Heiße Stunden mit dem Milliardär

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Für einen Mann ist in ihrem Leben kein Platz! Rennstallbesitzerin Presley Macarthur lebt nur für ihre Pferde. Doch als sie den attraktiven Milliardär Kane Harrington trifft, erwacht eine nie gekannte Leidenschaft in ihr. Sie soll seine Geliebte spielen und ihm Zutritt zur exklusiven Welt der Pferdezüchter verschaffen. Im Gegenzug rettet Kane nach einem geplatzten Geschäft den Ruf ihrer Familie. Presley willigt ein - und verliebt sich in den charmanten Junggesellen. Aber ist es auch für Kane mehr als nur ein guter Deal?


  • Erscheinungstag 15.05.2018
  • Bandnummer 2028
  • ISBN / Artikelnummer 9783733720766
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

„Du kannst mir gern den Garten zeigen.“

Kane Harringtons Blick wanderte zu den hohen Bogenfenstern an der Rückseite von Harrington House, die nur noch als graue Silhouette zu sehen waren, da die Sonne schon fast untergegangen war. „Ich glaube, dazu ist es nicht mehr hell genug.“

Das kleine Teufelchen – Joan hieß sie, wenn er sich recht erinnerte – rückte ein wenig näher. „Das macht mir nichts aus.“

Aber mir. Und all den anderen geeigneten Kandidatinnen und ihren Müttern, die allesamt darauf gehofft hatten, ein paar Minuten mit ihm zu verbringen. Schließlich war er der einzige der Harringtons, der noch Single war. Was ihn zum Mittelpunkt machte an diesem Tag der offenen Tür, zu dem sein Bruder Mason und er die namhaften Familien der Gegend eingeladen hatten. Sie wollten das neue Anwesen und die Stallungen präsentieren. Die vier Stunden, die er schon ertragen hatte, zehrten plötzlich an Kane.

„Tut mir leid, Liebes“, sagte er und versuchte, seiner Tonlage echtes Bedauern zu verleihen. „Mir ist gerade eingefallen, dass ich heute Abend noch ein geschäftliches Telefonat zu erledigen habe. Ich bin gleich zurück.“

Schnell flüchtete er durch die Eingangshalle in das Büro, das sie für die Rundgänge als Privatraum ohne Zutritt gekennzeichnet hatten. Kane hatte in diesem Raum seinen eigenen Schreibtisch und einen Computer zum Arbeiten, obwohl er nicht mit Mason und dessen Verlobter EvaMarie auf dem Anwesen lebte.

Dankbar schloss er die schwere geschnitzte Tür, die ungebetene Gäste fernhielt, und ließ sich seufzend in den knarzenden Lederstuhl fallen. Die unerwartete Erschöpfung erinnerte ihn daran, warum er während der letzten Jahre gesellschaftliche Veranstaltungen gemieden hatte. Denn zu seinem Missfallen übte sein dunkles, düsteres Aussehen offenbar eine unwiderstehliche Anziehungskraft auf Frauen aus. Und nachdem es sich herumgesprochen hatte, dass er und sein Bruder ein Vermögen geerbt hatten, das sie zu Milliardären machte, tauchten unverschämt viele heiratswillige Damen auf.

Er hatte sich dazu bereiterklärt, sich unter die Leute zu mischen und die hübschen jungen Frauen und deren Familien auf ihren neuen Rennstall aufmerksam zu machen. Denn die Harringtons wollten nicht nur ihr Geld vermehren – das Geld, das ihnen ihr Vater im Überfluss vererbt hatte. Vor allem wollten sie sich einen Namen in der illustren Renngesellschaft von Kentucky machen. Kane würde tun, was immer nötig war, damit ihr Name bei den diesjährigen Veranstaltungen rund um das Kentucky Derby in aller Munde war.

Aber erst, nachdem er ein paar Minuten für sich gehabt hatte.

Er war erstaunt darüber, wie unglaublich langweilig er die heute anwesenden Frauen fand. Der frischgebackene Milliardär sehnte sich nach einer Herausforderung, einer frechen Bemerkung oder, verdammt, irgendetwas, was sich von der eintönigen Norm abhob … aber das hatte er bislang nicht gefunden.

Und diese gespielte Hilflosigkeit! Er schauderte. Kane besaß einen stärker ausgeprägten Beschützerinstinkt als die meisten Männer, doch er durchschaute diese berechnende Schauspielerei sofort, und ihm drehte sich davon der Magen um.

Müßig startete er das E-Mail-Programm seines Computers und schaute die Nachrichten durch. Auf dem Bildschirm erschien der übliche Mix aus Werbung und geschäftlicher Korrespondenz. Egal, wie oft er seine Mails checkte, die Mailbox war irgendwie immer voll.

Plötzlich stach ihm der Name Vanessa Gentry ins Auge, und seine Welt stand schlagartig still.

Natürlich kannte er diesen Namen, auch nach all den Jahren. Ziemlich schwer, die Frau zu vergessen, die beinahe deine Schwiegermutter geworden wäre. Vor seinem inneren Auge erschien ein Bild von ihr mit ihrer Tochter, wie die beiden lachend die Köpfe zusammensteckten. Sie sahen sich so ähnlich, bis auf Vanessas dunkles Haar, das schon früh ergraut war. Das Haar ihrer Tochter war schwarz wie die Nacht gewesen. Allein der Gedanke daran machte Kane traurig.

Obwohl er wusste, dass er das besser nicht tun sollte, öffnete er die Mail und las sie, während ein angehängtes Foto geladen wurde.

Kane, ich weiß, dass es anmaßend von mir ist, dir dies zu senden. Doch so, wie damals alles endete … Nun, ich wollte dich nur wissen lassen, dass hier alles gut ist und Emily ihr Leben wieder im Griff hat.

Kane richtete sich in seinem Stuhl auf und war auf alles gefasst. Als das Foto auf seinem Bildschirm erschien, fühlte es sich trotzdem an wie ein heftiger Schlag in die Magengrube.

Da war sie, die wunderschöne Frau, von der er gedacht hatte, dass sie eines Tages ihm gehören würde. Merkwürdig – er hatte geglaubt, er würde niemals aufhören, sie zu lieben. Doch es war nicht Liebe, was er jetzt empfand. Stattdessen überkamen ihn die allzu bekannte Schwäche und Hilflosigkeit, die er erstmals während der Krebserkrankung seiner Mutter und nach ihrem Tod verspürt hatte. Und dann hatte Emily diesen Unfall gehabt, und er hatte mit allen Mitteln versucht, ihr zu helfen. Doch sie hatte seine Hilfe nicht gewollt. Sie hatte alles nur als Mitleid aufgefasst.

Auf dem Foto stand ein durchschnittlich aussehender Mann neben ihr, der bis auf den Smoking und die Ansteckblume völlig unscheinbar wirkte, ein glückliches Strahlen in den Augen. Der Griff ihres Rollstuhls war über Emilys Schulter deutlich zu erkennen. Also war sie immer noch gelähmt, zumindest teilweise.

Und eine wundervolle Braut für jemanden, der offensichtlich ihren Bedürfnissen besser gerecht wurde als Kane, obwohl er wirklich alles versucht hatte.

Unvermittelt und heftig packte ihn eine wilde Wut. Er musste sich eingestehen, dass Emily ein Recht darauf hatte, ihr Leben zu leben. Aber er hatte auch ein Recht darauf, nicht an all die Erwartungen erinnert zu werden, die er nicht erfüllt hatte.

Er sprang auf, ohne wahrzunehmen, dass der Stuhl gegen die Wand hinter ihm knallte. Völlig gedankenlos stürmte er aus dem Raum und durch die Eingangshalle hindurch Richtung Ausgang. Die wenigen Gäste, an denen er vorbeikam, würdigte er keines Blickes. Wahrscheinlich war sein Gesichtsausdruck ohnehin abweisend genug.

Sein Körper wusste genau, was er jetzt brauchte. Die Ruhe und den Frieden, die er schon immer in den Ställen gefunden hatte. Die bedingungslose Akzeptanz der Pferde. Den erdigen Geruch, der ihn immer auf den Boden der Tatsachen zurückholte. Und heute musste er sich der Tatsache stellen, dass er seinen Traum nie aufgegeben hatte – auch nicht, nachdem seine Ex-Verlobte vom Pferd gestürzt war, wodurch sie für den Rest ihres Lebens gelähmt bleiben würde.

Die Stallungen waren menschenleer. Vorhin hatten sie natürlich die Gäste hindurchgeführt, denn schließlich bildeten die Ställe das Herz ihres Anwesens. Kane und Mason waren zu Recht stolz auf die Renovierungen, die sie hier umgesetzt hatten, und auf die Pferde, mit denen sie ihre Zucht aufbauen wollten. Sobald Kane den Stall betrat, verlangsamten sich seine Schritte, sein Atem wurde ruhiger, und sein Herz schlug langsamer.

Er blieb im Eingang stehen und genoss die vertrauten und beruhigenden Geräusche: das leise Scharren der Pferdehufe und das sanfte Wiehern der Tiere. Als er weiterging, verursachten seine Schritte kaum ein Geräusch. In Gedanken versunken wanderte er durch die Stallgasse. Das hier war die Erfüllung eines Traums, den sein Bruder und er schon so lange geträumt hatten: ein eigener erstklassiger Rennstall mit einem Tierbestand, aus dem eines Tages ein Siegerpferd hervorgehen würde.

Er wünschte nur, sein Vater hätte lange genug gelebt, um dies mit ihnen teilen zu können.

Plötzlich durchbrach ein hohes Quietschen die Stille. Dann hörte er eine Stimme aus dem rechten Gang. Er war also nicht so alleine, wie er gedacht hatte. Hatte sich ein Pärchen heimlich in die Ställe geschlichen? Normalerweise hätte er so etwas ignoriert, aber zu diesem Bereich des Stalls hatten sie den Besuchern den Zutritt verboten.

Denn hier war ihr neuer Zuchthengst untergebracht.

Sun war erst gestern angekommen, und Kane hatte vermeiden wollen, dass das Tier von den Gästen gestört wurde. Der Hengst brauchte Zeit, um sich an seine neue Umgebung zu gewöhnen.

Kane beschleunigte seine Schritte und ging in die Richtung, aus der das Geräusch kam. Seine Gelassenheit verringerte sich mit jedem Schritt, denn die Stimme schien aus Suns Box zu kommen. Eine einzelne, sanfte Stimme, die einer Frau gehören musste. Entweder sprach sie mit dem Pferd, oder sie flüsterte irgendeinem Kerl sexy Worte ins Ohr.

Die Box lag in der Mitte des Gangs, doch als Kane sich ihr näherte, erregte etwas weiter Entferntes seine Aufmerksamkeit. Die Hintertür zu diesem Trakt stand offen, durch die Öffnung konnte er in die schwarze Nacht hinaus sehen … und er sah einen Schimmer von Metall. Einen Truck? Einen Pferdeanhänger?

Stahl diese Frau gerade sein Pferd?

Automatisch machte sich sein Körper kampfbereit, beinahe geräuschlos bewegte Kane sich über den harten Lehmboden. Er ging in einem weiten Bogen um die Boxentür herum und näherte sich ihr im Schatten, sodass er alles im Blick hatte, aber nicht gesehen werden konnte. Als er stehen blieb, wurde ihm plötzlich bewusst, dass sein Herz raste. Eine brennende Neugier erfüllte ihn.

Blitzartig war jegliche Langeweile verflogen.

Über die halbhohe Tür hinweg erblickte Kane den großen Hengst, der ungewöhnlich still stand, als hätte ihn die Stimme der Frau hypnotisiert. Sie redete ununterbrochen, während sie arbeitete – obwohl er sie nur von hinten sah, erkannte Kane, dass sie Sun tatsächlich für den Transport vorbereitete. Währenddessen berührte und beruhigte sie den Hengst auf eine Art, die Vertrautheit und Kompetenz erkennen ließ.

Sie war nicht für einen Pferdediebstahl gekleidet. Durch die leicht geöffnete Tür konnte Kane einen Blick auf die flachen Absätze ihrer Sandalen erhaschen. Und auf glitzernde Riemchen mit Strasssteinen, die aus dem Stroh hervorlugten. Ein weites, grau-blaues Sommerkleid flatterte um ihren sportlichen Körper, statt sich eng an ihre Kurven zu schmiegen.

Sie hatte ihm den Rücken zugewandt, doch was er sah, war hübsch, aber unaufdringlich. Sie war ihm auf keinen Fall im Laufe des Abends aufgefallen. Falls sie auf der Party gewesen war – worauf ihr Kleid schließen ließ –, konnte er sich nicht an sie erinnern. Und er war sich sicher, dass er die Fülle ihres karamellblonden Haars, das sie zum Pferdeschwanz gebunden hatte, nicht vergessen hätte. Er wollte gern ihr Gesicht sehen, wollte wissen, wie sie aussah. Doch zunächst musste er herausfinden, was sie vorhatte.

Obwohl er nicht so wirkte, war Kane ein sehr geduldiger Mann. Gut zehn Minuten wartete er schweigend, beobachtete die Bewegungen und Handgriffe der Frau, um ihre Absichten auszuloten. Sie besaß ein unglaubliches Talent, dieses riesige Pferd zu beruhigen. Doch das Transporthalfter, die Decke und die Transportgamaschen, die sie ihm angelegt hatte, ließen keinen Zweifel daran, dass sie vorhatte, mit seinem Pferd zu verschwinden.

Ebenso wenig der Truck samt Anhänger vor der Tür.

Als sie ihre Vorbereitungen fast beendet hatte, sah Kane den richtigen Zeitpunkt für sein Eingreifen gekommen. Er trat aus dem Schatten heraus und blockierte die offene Boxentür. Sun nahm ihn zuerst wahr und hob ruckartig den Kopf, um sein Missfallen über Kanes Anwesenheit kundzutun.

Die kleine Diebin jedoch hatte ihn noch nicht bemerkt. Sie legte ihre Hand auf den Hals des Hengstes und sprach beruhigend auf ihn ein. Sun wieherte und schien zu nicken, wobei Kane nicht klar war, ob das Tier ihr zustimmte oder sie vor seiner Anwesenheit warnen wollte. Geräuschlos lehnte er sich an den Türrahmen und ließ dann seine strengste Stallmeister-Stimme in die Stille dröhnen.

„Wen haben wir denn hier?“

Die Stimme schreckte Presley auf. Sie war so auf Sun konzentriert gewesen, dass sie die Gefahr, die von den Harringtons ausging, völlig vergessen hatte. Ein Blick über ihre Schulter verriet ihr, dass sie tatsächlich von einem der Brüder und nicht von einem Stallburschen erwischt worden war.

Doch sie hatte schließlich die Papiere in ihrer Tasche, also richtete sie sich auf und drehte sich zu ihm um. „Ich bin Presley Macarthur. Und wer sind Sie?“

Natürlich wusste sie, wer da vor ihr stand. Kane Harrington war immerhin ein paarmal in den Klatschspalten aufgetaucht, obwohl dort öfter von seinem Bruder Mason berichtet wurde, dessen heutige Verkündung seiner Verlobung mit EvaMarie Hyatt der Presse sicher eine ganze Seite wert sein würde.

Sie kannte die komplette Geschichte der Brüder, die Stallburschen gewesen und von hier weggezogen waren, weil ihr Vater seinen Job als Jockey verloren hatte. Letztes Jahr waren sie zurückgekehrt, nachdem sie ein Vermögen von ihrem Vater geerbt hatten. Sie würden im Pferderennsport sicher groß herauskommen.

Der Hüne von einem Mann hatte sich drohend in der Tür aufgebaut und ließ die Stille zwischen ihnen wachsen, doch sie würde nicht nachgeben und ihm eine weitschweifende Erklärung für ihre Anwesenheit liefern. Dann würde er nur denken, er hätte die Oberhand. Was nicht stimmte.

Kane stieß sich vom Türrahmen ab und trat auf sie zu. „Man sollte doch meinen, dass Sie wissen, wer ich bin, schließlich befinden Sie sich in meinem Stall und stehlen mein Pferd.“

Dieselbe heiße Wut und Verwirrung, die sie empfunden hatte, als ihre Stiefmutter ihr erzählt hatte, was sie mit Sun getan hatte, schwappten über Presley hinweg. „Ich stehle hier gar nichts. Ich hole mir nur das zurück, was mir rechtmäßig gehört.“

„Das glaube ich kaum, Kleines“, sagte Kane. Sein leises Lachen berührte sie auf ungewohnte Weise. In seinem Unterton schwang noch etwas anderes als Spott mit. Viel mehr, als sie sich eingestehen wollte.

„Ich besitze sämtliche Unterlagen, die beweisen, dass ich dieses Pferd legal gekauft habe“, fuhr er fort.

Presley fühlte, dass Sun neben ihr unruhig wurde, ganz so, als würde er das Gespräch verstehen. Sie legte ihre Hand beruhigend auf seinen Widerrist. „Legal? Sind Sie sich da sicher?“

Kane hob lediglich eine dunkle Augenbraue. Ihr Magen zog sich zusammen, doch sie schaffte es, eine ausdruckslose Miene aufzusetzen. Dass sie von seinem ruhigen Selbstvertrauen so eingeschüchtert war, war neu für sie. Sie hatte nun schon seit vielen Jahren Erfahrung im Umgang mit Männern – und mit deren Einstellung gegenüber einer Frau, die das Sagen hatte. Angst hatte sie im geschäftlichen Umfeld bisher nicht gekannt. Doch dieser Mann löste mit einem einzigen Blick Furcht in ihr aus.

Nicht gut.

Sie schluckte, doch die Angst gewann die Oberhand. „Ich fürchte, dass Sie das Pferd illegal gekauft haben, wenn in Ihren Unterlagen nicht der Name Presley Macarthur als Verkäuferin angegeben ist.“

Oh Gott! Das hätte sie so besser nicht gesagt. All die Sätze, die sie sich zurechtgelegt hatte, waren plötzlich vergessen. „Was ich sagen will, ist, dass es hier offensichtlich ein Missverständnis gibt.“

„Das sehe ich auch so. Ich habe dieses Pferd von der Farm gekauft, die von Marjorie geleitet wird, der Witwe des verstorbenen Mr. Macarthur.“

Als ich nicht in der Stadt war …

„Ich bin sicher, dass das so ist, Mr. Harrington.“ Mann, war es schwer, diesen Namen aus ihrer engen Kehle zu pressen. „Doch es ist notariell beglaubigt, dass Sun mir gehört, Mr. Macarthurs einziger Tochter. Nicht seiner Witwe.“ Sie setzte das freundlichste Lächeln auf, das sie zustande brachte. „Da uns jedoch das Geschäft zu gleichen Teilen gehört, verstehe ich, wie es zu diesem Missverständnis kam.“

Der finstere Blick, den er ihr zuwarf, ließ sie beinahe stottern, doch sie riss sich zusammen. Sie zog eine Kopie der Besitzurkunde aus ihrer Rocktasche. „Sollten Sie einen Beweis benötigen – hier ist er.“

Er machte einen Schritt auf sie zu. Obwohl sie wusste, dass er nur die Papiere anschauen wollte, beschleunigte sich ihr Herzschlag, und ihre Hände wurden feucht. Und das lag nicht nur an der stressigen Situation. Das hier fühlte sich … persönlich an. Seine langen Finger streiften ihre, als er ihr die Unterlagen aus der Hand nahm, und Presley wurde plötzlich ganz heiß.

Was zum Teufel war mit ihr los?

Normalerweise erlaubte sie sich keine Schwäche. Das konnte sie sich in ihrem Geschäft nicht leisten. Doch sie musste sich eingestehen, dass sie noch nie so auf einen Mann reagiert hatte wie auf Kane Harrington. Sie fühlte sich, als würde in ihr ein Sturm toben, der ihre Gefühle und Reaktionen völlig durcheinanderwirbelte und ihr die Kontrolle über sich nahm – über Gefühle, die sie noch nicht einmal verstand.

Die kurze Galgenfrist, in der sie sich wieder unter Kontrolle bringen konnte, endete, als Kane die Papiere gelesen hatte und Presley wieder mit diesem Blick fixierte.

„Wir scheinen in einer Sackgasse zu stecken, Miss Macarthur.“

„Nein“, sagte sie wie zu einem Kind, dem man etwas erklären musste. „Die Situation ist eindeutig. Ich nehme Sun mit nach Hause, wo er hingehört.“

„Und was ist mit dem Scheck, den ich Ms. Macarthur gegeben habe?“

Presley musste sich beherrschen, um nicht das Gesicht zu verziehen. „Ich versichere Ihnen, dass Sie Ihr Geld vollständig zurückerhalten werden.“ Egal, wie sehr ihr Unternehmen darunter leiden würde. Presley hatte den leisen Verdacht, dass ihre Stiefmutter bereits so viel wie möglich von dem erhaltenen Geld ausgegeben hatte, bevor Presley herausgefunden hatte, was passiert war.

„Und mein guter Ruf?“

Sie legte den Kopf zur Seite und verstärkte ihren Griff um Suns Führstrick. „Wie bitte?“

Kane trat näher an sie heran, so nah, dass er einen Schatten auf sie warf. „Ich habe dieses Pferd aus einem bestimmten Grund gekauft, Miss Macarthur. Ich bin sicher, dass Sie sich bewusst sind, dass ein Hengst von Suns Kaliber unserem Zuchtprogramm zu einem enorm guten Start verhelfen würde. So ein Tier findet man nicht überall.“

„Das verstehe ich, doch das ist nun wirklich nicht mein Problem.“

Ein Blick von Kane Harrington verriet ihr, dass er es zu ihrem Problem machen würde. „Ich denke, die hier anwesenden Leute würden Ihnen da nicht zustimmen.“

„Wie meinen Sie das?“

„Wir kennen doch beide unser Geschäft“, sagte er mit lässigem Selbstvertrauen. „Wir wissen, dass unser guter Ruf genauso wichtig ist wie die Leistungen unserer Pferde.“

Oh ja, davon konnte Presley ein Lied singen. Seit dem Tod ihres Vaters vor sechs Monaten hatte sie ihre Stiefmutter permanent daran hindern müssen, sich in die Leitung ihres Rennstalls einzumischen. Ihre Stiefmutter hatte nicht das kleinste bisschen Taktgefühl und überhaupt keine Ahnung vom Geschäft. Sie hatte nur Dollarzeichen in den Augen, und sie wollte immer mehr Geld – egal, was sie dabei zerstörte.

Sie können ein schwaches Glied besser riechen als ein Jagdhund und werden es gnadenlos unter Druck setzen. Lass sie niemals Schwäche erkennen.

Diese Worte hatte ihr Vater ihr immer wieder eingetrichtert. Warum also hatte er beschlossen, dass seine Tochter und seine Frau das Geschäft, für das er so hart gearbeitet hatte, gemeinsam besitzen sollten? Ihre Stiefmutter war das schwächste Glied von allen – und Presley hatte den Eindruck, als wüsste Kane Harrington das nur zu gut.

Kane übte seine Macht ohne sichtbare Anstrengung aus, rückte näher und besaß auch noch die Frechheit, sie zu umkreisen, was noch mehr Hitze in ihrem Körper aufsteigen ließ. Presley verspürte den unerträglichen Drang wegzulaufen.

Als Kane hinter ihr angekommen war, schlüpfte sie unter Suns Hals hindurch, sodass der Hengst zwischen ihnen stand. Ein Puffer, um die ungewohnte Erregung, die dieser Mann tief in ihr weckte, in den Griff zu bekommen. So sehr sie es auch hasste, das Gefühl beim Namen zu nennen.

Kane hob seine dichten, dunklen Augenbrauen, kommentierte ihren feigen Schritt aber nicht weiter. „So wie ich das sehe, hat Ihre Stiefmutter etwas Illegales getan. Außerdem wäre es sehr peinlich, die Bekanntgabe, dass Sun nun zu den Harrington-Stallungen gehört, zurückziehen zu müssen.“ Über den hohen Rist des Pferdes hinweg warf er Presley einen stahlharten, stechenden Blick zu. Dieser Blick hätte sie wütend machen müssen, jagte ihr jedoch stattdessen einen wohligen Schauer über den Rücken.

„Wenn mein Ruf wegen dieser Angelegenheit beschädigt wird, wird es Ihrer auch“, versicherte er ihr.

Jeder, der dachte, der Kunde habe immer Recht, hatte sich noch nie in einer solchen Situation mit diesem Mann befunden. Ein einziger Blick von ihm reichte, und Presley wusste, dass sie viele Zugeständnisse machen müsste – ob sie es wollte oder nicht.

2. KAPITEL

Kane merkte genau, wann Presley die Erkenntnis traf, dass sie nicht ohne Konsequenzen aus dieser Sache herauskommen würde. Sie konnte ihre Gefühle zwar sehr gut verbergen – doch ihre wunderschönen moosgrünen Augen verrieten sie.

Diese Augen sagten ihm, dass Presley versuchen würde, sich irgendwie aus der Situation herauszuwinden.

„Es tut mir w…w…wirklich leid.“

Kane hätte sich nicht über dieses Stottern freuen und sich nicht wünschen sollen, dass der Grund dafür etwas anderes war als der Druck, den er auf Presley ausübte. Sicher machte ihn das zu einem schlechten Menschen. Dennoch empfand er Genugtuung. Und Neugier.

Hey, ich mag dieses Spielchen.

„Es tut Ihnen also leid, dass Ihre Stiefmutter einen Fehler begangen hat. Wie wollen Sie das bei mir wiedergutmachen?“

Erst als er sah, wie sich ihre Augen erstaunt weiteten, bemerkte er, wie das klang – und das nicht nur wegen seiner Worte. Diese Frau hatte in ihm ein Verlangen entfacht, das seine Stimme rau werden ließ. Eine solche Reaktion hatte er bei keiner einzigen Frau verspürt, seitdem er nach Kentucky zurückgekehrt war.

Verdammt, seit Jahren nicht mehr.

Warum gerade diese Frau? Sie war nicht so auffällig wie die diamantbehängten Prinzessinnen im Haupthaus. Ihr Kleid war zwar hübsch und aus hochwertigem Material, doch so weit, dass er nicht eine einzige Kurve erkennen konnte. Kane hätte gern gewusst, was sich unter dem Stoff verbarg. Er stand nahe genug bei ihr, um noch einen weiteren Unterschied zu bemerken. Jede Frau, die er heute Abend getroffen hatte, trug Make-up, doch Presley Macarthurs Gesicht war klar und rein. Noch nicht einmal ein getöntes Lipgloss betonte ihre sinnlichen Lippen.

Plötzlich verengte sich ihr Blick, und sie richtete sich etwas auf. „Was genau meinen Sie?“

Ihr Widerstand faszinierte ihn. Das Letzte, was er wollte, war eine schwache Frau, um die man sich ständig kümmern musste – denn wie Emily nur zu gut bewiesen hatte, lag dort seine Schwachstelle. Vor ihm stand eine attraktive Frau, die ganz offensichtlich ihr eigenes Geschäft mit viel Verstand leitete. Sie war also klug und ließ sich nicht leicht einschüchtern. Kane würde sich etwas einfallen lassen müssen, um den Verlust auszugleichen.

Er schüttelte den Kopf und ignorierte ihre Frage, während er in Gedanken dieses Rätsel zu lösen versuchte. Dabei war er sich sehr wohl darüber bewusst, dass sein Schweigen an sich schon bedrohlich wirkte. Was passierte gerade mit ihm? Zuerst seine Wut. Und nun dachte er nach … über?

Erpressung?

Klar, das würde ihn natürlich ungemein weiterbringen, wenn es darum ging herauszufinden, was sich unter Presleys weitem Kleid verbarg. Keine gute Idee. Plötzlich kam ihm etwas sehr Unanständiges in den Sinn. Als könnte sie seine Gedanken lesen, warf Presley ihm einen misstrauischen Blick zu. Kane verließ sich immer auf seine Instinkte, doch normalerweise handelte er nicht überstürzt. Er dachte gründlich über alles nach, wägte die Konsequenzen ab und machte Pläne. Mason war der impulsivere der beiden Brüder.

Nicht heute Abend.

Die Gelegenheit war einfach zu günstig. „Sie müssen das für mich wieder in Ordnung bringen.“

„Ich an Ihrer Stelle würde sehr gut überlegen, bevor Sie versuchen, mich zu etwas Unangemessenem zu zwingen“, unterbrach sie ihn.

„Oh, das würde ich nie tun.“ Sein trügerisch beruhigender Ton verwirrte sie, und Kane nutzte die Gelegenheit, um ebenfalls unter Suns Hals hindurchzuschlüpfen und in ihren Bereich einzudringen. Presley versteifte sich noch mehr.

Das gefiel ihr anscheinend überhaupt nicht.

Oder doch? Er war ihr so nah, dass er ihren beschleunigten Pulsschlag an ihrem zarten Hals sah und wahrnahm, wie ihre Zunge langsam über ihre leicht geöffneten rosa Lippen strich. Und er bemerkte, dass ihr Blick hinab zu seiner Anzughose und seinem Hemd wanderte, um dann schnell zu seinem Gesicht zurückzukehren. Ihre Augen verdunkelten sich in einem Anflug von Schuldbewusstsein.

Sicher war es nicht verwerflich, dieses Interesse zu seinem Vorteil zu nutzen. Egoistisch vielleicht. Davon würde er sich aber nicht abhalten lassen. „Ich glaube aber, dass wir beide uns sehr, sehr gut kennenlernen werden.“

„Was?“ Das Kieksen in ihrer Stimme und die Schamröte, die sich auf ihren Wangen ausbreitete, zeigten Kane, dass er einen Nerv getroffen hatte.

„Macarthur.“ Er rückte näher an sie heran und trieb sie an die Wand. „Ihr Name ist mir bekannt, Presley. Ihre Stallungen. Ihre Familie.“ Er hatte den Eindruck, dass sein Grinsen sie nicht gerade beruhigte. „Und jedem anderen in diesem Staat und darüber hinaus.“

„Und?“

Ah, dieser atemlose Ton gefiel ihm. „Wenn wir also zusammen wären, würde Ihr Gütesiegel die Harrington-Stallungen auszeichnen.“

„Zusammen?“

Ihre hohe Stimme klang nervös. Mit einer Hand stützte er sich über ihrer Schulter an der Wand ab. Hatte er sie einsilbig werden lassen? Der Gedanke ließ ihn breiter grinsen. Seine Nähe brachte sie aus dem Konzept, und sie schien sich unter seiner Aufmerksamkeit zu winden. Aber nicht aus Furcht. Dieses Wissen bereitete ihm besonderes Vergnügen.

„Angeblich zusammen“, erläuterte er. „Wir könnten den Eindruck vermitteln, dass wir etwas am Laufen haben.“ Ihr Stirnrunzeln trieb ihn voran. „Alle glauben lassen, dass wir ein Liebespaar sind.“

Die Schöne vor ihm verschloss sich urplötzlich. „Ähm, nein.“

„Sind Sie sich sicher?“

Autor

Dani Wade

Als Jugendliche erstaunte Dani Wade die Mitarbeiter der örtlichen Bibliothek regelmäßig. Sie lieh sich wöchentlich bis zu zehn Bücher aus – und las diese dann tatsächlich bis zu ihrem nächsten Besuch. Sie stellte sich gerne vor, selbst in der Rolle der weiblichen Heldin zu stecken. Vielleicht gelingt es ihr auch...

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