Heiße Küsse in Amarillo

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Auf Coopers baufälliger Ranch ist Faith unsagbar glücklich! Noch nie hat sie einen so nachsichtigen Boss gehabt - und wenn der starke und doch zärtliche Cowboy sie leidenschaftlich küsst, könnte sie glatt vergessen, dass sie Cooper nie das schenken kann, was er am meisten begehrt …


  • Erscheinungstag 10.05.2019
  • ISBN / Artikelnummer 9783733725563
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
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Leseprobe

1. KAPITEL

Cooper Adams hatte dem Tod geradewegs ins Antlitz geblickt und es überlebt. Aber sein legendärer Zusammenstoß mit dem bösartigsten, furchterregendsten Rodeobullen, den die Welt je gesehen hatte, war nichts im Vergleich zu dem Ärger, der ihm nun bevorstand.

Er drehte sich um und fuhr den alten Mann neben sich entsetzt an. „Whiskers, was, zum Teufel, ist bloß in dich gefahren? Wie konntest du nur eine solche Bruchbude kaufen? Noch dazu von meinem Geld.“

„Na, na, Coop, jetzt reg dich mal nicht so auf.“ Whiskers Penn lächelte ironisch. Der Wutausbruch seines jungen Freundes ließ ihn offensichtlich völlig unbeeindruckt. „Ich hatte dir doch schon am Telefon gesagt, dass die Triple-Bar-Ranch auf den ersten Blick nicht viel hermacht. Aber glaub mir, da stecken jede Menge Möglichkeiten drin.“

Cooper schnaufte verächtlich. „Ja, zum Beispiel die Möglichkeit, dass die Scheune beim ersten kräftigen Windstoß zusammenbricht.“

Fassungslos betrachtete er das Haus, das von seinem sauer verdienten Geld erworben worden war. Whiskers Beschreibung des Gebäudes war mehr als geschmeichelt gewesen.

Abgeblätterte Farbe hing in Streifen von der Fassade. Die wenigen Fenster, die nicht zerbrochen waren, waren so mit Staub bedeckt, dass die Scheiben vollständig blind waren. An der Veranda über dem Hintereingang fehlte ein Stützpfosten, sodass das Dach an dieser Stelle bedrohlich durchhing. Und das war noch nicht einmal das Schlimmste. Denn auf dem Dach selbst fehlten so viele Ziegel, dass es bei Regen zweifellos so undicht sein würde wie ein Sieb.

Cooper schob seinen hellbraunen Cowboyhut aus der Stirn und verschränkte die Arme vor der Brust, während er im Geiste kurz durchrechnete, wie viel es kosten würde, das Haus überhaupt bewohnbar zu machen. Als er bei einer fünfstelligen Summe angelangt war, stöhnte er leise auf. Eigentlich hatte er geplant, noch vor dem Winter einen zweiten Pick-up-Truck anzuschaffen. Daraus würde also wieder nichts werden.

Verdammt! Nächste Woche würden seine Schwester Jenna und sein Schwager Flint mit den Kindern aus den Ferien zurückkehren. Cooper hatte vorgehabt, noch vor ihrer Rückkehr auf seine eigene Ranch zu ziehen. Doch das konnte er unmöglich schaffen. Schließlich musste er zuerst noch dringend die Weiden einzäunen, bevor Flint die Rinder von der Rocking-M-Ranch herüberbrachte.

„So, dann fahre ich jetzt mal schnell rauf nach Amarillo“, sagte Whiskers mit einem Blick auf seine Armbanduhr. „Ich schätze, ich schaffe es gerade noch, dir das Material für die Zäune zu besorgen, das du haben wolltest.“

Cooper nickte resigniert. „Und wenn du schon da bist, dann bring auch gleich eine große Rolle stabiler Plastikfolie mit.“

Der Alte lachte vergnügt. „Du willst bestimmt das Dach abdichten, hab ich recht?“

„Und die Fenster.“ Cooper seufzte. „Der Wetterbericht hat für den Rest der Woche Dauerregen vorhergesagt. Sieht so aus, als würde es bald losgehen, und ich will nicht, dass drinnen noch mehr beschädigt wird, bevor ich dazu komme, die notwendigen Reparaturen zu erledigen.“

„Ich hätte dir auch ohne den dämlichen Wetterbericht sagen können, dass es Regen gibt“, rief Whiskers, während er auf seinen O-Beinen zu Coopers Truck hinüberhumpelte. „Meine Gelenke schmerzen wie verrückt, und mein Rücken bringt mich fast um.“

Cooper beobachtete, wie der alte Cowboy in den Wagen kletterte und den Motor startete.

Dann kurbelte Whiskers das Fenster herunter. „Sieht aus, als ob du Gesellschaft bekommen würdest“, stellte er betont fröhlich fest.

Cooper drehte sich um und sah, wie ein roter Lieferwagen die schmale, staubige Straße heraufgezuckelt kam. Das Fahrzeug krachte in mehrere große Schlaglöcher, bevor es auf den Hof fuhr und neben dem Rinderpferch, der aus kaum mehr als ein paar Zaunpfählen und zerbrochenen Brettern bestand, zum Stehen kam. Noch etwas, das er so schnell wie möglich reparieren musste.

„Wahrscheinlich ist es die Bauaufsichtsbehörde, die herkommt, um den ganzen Kram hier abreißen zu lassen“, erwiderte er mit finsterem Blick.

Whiskers ignorierte die Bemerkung. „Mach mir keine Schande, mein Junge. Vergiss nie deine guten Manieren, hörst du?“

„Hallo, alle zusammen!“ Ein stämmiger, etwa fünfzigjähriger Mann stieg aus dem roten Lieferwagen und begann, Koffer und Reisetaschen von der Ladefläche zu heben. „Ich heiße Bubba West und bin Ihr nächster Nachbar in östlicher Richtung.“

„Was, zum Teufel, geht hier vor?“, fragte Cooper entgeistert.

„Sieht aus, als ob sich jemand darauf einrichtet, ein Weilchen hierzubleiben“, bemerkte Whiskers mit Unschuldsmiene. Seinem Grinsen nach zu urteilen, fand er die Situation höchst amüsant. Dann gab er plötzlich Gas und raste davon. Nach wenigen Augenblicken war nichts mehr von ihm zu sehen als die riesige Staubwolke, die er hinter sich aufwirbelte.

Cooper sah ihm nach und runzelte die Stirn. Hatte Whiskers jetzt endgültig den Verstand verloren?

Doch den Gedanken verwarf er gleich wieder. Er kannte den alten Fuchs jetzt schon über fünf Jahre, und wenn überhaupt, dann wurde Whiskers’ Verstand mit zunehmendem Alter nur noch schärfer. Nein, der gerissene Kerl führte eindeutig etwas im Schilde und wollte sich anscheinend schnell aus dem Staub machen. Cooper wusste nicht, was hier gespielt wurde, aber er ahnte, dass es ihm ganz und gar nicht gefallen würde, wenn er es herausfand.

Er wollte Bubba gerade davon abhalten, noch mehr Gepäck abzuladen, als ihm der Anblick einer jungen Frau, die aus dem Fahrzeug stieg, die Sprache verschlug. Cooper war von Whiskers’ merkwürdigem Benehmen so irritiert gewesen, dass er die zweite Person im Wagen gar nicht bemerkt hatte. Umso mehr wurde er jetzt von ihrem Anblick gefesselt. Sie hatte sich Bubba zugewandt. Ihr langes kastanienbraunes Haar fiel ihr über die Schultern und lenkte Coopers Aufmerksamkeit auf die hübscheste weibliche Rückseite, die er je vor sich gehabt hatte.

Sie war groß und schlank, aber keineswegs so dünn wie diese dürren Models, die er in Zeitschriften und im Fernsehen gesehen hatte. Nein, diese Frau hatte genügend Kurven, um einen Mann an den Rand des Wahnsinns zu treiben. Ihre Hüften waren gerade üppig genug, um ihre zierliche Taille, den kleinen, festen Po und die langen Beine zu betonen. Verdammt wohlgeformte Beine. Die Sorte Beine, die sich um einen Mann schlingen und ihn geradewegs ins Paradies führen konnten.

Cooper schluckte schwer. Er konnte nicht hören, was sie zu Bubba sagte, aber offensichtlich gehörten die Koffer ihr. Eigentlich wollte er protestieren, doch als sie sich zu ihm umdrehte, brachte er auf einmal kein Wort mehr heraus. Diese Frau war nicht einfach nur hübsch. Sie war umwerfend schön.

Ihre sinnlichen Lippen waren hinreißend. Doch es waren ihre Augen, die ihn beinahe aus den Cowboystiefeln warfen. Diese großen braunen Augen, die ihn so erwartungsvoll anblickten und dazu brachten, dass er etwas Verrücktes tun wollte … zum Beispiel einen Drachen töten oder mal ein eben ein paar Berge versetzen.

„Wir sehen uns, Nachbar“, rief Bubba fröhlich. Wann hatte der Mann damit aufgehört, Gepäck vom Wagen zu laden?

Als das Brummen des Motors Cooper wieder zu Verstand brachte, versuchte er seinen Nachbarn aufzuhalten. „Hey, Mr. West, warten Sie …“

Aber es war zu spät. Bubba hatte bereits gewendet und fuhr wieder über die holprige Zufahrt in Richtung Hauptstraße.

Ein paar Sekunden lang standen sich Cooper und die Frau regungslos gegenüber. Dann fasste er sich und ging auf sie zu.

Im nächsten Moment sprachen sie gleichzeitig.

„Ich bin Cooper …“

„Ich heiße Faith …“

Gleichzeitig hielten sie inne und starrten einander verlegen an.

Die Spannung löste sich ein wenig, als Cooper Faith lachend seine Hand entgegenstreckte. „Lassen Sie uns noch mal von vorn anfangen. Ich heiße Cooper Adams.“

Sie lächelte erleichtert und nahm seine Hand. „Und ich bin Faith Broderick.“

In dem Moment, als er mit seinen rauen Händen ihre zarte Haut berührte, strömte Hitze seinen Arm hinauf und dann direkt in die Region unterhalb seiner Gürtelschnalle. Schnell ließ er ihre Hand los. Faith wich seinem Blick aus und schien plötzlich großes Interesse am Schultergurt ihrer Tasche zu haben. Es beruhigte Cooper, dass sie von der Berührung anscheinend ebenso irritiert war wie er.

„Was kann ich für Sie tun, Miss Broderick?“, fragte er.

Sie warf einen Blick in Richtung Straße. „War das Mr. Penn, der eben in dem schwarzen Lieferwagen davongefahren ist?“

Ihre Stimme war so unglaublich sanft und sexy, dass Cooper mehrmals schlucken musste, bevor er antworten konnte. Er nickte. „Whiskers fährt nach Amarillo, um Material für die Weidezäune zu besorgen.“

„Oh.“ Sie sah auf einmal sehr verunsichert aus. „Hat er gesagt, wann er zurückkommt?“

Cooper lächelte aufmunternd. „Er ist sicher vor Einbruch der Dunkelheit wieder hier. Kann ich Ihnen solange irgendwie behilflich sein?“

„Ich glaube kaum.“ Faith schüttelte den Kopf und schenkte Cooper ein scheues Lächeln, das ihm den Atem raubte. Nervös spielte sie mit dem Gurt ihrer Tasche. „Es ist wohl besser, wenn ich mit Mr. Penn persönlich spreche. Hat er Ihnen irgendwelche Anweisungen gegeben, bevor er gefahren ist?“

Cooper lachte. „Whiskers ist nie darum verlegen, mir zu sagen, was ich tun soll. Aus Respekt vor seinem Alter höre ich zu und tue dann doch, was ich für richtig halte.“

Ihr Lächeln verschwand. „Und das lässt er Ihnen durchgehen?“, fragte sie ungläubig.

„Oh, manchmal kann er ganz schön frech werden.“ Cooper zuckte mit den Schultern. „Ich lasse ihn dann meckern und ignoriere das meiste.“

„Ich hatte noch nie einen so nachsichtigen Boss“, sagte sie kopfschüttelnd. „Daran werde ich mich erst gewöhnen müssen.“

Cooper hatte plötzlich das Gefühl, dass sie irgendwie aneinander vorbeiredeten. „Sie glauben, dass ich für Whiskers arbeite?“

„Tun Sie das denn nicht?“

Cooper runzelte die Stirn. „Keineswegs. Wenn er nicht gerade versucht, sich in mein Leben einzumischen, arbeitet er für meinen Schwager, Flint McCray.“

Ihr Blick verriet Zweifel. „Als er mich eingestellt hat, hat Mr. Penn gesagt, dass er jemanden braucht, der ihm auf der Triple-Bar-Ranch den Haushalt führt und für ihn kocht.“

„Er hat was getan?“, rief Cooper entsetzt. Er hatte das Gefühl, dass ihm der Boden unter den Füßen weggezogen wurde. Dann blickte er zu dem riesigen Stapel aus Koffern und Taschen hinüber. Die hatte er völlig vergessen.

Sie wich erschrocken zurück. Du lieber Himmel, hoffentlich hatte er ihr keine Angst gemacht.

„Hören Sie, Miss Broderick, es tut mir leid, wenn ich Sie erschreckt haben sollte. Das war sicher nicht meine Absicht. Aber ich bin der Besitzer der Triple-Bar-Ranch.“ Er zeigte zum Haus. „Und wie Sie sehen, werde ich noch eine ganze Weile keine Haushälterin benötigen.“ Coopers Handy klingelte und unterbrach seine Erklärungen. Er zog das Telefon aus der Halterung an seinem Gürtel.

Bevor er Gelegenheit hatte, auch nur ein Wort zu sagen, hörte er Whiskers’ krächzende Stimme am anderen Ende der Leitung. „Na, Coop, ich schätze, du bist jetzt ziemlich sauer auf mich.“

Cooper warf einen schnellen Blick in Faiths Richtung. Sie sah aus wie ein nervöses Fohlen. Und wenn sie nicht bald aufhörte, an ihrem Schultergurt herumzufummeln, würde sie das Ding bald in zwei Teile reißen.

Normalerweise hätte er Whiskers nur zu gern den Kopf gewaschen, doch er wollte Faith nicht noch mehr ängstigen. „Da hast du allerdings recht“, sagte er gepresst.

Whiskers lachte. „Dachte ich mir. Darum habe ich mich schnell auf die Rocking-M-Ranch verzogen, bis Flint und Jenna wieder da sind. In der Zwischenzeit wirst du dich hoffentlich beruhigen und das Mädchen ein wenig kennenlernen. Ich komme dann nächste Woche mit Flint zurück, wenn wir dir die Tiere bringen.“

Cooper sah zu Faith hinüber und versuchte, ihr ein aufmunterndes Lächeln zu schenken, doch er fürchtete, dass er nicht sehr überzeugend war. Schnell drehte er ihr den Rücken zu und flüsterte wütend: „Und was genau soll ich hier solange mit Miss Broderick anfangen?“

Der alte Cowboy lachte. „Mein lieber Junge, wenn du nicht weißt, was du mit einer hübschen Frau auf einer einsamen Ranch anfangen sollst, dann bist du ein hoffnungsloser Fall.“

Ein Piepton signalisierte, dass der Akku des Handys fast leer war. „Whiskers, du hast meinen Wagen, und wir sind zwanzig Meilen von der Rocking-M-Ranch entfernt“, sagte Cooper. Langsam begriff er den Ernst der Lage, in die ihn der Alte gebracht hatte. „Was, zum Teufel, sollen wir denn essen?“

„Dafür habe ich längst gesorgt.“ Whiskers klang so verdammt selbstgefällig, dass Cooper ihm am liebsten durch das Telefon hindurch an die Gurgel gegangen wäre. „Alles, was ihr zwei braucht, findet ihr im Haus oder in der Scheune. Ich habe dir sogar ein paar Klamotten dagelassen, bevor ich weggefahren bin.“

„Aber hier gibt es keinen Strom.“ Cooper ärgerte sich über die Verzweiflung in seiner Stimme, aber der Akku würde nur noch für wenige Sekunden reichen, und es gab keine Möglichkeit, ihn wieder aufzuladen.

„Ihr braucht keinen Strom, mein Junge“, sagte Whiskers lachend. „Aber denk dran, Faith Broderick ist ’ne Dame, also behandle sie auch so. Ich sehe euch dann in einer Woche.“

Bevor Cooper die Gelegenheit hatte, noch etwas zu erwidern, wurde die Verbindung unterbrochen. Er starrte auf das Display. Nichts. Am liebsten hätte er den nutzlosen Apparat so weit wie möglich fortgeschleudert.

Doch er beherrschte sich, klemmte das Telefon wieder an seinen Gürtel und durchdachte noch einmal die Situation. Er saß mit einer wildfremden Frau in einem halb verfallenen Haus auf einer verlassenen Ranch fest, und sie hatten weder ein Transportmittel noch Kontakt zur Außenwelt. Und das Schlimmste war, dass er ihr die Neuigkeit jetzt verkünden musste. Langsam drehte er sich zu ihr um.

Hätte Cooper in diesem Augenblick Whiskers zwischen die Finger bekommen, dann wäre dem alten Mistkerl das Lachen schon vergangen.

Faith sah, wie Cooper Adams sich langsam zu ihr umdrehte. Er sah ganz und gar nicht glücklich aus. Ihr Magen zog sich zusammen. „Ist irgendwas nicht in Ordnung?“, fragte sie besorgt.

Er trat nervös von einem Fuß auf den anderen, nahm den Cowboyhut ab und fuhr sich mit der Hand durch das dichte dunkelblonde Haar. Sein Blick war in die Ferne gerichtet, als ob er ihrer Frage ausweichen wollte. Doch dann setzte er seinen Hut wieder auf und sah sie an. „Wir haben anscheinend ein kleines Problem.“

Faith wurden die Knie weich. Wenn sie den Ausdruck in seinem attraktiven Gesicht richtig deutete, würde ihr das, was er zu sagen hatte, sicher nicht gefallen. Sie ging hinüber zu dem Gepäckstapel und ließ sich auf einem der größeren Koffer nieder, bevor ihr die zitternden Beine den Dienst versagten. „Was für ein Problem?“

Cooper atmete tief ein, wodurch seine muskulöse Brust noch breiter wirkte. „Sieht so aus, als ob Whiskers vorhätte, auf der Ranch meines Schwagers und meiner Schwester zu bleiben. Er kommt nicht wieder hierher, bis Flint aus dem Urlaub zurück ist und die beiden meine Rinder von der Rocking-M-Ranch herüberbringen.“

Faith fühlte, dass sie Kopfschmerzen bekam. Obwohl sie nicht aus Texas stammte, hatte sie genug gelesen, um zu wissen, dass die Ranches, auf denen Rinderzucht betrieben wurde, viele Hektar groß sein konnten und oft sehr weit voneinander entfernt lagen. „Wann wird das sein?“, fragte sie scheinbar ruhig, während sich ihre Gedanken überschlugen.

Cooper strich sich mit der Hand übers Gesicht. „In etwa einer Woche.“ Er sah sie an, und der intensive Blick aus seinen unerhört blauen Augen machte sie ganz nervös.

Das war ganz und gar nicht gut. „Wenn Sie vielleicht so freundlich wären, mich nach Amarillo zu bringen, dann werde ich …“

Dann würde sie was? Faith wusste es selbst nicht. Sie hatte keinerlei Perspektiven, weder in Amarillo noch zu Hause in Illinois, wo sie nichts erwartete als Kleinstadtgeschwätz und die permanente Erinnerung an all ihre persönlichen Niederlagen. Ihr Herz begann zu pochen. Wie konnte es sein, dass ihr sorgfältig ausgearbeiteter Plan so schiefgelaufen war?

„Das ist unser größtes Problem, Miss Broderick“, sagte Cooper und unterbrach ihre Grübeleien. „Als Whiskers mit meinem Truck davongefahren ist, hat er damit unser einziges Transportmittel mitgenommen.“

Faith blickte sich um. Es war tatsächlich kein Fahrzeug zu sehen. Nicht einmal ein Traktor. Sie zeigte auf das Handy an Coopers Gürtel. „Dann rufen Sie doch jemanden an. Ich bin sicher, dass Mr. West …“

„Der Akku ist leer.“

Sie wurde langsam ungeduldig. „Dann laden Sie ihn doch wieder auf.“

Er schüttelte den Kopf. „Kann ich nicht. Wir haben noch keinen Stromanschluss.“

Ihr Herz schlug noch heftiger. „Sie meinen also, dass wir hier für die nächste Woche festsitzen, ohne die Möglichkeit, hier wegzukommen oder zu telefonieren?“

Cooper nickte, und seine grimmige Miene bestätigte ihre Befürchtungen. „Genau das meine ich.“

Faith kämpfte gegen die aufsteigende Panik, während sie ihre schmerzenden Schläfen mit den Fingerspitzen massierte. Warum hatte Mr. Penn sie belogen? Warum hatte er behauptet, der Besitzer der Ranch zu sein? Und warum hatte er sie hier mitten im Niemandsland sitzen lassen? Noch dazu mit dem aufregendsten Cowboy, den sie je gesehen hatte?

Whiskers Penn war ein alter Schulfreund von Faiths verstorbenem Großvater gewesen. Und als ihre Großmutter ihr von dem Job erzählt hatte, hatte sie sich für seine Zuverlässigkeit verbürgt. Nur darum hatte Faith die Stelle als Haushälterin angenommen. Whiskers genoss das Vertrauen ihrer Großmutter, und Faith schien es ein einfacher Weg zu sein, die Vergangenheit hinter sich zu lassen und ein ganz neues Leben zu beginnen.

Aber offensichtlich hatte sie wieder den gleichen Fehler wie immer gemacht. Sie hatte sich auf die Ehrlichkeit der Menschen verlassen. Sie hatte so verzweifelt einen neuen Anfang machen wollen, dass sie blind von einer Katastrophe in die nächste gestolpert war. Würde sie denn nie lernen, den Menschen zu misstrauen und ihre Worte nicht für bare Münze zu nehmen? Sie schämte sich für ihre eigene Leichtgläubigkeit.

„Warum sollte Mr. Penn so etwas tun?“, fragte sie leise.

„Weil er einen ziemlich seltsamen Humor hat“, erwiderte Cooper grimmig und verschränkte die Arme vor seiner muskulösen Brust. „Ob es uns gefällt oder nicht, Miss Broderick, wir werden uns an den Gedanken gewöhnen müssen, dass wir für die kommende Woche hier festsitzen.“

Er blickte zu seinem neuen Zuhause, dann zurück zu Faith. Das Haus war eindeutig zu klein für sie beide. Wie sollte er bei klarem Verstand bleiben, wenn er auf Schritt und Tritt Faith Broderick in seiner Nähe hatte? Allein der Gedanke daran, wie sein Körper ihren zufällig streifen würde, sandte eine Hitzewelle in seine Lendengegend.

Er schlug sich diesen absurden Gedanken aus dem Kopf und wies zum Haus. „Ich schlage vor, dass wir hinübergehen und es uns mal von innen ansehen.“

Faith sah ihn verständnislos an. „Wenn die Ranch wirklich Ihnen gehört, warum wissen Sie dann nicht, wie Ihr Haus von innen aussieht?“

Cooper seufzte. „Weil ich dumm genug gewesen bin, es ungesehen zu kaufen.“

„Warum sollten Sie so etwas tun?“, fragte sie skeptisch. „Nicht einmal ich bin so naiv.“

Cooper schüttelte resigniert den Kopf. Dasselbe hatte er sich in der letzten halben Stunde wohl hundert Mal gefragt. „Ich habe mich vor einiger Zeit aus dem aktiven Rodeosport zurückgezogen. Danach habe ich als Reporter für Fachzeitschriften gearbeitet und über Rodeos geschrieben. Aber ich bin dieses Nomadenleben leid. Also hatte ich mich entschlossen, mir eine Ranch zu suchen, auf der ich mich niederlassen und Rinder züchten kann. Doch mein Vertrag lief noch bis zum Ende der diesjährigen Rodeosaison, daher war ich noch bis gestern unterwegs und konnte auch zur Versteigerung nicht persönlich anreisen. Und Flint und meine Schwester konnten mich bei dem Termin nicht vertreten, weil sie zu einer Pferdeschau mussten.“

„Und da haben Sie Mr. Penn das Gebot für Sie abgeben lassen?“

Er nickte. „Ja, leider. Er hat gesagt, es wäre ein gutes Geschäft und dass man nur noch ein wenig Arbeit in die Ranch investieren müsste. Und ich Dummkopf habe ihm vertraut.“ Cooper schnaufte verächtlich. „Diesen Fehler werde ich sicher nie wieder machen. Darauf können Sie wetten.“

Cooper beobachtete, wie Faith von dem riesigen Koffer aufstand, auf dem sie gesessen hatte. Wie kam es nur, dass Männer mit einer mittelgroßen Reisetasche als Gepäck für einen ganzen Monat auskamen, während Frauen für eine einzige Übernachtung ein mindestens sechsteiliges Kofferset benötigten?

„Ich denke, es wäre besser, wenn wir meine Sachen hineinbringen“, bemerkte Faith. „Es sieht aus, als würde es jeden Moment anfangen zu regnen.“

Cooper blickte hinauf zu den riesigen Wolken, die sich über ihnen zusammenzogen, dann wieder hinüber zu dem gewaltigen Kofferberg. Er schnappte sich so viele Gepäckstücke, wie er nur tragen konnte, und machte sich auf den Weg zum Haus. Wenn sie sich beeilten, würden sie es vielleicht noch schaffen, alles hineinzubringen, bevor es zu schütten begann.

Doch in diesem Augenblick prasselten bereits die ersten großen Regentropfen auf den staubigen Boden. Bis sie die windschiefe Veranda erreicht hatten, goss es bereits in Strömen. Und anstatt im Boden zu versickern, bildete das Wasser kleine Bäche und Pfützen.

Cooper ließ seine Fracht vor der Hintertür fallen und sprintete zurück zu den restlichen Gepäckstücken. Er schnappte sich die letzten drei Taschen und rannte durch den Regen zurück zum Haus. Als er die Stufen hinauflief, musste er darauf achten, dass er sich nicht den Kopf am durchhängenden Verandadach stieß.

Faith war bereits hineingegangen. Das war ihm nur recht. Als sie vor ihm her zum Haus gerannt war und Zuflucht unter der Veranda gesucht hatte, hatte der Anblick ihres süßen kleinen Pos seinen Blutdruck bereits gefährlich in die Höhe getrieben und seine Fantasie mehr angeregt, als ihm lieb war. In Anbetracht ihrer Situation war es reiner Wahnsinn, sich erotischen Träumen hinzugeben.

Während er dastand und überlegte, wie er die kommende Woche überstehen sollte, ohne im Zustand andauernder Erregung herumzulaufen, riss ihn plötzlich ein lautes Getöse, gefolgt von einem markerschütternden Schrei, aus seinen Gedanken. Das Geräusch jagte ihm einen Schauer des Entsetzens über den Rücken.

„Was, zum Teufel …?“

Die alte Holztür flog auf, und bevor Cooper wusste, wie ihm geschah, kam Faith Broderick herausgestürzt, sprang über den Gepäckberg, schlang ihre Arme um seinen Hals und klammerte sich an ihn wie eine Ertrinkende.

2. KAPITEL

Für einen kurzen Augenblick fühlte Faith Coopers schützende Arme um sich, bevor sie beide das Gleichgewicht verloren, rückwärts die Stufen hinabtaumelten und unsanft im Schlamm landeten. Innerhalb von Sekunden waren sie völlig durchnässt. Faith strich sich das Haar aus dem Gesicht und bemerkte plötzlich, wie gefährlich nah sie Cooper war.

Die Zeit schien plötzlich stillzustehen, als sie sich rittlings auf seinem Schoß sitzend wiederfand. Seine schmalen Hüften streiften ihre, sie spürte seine harten Oberschenkel unter ihrem Po. Seine tiefblauen Augen waren so nah, dass sie das Gefühl hatte, sich in seinem Blick zu verlieren. Er öffnete den Mund, und sie fragte sich, wie sich seine Lippen auf ihren wohl anfühlen würden. Wäre sein Kuss wohl fordernd oder eher sanft und zärtlich?

Obwohl der kalte Regen unaufhörlich auf sie niederprasselte, fühlte Faith eine innere Hitze, die sie bis hinunter zu den Zehenspitzen erwärmte. Dieser Mann sah sogar pitschnass noch so umwerfend gut aus, dass ihr Gedanken kamen, die sie sich besser schnellstens wieder aus dem Kopf schlagen sollte. Schließlich würde sie die ganze kommende Woche auf dieser verlassenen Farm mit ihm allein sein.

„Sind Sie in Ordnung?“, fragte er, und seine tiefe Stimme klang so unglaublich sexy, dass es Faith gleich noch etwas heißer wurde.

Sein Gesicht war ihr so nah, dass sie seinen warmen Atem auf ihrer Wange spüren und die winzige Narbe unterhalb seiner rechten Augenbraue sehen konnte, die ihr bis jetzt noch nicht aufgefallen war. Er hielt sie fest in seinen Armen, und als sie seinen muskulösen Oberkörper an ihren Brüsten fühlte, erbebte sie innerlich.

Solche Empfindungen konnte sie jetzt ganz und gar nicht gebrauchen. Hastig befreite sie sich aus seiner Umarmung und stand auf. „Ich … Mir fehlt nichts.“ Sie ärgerte sich darüber, dass sie so atemlos klang und ihre Beine ihr nicht mehr gehorchen wollten.

Wasser tropfte von Coopers hellbraunem Cowboyhut, während sie einander noch weitere lange Sekunden wortlos anstarrten. „Kommen Sie“, sagte er schließlich. Er stand auf, nahm Faith bei der Hand und zog sie hinter sich her. „Wir müssen raus aus dem Regen.“

Faith hatte völlig vergessen, dass es in Strömen goss und sie beide bis auf die Haut durchnässt waren. Zu sehr hatte sie der Anblick seines nassen Hemdes fasziniert, das an seiner breiten Brust klebte. Ihr Exmann hatte jahrelang in einem Fitnesscenter trainiert, ohne je so tolle Muskeln zu bekommen, wie sie Cooper Adams hatte. Allerdings hatte Eric auch längst nicht so viel Zeit im Fitnesscenter verbracht, wie er sie hatte glauben lassen. Das hatte Faith auf grausame Weise herausfinden müssen.

Sie suchten wieder Schutz unter dem durchhängenden Verandadach, und Faith bemerkte plötzlich, dass Cooper sie anstarrte. Als ihr die genaue Richtung seines Blickes bewusst wurde, verschränkte sie eilig die Arme vor der Brust. Vor Scham brannten ihr die Wangen. Ihr pitschnasses weißes T-Shirt hätte ebenso gut transparent sein können. Es klebte an ihren Brüsten wie eine zweite Haut, und ihr hauchdünner BH überließ ebenfalls nichts der Fantasie. Cooper schien dieser Anblick außerordentlich zu faszinieren.

Er räusperte sich. „Was, zum Teufel, ist da drinnen passiert?“

Faith brauchte einen Moment, bis sie verstand, was er meinte. Ihr schauderte, als sie sich an den Grund ihrer Flucht aus dem Haus erinnerte. „Da ist irgend so ein scheußliches Vieh in der Küche.“

Er seufzte leise. „Wie hat es denn ausgesehen?“

Autor

Kathie De Nosky
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