Im Bann des Scheichs

– oder –

 

Rückgabe möglich

Bis zu 14 Tage

Sicherheit

durch SSL-/TLS-Verschlüsselung

Mit seinen dunklen Augen blickt Scheich Raf ihr direkt in die Seele, und seine sanften Berührungen lassen ihren Körper erbeben. Kein Mann ist Genie jemals so gefährlich nah gekommen, hat ihren Entschluss so sehr ins Wanken gebracht, für immer allein zu bleiben …


  • Erscheinungstag 27.09.2019
  • ISBN / Artikelnummer 9783733725952
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

Die Suche nach einem erstklassigen Pferd hatte Imogene Danforth zu dem SaHráa-Gestüt geführt. Dass sie dabei auch noch einem attraktiven Mann begegnete, betrachtete sie als willkommene Zugabe.

Sie stand vor der geöffnete Stalltür und bewunderte den nackten Rücken des Fremden, der Sägespäne auf dem Boden verteilte. Schweißperlen glitzerten zwischen seinen Schulterblättern, liefen über seinen Rücken und verschwanden unter dem Bund seiner abgetragenen Jeans. Diese Jeans und der Riss direkt unter der Gesäßtasche nahmen Imogenes ganze Aufmerksamkeit in Anspruch.

Allerdings stand die ausgiebige Betrachtung eines Stallburschen mit unglaublich knackigem Hintern und breiten Schultern nicht auf ihrer To-do-Liste. Einen Vierbeiner zu mieten war ihr Ziel, auch wenn sich ihre Pferdekenntnisse auf ein Minimum beschränkten. Mit fünf Jahren war sie das letzte Mal geritten, und das Pony hatte sie abgeworfen. Und der Mann, mit dem sie zuletzt zusammen gewesen war, hatte sie wegen einer anderen verlassen. In Bezug auf Pferde und Männer hatte Imogene also bisher kein Glück gehabt.

Der Staub, der von den Spänen aufwirbelte, kitzelte ihre empfindliche Nase. Gleich würde sie mehrmals hintereinander niesen müssen.

Nach fünf oder sogar mehr lautstarken Hatschi, murmelte Imogene eine Entschuldigung, während sie ein Taschentuch aus ihrer Tasche holte und sich vorsichtig die tränenden Augen abtupfte, um ihre Wimperntusche nicht zu verschmieren. Der Stallbursche drehte sich zu ihr um.

Der Mann war außerordentlich groß und unglaublich gut aussehend mit seinen zerzausten schwarzen Haaren, der geraden Nase und der Andeutung eines Barts um die vollen Lippen, die, so könnte Imogene wetten, reichlich Kusserfahrung hatten. Sein muskulöser, wie gemeißelt wirkender, leicht behaarter Oberkörper zeugte von körperlicher Arbeit. Seine Jeans saßen tief auf den Hüften und erlaubten einen Blick auf das, was Imogenes Brüder „Glückspfad“ nannten: die Haarlinie, die zwischen Bauchnabel und dem Teil des männlichen Körpers verlief, der einen Mann stolz machte, ein Mann zu sein. Und zugegebenermaßen eine Frau glücklich machte, eine Frau zu sein – solange dieser Körperteil nicht das Gehirn des Mannes ersetzte.

Imogene ließ ihren Blick schließlich wieder zu seinen Augen wandern. Sie waren dunkel wie der Himmel vor einem Gewitter und wurden von dichten schwarzen Wimpern umrahmt. Seine Augen waren äußerst verführerisch, wie sie feststellte, als er sie jetzt mit unverhohlenem Interesse musterte, ebenso wie sie ihn ungeniert angesehen hatte.

„Was kann ich für Sie tun?“, fragte er mit einer angenehm sonoren Stimme, die gefühlvoll und überraschend kultiviert klang.

Ihr fielen viele Antworten darauf ein, doch keine wäre angemessen gewesen für eine Frau, die sich auf den Anlass ihres Besuchs und nicht den Hintern eines Stallburschen konzentrieren musste. „Ich suche Scheich Shakir.“

Der Mann stützte sich mit beiden Händen auf der Schaufel ab. „Werden Sie erwartet?“

Offensichtlich hätte Imogene vorher anrufen sollen, doch sie hatte keine Zeit gehabt. Sie war auf das Gestüt im Internet gestoßen, hatte herausgefunden, dass es Savannah am nächsten lag, und war aus dem Büro gestürmt. Außerdem wäre ihr möglicherweise der Anblick dieses Traummannes entgangen, hätte sie einen Termin mit dem Scheich vereinbart. „Ehrlich gesagt nicht. Ich hoffe, das ist kein Problem, zumal es auf dem Schild am Tor heißt ‚Besucher willkommen‘.“

„Das hängt davon ab, was Sie von ihm wollen.“

„Ich brauche einen guten Araber“, platzte sie heraus, bevor sie merkte, wie zweideutig das klang. Wo war ihr Verstand geblieben? Hatte sie ihn in ihrem Auto vergessen?

Ein süffisantes Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus, als er sie von Kopf bis Fuß betrachtete. Bei ihren Beinen und Brüsten verweilte er etwas länger als notwendig. „Ich bin Araber, und ich kann sehr gut sein.“

Du lieber Himmel, er flirtete mit ihr und zog sie dabei praktisch mit seinen Blicken aus! Am liebsten wäre sie auf den Flirt eingegangen. Aber das konnte, das durfte sie nicht tun. „Vielen Dank für Ihr Angebot, aber ich spreche von einem Pferd.“

Er verlagerte sein Gewicht von einem Bein auf das andere. Imogene tat dasselbe. Ihre Absätze gruben sich in den Kunstrasen im Mittelgang – der Stall war so groß wie ein Fußballfeld.

„Sind Sie an der Zucht interessiert?“, fragte er.

Fortpflanzung. Ein interessanter Gedanke, stand aber leider auch nicht auf ihrer Agenda. „Wie bitte?“

„Suchen Sie einen Zuchthengst?“

„Genau genommen brauche ich jemanden zum Reiten.“ Jemanden? Oh, verdammt. „Ich meine, ich brauche ein Reitpferd.“

Sein Grinsen wurde breiter. Er schien sich köstlich zu amüsieren und sprühte dabei nur so vor sexy Charme. „Wie viel Erfahrung haben Sie?“

Imogene ging davon aus, dass er ihre Reiterfahrung meinte, doch bei dem Funkeln in seinen Augen könnte man auch auf andere Gedanken kommen. „Ich habe einige Erfahrung.“ Was leicht übertrieben war. Sowohl in Bezug auf Pferde als auch auf Männer.

Der Typ lehnte die Schaufel gegen die Wand und verschränkte die Arme vor der Brust. „Wollen Sie ein sanftes Pferd? Oder lieber ein temperamentvolles?“

Imogene schoss das Bild von einem wilden Ritt auf diesem ganz speziellen Hengst durch den Kopf. Ein langer, wilder Ritt. Sie neigte den Kopf und lächelte ihn verführerisch an. Sie genoss diesen kleinen Flirt. Welchen Schaden konnte er schon anrichten? Sie würde diesen Mann wahrscheinlich nie wiedersehen. Auf jeden Fall war es eine erfrischende Abwechslung zu den Gesprächen, die sie üblicherweise mit Männern führte – über Geldanlagen und Finanzgeschäfte. „Egal. Hauptsache, ich bleibe etwas länger als ein paar Minuten im Sattel.“

„Das erreicht man mit etwas Übung.“

„Ich vermute, Sie haben viel Übung?“

„Zweifellos.“

Was für ein arroganter Kerl. Ein unglaublich toller, arroganter Kerl.

Oje, sie war scharf auf einen Stallburschen. Ihre Eltern wären sicherlich begeistert. Doch so gern Imogene diesen heißen Flirt fortgesetzt hätte, sie hatte keine Zeit. Sie musste ein Pferd finden und ihrem Faulpelz von Chef Bericht erstatten. Sid Carver hatte ihr diese Sache eingebrockt, indem er potenziellen Kunden erzählt hatte, sie sei eine ausgezeichnete Reiterin. Nächsten Monat sollte sie einen dieser Kunden und dessen Frau auf ihrer Farm besuchen. Sie sollte ihr eigenes Rassepferd mitbringen und vorgeben, eine genauso erstklassige Reiterin zu sein, wie sie eine erstklassige Investmentbankerin war. Hätte ihr Chef ihr nicht eine Beförderung in Aussicht gestellt, hätte sie nie einen Fuß in einen Stall gesetzt und riskiert, in etwas zu treten, was alles andere als angenehm war.

Doch sie musste zugeben, dass der Mann, der vor ihr stand, der Sache einen gewissen Reiz verlieh. Nichtsdestotrotz, sie war wegen Scheich Shakir und einer geschäftlichen Angelegenheit hergekommen und sollte endlich aufhören, von den großen Händen und dem umwerfenden Lächeln dieses Pferdepflegers zu träumen. Was nicht einfach war, zumal er die Daumen in die Taschen seiner Jeans gehakt hatte, was ihren Blick auf eine Stelle lenkte, die für ihre Augen tabu sein sollte.

Imogene straffte die Schultern, zupfte an ihrem Revers und zwang sich, ihm ins Gesicht zu schauen. „Ich muss den Scheich sprechen, weil ich ein Pferd von ihm mieten möchte.“

Der Gesichtsausdruck des Mannes wurde ernst. „Ich versichere Ihnen, Scheich Shakir vermietet keins seiner erstklassigen Tiere an einen Fremden. Er wird mehr über Sie wissen wollen.“

So viel zu Spaß und Spiel. „Das verstehe ich. Wenn Sie ihn dann jetzt bitte holen würden, dann könnten wir mit den Verhandlungen beginnen.“

Der Mann nahm sein Jeanshemd, das er über den Griff der Schubkarre geworfen hatte, und zog es an, ohne es jedoch zuzuknöpfen. „Wenn Sie mir bitte folgen würden. Ich bringe Sie zu seinem Büro. Dort können Sie auf ihn warten.“

„Danke.“

Er ging an ihr vorbei und hinterließ einen Geruch nach Sägespänen und Schweiß, kombiniert mit einem Hauch Sandelholz – ein Duft, der Imogenes inaktive Libido schlagartig zum Leben erweckte.

Sie folgte ihm eine Treppe hinauf, ohne den Blick von seinen schmalen Hüften zu wenden. Beim Gehen klaffte der Riss unter seiner Gesäßtasche weiter auf, aber nicht so weit, dass sie seinen nackten Hintern sehen konnte. Wenn der Riss doch nur ein kleines bisschen größer würde …

Offensichtlich raubten ihr ihre verrücktspielenden Hormone den Verstand. Ich bin rein beruflich hier, wiederholte sie gebetsmühlenartig bei jedem Schritt. Rein beruflich.

Oben angekommen, öffnete er die Tür zu einem kleinen, vollständig eingerichteten Apartment mit Kochnische und Arbeitszimmer, das teilweise hinter einer Glastür verborgen lag. Vom Flur gingen noch zwei weitere Zimmer ab. Vermutlich Schlafzimmer. Imogene überlegte, ob dort ein Zwischenstopp auf der Besichtigungstour geplant war.

Offensichtlich nicht, denn er brachte sie direkt ins Wohnzimmer und deutete auf einen Sessel gegenüber der Tür. „Machen Sie es sich bequem. Im Kühlschrank stehen Getränke. Bedienen Sie sich bitte, während Sie warten.“

„Danke.“ Sie blickte sich in dem Raum um. „Hübsches Apartment. Hält sich der Scheich oft hier auf?“

„Ja.“

„Leben Sie auch auf diesem Anwesen?“

„Ja.“

Seine knappen Antworten zeigten ihr, dass er weder an einem Gespräch interessiert war noch an sonst etwas. Auch gut, denn Imogene hatte dringlichere – wenngleich weniger aufregende – Dinge zu erledigen. „Okay, danke, Mr …“ Sie runzelte die Stirn. „Entschuldigen Sie, aber ich habe Ihren Namen nicht verstanden.“

„Ich Ihren auch nicht. Aber vielleicht ist es das Beste, wir belassen es dabei.“

Er ging zur Tür hinaus und ließ Imogene mit der Vermutung zurück, dass der Scheich ihm befohlen hatte, die Hände von den Kundinnen zu lassen. Schade, sie selbst würde zu gern bei ihm Hand anlegen.

Seufzend sank sie auf den Sessel. Was war nur in sie gefahren? Sicher, sie hatte mit keinem Mann mehr geschlafen, seit ihre Beziehung mit Wayne vor über einem Jahr in die Brüche gegangen war.

Der gute Wayne liebte Frauen, die ihre Weiblichkeit betonten, und war der Meinung gewesen, dass es Imogene in dieser Hinsicht an etwas fehlte. Sie hatte Businesskostüme immer Abendkleidern vorgezogen, erstklassige Geldanlagen rauschenden Ballnächten. Und sie hatte nicht die Absicht, sich wieder auf einen Mann einzulassen, der Erwartungen an sie stellte, die sie nicht erfüllen konnte. Sie liebte ihren Job und wollte ihn behalten. Sie wollte Karriere machen, auch wenn ihr Privatleben zunächst eine untergeordnete Rolle spielen musste.

Trotzdem, ihr Singledasein entschuldigte nicht ihre heftige Reaktion auf den Stallburschen. Wieder seufzte sie. Der Mann war mindestens einen Meter neunzig groß und schien auch sonst mit Größe gesegnet zu sein …

Um Gottes willen. Sie verdrehte die Augen. Es war einfach lächerlich, über die Männlichkeit eines Fremden zu fantasieren.

Imogene schloss die Augen, um sich mental auf das Gespräch mit dem Scheich vorzubereiten. Doch sie sah nur Mr. Stable Man vor ihrem geistigen Auge. Nachdem sie mindestens zehn Minuten lang vergeblich versucht hatte, ihre Gedanken zu sortieren, ließ sie sie schweifen. Es musste ja niemand erfahren, dass sie von einem heißen Liebesspiel mit einem sehr großen, sehr gut gebauten Mann träumte.

Auch wenn ihr klar war, dass dies weder der richtige Ort noch die richtige Zeit war, in erotische Fantasien einzutauchen, spielte Imogene die Szene in ihrem Kopf weiter.

Gab es eine schönere Art, sich die Wartezeit zu verkürzen?

Scheich Rafi ibn Shakir kannte sich mit Frauen aus. Er wusste, was sie seufzen und erbeben ließ und was sie zum Weinen brachte. Er wusste, wie er ihnen höchste Lust schenken konnte, und war bestens mit ihren erogenen Zonen vertraut. Er hatte den seligen Blick einer befriedigten Frau gesehen, und er hatte das Vergnügen gehabt, sie im Schlaf zu betrachten. Deshalb erkannte er sofort, dass die Frau, die er jetzt von der Tür aus beobachtete, definitiv nicht schlief, auch wenn sie die Augen geschlossen hatte. Sie hatte sein Kommen nicht bemerkt. Und so sollte es auch bleiben, zumindest für ein paar Minuten.

Rein äußerlich wirkte sie trotz der kinnlangen goldblonden Haare und des schönen Gesichts wie eine taffe Geschäftsfrau. Doch als sie sich mit der Zunge über die Unterlippe fuhr und mit der Hand leicht den Oberschenkel unter dem Saum ihres schwarzen Rockes berührte, war er davon überzeugt, dass hinter dem geschäftsmäßigen Auftritt ein sehr sinnliches Wesen steckte.

Mit geschlossenen Augen öffnete sie den Knopf ihres maßgeschneiderten Blazers, und eine weiße Seidenbluse kam zum Vorschein. Ein leiser Seufzer entwich ihrer Kehle, und ihre Atmung beschleunigte sich, als sie die Hand an ihr Dekolleté legte und mit den Fingerspitzen über den Brustansatz strich. Raf stellte sich vor, es wäre seine Hand, die ihre Brüste und ihren Körper streichelte. Bei diesem Gedanken wurde ihm heiß, das Blut schoss ihm in die Lenden, und er musste gegen die Versuchung ankämpfen, die Frau zu berühren.

Er vermutete, dass er in ihrer Fantasie die Hauptrolle spielte. Vielleicht ein arroganter Gedanke, doch er hatte ein gutes Gespür für das andere Geschlecht und konnte sich auf seine Instinkte verlassen, wenn es um die Chemie zwischen Mann und Frau ging. Und dass die Chemie zwischen ihnen stimmte, war ihm schon im Stall klar gewesen.

Wenn er sich weniger gut im Griff gehabt hätte, wäre er vor ihr auf die Knie gegangen, hätte die Hände unter ihren Rock geschoben und herausgefunden, wie ihr Körper auf ihre Träume reagierte. Er würde seine Hose öffnen, ihre Schenkel spreizen und sie dort nehmen, wo sie jetzt saß.

So verführerisch der Gedanke war, seine Erziehung gebot ihm, sich bemerkbar zu machen, obwohl er sie lieber weiter beobachten würde. Wie weit würde sie gehen? Wie lange würden es ihm seine eigenen vernachlässigten Bedürfnisse erlauben, ihr nur zuzusehen? Nicht allzu lange, dachte er, als sie die Beine leicht öffnete und mit den Fingerspitzen über die Innenseite ihrer Knie fuhr.

Er räusperte sich, und sie schlug die Augen auf.

Sie begegnete seinem Blick, der Schock stand ihr ins Gesicht geschrieben. „Ich habe Sie nicht kommen hören“, sagte sie mit belegter Stimme.

Er trat einen Schritt vor und gab sich ganz locker, obwohl das, was er gerade miterlebt hatte, ein starkes Verlangen in ihm geweckt hatte. „Ich wollte Sie nicht stören, denn Sie haben Ihr Nickerchen offensichtlich genossen.“

Es war eindeutig, dass ihr die Situation höchst peinlich war. „Ich muss weggedöst sein.“ Sie rutschte auf dem Sitz herum. „Der Sessel ist äußerst bequem.“

Raf setzte sich auf ein kleines Sofa und schlug die Beine übereinander, um seine Erregung zu verbergen. „Warum sind Sie hier?“

Sie zupfte ihren Rock zurecht. „Das habe ich Ihnen bereits gesagt. Ich brauche ein Pferd. Und jetzt möchte ich mit dem Besitzer sprechen.“

„Ich bin der Besitzer.“

„Das ist nicht Ihr Ernst.“ Imogene riss die Augen auf. „Sie sind Scheich Shakir?“

„Scheich Rafi ibn Shakir.“

Ihr Erstaunen wich Verärgerung. „Tatsächlich? Wie soll ich Sie denn anreden? Scheich? Eure Hoheit? Ich möchte Ihnen nicht auf die königlichen Füße treten.“

Ihr Sarkasmus amüsierte ihn. „Nennen Sie mich Raf.“

„Mit e am Ende?“

„Ohne e. Warum fragen Sie?“

Sie verschränkte die Arme und hob das Kinn. „Ich versuche nur, alles klarzustellen.“

Raf ignorierte die Schärfe in ihrer Stimme. „Und Sie sind?“

„Verwirrt darüber, dass Sie sich als Arbeiter ausgeben“, sagte sie. „Es sei denn, Sie lügen mich jetzt an. Also, wie sieht es aus? Scheich oder Stallbursche?“

„Ich versichere Ihnen, ich bin der Besitzer von SaHráa Stable und nicht der Stallbursche – ein Bursche sowieso nicht.“

„Das ist offensichtlich.“ Sie errötete.

„Sie haben mir immer noch nicht Ihren Namen verraten.“

„Danforth.“

Raf lehnte sich zurück und rieb sich über das Kinn. „Sind Sie zufällig mit dem Kandidaten für das Amt des Senators verwandt, Abraham Danforth?“

„Er ist mein Onkel. Der Bruder meines Vaters.“

„Beide gehören zur Danforth-Kaffeedynastie?“

„Ja, aber mein Vater befindet sich jetzt im Ruhestand.“

Miss Danforth war also eine reiche Erbin, und sie war ganz anders als die Frauen, die Raf seit seiner Ankunft in Georgia kennengelernt hatte. Es gefiel ihm, dass sie offenbar nicht wegen seines Geldes oder seiner gesellschaftlichen Stellung hier war. Vielleicht war sie daran interessiert, was er in puncto Spaß zu bieten hatte, aber es wäre unklug danach zu fragen. Im Moment schien sie für Vorschläge dieser Art nicht offen zu sein. „Ich habe bei mehreren Gelegenheiten für den Wahlkampf Ihres Onkels gespendet. Er genießt meine Hochachtung.“

Ihr Lächeln wirkte verlegen und irgendwie gezwungen. „Wir wissen Ihre Unterstützung zu schätzen. Woher kommen Sie ursprünglich?“

„Aus einem kleinen Land namens Amythra, in der Nähe von Oman.“

„Was hat Sie nach Georgia geführt, wenn ich fragen darf?“

Sie durfte nicht, doch er war höflich genug, ihr zu antworten. „Ich bin meinem Land nicht verpflichtet, da ich nicht der Thronfolger bin. Und Savannah ist meiner Meinung nach für die Pferdezucht hervorragend geeignet. Beantwortet das Ihre Frage?“

„Ja, vielen Dank. Aber jetzt möchte ich über mein Anliegen sprechen. Ich brauche etwas von Ihnen.“

Raf hatte keine Zweifel, dass er ihr so einiges geben könnte. „Sie brauchen ein Pferd.“

„Richtig. Und ich brauche es schnell.“

Und er benötigte mehr Informationen. „Wie lange reiten Sie schon, Miss Danforth?“

Sie ließ ihren Blick schweifen. „Ehrlich gesagt, ist es einige Zeit her, dass ich geritten bin.“

Das klang nicht gut. „Wie lange genau?“

Sie zögerte. „Etwa zwanzig Jahre.“

„Und wie alt sind Sie jetzt?“

„Fünfundzwanzig, fast sechsundzwanzig.“

Der Frau mangelte es augenscheinlich an gesundem Menschenverstand. „Dann waren Sie also noch ein Kind, als Sie das letzte Mal geritten sind?“

Sie sah ihn direkt an. „Ja, aber es ist sicher nicht zu spät, es zu lernen.“

„Ich bin nicht dazu bereit, meine Pferde an eine Anfängerin zu verkaufen oder zu vermieten.“ Warum das so war, ging sie nichts an.

Sie rutschte an den Rand des Sessels und warf ihm einen flehenden Blick zu. „Scheich Shakir, ich bin verzweifelt. Ich bin Investmentbankerin und habe genau drei Wochen Zeit, ein Pferd zu erstehen und reiten zu lernen, um einen potenziellen Kunden zu beeindrucken, der mich für eine erstklassige Reiterin hält.“

„Ich bewundere Ihr berufliches Engagement, aber ist es wirklich nötig, einen Kunden anzulügen?“

Sie kniff die Augen zusammen. „Und war es nötig, Ihre Identität zu verheimlichen, als wir uns im Stall begegnet sind?“

„Ich denke, wir hatten beide unsere Gründe, die Wahrheit zu verschweigen. Das ändert aber nichts an meiner Entscheidung, Ihnen kein Pferd zu geben.“

„Wenn ich ein paar Reitstunden nähme, würden Sie dann Ihre Entscheidung noch einmal überdenken?“

„Vielleicht. Wenn Sie mir beweisen, dass Sie reiten können.“

Sie hielt einen Moment inne. „Besteht die Möglichkeit, dass Sie es mir beibringen?“

Er könnte ihr viele Dinge beibringen. „Drei Wochen reichen nicht, um aus Ihnen eine gute Reiterin zu machen.“

Frust zeichnete sich auf ihrem Gesicht ab. „Haben Sie nicht einen alten Gaul, der Erfahrung hat?“

„Ich habe keinen alten Gaul. Ich besitze nur erstklassige Pferde.“

„Also kein erfahrenes, gutmütiges, älteres Tier, auf dem ich lernen könnte?“

„Vielleicht doch.“ Er besaß einen Wallach, der schon älter war und nicht mehr sehr temperamentvoll.

Sie sah ihn hoffnungsvoll an und strahlte dabei eine unglaubliche Sinnlichkeit aus. „Dann würden Sie mir also Unterricht erteilen?“

„Nur im Reiten?“

Sie lächelte. „Wie kommen Sie darauf, dass ich auch noch Unterricht in anderen Dingen nötig habe?“

„Verzeihen Sie, wenn ich mich getäuscht habe.“

„Ich verzeihe Ihnen. Auch, dass Sie mich anfänglich angelogen haben. Wenn Sie über meine Bitte nachdenken.“

Sie ist geschickt im Verhandeln, dachte Raf. Aber das war er auch. „Sie sagten, Sie sind Investmentbankerin?“

„Ja. Im Moment arbeite ich bei einer regionalen Bank. Doch ich habe große Pläne. Ich möchte irgendwann nach New York, um in der oberen Liga mitzuspielen.“

Ob sie auch bereit war, mit dem Feuer zu spielen? Die letzten zwei Jahre war Raf Frauen bewusst aus dem Weg gegangen, doch die hier reizte ihn. „Wir könnten uns gegenseitig helfen, denn Sie haben etwas, das ich haben möchte.“

Sie legte ein wohlgeformtes Bein über das andere und glättete mit einer Hand ihren Rock. „Woran genau denken Sie?“

Vieles schoss ihm durch den Kopf, wovon das meiste nichts mit dem Geschäft zu tun hatte. Er fragte sich, wie ihre Haut sich anfühlte. Wie sie schmeckte. Wie es wäre, sie in den Armen zu halten. „Ich möchte Ihre sachkundige Meinung zu einigen Investitionsstrategien.“

„Kein Problem. Heißt das, wir sind im Geschäft?“

Raf dachte einen Moment nach, und obwohl ihm klar war, dass er sich auf einen gefährlichen Pakt einlassen würde, war er bereit, das Risiko einzugehen. Er wusste aus eigener Erfahrung, dass ein gutes Geschäft manchmal ungewöhnliche Maßnahmen erforderte. Außerdem empfand er Miss Danforth als ausgesprochen anziehend. Allerdings machte er die Regeln! Und wenn sie sich weigerte, sie zu befolgen, dann würde er sein Angebot zurücknehmen.

Raf stand auf und besiegelte mit einem Handschlag den Deal. „Abgemacht. Ich gebe Ihnen Reitunterricht.“

Ein Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus und betonte ihre feinen Gesichtszüge.

„Großartig“, sagte sie und erhob sich nach einem herzlichen Händedruck. Sie stand so dicht vor ihm, dass Raf sich kaum noch konzentrieren konnte.

„Es gibt aber einige Bedingungen“, fügte er hinzu. „Sie müssen sich meinen Regeln fügen. Sicherheit hat oberste Priorität. Wenn Sie meine Anweisungen missachten, dann ist Schluss.“

„Ich werde kooperieren.“

Da hatte er seine Zweifel. „Ich wüsste auch gern Ihren Vornamen. Wir sollten nicht so förmlich miteinander umgehen, wenn wir zusammenarbeiten.“

„Imogene.“

Er runzelte die Stirn. „Der Name passt nicht zu Ihnen.“

„Wie bitte?“

„Ich wollte Sie nicht beleidigen. Ich bin nur der Meinung, dass der Name nicht zu Ihnen passt.“

Sie reckte das Kinn. „Ich bin nach der Lieblingsgroßtante meiner Mutter benannt worden, die zu ihrer Zeit eine tolle Geschäftsfrau war – bevor sie ins Kloster ging.“

Raf konnte ein Grinsen nicht unterdrücken. „Ihre Namenspatin war eine Nonne?“

„Ja. Mit Leib und Seele.“

„Aber Sie haben einen anderen Weg eingeschlagen.“

„Mache ich einen anderen Eindruck?“

„Absolut nicht. Aber egal, woher der Name kommt“, fuhr er fort, „ich finde, er passt nicht zu Ihnen.“ Er strich ihr eine Strähne ihrer blonden Haare aus dem Gesicht. „Sie haben magische Augen, deshalb werde ich Sie Genie nennen.“

„Was haben Sie gesagt?“

„Genie. Der Flaschengeist mit den magischen Augen.“ Sie wirkte plötzlich so traurig und verletzlich, dass Raf es nicht ignorieren konnte. „Gibt es einen Grund, warum Sie so nicht genannt werden möchten?“

Sie schüttelte den Kopf. „Nein, es ist in Ordnung. Es ist nur so, dass mich jemand so genannt hat, der mir viel bedeutet.“

Raf vermutete, dass es sich bei diesem Jemand um einen Mann handelte, den sie noch nicht vergessen hatte. „Wenn Sie ein Problem damit haben, dass ich Sie …“

„Nein. Der Name gefällt mir viel besser als Imogene. Außerdem wird Magie vonnöten sein, damit ich in drei Wochen das Reiten lerne.“

Er wäre gern bereit, ihr all die Magie zu zeigen, die es zwischen Mann und Frau geben konnte, sollte sich die Situation ergeben. „Dann sind wir uns also in diesem Punkt einig, Genie.“

Ihr Lächeln kehrte zurück, und sie wirkte entspannter als zuvor. „Gibt es sonst noch etwas?“

„Wir haben die Einzelheiten noch nicht besprochen.“

„Richtig. Ich schlage vor, dass ich jeden Tag gegen fünf Uhr nachmittags herkomme und bis sechs bleibe, falls ich nicht beruflich unterwegs bin. Am Wochenende habe ich mehr Zeit.“

„Das reicht nicht. Wenn Sie in so kurzer Zeit das Reiten lernen wollen, dann müssen wir mindestens zweimal am Tag trainieren.“

Autor

Kristi Gold
In ihrer Jugend hatte Kristi Gold keine Neigung zum Schreiben. Ab dem Alter von 6 Jahren, war ihre große Leidenschaft das Ballet. Bis sie 13 Jahre alt war, nahm sie 4 Tage die Woche Unterricht. Manchmal zwei oder drei Stunden am Tag. Der normale Schulalltag, Mitglied im Kirchenchor und Cheerleader...
Mehr erfahren