Heiße Nacht in starken Armen

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Wie sehr hat Lara ersehnt, sich in die Arme eines starken Mannes fallen zu lassen! Und nach dieser heißen Nacht mit dem aufregenden Fremden glaubt sie: Er ist es! Er wird meine geheimsten Sehnsüchte stillen. Da erfährt Lara, wer ihr Liebhaber tatsächlich ist ...


  • Erscheinungstag 20.06.2019
  • ISBN / Artikelnummer 9783733747107
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
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Leseprobe

PROLOG
Juni 1976

Es war eine unangenehme Angelegenheit, aber er musste das Gespräch heute Abend hinter sich bringen. Spencer Ashton stand in der Bibliothek seines Hauses in San Francisco und blickte hinaus in die dunkle Nacht. Vor seinem geistigen Auge sah er das Weingut der Ashtons: fruchtbares Land, auf dem erstklassige Pinot-Noir- und Chardonnay-Trauben wuchsen.

Er ließ seinen Blick durch die Bibliothek schweifen. Wertvolle ledergebundene Bücher standen in den Regalen, Ölgemälde in Goldrahmen schmückten die Wände, Ledersessel, sein vornehmer, massiver Schreibtisch. Zufriedenheit breitete sich in ihm aus, denn jetzt würde sich sein Reichtum weiter vermehren. Er war weit gekommen, seit er Crawley, Nebraska, verlassen hatte!

Die Tür wurde geöffnet, und seine Frau trat ein. Sie kam nur selten in seine Bibliothek, den Kindern war der Zutritt sogar verboten. Spencer hatte diesen Raum für sich beansprucht, als Zufluchtsort vor der Familie.

Er sah Caroline abfällig an. Sie trug ein pinkfarbenes Kleid. Schlicht und einfach, was bezeichnend für sie war. Nach dem heutigen Abend wäre er sie für immer los. Endlich. Er bedauerte, dass die Trennung nicht schon viel früher möglich gewesen war.

„Du wolltest mich sprechen“, sagte Caroline und sah ihn aus ihren grünbraunen Augen an.

„Ja, komm herein.“ Was ist sie bloß für eine graue Maus, dachte er. Absolut keine Frau für ihn. Die Ehe mit ihr hatte einem einzigen Zweck gedient: reich zu werden. Er hatte Caroline nur für seine egoistischen Ziele benutzt.

„Was gibt es, Spencer?“

„Ich verlasse dich, Caroline“, sagte er ohne große Vorrede, froh, dass es endlich so weit war.

Sie wurde blass und zuckte zusammen, als hätte er sie geschlagen, und seine Abneigung verstärkte sich. Warum reagiert sie so überrascht?, überlegte er. Hatte sie wirklich geglaubt, ihn halten zu können?

„Mich verlassen!“, wiederholte sie. „Spencer, wir haben vier kleine Kinder – wir haben ein Gelübde abgelegt.“

„Ich habe die Scheidung schon eingereicht. Es wird morgen in der Zeitung stehen, aber ich dachte, du hörst es lieber von mir.“

„Du hast nicht mit mir darüber gesprochen …“

„Es gibt nichts zu besprechen. Ich habe genug von dieser Ehe. Die Aktien der Lattimer Corporation behalte ich. Dein Vater hat mir seine Anteile vermacht“, erklärte Spencer und kam damit zum Kern der Sache.

„Das kannst du nicht machen!“, schrie sie ihn an. „Mein Vater hat dir in gutem Glauben alles überlassen. Er hat dir als meinem Mann und dem Vater unserer Kinder, seiner Enkelkinder, Land und Aktien und Vermögen überschrieben. Er hat es nicht getan, damit du seiner Tochter und seinen Enkeln alles nimmst! Das werde ich nicht zulassen!“

In ihren Augen brannte ein Feuer, das Spencer überraschte. Er hatte damit gerechnet, dass sie in Tränen ausbrechen und bitten und betteln würde. Stattdessen ballte sie die Fäuste und zitterte vor Wut.

„Tatsache ist, dass er mir alles vermacht hat, Caroline. Alles. Ende der Diskussion.“

„Ich werde mit meinem Anwalt sprechen. Diese Diskussion ist noch lange nicht zu Ende. Ich werde das Testament anfechten. Du kannst den Kindern nicht das Erbe und mir meine Lebensgrundlage wegnehmen!“

„Kann ich nicht?“ Spencer mochte keinen Widerspruch und hatte eine Auseinandersetzung mit ihr nicht erwartet. Er stellte sich vor sie und drückte schmerzhaft ihre Schultern, bis sie das Gesicht verzog. „Wenn du versuchst, mich aufzuhalten, dann nehme ich dir die Kinder weg, und du hast gar nichts mehr. Unsere Angestellten werden, wenn ich es will, beschwören, dass du Drogen nimmst.“

„Das ist eine Lüge! So etwas habe ich nie getan!“

„Diese Leute werden unter Eid aussagen, dass du es tust.“

„Du bezahlst sie dafür, dass sie lügen!“, schrie Caroline mit schriller Stimme. „Du bist ein Unmensch, Spencer!“, stieß sie hervor. „Du kannst mir nicht die Kinder nehmen!“ Jetzt liefen ihr die Tränen die Wangen hinab, wie er es erwartet hatte, und sie zitterte am ganzen Körper.

Er ließ die Hände sinken.

„Wenn du auch nur einen Schritt unternimmst, um das Testament anzufechten, dann siehst du die Kinder nie wieder. Hast du mich verstanden, Caroline?“, fuhr er sie wütend an, weil sie es gewagt hatte, ihm zu drohen. Er würde sie ruinieren, wenn sie seine Pläne durchkreuzte!

Caroline blickte Spencer mit Tränen in den Augen an. Wie hatte sie sich in diesem Mann getäuscht. Er war ein herzloser, berechnender Mistkerl. Von Anfang an hatte er sich nichts aus ihr und den gemeinsamen Kindern gemacht. Er war nur an ihrem Erbe interessiert. Und sie war so dumm gewesen, auf seine Lügen hereinzufallen. Er verdiente ihre Tränen nicht.

„Ich weiß jetzt endlich, was für ein Mensch du bist, Spencer“, sagte sie. Ihre Stimme bebte vor Angst und Wut. „Die Kinder haben etwas Besseres als dich verdient. Ich kann vielleicht nicht verhindern, dass du uns alles nimmst, aber ich kann dafür sorgen, dass meine Kinder zu anständigen, ehrlichen und liebenswerten Menschen heranwachsen. Und ich werde alles dafür tun, dass sie nicht so werden wie du. Ich besitze noch das Weingut meiner Mutter. Das kannst du mir nicht nehmen. Also geh, wenn du meinst. Vielleicht tust du uns allen damit einen Gefallen.“

Verblüfft starrte Spencer Caroline an, und in ihren Augen sah er etwas, was er nie zuvor gesehen hatte: Stärke.

Er schüttelte das merkwürdige Gefühl ab, das ihn plötzlich überkam. „Du akzeptierst also widerspruchslos meine Bedingungen?“

Caroline straffte die Schultern. „Ja.“

Spencer konnte sein Glück kaum fassen. Er war sie und die Kinder endlich los! Erleichtert stürmte er in das Foyer und stieß fast mit seinem ältesten Sohn zusammen.

Der achtjährige Eli Ashton starrte Spencer aus großen, runden Augen an. Er war so blass wie seine Mutter. „Ich hasse dich!“, schrie er und schlug mit seinen kleinen Fäusten auf ihn ein.

Spencer holte aus und ohrfeigte Eli so hart, dass der Junge taumelte. Dann stürmte er zur Tür und kehrte Caroline und den Kindern für immer den Rücken.

1. KAPITEL
Neunundzwanzig Jahre später

Wer hat Spencer Ashton ermordet? Eli Ashtons Blick glitt über die verbliebenen Trauernden, die nach der Beisetzung zum Leichenschmaus zum Ashton Estate gekommen waren. Die Veranstaltung neigte sich dem Ende zu, doch noch unterhielt sich die Familie angeregt mit den Trauergästen und hatte Elis Anwesenheit nicht wahrgenommen. Anderenfalls wäre er längst aufgefordert worden zu gehen.

Wie viele dieser Menschen hatten Spencer wirklich gemocht? Die Zahl seiner Feinde war sicher höher als die seiner Freunde.

Außer Eli war keiner aus seinem Zweig der Familie erschienen, und er wusste, warum. Niemand von ihnen war hier willkommen. Die Spannung zwischen den beiden Familien war bei der Beerdigung greifbar gewesen. Doch er war neugierig gewesen und wollte das Haus sehen, das einmal seiner Mutter gehört hatte und eigentlich immer noch gehören sollte. Das Haus und die Weinberge seines Großvaters. Alles hat Spencer ihr gestohlen, dachte Eli verbittert.

Er steckte die Hände in die Hosentaschen seines schwarzen Anzugs, schlenderte durch die große Empfangshalle und trat hinaus auf die Veranda. An die gepflegten parkähnlichen Garten schlossen sich die ertragreichen Weinberge an. Als leitender Winzer auf dem Weingut seiner Familie wusste er, dass bald saftige Früchte an den Reben hängen würden. Schon jetzt waren winzige grüne Trauben zu erkennen. Es war der erste Juni, und das Wetter war bisher gut gewesen.

Wieder ließ er seinen Blick über die Weinberge schweifen und empfand nichts als Wut. All das hatte Spencer seiner Mutter gestohlen! Erst vor Kurzem war Grant Ashton, Spencers ältester Sohn, aufgetaucht, von dem niemand etwas gewusst hatte. Spencer war in Nebraska schon einmal verheiratet gewesen. Und diese Ehe war nie geschieden worden. Ein Skandal, der sich schnell herumgesprochen hatte. Spencer hat Bigamie begangen, dachte Eli. Also standen ihm rechtmäßig das Erbe seines Großvaters, dieses Anwesen, die Villa, die Weinberge und alles andere gar nicht zu.

„Brauchen Sie etwas, Sir?“, fragte eine Frau.

Eli sah sie flüchtig aus den Augenwinkeln heraus an. „Im Moment brauche ich vor allem Ruhe. Ich bin nach draußen gegangen in der Hoffnung, hier allein zu sein“, gab er barsch zurück. Reiß dich zusammen, sagte er sich. Die Frau kann nichts für deine schlechte Laune.

„Und ich dachte, all die Wichtigtuer seien im Haus“, erwiderte sie leise.

Eli war bestürzt. Er vergaß seinen Ärger und sah der Frau nach, die zurück ins Haus lief. Mit einem Blick nahm er die langen, prachtvollen Beine wahr, die hohen Schuhe, das ärmellose schwarze Kleid, das knapp über ihrem Knie endete. Die rötlich braunen Locken waren hochgesteckt. Einige Strähnen hatten sich gelöst und weckten in ihm den Wunsch, ihre Haare zu zerzausen.

„So, erst reizen Sie also einen Mann, und dann laufen Sie weg?“, rief er ihr nach.

Sie blieb stehen und drehte sich ganz langsam um, als hätte sie alle Zeit der Welt. In dem Moment, als sich ihre Blicke trafen, lag ein Knistern in der Luft. Sie schlenderte auf ihn zu. Ihre anmutigen Bewegungen ließen seinen Puls schneller schlagen. Und als er in ihre braunen Augen sah, die von den längsten Wimpern umrandet waren, die er je gesehen hatte, ging sein Atem schneller. Ihre Augen fesselten ihn. Eli sah das Funkeln in ihnen. Sie hatte einen aufreizenden Gang, wiegte leicht die Hüften, doch es war die Provokation in ihrem Blick, die seinen rasenden Pulsschlag nicht zur Ruhe kommen ließ.

„Egal, was Sie machen, ich laufe nicht weg.“

„Wirklich? Das höre ich gern. Es beschwört all die Dinge herauf, die ich gern tun würde.“

„Was zum Beispiel?“, forderte sie ihn heraus.

„Sie in die Arme schließen und leidenschaftlich küssen“, gestand er mit heiserer Stimme. Sein Verhalten überraschte ihn selbst. Normalerweise benahm er sich Frauen gegenüber, die er nicht kannte, nicht so. „Zuerst aber würde ich Sie gern zu einem Drink und dann zum Dinner einladen.“

„Wir kennen uns doch überhaupt nicht“, erwiderte sie kühl.

„Das können wir schnell ändern. Ich heiße Eli.“ Er reichte ihr die Hand. „Und Sie sind …“

Sie streckte ihm ihre schlanke, feingliedrige Hand entgegen.

Er nahm sie, und der Funke, der bereits übergesprungen war, entfachte ein unglaubliches Feuer.

„Ich bin Lara.“

Wie es wohl ist, diese sinnlichen Lippen zu küssen?, dachte er. „Ich hatte nicht damit gerechnet, noch in diesem Monat ein Feuerwerk zu erleben.“

„Ich? Ein Feuerwerk?“ Sie schenkte ihm ein strahlendes Lächeln und zeigte ihre gleichmäßigen, weißen Zähne. „Ich habe nur Ihre ruhige und geregelte Welt ein bisschen erschüttert.“

Er hielt immer noch ihre Hand, während sie sich tief in die Augen sahen. „Lassen Sie uns von hier verschwinden und irgendwo etwas zusammen trinken“, schlug er vor. Er berührte sie nur leicht am Arm, trotzdem spürte er den Körperkontakt bis in die Zehenspitzen. Sie duftete aufregend, und er erkannte das Parfum. Sie zögerte eine Sekunde. „Lassen Sie uns gehen, Lara.“ Ihr Name gefiel ihm. „Sie wollen es doch auch“, fügte er hinzu.

„Sie sind gefährlich“, sagte sie leise.

„Nein, bin ich nicht.“ Eli berührte ihren schlanken Hals. „Ihr Puls rast, und Sie wollen gehen.“

Sie fuhr mit dem Zeigefinger aufreizend langsam über sein Handgelenk. „Ihr Puls rast auch.“

„Sie sehen, wir müssen uns einfach besser kennenlernen“, sagte er und hakte sich bei ihr unter. Er wollte sie nicht aus den Augen verlieren.

„Sie sind unglaublich überzeugt von sich.“

„Im Moment bin ich überzeugt von uns beiden.“ Eli handelte nur selten spontan, aber die Frau reizte ihn. Er wollte mehr Zeit mit ihr verbringen, aber nicht auf dem Anwesen der Ashtons. Fasziniert betrachtete er ihre verführerische Figur. „Lassen Sie uns gehen.“

„Okay, Eli. Ich werfe alle Vorsicht über Bord und handle spontan. Sorgen Sie dafür, dass ich es nicht bedauere.“

„Midnight Desire“, sagte er leise, und sie blickte erstaunt zu ihm auf.

„Sie kennen mein Parfum!“, rief Lara überrascht aus. „Ein Zeichen dafür, dass es viele Frauen in Ihrem Leben gibt.“

„Falsch. Es gibt keine Frauen in meinem Leben. Ich habe eine gute Nase, und ich habe Schwestern.“

„Schwestern … okay.“ Offensichtlich bezweifelte sie seine Aussage.

Er führte sie zu seinem schwarzen Sportwagen. Als er ihr die Beifahrertür öffnete, stieg sie ein und beobachtete, wie er um den Wagen herumging. Er war ein äußerst attraktiver Mann mit fesselnden grünen Augen, aber es waren nicht sein Aussehen oder seine Augen, die sie veranlasst hatten, mit ihm zu gehen.

Es lag an dieser unglaublichen Anziehungskraft. Und an ihrer Neugier. Der Mann war geheimnisvoll und faszinierend.

Lara strich über den weichen Ledersitz. Noch nie hatte sie in einem so tollen Wagen gesessen oder war mit so einem Mann ausgegangen. Und es würde auch nie wieder passieren. Dies war nicht ihre Welt. Am besten, sie stieg sofort wieder aus und ging dorthin zurück, wo sie hingehörte. Sie studierte Jura. In den Semesterferien arbeitete sie als Hausmädchen bei den Ashtons. Womit er sein Geld verdiente, wusste sie nicht, doch eines war klar: Er war wohlhabend und gleichzeitig so aufregend, dass sie sich die einmalige Chance nicht entgehen lassen wollte. Sie vergaß alle Vorsicht und genoss einfach den Moment.

Als er den Motor startete, nahm sie einen Hauch seines Aftershaves wahr. Sie betrachtete sein Profil und träumte davon, sein dichtes, dunkles Haar zu zerzausen.

Sie umfuhren einen glitzernden Teich in der Mitte der Einfahrt und entfernten sich von der Villa. Als Eli vor dem Abbiegen auf die Hauptstraße anhalten musste, blickte er zu Lara.

„Sie fahren, als hätten Sie ein bestimmtes Ziel vor Augen“, sagte sie.

„Ich habe immer ein Ziel vor Augen. Am Napa River gibt es eine Bar mit tollem Blick auf den Fluss. Dort können wir einen Drink nehmen und uns unterhalten. Anschließend gehen wir zusammen essen.“ Er berührte ihre Hand. „Sie tragen keinen Ehering, Sie sind also nicht verheiratet. Gibt es zurzeit einen besonderen Mann in Ihrem Leben?“

„Nein. Und Sie tragen auch keinen Ring.“

„Es gibt keine Frau in meinem Leben. Jedenfalls nicht bis vor einer halben Stunde.“

Sie lachte. „Ich gehöre wohl kaum zu Ihrem Leben.“

„Doch“, widersprach er energisch.

Lara holte tief Luft. Natürlich war es lächerlich, was er sagte, und doch unwiderstehlich. Der Mann war die Versuchung pur. Sexy und aufregend. „Sind Sie immer so zielstrebig?“

Er zog eine Augenbraue hoch. „Da können Sie sicher sein.“

„Eli, lassen Sie mich raten, was Sie beruflich machen. Sie sind zu wohlhabend, um ein einfacher Arbeiter zu sein. Man sieht Ihnen an, dass Sie Geld haben. Gleichzeitig erwecken Sie den Eindruck, als seien Sie an körperliche Betätigung gewöhnt.“

„Wie kommen Sie darauf, dass ich Geld haben könnte?“

„Dieser tolle Sportwagen. Ihr eleganter Anzug.“

„Und warum glauben Sie, dass ich körperlich arbeite?“

Lara fragte sich, ob sie sich vielleicht täuschte, doch sie hatte diesen Eindruck von ihm gewonnen. Sein Gesichtsausdruck verriet nichts. Sie konnte nicht einmal erkennen, ob ihre Analyse ihn ärgerte oder amüsierte. „Ich habe Ihre Muskeln gespürt. Solche Muskeln bekommt man nicht, wenn man den ganzen Tag am Schreibtisch sitzt.“

„Ich könnte am Schreibtisch sitzen und abends im Fitnessstudio trainieren.“

„Sie sind braun gebrannt. Ich wette, Sie sind häufig draußen“, sagte sie. „Was auch immer Sie tun, Sie sind erfolgreich damit“, stellte sie fest.

„Wie kommen Sie darauf? Mein Wagen? Mein Anzug?“

„Ihre Selbstsicherheit.“

Eli lächelte. „Ich bin Winzer. Aber jetzt haben wir genug von mir geredet.“ Er streckte die Hand aus und fuhr mit der Fingerspitze über ihren Arm. Ein Prickeln ging durch ihren Körper. „Wissen Sie, dass Sie einen sehr verführerischen Gang haben? Total sexy. Hat mich ganz verrückt gemacht.“

„Ich mache keine Männer verrückt.“ Lara wurde rot.

„Darüber können wir streiten, wenn ich nicht mehr fahre.“

War es wirklich möglich, dass sie diesen Mann erregte? Sie konnte es sich nicht vorstellen.

In Napa sah die Welt plötzlich ganz anders aus. Der Himmel wirkte blauer, die Luft frischer und die Farben lebhafter. Und das lag an dem Mann neben Lara. Vergessen war der bedrückende Tag mit der Beerdigung und allem, was dazugehörte. Die Lebenslust war in ihr erwacht.

Wenig später saßen sie auf einer Terrasse, die einen fantastischen Blick auf den glitzernden Napa River bot. Auf den Tischen lagen weiße Leinentischdecken, in der Mitte standen Vasen mit frischen Rosen und Margeriten. Orangefarbene und gelbe Kapuzinerkresse blühte in den Terrakottatöpfen. Aus dem Restaurant ertönte leise Musik.

Eli bestellte eine Flasche Chardonnay und kleine Appetitanreger.

Der weiß gekleidete Kellner entkorkte die Flasche und ließ Eli kosten, bevor er die Gläser füllte. Dann servierte er kleine Häppchen.

Eli hob sein Glas. „Auf uns, Lara“, sagte er ruhig. Er beugte sich über den Tisch und fuhr mit den Fingerspitzen über ihren Handrücken. „Ich möchte Sie Samstagabend zum Dinner ausführen. Anschließend könnten wir tanzen gehen.“

„Ich muss Sie erst besser kennen“, erwiderte sie lächelnd.

Er berührte ihre Mundwinkel.

„Ich mag Ihr Lächeln, Lara. Und bis Samstag werden wir uns viel besser kennen. Wir können sofort damit anfangen. Erzählen Sie mir, was Sie gern machen und was nicht.“

„Ich mag die Dinge, die jeder gern mag – tanzen, schwimmen, lesen. An mir ist nichts Außergewöhnliches.“

„Das stimmt nicht. Ihre Augen sind außergewöhnlich schön.“

„Unsinn!“ Lara lächelte und freute sich über sein Kompliment. Aber wenn jemand ungewöhnlich schöne Augen hatte, dann er. Fesselnde, auffallend grüne Augen, umrahmt von dichten Wimpern. Schlafzimmerblick.

„Streiten Sie es nicht ab. Ich habe noch nie solche Augen gesehen. Schokoladenbraun mit goldenen Pünktchen in der Tiefe. Alles an Ihnen ist ungewöhnlich, deshalb bin ich auch so fasziniert und möchte Sie gern besser kennenlernen. Und ich werde Sie besser kennenlernen. Das verspreche ich Ihnen.“

Ihr Puls begann zu rasen, und sie fragte sich, ob es jemals etwas gegeben hatte, was ihn aufgehalten hatte oder unerreichbar für ihn gewesen war.

„Probieren Sie diesen Dip.“ Er löffelte etwas auf einen Cracker und reichte ihn ihr. „Beißen Sie ab.“ Sie wollte ihm den Cracker aus der Hand nehmen, doch er hielt ihre Hand fest. „Beiß ab“, wiederholte er mit leiser Stimme und ging zum vertrauten Du über.

Lara beugte sich vor, und Eli steckte ihr den Cracker in den Mund. Sein Finger strich dabei kaum wahrnehmbar über ihre Lippen, und sein Blick ruhte unentwegt auf ihr.

„Ich nehme den Cracker besser selbst“, sagte sie atemlos und blickte auf seine vollen Lippen.

Die Schatten wurden länger, und die Sonne glich einem Feuerball am Horizont. Die Tische um sie herum füllten sich, und der Geräuschpegel stieg, obwohl Lara kaum jemanden bemerkte. In ihrer Welt gab es nur Eli und sie.

„Lass uns allein irgendwo essen, Lara. Ich nehme uns eine Suite, und wir lassen uns das Dinner bringen. Dann können wir zusammen sein, ohne dass so viele Menschen um uns herum sind.“

Lara blickte in seine grünen Augen und sah darin das unausgesprochene Versprechen heißer Leidenschaft.

2. KAPITEL

Lara musste eine Entscheidung treffen. Der gesunde Menschenverstand riet ihr abzulehnen, doch als sie in Elis verführerische Augen blickte, wusste sie, dass sie dasselbe wollte wie er. Warum hatte sie das Gefühl, dass es richtig war, mit ihm zusammen zu sein? Sie wollte den Abend noch nicht beenden, und der Gedanke an eine Suite ließ ihr Herz schneller schlagen.

Eli hob ihre Hand und hauchte einen Kuss auf die Handinnenfläche, dann sah er Lara fragend an.

„Ja, Eli“, sagte sie leise. „Eine Suite wäre toll.“

Er zahlte die Rechnung und hinterließ ein großzügiges Trinkgeld. Dann gingen sie ein paar Häuser weiter zu einem roten Backsteinbau. Ein fünfstöckiges Hotel mit Blick auf den Fluss.

In der Lobby drehte er sich zu ihr um. „Warte hier, ich melde uns an.“

Lara nickte. Ihr Puls raste, als sie ihm nachsah. Er hatte kantige Gesichtszüge, die durch die dichten Wimpern und ausdrucksvollen Augen abgemildert wurden. Sein Gang wirkte zielgerichtet. Eli war ein Mann, der wusste, was er wollte, und keine Umwege ging, um sein Ziel zu erreichen. Und doch hatte er ihr in den letzten Stunden seine ungeteilte Aufmerksamkeit gewidmet, hatte an ihren Lippen gehangen, als sei jedes Wort etwas ganz Besonderes. Und umgekehrt war es genauso gewesen.

Sie verlagerte ihr Gewicht und dachte darüber nach, was zwischen ihnen geschehen war, als sie sich das erste Mal in die Augen geblickt hatten. Es hatte geknistert. Eigentlich unmöglich. Und doch knisterte es immer noch.

Lara konnte den Blick nicht von Eli wenden. Sie wollte sein dichtes Haar zerzausen. Und sie wollte ihn küssen.

Unglaublich. Sie kannte sich selbst nicht mehr.

Dann kam er zurück zu ihr, und alle Gedanken verflüchtigten sich, als er sie in den Arm nahm.

Mit dem Pagen fuhren sie im Aufzug in die oberste Etage. Der Page öffnete die Tür zur Suite und schaltete das Licht an.

Eli steckte dem Mann ein Trinkgeld zu, während Lara durch die geräumige Suite schlenderte. Auf dem Tisch in der Sitzecke stand ein großer Blumenstrauß. Am Ende des Raumes befanden sich rechts eine kleine Küche und der Essbereich. Links lag das Schlafzimmer.

Sie lief über den dicken weißen Teppich an die Fenster, die vom Boden bis zur Decke reichten und einen traumhaften Blick über den Fluss und die dahinterliegenden Berge boten. Die Sonne stand mittlerweile tief, schon bald würde die Dunkelheit einbrechen.

Eli drehte sich zu ihr, und sie sah das Verlangen in seinen Augen. „Ist es so nicht schöner?“ Er zog seine Jacke aus und warf sie über einen Stuhl.

Bevor Lara antworten konnte, hörten sie ein Klopfen, und eine männliche Stimme sagte: „Zimmerservice.“

Der Page stellte ein Tablett mit einer eisgekühlten Flasche Champagner auf den Tisch, zwei Gläser und eine Schale mit leuchtend roten Erdbeeren, gelben Ananasstücken, grünen Kiwischeiben und dunkelroten Weintrauben. So köstlich die Früchte aussahen, der Appetit war Lara heute früh vergangen und noch nicht zurückgekehrt.

Autor

Sara Orwig

Sara’s lebenslange Leidenschaft des Lesens zeigt schon ihre Garage, die nicht mit Autos sondern mit Büchern gefüllt ist. Diese Leidenschaft ging über in die Liebe zum Schreiben und mit 75 veröffentlichten Büchern die in 23 Sprachen übersetzt wurden, einem Master in Englisch, einer Tätigkeit als Lehrerin, Mutter von drei Kindern...

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