du ja, wo mein Schlafzimmer ist. Du bist dort jederzeit willkommen.“

6. KAPITEL

„Bist du sicher, dass Alyssa mit dir essen wollte?“

Clint schaute auf die Uhr am Herd und dann zu Chester. „Das hat sie jedenfalls gesagt. Vielleicht hat sie ihre Meinung geändert.“

Chester lehnte am Herd, einen Pfannenwender in der Hand. Jetzt kniff er die Augen zusammen und verschränkte die Arme vor der Brust. „Was hast du mit ihr gemacht?“

Clint verdrehte die Augen. „Ich habe gar nichts mit ihr gemacht. Ich habe ihr nur gesagt …“

„Entschuldigt die Verspätung.“ Alyssa betrat die Küche.

Beide Männer drehten sich nach ihr um. Chester warf Clint einen strengen Blick zu. Er spürte instinktiv, dass zwischen Clint und dieser jungen Frau etwas vorgefallen war – und er konnte sich auch schon denken, was. Schließlich kannte er Clint genau und wusste um dessen Wirkung auf Frauen.

Clint wich seinem Blick aus und stand auf, um Alyssa zu begrüßen. „Kein Problem. Außerdem lohnt es sich, auf dich zu warten“, begrüßte er sie.

Sie trug eines von Caseys Kleidern, das er ihr aufs Bett gelegt hatte. Seltsam – er konnte sich nicht daran erinnern, dass Casey jemals so gut darin ausgesehen hatte.

„Danke“, erwiderte Alyssa.

Clint führte sie ins Esszimmer. Als ihr Blick auf den Tisch fiel, entdeckte sie zu ihrem Schrecken, dass er nur für zwei gedeckt war. Sie wandte sich zu Chester um, der an der Küchentür stehen geblieben war. „Sie essen nicht mit uns?“

„Nein. Ich habe den Männern versprochen, heute Abend mit ihnen zu essen. Damit sie sehen, dass ich keine Angst vor meinen Kochkünsten habe.“

Alyssa musste lachen.

„Braucht ihr beiden noch was, bevor ich verschwinde?“, fragte er schließlich.

„Nein, vielen Dank. Es sieht wirklich köstlich aus“, antwortete sie.

„Warte ab, bis du probiert hast“, witzelte Clint gut gelaunt.

„Das muss ich mir nicht bieten lassen“, konterte Chester mit gespielter Empörung. Er schaute Alyssa an. „Ich wünsche Ihnen einen guten Appetit.“ Und an Clint gewandt, ergänzte er: „Möge dir jeder Bissen im Hals stecken bleiben.“

„Raus hier!“, rief Clint lachend. Würdevoll stolzierte Chester aus dem Zimmer. Ehe er hinausging, drehte er sich noch einmal um. Als er sprach, war er wieder ganz der alte gutmütige Mann. „Übrigens – du hast doch nicht vergessen, dass ich morgen früh nicht hier bin? Ich habe den Kindern im Krankenhaus versprochen, dass ich in dieser Woche noch mal komme.“

„Nein, das habe ich nicht vergessen“, entgegnete Clint.

„Was das Frühstück angeht …“ Chester zögerte.

„Das könnte ich doch zubereiten“, schaltete Alyssa sich ein.

„Du?“, fragte Clint erstaunt.

„Ja. Ich muss mich doch ein wenig nützlich machen“, antwortete sie.

Clint runzelte die Stirn. „Da hast du aber viel vorzubereiten. Das kann ich nicht von dir verlangen.“

„Jeder hat doch hier seine Aufgaben. Warum soll ich da nicht auch etwas übernehmen?“ Erwartungsvoll sah sie Chester an.

„Das wäre wunderbar“, strahlte er.

„Na, dann ist das ja geklärt.“ Sie nickte Chester zu und griff zur Gabel.

„Wenn du dir da mal nicht zu viel zumutest“, sagte Clint, nachdem Chester sich endgültig verabschiedet hatte. Es fiel ihm schwer, sich auf seinen Teller zu konzentrieren. Caseys Kleid mit den Spaghettiträgern ließ viel nackte Haut von Alyssa sehen. Das allein hätte schon ausgereicht, um ihn um den Verstand zu bringen. Und dann war da noch dieses Parfüm, das sie aufgelegt hatte … Am liebsten hätte er Alyssa in den Arm genommen, die weiche Haut gestreichelt, den Träger über ihre Schultern geschoben und …

Clint räusperte sich. „Was ist eigentlich mit der Website, an der du gerade arbeitest?“

„Damit bin ich fast fertig“, entgegnete Alyssa stolz.

„Dann wärst du vielleicht frei für einen neuen Auftrag. Ich habe es nämlich ernst gemeint mit der Website für die Sid-Roberts-Stiftung.“

„Du willst wirklich, dass ich für dich arbeite?“

„Nur wenn du Zeit hast. Wirf mal einen Blick in die rechte Schreibtischschublade, wenn du das nächste Mal in meinem Büro bist. Da gibt es einen Aktenordner mit Informationen über die Stiftung. Solltest du daran interessiert sein, können wir ja mal darüber reden, wenn ich zurückkomme.“

„Du fährst weg?“

Der seltsame Ton in ihrer Stimme entging ihm nicht. „Keine Bange. Ich verlasse die Ranch nicht. Ich verbringe nur ein paar Nächte unter freiem Himmel im Reservat. Heute sind neue Pferde geliefert worden. Ich will sie eine Weile beobachten, um die auswählen zu können, die für ein Training infrage kommen.“ Als er ihren besorgten Blick bemerkte, beruhigte er sie: „Du brauchst dir keine Gedanken wegen unserer Vereinbarung zu machen. Niemand wird behaupten können, dass wir nicht dreißig Tage zusammen waren.“

„Wie lange willst du denn da draußen bleiben?“

Er zuckte mit den Schultern. „Normalerweise brauche ich dafür immer ein paar Tage.

„Oh“, sagte Alyssa.

„Und – hast du heute viel geschafft?“, erkundigte Clint sich, während er seinen Teller erneut füllte.

Wieder war Alyssa erstaunt über die Mengen, die er verspeisen konnte. Chesters Hackbraten war wirklich köstlich – trotz allem, was Clint behauptet hatte. „Ja, wie ich schon sagte, mit der Website für die Lehrergewerkschaft in Alabama bin ich fast fertig.“

„Wie kommst du eigentlich an deine Kunden?“

„Meistens durch Mundpropaganda. Zufriedene Kunden sind die beste Reklame. Außerdem bin ich in sämtlichen Suchmaschinen registriert. Da werden auch viele potenzielle Klienten auf mich aufmerksam.“

„Wahrscheinlich machst du deine Sache sehr gut“, meinte Clint kauend.

Sie warf ihm einen Blick zu. War das eine Frage oder eine Vermutung? „Ja, ich denke schon. Jedenfalls bekomme ich nur selten Beschwerden. Falls du Referenzen brauchst …“

„Nein, nicht nötig.“

Das Gespräch erstarb. Sie empfand die Stille nicht als unangenehm, und er schien auch schweigend speisen zu können. Machte er sich darüber Gedanken, ob ihr der Hackbraten nach seiner Vorwarnung ebenfalls schmeckte? Schwer zu sagen. Er jedenfalls schien jeden Bissen zu genießen. Genauso, wie er ihre Küsse zu genießen schien.

„Ist was?“

Sie zwinkerte. „Nein. Wieso?“

„Du starrst mich an. Das tust du jedes Mal, wenn wir zusammen eine Mahlzeit einnehmen. Gibt es einen Grund dafür?“

Verlegen rutschte Alyssa auf ihrem Stuhl hin und her. Sollte sie ihm etwa gestehen, dass sie es faszinierend fand, ihm beim Essen zuzuschauen? Für jeden Bissen nahm er sich sehr viel Zeit … wenn er Sex genauso genießen konnte, musste es ein fantastisches Erlebnis sein, mit ihm zu schlafen. Bei der Vorstellung kribbelte ihre Haut sofort wieder.

„Keinen bestimmten“, antwortete sie nach einer Weile. „Ich finde es nur erstaunlich, wie viel du verdrücken kannst.“

„Und ich staune darüber, mit wie wenig du auskommst. Du erinnerst mich an Casey. Sie isst auch wie ein Vögelchen.“

Er sprach sehr zärtlich über seine Schwester. „Vermutlich passen mir deshalb ihre Kleider“, scherzte sie. „Hoffentlich hat sie nichts dagegen, dass ich ihre Sachen trage.“

„Bestimmt nicht“, versicherte er ihr und wechselte das Thema. „Musst du gleich noch an den Computer?“

Sie schüttelte den Kopf. „Nein. Für heute bin ich fertig. Ich könnte mir allerdings schon mal den Ordner über die Stiftung deines Onkels anschauen.“

„Das ist gut. Ich müsste nämlich selbst noch an den PC. Ich muss Buch führen über die Pferde, Liefertermine eintragen, Anzahl, Unkosten … dieser ganze bürokratische Kram …“ Angewidert verzog Clint das Gesicht.

„Du hasst es, nicht wahr?“, fragte Alyssa mitfühlend.

„Die Arbeit mit den Pferden ist mir jedenfalls lieber. Aber was sein muss …“ Er schaute auf seine Uhr und schob seinen leeren Teller beiseite. „Mittwochs spiele ich mit meinen Leuten immer Karten. Ich gehe also gleich noch weg. Vor Mitternacht werde ich kaum zurück sein“, fügte er mit einem verschmitzten Grinsen hinzu. „Ich sage das für den Fall, dass du noch ein wenig am Computer spielen willst. Dieses Mal werde ich dich nicht stören. Versprochen!“

„Es ist dein Haus, Clint. Du kannst dich in allen Räumen frei bewegen.“

Er legte den Kopf schräg und sah sie an. „Auch in deinem Schlafzimmer?“, neckte er sie.

„Nein.“ Entschlossen schüttelte sie den Kopf. „Gemäß unserer Abmachung ist das Schlafzimmer Sperrgebiet.“

„Das ist nicht weiter schlimm. Für guten Sex bevorzuge ich ohnehin andere Orte“, entgegnete er verschmitzt.

Alyssas Herz begann, heftig zu schlagen. „Was ist denn dein Lieblingsplatz?“ Ehe sie es sich versah, hatte sie die Frage gestellt.

Er stellte sein Glas ab, ohne sie aus den Augen zu lassen. Vergeblich bemühte sie sich, den Blick abzuwenden. Es war, als habe er sie hypnotisiert.

Statt ihre Frage zu beantworten, lächelte er nur geheimnisvoll, sodass ihr Herz noch schneller klopfte. „Bevor die dreißig Tage um sind“, versprach er schließlich, „werde ich ihn dir zeigen.“

Eine Stunde später stand Alyssa am Schlafzimmerfenster und sah Clint nach, wie er über den Hof zu den Bungalows der Farmarbeiter ging. Das hieß, sein Büro war frei. Trotzdem beschloss sie, in ihrem Zimmer zu bleiben. Hier konnte sie schließlich auch in aller Ruhe über einige Dinge nachdenken.

Dieser Mann beschäftigte sie auf eine Weise, wie sie es nicht für möglich gehalten hatte. Seine Selbstsicherheit, gepaart mit seinem lässigen Auftreten, war geradezu phänomenal. Er drängte sie nicht, und er verlangte nichts von ihr. Er versuchte es auch nicht mit irgendwelchen Tricks. Er war einfach nur er selbst – attraktiv, sexy, unwiderstehlich.

Bevor die dreißig Tage um sind, werde ich dir meinen Lieblingsplatz zeigen.

Sie holte tief Luft. Wie konnte ausgerechnet sie, die eindeutige Angebote von Männern bisher zwar freundlich, aber entschieden abgelehnt hatte, an so etwas überhaupt denken? Schlimmer noch: Sie dachte nicht bloß daran – sie erwartete es fast sehnsüchtig.

Denn Clint Westmoreland war der tollste Mann, der ihr seit Langem über den Weg gelaufen war – attraktiv selbst dann, wenn er nur ein altes T-Shirt und abgewetzte Jeans trug. Wie mochte er ohne sie aussehen? Bei dem Gedanken wurden ihre Wangen ganz rosig. Seit sie ihm wieder begegnet war, ließ sie dieses Begehren nicht mehr los. So hatte sie sich noch nie bei und vor allem für einen Mann gefühlt.

Sie wandte sich vom Fenster ab. Wenn sie mit Kevin im Bett gewesen war, hatte weder die Erde gebebt noch hatte sie das Gefühl gehabt, den Boden unter den Füßen zu verlieren. Würde es mit Clint anders sein? Würde sie jemals genug von ihm bekommen können? Diese Gedanken ließen sie nicht zur Ruhe kommen.

Sie kroch ins Bett und spürte, wie die kühlen Laken allmählich warm wurden. Dennoch fand sie keinen Schlaf. Ihr Körper verlangte nach etwas anderem.

Seufzend drehte sie sich auf die Seite. Vorläufig musste sie sich damit begnügen, von Clint nur zu träumen. Aber sie wusste schon jetzt, dass ihr das nicht reichen würde.

Solche Träume waren allenfalls ein kümmerlicher Ersatz für die Wirklichkeit.

Als Alyssa am nächsten Morgen in die Küche kam, saß Clint bereits am Tisch und trank Kaffee. Eigentlich hatte sie gehofft, vor ihm dort zu sein, um ungestört das Frühstück vorbereiten zu können.

„Du bist aber früh auf“, begrüßte sie ihn.

Um seine Lippen zuckte es, als er antwortete: „Ich wollte dir bei der Arbeit zusehen, während ich meinen Kaffee trinke.“

Trotzig hob sie das Kinn. „Traust du mir etwa nicht zu, dass ich das schaffe?“

„Oh doch, unbedingt. Chester hätte dich nicht in seine Küche gelassen, wenn er anderer Meinung wäre. Ich wollte dir nur meine Hilfe anbieten, falls du sie brauchst.“

„Danke.“

„Keine Ursache.“

Zuerst fühlte Alyssa sich beobachtet, aber mit der Zeit gewöhnte sie sich an Clints Anwesenheit, und die Arbeit ging ihr schnell von der Hand. Sie redeten über belanglose Dinge, während sie Toasts zubereitete und Eier briet. Schließlich stand Clint auf und machte Anstalten, die Küche zu verlassen. „Auf mich wartet eine Menge Arbeit“, erklärte er.

Alyssa rief den Vorarbeiter in seinem Bungalow an, um ihm mitzuteilen, dass er das Frühstück abholen könne. Sie hatte genug vorbereitet, um mindestens fünfzig Männer satt zu bekommen. Nur gut, dass sie Tante Claudine und den anderen alten Damen von der Kirchengemeinde so oft geholfen hatte, wenn sie Mahlzeiten für Obdachlose zubereiteten.

Sie legte den Hörer auf, drehte sich um und erschrak. Clint war noch gar nicht gegangen. Stattdessen stand er so dicht hinter ihr, dass sie die Wärme seines Körpers spürte. Anerkennend meinte er: „Alle Achtung! Du hast wirklich tolle Arbeit geleistet.“

Sie versuchte, locker zu bleiben. „Spar dir deine Komplimente, bis du es probiert hast“, meinte sie leichthin.

„Nicht nötig. Ich habe dir doch zugesehen. Das macht dir so schnell keiner nach.“

„Ich hatte eine gute Lehrerin.“ Sie berichtete ihm von Tante Claudine und ihrer Arbeit für bedürftige Gemeindemitglieder der Kirche. „Hätte nicht gedacht, dass ich diese Erfahrungen mal gebrauchen könnte. Aber es hat mir auch Spaß gemacht“, sagte sie aufrichtig. „Abgesehen davon hat Chester seinen Haushalt gut organisiert. Diese Küche ist der Traum einer jeden Köchin.“

„Und du, Alyssa Barkley, bist der Traum eines jeden Mannes“, erwiderte er leise.

Er beugte sich hinunter, um sie zu küssen. In diesem Moment wurden Schritte auf der hinteren Veranda laut. Rasch entzog sie sich ihm.

„Das Frühstück wird abgeholt“, warnte sie Clint.

„Ich hab’s gehört“, sagte er und trat ebenfalls einen Schritt zurück. „Ich muss auch los“, fügte er mit einem Blick auf seine Uhr hinzu.

„Du willst gar nichts essen?“ Alyssa hoffte, dass er die Enttäuschung in ihrer Stimme nicht bemerkte.

„Ich esse zusammen mit meinen Leuten.“ Ehe sie es sich versah, drückte er ihr einen Kuss auf die Lippen. „Bis bald.“

Alyssa nickte. Vielleicht war es ganz gut, wenn sie ihn einige Tage nicht sah. Die Zeit würde sie nutzen, um sich alles in Ruhe durch den Kopf gehen zu lassen.

Zuerst war Alyssa noch froh über die vorübergehende Trennung. Ihre Sachen waren eingetroffen, und sie ließ sich viel Zeit mit dem Einräumen.

Am zweiten Tag ertappte Alyssa sich bereits hin und wieder dabei, aus dem Fenster zu schauen, in der Hoffnung, dass Clint vielleicht doch früher zurückkehrte. Chester war zwar ein angenehmer Gesprächspartner, und auch mit den Arbeitern, von denen einige auf der Ranch geblieben waren, konnte man sich nett unterhalten. Doch ihre Gedanken kreisten unentwegt um Clint.

Am dritten Tag schaffte sie es kaum noch, längere Zeit ruhig vor dem Computer im Büro zu sitzen. Immer lief sie unruhig im Zimmer auf und ab. Jedes Mal, wenn sie draußen ein Geräusch oder Stimmen hörte, eilte sie ans Fenster, um nachzuschauen, ob Clint zurückkam. Nach dem Abendessen mit Chester trat sie hinaus auf die Terrasse und schaute in die Ferne – wie die Frau eines Fischers, die sehnsüchtig die Rückkehr des Bootes erwartete. Der Vergleich erschreckte sie. Zum ersten Mal seit ihrer Ankunft in Austin wurde ihr bewusst, dass sie dabei war, sich viel zu tief in ihre Gefühle zu verstricken. Alyssa konnte nicht länger leugnen, dass ihr Clint von Tag zu Tag mehr bedeutete.

Sie seufzte frustriert. Das alles war doch sinnlos. Ihr Verhalten konnte sie, wenn überhaupt, bestenfalls damit entschuldigen, dass sie bei Kevin schon immer das vermisst hatte, was Clint ihr bereits auf den ersten Blick zu geben versprach: Entschlusskraft, Männlichkeit, dazu eine ungezähmte Sinnlichkeit und eine Selbstsicherheit, die sie faszinierten. Seit dem Tag ihrer verpatzten Hochzeit war sie keinem Mann mehr begegnet, der ihr all das hätte bieten können.

Die Entdeckung von Kevins Untreue war ein herber Schlag gewesen, aber was sie wirklich schockiert hatte, war sein Vorschlag, seinen Seitensprung zu vergessen und einfach so weiterzumachen wie bisher. Niemals hätte sie das fertiggebracht. Stattdessen hatte sie sich zurückgezogen und keinen Mann mehr an sich herangelassen, um nicht noch einmal so sehr verletzt zu werden. Womit sie genauso reagierte, wie Kim es beabsichtigt hatte.

Alyssa hatte sich längst damit abgefunden, dass ihre krankhaft eifersüchtige Cousine ihr das Leben schwer machte. Der Gedanke, dass sie glücklich sein, einen Mann und Kinder haben könnte, war für Kim unerträglich.

Tante Claudine hatte ihr geraten, einen Schlussstrich zu ziehen und sich nach einem anderen Mann umzusehen, damit Kim nicht triumphieren konnte. Leider war sie keinem Mann begegnet, der ihr etwas bedeutet hätte – bis jetzt.

Mit Clint Westmoreland würde sie es noch einmal riskieren, jenes Leben zu führen, das sie vor fast zwei Jahren für sich abgehakt hatte. Hier auf der Ranch würde Kim ihr nicht dazwischenfunken können. Alyssa war sich zwar im Klaren darüber, dass ihre Affäre nach dreißig Tagen beendet wäre und nicht für die Ewigkeit gedacht war. Nach einem Monat würde er sein altes Leben wieder aufnehmen, in dem kein Platz für sie war. Aber wenigstens diese dreißig Tage würde sie genießen können.

Sie hatten Spaß miteinander – das war mehr, als man von vielen Beziehungen behaupten konnte. Eine Affäre mit ihm würde ihr Selbstbewusstsein stärken, und sie würde sich wieder ganz wie eine Frau fühlen. Sie würde die Zeit nutzen und auskosten, ehe sie wieder in ihr altes, langweiliges Leben zurückkehrte, das sie in Waco führte.

„Eine schöne Nacht, nicht wahr?“

Chesters Stimme riss Alyssa aus ihren Träumen. Er war neben sie auf die Veranda getreten. Von Tag zu Tag mochte sie den alten Mann mehr – nicht zuletzt deshalb, weil er Clint und seinen Geschwistern treu ergeben war. Es erinnerte sie an ihre Beziehung zu ihrem Großvater und zu ihrer Tante.

„Ja, eine schöne Nacht“, wiederholte sie. Sie war sich sicher, dass er wusste, warum sie in der Dunkelheit hier draußen auf der Veranda stand, und seine nächsten Worte bestätigten ihre Vermutung.

„Manchmal dauert es länger als zwei Tage, bis die Pferde sich an ihre neue Umgebung gewöhnt haben. Manchmal reagieren sie unberechenbar. Clint hat bestimmt alle Hände voll zu tun.“

Offenbar wollte Chester ihr erklären, dass Clint nicht ihretwegen der Ranch so lange fernblieb. Woher wusste er bloß, dass es genau das war, worüber sie sich Gedanken machte?

Clint wäre fast schwach geworden, als er Alyssa im Licht der Laterne betrachtete, deren Schein von draußen in ihr Schlafzimmer fiel. Er hätte zu gerne gewusst, was sie unter der Bettdecke trug, die sie bis zum Hals hochgezogen hatte.

Gut, er hatte ihre Abmachung missachtet und ihr Schlafzimmer betreten. Aber nur, weil Chester ihm erzählt hatte, dass sie nachts auf der Veranda gestanden und auf ihn gewartet hatte.

Zunächst hatte Clint das gar nicht glauben wollen. Doch warum sollte sie ihn nicht vermisst haben? Ihm war es ja genauso ergangen. Zunächst hatte er es sich gar nicht eingestehen wollen. Ob es ihm passte oder nicht – seit sie auf der Ranch war, kreisten seine Gedanken ausschließlich um Alyssa. Eigentlich gefiel ihm das überhaupt nicht.

Wie konnte sie so rasch zum Mittelpunkt seines Lebens werden? Zugegeben, seit Chantelle hatte es noch andere Frauen gegeben, aber keine hatte ihn so sehr beeindruckt. Die Beziehung zu den meisten Freundinnen war darüber hinaus ziemlich oberflächlich gewesen. Was man von seinem Verhältnis zu Alyssa gewiss nicht sagen konnte. Jedes Mal, wenn er sie sah, nahm sie sein Herz mehr und mehr gefangen.

Alyssa bewegte sich im Schlaf und murmelte etwas Unverständliches. Eine Haarsträhne war ihr ins Gesicht gefallen. Er beugte sich hinunter und schob sie vorsichtig beiseite, um sie nicht aufzuwecken. Eigentlich hätte er nicht hier sein dürfen, aber ohne einen Blick auf sie zu werfen, hätte er kein Auge zugemacht. Und nach den Tagen der Trennung wollte er noch einen Moment lang in ihrer Nähe sein.

Ein Teil von ihm – der Vernünftigere? Der Herzlosere? – riet ihm nach wie vor, Alyssa zu meiden und der Ranch noch ein paar Tage länger fernzubleiben. Doch er hatte der Sehnsucht nicht widerstehen können, und obwohl er sich im Stillen darüber ärgerte, wie wenig er sich unter Kontrolle hatte, war er zurückgekommen, sobald seine Arbeit es erlaubte.

Stirnrunzelnd erhob er sich und verließ das Schlafzimmer. Auf dem Weg zu seinem eigenen Zimmer dachte er über die kommenden Tage nach. Wie sollte er sich verhalten? Als er kurz darauf im Bett lag und der Schlaf ihn übermannte, hatte er noch immer keine Antwort auf seine Frage gefunden.

7. KAPITEL

Am nächsten Morgen wurde Alyssa von den Gesprächen der Männer geweckt, die sich unter ihrem geöffneten Schlafzimmerfenster unterhielten. Sie kroch aus dem Bett, streifte ihren Morgenmantel über, trat ans Fenster und spähte hinaus. Unten standen die drei Arbeiter, die zusammen mit Clint ins Reservat geritten waren. Das hieß, dass Clint ebenfalls zurückgekommen sein musste.

Kaum dreißig Minuten später hatte sie geduscht und sich angezogen. Sie wollte so schnell wie möglich in die Küche, um das Frühstück vorzubereiten und Clint zu begrüßen, ehe er erneut zu seiner Tagesarbeit aufbrach.

Als sie auf den Korridor trat, erschrak sie. Clint lehnte an der Wand gegenüber ihrer Tür, als habe er auf sie gewartet. Noch ehe Alyssa etwas sagen konnte, trat er zu ihr, umarmte sie und küsste sie mit einer Leidenschaft, die ihr fast die Sinne raubte.

Alyssa drängte sich gegen ihn, schlang die Arme um seinen Hals und erwiderte seinen Kuss. Vorbei war es mit ihrer Selbstkontrolle und Zurückhaltung. Er war zurück und bei ihr, und er küsste sie mit einer Inbrunst, die ihr unmissverständlich klar machte, dass er sie ebenso vermisst hatte wie sie ihn.

Alle guten Vorsätze waren wie weggeblasen, als eine nie zuvor gekannte Erregung Besitz von ihrem Körper ergriff. Wäre er mit ihr ins Schlafzimmer zurückgekehrt, hätte sie ausgezogen und aufs Bett gelegt, sie hätte keinen Widerstand geleistet. Doch stattdessen löste er sich von ihren Lippen und wisperte in ihr Ohr: „Ich muss los.“

Sie unterdrückte einen Seufzer der Enttäuschung. „Und was ist mit Frühstück?“, fragte sie heiser.

„Ich habe schon gegessen“, erwiderte er. „Ich muss zurück zu den Pferden. Da ich den ganzen Tag unterwegs sein werde, wollte ich dich wenigstens kurz sehen, bevor ich gehe. Und ich wollte dich schmecken.“

Damit küsste er sie erneut, und sie klammerte sich an ihn, als wollte sie ihn nie wieder loslassen.

Endlich riss er sich los. „Ich muss gehen“, wiederholte er mit rauer Stimme, und wie um nicht in Versuchung zu geraten, sie erneut zu küssen, trat er ein paar Schritte zurück. Mit einer zärtlichen Geste berührte er ihre Lippen. „Letzte Nacht habe ich mir fest vorgenommen, das nicht zu tun“, flüsterte er. „Aber ich kann einfach nicht anders. Du bist eine viel zu große Versuchung für mich, Alyssa Barkley, als dass ich ihr widerstehen könnte.“

Ohne ihre Antwort abzuwarten, machte er auf dem Absatz kehrt und ließ sie allein zurück.

„He, Boss, alles okay?“, fragte einer von Clints Männern, als er Stunden später eines der Pferde sattelte.

Gereizt blickte Clint zu Walter Pockets hinüber. „Klar. Warum fragst du?“

Der Mann zögerte. „Weil Sie den Sattel verkehrt herum aufgelegt haben.“

„Verdammt.“ Rasch nahm Clint den Sattel ab und drehte ihn um. Glücklicherweise hatte nur Pocket den Fehler bemerkt. „Ich habe gerade an etwas anderes gedacht“, erklärte er. Eine lahme Entschuldigung – er war nämlich der Erste, der seine Männer zur Ordnung rief, wenn sie mit ihren Gedanken nicht bei der Arbeit waren. Auf einer Ranch zu arbeiten erforderte höchste Konzentration. Konzentration, die ihm selbst schon seit Längerem fehlte.

„Wenn Sie wollen, reite ich hinaus und schau nach, ob alles in Ordnung ist“, erbot sich Pockets.

Clint dachte über das Angebot nach. Es war fast Mittagszeit. Eigentlich hatte er mit seinen Leuten essen wollen, aber nun überlegte er es sich anders. Obwohl er genau wusste, was passieren würde, wenn er Alyssa wiedersah. Wenn wir die Kontrolle behalten, kann doch nichts passieren. Waren das nicht seine Worte gewesen, als er ihr erzählt hatte, dass die knisternde Spannung mit der Zeit geringer würde, wenn sie sich oft genug küssten? Was für ein Irrtum! Mit jedem Kuss wuchs das gegenseitige Verlangen. Er brachte es einfach nicht fertig, sie nicht zu begehren. Genauso gut hätte er sich befehlen können, mit dem Atmen aufzuhören.

„Danke, Pockets“, antwortete er schließlich. „Wäre nett, wenn du das für mich erledigst. Ich habe nämlich noch etwas anderes zu tun.“ Damit kam er der Wahrheit ziemlich nahe.

Eine halbe Stunde später betrat er die Küche. Überrascht schaute Chester vom Kochtopf auf. „Du wolltest doch erst heute Abend zurückkommen?“

Clint zuckte mit den Schultern. „Ich habe früher Schluss gemacht. Ist Alyssa in meinem Büro?“

„Nein. Sie hat gefragt, ob sie sich den Truck ausleihen könnte, um in die Stadt zu fahren. Vorher wollte sie sich noch kurz frisch machen. Wahrscheinlich zieht sie sich gerade an.“

Clint machte auf dem Absatz kehrt und ging hinaus. Was wollte Alyssa in der Stadt machen?

„Vielleicht solltest du besser mit ihr fahren“, rief Chester hinter ihm her. Abrupt blieb Clint stehen.

„Warum?“

„Du könntest ihr mit den Tüten und Paketen helfen, die sie mitzubringen gedenkt.“

„Was für Tüten und Pakete?“

„Ihre Einkäufe“, erklärte Chester ungeduldig. „Ich denke, sie fährt in die Stadt, um einige Besorgungen zu erledigen.“

Clint verschränkte die Arme vor der Brust. „Warum um alles in der Welt soll ich eine Frau beim Einkaufen begleiten?“

Chester lachte fröhlich. „Weil du zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen kannst. Du bist mit ihr zusammen und könntest den hilfsbereiten Kavalier spielen. Und erzähl mir bloß nicht, dass du das nicht willst, Clint. Ich habe sie beim Frühstück gesehen.“

„Na und?“, erwiderte Clint gereizt.

„Also, ich weiß ja nicht viel über Frauen“, sagte Chester, der sein ganzes Leben mit seiner Ada verbracht hatte, „aber wenn ich etwas weiß, dann ist es, wie eine verliebte Frau aussieht und sich benimmt. Und glaub mir: Diese hier ist verdammt verliebt.“

Clint öffnete den Mund, um etwas zu erwidern. Dann besann er sich jedoch eines Besseren und ließ Chester allein in der Küche zurück.

Autor

Brenda Jackson

Brenda ist eine eingefleischte Romantikerin, die vor 30 Jahren ihre Sandkastenliebe geheiratet hat und immer noch stolz den Ring trägt, den ihr Freund ihr ansteckte, als sie 15 Jahre alt war. Weil sie sehr früh begann, an die Kraft von Liebe und Romantik zu glauben, verwendet sie ihre ganze Energie...

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