Julia Collection Band 79

– oder –

Im Abonnement bestellen
 

Rückgabe möglich

Bis zu 14 Tage

Sicherheit

durch SSL-/TLS-Verschlüsselung

DIE FALSCHE BRAUT DES SULTANS von PORTER, JANE
"Willkommen in meinem Reich!" Als Nicolette aus dem Flugzeug steigt, weiß Sultan Malik sofort, dass die sexy Brünette die ideale Braut für ihn ist. Leider sieht Nicolette das anders. Mit dem Feuer eines Wüstensohns macht sich Malik daran, sie zärtlich umzustimmen …

ZWISCHEN HERZ UND KRONE von PORTER, JANE
Seine Aufgabe ist es, Prinzessin Chantal zu beschützen - aber Demetrius kann sich dem erotischen Charme seines Schützlings nicht entziehen. Es widerspricht seinem Berufs-Epos - und dennoch: er muss sie küssen. Auch wenn es für ihre Liebe keine Zukunft gibt …

PRINZ SUCHT PRINZESSIN von PORTER, JANE
Warum verschenkt sich Joelle so leichtfertig an die Männer? Leo ist entsetzt, dass die leichtlebige Prinzessin seine Frau werden soll. Es heißt, dass sie mit jedem ins Bett geht - und auch er erliegt ihrer Verlockung. Ohne zu wissen, ob er ihr jemals vertrauen kann


  • Erscheinungstag 02.04.2015
  • Bandnummer 79
  • ISBN / Artikelnummer 9783733703363
  • Seitenanzahl 384
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Jane Porter

JULIA COLLECTION BAND 79

Die Brautprinzessinnen

MINISERIE VON JANE PORTER

Die falsche Braut des Sultans

Klopfenden Herzens steht Nicolette in dem prachtvollen Palast des Sultans von Baraka. Malik Roman Nuri denkt, sie ist die Frau, die seine Familie für ihn ausgesucht hat. Doch Nicolette ist die falsche Braut – sie will den temperamentvollen Malik auf gar keinen Fall heiraten. Auch wenn sie plötzlich nur noch an seine verheißungsvollen Lippen denken kann …

Zwischen Herz und Krone

In seinen Armen findet sie das Glück! Unter der Sonne Griechenlands verbringt Prinzessin Chantal Stunden der brennenden Leidenschaft mit Demetrius. Und weiß, dass sie sich bald trennen müssen: Demetrius ist ihr Bodyguard – niemals würde ihr Vater zulassen, dass sie ihn heiratet. Herz oder Krone: Chantal muss die schwerste Entscheidung ihres Lebens treffen!

Prinz sucht Prinzessin

Ein einziges Mal hört Prinzessin Joelle auf ihre Gefühle und erlebt eine atemberaubende Nacht mit Leo, einer Zufallsbekanntschaft. Sie verfällt dem feurigen Italiener, doch am Morgen muss sie gehen. Denn zu Hause wartet ihr Bräutigam – ein Mann, den sie noch nie gesehen hat. Und der nicht merken darf, dass sie ihr Herz längst an Leo verschenkt hat …

PROLOG

„Das kommt nicht infrage.“ Prinzessin Nicolette griff nach dem Brief aus dickem Pergamentpapier und warf ihn in den Papierkorb. „Du rufst jetzt an und sagst dem Sultan oder Scheich oder was auch immer, dass du dich zu dieser barbarischen Heirat nicht zwingen lässt. Du liebe Güte, Chantal – du bist eine Frau und keine Märtyrerin!“

Chantal lächelte gezwungen. „Er ist reich, Nic. Er könnte Lillys Freiheit erkaufen, und da es keine andere Möglichkeit gibt …“

„Unsinn! Deine erste Ehe war die reinste Hölle. Genügt dir das nicht?“

Resigniert hob Chantal die schmalen Schultern. „Es geht um unser Land. Und um das Glück meiner Tochter.“

Nic konnte es nicht fassen. Was hatten die letzten beiden Jahre aus ihrer Schwester, der ältesten und distinguiertesten der drei Ducasse-Prinzessinnen, gemacht!

„Und was wird aus dir? Du brauchst Liebe und Verständnis. Noch eine Vernunftehe mit so einem Playboy, und du bist erledigt.“ Nic besaß einen ausgeprägten Familiensinn. Wenn ihre Schwester nicht mehr kämpfen wollte, dann würde sie es für sie tun. „Lilly hilfst du damit schon gar nicht. Die Kleine muss hier bei uns leben und nicht wieder in einem fremden Land. Mit einem neuen Kindermädchen, von dem sie nichts weiter zu hören bekommt als ‚Nein, Prinzessin, das dürfen Sie nicht‘ oder ‚Das schickt sich nicht‘.“

Chantal ließ den Kopf hängen. „Du bist nicht gerade sehr ermutigend.“

Nic kniete und umschlang die Beine ihrer Schwester. „Ich will dir doch nur helfen.“

Chantal blickte auf die langen blonden Locken und erwiderte mit leisem Spott: „Willst du den Sultan heiraten? Das glaube ich dir nie. Dafür bist du viel zu unabhängig – und zu erpicht auf die Männer.“

Nic presste die Wange an Chantals Knie. „Das stimmt nicht. Ich gehe mit ihnen aus, das ist alles.“

Ihre Schwester lachte. „Du bist eine Jägerin, Nic. Männer sind deine Beute.“

„Du redest, als wäre ich eine Nymphomanin. Ich bin dem Richtigen eben noch nicht begegnet.“

„Weil du immer nur mit den Falschen schläfst.“

„Ich schlafe nicht mit jedem x-beliebigen.“

„Aber du magst Sex.“

„Und meine große Schwester findet das nicht richtig.“

„Deine große Schwester macht sich Sorgen um dich – wegen Aids und dergleichen, oder wegen einer ungewollten Schwangerschaft.“

Deswegen sorgt sie sich nicht, dachte Nicolette. Dafür kennt sie mich zu gut. Um was es ihr geht, ist mein guter Ruf. „Und du bist der Meinung, dass sich das für eine anständige Frau nicht schickt, nicht wahr?“

„Jemand muss es dir schließlich sagen. Und Mutter ist nicht hier.“

„Wahrscheinlich bist du froh darüber. Ihr Ruf war auch nicht der beste.“

Chantal versteifte sich. „Sag das nicht! Davon ganz abgesehen – du weißt genau, dass wir uns alle gut verheiraten müssen.“

Jeder wusste das. Wenn die Ducasse-Familie bis Ende des Jahres die fälligen Abgaben und Steuern nicht beglich, hörte ihr Königreich – zwei kleine Mittelmeerinseln – auf zu existieren. Dann fielen Mejia an Frankreich und Melio an Spanien zurück.

Es war Chantals Idee gewesen, dass die drei Prinzessinnen ihr Land durch vorteilhafte Heiraten vor diesem Schicksal bewahren und ihm zu wirtschaftlichem Aufschwung und neuer Macht verhelfen sollten. Sie war mit gutem Beispiel vorangegangen und hatte sich mit Prinz Armand Thibaudet von La Croix vermählt. Die Ehe war vom ersten Tag an ein Albtraum gewesen.

Kein Wunder also, dass Nic es mit dem Heiraten nicht eilig hatte. Das bedeutete jedoch nicht, dass sie ihre Pflicht nicht tun würde.

„Und du glaubst, dass ich meine Chancen auf eine gute Heirat vertan habe.“

Chantal ignorierte den gekränkten Ton. „Ich weiß nur, dass Melios Zukunft von uns abhängt, Nic.“

„Ich habe meine Pflichten nie vernachlässigt. Wer hat sich um deine Wohltätigkeitsveranstaltungen gekümmert, als du in La Croix warst?“

„Wohltätigkeitsveranstaltungen genügen nicht mehr. Das Land braucht Millionen, um zu überleben. Und du hattest schon zwei Heiratsanträge.“

„Das war vor einer Ewigkeit.“

„Richtig, und seitdem kam nichts mehr. Was auch nicht erstaunlich ist: Durch die Presse weiß jedes Königshaus in Europa, wie unabhängig Prinzessin Nicolette ist.“

Nic hörte die Kritik aus ihren Worten. „Soll das heißen, dass dein Sultan, König Nuri, jemand wie mir keinen Antrag machen würde?“

„Soviel ich weiß, hat er es bis jetzt nicht getan.“

Nicolette starrte Chantal schweigend an. Sie würde es nicht zulassen, dass ihre Schwester aus Pflichtgefühl eine Vernunftehe mit dem Sultan schloss. Niemand außer ihr wusste, was Chantal an der Seite ihres verstorbenen Mannes durchgemacht hatte.

„Keine von uns wird den Sultan heiraten“, sagte sie schließlich. „Wir werden ihn dazu bringen, uns zu helfen, ohne unsere Freiheit zu opfern.“ Eindringlich sah sie Chantal in die Augen. „Wir bringen Lilly nach Melio zurück, verlass dich drauf.“

„Ihre Großeltern werden das niemals zulassen.“

„Doch – wenn König Nuri sie unter Druck setzt. Du sagtest doch, er sei sehr einflussreich, oder?“

„Ja. Und ungeheuer reich.“

„Dann werde ich ihn darum bitten. Seiner zukünftigen Braut wird er diesen Wunsch nicht abschlagen.“

„Nic, du willst …“

„Ich gehe als Prinzessin Chantal nach Baraka und bringe ihn dazu, sich in mich zu verlieben. Dann …“

„Nic.“

„Er ist ein Mann, Chantal. Und ich weiß mit Männern umzugehen.“

„Aber das ist doch unmöglich. Schon allein wegen unserer Haarfarbe. Ich bin brünett, und du …“

„Dann färbe ich mir die Haare, was ist schon dabei?“ Sie lachte. „Er wird überhaupt nichts merken.“

„Das gibt eine Katastrophe, Nic.“

„Nicht, wenn ich es schlau anstelle“, erwiderte ihre Schwester selbstsicher. „Verlass dich auf mich. Du weißt doch – wenn ich mir etwas in den Kopf setze, dann bekomme ich es auch.“

1. KAPITEL

König Malik Roman Nuri, der Sultan von Baraka, stand auf der alten Hafenmauer und beobachtete, wie die königliche Yacht mit der Flagge der Ducasse-Familie in den Hafen segelte. An Bord befand sich seine Prinzessin.

Er hörte, wie die Kapelle einen Willkommensgruß intonierte, und dachte an die junge Frau, die ihr Land verlassen hatte, um zu ihm zu kommen. Die Prinzessin und er lebten in zwei verschiedenen Welten – sie im Westen, er im Orient. Er stellte sich vor, wie ihr zu Mute sein musste. Wusste sie, wie sehr ihr Leben sich verändern würde? Bei dem Gedanken überkam ihn einen Moment lang so etwas wie Mitleid.

Währenddessen stand Nic auf dem polierten Deck der Royal Star. Sie strich sich über das neuerdings brünette Haar, während die Fahnen an den Masten im heißen Nachmittagswind flatterten und sie selbst vor Anspannung buchstäblich knisterte.

Sie sagte sich, dass alles wie geplant verlaufen würde. Sie war Prinzessin Chantal Thibaudet, die nach Baraka kam, um den Sultan kennen zu lernen. Sie würde so tun, als wolle sie ihn heiraten, und, sobald ihre Schwester und Lilly sicher in Amerika gelandet waren, die Hochzeit wieder absagen. Das Ganze war ein Kinderspiel.

Am Horizont erschien jetzt die gewaltige Befestigungsmauer von Atiq, der Hauptstadt Barakas, die das Land und seine Bewohner jahrhundertelang vor Fluten und den Überfällen der Nachbarländer geschützt hatte. In Gedanken sah Nic die Angreifer vor sich. Sie konnte sich ihre Gier gut vorstellen – jeder trachtete nach Gewinn, die einen nach Frauen, die anderen nach Land, wieder andere nach Macht.

Dann fiel ihr der Grund ihres Kommens ein, und sie unterdrückte einen Anflug von Gereiztheit. Es war wichtig, ihr Temperament zu zügeln und sich gelassen und sanftmütig zu geben. König Nuri durfte nicht daran zweifeln, dass sie Chantal war.

Mit einem tiefen Atemzug zog sie den Schleier auf ihrem Kopf über Mund und Nase, als die hohen Palmen und blendend weißen Mauern näher kamen. Das also war der Schauplatz für die nächsten zwei Wochen ihres Lebens. Musik wehte vom Hafen zu ihr herüber. Sie registrierte die riesige Menschenmenge, die auf sie wartete.

Unter dem langen arabischen Gewand, das sie bereitwillig übergestreift hatte, begann ihr Herz vor Aufregung zu klopfen. Während die Yacht langsam in den Hafen einlief, dachte sie erneut an diese unmögliche Hochzeit. Wie hatte Chantal einem Mann wie dem Sultan ihr Jawort geben können?

Er war nichts weiter als ein gut aussehender Playboy, das hatte Nic im Internet ausfindig gemacht. Selbst auf den unscharfen Fotos sah man, dass er ein ausgesprochen markantes Gesicht und dickes dunkles Haar hatte. Beides passte gut zu seiner angeblich sagenhaften Libido. In den Klatschspalten sprach man von seinen zahlreichen Mätressen und nannte ihn den arabischen Casanova. Nic knirschte mit den Zähnen. Nach allem, was sie erlitten hatte, verdiente ihre Schwester einen besseren Mann.

Die fremdartige Musik begann ihr auf die Nerven zu gehen. Nur zwei oder drei Wochen, nicht länger, sagte sie sich. Sie würde dem Sultan vorschlagen, in den Vereinigten Staaten zu heiraten, in Baton Rouge, der Heimatstadt ihrer Mutter. Nichts Aufwändiges, nur eine kleine Feier im engsten Kreis. Und wenn sie erst einmal in Louisiana waren, würde sie die Hochzeit absagen. Ein Kinderspiel, wie gesagt.

„Wir sind am Ziel, Hoheit. Das Anlegemanöver ist fast beendet.“

Aus ihren Überlegungen gerissen, wandte Nic sich an den Kapitän der Royal Star, der neben sie getreten war.

„Ich danke Ihnen, Anderson.“

„Es war mir eine Ehre, Hoheit. Darf ich mich jetzt von Ihnen verabschieden?“ Er verbeugte sich und ging.

Zu den rhythmischen Klängen von Saiteninstrumenten, Trommeln und Tamburinen betrat Nic die Landungsbrücke. Als sie in der Mitte angelangt war, rieselte plötzlich ein Regen duftender Blütenblätter – orange, rosa und rot – auf sie nieder.

Wie in einem Märchen, dachte sie staunend. Die Musik, die Farben, der Duft von Gewürzen – plötzlich befand sie sich in einer anderen Welt, die sie mit ihren exotischen Geheimnissen in Bann zog.

Die Menschen jubelten und klatschten in die Hände. Ihre Sprache war Nic ebenso fremd wie ihre Gesichter. Alles um sie herum war neu und unbekannt. Sie blickte auf die Menge und suchte unwillkürlich nach etwas Vertrautem, etwas, woran sie sich orientieren könnte. Stattdessen spürte sie die Hitze, die feucht auf sie niederdrückte. Der Lärm war überwältigend, und für den Bruchteil einer Sekunde verschwamm alles vor ihren Augen.

Krampfhaft klammerte sie sich an die Reling, bemüht, die Fassung zu wahren. Nimm dich zusammen, befahl sie sich. Such dir irgendein Gesicht, das dich ablenkt.

Dann fand sie eins.

Ein Männergesicht – wie konnte es auch anders sein? Sie hatte schon immer eine Schwäche für das starke Geschlecht gehabt. Was sie sah, gefiel ihr: markante Züge, dichtes schwarzes Haar, eine breite Stirn. Der Mann trug einen eleganten dunklen Anzug und ein weißes Hemd, das am Kragen offen stand. Kühle und Selbstsicherheit gingen von ihm aus. Er war anders als die anderen.

Ihr Puls begann sich zu beschleunigen. Welche Farbe mochten die Augen hinter der dunklen Sonnenbrille haben? Nicht, dass es wichtig war, bei dem Haar und den Lippen! Die Nase war etwas zu lang, aber der Mund …

Er nahm die Brille ab, und Nic hielt den Atem an. Sein Blick war arrogant und herausfordernd. Er sah aus wie jemand, dem es gefiel, seine Kräfte mit anderen zu messen. Genau wie sie selbst. Nichts erregte sie mehr im Bett, als sich gegen einen Mann zur Wehr zu setzen, der versuchte, ihr seinen Willen aufzuzwingen. Wann hatte sie das letzte Mal dazu Gelegenheit gehabt? Das war schon sehr lange her …

Entschlossen verscheuchte sie ihre erotischen Träume. Sie war in Baraka, um den Sultan zu treffen. Wo blieb er? Warum erschien er nicht endlich auf der Bildfläche?

Ein untersetzter Mann mit dunklem Schnurrbart kam auf sie zu und verbeugte sich.

„Prinzessin Chantal Marie Ducasse?“

„Ja.“

„Darf ich Sie mit Seiner Königlichen Hoheit, König Malik Roman Nuri, Sultan von Baraka, Prinz von Atiq, bekannt machen?“

Eine Bewegung ging durch die Menge, und für den Bruchteil einer Sekunde wünschte Nic, sie wäre nicht gekommen. Dann straffte sie die Schultern. Die Menschen traten zur Seite, und der hoch gewachsene Mann in dem dunklen Anzug kam auf sie zu.

Sie spürte, wie ihre Knie nachgaben. Auf jemand wie ihn war sie nicht gefasst gewesen. Wie gebannt starrte sie auf seinen Mund – die vollen Lippen erschienen ihr wie eine Herausforderung zum Küssen.

Krampfhaft versuchte sie, sich an die Bilder im Internet zu erinnern. Auf denen hatte er ganz anders ausgesehen – kleiner, dicker, ein bisschen verweichlicht. Jemand, den sie leicht in den Griff bekommen konnte. Dieser Mann machte ganz und gar nicht den Eindruck.

„Seine Königliche Hoheit“, verkündete der Schnurrbärtige.

Nics Herz klopfte zum Zerspringen. „Königliche Hoheit?“ Es klang, als zweifle sie daran, dass er es auch wirklich war.

Er betrachtete sie schweigend, und sie senkte als Erste den Blick, um ihre Verwirrung zu verbergen. Dann kam er näher und hob ihr Kinn. Was er sah, schien ihm zu gefallen. Er beugte sich hinab und küsste sie auf beide Wangen.

„S-salamu alikum.“ Seine Stimme war so tief, dass Nic ihn kaum verstehen konnte.

„Friede sei mit Ihnen“, übersetzte der Begleiter und verbeugte sich erneut. „Seine Königliche Hoheit heißt Sie in Baraka willkommen, dem Land der tausend Träume.“

Land der tausend Träume? Das hörte sich interessant an.

„Vielen Dank“, murmelte sie. Ihre Wangen glühten von der Berührung seiner Lippen. Der Sultan sprach also kein Englisch. „Bitte teilen Sie Seiner Hoheit mit, dass ich von dem Empfang überwältigt bin.“

Der Mann übersetzte und wandte sich danach wieder an sie. „Seine Königliche Hoheit meint, es wäre besser, nicht noch länger in der Sonne zu verharren. Sein Wagen steht bereit.“ Er zeigte auf eine Limousine, die von uniformierten Wächtern umgeben war.

Im Wageninneren setzte sich der Sultan neben Nicolette. Die kurze Fahrt verlief schweigend. Nic und der König sahen sich kaum an, aber sie war sich seiner Nähe nur allzu bewusst. Der angenehm würzige Duft seines Rasierwassers stieg ihr in die Nase. Er machte eine abrupte Bewegung und legte den Arm auf die Rückenlehne. Nics Haut begann zu prickeln. Sie spürte, wie sich die feinen Härchen in ihrem Nacken aufrichteten und sich die Spitzen ihrer Brüste verhärteten. Unglaublich! So stark hatte sie schon lange nicht mehr auf einen Mann reagiert. Nicht, seit Daniel …

Benommen schüttelte sie den Kopf. Dies war kaum der Moment, um in Erinnerungen zu schwelgen.

„Ihr Gepäck folgt nach“, bemerkte der Übersetzer nach ein paar angespannten Minuten. „Wenn Sie bis dahin irgendetwas benötigen, brauchen Sie nur danach zu fragen.“

Sie nickte, dankbar für den Schleier, der ihre glühenden Wangen verbarg.

Als sie den Palast erreichten, entdeckte Nic, dass es sich um eine alte, wenn auch modernisierte Festung handelte. Durch den kunstvoll verzierten Eingang fuhren sie in eine Art Ministadt mit zahlreichen Gärten, Innenhöfen und Bauwerken aus weißem Stein, eines schöner als das andere und alle von Säulengängen aus weißem Marmor umringt.

Wachen in weißen Hosen und Hemden, schwarzen Stiefeln und weißen Umhängen verbeugten sich, als König Nuri mit der Prinzessin und dem Übersetzer über einen großen Innenhof auf das Hauptgebäude zuging. Die Pracht, die sie im Inneren erwartete, verschlug Nic den Atem.

Die Halle war mindestens zwei Etagen hoch. Jede Wand, sogar die Decke, war mit Mosaiken und Ornamenten aus Gold und Bronze geschmückt. Wohin sie auch blickte, sie sah nur Gold und Reichtum und unglaubliche Schönheit.

Überwältigt folgte Nicolette dem König in einen eleganten Salon. Überall lagen leuchtend rote, kunstvoll gemusterte Teppiche. Der Sultan wies auf eins der niedrigen Sofas, und sie ließ sich dankbar auf die Seidenpolster fallen. Der Luxus um sie herum war unbeschreiblich.

Eine Dienerin mit einem silbernen Tablett kam auf sie zu. „Wünschen Sie etwas zu trinken, Prinzessin?“, fragte der Übersetzer.

Der köstliche Duft von Kaffee stieg Nic in die Nase. „Danke, sehr gern.“ Sie hatte eine Stärkung bitter nötig.

Währenddessen ließ König Nuri sie nicht aus den Augen. Er sagte ein paar Worte, und obwohl sie sie nicht verstand, klangen sie wie Musik. Seine Stimme war außergewöhnlich melodisch – und sehr sexy.

„Seine Majestät hofft, dass Sie eine angenehme Überfahrt hatten“, übersetzte der Dolmetscher.

Sie zwang sich zu einem Lächeln. „Vielen Dank, Hoheit. Die Reise verlief ohne Zwischenfälle.“

„Hamadulla“, erwiderte König Nuri lächelnd.

„Das bedeutet ‚Gott sei gedankt‘“, erklärte der Übersetzer.

Der König sprach weiter, und der Mann mit dem Schnurrbart beeilte sich, die Worte ins Englische zu übertragen. „In unserem Land ist es üblich, Gott für seine Gnade zu danken.“

„Meine Ankunft ist eine Gnade?“

„Ohne Zweifel“, erwiderte der Dolmetscher.

Nic warf dem Sultan einen verstohlenen Blick zu. So hatte sie sich dieses Zusammentreffen nicht vorgestellt. Sie war auf einen Playboy gefasst gewesen: gut aussehend und etwas verlebt, der unverhohlen mit ihr flirten würde. Der Mann, der vor ihr stand, tat nichts dergleichen.

Er setzte sich auf ein Sofa neben ihr und lehnte sich vor, um seine Tasse in die Hand zu nehmen. Dabei streifte sein Arm beinahe ihr Knie, und ein Zittern durchlief sie.

Hatte sie gehofft, dass er sie berühren würde, oder hatte sie sich davor gefürchtet? Sie wusste es nicht.

Während er auf Arabisch mit dem Übersetzer weitersprach, betrachtete sie sein Profil. Es war markant und ausgesprochen männlich.

„Seine Hoheit sagt, wie sehr er sich über Ihre Ankunft freut. Sein Land und er haben lange auf diesen Tag gewartet.“

Nic wusste nicht, was sie erwidern sollte. Nur gut, dass Chantal nicht hierher gekommen ist, dachte sie. Sie wäre König Nuri nicht gewachsen.

„Auch ich sehe unserer Bekanntschaft voller Erwartung entgegen“, erwiderte sie sorgfältig. „Es liegt mir sehr daran, Seiner Majestät meine Vorschläge für die Hochzeit zu unterbreiten.“

„Ihre Vorschläge?“, fragte der Übersetzer.

„Selbstverständlich. Schließlich ist es meine Hochzeit.“

Einen Augenblick lang herrschte Schweigen. Der Sultan lehnte den Kopf zurück und studierte ihr Gesicht aus halb geschlossenen Augen. Sein Blick verweilte auf ihrem Mund.

Nach einer weiteren Übersetzung und der Antwort des Königs wandte sich der Dolmetscher wieder an Nicolette.

„Seine Majestät versteht, dass Ihnen alles noch sehr ungewohnt und befremdlich erscheinen muss. Er bittet Sie, sich wegen der Hochzeitsvorbereitungen keine Gedanken zu machen und sie ihm zu überlassen, da sie unserem Glauben und unseren Traditionen entsprechen müssen.“

„Bitte sagen Sie Seiner Majestät, dass ich dafür Verständnis habe, aber trotzdem darauf bestehe, an der Planung teilzuhaben.“

„Der König dankt Ihnen für Ihr Verständnis und versichert, dass Sie sich damit nicht belasten brauchen. Er wünscht, dass Sie sich in den nächsten zwei Wochen entspannen und mit Ihrer neuen Umgebung vertraut machen.“

„Und was geschieht dann?“

Der Übersetzer verbeugte sich. „Dann findet die Hochzeit statt, Hoheit.“

Nic glaubte, nicht recht gehört zu haben. In zwei Wochen? Hier in Baraka? Das musste ein Irrtum sein, ein sprachliches Missverständnis. „Entschuldigen Sie bitte, aber ich verstehe nicht ganz. Wollen Sie sagen, dass das Datum bereits feststeht?“

„So ist es, Hoheit.“

Nic fuhr sich mit der Zungenspitze über die Lippen. Sie befand sich noch keine zwei Stunden in König Nuris nordafrikanischem Königreich, und die Dinge wuchsen ihr bereits über den Kopf. Was wurde aus ihrem Plan für eine Hochzeit in Amerika? „Wieso wurde der Termin schon festgelegt?“

Wieder verbeugte sich der Übersetzer. „Seine Hoheit hat nach unserem Glaubenskalender den besten Tag für das große Ereignis bestimmt.“

Sie wandte den Kopf und blickte erneut auf den Sultan, der unbeteiligt neben ihr saß. Männern wie ihm – intelligent, verbindlich und selbstsicher – war sie bisher immer aus dem Weg gegangen. „Und was wird aus meinem Kalender?“ Ihr Ton ließ keinen Zweifel an ihrem Missfallen. „Er kann doch das Datum nicht festlegen, ohne mich vorher zu fragen.“

Der Dolmetscher nickte mit ernster Miene und erklärte höflich: „Es ist üblich, dass der König die Empfehlungen seiner geistlichen Berater befolgt.“

„Ist der König religiös?“

„Der König ist der König. Der Herrscher von Baraka …“

„Und ich bin Prinzessin Chantal Ducasse“, unterbrach sie hitzig. Was fiel ihm ein, sie einfach zu übergehen? „Bitte erinnern Sie Seine Majestät daran, dass nichts entschieden ist, bevor auch ich meine Zustimmung gebe.“

Der Mann zögerte, ihre Worte zu übersetzen.

Nic schob das Kinn vor. „Bitte sagen Sie es ihm.“

„Prinzessin …“

Sie beugte sich vor und stellte die Tasse auf den niedrigen Tisch. „Vielleicht war es ein Fehler, nach Baraka zu kommen. Ich war der Meinung, dass König Nuri ein aufgeschlossener moderner Herrscher ist …“

„Mit anderen Worten, ein Mann des Westens“, murmelte der König und erhob sich.

Nic blieb der Mund offen stehen.

Er sprach also doch Englisch. Aber natürlich! Wie hatte sie das nur vergessen können? Im Internet war von seinem Studium in Oxford die Rede gewesen. Dennoch zog er es vor, dieses erste Gespräch mithilfe eines Dolmetschers zu führen, so, als handele es sich um ein Interview.

Sie sah zu ihm hoch, wobei ihr Kopfschleier auf die Schultern fiel. „Wozu der Übersetzer?“, fragte sie.

„Ich dachte, es wäre leichter für Sie“, erwiderte er gleichmütig.

Leichter für ihn, nicht für sie.

Er will mir seine Macht beweisen, dachte sie zähneknirschend. Ich muss mich zusammennehmen und wie Chantal reagieren. Ich bin Chantal.

Sie nickte liebenswürdig. „Sie sind sehr rücksichtsvoll“, entgegnete sie und stand ebenfalls auf. „Ich … Ich danke Ihnen.“

König Nuri verzog den Mund. „Keine Ursache.“ Er machte eine Geste mit der Hand, worauf der Übersetzer den Raum verließ.

Nic und der König standen sich gegenüber. Eine Weile studierte er ihr Gesicht, dann legte er die Hände auf den Rücken und begann, langsam um sie herumzugehen.

Er begutachtet mich wie ein Kamel auf dem Markt, ging es ihr durch den Kopf.

„Entspreche ich Ihren Erwartungen, Majestät?“ Es sollte sarkastisch klingen, doch die Worte kamen nur mühsam aus ihrer trockenen Kehle.

Diese zwei Wochen würden alles andere als eine Erholung sein. Plötzlich hatte sie Angst. Nicht um Chantal, aber um sich selbst. König Nuri hatte anscheinend auch einen Plan. Und es sah so aus, als sei er ihr damit um einiges voraus.

2. KAPITEL

Nachdem er zweimal die Runde gedreht hatte, blieb der König dicht vor Nic stehen.

„Sie sind größer, als ich erwartet hatte.“

„Sie auch.“

„Auch Ihr Teint ist anders.“ Er zuckte die Schultern. „Wahrscheinlich sieht man auf dem Bildschirm immer anders aus.“

„Sind Sie enttäuscht?“

„Das habe ich nicht gesagt.“

Sie schluckte die hitzige Antwort, die ihr auf der Zunge lag, hinunter. Wie schaffte er es bloß, sie derart aus dem Gleichgewicht zu bringen? Bisher hatte sie es noch immer verstanden, mit Männern umzugehen. Sie wusste, wie sie dachten und was sie wollten. Doch der Sultan war nicht wie andere Männer.

Gelassen erwiderte er ihren Blick.

Die Prinzessin hat nicht nur Wangenknochen, sondern auch Haltung, dachte er, und ein Lächeln huschte über sein Gesicht. Haltung hatte er erwartet – schließlich war sie eine Ducasse –, doch die wohlgeformten Wangenknochen faszinierten ihn. Am liebsten hätte er die Hand danach ausgestreckt, dabei kannte er die Prinzessin erst seit zwei Stunden. Er registrierte den vollen Mund, die geschwungenen Augenbrauen, das lange glänzende Haar. Sie war schön, aber nicht nur das. Stärke und Entschlossenheit sprachen aus ihren Zügen. Kein Zweifel: Sie war daran gewöhnt, zu bekommen, was sie wollte.

„Sie haben keine Dienerin und auch keine Sekretärin mitgebracht?“, fragte der König.

„Wozu? Mein Terminkalender ist leer. Ich stehe ganz zu Ihrer Verfügung, Hoheit.“

Der Sultan kräuselte die Lippen. Er wusste, warum sie allein gereist war.

„Das ist sehr aufmerksam. Aber Sie brauchen natürlich Hilfe. Es wird mir ein Vergnügen sein, Ihnen mit meinem Personal auszuhelfen.“

„Wirklich, Hoheit, ich glaube kaum …“

Er achtete nicht auf ihren Protest. „Sie haben einen vollen Terminkalender, Prinzessin, und brauchen jemand, der Ihnen bei der Organisation Ihres Tagesablaufs und in Fragen der Garderobe behilflich ist.“

Nic errötete. Für Mode hatte sie sich noch nie interessiert, und das Wenige an Kleidern, das sie besaß, waren Geschenke französischer und italienischer Designer. „Ich habe nicht viel mitgebracht, weil ich dachte, dass dieser Besuch nur dazu dienen soll, uns kennen zu lernen und das Hochzeitsdatum zu bestimmen.“

„Das Datum steht fest.“

„Nein, Hoheit, bis jetzt steht noch nichts fest. Vom Hochzeitstag war bisher noch nicht die Rede. Daran würde ich mich erinnern.“

Ihren Einwand wischte er mit einer lässigen Handbewegung beiseite. „Wie dem auch sei, zwei Wochen sollten genügen, sich darauf vorzubereiten. Wir wollen unser gemeinsames Leben doch so schnell wie möglich beginnen, nicht wahr? Ich habe eine Hochzeitsplanerin engagiert, die …“

„Zwei Wochen!“ Nics Stimme schwankte zwischen Belustigung und Entrüstung. „Das ist viel zu wenig.“

„Die Zeremonie ist für Samstag in zwei Wochen festgesetzt. Somit bleiben achtzehn Tage.“

Zwei Wochen oder achtzehn Tage – darum ging es nicht. Worum es ging, war, nicht zu heiraten, oder zumindest nicht so, wie er es geplant hatte. Nic war fest entschlossen, sich nicht überrumpeln zu lassen. „Hoheit, auch ich habe über die Hochzeit nachgedacht und ein paar Vorbereitungen getroffen.“

„In der Tat!“

„Ja. Wie Sie wissen, war meine Mutter Amerikanerin. Sie kam aus Baton Rouge in Louisiana, und ich hatte gehofft, in ihrer ehemaligen Pfarrkirche zu heiraten.“

Er sah sie ungläubig an. „Ich war noch nie in meinem Leben in Louisiana, und schon gar nicht in Baton Rouge.“

„Ich auch nicht. Das ist einer der Gründe, weshalb ich dort heiraten möchte. Ich will, dass die Angehörigen meiner Mutter anwesend sind, und …“

„Sie können doch nach Baraka kommen.“

„Meine Verwandten sind arm, Hoheit. Die meisten von ihnen waren noch nie im Ausland.“

„Das ist kein Problem. Wir schicken ihnen mein Privatflugzeug.“ Der Sultan ging zu einem Schreibtisch, nahm etwas aus der Schublade und hielt es ihr entgegen. „Hier ist Ihr Terminkalender. Sie werden sehen, dass man Sie bei den Vorbereitungen nicht übergangen hat. Vieles werden wir gemeinsam erledigen …“

„König Nuri …“, unterbrach sie ihn, „… bitte verzeihen Sie mir meine Begriffsstutzigkeit. Aber ich verstehe nicht, warum wir meine Vorschläge nicht wenigstens ins Auge fassen können.“

„Das werden wir. Es ist wichtig, Ihre eigenen Traditionen so weit wie möglich zu berücksichtigen. Genau darüber sollten Sie mit der Hochzeitsplanerin diskutieren. Sie werden Sie ein wenig später kennenlernen.“

„Heute noch?“

Er nickte. „Heute Abend. Ich bin sicher, Sie werden die Dame sehr nützlich finden.“

„Aber ich brauche sie nicht!“

„Natürlich brauchen Sie sie. Um Stress zu vermeiden.“

„Ich bin nicht im Stress.“

„Das kommt noch.“

Nic fühlte, wie ihr der Schweiß ausbrach. Das fing ja gut an. Wenn es so weiterging, wie sollte sie da ihre Absichten verwirklichen? Ihre Schwester und Lilly mussten um jeden Preis nach Amerika kommen. Diese unsinnige Heirat musste verhindert werden. Sie wollte doch nicht den Rest ihres Lebens in Baraka verbringen!

Um ihre Unruhe zu verbergen, begann sie, in dem Kalender zu blättern. Er war mit Terminen angefüllt: Vorstellung der neuen Sekretärin … Arabisch-Unterricht … Anprobe Hochzeitskleid … Auswahl Eheringe … Und so ging es weiter, bis zur Hochzeit, achtzehn Tage lang. Achtzehn Tage, in denen sie vorgeben musste, Chantal zu sein, die Braut des Sultans.

Ihr wurde schwindlig. „König Nuri …“

„Malik“, korrigierte er.

„Malik“, wiederholte sie gehorsam. „Ist das wirklich alles nötig?“

„Sie sind die zukünftige Königin.“

„Das weiß ich. Aber manches kann doch gewiss warten bis nach der Hochzeit. Zum Beispiel der Sprachunterricht oder der Kochkurs …“

„So viel wie möglich sollte bereits vorher erledigt werden“, erwiderte er mit Bestimmtheit. „Ich gehe davon aus, dass Sie bald danach einen Thronerben erwarten werden, und wenn ich richtig informiert bin, so sind die ersten drei Monate einer Schwangerschaft besonders ermüdend. Mein Wunsch ist es, dass Sie sich in aller Ruhe auf Ihre Aufgaben als zukünftige Mutter vorbereiten können.“

„Sie wollen sofort eine Familie gründen?“, fragte sie erschrocken. Nur mühsam unterdrückte sie die aufsteigende Panik. Sie mochte Kinder – vor allem die anderer Leute. Ihre eigenen Mutterinstinkte hielten sich in Grenzen.

„Wollen Sie nicht auch noch mehr Kinder haben?“

Richtig, sie war ja Chantal und hatte bereits eine Tochter.

„Natürlich, aber nicht gleich. Wir kennen uns ja kaum und …“

„Das wird sich schnell ändern.“ Er zeigte auf den Kalender in ihrer Hand. „In den nächsten zwei Wochen werden wir täglich mehrere Stunden zusammen sein, allein oder mit Gästen. Dann gibt es bestimmte Anschaffungen, die wir gemeinsam erledigen müssen, wie zum Beispiel der Kauf unseres Ehebetts.“

Nic erblasste. Sie hatte nicht die Absicht, ein Ehebett mit Malik Roman Nuri zu teilen. Mit ihm zu schlafen – dagegen hätte sie nichts einzuwenden. Mit ihm verheiratet zu sein – das kam nicht infrage.

Sie musste daran denken, was ihr Großvater einmal zu ihr gesagt hatte. „Nicht jeder Mann lässt sich von einer Frau herumkommandieren, Nic. Eines Tages wirst du einem begegnen, der nicht nach deiner Pfeife tanzt.“

Malik beobachtete den Widerstreit der Gefühle auf ihrem Gesicht. Der Gedanke an die bevorstehende Hochzeit schien sie alles andere als zu begeistern, und in gewissem Maße konnte er es ihr nachfühlen. Ihm war es ähnlich ergangen.

Er heiratete, weil er musste. Nach dem Attentat, das man vor einem Jahr auf ihn verübt hatte, war ihm bewusst geworden, dass es seine Pflicht war, seine Nachfolge zu sichern. Kalen, sein jüngerer Bruder, war in London etabliert und weigerte sich, nach Baraka zurückzukommen. Auch seine Schwestern lebten im Ausland. Somit blieb es ihm überlassen, für einen Thronfolger zu sorgen. Ob Mädchen oder Junge, spielte dabei keine Rolle.

„Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen, Prinzessin“, sagte er jetzt, um sie zu besänftigen. „Ich werde Ihnen ein treuer und monogamer Ehemann sein – und ein liebender Gefährte.“

Nics Gedanken drehten sich wild im Kreis. „In den meisten Königshäusern ist es üblich, getrennt zu schlafen. Ist das bei Ihnen nicht der Fall?“

„Meine Eltern teilten ihr Schlafzimmer. Ihre etwa nicht?“

Seine Frage brachte sie aus dem Gleichgewicht. Die Heirat ihrer Eltern war ein Skandal gewesen. Als ihr Vater, Kronprinz Julien, ihre Mutter, eine berühmte amerikanische Popsängerin, gegen den Willen seiner Eltern heiratete, hatte jeder behauptet, dass sie in einem Jahr wieder geschieden sein würden. Dreizehn Jahre später, als sie beide bei einem Autounfall ums Leben kamen, waren sie immer noch zusammen gewesen.

„Bei meinen Eltern handelte es sich um eine Liebesheirat.“ Um nicht weiter über sie sprechen zu müssen, blätterte sie in dem Terminkalender. „Hier steht, dass ich mich in eineinhalb Stunden mit meiner neuen Sekretärin treffe.“

„Ja. Vorher haben Sie Zeit, sich frisch zu machen und Tee zu trinken. Und sich etwas hinzulegen.“

Als sie hörte, mit welcher Lässigkeit er über sie bestimmte, war es mit ihrer Selbstbeherrschung vorbei. „Sind Sie ganz sicher? Davon ist hier nichts vermerkt.“

König Nuri sah sie eine Weile schweigend an. „Wenn Sie diese Heirat nicht wünschen, Prinzessin, dann bitte ich Sie, es zu sagen.“

Beschämt über ihre Heftigkeit, senkte sie den Kopf. „Es tut mir leid.“

„Ich zwinge Sie nicht, Chantal. Die Hochzeit kann noch abgesagt werden, noch ist nichts offiziell bekannt. Wenn Sie Bedenken haben – jetzt ist der richtige Zeitpunkt, um sie zu äußern, nicht einen Tag davor.“

Bedenken? Sie hatte nur Bedenken. Das Ganze war ein Schwindel und sie selbst eine Hochstaplerin. Nichts von dem, worüber sie jetzt sprachen, würde sich ereignen. Aber wenn sie ihm die Wahrheit sagte, würde er das Verlöbnis lösen und Chantal und Lilly nicht helfen. Es blieb ihr nichts anderes übrig als weiterzulügen.

„Nun?“ Seine Stimme klang ungeduldig.

„Mein einziges Problem ist, ohne die Familie meiner Mutter heiraten zu müssen. Deshalb wäre ich Ihnen sehr dankbar, wenn Sie mein … meinen Vorschlag wenigstens überdenken könnten.“

Er starrte sie unbeweglich an, dann nickte er. „Wenn es Ihnen so viel bedeutet, werde ich es mir durch den Kopf gehen lassen.“

Nic wurde fast schwindlig vor Erleichterung. Noch war nichts verloren. „Vielen Dank, Hoheit.“

„Ich möchte, dass Sie glücklich sind, Prinzessin. Unsere Heirat ist ein großes Ereignis für mein Land. Die Zeremonie wird im Fernsehen übertragen, damit die Bevölkerung mitfeiern kann.“

Sie lächelte gezwungen. „Das finde ich großartig.“ Es war furchtbar, den Sultan vor den Augen seiner Untertanen demütigen zu müssen.

Er verneigte sich. „Dann darf ich Sie jetzt zu ihrer Suite bringen. Ich bin sicher, Sie möchten sich ausruhen.“

In ihrem Zimmer holte Nic den eigenen Terminkalender hervor und überflog ihre Notizen. Das meiste war erledigt, sogar mit dem Pfarrer der Kirche in Baton Rouge, wo die Hochzeit stattfinden sollte, hatte sie telefoniert. Alles würde gut gehen. Sie verbarg den Kalender wieder im Koffer.

Bald darauf erschienen ihre neuen Dienerinnen. Alle sprachen ausgezeichnet Englisch. Alea, die Sekretärin, war eine sympathische junge Frau mit dunklem Haar und sanften Augen.

Kurz nach neun öffnete sich die Tür, und eine elegante Araberin in einem smaragdgrünen Kleid mit Goldstickerei kam herein. Die Dienerinnen begrüßten sie mit einer Verbeugung, einige sogar mit einem Hofknicks.

„Es tut mir leid, dass ich mich verspätet habe. Ich bin Lady Fatima, die Cousine des Sultans und ein Mitglied der königlichen Familie.“ Sie begrüßte Nic mit einem kühlen Lächeln. „Mein Cousin hat mich gebeten, Sie mit den Gebräuchen unseres Landes vertraut zu machen.“

Ihre Worte klangen höflich und distanziert, und Nic überlegte, warum sich Lady Fatima so abweisend benahm. War sie eifersüchtig? Dazu hatte sie weiß Gott keinen Grund.

Es wurde fast Mitternacht, bevor sie endlich allein war und erschöpft ins Bett fiel. Der Gedanke, dass sich so viele Personen um sie kümmerten, behagte ihr überhaupt nicht. Sie fühlte sich in die Enge getrieben, und wenn sie nicht Acht gab, war sie, noch bevor sie sichs versah, Gemahlin des Sultans und Mutter seiner Söhne. Großvater Remi würde sich ins Fäustchen lachen.

Am nächsten Morgen erwachte sie unausgeschlafen und schlecht gelaunt. Ein Bad in der riesigen, im Boden eingelassenen Wanne half auch nicht, ihre Stimmung zu verbessern.

Sie musste so schnell wie möglich mit Chantal sprechen, denn keine von ihnen hatte damit gerechnet, dass nicht alles wie vorgesehen ablaufen würde. Fieberhaft überlegte sie, wie sie sich aus der Schlinge ziehen könnte, doch nichts fiel ihr ein.

Flucht war unmöglich, ohne einen Skandal zu verursachen. Und Malik die Wahrheit sagen kam auch nicht infrage, denn dann musste Lilly weiterhin in La Croix bleiben.

Und wenn ich ihn dazu brächte, sich in mich zu verlieben? Dann würde er alles tun, was ich von ihm verlange.

Nein, das konnte sie nicht. Das wäre unfair.

Warum eigentlich nicht? Andere Männer hatten sich in sie verliebt, und sie hatte ihretwegen nie Gewissensbisse gehabt.

Es klopfte. Erleichtert über die Ablenkung, rief sie „Herein“.

Malik trat ins Zimmer. „Störe ich?“

„Nein. Ich bin gerade dabei, mein Haar aufzustecken.“

Er schloss die Tür hinter sich und kam auf sie zu. „Sie haben wunderschönes Haar, Prinzessin.“

Nic errötete. „Vielen Dank, Hoheit.“

„Ich habe es gestern schon bewundert, besonders die Farbe.“

Darauf wusste sie nichts zu erwidern.

„Seltsamerweise habe ich mich noch nie für blonde Frauen interessiert.“

Nics Hände begannen zu zittern, und ein paar Haarnadeln fielen zu Boden. „Wirklich? Und warum nicht?“

„Ohne verallgemeinern zu wollen …“ Er zögerte.

„Ja?“

„Nun, nach meiner Erfahrung sind Blondinen ein wenig – wie soll ich sagen? – oberflächlich. Weniger intellektuell.“

Die Blondinen seiner Bekanntschaft konnte sie sich gut vorstellen. Kriegerisch starrte sie ihn an. „Meine Schwester Nicolette hat naturblondes Haar, und sie ist sehr intelligent.“

„Tatsächlich?“

„Ja.“ Sein Vorurteil gegen blonde Frauen war einfach lächerlich. Als ob die Haarfarbe etwas mit dem Verstand zu tun hätte! „Nic hat höhere Mathematik und Wissenschaftsgeschichte studiert.“

„Apropos Schwester, deswegen bin ich gekommen. Ihre Schwester hat angerufen.“

„Welche?“

„Ich könnte schwören, sie hat sich mit Chantal gemeldet.“

„Das … Das ist unmöglich.“

„Das habe ich mir auch gesagt.“ Er ließ sie nicht aus den Augen.

„Wahrscheinlich war es Joelle. Der Name klingt ähnlich.“

„Das ist gut möglich.“

„Oder Nic.“ Sie bemerkte den Funken eines Lächelns in seinen Augen und wurde sofort misstrauisch. Ahnte er etwas?

„Nein, wie Nicolette hat sie sich nicht angehört. Ihre Stimme klang sehr kultiviert.“

Die versteckte Kritik versetzte ihr einen Stich. Was wusste er schon von Nicolette? Er war ihr nie begegnet.

Malik reichte ihr sein Handy. „Ich habe die Nummer gespeichert. Sie brauchen nur auf Wahlwiederholung zu drücken.“

Sie zögerte. In seiner Anwesenheit wollte sie nicht mit ihrer Schwester sprechen. „Danke. Ich rufe sie später an.“

„Und wenn es etwas Wichtiges ist?“

Wortlos griff sie nach dem Handy und ging ans Fenster, um zu wählen. Gleich darauf hörte sie Chantals Stimme.

„Nic! Gott sei Dank, diesmal bist du es. Ich bin schon ganz krank vor Unruhe.“

„Dazu hast du keinen Grund.“ Noch eine Lüge.

„Und wie läuft es?“

„Ausgezeichnet.“ Selbst wenn der König nicht im Raum gewesen wäre, hätte sie Chantal nicht die Wahrheit sagen können. Ihre Schwester würde sich nur Vorwürfe machen, dass sie dem Plan zugestimmt hatte.

„Und … Und wie ist er?“

Sie versuchte, nicht daran zu denken, dass er hinter ihr stand. „In Ordnung.“

„Macht er Schwierigkeiten?“

„Nein.“ Sie warf Malik einen verstohlenen Blick zu. In seinen Augen glänzte es verdächtig. „Wie geht es Lilly?“

„Gut. Wir sind dabei, Pläne zu schmieden. Ich habe mit Mutters Schulfreundin Andrea telefoniert. Sie will uns weiterhelfen, sobald wir in Baton Rouge sind.“

„Das hört sich gut an.“

Chantal zögerte einen Moment, bevor sie weitersprach. „Ich habe Angst, Nic. Das Ganze ist zu gefährlich, und …“

„Mach dir keine Sorgen. Für Lilly ist mir nichts zu viel. Ich liebe sie über alles, das weißt du.“

„Ja.“

„Gut.“ Nic spürte ein Ziehen in der Brust. So viel stand auf dem Spiel. „Ich melde mich bald wieder. Bis dann.“ Sie stellte das Handy ab und gab es dem König zurück. „Vielen Dank. Sie hatten recht, es war wichtig.“

„Ich hörte Sie von Ihrer Tochter sprechen. Ich hoffe, sie ist wohlauf.“

Nic sah Lillys große blaue Augen vor sich, die für eine Vierjährige viel zu ernst dreinblickten. „Danke, es geht ihr gut.“

„Wann wollen Sie sie nachkommen lassen?“

„Ich hoffe, bald.“

Er nickte, zögerte. „Wir sehen uns dann also heute Abend. Haben Sie noch Fragen zu Ihrem Tagesablauf?“

Bei seinen Worten fiel ihr ein, warum sie so schlecht gelaunt aufgewacht war. So sexy sie ihn auch fand – er war der reinste Diktator. „Ich bin kein Kind mehr, Hoheit.“

„Dafür halte ich Sie auch nicht.“

Sie spürte, wie die Wut in ihr hochkam, und die Tatsache, dass sie ihn so attraktiv fand, machte alles nur noch schlimmer.

„Warum schicken Sie mich dann wieder in die Schule, noch dazu ohne meine Zustimmung? Heute habe ich fast den ganzen Tag Unterricht, angefangen mit Arabisch in einer Viertelstunde.“

„Ich habe lediglich angeordnet, was notwendig ist und …“

„Bitte verzeihen Sie mir, Hoheit, aber was für mich notwendig ist, darüber sollte ich bestimmen. Hier mag es üblich sein, dass die Männer für ihre Frauen entscheiden. In meinem Land dürfen wir das selbst tun.“

3. KAPITEL

Malik musterte sie mit einem kühlen Blick. „Ein Mann will nur das Beste für seine Frau.“

Seine Frau. Sie war nicht seine Frau, und sie würde es auch niemals sein. „Ich finde es schwer, einen Mann zu achten, der mir verbietet, selbst zu denken.“

„Alles, worum ich Sie bitte, ist, sich mit unserer Sprache und Kultur vertraut zu machen, Prinzessin. Von Schule kann nicht die Rede sein. Meine Cousine Fatima wird Ihnen die notwendigen Kenntnisse vermitteln. Sie ist in Ihrem Alter und ein Mitglied der königlichen Familie. Ich bin überzeugt, dass Sie sich gut mit ihr verstehen werden.“

Nic dachte an die kühle Begrüßung von gestern. „Ich kenne Ihre Cousine bereits, Hoheit. Mein Einwand gilt nicht ihr, sondern dem Programm. Ich bin noch keine vierundzwanzig Stunden in Ihrem Land, und schon habe ich jegliche K…“ Sie biss sich auf die Zunge. Beinahe hätte sie Kontrolle gesagt.

Es machte ihr nichts aus, eine neue Sprache zu lernen. Was ihr nicht passte, war seine Bevormundung. Ihr ganzes Leben lang hatte sie für ihre Unabhängigkeit gekämpft, und jetzt bestimmte er über sie, als wäre sie sein persönliches Eigentum.

Etwas diplomatischer fuhr sie fort: „Worum ich Sie bitte, ist, über meinen Tagesablauf mitbestimmen zu dürfen.“

„Aber was stört Sie denn an dem Programm? Alles, was es enthält, ist zu Ihrem Nutzen.“

Er kapierte einfach nicht. Als Mann – und als Herrscher – verstand er nicht, wie es war, wenn man jeden Schritt, jede Handlung vorgeschrieben bekam.

„Darum geht es nicht, Hoheit, sondern darum, selbst entscheiden zu dürfen.“

Seufzend sah er auf seine Armbanduhr, dann schüttelte er den Kopf. „So interessant ich diese Unterhaltung auch finde, ich muss sie jetzt leider beenden. Man erwartet mich in meinem Arbeitszimmer. Es tut mir sehr leid, dass Ihnen meine Auswahl nicht gefällt, aber ich glaube, dass Ihnen der Unterricht trotzdem Spaß machen wird.“ Malik drehte sich um und ging zur Tür.

Ungläubig starrte sie ihm nach. Für ihn war die Sache erledigt; ihre Meinung interessierte ihn nicht im Geringsten.

„Ich gehe nicht“, rief sie ihm nach. „Ich sehe mir das Programm noch einmal durch und suche mir aus, was ich für notwendig halte.“

Er war stehen geblieben und wandte sich jetzt langsam um. Sein Blick war hart wie Stahl. „Das Programm kann nicht geändert werden.“

„Alles im Leben kann geändert werden.“ Sie hob das Kinn und sah ihn herausfordernd an. „Ich lasse nicht über mich bestimmen, Hoheit. Wenn Sie eine moderne Prinzessin heiraten wollen, müssen Sie auch zu einer modernen Ehe bereit sein. Ich bin kein königlicher Fußabtreter.“

„Ein Fußabtreter?“, wiederholte er leise. „Diese Beschreibung finde ich äußerst beleidigend. Ich habe die größte Hochachtung für das weibliche Geschlecht, und die Frauen, die mir nahe stehen, liebe und beschütze ich. Wenn es Ihnen so zuwider ist, Arabisch zu lernen …“

„Aber dagegen habe ich doch gar nichts, ganz im Gegenteil.“ Erregt ging sie auf ihn zu. „Ich bin nur der Meinung, dass ich nicht gleich nach meiner Ankunft mit Sprachunterricht überfallen werden sollte. Ihr Land ist zweisprachig, jeder spricht Französisch. Eine unserer Landessprachen ist ebenfalls Französisch.“

Er verschränkte die Arme vor der Brust. „Aber das erinnert an unsere Kolonialzeit. Die Sprache der Zukunft ist Arabisch.“

„Warum heiraten Sie dann nicht eine arabische Prinzessin? Es gibt doch bestimmt genügend.“

Er neigte sich zu ihr, bis sein Gesicht nur wenige Zentimeter von ihrem entfernt war. „Es ist noch nicht zu spät, Sie in ein Flugzeug zu setzen und nach Hause zu schicken.“

Nic knirschte mit den Zähnen. Typisch Mann! Das Wort Kompromiss gehörte anscheinend nicht zu seinem Vokabular. „Vielleicht wäre das am besten, da Sie zu einer echten Partnerschaft nicht bereit sind.“

Plötzlich legte er die Hand um ihren Nacken. Sie erschauerte, und der Druck seiner Finger verstärkte sich. „Sie haben sich verändert, Prinzessin. Noch vor zwei Wochen erschien Ihnen diese Heirat äußerst wünschenswert.“

Sie standen sich so nahe, dass sie die Wärme und die verhaltene Energie, die von ihm ausgingen, fast physisch wahrnahm. „Woran liegt das, Chantal? Warum sind Sie auf einmal so schwierig?“

„Ich bin nicht schwierig, nur aufrichtig. Anscheinend gefällt Ihnen das nicht.“

Er ließ den Daumen über ihren Hals gleiten. „Ich habe nichts gegen Ihre Aufrichtigkeit. Aber in jedem Ihrer Worte höre ich nur Ablehnung und Unzufriedenheit.“

„Für die zwei Stunden, die wir bisher miteinander gesprochen haben, finde ich Ihr Urteil ausgesprochen voreilig.“

Er hob ihr Kinn und zwang sie, ihm ins Gesicht zu sehen. Mit seiner Geduld ging es langsam zu Ende. „Denken Sie eigentlich nie, bevor Sie sprechen, Prinzessin?“

„Und Sie, König Nuri? Müssen Sie eigentlich immer befehlen? Auch wenn Sie der Sultan sind – Ihre Mitmenschen haben ein Recht auf freie Meinungsäußerung.“

„Davon haben Sie bereits reichlich Gebrauch gemacht.“ Er legte einen Finger auf ihre Lippen. „Ich glaube, dass ich für heute genug gehört habe.“

„Ich lasse mir von Ihnen nicht das Wort verbieten“, stieß Nic trotzig hervor. Sie spürte, wie die Spannung zwischen ihnen immer größer wurde, und obwohl es sie ängstigte, fand sie es gleichzeitig unglaublich aufregend. Wie musste es erst sein, mit ihm im Bett zu liegen!

Sie verbannte jeden Gedanken an Sex und erinnerte sich wieder an ihre Rolle. Sie war Chantal, der es nie in den Sinn kommen würde, einem Mann zu widersprechen. Ihre Schwester war stets taktvoll und diplomatisch. Die Rebellin in der Familie war Nicolette.

Der Sultan beugte sich vor und küsste sie flüchtig auf die Wange. „Von meiner Frau erwarte ich, dass sie mir gehorcht.“

Seine Nähe und der Klang seiner Stimme gingen Nic durch und durch. Sie fühlte sich machtlos gegen das physische Verlangen, das er in ihr wachrief.

Ich bin verrückt, ihn zu provozieren, dachte sie. Aber sie konnte nicht anders – sie musste herausfinden, wie weit er gehen würde, um ihr seinen Willen aufzuzwingen.

„Ein Mann sollte von seiner Frau nicht Gehorsam verlangen. Eine Ehe basiert auf gegenseitiger Achtung und Verständnis.“

„Wie kann eine Frau ihren Mann achten, wenn er alles mit sich machen lässt?“

„Das ist bei Ihnen bestimmt nicht der Fall, Hoheit.“ Ihre Augen funkelten rebellisch.

„Sie wollen also nicht nachgeben.“

„Warum sollte ich? Wenn Ihnen an einer selbstbewussten Frau gelegen ist, dann sollten Sie Wert auf ihre Meinung legen.“

„Ich lege großen Wert auf Ihre Meinung, Prinzessin, aber ich liebe es nicht, dass sich meine zukünftige Frau jedem meiner Wünsche widersetzt.“

„Noch bin ich nicht Ihre Frau, und bei Ihnen handelt es sich nicht um Wünsche, sondern um Befehle.“ Sie stieß ihn vor die Brust, um sich aus seinem Griff zu befreien.

„Und wenn ich Sie bitte, Sprachunterricht zu nehmen?“

Sein Blick verweilte auf ihrem Gesicht und dann auf ihrem Busen. Nic spürte, wie die Spitzen hart wurden und sich aufrichteten. „Dann … Dann würde ich mir Ihre Bitte überlegen.“

„Nicht alles zwischen uns muss in einen Kampf ausarten, Prinzessin“, erwiderte er sanft.

Ein Schauer lief ihr über den Rücken. „Jetzt kämpfe ich nicht“, murmelte sie.

Er lächelte. „Nein, aber ich habe das Gefühl, dass es sich lediglich um eine Atempause handelt.“

Sein Lächeln war verheerend. Sie hatte den Eindruck, als wisse er mehr über sie als sie selbst.

„Kämpfen Sie nicht gern, Hoheit?“

„Nein. Es gibt zu viele Dinge, die ich lieber mit einer Frau täte, vor allem mit meiner eigenen.“

Schon wieder! Seine Frau. Er betrachtete sie bereits als sein Eigentum.

„Fangen wir noch mal von vorn an“, fuhr er mit einschmeichelnder Stimme fort. „Prinzessin Chantal, ich bitte Sie inständig, an dem Unterricht in Arabisch und Landesgeschichte, der …“, er blickte auf seine Armbanduhr, „… in fünfzehn Minuten beginnt, teilzunehmen. Glauben Sie, dass Sie die Zeit dafür aufbringen könnten? Meiner Meinung nach ist es sehr wichtig für Sie, sich mit unserer Sprache und Kultur vertraut zu machen.“

Der Teufel sollte ihn holen! Was blieb ihr anderes übrig, als Ja zu sagen? „Ich werde mein Bestes tun“, erwiderte sie knapp.

Er lächelte spöttisch und strich ihr über das Haar. „Sie haben zu viele westliche Männer gekannt, Prinzessin.“ Er trat einen Schritt zurück. „Aber jetzt sind Sie in Baraka. Und mein Wunsch wird Ihnen bald Befehl sein.“ Er küsste ihr die Hand. „Viel Spaß bei Ihrer ersten Unterrichtsstunde mit Fatima. Ich freue mich schon auf Ihren Bericht heute Abend.“ Dann ging er.

Ratlos sah Nic ihm nach. Wie sollte sie ihn je dazu bringen, mit ihr nach Amerika zu fliegen oder sonst einen ihrer Vorschläge zu akzeptieren? Er erwartete, dass sie sich ihm unterwarf, und nicht umgekehrt!

Der Unterricht fand in einem Salon mit aprikosenfarbenen Wänden und schwarz-weiß gemustertem Marmorboden statt. Die Läden der hohen Bogenfenster standen offen, um das Sonnenlicht einzulassen.

Nach dem Sprachunterricht erschien eine Dienerin mit Mandelgebäck und Pfefferminztee. Fatima schenkte ein und warf Nic einen verstohlenen Blick zu. „Bei uns sagt man, dass man weder dem Tod noch der Heirat entrinnen kann, Prinzessin.“ Sie reichte ihr eine Tasse Tee. „Und das stimmt. In unserem Land ist der Platz einer Frau in ihrem Heim.“

Bevor Nic impulsiv antworten konnte, rief sie sich erneut in Erinnerung, dass sie Chantal war und nicht Nicolette. „Für mich ist das nichts Neues, Lady Fatima. Ich war bereits verheiratet und habe eine kleine Tochter.“

„Wird Ihre Tochter später auch den Mann heiraten, den man ihr bestimmt?“

Sie zuckte zusammen. Die Vorstellung, dass ihre kleine Nichte einmal zu einer Heirat gezwungen werden könnte, verursachte ihr Übelkeit. Niemals! „Dazu besteht kein Grund.“

Fatima lächelte dünn, ihre schwarzen Augen glänzten wie Onyx. „Wenn Sie den Sultan heiraten, wird auch sie den Sitten unseres Landes folgen müssen.“

„Davon hat Ihr Cousin nichts erwähnt.“

„Noch nicht.“ Fatima trank einen kleinen Schluck und hielt Nicolette den Teller mit Gebäck entgegen. „Bitte bedienen Sie sich.“

Stumm schüttelte Nic den Kopf.

„Um auf die Zukunft Ihrer Tochter zurückzukommen – finden Sie es richtig, eine Außenseiterin aus ihr zu machen, indem Sie sie anders erziehen als Ihre Kinder mit dem Sultan? Kein Mann in Baraka wird sie dann jemals zur Frau nehmen wollen. Wenn sie heiraten will, wird ihr nichts anderes übrig bleiben, als unser Land wieder zu verlassen.“

Nic hatte auf einmal das Gefühl, nicht mehr atmen zu können. „Lilly ist noch ein kleines Mädchen, Lady Fatima. Sie ist erst vier Jahre alt.“

„Die Zeit vergeht schnell, Prinzessin.“

Nicht immer, dachte Nic erbittert. Langsam verlor sie die Geduld. Diese Frau wurde ihr allmählich unerträglich.

„Und Sie? Hat Ihr Cousin schon einen Ehemann für Sie ausgesucht? Oder wollen Sie Ihr Leben dem Sultan und seiner Familie widmen?“

Fatimas Augen wurden schmal. „Ich weiß nicht, ob er schon jemand für mich gewählt hat, aber es interessiert mich natürlich. Hat er Ihnen gegenüber etwas erwähnt?“

„Nein.“

Zum ersten Mal ließ die junge Araberin Anzeichen von Unruhe erkennen. „Sollten Sie etwas hören, werden Sie es mir doch sagen, nicht wahr?“

„Selbstverständlich. Wir Frauen sollten einander helfen, finden Sie nicht auch?“

Als sie wieder in ihrer Suite angelangt war, warf Nic einen Blick auf den Terminkalender. Die Aussicht, jeden Morgen mit Fatima zu verbringen, war deprimierend. Es würde ihre Selbstbeherrschung auf eine harte Probe stellen.

Der Rest des Tages verging wie im Flug; Nic blieb gerade genug Zeit, um sich für das Abendessen mit König Nuri umzuziehen. Alea hatte bereits einen blassrosa Hosenanzug für sie bereitgelegt. Die Farbe gefiel ihr nicht, doch sie war zu erschöpft, um zu protestieren. Außerdem gab es Wichtigeres zu bedenken, unter anderem, wie sie den König dazu bringen konnte, in Baton Rouge zu heiraten. Heute Abend bot sich eine gute Gelegenheit, mit ihm darüber zu sprechen.

Das Abendessen wurde in einem der Innenhöfe serviert, dessen Mauern mit alten Mosaiken bedeckt waren. Zahlreiche Fackeln verbreiteten ein sanftes Licht. Während des Essens zerbrach sich Nic den Kopf, wie sie das Gespräch geschickt auf die Hochzeit bringen konnte.

„Heute hatte ich meinen ersten Unterricht“, begann sie und verwünschte sich sogleich wegen der albernen Einleitung. Fiel ihr nichts Besseres ein? „Lady Fatima ist sehr … kenntnisreich.“

„Der Meinung bin ich auch.“

„Allerdings fand ich einige ihrer Bemerkungen etwas beunruhigend.“

„In der Tat?“

Der König war nicht sehr gesprächig.

„Trotz ihrer Bildung erscheint mir ihre Einstellung, was die Rolle der Frauen in Ihrer Gesellschaft angeht, ziemlich konservativ.“

Malik hob leicht die Schultern. „Fatima fühlt sich in dieser Rolle sehr wohl. Sie akzeptiert den fundamentalen Unterschied zwischen den Geschlechtern.“

Was meinte er damit? Wollte er sie reizen? „Das klingt, als wäre sie die perfekte Frau für Sie. Ich bin erstaunt, dass Sie nie daran gedacht haben, Ihre Cousine zu heiraten.“

Ihre Blicke prallten aufeinander. „Sagte ich das?“

„Dann haben Sie also daran gedacht.“

„Nein. Ich mag Fatima sehr gern, aber für mich ist sie wie eine Schwester.“

„Haben Sie vor mir schon um eine andere Frau angehalten?“

„Ich hatte es nicht eilig, Prinzessin.“ Sein Gesicht war unergründlich. „Ich habe auf Sie gewartet.“

„Nicht auf mich …“

„Doch. Auf Sie.“

Darauf wusste sie nichts zu antworten, aber es gab ihr den gewünschten Anlass, die Heirat zu erwähnen. „Hatten Sie Gelegenheit, über unsere Hochzeit nachzudenken, Hoheit?“, fragte sie so unbefangen wie möglich, doch unter dem Tisch zerknüllte sie nervös ihre Serviette. So viele verschiedene Strömungen bestanden zwischen ihnen – persönliche, intellektuelle, sexuelle …

„Es würde mir wirklich sehr viel bedeuten, in der Pfarrkirche meiner Mutter zu heiraten.“

„Richtig. Ihre Mutter war Amerikanerin.“

„Vielleicht könnten wir uns auf einen Kompromiss einigen: eine kirchliche Trauung in Baton Rouge und danach eine traditionelle Zeremonie in Baraka.“

„Sie meinen zwei Feiern?“

„So ungewöhnlich ist das nicht, Hoheit …“

„Bitte nennen Sie mich Malik.“

Sie errötete. „Heutzutage ist das bei Eheleuten aus unterschiedlichen Kulturkreisen gang und gäbe.“

„Daran habe ich noch nicht gedacht. Was nicht heißen soll, dass ich eine solche Möglichkeit ausschließe.“

Na also! Nic atmete erleichtert auf.

„Wir würden also …“, fuhr er fort, als überdenke er ihren Vorschlag, „… zuerst in Atiq heiraten, da Sie bereits hier und die Vorbereitungen so gut wie abgeschlossen sind. Danach fliegen wir nach Louisiana und heiraten in Anwesenheit Ihrer Angehörigen und Freunde noch einmal.“

Ihr Sieg war nur kurzlebig gewesen. Wie hatte sie annehmen können, dass es so einfach sein würde?

„Hoheit …“ Sie verbesserte sich rasch. „Malik, ich freue mich, dass Sie meinem Vorschlag zustimmen. Nur … Es wäre mir lieber, wenn wir zuerst kirchlich getraut würden. Ich lege großen Wert auf eine Hochzeit in Weiß.“

„Eine Hochzeit in Weiß …“, wiederholte er nachdenklich.

Siedend heiß fiel ihr ein, wer sie war. „Auch … Auch bei einer zweiten Eheschließung entspricht das durchaus unserer Tradition.“

„Und Sie legen besonders großen Wert auf Tradition, wenn ich mich recht erinnere.“ Er lehnte sich zurück. „Sie erwähnten heute Morgen, dass ihre Familie zur Hälfte französischen Ursprungs ist.“

Der plötzliche Themenwechsel brachte sie durcheinander. Er lässt mich nicht zu Atem kommen, dachte sie. Er kontrolliert nicht nur das Gespräch, sondern auch meine Reaktion und meine Gefühle. So etwas war ihr noch nie passiert.

„Französisch und Spanisch, ja“, entgegnete sie nach einer kurzen Pause. Sie musste auf der Hut sein, er schien sich an jedes ihrer Worte zu erinnern.

„Und Sie selbst sind mehrsprachig aufgewachsen?“

„Ja, Französisch, Englisch und Spanisch.“

„Sprechen Sie noch andere Sprachen?“

Nic begann, sich ein wenig zu entspannen. „Ich lese Latein und ein wenig Griechisch. Mein Italienisch ist nicht schlecht, und meine Deutschkenntnisse sind ausreichend.“

„Eine Linguistin also.“

Sie zuckte mit den Schultern. „Meine Stärke ist Mathematik.“

„Wie interessant.“ Mit den Fingern klopfte er leicht auf den Tisch, als grübele er über etwas nach. „Ich wusste gar nicht, dass Sie und Nicolette Mathematik studiert haben. Sie erwähnten heute Morgen nur, dass Ihre Schwester Mathematikerin ist.“

Nic hätte sich ohrfeigen können. Wie konnte sie nur so einen Schnitzer machen? Chantal zu sein war schwieriger, als sie gedacht hatte.

„Das liegt in unseren Genen“, erwiderte sie leichthin, ohne ihn dabei anzusehen.

Malik wechselte erneut das Thema. „Dabei fällt mir ein – ich bin Ihrem Vater schon einmal begegnet. Allerdings ist es schon lange her, damals war ich noch sehr jung. Er sprach auf einem Gipfeltreffen europäischer Länder über Fragen der Wirtschaft. Ich fand seine Rede hervorragend.“

„Dad hat Melio über alles geliebt. Für sein Land hätte er jedes Opfer gebracht.“

„Mit einer Ausnahme. Er war nicht bereit, auf Ihre Mutter zu verzichten.“

Ihre Mutter! Die Popsensation aus Amerika. Aus einer bettelarmen Familie kommend, hatte sie von klein auf nach Liebe und Anerkennung gehungert. Nics Großeltern hatten das nicht verstanden. Sie dachten, es ginge ihr nur um Macht, und sie hatten alles getan, um ihre Heirat mit Kronprinz Julien zu verhindern. „Ihretwegen hätte mein Vater sogar abgedankt“, entgegnete Nic ausdruckslos.

„Wenn ich mich nicht täusche, haben Ihre Großeltern ihn beinahe enterbt.“

„Meine Großeltern haben meine Mutter unterschätzt. Sie war eine Kämpfernatur. Trotz aller Schwierigkeiten hat sie sich nicht unterkriegen lassen und ihre Träume verwirklicht. Das ist immerhin eine Leistung.“

Sein Blick verweilte auf ihrem geröteten Gesicht. „Sie haben sich gut mit ihr verstanden, nicht wahr?“

„Sehr gut.“ Nic hatte ihre Mutter nicht nur aus tiefstem Herzen geliebt, sondern auch vieles mit ihr gemeinsam. Beide waren sie mutig und ohne jede Furcht. „Mom war keine typische Prinzessin. Und sie hat sich auf nichts und niemand verlassen. Ich bin froh, dass sie uns das auch beigebracht hat.“

Eine Dienerin erschien und brachte Kaffee und zwei kleine Tassen. Während sie einschenkte, fragte sich Nic, wie, um alles in der Welt, das Gespräch auf ihre Mutter gekommen war.

Malik wartete, bis sich die Dienerin entfernt hatte, dann fuhr er fort: „Würden Sie sagen, dass das Verhältnis zwischen Ihnen und Ihrer Tochter ebenso innig ist?“

Sie sah ihn an, und plötzlich wurde sie von Abscheu ergriffen. Das ganze Gespräch ekelte sie an. Sie war nichts weiter als eine Betrügerin, obwohl alles, was sie gerade gesagt hatte, aufrichtig gewesen war.

Wie würde Chantal ihm jetzt antworten? Sie ist so eine wundervolle Mutter, die Mutter schlechthin.

„Ich glaube, dass ich beschützerischer bin als meine eigene Mutter. Und Lilly ist verletzlicher als die meisten Kinder.“

„Vielleicht liegt es daran, dass sie ihren Vater so früh verloren hat.“

Unwillkürlich verhärtete sich Nicolettes Miene. Wie sie ihn hasste, Lillys Vater … Prinz Armand Thibaudet! „Das mag sein“, erwiderte sie ruhig. „Vielleicht liegt es auch daran, dass sie für ihr Alter überdurchschnittlich intelligent ist und sehr intuitiv. Sie spürt, dass nicht alles so ist, wie es sein sollte.“

Malik sah ihr forschend ins Gesicht. Dann lehnte er sich zurück und sagte, ohne sie aus den Augen zu lassen: „Soviel ich weiß, war Ihre erste Ehe keine Liebesheirat.“

Nics Magen verkrampfte sich. „Nein. Sehr weit davon entfernt.“

„Und trotzdem sind Sie nach Baraka gekommen …?“

Weil mir nichts anderes übrig blieb, dachte sie. Weil du Chantal unter Druck gesetzt hast und ich ihr noch mehr Kummer ersparen will. Nach einer Weile sagte sie: „Ich möchte, dass Lilly glücklich ist.“

Sie kannte sich nicht mehr aus. In knapp zwei Tagen hatte König Nuri es geschafft, sie völlig aus dem Konzept zu bringen. Sie wusste nicht mehr, wer sie war, Nic oder Chantal. Nur eins wusste sie: Die Chemie zwischen ihr und dem König stimmte. Nicht nur das – sie war einmalig. Mehr als alles andere kam es jetzt darauf an, nicht den Kopf zu verlieren.

4. KAPITEL

Als Nic später im Bett lag und schlaflos auf das Fenster starrte, durch dessen geschlossene Läden schmale Lichtstreifen drangen, ging ihr das Gespräch mit Malik wieder und wieder durch den Kopf.

Sie begann, sich ernsthaft Sorgen zu machen. Ihre letzte Unterhaltung mit Chantal, wenige Stunden vor der Abreise nach Baraka, fiel ihr ein.

„Ich bleibe nicht lange“, hatte sie zu ihrer Schwester gesagt. „Du würdest ihn ja sowieso nicht heiraten. Ich will nur sehen, was dir erspart bleibt.“

„Sei vorsichtig, Nic“, hatte Chantal erwidert. „Er ist nicht einer deiner üblichen Playboys. Er ist der Sultan …“

„Na und? Ein Mann …“

„Ein König.“

„Das heißt noch lange nicht, dass wir nach seiner Pfeife tanzen müssen. Schließlich sind wir Prinzessinnen.“

Das war vor zwei Tagen gewesen. Jetzt war sie hier, in seinem Palast, und wusste nicht mehr ein noch aus. Und die Hochzeit sollte in zwei Wochen stattfinden.

Eine Heirat mit ihm kam nicht infrage. Es musste einen anderen Weg geben, um Lilly zu retten.

Wieder erwachte sie schlecht gelaunt, mit Ringen unter den Augen. Sie hasste Lügen und verabscheute Heuchelei. Und doch blieb ihr nichts anderes übrig, als die Komödie weiterzuspielen.

Nic schlüpfte in ein langes seidenes Gewand, kämmte ihr Haar zu einem Pferdeschwanz und ging in den Innenhof, wo das Frühstück auf sie wartete.

Alea leistete ihr dabei Gesellschaft. „Sie haben einen anstrengenden Tag vor sich, Prinzessin. Nach dem Unterricht folgt eine Anprobe für das Hochzeitskleid, und dann …“

„Nein.“

Alea blickte von dem Terminkalender auf. „Möchten Sie lieber vorher zu Mittag essen?“

„Ich will die Anprobe nicht.“

„Sie dauert nur eine Stunde.“

Ihr Kopf begann zu schmerzen. „Können wir sie nicht verschieben?“, fragte sie gereizt, obwohl sie bereits wusste, dass Alea das Programm nicht ändern konnte.

Autor

Jane Porter

Bereits in der Grundschule schrieb Jane ihr erstes Manuskript: Es war 98 Seiten lang und wurde von einem Jungen in ihrer Klasse zerrissen. Jane weinte, der Junge musste die zerrissenen Seiten zusammenkleben und kam mit einer Verwarnung davon, während Jane fürs Schreiben im Unterricht bestraft wurde und so lernte, dass...

Mehr erfahren