Elvia: Insel der Leidenschaft

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In der weißen Traumvilla auf der griechischen Insel Elvia tobt ein erbitterter Kampf der Leidenschaft! Savannah ist entschlossen, einer Ehe mit dem Milliardär Leiandro Kiriakis niemals zuzustimmen - auch wenn sie ihn begehrt wie noch keinen je zuvor! Geschickt versteht er es, immer wieder ihr Verlangen zu wecken, aber kapitulieren wird Savannah nicht! Sie befürchtet, dass es Leiandro nur darum geht, so schnell wie möglich einen Erben zu bekommen - von Gefühlen spricht er nie. Für Savannah gibt es jedoch nur einen Grund, zu heiraten: Liebe ...


  • Erscheinungstag 22.09.2018
  • ISBN / Artikelnummer 9783733759322
  • Seitenanzahl 130
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

„Dieses kaltherzige Biest!“

Savannah zuckte bei den gehässigen Worten ihrer Schwägerin Iona zusammen, zwang sich jedoch, den Blick weiterhin auf den Boden vor sich zu richten.

Die traditionelle griechisch-orthodoxe Begräbnisfeier auf dem Friedhof war vorüber. Alle Trauergäste hatten dem Verstorbenen die letzte Ehre erwiesen – bis auf sie, Savannah Kiriakis. Sie stand, eine weiße Rose in der Hand, am offenen Grab und versuchte, sich mit dem unwiderruflichen Ende ihrer Ehe abzufinden.

Zum einen empfand sie Schuldgefühle, zum anderen war sie erleichtert. Erleichtert, weil ihre Qualen jetzt ein Ende hatten und niemand mehr drohen würde, ihr die Kinder wegzunehmen. Schuldig fühlte sie sich, weil sie beim Tod eines Menschen Erleichterung empfand, noch dazu dem Tod Dions, den sie sechs Jahre zuvor in gutem Glauben und ohne die Folgen abschätzen zu können geheiratet hatte.

„Wer gibt ihr das Recht, hier zu sein?“, fügte Iona in dramatischem Tonfall hinzu, als ihre beleidigende Bemerkung von niemandem beachtet wurde.

Unwillkürlich blickte Savannah zu Leiandros Kiriakis, um festzustellen, wie er auf den Gefühlsausbruch seiner Cousine Iona reagierte. Er musterte allerdings sie – und das so verächtlich, dass sie sich am liebsten versteckt hätte.

Der Geruch der frisch ausgehobenen Erde und der Duft der Blumengebinde auf dem Sargdeckel lenkten ihre Aufmerksamkeit schließlich wieder auf das Grab.

„Es tut mir alles so leid“, flüsterte Savannah und ließ die weiße Rose auf den Sarg fallen. Dann trat sie einen Schritt zurück.

„Eine rührende, aber völlig bedeutungsleere Geste“, bemerkte Leiandros verletzend.

Es kostete Savannah Überwindung, sich ihm wieder zuzuwenden. „Ist es wirklich eine leere Geste, wenn eine Ehefrau sich zum letzten Mal von ihrem Mann verabschiedet?“

Verächtlich blickte er auf sie herunter. Es kränkte sie, obwohl sie sich sagte, dass er durchaus einen Grund hatte, sie gering zu schätzen. Besser als jeder andere wusste er, dass sie Dion nicht geliebt hatte – jedenfalls nicht so uneingeschränkt, wie es einem Ehemann zustand.

„Du hast dich doch schon vor drei Jahren von Dion verabschiedet, Savannah.“

Sie schüttelte den Kopf. Nein, Leiandros irrte sich, denn sie war mit ihren Töchtern vor Dion geflohen. Wie hätte sie sich von ihm verabschieden können, wenn sie nur noch gehofft hatte, an Bord des Flugzeugs und nach Amerika zu gelangen, bevor er ihr Verschwinden bemerkte?

Als er sie schließlich doch aufspürte, hatte sie bereits die Scheidung eingereicht, und somit konnte er ihr die Kinder nicht wegnehmen. Außerdem hatte sie eine gerichtliche Verfügung erwirkt, die Dion jeglichen Kontakt mit ihr untersagte. Dass er sie misshandelt hatte, hatten ihre gebrochenen Rippen und zahlreichen Blutergüsse hinlänglich bewiesen.

Die Familie Kiriakis wusste davon nichts. Nicht einmal Leiandros, Leiter des riesigen Wirtschaftsimperiums und Oberhaupt der Familie, kannte den wahren Grund, warum ihre Ehe mit Dion gescheitert war.

Leiandros’ markantes Gesicht wurde hart. „Es stimmt, du hast nie einen Schlussstrich unter die Ehe gezogen, Savannah. Weder hast du Dion die Freiheit gegeben, noch wolltest du mit ihm leben. Du warst als Ehefrau ein wahrer Albtraum.“

Die hasserfüllten Worte trafen Savannah wie ein Schlag, auch wenn sie ungerechtfertigt waren.

„Ich hätte in den letzten drei Jahren jederzeit in die Scheidung eingewilligt, wenn Dion mich darum gebeten hätte“, verteidigte sie sich erbittert. Dion hatte es jedoch nicht getan. Vielmehr hatte er gedroht, ihr das Sorgerecht für die Kinder wegzunehmen, falls sie ihre Absicht, sich scheiden zu lassen, in die Tat umsetzen sollte.

Leiandros verzog verächtlich das Gesicht. Ja, schon seit der ersten Begegnung hatte er eine schlechte Meinung von ihr und war nie mehr davon abgerückt.

Unwillkürlich dachte Savannah an die Party, auf der sie ihn kennengelernt hatte. Sie war nervös gewesen, denn Dion hatte ihr eingeschärft, sie müsse unbedingt einen guten Eindruck auf den Gastgeber machen, wenn sie vom Kiriakis-Clan akzeptiert werden wolle. Dann hatte er sie allein gelassen, inmitten von Fremden, deren Sprache sie nicht verstand.

Um nicht beachtet zu werden, hielt sie sich im Hintergrund und blieb neben den offenen Schiebetüren stehen, die auf eine Dachterrasse führten.

Als jemand etwas auf Griechisch sagte – sie verstand nicht mehr als den Namen Leiandros –, blickte sie auf und sah vor sich den attraktivsten Mann, der ihr jemals begegnet war. Er lächelte sie hinreißend an, und ihr stockte beinah der Atem. Wie gebannt betrachtete sie den Unbekannten und fühlte sich sofort unwiderstehlich zu ihm hingezogen, was sie sich nicht erklären konnte. Errötend senkte sie den Blick und sagte auf Griechisch den einzigen Satz, den sie beherrschte: dass sie kein Griechisch spreche.

Der Mann umfasste ihr Kinn und zwang sie, ihn anzusehen. „Tanzen Sie mit mir“, forderte er sie in perfektem Englisch auf und lächelte siegessicher.

Savannah schüttelte den Kopf. Sagen konnte sie nichts, weil ihr die Kehle wie zugeschnürt war. Der Unbekannte legte den Arm um sie und führte sie auf die Terrasse, während sie noch versuchte, ein Nein über die Lippen zu bringen. Draußen presste er sie an sich und begann, sich verführerisch mit ihr zu den Klängen griechischer Musik zu bewegen.

„Entspannen Sie sich“, flüsterte er eindringlich. „Ich bin nicht der große böse Wolf, der Sie fressen will!“

„Aber ich dürfte gar nicht mit Ihnen tanzen“, erwiderte Savannah abwehrend.

Er verstärkte seinen Griff. „Warum nicht? Sind Sie mit Ihrem Freund hier?“

„Nein, sondern …“

Bevor sie sagen konnte, dass sie von ihrem Mann begleitet wurde, presste der Unbekannte fordernd die Lippen auf ihre. Sie versuchte, ihn wegzustoßen, aber plötzlich verspürte sie ein erregendes Prickeln und vergaß ihre Absicht, sich als Ehefrau nichts zuschulden kommen zu lassen.

Zu ihrer Bestürzung und Beschämung schmiegte sie sich sogar unwillkürlich an den Fremden. Sein Kuss weckte Empfindungen in ihr, die Dion noch nie bei ihr hervorgerufen hatte. Sie wünschte, dieser magische Moment würde nie enden, und wusste zugleich, dass sie der Verlockung widerstehen musste.

Nun ließ der Unbekannte die Hand von ihrem Rücken zu ihrer Brust gleiten und umfasste diese, als hätte er das Recht dazu. Noch bestürzender als sein anmaßendes Verhalten fand sie ihre Reaktion darauf: Statt empört zu sein, verspürte sie ein Verlangen, wie Dion es noch nie in ihr geweckt hatte.

Der Gedanke an ihren Mann brachte sie dazu, sich schnell von dem Unbekannten zu lösen. Sie schien jedes Gefühl für Anstand verloren zu haben, denn sie sehnte sich brennend danach, sich wieder in seine Arme zu schmiegen.

„Ich bin verheiratet“, erklärte Savannah atemlos.

Er sah sie herausfordernd an, und sie konnte den Blick nicht abwenden.

„Hier bist du, Leiandros! Du hast meine Frau schon kennengelernt, wie ich sehe“, erklang plötzlich Dions Stimme.

In Leiandros’ markantem Gesicht hatten sich daraufhin Abneigung und tiefste Verachtung gespiegelt – und seine Gefühle für sie, Savannah, hatten in den vergangenen sechs Jahren offensichtlich nicht an Intensität eingebüßt.

„Du glaubst wohl, du kommst mit deinen Lügen durch, nur weil mein Cousin Dion sich nicht mehr verteidigen kann.“

Leiandros’ scharfe Worte brachten Savannah unvermittelt in die Gegenwart zurück. Eine Gegenwart, in der Männer sie kalt ließen. Kurz bedauerte sie, dass sie seit damals nie mehr so leidenschaftlich empfunden hatte – und niemals mehr so empfinden würde. Dafür hatte Dion nachhaltig gesorgt.

Neben Leiandros, der einen Kopf größer war als sie mit ihren ein Meter siebzig, kam sie sich plötzlich klein und verwundbar vor. Er war so umwerfend männlich – und so überwältigend zornig. Unwillkürlich wich sie einen Schritt zurück und neigte nur schweigend den Kopf. Dann wandte sie sich um und wollte den Friedhof verlassen.

„Du kannst nicht einfach weggehen, Savannah! Mit mir wirst du nicht so leicht fertig wie mit Dion.“ Das klang beinah drohend.

Sie blieb stehen und erwiderte heiser: „Ich brauche mit dir nicht fertig zu werden, Leiandros. Von heute an ist es nicht mehr nötig, dass deine Familie und ich in Kontakt bleiben.“

„Du irrst dich, Savannah!“

Der unheilvolle Unterton ließ sie schaudern. „Wie meinst du das?“

Leiandros presste kurz die festen und zugleich sinnlichen Lippen zusammen. Der Ausdruck seiner dunklen Augen war unergründlich. „Das werde ich dir zu einem späteren Zeitpunkt genauer erläutern. Fürs Erste muss es dir genügen zu wissen, dass ich als alleiniger Treuhänder des Erbteils deiner Töchter gelegentlich mit dir zu sprechen habe. Nun muss ich aber zum Trauergottesdienst für meine Frau, der in wenigen Minuten beginnt.“

Schmerzliches Mitgefühl erfüllte sie plötzlich. Auch wenn Leiandros arrogant und unnahbar war, empfand er bestimmt tiefen Kummer über den Verlust seiner Frau, die bei einer gemeinsamen Autofahrt mit Dion tödlich verunglückt war.

„Mein aufrichtiges Beileid, Leiandros. Ich werde dich jetzt nicht länger aufhalten.“

Mit zusammengekniffenen Augen musterte er sie. „Nimmst du an dem Gottesdienst nicht teil?“

„Das steht mir nicht zu.“

„Iona findet, dass es dir nicht zusteht, an Dions Begräbnis teilzunehmen, und trotzdem bist du hier.“

Ja, aber ich wäre es nicht, wenn Dion mich in der Nacht vor seinem Unfall nicht noch angerufen hätte, dachte Savannah.

„Egal, was die Familie Kiriakis von mir hält, ich war immerhin Dions Frau. Ich bin es seinem Gedenken schuldig“, erklärte sie leise. Ja, dem Gedenken an Dion, wie er gewesen war, als sie ihn geheiratet hatte – und weil er sich dazu durchgerungen hatte, sie jenes letzte Mal anzurufen.

„Und bist du es als Mitglied meiner Familie nicht auch mir schuldig, am Gottesdienst für Petra teilzunehmen?“

„Weshalb willst du mich dabeihaben?“, fragte Savannah erstaunt.

„Du beanspruchst einen Platz in meiner Familie. Es ist höchste Zeit, dass du auch die Pflichten wahrnimmst, die mit dieser Stellung verbunden sind.“

Am liebsten hätte sie ironisch gelacht, aber ihr war die Kehle wie zugeschnürt. Hatte sie nicht während sechs langer Jahre stets ihre Pflicht und Schuldigkeit getan und teuer für das Vorrecht bezahlt, den Namen Kiriakis tragen zu dürfen?

Leiandros beobachtete, wie sich verschiedene Gefühle in ihrem Gesicht spiegelten, das sonst meist beherrscht wirkte. Als sie sich das erste Mal begegnet waren, war Savannah nicht so kühl gewesen – im Gegenteil. Sie hatte sich sogar von ihm, einem Fremden, küssen lassen, obwohl sie verheiratet war, rief er sich ins Gedächtnis.

Bei den wenigen Gelegenheiten, bei denen sie sich danach trafen, vermied sie es, ihm in die Augen zu sehen, was ihrer Schönheit und Anziehungskraft keinen Abbruch tat. Ja, man konnte gut verstehen, warum Dion mit ihr zusammenblieb, obwohl sie sich seiner Liebe und Wertschätzung als unwürdig erwiesen hatte. Jedenfalls hatte sie im ersten Jahr der Ehe noch lebhaft und attraktiv gewirkt, im zweiten hatte sie sich so verändert, dass sie beinah nicht wieder zu erkennen gewesen war.

Ihre grünen Augen glänzten nicht mehr, sondern wirkten matt, fast leblos. Hatten Schuldgefühle wegen ihrer Liebhaber diese Änderung bewirkt? Sie verriet keine Gefühlsregungen, außer wenn sie ihre Tochter anblickte. Dann spiegelte sich zärtliche Liebe in ihren Augen. Er, Leiandros, war neidisch auf das Kind – und verabscheute sich dafür.

Dass Dion sich nicht mehr um seine kaltherzige Frau kümmerte, sondern lieber mit seinen Freunden durch die Bars und Nachtclubs der Stadt zog, war nicht verwunderlich. Alle Gefühle, deren sie noch fähig war, schenkte sie ihrem Kind, dessen Vater einer ihrer Liebhaber war.

Er, Leiandros, machte seinem Cousin Vorhaltungen, dass er so wenig Interesse an seiner Tochter Eva zeige, und weinend erzählte Dion ihm, dass Savannah behauptet habe, das Baby sei nicht von ihm.

Und da hatte er, Leiandros, es zweifelsfrei gewusst: Savannah war ebenso daran schuld wie er, dass es gleich bei jener ersten Begegnung zu einem leidenschaftlichen Kuss gekommen war.

Als er sich nun an diesen Moment erinnerte, verspannte Leiandros sich vor Zorn.

„Ja, wahrscheinlich hast du recht, dass es dir nicht zusteht, an Petras Begräbnis teilzunehmen, Savannah“, meinte er kalt. „Es genügt, wenn du heute einmal Trauer geheuchelt hast.“

Starr sah Savannah ihn an, und er hätte schwören können, dass sich Furcht in ihren Augen spiegelte, als sie vor ihm zurückwich.

„Leiandros, ich bedauere aufrichtig, dass Petra gestorben ist.“

„Und es wird dir noch lange leidtun, Savannah!“ Obwohl sie so aufrichtig geklungen hatte, dass es ihm beinah zu Herzen ging, ließ er sich von ihrer Verstellungskunst kein zweites Mal täuschen. Savannah war keine Unschuld und er kein leichtgläubiger Narr!

„Was willst du damit sagen?“ Ihre Stimme klang unsicher, und nervös strich Savannah sich eine dunkelblonde Strähne aus dem Gesicht.

Ja, sie hatte allen Grund, besorgt zu sein, denn er hatte gewisse Pläne mit ihr. Die würden jedoch warten müssen.

„Vergiss es, Savannah! Ich muss jetzt weg.“

Sie nickte. „Auf Wiedersehen, Leiandros.“

Oh ja, sie würden sich wiedersehen, wenn das Trauerjahr vorüber war, und dann würde Savannah für alles bezahlen, was sie seine Familie gekostet hatte – und ihn.

2. KAPITEL

Savannah hörte ihr Töchter im Kinderzimmer fröhlich plaudern, während sie sich auf den leise knarrenden Drehstuhl in dem kleinen, vollgestellten Arbeitszimmer ihres Hauses in Atlanta setzte.

Starr blickte sie auf den Brief von Leiandros Kiriakis und hatte ein so flaues Gefühl, als würde eine Klapperschlange vor ihr liegen. Leiandros ersuchte sie, nach Griechenland zu kommen, damit sie mit ihm ihre finanzielle Zukunft besprechen könne, und er hatte sie aufgefordert, ihre beiden Töchter Eva und Nyssa unbedingt mitzubringen.

Er würde ihre monatliche finanzielle Zuwendung so lange einstellen, bis die Diskussion stattgefunden habe, hatte er als Nachschrift hinzugefügt.

Panik überfiel Savannah. Nach der schweren Prüfung, die Dions Begräbnis im Vorjahr für sie bedeutet hatte, hatte sie sich geschworen, der Familie Kiriakis nie mehr unter die Augen zu treten. Na gut, vielleicht war „nie mehr“ übertrieben. Jedenfalls wollte sie für lange Zeit nichts mehr mit Dions Angehörigen zu tun haben.

Natürlich würde sie ihre Töchter eines Tages mit deren griechischen Großeltern bekannt machen müssen, aber erst wenn die Mädchen alt genug wären, um mit dem Gefühlsaufruhr und der möglichen Zurückweisung fertig zu werden, die ihnen bevorstanden. Anders gesagt, erst wenn Eva und Nyssa erwachsen und selbstbewusst waren.

Sie wusste, dass es unrealistisch war, so zu denken, doch sie hatte beabsichtigt, die Reise noch für eine Weile aufzuschieben. Zumindest bis sie einen sicheren, gut bezahlten Job gefunden hatte und ihre Tante Beatrice nicht länger auf sie angewiesen war.

Savannah presste kurz die Lippen zusammen und entschied, dass die Diskussion mit Leiandros am Telefon stattfinden würde. Es bestand kein Grund, die weite Reise nach Griechenland zu machen, nur um über Geld zu reden.

Zehn Minuten später erfuhr sie von Leiandros’ Sekretärin, dass er sich weigere, den Anruf entgegenzunehmen.

„Wann würden Sie denn gern nach Griechenland kommen, Mrs. Kiriakis?“, fügte die Sekretärin sachlich hinzu.

„Gar nicht“, erwiderte Savannah aufgebracht. „Informieren Sie bitte Ihren Boss, dass ich eine Diskussion per Telefon vorziehe und auf seinen Rückruf warte.“

Mit bebenden Händen legte sie den Hörer auf, und ihr wurde eigenartig beklommen zumute bei dem Gedanken, Leiandros womöglich schon bald gegenübertreten zu müssen.

Zehn Minuten später klingelte das Telefon.

„Ja, bitte?“, meldete Savannah sich und erwartete, wieder mit der Sekretärin verbunden zu sein.

„Deine monatliche Zuwendung ist morgen fällig, Savannah.“

Leiandros meldete sich nicht mit Namen, aber seine tiefe Stimme und der herrische Tonfall waren unverkennbar.

Diese Stimme verfolgte sie bis in ihre Träume, erotische Träume, aus denen sie bebend und erhitzt erwachte. Im wachen Zustand verdrängte Savannah bewusst jeden Gedanken an Leiandros, doch auf ihr Unterbewusstsein hatte sie keinen Einfluss. Die Träume quälten sie, weil ihr klar war, dass sie in der Realität niemals mehr so intensiv empfinden würde.

„Hallo, Leiandros!“

Er hielt es nicht für nötig, den Gruß zu erwidern. „Ich werde weder die morgen fällige Summe noch irgendeine weitere überweisen, bevor du zusagst, nach Griechenland zu kommen.“

Keinerlei Erklärung, nur ein Ultimatum.

Ihre Ersparnisse würden bestenfalls den Lebensunterhalt für wenige Wochen sichern. Sie hatte nicht mehr Geld zurücklegen können, da das Pflegeheim Brenthaven, in dem ihre Tante untergebracht war, enorm viel kostete und sie, Savannah, Betriebswirtschaft studiert und erst vor Kurzem ihren Abschluss gemacht hatte. Den Zuschuss brauchte sie dringend, um die monatliche Zahlung an Brenthaven zu leisten und solch alltägliche Dinge wie Essen und Benzin zu bestreiten.

„Wir können doch bestimmt alles am Telefon besprechen“, begann sie.

„Nein.“ Wieder erklärte Leiandros nichts. Er war zu keinem Kompromiss bereit.

Savannah rieb sich die Augen und war froh, dass er nicht sehen konnte, wie müde und gestresst sie war. „Leiandros …“

„Wende dich wegen der Reisearrangements an meine Sekretärin.“

Dann hörte sie nur noch ein Klicken in der Leitung. Leiandros hatte einfach aufgelegt! Sie fluchte laut und alles andere als damenhaft, während sie den Hörer aufknallte.

Schockiert über diesen ungewohnten Gefühlsausbruch, blieb sie einen Moment regungslos sitzen. Dann stand sie auf und wollte rasch das Arbeitszimmer verlassen, das ihr plötzlich unerträglich eng vorkam. Noch bevor sie an der Tür war, klingelte das Telefon erneut.

Diesmal wollten weder Leiandros noch seine Sekretärin sie sprechen, sondern der Arzt, der ihre Tante betreute. Tante Beatrice hatte einen weiteren Schlaganfall erlitten.

Savannah brachte ihre Töchter ins Bett und erzählte ihnen eine Geschichte, bevor sie wieder ins Arbeitszimmer ging, um Leiandros nochmals anzurufen, wovor ihr graute.

Zuerst setzte sie sich an den Computer und überprüfte ihre private Buchhaltung. Leider war kein Wunder geschehen. Egal, wie sie rechnete, unter dem Strich blieb nicht genug, um alle Kosten zu bestreiten. Sie brauchte den monatlichen Zuschuss wirklich. Selbst wenn es ihr gelingen würde, am nächsten Tag einen Vollzeitjob zu bekommen, wäre sie nicht gerettet. Ein Anfangsgehalt wäre nicht ausreichend, um die Haushaltsausgaben und zusätzlich die nun erhöhten Kosten für die medizinische Betreuung ihrer Tante zu bestreiten.

Savannah griff zum Telefon und wählte die Nummer von Leiandros’ Büro.

Nach dem ersten Klingeln meldete sich die Sekretärin. Das Gespräch war kurz. Savannah stimmte zu, in der folgenden Woche nach Griechenland zu reisen, allerdings ohne ihre Töchter. Die Sekretärin versprach, sich innerhalb einer Stunde mit den genauen Zeiten der Flüge zu melden, und hängte ein.

Nur wenige Minuten später klingelte das Telefon, als Savannah sich gerade in der Küche Tee aufgoss. Böse Vorahnungen überfielen sie, weil sie wusste, dass die Sekretärin unmöglich schon die Reiseplanung erledigt haben konnte.

Tief durchatmend hob sie ab. „Ja, Leiandros?“ Falls sie gehofft hatte, Leiandros zu verblüffen, wurde sie enttäuscht.

„Eva und Nyssa müssen dich begleiten“, begann er ohne Einleitung.

„Nein!“

„Warum nicht?“

Weil mich allein der Gedanke entsetzt, antwortete sie im Stillen. „Eva hat erst in zwei Wochen Schulferien.“

„Dann kommt in zwei Wochen.“

„Ich möchte lieber sofort nach Griechenland.“ Sie brauchte das Geld augenblicklich, nicht erst in zwei Wochen! „Und ich sehe nicht ein, warum ich den Mädchen eine anstrengende und vermutlich nur kurze Reise zumuten sollte.“

„Nicht einmal, um sie mit ihren Großeltern bekannt zu machen?“

Ihr wurde der Mund trocken. „Helena und Sandros wollen nichts mit ihren Enkeltöchtern zu tun haben. Das hat Helena mir deutlich zu verstehen gegeben, als Eva geboren wurde.“

Ja, Helena hatte nur einen Blick auf das blonde, blauäugige Baby geworfen und erklärt, es könne unmöglich von einem Kiriakis abstammen. Innerhalb ihres ersten Lebensjahrs hatte sich Evas Augenfarbe zu Grün gewandelt, und seit sie vier war, hatte sie dichtes, lockiges kastanienbraunes Haar.

Beim zweiten Baby hatte Helena sich rundheraus geweigert, es auch nur anzusehen, was schade war, denn Nyssa hatte von Geburt an so schwarzes Haar und dunkelbraune Augen wie Dion gehabt. Sie war unverkennbar eine Kiriakis.

„Menschen ändern sich“, wandte Leiandros ein. „Dion ist tot. Ist es so verwunderlich, dass seine Eltern seine Kinder sehen möchten?“

Savannah atmete tief durch, um einen klaren Kopf zu bekommen, und versuchte, ihre Gedanken zu ordnen. „Erkennen Helena und Sandros meine Töchter inzwischen als Dions Kinder an?“

„Sie werden es tun, sobald sie die Mädchen sehen.“

Daran bestand kein Zweifel, da Eva und Nyssa ihrem Vater so ähnlich sahen, dass niemand ihre Zugehörigkeit zum Kiriakis-Clan infrage stellen konnte. Trotzdem war sie, Savannah, noch nicht bereit, die beiden mit ihren griechischen Angehörigen zusammenzubringen.

„Wie kannst du dir so sicher sein, Leiandros?“

„Ich habe die Fotos gesehen, und nun steht für mich außer Frage, dass Eva und Nyssa Dions Kinder sind.“ Das klang beinah wie eine Anklage.

„Die Fotos, die Dion gehörten?“, hakte Savannah nach.

Sie hatte Dion immer wieder die neuesten Bilder und Berichte über die Fortschritte der Mädchen geschickt, in der Hoffnung, er würde seine Töchter eines Tages anerkennen. Da sie bedauerte, ihren eigenen Vater nie gekannt und außer ihrer Tante keine Angehörigen zu haben, wollte sie den Mädchen Ähnliches ersparen.

„Ja. Ich habe Dions Apartment in Athen leer räumen lassen.“ Wieder klang Leiandros so vorwurfsvoll, als wollte er sagen, dass sie sich darum hätte kümmern müssen.

„Ich verstehe“, erwiderte sie.

„Tust du das wirklich?“, fragte er mit einem seltsam drohenden Unterton.

Wieder überfielen bange Ahnungen Savannah. „Haben Helena und Sandros den Wunsch geäußert, die Mädchen zu treffen?“

„Ich habe beschlossen, dass es an der Zeit ist.“

Und da er das Oberhaupt der Familie ist, erwartet er, dass jeder sich seinen Beschlüssen fügt, dachte sie kritisch.

„Nein!“, erwiderte sie unnachgiebig.

„Wie kannst du nur so selbstsüchtig sein?“

„Selbstsüchtig?“, wiederholte sie, und vor Zorn wurde ihr beinah übel. „Ist es egoistisch, wenn eine Mutter ihre Kinder vor einer Zurückweisung bewahren will? Vor Menschen, die sie von Anfang an aus unerfindlichen Gründen abgelehnt haben?“

Savannah gestand sich ein, dass sie nicht ganz fair war. Sechs Jahre lang hatte sie geglaubt, Dions Familie würde sie ablehnen, weil sie nicht die Frau war, die sie für ihn gewählt hätten. Und deshalb hatten sie auch ihre Töchter abgelehnt. Seit Dions Anruf eine Nacht vor seinem Tod wusste sie jedoch, dass ihre Theorie nicht stimmte.

Dion hatte ihr gestanden, dass er seine Angehörigen aus übertriebener Eifersucht von Anfang an mit der Behauptung, sie wäre ihm nicht treu, gegen sie aufgehetzt hatte. Deshalb glaubten seine Eltern, seine Vaterschaft infrage stellen zu dürfen. Trotzdem will ich nicht, dass Eva und Nyssa womöglich von ihren Großeltern abgelehnt werden, sagte Savannah sich energisch.

„Sandros und Helena werden die Mädchen mit offenen Armen empfangen“, versicherte Leiandros ihr.

„Bist du allwissend?“ Sie spürte förmlich, wie er zornig wurde. Dass man seine Behauptungen hinterfragte, war er nicht gewohnt. Er leitete das riesige Finanzimperium der Kiriakis seit dem unerwarteten Tod seines Vaters zwölf Jahre zuvor. Damals war er erst zwanzig Jahre alt gewesen, und nun, mit zweiunddreißig, war er unverbesserlich arrogant und selbstherrlich. Über andere zu bestimmen war für ihn so selbstverständlich wie der Drang, immer noch mehr Millionen zu scheffeln.

„Sei nicht so spöttisch, Savannah! Sarkasmus aus Frauenmund ist unschön.“

Beinah hätte sie laut gelacht, weil er so gestelzt klang wie eine altjüngferliche Tante, die Anstandsregeln verkündete. „Ich wollte dich nicht beleidigen“, erwiderte sie. „Ich will doch nur die Interessen meiner Töchter wahren.“

„Wenn dir daran liegt, weiterhin finanziell unterstützt zu werden, wirst du die Mädchen nach Griechenland mitnehmen.“

Nun stockte ihr der Atem, und schwarze Punkte tanzten vor ihren Augen. Kurz fragte sie sich, ob sie gleich ohnmächtig werden würde. Leiandros zwang sie unwissentlich, sich entweder für ihre betagte Tante zu entscheiden oder dafür, dass die Gefühle ihrer kleinen Töchter nicht verletzt wurden.

Autor

Lucy Monroe
<p>Die preisgekrönte Bestsellerautorin Lucy Monroe lebt mit unzähligen Haustieren und Kindern (ihren eigenen, denen der Nachbarn und denen ihrer Schwester) an der wundervollen Pazifikküste Nordamerikas. Inspiration für ihre Geschichten bekommt sie von überall, da sie gerne Menschen beobachtet. Das führte sogar so weit, dass sie ihren späteren Ehemann bei ihrem...
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