Einladung zur Leidenschaft

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Seine Einladung zum Essen lehnt sie ab, seinen forschenden Blicken weicht sie aus - an die hübsche Rebecca Todman heranzukommen, ist nicht einfach. Doch Rob Cole hat eine Idee: Er bittet die schöne Floristin, sein Haus und seinen Garten zu verschönern! Längst rettungslos verliebt, geht Rebecca mit Begeisterung an die Arbeit - und nach einer leidenschaftlichen Umarmung sprühen die Funken! Was Rebecca nicht ahnt: Rob ist Privatdetektiv - und fragt sich zwischen heißen Küssen, ob sie etwas mit dem mysteriösen Tod ihres Nachbarn zu tun hat, den er aufzuklären versucht ...


  • Erscheinungstag 01.07.2020
  • ISBN / Artikelnummer 9783733717858
  • Seitenanzahl 130
  • E-Book Format ePub
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Leseprobe

1. KAPITEL

Rebecca sah auf das Klemmbrett, das auf dem Beifahrersitz in ihrem Wagen lag, und rechnete kurz nach. Zehn, fünfzehn Minuten höchstens bei Eric Chambers, um seine Blumen zu gießen. Weitere fünfzehn Minuten bei den Olsens für die gleiche Tätigkeit. Zehn oder weniger bei den Mortons, um die Pflanze zu liefern, die Mrs. Morton für ihr Südzimmer bestellt hatte. Wenn sie dann noch ungefähr zwanzig Minuten für die Fahrt rechnete, könnte sie rechtzeitig um neun Uhr in ihrem Blumenladen sein.

Aber nur knapp, stellte sie stirnrunzelnd fest, als sie vor Erics Haus hielt. Verwirrt bemerkte Rebecca, dass sein Wagen noch in der Einfahrt stand. Das war ungewöhnlich, denn Eric lebte nach einem festen Zeitplan und ging jeden Morgen pünktlich um sieben Uhr dreißig zur Arbeit, was ihr erlaubte, seine Pflanzen ungestört zu pflegen. Ein Arrangement, das sowohl ihr als auch Eric entgegenkam.

Während Rebecca ihre Tasche nahm und zur Hintertür ging, überlegte sie, ob Eric vielleicht krank war. Obwohl sie bei ihrer Einstellung einen Hausschlüssel von ihm bekommen hatte, entschied sie sich jetzt, lieber zu klopfen. Sie wollte ihn nicht überraschen – womöglich noch in Unterwäsche. Rebecca unterdrückte ein Lachen und stellte sich den schockierten Blick des sehr prüden, sehr ordentlichen Eric Chambers vor, wenn er ihr in Unterhosen gegenüberstehen würde.

Ihr Lächeln verschwand, als ihr Klopfen keine Reaktion hervorrief. Mit einem Blick auf die Uhr klopfte sie noch einmal, diesmal etwas lauter, bevor sie ein Ohr gegen das Holz presste, um zu lauschen. Nichts. Überzeugt, dass Eric wohl tatsächlich krank und vielleicht zu schwach war, um aus dem Bett zu kommen, drückte sie die Klinke herunter. Zu ihrer Überraschung ging die Tür auf.

Sie zögerte einen Moment, nicht ganz sicher, ob sie wirklich hineingehen sollte. Doch nach einem weiteren Blick auf ihre Uhr stieß sie die Tür auf und trat ein. Das Haus war ruhig. Fast zu ruhig. Obwohl die Küche wie immer tadellos aufgeräumt war und die Sonne durch das Fenster schien, bekam Rebecca plötzlich eine Gänsehaut.

„Eric?“, rief sie unsicher. Auf Zehenspitzen ging sie zur Tür, die in den Flur führte. „Eric?“, rief sie noch einmal etwas lauter.

Als sie keine Antwort bekam, überlegte sie, ob sie in sein Schlafzimmer schauen sollte, um nach ihm zu sehen, oder ob sie einfach nur die Blumen gießen und dann verschwinden sollte.

„Er ist dein Nachbar“, schalt sie sich leise, „und lebt allein. Du kannst zumindest schauen, ob er etwas braucht, vor allem, da er so nett war, dir Kunden zu vermitteln.“

Sie rügte sich für ihre anfänglich egoistischen Gedanken und marschierte zum Schlafzimmer. Dort zögerte sie kurz, bevor sie hineinsah. Das Zimmer war leer, das Bett ordentlich gemacht. Überrascht, weil sie überzeugt gewesen war, Eric mit hohem Fieber im Bett vorzufinden, heftete ihr Blick sich auf die halb geöffnete Badezimmertür.

Wahrscheinlich hatte er einfach Probleme mit seinem Auto, redete sie sich ein und schloss die Tür wieder. Sicher hat ihn jemand aus dem Büro mitgenommen, überlegte sie. Sie nahm sich vor, bei „Wescott Oil“ anzurufen und sich nach Eric zu erkundigen, sobald sie wieder im Laden war. Dann füllte sie ihre Gießkanne am Spülbecken in der Küche und eilte durchs Haus, um die Blumen zu gießen und verwelkte Blüten und vertrocknete Blätter zu entfernen. Als sie ihre Arbeit erledigt hatte, ging sie zurück in die Küche und spülte die Kanne aus.

Eigentlich hätte sie sich gern sofort auf den Weg gemacht, doch ihr Gewissen ließ ihr keine Ruhe. Er könnte aber auch einen Herzinfarkt gehabt haben, überlegte sie, während sie die Gießkanne einpackte. Oder einen Schlaganfall! Du kannst nicht weggehen, bevor du dich nicht vergewissert hast. Du würdest es dir nie verzeihen, solltest du später herausfinden, dass er im Bad gelegen und darauf gewartet hat, dass ihn jemand findet.

Rebecca verwünschte ihr Gewissen – zusammen mit ihrer regen Fantasie –, denn sie war sowieso schon spät dran. Sie eilte zur Hintertür.

Mit der Hand an der Türklinke blieb sie stehen. Nein, dachte sie, du darfst nicht gehen! Nicht, bevor du dich überzeugt hast, dass alles in Ordnung ist!

Er ist nicht zu Hause, dachte sie ärgerlich. Ich war in jedem Zimmer – außer im Bad.

Rebecca stellte resigniert ihre Tasche ab. Ihr Gewissen würde sich ja doch nicht beruhigen lassen, also marschierte sie zurück ins Schlafzimmer und stieß die Badezimmertür auf. „Eric?“, rief sie, als sie eintrat.

Entsetzt taumelte sie zurück und presste sich eine Hand auf den Mund, um einen Aufschrei zu unterdrücken. Eric war auf der Toilette zusammengesackt. Er trug eine schwarze Hose mit exakter Bügelfalte und ein gestärktes weißes Hemd. Seine Hände, die mit einem schwarzen Gürtel zusammengebunden waren, baumelten zwischen seinen Knien. Eine dunkle Seidenkrawatte war um seinen Hals geschlungen und an dem Handtuchhalter über der Kommode festgebunden. Seine aufgerissenen Augen starrten ins Leere, sein Mund stand offen, seine Haut war kalkweiß und seine Gesichtszüge waren durch unnatürliche Schwellungen entstellt.

Benommen starrte Rebecca ihn an. Sie wusste, dass Eric tot war, wusste, wie der Tod aussah. Sie hatte es bei ihrem Ehemann erlebt, hatte seinen Tod sogar begrüßt, weil sie danach endlich frei war. Sie schluckte, als die Erinnerungen über sie hereinstürzten. Plötzlich hatte sie nicht mehr Eric, sondern das Gesicht ihres Mannes vor Augen. Blut war aus der Wunde an seiner Stirn geschossen, als er beim Aufprall seines Wagens nach vorn geschleudert und gegen die Windschutzscheibe katapultiert worden war. Seine letzten erstickten Atemzüge hallten in ihrem Kopf wider.

Rebecca schloss die Augen und erinnerte sich an die Wut, die kurz vor dem Unfall das sonst so gut aussehende Gesicht ihres Mannes verzerrt hatte, an die Angst um ihr Leben, die sie gepackt hatte, als er sie gezwungen hatte, in das Auto einzusteigen.

Das Entsetzen, das sie beim Betreten des Badezimmers ergriffen hatte, ließ sie jetzt auf dem Absatz kehrtmachen und blindlings in die Küche stürzen. Sie riss den Telefonhörer herunter und wählte die Nummer der Polizei. Dann gaben die Knie unter ihr nach, und sie sank schwach zu Boden. Mit zitternden Fingern hielt sie den Hörer an ihr Ohr.

„Polizeirevier. Kann ich Ihnen helfen?“

„Ja.“ Rebecca schluchzte und brachte mühsam dieses eine Wort heraus. Sie presste sich eine Hand auf den Mund, um sich wieder zu fangen. „Er … er ist tot“, schaffte sie schließlich zu sagen.

„Wer ist tot?“

„Eric.“ Sie schluckte und starrte in den Flur, wobei sie sich Erics angeschwollenes Gesicht vorstellte. „Eric Chambers“, murmelte sie, als das Bild sich langsam veränderte und zu dem ihres Mannes wurde, dem Mann, der die Jahre, die sie mit ihm verheiratet war, zur reinsten Hölle für sie gemacht hatte. Sie wollte sich nicht daran erinnern. Doch sie wusste, sie würde diese Zeit niemals vergessen.

Morgens war es meist ruhig im „Texas Cattleman’s Club“, dessen Mitglieder längst nicht mehr alle Rinderzüchter waren. Doch an diesem speziellen Morgen hatte die Ruhe eine andere Qualität. Sie wirkte schwer. Düster. Gleichzeitig herrschte eine ungewisse Spannung.

Ein Mord war in Royal verübt worden, und das Opfer war ein Mitarbeiter aus der Firma eines Mitglieds des „Texas Cattleman’s Club“ gewesen. Und was ein Mitglied betraf, betraf alle Mitglieder.

Obwohl sonst um diese Zeit meist leer, war das Raucherzimmer des Clubs heute zum Bersten voll. Die Männer hatten die schweren Lederstühle zusammengerückt. Die Unterhaltungen wurden leise geführt. Man sprach über die Fakten des Falles und rätselte über die Identität des Mörders.

In der hintersten Ecke des Raumes saß Sebastian Wescott mit seinen engsten Freunden. William Bradford, Geschäftsführer und Sebastians Partner bei „Wescott Oil Enterprises“. Keith Owens, Besitzer einer Computer-Software-Firma. Dorian Brady, Sebastians Halbbruder und Angestellter bei „Wescott Oil“. CIA-Agent Jason Windover. Und der Privatdetektiv Rob Cole.

Obwohl alle Männer an der Diskussion teilnahmen, war es die Erfahrung von Rob und Jason, auf die Sebastian bei der Suche nach Eric Chambers’ Mörder zählte.

Sebastian sah Jason an. „Ich weiß, dass deine Mitwirkung an diesem Fall aufgrund deines Jobs beim CIA inoffiziell bleiben muss, aber ich wäre für jede Hilfe oder jeden Rat, den du uns geben kannst, sehr dankbar.“

Jason nickte. „Du weißt, dass ich tun werde, was ich kann.“

Sebastian wandte sich an Rob Cole. „Die Polizei führt natürlich Untersuchungen durch, aber ich möchte, dass du dich auch mit dem Fall beschäftigst. Ich habe die Beamten bereits informiert, dass sie ihre Bemühungen mit deinen koordinieren sollen.“

Rob nickte. „Erzähl mir alles, was du über den Mord weißt.“

Sebastian fuhr sich mit der Hand über das Gesicht. „Das ist nicht viel.“

„Wer hat ihn gefunden?“

„Rebecca Todman. Eine Nachbarin von Eric. Sie ist neu in der Stadt und hat einen Blumenladen. ‚In Bloom‘ heißt er. Gemäß ihrer Aussage war sie von Eric angestellt worden, um sich um seine Zimmerpflanzen zu kümmern.“

Rob runzelte die Stirn. „Glaubst du ihr nicht?“

Sebastian sprang auf. „Himmel, ich weiß nicht mehr, was oder wem ich glauben soll!“ Er ging ein paar Schritte, blieb dann stehen und schob seine Hände in die Taschen. Tief durchatmend sah er Rob an. „Entschuldige“, murmelte er. „Ich habe während der letzten Woche kaum mehr als drei Stunden Schlaf pro Nacht gehabt, und als ich heute Morgen in mein Büro kam, erwartete mich diese Nachricht. Das Einzige, was ich mit Sicherheit weiß, ist, dass Eric tot ist. Und ich will, dass sein Mörder gefunden wird.“

„Okay“, stimmte Rob zu, dem bewusst war, wie sehr Sebastian sich für seine Angestellten verantwortlich fühlte. „Lass uns von vorn beginnen und uns die Fakten ansehen.“

Sebastian setzte sich. Er hatte sich wieder unter Kontrolle, wirkte aber alles andere als ruhig. „Laut Polizeibericht fand Rebecca Todman Eric heute Morgen gegen acht Uhr, als sie zu ihm kam, um seine Blumen zu gießen. Er ist mit seiner eigenen Krawatte erdrosselt worden.“

Rob beugte sich vor und stützte die Ellenbogen auf seinen Knien ab. „Irgendwelche Anzeichen für einen Einbruch?“

„Nein.“

„Diebstahl?“

„Soweit die Polizei bisher sehen konnte, nein.“

„Sind dir irgendwelche Feinde bekannt?“

„Nicht, dass ich wüsste.“

„Wie ist es mit Frauen? Irgendwelche enttäuschten Freundinnen aus der Vergangenheit? Ein eifersüchtiger Ehemann, der sich an ihm rächen wollte?“

Sebastian hob eine Augenbraue. „Eric?“ Auf Robs Nicken hin schnaubte er. „Wohl kaum. Ich glaube, Eric hat nie eine Freundin gehabt. Er hat bei seiner Mutter gelebt, bis die vor ein paar Jahren starb. Die einzige Frau in Erics Leben ist … war“, verbesserte er sich, „eine Katze. Sadie. Er hat sie wie einen Menschen behandelt. Er ist jeden Tag mittags nach Hause gefahren, um nach ihr zu sehen.“ Sebastian schüttelte den Kopf. „Nein. Hinter Eric war kein eifersüchtiger Ehemann her, und er hatte auch keine Freundinnen.“

„Was ist mit dieser Todman?“, hakte Rob nach. „Glaubst du, dass sie und Eric etwas miteinander hatten?“

Sebastian hob die Schultern. „Vielleicht. Obwohl ich es bezweifle. Eric war … na ja, er war ein bisschen merkwürdig. Jemand, der für sich blieb. Sehr eigen, was sein Privatleben betraf. Nein, ich bin sicher, zwischen ihnen war nichts. Er war viel älter als sie. Und er war pingelig, wenn du verstehst, was ich meine. Was seine Kleidung anging und was sein Haus und sein Auto betraf. Sein ganzes Leben war minutiös geplant, und niemals wich er von diesem Plan auch nur eine Minute ab. Eine Frau hätte sein Leben viel zu sehr durcheinandergebracht. Er war ein überzeugter Junggeselle.“

„So wie circa neunzig Prozent der Mitglieder des ‚Texas Cattleman’s Club‘.“

Sebastian warf Rob einen neugierigen Blick zu und lehnte sich dann grinsend zurück. „Stimmt. Doch die Zahl der Junggesellen verringert sich zusehends. Ich frage mich schon, wie wir entscheiden wollen, an welche Organisation der Erlös unseres diesjährigen Wohltätigkeitsballs gehen soll.“

Jason beugte sich vor und mischte sich ein. „Ich dachte, die Regeln besagen, dass der letzte Junggeselle, den wir vor dem Ball noch haben, entscheidet, welche Einrichtung das Geld bekommt?“

„Stimmt“, gab Sebastian zu. „Aber da Will jetzt verheiratet und damit aus dem Rennen ist, bleiben nur noch vier Kandidaten übrig. Und ich frage mich, wie viele von uns vor dem Ball noch umfallen werden.“

Rob stand auf. „Du brauchst dir keine Sorgen zu machen, denn einen Junggesellen wird es auf jeden Fall geben.“ Auf Sebastians fragenden Blick hin tippte er sich gegen die Brust. „Mich.“

Nachdem er den Club verlassen hatte, fuhr Rob zum Polizeirevier und las dort den Untersuchungsbericht über den Mord an Eric Chambers. Er erbat sich eine Kopie davon und fuhr dann weiter zu dem Blumenladen, um Rebecca Todman zu befragen. Er parkte direkt gegenüber vom Laden, zwängte seine langen Beine aus dem engen Sportwagen und überquerte dann die Straße, den Blick abschätzend auf das Geschäft gerichtet.

Eine Türglocke ertönte, als er den Laden betrat. Der schwere Duft von frisch geschnittenen Blumen, der ihm entgegenschlug, wirkte wie ein Angriff auf seinen Geruchssinn. Rob zog die Nase kraus und schniefte kurz, bevor er das Geschäft und die darin befindlichen Personen unter die Lupe nahm.

Die Besitzerin war leicht zu identifizieren. Eine schlanke Frau, knapp einen Meter siebzig groß, kurzes dunkelblondes Haar. Sie trug eine gelbe Schürze, auf der der Name des Geschäfts, „In Bloom“, zusammen mit einer bunten Blumengirlande aufgestickt war. Die Schürze war zwar praktisch, verhüllte jedoch nicht die weiblichen Rundungen ihrer Trägerin. Kleine feste Brüste, schlanke Taille, hübsch gerundeter Po und lange wohlgeformte Beine, stellte Rob fest. Bei einer anderen Gelegenheit hätte er sich vielleicht die Zeit genommen, in die eine oder andere erotische Fantasie einzutauchen.

Aber nicht heute. Und nicht bei dieser Frau. Solange nichts anderes bewiesen war, galt Rebecca Todman als verdächtig. Und Rob machte einen Fall niemals dadurch komplizierter, dass er sich mit der Frau einließ, die er zu überprüfen beauftragt worden war.

Er beobachtete Rebecca, wie sie aus einem großen Eimer langstielige Rosen herauszog, während eine andere Frau – offensichtlich eine sehr wählerische Kundin – zusah und entweder zustimmend nickte oder den Kopf schüttelte. Obwohl er so tat, als würde er sich umsehen, behielt er die beiden im Auge, in der Hoffnung, ein Gefühl für die Gemütslage der Besitzerin zu bekommen, bevor er sie ansprach.

Rebecca Todman wirkte nach außen ruhig und schenkte ihrer Kundin ein geduldiges Lächeln, doch Rob bemerkte ihre Nervosität. Sie hatte Angst – oder war zumindest aufgeregt. Sie war blass, nur auf ihren Wangen zeichneten sich rote Flecken ab, und ihre Hände zitterten leicht, während sie die Rosen zu einem üppigen Strauß band.

Rebecca Todman schaute zu ihm herüber und neigte leicht den Kopf, um ihm zu bedeuten, dass er sich gern umsehen könne. Rob nickte und gab vor, das zu tun.

Rebecca wickelte die Blumen ein und begleitete ihre Kundin bis an die Tür. Danach wandte sie sich an Rob. Sie lächelte noch immer, doch es wirkte gequält. „Willkommen bei ‚In Bloom‘. Kann ich Ihnen helfen?“, fragte sie höflich.

Rob stellte die Topfpflanze, die er sich angesehen hatte, wieder weg. „Vielleicht.“ Er zog seine Brieftasche heraus, öffnete sie und wies sich als Privatdetektiv aus. „Rob Cole“, stellte er sich vor, gespannt auf ihre Reaktion. „Ich bin von ‚Wescott Oil‘ gebeten worden, den Tod von Eric Chambers zu untersuchen.“ Er stellte fest, dass ihr auch die letzte Farbe aus dem Gesicht wich.

Rebecca trat einen Schritt zurück und verschränkte ihre Finger unsicher ineinander. „Ich habe der Polizei bereits alles gesagt, was ich weiß.“

Er nickte. „Ja, Ma’am. Ich habe den Bericht gelesen. Aber ich hatte gehofft, dass Sie so freundlich wären, noch einige Fragen zu beantworten.“

Rebecca zog sich hinter den Ladentisch zurück. „Welche?“, fragte sie unsicher. Sie nahm eine Sonnenblume und fügte sie zu einem Arrangement hinzu, an dem sie offensichtlich schon vorher gearbeitet hatte. Rob bemerkte, dass ihre Finger jetzt noch stärker zitterten.

„Nur ein paar Fragen zu der Beziehung, die Sie zu Eric Chambers hatten. Waren Sie befreundet?“

Ihr Kinn begann zu zittern, doch sie presste hastig die Lippen aufeinander, um das Beben zu unterdrücken. „Ein wenig. Wir waren Nachbarn, außerdem war er mein Kunde.“

Obwohl Sebastian das erwähnt hatte, wollte Rob gern Näheres wissen. „Kunde? Hier bei Ihnen im Laden?“

„Das auch, aber er hatte mich außerdem gebeten, mich um die Pflanzen in seinem Haus zu kümmern. Eric mochte Blumen, aber er hatte weder die Zeit noch das Talent, sie zu versorgen.“

Eine riesige weiße Katze sprang auf den Ladentisch und erschreckte Rob. Die Katze miaute kläglich und rieb sich an Rebeccas Arm. Wieder begann Rebeccas Kinn zu zittern.

„Hallo, Sadie“, murmelte sie und stellte das Blumenarrangement zur Seite, um die Katze auf den Arm zu nehmen. „Vermisst du Eric, meine Süße?“

Rob erstarrte. „Eric? Das ist Chambers’ Katze?“

Sie nickte und setzte das Tier wieder auf den Boden, doch nicht ohne es noch einmal mitfühlend zu streicheln. „Er hat sie sehr gemocht und sie ihn. Ich konnte sie doch nicht allein im Haus lassen, nicht nachdem Eric … na ja, nicht, ohne dass jemand da war, der sie füttert und sich um sie kümmert.“

„Hatte Eric keine Familie?“

Sie zuckte mit den Schultern und beschäftigte sich wieder mit den Blumen. „Nicht dass ich wüsste.“

„Also haben Sie die Katze einfach mitgenommen?“

Abrupt hob sie den Kopf und streckte angriffslustig ihr Kinn vor. „Ich habe sie nicht gestohlen, falls Sie das andeuten wollen. Die Polizei weiß, dass ich sie habe. Ich kümmere mich lediglich um sie, bis man Erics Verwandtschaft ausfindig gemacht hat.“

Rob lächelte entschuldigend, obwohl es ihm egal war, ob er sie beleidigt hatte oder nicht. Er wollte Informationen haben und würde sie auch bekommen. „Ich wollte nicht andeuten, dass Sie sie gestohlen haben. Aber ich bin neugierig, was Erics Familie betrifft.“

Die Spannung in ihren Schultern löste sich ein wenig, und sie drehte das bauchige Glas herum, um auf der anderen Seite Blumen hineinzustecken. „Wie ich schon sagte, ich weiß von keiner Familie. Er war Einzelkind und lebte bei seiner Mutter, bis die starb. Aber das war lange bevor ich hierher gezogen bin.“

„Irgendwelche Freundinnen, von denen Sie wissen?“

Ihr Blick fiel auf die Katze, die am Rande des Tisches saß und sich putzte. Die Andeutung eines Lächelns erschien auf Rebeccas Lippen. „Nein. Nur Sadie.“

„Freunde?“

Verärgert hob Rebecca den Blick. „Wenn Sie mich fragen, ob Eric homosexuell war … ich weiß es nicht. Wir haben nie über seine sexuellen Vorlieben gesprochen.“

So, er hatte sie also wütend gemacht. Gut. Die Menschen verrieten meist mehr, wenn sie aufgeregt waren. „Worüber haben Sie dann gesprochen?“

Sie schnitt gelbes Schleifenband ab und band es um das Glas. Obwohl es nicht zu übersehen war, dass seine Fragen sie störten, beeinträchtigte ihre Wut nicht ihre Arbeit. Sie band die Schleife fließend und frei von der Anspannung, die sich so deutlich in ihren Schultern abzeichnete.

„Über das Wetter. Über die Pläne für einen Blumengarten, den ich ihm anlegen sollte. Allgemeine Dinge. Nichts Persönliches“, fügte sie hinzu, bevor sie das Glas hin und her drehte, um ihr Arrangement zu begutachten.

Rob folgte ihrem Blick. Breite Orangen- und Zitronenscheiben bedeckten den Boden des Glases und gaben nicht nur den Blumenstielen Halt, sondern dem ganzen einen einzigartig dekorativen Touch. Er nickte anerkennend. „Hübsche Idee.“

Sie presste die Lippen aufeinander und weigerte sich, seinen Kommentar als Kompliment aufzufassen. „Es war nicht meine Idee. Ich sah ein ähnliches Glas, das mit Limonen dekoriert war, und habe das Ganze nur etwas abgewandelt.“

„Trotzdem eine hübsche Idee.“

Rebecca nahm das Glas, drehte Rob den Rücken zu und stellte es in die Kühlvitrine. „Haben Sie noch weitere Fragen, Mr. Cole? Wie Sie sehen, bin ich ziemlich beschäftigt.“

Rob hob eine Braue angesichts ihres harschen, abweisenden Tonfalls, der im krassen Gegensatz zu ihrer vorherigen Höflichkeit stand. „Nur noch eine. Sind diese Blumen verkäuflich?“

Die Frage überraschte Rebecca, was er beabsichtigt hatte, und sie schaute ihn über die Schulter an. „Sie meinen diese hier?“, fragte sie und deutete auf das Arrangement, das sie gerade in die Vitrine gestellt hatte. Als er nickte, stammelte sie: „Äh, ja … sicher.“

Rob zog seine Brieftasche heraus und warf eine Kreditkarte auf den Tisch. „Ich nehme sie.“

Rebecca reckte den Hals, um durch das Schaufenster zu beobachten, wie Rob Cole einstieg und losfuhr. Als sein Wagen nicht mehr zu sehen war, sank sie schwach auf einen Hocker.

Ein Privatdetektiv.

Er sah auch so aus wie einer, fand sie, obwohl sie nicht sicher war, wie ein Privatdetektiv auszusehen hatte. Aber auf jeden Fall wirkte er hart genug für den Job, falls das eine Voraussetzung war. Breite Schultern. Schmale Hüften. Gesichtszüge, die aussahen, als wären sie in Stein gemeißelt. Sie erschauerte, als sie daran dachte.

Während der gesamten Zeit, die er in ihrem Laden gewesen war, hatte er nicht ein Mal richtig gelächelt. Sie zwar auch nicht, aber ihr war im Moment wahrlich nicht nach lächeln zu Mute. Nicht nach den Ereignissen an diesem Morgen. Erst Erics Leiche. Dann die Fragen der Polizeibeamten, die schneller abgefeuert worden waren, als sie hatte denken können. Und dann tauchte noch ein Privatdetektiv auf, der von „Wescott Oil“, Erics Arbeitgeber, angeheuert worden war.

Seufzend stand Rebecca wieder auf und machte den Ladentisch sauber. Sie wollte nicht länger über den Vorfall nachdenken. Als sie sich bückte, um den Abfall in den Mülleimer unter dem Tisch zu werfen, erhaschte sie durch das Glas der Tür einen Blick auf einen schwarzen Sportwagen, der langsam an ihrem Laden vorbeifuhr.

Sie richtete sich auf. Es war Rob Coles Wagen, und als ihre Blicke sich jetzt trafen, zuckte sie zusammen. Sie starrte ihn an, unfähig, den Blick abzuwenden. Blau, dachte sie und befeuchtete ihre trockenen Lippen. Seine Augen sind blau. Er trug jetzt eine Sonnenbrille, die verhinderte, dass man die Farbe sehen konnte, doch sie erinnerte sich daran.

Wie sollte sie diese blauen Augen jemals vergessen?

Später am Abend saß Rob zu Hause an seinem Schreibtisch. Abgesehen vom Schein des Computermonitors war das Zimmer dunkel. Nach mehreren Stunden mühsamer Internet-Nachforschung in Behördendateien hatte er das Leben von Rebecca Todman vor ihrem Umzug nach Royal fast vollständig zusammengebastelt. Sie war siebenundzwanzig Jahre alt und verwitwet. Hausfrau. Keine Vorstrafen. Nicht einmal ein Strafzettel. Die Frau hatte eine blütenreine Weste. Vor ihrem Umzug nach Royal hatte sie in Dallas gewohnt.

Stöhnend legte er den Kopf in den Nacken und rieb sich mit den Händen übers Gesicht. Warum hatte er dann das Gefühl, dass Rebecca Todman etwas verheimlichte?

„Weil meine Intuition mir das sagt“, murmelte er.

Weil Rob wusste, dass seine Intuition ihn bisher selten getrogen hatte, ließ er die Finger wieder auf die Tastatur sinken und gab Rebeccas Namen erneut in die Suchmaschine ein. Ungeduldig wartete er auf die Ergebnisse. Als unter anderem das Archiv einer Zeitung aus Dallas aufgelistet wurde, klickte er es an und kniff dann die Augen zusammen, während er den Artikel und das dazugehörige Foto studierte.

Rebecca Todman? fragte er sich und runzelte die Stirn angesichts des Fotos, das bei einer örtlichen Wohltätigkeitsveranstaltung aufgenommen worden war. Ihr Haar war damals länger gewesen und ihre Kleidung sehr viel eleganter und teurer als die praktische Kakihose, die Bluse und die Schürze, die sie heute im Laden getragen hatte. Woher kam diese drastische Verwandlung? Eine Verkleidung? Ein Stimmungswechsel?

Was auch immer der Grund dafür war, es bestärkte nur sein Gefühl, dass sie etwas verheimlichte.

Rob überdachte noch einmal sein Gespräch mit Rebecca Todman und rief sich seinen ersten Eindruck von ihr ins Gedächtnis.

Autor

Peggy Moreland

Peggy Moreland hat die Stephen F. Austin State Universität in Nacogdoches, Texas, mit einem BBA (Bachelor of Business Administration) abgeschlossen. Sie veröffentlichte 1989 ihren ersten Roman bei Silhouette Books. Sie war Gewinnerin des „National Readers‘ Choice Award“, war für den „Romantic Times Reviewers Choice Award“ nominiert und zweimal Finalistin beim...

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