Ein Mann für zärtliche Stunden: Mein sexy Latin Lover

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Autorin Melissa genießt ihren Urlaub in Mexico. Als sie nach einer Partynacht erwacht, fühlt sich jedoch wie in einem schlechten Film: Neben ihr liegt ein attraktiver Fremder - und sie hat einen Ring am Finger!


  • Erscheinungstag 10.11.2015
  • ISBN / Artikelnummer 9783956495052
  • Seitenanzahl 120
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Suzanne Forster

Ein Mann für zärtliche Stunden: Mein sexy Latin Lover

Aus dem Amerikanischen von Claudia Biggen

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MIRA® TASCHENBUCH

MIRA® TASCHENBÜCHER

erscheinen in der HarperCollins Germany GmbH,

Valentinskamp 24, 20354 Hamburg

Geschäftsführer: Thomas Beckmann

Copyright © 2015 by MIRA Taschenbuch

in der HarperCollins Germany GmbH

Unfinished Business

Copyright © 2004 by Suzanne Forster

erschienen bei: Harlequin Enterprises, Toronto

Published by arrangement with

Harlequin Enterprises II B.V./S.àr.l

Konzeption/Reihengestaltung: fredebold&partner gmbh, Köln

Umschlaggestaltung: pecher und soiron, Köln

Redaktion: Maya Gause

Titelabbildung: Harlequin Enterprises S.A., Schweiz

ISBN 978-3-95649-505-2

www.mira-taschenbuch.de

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eBook-Herstellung und Auslieferung:
readbox publishing, Dortmund
www.readbox.net

 

 

 

 

 

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.

Der Preis dieses Bandes versteht sich einschließlich der gesetzlichen Mehrwertsteuer.

Alle handelnden Personen in dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen wären rein zufällig.

1. KAPITEL

“101 Trick, wie eine Frau einen Mann zum Betteln bringt”

“Na schön, dann bin ich eben altmodisch”, verkündete Melissa Sanders und setzte ihr Cocktailglas an die Lippen. “Ich will nun mal bis zur Hochzeitsnacht warten. Nur zu, dann erschieß mich einfach.”

Ein Strahl kaltes Wasser traf Melissa genau zwischen den Augen.

“He, ich habe doch bloß Spaß gemacht!”, protestierte sie und tastete auf dem Tisch nach einer Serviette, während ihre drei Freundinnen schallend lachten. Melissa machte gute Miene zu bösem Spiel und lächelte, obwohl ihr Wasser von der Nase tropfte.

Sobald sie wieder klar sehen konnte, musterte sie ihre langjährige Freundin Kathy Crawford. Sie hatte zwar bemerkt, dass Kathy in ihrer vollgestopften Tasche herumgekramt hatte. Doch sie hatte nicht erwartet, dass diese die Spritzpistole herausziehen würde, die sie zum Selbstschutz mit sich führte. “Was sollte diese Attacke?”

Kathy grinste Melissa herausfordernd. “Ich sage, heirate den Kerl, wenn das unbedingt nötig ist”, erklärte sie. “Jedenfalls musst du dich mit diesem tollen Typen einlassen, Melissa. Du hast die Wette verloren.”

“Falls du ihn finden kannst”, erklärte Melissa, “werde ich das gleich hier an Ort und Stelle erledigen. Würde euch das glücklich machen?”

“Ja”, riefen alle drei wie aus einem Munde.

“Also, ihr solltet euch wirklich schämen.” Melissa tat so, als würde sie von ihrem hübschen Sommerkleid einen Fleck wegwischen. Ihre Freundinnen hatten sie schon den ganzen Abend wegen ihres Sexlebens aufgezogen. Da sie keines hatte, hatten sie entschieden, etwas dagegen zu unternehmen. Um sie zu verkuppeln, hatten sie sich fast jedem Mann im Restaurant genähert und ihn angefleht, sie für eine Nacht zu heiraten.

Melissa hatte sich längst an die manchmal derben Scherze ihrer Freundinnen gewöhnt. Sie waren alle vier seit ihrer Kindheit befreundet und befanden sich gegenwärtig auf ihrer jährlichen Flucht vor dem Alltag in der mexikanischen Stadt Cancún. Doch zu Melissas Überraschung war dann einer der Männer, ein umwerfender Kellner namens Antonio, vor ihr auf die Knie gesunken, und hatte ihr einen Antrag gemacht. Melissa hatte sich geärgert, aber sie war auch ein wenig beschwipst und – nun ja, sie fühlte sich auch geschmeichelt. Hauptsächlich, um es ihren Freundinnen zu zeigen, nahm sie seinen Antrag an. Antonio schien sich darüber zu freuen. Offenbar hatte er gehört, dass sie mit niemandem schlafen würde, mit dem sie nicht verheiratet war, und liebte Herausforderungen. Möglicherweise war er auch von ihren Freundinnen dazu überredet worden. Doch als er sich über ihre Hand beugte und sie küsste, war es Melissa ganz heiß geworden.

Zum Glück für sie ließ Antonio ihre Hand wieder los, verbeugte sich kurz und verschwand. Wahrscheinlich hielt er das Ganze für einen gelungenen Scherz, doch Melissa war immer noch durcheinander.

Schon bei ihrer ersten Begegnung hatte dieser Mann sie tief beeindruckt. Davon wussten ihre Freundinnen nichts, doch Antonio hatte sie vor drei Tagen angesprochen, während sie barfuß am Strand spazieren gegangen war. Sie hatte sehnsüchtig das Meer betrachtet und plötzlich einen Fremden bemerkt, der in ihre Richtung kam. Sein Hemd bauschte sich im Wind, er hatte eine Schürze um die Hüften gebunden und sah aus, wie ein Mann, der einen Auftrag zu erfüllen hatte. Erst als er bei ihr ankam, und ihr sagte, es hätte Haialarm gegeben, wurde ihr klar, dass er nur ihretwegen an den Strand gegangen war. Seine angenehme Stimme klang ihr immer noch im Ohr.

“Der Anblick des Wassers ist trügerisch”, hatte er sie gewarnt. “Gehen Sie nicht hinein, nicht einmal bis zur Wade.”

Verwundert über seine unerklärliche Sorge um ihre Sicherheit, sah sie ihn an. Dieser Mund, diese strahlenden Augen, die so dunkel waren, dass sie fast schwarz wirkten … allein sein Anblick konnte einem den Boden unter den Füßen wegziehen. Wahrscheinlich wäre sie bei den Haien sicherer.

“Danke”, sagte sie, als er sie bei der Hand nahm und vom Wasser wegführte.

“Was haben Sie hier draußen gesucht?”, fragte er.

Irgendetwas an ihm brachte Melissa dazu, die Wahrheit zu sagen. “Mein Leben”, erwiderte sie mit einem flüchtigen Lächeln.

Der Blick, mit dem er sie jetzt musterte, raubte ihr beinahe den Atem. Ihr Verstand konnte nicht genau erfassen, was sie sah, außer dass Antonio eine unglaublich männliche Ausstrahlung hatte. Sie entdeckte bei ihm den Wunsch, sie zu beschützen und etwas anderes, das sie nicht benennen konnte. Melissa grub die Zehen in den Sand. Antonio ließ ihre Hand los. Melissa wollte nicht, dass er ging, aber sie hatte keinen Grund ihn aufzuhalten. Schließlich war er bloß gekommen, um sie zu warnen. Er würde wieder verschwinden, als hätte sie ihn sich nur erträumt, außer, dass dieser Mann besser war als ihre schönsten Fantasien.

“Suchen Sie nicht zu lange”, sagte er. “Sie könnten Ihr Leben sonst verpassen.”

Am nächsten Morgen waren sie sich erneut begegnet, und sie hatte ihn gefragt, was er damit gemeint hatte. Er hatte nur gelächelt und geantwortet, sie habe hübsche Füße und sollte immer barfuß gehen.

“Melissa, träumst du wieder?”

Melissa sah auf und entdeckte drei Augenpaare, die neugierig auf sie gerichtet waren. “Dank Kathy trockne ich mich immer noch ab.” Sie hörte auf, ihr Gesicht abzutupfen und leerte ihr Glas.

Es war Samstagabend und das bezaubernde Restaurant am Wasser hatte sich rasch gefüllt. Die Gäste verteilten sich auf dem gefliesten Innenhof, in dem karmesinrote Bougainvilleen wuchsen und wo die Freundinnen auf einem leicht erhöhten Teil an einem Tisch saßen. Von dort aus blickte man auf eine idyllische Bucht, und die jungen Frauen hatten vor, nach ein paar Cocktails hier zu Abend zu essen. Allerdings schienen die Freundinnen sich jetzt nur noch für Melissas Liebesleben zu interessieren.

“Ihr habt doch gehört, dass ich Ja gesagt habe”, erklärte Melissa ihren Begleiterinnen kühn, nachdem sie sich vergewissert hatte, dass Antonio wirklich weggegangen war. “Ihr seid alle Zeugen. Wenn er nicht kalte Füße bekommen hätte, hätte ich ihn geheiratet, selbst wenn es nur für eine Nacht gewesen wäre.”

Ihre Freundinnen gaben spöttische Laute von sich, und Melissa tat so, als sei sie gekränkt.

“Ihr glaubt mir nicht? Ihr denkt, ich wäre nicht fähig, jemals spontan etwas völlig Verrücktes zu tun?”

Kathy stand auf und hob ihr Glas. “Auf die keusche Jungfrau”, verkündete sie, “die einen Mann ohne Kondom nicht einmal küssen würde.”

Die anderen pflichteten Kathy bei, und so gern Melissa auch protestiert hätte, es wäre unsinnig gewesen. Die Mädchen kannten sie, und Kathy kannte sie am besten von allen. Sie waren zusammen aufgewachsen und auf dieselben Schulen gegangen.

Melissa und Kathy hatten einander immer alles erzählt und taten das auch jetzt noch. Melissa hatte jede von Kathys Romanzen miterlebt. Sie wusste, dass ihre Freundin mit ihren achtundzwanzig Jahren mit fünf verschiedenen Männern geschlafen hatte, einschließlich eines One-Night-Stands. Und Kathy wusste wiederum, dass Melissa noch keine Erfahrungen hatte.

Oder genauer: fast noch keine. Ein sexuelles Erlebnis hatte es gegeben, aber das war etwas anderes. Melissa hatte geglaubt, sie würde Roger Boswell heiraten, und er war zuerst damit einverstanden gewesen zu warten. Doch sobald sie offiziell verlobt waren, hatte er sie gedrängt, mit ihm zu schlafen, denn es sei ja möglich, dass sie sexuell nicht zusammenpassen. Schließlich hatte sie nachgegeben, und das erste Mal war zu einer Katastrophe geworden. Melissa war fürchterlich nervös gewesen und nichts hatte geklappt. Am nächsten Tag hatte Roger sie fallen lassen, und natürlich hatte sie sich selbst dafür die Schuld gegeben. Doch hätte der richtige Mann nicht gewartet oder wäre zumindest verständnisvoller gewesen?

Dickköpfig hielt sie an dieser Idee fest, aber seitdem war weder der Richtige gekommen, noch hatte sie weitere sexuelle Erfahrungen gemacht, was ziemlich frustrierend für sie war.

Auch die anderen Frauen hatten ihre Gläser erhoben, doch Melissa wollte keinen Trinkspruch auf ihr klägliches Liebesleben.

“Tut wenigstens so, als würdet ihr mir etwas zutrauen.” Sie zog einen Schmollmund. “Ich könnte mich als Luder entpuppen.”

“Natürlich könntest du das!” Pat Stafford hob ihr Glas noch ein Stückchen höher. Pat war früher auf der Highschool Cheerleader gewesen. Sie war schlank, blond und auch heute noch hübscher, als nach Melissas Meinung erlaubt sein sollte.

“Nach journalistischer Auffassung bist du bereits die Königin der Luder”, versicherte Kathy. “Wenn man an alle diese erotischen Artikel denkt, die du für ‘Women Only’ schreibst.

Bei der Erwähnung ihres geheimen Lebens als Autorin von Artikeln für Frauenzeitschriften, in denen sie beschrieb, wie man sexuelle Erfüllung finden konnte, zuckte Melissa zusammen. Auch wenn ein paar Texte ziemlich gewagt waren, so stammte alles, was sie schrieb aus ihren eigenen unerfüllten Fantasien. Manche Frauen täuschten Orgasmen vor. Sie täuschte eben den ganzen Sex vor. Wahrscheinlich hätte sie wie ein ängstliches Kaninchen Reißaus genommen, wenn Antonio es ernst gemeint hätte. Obwohl sie es eigentlich leid war, davonzulaufen und sich wie eine Schwindlerin zu fühlen.

Aber natürlich hatte er seinen Antrag nicht ernst gemeint. Das Ganze war ein verrückter Scherz gewesen, auch wenn Melissa die Vorstellung gefiel, er wäre bereit, für eine Nacht mit ihr so weit zu gehen. Eigentlich war das immer schon eine ihrer Lieblingsfantasien gewesen. Sie hatte sich schon oft gefragt, wie es wohl wäre, wenn ein starker Mann sie so sehr begehrte, dass er alles tun würde für die Gelegenheit, seine heimlichen Wünsche mit ihr zu befriedigen. Allein bei der Vorstellung wurde ihr ganz heiß, und erregende Schauer rannen ihr über den Rücken.

Renee Tyler, die temperamentvollste Frau im Quartett, meldete sich zu Wort. “Vergesst die Männer. Besorgen wir uns lieber Schokolade. Das ist sowieso besser als Sex.”

Erneut hoben alle die Gläser. “Hört, hört!”

Zum Glück war Melissas Glas leer. Noch ein Schluck, und ich liege unter dem Tisch, dachte sie. Im Moment war sie nicht mal imstande, ihren Seidenschal zu finden, den sie mitgenommen hatte, und nach Sonnenuntergang wurde es immer recht frisch draußen.

“Jetzt könnte ich ein Stück Käsekuchen vertragen”, meinte Renee schwärmerisch. “Lasst uns aufbrechen, Señoritas.”

“Eine Sekunde noch.” Melissa ging in die Hocke, um unter dem Tisch zu suchen. Wo konnte ihr Schal bloß sein?

“Melissa”, flüsterte Kathy und stupste sie an.

“Was ist denn?” Melissa tastete auf dem kühlen Fliesenboden nach dem Schal. Unter dem Tisch war es dunkel, und Seide war glatt. Doch endlich fand sie ihn.

“Sieh mal, wer da ist! Pst, Melissa.”

Jemand kreischte, und Melissa stieß heftig mit dem Kopf gegen den Tisch. Als sie einen Moment später über die Tischkante spähte, entdeckte sie, dass Antonio zurückgekommen war. Jetzt trug er ein weißes Smokinghemd und eine schwarze Hose und er war in Begleitung eines anderen Mannes, der verdächtige Ähnlichkeit mit einem Priester hatte.

Antonio lächelte sie an, und eine Sekunde lang dachte sie daran, wieder unter dem Tisch zu verschwinden. Doch ihre Freundinnen beobachteten aufmerksam, wie sie reagierte.

“Hallo, Melissa”, sagte Antonio.

Sie winkte ihm mit den Fingern zu. “Hi”, schaffte sie zu sagen. Merkwürdigerweise schien sich der Boden unter ihr zu bewegen. Gab es Erdbeben in Cancún?

“Das ist Hochwürden Domenici.” In Antonios melodischer dunkler Stimme klang nur der Anflug eines Akzents mit. “Er hat angeboten, uns zu helfen.”

“Uns helfen? Wobei?”, flüsterte sie, weil ihre Stimme versagte.

“Zu heiraten natürlich.”

Melissa versuchte aufzustehen, obwohl sie sich ziemlich sicher war, sie würde das nicht schaffen. Das alles musste ein Scherz sein, hinter dem vermutlich ihre Freundinnen steckten. Wie weit würden sie noch gehen?!

Kathy wich zur Seite, als Antonio die Hand nach Melissa ausstreckte. “Hochwürden, diese schöne Frau und ich wollen heute Nacht eins werden.”

Scherz oder nicht, Melissa war entsetzt. Doch sie war auch entzückt. Antonio half ihr beim Aufstehen. Sie schwankte nur ganz leicht, als er ihr eine dunkelrote Rose reichte. Außerdem hatte er einen weißen Schleier aus zarter Spitze mitgebracht.

“Für Melissa”, sagte er, “die Antwort auf die Träume eines Mannes.”

“Träume” war genau das richtige Wort. Sie kam sich wirklich wie im Traum vor. Die melodischen Klänge einer Mariachiband drangen aus dem Restaurant, und Melissa hörte ihre Freundinnen im Hintergrund miteinander reden. Doch sie verstand nicht, was sie sagten. Antonios Größe zwang sie, den Kopf in den Nacken zu legen, um ihn anzusehen und dadurch wurde ihr schwindelig – oder lag das an den Cocktails?

Zum ersten Mal nahm Melissa sich die Zeit, ihn gründlich zu betrachten. Er besaß einen unglaublich sinnlichen Mund und dunkle Augen, in denen man sich verlieren konnte. Die Mädchen mussten ihn zu diesem Schauspiel überredet haben. Denn was konnte ein Mann wie er sonst von ihr wollen? Obwohl, ein Mauerblümchen war sie auch nicht gerade. Sie hatte gute Zähne, glänzende dunkles Haar und lange Beine, was aber mehr klang, als würde man ein Pferd beschreiben. Allerdings konnte sie noch immer dieselben Jeans anziehen, die sie während der Highschool getragen hatte. Was machte es da aus, dass sie sich flach auf den Rücken legen und die Luft anhalten musste, um den Reißverschluss zu schließen?

Sie bezweifelte, dass Antonio jemals Probleme hatte, seine Hose zu schließen. Oder den Reißverschluss zu öffnen. Bei diesem Gedanken musste sie lächeln. Was sie sah, gefiel ihr sehr. Seine Hose passte, als sei sie maßgeschneidert. Schmale schwarze Satinbänder liefen an den Außennähten entlang, und wenn er sich bewegte, straffte sich der Stoff leicht. Die obersten Knöpfe seines schneeweißen Smokinghemdes standen offen, und ein Stück seiner sonnengebräunten Haut war sichtbar.

Kathy hätte ihn wahrscheinlich als “lecker” beschrieben, und Melissa zweifelte nicht daran, dass jede ihrer Freundinnen gerne mit ihr getauscht hätte, selbst wenn dann der Scherz auf ihre Kosten gegangen wäre. Aber Antonio hatte sie, Melissa, gewählt, und der Grund war ihr jetzt egal.

Einen Augenblick später stellte sie überrascht fest, dass Antonio sie vom Tisch wegführte. Merkwürdigerweise schien sie nicht einmal den Wunsch zu haben, ihn aufzuhalten. Ganz im Gegenteil, mit diesem Mann wäre sie überall hingegangen und hätte alles gemacht. Wie war das möglich?

Sie warf einen Blick über die Schulter nach hinten und lächelte ihren Freundinnen nervös zu.

“Wo geht ihr hin?”, fragte Kathy.

“In die Mission”, erwiderte Antonio.

“In die Mission”, wiederholte Melissa. “Ich habe die Wette verloren, wisst ihr noch?”

“Aber du kannst ihn doch nicht einfach heiraten”, sagte Renee. “Ihr braucht eine Lizenz und …”

“Alles, was ich brauche, ist sie.” Antonio drehte sich zu den drei sprachlosen Frauen um und erklärte mit ruhiger, aber bestimmter Stimme: “Ihr habt jeden Mann in diesem Restaurant angefleht, sie zu heiraten und eine Frau aus ihr zu machen. Aber deshalb habe ich ihr keinen Antrag gemacht. Aus irgendeinem Grund seht ihr das nicht, doch sie ist eine wunderschöne, begehrenswerte Frau, nach der sich jeder heißblütige Mann sehnt, und ich will sie.”

Melissa war so erstaunt wie jeder andere auf der Terrasse. Vielleicht war das Ganze doch kein Scherz? Sie sah ihre Freundinnen an, und ein eigenartiges Unbehagen erfasste sie. Sie schienen nicht zu wissen, was sie tun sollten, und sie wusste das ebenfalls nicht. Sie hatten gewettet, sie könnten einen netten Mann dazu überreden, sie für eine Nacht zu heiraten. Nun, Antonio war mehr als nett, er war umwerfend und er wollte sie offenbar wirklich.

Jetzt wäre der Zeitpunkt, ein paar Fragen zu stellen und herauszufinden, was hier vorgeht, sagte sich Melissa. Wenn ihr Kopf wieder klar war, vielleicht würde dann dieser Ansturm verrückter Gefühle verschwinden, und sie würde wieder vernünftig denken können. Obwohl, möglicherweise wollte sie gar nicht wirklich, dass der Gefühlsansturm verschwand. Ihr ganzes Leben hatte sie auf solche Empfindungen gewartet.

Plötzlich verstand sie, warum eine Frau sich von einem Impuls hinreißen ließ. Darüber schrieb sie zwar Artikel, aber sie hatte nicht gedacht, dass sie diese Erfahrung einmal selbst machen würde. Eigentlich war sie immer nur eine Beobachterin und keine Akteurin. Sie lebte durch andere und träumte nur von leidenschaftlichen Abenteuern.

Aber das, was sie jetzt erlebte, war faszinierender als alle ihre Fantasien. Deshalb ging Melissa mit Antonio Hand in Hand aus dem Restaurant. Deshalb wollte sie nicht anhalten, nicht einmal für eine Sekunde. Zum ersten Mal im Leben würde sie das tun, was sie schon immer hatte tun wollen: Sie würde spontan sein.

Melissa schlug die Augen auf. Vage erinnerte sie sich daran, dass sie vom Alkohol ganz benebelt gewesen war und sich eine Sekunde lang hatte hinlegen wollen. Das war alles. War sie ohnmächtig geworden? Die Rum Mocambos schmeckten wie Fruchtpunsch, aber sie wirkten verheerend.

Allerdings, was auch passiert war, sie hatte nicht geträumt, obwohl es draußen hinter den Vorhängen noch dunkel war. Sie lag auf einem Bett, in den Armen eines Mannes, und sie beide waren vollständig angezogen. Letzteres kam ihr merkwürdig vor. Wie konnten sie vollständig angezogen sein, wenn …

Sie hob den Kopf. “Antonio?”

Er war wach und betrachtete sie, als hätte er das seit Stunden getan. Melissa durchforschte ihr Gehirn nach Einzelheiten. Es hatte eine Hochzeitszeremonie in einer kleinen mexikanischen Mission stattgefunden, bei der kein Wort Englisch gesprochen worden war. Doch das hatte sie die ganze Zeit überhaupt nicht gekümmert. Antonio hatte ihr einen wunderschönen filigranen Goldring an den Finger gesteckt und anschließend hatte sie ein Schriftstück unterschrieben, das in Spanisch verfasst war und durchaus eine Heiratsurkunde gewesen sein konnte.

Antonio hatte alles so arrangiert, dass es unglaublich echt wirkte, aber natürlich war das nicht der Fall. Kein Priester würde zwei Menschen trauen, die sich nicht kannten und nicht einmal dieselbe Sprache redeten. Und sie, Melissa, konnte unmöglich wegen eines Dokuments, von dem sie nicht einmal wusste, was es war, an einen Fremden gebunden sein. Die ganze Sache war einfach nur ein romantisches Abenteuer, das dazu geführt hatte, dass …

“Wir sind im Bett”, erklärte sie. Anscheinend befanden sie sich in einem Hotelzimmer, das so aussah, als könnte es sich eigentlich ein gewöhnlicher Kellner nicht leisten. Die wunderschön gearbeiteten schmiedeeisernen Pfosten des breiten Bettes wanden sich nach oben und trugen einen Baldachin aus rotem Satin. Eine karmesinrote Wolke wogte über ihren Köpfen und eine weiche Bettdecke mit Leopardenmuster lag unter ihnen. Überall brannten Duftkerzen, die dem Raum eine romantische Note verliehen und nach Vanille dufteten. Auf einer Kommode stand sogar eine Schale mit exotischen Früchten.

Verführten Latinos ihre Frauen mit Essen?

“Sí, cama”, sagte er und klopfte mit der flachen Hand auf die Bettdecke. “Das ist Spanisch und bedeutet Bett.”

“Haben wir … ich meine, natürlich haben wir … Wir sind en una cama. Aber haben wir …”

“Die Ehe vollzogen?”

Hatte er genickt? Melissa war sich nicht sicher. Sie wusste nur, dass sie dahinschmolz, wenn er sie so ansah wie jetzt.

“Wäre nett, wenn ich mich erinnern könnte”, sagte sie.

“Wie solltest du dich erinnern? Du hast geschlafen”, erwiderte er mit seiner tiefen weichen Stimme.

“Wir haben es gemacht, während ich schlief?”

Er lachte. “Du musst sehr schöne Träume gehabt haben.”

“Dann ist also nichts passiert? Du hast mich nur beim Schlafen beobachtet?”

“Ich habe dir beim Träumen zugesehen und dich in den Armen gehalten.”

Seinem Ton nach zu schließen, war das offenbar ein großer Unterschied für ihn. Der Mann war unglaublich romantisch.

Sie zupfte an ihrem Sommerkleid. “Antonio, wir sind beide angezogen.”

“Das kommt daher, dass wir unsere Kleider nicht ausgezogen haben.”

“Aber du hast mich geheiratet.” Sie deutete auf den Ring an ihrem Finger. “Warum solltest du das tun, und dann keinen Sex mit mir haben?”

Sein Blick verdunkelte sich, wenn das überhaupt möglich war. “Ich habe dich aus vielen Gründen geheiratet, einer davon war, weil ich entdecken wollte, wie deine Leidenschaft geweckt werden kann. Aber ich habe dich auch geheiratet, um zu beweisen, dass deine Freundinnen sich irren. Sie mögen glauben, sie würden dich kennen. Doch das stimmt nicht.”

“Und du kennst mich?”

“Nein, aber …” Er neigte den Kopf. “Wie soll ich das erklären? Lass es mich mal so ausdrücken: Dein Lächeln hat mich angelockt wie ein Wunschbrunnen, und ich möchte herausfinden, wie tief er ist.” Er liebkoste ihre Lippen mit dem Finger. “Ich möchte, dass keiner von uns beiden diese Nacht jemals vergisst.”

“Eine Nacht? Nur eine Nacht?”

“Alles fängt mit einer Nacht an, Melissa.”

Sie lachte, weil ihr nicht einfiel, was sie sonst tun sollte. “Bist du sicher, dass ich tatsächlich aufgewacht bin? Vielleicht träume ich immer noch.”

Kneif ihn, dachte sie. Wenn er schreit, ist er echt. Aber dazu kam sie nicht, denn er nahm sanft, aber bestimmt ihre Hand. Melissa überlegte, ob er sie lieben würde, als wäre ihr Körper ein köstliches Mahl, das er genüsslich verzehren wollte. Das wäre gar nicht so schlecht. Das hatte noch niemand mit ihr gemacht.

“Was lässt dein Herz schneller schlagen?”, wollte er wissen.

Sie bemühte sich, keine Reaktion zu zeigen, als er ihre Hand so drehte, dass ihr Puls nach oben wies. Gespannt wartete sie, was Antonio nun tun würde.

Mit den Lippen berührte er die Stelle, wo ihr Pulsschlag zu spüren war.

“Mein Handgelenk zu küssen scheint zu funktionieren”, meinte sie leise, und ihre Stimme klang dabei leicht heiser.

Ganz ruhig bleiben, Melissa, sagte sie sich. Wenn sie über diese Sachen schreiben wollte, sollte sie einiges davon ausprobieren. All die aufregenden Dinge, die sie sich sonst immer bloß ausdachte. Heiße Lippen auf nackter Haut. Die Hand eines Mannes, der sie langsam und verführerisch liebkoste. Der erste Schrei der Lust, den er ihr entlockte.

“Wollen wir wetten, dass das mit dem Ellbogen auch geht?”, fragte er lächelnd.

Sie schüttelte den Kopf. “Nicht genau so …” Doch rasch erkannte sie ihren Irrtum.

Antonio überzog die Innenseite ihres Arms mit Küssen und liebkoste sie dabei spielerisch mit den Zähnen. Ihre Haut kribbelte, als er die Lippen auf die zarte Haut ihrer Armbeuge presste. Hitze durchströmte Melissa, und ihr wurde schwindelig.

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