Bad Boy – verboten heiß!

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Nichts ist so erregend wie die Aura der Gefahr! Kaum trifft Genevieve den sexy Bad-Boy-Milliardär Finn DeLuca wieder, knistert es unwiderstehlich heiß. Aber Vorsicht: Finn hat ihr damals nicht nur das Herz, sondern auch einen wertvollen Diamanten gestohlen!


  • Erscheinungstag 17.04.2025
  • ISBN / Artikelnummer 9783751537131
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Kira Sinclair

Bad Boy – verboten heiß!

1. KAPITEL

Drei Jahre lang war sie Finn DeLuca erfolgreich aus dem Weg gegangen. Diese Schonfrist war nun offensichtlich vorüber.

Genevieve Reilly blickte ihren Anwalt in banger Erwartung an. Vielleicht würde er gleich anfangen zu lachen und die Neuigkeiten damit in einen Scherz verwandeln. Oder er würde sie kneifen, damit sie aus ihrem Albtraum erwachte.

„Wenigstens haben den Richter unsere Argumente im Hinblick auf Noahs Übernachtung bei seinem Vater überzeugt. Mr. DeLuca darf ihn nur tagsüber sehen.“

Wenn das der Silberstreif am Horizont sein sollte, war es Genevieve kein Trost. „Aber wie konnte das passieren? Sie haben mir fest versprochen, dass es zu keiner Besuchsregelung kommen würde. Er ist ein verurteilter Verbrecher, um Himmels willen.“

Lance streckte einen Arm über den Konferenztisch und tätschelte ihr beruhigend die Hand. „Ich habe Ihnen nur gesagt, dass es nicht sehr wahrscheinlich wäre. Aber wie es scheint, verfügt Mr. DeLuca nicht nur über beträchtlichen Einfluss, sondern auch über Freunde in hohen Positionen. Anderson Stone hat zu seinen Gunsten als Leumundszeuge ausgesagt.“

„Noch ein verurteilter Verbrecher.“

„Aber ein milliardenschwerer, den noch dazu die Medien als Helden feiern, weil er die Liebe seines Lebens vor einem Vergewaltiger gerettet hat.“

„Na, großartig. Aber das hat doch nichts mit Finn zu tun. Finn ist kein Held. Eigentlich bin ich mir ziemlich sicher, dass er des Teufels Sohn ist.“ Genevieve rieb sich die Stelle zwischen den Augen, hinter der sich ein hämmernder Kopfschmerz anbahnte. Sie würde den Tag zutiefst bereuen, an dem sie Finn DeLuca kennenlernte – wenn es ihren Sohn Noah nicht gäbe. Noah war das Beste, was ihr in ihrem bisherigen Leben passiert war.

Durch Noah hatte sie die Kraft aufgebracht, ein Leben aufzugeben, das sie langsam aber sicher vergiftet hatte. Ihre Entscheidung bedeutete zwar, dass Noah und sie um alles kämpfen mussten, was sie besaßen, aber das war es wert. Noah konnte in einer gesunden und glücklichen Umgebung aufwachsen.

Lance zuckte mit den Schultern. „Teufel oder nicht, er ist Noahs Vater. Und wir wollen uns nichts vormachen. Er hat genug Geld, um uns bis Noahs Volljährigkeit mit Gerichtsprozessen das Leben schwer zu machen.“

Auf gewisse Weise war genau das ebenso ihre Hoffnung gewesen wie auch ein Grund für schlaflose Nächte. Solange sie vor Gericht über Noah stritten, musste sie Finn weder persönlich begegnen noch ihm Noah ausliefern. Aber sie hatte keinen Zugang mehr zu unbegrenzten Bankkonten und hätte sich die Anwaltskosten kaum auf lange Sicht leisten können. Aber sie hätte es geschafft. Irgendwie.

Natürlich konnten sie gegen das Gerichtsurteil in Berufung gehen. Aber in der Zwischenzeit hatte Finn das Besuchsrecht. Das bedeutete, dass sie ihm gegenübertreten musste. Das war eine Vorstellung, die sie mit Schrecken und gleichzeitig auch mit Sehnsucht erfüllte.

Erfolglos versuchte sie zu verdrängen, wie oft sie nachts mit wild klopfendem Herzen und der Erinnerung an einen höchst erotischen Traum aufwachte, in dem Finn die Hauptrolle gespielt hatte. Dabei wollte sie ihn doch nicht mehr. Und sie würde nicht zulassen, dass es jemals wieder dazu kam.

Sie wollte nicht zugeben, dass sie sich mit jeder Faser ihres Körpers nach einem Wiedersehen mit Finn DeLuca sehnte.

Ihre letzte Erinnerung an ihn war grauenhaft. Das zuckende Blaulicht der Polizeiautos auf dem Vorplatz des Anwesens ihres Großvaters. Der kalte und emotionslose Ausdruck in Finns Gesicht, als ein Polizist ihm Handschellen anlegte und ihn zu einem der Einsatzwagen führte.

Sie hatte es abgelehnt, bei seiner Gerichtsverhandlung dabei zu sein. Wozu hätte das auch gut sein sollen? Zum Glück hatte der Staatsanwalt ihre Zeugenaussage nicht gebraucht. Finn war nämlich in flagranti dabei ertappt worden, wie er einen Diamanten im Wert von fünfzehn Millionen Dollar in seiner Tasche hatte verschwinden lassen.

Ihr Diamant. Oder besser gesagt, der ihrer Familie. Weil sie dem charmanten Teufel auf den Leim gegangen war und dabei fast den Star of Reilly verloren hätte, wäre sie beinah enterbt worden. Um diesem Schicksal zu entgehen, hatte Genevieve sich ihr ganzes Leben lang förmlich ein Bein ausgerissen. Schon als sie ein kleines Kind war, hatte ihr Großvater ihr damit gedroht, sie aus dem Testament zu streichen, wenn sie nicht gehorsam war.

Genevieve hatte ihre Eltern früh verloren, und ihr Großvater war die einzige Familie, die sie je gekannt hatte. Auch wenn er schlimmer war als ein Monster unter ihrem Bett, so war der doch alles, was sie hatte. Von klein auf hatte sie sich verzweifelt darum bemüht, ihn zufriedenzustellen. Die Vorstellung, sie könnte ihn auch noch verlieren, war unerträglich gewesen.

Dennoch war sie ein paar Monate nach Finns Verhaftung einfach gegangen. Das Leben war merkwürdig und nichts für schwache Gemüter.

Beim Gedanken an ein Wiedersehen mit Finn wurde ihr die Kehle eng. Er sah unverschämt gut aus, war charismatisch und gefährlich. Und sehr verführerisch. Trotz allem brachte Genevieve es nicht über sich, ihn zu hassen. Obwohl sie jeden Grund dazu hatte.

„Mr. DeLucas Anwalt hat darum gebeten, dass Sie den Ort für das Zusammentreffen auswählen. Er meinte, seinem Mandanten sei daran gelegen, dass Sie sich wohlfühlen.“

So viel Rücksichtnahme sah Finn nun wirklich nicht ähnlich. Der Mann, an den sie sich erinnerte, war ein Ausbund an Egoismus gewesen. Übertrieben großzügig zu Menschen, die ihm nahestanden. Aber nur deshalb, weil es ihm in die Wiege gelegt war, sich einzuschmeicheln. Das Wohlergehen seiner Mitmenschen war ihm völlig egal. Sie würde ihren gesamten Besitz darauf verwetten, dass sein Entgegenkommen nichts mit ihr zu tun hatte.

Finn DeLuca wollte irgendetwas. Aber bis jetzt hatte sie nicht herausgefunden, worum es sich dabei handelte.

Zumindest konnte sie sich sicher sein, dass er sie nicht mehr dazu benutzen wollte, Zugang zum Anwesen ihres Großvaters zu erlangen. Bestimmt waren ihm ihre veränderten Lebensumstände genau bekannt. Der Scheck, den er ihr geschickt hatte und der jetzt in Fetzen gerissen auf ihrer Kommode lag, war der eindeutige Beweis für sein Wissen darüber, dass ihr Großvater sie nicht länger finanziell unterstützte.

Mit diesem Scheck hatte Finn sich zweifellos einen Weg zurück in ihr Leben erkaufen wollen. Und in Noahs Leben. Doch sie brauchte sein Geld nicht. Und selbst wenn sie es brauchen würde, hätte sie niemals etwas von ihm angenommen. Vermutlich konnte sie sich für Noah später keine teure Privatschule leisten. Aber sie konnte für ihren Sohn auch ohne Finns fragwürdige Angebote sorgen.

„Genevieve?“

Verdammt, es geschah wirklich. Und dabei hatte sie so sehr gehofft, dieser Tag würde niemals kommen. Mehr noch, sie hatte diese Möglichkeit einfach verdrängt. Deshalb war sie jetzt überhaupt nicht darauf vorbereitet.

„Richten Sie ihm aus, dass er zu mir kommen soll. Diesen Samstag um zehn Uhr vormittags. Wir werden dann besprechen, wie es weitergehen soll. Aber er wird meinen Sohn ohne mich nirgendwohin mitnehmen. Jedenfalls nicht, bis ich mir sicher bin, dass er in der Lage ist, für ihn zu sorgen und Sicherheit zu garantieren.“

„Ich gehe davon aus, dass Mr. DeLuca jeder Ihrer Forderungen zustimmen wird.“

Das entsprach nicht den Tatsachen. Denn wenn es so wäre, würde Finn ihre Wünsche respektieren und für immer aus ihrem Leben verschwinden.

Finn DeLuca blickte auf die Aktenmappe, die aufgeschlagen vor ihm auf dem Schreibtisch lag. Die Füße hatte er auf die Tischplatte gelegt, gleich neben das gerahmte Foto von seinem Sohn auf einer Kinderschaukel im Park.

Sein Sohn hatte große Ähnlichkeit mit Finns Bruder in diesem Alter. Damals war die Welt noch in Ordnung gewesen.

Noahs blaue Augen sprühten vor Freude. Seine dunkelblonden Locken waren vom Wind zerzaust, die Pausbacken gerötet. Sein Mund war geöffnet. Offenbar lachte er aus vollem Hals.

Finn betrachtete das Foto nicht zum ersten Mal. Und er versuchte auch nicht zum ersten Mal, die vielfältigen Gefühle zu entwirren, die ihn beim Anblick seines Sohnes überfluteten.

Er war nicht daran gewöhnt, sich für jemand anderen als sich selbst zu interessieren.

Aber seit er zum ersten Mal ein Foto seines Sohnes gesehen hatte, war Finn verloren. Es war ein Bild gewesen, das im Krankenhaus kurz nach Noahs Geburt aufgenommen worden war.

Seine Reaktion darauf war vergleichbar mit dem Moment, als er Noahs Mutter zum ersten Mal erblickt hatte. Genevieve hatte ihn gleichermaßen verwirrt und verblüfft. Und er hatte sich zu ihr hingezogen gefühlt wie noch zu keinem anderen Menschen zuvor.

Wie von selbst glitt sein Blick zu der Frau, die hinter Noah stand. Sie hatte die Arme ausgestreckt und wartete darauf, dass die Schaukel zurückkam und wieder angestoßen werden musste. Ihr flammend rotes Haar war am Hinterkopf zu einem Knoten zusammengesteckt. Aber einige Strähnen hatten sich gelöst und umspielten ihr Gesicht.

Er wusste, wie lang ihr Haar war, wenn sie sich einmal dazu entschloss, es offen zu tragen. Das kam nicht oft vor. Er konnte es an einer Hand abzählen, dass er sie ohne Knoten oder Zopf gesehen hatte. Und dann auch nur, weil er sie darum gebeten hatte, ihr Haar zu lösen.

Er erinnerte sich daran, wie seidig und weich sich ihr rotes Haar angefühlt hatte, während er seine Finger hindurchgleiten ließ. Er erinnerte sich an den weichen verträumten Ausdruck in ihren grünen Augen, als er ihre nackte Haut gestreichelt hatte. Allein der Gedanke daran hatte fatale Auswirkungen auf die Region unterhalb seiner Gürtellinie.

Verdammt, er musste sich unbedingt zusammenreißen. Die Erinnerung an ihren nackten Körper in seinem Bett würde ihn nicht sehr weit bringen. Wenn sie merkte, wie es um ihn stand, würde sie einen unüberwindbaren Schutzwall um sich errichten.

Und er brauchte ihre Kooperation, um Zugang zu seinem Sohn zu bekommen.

Er schüttelte unwillig den Kopf, schob das Foto beiseite und widmete sich dem Bericht, den er gerade erhalten hatte.

„Danke, Mann. Was schulde ich dir?“

Anderson Stone, der ihm gegenüber auf einem Besuchersessel saß, runzelte die Stirn. „Nichts. Du weißt, ich würde alles tun, um dir zu helfen. Ich bin froh, dass du endlich die Chance bekommst, ihn zu sehen. Immerhin kämpfst du seit sechs Monaten darum.“

Sechs Monate waren eine lange Zeit. Aber schließlich hatte alles vorerst ein gutes Ende genommen. Finn mochte skrupellos sein, aber er hatte es immer verstanden, eine gute Grundlage für den Erfolg zu schaffen. Und er wusste, dass Geduld auf dem Weg zum Erfolg eine nützliche Tugend war. Die Planung und die spannungsgeladene Erwartung vor einem Raub hatten ihm immer am besten gefallen.

Von dem Adrenalinstoß des Triumphes einmal abgesehen.

Finn warf seinem Freund einen missbilligenden Blick zu. „Du weißt schon, dass der Zweck eines Geschäfts darin liegt, Profit zu machen.“

„Das ist mir durchaus klar.“

„Das bezweifle ich stark. Mir ist nicht bekannt, dass du derzeit außer mir noch andere Auftraggeber hast. Sieh mal, die Sache funktioniert so, dass du eine Dienstleistung erbringst und dafür ein Honorar forderst.“

„Ach, tatsächlich? Wer von uns beiden hat denn einen Abschluss in Betriebswirtschaft?“

Finn schnaubte. „Du. Aber das heißt noch lange nicht, dass ich keine Ahnung habe und du der Experte bist.“

Anderson zuckte mit den Schultern. „Über die Informationen, die ich dir beschafft habe, hast du dich nicht beklagt.“

Nein, da gab es wirklich keinen Grund zu klagen. Finn war dankbar für alles, was Stone und Gray, der dritte im Bunde, für ihn getan hatten.

Wer hätte damit gerechnet, dass sie geschäftlich zusammenkommen würden? Es hatte Finn überrascht, als seine Freunde ihm erzählten, dass sie eine Sicherheitsfirma gründen wollten. Doch bei näherem Hinsehen ergab das durchaus Sinn. Beide waren getrieben von dem Bedürfnis, anderen Menschen zu helfen und Unrecht zu beseitigen.

Das hatte bestimmt damit zu tun, dass ihnen beiden Unrecht angetan worden war.

Finn dagegen hatte noch nie den Wunsch verspürt, etwas für seine Mitmenschen zu tun. Er war der festen Überzeug, dass jeder genau das bekam, was er verdiente. Wenn die Leute sich dumm anstellten, verdienten sie es, übervorteilt zu werden. Daraus konnten sie nur lernen. So wie er die Sache sah, hatte er jedes Mal, wenn er etwas Schönes und Wertvolles stahl, jemandem einen Dienst erwiesen. Er hatte den Bestohlenen die Schwachstellen ihres Sicherheitssystems vor Augen geführt, damit sie es korrigieren und weitere Verluste verhindern konnten.

Wenn er währenddessen etwas ergatterte, was ihm wirklich gefiel, war das ein Sahnehäubchen.

Es war die Herausforderung, die ihn antrieb. Und er hatte nichts übrig für Leute, die unüberwindbare Sicherheitssysteme erfanden.

„Du weißt ganz genau, dass wir dir kein Geld abnehmen, Finn. Wenn du endlich in die Firma einsteigen würdest, worum wir dich seit Monaten bitten, dann wärst du sowieso ein gleichberechtigter Partner.“

„Danke für das Angebot. Aber wie ich schon sagte, ich habe bereits einen Job.“

Stone schnaubte abfällig. „Das ist kein Job. Wann hast du das letzten Mal einen Fuß ins Bürogebäude von DeLuca Industries gesetzt?“

„Äh …“ Finn schaute an die Decke, während er angestrengt über Stones Frage nachdachte. „Vor sieben Jahren ungefähr.“ Sein Mund verzog sich zu einem selbstironischen Lächeln. „Sie brauchen mich gar nicht. Ich sehe mir die Quartalsbilanzen und – berichte an. Wie es aussieht, machen sie ihre Sache auch ohne mich sehr gut. Das Geheimnis des Erfolgs besteht darin, die richtigen Leute anzuheuern und sie die Arbeit für dich erledigen zu lassen.“

Stone schüttelte den Kopf. Dies war eine Unterhaltung, die sie in den letzten Jahren oft geführt hatten. Er konnte Finns Haltung nicht verstehen, weil er aus einer Familie stammte, die ganz und gar im Tagesgeschäft ihres Familienunternehmens aufging.

Finn hatte sich jedoch bereits früh dafür entschieden, dass er nichts mit dem Familienbetrieb zu tun haben wollte. Er verspürte nicht das geringste Schuldgefühl, als er ihn erbte und die Führung anderen überließ.

Erfolg und Geld eröffneten ihm die Möglichkeit, alles zu tun, was ihm gefiel.

„Stehlen ist auch kein Job“, sagte Stone beharrlich.

Finn lachte in sich hinein. „Ich habe nichts gestohlen, Mr. Officer. Jedenfalls nicht, seit ich aus dem Gefängnis entlassen wurde.“

Stone grinste. „Tatsächlich? Liegt das daran, dass du so sehr mit Noah beschäftigt bist? Ich kenne dich, Finn DeLuca. Du fängst an, dich zu langweilen. Ich bitte dich inständig, keine Dummheiten zu machen. Ich verspreche dir, wir finden einen Weg, um deine Talente auf eine Weise zu verwenden, die uns allen nützt und dich nicht wieder ins Gefängnis bringt.“

Finn lehnte sich zurück und verschränkte die Hände hinter dem Kopf. „Stone, ich bin klug genug, um dafür zu sorgen, dass ich nicht wieder hinter Gitter wandere. Ich sagte dir schon, dass ich nur ihretwegen gefasst wurde.“ Er deutete auf das Foto von Noah und Genevieve. „Ich habe nicht vor, es noch einmal so weit kommen zu lassen.“

Stone gab nur ein skeptisches Brummen von sich.

„Vor ihr habe ich mehr als zwei Dutzend Jobs erfolgreich durchgezogen. Ich habe mich freiwillig festnehmen lassen“, insistierte Finn.

„Aha.“

„Ich habe beschlossen, einen Rückzieher zu machen.“ Genevieve hatte ihn abgelenkt. Er war nachlässig geworden. Er hatte sich dumm angestellt. Das würde nie wieder passieren. Jetzt kam es darauf an, Genevieves Vertrauen zurückzugewinnen, damit er seinen Sohn sehen konnte.

Stone zog die Augenbrauen hoch. „Genevieve mag gerade dabei sein, für Furore in der Juwelierbranche zu sorgen. Aber ihre finanzielle Situation sieht nicht gerade rosig aus. Das wenige Geld, das sie von ihrer Familie bekommen hat, steckt in ihrem Geschäft – einzelne Edelsteine und wertvolles Metall.“

Sein Freund erzählte ihm nichts Neues. Er hatte Genevieves Finanzen genauso gründlich studiert wie seine eigenen. Wissen bedeutete Macht, und er würde nicht zulassen, dass ihn jemand übervorteilte.

Er wusste nicht, worauf Stone hinauswollte. „Was meinst du damit?“

„Sie gibt Geld aus, das sie nicht hat, um einen Anwalt zu bezahlen, der sie gegen dich vertritt.“

Damit hatte Finn gerechnet. Aber die Vorstellung, dass Genevieve sich selbst und seinen Sohn in eine solche Situation brachte, gefiel ihm überhaupt nicht. So bald wie möglich würde er das ändern.

„Ich habe versucht, ihr Geld zu geben. Sie hat den Scheck nicht eingelöst.“ Das hatte ihn nicht sonderlich überrascht. Aber er hatte einen Plan, ihr auf eine Weise Geld zukommen zu lassen, die sie nicht ablehnen konnte. „Mach dir keine Sorgen, Mann. Ich habe alles unter Kontrolle.“

Stone warf ihm einen skeptischen Blick zu. „Ich hoffe, du weißt, was du tust.“

Ja, das hoffte Finn auch.

Alles hing von der Entwicklung in den nächsten Wochen ab. Schon der kleinste Fehler würde ihn alles kosten. Doch er war daran gewöhnt, alles auf eine Karte zu setzen. Und dieses Unternehmen hatte er gründlich durchdacht.

Genevieve lief nervös in ihrem Wohnzimmer auf und ab. Ihre Absätze klackerten auf dem Holzfußboden, den sie selbst lackiert hatte. Immer wieder schaute sie durch die geöffneten Vorhänge des Fensters auf die Straße vor ihrem kleinen Haus. Das Warten fiel ihr nicht leicht.

Aus dem Kinderzimmer am anderen Ende des Flurs hörte sie, wie Maddie ihrem Sohn mit fröhlicher Stimme ein Kinderbuch vorlas. Sie wusste nicht, was sie in den letzten drei Jahren ohne ihre beste Freundin getan hätte. Maddie hatte sie während der gesamten Zeit begleitet. Sie war sogar während Noahs Geburt mit im Kreißsaal gewesen.

Ihre Freundin war auch dabei gewesen, als Finn zum ersten Mal in Genevieves Leben trat. Er hatte etwas an sich, das Genevieve vom ersten Augenblick magisch anzog. Sie hatte ihn auf einer Wohltätigkeitsgala ihres Großvaters kennengelernt.

Finn war ebenso charismatisch wie attraktiv. Jede der anwesenden Frauen hatte an jenem Abend Notiz von ihm genommen. Aber für Genevieve war es von Anfang an mehr gewesen. Sie hatte die Gefährlichkeit unter dem gepflegten Äußeren gespürt und als höchst verführerisch empfunden. Für jemanden, der wie sie wohlbehütet aufgewachsen war, bedeutete Finns Ausstrahlung eine aufregende Abwechslung.

Seine Anziehungskraft hatte sich verstärkt, als er sie, ohne zuvor um Erlaubnis zu bitten, auf die Tanzfläche zog. Sie spürte die Wärme seiner Handfläche auf ihrem nackten Rücken. Seit diesem Moment hatte sie sich nach ihm verzehrt.

Unglücklicherweise tat ein Teil von ihr das trotz allem noch immer.

Beim Blick auf die Uhr schlug ihr das Herz bis zum Hals. Noch fünf Minuten.

Sie konnte nicht begreifen, warum Finn so hart darum gekämpft hatte, Noah zu sehen. Der Mann, den sie kannte, hatte alles darangesetzt, jegliche Verantwortung von sich fernzuhalten. Er hatte sogar die Führung des Familienunternehmens jemand anderem überlassen. Es schien ihr nicht sehr wahrscheinlich, dass er plötzlich das dringende Bedürfnis entwickelt haben sollte, Vater zu sein.

Ihre größte Sorge bestand darin, welche Auswirkungen das alles auf Noah haben mochte. Ihr graute davor, dass Noah Zuneigung zu seinem Vater fassen könnte und der dann auf Nimmerwiedersehen verschwinden würde. Oder seinen Sohn auf andere Weise enttäuschen würde. Beides war nicht gerade unwahrscheinlich.

Genevieve hörte das Geräusch einer zuschlagenden Autotür. Wieder schaute sie auf die Uhr. Punkt zehn. Es klingelte an der Tür. Mit dem Gefühl, Schmetterlinge im Bauch zu haben, ging sie zur Tür und öffnete sie.

Ihr stockte der Atem.

Verdammt. Er sah genauso gut aus, wie sie es in Erinnerung hatte. Er trug schwarze Motorradstiefel, und seine Schultern waren so breit, dass sie fast den gesamten Türrahmen ausfüllten. Er versperrte ihr die Sicht auf den Wagen, den er am Straßenrand geparkt hatte. Aber sie musste nicht hinsehen, um zu wissen, dass es sich um einen schnittigen Sportwagen handelte.

Er war skrupellos und gefährlich. Damit unterschied er sich grundlegend von ihr selbst. Dieser Unterschied war es vor allem, der sie von Beginn an angezogen hatte. Finn DeLuca war eine Naturgewalt. Ein Sturm, atemberaubend und zerstörerisch.

Sein Haar war dunkel, fast pechschwarz, und ungezähmt wie alles an ihm. Doch es waren seine Augen, die sie in ihren Bann zogen. Sie waren so dunkel, dass sie ebenfalls schwarz wirkten. Aber sie war ihm in der Vergangenheit nahe genug gekommen, um zu wissen, dass es sich um ein sehr dunkles Kaffeebraun handelte. Aber noch mehr als die Farbe hatte die Art, wie er sie ansah, sie fasziniert. Sein Blick schien zu sagen, dass er sie bereits gesehen hatte. Alles von ihr, besonders das, was sie vor allen versteckte, auch vor sich selbst.

Er kam ihr vor wie ein Teufel, der sie in Versuchung geführt hatte, eine Sünde zu begehen. Mit ihm fühlte sie sich stark, intelligent und schön. Er hatte sie davon überzeugt, dass auch sie mutig sein konnte.

Finn DeLuca besaß verblüffende Talente. In seiner Gegenwart fühlte sie sich, als ob sie keine Geheimnisse hätte und es auch nicht nötig wäre, etwas zu verbergen. Wie sich herausstellte, hatte sie auch keine Geheimnisse mehr, denn er hatte alles über sie und ihr Leben bereits im Voraus herausgefunden. Und er hatte jede Information gegen sie verwendet. Er hatte dafür gesorgt, dass er in ihrem Leben immer mehr an Bedeutung gewann und sie sich schließlich in ihn verliebte.

Und ihm vertraute.

Alles nur, damit er stehlen konnte, was er haben wollte. Den Stern von Reilly. Ohne einen Gedanken darauf zu verschwenden, welchen Schaden er damit anrichtete.

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