Ich heirate einen Millionär

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Dominique ist eine echte Traumfrau: schön, sexy und gebildet! Der elegante Brauerei-Besitzer Charles Brandon kann sein Glück kaum fassen, dass die blonde PR-Managerin seine leidenschaftlichen Gefühle erwidert: Obwohl sie sich erst kurz kennen ...


  • Erscheinungstag 06.10.2018
  • ISBN / Artikelnummer 9783733759490
  • Seitenanzahl 130
  • E-Book Format ePub
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Leseprobe

1. KAPITEL

„Musst du eigentlich jeden Freitag pokern?“

Im Spiegel sah Charles eine sehr schöne Blonde bäuchlings auf seinem Kingsizebett liegen. Das herrlich goldfarbene Haar umspielte ihre schmalen Schultern, während sie den Kopf auf die Hände gestützt hielt. Ihr Blick aus großen himmelblauen Augen begegnete seinem, und sie versuchte, ihn damit umzustimmen.

Charles zögerte, aber nur für einen Moment, dann knöpfte er sein graues Seidenhemd weiter zu. Auch wenn es ihn reizte, sich wieder zu der Blonden aufs Bett zu legen, konnte er unmöglich den jeden Freitag stattfindenden Pokerabend ausfallen lassen.

„Meine Freunde und ich haben schon vor einiger Zeit ein Abkommen geschlossen“, erklärte er nun. „Wenn wir an einem Freitagabend in Sydney sind, müssen wir erscheinen. Eigentlich reicht schon, in Australien zu sein. Wir können Treffen nur absagen, wenn wir uns in Übersee oder im Krankenhaus befinden. Und sogar als Rico dort letzten Winter nach einen Skiunfall behandelt wurde, bestand er darauf, dass wir zu ihm kommen, um in seinem Krankenzimmer zu spielen.“

Charles lächelte, während er an seinen besten Freund und dessen Pokerleidenschaft dachte. „Ich schätze mal, falls Rico wieder heiratet – was unwahrscheinlich ist –, wird er uns bitten, ihn in die Flitterwochen zu begleiten, damit er nicht auf seinen wöchentlichen Pokerabend verzichten muss. Ich dagegen habe während der gesamten vier Wochen meiner Hochzeitsreise gern darauf verzichtet“, fügte er mit einem jungenhaften Lächeln hinzu.

„Deine Frau wäre sonst auch verstimmt gewesen.“

„Tatsächlich?“ Lächelnd wandte er sich ihr zu. „Und wie verstimmt?“

„Ernsthaft.“

„Und, sind Sie das heute Abend auch, Mrs. Brandon?“, fragte er neckend.

Die Blonde zuckte die Schultern und rollte sich auf den Rücken, bevor sie sich genüsslich auf dem Satinlaken räkelte. Charles versuchte, ihre perfekte Figur und ihre Schönheit zu ignorieren. Aber es war schwer, nicht darin zu schwelgen: Dominique verkörperte wahr gewordene Männerfantasien und gehörte ganz allein ihm.

Dabei konnte er immer noch nicht fassen, dass es ihm gelungen war, die Hand – und die Liebe – dieses herrlichen Geschöpfes für sich zu gewinnen. Und sie liebte ihn wirklich. Er wusste, wann Zuneigung nicht nur geheuchelt war. Dazu hatte er sich oft genug mit Frauen verabredet, die es nur auf sein Geld abgesehen hatten.

Während Dominique ihn unter ihren langen Wimpern ansah, seufzte sie. „Ich schätze mal, ich kann einige Stunden ohne dich auskommen. Ich muss mich sowieso daran gewöhnen, da du ja am Montag wieder arbeiten gehst.“

Arbeiten? Bei der Vorstellung stöhnte Charles auf, und das war noch nie vorgekommen. Nachdem die Familienbrauerei Brandon Beer vor zwanzig Jahren vor dem Bankrott gestanden hatte – aufgrund der Verschwendungssucht seines Vaters –, hatte ihr Charles sein Leben gewidmet, das Studium abgebrochen, Schwierigkeiten als Herausforderung angesehen und Überstunden nicht gezählt. Dabei war es ihm gelungen, Brandon Beer wieder zum Exportschlager zu machen. Gleichzeitig hatte er sich auch noch ein halbes Dutzend Hotels in Sydney gekauft, wobei ihm jedes ein beträchtliches Vermögen einbrachte, seitdem dort „Einarmige Banditen“ standen.

Während sich Charles zu einem der erfolgreichsten Geschäftsmänner Australiens hochgearbeitet hatte, mussten Ehe und Familie warten. Doch seitdem er Dominique kannte und mit ihr verheiratet war, spielte die Arbeit für ihn nur noch eine untergeordnete Rolle. Investitionsmöglichkeiten, Marktforschungsergebnisse und Expansionsprogramme interessierten ihn nicht mehr so sehr wie früher. Und obwohl seine Flitterwochen jetzt zu Ende waren, konzentrierte er sich vorwiegend auf Dinge, die nichts mit der Arbeit zu tun hatten.

Die Vorstellung, in nächster Zukunft eine Familie zu gründen, fand er fast genauso aufregend wie die Frau an seiner Seite. Dominique wollte wenigstens zwei Kinder haben und hatte beschlossen, kommenden Monat die Pille abzusetzen. Das kam Brandon sehr entgegen, genauso wie ihre Entscheidung, als seine Ehefrau nicht wieder arbeiten zu gehen. Ihre Stellung in der Marketing-Abteilung von Brandon Beer hatte sie bereits aufgegeben, nachdem sie seinen Heiratsantrag angenommen hatte. Es war ihr nicht richtig vorgekommen, auch weiterhin dort zu arbeiten.

Natürlich hätte sie mit ihrer Persönlichkeit und ihrem guten Aussehen im Handumdrehen eine neue Anstellung bekommen, und er hatte ihr auch zu verstehen gegeben, dass sie nicht glauben solle, er sei dem altmodischen Gedanken verfallen, seine Frau dürfe nicht arbeiten. Aber sie hatte erklärt, sie wolle die nächsten Jahre erst einmal als seine Ehefrau und Mutter seiner Kinder Karriere machen. Vielleicht würde sie wieder arbeiten gehen, wenn ihr jüngstes Kind eingeschult wurde.

Charles hielt sich durchaus für modern, musste aber zugeben, dass ihm die Vorstellung gefiel, seine Frau vorzufinden, wenn er von der Arbeit nach Hause kam, und sich von ihr verwöhnen zu lassen. Ohnehin schien es ihr ein besonderes Anliegen zu sein, ihn zu umsorgen.

„Ich werde dich schrecklich vermissen“, sagte sie jetzt und klang ein wenig vorwurfsvoll. „Bist du ganz sicher, dass du am Montag wieder zur Arbeit musst?“, fragte sie dann und warf ihm den verführerischsten Blick seit Adam und Eva zu, woraufhin sich bei Charles sofort etwas regte. Er würde es zwar heute Abend einige Stunden ohne Dominique aushalten, aber die Vorstellung, in Zukunft nicht mehr mit ihr schlafen zu können, wann immer ihm der Sinn danach stand, behagte ihm gar nicht. Flitterwochen konnten einen ganz schön aus der Bahn werfen, genauso wie schöne Ehefrauen, die einem keinen Wunsch abschlugen.

„Ich schätze, eine Woche kann ich schon noch freimachen“, sagte er nun und dachte: Meine Mitarbeiter werden auch fünf weitere Tage klarkommen, ohne dass ich persönlich erscheine. Wozu gab es Telefon und Internet? „Dann hätten wir ein bisschen Zeit, um uns nach unserer neuen Bleibe umzusehen.“ Er wollte sein Penthouse gegen ein Einfamilienhaus in einem Nobelvorort Sydneys eintauschen. Dann müsste er auch nicht mehr jeden Tag die Harbour Bridge überqueren, wenn er zur Arbeit fuhr.

„Was für ein wunderbarer Einfall!“, rief Dominique jetzt und strahlte. „Aber kannst du wirklich auf die Arbeit verzichten? Ich meine, deinen Ruf als Workaholic hast du ja wohl nicht umsonst!“

Gespielt wehmütig erwiderte Charles ihren Blick. „Du weißt doch, dass ich fast alles tun würde, um dir einen Gefallen zu tun. Du hast mich verhext“, flüsterte er dann und beugte sich über sie.

„So, habe ich das?“ Sie sprach ganz leise und lasziv, und er stand sofort in Flammen. Dabei war er bald einundvierzig Jahre alt und kein unerfahrener Siebzehnjähriger mehr. Aber er konnte von Dominique einfach nicht genug bekommen. Auch das war ihm noch bei keiner Frau passiert, und er hatte auch noch keine so geliebt.

Zärtlich strich sie ihm jetzt übers Gesicht. „Ich kann mir gar nicht vorstellen, Darling, wie du dich in dieser Verfassung aufs Kartenspielen konzentrieren willst. Deine Freunde würden doch bestimmt nichts sagen, wenn du ein kleines bisschen zu spät kommst.“

Wie gern hätte er ihr nachgegeben. Aber bei einem Quickie würde es dann nicht bleiben, und er konnte sich schon jetzt Ricos Reaktion vorstellen, wenn er, Charles, deutlich zu spät kam. Nein, er musste stark bleiben und durfte Dominique nicht zu Willen sein. Was vielleicht auch mal ganz gut war. Seit ihrer Heirat hatte er sie ungeheuer verwöhnt. Während der zwei Wochen in Paris hatte er ein Vermögen für Designermode ausgegeben, und bei ihrem Zwischenstopp in Rom vor dem Weiterflug nach Australien war noch einmal ein großer Betrag für handgearbeitete italienische Schuhe hinzugekommen. Aber genug war genug! Sie mussten endlich mit ihrem Ehealltag beginnen, und dazu gehörte auch, dass er jeden Freitagabend zum Pokern ging.

„Ganz im Gegenteil“, erklärte Charles jetzt mit einem jungenhaften Lächeln, „ich werde mich hervorragend konzentrieren können. Unbefriedigte Lust spornt Männer an. Bestimmt gewinne ich heute Abend, und wenn ich nach Hause komme, hast du auch noch etwas davon. So, und jetzt hör auf, mich zu verführen, und zieh dir etwas über.“

Sie lachte und rollte sich auf den Bauch. „Wird es so gehen?“

„Ich denke schon.“ Obwohl natürlich auch ihr Rücken und Po eine Augenweide darstellten. Dominique war einfach in jeder Beziehung ein Traum! Ganz im Gegensatz zu ihm. Charles wusste, dass er kein ausgesprochener Frauenschwarm war. Als Teenager hatten ihn die Mädchen überhaupt nicht wahrgenommen, und später wollten sie ihn höchstens als „guten Freund“. Aber seitdem er ein gewisses Vermögen sein Eigen nannte, fanden ihn plötzlich zahllose umwerfende Frauen unwiderstehlich. Zwar hatte er sich mit dem Älterwerden zu seinem Vorteil verändert, aber man konnte nicht behaupten, er sei besonders gut aussehend wie sein Vater oder Rico. Deshalb war Charles auch immer davon ausgegangen, dass die Frauen es vor allem auf sein Geld abgesehen hatten.

Inzwischen sah er ganz passabel aus. Er war sehr groß, hielt sich fit und besaß immer noch volles Haar. Der berufliche Erfolg hatte sicher auch sein Auftreten verändert. Manche Journalisten beschrieben ihn als „beeindruckend und übermächtig“, andere als „rücksichtslos und arrogant“. Aber Charles interessierte nur, was Dominique von ihm hielt. Offensichtlich war er für sie attraktiv genug. Das hatte sie ihm auch in ihrer Hochzeitsnacht gesagt. Von Anfang an habe sie ihn unglaublich sexy gefunden, und das war bei ihm, was sie betraf, nicht anders gewesen.

Bei der letzten Betriebsweihnachtsfeier war er auf Dominique aufmerksam geworden. Sie hatte gerade begonnen, für Brandon Beer zu arbeiten, nachdem sie zuvor von Melbourne nach Sydney gezogen war. Natürlich kannte Charles ihre Personalunterlagen und wusste, dass sie achtundzwanzig Jahre alt und in Tasmanien, dem kleinsten Bundesstaat Australiens, geboren war. Sie besaß keine besonders gute Schulausbildung, hatte sich aber in Abendkursen weitergebildet. Das gefiel ihm. Bei ihrer letzten Anstellung war sie immerhin persönliche Assistentin des Firmengründers gewesen.

Von seinem Personalchef wusste Charles bereits, dass „die Neue“ eine sehr attraktive Blondine war, aber als er sie in natura erlebte, verschlug es im buchstäblich den Atem. Dominique trug ein dreiviertellanges weißes Satinkleid mit tiefem V-Ausschnitt und Holderneck, das keinen Zweifel an ihrer umwerfenden Figur ließ. Ihre vollen Lippen glänzten rosig, und an ihren Ohrläppchen baumelten Perlenohrringe. Als Charles näher kam, roch er einen unheimlich exotischen und verführerischen Duft, der, wie er inzwischen wusste, „Casablanca“ hieß.

Schon Minuten, nachdem sie einander vorgestellt worden waren, bat er Dominique, mit ihm auszugehen, da er sie bereits zu diesem Zeitpunkt unheimlich begehrte. Daran gewöhnt, dass Frauen ihm zu Willen waren, traf ihn Dominiques ablehnende Antwort umso härter, besonders da sie im Lauf der Unterhaltung zugab, nicht anderweitig gebunden zu sein. Sie sagte ihm höflich, aber bestimmt, dass sie niemals mit ihrem Chef etwas anfangen würde – egal, wie sehr sie sich zu ihm hingezogen fühlen mochte.

„Dann finden Sie mich also durchaus attraktiv“, hatte er teils geschmeichelt, teils frustriert erwidert.

Dominique warf ihm einen merkwürdig nervösen Blick zu, wirbelte auf ihren hohen Absätzen herum und verließ die Party. Doch Charles war so hingerissen, dass er sich während der Betriebsferien zu Weihnachten an ihre Fersen hängte. Jeden Tag schickte er ihr Blumen und rief sie abends an – Adresse und Telefonnummer entnahm er der Personalakte –, bis Dominique endlich einwilligte, mit ihm essen zu gehen. Trotzdem bestand sie darauf, sich im Restaurant zu treffen und danach allein mit dem Taxi nach Hause zu fahren – was ihn nur noch mehr reizte.

Offensichtlich hatte sie Angst, mit ihm allein zu sein. Aber warum?

Das fand er erst beim Nachtisch heraus. Sehr bewegt erzählte sie ihm, dass sie eine Affäre mit ihrem letzten Chef gehabt habe. Er hatte ihr den Himmel auf Erden versprochen, am Ende aber eine junge Frau der Gesellschaft geheiratet. Deshalb war Dominique auch nach Sydney gezogen und hatte beschlossen, sich nie wieder auf ihren Chef einzulassen. Vorgesetzte, so ihre Meinung, seien nur darauf aus, eine hübsche Angestellte ins Bett zu bekommen, um sie dann fallen zu lassen wie eine heiße Kartoffel.

Charles nahm sich vor, Dominique das Gegenteil zu beweisen, aber sie war nur schwer zu überzeugen. Zwar akzeptierte sie auch weitere Einladungen zum Dinner und zeigte ihm auf zahllose unglaubliche süße Weisen, dass sie ihn sehr gern mochte, wies aber auch weiterhin seine Avancen zurück. Charles’ Gefühle für sie wurden immer tiefer, und er schwor sich, ihr das auch zu zeigen.

Noch heute erinnerte er sich an ihren erschrockenen Gesichtsausdruck, als er ihr eines Abends Anfang März beim Essen im Restaurant eröffnet hatte, dass er sie mehr liebe, als Worte es ausdrücken könnten. Doch als er sie daraufhin bat, seine Frau zu werden, und einen wunderschönen, unheimlich kostspieligen Diamantring aus der Jackentasche nahm, verwandelte sich Dominiques Schreck rasch in offene Ablehnung.

„Das meinst du doch nicht ernst! Das sagst du doch nur, um mich ins Bett zu bekommen. Du glaubst, du könntest meine Liebe kaufen. Pah! Das Geld für den Klunker hättest du dir sparen können. Das Schlimme ist, dass ich mich längst in dich verliebt habe und heute Nacht ohnehin mit dir schlafen wollte.“

Als er das hörte, war es ihm unmöglich, nicht zu zeigen, wie begeistert er darüber war und dass sich diese Begeisterung gleichzeitig als körperliche Reaktion ausdrückte.

„Meinetwegen steck mir das blöde Ding an den Finger! Und dann bring mich von hier weg, und nimm mich endlich. Aber wir wissen beide, dass danach keine Hochzeitsglocken läuten werden. Wenn du hattest, was du willst, wirst du mich genauso fallen lassen wie mein letzter Chef.“

„Da irrst du dich aber!“, beharrte Charles leidenschaftlich, während er ihr den glitzernden Diamantring an den Finger steckte. Und dass sie sich tatsächlich irrte, bewies er ihr dann auch: Vier Wochen später heirateten sie, ohne dass er sie vorher ein einziges Mal angerührt hätte. Der Kuss, den er ihr nach der schlichten Zeremonie im kleinsten Kreis gab, war der erste richtige überhaupt. Natürlich war es für Charles die reinste Hölle gewesen, sich so lange zu beherrschen. Aber er hatte sich auf sein eigentliches Ziel konzentriert.

Rico nannte es „verrückt“, eine Frau zu heiraten, mit der er vorher nicht einmal intim geworden war. Merkwürdig eigentlich für einen Italiener. Die standen doch auf Jungfrauen, oder? Nicht, dass Dominique eine gewesen wäre. Daraus machte sie auch keinen Hehl. Aber sie hatte so etwas rührend Unschuldiges gehabt, als sie in der Hochzeitsnacht mit ihrem cremefarbenen Satinnachthemd im Schlafzimmer erschienen war.

Sie wirkte nervös und war vielleicht auch besorgt, weil sie einen Mann geheiratet hatte, mit dem sie noch nie geschlafen hatte. Schließlich hätte es sich bei ihm auch um den schlechtesten Liebhaber der Welt handeln können! Aber ihre Hochzeitsnacht verlief für sie beide märchenhaft. Als er sah, mit welch ehrfürchtiger Freude seine Braut seine Berührungen genoss, kannte auch Charles’ eigene Leidenschaft keine Grenzen mehr.

Danach, irgendwann im Morgengrauen, lagen sie einander rundum zufrieden in den Armen, und Dominique sagte: „Bisher wusste ich ja nicht, was wahre Liebe ist. Aber dich, Charles, liebe ich so sehr, dass ich sterben würde, wenn du mich irgendwann nicht mehr liebtest.“

Ein Ding der Unmöglichkeit, hatte er damals gedacht und war nach wie vor derselben Meinung. Wenn überhaupt, liebte er Dominique inzwischen noch mehr als vorher, und er wäre derjenige, der sterben müsste, sollte sie sich eines Tages von ihm abwenden.

„Ich muss los“, sagte er jetzt liebevoll und fühlte sich ein wenig schuldig, sie allein zu lassen. „Ich will versuchen, nicht so spät nach Hause zu kommen, aber …“

„Ja, ich weiß.“ Sie seufzte. „Rico wird versuchen, dich bis zum Morgengrauen dazubehalten.“ Bei dem Gedanken an Charles’ Trauzeugen biss Dominique unwillkürlich die Zähne zusammen, und das hatte nichts mit Ricos Pokerleidenschaft zu tun.

Von Anfang an hatte Enrico Mandretti keinen Hehl daraus gemacht, dass er Zweifel an ihrer Liebe zu Charles hatte. Das war seinen Blicken eindeutig zu entnehmen gewesen. Bestimmt glaubte er, sie habe es nur auf Charles’ Geld abgesehen, und das Schlimme war: Er hatte recht und auch wieder nicht. Bevor sie Charles kennengelernt hatte, war sie tatsächlich auf der Suche nach einem reichen Mann gewesen – eine junge Frau, die ihr gutes Aussehen und ihren Körper benutzte, um ihr Hauptziel im Leben zu erreichen: sich einen reichen Mann mit einer hervorragenden Krankenversicherung zu angeln, die ihr das Schicksal ihrer Mutter ersparte.

Bestimmt machten reiche Frauen nicht durch, was ihre Mutter auszustehen gehabt hatte. Und falls diese Frauen nicht ohnehin wieder gesund wurden, weil sie in der Lage waren, sich eine kostspielige Behandlung zu leisten, konnten sie zumindest in Würde sterben. Nach dem qualvollen Dahinsiechen ihrer Mutter hatte sich Dominique geschworen, reich zu heiraten. Aber das war nicht so einfach, selbst wenn man so gut aussah wie sie. Wohlhabende Männer heirateten Frauen, die sich in ihren gesellschaftlichen Kreisen bewegten oder mit ihnen arbeiteten: weltgewandte Akademikerinnen.

Unglücklicherweise hatte ihre, Dominiques, Ausbildung sehr zu wünschen übrig gelassen. Oft hatte sie tagelang von der Schule fern bleiben müssen, weil ihre sterbenskranke Mutter ihre Hilfe brauchte. Mit achtzehn war ihr klar geworden, dass es sie Jahre kosten würde, um einen akademischen Grad zu erwerben, der sie schließlich in den Dunstkreis gut betuchter Geschäftsleute bringen würde. Aber sie war hübsch und ehrgeizig und erreichte schließlich auch ohne Universitätsabschluss ihr Ziel, an der Seite eines wohlhabenden, gut aussehenden und unverheirateten Mannes zu arbeiten.

Dummerweise verfolgte Jonathon Hall seine Ziele noch rücksichtsloser als sie, und in seinem Lebensentwurf war kein Platz für eine unvermögende Ehefrau aus den Wäldern Tasmaniens, egal, wie viel sie inzwischen aus sich gemacht haben mochte und wie sehr er sich zu ihr hingezogen fühlte. Mit ihr zu schlafen war wunderbar, sie anzulügen auch. Aber sie zu heiraten kam nicht infrage!

Nach dem Scheitern ihrer Mission, Mrs. Jonathon Hall zu werden, hatte Dominique traurig und auch ein wenig verbittert dessen großzügige Abfindung und das von Schuldgefühlen diktierte, besonders positive Arbeitszeugnis entgegengenommen, um sich in Sydney einen noch größeren Fisch zu angeln. Dort angekommen, hatte sie kaltblütiger als je zuvor ihre Strategie verfolgt, Mrs. Charles Brandon zu werden.

Aber an den Gefühlen, die Charles bereits bei ihrem ersten Treffen in ihr hervorrief, war nichts kaltblütig gewesen. Auf Fotos hatte sie ihn auch vorher schon recht attraktiv gefunden – niemals hätte sie sich mit einem Mann einlassen können, der sie abstieß –, aber in natura war er so sexy, dass es ihr den Atem nahm.

Bisher hatte sich Dominique noch nie richtig verliebt oder wirklich nach einem Mann verzehrt. Seit der Pubertät fühlte sie sich mal mehr oder weniger zu jemandem hingezogen, hatte gelegentlich sogar mit dem einen oder anderen geschlafen. Von Jonathon war sie sogar ganz besonders angetan, und auch der Sex mit ihm war recht angenehm gewesen. Aber ungezügelte Liebe und Leidenschaft hatte es dabei nicht gegeben. Sie verlor auch nie den Kopf und spielte den Männern ihre Höhepunkte immer nur vor.

Doch als Charles ihre Figur bewunderte, durchbrach er mit seinem Blick aus stahlgrauen Augen ihren Schutzwall und sah ihr direkt ins Herz. Dominique war ganz hin und weg von seiner Größe und Fitness … und reagierte geradezu panisch darauf. Kein Wunder, dass sie ihrem Plan, Charles Brandon zu verführen, abschwor! Sie wollte zwar einen reichen Mann heiraten, aber sich nicht in ihn verlieben. Liebe machte Frauen blind und verletzlich und brachte nur Unglück.

Aber Charles hatte einfach nicht locker gelassen, und jetzt war sie seine Frau und liebte ihn geradezu abgöttisch. Nun wusste sie auch, was ihre Mutter auf die Frage hin, warum sie einen so abgehalfterten Typen wie ihren Vater heiraten musste, gemeint hatte mit: „Ich war einfach unsterblich in ihn verliebt.“ Und das, obwohl diese Liebe sie schließlich ins Grab brachte.

Während Dominique ihrem Mann jetzt zusah, wie er seine Jacke anzog, versuchte sie, sich nicht allzu große Sorgen darüber zu machen, dass sie ihn tatsächlich liebte. Bei ihm konnte sie es sich wohl erlauben, ein wenig Schwäche zu zeigen. Schließlich erwiderte er ihre Gefühle und war ohnehin ganz anders als Jonathon. Verrückt, dachte sie dann, dass ich mir Charles genau aus diesem Grund als Heiratskandidaten ausgesucht habe – weil er eben nicht mehr so jung war und nicht ganz so gut aussah wie Jonathon. Sie hatte gehofft, das würde ihn für ihre Verführungskünste empfänglicher machen und ihr mehr Macht über ihn geben.

Aber genau das Gegenteil war der Fall. Von Anfang an hatte Charles sie im Griff gehabt und dazu gebracht, mit ihm auszugehen, trotz ihrer Befürchtung, sich in ihn zu verlieben. Aber es gab keinen Grund, Angst zu haben. Charles war ein wunderbarer Ehemann und Liebhaber, und er würde auch ein wunderbarer Vater sein.

Der plötzliche Kinderwunsch war auch so etwas, worüber sich Dominique immer wieder wunderte. Bisher hatte sie sich nie als Hausfrau und Mutter gesehen. Doch jetzt konnte sie es kaum erwarten, ein Kind zu bekommen. Und nicht nur eins. Mit einem Mal war es ihr Wunschtraum, ein Haus voller Kinder zu haben.

Natürlich hätte es nichts mit dem ihrer Mutter gemein. Es wäre keine erbärmliche Hütte, sondern eine Vorortvilla. Ihr Ehemann war auch kein Taugenichts und konnte sich locker eine Frau und mehrere Kinder leisten, nicht so wie ihr Vater – der Versager! –, dem es nicht einmal gelungen war, für sich selbst zu sorgen, geschweige denn für Frau und Kind.

„Ich bin weg“, sagte Charles jetzt, während er Handy und Schlüsselbund vom Nachttisch nahm. „Du hast ja meine Telefonnummer, falls etwas sein sollte. So, und jetzt sei schön brav!“, fügte er lächelnd hinzu.

Als Dominique ihn das Schlafzimmer verlassen sah, ergriff sie irgendwie Panik. „Charles!“

Stirnrunzelnd drehte er sich um. „Was ist denn?“

„Ach nichts. Ich … Ich liebe dich.“

„Ich weiß.“ Wieder lächelte er sein jungenhaftes Lächeln. „Ich kann es kaum erwarten, zurückzukommen.“

2. KAPITEL

Von Charles’ Penthouse in der Innenstadt bis zum Regency Hotel war es nicht weit, trotzdem fuhr er mit dem Wagen. Zu Fuß zu gehen gehörte nicht zu seinen Lieblingsbeschäftigungen. Fünf Minuten später gab er den Schlüssel des silberfarbenen Jaguars dem Parkwächter und ging mit großen Schritten in das Fünfsternehotel.

Während er über den Marmorboden der weitläufigen, im Arkadenstil gehaltenen Eingangshalle eilte, fiel sein Blick auf die Auslage einer australischen Schmucknobelmarke. Unvermittelt blieb er vor der Vitrine stehen und betrachtete ein wunderbar gearbeitetes zweireihiges Halsband aus oval geschliffenen Opalen in fein gearbeiteter, diamantbesetzter Weißgoldfassung.

Diese Kette würde an Dominique mit ihrem grazilen Hals und dem langen Haar einfach wunderbar aussehen! Rasch warf er einen Blick auf die Uhr. Ihm blieben noch zwölf Minuten bis zum offiziellen Beginn der Pokerrunde um zwanzig Uhr. Die zugehörige Niederlassung von „Whitmore Opals“ war auch noch geöffnet. Dabei sagte sich Charles, dass er wirklich aufhören müsse, Dominique zu verwöhnen. Aber es war zu spät: Vor seinem geistigen Auge sah er sie bereits mit dem Collier. Natürlich hatte es einen stolzen Preis, aber Diamanten gab es nun einmal nicht umsonst.

Die Sache war also entschieden, und fünf Minuten später schob er eine lederne Schmuckschatulle in seine Jackentasche. Zwei Minuten vor zwanzig Uhr betrat er den Privatlift zum obersten Stockwerk, und eine Minute später öffneten sich ihm die Türen zur Präsidentensuite.

Als er Dominique erzählt hatte, dass sie immer im Regency zu pokern pflegten, war sie erstaunt über den kostspieligen Treffpunkt gewesen. Warum sie nicht einfach reihum bei sich zu Hause spielten, hatte sie gefragt. Das wäre doch viel billiger!

Er hatte ihr erklärt, dass ihn der Spaß nichts koste. Einer seiner Pokerfreunde war ein arabischer Scheichsohn, der jedes Wochenende in der Luxussuite des Regency verbrachte, nachdem er sich zuvor per Hubschrauber von seinem australischen Landsitz im hundertachtzig Kilometer entfernten Hunter Valley nach Sydney bringen ließ.

Über diese Neuigkeit geriet Dominique natürlich ganz aus dem Häuschen und wollte mehr über den geheimnisvollen Scheich wissen, mit dem ihr Mann pokerte. Charles erzählte ihr dann das bisschen, das er selbst wusste. Prinz Ali war dreiunddreißig Jahre alt, sah umwerfend aus und war der jüngste Sohn König Khaleds von Dubar, einem der reichsten Staaten der Vereinigten Emirate. Bei vier älteren Brüdern war es ziemlich unwahrscheinlich, dass er jemals den Thron bestieg, und so hatte man ihn vor einigen Jahren nach Australien entsandt, damit er sich hier um die Rennpferde der königlichen Familie kümmerte.

Und das war ihm offensichtlich gut gelungen. Aus dem königlichen Vollblutgestüt wurden jedes Jahr zu Ostern Jährlinge der Spitzenklasse verkauft und zu eben solchen Preisen. Aber der Gerüchteküche war zu entnehmen, dass sein Händchen in Sachen Pferde nichts damit zu tun hatte, dass er sich nun um das königlich-väterliche Gestüt kümmerte. Angeblich hatte man ihn um seiner Sicherheit willen aus dem Emirat „entfernt“, nachdem es einen Skandal mit einer verheirateten Frau gegeben hatte.

Charles’ Meinung nach konnte da durchaus etwas dran sein. Auch in Australien hatte sich Ali einen Namen als Frauenheld gemacht, aber nicht, weil er seine Affären in die Öffentlichkeit trug. Er war noch nie allein mit einer Frau gesehen oder fotografiert worden. Wenn er bei seinen wöchentlichen Besuchen auf der Rennbahn eine Frau entdeckte, die ihm gefiel, traf er bei gegenseitigem Interesse entsprechende Vorbereitungen, um sein „Objekt der Begierde“ auf seinen Landsitz fliegen zu lassen.

Autor

Miranda Lee
Miranda Lee und ihre drei älteren Geschwister wuchsen in Port Macquarie auf, einem beliebten Badeort in New South Wales, Australien. Ihr Vater war Dorfschullehrer und ihre Mutter eine sehr talentierte Schneiderin. Als Miranda zehn war, zog die Familie nach Gosford, in die Nähe von Sydney.

Miranda ging auf eine Klosterschule. Später...
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