Julia Bestseller Band 168

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ZEIT DER RACHE - ZEIT DER LIEBE von MOREY, TRISH
Beim Wiedersehen mit dem Griechen Alex flackert in Saskia die alte Leidenschaft auf. Dabei will sie ihn hassen, denn der Tycoon hat ihr das Herz gebrochen und ihren Vater ruiniert. Aber wie kann sie sich an Alex rächen, wenn seine Blicke wildes Begehren in ihr wecken?

BALL DER TRÄUME von MOREY, TRISH
Als betörende Kleopatra besucht Eve den Maskenball des attraktiven Millionärs Damien DeLuca. Und plötzlich hat der Mann, von dem sie schon lange träumt, nur noch Augen für sie. Endlich liegt sie in Damiens Armen. Doch wer sie wirklich ist, darf Eve ihm nicht verraten!

IM PALAST DES WÜSTENPRINZEN von MOREY, TRISH
Morgan genießt die Küsse des feurigen Scheichs Tajik - und verspürt zugleich unbändige Wut: Ohne sie zu fragen, hat Tajik sie in seinem Palast geheiratet. Obwohl sie tiefe Gefühle für den Wüstenprinzen hegt, will sie ihn verlassen: Denn Tajik scheint sie nicht zu lieben …


  • Erscheinungstag 27.11.2015
  • Bandnummer 0168
  • ISBN / Artikelnummer 9783733703165
  • Seitenanzahl 448
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Trish Morey

JULIA BESTSELLER BAND 168

PROLOG

Sydney, Australien

Schöner konnte das Leben nicht mehr werden.

Voll sehnsüchtiger Erwartung sank Saskia Prentice in die weichen Kissen. Immer noch glaubte sie seinen Kuss auf ihren Lippen zu spüren, und ein heißes Prickeln überlief sie, spannungsgeladen und hocherotisch.

Das Mondlicht fiel durch die dünnen Gardinen und tauchte den Raum in silberiges Licht. Seine Haut schimmerte, und Saskia sah in seine dunklen Augen, als er sich zu ihr legte.

Die Augen des Mannes, den sie liebte.

Das wurde ihr in diesem Moment klar. Sie war noch nicht einmal achtzehn und hatte bereits den Partner gefunden, der für sie bestimmt und mit dem sie seelenverwandt war. Sie zweifelte nicht daran, dass er der Richtige für sie war. Und sie würden viele Jahre glücklich zusammenleben.

Wie viel Glück konnte eine Frau haben?

Dann dachte Saskia nicht mehr nach, sondern gab sich ganz ihren Gefühlen hin. Es war wundervoll, ihn so zu spüren, und sie sehnte sich danach, eins mit ihm zu werden. Verlangend bog sie sich ihm entgegen, damit er endlich in sie eindrang …

Erneut sahen sie sich in die Augen, sobald ihre heißen Körper sich zu vereinen begannen.

„Ich liebe dich“, flüsterte sie und sprach damit aus, was sie in ihrem tiefsten Inneren bereits gewusst hatte. Dann schloss Saskia die Augen, schmiegte sich noch enger an ihn und forderte ihn damit auf, die letzte Barriere zu überwinden.

Eine Sekunde später war es vorbei. Er war verschwunden.

Und sie fröstelte in dem kühlen Luftzug.

Saskia öffnete die Augen und blinzelte schockiert, während sie sich nach ihm umsah. Doch er hatte bereits das Zimmer durchquert, um seine Jeans anzuziehen und in ein Hemd zu schlüpfen. Seine Miene war finster, der Ausdruck in seinen Augen wütend.

„Zieh dir etwas an. Ich rufe dir ein Taxi.“

Seine Stimme klang ungewohnt heiser und schroff. Entsetzt blickte Saskia zu ihm auf, denn auf einmal fühlte sie sich schrecklich verletzlich und minderwertig.

„Alex? Was ist?“

„Tsou“, stieß er hervor und warf den Kopf zurück, als würde er sich vor sich selbst ekeln. Seine Augen funkelten kalt im Mondlicht, als er ihre Sachen aufs Bett warf. „Das hier war ein Fehler.“

Vor Scham brannten ihr die Wangen. Sie hielt ein Kleidungsstück hoch, um ihre Blöße zu bedecken. War ihre Unschuld so abschreckend?

„Habe ich etwas falsch gemacht? Es tut mir leid …“

„Zieh dich an!“, befahl er in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete, und sie erkannte seine Stimme nicht wieder.

„Aber …“ Saskia zwang sich, sich anzuziehen. Tränen schnürten ihr die Kehle zu. „Aber warum?“

In dem fahlen Licht wirkten seine Züge hart, und seine Bewegungen verrieten größte Anspannung.

„Verschwinde!“, fuhr er sie an. „Mit Jungfrauen kann ich nichts anfangen!“

1. KAPITEL

London, acht Jahre später

Saskia Prentice atmete den süßen Duft des Erfolgs ein, als sie auf die Tür zum Sitzungssaal zuging.

In weniger als fünf Minuten würde es offiziell sein – man würde sie zur Chefredakteurin des Wirtschaftsmagazins AlphaBiz ernennen.

Und sie hatte so hart dafür gearbeitet!

Zwölf Monate lang hatte sie sich mit ihrer Kollegin, der Journalistin Carmen Rivers, einen erbitterten Konkurrenzkampf geliefert. Carmen hatte kein Geheimnis daraus gemacht, dass sie alles tun würde, um den Job zu bekommen, und war ihrem Ruf sicher auch gerecht geworden. Sie, Saskia, hingegen hatte beständig die besten Storys aus der ganzen Welt geliefert und Porträts über Wirtschaftsbosse verfasst, an die man nicht so leicht herankam. Erst vor zwei Tagen hatte der Vorstandsvorsitzende angedeutet, dass man sich für sie entschieden hätte und man sie in der heutigen Sitzung zur Chefredakteurin ernennen würde.

Den ganzen Tag hatte sie angespannt darauf gewartet, dass man ihr Bescheid sagte. Endlich würde sie den Posten bekommen. Und endlich würde sie in der Lage sein, ihren Vater aus dem schmuddeligen Einzimmerapartment herauszuholen und ihm einen Platz in einem guten Pflegeheim zu besorgen. Sie hatte schon alles bis ins kleinste Detail geplant. Sie würde sich in der Nähe ein Cottage mit einem kleinen Garten suchen, in dem er am Wochenende herumwerkeln konnte. Mit der großzügig bemessenen Sonderzahlung, die mit der Beförderung einherging, und ihrem höheren Gehalt würde sie sich all das und noch mehr leisten können.

Während Saskia eine Hand auf die Klinke legte und sich mit der anderen vergewisserte, dass sich keine Strähne aus dem strengen Knoten in ihrem Nacken gelöst hatte, atmete sie ein letztes Mal tief durch. Dies war ihre große Chance. Sie würde das Ansehen der Familie Prentice in der Geschäftswelt wiederherstellen und dafür sorgen, dass ihr Vater nach all den Jahren seinen Stolz zurückbekam.

Nachdem Saskia leise an die Holztür geklopft hatte, öffnete sie sie.

Sonnenlicht fiel durch das große Fenster und blendete sie für einen Moment. Saskia blinzelte überrascht, als sie dann feststellte, dass sie wider Erwarten nicht alle Vorstandsmitglieder sah, sondern nur den Vorsitzenden. Da er am Kopfende saß, zeichnete sich seine Silhouette gegen das helle Licht ab, und seine Miene war unergründlich. Obwohl der Raum angenehm temperiert war, fröstelte es Saskia plötzlich.

„Ah, Miss Prentice … Saskia“, begrüßte er sie leise und bedeutete ihr, ihm gegenüber Platz zu nehmen. „Vielen Dank, dass Sie gekommen sind.“

Sie antwortete automatisch, während sie weiter blinzelte. Ein unbehagliches Gefühl beschlich sie.

Irgendetwas stimmte hier nicht.

Sir Rodney Krieg war ein Hüne mit einer dröhnenden Stimme, aber an diesem Tag klang er beinah sanft, was er sonst nie tat. Und wo steckten die anderen Vorstandsmitglieder? Warum waren sie nicht anwesend?

Der Vorsitzende stieß einen langen, beinah resignierten Seufzer aus. „Sie wissen, dass wir bei der Planung dieser Sitzung vorhatten, Sie offiziell zur Chefredakteurin zu ernennen?“

Saskia nickte. Da ihr die Kehle wie zugeschnürt war, brachte sie kein Wort über die Lippen. Seine Worte dämpften ihre anfängliche Euphorie.

„Leider mussten wir unsere Pläne etwas ändern.“

„Das verstehe ich nicht“, brachte sie hervor, während sie die Enttäuschung zu unterdrücken versuchte, die sie überkam. Trotzdem hielt sie beharrlich an ihren Träumen fest. Vielleicht zögerte sich das Ganze nur hinaus?

Es sei denn, man hatte den Job doch Carmen gegeben

„Hat der Vorstand beschlossen, Carmen zur Chefredakteurin zu machen?“

Sir Rodney schüttelte den Kopf, und sekundenlang war Saskia erleichtert.

„Oder zumindest noch nicht“, fügte er hinzu.

Erneut schwand ihre Hoffnung.

Doch sie wollte sich nicht kampflos geschlagen geben. So einfach würde sie sich nicht wegnehmen lassen, wofür sie so hart gearbeitet hatte. Während Saskia sich zwang zu antworten, flammte Wut in ihr auf. „Was soll das heißen, ‚noch nicht‘? Was ist passiert? Erst vor zwei Tagen haben Sie mir gesagt …“

Er brachte sie zum Schweigen, indem er die Hand erhob. „Ich gebe zu, dass es gegen die Vorschriften verstößt, aber Carmen hat von einem Vorstandsmitglied einen Tipp bekommen und es beeinflusst …“

Saskia erstarrte. Carmen hatte also von der Entscheidung des Vorstands gehört und beschlossen, sie aus dem Feld zu schlagen? Saskia wollte Carmen nichts unterstellen, konnte sich allerdings ausmalen, auf welche Art und Weise diese das Vorstandsmitglied für sich eingenommen hatte, wenn sie die Stelle unbedingt haben wollte.

„Und um es kurz zu machen“, fuhr Sir Rodney fort. „Der Vorstand ist übereingekommen, dass man die Entscheidung, wer Chefredakteurin wird, nicht übereilen sollte.“

„Davon kann wohl kaum die Rede sein“, protestierte Saskia. „Der Vorstand verhandelt schon seit einem Jahr darüber.“

„Trotzdem haben wir jedoch den Eindruck, dass Carmen womöglich recht hat. Sie haben in dieser Zeit an verschiedenen Projekten gearbeitet. Vielleicht hatte Carmen noch nicht die Möglichkeit, ihr Potenzial voll zu entwickeln.“

Beinah hätte sie einen verächtlichen Laut ausgestoßen, doch sie musste an ihren Traum von dem kleinen Cottage auf dem Land denken, der nun wie eine Seifenblase zu zerplatzen drohte. Was sollte sie bloß ihrem Vater sagen? Er hatte sich so darauf gefreut, aus der Stadt wegzuziehen. Da sein Gesundheitszustand sich zunehmend verschlechterte, konnte er schon in wenigen Jahren bettlägerig sein. Sie konnte es sich nicht leisten, ihre Pläne aufzuschieben, geschweige denn sich diese Chance entgehen zu lassen.

„Und was passiert jetzt?“, fragte sie. Sie war sehr deprimiert, weil sie so hart gearbeitet hatte und die Beförderung zum Greifen nah gewesen war. Dass man ihr diese nun verweigerte, war mehr als unfair. „Wie lange braucht der Vorstand voraussichtlich, um eine Entscheidung zu fällen?“

„Ah. Das hängt einzig und allein von Ihnen ab – und natürlich von Carmen.“

Saskia zog eine Augenbraue hoch. „Was soll das heißen?“

Sir Rodney schaffte es tatsächlich, begeistert zu wirken. „Wissen Sie, wir sind zu dem Schluss gekommen, dass wir am besten durch einen Wettbewerb herausfinden können, wer von Ihnen beiden sich mehr für den Posten eignet. Sie bekommen beide ein Thema gestellt, das wir ausgesucht haben – in diesem Fall sollen Sie über erfolgreiche Geschäftsmänner berichten, die sich aus irgendeinem Grund dafür entschieden haben, völlig zurückgezogen zu leben. Sie zeigen sich so selten in der Öffentlichkeit, dass wir kaum etwas über sie wissen. Carmen und sie sollen herausfinden, was sie bewegt und sie antreibt. Diejenige, die das beste Porträt liefert, kommt damit auf die Titelseite unserer jährlichen Sonderausgabe und wird zur Chefredakteurin ernannt.“

„Aber Sir Rodney, ich habe das ganze Jahr über tolle Porträts geschrieben …“

„Dann sollte diese Aufgabe kein Problem für Sie darstellen! Es tut mir leid, Saskia, aber der Vorstand will es nun mal so. Carmen und Sie sollen es untereinander ausfechten, und deshalb bleibt Ihnen nichts anderes übrig.“

„Verstehe“, meinte sie kurz angebunden und hoffte, das Thema wäre nicht zu weit hergeholt. Bisher hatte sie viel reisen müssen, und sie hatte darauf gezählt, dass dies mit der Beförderung vorbei wäre, damit sie sich mehr um ihren Vater kümmern konnte. Was ihr allerdings Mut machte, war der Zeitrahmen. Man hatte ihr eine Frist von vier Wochen gesetzt, und sie würde zusehen, dass sie es schneller schaffte. Und dann hätte sie den Job in der Tasche, denn sie würde die bessere Story liefern. Das Ganze bedeutete also nur einen kurzen Aufschub.

„Und wen hat man mir zugedacht?“, fragte Saskia.

Sir Rodney setzte seine Brille auf, während er eine Mappe aufschlug, die vor ihm auf dem Tisch lag, und das Blatt darin überflog.

„Offenbar eine sehr interessante Persönlichkeit. Jemanden aus Sydney, der inzwischen Geschäfte auf der ganzen Welt macht. Anscheinend handelt es sich um eine dieser typischen Erfolgsstorys eines Australiers griechischer Abstammung.“

Ein kalter Schauer lief ihr über den Rücken. Ein Australier griechischer Herkunft aus Sydney?

Nein, das konnte unmöglich sein …

Es musste Dutzende von Männern geben, auf die diese Beschreibung zutraf …

Es war unmöglich …

„Er heißt Alexander Koutoufides. Haben Sie schon von ihm gehört?“

Plötzlich hatte Saskia das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen. Ob sie schon von ihm gehört hatte? Trotz der bitteren Gefühle, die nun in ihr aufstiegen, hätte sie beinah hysterisch gelacht.

Er war der Mann, den sie damals naiverweise zu lieben geglaubt hatte, derselbe Mann, der sie einfach aus dem Bett geworfen hatte – bevor er sich abgewandt und ihren Vater ruiniert hatte.

Und ob sie Alexander Koutoufides kannte!

Und auf keinen Fall würde sie einen Artikel über ihn schreiben. Unter keinen Umständen würde sie diesem Kerl je wieder gegenübertreten, geschweige denn sich lange genug in seiner Gegenwart aufhalten, um ihm zwanzig Fragen zu stellen.

Sir Rodney hatte nicht auf ihre Antwort gewartet, weil er offenbar mit einer Zusage rechnete. Saskia riss sich zusammen und versuchte, sich auf seine Worte zu konzentrieren.

„Anscheinend hat er vor ungefähr acht Jahren in der Geschäftswelt für Aufsehen gesorgt, als er sich völlig aus der Öffentlichkeit zurückgezogen hat. Er hat alle Interviews abgelehnt, gleichzeitig aber seine geschäftlichen Interessen auf die Nordhalbkugel ausgeweitet …“

Sie hob die Hand, um ihn zum Schweigen zu bringen. Mehr musste sie nicht hören. „Es tut mir leid, Sir Rodney. Ich halte es für keine gute Idee, wenn ich über Alexander Koutoufides berichte.“

Er schwieg einen Moment und beugte sich so langsam vor, dass sein Stuhl knarrte. „Ich habe Sie nicht nach Ihrer Meinung gefragt, sondern Ihnen Ihre Aufgabe zugeteilt.“

„Nein“, beharrte sie. „Nicht Alexander Koutoufides. Auf keinen Fall.“

Ungläubig betrachtete er sie, bevor er die Mappe auf den Tisch knallte. „Aber warum, in aller Welt, lassen Sie sich diese Gelegenheit entgehen, wenn Ihre Beförderung auf dem Spiel steht?“

„Weil ich Alexander Koutoufides kenne. Wir …“ Nervös befeuchtete sie sich die Lippen, während sie nach den richtigen Worten suchte. „Man könnte es so ausdrücken, dass wir eine gemeinsame Vergangenheit haben.“

Nun richtete er sich auf, und seine Augen begannen zu funkeln. „Hervorragend!“, rief er in der für ihn typischen Lautstärke. „Warum haben Sie das nicht gleich gesagt? Damit dürften Sie schon im Vorteil sein. Wie ich gehört habe, ist Mr Koutoufides der Presse gegenüber sehr misstrauisch – was in Anbetracht der letzten Eskapaden seiner Schwester mit diesem Formel-1-Fahrer allerdings auch kein Wunder ist.“

Saskia blinzelte, als ihr die Bedeutung seiner Aussage bewusst wurde. „Marla Quartermain ist Alexander Koutoufides’ Schwester?“ Sie hatte die Artikel gesehen, denn die Zeitschrift Snap!, die im selben Verlag wie AlphaBiz erschien, hatte eine Titelgeschichte über den Skandal gebracht und die Affäre damit weltweit bekannt gemacht. Sie erinnerte sich daran, dass Alex eine ältere Schwester hatte, doch Saskia war ihr nie begegnet, und sie hatte die glamouröse Frau aus dem Jetset nie mit ihm in Verbindung gebracht. „Das hat er mir verschwiegen.“

„Weil er es zweifellos so wollte. Sie hat ja auch den Namen ihres ersten Mannes angenommen. Das war irgend so ein Witzbold, den sie mit sechzehn geheiratet und von dem sie sich ein Jahr später wieder getrennt hat. Es war die erste von vielen gescheiterten Ehen und traurigen Affären.“ Sir Rodney seufzte, während er mit seinem Füller spielte. „Aber diesmal ist sie offensichtlich zu weit gegangen. Alex muss beschlossen haben einzugreifen. Er wurde von einem unserer Fotografen dabei beobachtet, wie er sie aus dem Hintereingang eines Hotels in Sydney führte. Zuerst dachte man, er hätte eine neue Liebe, aber die Recherchen ergaben, dass sie seine Schwester ist – was natürlich für alle Beteiligten viel interessanter ist.“

Saskia dachte über diese Informationen nach. In dem Artikel war Marla Quartermain nicht besonders gut weggekommen. Jeder Mann hätte seine Schwester vor derartigen Enthüllungen schützen wollen.

„In Anbetracht dessen, was Snap! über Marla veröffentlicht hat“, brachte sie ihre Bedenken zur Sprache, „wird Alex sicher nicht erfreut auf die Anfrage nach einem Porträt in unserem Magazin reagieren, auch wenn die beiden Zeitschriften Welten trennen.“

Sir Rodney breitete die Hände aus. „Und genau da sind Sie aufgrund Ihrer früheren Beziehung zu ihm im Vorteil, meinen Sie nicht?“

„Auf keinen Fall.“ Energisch schüttelte sie den Kopf. „Alexander Koutoufides …“ Sie machte eine Pause, um ihre Worte sorgfältig zu wählen. Schließlich musste Sir Rodney nicht alle schmutzigen Details erfahren. „Wissen Sie, vor mehr als zwanzig Jahren hatten unsere Väter in Sydney geschäftlich miteinander zu tun, aber mein Vater hat einen Auftrag an Land gezogen, der Alex’ Vater ruiniert hat. Alex hat es ihm nie verziehen. Vor acht Jahren hat er aus Rache die Firma meines Vaters zerstört. Er war völlig skrupellos, und ich wage zu behaupten, dass er sich nicht zum Positiven entwickelt hat. Ich hasse ihn abgrundtief. Und ich werde keinen Artikel über ihn schreiben.“

„Sie machen Witze, oder? Sie haben doch schon alle Voraussetzungen für ein brillantes Porträt!“ Er betrachtete sie, als würde er seinen Ohren nicht trauen. „Ich habe noch nie erlebt, dass Sie vor irgendetwas oder irgendjemandem zurückschrecken. Wovor haben Sie solche Angst?“

„Das habe ich nicht! Ich möchte diesen Mann nur niemals wiedersehen.“

„Dann betrachten Sie es als Ihre Chance, es ihm zurückzuzahlen!“ Energisch schlug er mit der Hand auf den Tisch. „Decken Sie all seine schmutzigen Geheimnisse auf. Er muss noch andere haben. Finden Sie heraus, was es ist.“

AlphaBiz bringt keine schmutzigen Enthüllungsstorys! Und ich erst recht nicht“, fuhr Saskia ihn an. „Nicht, dass es eine Rolle spielt, denn ich werde es ohnehin nicht tun.“

„Sie wollen sich also die Chance auf die Beförderung entgehen lassen?“

„Warum soll ich ausgerechnet über ihn berichten? Es gibt doch sicher noch andere Geschäftsleute, über die ich schreiben kann, oder?“

Sir Rodney schnaufte und lehnte sich zurück. „Die Vorstandsmitglieder werden sich davon sicher nicht beeindrucken lassen, aber es lässt sich bestimmt einrichten, wenn Sie so empfinden. Vielleicht könnten Sie mit Carmen tauschen.“

Damit sie Carmens Thema bekam und diese stattdessen Alex porträtierte? Mühsam unterdrückte Saskia ihre unguten Gefühle diesbezüglich. Vielleicht hatte Sir Rodney recht. Warum sollte Carmen nicht damit betraut werden? Wahrscheinlich verdienten die beiden einander. Sobald Carmen erfuhr, wie attraktiv Alex war, würde sie ganz versessen darauf sein, ihre berüchtigten horizontalen Interviewmethoden anzuwenden. Und wenn sie ihn erst einmal ins Bett bekam, hätte er keinen Grund, sie hinauszuwerfen – zumindest nicht aus demselben Grund wie sie damals!

Oh ja, vielleicht hatten die beiden einander wirklich verdient. Nun konnte Saskia es sich lebhaft vorstellen … Vor ihrem geistigen Auge tauchten die schockierendsten erotischen Bilder auf …

Carmen mit Alex. Carmen eng an Alex geschmiegt, wie sie seinen Körper berührte, ihn liebkoste und wie ihr Haar dabei seine Haut kitzelte. Und Alex, der sich Carmen hingab, ihre empfindsamste Stelle fand …

Bittere Gefühle stiegen in Saskia auf und schnürten ihr die Kehle zu.

Carmen kannte Alex überhaupt nicht. Sie war ihr gegenüber tatsächlich im Vorteil. Sie wusste, wie er war, und sie hatte einen zwingenden Grund. Also konnte sie die Aufgabe genauso gut übernehmen.

Vielleicht war dies die ideale Gelegenheit für sie, sich an dem Mann zu rächen, der das Leben ihres Vaters zerstört und sie gedemütigt hatte. Und vielleicht war dies ihre Chance, Alexander Koutoufides dabei in seine Schranken zu weisen.

„Sir Rodney“, begann Saskia ruhig und erkannte ihre Stimme dabei selbst kaum wieder. „Es kann sein, dass ich etwas voreilig war …“

Erwartungsvoll beugte ihr Gesprächspartner sich vor. „Dann machen Sie es also? Sie schreiben ein Porträt über Alexander Koutoufides?“

Sie blickte zu ihm auf und schluckte. Noch immer fragte sie sich, worauf sie sich einließ und warum sie es tat.

Ich tue es für meinen Vater, sagte sie sich, während ihr das Herz bis zum Hals klopfte.

Aus Rache

„Ja, ich übernehme die Aufgabe“, erklärte sie, bevor sie es sich womöglich anders überlegte. „Wann soll ich anfangen?“

2. KAPITEL

Alexander Koutoufides spielte den Unnahbaren. In Sydney hieß es, er wäre untergetaucht, bis das öffentliche Interesse an der Affäre seiner Schwester nachgelassen hatte. Das ist durchaus möglich, überlegte Saskia, während sie langsam den schattigen Sandstreifen an der Bucht in der exklusiven Wohnlage entlangging. Schon bald würde ein anderer Skandal die Titelseiten beherrschen.

Nun blieb ihr nichts anderes übrig, als sich auf ihr Gefühl zu verlassen. Und genau deswegen hatte sie sich an das mehrstöckige Gebäude am Strand geschlichen.

Dasselbe Haus, in das Alex sie vor acht Jahren gebracht hatte.

Ihr Magen krampfte sich zusammen, doch sie versuchte es zu ignorieren, als sie im Licht der untergehenden Sonne Ausschau nach irgendeinem Lebenszeichen hinter den Glasfronten hielt. Wenn sie sich auf ihre Aufgabe konzentrieren wollte, durfte sie nicht an jene Nacht denken.

Die Garagen an der darüber liegenden Straße waren alle verschlossen gewesen, und auch auf ihr Klingeln am Tor hin hatte niemand geöffnet. Außerdem hatte sie bei ihren Recherchen keinen Hinweis darauf gefunden, dass das Anwesen Alex oder einer seiner Firmen gehörte. Vielleicht war es nie seins gewesen.

Trotz des Unbehagens, das sie bei der Aussicht auf ein Wiedersehen mit ihm beschlich, verspürte sie einen gewissen Kick. Alex wollte offenbar nicht gefunden werden. Und falls niemand von dem Strandhaus wusste, war es vielleicht das ideale Versteck?

Saskia ließ den Blick über das edle Gebäude aus Holz und Glas schweifen, das stufenförmig an den Hang gebaut war und auf jeder Ebene umlaufende Balkone hatte. Soweit sie sich erinnerte, waren die Räume genauso beeindruckend.

Sie zuckte zusammen, als drinnen plötzlich Licht eingeschaltet wurde. Genau in dem Zimmer hatte sie nackt auf dem Bett gelegen, während die Vorhänge sich in der sanften Brise bauschten und unten leise die Wellen an den Strand schlugen. Selbst jetzt konnte sie sich an die Magie jener Nacht erinnern. Und das Entsetzen nach Alex’ grausamer Zurückweisung spüren …

Saskia kniff die Augen zusammen und versuchte, sich zusammenzureißen. Auf keinen Fall würde sie diesen Schmerz noch einmal durchleben. Sie war darüber hinweg! Außerdem hatte sie jetzt wichtigere Dinge im Sinn. Irgendjemand war in dem Haus, und sie musste näher herankommen.

Nachdem sie den Kragen ihrer dunklen Jacke hochgeschlagen und sich vergewissert hatte, dass ihre hellen Locken nicht unter der Mütze hervorschauten, drehte sie sich um. Wie sie nicht anders erwartet hatte, war niemand zu sehen, denn der Privatstrand war nur über einen steilen Pfad von der Straße zu erreichen. Man hörte nur das Rascheln der Blätter im Wind und das Tuten einer Fähre in der Ferne.

Dann erregte das Geräusch einer Tür, die geöffnet wurde, ihre Aufmerksamkeit. Die Gardinen wurden zurückgezogen, und Saskia versteckte sich schnell hinter einem Busch, als ein Mann auf den Balkon trat. Er trug nur Jeans, und obwohl es schnell dunkel wurde, erkannte sie ihn sofort an der beinah arroganten Haltung, den breiten Schultern und dem muskulösen Oberkörper.

Erst danach ließ sie den Blick zu seinem Gesicht schweifen. Er war unrasiert, und sein feuchtes Haar rahmte seine markanten Züge.

Ihr Herz schlug schneller. Sie hatte ihre Beute gefunden!

Alex lehnte sich ans Geländer, und sie stellte fest, dass er sich kaum verändert hatte. Lediglich seine Züge wirkten etwas härter und seine Schultern breiter. Langsam ließ sie den Blick zu seiner muskulösen Brust gleiten und dann tiefer zum Bund seiner engen Jeans …

Prompt wurden wieder Erinnerungen in ihr wach, und ein heißes Prickeln überlief sie. Sie war wütend, weil sie immer noch so auf ihn reagierte, und weil sie geglaubt hatte, sie könnte je vergessen, was damals passiert war.

Saskia hob ihre Digitalkamera hoch und machte einige Aufnahmen. Sir Rodney würde begeistert sein. Welch eine Ironie des Schicksals, dass sie Alex ausgerechnet an dem Ort gefunden hatte, an dem er vor so vielen Jahren all ihre Träume zerstört hatte! Sie musste lächeln, als sie den Apparat wieder in ihre Tasche steckte.

Sie würde Alex dazu bringen, ihr das Interview zu geben, damit sie befördert wurde und ihren Vater unterstützen konnte. Ansonsten würde sie einige Dinge über ihn veröffentlichen, die er sicher nicht gedruckt sehen wollte. Nun musste sie nur noch die nächste Gelegenheit ergreifen, um zu ihrem Wagen zurückzukehren und darin zu warten.

Als Alex plötzlich in ihre Richtung blickte, duckte Saskia sich automatisch. Dabei verlor sie das Gleichgewicht und griff automatisch nach einem Ast, sodass man sie für einige Sekunden sehen konnte.

Die frische Luft tat gut. Das Wasser kräuselte sich in der sanften Brise, während überall in der Bucht die Lichter angingen. Die letzten Tage waren sehr anstrengend gewesen, weil Marla sich ständig beschwerte, dass er sie hier einsperrte. Aber was hatte er für eine Wahl? Noch immer wurde sein Büro in Sydney von Paparazzi belagert, die auf ihn warteten. Und da jeder Reporter in der Stadt momentan über ihn recherchierte, lag es nahe, dass man bald auch von der Existenz des Strandhauses erfuhr. Erst vor einer Stunde hatte jemand bei ihm Sturm geklingelt, was sicher kein Zufall war.

Doch sie würden bald von hier verschwinden. Er wartete nur noch auf den Anruf, mit dem man ihm bestätigte, dass Marla einen Platz in der Privatklinik in der Nähe von Lake Tahoe bekam, die gleichzeitig ein Hotel war. Dort konnte sie Tennis spielen, sich massieren lassen oder was immer sie für ihre Schönheit tun mochte. Wenn ihr Aufenthalt beendet wäre, hätte die Presse längst das Interesse verloren. Und vielleicht schaffte Marla es diesmal ja und wurde endlich vernünftig.

Wenig begeistert nippte Alex an seinem Sodaglas. Was er in diesem Moment wirklich brauchte, war ein Laphroaig. Der starke Single Malt Whisky hätte perfekt zu der rauen Seeluft gepasst. Doch er hatte eine Abmachung mit Marla getroffen – er würde nicht in ihrer Gegenwart trinken. So hoffte er, dass es mit ihrer Abreise am nächsten Tag klappte. Er musste sie lediglich zum Flughafen bringen, ohne gesehen zu werden.

Langsam ließ er den Blick über den Strand schweifen. Wenigstens waren sie hier allein.

Er führte gerade sein Glas an die Lippen, als er im Unterholz etwas rascheln hörte. Sofort sah er wieder nach unten. Ein Eindringling? Oder handelte es sich nur um ein Opossum?

„Alex?“, rief Marla von drinnen. „Wo bist du? Was brauche ich …?“

„Bleib da!“, befahl er ihr schroff über die Schulter hinweg. „Ich komme gleich.“

Nachdem er ein letztes Mal den Blick über den Strand hatte schweifen lassen, stieß er sich vom Geländer ab und kehrte ins Haus zurück. Energisch schloss er die Schiebetür hinter sich.

Langsam atmete Saskia aus. Das war knapp gewesen. Hätte die Frau ihn nicht gerufen, hätte Alex sie entdeckt. So wäre es ihr sicher nicht gelungen, sein Einverständnis zu einem Interview zu bekommen. Saskia schwang sich ihre Tasche über die Schulter und zog die Mütze tiefer ins Gesicht, um den Hang hinaufzuklettern. Wenn Alex ihr wieder nicht öffnete, würde sie auf ihn warten. Irgendwann musste er schließlich einmal das Haus verlassen.

Und die Frau? Saskia unterdrückte einen Anflug von Groll. Nein, sie war nicht eifersüchtig. Außerdem lag es nahe, dass es sich um seine Schwester handelte. Andererseits hatte er lediglich Jeans getragen.

Saskia seufzte gereizt. Es spielte ohnehin keine Rolle. Bestimmt war sie nicht die Einzige gewesen, die Alex mit hierhergenommen hatte.

Vorsichtig ging sie den Strand entlang. Es war noch dunkler geworden, und der überwucherte Zugang zu dem Pfad war kaum auszumachen. Noch immer suchte sie danach, als sie hinter sich Sand knirschen hörte.

Ihr blieb keine Zeit mehr, sich umzudrehen. Mit stählernem Griff umfasste jemand ihren Arm. Sie stieß einen schockierten Laut aus und versuchte sich zu befreien. Dabei verlor sie das Gleichgewicht und stolperte. Mit dem Gesicht nach unten fiel sie in den Sand, während ihr Angreifer, der auf ihr lag, ihr den Arm umdrehte und ein höllischer Schmerz ihre Schulter durchzuckte.

„Wer sind Sie, und was wollen Sie?“

Angst stieg in ihr auf. Dass sie ihren Widersacher kannte, beruhigte Saskia nicht im Mindesten, weil sie wusste, wozu er fähig war. Zudem würde er sie nicht gerade willkommen heißen, wenn er erfuhr, wer sie war.

Saskia zuckte zusammen und hob den Kopf, als Alex sie hochzog. „Du tust mir weh“, keuchte sie.

„Was, zum Teufel …?“

Sofort ließ er sie los und rollte sich zur Seite, entsetzt, weil er eine Frau zu Boden geworfen hatte. Allerdings hatte er auch nicht ahnen können, wer sich unter der Mütze und der weiten Jacke verbarg, und außerdem hatte sie hier nichts zu suchen. Ohne sie aus den Augen zu lassen, hatte er ihr den einzigen Fluchtweg abgeschnitten.

„Was machen Sie hier? Das ist ein Privatstrand.“

Vorsichtig stützte sie sich auf ihren Ellbogen und setzte sich auf, wobei sie trotzig das Kinn hob. Er betrachtete sie stirnrunzelnd und versuchte, ihr Gesicht zu erkennen. Als sie ihre Position veränderte, wurden ihre Züge vom Mondlicht erhellt. Im selben Moment nahm sie die Mütze ab und schüttelte ihr goldblondes Haar, das ihr dann in Wellen über die Schultern fiel. Und schließlich lächelte sie humorlos.

„Ich bin deinetwegen hier, Alex.“

Nun wurde ihm alles klar.

„Theos!“, rief er und sprang auf. „Was, zum Teufel, tust du hier?“

„Ich wollte dich interviewen“, erwiderte sie ruhig, bevor sie ebenfalls aufstand und sich den Sand von den Sachen klopfte. „Aber erst musste ich dich finden.“

Kaum hatte sie den Satz zu Ende gesprochen, schnappte er sich ihre Tasche und begann sie zu durchsuchen.

„He, was soll das?“, protestierte sie und entriss sie ihm wieder.

Doch er hatte bereits ihr Handy und ihre Kamera herausgenommen und schaltete diese nun ein, um sich die Bilder anzusehen.

„Vlaka!“, fluchte er leise, sobald er die Fotos von sich auf dem Balkon sah. Wie hatte er nur so unvorsichtig sein können? Das hier war keine unschuldige Besucherin. Jetzt würde es nicht mehr lange dauern, bis die Paparazzi sie belagerten. Marla und er waren in dem Haus nicht mehr sicher.

Er öffnete die Kamera, nahm die Chipkarte heraus und warf sie ins Meer.

„Das kannst du nicht machen!“

„Ich habe es aber getan.“

Daraufhin wandte er sich wieder zu ihr um, um sie ausgiebig zu betrachten. Die kleine Saskia Prentice war erwachsen geworden. Noch immer rahmten die langen Locken ihr herzförmiges Gesicht, noch immer hatte sie diesen etwas zu breiten Mund, helle, zarte Haut und ungewöhnlich grüne Augen. Doch die Kurven, die sich unter ihrer Jacke abzeichneten, ließen erahnen, dass sie nicht mehr die Figur eines Teenagers hatte. Und statt Unschuld verriet ihr Blick nun Härte und Zynismus.

Einen Moment lang fragte er sich, wie viel er dazu beigetragen hatte. Aber er verdrängte den Gedanken sofort wieder. Es musste an ihrem Job liegen, denn in ihrer Branche waren alle abgebrüht.

Eine Branche, die er verabscheute.

„Du bist Reporterin.“ Er steckte ihr Handy und ihre Kamera in die Tasche seines Hemds, das er sich schnell übergeworfen hatte, bevor er aus dem Haus geeilt war. „Es ist wohl kaum überraschend, dass jemand wie du bei der Skandalpresse gelandet ist.“

„Ich bin Journalistin“, verkündete sie und atmete scharf aus. „Bei einem Wirtschaftsmagazin. Würdest du mir jetzt bitte meine Sachen zurückgeben?“

„Damit du noch ein Foto machen oder deine Kollegen herrufen kannst?“ Natürlich wusste er genau, welche Art von Wirtschaftsmagazin Schnappschüsse von den Reichen und Berühmten verbreitete. Schließlich hatte er miterlebt, wie die Reporter vorgingen. Sie verfolgten ihre Beute wie die Geier und stießen im richtigen Augenblick zu.

„Und wie sollte ich das anstellen? Du hast die Memorykarte ins Wasser geworfen, falls du es vergessen haben solltest.“

„Und eine Reporterin hat keine Ersatzkarte dabei? Das glaube ich nicht. Gib mir deine Visitenkarte, und ich lasse dir die Sachen schicken.“

„Es ist mein Eigentum! Ich gehe nicht ohne.“

„Und genau in diesem Moment befindest du dich auf meinem Grund und Boden, und soweit ich weiß, habe ich dir nicht erlaubt, ihn zu betreten, geschweige denn Fotos zu machen. Ich habe euch Pressepack so satt! Ihr verfolgt Marla auf Schritt und Tritt und wartet nur auf die Gelegenheit, sie schlechtzumachen.“

„Das würde ich nie tun! Wie ich bereits sagte, arbeite ich für …“

„Gut“, unterbrach er sie. Er glaubte ihr kein Wort. „Dann dürfte es ja kein Problem sein, die Fotos zu löschen. So, wer hat dir gesagt, dass ich hier bin?“

Die Hände in die Hüften gestemmt und sichtlich angespannt, sah sie ihn an. „Niemand.“

„Und wie hast du mich dann gefunden?“

Beinah höhnisch verzog sie den Mund, und ihre Augen funkelten wütend. „Ach, ich dachte, ich schaue mal vorbei – um der alten Zeiten willen. Du hast diese Nacht damals doch sicher nicht vergessen, oder? Wir hatten so viel Spaß miteinander.“

Scharf atmete er aus.

Vergessen? Von wegen! Sosehr er es auch versucht hatte, jene Nacht war ihm unauslöschlich ins Gedächtnis eingebrannt. Es war ein großer Fehler gewesen, und die Erkenntnis hatte ihm das Leben zur Hölle gemacht. Und nun stand Saskia plötzlich vor ihm!

Aber sie würde wieder gehen. Falls sie glaubte, wegen dieser Geschichte nun in seine Privatsphäre eindringen zu können, hatte sie sich getäuscht.

„Ich will, dass du verschwindest, und zwar sofort.“

„Ich möchte nur ein Interview.“

„Du verschwendest deine Zeit. Meine Schwester spricht nicht mit Journalisten.“

„Mit ihr will ich auch gar nicht reden, sondern mit dir.“

„Klar.“ Er führte sie zu dem steilen Pfad. „Und nun geh, bevor ich die Polizei rufe.“

Saskia schüttelte seinen Arm ab. „Ich gehe erst, wenn ich mein Interview habe.“

„Und so wolltest du es bekommen? Indem du mir wie ein Paparazzo auflauerst?“

„Ich musste ja erst herausfinden, ob du hier bist. Du hast nicht geöffnet.“

„Vielleicht weil ich mit niemandem reden wollte.“

„Du musst es tun.“

„Vergiss es. Wenn du dich wirklich auskennen würdest, wüsstest du, dass ich nie Interviews gebe.“

„Diesmal schon. Ich arbeite für AlphaBiz …“

„Moment mal.“ Einen Moment lang verharrte er regungslos. „Das gehört zur Snapmedia-Verlagsgruppe, stimmt’s? Ich wusste doch, dass du nur Probleme machst.“

„Ich arbeite für AlphaBiz. Das ist ein Wirtschaftsmagazin.“

„Und erscheint im selben Verlag wie Snap!

„Hör mir bitte zu …“

„Nein. Und du gehst jetzt.“ Drohend machte er einen Schritt auf sie zu. „Und pass auf, dass du nicht stolperst.“

Saskia blieb stehen. Sie wünschte, Alex würde sie nicht so einschüchtern. Wünschte, seine Nähe würde sie nicht so verwirren.

„Du willst eigentlich gar nicht, dass ich gehe.“

„Da irrst du dich.“

„Aber wenn du dich nicht zu dem Interview bereit erklärst, werde ich trotzdem ein Porträt über dich einreichen müssen. Und du willst sicher nicht, dass ich irgendetwas schreibe, oder?“

Er stieß einen verächtlichen Laut aus. „Das machst du doch so oder so.“

Tief atmete sie ein und nahm ihren ganzen Mut zusammen. „Dann schreibe ich, wie du Geschäfte machst. Das wird das Ende deines Einsiedlerdaseins sein.“

Mit dem finsteren Gesichtsausdruck, der jeden seiner Angestellten vor Angst erstarren ließ, machte er einen weiteren Schritt auf sie zu. Aber Saskia wich nicht zurück, sondern funkelte ihn trotzig an. „Wovon, zum Teufel, redest du eigentlich?“

„Ich werde an deinem sauberen Image kratzen. Gut, dass du so zurückgezogen lebst. Denn, wenn ich mit dir fertig bin, wirst du dich nicht mehr in die Öffentlichkeit trauen.“

„Du bluffst!“, behauptete er. Doch das Unbehagen, das er verspürte, seit er glaubte, beobachtet zu werden, verstärkte sich.

„Meinst du? Dann lass mich ruhig gehen. Ich kann es kaum erwarten, darüber zu schreiben, wie du eine Übernahme angehst und danach deinen Sieg feierst, indem du die unschuldigen Töchter deiner Widersacher verführst und fallen lässt.“

3. KAPITEL

Seine Augen waren dunkel vor Zorn, und hasserfüllt verzog Alex den Mund, als Saskia auf seine Antwort wartete. „Hast du nicht erklärt, du hättest mit der Sensationspresse nichts zu tun? Sieht aus, als würdest du genauso im Dreck wühlen.“

„Davon ist nicht die Rede“, erwiderte sie, so ruhig sie konnte, obwohl ihr Herz raste. „Es geht darum, die Wahrheit zu sagen – wie es war und was du mir angetan hast, bevor du das Leben meines Vaters zerstört hast.“

Die Züge vor Wut angespannt, beugte er sich zu ihr herunter – so dicht, dass sein Atem ihr Gesicht fächelte und seine gefährliche Nähe das Blut in ihren Adern pulsen ließ.

„Und was genau habe ich dir angetan?“

„Du hast mich benutzt.“

„Du willst also behaupten, ich hätte dich vergewaltigt?“

„Nein. Obwohl du offenbar gern so tun würdest, als wäre nie etwas zwischen uns gewesen.“

„Wir waren zusammen im Bett, und wenn ich mich richtig erinnere, hast du es freiwillig gemacht.“

„Und du auch. Zumindest dachte ich es.“

Für einen Moment richtete Alex sich auf und kniff die Augen zusammen. „Bist du deshalb sauer auf mich? Weil ich mittendrin aufgehört habe?“

Saskia blinzelte verwirrt, weil sie sich eingestehen musste, dass er ins Schwarze getroffen hatte.

„Das soll also deine Schlagzeile sein?“, spottete er. „Mann weigert sich, Frau ihre Unschuld zu rauben? Willst du mich schlechtmachen oder als Heiligen darstellen?“

„Ob du aufgehört hast oder nicht, hat nichts damit zu tun. Du hast mich ins Bett bekommen, oder?“

„Nein“, entgegnete Alex. „Ich weiß nicht, wie viele Männer an meiner Stelle aufgehört hätten. Du hast mich ja förmlich angefleht.“

„Darum geht es nicht!“ Ihr Magen revoltierte, weil Alex die damaligen Ereignisse so drastisch darstellte. Glaubte er es wirklich selbst? So war es nicht gewesen, jedenfalls nicht für sie.

Mit seinen Worten hatte er schlecht verheilte Wunden aufgerissen. Deshalb musste sie sowohl mit dem alten als auch mit dem neuen Schmerz fertig werden. Und was spielte es für eine Rolle, dass sie eigentlich keinen Sex gehabt hatten? Es wäre beinah dazu gekommen, und seine Zurückweisung hatte sie tief getroffen. Er hatte sie nur benutzt und anschließend fallen lassen.

„Was willst du dann?“, fragte er.

„Wenn die Übernahme nicht gewesen wäre“, brachte Saskia hervor, „wärst du nie mit mir ins Bett gegangen. Es hat dir nicht gereicht, meinen Vater zu zerstören. Du musstest meine ganze Familie erniedrigen!“

Zorn flammte in seinen Augen auf, und sie wusste, dass sie recht hatte. Trotzdem verspürte sie kein Triumphgefühl, denn sie erinnerte sich plötzlich so deutlich an jene Nacht, als wäre es erst gestern gewesen. Sie lag wieder in dem Bett und fühlte sich in jeder Hinsicht nackt. Sie war verwirrt und hatte Angst vor dem Mann, als der er sich auf einmal zu erkennen gegeben hatte. Saskia atmete tief ein, während sie einen klaren Gedanken zu fassen versuchte und nach Fassung rang.

„Das würdest du niemals veröffentlichen“, flüsterte Alex. Dennoch klangen seine Worte wie eine Warnung. „Du hast keine Ahnung, worauf du dich damit einlassen würdest.“

„Wetten, dass?“, konterte sie. Offenbar fürchtete er, sie könnte Dinge über ihn schreiben, die seinen Ruf ruinieren würden. „Die ganze Welt soll erfahren, was für ein Mensch du wirklich bist. Was würde deine Schwester dazu sagen, wenn man so über dich berichten würde wie über sie? Auf Wiedersehen, Alex. Ich wünsche dir eine unruhige Nacht.“

Als Saskia sich abwandte, fluchte Alex leise. Warum hatte sie ausgerechnet jetzt, da Marla fast in Sicherheit war, hier auftauchen müssen? Es gab nur eine Möglichkeit, zu verhindern, dass die Skandalpresse sich auch auf ihn stürzte.

Blitzschnell packte er Saskia am Arm und hielt sie zurück. „Warte.“

Sie blickte erst auf seine Hand und dann in sein Gesicht. Ihre Augen funkelten kalt. „Ich mag es nicht, wenn du mich anfasst.“

Er ließ sie los. Eigentlich wollte er sie nicht berühren, aber gleichzeitig fühlte er sich zu ihr hingezogen. „Woher soll ich wissen, dass du diesen Unsinn nicht über mich veröffentlichst, selbst wenn ich mich zu dem Interview bereit erkläre?“

„Du hast mein Wort darauf.“

„Und warum sollte ich dir vertrauen?“

„Glaubst du wirklich, ich will in der Öffentlichkeit verbreiten, was du mir damals angetan hast? Ja, ich würde es tun. Aber wenn du mir das Interview gibst, muss ich nicht publik machen, was für ein mieser Kerl du bist und wie naiv ich war.“

„Also gut, einverstanden.“

Saskia senkte die Lider, doch der Ausdruck in ihren Augen war ihm nicht entgangen. Hatte er Genugtuung verraten. Oder gar Angst? Als sie ihn wieder ansah, war er jedenfalls verschwunden.

„Gut“, sagte sie, fast als würde es ihr leidtun. „Wann wollen wir ein Treffen vereinbaren? Ich halte mich, so gut es geht, im Hintergrund. Allerdings musst du mir auch für Fragen zur Verfügung stehen.“

„Warte mal. Ich habe mich mit einem Interview einverstanden erklärt. Nicht mehr.“

„Aber …“

„Und du hast zehn Minuten. Die Zeit läuft.“

„Nein! So arbeite ich nicht. Ich kann kein Porträt über jemanden schreiben, mit dem ich zehn Minuten gesprochen habe.“

„Wie lange brauchst du dann?“

„Mindestens eine Woche. Manchmal länger. Es hängt davon ab, wie gut mein Gesprächspartner mitmacht. Ich muss sehen, wie du in deinem Job bist. Ich brauche Zugang zu deinem Büro.“

„Eine Woche? Auf keinen Fall. So lange bin ich nicht einmal im Land.“

Nun funkelten ihre Augen kalt. „Das wäre dann erledigt. Entweder schreibe ich ein Porträt oder ich sage in einem Artikel die Wahrheit über dich. Und ich warne dich, der Artikel wird sehr gut sein, wenn auch nicht unbedingt für dich.“

Wellen, verursacht von einer vorbeifahrenden Fähre, schlugen an den Strand, Zikaden zirpten im Gebüsch, und die ganze Zeit funkelte Saskia ihn herausfordernd an. Warum, zum Teufel, hatte sie ausgerechnet jetzt wieder in sein Leben treten müssen?

Das Handy in seiner Tasche klingelte dreimal, und ohne den Blick von ihr abzuwenden, nahm Alex es heraus und schaltete es ein, weil er instinktiv wusste, dass es sein Mitarbeiter Jake war.

„Ja?“

Er lauschte einen Moment und hörte dann erleichtert, dass Marla am nächsten Tag zu dieser Zeit auf dem Weg in die Vereinigten Staaten wäre. Die nächsten Worte seines Mitarbeiters ließen ihn jedoch nachhaken. „Was soll das heißen, ein Ablenkungsmanöver?“

„Auf dem Flughafen wimmelt es immer noch von Reportern“, erwiderte Jake Wetherill. „Wir können Marla mit dem Hubschrauber nach Brisbane fliegen und von dort aus verschwinden, aber es kann sein, dass es da genauso aussieht. Wenn wir es allerdings irgendwie schaffen würden, dich in den Blickpunkt zu rücken, kann Marla vielleicht unbemerkt durchkommen.“

Alex, der nach wie vor Saskia ansah, kniff die Augen zusammen. „Ein Ablenkungsmanöver?“, wiederholte er, während seine Gedanken sich überschlugen. Vielleicht funktionierte es ja. Und womöglich profitierte er sogar davon … „Abgemacht“, sagte er kurz angebunden, bevor er das Telefon ausschaltete und wieder einsteckte.

Saskia betrachtete ihn misstrauisch, während er bemüht lächelte. „Was sollte das?“

„Du kommst jetzt mit.“ Er umfasste ihr Handgelenk. „Du hast nicht viel Zeit, um dich fertig zu machen.“

„Wofür?“

„Du sollst dein Porträt haben.“

Sie rührte sich jedoch nicht von der Stelle. Offenbar traute sie ihm nicht. Kluges Mädchen.

„Was ist der Haken bei der Sache? Was hast du mit dem Ablenkungsmanöver gemeint?“

„Es gibt keinen Haken.“ Kurzerhand zog Alex sie hinter sich her, sodass sie gezwungen war, ihm zu folgen. „Ich schlage dir ein Geschäft vor. Du bekommst dein Porträt, und als Gegenleistung tust du etwas für mich.“

„Und was?“

Unvermittelt blieb er stehen und drehte sich zu ihr um, sodass sie fast mit ihm zusammengestoßen wäre. Argwöhnisch und mit leicht geöffneten Lippen blickte sie ihn an.

„Hat dir schon mal jemand gesagt, dass du zu viele Fragen stellst?“

„Ich bin Journalistin“, erinnerte sie ihn, den Blick auf sein aufgeknöpftes Hemd gerichtet. Dann wich sie einen Schritt zurück und sah ihm in die Augen. Als sie merkte, dass er sie betrachtet hatte, erschrak sie ein wenig. „Es ist mein Job.“

„Und ich gebe dir nur die Gelegenheit, ihn auszuüben“, verkündete er.

„Was soll ich machen?“

Alex betrachtete sie. Ihre Locken schimmerten im Mondlicht, und einen verrückten Moment lang verspürte er den Drang, ihr die Hand um den Nacken zu legen und sie zu küssen.

Er musste den Verstand verloren haben!

Falls er im Lauf der Jahre eines aus seinen Fehlern gelernt hatte, dann, sie nicht wieder zu machen. Und das mit Saskia war ein großer Fehler gewesen.

Alex sah nach oben, um sich aus ihrem Bann zu lösen, und zog Saskia zum Haus. „Wir fliegen morgen in die Staaten. Hast du deinen Pass griffbereit?“

„Er ist im Hotel. Warum ausgerechnet in die Staaten?“

„Spielt es eine Rolle, wo du dein Porträt bekommst?“

„Nein, aber …“

„Dann lasse ich deine Sachen holen. Du begleitest mich. Du willst eine Woche – einverstanden. Ich bitte dich nur darum, mir dabei zu helfen, dass Marla unbemerkt ins Flugzeug kommt.“

„Das hast du also mit dem Ablenkungsmanöver gemeint?“

„Genau.“

„Und was soll ich tun?“

„Mich durch den Flughafen begleiten. Die Reporter halten immer noch Ausschau nach Marla. Sie sollen mich entdecken, wenn ich lässig und mit dir Händchen haltend durch den Flughafen schlendere.“

„Wir beide?“ Ihre Augen blitzten, und energisch schüttelte sie den Kopf. „Sie sollen denken, dass zwischen uns etwas läuft – dass … ich deine Freundin oder so etwas bin?“

Alex gestattete sich ein Lächeln. Die Art, wie sie das Wort betonte, bewies ihm, dass Saskia sich perfekt für diese Rolle eignete. Egal, was am nächsten Tag passierte, sie würde danach keine Forderungen mehr stellen.

„Du musst verrückt sein!“

„Im Gegenteil. Es ist der perfekte Plan. Du begleitest mich und bekommst dein Porträt, und Marla verlässt unbemerkt das Land.“

„Das wird nie funktionieren. Ich kann nicht … Ich meine, ich kann auf keinen Fall …“

„Was kannst du nicht, Saskia?“ Er ließ den Arm über ihren gleiten, umfasste dann ihren Hals und beobachtete, wie ihre Lider flatterten. „So tun, als würde ich dir etwas bedeuten? Ich glaube, wir wissen beide, dass das nicht stimmt. Denk an damals.“

Daraufhin machte sie eine abrupte Kopfbewegung, doch es gelang ihr nicht, seine Hand abzuschütteln. „Das ist Jahre her! Ich kann nicht so tun, als würde ich dich mögen – nicht nach dem, was du meiner Familie angetan hast. Ich hasse dich abgrundtief.“

„Und trotzdem bist du hier“, meinte Alex sanft, während er ihren Hals streichelte und dabei ihren rasenden Puls spürte. „Findest du das nicht seltsam? Wenn du wirklich so für mich empfinden würdest, warum hättest du dann diesen Auftrag annehmen sollen?“

„Ich hatte keine Wahl! Meine Karriere steht auf dem Spiel. Freiwillig bin ich jedenfalls nicht hier.“

„Und das ist der einzige Grund?“

Noch immer standen sie eng beieinander. Doch Saskia funkelte ihn nun wütend an. „Nein, ist es nicht“, antwortete sie giftig. „Ich fand die Aussicht darauf, deinem Ruf schaden zu können, sehr verlockend.“

Sie hasste ihn also tatsächlich? Umso besser. „Tut mir leid, dich enttäuschen zu müssen“, sagte er kurz angebunden. „Wir haben also eine Abmachung. Ein Porträt über mich gegen deine Zusammenarbeit?“

Saskia nickte. Endlich.

„Gut. Sobald Marla in Sicherheit ist und du mit deinem Artikel fertig bist, kannst du gehen, wohin du willst.“

„Einverstanden.“

„Eine Bedingung.“

„Und die wäre?“

„Du sprichst nicht mit Marla. Weder heute Abend noch sonst wann. Du redest nicht mit ihr, und du machst keine Fotos. Verstanden?“

Erneut begannen ihre grünen Augen zu blitzen. „Ich sagte dir doch, dass ich nicht hier bin, um Marla zu interviewen, sondern dich.“

Kühl betrachtete Alex sie. „Dann halt dich daran“, riet er ihr nach einer Weile, während sie gemeinsam die Stufen hinaufstiegen. „Sonst kannst du etwas erleben.“

Als sie das Haus betraten, kam Marla ihnen entgegen. „Da war also tatsächlich jemand?“, fragte sie und blickte Saskia neugierig an.

Mit der freien Hand deutete Alex ihr stehen zu bleiben. „Sieht so aus, als hätten wir ungeladenen Übernachtungsbesuch.“ Er verstärkte den Griff um Saskias Arm, als fürchtete er, sie könnte sich auf seine Schwester stürzen. „Aber ich möchte, dass du dich von ihr fernhältst. Ich bringe sie im Gästeflügel unter, und sie bleibt dort.“

„Wer ist sie?“

„Nur eine Reporterin.“ Verächtlich betonte er das letzte Wort. „Mach dir ihretwegen keine Sorgen …“

„Ich bin Journalistin“, fiel Saskia ihm ins Wort. Es passte ihr überhaupt nicht, dass die beiden so über sie sprachen und Marla bei der Bezeichnung, die ihr Bruder benutzt hatte, zurückgezuckt war. „Ich bin hier, weil ich ein Porträt über Alex schreiben möchte. Ich arbeite für die Zeitschrift AlphaBiz, und mein Name ist …“

„Unwichtig!“, sagte Alex unwirsch, während er sich wütend zu ihr umdrehte und ihr einen vernichtenden Blick zuwarf. „Und egal, was sie sagt“, fuhr er an Marla gewandt fort, „wir gehen kein Risiko ein. Rede nicht mit ihr. Und beantworte keine Fragen.“

Argwöhnisch betrachtete Marla die unbekannte Frau. Die ansonsten perfekt geschminkte Marla, die von Fotos aus diversen Zeitschriften bekannt war, wirkte ohne Make-up blass und verletzlich. Selbst ihre Augen schienen an diesem Abend Unsicherheit und Unschuld auszustrahlen.

„Und warum ist sie hier?“

Alex führte Saskia an Marla vorbei zu einer Treppe. „Sie wird uns morgen als Gegenleistung für das Porträt, das sie angeblich will, dabei helfen, durch den Flughafen zu kommen. Wir gehen vor, und du folgst uns mit Jake.“

„Ich hasse Jake!“, rief seine Schwester. „Und ich brauche keinen Aufpasser.“

„Du tust, was ich sage!“, wies er sie über die Schulter an.

„Falls ihr erwartet, dass ich euch helfe, solltet ihr aufhören, mich zu beleidigen“, bemerkte Saskia giftig, als er sie in ein Zwischengeschoss führte, das zur Seeseite hin lag. Erst nachdem sie ein Wohnzimmer betreten hatten, ließ er sie los.

Er schloss die Tür hinter ihnen, während Saskia sich den schmerzenden Arm rieb. Sie sah sich in dem in Braun- und Cremetönen gehaltenen, sehr geschmackvoll eingerichteten Raum um und nahm an, dass man einen atemberaubenden Blick auf den Hafen hatte, wenn man die Vorhänge zurückzog. Hinter einer weiteren Tür, die offen stand, befand sich ein Schlafzimmer. Das große Bett mit den zahlreichen Kissen erinnerte sie an ein anderes Bett in diesem Haus, an eine andere Zeit … Prompt errötete sie und wandte sich schnell ab.

Alex hatte sie nicht hierher gebracht, um dort weiterzumachen, wo sie damals aufgehört hatten. Außerdem hätte sie es niemals zugelassen.

„Ich möchte nicht, dass du dieses Zimmer verlässt. Nachher lasse ich dir etwas zu essen bringen.“

„Dann bin ich also deine Gefangene in diesem …“ Saskia machte eine ausholende Geste. „… goldenen Käfig?“

Der Ausdruck in seinen Augen war nicht zu erkennen. „Du hast hier alles, was du brauchst. Neben dem Schlafzimmer ist ein Bad. Du brauchst die Suite also nicht zu verlassen.“

„Ich brauche mein Gepäck. Und ich muss den Mietwagen zurückbringen.“

„Gib mir die Schlüssel. Ich kümmere mich darum.“

„Ich will meine Sachen selbst holen. Niemand soll darin herumschnüffeln!“

„Heute gehst du nirgendwohin. Bis morgen tust du, was ich sage.“

„Macht es dir viel Spaß, Frauen herumzukommandieren? Nicht mal deine Schwester kann tun, was sie will.“

„Lass gefälligst Marla aus dem Spiel!“

„Wenn du mein Bruder wärst, würde ich es mir nicht gefallen lassen. Es überrascht mich, dass sie dir nicht widerspricht.“

Alex machte eine wütende Geste. „Und ich sagte, es geht dich nichts an! Du hast keine Ahnung und hältst dich da raus. Verstanden?“

Ruhig betrachtete Saskia ihn. „Ich habe verstanden, dass es keine Rolle spielen würde, wenn sie sich über deine Einmischung beschweren würde.“

„Dafür, dass du dich angeblich nicht für meine Schwester interessierst, redest du ziemlich viel von ihr.“

„Du zwingst mich ja, mit ihr unter einem Dach zu wohnen. Schließlich ist sie nicht unsichtbar!“

Erneut drehte er sich um. „Du bist nur aus einem Grund hier – um dafür zu sorgen, dass Marla morgen unbemerkt durch den Flughafen kommt. Und dafür bekommst du die Zeit, die du für dein Porträt brauchst. Sonst kommen wir nicht ins Geschäft. Hast du das begriffen?“

„Und ob“, erwiderte sie. „Aber vergiss nicht: Ein falsches Wort von dir, und ich schreibe einen Artikel, der dein Unternehmen um Jahre zurückwirft.“

Seine Augen funkelten zornig, und seine Züge verhärteten sich. Sie konnte seine Wut förmlich spüren. Und dann trat ein anderer Ausdruck in seine Augen, und er lächelte spöttisch. „Ich bin froh, dass wir uns verstehen. Deine Sachen kommen später. Gute Nacht.“

Auf dem Flughafen herrschte Hochbetrieb, als die schwarze Stretchlimousine vor dem Terminal hielt. Während sie darauf wartete, dass der Chauffeur herumkam, um ihr die Tür zu öffnen, atmete Saskia tief durch und versuchte, sich auf ihre Rolle als Alex’ Freundin einzustimmen. Seine Freundin? Von wegen! So, wie er sie am vergangenen Abend behandelt hatte, wäre es ihr leichter gefallen, seine Feindin zu spielen. Aber mit etwas Glück würde niemand sie bemerken, und Saskia würde lediglich seine Hand halten müssen, wenn sie an seiner Seite das Gebäude durchquerte. Allerdings war die Vorstellung, ihn zu berühren, schlimm genug für sie.

Saskia warf Alex, der neben ihr saß, einen verstohlenen Blick zu. Selbst wenn die Limousine nicht weiter aufgefallen wäre, ein Mann wie er war einfach nicht zu übersehen. Er trug ein dunkelgraues Designerjackett, einen dünnen Wollpullover und eine schwarze Hose und war von einer Aura umgeben, die ihn überall von der Masse abhob.

Alex stieg zuerst aus und drehte sich anschließend zu ihr um, um ihr zu helfen. Nun trug er eine Sonnenbrille. „Bist du soweit?“

Saskia zögerte und hielt den Atem an, als sie sich ins Gedächtnis rief, warum sie sich auf das Ganze eingelassen hatte.

Es ist alles nur Show, sagte sie sich. Ich tue es für meine Beförderung, und dann verschwinde ich.

Sie streckte ihm die Hand entgegen und ignorierte das heiße Prickeln, das sie überlief, als er diese umschloss und ihr aus dem Wagen half. Eine leichte Spätsommerbrise spielte mit ihren Locken und ihrem Chiffonkleid. Obwohl der Geruch von Kerosin in der Luft lag, nahm Saskia vor allem Alex’ männlichen Duft wahr. Seine unmittelbare Gegenwart ließ ihren Herzschlag schneller und schneller werden.

Nervös blickte sie sich um, während der Chauffeur ihre Koffer auf einen Gepäckwagen stellte. Es schien unendlich lange zu dauern. Aber auch das diente offenbar dem Zweck, die Aufmerksamkeit der anwesenden Reporter zu erregen. Schon jetzt sahen einige Leute in ihre Richtung. Sie blickte zu den anderen eintreffenden Wagen. Etwas weiter hinten saß Marla, getarnt mit einer dunkelbraunen Perücke und einem dunkelroten Freizeitanzug. Sonst silberblond und ziemlich aufreizend gekleidet, war sie nicht zu erkennen. Jake saß neben ihr, und beide warteten darauf, dass Alex und sie, Saskia, die Reporter von ihnen ablenken würden, damit Marla ungesehen einchecken konnte.

„Weißt du, wie schön du heute bist?“

Abrupt wandte Saskia sich zu Alex um, doch der harte Zug um seine Lippen stand in krassem Widerspruch zu seinen Worten. Das ist alles nur Schau, ermahnte sie sich und bemühte sich, ruhiger zu atmen. Außerdem war ihr völlig egal, was er über sie dachte. Dann strich er ihr jedoch mit der freien Hand das Haar hinters Ohr und ließ diese dort ruhen, sodass ihr Herz förmlich zu rasen begann.

Sie durfte nicht zulassen, dass er so eine Wirkung auf sie ausübte! Den Fehler würde sie nicht noch einmal begehen. Aber wider besseres Wissen konnte sie sich seiner Ausstrahlung nicht entziehen.

An diesem Morgen hätte Alex sie beinah in den Wahnsinn getrieben. Sie musste sich zweimal umziehen, bevor er schließlich ihre Kostüme und Blusen als ungeeignet verwarf und zahlreiche Outfits und Schuhe ins Haus kommen ließ, aus denen sie sich etwas aussuchen sollte. Doch selbst dann entschied er sich über ihren Kopf hinweg für das fließende Kleid. Er bestellte einen Stylisten, der ihre widerspenstigen Locken glättete, damit er mit ihr repräsentieren konnte. Und sie musste zugeben, dass sie sich so gefiel, ja sogar schön fand. Dass seine Worte ihre Gedanken wiedergaben, war nicht gerade hilfreich, genauso wenig wie das Prickeln, das sie verspürte.

Saskia wollte sich von ihm lösen, aber Alex legte ihr die Hand auf die Schulter. „Bleib locker“, sagte er leise, wobei sein Atem ihre Wange fächelte. „Wir müssen überzeugend wirken.“ Dann nahm er die Sonnenbrille ab und betrachtete Saskia, als wäre sie für ihn das Wichtigste auf der Welt. Es war wie ein Déjà-vu-Erlebnis. Sofort stieg Panik in ihr auf.

Sie wusste, was für eine verheerende Wirkung diese Augen auf sie ausüben konnte. Welches Verlangen sie in ihr zu wecken vermochten, aber auch, wie schnell der Ausdruck darin von einer Sekunde auf die andere kalter Wut weichen konnte.

Ich kann das nicht.

Wie aufs Stichwort veränderte sich sein Blick, und ihr wurde klar, dass sie ihre Gedanken laut ausgesprochen hatte. „Du musst aber“, wies Alex sie an, bevor er sie zur Tür schob, in der der Chauffeur gerade mit ihrem Gepäck verschwand. „Wir haben eine Abmachung.“

Saskia blinzelte. Er hatte recht. Sie konnte es. Sie musste es tun, weil sie keine andere Wahl hatte. Diesmal würde sie allerdings dafür sorgen, dass sie nichts zu befürchten hatte.

Diesmal würde es anders sein, weil sie genau wusste, was für ein Mensch Alexander Koutoufides war.

Kaum hatten sie den Terminal betreten, als sich viele Anwesende zu ihnen umdrehten. Und obwohl sie bereits wenige Minuten später eingecheckt hatten, standen sie auf dem Weg zur Abflughalle bereits im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit und wurden von zahlreichen Fotografen verfolgt.

„Da kommt die Meute.“ Alex umfasste ihren Arm und ignorierte die Rufe der Reporter. „Lass uns gehen.“ Kurzerhand bahnte er sich einen Weg durch die Menge zur Gepäckkontrolle.

„Wie geht es Marla?“, rief jemand.

„Wo ist sie?“, meldete sich ein anderer Journalist zu Wort und hielt Alex ein Mikrofon vors Gesicht.

Dieser schob es weg und erwiderte: „Ich hatte gehofft, Sie könnten es mir sagen. Sie scheinen ja sonst auch alles über sie zu wissen.“

Mühsam hielt Saskia mit ihm Schritt. Die vielen Fragen, die Blitzlichter und das Gedränge verursachten ihr Unbehagen. Kein Wunder, dass Alex seine Schwester vor diesem Zirkus schützen wollte!

Über die Köpfe hinweg sah sie den Eingang zur Abflughalle für die erste Klasse, doch er führte sie daran vorbei zum Wartebereich für die Touristenklasse. Was soll das? dachte sie gereizt, als er sich dort mit ihr setzte, den Arm noch immer besitzergreifend um ihre Schultern gelegt.

„Und, wer ist Ihre Freundin?“, erkundigte sich ein furchtloser Reporter, der offenbar beschlossen hatte, wenigstens etwas aus Alex herauszubekommen, nachdem er nichts über Marla erfahren hatte. „Wir bekommen Australiens begehrtesten Junggesellen nicht oft zu Gesicht, schon gar nicht mit einer Frau im Schlepptau.“

Sofort schien das Interesse der Pressevertreter sich auf sie zu verlagern. Irgendeine Story war wohl besser als gar keine. Alex lächelte sie an, nachdem er bei der Kellnerin Champagner bestellt hatte.

„Kein Kommentar“, sagte er.

Die Reporter schluckten den Köder und konzentrierten sich nun auf Saskia, indem sie sie mit Fragen bestürmten. Sie schreckte vor dem Gedränge und den Mikrofonen zurück und blinzelte, weil ständig Blitzlichter zuckten. Das Herz schlug ihr bis zum Hals, denn sie fühlte sich wie ein Kaninchen, das man in die Enge getrieben hatte.

Alex hielt eine Hand hoch, um die Meute zum Schweigen zu bringen, während er mit der anderen ihre nahm. „Saskia ist eine gute Freundin von mir, mehr nicht.“

Der Blick, den er ihr für die Fotografen zuwarf, verriet allerdings ein so ungezügeltes Verlangen, dass ihr der Atem stockte und ihre Hormone verrücktspielten. Ihr Körper reagierte sichtbar, und heiße Wellen der Lust durchfluteten ihren Schoß. Sie rang sich ein Lächeln ab, während sie sich in den Griff zu bekommen versuchte. Es gehört nur zu seiner Rolle, rief sie sich ins Gedächtnis.

Ein Foto nach dem anderen schossen die Fotografen, und Saskia lächelte geheimnisvoll. Wenigstens konnte sie bald von hier verschwinden, denn Marla und Jake saßen inzwischen sicher schon in der Abflughalle für die erste Klasse.

„Vielleicht sollten wir es ihnen doch sagen, Schatz?“

Entsetzt drehte Saskia sich zu Alex um. Schatz? Was sollten sie den Journalisten sagen? Ein kalter Schauer lief ihr über den Rücken, und ihre Beine begannen zu zittern.

„Alex?“, flüsterte sie und sah ihn fragend an, in der Hoffnung, er würde ihr signalisieren, dass dieses Spielchen bald vorbei wäre. Allerdings sagte ihr ihr Instinkt, dass er sich kaum plötzlich vom Drachen in den edlen Ritter verwandeln würde.

„Ich weiß, ich weiß“, meinte er und rückte näher an sie heran, was ihr Verlangen noch mehr anfachte. „Wir wollten es ja noch ein Weilchen geheim halten.“

„Was denn, Mr Koutoufides?“ Die Reporter kämpften um den besten Platz, weil sie eine wichtige Ankündigung witterten. „Die Lady ist also mehr als nur eine gute Freundin?“

Panik überkam Saskia. Was, zum Teufel, hatte Alex vor? Erneut rang sie sich ein Lächeln ab, während sie sich an ihn lehnte und zischte: „Das war nicht geplant!“

Daraufhin zog er sie noch enger an sich und barg die Lippen in ihrem Haar. „Ich weiß, Schatz. Aber warum sollen wir noch warten?“ Er machte eine Pause, während er ihnen einschenkte. Dann bestellte er sechs weitere Flaschen Champagner, damit alle mit ihnen anstoßen konnten.

„Ladys und Gentlemen“, verkündete er, nachdem er mit ihr aufgestanden war, „Sie sollen es als Erste erfahren. Die schöne Miss Prentice hat gerade meinen Heiratsantrag angenommen.“

4. KAPITEL

Alex’ Worte hatten einen wahren Tumult zur Folge, denn begleitet von den Jubelrufen der Schaulustigen, wurden sie nun mit weiteren Fragen bestürmt. Die Reporter und Fotografen drängelten und schubsten im Kampf um den besten Platz, doch Saskia nahm den Lärm kaum wahr, denn sie kochte vor Wut.

„Alex!“, sagte sie. „Was, zum …?“

Alex brachte sie zum Schweigen, indem er ihren Lippen einen innigen Kuss schenkte. Regungslos stand Saskia da, während er sie noch enger an sich zog. Ihre Lippen waren warm und weich, und sie duftete wundervoll. Vielleicht gab sie sich der Illusion hin, dass sie ihn nicht freiwillig küsste, aber ihr Körper signalisierte Alex etwas anderes. Durch das dünne Kleid, das sie trug, spürte er intensiv ihren Körper und wünschte, er wäre allein mit ihr.

Er stöhnte verlangend und merkte, wie sie daraufhin erschauerte. Im nächsten Moment piepte sein Handy, das Signal, dass Marla und Jake in Sicherheit waren. Ich kann jetzt aufhören, dachte er flüchtig, während er die Finger durch ihr seidiges Haar gleiten ließ und das erotische Spiel mit der Zunge fortsetzte. Alles war nach Plan gelaufen. Er hatte die Reporter abgelenkt und ihnen eine Story geliefert. Alle hatten dabei gewonnen, er selbst eingeschlossen. Dass es so viel Spaß machen würde, hätte er nicht für möglich gehalten. Jetzt reichte es allerdings.

Außerdem konnte er sich bald nicht mehr in der Öffentlichkeit blicken lassen, wenn er weitermachte.

Widerstrebend löste er sich von Saskia und betrachtete sie. Ihre Lippen waren schöner, voller denn je, ihre Wangen gerötet, und sie atmete schneller. Ihre grünen Augen wirkten größer als sonst, und der Ausdruck darin verriet Verwirrung und Wut.

Theos! Er brauchte sie nur anzusehen, und sofort flammte wieder Erregung in ihm auf.

Alex drehte Saskia um und legte ihr die Arme um die Taille. Sie stieß einen schockierten Laut aus, als er sie an sich zog, offenbar weil sie spürte, welche Wirkung sie auf ihn ausübte.

„Danke“, sagte er und umging damit geschickt die Fragen, wo sie sich kennengelernt und ob sie schon einen Hochzeitstermin festgesetzt hätten. „Aber jetzt müssen Sie uns entschuldigen. Wir müssen unseren Flug bekommen. Bleiben Sie doch, und trinken Sie noch ein Gläschen.“

Irgendwie schaffte Saskia es, zu den Aufzügen zu gelangen.

Das gehörte nicht zu unserer Abmachung!“, erklärte sie wütend, sobald die Glastüren sich hinter ihnen geschlossen hatten.

Die Hände links und rechts von ihr auf das Geländer gestützt, lächelte Alex sie an. „Du solltest so tun, als wärst du meine Freundin. Ich finde, wir waren sehr überzeugend. Findest du nicht?“

Sie merkte, wie sie unter seinem kühlen Blick errötete. Noch vor wenigen Minuten hatte der Ausdruck in seinen Augen ungezügeltes Verlangen verraten. Und sobald seine Lippen ihre berührten, hatten heiße Wellen der Lust sie durchflutet.

Erst als Alex sie umdrehte und sie spürte, wie erregt er war, war sie wieder zur Vernunft gekommen.

Was, zum Teufel, wollte er ihr damit beweisen?

„Morgen wird man die Fotos in allen Zeitungen sehen.“

„Ich weiß“, meinte er, als würde er sich darüber freuen. „Die Leute von der Boulevardpresse leisten ganze Arbeit.“

„Glaubst du wirklich, ich möchte mich so in den Zeitungen wiederfinden – mit dir?“

„Momentan ist mir egal, was du willst. Es war Mittel zum Zweck, mehr nicht.“

„Musstest du ihnen unbedingt erzählen, dass wir verlobt sind? Was sollte das?“

„Ich musste sie bei Laune halten“, räumte Alex ein. „Ich wollte nicht, dass sie weggehen, bevor Marla in Sicherheit ist.“

„Das ist dir jedenfalls gelungen“, bemerkte Saskia scharf, während sie die Abflughalle betraten. Nachdem man sie in einen abgetrennten Raum geführt hatte, fuhr sie fort: „Aber es wird bald noch eine Story geben – über die kürzeste Verlobung in der Geschichte.“

„Vielleicht nicht.“ Lächelnd deutete Alex auf die Klubsessel, die um einen Couchtisch gruppiert waren.

Saskia sah sich um und verlor für einen Augenblick den Faden. „Wo ist Marla? Sagtest du nicht, sie wäre in Sicherheit? Ich dachte, die beiden wären längst hier.“

Er kniff die Augen zusammen, und seine Züge wirkten plötzlich angespannt. „Meinst du wirklich, ich würde dich in Marlas Nähe lassen? Es war schon riskant genug, dich mit ihr unter einem Dach schlafen zu lassen.“

„Ich habe dir doch gesagt …“

„Nein“, unterbrach er sie ausdruckslos. „Marla ist in Sicherheit. Und ich lasse dich nicht zu ihr. Wir haben uns gestern Abend anders entschieden. Jake und sie fliegen mit einer anderen Airline. Sie sind in einem anderen Terminal.“

„Ich habe dir doch unmissverständlich zu verstehen gegeben, dass Marla mich nicht interessiert.“

„Dann sind wir ja alle glücklich und zufrieden. So, was möchtest du trinken?“

Saskia sank auf einen der Sessel und lehnte sich zurück. „Heißt das, du hast keinen Champagner mehr zum Feiern? Vielleicht solltest du mir erklären, was du eben gemeint hast.“

Lässig zog Alex eine Braue hoch, während er bei der Kellnerin die Bestellung aufgab. „Eben?“

„Als du sagtest, vielleicht wäre es nicht die kürzeste Verlobung in der Geschichte. Was hast du damit gemeint?“

Gleichgültig zuckte er die Schultern. „Dass wir beide davon profitieren könnten, wenn wir dieses Arrangement noch ein wenig bestehen lassen – zumindest so lange, bis du mit deinem Porträt fertig bist.“

„Du machst Witze! Von einem Arrangement kann wohl kaum die Rede sein. Du hast etwas bekannt gegeben und die Journalisten angelogen.“

„Und morgen wird es eine Tatsache sein. Alle werden glauben, dass wir bald heiraten.“

„Nein.“ Energisch schüttelte Saskia den Kopf. „Auf keinen Fall.“

„Dann bekommst du dein Porträt nicht.“ Mit seinem Scotch, den die Kellnerin gerade gebracht hatte, prostete er ihr zu. „So einfach ist das.“

„Wir haben bereits eine Abmachung. Und ich habe meinen Teil erfüllt.“

„Ich habe nur die Bedingungen ein wenig erweitert.“

„Von wegen! Du verstößt gegen die Abmachung!“

„Wir haben beide etwas davon. Wir werden zwar in Lake Tahoe wohnen, während wir in den Staaten sind, aber ich muss in ein paar Tagen an einer Wohltätigkeitsveranstaltung in New York teilnehmen. Du willst mich sicher begleiten, um Material für deinen Artikel zu sammeln. Und wenn du mich begleitest, werden die Journalisten dich natürlich über unsere Verlobung befragen. Es ist für uns beide weitaus weniger peinlich, wenn wir diese Rolle noch etwas länger spielen.“

Das war völlig ausgeschlossen. Sie konnte nicht so tun, als wäre sie seine Geliebte. Es war ihr kurz zuvor schon schwer genug gefallen. Und woher sollte sie wissen, dass Alex nicht wieder so etwas Verrücktes tat? „Nein. Ich habe meinen Teil der Abmachung erfüllt. Jetzt bist du dran.“

Alex zuckte die Schultern. „Schade. Denn wenn du es nicht machst, bekommst du dein Porträt nicht.“

Saskia wurde so wütend, dass ihre Schläfen zu pochen begannen. „Du Mistkerl! Ich hätte dir niemals vertrauen dürfen! Schließlich hast du meinem Vater die Firma weggenommen und ihn ruiniert.“

Nun wurde er ebenfalls ärgerlich. Er stellte sein Glas so abrupt auf den Tisch, dass er etwas Whisky verschüttete. Doch er schien es nicht zu merken, denn er funkelte sie an.

„Willst du mir etwa weismachen, dass dein Vater ein integrer Geschäftsmann war? Er hatte es nicht anders verdient!“

Außer sich vor Zorn, sprang Saskia auf. „Wie kannst du es wagen? Reicht es nicht, dass du sein Leben zerstört hast? Musst du ihn jetzt auch noch beleidigen? Mir reicht es. Ich verzichte auf das Porträt und schreibe stattdessen die Wahrheit über dich.“

„Und die wäre?“

Lässig lehnte Alex sich zurück und streckte die Beine aus. Er wirkte zwar immer noch verärgert, aber gleichzeitig auch selbstgefällig.

Sie blickte sich um und stellte erleichtert fest, dass der Wartebereich fast leer war und alle Reisenden mit irgendetwas beschäftigt waren und deshalb nicht mitbekamen, was in diesem Raum vor sich ging. Dann wandte sie sich wieder an Alex. „Ich werde der ganzen Welt sagen, was du getan hast – wie du meinen Vater zerstört und mich lächerlich gemacht hast.“

Doch er lächelte bloß, was sie nur noch mehr aufbrachte. Sie ballte die Hände zu Fäusten, um ihm keine Ohrfeige zu verpassen.

„Ist AlphaBiz ein Wirtschaftsmagazin?“, erkundigte er sich schließlich.

Trotzig hob sie das Kinn. „Das habe ich dir die ganze Zeit klarzumachen versucht.“

„Denkst du wirklich, deine Affäre mit dem Mann, mit dem du jetzt verlobt bist, ist der richtige Stoff für so eine Zeitschrift?“ Alex wartete einen Moment, um seinen Worten Wirkung zu verleihen, bevor er weitersprach. „Andererseits könntest du versuchen, die Story an Snap! zu verkaufen. Soweit ich weiß, sind die immer an schmutzigen Geschichten interessiert.“

„Aber wir sind nicht verl…“

Ein kalter Schauer lief ihr über den Rücken, als ihr klar wurde, was Alex getan hatte. Sie hatte keine Story. Wenn die Fotos, auf denen er sie küsste, in den Medien erschienen, würde ihr niemand mehr glauben. Sie würde sich zum Gespött der Leute machen – falls der Artikel überhaupt gedruckt wurde.

Sie war bereit gewesen, auf das Porträt und damit auch auf ihre Beförderung zu verzichten und somit auch auf die Möglichkeit, besser für ihren Vater sorgen zu können, allerdings nur, wenn sie Alexander Koutoufides an den Pranger hätte stellen können. Und das war nun nicht mehr möglich.

Sich an ihm zu rächen, wäre es ihr beinah wert gewesen, alles zu verlieren. Aber wenn sie den Artikel nicht schrieb, würde ihr nichts mehr bleiben. Keine Vergeltung. Keine Wiedergutmachung. Keine Genugtuung.

„Du hast diese blöde Geschichte mit der Verlobung erfunden!“

Alex zuckte kaum mit der Wimper. „Ja, natürlich. Dachtest du etwa, du könntest mir die ganze Zeit damit drohen, zu verbreiten, was damals passiert ist?“

Saskia schluckte und überlegte fieberhaft. Dann wurde ihr klar, dass sie jetzt nur noch bluffen konnte.

„Es ändert überhaupt nichts. Ich werde trotzdem allen zeigen, wie berechnend du bist. Ich sage ihnen, dass du die Verlobung nur erfunden hast, um Marlas Spuren zu verwischen.“

„Und wer soll dir das glauben? Niemand wird dich ernst nehmen.“

„Wenn ich schreibe, was du mir damals angetan hast, schon. Ich war erst siebzehn.“

Autor

Trish Morey
Im Alter von elf Jahren schrieb Trish ihre erste Story für einen Kinderbuch- Wettbewerb, in der sie die Geschichte eines Waisenmädchens erzählt, das auf einer Insel lebt. Dass ihr Roman nicht angenommen wurde, war ein schwerer Schlag für die junge Trish. Doch ihr Traum von einer Karriere als Schriftstellerin blieb.
Nach...
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