Für uns soll's rote Rosen regnen

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Mit dem Arm voller Rosen steht der attraktive Milliardär Sergio Burzi überraschend vor Susies Tür. Die junge Künstlerin ist hin und weg! Obwohl er ihr nicht mehr als eine Affäre verspricht, kann sie seinem Sex-Appeal einfach nicht widerstehen. Mit ungeahnten Folgen …


  • Erscheinungstag 14.05.2022
  • ISBN / Artikelnummer 9783751514477
  • Seitenanzahl 130
  • E-Book Format ePub
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Leseprobe

1. KAPITEL

Von der Sekunde an, in der Susie das Restaurant betrat, wusste sie, dass es ein großer Fehler war – der vierte innerhalb von zwei Wochen. Man hätte fast meinen können, dass sie nur noch Fehler machte.

Was war bloß in sie gefahren, High Heels zu tragen? Und diese idiotische kleine, mit Pailletten bestickte Tasche, die sie sich von einer Freundin geliehen hatte. Ganz zu schweigen von dem lachhaft kurzen roten Kleid. Letzte Woche beim Kauf war es ihr noch sexy und glamourös erschienen, aber jetzt … Jetzt wirkte es nur noch traurig und verzweifelt.

Zum Glück hatte sie sich wenigstens nicht den auffälligen karierten Mantel gekauft. Stattdessen hatte sie sich für das schwarze Cape entschieden, das sie jetzt enger um ihre Schultern zog.

Und was um Himmels willen sollte sie jetzt machen?

Das da an der Bar war also Date Nummer vier. Hilfe! Gleich würde der Typ den Kopf heben und sich umschauen, dann würde er sie garantiert entdecken. Sie hatte angekündigt, dass sie Rot tragen würde. Und auch wenn das Rot jetzt weitgehend von dem schwarzen Cape verdeckt wurde, war sie das einzige einsame Mädchen auf weiter Flur – also gar nicht zu übersehen.

Sein Foto auf der Website der Dating-Plattform war durchaus ansprechend gewesen. Aber jetzt reichte ein kurzer Blick, um zu erkennen, dass es extrem geschönt war.

Dass er nicht groß war, konnte man sehen, obwohl er saß. Seine Füße baumelten. Und diese Haare sollten surferblond sein? Straßenköterblond traf es wohl eher, außerdem sah er mindestens zwanzig Jahre älter aus als auf dem Foto. Der Gipfel aber war sein Outfit – ein kanariengelber Pulli, dazu eine senfgelbe Hose.

Oh Gott …

Das hier war ein teures Restaurant. Schwer angesagt derzeit, hip und cool. Für eine Tischreservierung musste man monatelang warten. Sie hatte die Reservierung ihren Eltern zu verdanken, die verhindert gewesen waren.

„Nimm einen Freund mit“, hatte ihre Mutter in diesem Ton müder Resignation gesagt, den sie immer bei ihr anschlug. „Irgendwen musst du doch kennen, der nicht total abgebrannt ist.“

Allein die Tatsache, dass Online-Date Nummer vier der Name dieses Restaurants geläufig gewesen war, war Susie als Pluspunkt erschienen.

Eine idiotische Schlussfolgerung, wie sich jetzt herausstellte.

Ihr tief verwurzeltes Gefühl für Anstand lieferte sich einen heftigen Kampf mit dem Drang, auf dem Absatz kehrtzumachen, bevor sie entdeckt wurde. Andererseits hatte sie versprochen, ihren Eltern zu berichten, wie das Essen schmeckte.

Aber sie wusste schon jetzt, wie die Sache mit diesem Typ hier ausgehen würde. Sie würde herumdrucksen, weil ihr nichts Interessantes einfiel, und spätestens nach der Vorspeise würde ihnen der Gesprächsstoff ganz ausgehen. Trotzdem würden sie sich beide verpflichtet fühlen, wenigstens bis nach dem Hauptgang durchzuhalten. Nachspeise und Kaffee würden sie allerdings definitiv knicken. So wie sie den Typ einschätzte, war nicht auszuschließen, dass er womöglich auch noch versuchte, ihr die Rechnung unterzujubeln. Aber selbst wenn nicht, konnte man zumindest davon ausgehen, dass er jeden Einzelposten pingelig auseinanderklamüsern würde.

Total frustriert darüber, dass sie schon wieder eine Niete gezogen hatte, sah Susie sich um.

Der Laden, ein Wunderwerk aus Chrom, Naturholz und Glas, war rappelvoll, lauter gut betuchte, schöne Menschen. An der Bar herrschte Hochbetrieb, und im Essbereich waren alle Tische besetzt.

Überall saßen Paare und Grüppchen, nur im hinteren Bereich, am besten Tisch des Hauses, saß ein Typ … allein.

Und was für einer! Ihr stockte der Atem. Wow! Sie konnte sich nicht erinnern, jemals einen auch nur annähernd so gut aussehenden Mann gesehen zu haben. Rabenschwarzes Haar, bronzebraune Haut, perfekte, wie gemeißelte Gesichtszüge. Er hatte bestimmt am lautesten Hier gebrüllt, als der Schöpfer das Aussehen verteilt hatte.

Er schaute konzentriert auf seinen Laptop, ohne seiner Umgebung auch nur die geringste Aufmerksamkeit zu schenken. Allein die Unverfrorenheit, in einem der begehrtesten Restaurants der Stadt ganz allein mit einem Laptop am Tisch zu sitzen, war beeindruckend. Außerdem war er, anders als das restliche Publikum hier, kein bisschen gestylt. Er trug eine dunkle Jeans und einen grauschwarzen Pullover, der vorteilhaft seinen muskulösen Brustkorb betonte. Seine ganze Ausstrahlung ließ darauf schließen, dass ihm seine Umgebung total egal war.

Unvorstellbar, dass sich ein Typ wie er auf einer Dating-Plattform anmeldete. Warum sollte er auch?

Aber jetzt war er allein.

Er hatte nur ein Glas vor sich, den Teller samt Besteck hatte er beiseitegeschoben, um arbeiten zu können. Susie war sich sicher, dass es an einem Ort wie diesem hier irgendein ungeschriebenes Gesetz dagegen gab, was ihn allerdings ganz offensichtlich nicht scherte.

Als der Maître im Laufschritt auf sie zukam, um zu fragen, ob sie reserviert hatte, holte sie tief Luft und sagte spontan: „Ich bin mit …“

Sie deutete auf den Mann im hinteren Teil des Raums und versuchte sich an einem vielsagenden Lächeln. Es war eine absolute Notsituation. Angesichts des Horrors von Date Nummer vier hatte sie die blanke Verzweiflung gepackt und dazu gebracht, sich völlig untypisch zu verhalten.

„Señor Burzi …?“

„Richtig!“ Ach, wenn sie doch bloß ganz schnell wieder zurückhuschen könnte in ihre eigenen vier Wände. Jetzt mit einem Schokoriegel und einem Glas Wein auf der Couch vor der Glotze zu sitzen, erschien ihr wie das Paradies auf Erden.

Wenn auch nur im Moment. Denn eigentlich war sie wild entschlossen, so langsam „eine Richtung in ihr Leben zu bringen“, wie ihre Eltern und ihre Schwester sich auszudrücken pflegten. Man erwartete von ihr, dass sie endlich anfing, sich Gedanken über ihre berufliche Zukunft zu machen, statt nur von der Hand in den Mund zu leben. Und mit irgendwelchen Hungerleidern herumzuhängen, die sich „Künstler“ nannten.

„Werden Sie von Señor Burzi erwartet, Miss?“

„Selbstverständlich, sonst wäre ich ja nicht hier.“

Nach diesen Worten ließ sie den Maître stehen und marschierte schnurstracks auf den Tisch mit dem atemberaubenden dunklen Fremden zu. Als sie sich wortlos – und ein bisschen atemlos – auf einen Stuhl fallen ließ, traf sie ein erstaunter Blick aus durchdringenden schwarzen Augen.

„Was zum Teufel …? Wer sind Sie?“

„Señor Burzi, diese Dame, sie sagte, dass Sie …“

„Bitte entschuldigen Sie die Störung“, fiel Susie dem Maître, der ihr auf dem Fuß gefolgt war, ins Wort. „Aber könnten Sie meine Gesellschaft bitte nur für ein paar Minuten ertragen? Ich … ich bin in einer etwas heiklen Lage …“

„Bringen Sie sie raus, Giorgio. Und in Zukunft wäre ich Ihnen dankbar, wenn Sie besser aufpassen.“

Seine Stimme war tief und samtig und passte perfekt zu ihm. Er hatte sich bereits abgewandt und schaute wieder auf seinen Laptop. Susie war entlassen. Ihr stand ein peinlicher Rauswurf bevor.

Panik stieg in ihr auf. Die Vorstellung, dass man sie wie eine Kriminelle aus dem Restaurant führen würde, war zu viel für sie. Und das unter den neugierigen Blicken und dem Getuschel der Gäste, einschließlich ihres senfgelben Dates.

„Bitte, einen Moment. Ich muss mich nur ganz kurz irgendwo … äh … hinsetzen.“

Diesmal schaute der Mann auf. Aus der Nähe sah er sogar noch besser aus – so atemberaubend, dass sie sich zwingen musste, ihn nicht anzustarren. Seine lang bewimperten Augen waren im Moment allerdings auf arktische Temperaturen heruntergekühlt.

„Was Sie nicht sagen. Und wie zum Teufel haben Sie mich gefunden?“, fragte er eisig. Er wechselte einen Blick mit dem Maître, der sich händeringend im Hintergrund hielt. „Lassen Sie uns allein, Giorgio. Ich sehe zu, dass ich sie selbst loswerde.“

„Entschuldigung?“ Susie schaute ihn verständnislos an.

„Hören Sie. Für so etwas habe ich keine Zeit. Lassen Sie es mich ganz unmissverständlich sagen: Egal was für eine Mitleidstour Sie sich ausgedacht haben, ich gebe nichts. Für die Bearbeitung von Spendenersuchen ist meine Firma zuständig. Seriöses wird geprüft, alles andere landet im Papierkorb.“

Susie hatte keinen Schimmer, wer der Mann war, aber er hielt sie offenbar für eine Schnorrerin.

„Sie denken, ich bin hier, um Sie um Geld zu bitten?“

Der Mann lachte humorlos auf und musterte sie eingehend. „Natürlich. Warum denn sonst?“

„Ich will ganz sicher kein Geld von Ihnen. Ich weiß ja nicht mal, wer Sie sind.“

„Und warum fällt es mir schwer, das zu glauben?“

„Bitte, lassen Sie mich einfach nur ausreden. Es ist wirklich nicht meine Art, mich fremden Männern aufzudrängen. Ich bin gleich wieder weg, ich will nur …“

Sie hatte schließlich genauso ein Recht, hier zu sein, wie er. Natürlich nicht an seinem Tisch, aber in diesem Restaurant.

Immerhin hatte sie einen Tisch reserviert, den sie auch möglichst bald in Anspruch zu nehmen gedachte. Um für teures Geld hier zu speisen, was mehr war, als man von ihm behaupten konnte.

„Ich käme nie im Leben auf die Idee, Sie um Geld zu bitten“, sagte sie ehrlich empört, während sie sich, die Arme auf den Tisch aufgestützt, vorbeugte. „Aber Sie können einem leidtun, wenn Sie keine drei Worte mit Fremden wechseln können, ohne befürchten zu müssen, man wolle Ihnen an Ihre Brieftasche. Meine Wahl ist auf Sie gefallen, weil Sie der Einzige sind, der allein an einem Tisch sitzt. Ich muss ein bisschen Zeit überbrücken, bevor ich an meinen reservierten Tisch kann, und ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie mir gestatten, so lange hier sitzen zu bleiben. Ich gelobe auch, Sie anschließend nicht mehr zu behelligen.“

Sie holte tief Luft und redete gleich weiter, um jeden Einwand seinerseits im Keim zu ersticken. „Sehen Sie den Mann dort an der Bar?“

Ihre Haut kribbelte vor Verlegenheit. Angestarrt zu werden wie ein ekliges Insekt, das aus einem Loch gekrabbelt kam, war eine neue Erfahrung für sie, die sie wirklich nicht brauchte.

Sergio Burzi glaubte, sich verhört zu haben. Er tat ihr leid? Hatte sie das wirklich gesagt? Das war ja nicht zu fassen.

„Da sind viele Männer“, sagte er schließlich.

Sie versuchte es offenbar von hinten durch die Brust ins Auge, aber ihm konnte niemand etwas vormachen. Er kannte die haarsträubenden Märchen von Mitgiftjägerinnen zur Genüge.

Überhaupt hatte er vom schönen Geschlecht im Moment die Nase gestrichen voll. Normalerweise bevorzugte er ehrgeizige Karrierefrauen, die ein straff organisiertes Leben führten, nicht klammerten und wenig Emotionen zeigten. Pflegeleichte Frauen eben. Nur hatte er in letzter Zeit immer mehr das Interesse an ihnen verloren. Nicht einmal die Jagd an sich, die ihn früher angetörnt hatte, reizte ihn noch. Alles war irgendwie schal geworden.

Aber warum sollte er die Frau nicht ein paar Minuten hier bei sich am Tisch sitzen lassen, bevor er sie wegschickte?

Immerhin zog sie eine ganz amüsante Show ab, das musste er ihr lassen. Außerdem war sie ziemlich attraktiv. Große braune Augen, zerzauste, lange blonde Locken, voller, sinnlicher Mund.

Ein scharfer Stich reiner Lust durchzuckte ihn, als er vor seinem geistigen Auge sah, wie sich diese blonde Mähne über sein Kissen ergoss. Wie sich ihre blasse Haut vor seinem dunkleren Teint abhob.

Das zeigte nur, wie sehr er sein Sexleben in jüngster Zeit vernachlässigt hatte. Seine letzte Affäre hatte er vor mehr als zwei Monaten beendet, und seitdem war die Versuchung nicht allzu groß gewesen, an diesem Zustand etwas zu ändern.

Und jetzt hatte diese kleine Mitgiftjägerin seine Libido aus ihrem Dornröschenschlaf geweckt. Plötzlich hart geworden, lehnte er sich zurück, um sich so die dringend benötigte Erleichterung zu verschaffen. Dabei gab er vor, ihr seine ungeteilte Aufmerksamkeit zu schenken.

„Von welchem Mann reden wir?“, fragte er, die langen Beine nach einer Seite hin ausgestreckt. „Und warum soll ich ihn mir ansehen?“

Susie entspannte sich etwas. Immerhin war er bereit, ihr zuzuhören.

„Oben kanariengelb, unten senfgelb, dünne straßenköterblonde Haare. Sehen Sie ihn?“

Sergio schaute zur Bar, dann wieder zurück in ihr gerötetes ernstes Gesicht. „Ja.“

Das wurde ja langsam richtig lustig. Er sah aus dem Augenwinkel, dass Giorgio argwöhnisch den Tisch beäugte, bereit, sofort in Aktion zu treten, falls er gebraucht würde. Sergio schüttelte diskret den Kopf.

Auch wenn er sich nichts anmerken ließ, hatte sie es doch geschafft, sein Interesse wachzukitzeln.

Wenn sie irgendwann endlich zum Punkt kam, würde er ihr Angebot prüfen. Wohlwollend. Denn was war eigentlich gegen eine kleine Ablenkung einzuwenden?

„Und was ist mit ihm?“

„Er ist mein Blind Date und ich versuche, ihm aus dem Weg zu gehen.“

Um ihre Worte zu unterstreichen, stöhnte sie auf und schaute den Mann an, der ihr gegenübersaß. Ihre Atmung beschleunigte sich. Anlass dafür waren diese gelangweilt dreinblickenden unergründlichen Augen, die sie nervös machten und gleichzeitig erregten. So sehr erregten, dass ihr schwindlig wurde.

„Ich habe ihn auf einer Dating-Plattform kennengelernt“, gestand sie kleinlaut. „Wir haben uns verabredet, und jetzt fühle ich mich schlecht, weil ich den armen Kerl versetze. Aber noch so ein Date, bei dem ich verzweifelt versuche, Konversation zu machen, obwohl mir absolut nichts einfällt, übersteigt einfach meine Kraft.“ Sie hatte es versucht, aber nun reichte es. Keine Blind Dates mehr. Nie mehr.

Sergio fragte sich, was sie wohl täte, wenn er sie der Lüge überführte, indem er zu Mr. Senfgelb marschierte und ihn fragte, ob er hier auf ein Blind Date wartete.

„Wahrscheinlich ist er sauer, weil ich ihn versetzt habe, und das kann ich gut nachfühlen. Aber ich kann dieses leere Gewäsch trotzdem nicht mehr …“

„Er wirkt eigentlich nicht besonders niedergeschlagen. Ganz im Gegenteil, ich finde, er amüsiert sich dort an der Bar ziemlich gut …“

„Was?“

„Mit der hübschen Blonden da … sieht ganz so aus, als wollten sie gerade gehen …“ Vielleicht war sie ja sein ursprüngliches Date …

„Ich glaub’s ja nicht! Habe ich es Ihnen nicht gesagt?“, rief Susie entrüstet aus. „Von wegen Interesse an einer ernsthaften Beziehung … Ha! One-Night-Stands, darauf sind sie alle aus!“

Auch wenn sie froh war, dass ihr diese Tortur erspart geblieben war, war sie doch gekränkt, dass sie unbesehen einfach aussortiert worden war.

„Online-Dating ist nämlich gar nicht so toll, wie behauptet wird. Diese Fotos von verliebten Pärchen, die sich bei Kerzenschein verträumt in die Augen schauen, können Sie vergessen. Oder Liebespaare, die Händchen haltend und verzückt grinsend am Strand entlangschlendern. Ist alles nur Werbung. Der Typ da ist das beste Beispiel dafür. Er konnte nicht mal ein paar Minuten warten, sondern hat sich sofort Ersatz gesucht.“

„Ich dachte, Sie versuchen, ihm aus dem Weg zu gehen?“

„Darum geht es doch gar nicht. Ich finde einfach, er hätte ruhig noch eine Weile auf mich warten können, bevor er sich mit der erstbesten Frau davonmacht.“

Susie war keine Sekunde ernsthaft davon ausgegangen, dass sie den Mann ihrer Träume via Internet finden könnte. Das Problem war nur, dass ihre Cousine demnächst heiratete und ihr der Gedanke, solo bei der Hochzeit aufzutauchen, ein Graus war. Dann hieß es bloß wieder, dass die arme Susie unfähig war, sich einen auch nur halbwegs akzeptablen Kerl zu suchen.

Die arme kleine Susie, die nur mit abgedrehten Künstlern und Losern verkehrte.

Sie wusste, dass es ihr egal sein sollte. Aber vielleicht war es ja doch keine so schlechte Idee, ihr Leben zumindest ansatzweise in geordnete Bahnen zu lenken.

„Gut, ich gelobe, auch zukünftig von allen Dating-Plattformen die Finger zu lassen. Warum trinken Sie nicht ein Glas Wein mit mir und ziehen Ihren Mantel aus?“

„Jetzt gibt es keinen Grund mehr, weshalb ich Sie noch länger belästigen sollte, Mr. … Entschuldigung, aber mir ist leider Ihr Name wieder entfallen“, sagte sie.

„Nennen Sie mich einfach Sergio. Und Sie sind …“

„Susie.“

Höflich streckte sie ihm die Hand hin. Als sich seine langen warmen Finger um ihre Finger schlossen, verspürte sie einen Stromstoß, der ihr durch Mark und Bein ging. Sie war fast versucht, ihre Hand an ihrem Kleid abzuwischen, als er sie losließ.

„Dann lasse ich Sie mal wieder weiterarbeiten“, sagte sie. „Obwohl mir schleierhaft ist, wie Sie sich in diesem Trubel hier konzentrieren können. Ich wäre viel zu abgelenkt.“

„Bleiben Sie sitzen.“

Sergio war zu einer Entscheidung gelangt. Angenommen, sie war wirklich nur auf sein Geld aus, würde sie sehr schnell merken, dass sie bei ihm an der falschen Adresse war. Deshalb sprach absolut nichts dagegen, wenn er sich ein bisschen von ihr unterhalten ließ. Sie hatte eine frische Art, und ihr Körper war ausgesprochen appetitlich.

Susie runzelte die Stirn. „Kommandieren Sie die Leute immer so herum?“

„Das passiert automatisch.“ Er ließ ein Lächeln aufblitzen, bei dem ihr ganz anders wurde. „Einer meiner zahlreichen Fehler ist offensichtlich Arroganz.“

„Und was für welche haben Sie sonst noch? Fehler, meine ich.“

„Viel zu viele, wenn ich ehrlich bin. Nun gut, Sie sind hergekommen, um zu essen und zu trinken. Bleiben Sie … bitte. Bleiben Sie und leisten Sie mir heute Abend Gesellschaft.“

Er musste sich beherrschen, um nicht laut herauszulachen. War es nicht zum Brüllen komisch, dass er so tat, als nähme er ihr die Geschichte vom unliebsamen Blind Date ab? Ja, das war es – das Spiel amüsierte ihn.

Susie war hin und weg von ihm. Er sah nicht nur umwerfend aus, sondern gab auch noch ganz offen zu, dass er Fehler hatte. Welcher Mann war dazu schon bereit? Und jetzt hatte er sie auch noch zum Essen eingeladen, oder nicht?

„Warum leisten nicht Sie mir Gesellschaft? Mein Tisch ist …“

Sie schaute sich nach einem leeren Tisch um und seufzte, als sie sah, was passiert war.

„Wo ist er denn …?“ Sergio tat so, als recke er den Hals.

„Weg.“ Sie seufzte wieder.

„Na, so ein Pech“, heuchelte er.

„Ich mache … so etwas normalerweise nicht“, begann sie, während sie spürte, wie sich ihr allein bei dem Gedanken, mit ihm zu essen, vor Aufregung der Magen verknotete.

Er war so anders als alle Männer, die ihr jemals begegnet waren.

„Was machen Sie normalerweise nicht?“ Sergio legte seinen Kopf zur Seite.

„Mich fremden Männern aufdrängen und mich dann auch noch zum Essen einladen lassen. Ich setze mich zu Ihnen, allerdings bestehe ich darauf, meine Rechnung selbst zu bezahlen. Ich würde Sie zum Dank für Ihre Freundlichkeit gern einladen, aber so viel finanziellen Spielraum habe ich momentan leider nicht.“

„Was meinen Sie damit?“ Sergio signalisierte dem Kellner, dass dieser die Speisekarte bringen sollte, dann lehnte er sich zurück, gespannt auf das, was ihm geboten würde.

„Na ja, ich bin derzeit zwischen zwei Jobs. Obwohl, also … so ganz stimmt das auch wieder nicht. Ich arbeite freiberuflich als Illustratorin, aber noch nicht lange. Das heißt, ich muss mir noch einen festen Kundenstamm aufbauen, deshalb tröpfeln die Aufträge erst langsam rein. Doch das wird sich bestimmt bald ändern, da bin ich mir ganz sicher. Trotzdem ist es natürlich nicht ganz einfach, den Durchbruch zu schaffen, aber da bin ich ja nicht die Einzige, der es so ergeht. Um finanziell über die Runden zu kommen, arbeite ich manchmal in einem Pub bei mir in der Nähe. Und ich kann nur hoffen, dass …“

„Das reicht mir an Hintergrund, vielen Dank. Korrigieren Sie mich, falls ich falsch liege, aber eigentlich wollten Sie sagen, dass Sie keine feste Arbeit haben und abgebrannt sind, richtig?“

„Na ja, vielleicht. Eigentlich bin ich ja gelernte Sekretärin“, begann sie schon wieder eifrig. „Ich war auf der Sekretärinnenschule, und anschließend hatte ich ein paar Jobs, aber die Arbeit hat mir keinen Spaß gemacht.“

„Scheint mir hier aber ein ziemlich teurer Laden zu sein für jemanden, der keinen großen finanziellen Spielraum hat.“

Außer, wenn sie ihre Karten richtig ausspielte und er die Rechnung übernahm. Und wenn nicht er, dann eben irgendein anderer geneigter Gast. Das hier war kein Ort für arme Leute. Sie war Sexappeal auf zwei Beinen, was in neun von zehn Fällen eine Erfolgsgarantie war.

Susie machte den Mund auf, um ihm zu sagen, dass ihre Eltern sich bereiterklärt hatten, die Rechnung zu übernehmen, doch dann überlegte sie es sich anders. Wie erbärmlich war das denn? Sie war fünfundzwanzig Jahre alt und immer noch auf milde Gaben von ihren Eltern angewiesen? Ihr wurde vor Scham ganz heiß.

„Manchmal … äh … ab und zu muss man sich eben einfach was gönnen“, murmelte sie matt.

„Vielleicht hätte sich Ihr Online-Date ja als Gentleman erwiesen und Sie zum Essen eingeladen“, sagte er.

„Wohl kaum, außerdem hätte ich die Einladung sowieso nicht angenommen. Sonst wäre er womöglich noch auf dumme Gedanken gekommen, und das wäre wirklich das Letzte, was ich gewollt hätte.“

„Was denn für dumme Gedanken?“

„Zum Beispiel, dass er mich zum Dessert vernaschen kann.“

Sie wurde rot, als Sergio sie mit hochgezogenen Augenbrauen musterte.

„Und was ist, wenn ich Ihr Essen bezahle? Bringt Sie das auf die Idee, dass ich Sie zum Dessert vernaschen will?“, fragte er mit gesenkter Stimme.

Schlagartig war ihr Kopf voller Bilder. Wie er sie in sein Bett legte, sie überall berührte, von ihr kostete und sie schließlich stürmisch nahm.

Und die Art, wie er sie ansah …

Kleine Schauer rieselten ihr über den Rücken. Seine dunklen Augen waren kühl, spekulativ – als wöge er die Vor- und Nachteile ab, die ein Vernaschen mit sich brachte.

Genauso fühlte es sich an, und ja, eigentlich wäre es ein Grund gewesen, sich zu empören, nur … sie war nicht empört.

Nervös befeuchtete sie mit der Zunge ihre Lippen. Es war eine unbewusste sinnliche Geste, die Sergio unruhig auf seinem Stuhl herumrutschen ließ.

Autor

Cathy Williams

Cathy Willams glaubt fest daran, dass man praktisch alles erreichen kann, wenn man nur lang und hart genug dafür arbeitet. Sie selbst ist das beste Beispiel: Bevor sie vor elf Jahren ihre erste Romance schrieb, wusste sie nur wenig über deren Inhalte und fast nichts über die verschiedenen Schreibtechniken. Aber...

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