Julia Collection Band 132

– oder –

Im Abonnement bestellen
 

Rückgabe möglich

Bis zu 14 Tage

Sicherheit

durch SSL-/TLS-Verschlüsselung

Es war ein ungeheurer Skandal, der die Stadt am Mississippi erschütterte: Nach 30 Jahren Ehe verließ der Abgeordnete Stuart McCloud seine Frau für eine junge Geliebte. Gelingt es seinen Kindern, die emotionalen Wunden dieser Zeit zu heilen und ihre Herzen der Liebe zu öffnen?

CAITLIN, DU BIST ZAUBERHAFT

Sie sind wie Feuer und Wasser: Nathan McCloud - lässig und leicht chaotisch. Und Caitlin, die neue Partnerin in seiner Kanzlei - penibel und ordnungsliebend. Trotzdem fühlen sie sich zueinander hingezogen. Doch Nathans Herzenswunsch von einer Familie scheint Caitlin nicht zu teilen.

ICH WÜNSCH MIR EINE FAMILIE
Ein Wochenende mit seiner Halbschwester und seiner Agentin Adrienne weckt Gefühle in Gideon McCloud, die er lang verloren glaubte. Kann der erfolgreiche Schriftsteller es mit Adriennes Hilfe schaffen, die tiefen Verletzungen seiner Seele zu heilen und wieder zu lieben?

STÄRKER NOCH ALS DAMALS
Vor neun Jahren zerbrach Deborahs Liebe zu dem jungen Polizisten Dylan Smith. Als sie nun nach Honesty zurückkehrt, glaubt sie, die Vergangenheit überwunden zu haben. Doch schon die erste Begegnung mit Dylan belehrt sie eines Besseren: Wieder rast ihr Herz - wieder will sie nur ihn!


  • Erscheinungstag 26.04.2019
  • Bandnummer 132
  • ISBN / Artikelnummer 9783733713355
  • Seitenanzahl 384
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Gina Wilkins

JULIA COLLECTION BAND 132

1. KAPITEL

Verstohlen sah Nathan McCloud auf die Uhr. Es war Viertel vor drei, und in einer Dreiviertelstunde wollte er auf dem Golfplatz sein. Wenn es ihm gelang, sich innerhalb der nächsten fünf Minuten abzusetzen …

„Nathan, würden Sie mir bitte zuhören? Wir müssen diese Entscheidung unbedingt heute treffen.“

Er lächelte möglichst charmant. Seine Kanzleipartnerin Caitlin Briley war nicht nur hübsch anzusehen, Nathan war sonst auch gern mit ihr zusammen. Nur an diesem herrlichen Herbstnachmittag wollte er raus aus dem Büro. „Die letzte Bewerbung hat gut geklungen. Warum rufen wir die Frau nicht an?“, schlug er vor.

Caitlins Gesicht verdüsterte sich. „Sie haben mir tatsächlich nicht zugehört.“

„Natürlich habe ich zugehört“, schwindelte er. „Was stimmt denn mit der Bewerberin nicht?“

„Sie möchte nach eigenen Angaben für unsere Anwaltskanzlei arbeiten, um auch mal auf der richtigen Seite des Gesetzes zu stehen. Und sie möchte im Fall der Fälle von uns kostenlos vertreten werden.“

„Na ja, vielleicht habe ich wirklich nicht allzu aufmerksam zugehört“, räumte Nathan ein. „Vermutlich ist sie nicht für ungeeignet … obwohl es ganz unterhaltsam mit ihr werden könnte.“

„Wir suchen aber keine Unterhaltung“, erwiderte Caitlin seufzend, „sondern eine tüchtige und zuverlässige Büroleiterin.“

„Könnten Sie nicht einfach jemanden aussuchen? Ich würde mich dabei ganz auf Sie und Ihr gutes Urteilsvermögen verlassen.“

„Sie verlassen sich nicht auf mich, sondern Sie halsen mir die Verantwortung auf.“

Leider durchschaute Caitlin ihn viel zu oft. „Schön, Sie haben recht, aber es ist mir weitgehend egal, wen Sie einstellen. Sie soll bloß angenehm im Umgang sein und mir nicht meine Termine durcheinander bringen.“

„Ihre Termine?“, fragte Caitlin ungläubig. „Sie haben doch so gut wie keine Termine.“

„Ja, und genau so gefällt es mir auch am besten.“

„Wir brauchen eine gute Büroleiterin, die Ordnung in das Chaos dieser Kanzlei bringt, und darum müssen Sie sich an der Entscheidung beteiligen, wen wir nehmen.“

„Wenn ich verspreche, Ihre Entscheidung nie zu kritisieren“, drängte Nathan, „kümmern Sie sich dann um die Sache? Ich würde Ihnen ja gern helfen, aber ich habe eine Verabredung.“

„Mit einem Mandanten oder einer Angelrute?“

„Mit einem Mandanten“, behauptete er, aber weil er – zumindest für einen Anwalt – ein ehrlicher Mann war, fügte er hinzu: „Und mit einem Satz Golfschläger.“

„Nathan!“

Er geriet in Versuchung, sie daran zu erinnern, dass er immerhin der Seniorpartner war. Zwei Jahre lang hatte er die Kanzlei allein geführt, bevor er vor neun Monaten Caitlin mit aufnahm. Sie kam zwar direkt von der Universität, aber zu dem Zeitpunkt störte die viele Arbeit bereits seine Freizeit.

Sie war die erste Bewerberin gewesen, mit der er sprach, und er stellte sie wegen ihrer wunderschönen grauen Augen ein. Das dichte, schulterlange braune Haar war auch nicht schlecht, und dazu kamen ein Grübchen im Kinn und eine zierliche frauliche Figur. Da auch ihre Zeugnisse gut waren, behielt er sie.

Damals hatte er allerdings nicht geahnt, worauf er sich da einließ. Caitlin führte in seiner netten und gemütlichen Kanzlei ein Tempo ein, als müssten sie die juristische Welt des Landes aufhorchen lassen. Das war ihm zu viel. Noch dazu wollte sie nicht nur sein Büro, sondern auch ihn ändern. Aber schöne Augen hatte sie, das musste er ihr lassen.

Caitlin trommelte ungeduldig mit den Fingern auf seinen Schreibtisch. „Sie hören auch jetzt noch nicht zu!“

„Wissen Sie eigentlich, dass Ihre Augen Funken sprühen, wenn Sie sich ärgern? Natürlich nur im übertragenen Sinne, aber die Wirkung ist ähnlich.“

„Dann wirkt es im Moment wahrscheinlich wie ein ganzes Feuerwerk.“

„Ja, richtig“, bestätigte Nathan und betrachtete sie genauer. „Sieht großartig aus.“

Wenn er mit Caitlin flirtete, wurde sie stets schroff und beschäftigte sich schnell mit etwas anderem. Jetzt sah sie zum Beispiel konzentriert die Bewerbungsschreiben durch. „Ich könnte ja zwei oder drei Bewerberinnen aussuchen und zu einem Vorstellungsgespräch bitten. Dann müssten Sie natürlich dabei sein und mir bei der endgültigen Entscheidung helfen.“

„Warum denn? Sie wissen doch, wie ich mir eine Büroleiterin vorstelle. Also nehmen Sie eine, die Ihnen zusagt, und die wird bestimmt wunderbar sein.“

„Sie sind der Seniorpartner“, erklärte nun Caitlin an seiner Stelle. „Also sollten Sie auch in dermaßen wichtigen Punkten das letzte Wort haben.“

Nathan nickte. „Und mein letztes Wort ist, dass Sie die Entscheidung treffen.“

„Sie sind mir wirklich eine große Hilfe“, stellte Caitlin fest.

„Gern geschehen“, versicherte er lächelnd. „Kann ich jetzt gehen?“

Sie lehnte sich resignierend zurück. „Meinetwegen, viel Vergnügen beim Golf. Und sollten Sie wirklich mit einem Mandanten spielen, sprechen Sie bitte auch über Berufliches.“

„Falls er mich schlägt, berechne ich ihm die Zeit auf dem Golfplatz“, versprach Nathan und eilte zur Tür, bevor Caitlin es sich anders überlegte.

In den vergangenen neun Monaten hatte Caitlin sich oft gefragt, ob es richtig gewesen war, in Nathan McClouds Kanzlei einzutreten. Unmittelbar nach der Universität eine Partnerschaft angeboten zu bekommen, das war beinahe zu schön gewesen, um wahr zu sein. Ganz besonders, da es sich um eine Einmannkanzlei handelte, die dazu noch so erfolgreich lief, dass Nathan sogar neue Mandanten abwies.

Nathan erlaubte ihr ungehinderten Zugang zu seinen geschäftlichen Unterlagen, und sie erkannte die Möglichkeit, aus der kleinen Kanzlei eine kometenhaft aufsteigende Firma zu machen. Und wenn sich die Praxis in der Kleinstadt Honesty im südlichen Mississippi tatsächlich so gut entwickelte, wäre das nach einigen Jahren ein ideales Sprungbrett für eine Partnerschaft in einer Großstadt. Caitlin war ehrgeizig und hatte große Pläne, nur ihrem Partner fehlte leider die nötige Motivation.

Einen Monat nach der Diskussion über die neue Büroleiterin, am ersten Donnerstag im Oktober, saß Caitlin in ihrem Büro und blätterte in einer dicken Akte. Sie bewunderte gerade das praktische Farb-Orientierungssystem der neuen Büroleiterin, als Nathan hereinplatzte, ohne anzuklopfen.

„Sie müssen wegen dieser Frau sofort etwas unternehmen!“ Sein attraktives Gesicht hatte einen finsteren Ausdruck, die blauen Augen wirkten düster.

„Wegen welcher Frau?“

„Ich spreche von der Gewaltherrscherin, die Sie als Büroleiterin eingestellt haben. Jetzt ist sie völlig ausgeflippt.“

„Ich habe sie nur eingestellt, weil Sie sich nicht darum gekümmert haben“, erinnerte Caitlin ihn. „Und Sie haben versprochen, meine Entscheidung nicht zu kritisieren.“

„Woher sollte ich denn wissen, dass Sie Irene die Schreckliche nehmen?“

„Vielleicht sollten Sie zuallererst die Tür schließen“, schlug Caitlin vor und wartete, bis er der Tür einen Tritt versetzt hatte. „Irene ist sehr nett und außerdem äußerst tüchtig. Ich weiß gar nicht, was Sie gegen sie haben.“

„Sie ist tyrannisch. Sie hat meine Akten so organisiert, dass ich nichts mehr finde. Suche ich etwas, wirft sie mir über die winzigen Brillengläser einen Blick zu, bei dem ich Gänsehaut bekomme. Ständig habe ich das Gefühl, dass sie sich alles genau merkt und in meine jährliche Beurteilung hineinschreibt.“

„Aber Sie sind doch der Chef, der die Beurteilung über sie schreibt.“

„Richtig, aber hat ihr das eigentlich schon mal jemand erklärt?“

Kopfschüttelnd schloss Caitlin die Akte, während Nathan sich wie ein genervter Teenager in einen Sessel fallen ließ. Er war zwar ein sehr attraktiver Teenager, aber ziemlich schwierig. Obwohl sie fünf Jahre jünger war als Nathan, kam sie sich im Moment wesentlich älter und reifer vor.

„Irene arbeitet erst seit drei Wochen für uns, und das Büro läuft bereits wie ein Uhrwerk“, hielt sie ihm vor. „Sie hat die drei Angestellten dermaßen aufgescheucht, dass sie die liegen gebliebene Arbeit nachgeholt haben. Unsere Rechnungen sind bezahlt … und sogar pünktlich. Außerdem hat Irene eine Telefongesellschaft herausgesucht, mit der wir zwanzig Prozent der Gebühren sparen. Und sie hat die Termine so gut im Griff, dass nicht mehr so viele ungeduldige Mandanten im Wartezimmer sitzen.“

„Genau deshalb jagt sie mir ja Angst ein“, beteuerte Nathan. „Es ist doch nicht normal, in so kurzer Zeit so viel zu erreichen.“

„Das meinen Sie doch nicht ernst“, rief Caitlin lachend.

Es klopfte, und die Frau, um die sich alles drehte, kam herein. Die beigebraune Jacke und das braune Kleid betonten noch Irene Mitchells hoch gewachsene, hagere Erscheinung. Die Lesebrille hing an einem Kettchen um den Hals, Perlen-ohrstecker verdeckten die winzigen Ohrläppchen, und am knochigen Handgelenk trug sie eine praktische, aber unschöne Uhr. Die langen, schmalen Füße steckten in bequemen braunen Schuhen. Auffallend an Irene waren nur das gelockte rote Haar, für das sie Unmengen an Spray benützte, und der kräftige rote Lippenstift.

Nathan setzte sich bei Irenes Erscheinen kerzengerade auf wie ein Schüler, der sich beim Eintreten der Lehrerin zusammennahm. Es fiel Caitlin schwer, ernst zu bleiben, als sie sich an die Büroleiterin wandte. „Was gibt es, Irene?“

„Ich brauche Ihre Unterschrift.“ Irene legte einen Stapel Post auf den Schreibtisch. „In einer Stunde muss alles fertig sein. Mr. McCloud, Ihre Post liegt auf Ihrem Schreibtisch. Soll ich sie hierher bringen?“

„Nein, schon gut, ich kümmere mich gleich darum.“

Irene sah auf die Uhr. „Ihr nächster Klient trifft in fünfzehn Minuten ein. Sie wollen die Briefe doch bestimmt vorher unterschreiben.“

Nathan räusperte sich. „Ganz bestimmt“, erwiderte er, „sobald Caitlin und ich alles besprochen haben.“

Irene nickte. „Ich verständige Sie, sobald der Mandant hier ist, Mr. McCloud. Ach, Ms. Briley, vergessen Sie nicht das Treffen um zwei Uhr.“

„Natürlich nicht, danke, Irene.“ Caitlin hatte die Büroleiterin zwar aufgefordert, sie ebenfalls mit dem Vornamen anzureden, aber Irene bestand darauf, die Form zu wahren, und es hatte keinen Sinn, ihr zu widersprechen.

„Ich hole die unterschriebenen Schriftstücke dann bald ab … von Ihnen beiden“, betonte Irene und ging hinaus.

Nathan seufzte abgrundtief, nachdem sich die Tür hinter ihr geschlossen hatte. „Sehen Sie, das meine ich. Sie ist einfach unmöglich. Darum müssen Sie Irene sofort entlassen.“

Caitlin griff nach der Korrespondenz und einem Stift. „Das mache ich aber nicht. Dafür ist sie viel zu gut. Und sie ist auch ausgesprochen nett. Das könnten auch Sie durchaus merken, aber Sie geben ihr ja keine Chance.“

„Im Gegenteil, sehr oft sogar. Ich lächle jedes Mal, wenn ich mit ihr spreche.“

„Ach ja, das patentierte Nathan-McCloud-Strahlen“, murmelte Caitlin, während sie unterschrieb.

„Ich habe ihr sogar schon Komplimente über ihr Äußeres gemacht“, fuhr er unbeeindruckt fort.

„Plan B: Schmeichelei. Klappt bei ihr auch nicht.“

„Und an ihrem ersten Arbeitstag habe ich ihr Blumen geschenkt. Sie hat sich bedankt und die Vase in mein Büro gestellt, weil sie sonst angeblich niesen muss.“

„Also hat keiner Ihrer üblichen Tricks geklappt. Haben Sie denn schon mal versucht, einfach nur mit ihr zu reden? Ich meine, von Fachkraft zu Fachkraft?“

„Denken Sie, das könnte klappen?“, fragte Nathan zweifelnd.

„Es wäre einen Versuch wert.“

„Ich finde trotzdem, Sie sollten Irene hinauswerfen.“

Caitlin schob die fertig unterschriebenen Papiere von sich. „Ich habe sie eingestellt, weil Sie nichts damit zu tun haben wollten. Wenn Sie nicht zufrieden sind, liegt die Kündigung bei Ihnen.“

„Bei mir? Ausgeschlossen!“

„Eben, ganz meine Meinung“, bestätigte Caitlin freundlich und handelte sich dafür einen finsteren Blick ein. „Also müssen Sie mit ihr auskommen.“

Das Sprechgerät auf dem Schreibtisch summte. „Mr. McCloud?“

Nathan sprang auf, als hätte Irene ihn ertappt. „Ich unterschreibe jetzt gleich.“

„Ich habe einen Anruf für Sie auf Leitung zwei. Mr. Alan Curtis aus San Diego in Kalifornien.“

„Der Anwalt, der den Nachlass meines Vater verwaltet hat“, stellte Nathan überrascht fest und deutete auf das Telefon. „Darf ich hier sprechen?“

„Sicher.“ Caitlin griff nach den Briefen. „Ich gehe solange zu Irene.“

„Richten Sie ihr einen schönen Gruß aus“, sagte Nathan und griff zum Hörer.

Caitlin verließ lächelnd ihr Büro.

Nathan sah Caitlin nach. Hatte er ihr eigentlich schon gesagt, dass er ihren Gang mochte? Die Hüften schwangen sanft, den Kopf hielt sie hoch und die Schultern gestrafft. Ja, sehr ansprechend. Jedenfalls würde sie bei einer entsprechenden Bemerkung darüber wieder schroff reagieren.

Machte sie das eigentlich bei jedem Mann oder nur bei ihm? Und was passierte, wenn er den nächsten Schritt wagte und vorschlug, mit ihr auszugehen? Er dachte schon seit einiger Zeit darüber nach und wartete nur auf den richtigen Zeitpunkt.

„Nathan McCloud“, meldete er sich ohne besonderes Interesse daran, was ihm der Anwalt seines verstorbenen Vaters mitzuteilen hatte.

„Mr. McCloud, hier Alan Curtis. Freut mich, dass Sie für mich Zeit haben.“

„Was gibt es denn?“ Sein Vater war vor einem halben Jahr in Mexiko zusammen mit seiner viel jüngeren Frau beim Absturz eines Hubschraubers ums Leben gekommen. Sie hatten eine drei Jahre alte Tochter hinterlassen, das Testament war schon vor Wochen vollstreckt worden, und Nathan konnte sich nicht vorstellen, dass es noch irgendwelche Probleme geben sollte. Das Kind war jetzt in Kalifornien bei einer Großtante mütterlicherseits und hatte das Vermögen der Eltern geerbt, weil Nathan und seine beiden Geschwister auf alle Ansprüche verzichtet hatten.

Allerdings hatte sein Vater erstaunlicherweise ihn, Nathan, zum Vollstrecker für das Erbe des Kindes bestimmt, und er wiederum hatte Mr. Curtis die Abwicklung übertragen. Eigentlich sollte Nathan nur in Notfällen verständigt werden.

„Leider gibt es ein Problem, Mr. McCloud. Bei Barbara Houston wurde Krebs festgestellt.“

Das war die Frau, die Nathans verwaiste Halbschwester zu sich genommen hatte. Er hatte sie vor einem halben Jahr kennengelernt, beim Begräbnis von Stuart und Kimberly, und sie hatte einen guten Eindruck auf ihn gemacht. Die kleine Isabelle war bei ihr in den besten Händen. „Das tut mir leid. Ist es schlimm?“

„Allerdings, sehr sogar. Sie hat kaum eine Überlebenschance.“

Nathan ließ sich in Caitlins Schreibtischstuhl sinken. „Auch das noch!“

„Jetzt verstehen Sie vielleicht, warum ich Sie unbedingt verständigen musste.“

Nathan bekam allmählich Kopfschmerzen. „Was wird denn jetzt aus Isabelle?“

„Mrs. Houston und ich haben heute lange darüber gesprochen. Sie sieht nur zwei Möglichkeiten, und ihr wäre es natürlich am liebsten, wenn Sie das Kind zu sich holen und die Vormundschaft beantragen.“

„Ausgeschlossen“, wehrte Nathan sofort ab.

„Sonst kann niemand sie nehmen, Mr. McCloud. Die Eltern Ihrer Stiefmutter leben nicht mehr. Und ansonsten hatte sie nur einen unverheirateten Bruder, der beim Militär im Ausland arbeitet. Mrs. Houston ist verwitwet und hat nur eine Tochter, die geschieden ist und selbst vier kleine Kinder hat. Es ist einfach niemand da, sofern nicht Ihre Geschwister …“

„Mr. Curtis“, fiel Nathan dem Kollegen ins Wort, „ich weiß nicht, wie gut Sie über das Leben meines Vaters informiert sind.“

„Mir ist bekannt“, erwiderte sein Kollege sehr vorsichtig, „dass Ihr Vater in Mississippi ein hoch angesehener Geschäftsmann war. Man erwartete auch, dass er sich um das Amt des Gouverneurs bewirbt.“

„Er war sogar schon Kandidat“, stellte Nathan klar. „Der Wahlkampf lief. Einflussreiche Leute in seiner Partei haben ihn unterstützt, und er hatte sehr gute Umfrageergebnisse. Höchstwahrscheinlich hätte er die Wahl auch gewonnen. In seiner Heimatstadt war er ein Held. Ein halbes Jahr vor der Wahl zog er allerdings die Kandidatur zurück, um eine seiner Wahlhelferinnen zu heiraten, nämlich Kimberly Leighton, die Nichte von Barbara Houston.“

„Na ja …“

„Das war äußerst heikel“, fuhr Nathan fort, „weil Kimberly dreißig Jahre jünger war als er – und schwanger. Ach ja, mein Vater war damals außerdem noch mit meiner Mutter verheiratet.“

„Mr. McCloud, ich …“

„Damit will ich Ihnen nur klar machen, warum es nicht gut wäre, das Kind meines Vaters hierher zu holen. Vor vier Jahren hat mein Vater unsere Familie zerrissen. Er hat meine Mutter gedemütigt und meiner jüngeren Schwester das Herz gebrochen. Mein Bruder hat sich von diesem Schlag bis heute nicht erholt. Selbst wenn ich bereit wäre, mich um ein Kleinkind zu kümmern – was ich nicht bin – würde meine Familie das Mädchen niemals akzeptieren.“

„Das tut mir leid. Ich … na ja, ich wusste nichts von dieser Entfremdung zwischen Ihnen und Ihrem Vater. Er hat mir erzählt, Sie hätten ihn mehrmals in Kalifornien besucht, und er hat Sie immerhin als Vollstrecker für das Erbe Ihrer Halbschwester bestimmt.“

„Ich hatte auch als Einziger noch Kontakt zu ihm“, räumte Nathan ein. „Meinen Angehörigen hat das gar nicht gefallen. Ich war mit seinem Verhalten zwar nicht einverstanden, wollte aber trotzdem nicht sämtliche Bindungen lösen. Gegen die kleine Isabelle habe ich gar nichts, und in einem Notfall wäre ich für sie da, aber ich kann mich ganz bestimmt nicht um sie kümmern, das kommt einfach nicht in Frage.“

Sein Kollege seufzte bekümmert. „Mrs. Houston hat mit einer derartigen Antwort schon gerechnet. Wir müssen also auf die zweite Möglichkeit zurückgreifen.“

„Und die wäre?“

„Das Kind wird zur Adoption freigegeben.“

Nathan zögerte. „Das erscheint mir doch recht … hart.“

„Die Umstände sind ja auch hart, Mr. McCloud. Mrs. Houston ist sehr krank und kann sich nicht mehr um ein lebhaftes Kleinkind kümmern.“

„Ich könnte doch für die Kosten eines Kindermädchens aufkommen.“

„Das wäre leider nur eine kurzfristige Lösung. Offenbar ist Ihnen noch nicht ganz klar, wie ernst es um Mrs. Houston steht. Der Krebs ist weit fortgeschritten und äußerst aggressiv. Sie hat vermutlich nur noch wenige Monate vor sich. Daher muss das Kind bald irgendwo untergebracht werden. Mrs. Houston hängt zwar an Isabelle, aber sie ist schlicht und einfach zu krank.“

Nathans Kopfschmerzen verschlimmerten sich rapide. „Ich brauche Zeit zum Nachdenken“, sagte er.

„Selbstverständlich, aber die Zeit ist knapp.“

Nathan hatte Barbara Houston, eine Frau Mitte fünfzig, sympathisch gefunden. Sie tat ihm leid. „Lassen Sie mir einige Stunden Zeit, Mr. Curtis. Ist Isabelle denn im Moment gut untergebracht?“

„Mrs. Houston ist vor einigen Tagen ins Krankenhaus gekommen, und jetzt ist das Kind bei ihrem Pastor und dessen Frau untergebracht. Dort hat sie es sehr gut. Ich habe Mrs. Houston im Krankenhaus besucht, nachdem sie mich von dort aus angerufen hat. Sie sieht erschreckend aus, und sie sorgt sich um ihre Großnichte.“

Nathan hatte längst begriffen, worum es ging. „Lassen Sie mir bis morgen Zeit. Ich rufe Sie gleich am Vormittag an“, versprach er und sah Caitlin entgegen, die wieder hereinkam. „Unternehmen Sie bis dahin nichts.“

„Ich werde auf Ihren Anruf warten.“

Nathan legte auf und stützte verzweifelt stöhnend den Kopf in die Hände.

„Was ist denn?“, fragte Caitlin und kam näher.

Die aufrichtige Sorge in ihrem Blick tat ihm gut. „Was meinen Sie, wie ich mich als Vater machen würde?“

„Das ist doch hoffentlich nur eine rhetorische Frage“, entgegnete sie.

„Nicht ganz. Entweder nehmen ich die dreieinhalb Jahre alte Tochter meines Vaters zu mir, oder sie wird der Jugendfürsorge übergeben und hoffentlich bald von einer anständigen Familie adoptiert.“

Jeder, der eine Weile in der Kleinstadt Honesty gelebt hatte, kannte den größten Skandal der letzten Jahrzehnte. Daher wusste Caitlin einiges über die Familie McCloud. Außerdem hatte sie die Kanzlei betreut, während Nathan beim Begräbnis seines Vaters in Kalifornien war. „Kann denn keiner die Kleine zu sich nehmen?“

„Niemand, und ihre Großtante ist sehr krank. Ich muss mich bis morgen früh entscheiden.“

„Tut mir leid. Kein Wunder, dass Sie so verstört sind.“

„Sagenhafte Situation! Nehme ich das Kind, gibt es einen totalen Bruch mit meiner Familie. Nehme ich das Kind nicht, kommt es zu Fremden, und ich habe kein Recht, es jemals wiederzusehen.“

Caitlin schaute ihn nur schweigend an.

Er holte seine Brieftasche hervor, in der nur zwei Fotos steckten: Eines davon war schon ziemlich alt, darauf waren seine Eltern, er selbst und seine beiden jüngeren Geschwister zu sehen. Er war damals sechzehn gewesen. Das zweite Bild zeigte eine kleine blonde Prinzessin mit großen blauen Augen und Grübchen in den Wangen. Das hielt er Caitlin hin.

Sie biss sich auf die Unterlippe, während sie das Foto betrachtete. „Ach, Nathan“, murmelte sie.

Er nickte und steckte das Bild wieder ein.

Das Sprechgerät summte. „Ms. Briley, ist Mr. McCloud noch bei Ihnen?“

„Ja, Irene, ich bin hier.“

„Ihr Mandant ist eingetroffen, Mr. McCloud. Sie sollten sich beeilen.“

„Gut, noch fünf Minuten.“

„Ja, Sir.“

Nathan steckte die Brieftasche wieder ein. „Ich muss in mein Büro und mich vorbereiten.“

„Nathan.“

Er drehte sich an der Tür um. „Ja?“

„Was machen Sie denn jetzt?“

Er konnte kein Kind zu sich nehmen. Schließlich hatte er sich nicht einmal ein Haustier angeschafft, weil er ja kaum für sich selbst sorgen konnte. Außerdem würde es seiner Mutter erneut das Herz brechen, und seine Geschwister würden wahrscheinlich nie mehr mit ihm sprechen.

Aber konnte er wirklich das unschuldige Mädchen von sich stoßen und Fremden überlassen, ohne zu wissen, wie es mit der Kleinen weiterging? Sie war schließlich seine Halbschwester.

Caitlin wartete auf seine Antwort.

Nathan schüttelte seufzend den Kopf. „Ich habe nicht die geringste Ahnung, wie das laufen wird.“

2. KAPITEL

Caitlin sah Nathan an diesem Nachmittag kaum, weil sie beide beschäftigt waren, und anschließend hatte sie einen Termin beim Zahnarzt.

Eigentlich wollte sie heute nur noch ihre Ruhe, aber einmal im Jahr veranstaltete die Handelskammer von Honesty einen Abend zu Ehren der herausragendsten ehrenamtlichen Helfer der Stadt. Alle wichtigen Geschäftsleute und Größen der Gesellschaft nahmen daran teil, und Caitlin konnte es sich nicht entgehen lassen, für die Kanzlei McCloud & Briley zu werben.

Nathan ging ebenfalls hin, obwohl ihm eine solche Veranstaltung nicht lag. Seine Mutter gehörte zu den fünf Ehrengästen des Abends, weil sie gleich in mehreren Wohltätigkeitsorganisationen für Kinder aktiv war.

Während Caitlin ein elegantes, aber konservatives schwarzes knielanges Kleid anzog, fragte sie sich, ob er sich schon wegen seiner kleinen Schwester entschieden hatte. Wahrscheinlich würde es auf eine Adoption hinauslaufen. Jedenfalls konnte sie sich nicht vorstellen, wie Nathan ein kleines Mädchen großziehen sollte. Das käme ja nicht einmal für sie in Frage, und sie übertraf ihn hundertfach an Organisationstalent und Tüchtigkeit. Außerdem drohte zusätzlich noch der Konflikt mit seiner Familie.

Sie kannte Nathans Mutter Lenore, eine in Honesty sehr geschätzte Frau. Mutter und Sohn hatten zwar ein gutes Verhältnis, aber Lenore nahm es Nathan ganz offensichtlich übel, dass er nicht jeglichen Kontakt zum Vater abgebrochen hatte. Für sie wäre es ein Schlag ins Gesicht, wenn er Isabelle zu sich nähme, fast so schlimm wie der Betrug seines Vaters.

Andererseits bedeutete Nathan die Familie sehr viel, und er hatte seinen Vater trotz aller Fehler geliebt. Caitlin beneidete ihn nicht um die Entscheidung, die er nun treffen musste.

Nathan glaubte schon, der Kopf würde ihm platzen, weil er gar nicht mehr aufhören konnte zu grübeln. Heute Abend war er nicht der Gleiche wie sonst, und er erntete dafür erstaunte und besorgte Blicke. Man erwartete eigentlich eher, dass sein Bruder Gideon finster in einer Ecke saß, weil Gideon sich lieber einen Finger hätte abschneiden lassen, als an einer solchen Veranstaltung teilzunehmen.

„Nathan, ist denn auch ganz bestimmt alles in Ordnung?“, fragte seine Mutter, als sich der Abend dem Ende näherte. „Du warst so gar nicht bei der Sache.“

Nur für sie rang er sich ein Lächeln ab. „Tut mir leid, Mom. Hoffentlich habe ich dir die Feier nicht verdorben.“

„Natürlich nicht“, versicherte sie und berührte das rosa Anstecksträußchen, das sie als Preisträgerin erhalten hatte. „Es war ein schöner Abend. Ich mache mir nur Sorgen um dich.“

„Ach, mir geht gerade viel durch den Kopf“, erwiderte er ausweichend.

Jetzt war sicher nicht der richtige Zeitpunkt, um über seinen Vater oder die kleine Isabelle zu sprechen, obwohl er das gern getan hätte. Was dabei herauskommen würde, wusste er jedoch im Voraus. Lenore McCloud wünschte keinem Kind etwas Böses, doch bei diesem Mädchen war sie nicht objektiv. Ohne zu überlegen, würde sie von ihm verlangen, das Kind zur Adoption freizugeben. Höchstwahrscheinlich würde sie sogar behaupten, es sei das Beste für Isabelle, wenn sie dann zu einem Paar käme. Und vielleicht stimmte das sogar. Nathan war völlig klar, dass er nicht zum Vater taugte. Wieso sollte Isabelle also eigentlich nicht zu liebevollen und guten Adoptiveltern kommen?

Ein hoch gewachsener dunkelhaariger Mann näherte sich der ruhigen Ecke, in der Lenore mit ihrem Nathan stand. „Ich verschwinde jetzt“, sagte sein Bruder Gideon. „Gratuliere dir zur Auszeichnung, Mom.“

Obwohl ihr jüngerer Sohn erst vor knapp zwanzig Minuten eingetroffen war, beklagte Lenore sich nicht darüber, dass er schon wieder ging. Sie freute sich, dass er überhaupt gekommen war, und lächelte. „Danke, Gideon. Ich weiß, dass dir das alles hier nicht liegt.“

Gideon lächelte flüchtig. „Genau, aber ich wollte dir nicht wehtun, indem ich mich an deinem großen Abend gar nicht zeige.“

„Ich begleite dich hinaus“, bot Nathan seinem Bruder an.

„Meinen Wagen finde ich auch allein“, wehrte Gideon ab.

„Ja, aber ich will mit dir reden.“ Nathan nutzte die Gelegenheit, dass gerade zwei Freundinnen seiner Mutter zu ihnen kamen. „Bis später, Mom.“

„Du lässt dich aber noch mal blicken, bevor du auch gehst“, verlangte sie.

Nathan nickte und nahm sich vor, sich von seiner Mutter nur zu verabschieden, wenn viele Leute in der Nähe waren, damit sie ihn nicht aushorchen konnte. Unterwegs zum Ausgang bemerkte er Caitlin, die sich auf der anderen Seite des Festsaals im Countryclub mit Gästen unterhielt, und lächelte über ihren Eifer. Sie ließ sich keine Gelegenheit entgehen, die Werbetrommel für ihre Kanzlei zu rühren.

Nicht zum ersten Mal fand er, dass sie eigentlich Politikerin werden sollte. Bestimmt hatte sie heute Abend sämtlichen Gästen die Hand geschüttelt, und falls Babys im Saal waren, hatten sie unter Garantie von Caitlin einen Kuss bekommen. Der berufliche Erfolg war ihr in die Wiege gelegt worden, aber ob sie den in Honesty und mit ihm als Partner fand, stand noch in den Sternen.

Nathan erreichte soeben mit Gideon den Ausgang, als seine Schwester Deborah ihn einholte. „Ihr geht doch noch nicht!“, rief sie und versperrte ihnen den Weg. „Ich muss so lange bleiben wie Mom, weil ich sie hergefahren habe.“

Deborah wohnte nicht in Honesty, war jedoch ihrer Mutter wegen hier. Genau wie Gideon war ihr klar, welch großen Wert Lenore gerade heute Abend auf die Unterstützung ihrer Kinder legte. Deborah wohnte übers Wochenende im Haus ihrer Mutter und wollte am Sonntagabend nach Tampa zurückfahren.

„Ich bleibe noch“, versicherte Nathan seiner Schwester. „Ich begleite nur Gideon zum Wagen. Komm doch auch mit. Ich möchte etwas mit euch beiden besprechen – etwas Persönliches.“

„Ein persönliches Gespräch auf dem Parkplatz?“, fragte Gideon.

„Wir drei kommen nur noch selten zusammen“, erwiderte Nathan. „Und ich muss bis morgen eine Entscheidung treffen.“

„Betrifft uns diese Entscheidung denn auch?“, fragte Deborah, die stets hellhörig war.

„In gewisser Weise schon.“

„Dann möchte ich wissen, worum es geht. Du weißt ja, was ich davon halte, wenn andere für mich Entscheidungen treffen.“

„Und ob ich das weiß“, bestätigte Nathan.

Vor dem Eingang stand ein uniformierter Polizist. Nathan erkannte Dylan Smith noch vor seiner Schwester.

„Sieh mal an, der McCloud-Clan.“ Dylan salutierte. Wer nicht Bescheid wusste, hätte es für eine freundliche Begrüßung gehalten.

„Hat Ihr Onkel, der Polizeichef, Sie heute Abend als Aufpasser eingeteilt?“, fragte Gideon kühl.

Dylan war neunundzwanzig, ein Jahr jünger als Gideon, wirkte jedoch älter. Bittere Erfahrungen hatten ihn hart gemacht, und kaum jemand legte sich freiwillig mit dem fast zwei Meter großen Mann an.

„Richtig“, erwiderte Dylan freundlich, als hätte er Gideons spöttische Bemerkung gar nicht verstanden. „Meine Aufgabe ist es, die feinen Leute da drinnen vor Belästigungen zu schützen.“

„Na, wenn Sie es gut machen, dürfen Sie demnächst vielleicht sogar den Verkehr regeln.“ Gideon zeigte deutlich, dass er die hässlichen Streitigkeiten mit Dylan nicht vergessen hatte. Eine davon hatte Gideon sogar ein blaues Auge eingetragen.

Dylan ließ sich nicht anmerken, ob er sich ärgerte, sondern wandte sich an Deborah. „Guten Abend, Ms. McCloud. Sie sehen heute besonders gut aus, sehr elegant.“

„Sie können mich mal, Dylan“, entgegnete Deborah, alles andere als elegant.

Nathan griff hastig ein. „Das reicht, Leute. Ist es nicht höchste Zeit, die Vergangenheit ruhen zu lassen?“

„Nein!“, wehrten die anderen drei wie aus einem Mund ab und sahen ihn böse an.

Wenigstens hatte Nathan versucht, den alten Streit beizulegen. „Auch gut. Gideon, wo steht dein Wagen?“

Wortlos ging sein Bruder weiter. Deborah folgte ihm und drehte sich noch einmal nach Dylan um. Ihre Blicke trafen sich für einen Moment, und vielleicht erinnerten sich beide an gemeinsame Zeiten, doch dann eilte Deborah weiter.

Nathan dagegen nickte dem Polizisten freundlich zu und bereitete sich auf das Gespräch mit seinen Geschwistern vor.

Gideons schwarzer Pick-up stand unter einer Laterne. Es war schon dunkel, aber noch ziemlich warm, wie meistens Anfang Oktober. Der Winter rückte jedoch unaufhaltsam näher, und einige Häuser in der Nähe des Golfplatzes waren bereits für Halloween mit gelben Lichtern geschmückt worden.

„Was gibt es denn so Wichtiges?“, fragte Gideon und lehnte sich an seinen Wagen.

Nathan und Deborah hatten vom Vater das blonde Haar und die blauen Augen geerbt. Gideon dagegen war dunkelhaarig und hatte grüne Augen wie seine Mutter. Trotzdem sah Gideon seinem Vater sehr ähnlich, auch wenn er das nicht gern hörte.

Nathan holte tief Atem und berichtete von dem Anruf.

„Du denkst doch wohl nicht daran, dieses Kind zu dir zu holen“, sagte Deborah.

„Du meinst, ich soll die Kleine zur Adoption freigeben?“, erwiderte Nathan seiner sichtlich entsetzten Schwester.

„Natürlich! Nathan, das wäre die beste Lösung für alle, auch für die Kleine. In Kalifornien kann sie fernab von dem hiesigen Skandal bei Menschen aufwachsen, die nichts von den Umständen ihrer Geburt wissen. Hier weiß doch jeder, was vor vier Jahren los war. Das steht sie nicht durch. Und für uns wird es auch unerträglich, wenn aus irgendeinem Grund das alte Gerede wieder aufflammt.“

„Ich kann mir nicht vorstellen“, entgegnete Nathan, „dass jemand ein unschuldiges Kind für die Fehler der Eltern büßen lässt.“

„Es wäre für Mom schrecklich, wenn dieses Kind in ihrer Heimatstadt leben würde“, gab Deborah zurück. „Das würde die Gerüchteküche zum Brodeln bringen, und ihre Freundinnen und Freunde würden hinter ihrem Rücken lachen.“

„Feine Freunde, die so was machen“, warf Nathan ein.

Deborah war noch nicht fertig. „Wenn du dumm genug bist und sie zu dir nimmst, kann unsere Familie nie mehr an Feiertagen zusammenkommen. Du kannst von Mom nicht ernsthaft erwarten, dass sie das außereheliche Kind ihres Mannes mit einer anderen Frau in dem Haus willkommen heißt, das sie dreißig Jahre lang mit ihm geteilt hat.“

„Dad und Kimberly waren bei Isabelles Geburt verheiratet“, hielt Nathan ihr vor. „Zwar erst seit wenigen Wochen, aber Isabelle wurde ehelich geboren, wenn dir das so wichtig erscheint.“

„Nein, das tust du Mom nicht an“, verlangte seine Schwester mit erstickter Stimme.

Nathan rief sich ins Gedächtnis, dass Deborah erst zweiundzwanzig gewesen war, als sie von der Affäre ihres Vaters und der Schwangerschaft seiner Freundin hörte. Damals hatte sie in einem anderen Staat studiert und hatte deshalb ganz allein damit klarkommen müssen, dass sie von Freunden und Bekannten an der Uni wegen des Medienrummels mit neugierigen Fragen überschüttet wurde.

„Ich habe doch noch gar nicht gesagt, dass ich Isabelle herholen werde“, erklärte Nathan. „Ich möchte sie nur nicht zur Adoption freigeben, ohne alles gründlich durchdacht zu haben. Deb, sie ist schließlich unsere Schwester.“

Deborah wich betroffen zurück. „Sie ist das Ergebnis einer Affäre zwischen einem Mann mittleren Alters und einem damals fünfundzwanzig Jahre alten Flittchen“, entgegnete sie zornig. „Und so sehen das alle in dieser Stadt.“

Wahrscheinlich hatte sie recht: Wenn Nathan das Mädchen bei sich aufnähme, würde es nicht nur zu einem allein stehenden Junggesellen kommen, der nichts von Kindeserziehung verstand, sondern wäre auch den Gerüchten über den damaligen Skandal ausgesetzt. „Ich glaube, ich wollte nur von euch hören, dass ich mich richtig verhalte“, meinte Nathan.

„Du hast dich immer bemüht, dich um die Familie zu kümmern und die Kontakte aufrechtzuerhalten“, stellte Deborah fest. „Nathan, der Friedensstifter. Du hättest Geistlicher und nicht Anwalt werden sollen, aber du hast Jura studiert, um Dad eine Freude zu machen. Du hast dich nicht einmal von ihm lösen können, als er sämtliche Wertvorstellungen missachtete, für die er eingetreten war. In dem Punkt war ich mit dir nie einer Meinung, aber ich habe dein Verhalten verstanden. Trotzdem fand ich es falsch.“

„Ich war mit Dads Entscheidungen auch nicht einverstanden, Deb“, versicherte Nathan ihr. „Aber er war immer noch unser Vater.“

„Auf diese Rolle hat er verzichtet, als er mit Kimberly durchgebrannt ist.“

Es war der alte Streit, der zu nichts führte, und jetzt war es ohnedies zu spät. Stuart McCloud lebte nicht mehr.

„Dad ist tot“, bemerkte Deborah, als hätte sie Nathans Gedanken erraten. „Ich habe Mom schon lange nicht mehr so zufrieden gesehen wie heute Abend. Tu ihr das nicht an, Nathan.“

Allmählich bekam er zusätzlich zu den Kopfschmerzen auch noch Sodbrennen. Er wandte sich an Gideon, der bisher eisern geschwiegen hatte. „Wahrscheinlich bist du mit Deborah einer Meinung.“

Gideon zuckte mit den Schultern. „Mach, was du willst, aber lass mich da raus.“

Nathan griff nach der Brieftasche, die er im Jackett mit sich trug. „Wollt ihr mal ein Foto der kleinen Isabelle sehen?“

„Nein“, wehrten seine Geschwister gleichzeitig ab.

Er ließ die Hand wieder sinken. „Gut. Ich fand einfach, dass ihr ein Recht darauf habt zu erfahren, was mit ihr ist.“

„Du hast doch wohl Mom nichts davon gesagt?“, fragte Deborah.

„So dumm bin ich nun auch wieder nicht“, wehrte Nathan ab.

„Wenn die Familienkonferenz jetzt beendet ist, verschwinde ich.“ Gideon holte die Schlüssel aus der Tasche.

„Und ich gehe wieder hinein“, sagte Deborah. „Jetzt muss ich erst mal etwas trinken.“

Nathan bot ihr seine Begleitung nicht an, weil sie vermutlich vorerst genug von ihm hatte. Auf dem Parkplatz konnte ihr sowieso nichts passieren. In Honesty gab es so gut wie keine Kriminalität, und Dylan Smith wachte schließlich vor dem Eingang.

Nathan sah noch Gideons Wagen nach, als Caitlin hinter ihm sagte: „Alles in Ordnung mit Ihnen?“ Sie stand keine zwei Meter von ihm entfernt. „Ich habe nicht gelauscht“, versicherte sie hastig. „Ich wollte gerade zu meinem Wagen und habe nur die Verabschiedung mitbekommen. Sie sehen erschöpft aus.“

Genauso fühlte er sich auch, erschöpft und alt, obwohl er knapp einunddreißig war. Und er war traurig, weil er seinen Vater verloren hatte, Bruder und Schwester sich noch weiter von ihm entfernten und er nun auch die Bindung an seine kleine Halbschwester lösen musste.

Was hatte Stuart bloß dieser Familie angetan! Ließ sich der Schaden jemals beheben?

Caitlin kam einen Schritt näher. „Nathan?“

„Alles in Ordnung. Ich bin müde, wie Sie richtig erkannt haben. Vorhin habe ich Gideon und Deborah über die Entscheidung informiert, die ich heute Nacht treffen muss.“

„Das ist wohl nicht besonders gut gelaufen.“

Sofort war Nathan bereit, seine Familie zu verteidigen. „Das kann ich keinem verübeln. Alle leiden noch unter dem Verhalten meines Dads und seinem Tod. Jetzt kommt alles wieder hoch.“

Caitlin deutete zu ihrem Wagen. „Ich wollte nach Hause und habe nichts mehr vor, falls Sie irgendwo mit mir reden möchten. Ich kann Ihnen wahrscheinlich keinen Rat geben, aber ich bin eine gute Zuhörerin.“

„Das ist ein verlockendes Angebot, aber nicht heute Abend. Ich muss morgen früh nach San Diego und habe schon meine entsprechenden Termine abgesagt. Hoffentlich bin ich am Montag wieder hier, spätestens am Dienstag. Und falls es doch noch länger dauert, kann unsere unheimliche Büroleiterin das bestimmt deichseln.“

„Irene wird mit allem fertig. Und was wollen Sie in San Diego?“

„Ich möchte Mrs. Houston besuchen. Vielleicht kann ich etwas für sie tun. Und ich möchte Isabelle noch einmal sehen, bevor … na ja, Sie wissen schon.“

Caitlin legte ihm die Hand auf den Arm. „Dann haben Sie sich also für die Adoption entschieden?“

Es gelang ihm nicht, seinen Vater und Kimberly aus seinen Gedanken zu verdrängen. Zwar hatte es wegen ihrer Beziehung einen Skandal gegeben, aber sie waren glücklich miteinander gewesen und hatten ihre Tochter geliebt. Während des Urlaubs in Mexiko waren sie das erste Mal von Isabelle getrennt gewesen.

„Die Adoption scheint mir die beste Lösung für alle zu sein“, erwiderte Nathan und legte seine Hand auf ihre. „Mrs. Houston und ihre Angehörigen können sich dann auf die Krebsbehandlung konzentrieren, und Isabelle findet über die Jugendfürsorge zu einem Elternpaar.“

Caitlin nickte. „Nehmen Sie sich in Kalifornien die nötige Zeit. Ich kümmere mich bis zu Ihrer Rückkehr zusammen mit Irene um die Kanzlei.“

„Vielen Dank, Caitlin, Sie waren heute wirklich großartig.“

„Ich weiß, wie schwierig Verpflichtungen der Familie gegenüber werden können“, erwiderte sie mit einem bitteren Lächeln.

Das glaubte er gern, weil ihre verwitwete Mutter in einem Pflegeheim in Jackson untergebracht war. Sie hatte in relativ jungen Jahren einen schweren Schlaganfall erlitten, und Caitlin besuchte sie mindestens zwei Mal im Monat. Dabei erkannte ihre Mutter sie seit einem Jahr nicht mehr. Doch Caitlin war ihr einziges Kind.

Nathan warf einen Blick zum Countryclub, den die Gäste bereits verließen. Eigentlich wollte er nur noch weg, aber er hatte seiner Mutter versprochen, sich vorher zu verabschieden.

„Gute Reise, Nathan“, wünschte Caitlin. „Hoffentlich geht es für alle gut aus.“

Gern hätte er sie jetzt geküsst, um seine Dankbarkeit zu zeigen, schon ein flüchtiger Wangenkuss hätte ihm genügt. Doch das wäre das erste Mal gewesen, und im Moment erschien es ihm unangebracht. „Gute Nacht, Caitlin“, sagte er daher nur und gab widerstrebend ihre Hand frei.

Er wartete, bis sie losfuhr, und ging danach zum Club. Ein Versprechen war schließlich ein Versprechen. Das allerdings erinnerte ihn an das stillschweigende Versprechen, das er seinem Vater gegeben hatte, als er sich damit einverstanden erklärte, für Isabelle als Testamentsvollstrecker aufzutreten.

3. KAPITEL

Am Freitagnachmittag saß Caitlin im Büro vor ihrem Computer, als Irene klopfte und mit einem Stapel Akten hereinkam.

„Die wollten Sie doch haben“, erklärte die Büroleiterin.

„Danke. Ein hektischer Tag, nicht wahr?“

„Es war viel los.“

Caitlin strich sich durchs zerzauste Haar. „Haben Sie schon etwas von Nathan gehört?“

„Mr. McCloud hat noch nicht angerufen“, erwiderte Irene missbilligend.

Offiziell hatte er allen erklärt, er würde sich einen Kurzurlaub gönnen. Natürlich wussten seine Geschwister, worum es ging, aber sie hatten bestimmt nicht mit ihrer Mutter gesprochen.

Der Stress war zurzeit schlimm. Caitlin hatte einige neue Fälle übernommen, die anfangs einfach wirkten, doch allmählich immer komplizierter wurden. Dabei ging es auch um einen ärztlichen Kunstfehler, an dem Caitlin nicht zweifelte. Der fragliche Arzt war jedoch im weiten Umkreis eine lebende Legende und äußerst einflussreich. Vielleicht hatte sie sich damit zu viel zugemutet, und mit ihrem Partner konnte sie sich nicht besprechen.

Wieder klopfte jemand an die Tür. „Legen Sie es einfach auf meinen Schreibtisch“, sagte sie, ohne den Blick vom Bildschirm zu wenden. „Ich kümmere mich so bald wie möglich darum.“

„Dafür scheint mir der Schreibtisch aber nicht der richtige Platz zu sein.“

Beim Klang von Nathans tiefer Stimme bekam Caitlin Herzklopfen, doch das war selbstverständlich nur Erleichterung, was sonst? Sie speicherte ihre Arbeit und drehte sich um. „Höchste Zeit, dass Sie …“ Caitlin verstummte, als sie Nathan mit einem schlafenden Kind in den Armen vor sich sah. Das Köpfchen mit dem goldblonden Haar lag an seiner Schulter.

Caitlin drückte kurz die Taste der Sprechverbindung. „Irene, keine Anrufe, bitte.“ Dann lehnte sie sich zurück. „Sie haben die Kleine also mitgebracht“, sagte sie leise.

„Ja“, bestätigte er und wirkte gleichzeitig befangen, kampfbereit und ängstlich.

„Haben Sie den Verstand verloren?“

„Durchaus möglich“, räumte er ein. „Aber ich hatte gar keine andere Wahl.“

Seltsamerweise war Caitlin darüber nicht sonderlich erstaunt. Wahrscheinlich hatte sie insgeheim sogar damit gerechnet. „Wie ist es dazu gekommen?“

Behutsam ließ Nathan sich in einen Sessel sinken. „Stellen Sie sich vor, sie hat mich sofort wieder erkannt. Dabei ist sie noch so klein, und ich habe sie vor Monaten das letzte Mal besucht. Kaum komme ich ins Zimmer, läuft sie mir entgegen und nennt mich Nate … wie früher.“

„Erstaunlich.“

„Dann hat sie mich auch noch umarmt, als hätten wir uns am Vortag zuletzt gesehen.“

„Haben Sie da schon beschlossen, sie mitzunehmen?“

„Nein, ich habe mir eingeredet, es wäre für sie besser, wenn sie zu anderen Leuten kommt. Ich war einige Stunden bei ihr und fuhr dann zu ihrer Großtante ins Krankenhaus. Nach dem Besuch bei Barbara Houston hat mich eine Krankenschwester angesprochen, die ich zunächst ziemlich sympathisch fand. Sie und ihr Mann wären daran interessiert, Isabelle zu adoptieren.“

Nathan sorgte dafür, dass das Kind bequemer in seinen Armen lag. „Die Schwester meinte, der Pastor habe die Kleine kurz zu Mrs. Houston ins Krankenhaus gebracht, dabei habe sie das Kind kennengelernt und ins Herz geschlossen. Und dann hat sich die Schwester ausführlich nach Isabelles Erbe erkundigt, das in einem Treuhandfond abgesichert ist. Sie wollte auch wissen, ob ein Teil des Geldes an die Adoptiveltern fallen würde.“

„Aua“, murmelte Caitlin.

„Natürlich war sie in dem Punkt sehr dezent, weil es ihr ja angeblich nur um Isabelles Wohlbefinden ging. Das Kind sollte schließlich alles haben, was es bräuchte. Aber ich hatte schon so oft mit geldgierigen Leuten zu tun, dass ich es sofort merke, wenn ich wieder jemanden von der Sorte vor mir habe.“

„Nur weil eine Frau sich mehr für das Vermögen als für das Kind interessiert hat, glauben Sie, das wäre bei allen Adoptiveltern so?“

„Na ja, es geht dabei nicht gerade um ein Vermögen, aber die Versicherung des Hubschrauber-Dienstes hat eine beachtliche Summe bezahlt, als mein Vater und seine Frau tödlich verunglückt sind. Isabelles Geld ist zwar bis zu ihrem achtzehnten Geburtstag sicher angelegt, aber manche Leute glauben vielleicht, dass sie die Vorschriften umgehen können.“

„Viele Paare hätten gern ein kleines Mädchen, auch wenn sie dadurch keinen einzigen Dollar bekommen“, warf Caitlin ein.

„Das ist mir klar, aber sicher könnte ich mir da nie sein“, wehrte Nathan ab.

Ihrer Meinung nach hatte er nur nach einer Ausrede gesucht, damit es zu keiner Adoption kam. „Wie geht es nun weiter?“

„Ich habe mich zum Vormund ernennen lassen“, erklärte er. „Das ging wegen Mrs. Houstons Erkrankung schnell.“

„Sie sind jetzt also tatsächlich ihr Vormund“, stellte Caitlin erstaunt fest, als sie endlich das ganze Ausmaß begriff.

„Ich – und nur ich – bin für sie verantwortlich“, bestätigte er und klang dabei ein wenig unsicher.

„Und nun? Sie werden die Kleine doch nicht selbst versorgen, oder?“

„Na ja …“

„Nathan! Das geht nicht! Was verstehen Sie schon von Kindern?“

„Nichts, aber ich kann es doch lernen.“

„Einfach so?“

„Was bleibt mir denn sonst übrig?“

„Sie könnten …“ Caitlin warf einen Blick auf das schlafende Kind und sprach noch leiser weiter. „Sie könnten noch immer für eine Adoption sorgen. Suchen Sie eine nette Familie, der sie vertrauen.“

„Ich werde sie wahrscheinlich selbst adoptieren“, erwiderte er entschieden. „Juristisch habe ich das schon für etliche allein stehenden Mandanten gemacht. Und ich habe den Vorteil, dass ich ihr Halbbruder bin.“

Caitlin versuchte, sich den ungezwungenen und ungebundenen Nathan McCloud vorzustellen, wie er seinen Sportwagen gegen einen geräumigen Kombi eintauschte, kochte, Wäsche wusch und zu Elternabenden ging.

„Sie haben den Verstand verloren“, entschied sie.

„Es überrascht mich nicht, dass Sie so denken“, entgegnete er steif.

„Haben Sie denn schon mit Ihren Angehörigen gesprochen?“

„Nein. Ich komme direkt vom Flughafen.“

Caitlin suchte vorsichtig nach den richtigen Worten. „Glauben Sie denn, dass Ihre Familie Isabelle akzeptiert?“

„Hoffentlich.“ Er drückte das Mädchen fester an sich. „Meine Mutter und meine Geschwister sind gute Menschen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie Isabelle nicht ins Herz schließen, wenn sie sie erst kennengelernt haben. Und dann spielt es keine Rolle mehr, was geschehen ist.“

Caitlin war sich da nicht so sicher. Nathans Mutter, Lenore McCloud, legte großen Wert auf ihr Ansehen in der Gesellschaft von Honesty. Mühsam hatte sie den Betrug durch ihren Exmann überwunden. Wie sollte sie nun akzeptieren, ständig daran erinnert zu werden?

Gideon war ein verschlossener Mann, ein Autor, der scheinbar nicht in der realen Welt lebte. Ausgerechnet er sollte beim Lächeln eines Kindes dahinschmelzen?

Mit Deborah schließlich war Caitlin nur zwei Mal zusammengetroffen, doch dabei hatte sie immerhin einen ersten Eindruck gewonnen: Nathans Schwester wirkte auf sie impulsiv, aufbrausend und starrsinnig – eine gefährliche Mischung.

Nathan war also nicht zu beneiden um das, was ihm bevorstand.

„Hoffentlich wissen Sie wirklich, was Sie tun“, sagte Caitlin schließlich.

„Leider nein“, erwiderte er. „Ich habe nicht die geringste Ahnung und nehme dankbar jeden Rat an.“

„Mich dürfen Sie dabei nicht ansehen“, wehrte sie ab. „Ich verstehe auch nichts von Kindern – und schon gar nichts davon, wie man mit aufgebrachten Angehörigen umgeht. Ich bin ein Einzelkind, wie Sie wissen, und trotz aller Probleme ging es bei uns stets friedlich zu.“

„Sie haben mir nie viel über Ihre Familie erzählt“, bemerkte Nathan. „Bei Gelegenheit sollten Sie das nachholen.“

Caitlin hatte im Moment nicht das Bedürfnis, über ihre Familie zu reden. Stattdessen fragte sie sich gerade, wie sich Nathans Verhalten auf ihr weiteres Leben auswirken würde – rein beruflich gesehen, natürlich. Schließlich stand dabei ihre Karriere mit auf dem Spiel.

Nun wurde Isabelle langsam wach. Sie murmelte etwas, hob den Kopf, öffnete die blauen Augen einen Spaltbreit und sah sich neugierig um. „Hallo“, sagte sie, als sie Caitlin entdeckte.

Caitlin bemühte sich um ein möglichst freundliches Lächeln. „Hallo, Isabelle“, sagte sie zu dem Kind, das Nathan noch immer in den Armen trug.

„Wer bist du denn?“

„Ich heiße Caitlin.“

„Miss Caitlin“, warf Nathan ein.

„Bist du eine Freundin von Nate?“

Nathan hatte nicht übertrieben, als er seine Halbschwester als intelligent bezeichnete. Isabelle sprach klar und deutlich und überhaupt nicht wie ein Kleinkind. „Ja, ich bin mit Nathan befreundet.“

„Ich bin seine Schwester.“

Jetzt lächelte Caitlin offen, weil das sehr stolz geklungen hatte. „Ja, das weiß ich.“

„Und ich werde jetzt bei ihm wohnen, weil Tante Barb krank ist.“

Das Sprechgerät summte. „Tut mir leid, wenn ich störe, Ms. Briley, aber auf Leitung zwei ist der Anruf, auf den Sie gewartet haben.“

„Nehmen Sie ihn an.“ Nathan stand auf. „Ich gehe solange mit Isabelle in mein Büro und sehe nach, wie viel Arbeit sich angestaut hat.“

„Tun Sie das lieber nicht“, warnte Caitlin und griff zum Hörer. „Wollen Sie nicht lieber erst mal heimfahren, bevor Sie sich in die Arbeit stürzen?“

„Ich möchte einiges mit nach Hause nehmen. Dann arbeite ich heute Abend, wenn Isabelle schläft.“

„Ich bin aber nicht müde“, versicherte das Kind hastig.

Nathan lachte. „Ich habe ja auch nicht gesagt, dass du jetzt schlafen sollst. Erst heute Abend.“

„Gut. Kann ich jetzt runter?“

„Gern“, erwiderte er und stellte Isabelle auf den Boden.

Das Mädchen trug ein lila und grün gestreiftes Top zu einer lila Hose, die Füßchen steckten in winzigen weißen Turnschuhen, und die blonden Löckchen reichten bis zu den Schultern. Sie sah aus wie ein lebendes Püppchen. Caitlin fand sie reizend, und vielleicht hatte Nathan sogar recht. Seine Angehörigen mussten von dem Kind bezaubert sein … würden sich vielleicht bezaubern lassen.

Nathan hielt Isabelle die Hand hin. „Komm, Kleine, wir gehen, damit Miss Caitlin in Ruhe telefonieren kann. Ich zeige dir mein Büro.“

Caitlin drückte den zweiten Knopf und meldete sich, sah dabei jedoch diesem ungewöhnlichen Paar nach. Sie begriff nicht, wie Nathan so einfach ein Kind mitbringen konnte, als hätte er sich einen Hund zugelegt. Und sie wollte sich nicht vorstellen, wie seine Angehörigen darauf reagierten.

Zumindest vor sich selbst musste Nathan zugeben, dass er etwas hinterhältig vorgegangen war. Als Caitlin ihn beim Verlassen des Büros fragte, ob sie ihm irgendwie helfen könne, dachte sie dabei natürlich nicht im Traum daran, abends mit in sein Haus zu kommen. Aber Nathan hatte sie genau darum gebeten: ihn nach Hause zu begleiten. Da konnte sie natürlich schlecht Nein sagen.

Im Rückspiegel sah er nach Isabelle, die hinter ihm im Kindersitz festgeschnallt war. Den hatte er aus Barbara Houstons Wagen genommen, damit Isabelle vertraute Dinge um sich hatte.

„Geht es dir gut?“, fragte er.

Isabelle hatte bisher neugierig aus dem Fenster gesehen und lächelte ihm nun im Spiegel zu. „Aber ja.“

„Hast du Hunger?“

„Ein wenig.“

Was hatte er eigentlich daheim? Keine Milch, kein Brot, keine Erdnussbutter, kein Obst, kein Gemüse. Vielleicht konnte er für heute Abend Pizza bestellen, aber das wäre kaum ein geeignetes Frühstück für morgen.

Er blinkte und fuhr auf den Parkplatz eines Einkaufszentrums. Caitlin folgte ihm in ihrem Wagen, als Nathan vor dem Supermarkt hielt.

„Ich bin sehr froh, dass Sie mir helfen“, versicherte er, nachdem sie ausgestiegen waren. „Für den Einkauf von Lebensmitteln fehlt mir das Talent, und ich habe keinerlei Vorräte. Helfen Sie mir bei der Auswahl für Isabelle?“

„Vor Ihnen steht jemand, der sich das Essen fast immer vom Lieferservice bringen lässt“, gestand Caitlin. „Normalerweise kaufe ich Kaffee, süßes Gebäck und Eiscreme.“

„Ich mag Eis“, bemerkte Isabelle und kletterte ohne fremde Hilfe aus Nathans Wagen.

„Ich mag Eis auch, aber wir brauchen gesundes Essen.“ Nathan nahm Isabelle an der Hand. „Zu dritt finden wir bestimmt etwas.“

„Ich helfe dir“, bot Isabelle an. „Mit Tante Barb bin ich immer einkaufen gegangen.“

Nathan lächelte Caitlin zu. „Da haben wir ja eine tüchtige Assistentin bei uns.“

Caitlin ging neben ihm her. „Und die können wir gut gebrauchen.“

Nathan setzte Isabelle in einen Einkaufswagen und begann im ersten Gang. Caitlin blieb an seiner Seite. Auf die anderen Leute im Supermarkt mussten sie wie eine Familie wirken, und das brachte Nathan zum nächsten Problem. Was sollte er sagen, wenn er Bekannte traf?

„Vielleicht hätte ich mit meiner Mutter sprechen sollen, bevor ich mich mit Isabelle in der Öffentlichkeit zeige“, sagte er leise zu Caitlin und hatte schlagartig das Gefühl, von allen Seiten angestarrt zu werden.

„Daran hätten Sie früher denken müssen“, erwiderte sie und stellte zwei Gläser Apfelmus in den Wagen.

„Hoffentlich schaffen wir es nach draußen, ohne dass uns jemand erkennt.“

Caitlin sah ihn aus gutem Grund kritisch an. Honesty war nicht groß, und Nathan war hier geboren und aufgewachsen. Wann immer er das Haus verließ, traf er mindestens eine Person, die er kannte. Hoffentlich bekam seine Mutter nicht sofort einen entsprechenden Anruf.

Abgesehen von dieser Sorge genoss er den Einkauf. Isabelle half tatsächlich bei der Auswahl, und Caitlin war von dem Mädchen sichtlich entzückt. Diese sanfte Seite ihres Wesens zeigte sie sonst nie.

„Magst du Frühstücksflocken, Isabelle?“, fragte sie und betrachtete die bunten Kartons.

„Ja, die schmecken gut.“

Nathan griff nach einer Packung mit Schokolade, die sicher jedem Kind zusagte.

„Die doch nicht, Nate“, mahnte Isabelle. „Da ist zu viel Zucker drinnen.“

Caitlin lachte, und Nathan stemmte die Hände in die Hüften. „Welche Marke würdest du mir denn empfehlen?“, fragte er seine Schwester.

Isabelle tippte sich nachdenklich auf die Nase. „Die da“, entschied sie und zeigte auf Weizenflocken. „Die mag ich.“

Es folgten Haferflocken und Dörrobst, womit Isabelle einverstanden war. Im nächsten Gang gab es Plätzchen. „Sollen wir lieber weitergehen, weil zu viel Zucker drinnen ist?“, fragte Nathan.

„Etwas Süßes brauchen wir schon“, wehrte Isabelle ernst ab. „Nur ein wenig, das schadet nicht.“

„Dann zeig mir, was du magst“, forderte er sie lächelnd auf.

Isabelle suchte sich eine Tüte mit Schokokeksen und Plätzchen mit rosa Zuckerguss aus. Zu dem Zeitpunkt wäre Nathan bereit gewesen, den ganzen Laden leer zu kaufen, falls Isabelle es verlangte, weil sie so niedlich war. Wenn er nicht vorsichtig war, wickelte sie ihn bald schon um den kleinen Finger.

Bei den Konserven hörte er zu, wie Caitlin und Isabelle über die Vorteile von Hühnersuppe mit Buchstabennudeln oder mit anderen Teigwaren diskutierten. Die beiden gaben ein hübsches Bild ab. Doch sein Lächeln verschwand sofort, als er seinen Namen hörte.

„Nathan, bist du das wirklich?“

Ausgerechnet jetzt! „Hallo, Tante Betty“, sagte er und drehte sich um.

Sie hatte den Onkel seines Vaters geheiratet, sodass die Anrede „Tante“ nicht ganz korrekt war. Jedenfalls genoss es Betty McCloud, die jüngeren Mitglieder der großen Familie ihres verstorbenen Mannes herumzukommandieren. Fünfundsiebzig, einsachtzig groß, zweihundert Pfund schwer und eine Stimme wie ein Nebelhorn – das war Tante Betty, eine ehemalige Bankangestellte.

„Was machst du denn hier?“, fragte sie so laut, dass etliche Kunden zu ihnen blickten. „Du kaufst ein?“

Nathan nickte stumm.

„Das ist doch deine Partnerin in der Kanzlei, nicht wahr?“, fragte Tante Betty. „Kate?“

„Caitlin“, verbesserte er.

Caitlin ließ sich nichts anmerken. „Hallo, Mrs. McCloud, schön, Sie zu sehen.“

Betty richtete den scharfen Blick auf Isabelle. „Ist das Ihr Kind? Ich wusste gar nicht, dass Sie eines haben. Wie reizend.“

Caitlin sah Nathan verunsichert an. „Ich … also …“

Es war vielleicht nicht ganz korrekt, doch Nathan entschied sich für die einfachste Art, diese Situation in den Griff zu bekommen. „Es war schön, dich zu sehen, Tante Betty, aber wir haben es eilig. Ich rufe dich demnächst an und erkläre alles, einverstanden?“

„Was willst du denn erklären?“, fragte sie.

Lächelnd schob er den Wagen so rasch weiter, dass sich Isabelles Haar im Luftzug bewegte und sie ihn mit großen Augen ansah.

„Wer war denn das?“, fragte sie.

„Das war meine Großtante Betty … und auch deine.“

„Ist die laut!“

Nathan nickte. „Das weiß ich.“

„Sie glaubt, dass ich Miss Caitlins Tochter bin.“

Nathan vermied es, Caitlin anzusehen. „Später erkläre ich ihr alles.“

„Aber warum hast du …“

„Magst du Obstsaft, Isabelle?“, fragte Caitlin rasch.

Isabelle ließ sich ablenken und entschied sich für Apfelsaft. Nathan rannte beinahe durch den Markt und warf alles in den Wagen, bis der fast überquoll. Dabei schaute er nur auf die Regale, so als würde ihn niemand sehen, wenn er selbst niemanden sah.

Caitlin half ihm an der Kasse. Er bezahlte mit Karte und schob den Wagen mit den in Tüten verpackten Einkäufen zum Parkplatz. Ein Golfpartner wollte ihn vor dem Ausgang begrüßen, doch Nathan winkte nur und fuhr weiter.

„Sie müssen unbedingt mit Ihrer Mutter reden“, stellte Caitlin fest, als sie die Autos erreichten. „Das spricht sich bald herum.“

„Weiß ich.“ Nathan warf einen Blick in den hinteren Teil seines Wagens, in dem sein und Isabelles Gepäck untergebracht war. „Könnten wir die Sachen wohl in Ihr Auto laden? Bei mir passt fast nichts mehr hinein.“

Caitlin öffnete nach kurzem Zögern den Kofferraum. Vielleicht hatte sie sich jetzt verabschieden wollen.

„Falls Sie für den Abend etwas vorhaben, kommen Isabelle und ich auch allein …“

Seufzend griff sie nach einer Tüte. „Nein, ich habe nichts vor und helfe Ihnen gern. Schließlich sind wir Partner.“

Nathan nickte, bedankte sich und half beim Umräumen.

Eigentlich sollte er wenigstens ein schlechtes Gewissen haben, weil er Caitlin dermaßen ausnützte, aber dafür brauchte er ihre Hilfe zu dringend.

4. KAPITEL

Es dauerte eine Weile, bis Lebensmittel und Gepäck von den Autos in Nathans Haus geschafft worden waren. Isabelle packte dabei nach Kräften mit an.

Caitlin begutachtete kritisch Nathans Vorräte. „Sie haben also nicht gelogen, als Sie sagten, sie hätten nichts im Haus“, stellte sie fest.

„Sie sind nicht der einzige Mensch, der sich das Essen liefern lässt“, erwiderte er, während er den Kühlschrank füllte.

Isabelle zupfte ihn am Hemd. „Jetzt bin ich hungrig, Nate. Kann ich Hot Dogs und Nudeln mit Käse haben?“

Schon im Supermarkt hatte sie erklärt, dass das ihr Lieblingsessen war. Nathan war sehr erfreut, weil sogar er das zubereiten konnte.

Caitlin aß schließlich mit ihnen am Küchentisch. Weil Nathan natürlich keinen Kinderstuhl besaß, thronte Isabelle auf einem Stapel Gesetzesbücher. Nach dem Essen fielen ihr bereits die Augen zu, und auch die Erwachsenen wurden müde.

Nathan hätte sich gern für etwas hingelegt. Nicht unbedingt allein, fügte er in Gedanken mit einem Blick auf Caitlin hinzu. Leider hatte er noch viel zu erledigen, und Caitlin war bestimmt nicht daran interessiert, mit ihm zu kuscheln.

Durch Isabelle änderte sich nun alles für ihn. Jetzt konnte er Caitlin nicht einmal mehr vorschlagen, mit ihm auszugehen.

Sie bot an, die Küche aufzuräumen, während er Isabelle in sein Schlafzimmer brachte. Dort sollte sie sich ausruhen, während er für sie das Gästezimmer herrichtete.

„Ich lasse die Tür offen“, erklärte er der Kleinen, sobald sie lag. „Miss Caitlin und ich sind nebenan. Ruf uns, wenn du etwas brauchst.“

„Ist gut“, murmelte sie schläfrig und drückte sich in die Kissen. „Gute Nacht, Nate.“

„Gute Nacht, Kleines.“ Er hauchte ihr einen Kuss auf die Wange und richtete sich wieder auf. Sie trug noch die Reisekleidung und hatte nur die Schuhe ausgezogen. Seufzend wandte er sich ab, um wieder zu Caitlin zu gehen.

Während Caitlin auf Nathan wartete, sah sie sich um. Sie war zwar schon mal hier gewesen, betrachtete nun jedoch alles genauer. Bei der Einrichtung überwogen Holz und Leder. Bilder von Tieren und dem Golfspiel hingen an den Wänden. Es gab einen Fernseher mit Videorekorder und DVD-Player, dazu teure Lautsprecher und ein Gerät für Videospiele. Das Haus mit den drei Schlafzimmern war die typische Behausung eines Junggesellen in einer Gegend, in der hauptsächlich Singles wohnten.

„Ihr Leben wird sich von nun an drastisch ändern“, stellte sie fest, als Nathan hereinkam.

Er hob Isabelles weiße Plüscheule auf. „Wem sagen Sie das.“

„Sind Sie nervös?“

„Ich habe Todesangst“, gestand er.

„Ginge mir an Ihrer Stelle genauso. Brauchen Sie Hilfe mit dem Gepäck?“

„Wenn es Ihnen nichts ausmacht, könnten Sie mir im Gästezimmer helfen.“

„Gern. Wo sind Isabelles Sachen?“

„Der schwarze Koffer und die schwarze Tasche gehören mir. Die lassen wir stehen. Die beiden roten Koffer und die lila Tasche gehören Isabelle. Barbara Houstons Tochter hat mir beim Packen geholfen.“

„Zeigen Sie mir das Gästezimmer“, verlangte Caitlin und griff nach dem Koffer.

Der Raum wirkte nüchtern, die Wände waren weiß, und es gab nur zwei Landschaftsbilder. Offenbar wurde das Zimmer selten genutzt.

„Sieht nicht gerade wie ein Kinderzimmer aus“, stellte Nathan fest.

„Nein, aber man kann was daraus machen“, erwiderte Caitlin. „Es ist schön groß, und die Möbel sind hübsch.“

„Danke, das sind die Möbel aus meiner Jugendzeit. Mom hat sie mir geschenkt, als ich mich hier eingerichtet habe. Sie wollte ihr Haus sowieso umräumen.“

Caitlin stellte den Koffer ab und sah sich um. „Sie brauchen nur eine neue Bettdecke, Zierkissen, Vorhänge und bunte Poster an den Wänden. Die eingebauten Regale sind ideal für Bücher und Spielzeug.“

„Klingt ganz so, als wüssten Sie genau Bescheid.“

„Moment“, warf sie ein. „Ich habe nur Vorschläge gemacht und nicht meine Mitarbeit angeboten.“

„Aber wer soll mir denn sonst helfen?“, fragte er und sah sie flehend an. Dabei wirkte er auf geradezu rührende Weise hilflos. „Meine Mutter oder meine Schwester kann ich ja wohl kaum bitten, und was weiß ich schon von den Wünschen eines kleinen Mädchens?“

„Daran hätten Sie vorher denken sollen.“ Als er jedoch nur weiterhin lächelte, seufzte Caitlin und ärgerte sich über ihre eigene Schwäche. „Na schön, gut, vielleicht helfe ich Ihnen ein wenig, aber ich garantiere für nichts. Ich bin keine Innenarchitektin.“

„Vielleicht könnten Sie morgen Vormittag mit ihr einkaufen gehen, damit sie sich selbst etwas aussucht?“

„Ach, ich …“

„Ich muss mit meiner Mutter sprechen“, fuhr Nathan rasch fort. „Sie muss es von mir erfahren, bevor es ihr jemand steckt. Natürlich kann ich Isabelle nicht mitnehmen, und am Telefon regelt man so etwas nicht.“

„Mit anderen Worten, ich soll Babysitter spielen, während Sie bei Ihrer Mutter sind.“

„Außer Ihnen kann ich niemanden bitten“, gestand er.

Dass sie auf einmal eine Art letzter Rettungsanker für Nathan war, ärgerte Caitlin. Eigentlich war sie doch nur seine Partnerin in der Kanzlei, sonst nichts. Wieso sollte ausgerechnet sie ihm nach dieser unüberlegten Entscheidung helfen?

„Ist Ihnen eigentlich klar, dass Ihr Leben sich von nun an hauptsächlich um diese Dinge drehen wird?“, hielt sie ihm vor. „Babysitter, Probleme mit der Familie … Sie müssen jetzt Ihr ganzes Leben ummodeln, sogar Ihr Haus zum Teil neu einrichten. Ihr Beruf wird leiden. Sie können nicht mehr arbeiten, wann und wie Sie wollen. Und wir reden hier von den nächsten fünfzehn Jahren. Dieses Mädchen muss fortan bei Ihnen an erster Stelle stehen.“

„Glauben Sie, das hätte ich mir nicht überlegt?“, entgegnete er heftig. „Caitlin, das war kein Impuls, dem ich nachgegeben habe. Ich habe es mir gründlich überlegt und beschlossen, dass ich mit den Veränderungen leben kann. Immerhin steht dabei Isabelles Zukunft auf dem Spiel.“

„Also schön, ich mache es“, lenkte Caitlin ein.

„Was machen Sie?“, fragte er leicht verwirrt.

„Ich kümmere mich morgen Vormittag um Isabelle, während Sie zu Ihrer Mutter fahren. Wann soll ich hier sein?“

„Die meisten Geschäfte öffnen um zehn, nicht wahr?“, entgegnete Nathan erleichtert. „Holen Sie die Kleine vorher ab, und sie kann sich alles aussuchen, was sie haben will, damit sie sich wie zu Hause fühlt. Bezahlen Sie mit der Kreditkarte der Kanzlei, ich übernehme dann die Rechnung.“

„Vielleicht warten Sie mit der Umgestaltung des Zimmers lieber bis nach dem Gespräch mit Ihrer Mutter“, schlug Caitlin vor.

„Sie meinen, ich könnte es mir doch noch anders überlegen? Kommt nicht in Frage“, wehrte er entschieden ab. „Ich rechne mit allem Möglichen, sogar damit, dass Mom nicht mehr mit mir spricht. Das wäre zwar schlimm, aber sie hätte dann wenigstens noch Gideon und Deborah. Isabelle hat nur mich.“

„In Ordnung, ich hole sie um zehn ab“, entschied Caitlin. „Aber ich warne Sie“, fügte sie hinzu, um die Stimmung aufzulockern. „Es ist gefährlich, zwei Frauen mit Ihrer Kreditkarte zum Einkaufen zu schicken, ohne eine Obergrenze festzusetzen.“

„Dann verkaufe ich eben notfalls meine Golfschläger“, meinte Nathan lächelnd. „Die werde ich in den nächsten fünfzehn Jahren sowieso nicht mehr brauchen.“

Erstaunlich, dass er überhaupt noch lächeln konnte. „Keine Angst, ich halte mich schon zurück“, versprach Caitlin.

„Kaufen Sie, was Isabelle haben will.“

„Sie werden sie doch nicht verwöhnen! Vor Gericht haben Sie ja erlebt, was aus solchen Kindern wird. Ihr Leben ist zerstört, weil sie stets erwarten, dass all ihre Forderungen erfüllt werden.“

„Ich werde mich beherrschen“, versprach er und hob scherzhaft die Hand zum Schwur. „Kaufen Sie, was nötig ist, damit das Zimmer hübsch wird. Isabelle soll es bei mir gut haben.“

Das rührte Caitlin so, dass sie den Blick abwandte und einen schrofferen Ton anschlug. „Wenn Sie mich jetzt nicht mehr brauchen, fahre ich heim. Ich muss noch arbeiten, damit ich morgen Zeit für die Einkaufstour habe.“

„Hat sich in der Kanzlei während meiner Abwesenheit etwas getan, wovon ich wissen sollte?“

„Einiges“, erwiderte Caitlin und dachte an den ärztlichen Kunstfehler, den Fall, der sie einen Teil der Nacht über beschäftigen würde. Die nötige Besprechung konnte jedoch warten. „Am Wochenende reden wir darüber.“

Nathan folgte ihr zur Haustür. „Irene hat übrigens vorhin versucht, mich mit Blicken zu töten. Wahrscheinlich war sie nur wegen Isabelle einigermaßen höflich zu mir. Dafür ist sie vor Neugierde fast geplatzt.“

„Sie weiß noch nichts über Isabelle. Ich habe ihr nur gesagt, dass Sie verreist sind, weil Sie sich um persönliche Angelegenheiten kümmern müssen. Wahrscheinlich denkt sie, die Kleine wäre zu Besuch hier. Wenn Sie Irene alles erklären, wird sie schon Verständnis aufbringen.“

„Sie denkt also, ich hätte mir gerade im Disneyland von Kalifornien eine schöne Zeit gemacht?“

„So ungefähr“, räumte Caitlin ein. „Ich konnte schließlich nicht mit ihr über Ihre persönlichen Probleme reden.“

„Gut zu wissen, dass unsere Büroleiterin eine dermaßen hohe Meinung von mir hat“, beschwerte Nathan sich.

„Sie haben aber auch nichts getan, um diese Meinung zu widerlegen“, hielt Caitlin ihm vor. „In ihrer Anwesenheit sind Sie entweder mundtot oder ergreifen die Flucht. Und Sie bringen ihr ständig den Terminkalender und die Büroorganisation durcheinander. Dabei ist Irene in diesen Dingen sehr genau.“

„Was bin ich doch für ein schlimmer Mensch“, entgegnete Nathan. „Was wird sie wohl sagen, wenn sie hört, dass ich ein kleines Kind zu mir genommen habe? Vermutlich hält sie mich für übergeschnappt und außerdem für ungeeignet, ein Kind zu erziehen.“

Weil Caitlin von seiner diesbezüglichen Eignung selbst nicht so ganz überzeugt war, schwieg sie lieber.

Als sie die Tür öffnen wollte, hielt Nathan ihre Hand fest. Er war Caitlin jetzt so nahe, dass sich ihre Arme berührten. Ernst blickte er seine Partnerin an. „Bevor Sie gehen, möchte ich mich noch für alles bedanken, was Sie heute Abend für mich getan haben.“

„Nicht nötig“, wehrte sie befangen ab. „Ich habe gern geholfen.“

„Nein, ich meine es ehrlich“, versicherte Nathan. „Ich habe Ihre Hilfe und Ihre Nähe gebraucht. Sie waren meine moralische Stütze, auch wenn Sie ständig meinen Verstand in Frage stellen.“

Sie waren sich jetzt so nahe, dass ihre Gesichter nur noch eine Handbreit voneinander entfernt waren. Diese Nähe verursachte Caitlin Herzklopfen. „Das machen Geschäftspartner schon mal füreinander.“

„Nein, das machen Freunde füreinander“, verbesserte er sie. „Danke, dass Sie sich heute Abend als wahre Freundin gezeigt haben, Caitlin.“

Vielleicht sollte es wirklich nur ein freundschaftlicher Wangenkuss sein, doch seine Lippen fühlten sich warm an und waren ihren Lippen sehr nahe. Die Verlockung, den Kopf zu drehen, war so stark, dass Caitlin schnell zurückwich, als hätte Nathan sie verbrannt.

„Ich … ja, also … bis morgen“, stammelte sie verlegen und tastete nach dem Türknauf.

Nathan gab den Weg frei, aber sie spürte seine Blicke im Rücken. Und sie kam sich schrecklich albern vor, weil sie geradezu ins Freie floh. Sie drehte sich kein einziges Mal um, sprang in ihren Wagen und fuhr an. Doch selbst als sie schon weit weg war, fühlte sie sich noch immer von Nathan beobachtet.

Wahrscheinlich fragte er sich, was bloß mit ihr los war, und das Gleiche fragte sie sich selbst. Es war nur ein freundschaftlicher Wangenkuss gewesen – und sonst nichts.

Das sind die Auswirkungen einer stressreichen Woche, sagte Caitlin sich und hielt das Lenkrad dermaßen fest, dass es schmerzte. Dazu kam der Schock, dass Nathan plötzlich ein allein erziehender Vater geworden war. Daher stammte diese Überreaktion.

Schon möglich, dass sie sich in den letzten Monaten mehrmals vorgestellt hatte, wie es wäre, von ihrem aufregenden Partner geküsst zu werden, doch mit der Reaktion heute Abend hatte das nichts zu tun. Das redete sie sich zumindest ein, während sie etwas zu schnell nach Hause fuhr.

„Lila ist meine Lieblingsfarbe, Nate. Kann ich eine lila Bettdecke haben?“

„Kleines, du kannst jede Bettdecke haben, die dein Herz begehrt, aber wenn du dich mit dem Haferbrei nicht beeilst, bist du nicht fertig, wenn Miss Caitlin dich abholt.“

Gehorsam schaufelte Isabelle den nächsten Löffel Brei in den Mund. „Warum kannst du nicht mit uns einkaufen?“, fragte sie, nachdem sie geschluckt hatte.

„Das habe ich dir schon erklärt. Ich muss heute Vormittag etwas erledigen. Dafür helfe ich am Nachmittag, dein Zimmer herzurichten, und dann bringen wir zusammen alle hübschen Sachen unter, die du mit Miss Caitlin gekauft hast. Einverstanden?“

„Oh, ja“, rief Isabelle begeistert und rutschte auf dem Stapel Gesetzesbücher hin und her.

Nathan schrieb „Kinderhochstuhl“ auf die Liste, die er während des Frühstücks erstellt hatte. Caitlin erwies ihm einen gewaltigen Gefallen, und er nahm sich vor, sie erstens nie wieder in Anspruch zu nehmen und zweitens angemessen zu entschädigen.

„Ich bin satt“, verkündete Isabelle.

„Dann zieh dich an.“

„Gestern Abend habe ich aber nicht gebadet, weil ich müde war. Soll ich jetzt baden?“

Baden? Nathan räusperte sich. „Na ja, also … kannst du das denn allein?“

Isabelle sah ihn empört an. „Ich bin doch schon fast vier. Natürlich kann ich baden.“

„Freut mich zu hören.“

„Aber ich kann mir nicht das Haar waschen.“

Nun, er hatte ja gewusst, worauf er sich einließ. „Gut, du badest, und ich helfe dir beim Haarewaschen. Wir müssen uns aber beeilen. Caitlin ist in einer Stunde hier.“

„Miss Caitlin“, verbesserte Isabelle ihn und kletterte vom Stuhl herunter.

„Miss Caitlin“, wiederholte er lächelnd.

Isabelle war natürlich nicht fertig, als Caitlin eintraf. Das Haar war noch feucht, und sie trug nur ein Höschen und einen lila Bademantel.

Das Bad hatte länger als erwartet gedauert, und Nathan musste noch üben, wie man einem Kind das Haar wusch. Es war ihm schwer gefallen, das Shampoo aus Isabelles Haar zu spülen, ohne dass sie alles in die Augen bekam. Seither versuchte er, das feine blonde Haar zu entwirren und zu trocknen.

„So, das reicht jetzt“, entschied er stöhnend, als es erneut an der Tür klingelte, und legte den Haartrockner weg. „Ich lasse Miss Caitlin herein, und du ziehst dich schnell an.“

„Ich beeile mich!“ Damit rannte Isabelle los.

„Ich habe mich schon gefragt, ob Sie gar nicht öffnen wollen“, bemerkte Caitlin, sobald sie das Wohnzimmer betrat.

„Es wird wohl noch einige Tage dauern, bis es hier morgens reibungslos läuft, aber Isabelle ist fast fertig.“

„Probleme?“

„Nein, wir hinken nur zeitmäßig hinterher.“

Isabelle kam barfuß und mit zerzaustem Haar herein. Sie hatte ein rotweißes T-Shirt und eine blaue Hose angezogen, Socken und Schuhe trug sie in den Händen. „Ich brauche Hilfe.“

Sie war ein so kluges Kind, dass Nathan manchmal vergaß, wie jung sie eigentlich war, und ihre Finger waren noch nicht so weit entwickelt wie ihr scharfer Verstand.

Nathan hob sie hoch, setzte sie auf einen Stuhl und kniete sich vor sie hin. „Sehr schön, Aschenputtel, dann wollen wir mal sehen, ob dir die gläsernen Schuhe passen.“

Isabelle lachte. „Das sind keine gläsernen Schuhe, sondern Turnschuhe.“

„Macht nichts, Schatz“, warf Caitlin ein. „Er ist ja auch kein Märchenprinz.“

Nathan warf ihr einen Blick zu. „Bitte keine Kommentare von Seiten der bösen Hexe.“

Isabelle musste wieder lachen. „In Aschenputtel gibt es aber keine böse Hexe, sondern nur eine böse Stiefmutter.“

„Ach.“ Nathan konzentrierte sich auf den kleinen Fuß und ging nicht weiter auf diesen besonderen Punkt ein. „In welcher Geschichte kommt denn eine Hexe vor?“

„In Schneewittchen und in Dornröschen.“

Endlich hatte er ihr einen Schuh angezogen. „Mann, die Hexe hatte aber viel zu tun.“

„Das war doch nicht immer dieselbe Hexe, Nate. Das waren verschiedene Hexen.“

„Ach so. Ich muss wohl meine Märchenkenntnisse mal wieder auffrischen.“

„Hat Nathan dir schon erzählt, was wir heute Vormittag machen?“, fragte Caitlin.

Die Kleine nickte. „Wir kaufen ein Zimmer ein.“

„Kein ganzes Zimmer“, erwiderte Caitlin lächelnd. „Nur einige Sachen, damit dein Zimmer hübsch wird. Einverstanden, wenn ich mit dir fahre?“

„Magst du Lila?“

„Ich liebe Lila“, versicherte Caitlin.

Isabelle schwenkte die Beine mit den endlich zugeschnürten Schuhen. „Dann bin ich einverstanden.“

Caitlin strich ihr ein Löckchen aus der Stirn. „Vorher sollten wir aber dein Haar bürsten. Hast du Klammern oder Bänder, damit wir es ein bisschen frisieren können?“

„Bin gleich wieder da!“, rief Isabelle und lief in ihr Zimmer.

„Sie kennt offenbar nur zwei Geschwindigkeiten“, stellte Nathan fest. „Sehr schnell und sehr langsam. Heute Morgen war sie sehr langsam, und darum ist sie noch nicht fertig.“

Caitlin zögerte einen Moment. „Haben Sie eigentlich schon Ihre Mutter angerufen und sich angekündigt?“

„Noch nicht, aber ich mache es, sobald Sie weg sind. Mom ist zu Hause, wie immer an einem Samstagvormittag. Dann erledigt sie die Hausarbeit.“

„Wahrscheinlich freuen Sie sich nicht gerade auf diese Aussprache.“

Das war weit untertrieben.

Isabelle kam mit einer Bürste und einer Haarklammer mit roter Schleife zurück. Die weiße Stoffeule trug sie unter dem Arm. „Geht das?“, fragte sie. „Und kann Hedwig mitkommen?“

„Die Klammer ist gut“, entschied Caitlin. „Deine Eule heißt also Hedwig?“

Isabelle nickte. „Tante Barb hat mir eine Geschichte vorgelesen, und da kommt eine Eule drin vor. Ich mag Eulen.“

„Und du magst auch Bücher?“, fragte Caitlin und bürstete das seidige Haar vorsichtig zurück, während Nathan aufmerksam zusah.

Isabelle nickte so begeistert, dass die ganze Pracht zerstört wurde. „Tut mir leid. Ja, ich mag Bücher und kann schon etwas lesen.“

„Wirklich?“, fragte Caitlin erstaunt.

Nathan nickte stolz. „Im Flugzeug hat sie mir zwei Bücher vorgelesen. Sie sind für Anfänger gedacht, und sie kannte fast jedes Wort.“

„Das ist ja großartig, Isabelle. Du bist ein sehr kluges Mädchen.“

Isabelle bemühte sich wenigstens darum, bescheiden zu wirken. „Das hat mir Tante Barb beigebracht. Sie mag auch Bücher. Wenn sie mich mal besucht, lese ich ihr eine neue Geschichte vor.“

Keiner der beiden Erwachsenen widersprach ihr.

Caitlin reichte die Bürste schließlich an Nathan weiter. „So, Isabelle und ich gehen jetzt einkaufen, und Sie müssen etwas erledigen – so schnell wie möglich.“

Dieser Meinung war er auch. Er musste noch vor sämtlichen Gerüchten bei seiner Mutter sein. „Sie haben recht, ich werde …“

Es klingelte an der Haustür.

„Besuch, Nate“, rief Isabelle überflüssigerweise.

Autor

Gina Wilkins

Die vielfach ausgezeichnete Bestsellerautorin Gina Wilkins (auch Gina Ferris Wilkins) hat über 50 Romances geschrieben, die in 20 Sprachen übersetzt und in 100 Ländern verkauft werden!

Gina stammt aus Arkansas, wo sie Zeit ihres Leben gewohnt hat. Sie verkaufte 1987 ihr erstes Manuskript an den Verlag Harlequin und schreibt...

Mehr erfahren