Das Spiel um die Liebe - Glück ist der Gewinn

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DIANA PALMER - VOM VERLANGEN BESIEGT
Das Wiedersehen mit Alexander lässt jeden Nerv in Jodie vibrieren. Und sein Plan, dass sie seine Geliebte spielt, um ihm bei einem brisanten Auftrag zu helfen, ist wie die Aufforderung zu einem Tanz auf dem Vulkan! Denn Alexander gehört einer anderen. Auf keinen Fall darf sie ihm noch einmal so nahe kommen wie bei ihrer letzten Begegnung, als sie ihn, ermutigt durch Sehnsucht und Sekt, zu heißen Küssen verführt hat! Doch in Alexanders Augen kann Jodie lesen, dass auch er die Leidenschaft jenes Augenblicks nicht vergessen hat. Von Verlangen besiegt, stimmt sie seinem Plan zu - wohl wissend, dass sie ein gebrochenes Herz riskiert...

CINDY GERARD - ZEIG MIR, WAS LIEBE IST
Ausgerechnet er soll auf Carrie aufpassen! Ryan Evans ist keineswegs glücklich über die Bitte seines besten Freundes Travis. Denn Carrie, süße vierundzwanzig, scheint eine ausgesprochen erotische Wirkung auf ihn zu haben. In ihrer Nähe kann er nur noch an Sex denken! Nach ihren ersten heißen Küssen zieht sich Ryan beschämt zurück. Travis wird es ihm niemals verzeihen, wenn er erfährt, dass er nicht die Finger von seiner Schwester lassen konnte. Doch als Carrie ihn in seinem Haus besucht, sind alle guten Vorsätze vergessen: Stürmisch zieht er die verführerische junge Frau in seine Arme, um sie zu lieben ...

CAROL MARINELLI - SPIEL NICHT MIT MEINEM HERZEN
Christine traut ihren Augen nicht. Nie hätte sie gedacht, Rico Mancini noch einmal zu begegnen. Dem Mann, der vor Jahren tiefe Leidenschaft in ihr entfachte - und sie anschließend einfach sitzen ließ. Jetzt ist er plötzlich wieder in ihrem Leben aufgetaucht und verlangt von ihr, dass sie ihn heiratet. Christine ist hin- und hergerissen. Wie soll sie sich bloß entscheiden? Wenn sie Nein sagt, wird sie das Wertvollste verlieren, das sie im Leben hat. Wenn sie Ja sagt, riskiert sie ihr Herz: Womöglich verliert sie es an einen Mann, der unfähig scheint, ihre Liebe zu erwidern ...

EMILIE ROSE - LIEBE - NUR ZUM SCHEIN?
Was für ein aufregendes Spiel! Seit sich die hübsche Gärtnerin Lily West von dem gut aussehenden Millionär Rick Faulkner überreden ließ, bei seinem Plan mitzumachen, kommt sie kaum noch zur Ruhe. Er will sie auf einer exklusiven Party als seine Verlobte vorstellen - natürlich nur zum Schein! Denn Rick hat es satt, ständig mit irgendwelchen heiratswilligen jungen Damen konfrontiert zu werden. Doch der Plan scheint gründlich schief zu gehen, denn es knistert so gewaltig zwischen Lily und Rick, dass sie schon bald zusammen im Bett landen. Und jetzt wird alles erst richtig kompliziert ...

KATE WALKER - WAR DEINE LIEBE NUR GESPIELT?
Alles scheint perfekt. Indias Traummann Aidan Wolfe hat ihr einen Heiratsantrag gemacht, sie freut sich schon auf eine wahre Märchenhochzeit. Aber stattdessen wirft er ihr plötzliche vor, nur hinter seinem Geld her zu sein, und lässt sie vor dem Traualtar stehen. India ist am Boden zerstört. Hat ihm etwa jemand von ihrem dummen Schwur erzählt, sich einen reichen Mann angeln zu wollen? Ein Jahr später taucht Aidan unvermittelt wieder auf - und ist attraktiv wie eh und je. Obwohl India ihn immer noch begehrt, spielt sie die Gleichgültige - zu leicht will sie es ihm nicht machen. Doch sie hat nicht mit seinem raffinierten Plan gerechnet: Gern will er ihrer Familie aus finanziellen Schwierigkeiten helfen - aber nicht umsonst. Der Preis ist India ...


  • Erscheinungstag 14.07.2022
  • ISBN / Artikelnummer 9783751515092
  • Seitenanzahl 140
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Cover

Diana Palmer, Cindy Gerard, Carol Marinelli, Emilie Rose, Kate Walker

Das Spiel um die Liebe - Glück ist der Gewinn

IMPRESSUM

Vom Verlangen besiegt erscheint in der HarperCollins Germany GmbH

Cora-Logo Redaktion und Verlag:
Postfach 301161, 20304 Hamburg
Telefon: +49(0) 40/6 36 64 20-0
Fax: +49(0) 711/72 52-399
E-Mail: kundenservice@cora.de

© 2003 by Diana Palmer
Originaltitel: „Man In Control“
erschienen bei: Silhouette Books, Toronto
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe BACCARA
Band 1296 - 2004 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg
Übersetzung: Gabriele Braun

Umschlagsmotive: GettyImages_jacoblund, GettyImages_subinpumsom

Veröffentlicht im ePub Format in 04/2020 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 9783733716400

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

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BACCARA, BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY

 

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PROLOG

Alexander Tyrell Cobb saß grübelnd an seinem Schreibtisch in der Drogenfahndungsbehörde von Houston. Die Atmosphäre war ausgesprochen nüchtern. Der einzige persönliche Gegenstand in seinem Büro war das aufwendig gerahmte Foto einer jungen Schönen im Ballkleid.

Aber der Eindruck täuschte, Alexander hatte keine besonders enge Beziehung zu dieser Frau. Sie war nur eine gute Freundin, mit der er hin und wieder ausging, wenn seine Zeit es erlaubte. Das gerahmte Foto hatte er von ihr geschenkt bekommen. Von sich aus hätte er wohl kaum das Foto einer Frau rahmen lassen, mit Ausnahme eines Fotos von Jodie Clayburn.

Sie und seine Schwester Margie waren seit Jahren die besten Freundinnen, und so war Jodie auch auf den meisten Familienfotos zu sehen, obwohl sie eigentlich nicht richtig zur Familie gehörte. Alexander und Margie hatten keine engeren Verwandten mehr, und Jodie stand ebenfalls ganz allein da. Die drei Überlebenden der beiden Familien bildeten zwangsläufig ein Trio trotz ihrer völlig verschiedenen Lebensstile.

Jodie war in ihn verliebt. Das wusste er, versuchte es jedoch zu ignorieren. Er fand, dass sie überhaupt nicht zusammenpassten, denn er dachte nicht daran, zu heiraten und eine Familie zu gründen. Ja, wenn er ernsthaft an einem Heim und Kindern interessiert gewesen wäre, dann hätte Jodie ganz oben auf der Liste seiner Kandidatinnen gestanden. Sie hatte bemerkenswerte Talente, aber er hütete sich davor, ihr das einzugestehen.

In der Vergangenheit hatte er sich stets bemüht, Distanz zu ihr zu halten, wenn sie versuchte, ihm näher zu kommen. Das wollte er auch in Zukunft so handhaben. Er war mit seinem Job verheiratet.

Jodie arbeitete in einer Mineralölfirma, von der Alexander annahm, dass sie in den internationalen Drogenschmuggel verwickelt war. Er war sich dessen ziemlich sicher, konnte es aber nicht beweisen. Zurzeit suchte er nach einer Möglichkeit, unbemerkt einen von Jodies Kollegen zu überprüfen.

Für den kommenden Samstag war auf der Ranch der Cobbs in Jacobsville, Texas, eine Party geplant. Alexander graute jetzt schon davor, weil er Partys hasste. Seine Schwester Margie hatte Jodie dazu eingeladen, wahrscheinlich deshalb, weil Jessie, die Haushälterin, an dem Wochenende unbedingt freihaben wollte. Jodie konnte gut kochen und machte fantastische Häppchen.

Seine Freundin Kirry war auch eingeladen. Margie hatte mit Modedesign angefangen und hoffte offenbar, dass Kirry, die als Einkäuferin eines großen Kaufhauses arbeitete, ihr nützliche Kontakte verschaffen konnte.

Kirry war sehr elegant, sehr tüchtig und angenehm im Umgang. Große Gefühle empfand Alexander jedoch nicht für sie. Kirry versuchte immer, ihn vollkommen in Beschlag zu nehmen. Aber er hatte genug mit seinem Beruf zu tun.

Jetzt schob Alexander Kirrys gerahmtes Bild zur Seite, legte einen dicken Aktenordner vor sich auf den Tisch und schlug das Dossier eines Drogendealers auf. Während er grimmig auf das Foto des Mannes starrte, nahm er sich noch einmal vor, ihn so schnell wie möglich zur Strecke zu bringen. Am liebsten wäre er am Wochenende in Houston geblieben, um an dem Fall weiterzuarbeiten, aber das hätte ihm Margie nie verziehen und Kirry erst recht nicht.

1. KAPITEL

Es schien keinen Ausweg zu geben. Jodie Clayburn hatte bereits ihr ganzes Repertoire an Entschuldigungen aufgeboten. Margie Cobb hatte sie fürs Wochenende zu einer Party auf ihre Ranch nach Jacobsville eingeladen. Auch Jodies Lieblingsargument, dass Margies großer Bruder Alexander sie am liebsten zu Viehfutter verarbeiten würde, überzeugte sie nicht.

„Er hasst mich, Margie!“, stöhnte Jodie in ihrem Apartment in Houston laut am Telefon. „Du weißt es genauso gut wie ich. Es wäre ihm lieber, mich nie mehr wieder zu sehen.“

„Das stimmt nicht“, widersprach Margie. „Lex hat überhaupt nichts gegen dich.“ Alexander bei diesem Spitznamen zu nennen, war nur einer Handvoll Leuten erlaubt. Jodie gehörte nicht dazu.

„Ganz recht“, konterte sie trocken. „Er mag mich so sehr, dass er seine Zuneigung hinter Anfällen von schlechter Laune und Sarkasmus verbergen muss.“

„Na klar!“

Jodie lag bequem auf ihrem Sofa. Mit der einen Hand hielt sie sich das schnurlose Telefon ans Ohr, während sie mit der anderen ihr langes blondes Haar zurückstrich. Es hätte ihrer Meinung nach längst geschnitten werden müssen.

Aber sie hatte erkannt, wie sehr Brody Vance langes Haar mochte. Er arbeitete wie sie in der Niederlassung der Ritter Oil Corporation in Houston und war ein beruflicher Senkrechtstarter. Zurzeit war Jodie noch Brodys Assistentin im Personalbüro. Aber sobald er zum Personalreferenten befördert würde, wollte er dafür sorgen, dass sie seine Stelle als Leiter der Personalabteilung übernehmen konnte.

Er mochte sie, und sie mochte ihn. Leider hatte er eine sehr attraktive Freundin. Als Marketing-Leiterin war sie jedoch viel unterwegs, sodass Brody sich oft einsam fühlte und mit Jodie zum Lunch ging. Jodie tat alles, um ihn zu beeindrucken, und schien schließlich Erfolg zu haben. In der letzten Zeit hatte sie festgestellt, dass er sie tatsächlich nicht nur als Kollegin, sondern auch als Frau wahrnahm.

Aber was Alexander ihr vorgeworfen hatte, dass sie durch die Betten ihrer Chefs wanderte, um möglichst schnell Karriere zu machen, das war absurd. Wie konnte er so etwas von ihr denken? Es machte Jodie richtig wütend.

„Wusstest du eigentlich, dass Alexander mit jemandem aus meiner Firma befreundet ist?“, fragte Jodie unvermittelt.

„Tatsächlich?“

„Sein Name ist Jasper Duncan.“

„Ach ja, Jasper“, erinnerte sich Margie jetzt.

„Die beiden sind neulich plötzlich in meinem Büro aufgetaucht, gerade als ich eine Unterredung mit einem guten Freund hatte, der auch mein Vorgesetzter ist.“

„Ist das Brody Vance, von dem Alexander behauptet, du würdest mit ihm schlafen?“

„Margie!“, rief Jodie empört.

Ihre Freundin lachte, peinlich berührt. „Entschuldigung, mir ist schon klar, dass so etwas bei dir nicht läuft. Aber Alexander denkt immer das Schlechteste von den Menschen. Bei Rachel hatte er ja auch recht.“

„Das ist jetzt aber schon sechs Jahre her“, wandte Jodie ein.

„Er trägt es uns immer noch nach, weil wir ihm Rachel vorgestellt haben.“

Jodie seufzte tief. „Wer konnte denn ahnen, dass sie nur darauf aus war, sich einen reichen Mann zum Heiraten zu angeln? Außerdem hätte sie gleich merken müssen, dass Alexander auf so etwas nicht reinfällt.“

„Du kennst ihn ziemlich gut, nicht wahr?“, bemerkte Margie.

„Wir drei sind eben zusammen in Jacobsville aufgewachsen. Alexander war uns allerdings acht Jahre in der Schule voraus. Das hat mich immer sehr geärgert.“

„Er ist uns immer noch acht Jahre voraus, fürchte ich.“ Margie kicherte wie ein Schulmädchen. „Nun sag schon, dass du zu meiner Party kommst, Jodie. Du würdest dich später nur ärgern, etwas verpasst zu haben.“ Sie machte eine kleine Pause und fügte dann als Verlockung hinzu: „Derek kommt übrigens auch.“

Derek war ein entfernter Cousin von Margie. Er sah traumhaft aus, benahm sich wie ein großes Kind und hatte einen sonnigen Humor.

„Du erinnerst dich doch sicher noch, was das letzte Mal, als ich mit Derek auf eurer Ranch war, passierte“, meinte Jodie kleinlaut.

„Das hat Alexander sicher längst vergessen“, wiegelte Margie ab.

„Bestimmt nicht. Dein Bruder hat ein gutes Gedächtnis! Und Derek ist ein Typ, der mich zu allem überreden kann.“

„Ich werde schon auf euch beide aufpassen, damit ihr keine dummen Streiche mehr macht“, erklärte Margie. „Nun sag schon zu, Jodie. Von dieser Party hängt eine Menge für mich ab. Vielleicht finde ich einen Interessenten für meine Entwürfe. Für dich habe ich übrigens auch ein schickes Kleidchen entworfen. Du bist immer viel zu brav angezogen.“

„Dafür hast du Mut für zwei“, erwiderte Jodie. „Wenn ich mir vorstelle, wie meine Kollegen reagieren würden, wenn ich mit deinen offenherzigen Carmenblusen ins Büro käme …“

Die beiden Freundinnen mussten herzlich lachen.

Schließlich erklärte sich Jodie bereit, zu Margies Party zu kommen. „Aber ich garantiere für nichts. Wenn ich deinem Bruder den Schädel einschlage, weil er sich wieder mal so aggressiv benimmt, darfst du mich nicht dafür verantwortlich machen.“

„Einverstanden.“

„Dann sehen wir uns also am Freitagnachmittag. Ich werde mir einen Leihwagen nehmen und zu euch rüberfahren.“

„Muss das sein?“

Jodie stöhnte gekränkt. „Okay, Margie, dann fliege ich eben bis Jacobsville, und du holst mich ab.“

„Das ist mir viel lieber.“

„Du machst vielleicht ein Aufhebens, nur weil ich zwei kleine Auffahrunfälle hatte.“

„Beide Male gab es Totalschaden, Jodie. Beim letzten Mal hat Alexander sogar eine Kaution hinterlegt, damit du nicht ins Gefängnis musstest.“

„Aber dieser idiotische Dickkopf hatte es verdient, gerammt zu werden! Er hat mich doch tatsächlich …“ Jodie hielt inne. „Ist ja auch egal, wie er mich genannt hat. Auf jeden Fall brauchte er einen Denkzettel!“

Margie musste das Lachen unterdrücken, während Jodie temperamentvoll fortfuhr: „Zum Glück brauchte ich keine hohe Strafe zu zahlen, weil der Richter auf meiner Seite war, nachdem er die ganze Geschichte gehört hatte. Aber dein Bruder wird es mir wohl ewig nachtragen.“

„Schon gut, Jodie“, beruhigte Margie ihre Freundin. „Wir wollen ja nur, dass du lebend bei uns ankommst.“ Sie machte eine kurze Pause und fügte hinzu: „Erzähl deinem Chef, dass du zu einem kranken Cousin musst, damit du früher aus dem Büro kommst. Ich hole dich Freitagnachmittag am Flughafen ab. Du brauchst mir nur noch deine Flugnummer und die Ankunftszeit durchzugeben.“

„Abgemacht.“

„Du, ich freu mich schon so auf die Party“, sagte Margie zum Abschied.

„Ich auch“, versicherte Jodie.

Aber nachdem sie aufgelegt hatte, wurde ihr klar, dass sie sich wieder mal von Margie überreden lassen hatte. Das ärgerte sie. Alexander wird mich schon fühlen lassen, dass er mich nicht mag, dachte sie. Eigentlich hat er mich noch nie leiden können.

Es wartete sicher auch eine Menge Arbeit auf Jodie. Wenn sie auf die Ranch kam, ging es dort meistens im Haushalt drunter und drüber. Jessie, die Haushälterin, verstand sich nicht mit Alexander und pflegte sich aus dem Staub zu machen, bevor er anreiste. Da Margie überhaupt nicht kochen konnte, stand Jodie dann in der Küche. Eigentlich machte es ihr nichts aus, nur manchmal, wenn es ihr zu viel wurde, fühlte sie sich ausgenutzt.

Sie brachte es einfach nicht fertig, Margie einen Wunsch abzuschlagen, denn sie verdankte den Cobbs sehr viel. Ihre Eltern, die eine kleine Farm in Jacobsville bewirtschaftet hatten, waren bei einem Urlaub in Florida auf tragische Weise im Meer ertrunken. Alexander hatte sich damals rührend um die völlig verzweifelte siebzehnjährige Jodie gekümmert.

Als sie später aufs Business College gehen wollte, hatte Alexander sie angemeldet und die Studiengebühren bezahlt. Margie nahm sie immer mit, wenn sie verreiste. Und als der alte Mr. Cobb gestorben war und die Geschwister die Ranch erbten, verbrachte Jodie jeden Sommer mit Margie dort. Irgendwie gehörte sie fast zur Familie.

Dennoch war ihre Beziehung zu Alexander in den letzten Jahren immer schwieriger geworden. Manchmal benahm er sich ihr gegenüber richtig nett, aber dann wieder schien ihn allein ihre Anwesenheit zu stören, und er machte sich gnadenlos über sie lustig.

Jodie stand vom Sofa auf und versuchte, die Gedanken an Alexander zu verscheuchen. Es hatte keinen Zweck, immerzu über sein Verhalten nachzugrübeln. Sie musste es hinnehmen wie eine Naturkatastrophe, an der konnte man schließlich auch nichts ändern.

Auf dem Flughafen von Jacobsville herrschte für freitagnachmittags reger Verkehr. Der Terminal war zwar ziemlich klein, wurde jedoch von vielen Leuten zum Umsteigen nach San Antonio und Houston benutzt. Es gab ein nettes kleines Restaurant, und in den Gängen und Schalterhallen hingen große bunte Landschaftsbilder von Texas.

Jodie mühte sich mit ihrer großen Handtasche und der Reisetasche ab, deren Rollen eierten. Verzweifelt hielt sie nach Margie Ausschau. Eigentlich war die große schlanke Brünette nicht zu übersehen, weil sie die meisten Frauen überragte und mit Vorliebe ihre eigenen Entwürfe in kräftigen, ausgefallenen Farben trug.

Statt Margie entdeckte Jodie einen jungen schwarzhaarigen Mann im grauen Business-Anzug. Sie erschrak. Warum musste ausgerechnet Alexander sie abholen? Selbst aus dieser Entfernung ließ der kühle Blick seiner grünen Augen sie erschauern. Wie gelähmt blieb sie stehen, während er mit langen federnden Schritten auf sie zukam. Sie hob das Kinn und holte tief Luft, um für seinen Angriff gewappnet zu sein.

Alexander Tyrell Cobb, dreiunddreißig Jahre alt, war Agent der DEA, der amerikanischen Drogenfahndungsbehörde. In Texas hielt er sich höchst selten auf. Aber diese Woche hatte er Urlaub, und den verbrachte er auf der Familienranch in Jacobsville. Dort hatte er mit seiner Schwester Margie gelebt, bis sich ihre Mutter von ihrem Vater scheiden ließ und mit den Kindern nach Houston zog. Erst nach dem Tod der Mutter hatten Margie und Alexander zu ihrem Vater auf die Ranch zurückkehren dürfen.

Jetzt war auch Mr. Cobb senior tot. Nur Margie lebte permanent auf der Ranch. Alexander hatte eine Wohnung in der Nähe seiner Dienststelle in Houston und schaute vorbei, wenn es seine knappe Zeit erlaubte. Während seine Schwester das geruhsame Landleben genoss, führte er das hektische Leben eines Drogenfahnders.

Was seine Erscheinung anbetraf, so konnte man ihm ohne weiteres zutrauen, es selbst mit den gefährlichsten Typen aufzunehmen. Alexander war groß und kräftig gebaut, hatte harte Fäuste und lächelte selten. Etwas Gefährliches ging von ihm aus, auch wenn er seine 45er Automatik im Lederhalfter unterm Jackett verbarg.

Im vergangenen Jahr war es ihm gelungen, den internationalen Drogenbaron Manuel Lopez zu fassen. Zurzeit jagte er dessen Nachfolger, einen Südamerikaner. Es sah ganz so aus, als ob dieser Mann seine schmutzigen Geschäfte auch über Houston abwickelte.

Jodie hatte sich als Teenager unsterblich in Alexander verliebt. Sie hatte sogar ein Liebesgedicht für ihn geschrieben. Er hatte es zufällig gefunden und in seiner nüchternen Art die Ausdrucks- und Rechtschreibfehler angestrichen. Obendrein hatte er ihr ein Wörterbuch mit Stilratgeber geschenkt. Das hatte Jodies Selbstachtung einen schweren Schlag versetzt.

Seit sie in Houston wohnte und arbeitete, hatte sie Alexander nicht mehr oft getroffen. Mit Ausnahme von Weihnachten war er nie anwesend, wenn sie Margie für ein paar Tage auf der Ranch besuchte. Sie hatte beinahe das Gefühl, dass er ihr absichtlich aus dem Weg ging.

Aber dann hatte er sie neulich in der Firma besucht. Es war ein Schock für Jodie gewesen, ihn überraschend wiederzusehen, und sie hatte sofort Herzklopfen bekommen.

Bis dahin hatte sie fast schon geglaubt, dass sie über Alexander hinweg war. Seit diesem Besuch war es jedoch noch schlimmer geworden. Sie war zu dem Schluss gekommen, es wäre besser, ihn in Zukunft zu meiden. Glücklicherweise war Houston eine Großstadt, und sie verkehrten nicht in denselben Kreisen, sodass kaum die Gefahr bestand, ihm zufällig über den Weg zu laufen. Jodie wusste nicht einmal, wo Alexander wohnte.

Aber jetzt fühlte sie mitten im Gedränge seinen durchdringenden Blick auf sich ruhen. Sie umklammerte den Griff ihrer Reisetasche wie einen Rettungsanker, weil sie plötzlich ganz weiche Knie bekam.

Er steuerte zielsicher, ohne nach rechts oder links zu blicken, auf sie zu. Sie konnte sich ihn gut als Agenten vorstellen. Einmal in Aktion getreten, würde er sich durch nichts und niemand aufhalten lassen.

Er wirkte sehr gefährlich, aber auch ungemein sexy. Seine geschmeidigen Bewegungen erinnerten sie an einen Tiger. Alexander hatte sie schon immer fasziniert, obwohl er etwas Arrogantes an sich hatte.

Mittlerweile hatte er Jodie erreicht und musterte sie. Sie hatte den Eindruck, dass seine grünen Augen unter den dicken schwarzen Augenbrauen heute noch intensiver als sonst leuchteten. Sein glattes schwarzes Haar war für ihren Geschmack ein wenig zu kurz geschnitten.

„Du hast dich verspätet“, begrüßte er sie nicht gerade freundlich.

„Leider konnte ich das Flugzeug nicht selbst fliegen“, konterte sie. „Ich war auf den Piloten angewiesen.“

„Gehen wir. Mein Wagen steht im Parkhaus.“

„Margie hatte doch versprochen, mich abzuholen“, brummte Jodie und zog ihre Tasche hinter sich her.

„Margie wusste aber, dass ich ohnehin zum Flughafen fahren würde. Da hat sie mich gebeten, dich aufzulesen“, erklärte er mit übertriebener Geduld, als würde er zu einem Kind sprechen. „Frauen sind ja nie pünktlich.“

Die Reisetasche kippte wohl zum zehnten Mal um. Jodie gab es auf und nahm die schwere Tasche in die Hand. „Du könntest mir ruhig deine Hilfe anbieten.“

Alexander zog die Brauen hoch. „Ich werde mich doch nicht wegen einer Frau abschleppen.“

Sie warf ihm einen wütenden Blick zu. „Du hast wohl noch nicht gehört, dass gute Manieren nie aus der Mode kommen.“

Seine grünen Augen funkelten amüsiert. „Soweit ich weiß, hatte ich noch nie welche.“

„Ich hasse dich!“ Jodie stand der Schweiß auf der Stirn, als sie Alexander mit ihrem Gepäck folgte.

„Das ist wenigstens mal etwas anderes.“ Alexander schob lässig das Jackett zurück, um seinen Autoschlüssel aus der Hosentasche zu angeln.

Ein Wachmann beobachtete ihn von Weitem dabei und musste Alexanders Pistole entdeckt haben. Alexander schaltete sofort, als der Mann auf ihn zukam, und griff seelenruhig in seine Brusttasche, um seine Dienstmarke und seinen Personalausweis herauszunehmen.

Er präsentierte sie dem Wachmann, ehe der ihn dazu aufforderte.

„Es dauert nur ein paar Minuten, Sir.“ Der Mann nahm die Ausweise, trat zur Seite und gab die Nummern über Funk durch.

„Vielleicht stehst du auf der Fahndungsliste“, meinte Jodie hoffnungsvoll. „Oder er sperrt dich so lange ein, bis Washington bestätigt, dass du ein Agent bist und diese Waffe tragen darfst.“

„Wenn er das macht, kann er sich morgen einen neuen Job suchen“, erwiderte Alexander locker. Aber er verzog dabei keine Miene, und Jodie war klar, dass er meinte, was er sagte.

Mittlerweile war der Wachmann zurückgekommen, um Alexander seine Ausweise auszuhändigen. „Entschuldigung, Sir, aber ich muss alle verdächtigen Personen überprüfen.“

Alexander musterte ihn kritisch von oben bis unten. „Warum überprüfen Sie dann nicht den Gentleman in dem hellen Seidenanzug dort? Man sieht doch von hier aus, dass er sehr nervös ist.“

„Danke für den Tipp.“ Schon ging der Sicherheitsmann auf den Verdächtigen zu.

„Du hättest ihm deine Waffe leihen können“, bemerkte Jodie spitz.

Alexander warf einen verächtlichen Blick auf die Revolvertasche des Wachmanns. „Der hat doch selber eine, auch wenn das Ding nicht viel taugt.“

Darauf schüttelte Jodie nur den Kopf. „Ja, ja, Männer und ihre Schießeisen.“

„Du mit deinem frechen Mundwerk brauchst überhaupt keine Waffe.“

Jodie holte aus, um Alexander gegen das Schienbein zu treten, verfehlte ihn jedoch und hätte beinahe das Gleichgewicht verloren.

„Ein tätlicher Angriff auf ein Mitglied der Strafverfolgungsbehörden ist ein schweres Vergehen“, erklärte er, ohne mit der Wimper zu zucken, und beschleunigte seine Schritte.

Jodie folgte ihm, kochend vor Wut.

Im Parkhaus übernahm es Alexander zwar, Jodies Reisetasche im Kofferraum seines Wagens zu verstauen, Jodie musste sich jedoch selbst die Beifahrertür des weißen Jaguar der S-Klasse öffnen.

Von seinem Gehalt als Agent hätte Alexander sich das Luxusgefährt ganz sicher nicht leisten können. Aber Jodie wusste, dass er und seine Schwester von ihrer Mutter ein beträchtliches Vermögen geerbt hatten. Die beiden hatten es gar nicht mehr nötig zu arbeiten. Während Margie es genoss, ihren Hobbys nachzugehen und das gesellschaftliche Leben pflegte, weigerte sich Alexander, allein von seinem Erbe zu leben. Das war ein Zug von ihm, der Jodie sehr beeindruckte.

Nachdem die beiden schweigend aus dem Parkhaus gefahren waren, griff Alexander den Fehdehandschuh wieder auf. „Wie geht es deinem Lover, Jodie?“

„Ich habe keinen Lover.“

„Nein? Aber du würdest sicher gern einen haben, nicht wahr?“

„Er ist mein Chef, sonst nichts.“

„So ein Pech! Als ich dich neulich in deinem Büro besuchte, wirkte das aber anders auf mich. Du hast ihn richtig angehimmelt.“

„Er sieht eben gut aus.“

Alexander zog arrogant die Brauen hoch. „Für gutes Aussehen wird man bei der Drogenfahndungsbehörde nicht befördert.“

„Du musst es ja wissen. Schließlich arbeitest du schon die Hälfte deines Lebens dort.“

„Nicht ganz die Hälfte. Ich bin dreiunddreißig.“

„Also schon mit einem Fuß im Grab.“

Er warf ihr einen gekränkten Blick zu. „Du bist, glaube ich, fünfundzwanzig. Bist du noch nie verlobt gewesen?“

Seine Worte hatten sie tief getroffen. Bis vor ein paar Monaten hatte sie nämlich über dreißig Pfund Übergewicht auf die Waage gebracht und sich selbst nicht mehr leiden können. Immer noch war sie unsicher, was ihren Stil anbetraf. Meistens trug sie viel zu weite Sachen, die ihre schöne schlanke Figur nicht zur Geltung brachten.

Jodie verschränkte abwehrend die Arme vor der Brust. „Ich halte das nicht aus. Nach diesem Wochenende werde ich reif für den Psychiater sein.“

Alexander lächelte boshaft. „Das wäre es mir schon wert, dich drei Tage lang zu ertragen.“

Jodie reagierte nicht darauf, sondern schaute zum Fenster hinaus. „Dabei hat mir Margie versprochen, sie würde mich am Flughafen abholen“, murmelte sie.

„Mir hat sie gesagt, du fändest es sicher toll, wenn ich dich abholen würde. Gib’s zu, du schwärmst immer noch für mich, nicht wahr?“

„Nein, sie hat gelogen! Ich habe nicht gesagt, dass ich es toll fände, dich zu treffen!“, rief Jodie wütend. „Ich bin nur nach Jacobsville geflogen, weil Margie mich darum gebeten hat und mich abholen wollte. Sonst wäre ich mit einem Leihwagen gekommen.“

„Lieber nicht, das wäre Selbstmord gewesen …“, er guckte entsetzt, „… oder auch Mord, je nachdem.“

„Unsinn, ich kann Auto fahren.“

„Du hast einen Führerschein, meinst du.“

In diesem Moment scherte er aus, um einen langsameren PKW zu überholen. Für den starken Motor des Jaguar ein Kinderspiel, er schnurrte wie eine große Katze. Alexander stand das Vergnügen, über so viel Power zu verfügen, im Gesicht geschrieben.

Jodie schnaubte verächtlich. „Ich gefährde andere Autofahrer jedenfalls nicht, indem ich sie mit so einem Affenzahn überhole.“

„Von wegen Affenzahn, ich halte mich an das Tempolimit“, verteidigte er sich. Dann musterte er sie mit schnellem Blick. „Du hast mächtig abgenommen. Ich hätte dich fast nicht erkannt, als ich neulich bei dir in der Firma war.“

„Logisch, dass ich anders aussah, als ich noch so fett war.“

„Du warst niemals fett, du warst üppig“, verbesserte er sie mit ernster Miene. „Das ist ein Unterschied.“

Das verunsicherte sie nur noch mehr. „Ich hatte furchtbar viel Übergewicht.“

„Und du denkst, Männer mögen es, streicheln am liebsten Haut und Knochen?“

Unbehaglich rutschte sie auf ihrem Sitz hin und her. „Was weiß ich.“

„Du hast zu wenig Selbstbewusstsein. Das ist dein Problem, sonst bist du ganz okay, Jodie. Bis auf dein freches Mundwerk natürlich.“

„Das musst du gerade sagen.“

„Bei mir ist das etwas anderes. Wenn ich die Leute nicht anschnauze, hören sie mir nicht zu.“

Sie schüttelte ungläubig den Kopf. „Das brauchst du gar nicht. Wenn du böse guckst, kriegen alle schon Angst vor dir und ergreifen die Flucht.“

„Das muss auch so sein.“ Diesmal lächelte Alexander ohne Hintergedanken. „Ehrlich gesagt, ich übe jeden Morgen vor dem Spiegel.“

Jodie verschlug seine Offenheit die Sprache.

Er fuhr fort: „Hast du schon ein Kostüm für Halloween?“

„Wie kommst du darauf?“

„Margie wird im November eine ganz große Halloweenparty geben, halb Jacobsville ist eingeladen, in Betttüchern und albernen Masken zu uns zu kommen und kandierte Äpfel zu essen.“

„Wie kostümierst du dich?“

„Als Drogenfahndungsagent.“

Jodie verdrehte die Augen.

„Ich werde einen sehr überzeugenden Agenten abgeben.“

„Das bezweifle ich nicht. Vorige Woche ist auf den Bahamas im Auto eines berüchtigten Drogendealers eine Bombe hochgegangen. Perino hieß er. Hattest du etwas mit der Sache zu tun?“

„Die Drogenfahndung bringt nicht so einfach Leute um.“

„Einer muss es ja gewesen sein.“

„Sicher, aber Drogendealer bringen sich meistens gegenseitig um. Perino war ein mächtiger Drogenboss. Vermutlich steckt ein Konkurrent aus der Szene hinter dahinter.“

„Übrigens, erinnerst du dich an Micah Steel aus Jacobsville? Der ist auch auf die schiefe Bahn geraten und hat mit Drogen gedealt. Aber dann hat er Callie Kirby geheiratet, sein Medizinstudium zu Ende gebracht und jetzt arbeitet er als Arzt im Krankenhaus.“

„Klar weiß ich das. Die beiden sind sogar schon Eltern eines kleinen Mädchens.“

„Was für ein Glück Callie hat“, sagte Jodie mehr zu sich selbst als zu Alexander und schaute wieder gedankenverloren aus dem Fenster. „Sie erzählte schon in der Schule, dass sie später heiraten und Kinder haben wollte. Für Micah Steel hat sie auch schon als Teenager geschwärmt.“

Alexander wirkte auf einmal sehr interessiert. „Wolltest du nicht auch immer heiraten, Jodie?“

Sie antwortete nicht darauf, sondern wechselte das Thema. „Wo Perino jetzt tot ist, hast du da weniger zu tun?“

Er lachte kurz auf. „Es ist schon jemand in Perinos Fußstapfen getreten. Sein Nachfolger ist ein Peruaner, der in Mexiko lebt. Wir wissen sogar, dass er Komplizen in Houston hat, die ihm helfen, das Rauschgift in die Vereinigten Staaten zu schmuggeln.“

„Weißt du schon, wer das ist?“

Alexanders Miene erstarrte. „Na klar, ich werde dir gleich die Namen aufzählen.“

„Sei nicht so zynisch, Cobb.“

„Du und Derek seid die Einzigen, die mich mit meinem Nachnamen anredet, Jodie“, bemerkte er vorwurfsvoll. „Außer den Leuten, mit denen ich beruflich zu tun habe.“

„Du nennst mich auch nicht bei meinem richtigen Namen.“

„Wieso nicht?“ Er legte die Stirn in Falten. „Ach so, du meinst, ich sollte dich Jordana nennen. Nein, der Name passt nicht zu dir.“

„Ich weiß schon, dass ich nicht wie eine Jordana aussehe.“ Jodie seufzte. „Aber meine Mutter hatte nun mal eine Vorliebe für seltsame Namen, sogar bei ihren Katzen.“

Der Gedanke an ihre tote Mutter machte sie traurig. Ausgerechnet in ihrem ersten Urlaub seit Jahren waren ihre Eltern in Florida ums Leben gekommen. Sie hatten nicht geahnt, was es dort für gefährliche Strömungen im Meer gab.

Alexanders Stimme riss Jodie aus ihren Erinnerungen. „Deine Mutter war eine sehr liebe Frau. Es tut mir so leid um sie und um deinen Vater.“

„Ja, er war ebenfalls ein sehr lieber Mensch.“

„Komisch, dass du nicht mehr von deinen Eltern hast.“

Diese Bemerkung klang sehr ernüchternd für Jodie. Das war wieder der alte Alexander. „Halt den Mund, Cobb. Ich könnte auch so manches von dir sagen.“

„So? Was denn? Etwa, dass ich ein attraktiver, intelligenter junger Mann bin, der Schwarm aller Frauen.“ Er sah kurz zu ihr rüber, bevor er in die Auffahrt zur Ranch einbog. „Ich habe da noch eine Frage an dich, Jodie. Schläfst du mit diesem überspannten Typen, der dein Chef ist?“

„Er ist nicht überspannt!“, widersprach sie gekränkt.

„Er bestellt Tofu und Quiche zum Lunch, er fährt ein uraltes rotes Kabriolett, er spielt Tennis und er versteht überhaupt nichts von Computerprogrammen.“

Das hörte sich in Jodies Ohren ganz nach einem Dossier an. „Du hast ihn überprüft!“, rief sie entrüstet. „Wie gemein!“

Alexander sagte nichts darauf, er lächelte nur zynisch.

2. KAPITEL

Jodie war außer sich vor Empörung. „Was fällt dir ein, im Leben von anderen Leuten herumzuschnüffeln? Das ist doch verboten!“

Alexander schüttelte bedächtig den Kopf. „Da irrst du dich. Ich suche nämlich den neuen Drogendealer für Houston. Da muss ich dem geringsten Verdacht nachgehen.“ Nach einer kleinen Pause gestand er: „Ich habe sogar dich überprüfen lassen.“

„Mich?“

Er nickte. „Aber ich hätte mir gleich denken können, dass es nichts bringen würde. Du hast kaum Kontakte und lebst wie eine Nonne.“

„Vielleicht sollte ich wirklich ins Kloster gehen, damit …“

„Unsinn, das mit der Nonne sagt man doch nur so“, unterbrach er sie. „Aber du bist das ganze Jahr nicht abends mit einem Mann ausgegangen. Und das, obwohl es doch allein in deinem Apartmenthaus eine Menge ansehnlicher Junggesellen gibt.“ Er schaute Jodie prüfend an. „Solltest du immer noch in mich verliebt sein?“

Sie schnaubte verächtlich. „Natürlich bin ich das. Ich bin nur hergekommen, um dich anzuhimmeln und deine Freundinnen zu vergiften.“

Da musste selbst Alexander lachen. „Okay, ich verstehe.“

Sie kam auf das eigentliche Thema zurück. „Wen in der Firma von meinen Kollegen verdächtigst du?“

Er zögerte. „Ich kann es dir noch nicht sagen. Es ist bisher nur ein Verdacht.“

„Aber ich könnte dir helfen, den Dealer zu entlarven“, schlug sie vor. „Natürlich müsstest du mir eine Waffe besorgen, damit ich mich schützen kann.“

Wieder lachte Alexander amüsiert. „Du schießt wahrscheinlich genauso schlecht, wie du Auto fährst, Jodie.“

„Wenn ich genug Übung hätte, wäre ich sicher keine schlechte Schützin. Aber was soll ich machen? Mein Vermieter mag es gar nicht, wenn man in den Apartments herumballert.“

„Halte dich an Margie. Sie kann dir das Schießen ebenso gut beibringen wie ich.“

„Ich wüsste nicht, dass ich dich gebeten hätte, mir irgendetwas beizubringen.“

„Wenigstens nicht in der letzten Zeit“, bestätigte er ihr.

Mittlerweile hatten sie die Ranch erreicht, und Alexander parkte den Wagen vor dem Haus. Margie hatte sie wohl vorfahren hören. Sie stand bereits vor der Eingangstür auf der kleinen Veranda.

Sie war groß und schlank wie ihr Bruder, hatte seine grünen Augen, aber ihr dunkles Haar schimmerte in lebhaften Kastanientönen. Jodie bekam bei ihrem Anblick immer Minderwertigkeitskomplexe, so attraktiv sah ihre Freundin aus in den schicken Sachen, die sie selbst entworfen hatte.

Margie lief auf Jodie zu und umarmte sie lachend. „Ich bin ja so froh, dass du gekommen bist!“

„Ich hatte fest damit gerechnet, dass du mich vom Flughafen abholen würdest“, erklärte Jodie ein wenig vorwurfsvoll.

Margie stutzte. „Ach, ja, richtig!“, rief sie dann. „Weißt du, ich saß über einem Entwurf und hatte die Zeit vergessen. Lex war schon zum Flughafen gefahren, um Kirry abzuholen. Die hat mich jedoch im letzten Moment angerufen, dass sie es nicht vor morgen Nachmittag schafft, hier zu sein. Das hab ich Lex per Handy mitgeteilt und ihn gebeten, dich abzuholen.“

Jodie wusste, dass Kirry Alexanders neuste Freundin war. Sie kannte sie flüchtig, und die elegante Einkäuferin war ihr nicht gerade sympathisch. Es wäre ihr furchtbar unangenehm gewesen, mit Kirry zusammen in Alexanders Wagen zu fahren.

„Kirry hat mir versprochen, sich morgen meine neuen Sachen anzuschauen. Sie kommt gerade aus Paris zurück“, erzählte Margie begeistert. „Natürlich soll sie sich auch auf der Party amüsieren. Ich gebe diese Party ja eigentlich für sie.“

Jodie sank der Mut, obwohl sie sich bemühte, sich nichts anmerken zu lassen. Das ganze Wochenende würde sie mit ansehen müssen, wie Kirry und Alexander herumturtelten. Warum hatte sie sich nur zu diesem Besuch überreden lassen?

Alexander schaute auf seine Uhr. „Ich muss noch ein paar Telefonate erledigen, dann fahre ich in die Stadt, um das bestellte Material für die Zäune abzuholen.“

„Dafür haben wir einen Vormann“, erinnerte ihn seine Schwester.

„Chayce ist übers Wochenende zu seinen Eltern nach Georgia gefahren, weil sein Vater im Krankenhaus liegt.“

„Davon hast du mir nichts gesagt.“

„Hätte ich’s dir sagen sollen? Es hätte nichts daran geändert.“

Margie schüttelte den Kopf. „Zufällig wohne ich hier.“ Aber ihr Bruder hatte sich bereits umgedreht und verschwand im Haus.

„Ich fühle mich richtig fehl am Platz bei dieser Party für Kirry“, sagte Jodie zu Margie. „Alexander scheint mir auch ärgerlich zu sein.“

„Na hör mal, das ist hier auch meine Ranch, und ich kann einladen, wen ich will.“ Indirekt gab Margie damit zu, dass sie darüber diskutiert hatten, ob sie Jodie einladen sollten. Das verletzte Jodie.

„Du bist meine beste Freundin, Jodie, und ich brauche dich an meiner Seite“, fuhr Margie unbekümmert fort. „Kirry ist so elegant, so weltgewandt. Ich weiß, dass sie das Landleben eigentlich hasst, und das verunsichert mich. Auf der anderen Seite möchte ich, dass sie meine Kollektion in dem Kaufhaus, für das sie arbeitet, ausstellt.“ Sie legte den Arm um Jodie. „Außerdem gehen mir Kirry und Lex auf die Nerven, wenn ich mit ihnen allein bin.“

Und was ist mit meinen Nerven? schoss es Jodie durch den Kopf. Und erst mit meinem Herzen, wenn ich die beiden zwei Tage lang zusammen sehen muss? Sie sagte jedoch nichts, sondern lächelte nur höflich. Sie war Margies Freundin und verdankte ihr so viel. Selbst wenn es ihr das Herz brechen würde, den Mann, den sie liebte, mit der schönen Kirry Dane zu sehen, sie konnte ihre Freundin nicht im Stich lassen.

Bevor sie ins Haus gingen, blieb Margie noch einmal stehen. Ihre Stimme klang besorgt. „Du bist doch hoffentlich nicht immer noch in meinen Bruder verliebt?“

„Du und dein Bruder, was ihr bloß immer denkt! Ich bin doch wohl etwas zu alt für solche Schwärmereien!“, rief Jodie. „Im Übrigen gibt es da einen supernetten Kollegen in der Firma. Leider ist er schon mit einer anderen zusammen.“

Margie verzog den Mund. „Mein armes Küken. So geht es dir meistens mit den Männern, nicht wahr?“

„Trample ruhig weiter auf meinem Selbstbewusstsein herum.“

Margie wurde rot. „Was für ein Elefant ich doch bin“, bekannte sie schuldbewusst. „Verzeih mir, Jodie. Ich weiß auch nicht, was mit mir los ist.“ Gleich darauf fuhr sie fort: „O doch, ich weiß es. Mein Cousin Derek ist heute Morgen unangemeldet aufgetaucht. Jessie hat ihm noch nicht mal guten Tag gesagt. Und einer der Cowboys hat mit dem Traktor einen Zaun durchbrochen, um vor ihm Reißaus zu nehmen. Jessie hat sofort darauf bestanden, das Wochenende freizubekommen. Tja, sie ist jetzt in Dallas bei ihrem Bruder, und ich bin ohne Köchin für die Party morgen Abend.“

„Aber du hast mich.“ Jetzt begriff Jodie, warum ihre Freundin so froh war, dass sie da war. Sie kochte ja gern, aber irgendwie hatte es einen bitteren Beigeschmack, nur deshalb geschätzt zu werden.

„Du bist mir doch nicht böse?“, säuselte Margie. „Ich kenne niemanden, der bessere Kanapees als du macht, und kochen kannst du auch toll. Selbst Jessie kopiert deine Rezepte.“

„Nein, das ist schon okay“, log Jodie.

„Du musst mir auch helfen, Derek von Alexander fernzuhalten.“

„Derek!“ Jodie bekam leuchtende Augen. Sie mochte das schwarze Schaf der Familie Cobb sehr. Er war Rodeoreiter und hatte schon alle möglichen Preise gewonnen. Zudem sah er auch wie ein richtiger Westernheld aus – hochgewachsen, muskulös und ein hübsches Gesicht.

An sich hatte er ein bescheidenes Auftreten, wenn er sich nicht mal wieder eine Teufelei ausgedacht hatte. Das Hauspersonal und die Cowboys trieb er mit seinen Streichen zur Verzweiflung. Auch Alexander ging er damit gehörig auf die Nerven. Er hasste ihn, aber dennoch war Derek Margies Lieblingscousin. Dabei war er gar nicht ihr richtiger Cousin, sondern bloß ganz entfernt mit ihr verwandt. Aber das wusste Margie nicht, er hatte es nur Jodie einmal erzählt und sie gebeten, es nicht zu verraten.

„Versprich mir, dass du ihm nicht hilfst, heute irgendwelche Dummheiten anzustellen“, bat Margie ihre Freundin. „Lex weiß noch nicht einmal, dass er hier ist. Ehrlich gesagt, ich hatte noch nicht den Mut, es ihm zu sagen.“

In diesem Moment hörten sie eine dröhnende Stimme. „Margie!“

„Jetzt hat er ihn wohl gesehen“, flüsterte Margie.

„Meine Reisetasche!“ Jodie wollte sie selbst aus dem Wagen holen, um aus der Schusslinie zu kommen.

Aber Margie meinte: „Die wird Lex dir schon aufs Zimmer bringen. Komm erst mal rein.“

Als die beiden eintraten, sahen sie Derek lässig am Treppengeländer lehnen. Seine schwarzen Augen funkelten. Vor ihm stand Alexander, der ein Huhn hochhielt – kein echtes, sondern eins aus Plastik. Es sah jedoch von Weitem täuschend echt aus.

„Ich dachte, du magst Hühner“, erklärte Derek amüsiert.

„Aber nur als Braten“, gab Lex bissig zurück. „Nicht auf meinem Schreibtischstuhl.“

„Zum Braten eignet sich dieses Huhn nicht so gut. Es sei denn, du wolltest die Küche ausräuchern.“

Derek hielt sich den Bauch vor Lachen, bis Alexander ihm das Huhn an den Kopf warf und fluchend zurück in sein Büro ging. Er knallte die Tür so laut hinter sich zu, dass die drei anderen zusammenzuckten.

„Wie konntest du nur, Derek“, sagte Margie kopfschüttelnd.

Derek warf ihr das Huhn zu. Dann machte er einen Schritt nach vorn, umfasste ihre Taille und küsste Margie auf die Nasenspitze. „Wie kannst du von mir erwarten, dass ich mich anständig benehme? Du weißt doch, das liegt mir nicht.“

Danach begrüßte er Jodie. „Hi, Küken!“ Er ließ es sich nicht nehmen, sie zu umarmen und herumzuwirbeln. „Wie geht es meiner Kleinen?“

„Mir geht’s gut, Derek.“ Jodie küsste ihn auf die Wange. „Du siehst großartig sein!“

„Du auch.“ Er musterte sie voller Wärme. „Du Ärmste musstest mit Cobb vom Flughafen hierher fahren. Hat er wieder auf dir herumgehackt?“

Margie stöhnte. „Warum nennst du ihn nicht Lex, Derek?“

„Weil der Name nicht zu ihm passt.“

Jodie beantwortete Dereks Frage. „Ich bin es gewohnt, dass er auf mir herumhackt.“ Sie seufzte. „Ich stehe auf der Liste mit Leuten, die er nicht leiden kann, ganz weit oben.“

„Das könnte man meinen. Er ist ein Dummkopf.“ Derek wandte sich wieder an Margie. „Du hast neue Sachen an, nicht wahr? Dieser Rock gefällt mir.“

Sie lächelte geschmeichelt. „Den habe ich selbst genäht.“

„Ich sag doch, du hast Talent. Wann machst du mal eine Modenschau mit all den tollen Sachen, die du selbst entworfen hast?“

„So etwas bereite ich ja gerade vor. Kirry, die Freundin von Lex, will dafür sorgen, dass ich in dem Kaufhaus, für das sie arbeitet, meine Sachen präsentieren kann.“

„Kirry.“ Derek stöhnte laut. „Das ist eine vergiftete Blume, schlimmer als Rachel.“

„Sprich nicht von Rachel!“

„Gegen Kirry war die doch noch harmlos“, erwiderte Derek mit entwaffnender Offenheit. „Kirry ist eine Aufsteigerin, bei der ständig das Dollarzeichen in den Augen aufblitzt. Wenn ihr mich fragt, sie ist nicht nur auf Cobbs Körper scharf.“

„Lex mag sie aber“, erwiderte Margie.

„Steaks und Gemüse mag er auch.“ Derek schnitt eine fürchterliche Grimasse, sodass Jodie lachen musste.

Darauf wandte er sich an sie. „Warum interessiert er sich nicht für dich? Du wärst die Richtige für ihn.“

„Quatsch!“ Jodie beeilte sich zu lächeln. „Ich bin überhaupt nicht sein Typ.“

Derek ließ sich nicht davon beeindrucken. „Du hast ein gutes Herz und bist überhaupt nicht materialistisch, Jodie. Du magst Hunde, Katzen und Kinder, und du bist keine Nachteule. Eigentlich würdet ihr perfekt zusammenpassen.“

„Er geht aber gern ins Theater und in die Oper.“

„Du etwa nicht?“

Margie zupfte Derek am Ärmel. „Komm, lass uns Kaffee trinken. Dann kannst du uns von deinem letzten Rodeo erzählen. War’s sehr hart zu gewinnen?“

„Wieso weißt du, dass ich Champion geworden bin?“

Margie lächelte ihm zu. „Wann gewinnst du mal nicht bei einem Rodeo?“

Jodie folgte den beiden ins Wohnzimmer. Sie hatte kein gutes Gefühl, wenn sie an das bevorstehende Wochenende dachte.

Als die Gelegenheit günstig war, ließ Jodie Margie mit Derek allein.

Sie ging nach draußen auf die Weide zu den jungen Kälbern. Johnny, einer der älteren Cowboys, kam gleich auf sie zu. Sein Gesicht war faltig, ein Vorderzahn fehlte, seit ihn ein Bulle angegriffen hatte, und seine Sachen waren alt und staubig von der Arbeit, aber er hatte ein Herz aus Gold. Jodie mochte ihn sehr, weil er sie an ihren Vater erinnerte.

„Hallo, Johnny!“, begrüßte sie ihn von ihrem Lieblingsplatz auf dem Holzzaun. Sie trug ausgebleichte Jeans, Stiefel und ein langärmliges kariertes Hemd. Das blonde Haar hatte sie zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. Damit sah sie fast wie ein zwölfjähriges Mädchen aus.

Er grinste freundlich. „Hi, Jodie! Willst du dir meine Babys anschauen?“

„Na klar.“

„Sind sie nicht niedlich?“ Er setzte sich neben Jodie auf den Zaun und musterte die hübschen rotbunten Kälbchen liebevoll.

„Die sind wahnsinnig süß!“ Jodie seufzte. „So etwas vermisse ich wirklich in Houston. Man kommt dort höchstens mal beim Rodeo in die Nähe von Viehzeug.“

„Mein armes Mädchen, du hast damals alles auf einen Schlag verloren.“

Er hatte ja so recht. Als sie ihre Eltern verlor, hatte sie auch die kleine überschuldete Farm verkaufen müssen, und ihr Zuhause wurde das Studentenheim. „Die Zeit heilt alle Wunden, Johnny“, erwiderte sie lächelnd. „Außerdem kann ich ja manchmal herkommen.“

„Ich wünschte, du würdest öfter kommen. Diese Lady, die den Boss besucht, kann weder Vieh noch Cowboys leiden. Ich glaube, die hat Angst, sich schmutzig zu machen, wenn sie nur mit uns spricht.“

Jodie klopfte ihm sanft auf die Schulter. „Wir haben alle unser Päckchen zu tragen.“

Er nickte zustimmend. „Das mag wohl sein. Warum ziehst du nicht wieder in die Gegend, Jodie? In Jacobsville gibt es eine Menge neuer Jobs. Der Polizeichef sucht gerade eine neue Sekretärin, hab ich gehört.“

Sie kicherte. „Für Cash Grier würde ich nicht arbeiten. Man sagt, seine letzte Sekretärin hat ihm den Papierkorb samt alten Kaffeebechern und schmutzigen Taschentüchern über den Kopf geschüttet.“

„Es eignet sich eben nicht jeder für die Arbeit bei der Polizei“, bemerkte Johnny lachend.

Hinter ihrem Rücken hörte Jodie eine ihr wohlbekannte tiefe Stimme. „Hast du nichts zu tun, Johnny?“

Johnny sprang vom Zaun. „Ich hatte gerade vor, den Pferdestall auszumisten, Boss. Aber vorher wollte ich Miss Jodie noch guten Tag sagen.“

„War nett, dich zu treffen, Johnny“, warf Jodie ein.

„Ganz meinerseits.“ Er tippte mit dem Zeigefinger an seine Hutkrempe und ging langsam Richtung Scheune.

„Dass du mir die Leute nicht von der Arbeit abhältst“, knurrte Alexander.

Jodie ließ sich vom Zaun gleiten. „Johnny kannte meinen Vater. Ich wollte nicht unhöflich sein.“ Sie ließ Alexander stehen und schlug den Weg zum Haus ein.

„Läufst du vor mir weg?“

„Ich habe nur keine Lust, als Prügelknabe herzuhalten.“

Er zog arrogant die Brauen hoch. „Du bist doch kein Junge.“

„Du weißt schon, wie’s gemeint war. Du bist doch nur ärgerlich, weil Derek hier ist und Kirry noch nicht, und an mir lässt du deine schlechte Laune aus.“

Ihre Worte mussten ihn getroffen haben, denn er erwiderte nichts darauf. Jodie hatte Alexander schon immer schneller durchschauen können als seine Schwester.

„Aber Derek will ja morgen früh schon wieder fahren, und Kirry kommt doch morgen Nachmittag“, fuhr sie versöhnlich fort. „Über Nacht wird Derek nichts anstellen. Außerdem mag Margie ihn sehr, vergiss das nicht.“

„Er ist nichts für sie, dieser Windhund. Er ist viel zu oberflächlich.“

Jodie stöhnte. „Immer, wenn du jemanden nicht akzeptieren willst, wirfst du ihm vor, oberflächlich zu sein.“

Alexander starrte sie nur mit düsterem Blick an.

„Ich werde jetzt mal zu Margie gehen und mich ums Essen und Trinken kümmern“, erklärte sie. „Sonst gibt es wieder nur Pizza aus der Tiefkühltruhe.“

„Und was schwebt dir vor?“

„Hähnchen in Weißwein mit Reis und frischem Spargel vielleicht, zum Nachtisch Obstsalat und eine Mokkatorte.“

„Das hört sich so an, als wenn du kochen könntest.“

Sie hatte sich schon zum Gehen gewandt und warf ihm ärgerlich einen Blick über die Schulter zu. „Hast du das bis jetzt noch nicht gemerkt? Margie hat noch kein einziges Mal gekocht, wenn ich euch am Wochenende besucht habe.“

Darauf nickte Alexander nur nachdenklich.

Das Essen war ein voller Erfolg für Jodie. Ihr war in der Küche zwar ein wenig warm geworden von der ungewohnten Anstrengung, aber dafür schmeckte alles ganz fantastisch.

Margie und Derek gaben jedes Mal wenn sie etwas probierten, begeisterte Kommentare ab. Nur Alexander blieb ungewöhnlich still. Die Mokkotorte schien ihm besonders zu schmecken. Er gönnte sich sogar noch ein zweites Stück.

Während er seinen Kaffee austrank, musterte er seine Schwester vorwurfsvoll. „Warum hast du mir immer vorgemacht, dass du gekocht hättest, wenn Jodie hier war und die Köchin freihatte?“

Ihr schlechtes Gewissen ließ Margie erröten. „Das habe ich nur getan, weil du immer so ein Theater machst, wenn Jessie nicht da ist.“

Wütend warf Alexander seine Serviette hin und stand geräuschvoll auf. „Ich finde, es war auch Jodie gegenüber nicht fair.“

„Das musst du gerade sagen“, verteidigte sich Margie und machte die Sache damit noch schlimmer. „Du bist immer dagegen, wenn ich Jodie einladen möchte. Dabei weißt du doch, dass sie keine Familie außer uns mehr hat.“

Jodie war ebenfalls aufgestanden und machte sich eifrig daran, das Geschirr abzuräumen. Sie gab zwar keinen Kommentar zum Streit der Geschwister ab, fühlte sich jedoch doppelt gekränkt. Zum einen, weil Alexander sie nicht akzeptierte, zum anderen, weil ihre beste Freundin sich die ganze Zeit mit ihren Federn geschmückt hatte.

„Warte, ich helfe dir abräumen, Jodie.“ Derek warf vernichtende Blicke auf Bruder und Schwester. „Ihr könntet beide ein Sensibilitätstraining gebrauchen. Müsst ihr so auf Jodies Gefühlen herumtrampeln? Ihr seid mir eine schöne Ersatzfamilie!“ Er schob Jodie vor sich her in die Küche und schloss ärgerlich die Tür hinter ihnen.

Jodie versuchte ihn zu beruhigen. „Reg dich nicht auf, Derek. Ich nehme mir das nicht so zu herzen und höre Alexander kaum zu, wenn er wütend ist.“

Derek sah jedoch den Schmerz in ihrem schönen weichen Gesicht. „Alexander benimmt sich wie ein Riesenrhinozeros. Dabei ahnt jeder außer ihm selbst, dass er dir viel bedeutet.“

„Du bist so lieb.“

„Ich mag ja ein netter Kerl sein, aber das nützt mir nichts. Die Frauen sind hinter Cobb her. Je fieser er sich benimmt, desto verrückter sind sie nach ihm.“

„Eines Tages wirst du eine liebe, nette Frau kennenlernen. Die wird ganz bestimmt zu schätzen wissen, was sie an dir hat, Derek.“

Er lachte leise. „Und wie wäre es mir dir?“

„Ich finde dich zwar sehr sympathisch, aber ich habe meine Augen auf einen anderen geworfen. Er arbeitet bei mir in der Firma, ein toller Mann. Seine Freundin behandelt ihn wie den letzten Dreck. Er verdient etwas Besseres.“

„Er kann froh sein, dass du dich für ihn interessierst.“

Jodie lächelte nur.

Die zwei standen immer noch zusammen, als Alexander in die Küche stürmte. Er schien die Situation offensichtlich falsch einzuschätzen, und Jodie nahm hastig ihre Hand von Dereks Schulter.

„Möchtest du noch etwas über unerwünschte Besucher sagen?“, fragte Derek ihn voller Verachtung.

Alexander verzog das Gesicht. „Margie hat es nicht so gemeint.“

„Margie meint nie etwas so, wie sie es sagt“, erwiderte Derek kühl. „Das ändert nichts an der Tatsache, dass ihre Worte sehr verletzen können. Sie sollte sich das mal vorher überlegen. Aber sie ist immer nur mit sich selbst beschäftigt, alles dreht sich allein um ihre Bedürfnisse. Jodie zum Beispiel ist hier, um Kanapees für die Party morgen Abend zu machen. War dir das nicht klar?“

Inzwischen war auch Margie kleinlaut in die Küche gekommen. „Ja, ich bin ein Ekel“, bekannte sie. „Ich benehme mich rücksichtslos. Dennoch mag ich Jodie sehr, und das weiß sie besser als du, Derek.“

„Du hast aber eine seltsame Art, deine Zuneigung zu zeigen, Honey“, erklärte er jetzt etwas sanfter. „Jodie einzuladen, damit sie deine Party vorbereitet, beweist überhaupt nicht, dass du sie gern hast.“

Margie senkte verlegen den Blick. „Du kannst zurück nach Houston fahren, wenn du möchtest, Jodie. Es tut mir sehr, sehr leid. Ich wollte dich nicht ausnutzen.“

„Unsinn, es macht mir doch gar nichts aus zu kochen!“ Jodie ging zu ihrer Freundin und drückte sie. „Ich hätte es dir doch sofort sagen können, wenn ich keine Lust dazu gehabt hätte. Derek will mich nur in Schutz nehmen.“

Margie schaute ihren Cousin überrascht an. „Wie nett von dir.“

„Komm gefälligst her und hilf beim Abwaschen“, forderte er sie auf. „Oder vertragen deine Hände kein heißes Spülwasser?“

„Wir besitzen eine Spülmaschine“, warf Alexander ein.

„Ach, du kennst dich also in der Küche aus?“

Alexander beschimpfte ihn mit einem unflätigen Wort und flüchtete aus der Küche.

„Eins zu null mir mich“, sagte Derek zufrieden zu Margie.

„Lass das, Derek“, bat Jodie. „Sonst wirft Margie dich raus, und ich muss die beiden und Kirry allein ertragen.“

„Kirry?“ Er wandte sich gleich wieder an Margie. „Du hast Kirry eingeladen?“

Sie zuckte hilflos die Schultern. „Ja, sie soll unser Ehrengast sein.“

„Wo bin ich hier nur hingeraten!“ Derek ging gleich auf die Tür zu. „Tut mir leid, Honey! Ich bin kein Masochist, dass ich fähig bin, einen ganzen Abend mit der zickigen Kirry zu verbringen. Da lande ich noch im Irrenhaus. Ich mach mich lieber aus dem Staub.“

„Aber du bist doch heute Morgen erst gekommen.“

Derek drehte sich an der Tür noch einmal um. „Du hättest mir sagen sollen, für wen du diese Party gibst. Ich hätte deine Einladung niemals angenommen.“ Dann wandte er sich an Jodie: „Kommst du mit zurück nach San Antonio? Wir könnten auf eine Fiesta gehen.“

„Aber Jodie ist meine Freundin!“, rief Margie

„Ist sie nicht, sonst würdest du sie nicht zwingen, Kirry das ganze Wochenende über zu ertragen.“

„Lasst mich mal eben durch, ich möchte nicht in eure Schusslinie geraten!“ Mit erhobenen Händen ging Jodie an ihnen vorbei ins Esszimmer, um das restliche Geschirr abzuräumen. Sie hatte ein gequältes Lächeln aufgesetzt.

Als sich die Tür hinter ihr geschlossen hatte, trat Derek näher zu Margie heran. „Tu bloß nicht so, als ob du nicht wüsstest, was Jodie für deinen Bruder empfindet.“

Margie runzelte die Stirn. „Aber sie hat mir selbst gesagt, dass sie längst Jahre über ihre Schwäche für ihn hinweg ist.“

„Sie lügt“, erwiderte Derek. „Jodie liebt ihn immer noch, auch wenn euch beiden das nicht bewusst ist. Und es ist jedes Mal eine Tortur für sie, Kirry zu treffen. Was meinst du, wie sie sich fühlen wird, wenn sie den ganzen Abend mit ansehen muss, wie Kirry deinen Bruder bezirzt?“

„Aber sie doch gesagt …“

Er unterbrach Margie einfach. „Hast du etwa erwartet, sie gesteht dir, dass sie immer noch in Cobb verliebt ist? Ich hätte dir etwas mehr Einfühlungsvermögen zugetraut, Marge.“

„Nenn mich nicht Marge!“

Er beugte sich zu ihr und küsste sie auf die halb geöffneten Lippen, sodass sie überrascht nach Luft rang. „Mir hättest du so etwas sicher auch nicht zugetraut“, erklärte Derek danach schmunzelnd.

„Du bist … mein Cousin!“, rief Margie.

„Aber wir sind nicht blutsverwandt, meine Süße. Eines Tages werde ich herkommen, dich einfach über meine Schultern legen und entführen. Dann kann Cobb sehen, was er ohne dich macht.“ Er zwinkerte ihr zu und verschwand durch die Tür. „Bis dann, Darling!“

Margie schaute ihm wie entgeistert nach. Sie hielt immer noch die Hand an ihre Lippen, als Jodie mit einem Stoß Teller wieder in der Küche auftauchte. „Was ist dir denn passiert?“

„Derek hat mich geküsst“, stammelte Margie.

„Das tut er doch immer.“

Margie schluckte. „Nicht so wie heute.“

Jodie konnte sich ein wissendes Lächeln nicht verkneifen. „Das wurde aber auch Zeit.“

„Was?“

„Ach, nichts“, antwortete Jodie schnell. „Machst du mir bitte mal die Spülmaschine auf?“

Margie erwachte zwar aus ihrem Trancezustand und half Jodie, sie blieb jedoch seltsam schweigsam.

„Nimm es nicht so schwer, was Derek gesagt hat. Er wollte mir nur einen Gefallen tun. Es macht mir wirklich überhaupt nichts aus, euch bei den Vorbereitungen für die Party zu helfen.“ Jodie hielt kurz inne. „Ach, Margie, ich verdanke dir und Alexander so viel!“

„Du verdankst uns überhaupt nichts“, erklärte Margie entschieden. „Nein, Jodie, du darfst dich nicht so ausnutzen lassen von mir. Es wäre viel besser, wenn du mal widersprechen würdest.“

„Ich weiß, ich bin zu nachgiebig. Das ist auch der Grund, warum ich in der Firma noch nicht mehr erreicht habe. Ich scheue die Konfrontation.“

„Du hast als Kind wahrscheinlich genug Streit mitbekommen.“

„Ich habe meine Eltern trotz allem sehr geliebt“, gestand Jodie.

„Aber sie haben sich oft gestritten, das hast du damals selbst erzählt. Genauso wie unsere Eltern. Meine Mutter hasste meinen Vater regelrecht. Um ihn zu vergessen, hat sie furchtbar viel getrunken.“ Margie seufzte. „Manchmal hat sie ihre Wut auch an Alexander ausgelassen, und dadurch hat er eine ziemlich negative Einstellung zu Frauen entwickelt. Sie hat immer auf ihm herumgehackt, und als er auf die high School kam, hatte er einen richtigen Minderwertigkeitskomplex.“

„Oh!“, rief Jodie erstaunt. „Darüber ist er offensichtlich hinweg.“

Margie widersprach. „Eigentlich nicht, sonst würde er nicht solche Freundinnen wie Kirry haben.“

„Ich dachte, du magst sie!“

„In gewisser Weise“, räumte Margie ein. Jodies Bemerkung schien ihr peinlich zu sein. „Ich meine, sie hat eine wichtige Position als Einkäuferin dieses exklusiven Kaufhauses, und vielleicht kann sie mir helfen, dort als Modedesignerin Fuß zu fassen.“

„Oh, Margie“, meinte Jodie nur kopfschüttelnd.

„Ich weiß, man soll Menschen nicht benutzen. Aber ich versuche es wenigstens auf die nette Art zu machen. Ich bedanke mich später immer mit Blumen oder einem Geschenk, nicht wahr?“

„Ja, das stimmt.“ Jetzt musste Jodie lachen. „Komm, lass uns schnell das Geschirr in die Maschine einräumen. Danach kannst du mir erklären, was für Kanapees ich machen soll.“

Jodie erwähnte erst gar nicht, dass es eine Heidenarbeit sein würde, für etwa vierzig Leute, die zur Party eingeladen waren, Kanapees zu machen. Sie würde den ganzen Tag dafür brauchen, zumal sie auch noch etwas zum Lunch kochen musste. Irgendwie werde ich es schon schaffen, dachte sie. Schließlich war Margie ihre beste Freundin.

3. KAPITEL

Jodie war sehr früh aufgestanden, um sich gleich in der Küche an die Arbeit zu machen.

Sie bereitete gerade einen Teig vor, als Alexander in Jeans, Westernstiefeln und einem dezent karierten Hemd erschien. Er war frisch rasiert und sein Haar noch feucht vom Duschen.

„Du willst sicher frühstücken.“ Jodie machte eine einladende Geste, ohne Alexander in die Augen zu schauen. Er beeindruckte sie sehr in seiner perfekt sitzenden Jeans und dem offenen Hemd, das den Blick auf schwarze Brusthärchen freigab. Am liebsten wäre sie ihm um den Hals gefallen.

„Gibt’s Kaffee?“

„Ja, da in der Kanne.“

Er schenkte sich eine Tasse ein und trank, während er ihr zusah, wie sie die Eier für ihn aufschlug. Als sie fertig waren, hob Jodie sie geschickt aus der Pfanne und arrangierte sie auf einem Teller, den sie vor Alexander hinstellte. Auf dem Tisch stand schon eine Platte mit knusprigem Speck und Würstchen, sodass Alexander sich davon selbst bedienen konnte.

„Du isst nichts?“, fragte er.

„Ich hab keine Zeit.“ Jodie hatte mittlerweile den Teig ausgerollt und stach jetzt mit kleinen runden Formen die Böden für die Kanapees aus. „Viele eurer Gäste werden schon zum Lunch hier sein. Da muss ich sehen, dass ich vorher noch alles gebacken bekomme.“

Alexander verzog seinen sinnlichen Mund. „Du weißt ja, dass ich Derek nicht leiden kann. Aber in einer Sache hat er recht. Du lässt dich von Margie ausnutzen.“

„Du und Margie, ihr wart da, als ich sonst niemanden mehr hatte“, sagte sie leise. „Deswegen kann sie jetzt ruhig etwas von mir verlangen.“

„Du verkaufst dich zu billig, finde ich.“

„Aber ich tue es doch gern für sie.“ Jodie schob das Backblech in den Ofen und stellte den Timer ein.

Alexander musterte sie in ihrer unförmigen Hose und dem viel zu großen T-Shirt. „Du trägst diese furchtbar weiten Sachen, als hättest du immer noch Übergewicht.“

Sie schaute ihn erstaunt an. „Im Büro bin ich natürlich besser angezogen.“

„Ich weiß. Aber auch die Klamotten sind viel zu weit, das hab ich selbst gesehen. Du bist doch jetzt schlank. Trag doch mal Sachen, die richtig sitzen.“

Jodie wunderte sich im Stillen, dass er überhaupt auf ihre Garderobe achtete. „Margie ist die Modeexpertin, nicht ich“, erinnerte sie ihn. „Ich bin nicht der Typ, der immer topmodisch aussehen will. Ich bin einfach nur Durchschnitt.“

Alexander runzelte die Stirn, denn diese Haltung missfiel ihm. Jodie verkaufte sich unter Wert. Er und Margie waren vielleicht nicht unschuldig daran, dass Jodie viel zu bescheiden auftrat und alles akzeptierte, als ob sie es nicht besser verdiente. Er verstand jedoch selbst nicht, warum ihn das so ärgerte. Schließlich interessierte Jodie ihn nicht weiter. Sie ist doch überhaupt nicht mein Typ, sagte er sich.

„Kirry kommt heute“, erzählte er Jodie. „Ich werde sie gegen Mittag vom Flughafen abholen.“

Sie zwang sich zu einem Lächeln. „Margie hofft, dass sie ihr helfen kann, ihre selbst entworfenen Sachen zu verkaufen, nicht wahr?“

„Kirry wird es wohl versuchen“, antwortete er. „Aber du musst jetzt erst mal frühstücken, Jodie. Du kannst doch nicht den ganzen Tag arbeiten, ohne etwas zu essen.“

„Ich habe noch keine Zeit.“ Sie bereitete schon das nächste Backblech mit Kanapeeböden vor. „Oder möchtest du den Teig kneten?“

Seine grünen Augen funkelten. „Nein, danke, das klebt ja alles so.“

„Damit habe ich auch, ehrlich gesagt, nicht gerechnet.“

Während er frühstückte und Jodie beobachtete, gingen ihm die seltsamsten Gedanken im Kopf herum. Jodie war wie eine Schwester für ihn, und er fühlte sich in ihrer Gegenwart wohl. Bei fremden Menschen hatte er jedoch oft Probleme. Er wirkte dann unterkühlt, ja arrogant, obwohl er in Wahrheit nur schüchtern war.

Alexander war nämlich ziemlich introvertiert und mischte sich nicht gern unter Leute, mit denen er beruflich nichts zu tun hatte. Es ging ihm da ähnlich wie Jodie, das wurde ihm klar. Sie war auch eher schüchtern, wenn sie fremde Leute traf. Und heute Abend müsste sie auf Menschen eingehen, zu denen sie überhaupt keinen Draht hatte und die sie wahrscheinlich sogar ablehnte.

Kirrys Freunde waren soziale Aufsteiger. Auch Alexander hatte seine Schwierigkeiten mit ihrem Lebensstil. Sie fuhren teure Autos, verbrachten ihren Urlaub in Europa, leisteten sich exklusive Designergarderobe und legten größten Wert darauf, in Kreisen der High Society zu verkehren. Sie prahlten damit, bekannte Leute persönlich zu kennen, von Filmstars über Rennfahrer und Börsengurus bis hin zu berühmten Malern oder Autoren. Sie waren nur auf Status und Geld bedacht, auf den Charakter eines Menschen kam es ihnen nicht an.

„Du wirst unsere Partygäste nicht mögen“, sagte er zu Jodie.

Sie hob den Kopf und schaute Alexander an. „Ich werde sowieso die meiste Zeit in der Küche sein oder servieren“, erwiderte sie unbeeindruckt.

Seine Stimme klang verärgert. „Du bist keine Küchenhilfe, sondern gehörst zu den Gästen.“

„Sag das nicht. Ich habe für eine Party mit Kirry noch nicht einmal das Richtige anzuziehen. Hoffentlich blamiere ich euch nicht zu sehr.“

Er stellte seine Kaffeetasse so heftig auf den Tisch, dass es laut klirrte. „Warum bist du denn dann gekommen?“

„Weil Margie mich darum gebeten hat.“

Ohne ein weiteres Wort stand Alexander auf und ging hinaus. Er befürchtete, dass Jodie diese Party überhaupt nicht genießen würde. Warum hatte Margie nur darauf bestanden, sie einzuladen?

Gegen Mittag trafen die ersten Gäste ein. Alexander hatte Kirry vom Flughafen abgeholt und ihr Gepäck nach oben in das zweite Gästezimmer am Ende des Ganges gebracht, wo auch Jodies Zimmer lag.

Kirry war eine schlanke, elegante Erscheinung. Sie kam ebenso wie die Cobbs aus einer alten wohlhabenden Familie und war sehr gebildet, doch es mangelte ihr an Feingefühl, was sich darin zeigte, dass sie Jodie einfach übersah.

Beim Lunch sprach sie ausschließlich mit Alexander und Margie. Zum Glück waren schon andere Gäste dabei, die sich mit Jodie unterhielten. Besonders ein älteres Ehepaar, das, nach den Juwelen der Frau zu urteilen, in Geld schwamm, mochte Jodie sehr.

Nach dem Lunch ließ Kirry sich von Alexander in die Stadt fahren. Jodie entschuldigte sich, um in die Küche zu verschwinden, wo noch reichlich Arbeit auf sie wartete.

Am Abend trug sie ihr kleines Schwarzes – ein Schnäppchen aus dem Kaufhaus – und die dazu passenden hochhackigen Pumps. Das hübsche Kleid blieb jedoch unter ihrer großen Schürze verborgen, denn Jodie stand immer noch die meiste Zeit in der Küche, stellte neue Platten mit Kanapees zusammen und spülte die kostbaren Kristallgläser ab.

Erst gegen zehn fand sie Zeit, sich zu Margie und ihren Freunden zu gesellen. Margie hing jedoch wie eine Klette an Kirry, sodass Jodie keine Chance bekam, auch nur ein Wort mit ihrer Freundin zu wechseln.

Wenn doch nur Derek über das Wochenende hiergeblieben wäre, dachte sie, dann hätte ich wenigstens jemand, mit dem ich mich unterhalten könnte.

Nachdem sie eine Weile allein herumgestanden hatte, traf sie die ältere Dame wieder, die sie beim Lunch kennengelernt hatte. Unglücklicherweise tauchten gleich darauf deren Freunde auf, und sie fingen an, über den Kunsthandel in Paris zu reden. Das war kein Thema für Jodie. Sie versuchte es mit einem anderen Grüppchen. Aber hier diskutierte man über Investmentfonds und Aktienpakete. Wieder nichts, wobei sie mitreden konnte.

Alexander war es nicht entgangen, dass Jodie ziemlich isoliert war. Er wollte zu ihr gehen, aber Kirry hielt ihn zurück. Margie war so von dem Gedanken fasziniert, ihre Kollektion bei Kirry im Kaufhaus vorzustellen, dass sie überhaupt nichts mitbekam.

Alexander ging Kirrys Benehmen jedoch auf die Nerven. Sie war furchtbar eifersüchtig und machte jedem, der sich mit ihm unterhalten wollte, sofort klar, dass sie einen Besitzanspruch auf ihn hatte. Sogar seine Arbeitskollegen vergraulte sie.

Dabei hatte Kirry keine Ahnung, dass Alexander ausgerechnet für die Drogenfahndung arbeitete. Er hatte Margie und Jodie eingeschärft, es niemals zu erwähnen. Sie durften höchstens andeuten, dass er etwas mit Sicherheitsdiensten zu tun hatte. Aber die meisten Gäste vermuteten, er hätte es nicht nötig, als Angestellter zu arbeiten, und kümmere sich als Hobby um seine Farm.

Im Laufe des Abends hatte Jodie den Champagner für sich entdeckt. Sie trank sonst kaum etwas auf den Partys bei den Cobbs. Es war nur, weil sie sich heute so einsam fühlte inmitten des Trubels. Da war ihr diese perlende Köstlichkeit mit dem fruchtigen Bouquet auf einmal sehr willkommen, und sie trank ziemlich schnell hintereinander drei Gläser. Danach machte es ihr nicht mehr so viel aus, dass die Gäste sie übersahen oder sie für eine Kellnerin hielten.

Sie merkte erst, dass sie zu viel getrunken hatte, als sie durch eine offen stehende Tür gehen wollte, jedoch gegen den Türrahmen stieß. Aber das störte sie nicht weiter, sie begann nur zu kichern. Es kümmerte sie auch nicht, dass sich aus ihrer schicken Hochsteckfrisur mehr und mehr Strähnen gelockert hatten. Sie nahm einfach den Kamm heraus und schüttelte den Kopf, sodass ihr die blonden Locken üppig über die Schultern fielen.

Einer der Gäste, ein gelangweilter Rennfahrer, den seine Frau mit auf diese Party geschleppt hatte, hatte die Szene beobachtet. Er fand Jodie jetzt trotz ihres schlichten Kleides ungemein sexy und eilte zu ihr. „Hoffentlich haben Sie sich nicht wehgetan“.

Sie musterte ihn erstaunt. Er sah sehr gut aus mit seinem lockigen schwarzen Haar, den dunklen Augen und dem olivfarbenen Teint. Dazu war er ziemlich groß und gut gebaut. „Nein, denn das war Holz auf Holz“, antwortete Jodie lachend. „Wer sind Sie?“

„Francisco.“ Seine Stimme klang angenehm tief und männlich. Er prostete Jodie mit seinem Champagnerkelch zu. „Sie sind heute die erste Person, die wissen will, wer ich bin.“ Er beugte den Kopf, sodass ihre Augen in gleicher Höhe waren. „Ich bleibe eben ein Fremder.“

„Tatsächlich?“

Er lächelte charmant. „Ich komme aus Madrid. Erkennen Sie das nicht an meinem Akzent?“

„Ich fürchte, ich bin bei Fremdsprachen nicht besonders gut.“ Jodie trank den letzten Rest ihres Champagners. „Aber ich verstehe auch nichts von komplizierten Kapitalanlagen, und ich kenne keinen Filmstar persönlich. Da dachte ich, ich verziehe mich besser wieder in die Küche.“

Wieder lachte er laut. „Darf ich Ihnen Gesellschaft leisten?“

Sie schaute demonstrativ auf seine linke Hand, die unberingt war.

Aber gleich darauf zog er einen goldenen Ring aus seiner Hosentasche und hielt in Jodie vors Gesicht. „Man muss auf Partys ja nicht jedem auf die Nase binden, dass man verheiratet ist. Meine Frau ist der gleichen Ansicht. Da ist sie übrigens.“ Er deutete fast mit Verachtung auf eine Blondine in einem roten Kleid, das so eng war, dass es wie auf die Haut aufgesprüht aussah. Die Blondine lehnte sich an einen attraktiven jungen Mann.

„Sie ist sehr hübsch“, bemerkte Jodie.

„Sie ist noch viel, viel mehr“, erwiderte er kalt. „Der Mann neben ihr ist ein kleiner Schauspieler, ein Habenichts, der vom großen Ruhm in Hollywood träumt. Meine Frau ist reich und kann es sich leisten, seine Karriere zu finanzieren, natürlich gegen gelegentliche Liebesdienste.“

Jodie starrte ihr Gegenüber völlig fassungslos an.

„Sie sind wohl nicht von dieser Welt, wie?“, fragte Francisco amüsiert. „Wir führen eine offene Ehe. Meine Frau macht, was sie will, und ich auch.“

„Lieben Sie sie denn nicht?“

„Sie denken sicher noch, dass man aus Liebe heiratet.“ Er seufzte. „Was für ein Kind Sie doch sind! Ich habe sie geheiratet, weil ihr Vater die richtige Firma besitzt. Als Schwiegersohn kann ich mir die Rennwagen aussuchen.“

„Dann sind Sie also der Rennfahrer!“, rief Jodie. „Kirry hat erwähnt, dass Sie kommen.“

„Kirry.“ Er verzog verächtlich den Mund, als er sie in der anderen Ecke des großen Salons mit Alexander entdeckte. „Ich habe mir letzten Sommer die Zeit mit ihr vertrieben. Sie wollte unbedingt in Monaco gesehen werden.“

Es wunderte Jodie, wie leidenschaftslos er über Kirry sprach. Sie fragte sich auch, wie viel Alexander über ihre Affären wusste. Ob ihm die früheren Beziehungen seiner Freundinnen gleichgültig waren?

„Kirrys Freund kann mich nicht leiden“, erklärte Francisco leise und hob kalt lächelnd sein Glas.

Jodie hatte Kirry im Auge behalten und beobachtete, wie sie sich abwandte. Alexander hingegen kam quer durch den Raum auf sie beide zu.

Francisco schnitt eine Grimasse und murmelte: „Mit dem möchte sich niemand anlegen, der sieht irgendwie gefährlich aus. Sind Sie eine Verwandte?“

Jodie lachte ein wenig zu laut. „Du lieber Himmel, nein. Ich bin die Köchin.“

„Wie bitte?“

Mittlerweile war Alexander dicht an sie herangekommen. Ehe Jodie wusste, wie ihr geschah, hatte er ihr den Sektkelch aus der Hand genommen und auf einem Tischchen in der Nähe abgestellt.

„Ich hätte das Glas schon nicht fallen lassen, Alexander“, sagte sie bissig. „Schließlich weiß ich, dass es teures Waterford-Kristall ist.“

„Wie viele Gläser hast du schon getrunken?“

„Dein Ton gefällt mir nicht.“ Sie wich unbeholfen einen Schritt zurück. Francisco hielt sie schnell am Arm fest, damit sie nicht zu sehr schwankte. „Ich habe drei Gläser von der Edelbrause getrunken. Champagner ist doch nicht so stark, und ich bin nicht beschwipst.“

„Und ich bin der Kaiser von China.“ Alexander zog sie sanft von Francisco weg. „Ich kümmere mich schon um Jodie. Lassen Sie lieber Ihre Frau nicht so lange allein.“

Francisco nickte. „Es war schön, Sie kennenzulernen, Jodie. So heißen Sie doch?“

Sie lächelte geschmeichelt. „Mein richtiger Name ist Jordana, aber für die meisten Leute bin ich Jodie. War nett, Sie zu treffen, Francisco. Ich hatte noch niemals das Vergnügen, mit einem Rennfahrer zu plaudern.“

Er wollte etwas erwidern, aber Alexander führte Jodie bereits hinaus in die Diele.

„Was soll das? Lass mich bitte los!“, protestierte sie, obwohl sie auf ihren hochhackigen Schuhen bedenklich schwankte.

Ihre Worte beeindruckten Alexander überhaupt nicht. Er lotste Jodie entschlossen in die Bibliothek. Erst als er die Tür hinter ihnen geschlossen hatte, ließ er Jodies Arm los und fuhr sie an: „Willst du wohl aufhören, verheiratete Männer zu verführen! Gomez und seine Frau sind auf den Titelseiten der Hälfte aller Klatschblätter in Texas zu sehen.“

„Wieso?“

„Mrs. Gomez’ Vater ist kürzlich verstorben, und er hat ihr ein großes Motorenwerk vererbt. Sie will es verkaufen, aber ihre bessere Hälfte klagt mit allen Mitteln dagegen.“

„Sind die beiden denn noch verheiratet?“, wollte Jodie wissen.

„Offiziell ja. Sie soll allerdings ein Kind von einem anderen Mann erwarten.“

Jodie schaute Alexander kühl an. „Du und Margie, ihr verkehrt ja in schönen Kreisen.“

„Es sind Kreise, in die du nicht hineinpasst.“

„Wohl kaum“, entgegnete sie. „Darauf lege ich auch gar keinen Wert. Wo ich hingehöre, da heiraten die Leute, um eine Familie zu gründen und sich ein Heim zu schaffen.“ Sie wies mit dem Kopf auf die geschlossene Tür. „Diese ganze feine Gesellschaft da draußen hat davon überhaupt keine Vorstellung.“

Alexander ging nicht darauf ein, sondern musterte sie streng. „Du bist fix und fertig. Warum gehst du nicht ins Bett?“

Da hob sie den Kopf und lächelte seltsam verwegen. „Warum kommst du nicht mit mir?“

Wenn Jodie nüchtern gewesen wäre, hätte sie Alexanders Gesichtsausdruck sicher amüsiert, denn er starrte sie jetzt mit großen Augen regelrecht schockiert an.

Sie legte jedoch nur den Kopf in den Nacken, öffnete ihre Lippen und fuhr ganz langsam mit der Zunge darüber. In einer Frauenzeitschrift hatte sie nämlich gelesen, dass so etwas die Männer anmachte.

Es schien zu funktionieren. Alexander schaute wie gebannt auf ihren Mund und atmete heftig. Seine Brust hob und senkte sich deutlich unter der Smokingjacke.

Jodie trat näher und schmiegte sich an ihn, wie sie es bei der Blondine in dem hautengen roten Kleid beobachtet hatte. Als sie dann auch noch mit einer Wade sein Hosenbein streifte, spürte sie, dass sich sein ganzer Körper anspannte.

Sie legte ihre Hände auf Alexanders breite Brust und strich mit den Fingern über sein elegantes weißes Hemd. Gleich darauf umfasste er mit seinen Händen ihre Schultern. Es war jedoch alles andere als der Versuch, Jodie wegzustoßen. Sie atmete seinen Duft nach herber Seife und teurem Eau de Cologne ein.

„Du schaust mich zwar an, aber du siehst mich nie wirklich“, murmelte sie und berührte mit ihren Lippen seinen Hals. „Ich bin nicht hübsch, und ich bin nicht sexy. Aber glaub mir, ich würde für dich alles tun.“

Sie kam nicht weiter, denn plötzlich spürte sie seinen Mund auf ihrem Mund. Alexander zog sie an sich, sein rechter Arm stützte sie im Rücken. Und dann liebkoste er ihre halb geöffneten Lippen mit der Heftigkeit eines Sommergewitters.

Es geschah alles völlig spontan. Jodies warmer weicher Körper hatte ein unbeschreibliches Verlangen in Alexander geweckt. Er war wie berauscht und stürzte sich kopfüber in den Strudel seiner Gefühle, ohne auch nur einen Gedanken an die Folgen zu verschwenden.

Jodie erging es nicht besser, auch sie wurde von ihren Gefühlen überwältigt. Als er sie fester an sich drückte, ließ sie ihre Hände unter seine Smokingjacke gleiten, umschlang seine breite Brust und genoss Alexanders heiße Küsse. Beim Atemholen zwischendurch stieß sie einen kurzen lustvollen Seufzer aus. Das turnte ihn umso mehr an.

Er küsste sie jetzt noch leidenschaftlicher – als wollte er alles tun, um die tiefe Sehnsucht zu stillen, die er aus ihrem Seufzer herausgehört hatte.

Jodie hielt jetzt mit der einen Hand seinen Nacken umfasst, und während sie ihm mit der anderen durch das dichte Haar fuhr, schaute sie ihn mit großen Augen verliebt an.

Alexander flüsterte irgendetwas Zärtliches, das sie nicht verstehen konnte, bevor er sie hochhob und zum Sofa trug. Dabei hörte er nicht auf, sie zu küssen.

Kaum spürte Jodie das kalte Leder unter sich, da lag Alexander auch schon über ihr. Er ließ sein rechtes Bein zwischen ihre Beine gleiten.

Es ging alles sehr schnell. Die ganze Atmosphäre war erfüllt von Erotik und Leidenschaft. Noch niemals zuvor hatte Alexander ein so brennendes Verlangen gekannt, und er ahnte, dass es Jodie ebenso erging. Sie war wie Wachs in seinen Armen, bereit zu allem, was er von ihr forderte, ohne dass sie ein einziges Wort wechseln mussten.

Jetzt rückte er ein ganz klein wenig von ihr ab, aber nur, damit er sie besser streicheln konnte. Er fuhr mit der Hand zärtlich über ihr Schlüsselbein und ließ sie weiterwandern bis in den verlockenden Ausschnitt von Jodies Kleid.

Sanft strich er über ihre vollen Brüste unter der zarten Spitze ihres BHs, liebkoste die aufgerichteten Knospen mit seinem Daumen. Als er den Druck sanft steigerte, hörte er Jodie lustvoll aufstöhnen.

Sie zerrte an den Knöpfen seines Hemdes. Eine gefährliche Geste, denn Alexander verstand es als weitere Aufforderung. Jodie machte ihn ganz verrückt, er konnte sich kaum noch zurückhalten. Als die ersten Knöpfe seines Hemds aufsprangen und Jodie über die schwarzen Härchen auf seiner Brust strich, stöhnte er laut auf, und erschauerte.

Alexander küsste sie heiß und voller Verlangen, während sie seinen muskulösen Oberschenkel zwischen ihren Schenkeln spürte. Er umfasste ihre Hüften und presste Jodie verzweifelt an sich, damit sie fühlen konnte, wie sehr er sie begehrte.

In ihrem Kopf wirbelten die Gedanken. Ihre kühnsten Liebesträume wurden wahr. Alexander begehrte sie. Es tat unendlich gut, das Gewicht und die Wärme seines männlichen Körpers zu spüren.

Alexander küsste sie mit unbeschreiblich zärtlicher Glut. Ihr Herz jubelte. Mit einem hellen verführerischen Lachen entspannte sie sich unter ihm und erwiderte seine Küsse voller Hingabe. Ihr war, als würde sie dahinschmelzen unter seinen glühenden Lippen.

Nie gekannte Sehnsüchte stiegen in ihr auf. Alexander entfachte in wenigen Minuten ein leidenschaftliches Feuer in ihr, das all die Jahre im Verborgenen geschwelt hatte. Jetzt stand Jodie in hellen Flammen. Mit jeder Faser ihres Körpers sehnte sie sich nach Alexander, und so schmiegte sie sich noch fester an ihn. Als sie schließlich Alexanders Hand zwischen ihren Schenkeln spürte, stieß sie einen heiseren kleinen Schrei aus.

Alexander hob den Kopf, sein Gesicht war irgendwie maskenhaft verzerrt. Aber seine Augen glänzten tiefgrün und spiegelten seine ganze Leidenschaft wider. Voller Erstaunen schaute er Jodie an.

„Nicht aufhören“, flüsterte sie in die fast beklemmende Stille.

Er hätte ihre Worte nur zu gern befolgt. Man konnte es ihm deutlich ansehen. Aber auf einmal meldete sich sein Gewissen und rief ihn zur Ordnung. Jodie hatte zu viel Champagner getrunken, sie war ziemlich beschwipst. Außerdem hatte er den Verdacht, dass sie noch Jungfrau war. Obwohl sein Körper ihn dazu drängte, sein Gewissen abzuschalten, siegte am Ende Alexanders eiserner Wille. Er verlor eben niemals die Kontrolle. Es wäre unverantwortlich, Jodies Schwäche auszunutzen.

„Du hast einen Schwips, Jodie.“ Seine Stimme klang zwar ein bisschen benommen, aber dennoch entschlossen.

„Macht das etwas aus?“, fragte sie arglos lächelnd.

„Sei nicht albern.“

Er sprang auf. Als er sie jedoch in ihrem zerknitterten Kleid ausgestreckt auf dem Sofa liegen sah, fiel es ihm unsagbar schwer, sich von ihr abzuwenden. Aber es musste sein, denn es war einfach nicht seine Art, die Situation auszunutzen.

Jodie schloss seufzend die Augen. Was für ein wundervolles Gefühl, in seinen Armen zu liegen! Sie lächelte träumerisch. Oder hatte sie tatsächlich nur geträumt?

„Steh schon auf!“, rief Alexander jetzt ungeduldig.

Er zog sie hoch. „Du gehst besser ins Bett, bevor du dich zum Narren machst.“

Jodie schaute ihn kopfschüttelnd an. „Ich kann nicht ins Bett gehen. Wer soll denn abräumen?“

„Jodie!“ Kichernd versuchte sie sich an ihn zu lehnen. Aber er trat zurück, nahm ihren Arm und zog sie zur Tür.

„Ich habe Francisco erzählt, dass ich die Köchin bin, und das stimmt doch“, bemerkte sie heiter. „Köchin, beste Freundin und Haussklavin, alles in einer Person.“ Sie begann laut zu lachen, als wäre es ein guter Witz.

Alexander zeigte sich wenig amüsiert. Er bugsierte sie durch die Diele bis zum Treppenaufgang und zog sie die Stufen hinauf. Jodie lachte immer noch ein bisschen zu laut, aber zum Glück wurde es von der Musik aus dem Wohnzimmer übertönt.

Er brachte sie zu dem Gästezimmer, wo sie untergebracht war. „Leg dich hin.“

Sie blieb jedoch in der Tür stehen. „Du solltest mitkommen. Da drinnen steht ein schönes großes Bett.“

„Du brauchst eins“, entgegnete er knapp. „Geh schon!“

„Immer kommandierst du mich herum“, stöhnte sie. „Küss mich doch lieber noch einmal, Alexander.“

„Morgen früh wird dir das alles sehr peinlich sein.“

Sie gähnte, und mit einmal drehte sich ihr alles. „Ich sollte wohl wirklich ins Bett gehen.“

„Eine großartige Idee!“

Er wollte sich schon auf dem Absatz umdrehen, da hörte er sie rufen: „Würdest du bitte Francisco heraufschicken! Ich möchte mich hinlegen und mit ihm über Rennwagen diskutieren.“

„Den Teufel werd ich tun!“, konterte er. Dann vergaß er seine guten Manieren und war ungeduldig die Tür zu.

Er wartete eine Weile vor dem Gästezimmer, um sicherzugehen, dass sie nicht wieder herauskam, und horchte. Aber er hörte nur ein Rumoren, danach ächzten die Bettfedern, und es wurde still. Als er die Tür wieder vorsichtig einen Spaltbreit öffnete, sah er Jodie angezogen auf dem Bett liegen. Sie war schon eingeschlafen.

Ich darf ihr kein zweites Mal zu nahe kommen, dachte er, als er zu seinen Partygästen hinunterging. Er fühlte sich sehr unwohl. Was war nur in ihn gefahren, sich beinah von Jodie verführen zu lassen? Es ärgerte ihn maßlos, dass er die Kontrolle verloren hatte, und er war Kirry gegenüber doppelt so aufmerksam wie sonst.

Später, als die Party zu Ende war und er sie bis zu ihrem Zimmer brachte, küsste er sie heiß. Sie war auch durchaus gewillt, mit ihm zu schlafen, aber sein Körper ließ ihn im Stich. Alexander hatte auf einmal überhaupt kein sexuelles Verlangen mehr nach ihr.

„Du bist nur müde“, versicherte Kirry ihm verständnisvoll. „Wir haben alle Zeit der Welt. Gute Nacht und schlaf schön!“

„Du auch.“ Missmutig lief er die Treppen hinunter. Warum hatte er kein Verlangen nach der einzigen Frau, die ihn von Jodie ablenken konnte?

Aus der Küche drang lautes Geschirrgeklapper an sein Ohr, und er steckte den Kopf durch die Tür. Seine Schwester Margie versuchte verzweifelt, das Chaos zu beseitigen und räumte alles wahllos in die Spülmaschine.

„Das kann nicht gut gehen“, prophezeite Alexander stirnrunzelnd. „So werden die Gläser zerbrechen.“

Margie schaute ihn ärgerlich an. „Was verstehe ich schon von Spülmaschinen! Dafür haben wir eigentlich Jessie.“

Er legte den Kopf schräg. „Du bist ganz schön wütend, nicht?“

„Das kann man wohl sagen. Kirry hat mir eröffnet, dass ich meine Kollektion jetzt wohl doch noch nicht in ihrem Laden zeigen kann. Angeblich sind bis Jahresende schon alle Termine vergeben.“

„Dann war der ganze Aufwand ja umsonst, und Jodie hätte auch nicht herkommen müssen.“

„Wo ist sie überhaupt?“, fragte Margie ungeduldig. „Ich habe sie seit Stunden nicht mehr gesehen. Und hier wartet jede Menge Arbeit.“

Alexander lehnte sich gegen den Rahmen der halb geöffneten Tür. „Sie ist gegen zehn sturzbetrunken ins Bett gegangen“, erklärte er verächtlich, „nachdem sie versucht hatte, erst die Nummer eins unter den weltbesten Rennfahrern und dann mich zu verführen.“

Margie richtete sich staunend auf. „Dich?“

„Ich kann dir gar nicht sagen, wie leid ich es bin, immer über Jodie zu stolpern, wenn ich mal nach Hause komme. Wir feiern keine Party ohne sie, und fährt sogar mit uns in den Urlaub. Warum engagierst du nicht einen Koch, wenn du Hilfe brauchst, anstatt mich mit deiner alten Schulfreundin zu nerven?“

„Ich dachte, du magst Jodie“, stammelte Margie.

„Sie ist nur eine kleine Angestellte“, erwiderte Alexander kühl, weil er Jodie dafür verantwortlich machte, dass er bei ihr schwach geworden war. „Sie passt einfach nicht in unsere Kreise, so sehr du dir auch Mühe gibst, Margie. Sie hat den Leuten erzählt, sie sei die Köchin, und das ist auch gar nicht mal so falsch. In Gesellschaft benimmt sie sich ziemlich dumm. Außerdem sie ist furchtbar schlecht angezogen. Ich finde es nur peinlich, wenn sie hier auftaucht.“

Margie seufzte unglücklich. „Lass sie das bloß nicht hören. Sie verkehrt nicht gerade in der High Society, aber sie ist immer nett und freundlich zu mir und kein Klatschmaul. Jodie ist die einzige richtige Freundin, die ich jemals gehabt habe.“

„Du solltest dir Freunde aus unseren Kreisen anschaffen, Margie. Ich möchte nicht, dass du Jodie noch einmal zu uns einlädst“, erklärte er scharf. Als seine Schwester protestieren wollte, fügte er schnell hinzu: „Lass dir irgendeine Entschuldigung einfallen, damit sie wegbleibt. Ich möchte deiner einfältigen Freundin jedenfalls nicht mehr über den Weg laufen, schon gar nicht bei meiner Geburtstagsparty! Wenn du sie sehen willst, fliege nach Houston oder so, aber bring Jodie bitte nicht mehr hierher.“

„Sie hat tatsächlich versucht, dich zu verführen?“, fragte Margie zweifelnd.

„Ich möchte nicht darüber sprechen“, entgegnete Alexander knapp. „Es war peinlich.“

„Jodie wird entsetzt sein, wenn sie aufwacht und sich daran erinnert, was passiert ist.“

„Meinst du, ich war nicht entsetzt?“, konterte Alexander. „Kirry ist meine Freundin. Ich werde hinter ihrem Rücken doch nichts mit einer anderen anfangen. Das hätte Jodie auch wissen müssen.“

„Jodie trinkt doch sonst kaum etwas“, gab Margie vorsichtig zu bedenken. „Sie ist nicht wie unsere Mutter, Lex.“

Aber Alexanders Miene blieb düster. Jodies Benehmen hatte schmerzvolle Erinnerungen in ihm geweckt. Seine Mutter hatte nämlich oft fürchterliche Szenen gemacht, wenn sie getrunken hatte und Gäste im Haus waren. Sie hatte es regelrecht darauf angelegt, ihren Sohn zu blamieren. Jodie hatte seine Albträume an diesem Abend wieder aufleben lassen.

„Es gibt nichts Schlimmeres auf der Welt als eine betrunkene Frau!“, rief er aus. „Wenn ich eine sehe, macht es mich regelrecht krank.“

Margie klappte die Spülmaschine zu und drückte auf den Startknopf. Man hörte es klirren und krachen. Das Kristall!“, jammerte sie. „Ich kann nichts dafür. Ich bin keine Haushälterin, ich bin Modedesignerin.“

„Dann sorg endlich für eine zuverlässige Haushaltshilfe.“

„Ja“, versprach Margie. „Ich werde Jodie auch nicht mehr einladen. Aber was soll ich ihr sagen, Lex? Sie wird es nicht verstehen, und es wird sie kränken.“

Das war ihm schon klar, und im Grunde hatte er auch ein schlechtes Gewissen. Aber das wollte er nicht zugeben. „Sie soll nur nicht mehr herkommen. Wie du das anstellst, das ist mir egal.“

„Ich versuche, mir etwas einfallen zu lassen“, erklärte Margie zaghaft.

Draußen in der Diele schlich eine kreidebleiche Jodie zurück zum Treppenaufgang. Sie war vor ein paar Minuten wach geworden und heruntergekommen, um die Küche aufzuräumen. So hatte sie Wort für Wort mitbekommen, was Alexander über sie gesagt hatte. Es tat verdammt weh, denn sie hatte ja an diesem Abend Hoffnung geschöpft, dass sie ihm doch nicht ganz gleichgültig war. Aber jetzt schämte sie sich zu Tode.

Er hat ja recht, dass er mich nicht mehr sehen will, dachte sie, ich habe mich unmöglich benommen. Es war umso bitterer, weil Margie und er die einzigen Menschen waren, die ihr nahe standen. Sie waren immer so etwas wie ihre Familie gewesen. Ohne sie stand sie ganz allein da.

Auf Zehenspitzen kehrte Jodie in ihr Zimmer zurück und rief am Flughafen an. Sie ließ ihr Flugticket auf die erste Maschine nach Houston am nächsten Morgen umbuchen.

Am nächsten Morgen ging Jodie in aller Frühe in Margies Zimmer. Sie hatte die ganze Nacht kein Auge zugetan.

„Kannst du mich zum Flughafen fahren?“, fragte sie ihre verschlafene Freundin. „Oder soll ich Johnny bitten?“

Margie setzte sich blinzelnd auf. Als sie an Alexanders bösen Kommentar von gestern Abend in der Küche dachte und wie sie ihm kaum widersprochen hatte, bekam sie ein schlechtes Gewissen. Sie wurde sogar rot. „Nein, nein, ich fahre dich“, antwortete sie rasch. „Aber willst du nicht bis nach dem Frühstück warten?“ Sie wurde noch röter, denn plötzlich fiel ihr ein, dass Jodie sicher diejenige wäre, die Frühstück machen würde.

„Ich bin nicht hungrig. Im Kühlschrank sind noch Würstchen und Speck von gestern für euch“, erklärte Jodie pflichtbewusst. „Vielleicht kann Alexander Eier dazu braten.“ Es war ihr hörbar schwer gefallen, den Namen auszusprechen.

Margie machte ein unglückliches Gesicht. „Du bist sauer, nicht wahr?“

Es kostete Jodie äußerste Anstrengung, den wahren Grund dafür zu verschweigen. Aber sie sagte nur: „Ich war gestern Abend betrunken und habe ein paar dumme Sachen angestellt. Deswegen möchte ich ganz schnell von hier verschwinden, okay, Margie?“

So erleichtert Margie auch war, sie versuchte es sich nicht anmerken zu lassen. Jodie fuhr also, ohne eine Szene zu machen, nach Hause. Darüber würde Alexander froh sein, und Margie hatte keinen Ärger mehr mit ihrem Bruder. „Okay“, bestätigte sie lächelnd. „Ich zieh mich schnell an, dann können wir fahren.“

4. KAPITEL

Jodies Flucht von der Ranch schien nichts mehr im Wege zu stehen, und sie fühlte sich trotz allem erleichtert.

Aber als sie mit ihrer Reisetasche die Treppe herunterkam, wurde es doch noch kompliziert. Alexander stand nämlich in der Diele und beobachtete sie mit einer gewissen Betroffenheit. Es schien ihm gar nicht zu behagen, Jodie so blass und mit geschwollenen Augenlidern zu sehen.

„Ich werde Kirry heute Nachmittag zurück nach Houston fahren“, erklärte er schuldbewusst. „Du kannst natürlich mit uns fahren.“

Jodie lächelte gequält. „Danke für das Angebot, aber ich fliege schon heute Morgen.“

„Dann werde ich dich zum Flughafen bringen.“

„Das ist nicht nötig. Margie ist schon aufgestanden und fährt mich hin. Wir haben während der Fahrt etwas zu besprechen.“

Alexander hatte ebenfalls kaum geschlafen nach allem, was zwischen ihnen am vergangenen Abend geschehen war, und er machte Jodie im Grunde dafür verantwortlich. Er gab sich nur eine gewisse Mitschuld, weil er zu heftig reagiert hatte. Schließlich hatte Jodie einmal für ihn geschwärmt. Dass er sie abgewiesen hatte, musste sie schwer getroffen haben. Aber warum hatte sie sich auch einen Schwips angetrunken? Und jetzt stand sie vor ihm wie jemand, der vor der Polizei flüchten musste.

Bevor er noch etwas erwidern konnte, kam Margie polternd die Treppe herunter. „Ich bin fertig! Es kann losgehen!“, rief sie Jodie zu.

„Prima, geh du vor, ich folge dir.“ Jodies Blick blieb an Alexanders Hemdkragen hängen. Sie riskierte es nicht, ihn anzusehen. „Auf Wiedersehen!“

Er antwortete noch nicht einmal, stand nur stumm da, bis er die Haustür ins Schloss fallen hörte. Irgendwie kannte er sich selbst nicht mehr aus in seinen Gefühlen. Er hatte heute vorgehabt, allein mit Jodie zu sprechen und die Beziehung zu entkrampfen. Das ging jetzt nicht mehr, weil sie bereits die Flucht ergriffen hatte. Die Szene von gestern Abend musste ihr doch sehr peinlich sein.

Vielleicht ist es ja das Beste so, sagte er sich. In ein paar Tagen wollte er sie im Büro besuchen und die Wogen glätten. Es tat ihm nämlich sehr leid, dass er sie verletzt hatte ihm war plötzlich klar geworden, wie sehr er Jodie mochte.

„Du siehst furchtbar blass aus, Jodie“, bemerkte Margie am Flughafen, als sie zur Sicherheitskontrolle gingen. „Fehlt dir auch wirklich nichts?“

„Das ist nur, weil ich mich schäme wegen gestern Abend“, erklärte Jodie. „Wie ist es übrigens gestern Abend mit Kirry gelaufen?“

„Nicht besonders“, antwortete Margie seufzend. „Außerdem sind mir die guten Kristallgläser in der Spülmaschine zerbrochen.“

„Tut mir leid, dass ich dir das Spülen nicht abgenommen habe.“

„Du kannst doch nichts dafür. Nein, dich trifft wirklich keine Schuld.“ Margie zögerte, bevor sie weiterredete. „Ich wollte dich ja noch zu Lex’ Geburtstagsparty einladen …“

„In nächster Zeit möchte ich lieber nicht mehr mit Alexander zusammentreffen, Margie“, unterbrach Jodie ihre Freundin. Es entging ihr nicht, wie erleichtert Margie war.

„Wie du meinst.“

Jodie zwang sich zu einem Lächeln. „Danke für die Einladung an diesem Wochenende. Es war trotz allem schön.“

Das war eine Lüge. Sie wussten es beide.

„Eines Tages werde ich es bei dir wieder gutmachen, das verspreche ich dir.“ Margie drückte Jodie auf einmal sehr fest. „Ich tauge nicht viel als Freundin, weil ich so egoistisch bin, Jodie. Aber ich werde mich bessern. Du wirst schon sehen.“

„Ich wäre eine schöne Freundin, wenn ich dich ändern wollte“, erwiderte Jodie nur. „Wir sehen uns sicher bald.“

Sie nickte Margie noch einmal zu und ging rasch durch die Sicherheitskontrolle zu ihrem Gate.

Während des kurzen Fluges nach Houston kämpfte Jodie mit den Tränen. Sie konnte sich nicht erinnern, dass sie schon einmal so verletzt worden war in ihrem Leben. Alexander konnte ihren Anblick nicht ertragen, er wollte sie nicht um sich haben, sie machte ihn krank. Sie widerte ihn an.

Wenn Jodie an Liebe dachte, hatte sie dabei immer Alexander im Kopf gehabt. Sie hatte schon lange von ihm geträumt, bevor sie erkannt hatte, dass sie unsterblich in ihn verliebt war. Immer wenn sie sich zufällig trafen, hatte sie es genossen. Ein einziges Lächeln von ihm bedeutete ihr unglaublich viel.

Aber sie hatte sich entsetzlich in ihm getäuscht. Seine Empfindungen ihr gegenüber ließen sich am besten mit „Pflichtgefühl“ bezeichnen, so ähnlich wie er sich seinem Job verpflichtet fühlte. Sonst bedeutete sie ihm gar nichts. Sie konnte es immer noch nicht richtig begreifen und würde viel Zeit brauchen, um darüber hinwegzukommen.

Um sich ein wenig von ihren trüben Gedanken abzulenken, blätterte Jodie in der Zeitschrift der Luftfahrtgesellschaft. Sie fand einen interessanten Artikel und begann ihn zu lesen. Kaum war sie damit fertig, setzte das Flugzeug schon zur Landung an.

Als Jodie wenig später durch die Flughafenhalle schritt, hatte sie einen Entschluss gefasst. Sie wollte Alexander vergessen. Es wurde Zeit, diesen dummen Traum aufzugeben und in die Zukunft zu blicken.

Alexander hatte sich in die Bibliothek zurückgezogen, als er seine Schwester vom Flughafen zurückkommen hörte.

Er nahm sie gleich in der Diele in Empfang. „Hat Jodie etwas zu dir gesagt?“

Margie staunte, wie wissbegierig er war. Das war sonst gar nicht seine Art. „Worüber denn?“

„Warum sie so eilig abgereist ist, natürlich. Ich weiß, dass sie ein Ticket für den späten Nachmittag hatte. Sie muss den Flug umgebucht haben.“

„Sie hat mir gesagt, es wäre ihr zu peinlich, dich zu sehen“, erzählte Margie.

„Sonst noch was?“

„Eigentlich nicht.“ Margie war jetzt auch verunsichert. „Du kennst Jodie doch. Sie ist sehr schüchtern, Lex. Alkohol ist sie nicht gewöhnt. Was auch passiert sein mag, sie schämt sich dafür und es scheint ihr sehr peinlich dir gegenüber zu sein. Mit der Zeit wird sich das schon wieder legen.“

„Meinst du?“

„Was macht ihr beide denn hier unten?“, fragte Kirry gähnend. Sie kam in einem weinroten Seidenmorgenmantel über dem schwarzen Negligé und mit den passenden glänzenden Slippern die Treppe herunter. Das lange blonde Haar umfloss ihre Schultern. „Ich habe das Gefühl, kaum geschlafen haben. Ist das Frühstück wenigstens fertig?“

Margie zuckte zusammen. „Nun, Jessie ist nicht da.“

„Wo ist denn diese kleine Köchin von gestern Abend?“, wollte Kirry wissen. „Die könnte doch Frühstück machen.“

„Jodie ist keine Köchin“, belehrte sie Alexander. „Sie ist Margies beste Freundin.“

Kirry verzog das Gesicht. „Sie hat gestern Abend ein bisschen viel getrunken. Ist sie so verkatert, dass sie uns kein Frühstück machen kann?“

„Sie ist schon abgereist“, bemerkte Margie mit beleidigter Miene.

„Und wer sorgt dann für das Frühstück?“

„Ich kann Toast machen“, bot Margie sich an, um es sich mit Kirry nicht ganz zu verderben. Sie brauchte zwar ihre Hilfe, weil sie ihre Kollektion ausstellen wollte, aber im Grunde mochte sie Alexanders Freundin nicht besonders.

„Dann ziehe ich mich jetzt an“, verkündete Kirry. „Möchtest du gleich hochkommen und mir den Reißverschluss zumachen, Alexander?“

„Nein, ich kümmre mich um den Kaffee“, entgegnete Alexander ohne einen Funken von Interesse und folgte Margie in die Küche.

Kirry war wie vor den Kopf gestoßen. Er hatte noch nie in diesem Ton mit ihr gesprochen, und Margie behandelte sie auch nicht gerade freundlich.

Die beiden können wohl auch keinen Alkohol vertragen, dachte Kirry, während sie kopfschüttelnd nach oben zurück in ihr Zimmer ging. Wahrscheinlich sind sie so schlecht gelaunt, weil sie einen Kater haben.

Zwei Wochen später saß Jodie neben Brody Vance, als er ein Gespräch mit einem Mitarbeiter der Presseabteilung führte. Der junge Journalist sollte eine Kollegin beleidigt haben. Als Leiter der Personalabteilung war es Brodys Aufgabe, solchen Beschwerden und Streitigkeiten unter den Mitarbeitern nachzugehen. Er zeigte dabei immer großes diplomatisches Geschick.

Jodie hatte heute die Gelegenheit, seine Arbeit aus nächster Nähe zu beobachten. Das war sehr spannend für sie, denn wenn sie demnächst Brodys Nachfolgerin wurde, würden solche Gespräche auch zu ihren Aufgaben gehören.

„Mr. Koswalski, eine Kollegin erhebt Vorwürfe gegen Sie“, begann Brody das Gespräch.

„Damit habe ich schon gerechnet“, gab der junge Mann zu. „Lassen Sie mich das Ganze schildern. Ich schrieb gerade einen Artikel über neue Probebohrungen für unsere Hauszeitschrift, da stürzte mein Computer ab. Man schickte mir eine Computerfachfrau, um den Fehler im System zu beheben. Sie fand dabei meinen Artikel und amüsierte sich darüber, weil er ihrer Meinung nach unprofessionell klang. Offensichtlich kannte sie die einfachsten technischen Begriffe aus der Petrochemie nicht. Als ich ihr erklären wollte, was zum Beispiel ein Flansch ist, beschwerte sie sich, dass ich mich wie ein Schulmeister aufführen würde, und verließ aufgebracht mein Büro.“ Koswalski hob die rechte Hand. „Ich schwöre, ich habe lediglich versucht, der Kollegin die Bedeutung unserer Fachausdrücke zu erläutern.“

Brody schaute erst Koswalski, dann Jodie nachdenklich an. Er räusperte sich und fragte: „Sie haben ihr keine Schimpfwörter an den Kopf geworfen?“

„Nein, Sir, aber die Dame hat welche gebraucht“, antwortete Koswalski ernst. „Ehrlich gesagt, ich hatte den Eindruck, sie war nicht nüchtern oder stand unter Drogen. Sie hatte einen ganz starren Blick und eine rote Nase. Bei einem früheren Kollegen von mir war das auch so.“

Er seufzte und fuhr fort: „Sie hat den Systemfehler auch nicht repariert, sondern alles nur schlimmer gemacht. Ich musste einen anderen Computerspezialisten um Hilfe bitten. Hier ist sein Name und seine Personalnummer.“

Kowalski gab Brody einen Zettel. „Es tut mir leid, dass ich mich im Gegenzug über die Kollegin wegen Unfähigkeit beschweren muss, aber mein Ruf steht auf dem Spiel.“

Brody las den Namen auf dem Zettel sorgfältig. „Ich kenne den Techniker. Er ist einer unserer besten Computerspezialisten. Kann er bestätigen, was Sie uns erzählt haben?“

„Das wird er wohl, Mr. Vance.“

Brody nickte. „Gut, ich werde mit ihm sprechen und die Sache prüfen. Sie hören von mir, sobald ich die Sache geklärt habe. Danke für das Gespräch, Mr. Koswalski. Guten Tag!“

„Ich habe zu danken, Mr. Vance. Guten Tag!“ Der junge Mann wirkte erleichtert, als er das Büro verließ.

Brody wandte sich an Jodie. „Welchen Eindruck hast du von Mr. Koswalski?“

„Er scheint mir aufrichtig und kompetent zu sein.“

„Richtig, und er ist morgens pünktlich an seinem Arbeitsplatz, überzieht seine Mittagspause nicht und bleibt auch mal länger, wenn es sein muss.“

Brody blätterte in einer Personalakte. „Die Computerfachfrau Mary Burgen hingegen kommt sehr oft zu spät, meldet sich praktisch jeden zweiten Montag krank und lehnt es strikt ab, Überstunden zu machen. Ihre Vorgesetzten sind auch mit ihrer Arbeit ziemlich unzufrieden.“ Er schaute auf. „Was würdest du an meiner Stelle mit so einer Mitarbeiterin machen, Jodie?“

„Ich würde ihr kündigen.“

„Aber du musst bedenken, dass sie eine kranke Mutter hat und allein erziehende Mutter eines zweijährigen Sohns ist“, erwiderte Brody zu Jodies Überraschung. „Der letzte Arbeitgeber hatte ihr gekündigt. Wenn sie die Stelle bei uns jetzt wieder verliert, sieht es mit ihren Zukunftsaussichten sehr schlecht aus.“

Jodie nagte an ihrer Unterlippe. Es ging also nicht nur darum, eine sachliche Entscheidung zu treffen und einer unzuverlässigen Mitarbeiterin zu kündigen, sondern man musste auch ihr privates Umfeld berücksichtigen. Von dieser Seite hatte Jodie Personalmanagement noch nie betrachtet.

„Wenn du meine Stelle übernimmst, ist es deine Aufgabe, in einem Fall wie diesem eine Entscheidung zu fällen“, erklärte ihr Brody. „Du darfst dich dabei nicht von Mitleid leiten lassen, denn die Firma ist in erster Linie da, um Gewinn zu erwirtschaften. Unfähige Mitarbeiter kosten Zeit, Geld und Kunden, verstehst du?“

Jodie nickte. „Aber wenn ich es recht bedenke, ist es keine schöne Aufgabe, Brody.“

„Es ist wie in einem Garten. Du musst das Unkraut ausreißen, sonst wird es das Gemüse letztlich überwuchern.“

„Ja, das habe ich schon verstanden.“ Sie machte eine kleine Pause und fragte dann erwartungsvoll: „Wie wirst du dich entscheiden, Brody?“

„Unser Sicherheitsdienst soll Mrs. Burgen überprüfen. Falls sie ein Problem mit Drogen hat, kann sie sich kostenlos beraten und behandeln lassen. Müssen wir jedoch feststellen, dass sie auch an ihrem Arbeitsplatz Drogen konsumiert, dann wird sie fristlos entlassen.“

Jodie fühlte sich auf einmal sehr unbehaglich. So hatte sie sich ihre zukünftige Arbeit eigentlich nicht vorgestellt.

„Du musst wissen, ob das wirklich dein Traumjob ist, Jodie“, fuhr Brody eindringlich fort. „Entschuldige, dass ich es ganz offen sage, aber ich kenne dich gut genug. Du hast ein weiches Herz und versuchst meistens noch Entschuldigungen für die Fehler anderer Leute zu finden. Das passt nicht zu einem Personalmanager.“

„Das ist mir gerade auch klar geworden“, gab Jodie nachdenklich zu. „Macht es dir denn gar nichts aus, wenn du jemanden feuerst?“

„Nein“, antwortete Brody. „Das heißt, selbst wenn mir jemand leidtäte, würde ich meine Entscheidung niemals davon abhängig machen. Die Firma kann nur fähige Leute gebrauchen. Geschäft ist Geschäft.“

„Hm, das leuchtet mir ein.“ Jodie spielte mit ihrem Kugelschreiber. „Auf dem College war Informatik eines meiner stärksten Fächer. Vielleicht war es die falsche Entscheidung, in die Personalwirtschaft zu gehen, und ich hätte mich lieber auf Informatik spezialisieren sollen.“

Er verzog die Lippen jetzt zu einem breiten Lächeln. „Das kannst du doch immer noch machen, sogar bei uns in der Firma. Wir suchen Leute, die sich in unsere Computersysteme einarbeiten. Bewirb dich einfach.“

„Meinst du?“

„Ja, Jodie. Computer sind keine Menschen, und du brauchst sie nicht zu feuern. Außerdem ist es ja nur ein Versuch. Wer weiß, ob es klappt. Ich bin ja auch nicht sicher, dass ich tatsächlich befördert werde.“

„Ich schon“, entgegnete sie prompt. „Du verstehst wirklich was von deinem Job, Brody.“

„Danke. Cara ist leider nicht so von meinen Fähigkeiten überzeugt. Das kommt wohl daher, dass sie selbst ungeheuer ehrgeizig ist und rasend schnell Karriere macht. Dabei kommt sie auch verdammt viel herum. Letzte Woche war sie in Mexiko und davor in Peru.“ Er seufzte und fuhr fort: „Solche Geschäftsreisen möchte ich auch mal machen müssen. In Mexiko würde ich ein paar Tage Urlaub dranhängen und mir die Tempel und Pyramiden der Azteken und Mayas angucken.“

„Ja, das würde ich mir auch nicht entgehen lassen“, stimmte ihm Jodie zu. „Du interessiert dich auch für Archäologie, nicht wahr?“

„Und ob.“ Brodys Augen leuchteten. „Im Kunstmuseum läuft gerade eine Ausstellung über die großartige Töpferkunst der Mayas. Cara interessiert sich leider überhaupt nicht für so etwas. Hättest du nicht Lust, mit mir am Samstag dort hinzugehen?“

Am kommenden Samstag war Alexanders Geburtstag. Jodie musste immerzu daran denken. Wahrscheinlich würde sie gar nicht zu seiner Geburtstagsparty eingeladen werden, und selbst wenn, wollte sie nicht hinfahren.

Sie lächelte Brody an. „Ich komme gern mit, wenn deine Freundin nichts dagegen hat.“

Er runzelte die Stirn. „Nun, wir brauchen es ja nicht jedem auf die Nase binden, nicht wahr?“

Jodie wusste schon, was er meinte, und nickte. Im ersten Moment hatte sie auch ein komisches Gefühl bei dem Gedanken gehabt. Aber dann sagte sie sich, dass nichts dabei wäre. Schließlich war Brody nicht verheiratet. „Ich freue mich schon sehr auf die Ausstellung“, erklärte sie.

„Ich werde dich Freitagabend anrufen. Dann können wir überlegen, wo und wann wir uns treffen, okay?“

„Abgemacht.“

Seit Jodie sich entschlossen hatte, ein neues Leben ohne Alexander anzufangen, ging es ihr besser. Ja, es kam ihr tatsächlich so vor, als wäre sie eine andere geworden.

Abends ging sie jetzt oft in ein Café mit Live-Gitarrenmusik und Dichterlesungen. Sie mochte die kreativen Leute, die sich dort nach Feierabend trafen, um selbst verfasste Texte vorzutragen. Ihr gefiel die ganze künstlerische Atmosphäre.

Sie hatte sich sogar getraut, auch ein eigenes Gedicht vorzulesen, ein trauriges Gedicht über unerwiderte Liebe. Natürlich hatte Alexander sie dazu inspiriert. Jodie hatte prompt großen Applaus dafür im bekommen, und selbst Johnny, der Besitzer des Cafés, hatte ihr dazu gratuliert.

So in ihrem Selbstvertrauen bestärkt, war sie kurz darauf noch einmal aufs Podium gestiegen, um einen Text vorzutragen. Ja, sie fühlte sich sicher und stark, als könnte sie die ganze Welt erobern.

Und jetzt hatte Brody sich noch mit ihr für Samstag verabredet. Jodie schwebte wie auf Wolken.

Aber schon nach zwei Stunden landete sie wieder ziemlich hart auf dem Boden. Als sie aus der Mittagspause zurückkam, erwartete sie nämlich Alexander Cobb in ihrem winzigen Büro.

Dieser Begegnung fühlte sie sich noch nicht gewachsen. Am liebsten hätte sie wieder kehrtgemacht, wenn Alexander sie nicht schon bemerkt hätte.

Sie riss sich trotz ihres wilden Herzklopfens zusammen und ging ruhig an ihren Schreibtisch, um ihre Handtasche in der untersten Schublade zu verstauen.

„Hallo, Alexander, was kann ich für dich tun?“, fragte sie, ohne eine Miene zu verziehen.

Die kühle Begrüßung verwirrte ihn. Sonst hatte sie ihn immer so begeistert empfangen, wenn er einmal unangemeldet vorbeischaute. Das hatte er für selbstverständlich gehalten. Erst jetzt ging ihm auf, wie sehr er es genossen hatte.

Besorgt schaute er sie an. „Was neulich auf der Ranch passiert ist, ist eben passiert, Jodie. Dafür konnte keiner was, mach dir keine Gedanken mehr darüber.“

„Ich hatte zu viel getrunken, das mache ich nicht noch einmal“, versicherte sie ihm. „Wie geht es Margie?“

„Nicht besonders.“ Er spielte mit einer Büroklammer von ihrem Schreibtisch. „Sie ist maßlos enttäuscht, dass sich niemand für ihre Kollektion interessiert. Sie hatte sich das wohl ganz anders vorgestellt.“

„Das tut mir leid. Sie hat wirklich Talent, finde ich.“

Alexander nickte, und Jodie fing für Sekunden den intensiven Blick seiner grünen Augen auf. „Ich muss mit dir reden“, erklärte er. „Können wir uns unten in dem Bistro treffen, wenn du Feierabend hast?“

Dazu hatte sie überhaupt keine Lust, und das merkte man ihr auch an. „Es wäre mir lieber, wenn du mich zu Hause anrufst.“

„Das lässt sich aber nicht am Telefon besprechen. Hast du schon etwas anderes vor?“

Sie schüttelte den Kopf. „Ich möchte nur meinen Bus nicht verpassen.“

„Ich kann dich doch später nach Hause fahren.“

„Nein, nein!“, rief sie und fügte leiser hinzu: „Das ist wirklich nicht nötig. Es gibt übrigens zwei Busse. Ich kann den späteren nehmen, dann haben wir eine Stunde Zeit.“

„Das reicht völlig“, bemerkte er erleichtert. Aber dennoch fehlte ihm etwas bei ihrer Unterhaltung. Jodie neckte ihn nicht, erzählte ihm nichts Neues oder versuchte, ihn aus der Reserve zu locken. Es sah ganz so aus, als wollte sie ihn möglichst schnell loswerden.

„Gut, dann treffen wir uns um fünf nach fünf“, hörte er sie in einem seltsam unpersönlichen Ton sagen.

„Ja, aber komm bitte pünktlich. Ich habe eine Verabredung zum Dinner.“

Sicher mit Kirry, dachte Jodie, immer mit Kirry. Wie sie diese Frau hasste! Dennoch zwang sie sich zu lächeln. „Versprochen.“

Dann fuhr sie ihren Computer wieder hoch und blätterte in ihren Memos, um zu sehen, was sie zuerst erledigen musste. Alexander warf ihr einen letzten verwunderten Blick zu, bevor er aus ihrem Büro verschwand.

Jodie atmete zwar auf, als die Tür sich hinter ihm geschlossen hatte, aber das Herz war ihr schwer. Was sollte sie tun? Sie konnte es nur kaum ertragen, Alexander zu sehen. Auf der anderen Seite war ihr die Vorstellung, den Kontakt zu ihm ganz abzubrechen, ebenfalls unerträglich.

Zum ersten Mal dachte sie daran, aus Houston wegzuziehen. Die Ritter Oil Corporation hatte eine Niederlassung in Tulsa, Oklahoma. Sie fragte sich, ob sie sich vielleicht dorthin versetzen lassen konnte. Aber was hatte sie schon an Qualifikation vorzuweisen? Nach dem College hatte sie den ersten Job angenommen, den man ihr anbot, um den Cobbs nicht länger auf der Tasche zu liegen. Die Stelle als Assistentin im Personalmanagement war jedoch nicht ausbaufähig, und es reizte Jodie auch nicht mehr, Brodys Stelle zu übernehmen.

Im Nachhinein bereute sie es, dass sie sich bei ihrem Start ins Berufsleben nicht etwas mehr Zeit gelassen hatte. Vielleicht hätte sie eine Stelle als Datenspezialistin bei der Polizei bekommen können. Sie war bereits in der engeren Auswahl gewesen. Die Aufgabe, Programme zu entwickeln und Software für polizeiliche Zwecke anzupassen, hätte ihr sicher mehr gelegen. Jodie verstand es wie keine andere, verloren gegangene Dokumente wieder zu finden, verschlüsselte E-Mails zu lesen und Absender von dubiosen Interneteinträgen aufzuspüren.

Ihr Professor hatte ihr damals auf dem College auch empfohlen, als Netzwerk-Beauftragte zu arbeiten, aber sie hatte den erstbesten Bürojob angenommen. Sie seufzte. Irgendwie hatte sie das Gefühl, in einer Sackgasse zu stecken.

Genau fünf Minuten nach Büroschluss betrat Jodie das Bistro im Erdgeschoss ihres Bürohochhauses. Alexander saß dort bereits an einem Tischchen und erwartete sie. Er hatte auch schon ihren Lieblinskaffee, Cappuccino mit Vanillearoma, bestellt. Es wunderte sie im Stillen, dass er sich überhaupt an ihre Vorliebe dafür erinnerte.

Sie legte ihren Mantel über die Lehne eines freien Stuhls und setzte sich zu Alexander. Es war ihr nur recht, dass das Bistro kaum Gäste hatte und sie keinen Kollegen begrüßen musste.

„Pünktlich auf die Minute“, bemerkte Alexander nach einem Blick auf seine exklusive Armbanduhr.

„Bin ich doch meistens.“ Jodie nippte gleich an ihrem Cappuccino. „Schmeckt wundervoll!“

„Kommst du denn nicht öfter hierher?“, fragte er erstaunt.

„Nein, das würde mein Portemonnaie zu sehr belasten.“

Jetzt sah er regelrecht erschrocken aus. „Aber du verdienst doch nicht schlecht, denke ich.“

„Wenn du ein anständiges Apartment in einem sicheren Wohnviertel haben möchtest, ist das nicht billig“, erläuterte sie ihm geduldig. „Außerdem muss ich am Arbeitsplatz einigermaßen gut angezogen sein. Wenn noch die Kosten für Essen, Anschaffungen und Fahrkarten dazu kommen, bleibt von meinem Gehalt nicht mehr viel übrig.“ Jodie lächelte verlegen. „Nicht alle Leute kommen aus deiner Einkommensklasse, Alexander.“

Zunächst schien er sprachlos zu sein und widmete seine ganze Aufmerksamkeit dem Cappuccino. „Ich habe mir nie eingebildet, aus besseren Kreisen zu kommen“, erwiderte er, nachdem er einen Schluck getrunken hatte.

„Tatsächlich nicht?“ Insgeheim wusste sie es besser, und sie dachte voller Bitterkeit an jenen unglückseligen Abend auf der Ranch, als er genau das behauptet hatte. Aber sie war zu stolz, um ihm zu sagen, dass sie damals sein Gespräch mit Margie mit angehört hatte.

Alexander saß plötzlich kerzengerade da. „Etwas bedrückt dich, Jodie. Du bist so verändert, seit wir uns auf der Party das letzte Mal gesehen haben.“

Sie blieb jedoch stumm, und ihre Miene verhärtete sich nur noch mehr.

„Warum willst du nicht offen mit mir reden?“, rief er verzweifelt.

In ihren Augen spiegelte sich ihr verletzter Stolz. „Dann könnte ich ebenso gut zu den Wänden reden. Du bist doch nur deshalb hier, weil du etwas von mir möchtest. Also, was ist es, Alexander?“

Das schlechte Gewissen stand ihm jetzt im Gesicht geschrieben. „Warum denkst du, dass ich etwas von dir möchte?“

Scheinbar gelangweilt sah sie ihn an. „Margie lädt mich zu euren Partys ein, damit ich koche und die Küche wieder sauber mache, wenn Jessie Urlaub hat. Oder sie fühlt sich nicht wohl und braucht eine Krankenschwester. Und du kommst immer vorbei, wenn du mit einem Computerprogramm nicht zurechtkommst oder sonst einen Tipp brauchst. Keiner von euch beiden lässt sich sehen, wenn nichts für mich zu tun ist.“

Er schnappte nach Luft. „Jodie, das stimmt doch nicht!“

Sie wich seinem Blick nicht aus. „O doch, so ist es schon immer gewesen. Aber ich beschwere mich ja gar nicht. Ihr habt mir damals beim Tod meiner Eltern sehr geholfen. Das kann ich in meinem Leben sowieso nicht gutmachen“, erklärte sie ihm ohne den geringsten Vorwurf. „Ich weiß doch, dass ich dir einen Gefallen tun soll, sonst wärst du nicht vorbeigekommen. Also, wo liegt das Problem?“

Im Stillen musste Alexander ihr Recht geben. Er und Margie hatten Jodie wirklich oft ausgenutzt. Er hasste sich dafür, und man konnte es ihm ansehen.

„Du brauchst jetzt kein schlechtes Gewissen mehr zu haben“, bemerkte sie mit einem kleinen Lächeln. „Heraus mit der Sprache, Alexander. Was willst du?“

Er räusperte sich. „Ich hab dir doch schon erzählt, dass wir den Verbindungsmann zum Drogenkartell suchen. Es sieht ganz so aus, als ob er aus deiner Firma kommt.“

„Aber du sagtest doch, ich könnte dir dabei nicht helfen.“

„Ich habe mich geirrt, Jodie. Tatsächlich bist du die Einzige, die mir bei diesem vertrackten Fall helfen kann.“

Vor ein paar Wochen noch hätte sie darauf etwas Witziges gesagt, wie „Bekomme ich endlich eine Kanone?“ oder „Wo ist meine Dienstmarke?“ Aber die Zeiten waren vorbei. Sie wartete einfach ab, dass er weiterredete.

Alexander schaute sie aufrichtig an. „Ich möchte, dass wir so tun, als würde sich zwischen uns eine Beziehung entwickeln. Auf diese Weise kann ich öfter in deiner Abteilung auftauchen, ohne Verdacht zu erregen.“

Jodie reagierte nicht darauf. Er machte es sich wirklich leicht. Am liebsten hätte sie ihm den Rest ihres Cappuccinos über seine tadellose helle Hose geschüttet.

„Ja, ich weiß, ich nutze dich schon wieder aus“, bekannte er. „Aber wie soll ich es sonst machen? Wenn ich immer nur bei Jasper herumhänge, denken die Leute noch, wir wären schwul.“

Jodie musste lächeln. „Das wäre seiner Frau aber sicher nicht recht.“

Alexander blieb ernst und zuckte nur die Schultern. „Wirst du mitspielen?“

Sie zögerte. Das hatte er schon erwartet, und so zog er ein Foto aus seiner Brusttasche und legte es vor sie hin.

Jodie nahm es in die Hand, um es besser betrachten zu können. Es zeigte zwei bildhübsche kleine Jungen, fünf oder sechs Jahre alt, die über das ganze Gesicht strahlten. Sie sahen wie Latinos aus, mit glattem schwarzen Haar, großen dunklen Augen und olivfarbenem Teint.

Nachdem Alexander ihr einen Moment Ruhe gegönnt hatte, begann er zu erzählen: „Ihre Mutter war die Drogendealerei in der Nachbarschaft leid. Direkt neben ihrem Reihenhäuschen hatte sich ein hochrangiger Dealer eingerichtet, und die Kunden gingen ein und aus. Mama Garcia informierte die Polizei, so gut es ging, und sie waren kurz davor, ihn festzunehmen. Aber dann machte sie einen tödlichen Fehler, als sie zu ihm sagte, seine Tage in der Siedlung seien gezählt.“

Nach einer bedeutungsvollen Pause fuhr Alexander mit düsterer Stimme fort: „Er drang in ihr Haus ein, schoss erst auf sie und dann auf Miguel und Juan. Die Jungen starben in einem wahren Kugelhagel. Ihre Mutter wird wohl für immer gelähmt bleiben.“

Jodie starrte entsetzt auf das Foto mit den glücklich lächelnden kleinen Jungen. Wegen der verdammten Drogen waren sie jetzt schon tot.

Alexander entging ihre Bestürzung nicht. „Glaub mir, ich bin hinter dem Schwein her, der das getan hat. Er arbeitet hier in diesem Haus, in dieser Firma, vielleicht sogar in deiner Abteilung.“ Er beugte sich zu ihr vor und sah auf einmal unbeschreiblich gefährlich aus. „Ich muss den Kerl kriegen. Deswegen frage ich dich noch einmal, Jodie. Willst du mir dabei helfen?“

5. KAPITEL

Jodie war hin und her gerissen. Aber nach einem letzten Blick auf das Foto, bevor Alexander es wieder einsteckte, stand ihre Entscheidung fest. Sie konnte keinen Kindermörder entkommen lassen. Dafür war sie bereit, Opfer zu bringen. „Ja, ich werde dir helfen“, sagte sie leise. „Wann fangen wir an?“

„Morgen beim Lunch. Wir werden in ein Lokal gehen. Sorg dafür, dass uns möglichst viele deiner Kollegen zusammen sehen.“

„Wenn es unbedingt sein muss.“

„Passt es dir nicht?“, erkundigte sich Alexander skeptisch.

„Brody hat mich gerade zum ersten Mal eingeladen.“ Jodie bauschte die Tatsache bewusst etwas auf. Es konnte nicht schaden, wenn Alexander mitbekam, dass andere Männer sich für sie interessierten.

Er verzog keine Miene. „Ich dachte, er wäre verlobt.“

„Die Beziehung hat sich offenbar abgekühlt. Seine Freundin ist beruflich sehr viel unterwegs. Sie ist gerade von einer längeren Reise nach Mexiko und Peru zurückgekehrt. Aber auch jetzt kümmert sie sich kaum um Brody.“

„Peru?“ Alexander wirkte nachdenklich und schaute Jodie stumm an. Dann sagte er: „Sie sind aber noch verlobt. Vergiss das nicht.“

Auf einmal kamen auch Jodie Bedenken. „Ich finde es eben nicht richtig, dass sie ihn so schlecht behandelt“, bemerkte sie wie zu ihrer Verteidigung. „Er ist so ein netter Kerl. Immer ermutigt er mich, wenn ich an mir zweifle, und versucht mein Selbstbewusstsein zu stärken.“

„Das ist noch lange kein Grund, eine Affäre mit ihm anzufangen.“

„Ich habe keine Affäre mit ihm“, entgegnete sie mit gedämpfter Stimme.

Alexander warf ihr einen kalten Blick zu. „Aber du würdest es ihm nicht abschlagen, wenn er es möchte.“

Erst wollte Jodie etwas darauf erwidern, aber dann ignorierte sie Alexanders Bemerkung einfach. Es ging ihn wirklich nichts an, mit wem sie etwas anfing. „Also, was soll ich machen, wenn wir zum Lunch gehen?“, fragte sie spitz. „Möchtest du umarmt und geküsst werden?“

Er zuckte die Schultern. „Das überlasse ich dir. Du wirst schon wissen, was du tun musst, damit es echt wirkt. Ich denke, Frauen haben so etwas im Gefühl.“

„Wie du meinst.“ Insgeheim amüsierte sie sich, dass sie ihn verunsichert hatte. Das kam bei Alexander höchst selten vor.

Er nahm jetzt eine Diskette in einer durchsichtigen Kunststoffbox aus der Brusttasche seines Jacketts. „Hier ist noch etwas für dich zu tun.“ Nachdem er sich vergewissert hatte, dass ihnen keiner zuhörte, sagte er: „Ich möchte, dass du die Websites und E-Mail-Adressen überprüfst, ohne Spuren zu hinterlassen. Ich muss unbedingt wissen, wer dahinter steckt. Die Daten sind alle passwortgeschützt und verschlüsselt.“

„Kein Problem, da komme ich schon rein.“

„Aber pass auf, dass du keine Spuren hinterlässt. Diese Leute töten sogar Kinder. Die hätten keine Skrupel, dich zu liquidieren.“

„Keine Angst, ich bin ja noch blöd.“ Jodie steckte die Diskette in ihre Handtasche und trank ihren Cappuccino aus. „Sonst noch etwas?“

„Ja, ich soll dir von Margie sagen, dass sie sich bei dir entschuldigen möchte.“

Sie zog die Brauen hoch. „Wofür?“

„Für alles. Wir haben dich ausgenutzt, Jodie.“ Alexanders Blick signalisierte ehrliche Betroffenheit. „Du stehst wirklich nicht in unserer Schuld.“

„Ist schon okay.“ Sie stand auf. „Morgen Mittag habe ich die Infos für dich.“

Alexander war ebenfalls aufgestanden und hatte schnell nach dem Rechnungsbon gegriffen. „Wer bestellt, der zahlt.“ Dann musterte er Jodie mit durchdringenden Blicken, dass es ihr schon unangenehm war. „Du hast doch etwas, aber du sagst es mir nicht.“

„Nicht der Rede wert“, erwiderte sie nur. Aber im Stillen wunderte sie sich, wie gut er sie kannte.

Er ließ nicht locker. „Macht es dir wirklich Spaß, hier zu arbeiten, Jodie?“

„Du warst es doch, der mir damals sagte, dass ich mich sofort noch einer festen Stelle umsehen sollte.“ Es klang bitterer, als ihr bewusst war.

„Ich habe dir nur geraten, Prioritäten zu setzen“, verteidigte er sich. „Ich habe aber nicht gewollt, dass du einen Job annimmst, der dir nicht liegt, Jodie.“

„Ich komme gut mit Brody aus.“

„Brody ist nicht so wichtig. Wenn die Arbeit dir keinen Spaß macht, wird dir das früher oder später aufs Gemüt schlagen.“

Das war Jodie schon klar, aber sie wollte es nicht eingestehen. „Hast du nicht heute Abend noch eine Verabredung?“, fragte sie ungeduldig.

Er seufzte. „Ich wünschte, du hättest auch eine.“

„Männer bringen einem mehr Ärger als Spaß. Deshalb sind sie mir auch nicht so wichtig.“

„Ich weiß, deine Affären kannst du an einer Hand abzählen.“

„Warte nur, bis Brody wieder frei ist.“ Wütend wandte sie sich von ihm ab.

Alexander antwortete nicht, aber er starrte ihr nach, bis sie im Foyer des Hochhauses verschwand.

Auf dem Heimweg kochte Jodie vor Wut. Alexander hat vielleicht Nerven, dachte sie und fluchte im Stillen. Er amüsierte sich darüber, dass sie keine Männerbekanntschaften hatte. Aber er benutzte sie, um Computerdaten zu entschlüsseln. Und schließlich machte er sie bei der Jagd auf Drogendealer zu seiner Gehilfin.

Durch das weiche Leder der Handtasche hindurch spürte sie die Diskette, die er ihr übergeben hatte. Halt, ging es ihr auf einmal durch den Kopf, er kann auf die besten Spezialisten zurückgreifen. Warum spannt er ausgerechnet eine Amateurin wie mich dafür ein?

Nachdem sie eine Weile nachgedacht hatte, glaubte sie den Grund dafür zu kennen. Es wurde immer wieder gemunkelt, dass es in der Drogenfahndungsbehörde eine undichte Stelle gab. Auch Lopez, der Drogenkönig, sollte gewarnt worden sein, sodass er seiner Verhaftung fast in letzter Minute entkommen wäre. Alexander hatte zwar niemals eine Andeutung in dieser Hinsicht gemacht, aber das musste nicht heißen, dass er das Problem nicht kannte. Er war ein Profi durch und durch.

Plötzlich machte seine Bitte Sinn. Er verdächtigte also jemanden in seiner Behörde, nicht dichtzuhalten. Aber diesmal sollte das Drogenkartell nicht gewarnt werden. Deshalb sollte sie ihm helfen. Er vertraute ihr also bedingungslos.

Jodie war sehr stolz, dass Alexander sich hundertprozentig auf sie verließ. Er setzte nicht nur auf ihre Computerkenntnisse, sondern auch auf ihre absolute Zuverlässigkeit. Wenn er mir so blind vertraut, muss er viel von mir halten, ging es ihr durch den Kopf. Sie hatte Herzklopfen vor Freude.

Ein paar Minuten später folgte die Ernüchterung. Sie erkannte, dass es leider nicht bedeutete, dass er sie liebte. Sie durfte sich keine Hoffnungen machen, auch wenn sie jetzt zusammenarbeiteten. Alexander würde sich niemals in sie verlieben. Er interessierte sich nur für hochintelligente, selbstbewusste Frauen. Jodie fühlte sich hingegen oft wie eine graue Maus. Sie war einfach nicht sein Typ.

Sie legte die Hand auf ihre Tasche und strich über die Kanten der Diskettenbox. Aber ich verstehe was von Software, dachte sie triumphierend, und ich bin auch sonst kein Dummkopf. Alexander wird schon sehen.

Einer alleinerziehenden Mutter zu kündigen, das lag Jodie nicht. Aber es machte ihr Spaß, Kriminelle im Internet aufzuspüren. Sie glühte plötzlich vor Eifer, als sie sich vorstellte, wie wertvoll sie für Alexanders Verbrecherjagd sein konnte.

Sie hatte das Foto der toten Kinder wieder vor Augen. Sie würde alles, aber auch alles tun, um Alexander zu helfen, den Täter zur Strecke zu bringen. In diesem Augenblick war sie sich sicher, dass es ihnen mit vereinten Kräften gelingen würde.

„Das ist genial!“, rief Alexander, nachdem Jodie ihm in ihrer Mittagspause eine ausgedruckte Liste mit Adressen in Texas, Mexiko und Peru übergeben hatte. Es hatte sie zwar die halbe Nacht gekostet, aber schließlich war sie über eine Homepage von angeblichen UFO-Fans auf den Verteiler des Drogenrings gestoßen. Die Adressen waren als mögliche Landeplätze von Außerirdischen getarnt.

Jodie lächelte zufrieden. „Ja, die haben sich wirklich etwas einfallen lassen.“

„Nein, ich meine, wie du das gemacht hast“, erklärte Alexander begeistert. „Das war echte Profiarbeit. Kein Spezialist hätte das besser gekonnt.“

„Danke!“

Autor

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