Ein Weihnachtsengel für den Lord

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London, 1571: Nie hat Meg dem betörenden Sir Robert verziehen, dass er sie ohne Abschied verließ. Entsprechend kühl ist ihre Begrüßung, als sie ihn im höfischen Adventstrubel wiedertrifft. Werden seine brennenden Küsse das Eis um ihr Herz dennoch zum Schmelzen bringen?


  • Erscheinungstag 18.12.2019
  • ISBN / Artikelnummer 9783733728991
  • Seitenanzahl 130
  • E-Book Format ePub
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Leseprobe

1. KAPITEL

England, 1569

Pst! Leise, Bea, sonst werden sie dich hören. Und wenn sie uns entdecken, können wir niemals herausfinden, was hier geschieht“, flüsterte Margaret streng. Sie und ihre Cousine hatten sich in dem Schrank auf der Galerie oberhalb der Großen Halle von Clifford Manor, dem Landsitz ihrer Eltern, versteckt. Beatrice war ihre beste Freundin, obwohl sie drei Jahre jünger als sie selbst war. Leider neigte sie mit ihren fünfzehn Lenzen dazu, ständig zu kichern. Vor vielen Jahren hatten ihre Eltern das verwaiste kleine Mädchen liebevoll aufgenommen.

Beatrice schlug sich die Hand vor den Mund und kuschelte sich dichter an sie. Zwischen gespreizten Fingern murmelte sie: „Ich werde ganz still sein, Meg. Versprochen.“

„Ich hätte dich niemals mitnehmen sollen“, flüsterte Margaret. Sie hatte unbemerkt aus der gemeinsamen Schlafkammer schlüpfen wollen, war jedoch nicht schnell genug gewesen. Beatrice hatte so inständig gebettelt, dass sie ihr den Wunsch nicht hatte abschlagen können. Sie hatte nicht viel Zeit und wollte unbedingt herausfinden, worüber ihre Eltern mit Lord und Lady Erroll unten in der Halle sprachen.

Margaret kniete sich auf die rauen Bodenbretter, um besser durch eine der Ritzen des alten Schranks lugen zu können. Bea klammerte sich an den Ärmel ihres Samtkleides und kicherte schon wieder, sodass sie sie erneut auffordern musste, keinen Ton von sich zu geben. Selbst bei völliger Stille war es schwer, etwas von der Unterhaltung mitzubekommen. Und es war von äußerster Wichtigkeit für sie, zu erfahren, worum es bei dem Gespräch ging.

Beim Himmel, es machte sie verrückt, dass ihre Eltern sich weigerten, vernünftig mit ihr zu reden. Sie behandelten sie wie ein Kind. Aber sie war kein Kind mehr. Sie war mehr als alt genug um zu …

Heiraten?

Sind die Errolls aus diesem Grund nach Clifford Hall gekommen? fragte sich Margaret. Um über meine Verlobung mit ihrem Sohn zu sprechen? Sie presste ihre Fäuste auf den Bretterboden. Ihr Herz hämmerte in ihrer Brust. Oh bitte, möge das der Grund sein!

Denn seit sie Robert Erroll vor ein paar Monaten bei den weihnachtlichen Festivitäten gesehen, mit ihm getanzt und ihm in die Augen geblickt hatte, ging er ihr nicht mehr aus dem Kopf. Sie konnte an nichts anderes mehr denken. Selbst wenn sie mit Bea im Garten spazieren ging oder wenn ihre Mutter sie ausschalt, weil sie die wertvollen seidenen Stickgarne durcheinandergebracht hatte, sah sie einzig Roberts tiefblaue Augen vor sich. Erinnerte sie sich an nichts anderes als daran, wie er ihre Hand genommen und seine Finger mit ihren verflochten hatte.

Und ständig hatte sie sich seitdem gefragt, wann sie einander wiedersehen würden.

Bis heute. Bis zu dem Augenblick, als sie den Feldweg entlang- spaziert war und einen Reiter erspäht hatte, der auf sie zugaloppierte …

Margaret summte eine alte Volksweise, als sie den Weg zu Mis­tress Browns Cottage einschlug.

„Los, Meg, hol den Korb. Wir brauchen frische Eier“, hatte ihre Mutter sie aufgefordert. „Versunken in deine Tagträume, bist du heute keine Hilfe bei den Näharbeiten. Beatrice kann sie beenden.“ Mit einer Handbewegung hatte sie ihre jüngsten Söhne, die Zwillinge Henry und Thomas, aus dem Weg gescheucht.

Die Cliffords waren eine alteingesessene, angesehene Familie, jedoch nicht wohlhabend genug, um sich viele Dienstboten zu leisten, schon gar keine, die nähten und die Kleidung ausbesserten. Oder die Eier holen gingen.

Ein kalter Wind zerrte an ihrem Umhang und fegte durch die kahlen Zweige der Büsche am Feldrand, aber das kümmerte Margaret nicht. Endlich hatte sie ein wenig Zeit für sich – fern von dem häuslichen Trubel – und konnte ungestört ihren Gedanken nachhängen. Je weiter sie sich von Clifford Manor entfernte, desto ruhiger wurde es um sie herum. Jetzt konnte sie sich ganz ihren Tagträumen hingeben, in der Vorstellung schwelgen, wie sie mit Robert Erroll tanzte …

Bis sie eine Biegung des Weges umrundete und das große schwarze Pferd auf sich zugaloppieren sah.

Margaret schrie auf und sprang seitwärts. Beinahe wäre sie in den Matsch gefallen, und als ihr die Kapuze ihres Umhangs über die Augen rutschte und ihr die Sicht raubte, wurde sie von Panik ergriffen.

Das Pferd jagte nur wenige Handbreit an ihr vorbei. Kaum hatte sie sich aufgerappelt, hörte sie einen Mann rufen.

Hastig schob sie die Kapuze aus dem Gesicht, blickte sich um und sah, wie der Reiter vom Sattel sprang. Sein Wams aus feinem Samt und die Reithose aus teurem weichem Leder wirkten zu edel für einen einfachen Landjunker und betonten den schlanken und doch kräftigen Körper des Gentlemans.

„Seid Ihr verletzt?“, rief er besorgt und zog gleichzeitig galant das mit Federn besetzte Barett vom Kopf.

Die Panik wich purer Freude, als Margaret den Reiter erkannte. Robert Erroll. Endlich war er zurück!

„Mir geht es gut, Master Erroll“, beeilte sie sich zu sagen, während sie auf ihn zuging. „Ihr scheint es sehr eilig zu haben.“

„Ihr seid es, Mistress Margaret.“ Seine Augen leuchteten auf, ein breites Lächeln erhellte sein Gesicht.

Wie gut er aussieht, dachte Margaret verträumt.

„Ich bin auf dem Weg zu Eurem Haus. Meine Eltern wollen den Euren einen Besuch abstatten. Ihre Kutsche ist jedoch zu langsam für mich. Und nun, da ich Euch getroffen habe, bin ich doppelt froh, dass ich vorausgeritten bin.“

Lachend blickte sie zu ihm auf – er war so herrlich groß gewachsen. Er stimmte in ihr Lachen ein. Und sie fand, dass er … noch besser aussah als am Weihnachtsfest. Falls das überhaupt möglich war.

„Wie reizend Ihr seid, Mistress Margaret“, sagte er. „Ich habe seit unserem Tanz an Euch gedacht.“

Pure Freude durchströmte sie bei diesen Worten. Also erinnerte er sich genau wie sie daran. „Ach, tatsächlich, Master Erroll?“, antwortete sie ein wenig schnippisch. Sie mochte zwar nur ein Mädchen vom Lande sein, aber sie wusste genau, dass sie nicht zu eifrig wirken durfte. Erst recht nicht bei einem Gentleman, der so gut aussah und sogar bei Hofe verkehrte. „In der Tat, äußerst großzügig von Euch.“

Nun lachte er noch lauter. „Wollt Ihr etwa behaupten, Ihr hättet nicht an mich gedacht?“

„Es gibt hier so viel zu tun in Clifford Manor, dass wir keine Zeit haben unnützen Gedanken nachzuhängen. Wenn wir vielleicht auch nicht so beschäftigt sind wie Ihr bei Hofe“, setzte sie hinzu. Sie machte auf dem Absatz kehrt, schlenderte den Weg entlang und fragte sich insgeheim, ob er ihr wohl folgen würde.

Und das tat er. Schnell hatte er sie mit großen Schritten eingeholt, gerade als sie eine niedrige Mauer am Feldrand erreichten. Er griff nach ihrem Arm und hielt sie fest.

Margaret fuhr herum, gleichzeitig freudig erregt und erschrocken.

„Natürlich geht es bei Hofe sehr ereignisreich, skandalös und prachtvoll zu“, erwiderte Robert. „Aber Ihr könntet Euch mit Eurer Schönheit mit jeder Dame dort messen, Mistress Margaret. Nie zuvor sah ich solche Augen wie die Euren …“

Mit den Fingerspitzen fuhr er über ihre Wange, so hauchzart wie der Flügel eines Schmetterlings, doch die federleichte Berührung ließ Margaret erschauern. Sie sah zu ihm auf. Oh, wie sehr wollte sie ihm glauben! Wie sehr wünschte sie sich, mit seinen süßen Worten hätte er die Wahrheit gesprochen! Und tatsächlich blickte er sie genauso an, wie sie es sich immer von einem Verehrer erträumt hatte. Bewunderung spiegelte sich in seinen edlen Zügen.

Aber sie wusste auch, dass ihre Augen von einem gewöhnlichen Braun waren. Und natürlich wusste sie, dass das, was sie hier tat, nicht schicklich war für eine junge Dame aus gutem Hause. Ebenso war ihr klar, dass ihre Eltern sie ausschimpfen würden. Einerseits verspürte sie den Wunsch, davonzulaufen, um dieser Situation zu entkommen.

Andererseits hielt die Seite in ihr, von der sie fürchtete, es sei ihre unschickliche, sie zurück.

„Wollt Ihr mir etwa schmeicheln, Sir?“, brachte sie mit einem gekünstelten Lachen heraus.

„Keineswegs. Wenn Ihr die Damen bei Hofe kennen würdet …“ Zart strich er über eine der seidigen braunen Haarsträhnen, die sich unter Margarets Kapuze gelöst hatten. „Keine von ihnen kommt Euch gleich.“

Er ließ die Hände an ihren Armen hinabgleiten. Die Berührung war leicht, spielerisch. Bis er sie ihr plötzlich um die Taille legte und sie näher zu sich heranzog. Margaret ließ es geschehen, ohne zu protestieren. Neugier erfasste sie und dieses verwirrende, überwältigende Gefühl, das sie jedes Mal in seiner Nähe ergriff. Es machte sie so schwindlig, dass sie sich an seinen Schultern festklammern musste, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren.

Autor

Amanda McCabe
Amanda McCabe schrieb ihren ersten romantischen Roman – ein gewaltiges Epos, in den Hauptrollen ihre Freunde – im Alter von sechzehn Jahren heimlich in den Mathematikstunden.
Seitdem hatte sie mit Algebra nicht mehr viel am Hut, aber ihre Werke waren nominiert für zahlreiche Auszeichnungen unter anderem den RITA Award.
Mit einer...
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