Die Party in Las Vegas

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Noch nie hat jemand der hübschen Landschaftsarchitektin Melissa Barnes einen so verrückten Vorschlag gemacht: Rob Schofield, dessen Garten sie gerade neu gestaltet, bittet sie - gegen gute Bezahlung - einen Abend lang seine Freundin zu spielen. Sein Chef legt großen Wert darauf, dass seine Mitarbeiter fest gebunden sind und macht davon die Entscheidung abhängig, ob Rob den nächsten großen Auftrag bekommt. Die Party bei Mr. Bradford nimmt jedoch einen unerwarteten Verlauf: Der Boss findet Melissa so hinreißend, dass er sie und Rob für das nächste Wochenende nach Las Vegas einlädt. Erst dann wird er seine Entscheidung verkünden. Für Melissa ist klar, dass sie Rob jetzt nicht hängenlassen kann. Wild klopft ihr Herz, als sie mit dem gut aussehenden Mann in die Stadt der tausend Lichter fährt. Längst ist für Melissa aus dem heißen Spiel Ernst geworden ...


  • Erscheinungstag 31.01.2018
  • ISBN / Artikelnummer 9783733755294
  • Seitenanzahl 130
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

Rob Schofield saß in seiner Küche und dachte darüber nach, wie gut er ohne Frau auskam. Seine kleine Tochter Lucy zog er allein groß. In letzter Zeit hielt sie ihn nachts manchmal wach, weil sie die ersten Zähne bekam. Doch davon abgesehen, bewältigte er diese Aufgabe gut. In dem Unternehmen, für das er arbeitete, wäre niemand auf die Idee gekommen, dass es keine Mrs. Schofield in seinem Leben gab.

Rob hatte sich nie Gedanken darüber gemacht, bis zu dem Moment, da sein Arbeitsvertrag auslief und verlängert werden musste. Erst da wurde ihm klar, dass die Vorstellungen seines Chefs über sein, Robs, Privatleben stark von der Realität abwichen.

Rob war zur Geschäftsleitung beordert worden, was äußerst ungewöhnlich war. Noch mehr hatte es ihn gewundert, sich in John Bradfords Arbeitszimmer wieder zu finden, dem Eigentümer und Geschäftsführer von J.B. Design. J.B., wie er genannt wurde, bot ihm eine Zigarre an und betrachtete ihn so eindringlich, dass Rob ein wenig nervös wurde.

„Wie geht es Ihrer Familie?“, erkundigte sich sein Chef höflich.

„Sehr gut, danke.“ Rob fühlte sich überrumpelt. Er arbeitete seit einem Jahr für das Unternehmen, und bisher hatte J.B. ihn nicht ein einziges Mal auf sein Privatleben angesprochen. Vermutlich hatte er sich Robs Personalakte angesehen, die bei seinem Eintritt ins Unternehmen angelegt worden war. Damals war Rob noch verheiratet gewesen.

„Rob, Sie sind ein ausgezeichneter Architekt, und wir sind mit Ihrer Arbeit immer sehr zufrieden gewesen.“

Rob wusste nicht, ob er sich darüber freuen sollte. Einerseits wusste er, dass J.B. selber ein hervorragender Architekt, mit Komplimenten sparsam umging. Andererseits klang es ein wenig so, als würde er über die Vergangenheit sprechen und ihn, Rob, entlassen wollen.

„Wie Sie wissen, läuft Ihr Vertrag bald aus“, fuhr J.B. fort.

O nein! Sie wollten ihn wirklich entlassen. Rob überlegte krampfhaft und dachte sofort über seine finanzielle Situation nach. Doch als J.B. weitersprach, waren alle Zweifel auf einmal wie weggeblasen.

„Als Nächstes werden wir ein Kasino in Nevada planen und bauen. Ich suche jemanden, der dieses Projekt leiten wird.“

Rob versuchte, sich seine Begeisterung nicht allzu sehr anmerken zu lassen.

„Ein Umzug nach Nevada wäre nicht erforderlich. Alle Angestellten, die am Projekt mitarbeiten, können mit dem Firmenflugzeug von ihrem Wohnort zum Arbeitsplatz fliegen und zurück“, fuhr J.B. fort. „Der leitende Architekt muss absolut zuverlässig und überdurchschnittlich begabt sein und hundert Prozent persönlichen Einsatz bringen.“ Er schwieg kurz und runzelte die Stirn. „Ich habe mir Ihren Lebenslauf noch einmal angesehen und muss zugeben, dass ich von Ihren Arbeiten beeindruckt bin. Wären Sie an der Stelle interessiert?“

„Selbstverständlich“, erwiderte Rob, ohne zu zögern.

J.B. nickte zufrieden. „Ich möchte allerdings sichergehen, dass ich nicht nur in beruflicher, sondern auch in persönlicher Hinsicht den Richtigen auswähle. Nächste Woche lade ich alle Kandidaten zu einer Cocktailparty ein. Ich würde mich freuen, wenn Sie und Ihre Frau auch kommen würden.“

Rob war einen Moment lang wie vor den Kopf geschlagen. J.B. dachte also, er, Rob, wäre noch immer verheiratet. Erst jetzt wurde ihm die wirkliche Bedeutung dessen klar, was sein Chef gerade geäußert hatte.

Natürlich hätte er J.B. sofort ruhig und gelassen erklären müssen: ,Meine Frau und ich haben uns im letzten Jahr getrennt. Ich bin allein erziehender Vater.‘ Natürlich gingen seinen Chef diese privaten Dinge eigentlich nichts an. Schließlich wurde seine Arbeit nicht dadurch beeinträchtigt. Rob hatte sein Leben im Griff und meisterte Beruf und Kindererziehung ohne größere Schwierigkeiten. Doch er hatte nichts gesagt.

Mit einer Frau zusammenzuleben würde alles nur komplizierter machen, dachte Rob und trommelte nervös mit den Fingern auf den Küchentisch. Eigentlich sollte J.B. froh sein, dass er allein lebte.

Ein empörtes Quietschen ertönte, riss Rob aus seinen Gedanken, und er wandte sich wieder dem Kind zu, das in einem Hochstuhl neben ihm saß. „Nun, nicht ganz allein“, sagte er lächelnd und nahm den Löffel. „Wir beide kommen gut allein zurecht, stimmt’s?“, fragte er und fuhr fort, Lucy mit Erdbeerjoghurt zu füttern.

Sie lachte vergnügt.

Rob wünschte, er hätte J.B. die Wahrheit gesagt. Doch er war zu überrascht gewesen, um etwas zu erwidern. Rob hatte daran gedacht, wie viel es ihm bedeutete, für J.B. Design zu arbeiten. In Anbetracht der Tatsache, dass er erst seit einem Jahr für das Unternehmen arbeitete, war er bereits weit gekommen.

Als begabter und erfolgreicher Architekt würde er sicher auch anderswo eine Stelle bekommen. Doch J.B. Design war ein international renommiertes Unternehmen. Und sein großzügiges Gehalt ermöglichte Rob einen gehobenen Lebensstandard. Vor kurzem war er in ein luxuriös ausgestattetes Haus in einem der vornehmsten Stadtteile von Los Angeles gezogen. Er fuhr einen roten Mercedes und, was noch wichtiger war, er hatte gerade umfangreiche Versicherungen abgeschlossen, um für sich und Lucy vorzusorgen.

An all diese Dinge hatte er gedacht, als J.B. ihn und seine „Frau“ eingeladen hatte. Und so hatte Rob geantwortet: „Vielen Dank, wir kommen gern.“

Sie können mir nicht die Beförderung verweigern, weil ich geschieden bin, versuchte er sich zu beruhigen. Immerhin waren sie in Kalifornien, einem modernen und fortschrittlichen Staat, in dem „Political correctness“ groß geschrieben wurde. Und falls doch, könnte er das Unternehmen verklagen. Aber das wollte Rob auf keinen Fall. Er wollte Karriere bei J.B Design machen. Bei dem Gespräch mit seinem Chef hatte er jedoch den Eindruck gewonnen, dass dies für einen allein erziehenden Vater nicht so einfach war.

„Momentan arbeiten Sie viel von zu Hause aus“, hatte J.B. beiläufig gesagt. „Wenn Sie das Projekt leiten sollten, müssten Sie täglich ins Büro kommen. Das wäre doch sicher kein Problem für Sie, oder?“

„Nein, natürlich nicht“, hatte Rob schnell versichert. Er hatte ein ausgezeichnetes und zuverlässiges Kindermädchen. Doch er hatte gezögert, seinem Chef dies mitzuteilen.

„Und, wie bereits erwähnt“, war J.B. fortgefahren, „Sie werden des Öfteren nach Vegas fliegen müssen. Würde das Konflikte mit Ihren familiären Verpflichtungen verursachen?“

„Ganz sicher nicht“, hatte Rob betont gelassen erwidert. „Der Flug dauert ja nur eine Stunde – das ist auch nicht mehr, um innerhalb von Los Angeles zur Arbeit zu kommen.“

In diesem Moment war Rob klar geworden, wie sehr er sich die Zusage für das Projekt wünschte. Das Gehalt war ihm weniger wichtig. Rob hatte im vergangenen Jahr Büro- und luxuriöse Privathäuser entworfen und sehnte sich nach einer neuen Herausforderung. Bei dem Kasinoprojekt würde ihm ein praktisch unbeschränktes Budget zur Verfügung stehen. Es wäre eine einmalige Gelegenheit, sein Können als Architekt unter Beweis zu stellen.

„Natürlich würde ich hundertprozentigen Einsatz bringen“, sagte Rob jetzt, „stimmt’s, mein Liebling?“

Lucy sah ihn aus großen blauen Augen aufmerksam an. Rob strich ihr sanft über die blonden Locken und gab ihr einen Kuss. Sie roch nach Babypuder und Erdbeeren. „Wir beide gegen den Rest der Welt“, sagte er liebevoll. „Aber wie soll ich nur das Problem mit dieser Einladung lösen?“ Er seufzte.

Lucy krähte fröhlich.

Rob fütterte sie zu Ende und stellte dann das schmutzige Geschirr ins Waschbecken.

Tief in Gedanken, ließ er Wasser einlaufen. Er blickte aus dem Fenster in den Garten, den er gerade von einem Gartenbauunternehmen nach seinen Vorstellungen gestalten ließ.

In der vergangenen Woche hatten drei Angestellte die Erde umgegraben. Dann war mehrere Tage niemand erschienen, und Rob hatte bei dem Unternehmen angerufen und sich beschwert. Heute war ein einziger Arbeiter im hinteren Teil des Gartens beschäftigt, wo eine neue Terrasse entstehen sollte. Er schien gerade Beton zu mischen. Rob konnte nichts Genaues erkennen, da wegen der Hitze alles flimmerte. Vielleicht sollte ich ihm etwas Kaltes zu trinken anbieten, dachte Rob mitfühlend. Es war viel zu heiß, um sich körperlich anzustrengen. Er setzte Lucy einen Sonnenhut auf, nahm sie auf den Arm und ging hinaus.

Das Haus war an den Hang gebaut und hatte drei Stockwerke. Von allen Zimmern aus blickte man auf den Pazifik. Doch die beeindruckende Sicht wurde durch den Garten gestört, der einer Baustelle glich. Derzeit konnte man nur auf einem schmalen, gefliesten Streifen von der ans Wohnzimmer grenzenden Terrasse zum Swimmingpool gehen. Von dort aus rief Rob der arbeitenden Person etwas zu, die ihn jedoch über den Lärm des Betonmischers hinweg nicht hörte.

Sie trug eine weite khakifarbene Hose und ein weißes T-Shirt. Ihre Schirmmütze hatte sie nach hinten gedreht, um den Nacken vor der Sonne zu schützen.

„Entschuldigung“, rief Rob noch einmal, als der Betonmischer ausgeschaltet war.

„Ja?“ Die Person wandte sich um. Erstaunt stellte Rob fest, dass sich unter dem engen T-Shirt eine sehr kurvenreiche Figur abzeichnete. Der Arbeiter war eine Frau.

Rob blickte in zwei große mandelförmige Augen, die veilchenblau waren. Die Augenbrauen waren schmal und leicht geschwungen, die Haut wirkte frisch und zart. Das Haar war unter der Schirmmütze verborgen. Rob schätzte die Frau auf etwa zweiundzwanzig Jahre.

Sie sah ihn fragend an und stützte eine Hand in die Taille – eine sehr schmale Taille, wie Rob feststellte.

„Möchten Sie vielleicht etwas Kühles trinken?“

Sie lächelte. Ihre strahlend weißen, makellosen Zähne wurden sichtbar. „Ja, sehr gern, vielen Dank.“

„Eistee, Limonade oder Cola?“

„Am liebsten Eistee.“

„Ich bringe Ihnen sofort ein Glas.“ Er zögerte. „Oder möchten Sie mit hineinkommen, um sich etwas abzukühlen?“

„Nein, vielen Dank.“ Sie blickte Lucy an. „Hallo.“

Lucy winkte ihr zu.

„Du bist aber ein hübsches kleines Mädchen“, sagte die Frau.

„Aber auch ein wenig schüchtern“, meinte Rob, als Lucy das Gesicht an seiner Schulter barg.

Die Frau lächelte und begann wieder, mit einem Spaten den Beton auf einer markierten Fläche zu verteilen.

Rob ging ins Haus. Am liebsten hätte er angeboten, ihr zu helfen. Es war einfach zu heiß für eine derart anstrengende Arbeit.

In der Küche nahm er einen Krug Eistee aus dem Kühlschrank, stellte kurz entschlossen zwei Gläser auf ein Tablett und trug es auf die Terrasse. Dort spannte er den Sonnenschirm auf und setzte Lucy in einen Hochstuhl. Dann winkte er die Frau herbei.

„Sie sollten wirklich eine kleine Pause machen“, meinte er, als sie sich näherte. „Um die Mittagszeit ist es in der Sonne besonders heiß.“

„Ich dachte, Sie möchten, dass die Arbeiten im Garten möglichst schnell beendet werden“, erwiderte sie lächelnd.

„Das stimmt.“

Sie setzte sich neben den Hochstuhl. Lucy griff nach der Schirmmütze und zog sie ihr vom Kopf. Langes, glattes Haar, das kastanienrot schimmerte, fiel der Fremden auf die Schultern.

Sie ist bemerkenswert hübsch, dachte Rob.

„Sie ist nicht so schüchtern, wie ich dachte“, stellte die Frau lachend fest, als Lucy sich die erbeutete Mütze über ihren Sonnenhut stülpte.

Rob goss Eistee in zwei Gläser und reichte ihr eins.

„Danke.“

„Ich habe mich noch gar nicht vorgestellt. Mein Name ist Rob Schofield, und das ist meine Tochter Lucy.“

„Ich bin Melissa Barnes.“

Ihre Blicke begegneten sich. Rob war zweiunddreißig Jahre alt und ein sehr erfolgreicher Geschäftsmann. Er war es gewohnt, dass Frauen ihn attraktiv fanden. Und doch fühlte er sich einen Moment lang verunsichert, als Melissa ihn so direkt ansah.

„Wie alt ist Lucy?“, fragte sie.

„Vierzehn Monate.“

Melissa lächelte der Kleinen noch einmal zu. Dann leerte sie ihr Glas und sagte: „Ich muss wieder an die Arbeit.“

„Sicher könnten Sie Hilfe gebrauchen“, bemerkte Rob. „Herrscht in Ihrem Unternehmen zurzeit Personalmangel?“

„Ja, das kann man wohl sagen.“ Sie zuckte die schmalen Schultern. „Aber ich komme auch allein zurecht. Der Steinfliesenpfad wird heute noch fertig, und dann werde ich die Obelisken und die Pergola aufstellen, damit sie gestrichen werden können. Übermorgen kann ich dann mit dem Pflanzen beginnen.“ Wieder blickte sie ihn sehr direkt an. „Dazu habe ich noch einige Fragen. Zum Beispiel würde ich die Clematis nicht an der Giebelwand und die Lonicera nitida nicht neben die empfindlichen Blumen an der neuen Terrasse pflanzen. Sie wächst sehr schnell und müsste ständig beschnitten werden.“

Rob runzelte etwas ratlos die Stirn. Er wusste nicht einmal, wie eine Lonicera nitida aussah. „Ihr Chef hat mir diese Vorschläge gemacht, und ich habe zugestimmt, da er der Experte auf diesem Gebiet ist.“

„Sie sollten das alles noch einmal überdenken“, erwiderte Melissa energisch. „Vielleicht könnten wir alles gemeinsam besprechen, wenn Ihre Frau zu Hause ist. In gewisser Hinsicht sind Pflanzen sehr menschlich, und es ist ihnen durchaus nicht gleichgültig, wo sie leben und wer ihre Nachbarn sind.“

Rob musste lächeln. „Wie Sie meinen. Aber Sie werden mit mir vorlieb nehmen müssen. Das einzige weibliche Wesen in meinem Haushalt ist Lucy. Meine Frau ist nicht mehr bei uns.“

„Oh, das tut mir wirklich leid!“, sagte Melissa mitfühlend.

„Es braucht Ihnen nicht leid zu tun“, erwiderte Rob gelassen. „Sie ist nicht tot. Meine Frau hat mich verlassen. Wir sind geschieden.“

„Ach so.“ Melissa sah ihn einen Moment lang nachdenklich an. Ihre Augenfarbe ist wirklich ungewöhnlich, dachte Rob fasziniert. Er hatte noch nie ein so intensives Veilchenblau gesehen.

„Am besten, wir sprechen über die Bepflanzung, wenn der Garten in seiner Grundstruktur fertig gestellt ist“, schlug sie vor und stand auf. „Noch einmal danke für den Tee, Mr. Schofield.“

„Gern geschehen. Und nennen Sie mich doch bitte Rob.“

„Lieber nicht“, lehnte sie höflich ab. „Kurt, mein Chef, möchte, dass ich meine Kunden mit sehr viel Respekt behandle.“

Erstaunt zog Rob die Augenbrauen hoch. Er war es nicht gewohnt, eine solche Antwort von einer Frau zu bekommen. „Eine faszinierende Frau, stimmt’s, Lucy?“, fragte er leise, während er Melissa nachblickte.

Ob Kurt Patterson wohl ihr Freund ist? überlegte er. Dann fragte er sich, warum es ihn so interessierte.

Am späten Nachmittag saß Rob am Schreibtisch und arbeitete. Lucy schlief. Da klingelte das Telefon. Es war seine Mutter. Rob seufzte insgeheim, als sie sofort auf das leidige Thema zu sprechen kam. „Hast du dir schon überlegt, was du wegen der Einladung am Samstag unternehmen wirst?“

„Nein, noch nicht.“

„Das ist wirklich typisch“, sagte seine Mutter empört. „Es ist so entscheidend für deine berufliche Zukunft.“

Das ist mir auch klar, dachte Rob missmutig. Er bereute es, seiner Mutter Eleanor von der Party bei J.B. erzählt zu haben. Sie hatte die Angewohnheit, sich in sein Leben einzumischen. Natürlich meinte sie es gut, doch manchmal konnte es sehr anstrengend sein.

„Ich habe eine ausgezeichnete Idee“, erklärte sie fröhlich.

Nicht schon wieder, dachte Rob.

Es klopfte an der Tür. „Einen Moment, Mom“, sagte er, insgeheim dankbar für die Unterbrechung. „Kommen Sie herein“, rief er.

„Entschuldigen Sie bitte die Störung.“ Melissa stand im Türrahmen. „Ich bin fertig für heute und wollte fragen, ob ich mir schnell die Hände waschen kann.“

„Natürlich.“ Rob wies auf das Waschbecken und wandte sich wieder dem Telefongespräch zu.

„Ich bin heute zum Shopping gegangen“, erzählte seine Mutter.

Rob beobachtete, wie Melissa die schlammbedeckten Stiefel auszog und zum Waschbecken ging. Sie trug rosa Socken mit Gänseblümchenmuster, die ihn aus irgendeinem Grund faszinierten.

„Ich war in der Jemenio-Galerie am Rodeo Drive“, fuhr seine Mutter fort. „Und rate mal, wen ich da getroffen habe.“

„Ich weiß schon, Mom“, erwiderte Rob ungeduldig. „Natürlich Tara Fitzhughes. Sie arbeitet schließlich dort.“

„So ein nettes Mädchen“, schwärmte Eleanor Schofield. „Sie lässt dich grüßen. Übrigens hat sie zurzeit keinen Freund.“

„Das interessiert mich nicht, Mom.“

„Sei doch nicht so stur“, schimpfte seine Mutter. „Sie könnte dich zu der Cocktailparty begleiten.“

„Und als was soll ich sie vorstellen?“

„Als deine Lebensgefährtin. Tara ist genau die Richtige. Sie ist hübsch, intelligent und kommt aus einer angesehenen Familie. Und wenn du ihr deine Lage erklärst, wird sie dir sicher gern aushelfen.“

„Du hast doch hoffentlich nicht mit ihr darüber gesprochen, oder?“ Rob war verärgert.

„Nein, aber …“

„Gut. Tu mir den Gefallen, und vergiss diese absurde Idee. Tara ist auf der Suche nach einem festen Partner.“

„Und was ist so schlimm daran?“

„Nun, zuerst einmal wäre es ihr gegenüber nicht fair. Lieber bezahle ich für einen Begleitservice, als mich noch einmal mit Tara einzulassen.“

Plötzlich merkte Rob, dass Melissa sich vom Waschbecken abgewandt hatte und ihn ansah. „Mom, ich muss aufhören“, sagte er schnell.

„Das war meine Mutter“, erklärte er ironisch. „Sie versucht ständig, mein Leben zu organisieren.“

Melissa erwiderte nichts. Rob sah, dass ihre Hände nass waren. Sie hatte also nicht gelauscht, sondern ihn nach einem Handtuch fragen wollen. Er reichte es ihr.

„Sie versucht, mich wieder mit meiner Exfreundin zusammenzubringen“, fuhr er fort. „Wir haben uns erst vor einigen Wochen getrennt.“ Er wusste selbst nicht, warum er Melissa alles so genau erzählte. „Ich habe ein Problem. Mein Chef gibt am Samstagabend eine Cocktailparty, und ich habe niemanden, der mich begleitet. Für meine Mutter ist das ein idealer Vorwand, um mich zu verkuppeln.“

„Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Mann wie Sie keine Begleitung findet“, meinte Melissa und ging zur Tür.

„Eigentlich brauche ich auch keine Begleitung für einen Abend, sondern eine Lebensgefährtin.“

Melissa hatte sich hingehockt, um sich die Stiefel wieder anzuziehen. Erstaunt blickte sie auf und strich sich die seidigen dunklen Haare aus dem Gesicht.

„Das Ganze ist ein wenig kompliziert“, erklärte Rob und zuckte die Schultern. „Die Verlängerung meines Arbeitsvertrags und eine Beförderung stehen demnächst an. Doch ich bin mir nicht sicher, ob ich sie bekommen werde, wenn mein Chef herausfindet, dass ich allein erziehender Vater bin.“

„Es ist nicht erlaubt, einen Arbeitnehmer deswegen zu benachteiligen“, sagte Melissa sofort.

„Ich weiß. Aber sie denken nun einmal, dass ich eine feste Beziehung hätte. Und ich will sie in dem Glauben lassen.“

„Jemand muss also einen Abend lang Ihre Frau spielen?“

„Oder meine Lebensgefährtin.“

„Haben Sie schon Ihre Exfrau gefragt?“

„Ich habe darüber nachgedacht, aber ich glaube, es wäre zu riskant.“

Was, um alles in der Welt, soll das bedeuten? fragte Melissa sich insgeheim und zog sich den zweiten Stiefel an. Sie blickte auf. „Wenn Sie wollen, werde ich Sie begleiten. Wie viel würden Sie mir dafür bezahlen?“

Rob sah sie sprachlos an.

Sie zuckte die Schultern. „Sie benötigen eine Begleitung, und ich kann das Geld gut gebrauchen“, stellte sie gelassen fest.

Rob gewann seine Fassung wieder und lächelte. „Heute Nachmittag haben Sie sich noch geweigert, mich mit Vornamen anzusprechen. Und jetzt wollen Sie meine Frau spielen. Was Kurt wohl dazu sagen würde?“

Melissa warf einen Blick auf die Uhr. „Es ist bereits nach fünf. Ich denke, es geht Kurt gar nichts an.“

Rob ließ den Blick über ihr Gesicht gleiten. „Wie viel soll ich Ihnen bezahlen?“, fragte er sanft.

Wieder zuckte Melissa die Schultern. „Wie lang wird die Party dauern?“

„Das weiß ich nicht, aber ich habe nicht vor, lange zu bleiben.“

Sie überlegte einen Moment. „Ich komme mit, wenn ich einen doppelten Tageslohn dafür bekomme.“

„Einverstanden“, erwiderte Rob. Insgeheim fragte er sich, was in ihn gefahren sei. Er konnte sich nicht erinnern, jemals eine so seltsame Abmachung getroffen zu haben.

Sie nickte. „Aber ich werde Sie nur begleiten – sonst nichts.“

Rob zog die Augenbrauen hoch. „An etwas anderes habe ich auch nicht gedacht.“

Sie lächelte. „Umso besser. Dann bis morgen früh, Mr. Schofield.“

Bevor Rob etwas erwidern konnte, fiel die Tür hinter ihr zu.

2. KAPITEL

Melissa strich die Pergola leuchtend blau. Es war eine sehr beruhigende Tätigkeit. Aber vielleicht fühlte sie sich auch deshalb entspannt, weil Rob Schofield nicht zu Hause war. Sie war sehr erleichtert gewesen, als sie zur Arbeit gekommen war und sein Wagen nicht vor der Haustür gestanden hatte.

Lucys Kindermädchen Patricia hatte sich ihr vorgestellt und erklärt, dass Rob Schofield heute im Büro sei. Falls Melissa irgendetwas brauche, könne sie jederzeit in die Küche kommen.

Melissa war unglaublich erleichtert über diese Nachricht. Fröhlich summte sie vor sich hin, während sie ihr Werk betrachtete. Sie würde Rob Schofield so bald wie möglich sagen, dass sie ihre Meinung geändert habe und ihn nicht zu der Cocktailparty begleiten würde. Was war nur in sie gefahren, als sie zugestimmt hatte? Eine solche Angelegenheit war ganz und gar nicht ihr Fall. Als sie sich die Erklärung zurechtlegte, die sie Rob geben wollte, musste sie plötzlich an ihre Mutter denken.

„Mir geht es gut“, hatte sie beim letzten Telefongespräch versichert. Doch Melissa wusste, das Gegenteil war der Fall. Ihre Mutter musste dringend an der Hüfte operiert werden. Laut Melissas Tante, die mit ihr in Florida zusammenlebte, hatte sie starke Schmerzen und konnte kaum noch laufen. Doch die Krankenversicherung kam für die notwendige Operation nicht auf, und Melissas Mutter hatte nicht genug Geld, um sie selbst zu bezahlen. Melissa gegenüber versuchte sie jedoch immer, ihre Schmerzen herunterzuspielen.

Wegen der schlechten Gesundheit ihrer Mutter hatte Melissa ihren Anteil an einem Gartenbauunternehmen ihrem Geschäftspartner Kurt verkauft. Es war ihr schwer gefallen, denn sie hatte drei Jahre hart gearbeitet, um das Unternehmen aufzubauen. Es fing gerade an, Gewinn abzuwerfen.

Doch es war die einzige Möglichkeit gewesen, ihrer Mutter zu helfen. Kurt hatte nur zu gern Melissas Anteil übernommen und ihr eine gut bezahlte Stelle im Unternehmen angeboten. Melissa hatte nun zwar genug Geld für die Operation zusammen, doch die Rehabilitation konnte sie nicht bezahlen.

Sie hatte bereits mit dem Gedanken gespielt, in den Abendstunden einen weiteren Job anzunehmen. Als sie dann Robs Telefongespräch mit angehört hatte, hatte sie zugestimmt, ohne lange zu überlegen.

Doch im Nachhinein waren ihr Zweifel gekommen. Rob Schofield war sehr erstaunt über ihren Vorschlag gewesen. Was er wohl von ihr gedacht hatte? Am besten erkläre ich ihm, dass ich vorschnell gehandelt habe, weil ich mir Sorgen um meine Mutter mache, dachte sie.

Sie zuckte zusammen, als eine Tür geöffnet wurde. Hoffentlich war es nicht Rob. Kurze Zeit später sah sie Patricia mit Lucy im Kinderwagen aus dem Haus kommen. „Bis später!“, rief sie fröhlich und winkte.

Lucys Kindermädchen war ihr sehr sympathisch: eine freundliche, herzensgute Frau von etwa fünfzig Jahren. Melissa winkte zurück. Sie beschloss, sich keine weiteren Gedanken zu machen. Sie würde Rob einfach sagen, dass sie ihre Meinung geändert habe. Sicher fand er eine andere Begleitung – immerhin war er ein sehr attraktiver Mann.

Sie machte sich wieder an die Arbeit und summte leise vor sich hin. Plötzlich fiel ein Schatten auf die Pergola, und überrascht blickte Melissa auf.

„Hallo“, Rob lächelte ihr zu. „Kommen Sie gut voran?“

„Ja.“ Melissa versuchte, sich ihre Nervosität nicht anmerken zu lassen.

Gestern war Rob Schofield leger gekleidet gewesen. Jetzt trug er einen dunklen Anzug, ein weißes Hemd und eine dezent gemusterte Krawatte. Er wirkte unglaublich attraktiv. Plötzlich war Melissa verlegen und wünschte, sie würde etwas Eleganteres tragen als Jeansshorts, ein gelbes T-Shirt und Arbeitsstiefel.

Schnell legte sie den Pinsel aus der Hand und stand auf. Ihr Herz begann, heftig zu klopfen, als sie Robs Blick erwiderte.

Rob hatte dunkle Augen und kurzes Haar. Rob war groß und durchtrainiert, aber schlank. Er strahlte Macht aus, und sie fühlte sich unwiderstehlich zu ihm hingezogen.

„Ich habe Ihren Wagen gar nicht gehört“, sagte sie betont gelassen.

„Ich habe vor dem Haus geparkt“, erwiderte Rob und ließ den Blick prüfend über sie gleiten. Melissa fühlte sich seltsam entblößt.

„Kann ich kurz mit Ihnen sprechen?“, fragte er. Bevor sie antworten konnte, ging er bereits auf den Hintereingang des Hauses zu.

„Wenn es um die Vereinbarung geht, die wir gestern getroffen haben …“, begann sie und folgte ihm.

„Nein, eigentlich wollte ich darüber sprechen, wo die Bougainvillea am besten gepflanzt wird.“ Er lächelte, als er ihren erstaunten Blick bemerkte. „Selbstverständlich geht es um unsere Vereinbarung.“ Er öffnete die Tür und ging ins Haus.

Es war sehr angenehm, sich in der kühlen Küche von der Hitze zu erholen. Rob stellte seine Aktentasche ab und lockerte die Krawatte. „Möchten Sie etwas trinken?“

„Nein, danke, ich muss so bald wie möglich wieder an die Arbeit. Ich habe noch viel zu tun.“ Sie blieb im Türrahmen stehen.

„Haben Sie schon zu Mittag gegessen?“, fragte er.

„Ich esse mittags nicht viel.“

„Aber eine Pause steht Ihnen trotzdem zu. Bitte essen Sie wenigstens ein Sandwich mit mir.“ Er schob ihr einen Stuhl hin.

Melissa war hin und her gerissen, doch sie lehnte ab. „Trotzdem vielen Dank.“ Sie atmete tief ein und fuhr fort: „Diese Cocktailparty, zu der ich Sie begleiten sollte …“

„Was ist damit?“ Rob nahm einen Glaskrug mit eisgekühlter Limonade aus dem Kühlschrank und goss sich ein Glas ein. Plötzlich war Melissa furchtbar durstig.

„Also … ich habe es mir anders überlegt“, sagte sie schnell.

„Das ist schade“, erwiderte er ruhig. „Ich fand die Idee sehr gut.“

„Wirklich?“ Melissa war überrascht.

„Ja.“ Er sah sie direkt an. „Wenn Sie nicht wollen, werde ich eine andere Lösung finden müssen. Aber jetzt setzen Sie sich bitte wenigstens hin, und trinken Sie etwas.“

Nach kurzem Zögern lächelte sie. „Danke.“ Sie zog die Arbeitshandschuhe und die Schuhe aus, bevor sie über den polierten Holzfußboden zum Tisch ging.

Rob brachte die Getränke und begann, sich ein Sandwich zu machen. Es herrschte eine beruhigende, fast familiäre Atmosphäre, und Melissa entspannte sich.

„Ich hatte einen furchtbaren Vormittag“, erzählte Rob, als würden sie sich schon lange kennen. „Ich habe mich gefragt, ob ich wirklich befördert werden möchte – dann müsste ich noch mehr Zeit im Büro verbringen.“

Autor

Kathryn Ross
<p>Kathryn Ross wurde in Afrika geboren und verbrachte ihre Kindheit und Jugend in England und Irland. Eigentlich ist sie ausgebildete Therapeutin, aber die Liebe zum Schreiben war stärker, und schließlich hängte sie ihren Beruf an den Nagel. Als Kind schrieb sie Tier- und Abenteuergeschichten für ihre Schwester und Freundinnen. Mit...
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