Heiße Nächte in Miami

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Dasselbe charmante Lächeln, derselbe athletische Körper: Self-made-Milliardär Cole Marcum ist genauso unwiderstehlich wie damals, als Tamera ihn mehr liebte als ihr eigenes Leben! Aber was, wenn er ihr nach heißen Nächten in Miami zum zweiten Mal das Herz bricht?


  • Erscheinungstag 01.05.2017
  • ISBN / Artikelnummer 9783733778156
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
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Leseprobe

1. KAPITEL

„Diesen Auftrag erteile ich … Ihnen beiden.“

Tamera Stevens zuckte vor Schreck in ihrem gemütlichen Ledersessel zusammen, während Cole Marcum im selben Augenblick ausrief: „Ist das Ihr Ernst?“

„Nur das Beste ist für mich gut genug.“ Victor Lawson, weltbekannter Hotelier, verschränkte die Hände hinter dem Kopf und lehnte sich zurück. „Und mein erstes Hotel in den Vereinigten Staaten soll von den besten Architekten des Landes entworfen werden. Wenn dies ein Problem für Sie ist, muss ich das wissen, ehe wir irgendwelche Papiere unterzeichnen. Ich hoffe jedoch, dass wir zusammenarbeiten werden, um das größte Luxushotel Miamis, ja, des ganzen Landes, zu errichten.“

Ein Problem? Aber nein, ganz und gar nicht, dachte Tamera, während sie mühsam das Bedürfnis unterdrückte, zu weinen, laut zu schreien oder einfach aus dem Tagungsraum wegzurennen. Ob man das hektische Schlagen ihres Herzens hören konnte? Bildeten sich womöglich schon kleine Schweißperlen auf ihrer Oberlippe oder ihrer Stirn? Himmel, sie musste unbedingt gleichmäßig atmen, wenn sie nicht auf der Stelle ohnmächtig werden wollte.

Also abgesehen davon, dass sie heute zum ersten Mal nach zehn Jahren ihrem Exverlobten Cole Marcum gegenüberstand, der ihr damals im College das Herz gebrochen hatte, gab es kein Problem. Nein, wirklich nicht.

Ach ja, und allem Anschein nach würde sie gezwungen sein, mit ihm zusammenzuarbeiten, denn kein Architekturbüro auf der ganzen Welt würde Victor Lawsons atemberaubendes Angebot ausschlagen.

Ihr würde übel. Wenn sie und Cole diese einmalige Gelegenheit ergriffen, würden sie auf lange Monate hinaus jeden wachen Augenblick miteinander verbringen müssen.

Eine Ewigkeit schien vergangen zu sein, seit sie beinahe Tag und Nacht unzertrennlich gewesen waren. Positiv an dieser engen Zusammenarbeit mit Cole war allenfalls, dass Tamera ihre Belastbarkeit beweisen konnte – eine Art Bewährungsprobe für ihre anstehende Übernahme der Stevens-Gruppe. Ein Beweis, dass sie eine würdige Nachfolgerin ihres mächtigen und kompetenten Vaters an der Spitze eines milliardenschweren Unternehmens war.

Aber musste sie überhaupt so viel Zeit mit Cole verbringen? Konnte sie nicht vielleicht auch mit einem seiner Kollegen zusammenarbeiten? Es fiel ihr nämlich jetzt schon schwer, im selben Raum mit ihm zu sein, dabei war diese Unterredung höchstens zehn Minuten alt.

„Ich habe noch nie mit einer anderen Firma an einem Entwurf gearbeitet“, warf Cole ein und brachte damit Tameras Nerven zum Flattern. „Jeder Entwurf aus dem Hause Marcum ist ein Unikat und von unschätzbarem Wert.“

Er war also noch immer der Größte. Ja, offensichtlich war sein Ego in den Jahren nach ihrer Trennung sogar noch gewachsen.

Tamera musste jedoch auch zugeben, dass das Älterwerden Coles Sex-Appeal keineswegs geschadet hatte – ganz im Gegenteil. Allerdings wusste sie heute, dass sein attraktives Äußeres, das hinreißende Lächeln und die teuren italienischen Anzüge einen ziemlich miesen Charakter verbargen. Leider.

Sie hätte sich so sehr gewünscht, voller Enthusiasmus in dieses neue, einmalige Projekt einsteigen zu können, aber wie sollte das funktionieren, wenn der Teufel in Person neben ihr saß?

Victor nickte, beugte sich nach vorn und stützte sich mit den Ellbogen auf dem spiegelnden Mahagonitisch ab. Er war erst Ende dreißig, hatte es aber durch harte Arbeit und lukrative Geschäfte in Europa bereits zum Milliardär gebracht. Das blonde Haar, die gebräunte Haut und die blauen Augen ließen ihn wie den typisch amerikanischen Playboy wirken, und Gerüchten und der Regenbogenpresse zufolge eilte ihm der Ruf voraus, weltweit als Casanova unterwegs zu sein.

„Ihrer Sorge und Ihrer Irritation bin ich mir durchaus bewusst, Mr Marcum, aber ich versichere Ihnen – Ihnen beiden  –, dass wir alle davon profitieren werden.“

Geschäftlich gesehen mochte das ja stimmen, aber für Tamera persönlich würde es eine physische und psychische Gratwanderung werden. Es hatte lange gedauert, bis sie ihr gebrochenes Herz Stück für Stück wieder zusammengefügt hatte. Wollte das Schicksal sie nun vor eine weitere Prüfung stellen, die es zu bestehen galt?

Wie ärgerlich aber auch! Warum nur musste er noch besser aussehen als in ihrer Erinnerung? Diese breiten Schultern in dem dunklen Anzug, das kohlschwarze Haar und die gemeißelten Gesichtszüge übten eine fast magnetische Anziehungskraft auf sie aus.

Obwohl er von Kopf bis Fuß den zuverlässigen Geschäftsmann verkörperte, ließen ihn seine nachtschwarzen faszinierenden Augen doch unergründlich und wild wirken.

Konnte dieser Mann überhaupt noch lächeln? War sein Inneres so kühl wie sein Blick? Im Geschäftsleben waren Cole und sein Zwillingsbruder Zach als gierige Haie bekannt, doch wie war Cole heute als Mensch?

Nein, Tamera würde sich nicht wieder von ihm verzaubern lassen. Sie würde nicht herumsitzen und sich überlegen, wie er seine Freizeit verbrachte. Sie würde nicht über all die Frauen nachdenken, die seinen Weg gekreuzt hatten, seit er sie verlassen hatte. Sie war inzwischen eine gestandene Geschäftsfrau, und so würde sie sich auch verhalten.

Gut – Cole war ausgesprochen sexy, aber sexy Männer gab es hier in Miami wie Sand am Meer. So umwerfend war er ja nun auch wieder nicht. Nur weil er sie entjungfert, ihr die Welt zu Füßen gelegt und ihr ewige Liebe versprochen hatte, würde sie nicht hingehen und sich nach einem lange beendeten Traum verzehren.

Sie war jetzt eine starke Frau und hatte wichtigere Dinge im Kopf, als sich von der Vergangenheit einholen zu lassen.

Und genau das war einer der Gründe, warum Tamera dieses Projekt um jeden Preis machen wollte. Nachdem sie nun an der Spitze der Firma stand, durfte sie niemanden enttäuschen, vor allem ihren Vater nicht. Ehe er starb, wollte sie ihm beweisen, dass sie dieses Unternehmen, das seit drei Generationen im Besitz der Familie war, mit Bedacht leiten würde.

Niemand wusste von der Krankheit ihres Vaters – mit Ausnahme der Pflegekräfte, die sie eingestellt hatte. Niemand durfte davon erfahren. Falls bekannt würde, dass ihr Vater Lungenkrebs im Endstadium hatte, würden augenblicklich die Kurse fallen und ihnen die Kunden davonlaufen.

Walter Stevens war die Stevens-Gruppe. Er hatte sich in der Firma von der Pieke auf nach oben gearbeitet, und es gab keinen Bauunternehmer im ganzen Gewerbe, mit dem er nicht per du war. Im Hinblick auf Victor Lawson bedeutete das, dass sie sich nicht den geringsten Fehler erlauben durfte.

Und Cole durfte keinesfalls herausfinden, warum ihr Vater das Projekt nicht persönlich betreute. Er würde dessen Krankheit mit Sicherheit zu seinem Vorteil nutzen, und Tamera hatte nicht vor, ihn je wieder die Oberhand über ihr Leben gewinnen zu lassen.

Vermutlich sollte sie Cole sogar dankbar sein. Denn sein herzloses Verhalten damals hatte sie stärker und unabhängiger werden lassen.

„Dieses Hotel soll alles bisher Dagewesene in den Schatten stellen“, fuhr Victor fort. „Miami und die ganze Welt sollen die Leidenschaft hinter seiner Fassade sehen, die Sinnlichkeit hinter der Eleganz. Die Menschen kommen nach Miami, um ihrem Alltag zu entfliehen. Ich möchte, dass sie in eine andere Zeit versetzt werden und dass Liebende erleben, wie ihre kühnsten Fantasien Wirklichkeit werden.“

Bei jedem anderen Projekt wäre das Wort „Liebende“ Tamera wohl nicht durch Mark und Bein gegangen. Doch dies war ja auch kein Projekt wie jedes andere.

Sie nahm all ihre Kraft und Willensstärke zusammen. „Mr Lawson, ich kann natürlich nur im Namen der Stevens-Gruppe und nicht für meinen künftigen Partner sprechen, wenn ich Ihnen versichere, dass wir entzückt wären, bei diesem Projekt mit jedem Unternehmen Ihrer Wahl zu kooperieren. Wir können es kaum abwarten, mit der Arbeit zu beginnen.“

Das ist für dich, Cole – Mr Ich-kann-die-Verlobung-lösen-ohne-einen-Grund-dafür-zu-nennen.

Na großartig, jetzt wurde sie auch noch kindisch. Wenn sie ihrem Kollegen schon jetzt Steine zwischen die Füße warf, konnte das zu erheblichen Streitigkeiten führen, und Streitigkeiten waren das Letzte, was sie brauchte. Zumal Victor von „Leidenschaft“ und „Sinnlichkeit“ gesprochen hatte.

Victor lächelte triumphierend, und fast hätte sie sich selbst applaudiert.

„Freut mich zu hören, nichts anderes habe ich erwartet. Obwohl sich Ihr Vater so kurzfristig aus dem Geschäft zurückgezogen hat, war mir doch klar, dass seine Tochter dieselben Ziele verfolgt.“

„Mr Marcum?“, wandte sich Victor an Cole. „Ich versichere Ihnen, Sie haben nichts zu verlieren. Sie müssen sich das Honorar nicht teilen, sondern werden beide den vereinbarten Betrag erhalten, wenn Sie Ihre Angebote abgeben. Das ist nur fair. Bedenken Sie, dass ich so etwas auch noch nie zuvor getan habe, aber ich habe die Mehrkosten bereits einberechnet, und ich bin sicher, dass sich die Investition in Ihre beiden Firmen letztendlich in einen netten Gewinn verwandeln wird.“

Die großen Erwartungen, die Victor in ihre Fähigkeiten setzte, verursachten bei Tamera ein aufregendes Kribbeln. Seit sie das College verlassen hatte, arbeitete sie in der Firma ihres Vaters. Genau wie er hatte sie ganz unten angefangen und sich allmählich nach oben gearbeitet.

Jetzt stand sie an der Spitze des Unternehmens, aber sie hätte diese prestigeträchtige Position ohne mit der Wimper zu zucken aufgegeben, falls dies gleichbedeutend wäre mit der Genesung und Rückkehr ihres Vaters.

Sie seufzte unhörbar und wappnete sich gegen die aus der Vergangenheit heraufdrängenden Gefühle, während sie auf Coles Antwort wartete. Und ganz abgesehen von der Vergangenheit – seine starke, sinnliche Präsenz war überaus faszinierend. Wäre dies ihr erstes Zusammentreffen, so wäre sie sicher an einer Ausweitung ihrer geschäftlichen Beziehung auf privater Ebene interessiert gewesen. Dies war durchaus bemerkenswert, denn in den letzten Jahren war ihr kaum ein Mann begegnet, mit dem sie gern ausgegangen wäre.

Wohin waren nur all die Jahre verschwunden? Auch ihr Liebesleben war in dieser Zeit auf der Strecke geblieben.

War sie wirklich von heute auf morgen zu dieser etwas mehr als dreißigjährigen Frau mutiert, die wegen einer einzigen schlechten Erfahrung auf Liebe und Glück verzichtete?

„Wenn das die einzige Möglichkeit ist, um handelseinig zu werden, dann bin ich mit von der Partie.“

Tamera stieß einen erleichterten Seufzer aus, obwohl ihr im Innersten angst und bange war bei dem Gedanken an die Zusammenarbeit mit Cole.

Würde es ihnen gelingen, so zu tun, als wäre nichts? Es kam ihr vor, als stünde ihre Vergangenheit zwischen ihnen wie eine Zeitbombe, an der die Uhr tickte. Doch Coles eisiger Blick strafte ihr Gefühl Lügen. Offensichtlich fühlte er sich durch ihre Gegenwart weit weniger irritiert als sie sich durch seine.

Sie fragte sich, ob Victor die Spannung zwischen ihnen wahrnahm oder ob ihn sein neustes Projekt zu sehr beanspruchte, um derart feinfühlig zu sein.

Die Zusammenarbeit mit Cole würde schon klappen, redete sie sich gut zu. Außerdem hatte sie ohnehin keine andere Wahl.

Egal was kommen mochte, sie würde sich professionell und kompetent verhalten. Ihre gemeinsame Vergangenheit musste dort begraben bleiben, wo sie vor fast elf Jahren geendet hatte … zusammen mit ihrem Herzen.

„Ausgezeichnet.“ Victor erhob sich, und Tamera und Cole folgten seinem Beispiel. „Ich werde die Verträge aufsetzen und Ihnen zuschicken lassen. Ich hoffe, das wird bis Ende der Woche der Fall sein, damit wir beginnen können. Sie werden auch eine ausführliche Liste mit meinen Anforderungen und einigen eigenen Ideen erhalten. Fragen oder Bedenken sind direkt an mich zu richten. Und bitte legen Sie im sprichwörtlichen Sinn alle Hemmungen ab. Arbeiten Sie, wo immer Sie kreativ arbeiten können, ohne von Telefon, Fax oder ihren Mitarbeitern gestört zu werden. Lassen Sie sich bei der Planung nur von Ihrer Fantasie beflügeln.“

Von der Fantasie beflügeln lassen? Nein danke, das hatten wir alles schon – und ein gebrochenes Herz als Zugabe und Erinnerung obendrauf.

Tamera schüttelte Victor die Hand, nahm ihre Designer-Handtasche und verließ eilig den Raum. Die Besprechung war vorüber, also gab es keinen Grund, noch länger zu bleiben und sich von Erinnerungen und Coles frischem Rasierwasserduft quälen zu lassen. Obwohl sie sich andererseits auch gleich daran gewöhnen konnte. Die Arbeit an diesem Projekt würde viele Monate dauern, und sie spürte, dass dies nur der Anfang ihrer Seelenqualen sein würde.

Während sie mit dem gläsernen Aufzug hinunter in die Lobby von Victor Lawsons grandiosem Bürogebäude fuhr, versuchte sie, die schmerzliche Vergangenheit aus ihrem Kopf zu verdrängen.

Sie war nicht mehr das zweiundzwanzigjährige naive Mädchen, das jung und verliebt in einen Mann war, der versprochen hatte, sie auf Händen zu tragen, und der sie dann schmählich verlassen hatte, ohne ihr einen vernünftigen Grund zu nennen. Er hatte nur irgendetwas vor sich hingemurmelt, von wegen er sei zu jung und habe sich zu früh gebunden, doch das hatte sie ihm nicht abgenommen. Irgendetwas war passiert, das diesen plötzlichen Sinneswandel hervorgerufen haben musste.

Doch da er nicht stark genug gewesen war, um für sie und ihre Zukunft zu kämpfen, hatte sie ihn auch nicht mehr haben wollen. Allerdings hatte es sie doch sehr überrascht, dass jemand wie Cole, der sein Leben im Griff zu haben schien und seine Ziele genau kannte, sich aus dem Staub machte, sobald es um Liebe ging.

Falls Cole Marcum glaubte, noch immer das naive Ding von damals vor sich zu haben, musste sie ihn enttäuschen. Sich alten Erinnerungen hinzugeben, dafür hatte sie weder Zeit noch Lust. Sie leitete ein großes Unternehmen und musste sich um ihren Vater kümmern.

Tatsächlich hatte sie noch nicht einmal die Zeit, auch nur einen zweiten Gedanken an Cole Marcum zu verschwenden.

Warum aber konnte sie seit dem Beginn des eben beendeten Meetings an nichts anderes mehr denken?

„Komm doch bitte gleich in mein Büro.“

Cole steckte sein iPhone zurück in die Hosentasche und begann seine „Laufstrecke“, wie er sie nannte, abzugehen – das war der Raum zwischen seinem überdimensionalen Schreibtisch aus Chrom und Glas und der Fensterfront, die auf den Hafen von Miami und die dort ankernden Jachten blickte.

Tamera Stevens.

Die Enge in seiner Brust war überaus unangenehm. Nach all der Zeit, die inzwischen vergangen war, hätte das quälende Schuldgefühl in seinem Herzen doch allmählich nachlassen müssen. Wie konnte es sein, dass er neben seinem Job als Boss eines milliardenschweren Unternehmens immer noch Zeit fand, sich für den Verrat an Tamera Stevens schuldig zu fühlen? Es stimmte schon, er hatte immer nach vorn gesehen, nie zurück. Trotzdem war er nicht glücklich über die Art und Weise, mit der er damals eine innig geliebte Person behandelt hatte.

Victor Lawson hatte dem Berg von Schuldgefühlen nun noch eins draufgesetzt, indem er die Bombe hatte platzen lassen, dass zwei Architekturbüros kooperieren sollten. Und nicht nur das, er hatte sogar explizit verlangt, dass Tamera und Cole selbst die Planungen für das Hotel durchführen sollten. Ohne Assistenten, ohne Bauingenieure – nur die beiden Firmenchefs.

Das Schicksal war unberechenbar.

„Was gibt es?“

Auch nachdem sein Zwillingsbruder Zach hereingekommen war, tigerte Cole weiter auf und ab.

„Wir haben den Lawson-Auftrag“, erklärte Cole ihm, während er aus dem Fenster über den Hafen blickte und sich wünschte, er könnte draußen auf seiner Jacht sein.

„Und deinem munteren Ton entnehme ich, dass du es von ganzem Herzen verabscheust, millionenschwere Verträge mit dem größten Wirtschaftsmogul der Welt zu schließen.“

Cole warf ihm einen Blick über die Schulter zu. „Schenk dir deinen Sarkasmus. Wir müssen mit einem anderen Architekturbüro zusammenarbeiten.“

Jetzt horchte Zach auf. „Mit wem?“

Cole wandte sich wieder der Schönheit der See zu. „Mit der Stevens-Gruppe“, stieß er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.

„Mit Walter Stevens? Du hasst den Typen!“

Das war eine ziemliche Untertreibung. Wer würde nicht den Mann hassen, der einem gedroht hatte, seine Zukunft zu zerstören, nur weil er sich in dessen Tochter verliebt hatte?

„Es ist ein wenig komplizierter“, seufzte Cole, drehte sich um und setzte sich auf die Kante des Fensterbrettes. „Walter hat aus irgendeinem Grund nichts mit diesem Projekt zu tun.“

„Sondern Tamera.“

Cole nickte, und Zach pfiff leise durch die Zähne.

„Möchtest du, dass ich das Projekt übernehme?“, fragte Zach. „Mir macht es nichts aus, mit ihr zu arbeiten. In Anbetracht der Umstände wäre es vielleicht das Beste.“

Der Gedanke war zwar verlockend, aber Cole dachte nicht daran, klein beizugeben. „Nein, ich muss das schon selbst machen.“

„Das kann doch nicht dein Ernst sein“, erwiderte Zach. „Wie lange ist das jetzt her? Elf Jahre? Sie wird nicht mehr dieselbe Person sein, in die du dich damals verliebt hast, Cole, glaub mir.“

Das ließ sich nicht bestreiten. Und Zach war Experte auf diesem Gebiet. Seine Ehe war kaum besiegelt gewesen, als seine Frau ihn auch schon wegen eines anderen Mannes verlassen hatte. Doch Cole ging es nicht um Liebe. Vielmehr wollte er Walter Stevens beweisen, dass er dessen heiß geliebter Firma und Tochter durchaus ebenbürtig war. Die Kooperation der beiden Firmen für dieses Projekt war im Grunde Gold wert. Es war genau die Gelegenheit, auf die er gewartet hatte, um Walter Stevens zu zeigen, dass er inzwischen genauso mächtig, wenn nicht sogar mächtiger als der alte Herr war.

„Was hast du jetzt vor?“, fragte Zach und lehnte sich an den Rand des Schreibtisches. „Wirst du ihr endlich sagen, dass dich ihr Vater damals massiv unter Druck gesetzt hat?“

„Nein. Abgesehen davon, dass sie es mir nicht glauben würde, haben wir uns inzwischen beide weiterentwickelt.“ In seinem Kopf wirbelten Unmengen von Gedanken und Ideen durcheinander. „Wobei ich allerdings zugeben muss, dass sie die Frau mit dem größten Sex-Appeal ist, den ich je erlebt habe. Und wer weiß? Vielleicht stimmt die Chemie ja noch zwischen uns. Die kommenden Monate werden mit Sicherheit höchst interessant.“

Zach stieß ein amüsiertes Lachen aus. „Und wenn sie doch nur das typische verwöhnte Mädchen aus reichem Haus ist, das in die viel zu großen Fußstapfen seines Vaters getreten ist?“

Cole überlegte kurz. „Möglich, aber ich will nichts anderes von Tamera, als dass sie bei diesem Projekt konstruktiv mit mir zusammenarbeitet. Außerdem wirkt sie noch immer sehr süß und unschuldig. Überhaupt nicht wie Walter.“

„Das Süße und Unschuldige ist ihr wahrscheinlich vergangen, als du ihr Herz mit Füßen getreten hast“, bemerkte Zach, als brauche Cole eine kleine Auffrischung seines Gedächtnisses. „Ich weiß nicht, wie du es siehst, aber für mich ist ein Millionendeal hundertmal wichtiger als Sex. Wirst du dich denn hinreichend auf die Arbeit konzentrieren können?“

Die Stevens-Gruppe war eines der ersten Architekturbüros im Land, also war Tamera durch und durch Profi. Einer guten Zusammenarbeit würde demnach nichts im Wege stehen, und falls die sexuelle Anziehungskraft zwischen ihnen noch immer bestand … nun dann …

Dabei stand Cole der Sinn nicht im Entferntesten nach dem, was einmal zwischen ihnen gewesen war. Ganz und gar nicht. Er wollte einfach nur wissen, ob sie noch immer wie früher schmeckte und ihr Körper unter seiner Berührung erschauerte. Welcher heißblütige Mann würde darauf nicht neugierig sein?

In Miami nannte man Frauen wie Tamera Stevens eine Granate. Sie hatte langes blondes Haar, blaue Augen und einen Körper, der den Titel jedes Männermagazins hätte zieren können. Cole würde sich auch dann für sie interessieren, wenn er sie gerade eben zum ersten Mal gesehen hätte. Die Tatsache, dass sie eine gemeinsame Vergangenheit hatten, machte das Ganze nur noch aufregender.

Liebe? Nein danke. Jedes Gefühl, das auch nur vage an Liebe erinnerte, war mit Tameras Träumen von einem gemeinsamen Leben gestorben. Die Liebe hatte keinen Platz in seinem Leben … nicht, solange sein Leben nur aus seinem Zollstock, Pergamentpapier und künstlerischer Gestaltung bestand.

„Natürlich kann ich mich konzentrieren“, erwiderte er grinsend. „Und wie ich mich konzentrieren werde! Tamera wird sich wundern, wie sehr ich mich verändert habe.“

Zach hob fragend eine Augenbraue. „Vergiss nicht, dass der Konkurrenzkampf nicht zwischen dir und Tamera, sondern zwischen dir und ihrem Vater stattfindet.“

Walter Stevens war nie gut auf Cole zu sprechen gewesen, und als Cole sich im Sommer nach dem Collegeabschluss mit Tamera verlobt hatte, hatte Walter die Katze aus dem Sack gelassen.

Falls Cole Tam nicht in Ruhe ließe, würde Walter dafür sorgen, dass Cole sein Stipendium verlöre. Walter Stevens hatte überallhin Verbindungen, und Cole war ziemlich klar, dass er keine leeren Drohungen von sich gab.

Und da Cole, Zach und ihre kleine Schwester Kayla in ärmlichen Verhältnissen bei ihrer Großmutter lebten, blieb Cole nichts anderes übrig, als klein beizugeben. Denn er hatte keine Verbindungen, und sein einziges Ticket aus der Armut war sein Stipendium.

Die Wahl zwischen seiner beruflichen Zukunft und der Liebe zu Tamera war die schwerste Entscheidung seines Lebens gewesen … und noch lange nach der Trennung von Tamera hatte er sie Tag für Tag infrage gestellt. Doch er glaubte fest daran, dass alles im Leben einen tieferen Sinn hat, und war inzwischen mit sich und seinem Leben zufrieden.

Die nächsten Wochen und Monate würden sicher eine Herausforderung für ihn werden, doch Cole war bereit für alles. Vor allem, wenn es darum ging, Millionen zu verdienen – und erneut Tameras verführerische Rundungen zu erkunden.

2. KAPITEL

Die Verträge waren unterzeichnet. Es gab kein Zurück mehr.

Sie würde es schaffen. Die Arbeit mit Cole würde nicht viel anders sein als damals an der University of Florida, als sie gemeinsam entweder in ihrem Apartment oder seinem Zimmer im Studentenwohnheim über Entwürfen gesessen hatten.

Mit dem einen großen Unterschied, dass es heute dabei um viele Millionen Dollar ging und nicht wie damals um Noten … oder Gefühle.

Obwohl … zumindest von Tameras Seite waren auch heute noch Gefühle im Spiel, doch sie waren nur Erinnerungen an das, was vor langer Zeit zwischen ihnen gewesen war.

Tam verdrehte die Augen und fuhr ihren Computer herunter, dankbar, dass sie jetzt nach Hause gehen konnte. Was auch immer zwischen ihnen gewesen war, es musste wohl einseitig gewesen sein, sonst hätte Cole nicht so einfach von ihr gehen können. Den Kummer darüber, verlassen worden zu sein, hatte sie inzwischen überwunden, doch was noch immer an ihr nagte, war die Tatsache, dass er ihr nie die Gründe genannt hatte.

Als Cole damals ihre Verlobung gelöst hatte, war sie krank vor Liebeskummer gewesen. Sie war dem Rat ihres Vaters gefolgt und hatte die Universität gewechselt, um Cole nicht mehr sehen zu müssen und neu anfangen zu können. Trotzdem hatte sie nie den Mann vergessen, dem ihre ganze Liebe gehörte.

Den Mann, der genau in diesem Augenblick auf der Schwelle zu ihrem Büro stand.

„Cole.“ Ihr Herz fing an zu rasen, und ihre Knie wurden weich. Zum Glück saß sie hinter ihrem Schreibtisch. „Was führt dich zu mir?“

„Wir müssen reden.“

Er schlenderte über den weichen weißen Teppichboden auf sie zu. Selbst am Ende eines langen Arbeitstages sah er noch immer blendend aus. Er trug zu einer schwarzen Hose ein hellblaues Hemd mit aufgekrempelten Ärmeln, das Jackett hatte er ausgezogen und die Krawatte abgenommen. Der Hauch eines dunklen Schattens auf seinen Wangen ließ ihr fast den Atem stocken.

Vorbei oder nicht, dieser Mann war unbestreitbar die Verkörperung des Begriffes „sexy“. Hätte er sich in all den Jahren nicht wenigstens einen kleinen unansehnlichen Bierbauch zulegen können?

„Ich wollte gerade nach Hause“, erklärte sie ihm und versuchte dabei, seine panthergleichen Augen zu übersehen. „Vielleicht können wir das Gespräch über den Erstentwurf ja auf morgen verschieben.“

Statt sich wie die meisten Besucher auf den Stuhl vor ihrem Schreibtisch zu setzen, kam Cole um den Tisch herum und lehnte sich nur wenige Zentimeter von ihr entfernt mit der Hüfte gegen die Tischkante. Zu allem Überfluss roch er auch noch verteufelt gut. Der maskuline Duft seines Eau de Cologne war ihr schon beim ersten Meeting mit Victor aufgefallen. Zudem spannte das Hemd über seinen breiten Schultern, und seine Lippen waren noch immer so voll und luden zum Küssen ein, wie an dem Tag, an dem er sie gebeten hatte, ihn zu heiraten.

Gnade. Dies war erst Tag eins … von wie vielen Tagen? Wie lange würden sie für dieses Projekt brauchen?

„Ich bin nicht gekommen, um über das Projekt zu reden.“

Kein Blinzeln verriet, wie es in seinem Innern aussah. Sein Blick war so unbeteiligt, als kümmere ihn ihr Zusammentreffen nicht die Bohne. Doch die Spannung, die zwischen ihnen knisterte, konnte doch wohl kaum von ihr allein ausgehen.

Tamera räusperte sich und lehnte sich etwas zurück. Sie tat gar nicht erst so, als wüsste sie nicht, was er meinte. Glaubte er ernsthaft, er könnte einfach so in ihr Büro hereinspazieren und dort weitermachen, wo er damals aufgehört hatte?

„Cole, ich finde das nicht sehr professionell. Die Vergangenheit wieder aufzuwärmen, bringt uns mit dem Projekt keinen Schritt voran. Wozu das Ganze?“

Er musterte sie von Kopf bis Fuß und machte sie damit noch nervöser. Dann heftete er seinen Blick wieder auf ihr Gesicht, als wolle er darin lesen. Tamera fühlte sich wie ein Insekt unter einem Mikroskop und hasste es.

„Macht es dir wirklich nichts aus, mit mir zusammenzuarbeiten?“, fragte er leise. „Deshalb bin ich nämlich hier. Wir sollten unter vier Augen – ohne Victor oder unsere Angestellten – über dieses Arrangement reden.“

Wie schaffte er es bloß, so verdammt kühl und beherrscht zu sein? Und warum bildete er sich ein, sie würde allein schon beim Gedanken daran, mit ihm zu arbeiten, die Fassung verlieren? Wenn er lediglich herausfinden wollte, ob sie „Manns“ genug für diesen Job war, würde sie ihm schon zeigen, wer hier das Sagen hatte.

Tamera erhob sich und zwang so Cole, zu ihr aufzusehen. „Das ist ein Traumjob, Cole. Selbst wenn ich mit dem Teufel zusammenarbeiten müsste, würde mich das nicht abhalten. Es besteht also keinerlei Anlass, mich wie ein rohes Ei zu behandeln und so zu tun, als machtest du dir Sorgen um mich.“

Autor

Jules Bennett
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