Herz aus Feuer, Herz aus Eis

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Rache ist heiß! In einem Restaurant gießt die junge Schauspielerin Mia dem Kritiker Bryn Dwyer kurzerhand Kaffee über die Hose. Schließlich hat er ihre Karriere zerstört! Aber statt wütend zu sein, macht ihr Feind einen skandalösen Vorschlag: Mia soll seine Ehefrau spielen …


  • Erscheinungstag 03.09.2022
  • ISBN / Artikelnummer 9783751517812
  • Seitenanzahl 130
  • E-Book Format ePub
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Leseprobe

1. KAPITEL

„Es ist nicht zu fassen! Wie kann er so was über mich schreiben!“ Mia warf die Zeitung auf den Tisch; ihre grauen Augen sprühten vor Zorn. „Die erste große Rolle auf der Bühne, und er verreißt mich gnadenlos! Meine Karriere ist zu Ende, bevor sie richtig anfängt.“

„Ich würde das nicht so tragisch nehmen“, sagte Shelley besänftigend. Sie war dabei, den Geschirrspüler in Tony Petrellis Café zu bestücken. „Bryn Dwyer verreißt so ziemlich jeden. Hast du seine Rundfunksendung von gestern nicht gehört? Der Gast, den er interviewt hat, muss sich wie der letzte Idiot vorgekommen sein. Das ist eben sein Stil; deswegen hat er diese fantastische Einschaltquote.“

„Ich hasse ihn wie die Pest, und wenn sich mir je die Gelegenheit bietet, dann sage ich ihm das persönlich.“

„Wer weiß, vielleicht hast du Glück.“ Shelley stellte die Spülmaschine an und richtete sich auf. „Die letzten drei Tage kam er jeden Morgen zum Frühstück, immer mit einer anderen Begleiterin. Du solltest sehen, wie Tony um ihn herumschwänzelt! Einfach widerlich.“

„Bryn Dwyer? Hier bei uns?“, wiederholte Mia hoffnungsvoll.

„Hör zu, Mia! Du bist erst ein paar Tage hier und hast die Stelle nur bekommen, weil ich ein gutes Wort für dich eingelegt habe. Wenn du …“

„Einen Cappuccino und einen Koffeinfreien mit extra Milch für Tisch sieben.“ Der Besitzer Tony Petrelli knallte die Bestellung auf die Theke. „Und ein bisschen dalli, wenn ich bitten darf. Unser Stargast gibt sich wieder die Ehre.“

Mia warf einen verstohlenen Blick in den Saal und stieß einen Pfiff aus. Ein breitschultriger dunkelhaariger Mann und eine attraktive Brünette saßen an einem der runden Tische und unterhielten sich angeregt. „Wenn man vom Teufel spricht …“

Shelley packte sie beim Arm. „Mach keinen Mist! Du kennst Tony, er feuert dich auf der Stelle, wenn du einem Kunden frech kommst, erst recht einem Stargast.“

Mia schob Shelleys Hand beiseite. „Ich glaube, in diesem Fall lasse ich es darauf ankommen.“ Sie griff nach dem Tablett mit dem Cappuccino und dem Koffeinfreien und machte sich auf den Weg zu Tisch sieben.

Bryn Dwyer saß mit dem Rücken zu ihr, und Mia nahm unwillkürlich die durchtrainierten Muskeln wahr, die sich unter dem exklusiven hellblauen Hemd deutlich abzeichneten. Die lässig hochgekrempelten Manschetten zeigten braune Handgelenke mit feinen dunklen Härchen und eine teure Armbanduhr. Das dunkelbraune Haar war dicht und leicht gewellt – allem Anschein nach benutzte der Mann keinen Kamm, sondern seine langen schlanken Finger, um es in Ordnung zu halten.

Bryn Dwyer war Australiens populärster Radiomoderator. Sein Programm lief täglich zur Hauptsendezeit, und zusätzlich schrieb er eine wöchentliche Kolumne für eine der Tageszeitungen. Sein Foto erschien in sämtlichen Magazinen, besonders oft in Frauenzeitschriften, nachdem man ihn im letzten Monat das zweite Mal zum Junggesellen des Jahres gekürt hatte. Und aufgrund erfolgreicher Investitionen auf dem Immobilienmarkt war er mit dreiunddreißig Multimillionär. Er besaß, wovon die meisten Menschen nur träumten: fabelhaftes Aussehen, Reichtum und Ruhm.

Mia warf einen kurzen Blick in die Spiegelwand: Würde er sie von der gestrigen Theateraufführung wiedererkennen? Kaum. In dem T-Shirt und Minirock, ohne Make-up, das schulterlange blonde Haar zu einem Pferdeschwanz hochgebunden, sah sie wie jede x-beliebige Kellnerin aus.

„Schönen guten Morgen, die Herrschaften“, grüßte sie, wobei sie zur weiteren Tarnung einen irischen Akzent nachahmte. „Ein Cappuccino, ein Koffeinfreier. Wer bekommt was?“

„Der Koffeinfreie ist für mich“, erwiderte die Brünette mit einem freundlichen Lächeln.

Mia stellte den Kaffee auf den Tisch und wandte sich Bryn Dwyer zu. „Und für Sie der Cappuccino?“

Er nickte, ohne von dem Schriftstück vor ihm aufzusehen.

„Bitte sehr.“ Mit einer zügigen Geste schüttete sie ihm das heiße Getränk in den Schoß.

Entgeistert sprang Bryn vom Stuhl auf. „Was fällt Ihnen ein?“

„Oh! Das tut mir aber leid … Wie ungeschickt von mir! Ich bringe Ihnen sofort einen neuen …“

„Sparen Sie sich die Mühe!“, fuhr er sie wütend an, dann kniff er die Augen zusammen. „Kenne ich Sie nicht von irgendwoher?“

„Das ist unmöglich. Ich bin Ihnen noch nie begegnet.“ Sie wandte sich ab und wollte gehen, doch er packte sie am Arm. „Jetzt erinnere ich mich! Sie sind das Mädchen in dem Werbespot für Toilettenpapier, stimmt’s?“

Mia schüttelte seine Hand ab. „Sie müssen mich verwechseln“, entgegnete sie kühl.

„Ich vergesse nie ein Gesicht, und Ihres ist …“

Sie sind entlassen!“ Zornbebend eilte Tony Petrelli durch den Saal auf sie zu. „Fristlos entlassen! Haben Sie mich verstanden, Miss Forrester?“

Bryn runzelte die Stirn. „Forrester? Mia Forrester?“

„Es tut mir sehr leid, Mr. Petrelli“, sagte sie und vergaß ganz den irischen Akzent. „Die Tasse ist mir aus der Hand gerutscht.“

„Sie lügen! Sie haben es absichtlich getan, ich habe alles mit angesehen. Verlassen Sie mein Café, und zwar sofort!“ Tony wandte sich an Bryn. „Bitte entschuldigen Sie das schockierende Verhalten meiner Angestellten, Mr. Dwyer. Oder vielmehr meiner Ex-Angestellten. Ich werde dafür sorgen, dass sie für den Schaden aufkommt. Darf ich Ihnen einen frischen Cappuccino bringen? Vielleicht mit einem unserer speziellen Buttercroissants? Natürlich auf Kosten des Hauses.“

„Danke, nein.“ Bryn lächelte flüchtig. „Allerdings würde ich mit Ihrer – äh – Ex-Angestellten gern ein ernstes Wort sprechen.“ Er musterte Mia von oben bis unten.

„Mit mir?“ Alarmiert trat sie einen Schritt zurück. „Ich wollte gerade gehen.“

„Nicht so schnell, Miss Forrester, Ihr ehemaliger Boss hat mit Sicherheit nichts dagegen, wenn ich Sie einen Augenblick in Anspruch nehme.“ Er umschloss ihr Handgelenk mit eisernem Griff.

Hilfesuchend sah Mia sich nach Tony um, aber er war bereits an die Theke zurückgekehrt.

Die Brünette erhob sich. „Dann gehe ich jetzt, Bryn.“ Freundlich streckte sie Mia die Hand entgegen. „Ich bin Annabelle Heyward, Miss Forrester. Mr. Dwyers Agentin.“

„Sie Ärmste!“ Mia schüttelte die dargebotene Hand. „Nett, Sie kennenzulernen – trotz der miesen Begleitung.“

„Wie bitte?“ Empört runzelte Bryn die Stirn.

„Ich rufe Sie später wegen der Einschaltquote an.“ Annabelle nickte ihm zu und verließ das Café, ein amüsiertes Funkeln in den Augen.

„Lassen Sie mich los!“, zischte Mia. „Alle schauen uns an.“

„Das ist mir gleichgültig. Wenn Sie meinen, Sie können mir ungestraft Kaffee über die Hose schütten, dann haben Sie sich geirrt.“

Sie hob das Kinn. „Ich wurde bestraft. Haben Sie nicht gehört, dass Tony mich entlassen hat?“

„Mit vollem Recht. Was haben Sie sich dabei gedacht? Was habe ich Ihnen getan?“

„Das fragen Sie noch?“ Erbost schüttelte sie seine Hand ab. „Ihretwegen bin ich meinen Job als Kellnerin los und vielleicht auch meinen Vertrag mit Peach Pie Productions. Und alles nur wegen Ihrer blödsinnigen Rezension in der Zeitung. Das war meine erste richtige Rolle auf der Bühne! Die Hauptdarstellerin wurde krank, und ich durfte einspringen. Und bloß, weil Sie so voreingenommen und überheblich sein mussten, kann ich meine gerade begonnene Karriere beim Theater in den Wind schreiben und …“

„Oh, das waren Sie.“ Er strich sich mit der Hand über das Kinn.

„Allerdings. Das war ich.“

„Na und? Sie haben eine negative Kritik bekommen. Was ist schon dabei?“

„Sie … Sie …“ Mia trat einen Schritt vor und stach ihm den Zeigefinger auf die Brust. „Sie arroganter, selbstgefälliger Wichtigtuer! Bloß weil es Ihnen nicht gefallen hat, bilden Sie sich ein, Sie können mich einfach derart verreißen. Aber da haben Sie sich die falsche Person ausgesucht, das lasse ich mir nicht gefallen. Schon gar nicht von einem Chauvi wie Ihnen! Wenn ich Ihretwegen meinen Vertrag verliere, dann werden Sie das bitter bereuen, das verspreche ich Ihnen.“

Bryn betrachtete die kleine Xanthippe mit steigendem Interesse. Wann hatte ihm jemand das letzte Mal so unverblümt die Meinung gesagt? Die meisten Menschen – und besonders die Frauen – dachten nur daran, ihm Honig um den Bart zu schmieren. Nicht sie! Mit den blitzenden Augen und dem wippenden Pferdeschwanz glich sie einem Schulmädchen, aber nicht einer Verführerin, die sie gestern in Theodore Frankstons neuem Drama so erbärmlich gespielt hatte.

„Sie sollten bei Toilettenpapier-Werbespots bleiben“, sagte er. „Oder die Branche wechseln und sich einen anderen Beruf suchen.“

„Wie wär’s, wenn Sie Ihre Persönlichkeit wechseln?“, konterte Mia wütend.

Bryn unterdrückte ein Lächeln und musterte sie unauffällig. Sie hatte die schlanke Figur und den klaren, rosigen Teint derer, die ihre Freizeit an der frischen Luft verbrachten. Ihr ungeschminktes Gesicht besaß eine bezaubernde natürliche Schönheit. Sie war genau der Typ, der Großtante Agnes gefiel – und die ideale Lösung für ein Problem, mit dem er sich seit Monaten herumschlug.

„Hören Sie, Miss Forrester …“ Er zog sie ein wenig beiseite, damit die Gäste am Nebentisch ihrer Unterhaltung nicht folgen konnten. „Es tut mir leid, dass Sie meinetwegen entlassen wurden. Andererseits verstehe ich nicht, wieso ein Talent wie Sie als Kellnerin arbeitet.“

„In Ihrem Artikel steht nichts von Talent; da heißt es, und ich zitiere, ‚… der klägliche Versuch einer jungen und unerfahrenen Schauspielerin, die Femme fatale zu verkörpern‘. Sind das Ihre Worte oder nicht?“

„So ungefähr.“

„Was? Sie erinnern sich nicht, was Sie über mich geschrieben haben?“

„Herrgott noch mal!“ Er fuhr sich mit den Fingern durch das Haar. „Ich war unter Termindruck und kam spät nach Hause, weil ich noch mit Freunden aus war …“

„Wollen Sie etwa sagen, Sie waren betrunken, als Sie den Artikel geschrieben haben?“

„Natürlich nicht!“ Verstohlen sah er sich um. „Können Sie nicht leiser sprechen? Auf diese Art von Publicity kann ich im Moment verzichten.“

Mia richtete sich zu ihrer vollen Größe auf, doch im Vergleich zu seinen zwei Metern kam sie sich wie eine Liliputanerin vor. „Ihre Karriere ist mir schnuppe, nach dem, wie Sie mit meiner umgegangen sind.“

Er biss sich auf die Lippe. „Okay, ich mache Ihnen einen Vorschlag. Hier ist meine Visitenkarte – rufen Sie mich an, falls Ihr Vertrag gekündigt wird. Dann helfe ich Ihnen, ein neues Engagement zu finden.“

Mia nahm die Karte, riss sie in Stücke und warf sie ihm vor die Füße. „Darauf verzichte ich. Und meinen Bekannten sage ich, dass sie ab sofort Ihr Programm nicht mehr einschalten sollen. Falls es Sie interessiert – ich habe einen sehr großen Bekanntenkreis.“ Damit ließ sie ihn stehen und rauschte davon.

Bryn schaute ihr nach. Das Letzte, was er von ihr sah, bevor sie in der Küche verschwand, war der wippende Pferdeschwanz. Er lächelte: Ja, Mia Forrester würde Tante Agnes gefallen.

Er zog das Handy aus der Hosentasche und wählte. „Annabelle? Können Sie mir Theodore Frankstons Nummer geben? Und den Namen und die Telefonnummer von Mia Forresters Agent?“

„Wozu?“, fragte Annabelle argwöhnisch.

„Ich habe eine großartige Idee. Sie jammern doch andauernd, dass ich mein Image verbessern soll, damit die Einschaltquote wieder steigt. Jetzt weiß ich, wie ich das erreiche.“

„Wenn das so ein verrückter Einfall ist wie Ihr letzter, dann übernehme ich für die Folgen keine Verantwortung. Seit dieser Geschichte mit einer verheirateten Frau stehen Sie bei den Zuhörerinnen nicht sehr hoch im Kurs.“

„Serena Riley war geschieden – oder so gut wie geschieden.“

„Was auch immer. Die Affäre mit ihr hat Ihnen sehr geschadet und …“

„Genau darum geht es. Hören Sie zu: Ich verliebe mich in eine junge, unerfahrene Schauspielerin und sie sich in mich, obwohl ich sie einen Tag vorher in meiner Kolumne gnadenlos verrissen habe … Es ist die perfekte Lovestory, wie in einem Hollywoodfilm, und genau, was die Frauen lieben. Na, was sagen Sie jetzt?“

Die Agentin stöhnte. „Ich bin sprachlos.“

„Annabelle! Jede Frau in Sydney wird am Radio sitzen, um den Fortgang zu verfolgen. Die Idee ist genial.“

„Und wie wollen Sie Mia Forrester dazu überreden, sich in Sie zu verlieben? Ich hatte nicht gerade den Eindruck, dass sie zu Ihrem Fanklub gehört.“

„Das lassen Sie nur meine Sorge sein. Was ich von Ihnen brauche, sind die Telefonnummern, um den Rest kümmere ich mich selbst. Ciao.“

Eine Stunde später rief er Theodore Frankston an. Das Gespräch war kurz und sachlich.

„Ihre Rezension war wirklich sehr miserabel, Dwyer“, meinte der Autor, nachdem Bryn sich am Telefon vorgestellt hatte.

„Mia Forrester auch. Sie eignet sich überhaupt nicht für diese Rolle. Wenn Sie die Femme fatale nicht umbesetzen, dann wird Ihr Stück ein Reinfall.“

„So? Und wenn ich mich weigere?“

„Dann empfehle ich meinen Zuhörern heute Nachmittag, dass sie sich das Geld für die Eintrittskarte sparen und lieber den Fernseher einschalten sollen. Und Peach Pie Productions – Ihr Produzent, Theo – verliert seine Sponsoren.“

Einen Moment lang herrschte Schweigen. „Das Ganze gefällt mir nicht“, murrte der Autor. „Zugegeben, es fehlt ihr an Erfahrung, doch das wird sich ändern. Ich mag Mia – sie gefällt mir.“

„Mir auch. Ich kümmere mich um sie, machen Sie sich keine Sorgen.“

„Sie sind ein arroganter Hund, Dwyer. Hat Ihnen das noch niemand gesagt?“

Bryn schmunzelte. „Doch. Es war äußerst erfrischend. Bis bald, Theo.“ Er legte auf und wählte die Nummer von Mias Agentin.

Das Gespräch mit Roberta Askinthorpe verlief ebenso erfolgreich. Bryn kannte sie von verschiedenen Partys und hatte ein paar Mal mit ihr geflirtet. Er wusste, dass sie ihm einen Gefallen tun würde.

„Hallo, Bryn!“, gurrte Roberta. „Rufst du an, um dich für Mias schlechte Kritik zu entschuldigen?“

„Natürlich nicht.“

Sie lachte. „Wie dumm von mir. Seit wann entschuldigt sich Bryn Dwyer für das, was er sagt oder schreibt?“

„Ich brauche deine Hilfe, Roberta, aber es muss unter uns bleiben.“

„Dein Wunsch ist mir Befehl, Darling.“

„Ich möchte, dass du Mia Forrester vorübergehend aus deiner Kartei streichst.“

„Warum? Sie ist sehr talentiert und außerdem ein netter Mensch. Ich weiß, die Rolle in Theodores Stück ist nichts für sie, aber Sabina wurde in letzter Minute krank und Peach Pie Productions brauchte Ersatz. Davon ganz abgesehen – Schauspieler, vor allem Anfänger, müssen ihr Repertoire erweitern.“

„Das wird sie – ich habe eine Rolle für sie.“

„Aber wie soll ich ihr erklären, dass ich sie nicht mehr vertrete?“

„Nimm meinen Artikel zum Vorwand. Du kannst ja später wieder ihre Agentin werden. Ich will nur, dass sie im Moment auf dem Trockenen sitzt, damit sie mein Angebot akzeptiert.“

„Das klingt ja sehr geheimnisvoll. Du hast dich doch nicht in sie verliebt, oder?“

Bryn lachte. „Roberta! Du solltest doch wissen, dass ich mich nicht verliebe.“

„Das mag sein, aber Mia ist nicht wie andere Frauen … Was hast du mit ihr vor?“

„Schalte meine Sendung ein, dann wirst du es erfahren. Und vergiss nicht – dieses Gespräch bleibt unter uns.“

„Schön. Aber es kostet dich ein Dinner.“

„Einverstanden.“

„In Paris!“

Bryn lächelte und legte auf.

2. KAPITEL

Das Telefon klingelte, als Mia ihre Wohnung betrat. Sie überlegte, ob es nicht besser wäre, den Anruf einfach zu ignorieren.

„Hebst du ab?“, rief ihre Freundin und Mitbewohnerin Gina aus dem Badezimmer.

„Okay.“ Sie nahm den Hörer ab. „Hallo?“

„Mia? Ich bin’s, Ellie.“ Ihre kleine Schwester!

„Ellie! Wo bist du? Noch in Südamerika? Die Verbindung ist fürchterlich.“

„Ich weiß. Hör zu, Mia, ich … ich habe Schwierigkeiten.“ Ein Schluchzen kam aus der Leitung.

Mia erschrak. „Was ist passiert, Ellie?“

„Ich bin verhaftet worden.“

Verhaftet? Wo? Warum?“

„In Brasilien, bei einer Protestkundgebung. Es ging um den Regenwald im Amazonas … Und jetzt sitze ich im Gefängnis und brauche Geld, damit sie mich freilassen.“

„Oh Gott, Ellie! Ich telefoniere sofort mit Mum und Dad.“

Nein! Bitte nicht, Mia. Ich will ihnen den Urlaub nicht verderben.“

„Aber wir müssen sie informieren, Ellie!“

„Mia! Bitte ruf sie nicht an. Dad kriegt einen Herzinfarkt, wenn er das hört. Du weißt, die Ärzte haben ihm seit dem letzten Anfall jede Aufregung verboten.“

„Was ist mit unserem Schwager? Ich bin sicher, Jake schickt dir das Geld sofort.“

„Wenn Ashleigh erfährt, dass ich im Gefängnis bin, flippt sie aus, du kennst sie. Bitte sag ihnen nichts.“

Mia seufzte. Sie wusste, wie dickköpfig ihre kleine Schwester war. „Okay. Wie viel brauchst du?“ Als Ellie die Summe nannte, erblasste sie. „W…wie soll ich dir das Geld schicken?“

„Überweise es mir einfach. Zum Glück hatte ich meine Kreditkarte in der Hosentasche und den Reisepass auch, als mir der Rucksack gestohlen wurde. Mit dem Flugticket!“

„Du Ärmste! Aber mach dir keine Sorgen, ich kümmere mich um das Geld. Ein paar Tage wird es wohl dauern – mein Bankkonto ist im Moment ziemlich leer.“

„Danke, Mia. Es tut mir wirklich leid, dass ich dich in diese Geschichte hineinziehen muss, aber du bist die Einzige … Ich will nicht, dass Mum und Dad damit belastet werden. Du wirst den Mund halten, nicht wahr?“

„Ehrenwort. Vielleicht sollte ich die australische Botschaft in Brasilien verständigen, damit sie Bescheid wissen und dir …“

„Nein, lass mir nur das Geld zukommen. Ich kenne hier jemanden, der mir weiterhilft. Das geht bedeutend schneller als mit der Botschaft.“

„Ich mache mir solche Sorgen, dass dir etwas passiert …“

„Das brauchst du nicht, Mia, wirklich. Ich muss jetzt auflegen, der Wärter wird schon ungeduldig. Sobald ich entlassen bin, rufe ich dich an, das verspreche ich. Und noch mal … Vielen, vielen Dank. Mach’s gut.“

„Du auch …“ Sie legte auf und starrte das Telefon an. Die Summe, die Ellie benötigte, war nicht enorm, aber wenn Peach Pie Productions ihren Vertrag kündigte, dann wurde es kritisch. Vor allem, nachdem der Job im Café auch futsch war …

Wieder klingelte es. Diesmal war Theodore am Apparat, um ihr mitzuteilen, dass er die Rolle in seinem Stück mit einer anderen Schauspielerin besetzt hatte.

„Aber ich …“

„Tut mir leid, Mia, es ging nicht anders. Nach dem, was heute in der Zeitung steht, drohen meine Sponsoren mit einem Rückzieher. Vielleicht ein andermal wieder …“

Mia war fassungslos. Schlimmer konnte es kaum werden. Eine schlechte Besprechung hatte genügt, um ihr Engagement zu beenden. Den Job im Café war sie los. Und Ellie saß in einem Gefängnis in Brasilien und brauchte so schnell wie möglich Geld.

Sie atmete ein paar Mal tief durch, dann straffte sie die Schultern. Sie würde etwas finden, eine neue Rolle, einen Werbespot, was auch immer.

Sie wählte die Nummer ihrer Agentin, doch auch dieses Gespräch verlief niederschmetternd.

„Sorry, Mia, ich bin im Moment völlig überlastet.“

„Roberta …“

Aber Roberta hatte bereits aufgelegt.

„Stimmt was nicht?“, fragte Gina, als sie aus dem Badezimmer kam. „Du machst ein Gesicht, als wärst du dabei, einen Mord zu planen.“

„So ungefähr“, erwiderte Mia böse, während sie sich suchend umsah. „Hast du meine Autoschlüssel gesehen?“

„Nein. Wohin willst du?“

„Zu dem Typen, dem ich es verdanke, dass ich arbeitslos bin. Der kann sich auf was gefasst machen!“

„Du bist entlassen worden?“, fragte Gina ungläubig.

Mia fand den Schlüsselbund unter einem der Sofakissen und griff danach. „Ja, von Peach Pie Productions und von Tony Petrelli. Und Roberta hat mir eben mitgeteilt, dass sie mich nicht länger vertreten kann, weil sie angeblich überlastet ist.“

„Aber warum denn? Ich finde, du warst spitze in der Aufführung gestern Abend, trotz allem, was in der Zeitung steht.“

„Du hast es also gelesen – und mit dir vermutlich die halbe Stadt. Wie soll ich jetzt eine neue Rolle finden? Oder einen anderen Agenten?“

„Nimm es dir nicht so zu Herzen, Mia“, versuchte Gina sie zu trösten. „Jeder Schauspieler bekommt ab und zu eine schlechte Kritik, das ist unvermeidlich. Vielleicht ist ein Agentenwechsel gar nicht übel.“

Mia biss die Zähne zusammen. Die Sorge um Ellie vergrößerte nur ihre Wut auf Bryn Dwyer. Er war Schuld, und dafür würde er büßen!

Autor

Melanie Milburne

Eigentlich hätte Melanie Milburne ja für ein High-School-Examen lernen müssen, doch dann fiel ihr ihr erster Liebesroman in die Hände. Damals – sie war siebzehn – stand für sie fest: Sie würde weiterhin romantische Romane lesen – und einen Mann heiraten, der ebenso attraktiv war wie die Helden der...

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