Eine Affäre - heiß wie der Sommer

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Sommer, Sonne und - Sex?! Schon lange sehnt sich Tess nach einer heißen Affäre - nicht mehr und nicht weniger! Da kommt ihr neuer Nachbar Jordan wie gerufen. Auf Anhieb hat es zwischen ihnen gefunkt. Und schon bald verbringen die beiden ihre erste leidenschaftliche Liebesnacht. Doch Jordan hat etwas zu verbergen…


  • Erscheinungstag 12.08.2017
  • ISBN / Artikelnummer 9783733779313
  • Seitenanzahl 130
  • E-Book Format ePub
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Leseprobe

1. KAPITEL

„Es wird Zeit, dass du dir einen Liebhaber zulegst“, sagte Sally Mendoza, die beste Freundin von Tess Cameron. „Und zwar noch in diesem Sommer. Du bist zu jung, um die schönsten Dinge des Lebens an dir vorüberziehen zu lassen.“

Tess warf den Kopf zurück und lachte laut. Ihre blauen Augen funkelten amüsiert über die unerwartete Wende ihrer Unterhaltung. Die beiden Freundinnen saßen an dem runden Frühstückstisch in der großen sonnigen Küche und tranken Kaffee. Dabei hatten sie ganz allgemein über Männer gesprochen.

„Und wo bitte soll ich einen finden?“, fragte sie. „Du musst zugeben, dass die Auswahl in Harmony nicht besonders groß ist.“

Zwar lag der kleine Ort in den Hügeln nordöstlich von Phoenix nicht weit entfernt von Arizonas größter Stadt, aber für eine dreißigjährige Witwe waren fast alle potenziellen Liebhaber in der näheren Umgebung entweder zu jung, zu alt oder verheiratet.

„Möglichkeiten gibt es genug“, behauptete Sally. „Schließlich suchst du keinen Ehemann oder Ersatzvater. Das wäre schwieriger.“ Sie kniff nachdenklich die braunen Augen zusammen.

Tess trank ihren Kaffee. Sie hatte nie über ihre Ehe gesprochen, weder mit Sally noch mit sonst jemandem. „Ja. So schnell muss ich nicht wieder heiraten.“

Sie hatte damals viel zu überstürzt geheiratet, wie sie im Nachhinein erkannte, war zu jung gewesen und hatte in ihrer Naivität an ein lebenslanges Glück geglaubt. Damals war sie zu unerfahren gewesen und wusste noch nicht, dass Liebe allein nicht genügte. Um wirklich glücklich zu werden, mussten zwei Menschen gemeinsame Interessen haben und dieselben Ziele verfolgen.

Jetzt war sie älter und hoffentlich weiser. Falls sie jemals wieder heiraten sollte, würde sie ihren Entschluss reiflich überlegen.

Nicht, dass ihre Ehe mit Roger schrecklich gewesen wäre. Nein, ganz und gar nicht. Aber nach dem ersten Jahr hatten sie mehr oder weniger nebeneinanderher gelebt. Das einzig Wunderbare, das aus dieser Verbindung hervorgegangen war, war ihre Tochter Ali.

„Was du brauchst, ist ein Liebhaber“, fasste Sally sachlich zusammen.

„Vielleicht“, gestand Sally ehrlich ein. Seit drei Jahren war sie ohne Mann, und sie spürte immer häufiger, dass ihr etwas fehlte. „Aber wie stellst du dir das vor? Ich kann mir doch nicht einfach einen Liebhaber von der Straße holen – vorausgesetzt, es läuft überhaupt ein interessanter Mann herum.“

Sally zuckte mit den Schultern. „Was ist mit diesem Mr. Mysterious, deinem Nachbarn?“

Tess lehnte sich auf ihrem schon etwas altersschwachen, aber gemütlichen Stuhl zurück. Lieber gemütliche ältere als moderne Designermöbel, dachte sie, und diese Einstellung würde sie auch haben, wenn sie ein großes Bankkonto hätte.

Noch wichtiger als Gemütlichkeit waren Tess Glück und Zufriedenheit. Statt ihr Glück als gegeben hinzunehmen, dankte sie ihrem Schöpfer immer wieder dafür, dass sie das große Los gezogen hatte und ein glückliches Leben führte – auch wenn ihr etwas fehlte. Andererseits ist ein Mann nicht alles, dachte sie, obwohl sie zugeben musste, dass ihr rätselhafter Nachbar sie doch neugierig machte.

„Er ist geheimnisvoll, okay“, sagte sie und zog die Augenbrauen hoch. „Vor etwa einer Woche ist er eingezogen, und ich habe ihn bisher nur kurz gesehen, wenn er aus der Garage kam oder hineinfuhr.“

„Nun, das Auto sagt manchmal viel über einen Menschen aus“, meinte Sally. „Ist es ein Sportwagen – elegant, rot und sündhaft sexy?“

Tess lächelte. „Tut mir leid, dass ich deine Fantasie zerstören muss, aber er fährt einen ziemlich alten Geländewagen. Und ich glaube, er ist schwarz, aber das kann man bei dem Staub nicht richtig erkennen.“

„Also ist er nicht reich“, schloss Sally daraus. „Aber auch nicht arm, wenn man bedenkt, was solche Geländewagen kosten. Und wahrscheinlich war er in letzter Zeit zu beschäftigt, um ihn zu waschen.“

„Oder er wartet darauf, dass seine Frau und die sechs Kinder kommen und diesen Job erledigen“, stellte Tess trocken fest.

Sally trank ihren Kaffee aus und stellte die Tasse ab. „Nein. Keine Frau, keine Kinder. Ich habe gestern Leslie Hanson im Supermarkt getroffen, und sie hat mir erzählt, ein allein stehender Mann hätte das Haus gemietet, das sie von ihrer Großtante geerbt hat. Für den Sommer, sagte sie.“ Sie lächelte viel sagend. „Und zufällig bleibt deine Tochter den ganzen Sommer über bei den Großeltern. Wenn das nicht Schicksal ist, Tess.“

„Ja, natürlich.“ Tess verzog das Gesicht. „Vielleicht ist er der Albtraum aller Frauen, mit Schweißhänden und einem tanzenden Adamsapfel.“

„Er könnte aber auch dein Traummann sein“, entgegnete Sally und stand auf.

„Ich habe keinen Traummann“, sagte Tess und erhob sich ebenfalls. Ihr gelbes T-Shirt und die alten Jeans betonten ihre schlanke Figur, die alles andere als üppig war, wie etwa die von Sally. Aber ihr Körper gefiel ihr, meistens jedenfalls. Sie durfte nur nicht in einen Katalog mit Reizwäsche schauen. „Ich habe eine Tochter, die ich unendlich liebe, einen Job, der mir viel Spaß macht und Pläne für eine solide Zukunft.“

„Das freut mich für dich. Aber all das gibt dir nicht die Befriedigung, die eine erwachsene Frau nachts braucht. Zumindest gelegentlich.“ Sally spülte ihre Tasse aus und lehnte sich gegen den Tresen. „Ein Lover würde jedenfalls …“

„Schon gut, Sally, ich habe verstanden.“

„Dann denk mal darüber nach“, sagte die Mutter von lebhaften siebenjährigen Zwillingen und glückliche Ehefrau. „Es gibt keinen Grund, warum du auf die schönste Sache der Welt verzichten solltest.“

Tess dachte lange über Sallys Vorschlag nach, nachdem ihre Freundin gegangen war. Dabei blickte sie aus dem Küchenfenster hinaus in den strahlenden Sonnenschein. Sie hatte an diesem ruhigen Samstagmorgen ohne ihre Tochter viel Zeit.

Nicht, dass sie nichts zu tun gehabt hätte. Zum Beispiel die Wäsche. Sie hätte auch saugen und Staub wischen können. Oder, eine wirkliche Herausforderung, sie hätte versuchen können, die träge Katze dazu zu bewegen, eine Stunde mit in den Garten zu kommen, während sie die Pflanzen versorgte.

Aber sie hatte keine Lust dazu. Nicht heute.

Heute fühlte sie sich … ruhelos.

Sie hatte eine Sehnsucht, die nur ein Mann stillen konnte.

Aber kein Ehemann.

Sie wollte wirklich nicht heiraten. Aber sie wollte … körperliche Nähe. Mehr als nur Sex. Sex war für sie nie so wichtig gewesen. Aber die Nähe, die man verspürte, wenn man in den Armen eines Mannes lag.

Das Letzte, was ich in meinem Leben brauche, ist eine Frau, sagte sich Jordan Trask. Allein schon der Gedanke daran war ein Fehler.

Schade nur, dass diese Einsicht ihn nicht davon abhielt, sich an die Dinge zu erinnern, die einem nur eine Frau geben konnte – was immer häufiger und intensiver geschah, seit er seinen Job aufgegeben hatte. Einen Job, den es in einer vollkommenen Welt gar nicht geben würde.

Aber bedauerlicherweise war die Welt nicht vollkommen. Und leider hatte er keine Ahnung, wie seine Zukunft aussehen sollte. Eine völlig ungewisse Zukunft lag vor ihm.

Andererseits hatte er verdammtes Glück. Er war zu einem Zeitpunkt ausgestiegen, als er noch lachen und Freude empfinden konnte. Sein früherer Beruf zerstörte manchmal diese Fähigkeit, aber Jordan hatte überlebt.

Er konnte noch fühlen, wirklich fühlen, Gott sei Dank.

Und ob es klug war oder nicht, sich mit einer Frau einzulassen, jedenfalls hatte er Sehnsucht, glatte Haut zu streicheln, weibliche Kurven zu spüren und selbst berührt zu werden. Er war schließlich ein gesunder Mann von Mitte dreißig.

Er hatte also bestimmte Bedürfnisse. Ob er sie wollte oder nicht, sie waren da.

Ein leises Wimmern lenkte Jordans Aufmerksamkeit auf die dicke Eichentür, die aus der gemütlichen Küche zu seinem großen, grünen Garten führte.

Ein altes Haus in einer ruhigen Nachbarschaft zu mieten, war der erste seiner Versuche, ein ganz neues Leben zu führen. Stärker hätte der Kontrast zu seinen früheren modernen Etagenwohnungen nicht sein können.

Dann hatte er einen Basset aus dem örtlichen Tierheim geholt. Früher hatte er nie ein Haustier gehabt. Nicht einmal einen Goldfisch, soweit er sich erinnern konnte.

Während ihm das Haus immer noch fremd erschien, fühlte sich der Hund gleich heimisch.

Jordan stieß sich von dem alten, aber funktionstüchtigen Kühlschrank ab, an dem er gelehnt hatte, und ging über den gefliesten blauen Boden zur Tür. „Zeit, nach draußen zu gehen, mein Freund?“

Der Hund wedelte begeistert mit dem Schwanz.

„Gut, dass du stubenrein bist“, fügte er hinzu und meinte es auch so. Wenn er bedachte, wie er bisher gelebt hatte, würde er eher mit einer Klapperschlange fertig, als mit einem jungen Hund, der noch nicht stubenrein war.

Er ließ den Hund hinaus und schloss die Tür – riss sie aber sofort wieder auf, als draußen die Hölle loszubrechen schien. Die friedliche Stille, die eben noch geherrscht hatte, wurde von einem hektischen Bellen abgelöst.

Was zum Teufel war da los?

Als er auf die lange überdachte Veranda trat, wusste er es. Eine fette Katze lungerte auf dem weißen Zaun herum, der sein Grundstück von dem Nachbargrundstück trennte. Die Katze blickte verächtlich auf den Basset hinab, der laut bellend sein Territorium verteidigte.

Bevor Jordan seinen Hund zurückpfeifen konnte, sprang die Katze vom Zaun und landete weich auf der anderen Seite. Der Hund versuchte, ihr zu folgen.

„Gib auf, mein Freund, es ist vorbei!“, rief er. Aber der Hund begann, einen Weg unter dem Zaun hindurch zu graben.

Jordan bemerkte die kleine Senke zum ersten Mal. Zu spät.

Erde flog auf. Der Hund drückte sich durch das Loch im Boden.

Dann brach die Hölle wieder los.

Eine Frau schrie auf, und Jordan rannte zum brusthohen Zaun. Mühelos sprang er mit einem Satz hinüber und landete federnd auf den Füßen. Wahrscheinlich würde er gleich eine dicke Matrone mit silbernen Haaren sehen, die kurz vor einem Herzinfarkt stand. Wie viel leichter war es doch, mit hundert gemeinem Klapperschlangen fertig zu werden als mit einem einzigen hysterischen Wesen.

Wie man sich doch irren konnte!

Die Frau, die im Gras kniete, war alles andere als eine Matrone.

Und die Frau sah rot.

Sie trug Gartenhandschuhe und hatte die Hände in die Seiten gestemmt. Mit gerunzelter Stirn betrachtete sie das Chaos vor sich, als Jordans Hund die Katze mitten durch das lange Blumenbeet jagte.

Diese Lady war nicht hysterisch oder verärgert. Nein, sie schäumte vor Wut. Jordan überlegte kurz, ob er sofort den Rückzug über den Zaun antreten und den Hund sich selbst überlassen sollte. Warum habe ich mir bloß diesen Köter angeschafft? fragte er sich. Ich muss wahnsinnig gewesen sein.

Aber dann war es zu spät zur Flucht. Die Katze änderte plötzlich die Richtung und kam direkt auf ihn zu, dicht gefolgt von dem Hund. Beide machten einen Bogen um ihn und rasten dann zurück über das Blumenbeet und zerstörten es völlig, bevor sie auf die andere Seite des Hauses zufegten.

Die Frau nagelte ihn förmlich mit ihrem Blick fest. Sie hatte unglaublich blaue Augen, und er war schon immer ein Liebhaber von blauen Augen gewesen. Fast immer waren es große, kühle Blondinen, die diese blauen Augen hatten. Als die Frau aufstand, bemerkte er, dass sie weder groß noch klein war.

Sie hatte eine zierliche Figur, einen braunen Lockenkopf, und ihr Gesicht war eher herzförmig als rund. Falls sie geschminkt war, dann sehr dezent. Ihre Wangen waren wahrscheinlich vor Wut gerötet, doch der rosige Schimmer ihrer Lippen schien natürlich.

Warum er an gesund dachte, um sie zu beschreiben, konnte er nicht sagen, denn im Moment sah sie so aus, als würde sie am liebsten jemandem den Hals umdrehen. Vermutlich ihm.

„Ist das Ihr Hund?“ Auch wenn sie wütend war, klang ihre Stimme so weich wie das Gras unter seinen Füßen.

„Wenn ich nein sage, lassen Sie mich dann leben?“ Er verschränkte die Arme vor der Brust und war dankbar, dass sie nicht hysterisch schrie, und lächelte.

Tess stand nur wenige Schritte von ihm entfernt und rührte sich nicht. Seine Frage und sein Lächeln hatten sie vollkommen aus dem Gleichgewicht geworfen.

Warum ist der Kerl so verdammt attraktiv? war ihr erster Gedanke. Der zweite war, dass dieser Mann einen ungewöhnlichen Eindruck machte – selbst in seinen abgetragenen Jeans. Sein Anblick konnte eine Frau um den Verstand bringen. Sie blinzelte.

Na und? Da stand eben plötzlich in ihrem Garten ein breitschultriger, muskulöser, umwerfender Mann vor ihr. Außerdem war er groß, dunkel und absolut gut aussehend. Sein verschmitztes Lächeln ließ ihren Puls schneller schlagen, und seine braunen Augen schienen direkt mit ihren zu verschmelzen.

Und wenn schon.

„Ich würde sagen, Ihre Überlebenschancen hängen davon ab, wie schnell Sie das Tier von hier fortbringen“, sagte sie.

„Ich werde mir Mühe geben“, versicherte er schnell. Seine Stimme klang tief und etwas rau, aber nicht unangenehm für ihre Ohren. „Ich hoffe, dass ihrer Katze nichts passiert ist.“

Tess atmete aus. „Ihr Hund wird Probleme bekommen, wenn Roxy keine Lust mehr zum Spielen hat.“

Als wollte sie diese Behauptung beweisen, kam ein graues Wollknäuel um das Haus geschossen, dicht gefolgt von einem braun-weißen Etwas. Plötzlich wirbelte die Katze herum, fauchte und schlug mit der Pfote ein paar Mal auf die Nase des Hundes. Der Hund jaulte, während die Siegerin auf das Geländer sprang und sich gelassen streckte, als sei nichts Ungewöhnliches passiert.

„Anscheinend muss ich mir um Roxy wirklich keine Gedanken machen“, stellte der Mann fest, als der Hund mit eingezogenem Schwanz auf ihn zugetrottet kam. „Hast du endlich genug?“, fragte er.

Die Antwort war ein leises Jaulen.

Dann trafen sich ihre und seine Blicke wieder. Diesmal war Tess darauf gefasst und schaffte es, ihn kühl anzublicken. Nie würde er erfahren, dass ihr Puls schneller als normal ging. Sie war im Moment sogar sicher, dass der Mann sich mindestens ebenso unbehaglich wie sie fühlte.

„Bevor ich mich mit dem Missetäter verziehe, möchte ich mich gern vorstellen. Ich bin Jordan Trask. Ich habe das Haus nebenan gemietet und bin vor ein paar Tagen eingezogen.“

„Ich wusste, dass jemand eingezogen ist“, erwiderte sie. Aber ich habe keinen Mann wie Sie erwartet.

„Es tut mir wirklich leid wegen der Blumen“, fügte er hinzu.

Tess warf einen Blick über die Schulter. Die Pflanzen waren nicht mehr zu retten. „Ich werde das Beet neu bepflanzen müssen“, dachte sie laut.

„Selbstverständlich werde ich für den Schaden aufkommen. Und ich bin auch bereit zu helfen, wenn Sie möchten.“

Tess sah den Mann an und überlegte. Es gab drei Möglichkeiten:

Sie konnte Jordan Trask sagen, er solle einfach verschwinden – höflich natürlich.

Sie konnte sein Geld akzeptieren und die Hilfe ablehnen – natürlich diplomatisch.

Oder sie konnte die unerwartete Gelegenheit wahrnehmen, ihren neuen Nachbarn kennen zu lernen.

Er war zwar unglaublich attraktiv, aber hinter dem ansprechenden Äußeren konnte sich ja auch ein mieser Charakter verbergen. Das würde sie jedoch niemals herausfinden, wenn sie nicht …

Tess straffte die Schultern. „Ich bin Tess Cameron. Und ich nehme Ihr Angebot gern an.“

Er zog die dunklen Augenbrauen hoch. „Dass ich die Blumen zahle, oder dass ich helfe?“

„Beides.“

Vielleicht hätte er zugeben sollen, dass er keine Ahnung von Gartenarbeit hatte. Aber dann hätte Tess Cameron vielleicht nur sein Geld und nicht seine Hilfe akzeptiert. Und das hatte er nicht riskieren wollen. Er wollte mehr Zeit mit ihr verbringen.

Irgendetwas an dieser Frau, die neben ihm auf dem Boden kauerte, zog ihn an. Was es genau war, versuchte er noch herauszufinden. Auf jeden Fall spielte die körperliche Anziehungskraft eine große Rolle. Dessen war er sicher.

Sie arbeiteten Seite an Seite, und er war sich vollkommen bewusst, wie wenig Abstand zwischen ihnen lag. Wenn er sich nur etwas bewegte, konnte er sie berühren. Aber dazu hatte er kein Recht. Er hatte auch kein Recht, überhaupt solche Gedanken zu haben.

Er sollte sich besser auf das konzentrieren, was er tat – oder zumindest versuchte.

Glücklicherweise war er bisher nicht ganz nutzlos gewesen. Niemand konnte abstreiten, dass er gründliche Arbeit geleistet hatte. Er hatte das Beet gesäubert und die zertrampelten Pflanzen in den Abfall geworfen, während Tess frische Pflanzen besorgt hatte. So weit, so gut. Noch leichter war es gewesen, sie finanziell zu entschädigen. Als sie das Geld entgegennahm, hatte er festgestellt, dass sie keinen Ehering trug.

Jetzt kam der schwierige Teil. Jordan starrte auf das Loch, das er gegraben hatte. Ob es tief genug war? Woher sollte er das wissen?

„Es muss etwas größer sein“, sagte seine Vorarbeiterin und betrachtete seine Bemühungen.

„In Ordnung.“ Er grub tiefer und verbreiterte das Loch. „Das sollte wohl reichen, oder?“

„Sieht gut aus. Ich glaube, hier pflanzen wir Löwenmaul.“

Sie wandte sich ihrer Aufgabe zu und erwartete ganz offensichtlich, dass er seine beendete. Na toll. Jordan drehte den Kopf und betrachtete die verschiedenen Pflanzen hinter sich. Wie zum Teufel sah Löwenmaul aus? Er erkannte die Rosen. Alle anderen Blumen waren ihm fremd.

„Ich mag gelbe Farben“, fügte sie hinzu. „Die Beete wirken dann so hell und fröhlich.“

Gelb. Das könnte ein Hinweis sein. Es gab zwei verschiedene Sorten gelber Blumen – groß und dünn die einen, kürzer und runder die anderen. Die Chance, dass er die richtige nahm, stand also fünfzig zu fünfzig. Er entschied sich für die kürzere Version.

„Nein, nicht die Ringelblumen“, sagte sie, als er die Pflanze vor sich setzte. „Löwenmaul.“

„Ach ja, richtig.“

Er tauschte die Pflanze gegen eine größere aus. Diesmal hatte er offensichtlich Glück, denn es kamen keine Einwände. Während Tess hinter sich nach einer weiteren Pflanze griff, entfernte er vorsichtig den Plastiktopf und setzte die Pflanze in das Loch. Er hielt sie mit einer Hand und häufte locker Erde über die Wurzeln.

Dann ließ er sie los und sah, wie sie umfiel.

Er unterdrückte einen Fluch, warf einen Seitenblick auf seine Nachbarin und sah, dass sie nachdenklich die Stirn runzelte, während er die Pflanze wieder aufrichtete.

„Sie haben nicht viel Erfahrung mit Gartenarbeit, oder?“

„Nein“, sagte er wahrheitsgemäß.

„Wie oft haben Sie schon im Garten gearbeitet?“

„Noch nie – bis heute“, gab er zu.

„Und trotzdem haben Sie angeboten, mir zu helfen? Warum?“

„Mein Hund hat den Schaden verursacht, deshalb ist es nur fair, wenn ich Ihnen helfe.“ Auch das entsprach der Wahrheit. Vielleicht nicht der ganzen, aber deshalb brauchte er kein schlechtes Gewissen zu haben.

Langsam verzog sie die Lippen zu einem Lächeln. „Dann ist es wohl Zeit für ein bisschen Unterricht … Jordan.“ Es war das erste Mal, dass sie ihn mit seinem Vornamen ansprach.

Er atmete aus und schickte ein Dankgebet gen Himmel, dass sie die Sache so gelassen nahm. Er hatte sie kennen gelernt, als sie wütend war, und diese Erfahrung musste er nicht unbedingt wiederholen. Auch er lächelte. „Da hast du recht … Tess“, erwiderte er und ging zum formlosen Du über.

„Okay.“ Sie stellte den Topf mit den winzigen blauen Blumen beiseite und beugte sich über die Pflanze, die er immer noch festhielt. „Der Trick besteht darin, die Erde vorsichtig und trotzdem fest um die Wurzeln zu schaufeln.“ Sie demonstrierte es und kam ihm dabei so nah, dass er ihren frischen Duft wahrnehmen konnte. Sekunden später hatte sie ihre Arbeit erledigt und entfernte sich viel zu schnell wieder von ihm.

„Du kannst sie jetzt loslassen.“

Er tat es, und die Pflanze blieb aufrecht stehen.

„Es ist nicht schwer, wenn man erst einmal weiß, wie es gemacht wird“, sagte sie. „Selbst meine achtjährige Tochter ist schon ein Profi.“

„Deine Tochter? Ich habe gar kein Kind gesehen.“ Andererseits hatte er die Frau auch erst wahrgenommen, als er mit einem Satz über den Zaun gesprungen war.

„Ali verbringt den Sommer bei meinen Eltern. Sie leben in San Diego.“

Und wo ist Alis Vater? Er stellte die Frage nicht, aber sein Gesichtsausdruck musste seine Neugier verraten haben, denn sie sagte: „Mein Mann ist vor einigen Jahren gestorben.“

„Das tut mir leid.“ Er meinte es ehrlich.

„Roger kam bei einem Autounfall ums Leben.“ Sie zögerte, als wollte sie noch mehr sagen, nahm dann aber die Blumen, die sie zur Seite gestellt hatte, und pflanzte sie ein. „Ali und ich haben eine schwere Zeit hinter uns, aber jetzt geht es uns gut. Wir sind zufrieden, und ich habe einen Traumjob.“

„Was für einen Job?“

Sie lächelte breit, als sie ein weiteres Loch grub. „Diesen Job hier. Ich arbeite als Landschaftsgärtnerin für Zieglers Landscaping Service. Wenn alles klappt, gehört das Geschäft im nächsten Jahr mir. Hank und Violet Ziegler, die jetzigen Besitzer, wollen sich aus dem Berufsleben zurückziehen und haben mir ihre Gärtnerei angeboten. An dem Tag, an dem ich Zieglers Landscaping in Cameron Landscaping umbenenne, werde ich feiern.“ Sie nahm die nächste Pflanze.

Ringelblumen. Jordan erinnerte sich an den Namen, selbst als er darüber nachdachte, was die Frau ihm gerade gesagt hatte. Obwohl sie ihren Mann verloren hatte, blickte diese Frau zuversichtlich in die Zukunft. Sie konnte nicht älter als dreißig sein, aber sie hatte ihr Leben fest im Griff, jedenfalls beruflich. Sie wusste genau, was sie wollte, und war sicher, dass sie glücklich und zufrieden sein würde.

Er beneidete sie.

„Du weißt wahrscheinlich alles über den Umgang mit Pflanzen“, setzte er die Unterhaltung fort.

Tess schüttelte den Kopf. „Nicht alles, aber ich habe viel gelernt, als ich einige Jahre in den Parkanlagen der Stadt gearbeitet habe.“

„Erzähl mir mehr davon.“

Sie tat es, und er gab sich Mühe, alles zu behalten. Blumen unterschieden sich nicht nur in Farbe, Form und Größe, es gab auch verschiedene Arten. Einjährige Pflanzen, zweijährige, mehrjährige. Stauden.

Aber ganz sicher duftet keine so gut wie die Frau neben mir, dachte er. Trotzdem war er interessiert, auch wenn er gestern noch jeden für verrückt erklärt hätte, der ihm gesagt hätte, dass er sich eine Lektion über Gartenbau anhören und auf Knien Rosen pflanzen würde.

Die Zeit verging schnell. Viel zu schnell. Auf einmal waren sie fertig.

„Jetzt habe ich lange genug über meinen Job gesprochen“, sagte Tess. „Was machst du beruflich?“

Nichts, worüber er gern sprechen wollte. Obwohl er eigentlich mit der Frage hätte rechnen müssen, schwieg er für einen Moment und überlegte, wie er sie beantworten sollte.

Tess war nicht entgangen, dass ihre Frage ihn anscheinend aus der Fassung gebracht hatte.

„Zurzeit mache ich nicht viel“, sagte er. „Ich bin gerade dabei, mich neu zu orientieren.“

Und was hast du bisher getan? fragte sie sich. Wahrscheinlich war es ein ungewöhnlicher Job. Die harmonischen gemeinsamen Stunden bei der Gartenarbeit hatten ihre Meinung über ihn nicht geändert. Er war kein gewöhnlicher Mann.

Sie wartete darauf, dass er weiter sprach. Als er nichts sagte, drehte sie sich um und brachte die Gartengeräte in die Garage.

Jordan folgte ihr mit der Schaufel in einer Hand und einem Sack Mulch in der anderen. In der Garage sah er sich um. „Wo soll ich den Sack hinstellen?“

„An die Wand hinter dem Truck.“ Sie beobachtete ihn, als er um ihren weißen Pick-up herumging, und fragte sich, wie ein Mensch sich so leise auf Beton bewegen konnte, es sei denn, er war darauf trainiert. Einen Moment lang war sie so sehr auf ihn fixiert, dass sie erst durch ein metallisches Geräusch aufschreckte und merkte, dass ihr die kleine Metallharke aus der Hand gefallen war.

Im gleichen Moment ließ der Mann, den sie beobachtet hatte, den Sack fallen und wirbelte zu ihr herum. Jordan hatte die braunen Augen zusammengekniffen und schien für einen Angriff gewappnet zu sein. Er macht ein Gesicht, als sei ein Schuss gefallen, dachte sie, und nicht nur ein Gartengerät auf den Boden gefallen.

Wie ein Schuss. Plötzlich ahnte Tess, was Jordan Trask in der Vergangenheit gemacht hatte. Ihre Blicke trafen sich. „Du bist beim Militär oder bei der Polizei gewesen, richtig?“

Er atmete tief aus und entspannte sich. Und dann sagte er so leise, dass sie es kaum hörte: „Nein, ich war beim Grenzschutz.“

2. KAPITEL

Grenzschutz. Das Wort hallte in Tess’ Kopf wider. Das war wirklich keine gewöhnliche, aber sicherlich eine sehr gefährliche Arbeit. Sie wusste nicht mehr als jeder Durchschnittsmensch darüber. Aber die Gefahr war ihr bewusst.

Kein Wunder, dachte sie. Kein Wunder, dass er so etwas Imposantes an sich hat und den Eindruck erweckt, als sei er gerade einem Actionfilm entsprungen. Wahrscheinlich hatte er viel Action erlebt.

Und jetzt hatte er offenbar beschlossen, seinen Beruf aufzugeben. Welche Gründe ihn dazu bewogen hatten, gingen sie nichts an. Aber eines wollte sie wissen: „Wie bist du ausgerechnet nach Harmony gekommen?“

Er beugte sich hinunter, um den Sack wieder aufzuheben, dann sah er sie an. „Vor kurzem las ich im Wartezimmer beim Zahnarzt einen Artikel in einem Reisemagazin. Er handelte von den Pensionen in dieser Gegend. Dann sah ich ein Landschaftsfoto im Sonnenschein. So stellte ich mir das Paradies auf Erden vor.“

Autor

Sharon Swan
Sharon Swan ist geboren und aufgewachsen in Chicago. Sie verdankt ihrer Mutter, die regelmäßig mit ihr gelesen hat, die Neigung zum geschriebenen Wort. Für sie hatten Bücher immer einen ganz eigenen Zauber. Sharon Swan, die eine Autorenkarriere in ihrer Jugend nie in Betracht zog, träumte von einer Zukunft als professionelle...
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