Julia Ärzte zum Verlieben Band 100

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DIAGNOSE: FILMREIF! von GEORGE, LOUISA
Lola kennt ihn erst eine halbe Stunde - und will ihm ihr Herz öffnen! Dabei hat Dr. Jake Lewis ihr gesagt, dass er sie für genauso oberflächlich hält wie viele Frauen in Hollywood. Warum flattern dann hundert Schmetterlinge in ihrem Bauch, wenn Jake sie nur anspricht?

ZWEITE CHANCE FÜR DR. WEST von CLAYDON, ANNIE
Mit ihm wäre Thea bis ans Ende der Welt gegangen - doch Dr. Lucas West ist vor sieben Jahren ohne ein Wort aus ihrem Leben verschwunden. Jetzt muss sie mit ihm in Indien arbeiten - und weiß nicht, ob sie seinen Beteuerungen, dass er sie immer noch liebt, glauben kann …

DER CHIRURG, DER MICH VERFÜHRTE von HARDY, KATE
Warum ist er einerseits so charmant - und gibt sich dann wieder so abweisend und kühl? Dr. Nate Townsend reizt Erins Neugier: Die Ärztin will herausfinden, was der attraktive Chirurg verbirgt. Sie ahnt nicht, dass er sie schon bald nach allen Regeln der Kunst verführen wird …


  • Erscheinungstag 02.06.2017
  • Bandnummer 0100
  • ISBN / Artikelnummer 9783733709501
  • Seitenanzahl 384
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Louisa George, Annie Claydon, Kate Hardy

JULIA PRÄSENTIERT ÄRZTE ZUM VERLIEBEN BAND 100

LOUISA GEORGE

Diagnose: filmreif!

Was hat diese Lola nur an sich, dass Dr. Jake Lewis sie nicht vergessen kann? Ja, sie ist süß, sexy und bezaubernd – aber für einen Neurochirurgen ist ein Filmsternchen wie sie bestimmt nicht die Richtige! Warum also kann er bei jedem Blick in Lolas verlockende Augen nur daran denken, sein Bett – und sein Leben – mit ihr zu teilen?

ANNIE CLAYDON

Zweite Chance für Dr. West

Sie ist immer noch so süß wie damals, als er sie verlassen musste: Dr. Lucas West sieht seine Kollegin und Exfreundin nach sieben Jahren wieder. Gemeinsam wollen sie in Indien den Ärmsten der Armen helfen – doch sie kann nicht vergessen, was er ihr angetan hat. Dabei sehnt Lucas sich so sehr nach ihren Küssen! Wie nur kann er Theas Vertrauen wiedergewinnen?

KATE HARDY

Der Chirurg, der mich verführte

Seine Kollegin Erin wäre die Richtige – wenn Dr. Nate Townsend überhaupt eine Frau suchen würde! Aber er ist mit seiner Arbeit verheiratet, für die Liebe hat er keine Zeit. Und sein Privatleben ist auch ohne große Gefühle schon viel zu kompliziert! Eine heiße Affäre mit seiner Kollegin würde ihn reizen – aber mehr kann Erin nicht von ihm erwarten …

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HOLLYWOOD HILLS KLINIK

DAS TEAM:

Dr. James Rothsberg

Klinikleiter, Facharzt für Plastische Chirurgie

Dr. Kim

Arzt

Dr. Jake Lewis

Neurochirurg

Stephanie

Rezeptionistin

Gabriella Cain

Hebamme

PATIENTEN:

Cameron Fontaine

Schauspielerin

Moira

Opernsängerin

UND:

Lola Bennett

Persönliche Assistentin von Miss Fontaine

Bill Lewis

Jakes Vater

Deanna Lewis

Jakes Mutter

Dr. Mila Brightman

Leiterin der Bright Hope Clinic

Alfredo Petrocelli

Regisseur

Matt Ringwood

Schauspieler

Panit

Kellner

Tina

Haushälterin

1. KAPITEL

„Lola! Wo steckst du? Lola!“, tönte eine ungeduldige Frauenstimme aus dem Wohnwagen.

Lola Bennett blieb einen Augenblick stehen und holte tief Luft.

Der Tag fing ja gut an. Hinter ihr murmelten der Regisseur, der Regieassistent und der Hauptdarsteller kaum verhohlen ihren Unmut. Unsinnigerweise fühlte Lola sich schuldig, dass die Frau, von der sie engagiert worden war, den Filmbetrieb aufhielt und damit die Produktionskosten in die Höhe trieb. Dabei konnte Lola nun wirklich nichts dafür, dass die überspannte Aktrice über leichte Magenkrämpfe klagte, die wahrscheinlich auf den übermäßigen Genuss ihres Grünkohl-Weizenkeim-Smoothies zurückzuführen waren.

Sei froh, sagte Lola sich. Das ist dein Traumjob, die Leiter zu den Sternen, der Fuß in der Tür …

Pah! Persönliche Assistentin von Filmstar Cameron Fontaine zu sein mochte für irgendeine arme Seele der tollste Job der Welt sein, doch für Lola entwickelte er sich mehr und mehr zum Albtraum. Manchmal erschien es ihr sogar verlockender, wieder als Kellnerin zu arbeiten. Aber dann brauchte sie sich nur umzublicken, die ruhmgeschwängerte Hollywood-Luft zu atmen, die Schauspieler über ihre Skripte gebeugt zu sehen – Drehbücher wie das, an dem sie gerade schrieb –, und schon durchrieselte sie wieder das prickelnde Gefühl, genau da zu sein, wo sie immer hingewollt hatte: in Los Angeles.

Nur hier konnte sie ihre wilden, verrückten Träume verwirklichen. In der Stadt der Engel.

Hätte nur Cameron Fontaine etwas mehr von der Sanftmut eines Engels …

„Lola!!“ Ihren Stimmbändern schien nichts zu fehlen.

„Ja, Miss Fontaine?“ Lola öffnete die Wohnwagentür. Eine schwere Duftwolke schlug ihr entgegen, die perfekt abgestimmte Mischung aus Zedernholz, Weihrauch und Sandelholz. Dazu Zitronenmelisse, die laut Aromatherapie Klarheit und Fokussierung fördern sollte.

Um einem Erstickungsanfall zu entgehen, wartete Lola einen Moment, setzte ein Lächeln auf und trat ein. Lächle und arbeite. Lächle und arbeite. „Hallo! Ich hoffe, es geht Ihnen besser. Hier ist das Paracetamol, das ich besorgen sollte. Und Ihr koffeinfreier Latte mit Cashewmilch.“

„Du bist ein echter Schatz.“ Die Hauptdarstellerin lag wie hingegossen auf dem weißen Ledersofa, die Hand anmutig auf der Stirn, und lächelte tapfer. Lola hatte oft genug gesehen, wie sie dieses besondere Lächeln vor dem großen goldgerahmten Badezimmerspiegel geübt hatte. „Sag mal, Süße, was wird am Set geredet? Geraten sie schon in Panik? Ich wette, der Regisseur ist am Schwitzen. Du kannst sie beruhigen, ich komme gleich. Ich muss erst meine Kräfte sammeln.“

„Vielleicht sollten Sie nicht nur trinken, sondern etwas Richtiges essen?“

„Machst du Witze? Die nächsten Wochen muss ich jeden Tag in dieses Teenie-Kostüm passen. Und ruf diesen Arzt an … wie hieß er noch gleich? Kim? Sag ihm, dass ich ihn brauche.“

Ging es ihr gar nicht um Aufmerksamkeit? War sie tatsächlich krank? Cameron Fontaine mochte ihre Starallüren haben, aber sie war eine hart arbeitende Schauspielerin mit hohen Ansprüchen an sich selbst. „Selbstverständlich“, antwortete Lola. „Ich kümmere mich sofort darum.“

Zuerst griff sie jedoch nach einer neuen Mineralwasserflasche und drehte sie auf.

„Lola, worauf wartest du? Ruf ihn an!“

Sie schenkte ein Glas voll. „Hier ist Wasser für Ihre Tabletten. Nehmen Sie sie am besten gleich, umso schneller wirken sie.“

Es würde ein sehr langer Tag werden, und Lola freute sich jetzt schon auf ihren Feierabend, wenn sie mit einem guten Buch ins Bett fiel, um der Realität zu entfliehen. Der Realität, die nicht so rosig war, wie sie erwartet hatte. Kein Filmstudio interessierte sich für ihr Manuskript, kein Regisseur hatte es bisher gelesen.

Mehr als einmal hatte sie überlegt, nach London zurückzukehren … Aber wie demütigend wäre es, nach Hause zu kommen und nicht nur eingestehen zu müssen, dass sie versagt, sondern auch, dass sie ihre Familie belogen hatte? Abgesehen davon brauchte sie das Geld, das ihr der an manchen Tagen verhasste Job brachte, um die unverschämt hohe Miete für ihr schäbiges Apartment zu zahlen. Und um nicht zu verhungern.

„Möchten Sie, dass ich die Krankenschwester des Filmstudios hole? Sie ist vor Ort und kommt sicher gern …“

„Sagtest du Krankenschwester? Schätzchen, ich habe Preise gewonnen, hol mir einen Arzt. Diesen Doktor Kim.“ Cameron schloss die Augen. Die Unterhaltung war beendet.

Lola betrachtete sie einige Sekunden lang. Man brauchte kein Mediziner zu sein, um mit einem Blick zu erfassen, dass sich die Schauspielerin bester Gesundheit erfreute. Ihr blondes Haar schimmerte, ihr Teint war rosig und glatt, und sie atmete gleichmäßig, während ein leichtes Lächeln auf ihren fotogenen Lippen lag.

Aber Lola war eine pflichtbewusste Assistentin. Sie zog ihr Handy aus der Tasche und wählte.

„Hallo!“ Cameron hatte sie angewiesen, stets mit einem Lächeln in der Stimme zu sprechen. „Ist dort die Hollywood Hills Klinik? Ja? Großartig! Ich rufe im Namen von Cameron Fontaine an. Sie braucht einen Arzt. Einen Moment bitte, ich frage kurz nach.“ Lola nahm das Telefon vom Ohr. „Ist es ein Notfall, Miss Fontaine?“

Die perfekt gezupften Brauen gingen in die Höhe, das makellose Gesicht wirkte heiter und völlig schmerzfrei. „Es kommt darauf an, was sie unter Notfall verstehen. Ich möchte einen Arzt sehen – also sollten sie sich beeilen.“

„Geht es um Leben oder Tod?“

„Ich denke …“ Sie schürzte die Lippen, ließ eine theatralische Pause folgen. „Nicht wirklich.“

„Liegen Sie im Sterben, Miss Fontaine?“

„Oh nein. Nein, nein, natürlich nicht. Aber sagen Sie das denen nicht.“ Cameron richtete sich graziös auf und strich sich das Kostüm der Sternenkriegerin glatt. Dabei zeichneten sich ihre perfekt definierten Bauchmuskeln ab, die im letzten Monat auf jedem Promi-Magazin zu sehen waren, nachdem die Schauspielerin in den Wellen vor Hawaii herumgetollt war – während Lola in L. A. zurückblieb, um in Camerons Villa in Bel Air den Frühjahrsputz zu überwachen, die Hunde in den Hundesalon zu bringen und für den Tag ihrer Rückkehr einen Lunch für fünfzig Personen zu organisieren.

Lola seufzte stumm und sagte ins Telefon: „Sagen Sie ihm bitte, er möchte so schnell wie möglich herkommen. Danke … Ja, das werde ich.“ Lola trennte die Verbindung und gab weiter, was die freundliche Dame am anderen Ende gesagt hatte. „Der Arzt wird bald hier sein. Er operiert noch, macht sich danach aber gleich auf den Weg.“

„Danke, du bist ein Schatz.“ Diesmal war ihr Lächeln echt.

Was immer Miss Fontaine geplagt hatte, schien sich in Wohlgefallen aufgelöst zu haben. Allerdings war sich Lola sicher, dass die Schmerzen zeitgleich mit dem Doktor wieder auftauchen würden.

„Entschuldigen Sie, Dr. Lewis, ein Anruf für Sie.“

„Schon wieder? Ich sagte doch, ich will nicht gestört werden.“

„Aber es ist das Filmstudio …“

„Jetzt nicht.“ Jake atmete tief die antiseptisch riechende Luft ein und wandte sich wieder seinem Patienten zu, einem neunzehn Jahre alten Footballspieler, der an einem Typ-2-Neurofibrom litt. Ständiges Ohrensausen, zunehmendes Taubheitsgefühl im linken Arm und unerwartete Stürze hatten auf einen großen Tumor am Gleichgewichtsnerv hingedeutet, was durch Untersuchungen schließlich bestätigt worden war.

Mit etwas Glück und Jakes Fähigkeiten sollte der Junge nach diesem Eingriff in der Lage sein, einen Ball zu fangen und weiterzugeben. Jake hoffte auch, dass er ihm das Hörvermögen zurückgeben konnte. Allerdings war das nicht sicher, und möglicherweise würde der junge Spieler seinen Traum von der Nationalmannschaft aufgeben müssen.

Die Zukunft des Jungen hing von dieser Operation ab, und da verlangte irgendeine störrische Schauspielerin, dass Jake zum Set rausfuhr? Und weswegen? Wahrscheinlich hatte sie Husten. Oder hörte die Flöhe husten!

Okay, vielleicht hatte er seine Vorurteile nicht im Griff, aber seiner Erfahrung nach war am Drehort im normalen Alltag noch nie ein Neurochirurg gebraucht worden. Notfälle ja, aber sie hatten gesagt, es sei keiner. Schon beim ersten Anruf.

Der OP-Helfer zögerte, den Hörer noch in der Hand. „Aber …“

„Wenn es ein Notfall ist, sollen sie 911 anrufen, und ich empfange sie dann in der Notaufnahme. Ansonsten fahre ich hin, sobald ich mit dieser komplexen Neurofibrom-OP fertig bin. Falls das für sie zu hoch ist, erklären Sie ihnen, dass ich Hirnchirurg bin. Sie dürfen gern drei Mal raten, was mich gerade hier festhält.“

Als James Rothsberg ihn über einen Headhunter für die Hollywood Hills Klinik angeworben hatte, war das der größte Karrieresprung in Jakes Berufsleben gewesen. Eine Gelegenheit, mit den besten Medizinern zusammenzuarbeiten, die Kalifornien zu bieten hatte. Und er verdiente genug, um seinen Eltern mit Zins und Zinseszinsen zurückzuzahlen, was sie für ihn mühsam zusammengespart hatten. Es reichte sogar für private Krankenpflege. Sein Vater hatte gesundheitlich stark abgebaut, und seine Mutter war auch nicht mehr die Jüngste.

Dass seine Eltern sich weigerten, Geld von ihm anzunehmen, stand auf einem anderen Blatt.

Zu dem neuen Job gehörte allerdings auch die Verpflichtung, im Extremfall einzuspringen, wenn in den Filmstudios ein Arzt gebraucht wurde. Und nachdem Dr. Kim wegen familiärer Angelegenheiten plötzlich Urlaub nehmen musste, war dieser Extremfall eingetreten. Jake blieb nichts anderes übrig, als damit zu leben, dass er es mit empfindlichen Egos zu tun bekam, die mindestens einen Facharzt verlangten, wenn sie ein Pflaster brauchten.

„Okay, alle zurück an die Arbeit“, drückte er aufs Tempo. „Konzentrieren wir uns, jetzt wird es knifflig …“

Drei Stunden später, nachdem er in einer bedrückenden Unterhaltung versucht hatte, den Eltern seines jungen Patienten ehrlich, aber auch hoffnungsvoll zu antworten, fuhr Jake auf das Gelände des Filmstudios. Seine Laune hätte nicht schlechter sein können. Ein Leben lang hatte er darauf hingearbeitet, Neurochirurg zu werden, und jetzt landete er als Vertretungsarzt in Hollywood! Er zeigte seinen Berechtigungsausweis vor und wurde zum Drehort gelotst.

Jake fand sich in einer anderen Welt wieder. Vor ihm die Attrappe eines zerborstenen Raumschiffs auf einem Wüstenplaneten. Um ihn herum Kreaturen mit drei Augen oder zwei Köpfen, die seltsamerweise sehr irdische Waffen trugen. Dazu ein Haufen Kabel und Leitungen, über die man schnell stolpern konnte. Um eine riesige Filmkamera standen besorgt dreinblickende normale Menschen herum, die irgendetwas auf einem Bildschirm betrachteten.

„Hey?“, sprach er einen Mann an, der eine Leiter an ihm vorbeitrug. „Wo finde ich Cameron Fontaine? Ich bin Arzt. Sie hat ein paar Mal angerufen, es scheint dringend zu sein.“

„Sie ist in ihrem Wagen. Geradeaus und dann links.“ Müde deutete der Mann quer übers Gelände. „Der größte Wohnwagen, Sie können ihn nicht verfehlen. Tun Sie uns den Gefallen und machen Sie sie wieder fit. Sonst drehen wir hier noch alle durch.“

Jake folgte den Hinweisen des Mannes und gelangte auf einen Parkplatz, auf dem ein gutes Dutzend Wohnwagen stand. Tatsächlich war der in der hintersten Ecke deutlich größer als die anderen.

„Entschuldigen Sie? Kann ich Ihnen helfen?“

Eine ärgerliche Stimme mit britischem Akzent ließ ihn herumfahren. Vor ihm stand eine junge Frau mit wildem rotem Haar und hellem Teint, auf dem sich Sommersprossen tummelten. Ihrem Stirnrunzeln nach zu urteilen, war sie nicht begeistert, ihn hier zu sehen.

„Ich suche Cameron Fontaine. Sie hatte um einen Besuch gebeten – ich bin Dr. Lewis.“

„Sie sind der Arzt? Wo ist Kim? Sie erwartet ihn.“

Glauben Sie mir, Lady, ich will auch nicht hier sein. „Dr. Kim ist zurzeit beurlaubt, und ich vertrete ihn.“ Jake nahm sich vor, mit James zu reden, sobald er wieder in der Klinik war. Das konnte doch bestimmt jemand anders übernehmen. Jemand, der weniger stark beschäftigt und fachlich weniger qualifiziert war. Jemand, der für den Filmzirkus mehr übrighatte.

Die Frau vor ihm schüttelte den Kopf, sodass die roten Locken auf ihren Schultern tanzten. Ihr Haar schimmerte wie poliertes Kupfer, und sie hatte schokoladenbraune Augen, groß … und voller Missbilligung. Sie trug ein Top in der Farbe ihrer Augen. Jake hatte keine Ahnung, warum ihm das überhaupt auffiel. Schwarze Skinny Jeans schmiegten sich an …

Lass es, ermahnte er sich. Er würde sie nicht von oben bis unten mustern und ihre Attraktivität einschätzen wie alle in dieser Stadt, wo Aussehen das Wichtigste war. Bestimmt war sie eins von den zahlreichen Möchtegern-Filmsternchen, geblendet vom Ruhm der Stars. Hübsch war sie allerdings. Nicht wie die hochgewachsenen gertenschlanken Brünetten, die in seinem Leben ein und aus gingen, aber sie hatte etwas, das sie von anderen abhob. Eine zerbrechliche Schönheit.

Okay, er hatte doch hingeschaut, und was er sah, gefiel ihm. Sie hatte einen tollen Körper. Mit Rundungen. So etwas sah man hier nicht oft … sinnliche weibliche Kurven.

Der enttäuschte Ausdruck in ihren Augen erinnerte ihn daran, dass er nicht hier war, um sich an ihren Brüsten zu erfreuen. „Na toll“, sagte sie. „Einfach großartig. Wir warten seit Stunden auf Sie, alle werden immer grantiger, geben warum auch immer mir die Schuld daran, und dann sind Sie noch nicht einmal der Richtige!“

„Holla.“ Er hatte allen Grund, frustriert zu sein, aber deswegen musste sie ihm dabei noch lange nicht Gesellschaft leisten! „Ich kann sofort wieder fahren, wenn Ihnen das lieber ist. Auf mich warten genug echte Patienten.“

„Nein, nein, nein. Bleiben Sie, wo Sie sind. Cameron will ihren Wagen nicht verlassen, und sie wird dringend am Set gebraucht. Bitte.“ Sie schien sich zusammenzunehmen und lächelte ihn an. Nicht sehr überzeugend, aber immerhin der Geist eines Lächelns. „Entschuldigen Sie. Ich bin Lola Bennett, Miss Fontaines persönliche Assistentin.“

„Jake Lewis. Neurochirurg der Filmstars … wie’s aussieht.“ Er streckte die Hand aus.

Sie ergriff sie und schüttelte sie kurz und kräftig. Ihre schlanke Hand war warm, und bei der Berührung prickelte seine Haut wie von einem leichten elektrischen Schlag. Lola Bennett blickte erst auf ihre Hände und dann ihn an. Fragend.

Im nächsten Moment blinzelte sie. „Okay! Gut! Geben wir unser Bestes, ja? Miss Fontaines Wohnwagen ist gleich hier drüben. Aber ich muss Sie vorwarnen, es könnte sein, dass sie nicht gerade begeistert sein wird, Sie zu sehen.“

Und diesmal lächelte sie wirklich. Teilnahmsvoll, ein bisschen verschmitzt, sodass in ihren dunkelbraunen Augen winzige Sternchen aufblitzten. Jake spürte, wie seine Herzfrequenz aufdrehte, während er Lola in den Wohnwagen folgte.

Er schrieb es dem bizarren Szenario zu, der außerirdischen Atmosphäre, die hier herrschte. Sein Blutdruck hatte sich eben nach der komplizierten Operation und der Fahrt durch verstopfte Straßen noch nicht wieder normalisiert. Mit Lola Bennett hatte das nicht das Geringste zu tun.

„Hallo!“ Das klang übertrieben fröhlich, und Jake meinte, eine leichte Panik in ihrer Stimme wahrzunehmen. Einen flüchtigen Moment lang tat ihm Lola Bennett leid. „Miss Fontaine? Der Arzt ist da!“

„Das wird auch Zeit. Kim? Oh, Kim, ich bin so froh, dass …“ Die blonde Schönheit, die Jake unzählige Male auf Plakatwänden in der gesamten Stadt und auf der Kinoleinwand gesehen hatte, richtete sich vom Sofa auf und starrte ihn an. „Sie sind nicht Kim.“

Sofort war Lola an ihrer Seite, redete mit ihr wie mit einem kleinen Kind, beruhigend und optimistisch zugleich. „Nein, Miss Fontaine, das ist Dr. Lewis. Jake. Er ist gekommen, um nach Ihnen zu sehen. Dr. Kim ist zurzeit nicht da.“

„Dann holen Sie ihn mir. Jack …“ Sie wedelte mit der Hand, als müsse sie einen aufdringlichen Hund verscheuchen. „… nützt mir nichts.“

„Jake“, berichtigte Lola sanft und warf ihm einen entschuldigenden Blick zu. „Er arbeitet auch in der Klinik, also muss er gut sein. Exzellent, wette ich.“

Jake hatte genug von diesem Eiertanz und trat einen Schritt vor. „Miss Fontaine, ich vertrete Dr. Kim in seiner Abwesenheit. Dass wir ihn zurückholen, steht außer Frage. Was ist das Problem?“

„Das kann ich nicht mit Ihnen besprechen. Kim weiß alles.“

„Oka-a-ay. Dann muss es ja in Ihren Unterlagen stehen. Ich kann auch von hier aus darauf zugreifen.“ Er zog den Reißverschluss seiner Laptoptasche auf, holte seinen Computer heraus und fuhr ihn hoch. „Seien Sie bitte versichert, dass ich an die Schweigepflicht genauso gebunden bin wie Dr. Kim. Und meine Qualifikation entspricht seiner.“ Mindestens, wenn nicht noch mehr. „Wenn Sie mir nur sagen, was Ihnen fehlt, kann ich versuchen, Ihnen zu helfen.“ Ihm war bewusst, dass er leicht genervt klang. Aber in der Klinik warteten sehr kranke Patienten auf ihn. Statt dort zu sein, wo er wirklich gebraucht wurde, musste Jake sich hier mit einer überspannten Diva herumschlagen.

Die Schauspielerin begann zu zittern. „Was mir fehlt? Der richtige Arzt, das fehlt mir. Sie sind der falsche, also gehen Sie bitte. Jetzt. Ich möchte nur mit Kim sprechen.“

Das ist nicht ihr Ernst! „Ich kann Ihnen versichern, dass …“

„Kim oder keiner.“

„Dann keiner. Er wird erst in ein paar Monaten zurückkommen, und …“

„Gehen Sie.“

Jake unterdrückte einen derben Fluch. „Ich bin den ganzen Weg hierhergefahren, und dann wollen Sie nicht einmal mit mir reden? Einfach so?“

„Einfach so. Leben Sie wohl.“ Die Aktrice ließ sich in die Kissen fallen und schloss die Augen. Was anscheinend nichts anderes bedeutete, als dass er entlassen war.

„Tut mir leid, dass ich Ihre Zeit verschwendet habe“, knurrte Jake, knallte den Laptop zu, schnappte sich seine Tasche und verschwand nach draußen. Ihre Zeit? Er ballte die Faust um den Taschengriff und marschierte wütend Richtung Wagen. Was für eine Farce!

„Dr. Lewis? Jake? Bitte, warten Sie.“ Schon wieder der Rotschopf mit dem englischen Akzent. Jake wirbelte herum. Lola stand am Fuß der Stufen zum Wohnwagen, die Hände nervös verschränkt. „Kann ich Ihnen eine Tasse Tee holen? Würde das helfen?“

„Das bezweifle ich. Die bringt mir auch nicht eine vergeudete Stunde meines Lebens zurück.“

„Aber eine Pause könnte nicht schaden. Ein bisschen runterkommen, bevor Sie zurückfahren.“ Sie blickte auf ihre Armbanduhr. „Gleich beginnt die Rushhour, der alltägliche Albtraum.“

„Ich denke, ich hatte schon einen. Sagen Sie mir bitte, dass ich aufwache und alles nur geträumt habe.“

Lola zuckte mit den Schultern. „Sie ändert schnell ihre Meinung.“

„Das kann ich auch. Und zwar jetzt gleich. Ich werde nicht wiederkommen.“

„Möglicherweise wird sie Sie darum bitten. In ungefähr fünf Minuten.“

„Ich habe zu tun. Mit Patienten, die meinen Rat und meine Hilfe wirklich schätzen. Ich kann meine Zeit besser nutzen, als mich um hypochondrische Promis zu kümmern!“

Dass er Lola trotzdem zu dem Kantinenwagen folgte, verstand er selbst nicht ganz. Er wartete sogar, während sie für ihn und sich Tee bestellte. Marke English Breakfast.

Tee … der große Nervenberuhiger, wenn man die Briten fragte. Keine englische Fernsehserie, kein Kostümdrama, bei dem nicht mindestens zwei Mal Tee serviert wurde. Jake hasste Tee.

Aber er setzte sich zu ihr, nachdem sie das Tablett zu einem Baldachin getragen hatte, unter dem Plastiktische und – stühle standen. Lola wirkte niedergeschlagen, obwohl sie sich sehr bemühte, ihre Stimmung zu verbergen.

„Es tut mir so leid, Jake. Darf ich Sie Jake nennen? Oder ist Ihnen Dr. Jake lieber? Oder Dr. Lewis?“

„Jake ist in Ordnung.“

„Sie ist ein bisschen temperamentvoll, hat ihr Leben lang den Leuten gesagt, wo es langgeht. Und sie tun eben, was sie will.“ Sie schnipste mit den Fingern. „Ich auch, muss ich gestehen. Allerdings werde ich dafür bezahlt. Doch ich bin sicher, dass sie mit Ihnen redet, wenn sie erst in Ruhe darüber nachgedacht hat.“ Sie schenkte ihm ein beschwichtigendes Lächeln, das ihre Augen zum Leuchten brachte. „Ganz bestimmt.“

„Was auch immer sie Ihnen zahlt, es ist nicht genug. Kündigen Sie, suchen Sie sich einen anderen Job.“ Das klang arroganter, als er beabsichtigt hatte. Aber Jake war immer noch sauer. Wie konnte Lola so mit sich umspringen lassen?

Das Licht in den dunklen Augen erlosch. „Wie bitte?“

„Es ist nicht gesund, sich mit Egomanen abzugeben. Nur weil Sie wahrgenommen werden wollen, weil Sie im Showbiz Karriere machen wollen? Ist sie Ihr Ticket zum Olymp? Wollen Sie Schauspielerin werden – wie all die anderen, die hierherkommen, um sich eines Tages im Rampenlicht zu sonnen? Das ist es nicht wert, Lola. Machen Sie sich nicht von so einer Frau abhängig. Sie werden eines Tages durchdrehen.“

Lola betrachtete ihn verwundert, ja, fast ärgerlich. „Was geht Sie das an?“

Gute Frage.

Normalerweise verspürte er nicht das Bedürfnis, sich in das Leben anderer einzumischen. Im Gegenteil, er hielt sich sehr zurück. Vor allem bei Frauen, die das geringste Interesse schnell als Zeichen deuteten, dass er mehr von ihnen wollte. Was nicht stimmte. Lockere Affären ja, feste Beziehungen nein, so lief das bei ihm.

„Ich wollte nur sagen, dass es Besseres gibt, als sich als Assistentin herumschubsen zu lassen oder kleine Nebenrollen zu spielen. In der Filmbranche schaffen es die wenigsten ganz nach oben, und nur ein Bruchteil kann davon leben. Wenn Sie meine Meinung hören wollen …“

„Nein, möchte ich nicht“, unterbrach sie ihn. „Trotzdem vielen Dank, dass Sie mir den Tag endgültig ruiniert haben.“ Sie starrte auf die Dampfschwaden, die aus ihrer Tasse stiegen, riss zwei Zuckerpäckchen auf und rührte den Inhalt in den Tee.

Jake fand das sympathisch. In dieser Stadt würden die meisten Frauen lieber Staub essen als Zucker. Er sah Lola an und wurde das Gefühl nicht los, dass sich ein Gewitter zusammenbraute. Dicker Ärger lag in der Luft, und Jake gestand sich ein, dass er daran nicht schuldlos war. Mies gelaunt hatte er diese Diskussion losgetreten und damit alles noch schlimmer gemacht.

Falls Lola recht hatte und Cameron ihn bitten würde zurückzukommen, wäre es besser, sich mit ihrer Assistentin zu vertragen. Außerdem wollte er nicht, dass James von dieser Geschichte erfuhr. Sein Chef legte großen Wert darauf, dass alle seine Patienten mit Samthandschuhen angefasst wurden. Was im Grunde auch Jakes Credo war: Der Patient kam immer an erster Stelle.

Außerdem verspürte er Gewissensbisse, dass er für Lola den Stress noch erhöht hatte. Jake ertappte sich dabei, dass er sie wieder lächeln sehen wollte.

„Lola …“

„Ach, das war nicht alles? Was wollen Sie noch aufs Korn nehmen? Auf meinem Job und meiner erbärmlichen Zukunft haben Sie ja schon herumgetrampelt. Wie wäre es mit ein paar abfälligen Bemerkungen über mein Gesicht oder meinen Körper?“

Oh ja, sie war sauer auf ihn. Und wie! In dem Ton hatte noch nie jemand mit ihm gesprochen. Goldene Funken blitzten in ihren Augen auf. Es war … nun ja, ziemlich interessant.

Lola beugte sich vor und stieß den Teelöffel in seine Richtung. „Sie wissen nicht das Geringste über mich. Wie kommen Sie dazu, mir auch nur irgendeinen Rat zu geben?“

„Ich …“

Sie ließ ihn nicht ausreden. „Tja, Dr. Allwissend, da Sie so bereitwillig eine Lebensberatung anbieten, revanchiere ich mich doch gern. Es interessiert mich nicht, wer Sie sind oder wie toll Sie in Ihrem Beruf sind. Ihre Herablassung können Sie sich sparen und Ihre Vorurteile ebenfalls, okay? Ich wollte nur freundlich sein, weil Cameron wirklich ein Miststück sein kann. Ich verstehe, dass Sie sich über ihre Starallüren geärgert haben, aber sie ist trotzdem eine hervorragende Schauspielerin und kann auch rücksichtsvoll sein. Selten, doch es kommt vor.“

Bevor er Luft holen konnte, um zu antworten, redete sie weiter. „Ich dachte, eine Tasse Tee und eine nette Unterhaltung könnten den Druck aus dem Kessel nehmen. Aber wissen Sie was? Vergessen Sie’s! In L. A. gibt es genug Ärzte, die ihren rechten Arm für diese privilegierte Position geben würden. Ärzte, die helfen wollen. Ärzte, die freundlich sind. Deshalb rufe ich jetzt einen von ihnen an, ja? Ich glaube, wir sind hier fertig.“

Sprach’s, schob ihren Stuhl zurück und stand auf. Ihr sonst blasses Gesicht war gerötet und das sonnige Lächeln nur noch eine schwache Erinnerung. Und zu seinem Leidwesen stellte Jake fest, dass Lola Bennett etwas fertigbrachte, was keine Frau je zuvor geschafft hatte: Er war drauf und dran, ihr nachzulaufen und Abbitte zu leisten.

2. KAPITEL

„Lola?“

Sie stöhnte stumm. An manchen Tagen würde sie sonst was für einen anderen Vornamen geben. Lola zögerte auf ihrem Weg zurück zum Wohnwagen und blieb schließlich stehen, während sie hoffte, dass ihre Wangen nicht mehr so knallrot aussahen, wie sie sich anfühlten.

Der Herr Doktor mochte eine Augenweide sein mit seinem kurzen dunklen Haar, den aufregend blauen Augen und einem Körper, um den ihn der Hauptdarsteller beneiden musste. Aber Jake Lewis war ein aufgeblasener Mistkerl im Maßanzug, und er sollte nicht glauben, dass er die Oberhand behielt.

Leider war er auch der einzige Arzt vor Ort, also musste sie nett zu ihm sein, denn es könnte weitere zwei Stunden dauern, einen anderen zu finden. Lola war sich nämlich ziemlich sicher, dass Cameron bald auf die Idee kam, dass sie heute doch noch mit einem Arzt sprechen musste.

Sie holte tief Luft und drehte sich zu ihm um. „Ja? Was ist denn noch?“

„Sie haben Ihren Tee nicht ausgetrunken.“

„Danke, ich möchte keinen mehr.“

Jake winkte sie zu sich. „Jemand, der es wissen muss, hat mir gesagt, dass ein Tee guttut. Außerdem wird er kalt.“

„Tatsächlich?“ Sie stemmte die Hände auf die Hüften und wartete auf seine Entschuldigung.

„Und sie werden die Tassen abräumen, wenn wir uns nicht wieder setzen.“ Mit einer lässigen Kopfbewegung deutete er in Richtung Baldachin. Zwei einsame Tassen standen auf einem verlassenen Tisch.

Lola merkte plötzlich, wie ausgedörrt sie war. Seit einer gefühlten Ewigkeit hatte sie keine Pause mehr gehabt.

Dr. Lewis redete weiter, als wäre eine Entschuldigung das Letzte, was ihm in den Sinn käme. „Na kommen Sie, setzen Sie sich wieder, bevor man Ihren Tee abräumt.“

„Nein, Jake, erst erwarte ich eine Erklärung.“

„Verstehe.“ Er presste die Lippen zusammen. Der Mann war wirklich nett anzusehen … aber wer war das nicht, hier in L. A.? Selbst die Handwerker am Set sahen großartig aus und hätten auch vor der Kamera eine gute Figur gemacht. Aber sosehr Jake mit seiner mehr als attraktiven Männlichkeit hierherpasste, so deutlich strahlte er aus, dass er nicht hier sein wollte. Ungewöhnlich in einer Stadt, in der sich alles nur ums Filmgeschäft drehte.

Lola tippte ungeduldig mit dem Fuß auf. „Ich warte …“

„Na ja, ich habe zwar noch nie gekellnert, Lola, aber ich denke, es funktioniert folgendermaßen: Wenn Gäste den Tisch verlassen – beziehungsweise davonstürmen –, bedeutet das, dass sie fertig sind und man ihre Tassen abräumen kann.“

„Sie sind schlauer, als gut für Sie ist.“ Lola konnte nicht anders, sie musste lächeln. „Und ich bin nicht davongestürmt.“

Er ließ den Blick von ihrem Gesicht tiefer gleiten, über ihren Körper bis zu ihren Hüften, wo er kurz verweilte. Lola spürte, wie ihre Wangen wieder warm wurden. In ihrem Bauch fing es an zu kribbeln, und sie fragte sich, ob sie sich bei Cameron angesteckt hatte.

Jake nickte. „Doch. Mit kleinen wütenden Schritten.“

„Herablassend sind Sie auch noch? Na toll.“ Hatte er sie so genau beobachtet? „Gut, angesichts der Umstände überrascht mich das nicht. Und ich meinte, ich warte immer noch auf eine Erklärung, warum Sie so unhöflich waren.“

„Ach so, das.“ Die breiten Schultern zuckten.

„Genau das. Eine Entschuldigung wäre schön.“

Er wirkte tatsächlich überrascht, so als würde es ihm nie in den Sinn kommen, sich zu entschuldigen. Aber er ging zum Tisch zurück. Gespannt, wie er reagieren würde, folgte sie ihm und bekam gerade noch mit, wie er vor sich hin murmelte: „Es tut mir leid, dass Sie sich über meine Worte aufgeregt haben.“

„Aber nicht, was Sie gesagt haben. Auch nicht, dass Sie Ihre Vorurteile an mir ausgelassen haben. Sie entschuldigen sich nur dafür, dass ich sauer geworden bin? Wo haben Sie die Kunst der Entschuldigung gelernt?“

„Das muss man lernen? Steht das an englischen Schulen auf dem Stundenplan? Die Kunst der Entschuldigung …“ Er blieb am Tisch stehen, während sie sich setzte. Zweifellos ein Machtspielchen. „Typisch.“

„Wie meinen Sie das?“

Jake nahm seine Tasse, trank einen Schluck, verzog das Gesicht und setzte sie wieder ab. „Hören Sie, das vorhin ist ein bisschen aus dem Ruder gelaufen. Ich finde, wir fangen noch einmal von vorn an.“

Dem Himmel sei Dank! Lola mochte sich nicht einmal ausmalen, wie Cameron reagierte, wenn sie nach dem Arzt verlangte und Lola ihr gestehen musste, dass sie ihn vertrieben hatte. Selbst wenn er es verdient hätte. „Ja“, antwortete sie erleichtert. „Ja, das finde ich auch.“

„Exzellent. Aber eins nach dem anderen.“ Er wandte sich ab, ging zum Kantinenwagen, plauderte kurz mit dem Mann hinter der Theke – und lachte! Jake Lewis konnte sich also bestens amüsieren. Nur bei ihr schien sein Humor zu versagen!

Eine dampfende Tasse Kaffee in der Hand, kehrte er an den Tisch zurück. Jake setzte sich, trank einen Schluck und lächelte zufrieden.

„Sie mögen keinen Tee?“

„Nein.“

„Warum haben Sie das nicht gesagt?“

„Sie hatten einen für mich bestellt, weil Sie davon ausgegangen sind, dass ich auch einen wollte. Und da ich tatsächlich höflich sein kann, habe ich es dabei belassen.“ Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück und grinste. „Ich gebe zu, ich war ein Idiot.“

Immer noch kein „Es tut mir leid“. Interessant. „Zugegeben, Cameron kann manchmal schwierig sein. Ich muss mir oft auf die Zunge beißen.“ Natürlich erzählte sie ihm nicht, dass sie abends oft frustriert in ihr Kissen brüllte, weil sie nach einem hektischen Tag kaum noch kriechen konnte. Oder wie sie Miss Fontaine am Strand von Hawaii ein paar Quallen an den Hals wünschte, während sie sich mit ihren drei völlig verzogenen Chihuahuas im Hundesalon herumplagte.

Jake blickte sie erstaunt an. „Warum bleiben Sie bei ihr?“

„Haben Sie schon einmal versucht, hier einen Job zu bekommen? Jeder will in der Filmbranche arbeiten. Außerdem zahlt sie gut. Und das Beste ist, dass ich über sie an Regisseure herankomme. Die sind mein eigentliches Ziel. Je länger ich für Cameron arbeite, umso mehr Leute lerne ich kennen. Ich brauche sie, und ich brauche diesen Job. Das mag sich anhören, als würde ich sie ausnutzen, aber ohne die Kontakte und die Publicity komme ich nicht weiter. Macht mich das zu einem schlechten Menschen?“

Er betrachtete sie schweigend, wieder mit diesem intensiven Blick, der ein seltsames Prickeln in ihr auslöste. Lola wollte wegsehen und konnte es nicht. Wie gebannt blickte sie ihm in die unglaublich blauen Augen.

„Lola, ich kenne Sie nicht, aber so, wie ich Sie erlebt habe, kann ich mir nicht vorstellen, dass Sie ein schlechter Mensch sind. Ein bisschen temperamentvoll vielleicht …“

„Mein Dad sagt, ich bin eine Quasselstrippe.“

„Dazu sage ich lieber nichts. Ich möchte mir keinen Ärger einhandeln.“ Doch sein Lächeln verriet, dass er ihrem Vater recht gab. „Im Grunde tun Sie doch das Gleiche wie alle anderen auch … Sie sorgen dafür, dass es für Sie gut läuft. Deshalb bin ich hier statt immer noch in Van Nuys, wo ich aufgewachsen bin. Wie soll man im Leben weiterkommen, wenn man seine Beziehungen nicht nutzt?“

Lola wusste nicht, ob sie sich jetzt besser fühlen sollte. Aber er schien es ernst zu meinen. War er einer von diesen echten Workaholics? Oder nur völlig auf sich selbst bezogen?

Sie hatte viele solcher Menschen hier getroffen. Anfangs hielt sie sich noch für extrem ambitioniert, musste jedoch feststellen, dass ihr Ehrgeiz im Vergleich zu anderen blass aussah.

Wie bei den Schauspielern zum Beispiel, die sie wegen eines kurzfristig angesetzten Vorsprechtermins versetzt hatten. Sie dachten nicht einmal daran, sie anzurufen, sodass Lola in der Bar wartete und wartete. Wie bestellt und nicht abgeholt. Oder diejenigen, die sie bei den Dates die Rechnung übernehmen ließen, weil sie gerade kein Engagement hatten. Am schlimmsten von allen war der, der mit ihr ins Bett gegangen war, um an Cameron heranzukommen. Das hatte richtig wehgetan, vor allem, weil sie sich in ihn verliebt hatte. Bis sie feststellen musste, dass er nur ihrer Chefin vorgestellt werden wollte.

Seit ihrem Umzug nach L. A. war es mit ihrem Liebesleben steil bergab gegangen, und inzwischen verabredete sie sich gar nicht mehr. Schluss mit Dates, ihr Leben drehte sich nur noch um sie und ihre Drehbücher. Und, dachte sie ergeben, um Cameron und ihre drei Chihuahua-Babys.

Jake trank den letzten Schluck Kaffee und lächelte verhalten. „Dann sind Sie Schauspielerin?“

„Nein. Du meine Güte, bloß nicht! Obwohl ich schon als Kind von der Schauspielerei begeistert war und an der Uni oft genug auf der Bühne stand, schlägt mein Herz für das geschriebene Wort. Charaktere erfinden, Geschichten ausdenken, das macht mir Spaß. Ich schreibe Drehbücher.“ Endlich hatte sie es einmal laut ausgesprochen! Sie war den hohen Erwartungen der anderen entkommen und verfolgte ihren eigenen Traum. Allerdings war ihr auch längst klar geworden, dass die Freiheit ihren Preis hatte.

Lola bezahlte mit Schuldgefühlen. Meistens.

Er musterte sie neugierig. „Nur deswegen sind Sie aus England hierhergekommen?“

„Was heißt denn ‚nur‘? Manche fliegen zum Shoppen einmal über den Atlantik! Hier werden Drehbuchskripte in echte Filme verwandelt. Hier übernimmt jemand meine Arbeit, meine Idee und lässt sie Wirklichkeit werden. Außerdem stammt mein Dad aus L. A. und hat immer davon geschwärmt.“

„Wenn ihm die Stadt so gut gefiel, warum ist er dann weggezogen?“

„Er hat meine Mum kennengelernt, sie geheiratet und ist mit ihr nach London gegangen, in ihre Heimatstadt. Sagen wir, er hat seine Karriere der Liebe geopfert.“ Ihr Vater hatte den zweitbesten Job angenommen, sein Land verlassen, Träume aufgegeben. Nein, sie würde nicht in seine Fußstapfen treten, sondern ihre eigenen formen. Und dazu gehörte an erster Stelle, dass sie ihre eigenen Träume lebte. Auch wenn sie dafür manchmal die Zähne zusammenbeißen musste.

Niemals würde sie etwas für die Liebe aufgeben. Weil sie sich noch gut an den Ausdruck in den Augen ihres Vaters erinnerte, wenn er seine Tochter auf der Bühne stehen sah. Es war eine Mischung aus Wehmut und Bedauern, die ihr heute noch zu Herzen ging. Deshalb hatte sie sich geschworen, so zu leben, dass es nichts zu bereuen gab – und dazu gehörte auch, nie wieder eine Bühne zu betreten.

Jake blickte sie entgeistert an. „Was für eine Entscheidung! Wie kann man sämtliche Brücken hinter sich abbrechen und auf etwas setzen, das jederzeit schiefgehen kann? Was macht er jetzt?“

„Er gibt Schauspielunterricht – und er liebt seine Familie über alles. Oft hat er uns wundervolle Geschichten über das Leben hier und die Filme, in denen er mitgespielt hat, erzählt. Ich glaube, das war der Auslöser, dass ich mich in diese Stadt verliebt habe.“

„Und wie läuft es hier für Sie?“

Sie konnte ihm nicht ins Gesicht lügen und wich seinem Blick aus. „Super! Sehen Sie sich doch um, ist es nicht großartig hier? Da drüben steht Alfredo Petrocelli, der beste Regisseur der Welt, wenn Sie mich fragen. Und ich atme die gleiche Luft wie Matt Ringwood und Cameron Fontaine – auch wenn ihre Luft meistens mit intensiven Düften aus der Aromatherapie beladen ist, die je nach Stimmung wechseln. Aber alles in allem könnte es nicht besser sein.“

„Und doch erzählt Ihre Körpersprache genau das Gegenteil.“ Die blauen Augen wurden schmal. „Sagen Sie mir die Wahrheit, Lola. Es ist nicht alles Gold, was glänzt, hm?“

Es war verwirrend. Der Mann machte sie nervös, und gleichzeitig verspürte sie das Bedürfnis, ihm ihr Herz auszuschütten. Wie konnte er sie so gut durchschauen? Sie kannten sich doch höchstens eine halbe Stunde! Am liebsten hätte sie alles mit einem lässigen Schulterzucken abgetan, aber es fiel ihr plötzlich unendlich schwer, das Bild der glücklichen Assistentin aufrechtzuerhalten, die alles hier so toll und so aufregend fand. In Wirklichkeit hätte sie manchmal heulen können. Sie war einsam. Die richtigen Kontakte ließen sich nicht so schnell knüpfen wie gedacht. Ihr ging das Geld aus. Sie konnte sich nicht überwinden, jemandem ihr Manuskript zu zeigen. Und am schlimmsten war es zu lügen, wenn ihr Vater anrief.

Aber sosehr es sie drängte, Jake alles anzuvertrauen, sie tat es nicht. Er war ein Fremder. „Doch, es ist alles fabelhaft, wirklich. Sie sollten Camerons Villa in Bel Air sehen. Ein Palast. Und sie gibt tolle Partys.“ Die Lola organisierte und so aussehen lassen musste, als hätte Cameron alles allein gemacht. „Ehrlich, ganz klasse. Übrigens muss ich jetzt wieder los.“

„Wohin? Zurück zu Cameron? Schreit sie nicht, wenn sie Sie braucht?“

„Das stimmt, aber ich habe noch mehr zu tun.“

Jake Lewis machte keine Anstalten, aufzustehen, und da sie nicht unhöflich wirken wollte, blieb sie ebenfalls sitzen.

Er lehnte sich zurück und schlug die Beine übereinander. Soweit sie sehen konnte, waren sie kraftvoll, muskulös, in teuren Stoff gekleidet. Ein dunkler Anzug, sehr professionell. Jake hatte einen atemberaubenden Körper, den er bestimmt im Fitnessstudio stählte.

Was dich nichts angeht, ermahnte sie sich und riss sich von dem männlichen Leckerbissen los. Lola sah auf, direkt in seine Augen. Ihre Blicke trafen sich, und ein sinnlicher Schauer rieselte ihr über den Rücken.

„Erzählen Sie mal. Worum geht es in Ihrem Drehbuch?“

Wahnsinn. Der erste Mensch, den das überhaupt interessierte.

Sie hatte sich längst einen Satz zurechtgelegt, mit dem sie es bei passender Gelegenheit einem Regisseur oder Produzenten anpreisen konnte. Vielleicht sollte sie ihn bei Dr. Lewis testen?

„Lola? Lola!“

Pech gehabt. „Hören Sie das? Da muss ich hin. Tun Sie mir einen Gefallen und verschwinden Sie nicht einfach. Kann sein, dass sie Sie …“

„Lola!“ Die Stimme überschlug sich fast.

„Oh, oh, das klingt ernst. Vielleicht kommen Sie lieber gleich mit?“

„Okay, dann auf in die Höhle der Löwin. Brauchen wir Schutzhelme?“

Einen wohltuenden Moment lang fühlte sich Lola, als hätte sie einen Verbündeten. Sie lachte auf. „Nur wenn sie mit Sachen um sich wirft.“ Als sie sein besorgtes Gesicht sah, lachte sie noch lauter. „Sie kann nicht zielen. Bis jetzt hat sie mich nie getroffen.“

Jake beobachtete, wie Lola sich wieder in fröhlichen Optimismus hüllte, bevor sie den Wohnwagen betrat. Nur flüchtig hatte sie ihm die echte Frau hinter dieser Fassade gezeigt. Interessant. Sie brannte für ihren Traum. Und sie besaß einen ansteckenden Humor.

Jetzt rannte sie buchstäblich zu Cameron. Trotz allem, was sie ihm erzählt hatte, vermutete Jake, dass sie ihre Chefin mochte. „Geht’s Ihnen nicht gut? Was ist los?“

Die Schauspielerin wischte sich ein paar Tränen von den glatten Wangen. „Ich weiß es nicht … Also, ich fühle mich einfach nicht …“

Jake betrat den Wagen. „Haben Sie Schmerzen, Miss Fontaine?“

„Nein, nicht direkt.“

Na toll. Was sollte ihm das sagen? „Können Sie mir genauer beschreiben, wie Ihnen zumute ist? Tut Ihnen etwas weh? Ist es ein dumpfer Schmerz oder eher ein stechender? Was ist mit Übelkeit? Kopfschmerzen? Benommenheit?“ Jake kam sich vor wie in einer Quizshow.

„Nein.“ Die Tränen rannen schneller.

„Vorhin war ihr schlecht“, meldete sich Lola zu Wort.

„Das ist weg. Mir geht es nur nicht so gut. Sicher habe ich etwas Falsches gegessen.“ Cameron seufzte. „Ich bezweifle, dass ich heute noch arbeiten kann. Lola, Schätzchen, kannst du ihnen sagen, dass ich für den Rest Tages hierbleibe?“

Ein besorgter Ausdruck huschte über Lolas Gesicht, doch sie hatte sich schnell wieder im Griff. „Vielleicht sind Sie einfach übermüdet?“, meinte sie mit sanfter, freundlicher Stimme. „In letzter Zeit haben Sie hart gearbeitet und nur die kurze Pause auf Hawaii gehabt. Sie sollten zwischen den Filmaufnahmen längere Pausen einplanen. Ich werde das in Ihrem Terminkalender vermerken.“

Während sie sprach, strich sie Cameron eine Haarsträhne aus der Stirn und reichte ihr dann ein Glas Wasser. „Am Set ist, glaube ich, sowieso gerade Ruhe. Sie haben einige Stunt-Szenen abgedreht, von Matts großer Kampfszene. Sie wissen ja, was für ein Perfektionist er ist. Machen Sie sich keine Gedanken. Wollen wir sehen, wie Sie sich in ein paar Minuten fühlen? Soll Jake Ihnen ein Tonikum oder etwas Ähnliches geben?“

Stärkungsmittel? Nahmen die Leute heutzutage noch so etwas? Sein Fachgebiet war das Gehirn, und nachdem er seine Assistenzarztzeit in der Notaufnahme verbracht hatte, kam er auch mit den meisten Notfällen klar. Aber generelles, unspezifisches Unwohlsein? Jake ging vor Cameron in die Hocke.

„Lola lässt uns sicher einen Augenblick allein, damit ich Sie untersuchen kann.“ Er warf ihr einen hoffnungsvollen Blick zu.

Sie nickte zustimmend. „Gute Idee. Dann wissen wir bald, was Ihnen fehlt.“

„Nein, nein. Bitte geben Sie mir nur ein Tonikum. Irgendetwas … Harmloses, ohne Alkohol. Ach, ich weiß nicht, vielleicht genügt schon ein Wasser. Soll ich mehr Wasser trinken?“ Schützend legte Cameron die Hand auf den Bauch.

In dem Moment fiel bei ihm der Groschen. Generelles Unwohlsein. Leichte Übelkeit. Hand auf dem Bauch. Tränen. Ohne Alkohol.

Sie ist schwanger, und sie will nicht, dass jemand es mitbekommt. „Ich würde wirklich gern unter vier Augen mit Ihnen sprechen, Cameron.“

Die Schauspielerin blickte ihn an, schüttelte kaum merklich den Kopf. In ihren großen Augen lag ein ängstlicher Ausdruck. Anscheinend durfte niemand von ihren Umständen erfahren, auch ihre Assistentin nicht.

War ihr nicht klar, dass sie jetzt auf vieles achten, sich richtig ernähren musste? Vermutete sie, dass sie schwanger war, oder hatte sie einen Test gemacht? Hatte sie sich schon einen Gynäkologen gesucht?

Miss Fontaine richtete sich auf und betupfte sich mit einem Papiertuch die nassen Wangen. „Wissen Sie was? Mir geht es schon besser. Ich trinke einfach noch ein bisschen Wasser und gehe dann wieder nach draußen. Vielleicht können wir die Szenen im Sitzen abdrehen, das wäre nicht so anstrengend.“

Jake blieb skeptisch. „Cameron, wollen Sie sich nicht doch kurz untersuchen lassen? Oder soll ich Ihnen jemanden schicken? Heute Abend, nach Hause?“ Einen Frauenarzt, eine Hebamme? Er blickte sie eindringlich an, hoffte, dass sie verstand, worauf er hinauswollte. „Ich könnte jemanden anrufen.“

„Nein, vielen Dank. Sie waren sehr aufmerksam. Aber es geht mir gut, absolut. Ich brauche Sie nicht mehr.“

Er fischte eine Visitenkarte aus seinem Arztkoffer und reichte sie ihr. „Hier ist meine private Handynummer. Rufen Sie mich gern jederzeit an.“

Cameron lächelte zum ersten Mal, seit er hier war. „Danke. Sie sind sehr freundlich.“

Nur besorgt. „Jederzeit, okay?“

Jake sah Lola an und nickte Richtung Tür. Er war froh, dass sie ihm außer Hörweite nach draußen folgte.

„Danke, Jake, dass Sie sie beruhigt haben“, sagte sie. „Sie wissen ja, wie diese Leute sind. Ein makelloses Aussehen, ein perfekter Körper sind das Wichtigste.“

Schon möglich. Jake war nicht wohl dabei, eine schwangere Schauspielerin dem anstrengenden Drehalltag auszusetzen. Auch wenn er sich sagte, dass eine Schwangerschaft eine vollkommen natürliche, normale Angelegenheit war. „Wenn sie müde ist, sollte sie sich ausruhen. Und solange sie keine Schmerzen hat, kann sie weiterarbeiten. Ich muss jetzt zurück in die Klinik, aber ich komme später noch einmal wieder.“

„Vielen Dank, dass Sie vorhin nicht gleich weggefahren sind. Wir sehen uns dann. Wenn sie gerade filmen sollten, kommen Sie einfach hierher zum Wagen. Ich werde auf jeden Fall da sein. Also … wenn Sie mögen. Wir könnten zusammen warten … oder … Tschuldigung, ich plappere. Bis nachher.“

Als sie ihn anlächelte, vergaß er den nächsten Atemzug. Sie hatte ein hinreißendes Lächeln. Jake blickte ihr nach, während sie zum Wagen zurückging.

Eine verwirrende Frau. Von ihm ließ sie sich nichts gefallen, von ihrer Chefin dafür umso mehr. In manchen Situationen war sie höchst selbstbewusst, in anderen nicht. Sie arbeitete hart und war loyal. Und er fand sie erfrischend sympathisch. Lola war das einzig Echte, Unverfälschte inmitten von Kulissen und fantastischen Welten.

Jake stieg in seinen Wagen und ertappte sich dabei, dass er in den Rückspiegel schaute, um noch einen Blick auf sie zu erhaschen. Unwillig musste er sich eingestehen, dass er nicht nur wegen Cameron zurückkommen würde, sondern vor allem, um ihre Assistentin wiederzusehen …

3. KAPITEL

In der Hollywood Hills Klinik herrschte die gewohnte Geschäftigkeit. Jake sah nach dem Patienten, den er am Morgen operiert hatte, und fuhr mit dem Fahrstuhl hinauf in die Management-Etage. Er ging den hellen Flur entlang, seine Schritte hallten auf dem Marmorboden wider. Das Ambiente war mit dem notorisch unterfinanzierten Krankenhaus, in dem er vor James’ Anruf gearbeitet hatte, nicht zu vergleichen.

Der Wechsel hatte Jakes Leben verändert. Und er hoffte, dass auch das seiner Eltern leichter würde, dank des Geldes, das er ihnen nun monatlich überweisen konnte. Viel zu lange hatten sie verzichtet und gespart, um ihrem einzigen Sohn Träume zu erfüllen, die sie für sich selbst nicht einmal zu denken gewagt hätten. Gelegentlich hielt Jake inne und dachte voller Dankbarkeit daran, wie viel Glück er gehabt hatte. Für einen armen Jungen aus Van Nuys hätte das Leben auch ganz anders verlaufen können. Natürlich konnte Jake seinem Vater nicht die Gesundheit zurückbringen, die dieser geopfert hatte, aber ihm den Alltag wenigstens erleichtern.

Er klopfte kurz an die Bürotür und öffnete sie. „Hast du einen Moment Zeit, James? Ich müsste etwas mit dir besprechen.“

James Rothsberg legte das Telefon auf die Station. „Hallo, Jake, ich habe gerade von dir gesprochen. Wie ist es drüben im Studio?“ Er lehnte sich in seinem Sessel zurück und bedeutete Jake, sich zu setzen. „Cooler Job, was?“

Jake nahm ihm gegenüber Platz. „Darüber wollte ich mit dir reden. Jemand mit geringerer Qualifikation könnte den Job auch erledigen. Er ist nicht schwierig, sondern zeitraubend. Extrem zeitraubend.“

„Aber so ist es vereinbart. Wir alle leisten unseren Anteil. Und der Dienst in den Filmstudios ist Teil deines Vertrags.“

„Ja, das weiß ich. Doch jetzt muss ich auch für Kim einspringen.“

„Dann schauen wir noch mal auf den Dienstplan, wo wir dich hier entlasten können. Einverstanden?“

Nicht im Mindesten. Jake wollte nicht wieder zurück und hitzige Wortgefechte mit einem rothaarigen Wirbelwind riskieren, der nur ein Tempo kannte: auf der Überholspur. Er wollte sich auf seine Arbeit in der Klinik konzentrieren und Patienten heilen, statt seine Zeit mit hübschen Assistentinnen oder vorgetäuschten Notfällen geheimnistuerischer Schauspielerinnen zu vergeuden.

„Ich würde es vorziehen, wenn jemand anders das für mich übernimmt.“

„Und mir wäre es lieber, wenn du hingehst. Ich habe gerade mit Alfredo gesprochen. Er war beeindruckt, wie sehr Cameron Fontaine dich in den höchsten Tönen gelobt hat. Deshalb bat er mich darum, dass du sie zu Außenaufnahmen begleitest. Du würdest sie glücklich machen. Genauer gesagt, sie besteht darauf.“

„Wie bitte? Ich soll mit dem ganzen Tross verreisen? Kommt nicht infrage! Hast du an meine hirnverletzten Patienten gedacht?“

James zog die Brauen hoch. „Jake, das steht nicht zur Debatte. Wir passen deinen Dienstplan entsprechend an. Außerdem bist du nur für ein paar Tage weg, die meiste Zeit übers Wochenende, sodass deine Patienten davon nicht betroffen sind. Auch über Freizeitausgleich können wir gern reden. Ihr fliegt auf die Bahamas, klingt das nicht verlockend?“

Was zum Teufel hatten die Bahamas mit einem ausgedörrten Wüstenplaneten zu tun?

„Ich weiß nicht, James. Ich glaube nicht, dass ich der Richtige für so etwas bin. Schick jemand anders mit.“

„Bis Dienstag steht für dich keine OP an. Wo ist das Problem?“ James tippte auf seinem Laptop und blickte, wie Jake vermutete, auf den Dienstplan. Die Atmosphäre fühlte sich plötzlich aufgeladen an, als sein Chef sich mit ernster Miene vorbeugte. „Lass mich kurz erklären, wie der Hase läuft, Jake. Wer in Hollywood Rang und Namen hat, schließt mit uns Verträge ab. Wir sind in ganz Kalifornien die Besten, und deshalb wollen sie uns. Was für die Hollywood Hills Klinik sehr lukrativ ist – und ein unbezahlbares Aushängeschild. Der Punkt ist der: Alfredo spielt mit einigen Studiogrößen Golf … und wir wollen doch nicht, dass der Eindruck entsteht, wir würden unsere Verträge nicht erfüllen, oder? Dass unsere Mitarbeiter nicht hilfsbereit sind? Solche Negativwerbung können wir nicht gebrauchen.“

„So gesehen hast du recht.“ Das gefiel Jake zwar nicht, aber er war klug genug, um einzusehen, dass er manche Dinge nicht ändern konnte.

„Außerdem unterstützen wir damit auch die Bright Hope Klinik und Milas Arbeit. Promis lieben es, sich als Wohltäter zu zeigen, und spenden gern, wenn sie sehen, dass wir uns auch in Charityfragen engagieren.“

Ein besonderer Ausdruck lag in James’ Augen, als er von Bright Hope sprach. Jake bezweifelte jedoch, dass er dabei nur an das Projekt dachte, das eine Behandlung sozial benachteiligter Kinder ermöglichte. Mit Sicherheit spielte auch Mila Brightman, die Leiterin der Klinik, eine Rolle. Jedes Mal, wenn James und Mila in einem Raum zusammenkamen, schien die Luft Funken zu sprühen.

Jake lächelte zustimmend. Wer war er, dass er seine eigenen Bedürfnisse zulasten bedürftiger Kinder verteidigte? Und auch wenn er nicht viel vom Showbiz hielt, so musste er doch zugeben, dass die meisten Promis ein großes Herz und tiefe Taschen hatten und viel Gutes taten. „Okay, okay. Bin schon auf dem Weg, meinen Koffer zu packen!“

„Großartig. Siehst du, so schlimm kann es gar nicht sein. Ein bezahlter Trip zu den Bahamas? Ich würde mich nicht beschweren und …“ Ein sanftes Klopfen an der Tür unterbrach ihn. „Herein!“

Es war Mila. Jake entging nicht, dass ihre Wangen sich leicht röteten, als sie das Zimmer betrat. Und sie hatte nur Augen für den hochgewachsenen Mann hinter dem Schreibtisch. „Hi, James. Tut mir leid, dass ich störe.“

„Überhaupt nicht, Mila. Kein Problem.“ Er stand auf und wirkte auf einmal nicht mehr wie der erfahrene Klinikleiter, sondern eher wie ein verlorener Junge.

Jake unterdrückte ein Lächeln. Was immer sich zwischen den beiden abspielte, war für alle sichtbar – nur für sie selbst anscheinend nicht. Jake beschloss, sich zu verziehen, und erhob sich ebenfalls.

„Hi, Mila, bye, Mila“, begrüßte er sie. „Entschuldigung, aber ich muss los.“

„Oh.“ Sie fuhr herum. „Ich habe dich gar nicht gesehen, Jake. Wie geht’s?“

„Der arme Kerl hat ein anstrengendes Wochenende vor sich“, antwortete James für ihn. „Ein paar Tage in Nassau, mit Cameron Fontaine.“

„Ach, wie aufregend.“ Mila lächelte, und ihre langen braunen, zu einem Pferdeschwanz gebundenen Haare schwangen sanft hin und her, als sie den Kopf wandte. „Das muss schlimm sein.“

„Tja, sehr schlimm.“ Jake grinste, und einen flüchtigen Moment lang freute er sich plötzlich darauf. Er sah einen Strand bei Sonnenuntergang vor sich, sah, wie die letzten Sonnenstrahlen eine rote Lockenmähne aufleuchten ließen … Rasch vertrieb er das Bild. Verdammt, er musste öfter ausgehen. Was zum Teufel war mit ihm los? Dreißig Minuten, mehr Zeit hatte er mit Lola Bennett nicht verbracht. Warum schwirrte sie ihm immer wieder durch den Kopf wie ein bunter Schmetterling? „Ich muss wieder ins Studio“, fügte er hinzu. „Bis später, ihr zwei.“

Jake bezweifelte, dass sie ihn hörten, so sehr waren sie in ihr Gespräch vertieft. Während er zur Tür ging, hörte er James etwas gestelzt sagen: „Selbstverständlich, Mila, ich habe ihre Nummer hier.“

Mila klang etwas atemlos, als sie antwortete: „Sehr gut. Ich war in der Nähe und dachte, ich frage dich persönlich, statt anzurufen. Ich brauche eine Telefonnummer und deine kurze Einschätzung … wie sie arbeitet, was für ein Mensch sie ist, also unterm Strich, ob sie ins Team von Bright Hope passen würde. Aber ich kann nicht lange bleiben, in einer Stunde habe ich eine Verabredung.“

„Ach so. Mit Tyler?“ James klang wenig begeistert, als er den Namen ihres Freundes aussprach.

Für Klatsch und Tratsch hatte Jake noch nie etwas übriggehabt, und trotzdem konnte er sich nicht überwinden, schnellstens das Zimmer zu verlassen. Also blieb er stehen und öffnete seine Tasche, wie um sich zu vergewissern, dass er alles dabeihatte. Mila und James schenkten ihm nicht die geringste Beachtung.

„Nein“, hörte Jake Mila sagen. „Mit dem Geschäftsführer der Reinigungsfirma. Wir müssen einige Vertragspunkte klären.“ Kurze Pause. „Tyler und ich haben uns getrennt.“

„Oh, tut mir leid, das zu hören.“

Bildete er sich etwas ein, oder klang James plötzlich interessiert?

Mila lachte bitter. „Mir nicht. Zurück zu der pädiatrischen Kardiologin … Wie ist die Nummer?“

„Sicher, sofort. Du scheinst deswegen nicht besonders traurig zu sein“, kam er noch einmal auf Tyler zurück.

Während Jake so leise wie möglich die Tür zu schließen versuchte, hörte er Mila antworten: „Es hat nicht funktioniert, und ich möchte nicht darüber reden.“ Ihre Stimme hatte einen harten Tonfall angenommen. „Ich halte nichts davon, Privates mit Beruflichem zu vermischen. Abgesehen davon, rede ich ganz bestimmt nicht mit dir darüber.“

„Natürlich nicht.“ James klang überrascht.

Jake konnte es ihm nicht verdenken. Mila war eine warmherzige, ausgesprochen fähige und mitfühlende Ärztin. Diese offensichtliche Verbitterung passte nicht zu ihr.

Und Lauschen gehört nicht zu deinem Job, ermahnte er sich. Wenn er sich nicht beeilte, kam er noch zu spät zu seiner Verabredung mit einem exzentrischen Hollywoodstar … und ihrer dynamischen Assistentin.

Lola saß im Wohnwagen und versuchte, sich auf ihr Manuskript zu konzentrieren. Ohne Erfolg. Normalerweise genoss sie die wenigen freien Momente, in denen sie an ihrem Drehbuch feilen konnte, aber heute war sie rastlos.

Dieser verdammte Doktor. Seit sie in L. A. angekommen war, war er der Erste, der ihr – der Person Lola Bennett – seine Aufmerksamkeit schenkte und nicht ihrer Chefin, ihren Kontakten oder was sonst sie für andere nützlich machte. Und er war richtig nett gewesen, nachdem sie ihn an seine Manieren erinnert hatte.

Lola seufzte. Sie hatte wirklich Besseres zu tun, als an Jake und seinen tollen Körper zu denken.

Aber er war wirklich … heiß. Nicht einmal im Traum hätte sie sich vorgestellt, dass sie einen unwirschen Neurochirurgen attraktiv finden könnte. Sie hatte sich immer mit dem kreativen künstlerischen Typen gesehen. Und jetzt glühten ihre Wangen, wenn sie nur an Jake Lewis dachte.

Was völlig blöd war.

Außerdem hatte er in der Hinsicht nicht das geringste Interesse gezeigt.

Ein kurzes Klopfen an der Tür ließ ihr Herz rasen. „Herein!“

„Hey, Lola Bennett.“ Jake betrat den Wagen und lächelte sie an. „Ich wollte nach Cameron sehen. Am Set war sie nicht, deshalb dachte ich, sie wäre hier.“

„Sie ist zu Hause. Da sie zurzeit andere Szenen abdrehen, brauchen sie sie nicht. Nachdem Sie weg waren, konnte sie übrigens gut arbeiten und hat alles aufgeholt. Aber danach war sie müde und wollte früh schlafen gehen. Ich hatte in der Klinik angerufen, doch Sie waren schon unterwegs. Sie wollten Ihnen eine Nachricht schicken. Haben Sie Ihr Handy nicht dabei?“ Was war an dem Mann, dass sie in seiner Gegenwart redete wie ein Wasserfall?

„Ich habe es auf lautlos gestellt, weil mich das ständige Klingeln stört.“ Er zog es aus der Jacketttasche und warf einen Blick aufs Display. Der Mann sah umwerfend aus. Er hätte locker in einem von Camerons letzten Filmen mitspielen oder das Titelblatt eines Hochglanzmagazins zieren können. Ungewohnt und sehr sympathisch war nur, dass Dr. Lewis sich nichts darauf einbildete. „Stimmt, da ist die SMS.“

„Dann sind Sie ganz umsonst gekommen. Tut mir leid.“ Lügnerin. Sie freute sich, dass er da war. Was sonst hatte es zu bedeuten, dass ihr Herz hüpfte wie ein Flummiball? Allerdings konnte sie Jakes Stirnrunzeln nur so deuten, dass er alles andere als begeistert war. „Ich habe hier auf Sie gewartet. Sie sollen nicht denken, dass wir Sie komplett versetzt haben.“ Das Gute daran war, dass sie hier Strom umsonst hatte und in Camerons Kühlschrank immer etwas Essbares fand, leckere Kleinigkeiten, die von den Mahlzeiten übrig geblieben waren. Außerdem war die Vorstellung, in ihre leere, schäbige Wohnung zu kommen, nicht besonders verlockend.

„Na, da macht sich wenigstens eine Gedanken, dass man meine Zeit vergeudet.“ Er deutete mit dem Finger auf den Papierstapel vor ihr. „Ist das Ihr Drehbuch? Sie haben mir noch nicht erzählt, worum es da geht. Bitte sagen Sie nicht, dass es sich um die nächste Weltraumkatastrophe handelt. Ich glaube, davon gibt es mehr als genug.“

Lola lachte auf. „Wie können Sie das sagen? Wüstenplanetenkriegerinnen gehen immer. Mit Sturmgewehr. Und schlechten Dialogen. Lasst uns mehr davon bringen, am besten Serien mit schrecklichen Fortsetzungen.“

„Bitte keine Serien! Ermutigen Sie sie nicht noch.“ Das Eis war endgültig gebrochen. Jake lachte, und das gedämpfte Licht der Wohnwagenlampen brach sich schimmernd in seinen Augen. So entspannt war er unwiderstehlich! „Also, was für Filme mögen Sie, Lola?“

„Alle mit einer guten Story. Ich liebe Charaktere, mit denen ich mich identifizieren kann, starke, gefühlvolle Persönlichkeiten. Actionthriller reizen mich nicht so sehr und Horrorfilme erst recht nicht … es sei denn, man erlebt, wie komplexe Figuren sich fortentwickeln. Entschuldigung, klingt das zu technisch? Ich arbeite gerade einen Online-Kurs über Drehbuchschreiben durch und lerne viel darüber, wie sich eine Story entwickeln sollte. Leider bin ich jetzt für alle Zeiten verdorben. Ich kann mir keinen Film mehr ansehen, ohne seine Charaktere, den Plot, die Spannungsbögen und einzelnen Handlungsstränge zu analysieren.“

„Kann ich mal lesen?“ Er griff nach dem Titelblatt.

„Nein, bitte nicht.“ Sie schnappte sich den Bogen. „Es ist noch nicht fertig.“

„Okay.“ Jake setzte sich ihr gegenüber auf das Sofa. „Ich bin auch perfektionistisch veranlagt. Wenn ich etwas mache, muss es brillant werden. Alles andere kommt nicht infrage.“

„Deshalb sind Sie so gut in Ihrem Job.“

Die dunklen Brauen gingen in die Höhe. „Woher wollen Sie das wissen? Sie haben mich noch nicht erlebt, wenn ich in meinem Element bin.“

„Na ja, wie Sie mit Cameron umgegangen sind, war schon beeindruckend.“

„Ja, beim zweiten Anlauf. Sie wären erst recht beeindruckt, wenn Sie dabei zusehen würden, wie ich in ihrem Motorkortex – das ist ein Teil ihres Gehirns – eine Sonde steuere, während Miss Fontaine bei vollem Bewusstsein ist.“ Er schwenkte seine Hände wie ein Dirigent, und Lola musste lachen.

„Danke, ich verzichte. Das klingt ja scheußlich.“ Das Bild, das sich vor ihrem inneren Auge aufbaute, hatte jedoch etwas Verlockendes: Jake in OP-Kleidung, muskulöse Arme, schlanke Hände, die jeden Handgriff sicher ausführten. Feine Schweißperlen auf seiner Stirn, dann sein Blick, wie er ihren suchte, inmitten eines vollen OP-Saals … Und jetzt denkst du wie in einem Groschenroman. „Operieren Sie Ihre Patienten wirklich ohne Narkose?“

„Manchmal bietet sich das an, vor allem, wenn wir gleich überprüfen wollen, wie sie auf den Eingriff reagieren. Wichtig ist, dass wir gewisse Prozesse wie Sprechen und Bewegungen nicht behindern. Es tut nicht weh, das Gehirn hat keine Schmerzrezeptoren.“

Fast hätte sie sich geschüttelt. Wie konnte er so etwas tun? „Vielleicht könnte ich das in meinem Skript verarbeiten.“

„Warum nicht? Falls es ein Kinderfilm wird, müssen Sie allerdings mit Klagen rechnen. Oder Sie fügen eine Warnung ein: Zur Nachahmung nicht empfohlen.“

Sein Humor gefiel ihr. „So schwer wird es schon nicht sein. Was brauchen Sie? Ein Paar Essstäbchen und ein Taschenmesser?“

„Stimmt. Plus fünfzehn Jahre Berufserfahrung und ein, zwei nervige Examen. Ach ja, und zitternde Hände wären fatal …“ Er glitt mit zwei Fingern über seine Kehle.

„Gut, dass Sie ruhige Hände haben.“ Lola griff nach seinen Händen und hielt sie flach ausgestreckt auf ihren. Ein Spaß nur, eine Geste, die nichts zu bedeuten hatte.

Aber kaum hatte sie ihn berührt, passierte etwas Seltsames. Sie erbebte am ganzen Körper, wie unter Schock. In ihrem Magen kribbelte es, Hitze durchströmte sie vom Bauch bis zu den Fingerspitzen und Zehen. Lola blickte auf, fragte sich, ob er es auch spürte. Jake sah sie an, verwirrt, überrascht und so intensiv, dass seine blauen Augen dunkler wirkten. Wie magisch angezogen, wollte sie sich vorbeugen, ihn küssen, hier und jetzt. Als wäre es das Natürlichste der Welt.

Aber ihre Kehle war wie ausgedörrt, ihr Herz hämmerte, und er blickte sie immer noch verwundert an, mit einem leichten, kaum wahrnehmbaren Lächeln. Nein, sie konnte ihn nicht küssen. Er würde sie für verrückt halten. Und er hätte recht. Sie kannte ihn kaum. Vielleicht wollte er sie gar nicht küssen.

Nur schwer riss sie den Blick von ihm los und sah ihr Manuskript neben seinem Arm liegen. Deshalb war sie hier, nur deshalb! Nicht, weil sie einen Mann brauchte. Oder einen Kuss von einem fremden Arzt, der leider hinreißend sexy war.

Nein, sie konnte Ablenkungen nicht gebrauchen. Lola ließ seine Hände los und stand auf, obwohl ihr die Knie zitterten. „Ich … also, ich mache Schluss für heute. Cameron wird mich morgen in aller Frühe aus dem Bett klingeln. Spätestens gegen fünf.“

„Ja, gute Idee.“ Auch er erhob sich.

In ihrer Eile, aus dem Wagen zu kommen, streiften sie sich, Lola spürte seine feste, harte Brust und seinen warmen Atem am Hals. Sie erstarrte und wusste sekundenlang nicht, was sie tun sollte. Wenn sie sich einen Schritt weiterbewegte, landete sie in seinen Armen. Was auf einmal keine schlechte Idee schien …

Sie riss sich zusammen, und da wich er schon zurück, streckte die Hand aus. „Verzeihung. Bitte, nach Ihnen …“

„Danke.“ Peinlich verlegen verließ sie den Trailer, eilte die Stufen hinunter und marschierte Richtung Parkplatz.

Er blieb die ganze Zeit an ihrer Seite. Sprach kein Wort. Begleitete sie stumm, während ihr Herz pochte, als wollte es ihr aus der Brust fliegen. Lola ballte die Hände zu Fäusten. Gut, dass nichts passiert war. Sehr gut. Und doch blieb das Prickeln in ihrem Bauch, hielt die Sehnsucht wach.

Bei ihrem Auto blieb sie stehen. „Okay, also, noch mal vielen Dank, Jake. Wir sehen uns … ehrlich gesagt, weiß ich nicht, wann, weil Cameron für zwei Tage zu Außenaufnahmen fährt …“

„Sie haben nicht zufällig Hunger?“ Er klang völlig normal, als hätte es vor wenigen Minuten nicht heftig zwischen ihnen geknistert, und Lola fragte sich, ob sie eine blühende Fantasie hatte. „Ich muss etwas essen und Sie wahrscheinlich auch. Ich kenne einen Thailänder, der ein hervorragendes Phad Thai serviert. Leisten Sie mir Gesellschaft?“

Ja! „Nein, ich glaube nicht … Ich …“ Ja. Ja. Ja.

Jake schüttelte den Kopf. „Kein Date, so war das nicht gemeint. Das kann ich nicht.“

Unwillkürlich trat sie einen Schritt zurück. „Warum nicht? Sind Sie verheiratet oder so?“ Was nicht schlecht wäre. Weil sie dann die Finger von ihm lassen müsste.

„Ich und verheiratet? Bloß nicht. Aber ich schließe gern neue Freundschaften und möchte nicht allein essen. Es tut mir leid, wenn ich mich vorhin wie ein Idiot benommen habe. Sie können mir von Ihrem Drehbuch erzählen, und ich zeige Ihnen hirnchirurgische Methoden mit Essstäbchen. Sie können auch unbesorgt über Ihre Chefin lästern, weil ich der Schweigepflicht unterliege.“

„Davon mal abgesehen … Jeder Mensch braucht einen Freund.“ Außerdem ist mir schon schlecht vor Hunger. „Fahren Sie voraus.“

Sie setzte sich in ihren Wagen und folgte den Rücklichtern seiner teuren Limousine an dunklen Studiohallen vorbei zurück in die glitzernd erleuchtete Stadt und durch ein Gewirr von Gassen und Straßen, aus denen sie allein wahrscheinlich nie wieder herausfinden würde. Zum ersten Mal seit langer Zeit hatte sie das Gefühl, dass es aufwärtsging. Es war gut, an diesem fremdartigen und doch wundervollen Ort einen Freund zu haben.

Wenn ich nur nicht immer daran denken müsste, ihn zu küssen.

Das Restaurant hatte Lola sich ganz anders vorgestellt.

Weiße Resopaltische, weiße Plastikstühle, die in jedem Zwei-Dollar-Shop zu haben waren, und über allem ein Dampfnebel, der die Düfte von Knoblauch, Sesamöl und Fischcurry in jeden Winkel trug.

Rote und orangefarbene Papierlaternen hingen von der Decke und verbreiteten einen rosigen Schein. An den Tischen saßen dicht gedrängt Leute, aus den Lautsprechern über ihnen dröhnte Rockmusik. Erinnerungen wurden wach, und sie fühlte sich, als wäre sie wieder in Bangkok!

„Gefällt es Ihnen? Für mich ist das hier schon wie ein zweites Zuhause.“ Jake quetschte sich neben sie an einen Tisch, wo schon andere saßen.

Lola wusste nicht, ob es an der Hitze im Raum lag oder daran, dass sie dicht neben Jake saß, aber jedenfalls brauchte sie etwas Kaltes zu trinken. Und zwar schnell.

Er inspizierte die Speisekarte. „Das Pad Thai kann ich sehr empfehlen oder auch das Cashewhuhn nach Art des Hauses. An der gesamten Westküste finden Sie kein besseres Thai-Essen. Möchten Sie ein Bier? Wein?“ Er winkte einen Kellner heran, der lächelnd an den Tisch kam und Jake wie einen alten Freund begrüßte.

„Mr. Jake! Schön, Sie wiederzusehen. Das Gleiche wie immer?“

„Hi, Panit. Ja, bitte, und …?“ Fragend blickte er Lola an.

Ihr lief das Wasser im Mund zusammen, während sie nach ihrem Lieblingsgericht suchte. „Ein Bier, Laab Moo und einen grünen Papaya-Salat, bitte.“

Jake lehnte sich lachend zurück. „Und ich dachte, ich könnte Sie mit ungewöhnlichen Gaumenfreuden verwöhnen. Dabei kennen Sie sich mit thailändischer Küche besser aus als ich!“

„Während der Semesterferien bin ich durch Asien gereist. Vietnam, Laos, Thailand.“ Tagelang musste sie darum kämpfen, bis ihre Eltern sie schließlich ziehen ließen. Ihre erste Rebellion auf dem Weg zur Freiheit. „Es war herrlich. Hektisch und laut, aber herrlich. Und ich habe so viel gelernt, konnte sogar an Kochkursen teilnehmen. Als ich zurückkam, hatte ich fünf Kilo mehr auf den Rippen.“ Sie tätschelte ihre Hüften, wo Nudeln und Reis praktisch noch in den Rundungen steckten. Auch deshalb war ihr Vater außer sich gewesen. Man kann nicht dünn genug sein, lautete sein Credo.

„Ich finde, Sie sehen toll aus.“ Sein Blick fiel auf ihre Hände, wanderte langsam über ihren Körper, höher hinauf. Als er ihr schließlich in die Augen sah, wurde Lola rot.

Irgendetwas passierte hier, und sie wusste genau, dass es nicht an der magischen Beleuchtung oder der erhitzten Luft lag. Auch nicht am Bier, denn sie hatte noch nichts getrunken. Aber es wühlte sie auf, machte sie atemlos.

Jake brach den Blickkontakt und nahm einen Schluck von seinem Bier, das Panit gebracht hatte. „Ich würde gern mehr reisen. So weit wie Sie bin ich nicht einmal annähernd gekommen.“

„Weil Ihnen die Arbeit wichtiger war?“

„Genau. Mein Plan ist, erst zu den Besten meines Fachs zu gehören und dann eine kleine Auszeit zu nehmen, um die Lorbeeren zu genießen. Ich bin zwar auf einem guten Weg, aber noch nicht am Ziel. Man muss ständig am Ball bleiben. Und wenn ich mich nicht täusche, ist auch bei Ihnen dieser starke Antrieb da.“ Der Mann strahlte ein unwiderstehliches Selbstvertrauen aus, selbst in seinem Lächeln. Lola fragte sich, wie es wohl wäre, wenn dies ein echtes Date wäre. Auf einmal sehnte sie sich mit allen Sinnen danach, seine Hände auf der Haut zu spüren …

Empfand nur sie dieses lustvolle Prickeln? Oder ging es ihm genauso?

Nein, ganz bestimmt nicht. Er hatte deutlich ausgedrückt, wo seine Prioritäten lagen, und das sollte ihr nur recht sein. Sie hatte keine Zeit für Intimitäten, die über dieses Dinner hinausgingen.

Panit stellte Schüsseln mit duftendem Klebreis und dampfende Teller auf den Tisch. Sofort griff Jake zu seinen beiden Essstäbchen, nahm eins von Lolas dazu und hielt alle drei hoch. „Na, dann wollen wir mal … Hirnchirurgie, Lektion 1. Sie brauchen einen Kopf, drei Sonden und …“

„Das ist nicht Ihr Ernst, oder?“ Schaudernd kniff sie halb die Augen zusammen.

„… einen Bohrer.“ Er ahmte das Bohrgeräusch nach, verstummte jedoch, als sie die Augen schloss. „Alles okay mit Ihnen? Sie sind ein bisschen grün um die Nase.“

„Bitte, lassen Sie das. Das ist zu eklig.“

„Ich dachte, Sie hätten Mumm, Lola Bennett.“

„Machen Sie ruhig so weiter, wenn Sie meine Portion auch essen wollen“, antwortete sie lachend.

Er zwinkerte ihr zu. „Gut, dann ein andermal. Ernsthaft, wenn Sie wirklich vorhaben, medizinische Szenen in Ihrem Skript zu verarbeiten, stehe ich Ihnen gern mit Hintergrundwissen zur Verfügung.“

„Vielleicht komme ich wirklich bei Gelegenheit darauf zurück. Ich habe ein paar solcher Szenen eingebaut.“

„Seien Sie sparsam mit den blutigen Einzelheiten – es sei denn, Sie wollen einen Horrorfilm daraus machen.“ Jake lachte und fing an zu essen.

Lola langte ebenfalls zu. Das Essen war köstlich, wie sie es aus Thailand kannte, und ziemlich scharf. Da kam ihr das kalte Bier genau recht. Eine Weile aßen sie schweigend, bis Jake seine Stäbchen ablegte und aufblickte.

„Erzählen Sie mal. Worum geht es in Ihrem Drehbuch?“

„Ach ja, natürlich. Also, ich habe meinen Elevator Pitch lange geübt – so nennt man den günstigen Moment, sich gut zu verkaufen, wenn man im Fahrstuhl einen berühmten Regisseur trifft und nur zwei Minuten Zeit hat, ihn für das Manuskript zu interessieren, bevor er wieder aussteigt.“

„Treffen Sie in Fahrstühlen oft auf prominente Regisseure?“

„Nicht oft genug. Eigentlich nie. Aber ich bin trotzdem vorbereitet. Achtung, es geht los …“

Kein Grund, nervös zu sein, sagte sie sich. Er würde sie nicht auslachen. Sie nicht kritisieren. Er war … ein Freund. Lola lauschte dem Gedanken nach, und er klang gut. Jake hatte Humor, war aufmerksam, kannte tolle Lokale und … Machte es etwas, wenn Freunde auch noch umwerfend aussahen? Sie brauchte ihn nur anzublicken, und schon vergaß sie fast, was sie sagen wollte. Und dieses Kribbeln im Bauch … „Okay.“ Sie holte tief Luft. „Puh, das ist nicht einfach.“

„Kommen Sie, Lola. Sie können das.“

Er glaubt an mich. Warum glaubst du nicht an dich?

Weil alles, was sie sich vorgenommen hatte, bisher nicht nach Plan verlaufen war. Weil sie wahrscheinlich bald wieder im Flieger sitzen würde, die Zweite aus ihrer Familie, die in Los Angeles ihre Hoffnungen und Träume zurückließ. Sie müsste ihren Eltern reinen Wein einschenken und ihre Lügen beichten. Nichts leichter als das, wenn sie Erfolg hatte. Aber wenn sie versagte …

„Okay“, begann sie noch einmal. „Jane Forrest ist dreißig, brillant … und wird sterben. Ihre einzige Überlebenschance ist ihr verschollener Vater. Wie weit muss sie gehen, um ihn zu finden, bevor ihre Zeit abläuft? Wie stark ist die Bindung noch, nachdem sie sich jahrelang nicht gesehen haben? Was muss sie tun, damit er ihr hilft?“

„Super.“ Jake nickte, wirkte aber nicht sonderlich beeindruckt. „Großartig, Lola.“

„Das klingt nicht überzeugt.“

„Gut zu hören, dass Sie nicht noch eine Weltraumprinzessin erschaffen haben.“ Er schob sich ein paar Nudeln in den Mund, kaute, schluckte und leckte sich die Lippen. Dann lächelte er. „Eine gefühlsbeladene Geschichte, oder?“

„Stellenweise ist sie ziemlich lustig. Ich habe mir sagen lassen, dass sie aufmunternd und traurig zugleich ist. Während ich sie schrieb, habe ich mir fast die Augen aus dem Kopf geheult, und mein Tutor meinte, es sei die beste Story, die er je gelesen habe. Es geht um eine Frau, die ihren Vater sucht, weil sie eine Knochenmarktransplantation braucht. Ihre Nachforschungen führen sie rund um den Globus, und während sie alle Orte besucht, an denen er war, erfährt sie, was für ein großartiger Mann er geworden ist. Und dann findet sie heraus, dass er in der Nachbarstadt lebt, und sie fragt sich, warum er nie nach ihr gesucht hat. Er ist schwer krank, dem Tod nahe und kann ihr nicht helfen. Aber darum geht es zu dem Zeitpunkt gar nicht mehr, sondern vielmehr um ihre Beziehung, um Vergebung und das Heilen anderer Wunden.“

„Brillant. Warum haben Sie es noch nicht verkauft?“

„So einfach ist das nicht – man stellt es nicht einfach online, und jemand sichert sich die Filmrechte. Ich muss es noch optimieren, das macht Arbeit.“

„Sie brauchen jemanden, der es gegenliest … einen Begutachter. Wie wäre es mit Ihrem Dad?“ Jakes blaue Augen leuchteten auf. „Er war Schauspieler und lehrt Schauspiel, er wäre ideal.“

Unter anderen Umständen, vielleicht. Nur müsste sie dann mit der Wahrheit herausrücken und viele, viel zu viele Fragen beantworten. Ihre Eltern wären enttäuscht, dass sie sie belogen hatte. Falls ihr Dad danach immer noch interessiert wäre, ihr Skript zu lesen, bestand die Möglichkeit, dass seine Kritik vernichtend ausfiel. Das würde sie nicht ertragen. „Ich weiß nicht“, antwortete sie. „Es ist, als … würde man sein Herz aushändigen, ohne zu wissen, ob es in Grund und Boden gestampft wird.“

„Das würde er doch nicht tun, oder?“ Jake betrachtete sie schweigend. Ihre Blicke verfingen sich, und Lola versank fast in seinen wundervollen Augen. Ihre Haut prickelte, und nur mit Mühe erinnerte sich Lola daran, dass diese Straße ins Nirgendwo führt. Sie brach den Blickkontakt im selben Moment ab, als er hinzufügte: „Fehlen sie Ihnen?“

„Natürlich, jeden Tag.“ Trotzdem musste sie ihren Weg gehen. Wenn sie erst den Erfolg hatte, den sie sich wünschte, dann wollte sie nach Hause fliegen und mit ihnen feiern. Falls sie überhaupt noch mit ihr redeten … Genug von mir, dachte sie und sah ihn an. „Vermissen Sie Ihre Familie nicht auch? Wo leben sie? Irgendwo im Norden der Stadt, sagten Sie?“

„In Van Nuys. Nur meine Eltern, ich bin Einzelkind.“

„Das ist in der Nähe. Sehen Sie sie oft?“

„Ihrer Meinung nach wohl nicht oft genug, aber … Sie wissen ja, wie das ist.“ Die breiten Schultern zuckten. Bildete sie sich das nur ein, oder wirkte er auf einmal verschlossen?

„Sie sind damit beschäftigt, Ihr eigenes Leben zu leben.“

„So wie Sie es sagen, klingt es ziemlich egoistisch – was mein schlechtes Gewissen nicht gerade beruhigt. Meine Eltern haben sich für mich abgerackert. Zu sehr, wenn Sie mich fragen.“ Jake sah zur Seite.

Lola hätte ihm beinahe die Hand auf die Schulter gelegt. Woher kam das drängende Bedürfnis, diesen Mann zu berühren? „Besuchen Sie sie“, riet sie stattdessen.

Er blickte sie wieder an. „Einfach so, meinen Sie?“

„Nun, ich kenne die Umstände nicht, aber ich würde sagen, ein bisschen Kommunikation ist besser als gar keine.“ Ha! Seit wann war sie Expertin für familiäre Verständigung?

Autor

Louisa George
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Kate Hardy wuchs in einem viktorianischen Haus in Norfolk, England, auf und ist bis heute fest davon überzeugt, dass es darin gespukt hat. Vielleicht ist das der Grund, dass sie am liebsten Liebesromane schreibt, in denen es vor Leidenschaft, Dramatik und Gefahr knistert?
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Annie Claydon wurde mit einer großen Leidenschaft für das Lesen gesegnet, in ihrer Kindheit verbrachte sie viel Zeit hinter Buchdeckeln. Später machte sie ihren Abschluss in Englischer Literatur und gab sich danach vorerst vollständig ihrer Liebe zu romantischen Geschichten hin. Sie las nicht länger bloß, sondern verbrachte einen langen und...

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