Bianca Weekend Band 37

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  • Erscheinungstag 20.09.2025
  • Bandnummer 37
  • ISBN / Artikelnummer 8053250037
  • Seitenanzahl 400

Leseprobe

Christine Flynn, Crystal Green, Christine Rimmer

BIANCA WEEKEND BAND 37

Christine Flynn

1. KAPITEL

„Madison O’Malley, das hier ist das Netteste, was jemand in dieser Woche für mich getan hat.“ Der stämmige Bauarbeiter strahlte wie ein kleiner Junge, schob sich den Schutzhelm in den Nacken und nahm sich mit dem Finger etwas vom Zuckerguss auf dem Kuchen in seiner Hand. Die Flamme der Kerze, die mitten im lockeren Schokoladenteig steckte, tanzte im Wind. „Ich kann nicht glauben, dass Sie daran gedacht haben.“

„Sie denkt an jeden Geburtstag“, sagte der schlaksige Schweißer neben ihm. „Auf meinem Kuchen waren sogar Streusel.“

„Ach ja? Hat sie auch deinen Namen draufgeschrieben wie bei meinem hier?“

Der kleinere Mann zeigte mit dem Kinn dorthin, wo mit Zuckerguss Tiny geschrieben stand.

„Sicher. Nicht wahr, Madison?“

„Das habe ich, Jake.“ Madison lächelte, und das Funkeln in ihren braunen Augen verriet, wie gern sie ihren Kunden eine Freude bereitete. „Ich wusste nur nicht, ob Sie Schokolade oder Karotte lieber mögen. Wenn Sie es mir sagen, merke ich es mir für das nächste Jahr.“

Tiny erwiderte, dass sein Kuchen genau richtig sei, und ging davon.

Der Schweißer, den sie nur als Jake kannte, nahm sich einen in Folie gewickelten Muffin vom Verkaufswagen und reichte ihr einen Dollar.

„Morgen, Madison.“ Ein anderer der etwa vierzig Kunden, die sich um den Wagen drängten, gab ihr einen Fünfer. „Ich nehme zwei, einmal Mohn, einmal Banane.“

„Ich möchte einen Kaffee und ein Brötchen mit Schinken und Käse.“

„Ich auch.“ Ein Arbeiter, den sie nicht kannte, nahm Jakes Platz ein und hielt ihr zwei Fünf-Dollar-Scheine hin. „Für mich und Sid dort hinten.“

Madison warf einen Blick auf seinen Helm.

„Danke, Buzz.“

Der Neue lächelte erfreut, trat zurück und wurde von der Menge verschluckt, die keine Minute ihrer Frühstückspause verschenken wollte.

„He, Madison! Haben Sie heute Karottenmuffins?“

„Die macht sie nur dienstags und freitags“, antwortete jemand für sie. „Heute gibt’s Zucchini und Mohn.“ Eine andere schmutzige Hand tauchte mit Dollarscheinen zwischen den staubigen Jeans und Arbeitshemden auf. „Ich habe mir von jeder Sorte einen genommen.“

Ein Maschinist mit Schmierfett an der Wange hielt einen Zehner hoch. „Für mich auch. Und Orangensaft.“

Madison nahm die Scheine entgegen und holte das Wechselgeld aus der schwarzen Gürteltasche. Die Muffins und Brötchen, die sie heute Morgen gebacken hatte, wurden schnell weniger, genau wie Saft, Milch und Kaffee.

Die schmutzigen Hände der Männer störten sie nicht. Die meisten Arbeiter auf dieser Baustelle gehörten, genau wie die Schauerleute, die sie als Nächstes versorgen würde, zum Salz der Erde. Sie waren wie die Menschen des Viertels, in dem sie zur Welt gekommen war, noch immer lebte und vermutlich auch sterben würde. Manche kamen sogar von dort – aus Ridge, wie die Einheimischen Bayridge, Virginia, nannten. Sie gehörte zu ihnen, denn sie arbeitete hart. Tagaus, tagein. Sie konnte sich kein anderes Leben vorstellen.

„He, Madison“, ertönte neben ihr eine tiefe, verlegene Stimme. „Was machen Sie heute Abend?“

Sie lächelte dem strammen Arbeiter zu, der ihr diese Frage seit drei Wochen stellte. Eddie Zwickie war groß, süß und höchstens zwei Jahre jünger als sie mit achtundzwanzig. „Früh zu Bett gehen. Ich muss morgen früh einkaufen und den Wagen sauber machen, damit ich in der nächsten Woche wieder für euch da sein kann.“

„Gehen Sie denn nie aus?“

„Nicht mit meinen Kunden“, sagte sie freundlich. Sie ging mit niemandem aus. Dazu hatte sie gar keine Zeit. „Aber wissen Sie was?“, fragte sie. „Ich glaube, Sie würden sich gut mit Tina Deluca verstehen. Ich habe ihr von Ihnen erzählt. Sie ist Kindergärtnerin. Wollen Sie ihre Nummer?“

„Kann sie kochen?“

„Die Haferkekse, die Sie so gern essen, backe ich nach einem Rezept ihrer Mutter.“

„Ja, aber kann sie die auch backen?“

Der Typ war schnell. „Sie lernt es.“

Plötzlich verstummten alle Gespräche, und die Menge teilte sich.

„Morgen, Mr. Callaway“, sagte jemand.

„Morgen, Sir.“

„He, Mr. Callaway.“

„Hi, Leute“, kam die herzliche Antwort.

Madison erkannte den Neuankömmling sofort. Ihm gehörte das Unternehmen, das die riesige York Port Mall errichtete.

Er war nicht allein.

Der Mann neben ihm war genauso groß und eine noch eindrucksvollere Erscheinung. Sein Name war Cord Kendrick, und die Umstehenden musterten ihn neugierig.

Madison war ihm nie begegnet, aber wie alle anderen hatte sie Fotos von ihm gesehen. In People, Newsweek, Entertainment Tonight und in den Boulevardblättern, die ihre Grandma Nona Rissini verschlang. Er war einer der bekanntesten Playboys des Landes. Selbst Leute, die sich nicht für die Reichen und Schönen interessierten, kannten ihn. Seine Mutter stammte aus einem Königshaus. Jedenfalls hatte Madison das irgendwo gehört.

Sie konnte sich nur nicht mehr erinnern, ob es bei Cords letztem Skandal um eine Vaterschaftsklage oder einen Autounfall gegangen war.

„Morgen, Mr. Callaway“, begrüßte sie den Bauunternehmer lächelnd. „Wie immer?“

Ihr fiel ein, dass auch er jetzt berühmt war. Seine Heirat mit der ältesten Kendrick-Tochter hatte alle überrascht, denn niemand hatte gewusst, dass Ashley Kendrick überhaupt mit einem Mann ausging. Vor zwei Monaten hatte auch die Geburt ihrer Tochter Schlagzeilen gemacht. Seitdem lauerten am Drahtzaun, der die riesige Baustelle umgab, Paparazzi auf die Chance, ein Foto von ihm zu machen.

„Wie immer“, wiederholte Matt. „Ich wusste nicht, dass ich so vorhersehbar bin.“

„Dann also lieber Zucchini? Oder Banane-Nuss?“

„Überraschen Sie mich.“

Sie gab ihm ein Zucchini-Muffin und einen leeren Becher, damit er sich selbst einen Kaffee nehmen konnte.

„Und für Sie?“, fragte sie seinen Schwager. Sie hatte gehört, dass das Shoppingcenter, das hier errichtet wurde, der Kendrick-Familie gehörte. Das allein erklärte, wie Matt Callaway Cords Schwester kennengelernt hatte. Und warum Cord Kendrick heute hier war.

Grandma Nona würde begeistert sein. Aber das Einzige, was Madison beeindruckte, war die Tatsache, dass der silberfarbene Schutzhelm irgendwie zu Matt Callaway passte, während der Mann mit den blauen Augen wie ein Model für GQ, das Lifestyle-Magazin Gentleman’s Quarterly, aussah. Sein Designer-Sakko saß perfekt und war vermutlich italienisch. Der Pullover darunter musste aus Kaschmir sein.

„Ich nehme das, was er sonst immer nimmt.“

„Mohn und Kaffee?“, fragte sie und versuchte zu ignorieren, was er in ihr auslöste.

Er musterte sie nicht unauffällig, sondern unverhohlen und gründlich. Offenbar gefiel ihm, was er sah, während sein Blick über die langen, in Denim gehüllten Beine und den kastanienbraunen Rollkragenpullover zu ihrem dunklen, von einem Clip gehaltenen Haar wanderte.

Sein attraktiver Mund verzog sich zu einem Lächeln, das ihre Knie weich werden ließ.

Schon auf den Fotos sah er hinreißend aus, aber Auge in Auge war sein Charme nahezu unwiderstehlich.

„Sahne. Kein Zucker.“

„Die Sahne steht beim Kaffee.“

Er gab ihr fünf Dollar und zeigte auf die Fahrertür, auf der Mama O’Malleys Catering stand. „Wer ist Mama?“, fragte er.

An seinem Arm vorbei lächelte sie einem Arbeiter zu, der sich ein Muffin nahm und es bezahlte. „Das bin ich.“

Cord Kendrick zog eine Augenbraue hoch. „Sie?“

„Richtig.“

Er beobachtete, wie die große Brünette mit dem langen, schlanken Körper und einem Gesicht wie ein Engel dem Mann hinter ihm ein Käsebrötchen reichte. Sie war nicht kühl oder gar unhöflich zu ihm. Sie sprach so freundlich mit ihm wie mit allen anderen. Sie schenkte ihm nur nicht das strahlende Lächeln, das bisher jeder von ihnen bekommen hatte.

Und sie schien an einer Unterhaltung mit ihm nicht interessiert zu sein.

Er brachte eine Frau immer zum Reden. Egal, wer und wie alt sie war.

„Sie sehen nicht so aus, wie ich mir eine Mama O’Malley vorstelle“, sagte er und schüttelte langsam den Kopf. Sie hatte unglaubliche Augen, zarte Haut und einen Mund, der geradezu danach verlangte, geküsst zu werden. Und dann die Beine. Sie waren endlos. „Warum nennen Sie Ihr Geschäft so?“

„Weil mein Nachname O’Malley ist und mir der Klang gefällt. Hi, Bob.“ Da war das Lächeln wieder. Die ganzen fünfhundert Watt. Aber es galt nicht ihm, sondern dem Typen mit Bierbauch und hochgeschobener Schweißermaske. „Was kann ich für Sie tun?“

„Komm schon.“ Matt stieß Cord an. „Wir müssen wieder an die Arbeit.“

Cord trat zurück. „Danke“, sagte er zu ihr.

„Gern geschehen“, erwiderte sie höflich und wandte sich den anderen Männern zu.

Seine Stirn legte sich in Falten, als er sich umdrehte und davonging. Wenn sie lächelte, schienen ihre Augen für jeden aufzuleuchten. Nur nicht für ihn.

Er warf einen Blick über die Schulter. Sie nahm gerade Wechselgeld aus der Tasche an ihrer schmalen Taille. Er fragte sich, ob er ihr schon mal begegnet war. Ob er sie vielleicht in einem der örtlichen Nachtklubs gekränkt hatte, ohne es zu wollen. Er achtete sorgsam darauf, nie eine Frau zu verletzen, denn er hatte erfahren müssen, dass die Rache nicht nur unangenehm und peinlich sein, sondern ihn auch viel Geld kosten konnte.

Aber an die Frau, die alle Madison nannten, hätte er sich erinnert. An den Namen. Und vor allem an das Lächeln. Es verlieh ihrem hübschen Gesicht eine einladende Wärme.

„Kommt sie jeden Tag her?“

„Wer?“ Matt sah nach hinten. „Das Mädchen mit dem Snack-Wagen?“

„Ja.“

„Auf der Baustelle kommen täglich mehrere vorbei. Ich glaube, sie ist ziemlich oft hier.“ Ein Viertel des Muffins verschwand in seinem Mund. „Warum?“, fragte Matt kauend.

Cord zuckte mit den Schultern. „Nur so“, sagte er und biss in etwas, das nach süßer Butter und Zitrone und so himmlisch schmeckte, dass er vor Genuss die Augen schloss.

Madison sah den beiden Männern mit den silberfarbenen Schutzhelmen nach, die ihre Muffins aßen und an einem riesigen Stapel Stahlträger und einem stillstehenden Kran vorbeigingen, dessen Führer Kaffee trank und eine Zigarette rauchte. Die Pause dauerte nur fünfzehn Minuten. Nach den ersten fünf hatte sie etwa ein Drittel ihrer Snacks verkauft. Also blieben ihr zehn, um aus dem Kühlraum Nachschub zu holen und frischen Kaffee zu kochen, damit alles bereit war, wenn sie zwanzig Minuten später im Hafen ankam. Dort hielt sie an zwei Orten, steuerte anschließend eine kleine Fabrik an und fuhr nach Hause, um die Sandwichs und Süßigkeiten für die Mittagsrunde um Viertel nach elf einzuladen.

Männerlachen drang in den Wagen, als sie die leere Kiste wegstellte und die Kaffeemaschine einschaltete. Sie widerstand der Versuchung, sich umzudrehen und nach Cord Kendrick Ausschau zu halten. Denn sie wollte nicht, dass er sie dabei ertappte und sich einbildete, er habe Eindruck auf sie gemacht. Das hatte er nämlich nicht. Nicht wirklich. Nicht so, dass es wichtig wäre.

Noch nie war sie einem Mann begegnet, der in einer Welt lebte, die so wenig mit ihrer zu tun hatte. Aber er war nur die Luxusausgabe eines Männertyps, den es auch in Bayridge gab – attraktiv, verantwortungslos und nur daran interessiert, eine Frau ins Bett zu kriegen und vor dem Frühstück zu verschwinden. Sie hatte genügend davon gesehen, denn sie wohnte genau über dem Pub ihres Freunds Mike und nutzte regelmäßig seine Küche. Und selbst wenn sie reich und berühmt waren, hatte sie nicht vor, an solche Männer einen zweiten Gedanken zu verschwenden.

Das tat Madison auch nicht. Sie hatte sogar vergessen, ihrer Grandma zu erzählen, dass sie Cord Kendrick begegnet war.

Und als sie am Tag darauf auf der Baustelle stand und die Klappe ihres Verkaufswagens schloss, dachte sie nur deshalb an ihn, weil Matt Callaways Sekretärin sie auf dem Handy angerufen und sechs große Becher Kaffee und ein Dutzend Muffins wie das bestellt hatte, das sie Cord gestern gegeben hatte. Sie sollte sie ins Büro der Bauleitung bringen.

„Es tut mir leid, Ma’am“, erwiderte Madison. „Ich habe einen festen Fahrplan und kann keine Bestellungen ausliefern. Aber wenn Sie jemanden herschicken, werde ich alles bereithaben. Ich fahre erst in zwei Minuten weiter.“

Die gehetzt klingende Frau bat sie, am Apparat zu bleiben, und Madison tat es, während sie sechs leere Becher und Deckel hervorholte und einen Karton öffnete, um sie hineinzustellen. Mit einem lauten Rumpeln sprang der Motor des riesigen Krans an. Die Pause war vorüber.

Aus dem Handy kam ein Rascheln.

„Sie liefern also nicht aus.“

Die Stimme am anderen Ende war viel tiefer und klangvoller und hatte einen herausfordernden Unterton. Madison erkannte sie sofort. Das ärgerte sie. Sie wollte nicht, dass er einen Eindruck bei ihr hinterließ. Und erst recht wollte sie nicht, dass irgendetwas an dem Mann sich auf ihre Herzfrequenz auswirkte.

Wäre es wieder die Sekretärin gewesen, hätte sie nachgegeben und die Bestellung ins Büro gebracht. Die Frau hörte sich an, als könnte sie eine Pause gebrauchen. Aber da es Cord war, blieb sie hart. „Ich muss an meinen Fahrplan denken.“

„Sie machen keine Ausnahmen?“

„Das kann ich nicht“, sagte sie und war ziemlich sicher, dass Cord Kendrick nicht sehr oft etwas von einem Imbisswagen aß. Sonst wüsste er, wie wichtig es für sie war, pünktlich zu sein. „Es gibt Leute, die sich darauf verlassen, dass ich sie in ihrer Pause versorge.“

„Was ist mit den Leuten hier?“, fragte er mit der Lässigkeit eines Mannes, der genau wusste, welche Knöpfe er drücken musste. „Wir brauchen auch eine Pause. Aber wir sind in einer Besprechung, niemand kann weg, und wir brauchen wirklich Kaffee. Und die Muffins.“

„Gibt es im Büro keine Kaffeemaschine?“

„Die ist kaputt. Hören Sie, ich gebe Ihnen fünfzig Dollar Trinkgeld. Bringen Sie uns einfach die Bestellung. So lange wird es nicht dauern. Okay?“

Madison spürte, wie sie immer ärgerlicher wurde, als sie den Karton abstellte und zu dem langen weißen Bauwagen hinüberschaute. Was immer Cord Kendrick gerade tat, er hielt es für wichtiger als ihren Fahrplan. Und er schien zu glauben, dass er für sein Geld alles bekam, wozu seine Überzeugungskraft nicht ausreichte.

Einen Moment lang war sie versucht, ihm zu sagen, dass er heute auf seinen Kaffee verzichten musste. Aber dann dachte sie daran, dass sie ihr Geschäft ausweiten wollte. Davon träumte sie, seit sie es angefangen hatte. Sie wollte Partys ausstatten. Große. Kleine. Vielleicht sogar Hochzeiten. Sie hatte sogar schon ein paar Events betreut. Nicht, dass man die Geburtstagsfeier für die neunjährige Tochter der McGuires als Event bezeichnen konnte, aber die Verlobungsparty für die älteste Tochter der Lombardis war ein Erfolg gewesen. Sie brauchte dringend eine eigene Ausrüstung, denn die Miete fraß den gesamten Profit auf. Und fünfzig Dollar würden ihr helfen, das doppelte Rechaud zu kaufen, auf das sie ein Auge geworfen hatte.

Und wenn sie auf der Gloucester eine grüne Welle erwischte, würde sie ein paar Minuten gewinnen.

„Ich werde mindestens fünf Minuten brauchen“, sagte sie schließlich.

„Wenn Sie fahren, höchstens eine.“

„Ich muss den Wagen schließen und um den abgesperrten Bereich herumfahren.“

„Das brauchen Sie nicht. Parken Sie einfach an dem Stapel Träger. Ignorieren Sie das Schild.“

„Welches Schild?“

„Das Warnschild. Und tun Sie in einen der Kaffees …“

„Sahne“, unterbrach sie ihn und wünschte, sie hätte es nicht getan. „Nimmt sonst noch jemand etwas in seinen Kaffee?“

Sie hörte ihn in die Runde fragen. Dann sagte er ihr, dass die anderen Zucker und Weißer nahmen, bedankte sich und legte auf.

Sie wusste nicht, warum sein Dank sie überraschte. Vielleicht, weil er an diesem Morgen ein wenig ungeduldig wirkte. Vielleicht aber auch, weil er erwartete, dass man seine Wünsche einfach erfüllte.

Wütend darüber, dass sie genau das tat, füllte sie die Becher und legte Muffins in den Karton, bevor sie die Seitenklappe schloss und langsam über die Baustelle fuhr.

Als sie eine Minute später vor der Tür der Bauleitung stand, ging sie auf, bevor sie klopfen konnte.

Zum Vorschein kam Cord Kendricks große Gestalt. Aus italienischem Designer-Outfit war amerikanisches Designer-Outfit geworden. Ihr Blick wanderte von dem Ralph-Lauren-Label an seinem Pullover nach oben. Sie hatte keine Ahnung, ob sein Lächeln ihr oder dem Karton in ihren Händen galt, aber er sah müde und so aus, als hätte er das Koffein dringend nötig.

„Bin ich froh, Sie zu sehen“, murmelte er und nahm ihr die Bestellung ab. „Kommen Sie herein.“

Er kehrte ihr den breiten Rücken zu, und sie zögerte einen Moment, bevor sie eintrat. Matt Callaway erhob sich von einem langen, mit Bauplänen bedeckten Tisch, an dem drei andere Männer saßen. Alle schienen gleichzeitig zu sprechen. Eine Frau mittleren Alters hatte sich einen Telefonhörer ans Ohr geklemmt, zog Faxe aus dem Gerät und fütterte den Kopierer damit. Sie lächelte Madison dankbar zu.

Während einer der Männer die Kopien verteilte, nahm Matt seine Brieftasche heraus. „Danke, dass Sie es uns hergebracht haben“, sagte er. „Dies ist kein guter Morgen für eine kaputte Kaffeemaschine.“ Er nickte dorthin, wo Cord und die anderen die Becher aus dem Karton nahmen. „Wir haben ein kleines Problem, und niemand kann weg. Und manche von uns haben eine lange Nacht hinter sich und leiden unter Koffeinentzug.“

„He, ich war pünktlich hier“, rief Cord und stellte der Sekretärin einen Becher hin, bevor er in seine eigene Tasche griff. „Lass mich das machen. Ich bin ihr ein Trinkgeld schuldig.“

Er kam herüber und hielt ihr einen Hundert-Dollar-Schein hin. „Behalten Sie den Rest.“

Matt war schon an den Tisch zurückgekehrt und beugte sich über die Pläne. Die anderen nahmen die Deckel von ihren Bechern. Zahlen und Fachausdrücke, die Madison noch nie gehört hatte, flogen hin und her.

Gegen ihren Willen stieg ihr der Duft von Seife und Aftershave in die Nase. Zwei winzige Kratzer an seinem Unterkiefer verrieten, wie hastig er sich rasiert hatte.

„Sie haben fünfzig gesagt“, erinnerte sie ihn. Vermutlich hatte er gestern Abend ein Date gehabt und deshalb noch nicht gefrühstückt. „Mit Muffins und Kaffee macht das nur einundsiebzig Dollar.“

In seinen blauen Augen waren silbrige Punkte. Auch das wollte sie nicht bemerken.

Ein Handy läutete. Das Faxgerät piepte. „Betrachten Sie es als Liefergebühr.“

Sie senkte die Stimme. „Das ist sehr großzügig.“

„Ich bin sehr dankbar“, sagte er, während sie den Schein einsteckte. „Sie können sich nicht vorstellen, wie sehr ich mich nach diesen Muffins gesehnt habe.“

Sein Lächeln war noch gefährlicher als gestern, denn es wirkte erschöpft und hätte bei jeder anderen Frau Mitgefühl geweckt. Aber sie war immun gegen seinen Charme. Sie hatte zu viel darüber gehört. Und dass sie zusammenzuckte, lag nicht daran.

Ein lauter Knall ließ den Bauwagen von der Decke bis zu den Rädern erzittern. Scheiben klirrten. Stimmen verstummten. Draußen knirschte Metall, und ganz in der Nähe prallte etwas Schweres zu Boden. Eine panische Sekunde lang fragte Madison sich, ob es ein Erdbeben war.

Die Männer sprachen durcheinander. Zwei von ihnen eilten an die Fenster. Der Rest ging zur Tür.

Cord war als Erster dort und riss sie auf. Matt folgte ihm und reichte ihm seinen Schutzhelm.

Madison wurde zur Tür geschoben. Sie eilte die Stufen hinunter und ging rasch zur Seite, um nicht umgerannt zu werden, als die Leute hinter ihr ins Freie stürzten. Sie starrte dorthin, wo die Männer sich um das Gewirr der Stahlträger drängten. Der Kran hatte seine tonnenschwere Last verloren.

Und sie war direkt auf ihrem Imbisswagen gelandet.

2. KAPITEL

Ungläubig, mit offenem Mund und zu entsetzt, um ein Wort herauszubekommen, stand Madison da und starrte mit weit aufgerissenen Augen auf die Stahlträger, die gerade ihren Imbisswagen unter sich begraben hatten. Außer einem vollkommen zertrümmerten Teil des Führerhauses und den glitzernden Scherben, die eben noch Fenster und Scheinwerfer gewesen waren, war davon nichts zu sehen.

„Mein Wagen!“, schrie sie und rannte los. Ihr erster Gedanke war, dass sie ihre Snacks retten musste. Der zweite, dass sie Benzin roch.

Der Tank, dachte sie wie benommen, als sie sich zwischen den Männern hindurchdrängte.

„He, Lady! Bleiben Sie zurück!“

„Haltet sie auf!“

Sie hatte keine Ahnung, wer sie angeschrien hatte. „Das ist mein Wagen!“, wiederholte sie, als sich etwas Hartes um ihren Arm legte.

Der eiserne Griff hielt sie fest.

Sie wirbelte herum und sah, dass es Cord war.

„Was soll das?“, schrie sie und versuchte, sich zu befreien.

„Ich rette Ihren Hals! Der Haken ist noch dort oben, und die Träger liegen nicht fest. Wenn einer Sie trifft, bricht er Ihnen jeden zweiten Knochen.“

Noch während er sprach, rutschte ein Träger von der Spitze des Stapels und prallte auf der Erde auf. Die Männer sprangen zurück. „Zigarette aus!“, schrie jemand einen anderen an. Über ihnen pendelte der riesige schwarze Haken.

Madisons Blick kehrte zu dem zurück, was von ihrem Wagen übrig geblieben war. Und zu der dunklen Pfütze, die sich darunter bildete. Sie fröstelte, als ihr klar wurde, dass ein einziger Funke das Ganze in einen großen Scheiterhaufen verwandeln konnte.

„Sie können von Glück sagen, dass Sie uns den Kaffee gebracht haben“, murmelte Cord über ihr. „Wenn Sie im Wagen gesessen hätten, wären Sie jetzt Geschichte.“

Fassungslos starrte sie ihn an.

„Sie glauben, es hat mich gerettet, dass ich Ihnen Frühstück gebracht habe?“ Adrenalin durchströmte sie, als ihre Blicke sich trafen. „Soll das ein Witz sein? Wenn ich die Bestellung nicht ausgeliefert hätte, wäre ich jetzt auf halbem Weg zu meinem nächsten Standplatz. Der ist im Hafen, meilenweit von dem … dem … Ding entfernt.“ Sie zeigte auf den Kran.

„He“, sagte er. „Beruhigen Sie sich.“

„Wie denn?“, entgegnete sie empört. „Mein Wagen ist auf die Größe eines Kanaldeckels geschrumpft, und das Essen, für das ich um drei Uhr aufgestanden bin, ist nur noch Brei. Ich lebe von dem Wagen, Kendrick, und meine Kunden verlassen sich darauf, dass ich pünktlich bin.“

Ihr ausgestreckter Arm erinnerte sie daran, dass er den anderen noch umklammert hielt. Mit einem Ruck befreite sie sich. Aber vielleicht ließ er sie auch los. Die Vorstellung, dass er in irgendeiner Form Macht über sie hatte, gefiel ihr nicht. Sie fuhr wieder herum. Glaubte er allen Ernstes, er habe ihr geholfen?

„Ich hätte nicht auf Sie hören dürfen“, sagte sie mit vor Zorn bebender Stimme. „Ich hätte mich an meinen Fahrplan halten und nicht auf Sie hören sollen. Sie haben mir gesagt, dass ich dort parken soll. Genau dort.“ Sie zeigte auf die Stahlträger. „Also wagen Sie nicht, so zu tun, als hätten Sie mir einen Gefallen getan.“

Sie war wütend. Sie war fassungslos. Sie gab ihm und nur ihm die Schuld an dem, was passiert war.

Außerdem sah sie aus, als würde sie ihm gleich an die Kehle gehen. Cord ignorierte den gerade einsetzenden, vom Schlafmangel kommenden Kopfschmerz und streckte eine Hand nach ihr aus.

Sie wich zurück.

„Sie bekommen einen anderen Wagen“, versicherte er. „Ich kaufe Ihnen einen, dann können Sie Ihr Geschäft wieder aufmachen.“

Ihre Augen blitzten. „Ich muss jetzt im Geschäft sein“, sagte sie und zeigte auf das Wrack ihres Wagens. „Dass Sie mit Ihrem Geld um sich werfen, hilft mir nicht. Einen solchen Wagen kann man nicht wie ein normales Auto ersetzen. So etwas muss bestellt werden.“

„Dann bestelle ich einen.“

„Es hat drei Monate gedauert, bis ich den dort hatte! Was soll ich bis dahin tun?“

Cord öffnete den Mund. Aber um nichts Falsches zu sagen und kein Öl ins Feuer zu gießen, schloss er ihn wieder. Also schob er die Hände in die Taschen und sah ihr nach, als sie davonging. Selbst in dieser Situation bewegte sie sich mit einer Anmut, vom schlanken Rücken über die schmale Taille bis zu den endlos langen Beinen. Baumwolle und Denim standen ihr besser als Kaschmir und Seide den meisten Frauen. Ganz sicher besser als denen, die er im Laufe der Jahre getroffen hatte. Einschließlich der Models.

Mit ihren strahlenden Augen und dem unglaublichen Mund war Madison O’Malley die reine Versuchung. Oder sie wäre es, wenn sie ihn nicht für den Zustand ihres Imbisswagens verantwortlich machen würde.

Er ahnte, dass ihm das hier keine positiven Schlagzeilen bescheren würde. Hastig folgte er ihr, vorbei an zwei Ingenieuren, die laut überlegten, wie sie die sich auftürmenden Träger entfernen sollten. Er wollte Kaffee. Er wollte Essen. Er wollte die Besprechung hinter sich bringen, sich auf die Segelregatta in Annapolis vorbereiten und die Frau vergessen, die gerade mit dem Bauleiter diskutierte.

Doch was er wollte, war unmöglich.

Madison diskutierte nicht.

Sie bettelte förmlich.

„Lassen Sie mich nachsehen, ob ich die Tür zum Kühlraum öffnen kann. Bitte“, flehte sie den Mann an, der ihr den Weg verstellte. „Ich will doch nur meine Vorräte retten.“

„Ich sage Ihnen doch, es ist zu gefährlich, Ma’am.“ Er winkte dem Fahrer eines Gabelstaplers zu und war offenkundig mehr mit seinen Problemen als mit ihren beschäftigt. Auf diesem Teil der gewaltigen Baustelle war die Arbeit zum Erliegen gekommen. „Sie haben den Träger gesehen, der gerade nach unten gerutscht ist. Der da könnte der nächste sein.“ Er zeigte auf einen, der sich in Augenhöhe befand. „Lassen Sie uns das hier wegräumen, dann können Sie tun, was Sie tun müssen. Ohne Schutzhelm haben Sie hier sowieso nichts verloren.“

Er sah an ihr vorbei. „Ich habe ihr gesagt, dass sie nicht hier sein darf, Mr. Kendrick“, rief er. „Aber sie hört nicht auf mich.“

„Ist schon gut“, rief Cord zurück und kam auf sie zu, als würde ihm alles gehören – was es vermutlich auch tat. „Ich kümmere mich darum.“

Erleichtert zog sich der Bauleiter zurück. Madison fand sich damit ab, dass man sie vorläufig nicht zu ihrem Wagen lassen würde, und konzentrierte sich auf das nächste Problem. Sie brauchte eine Transportmöglichkeit, um ihre Route abzufahren und den Kunden zu sagen, dass …

Was? Sie wandte sich ab, als Cord näher kam. Dass sie ihnen heute nichts zu essen bringen konnte? Auch morgen, in der nächsten Woche, den ganzen Monat hindurch nicht?

Nur einmal hatte sie eine Verpflichtung nicht eingehalten. Das war Jahre her, aber sie lebte noch immer mit den Folgen. Seitdem hatte sie sich nicht das geringste Versäumnis erlaubt.

Sie brauchte ein Fahrzeug. Etwas Großes. Sie fragte sich gerade, von wem sie es sich leihen konnte, da wurde ihr klar, dass ihre Gedanken sich im Kreis drehten. Entmutigt ließ sich auf einen Stapel Zementblöcke sinken, stützte die Ellbogen auf die Knie und nahm das Gesicht zwischen die Hände.

Sie konnte nicht im Hafen anrufen. Es gab niemanden, den sie informieren konnte. Ihr Standplatz lag irgendwo zwischen Pier 23 und 24. Sobald sie ankam, sammelten sich die Arbeiter um den Wagen. Natürlich gab es noch andere Imbisswagen. Aber jeder hatte seinen eigenen Standort und eigene Stammkunden. Ihre warteten bereits auf sie.

Eine große Hand legte sich auf ihre Schulter.

„He“, murmelte Cord. „Sind Sie okay?“

Er fühlte, wie sie erstarrte, und wusste, dass sie nicht okay war. Er konnte nur hoffen, dass sie nicht weinen würde. Wenn eine Frau das tat, wusste er nie, wie er reagieren sollte. Er nahm die Hand von ihrer Schulter. Er könnte ihr sagen, dass sie für den Zustand ihres Wagens ebenso verantwortlich war wie er. Schließlich hatte sie den Auftrag, die Bestellung auszuliefern, angenommen. Und sie hatte den Wagen selbst geparkt.

Er könnte hinzufügen, dass der wahre Schuldige der Kran oder sein Führer war, und beide gehörten zu Callaway Construction. Aber er bezweifelte, dass sie im Moment logisch denken würde. Ihm selbst ging es vor allem darum, nicht in die Schlagzeilen zu kommen. Und er musste verhindern, dass noch eine Frau ihn verklagte. Sein Vater würde ihn enterben.

„Hier.“ Er ging vor ihr in die Hocke und sah erleichtert, wie sie den Kopf hob. Ihre goldbraunen Augen waren klar. Keine Träne in Sicht. Doch als er seinen Schutzhelm abnahm und sich mit den Fingern durchs Haar fuhr, fand er, dass sie schrecklich blass aussah. Kein Wunder. Ihr Wagen war Schrott. „Sie müssen den hier tragen.“

Vorsichtig setzte er ihr den Helm auf. „Sonst lässt Matt Sie nicht hierbleiben.“

„Und Sie?“

Er zuckte mit den Schultern. Regeln zu befolgen war nie seine Stärke gewesen.

„Hören Sie.“ Er verschränkte die Hände zwischen den gespreizten Knien. „Wir finden eine Lösung. Ich sorge dafür, dass alles wieder in Ordnung kommt. Okay?“

Sie sagte nichts, sondern starrte ihn nur an, als würde er eine Sprache sprechen, die sie nicht verstand. Sie schien nicht der Typ von Frau zu sein, der sich auf das Wort eines Mannes verließ. Jedenfalls nicht auf seins.

„Was für einen Wagen haben Sie?“, fragte sie.

„Wagen?“

„Was fahren Sie?“

Er zeigte hinüber. „Den Lamborghini dort drüben.“

Madison warf einen Blick auf den schnittigen Sportwagen. So flach, wie er war, sah er aus, als wäre auch auf ihm etwas Schweres gelandet. „Natürlich“, murmelte sie.

Dann holte sie tief Luft und schüttelte den Kopf. „Ich brauche etwas Größeres.“ Mit zitternden Fingern tastete sie nach dem Helm. „Meine Vorräte für die Mittagsrunde sind im Pub. Wenn ich einen Lieferwagen und ein paar Kühlboxen bekomme, kann ich meine Kunden versorgen und ihnen sagen, dass ich morgen nicht komme.“

„Einen Lieferwagen“, wiederholte er.

„Ihre Versicherung müsste die Kosten übernehmen. Meine kann ich nicht in Anspruch nehmen.“ Sie hatte schon zwei kleine Blechschäden gehabt. „Meine Prämien sind auch so schon hoch genug.“

„Ihre Versicherung wird keinen Cent bezahlen müssen“, sagte er. Er musste die Versicherungen aus dieser Geschichte heraushalten. Ihre, die von Callaway Construction und vor allem die von Kendrick Investments. Denn wenn in der Schadensanzeige auftauchte, dass er ihr gesagt hatte, wo sie den Wagen parken sollte, würde es nach draußen durchsickern, und die Presse würde sich mal wieder auf ihn stürzen.

Er sah die Schlagzeilen schon vor sich.

Playboy-Prinz zerstört Existenz einer jungen Geschäftsfrau.

Es gab Zeiten, in denen man dem Schicksal ausgeliefert war. Er hatte nur frühstücken wollen.

„Sagen Sie mir einfach, was Sie brauchen, und ich besorge es. Wie viele Kühlboxen?“

„Genug für zweihundert Sandwichs, hundert Getränkedosen und zweihundert Kartons mit Milch und Saft.“

„Wann brauchen Sie sie?“

Vor zehn Minuten, dachte sie. „In anderthalb Stunden.“

Sie war sicher, dass der Mann vor ihr jetzt sagen würde, dass das unmöglich war. Dass allein der Papierkram so lange dauern würde.

Er erhob sich und reichte ihr die Hand. Als sie sich nicht bewegte, ergriff er ihre und zog sie hoch. Als sie stand, ließ er sie sofort los. „In anderthalb Stunden“, wiederholte er und nickte. „Wohin soll der Wagen gebracht werden?“

Sie konnte nicht glauben, dass er ihr half. Und dass er ein solches Wunder zustande bringen würde. „Mike’s Pub an der Ecke Lexington und Hancock in Bayridge“, antwortete sie und fragte sich, ob Mike Shannahan ihr seinen Pick-up leihen würde. Mike liebte seinen Wagen. Er polierte und pflegte ihn, als hätte er eine Seele. Vielleicht würde er ihn ihr geben, wenn sie versprach, einen Monat lang für ihn das Abendessen zu kochen. „Das ist etwa fünf Meilen von hier“, fügte sie nur für den unwahrscheinlichen Fall hinzu, dass es wirklich Wunder gab.

Cord hielt ihr einen Zwanzig-Dollar-Schein hin. „Suzanne kann Ihnen vom Büro aus ein Taxi rufen“, sagte er, während sie auf das Geld starrte.

„Was ist mit meinem Wagen?“

„Überlassen Sie den mir. Kümmern Sie sich um den Lieferwagen. He, Matt“, rief er, und als er davonging, schaute sie auf den Abdruck, den der Helm an seinem Hinterkopf hinterlassen hatte.

Es dauerte fast eine Stunde, bis das Taxi kam. Madison ging vor dem Baustellenbüro auf und ab und versuchte, Mike über ihr Handy zu erreichen. Mike war in der Schule vier Klassen über ihr gewesen, und eigentlich hatte sie seine Schwestern besser gekannt, aber er war für sie immer wie ein großer Bruder gewesen. Seit sie über dem Pub wohnte, war er auch ihr Vermieter.

Sie erreichte ihn nicht. Der Pub öffnete erst mittags, und zu Hause nahm er nicht ab.

Madison fragte sich gerade, woher sie Kühlboxen bekommen sollte, als das Taxi vor Mike’s Pub hielt. Er lag an einer schmalen Straße im ältesten Teil von Bayridge. Hier gab es kein Haus oder Geschäft, das nicht schon immer dort gewesen war. Neben dem Pub befand sich Corolli’s Deli, daneben der Frisiersalon, der für die Haltbarkeit seiner Dauerwellen bekannt war. Auf der anderen Straßenseite verkauften die Reilly-Brüder Obst und Gemüse. Zwischen ihnen und dem Buchladen lagen die Apotheke und die italienische Bäckerei, die die Balduccis seit drei Generationen betrieben.

Um sie alle herum war das Viertel von Alleen, schmucken Häusern, rissigen Bürgersteigen und Fahrrädern auf gepflegtem Rasen geprägt. Aber das Einzige, was Madison beim Aussteigen sah, war der weiße Lieferwagen, der in der Nähe des Briefkastens stand.

Ein junger Mann in blauem Overall kam ihr entgegen. Nachdem er sich davon überzeugt hatte, dass sie Madison O’Malley war, übergab er ihr die Schlüssel, erzählte ihr, dass im Laderaum Kühlboxen standen, und stieg in einen Geländewagen, der ihn offenbar zum Autoverleiher zurückbringen sollte.

Madison starrte auf die Schlüssel in ihrer Hand. Cord hatte seine Zusage eingehalten. Und das so schnell, dass ihr noch Zeit blieb.

Einige Stunden später hatte Madison sogar noch mehr Zeit.

Gewöhnlich war sie um zwölf Uhr vierzig mit der Mittagsrunde fertig und kehrte gegen sechzehn Uhr in den Pub zurück. Heute jedoch war sie schon eine Stunde früher dort, weil sie keinen Imbisswagen mehr hatte, den sie betanken und sauber machen musste. Keine Reste, die sie im Seniorenheim vorbeibringen konnte. Und keine Ahnung, wie sie ihr kleines Geschäft retten sollte.

Als sie hinter dem silberfarbenen Lamborghini hielt, fragte sie sich, was das Schicksal sich dabei gedacht hatte, als es ihr ausgerechnet Cord Kendrick über den Weg laufen ließ.

Drei kleine Jungs standen um den Sportwagen herum. Nur einer von ihnen schaffte es, sich eine Sekunde lang von all den Pferdestärken loszureißen, als sie an ihnen vorbeiging.

„Ist der nicht cool, Madison? Der fährt bestimmt Hunderte Meilen in der Stunde!“, rief Sean Bower, den Blick schon wieder auf den breiten Reifen.

„Richtig cool, Sean“, erwiderte sie und musste lächeln. In Ridge fiel ein Wagen auf, der mehr kostete als die meisten Häuser. Sie persönlich fand noch immer, dass er irgendwie platt gedrückt aussah.

Sie sah zu den zehnjährigen Balducci-Zwillingen hinüber. „Ihr lasst die Hände von dem Wagen. Okay?“

Hätte Cord seinen Wagen ein paar Meilen südlich geparkt, hätte er sich um die Radkappen Sorgen machen müssen. Aber in diesem Viertel wusste jeder, wer man war, wo man wohnte, wer deine Eltern und wer dein Lehrer war. Da musste ein Kind oder Jugendlicher schon sehr einfallsreich sein, um ungestraft etwas Verbotenes zu tun.

Als sie den Pub betrat, übertönte die Stimme eines Sportmoderators die der Jungs. Abgesehen von dem Fernseher über der Bar, der Neonreklame und einem neuen Spiegel hinter dem Tresen hatte Mike’s Pub sich vermutlich kaum verändert, seit Michael Patrick Shannahan ihn vor hundert Jahren aufgemacht hatte. Vier Generationen und vier Michael Patricks später hingen noch immer Spitzengardinen an den Fenstern. Nischen aus dunklem Holz säumten die Wände, ein Dutzend alter Barhocker den langen Tresen mit der Messingstange, an dem die Gäste nicht nur ihr frisch gezapftes Bier, sondern auch das Verständnis des Barmanns für ihre Probleme bekamen.

Madisons Augen hatten sich noch nicht an das Halbdunkel gewöhnt, als die Männer an der Bar sich zu ihr umdrehten. Wenn sie sonst zurückkehrte, wimmelte es im Pub von Hafenarbeitern, die Frühschicht gehabt hatten und sich auf dem Heimweg ein kühles Bier gönnten. Da sie heute früher kam, waren nur Ernie Jackson und Tom Farrell da.

„Hi, Madison.“ Ernie schenkte ihr ein zahnloses Lächeln. „Bist früh dran.“

„Wie geht’s, Ernie?“, erwiderte sie automatisch.

„Kann nicht klagen“, sagte er und wandte sich wieder seinem Glas zu, vor dem er vermutlich seit dem Mittag saß.

Tom, der vor Kurzem in Rente gegangen war, prostete ihr mit seinem Kaffeebecher zu. Wahrscheinlich war er vor seiner Frau hierhergeflüchtet. Von Grandma Nona wusste Madison, dass Mrs. Farrell, mit der er seit dreiundvierzig Jahren verheiratet war, ihn am Abend seines letzten Arbeitstages mit einer meilenlangen Liste von Aufgaben begrüßt hatte.

Mike stand hinter dem Tresen und zeigte mit einer Kopfbewegung auf eine Nische in der Nähe des Eingangs. Mit rotbraunem Haar, grünen Augen und seinem ansteckenden Lächeln war Michael Patrick V durch und durch irisch. Heute jedoch lächelte er nicht, und in seinem breiten Gesicht spiegelte sich nichts als Neugier.

„Da wartet jemand auf dich“, sagte er.

„Danke“, murmelte sie und warf einen Blick über die Schulter.

Hätte sie Cords Wagen nicht gesehen, wäre sie über die Außentreppe in ihre Wohnung gegangen, um allein mit der Zukunftsangst fertig zu werden. Aber so straffte sie die Schultern und ging zu dem Mann, der sich von seiner Bank erhob.

Unter anderen Umständen hätten seine guten Manieren ihr vielleicht imponiert. Im Moment war sie zu aufgebracht, um es zu registrieren. Cord Kendrick wirkte in dieser Arbeiterkneipe so deplatziert wie sein Wagen auf der Straße davor. Sie wünschte, sie wäre ihm nie begegnet. Ihr ganzes Leben drehte sich um ihr Geschäft. Sechzehn Stunden am Tag, sechs Tage in der Woche. Bei der Vorstellung, es aufgeben zu müssen, wurde ihr fast übel.

Sie hielt ihm die Schlüssel des Lieferwagens hin. „Danke.“

„Hat es mit dem Lieferwagen geklappt?“, fragte er, anstatt sie zu nehmen.

„Ich habe meine Runde geschafft.“

„Dann behalten Sie ihn, bis der neue Imbisswagen geliefert wird. Darüber wollte ich mit Ihnen reden“, sagte er und lud sie mit einer Handbewegung ein, sich zu ihm zu setzen. „Ich habe keine Ahnung, was für einen Sie wollen, also sollten Sie ihn selbst ordern.“

Madison spürte die Blicke der Männer an der Bar und ließ sich auf den grünen Kunststoffbezug sinken. Als Cord ihr gegenüber Platz nahm, stießen seine Knie gegen ihre.

„Entschuldigung“, murmelte er mit einem verlegenen Lächeln, das die Herzen der meisten Frauen zum Schmelzen gebracht hätte.

Sie erwiderte es nicht, sondern beobachtete, wie er sein Bierglas zur Seite schob. Er hatte noch nicht daraus getrunken.

„Was soll ich tun?“

„Sagen Sie mir, wo Sie den Wagen bestellen wollen.“ Er beugte sich vor und senkte die Stimme. „Ich werde dem Händler schreiben. Außerdem muss ich Ihnen die verlorenen Vorräte und die entgangenen Einnahmen ersetzen. Ihr Wagen steht auf einem Schrottplatz ein paar Meilen von hier. Ich habe dem Betreiber gesagt, dass er nichts damit machen soll, bevor Sie mit ihm gesprochen haben. Ich weiß nicht, ob Sie noch etwas daraus bergen wollen. Ich habe nur das hier herausholen können.“

Er nahm ihre Sonnenbrille aus der Innentasche seiner wunderschön geschnittenen Lederjacke. Zusammen mit seinem Scheckbuch. Und der Kugelschreiber sah verdächtig nach echtem Gold aus.

„Danke.“ Sie nahm die Brille. Dass sie noch heil war, erstaunte sie. Genau wie der Mann vor ihr. Noch vor ein paar Stunden hätte sie gewettet, dass er sie, ohne mit der Wimper zu zucken, im Stich lassen würde. Jetzt musste sie zugeben, dass er alles tat, um ihr zu helfen.

„Ich weiß Ihre Hilfe zu schätzen“, sagte sie so ruhig wie möglich. „Aber ich werde mehr als die heutigen Einnahmen einbüßen. Für Geschäfte wie meins gibt es behördliche Auflagen. Mit dem Lieferwagen verstoße ich dagegen, und ich darf nicht riskieren, meine Lizenz für die Zubereitung und den Verkauf von frischen Lebensmitteln zu verlieren. Ich werde nur Backwaren, Obst und Getränke anbieten können. Ich kann nicht mal Kaffee verkaufen, weil ich nicht genug Thermoskannen habe und sie unterwegs auch gar nicht füllen könnte. Das ist ein Drittel meines Umsatzes.“

„Kaffee?“

„Backwaren und kalte Getränke.“

Er zuckte mit den Schultern. „Dann zahle ich Ihnen die anderen zwei Drittel, bis Sie wieder einen richtigen Wagen haben.“

Offenbar sah er nicht das geringste Problem. Außerdem schien er zu glauben, dass er nur sein Scheckbuch zücken musste und schon war ihre kleine Krise vorüber.

Sie fragte sich, ob das Leben für ihn immer so einfach war. Vermutlich. „Es geht nicht nur um Geld. Geld können meine Kunden nicht essen. Und es gibt mir meine Arbeit nicht zurück“, erklärte sie. „Ich stehe um drei Uhr morgens auf, um zu backen und Sandwichs zu machen. Um zwanzig nach acht belade ich den Wagen und fahre zum ersten Standort. Nach der Frühstückstour komme ich zurück, um Nachschub zu holen, und beginne die Mittagsrunde. Die ist gegen zwanzig vor eins zu Ende. Dann tanke ich, bringe die Reste ins Seniorenheim, fahre am Markt vorbei und komme wieder her, damit ich den Wagen sauber machen, die Spender auffüllen und die Backzutaten für den nächsten Morgen zusammenstellen kann.“

Erst jetzt wurde ihr so richtig bewusst, wie anders der morgige Tag verlaufen würde. „Jetzt brauche ich nicht so viele Kekse zu backen und überhaupt keine Sandwichs zu machen. Die Mittagstour fällt aus, und ich brauche mich nicht um den Wagen zu kümmern, also werde ich viel weniger zu tun haben, wenn ich am Nachmittag nach Hause komme.“

Betrübt schüttelte sie den Kopf. „Wenn ich nicht so scharf auf die fünfzig Dollar für das dämliche Rechaud gewesen wäre, wäre jetzt alles wie immer.“

Cord beobachtete, wie die hübsche schwarzhaarige Frau auf der anderen Seite des Tischs sich die Stirn rieb. Ihre kurzen, gepflegten Nägel waren nicht lackiert, die schmalen Finger ohne Ring, das schimmernde Haar nach hinten gebürstet, wo es locker von einem Clip gehalten wurde. Der volle Mund trug weder Lippenstift noch Gloss. Madison O’Malley strahlte eine Frische aus, die er kaum kannte. Man sah ihr an, dass sie ihre freien Stunden nicht wie andere Frauen – einschließlich seiner Mutter und Schwestern – damit verbrachte, sich maniküren, pediküren, frisieren, schminken und massieren zu lassen. Andererseits hatte sie wohl auch nicht die Zeit dazu. Nach dem, was er gerade gehört hatte, gab es für sie Arbeit und herzlich wenig Schlaf.

„Dieses Rechaud“, sagte er und legte den Kopf schräg, um ihr in die Augen zu schauen. „Ist das etwas, das sie für Ihr Geschäft brauchen?“

„Es ist eins von vielen Dingen.“ Sie zog eine Serviette aus dem Halter und sah ihn an. „Ich würde mein Geschäft um einen Partyservice erweitern, aber mir fehlen die Ausrüstung und das Geschirr, das ich für Partys brauche. Wenn ich zwei gute Doppelrechauds hätte, hätte ich letzte Woche Suzie Donatellis Hochzeit ausrichten können. Nicht, dass sie mich gefragt hat“, gab sie zu und klang, als würde sie ein Selbstgespräch führen, während sie mit der Serviette spielte. „Aber das hätte sie, wenn ich ihr gesagt hätte, dass ich es schaffe.“

Sie lächelte wehmütig. „Deshalb habe ich den Kaffee und die Muffins ins Baubüro gebracht. Die zwanzig Dollar allein wären es nicht wert gewesen, von meinem Fahrplan abzuweichen, aber ein Trinkgeld von fünfzig Dollar war einfach nicht zu verachten. Und mit dem, was Sie mir dann gegeben haben, hätte ich das verdammte Ding fast kaufen können. Aber jetzt hat es mich meinen Wagen gekostet.“

Einen Moment lang sagte Cord nichts.

„Okay“, begann er schließlich. Wenn er diese Frau richtig verstanden hatte, war sie vor allem deshalb so aufgebracht, weil sie nicht mehr so viel zu tun hatte. Sie hatte sogar noch mehr als bisher arbeiten wollen, konnte es jedoch nicht, weil ihr die Mittel dazu fehlten.

„Würde es helfen, wenn ich Ihnen die Ausrüstung und Aufträge besorge?“

Madison öffnete den Mund, blinzelte und schloss ihn wieder.

„Ich kann alles kaufen, was Sie brauchen“, fuhr er fort. Das Geld dafür wäre wenig verglichen mit dem, was es ihn kosten würde, wenn es ihm nicht gelang, sie von den Versicherungen und Anwälten fernzuhalten. „Und ich kenne viele Leute, die Partys geben. Sie können sich darauf konzentrieren, bis der neue Wagen kommt.“

Als sie die Augenbrauen zusammenzog, tat er es auch.

„Was ist?“, fragte er.

„Es ist nicht nur die Ausrüstung, die mir fehlt“, gab sie zu. „Es ist auch die Erfahrung. Ich habe ein paar kleine Partys betreut. Aber noch nichts, wo es mehr als Häppchen gegeben hat.“ Sie wurde noch leiser. „Ich bin gewissermaßen noch in der Planungsphase.“

Cord atmete tief ein. Er hatte gehofft, ein paar Schecks ausschreiben, ihr einen noch besseren Imbisswagen als ihren alten kaufen und die ganze Sache vergessen zu können. Dann war da noch die Unterschrift, mit der sie auf Schadensersatzansprüche gegen Callaway Construction verzichtete, aber Matts Anwälte mussten erst etwas aufsetzen.

„Sie können an mir üben“, sagte er, als ihm nichts Überzeugenderes einfiel. „Ich habe am Wochenende Gäste. Samstagabend. Nichts Förmliches“, versicherte er. „Ich bin kein förmlicher Typ.“ Das überließ er seiner Familie. Er konnte eine Weinkarte lesen und hatte durchaus Sinn für die Feinheiten des Lebens. Er hatte nur keine Lust, einen Smoking zu tragen, während er sie genoss. „Eigentlich wollte ich mir etwas von einem Restaurant liefern lassen, aber wenn Sie wollen, haben Sie den Job.“

Wenn Madison aufgeregt, nervös oder unsicher war, musste sie sich bewegen. Sie stand auf, machte einen Schritt von der Nische weg und drehte sich wieder um.

„Sie wollen mich engagieren?“, fragte sie ungläubig.

„Wenn Sie sich engagieren lassen.“

Madison ging auf und ab. Drei Schritte nach vorn, drei zurück. Cord Kendrick bewegte sich in Kreisen, zu denen sie allein niemals Zutritt bekäme. Sie brauchte nur Ja zu sagen.

Seine Mutter stammte aus einem Königshaus.

Sein älterer Bruder war Gouverneur.

Sein Vater war mit den Carnegies oder Mellons verwandt. Vielleicht auch mit den Vanderbilts. Sie wusste nur, dass er aus altem Geld noch mehr Geld gemacht hatte.

Zugegeben, die Kendrick-Familie hatte mit Cord nicht viel zu tun, aber die Leute, mit denen er sich abgab, waren auch nicht gerade arm. Formel-1-Rennfahrer, Supermodels, Grammy-Gewinner. Eigentümer von Baukonzernen.

„Ich weiß nicht“, murmelte sie. „Eigentlich wollte ich erst mehr an meinen Freunden üben.“ Bei denen wusste sie, was sie wollten. Aber beim Catering kam es auf Empfehlungen an. „Was, wenn Ihr Abendessen eine Katastrophe wird? Meine Karriere wäre zu Ende, bevor sie überhaupt begonnen hat.“

Weil sie sich immer wieder abwandte, hatte Cord Mühe, sie zu verstehen. Er stand auf und holte sie zwei leere Nischen weiter ein.

„Sie werden es schaffen“, sagte er.

„Woher wollen Sie das wissen?“

„Ich habe Ihre Kochkünste erlebt.“

„Sie hatten ein Muffin“, erinnerte sie ihn, während in einem Werbespot für Motoröl Rennwagen aufheulten. „Das ist nicht gerade Hühnchen auf Florentiner Art.“

„Können Sie Hühnchen auf Florentiner Art zubereiten?“, fragte er, als sie weiterging.

„Ich kann viele Gerichte zubereiten.“ Sie probierte alle möglichen Rezepte an ihrer Familie aus. „Aber einige habe ich noch nie für mehr als vier Personen gemacht.“

„Es werden nur sieben oder acht sein. Und Florentiner Art wäre großartig. Dazu Pasta, einen Salat und etwas zum Dessert, und schon sind Sie mit allem durch.“

Sie machte kehrt. „Was für Pasta?“

Er zuckte mit den Schultern. Eine katastrophale Dinnerparty wäre für ihn nicht das Ende der Welt. Aber wenn sie keine Katastrophe wurde und er ihr ein paar Anschlussaufträge besorgen konnte, hätte er einiges wiedergutgemacht. „Etwas aus Norditalien. Weiße Sauce, keine rote.“

Sie entfernte sich wieder. Er hielt sie am Arm fest. „Würden Sie endlich stehen bleiben?“

„Ich kann besser nachdenken, wenn ich mich bewege.“

„Das mag ja sein, aber Sie machen mich schwindlig.“

„He, Madison. Alles okay dort drüben?“

Sie am Arm zu packen war keine gute Idee gewesen. Cord ließ ihn los. Als er sich umdrehte, sah er, dass der kräftige Barkeeper mit gerunzelter Stirn zu ihnen herüberschaute. Die beiden Männer auf den Hockern sahen auch nicht gerade freundlich aus.

„Alles in Ordnung“, versicherte Madison ihnen.

„Sicher?“

„Absolut.“

Mike warf Cord einen warnenden Blick zu, bevor er sie wieder ansah. „Lass mich einfach nur wissen, wenn du etwas brauchst.“

„Ehrlich, Mike. Es ist alles okay.“ Ein Lächeln, das sie den beiden anderen Männern zuwarf, nahm ihren zarten Zügen etwas von der Anspannung. „Danke, Jungs.“

Cord sah, wie die Gäste sich wieder zum Spiegel drehten, in dem sie Madison und ihn im Auge behalten konnten. Der Typ, den sie Mike genannt hatte, beobachtete sie auch weiterhin. Jedenfalls, bis das Telefon läutete und er sich melden musste.

Die Sorge der drei Männer um sie war ihm fast brüderlich erschienen. Es war, als ob sie zu ihrer … Familie gehörte. Denselben Eindruck hatte er auch bei einigen der Arbeiter gehabt, die sich auf der Baustelle um ihren Wagen gedrängt hatten.

Das war etwas, mit dem Cord wenig Erfahrung hatte. Aber er besaß Freunde. Mehr, als er zählen konnte. Es gab nur nicht viele, denen er wirklich vertraute, und keiner davon war weiblich.

Er hatte schon vor langer Zeit entdeckt, dass Frauen von ihm nur zwei Dinge wollten: Spaß und sein Geld. Gegen Spaß hatte er noch nie etwas gehabt, und solange die Frau sich an seine Regeln hielt und der Presse gegenüber den Mund hielt, teilte er ihn gern mit ihr. Aber diese Frau war anders als jede, der er bisher begegnet war. Auf ihrer Stirn stand Workaholic, und an seinem Geld war sie ganz offenbar nicht interessiert. Jedenfalls nicht an mehr als dem, was ihr neuer Imbisswagen kosten würde.

Die Angst vor neugierigen Reportern ließ ihn zurück zu ihrer Nische eilen. Er nahm den Stift, schrieb einen Scheck aus und notierte seine Adresse auf der Serviette.

„Die Privatnummer und die meines Handys stehen auch drauf“, sagte er, während er ihr den Scheck und die Serviette reichte. „Der Scheck ist für das Essen, das Sie für das Abendessen kaufen müssen. Über Ihre Arbeitszeit können Sie mir später eine Rechnung geben. Ich muss jetzt los, aber es gibt da etwas, um das ich Sie bitten muss“, fuhr er fort und schaute von seiner Uhr auf ihr verwirrtes Gesicht.

Matt wartete auf ihn. Das nächste Projekt von Callaway Construction hing von den Plänen ab, die er lesen und abzeichnen sollte.

Drei weitere Gäste betraten den Pub. Ihre ölverschmierten Overalls ließen erkennen, dass sie von der Arbeit kamen. Sie beachteten Madison und ihn gar nicht. Dazu waren sie viel zu sehr damit beschäftigt, über den Lamborghini zu sprechen und laut zu überlegen, wem er wohl gehörte. Aber Cord war klar, dass ihn bald jemand erkennen würde, und je weniger Leute das taten, desto besser.

Er senkte die Stimme. „Ich möchte, dass Sie jedes Gespräch zwischen uns für sich behalten.“ Er würde sich darauf verlassen, dass sie exakt so war, wie sie wirkte. Eine Frau, die nur ihr Geschäft zurückwollte. Sie hatte nichts gesagt oder getan, das ihn vermuten ließ, dass sie hinter einer schnellen Million her war. Und sie ließ keinen Zweifel daran, dass ihr an einer näheren Beziehung auch nur das Geringste lag.

Das tat sogar ein wenig weh.

Er steckte das Scheckbuch ein, bevor die Neuankömmlinge mehr als sein Profil zu sehen bekamen. „Ich habe ein echtes Talent dafür, schlechte Schlagzeilen anzuziehen. Es wird für uns beide viel einfacher sein, wenn Sie meinen Namen gegenüber niemandem erwähnen. Sagen Sie Ihren Freunden einfach, dass ich mich im Auftrag von Callaway Construction um alles kümmere.“ Er streckte die Hand aus. „Okay?“

Madison blickte von seiner Hand zu den Augen, die sie fast eindringlich anschauten. Trotz seines beiläufigen Tons schien ihre Zustimmung ihm mehr zu bedeuten als alles andere, worüber sie gesprochen hatten.

„Okay“, sagte sie und nahm seine Hand. „Es bleibt alles unter uns.“

Sein Griff wurde fester. „Danke.“

Als er erleic...

Autor

Crystal Green
<p>Crystal Green – oder bürgerlich Chris Marie Green – wurde in Milwaukee, Wisconsin, geboren. Doch sie blieb nicht lange: Sie zog zunächst nach Südkalifornien, von dort nach Kentucky und wieder zurück nach Kalifornien. Die Reisezeit vertrieb sie sich, indem sie Gedichte und Kurzgeschichten über die ultimativen Superhelden Supermann und Indiana...
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Christine Rimmer
<p>Christine Rimmers Romances sind für ihre liebenswerten, manchmal recht unkonventionellen Hauptfiguren und die spannungsgeladene Atmosphäre bekannt, die dafür sorgen, dass man ihre Bücher nicht aus der Hand legen kann. Ihr erster Liebesroman wurde 1987 veröffentlicht, und seitdem sind 35 weitere zeitgenössische Romances erschienen, die regelmäßig auf den amerikanischen Bestsellerlisten landen....
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