Julia Exklusiv Band 337

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LIEBESWUNDER IN DER TOSKANA von SOPHIE PEMBROKE

Es war Theas größter Traum: eine Hochzeit in den sanften Hügeln der Toskana – eine Verbindung, die zwei verfeindete Familien versöhnt! Aber nicht ihr Bräutigam lässt sie voller Sehnsucht an ihre Hochzeitsnacht denken. Sondern dessen Bruder Zeke Ashton!


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  • Erscheinungstag 21.05.2021
  • Bandnummer 337
  • ISBN / Artikelnummer 9783751501279
  • Seitenanzahl 384
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Sophie Pembroke, Kathryn Ross, Penny Jordan

JULIA EXKLUSIV BAND 337

1. KAPITEL

„Was meinst du damit, er kommt hierher?“ Thea Morrison schlang bestürzt die Arme um sich. Als könnte sie dadurch verbergen, dass sie gerade ein absurd teures, mit Perlen besticktes elfenbeinfarbenes Brautkleid samt ein Meter achtzig langer Schleppe trug … „Das darf er nicht!“

Ihre Schwester verdrehte die Augen. „Reg dich ab. Ich soll dir nur von ihm ausrichten, dass du spät dran bist für die Besprechung mit der Hochzeitsplanerin und er dich holen kommt, wenn du in fünf Minuten nicht da bist.“

„Dann halt ihn auf!“

Nein, das würde nicht funktionieren. Nichts hielt Flynn Ashton auf, wenn er wirklich etwas wollte. Er war stets höflich, aber zugleich unfassbar beharrlich. Das war der Grund, warum sein Vater ihn im Medienunternehmen „Morrison-Ashton“ zu seiner rechten Hand ernannt hatte. Und einer der Gründe, warum sie Flynn überhaupt heiratete …

„Hilf mir aus diesem Kleid heraus, bevor er da ist!“

„Ich verstehe nicht, warum dir das so wichtig ist“, sagte Helena, während sie den Reißverschluss an der Rückseite des Kleids aufmachte. „Eine echte Hochzeit ist das doch sowieso nicht.“

„In zwei Tagen gibt es einen Pfarrer, eine Hochzeitstorte, Blumen und einen rechtlich bindenden Ehevertrag, das ist ja wohl echt genug.“ Thea versuchte zappelnd, das schulterfreie Kleid über ihre Hüften zu kriegen. „Und jeder weiß, dass es Unglück bringt, wenn der Bräutigam die Braut vor dem großen Tag im Hochzeitskleid sieht.“

Und darum würde Flynn das Kleid nicht sehen, bevor sie in der kleinen toskanischen Kirche am Fuß des Hügels zum Altar ging. Nicht einmal für eine Sekunde.

„Weshalb er mich geschickt hat.“

Thea erstarrte. Sie kannte die Stimme. Acht Jahre lang hatte sie diese Stimme nicht mehr gehört, aber sie hatte sie nicht vergessen. Sie hatte nichts vergessen.

Dieser Mann sollte sie nun wirklich nicht in ihren Hochzeitsdessous sehen. Immerhin war es sein Bruder, den sie in zwei Tagen heiraten würde!

Thea riss das Kleid wieder hoch über ihre elfenbeinfarbene Korsage, presste es an die Brust und blickte den Eindringling schockiert an. „Ich dachte, du kommst nicht.“ Und jetzt war er hier. Er sah … erwachsen aus. Nicht mehr wie der Einundzwanzigjährige, der auf alles und jeden wütend war. Er wirkte gelassener, kontrollierter.

Und er war genauso attraktiv wie damals …

Helena lachte. „Acht Jahre, und das ist alles, was du zu sagen hast?“ Sie rannte zu Flynns Bruder, umarmte ihn und küsste ihn auf die Wange. „Schön, dich zu sehen, Zeke.“

„Die kleine Helena ist also groß geworden.“ Er erwiderte die Umarmung, doch er blickte dabei Thea an. „Ich freue mich auch, dich zu sehen, Helena. Aber dass ich von deiner Schwester gleich so viel zu sehen kriege! Damit habe ich ja gar nicht gerechnet.“

Es klang spöttisch, als hätte Thea geplant, dass er sie in ihrer Unterwäsche überraschte. Dabei sollte er eigentlich nicht einmal im Land sein! Flynn hatte ihr erzählt, Zeke würde nicht kommen, und sie war unglaublich erleichtert gewesen. Nicht, dass sie ihrem zukünftigen Ehemann erklären konnte, warum. Aber jetzt war Zeke hier und starrte sie an, und sie hatte sich noch nie so ungeschützt gefühlt.

Thea packte das Kleid fester, als könnte sie damit eine Barriere zwischen sich und Zeke errichten. „Tja, ich habe deinen Bruder erwartet.“

„Deinen Verlobten“, sagte Zeke. „Natürlich. Tut mir leid. Er fand es wohl besser, wenn ich mich schon zwei Tage vorher in meine Pflichten als Trauzeuge stürze.“

Fassungslos blickte Thea ihn an. „Du bist Flynns Trauzeuge?!“

„Wen hätte er denn sonst nehmen sollen?“, fragte Zeke, als wäre er nicht acht Jahre weg gewesen. Als hätte er Flynn niemals höhnisch vorgeworfen, kein echter Ashton zu sein, nur ein adoptierter, ein Ersatzplan. Als hätte er nicht geschworen, niemals zurückzukommen.

„Wen sonst?! Irgendeinen!“

„Er wollte seinen Bruder“, sagte Helena. „Was ist daran so sonderbar?“

Helena hatte es nicht miterlebt. Sie war damals erst sechzehn gewesen, zu jung und zu sehr mit sich selbst beschäftigt, um zu erkennen, was vorging. Thea hatte es schon damals vor ihr, vor allen, verheimlichen wollen. Dabei hatte Helena bereits mit sechzehn mehr Ahnung von Männern gehabt als Thea mit achtzehn – oder jetzt, mit sechsundzwanzig. Allerdings hatte Helena damals ihre eigenen Probleme gehabt.

„Also bist du wegen der Hochzeit hier?“, fragte Thea.

Zeke zog die Augenbrauen hoch. „Wozu sonst könnte ich denn hier sein?“

Sie wusste, was er im Sinn hatte: Sie sollte sagen oder zumindest denken, dass er ihretwegen zurückgekommen war. Um ihr klarzumachen, dass sie vor acht Jahren die falsche Entscheidung getroffen hatte und jetzt eine noch schlechtere traf. Um sie daran zu hindern, den größten Fehler ihres Lebens zu machen.

Doch Thea war nur zu bewusst, dass sie diesen Fehler bereits gemacht hatte. Und dass er nichts mit Zeke Ashton zu tun hatte.

Nein, sie hatte einen Verdacht, was seine Rückkehr betraf, und sie glaubte nicht, dass er ihretwegen hier war. Wenn er in den Schoß der Familie zurückkam, musste mehr auf dem Spiel stehen als eine rebellische Teenagerbeziehung, die seit acht Jahren vorbei war.

„Ich muss mich umziehen.“

Das Kleid fest an sich gedrückt, schlüpfte Thea hinter den Paravent, um wieder ihr ärmelloses Sommerkleid anzuziehen. Sie hängte das schöne Brautkleid vorsichtig auf den Bügel und betrachtete es. Ihr Märchenprinzessinnenkleid, ein einziges Funkeln und Glänzen. Sobald sie es anzog, wurde sie eine andere. Eine Ehefrau … Dieses Kleid, was auch immer es gekostet hatte, war jeden Penny wert, wenn es sie zu dieser anderen machte, sie endlich passend machte.

Dieses Mal, mit diesem Kleid, mit dieser Hochzeit … Es musste jetzt einfach klappen! Sie würde sich den Platz in der Welt erkaufen, den sie brauchte. Alles, was sie zuvor probiert hatte, war schiefgegangen.

Kopfschüttelnd zog Thea die Träger des Sommerkleids hoch, dankbar, ein oder zwei Minuten für sich zu haben, um sich zu sammeln. Um sich daran zu erinnern, dass sich nichts änderte. Also war Zeke da. Na und? Er war nicht ihretwegen gekommen. Sie würde trotzdem Flynn heiraten. Sie gehörte zu Flynn. Sie hatte das Kleid, den Plan und Helena an ihrer Seite. Ihre Schwester würde dafür sorgen, dass sie im richtigen Moment das Richtige sagte, trug und tat. In dieser toskanischen Villa, bei dieser Hochzeit. Das war, wo sie sein sollte. Alles passte, nur Zeke Ashton war fehl am Platz.

Thea zog ihre Sandaletten an und trat hinter dem Paravent hervor. „Wenn ihr mich bitte entschuldigen würdet, ich muss zu einer Besprechung mit der Hochzeitsplanerin.“

„Natürlich“, sagte Zeke spöttisch. „Wir denken ja nicht im Traum daran, die errötende Braut aufzuhalten.“

Thea nickte. Sie errötete nicht.

Vor acht Jahren hatte sie sich selbst ein Versprechen gegeben. Unter anderem hatte sie beschlossen, dass Zeke Ashton sie nie wieder dazu bringen konnte, rot zu werden.

Dieser Abschnitt ihres Lebens war abgehakt.

Nur noch zwei Tage bis zur Hochzeit. Zwei Tage, bis Thea Morrison ihr Happy End bekam.

„Ich begleite dich“, sagte Zeke. „Dann können wir uns erzählen, wie es uns so ergangen ist.“

Thea biss die Zähne zusammen. „Das wäre schön“, log sie.

Zwei Tage, dann war diese schreckliche Woche vorbei. Sie konnte es nicht erwarten.

Sie sah kaum noch wie Thea aus. Das dunkelbraune Haar geglättet und zurückgesteckt, die schlanken Arme und Beine sonnengebräunt … Zeke musterte sie, während sie vor ihm über den Hof ging. Mit langen Schritten. Anscheinend wollte sie ihn so schnell wie möglich loswerden. Sie trug High Heels und ein elegantes ärmelloses Sommerkleid. Das junge Mädchen, das er geliebt hatte, war Vergangenheit. Die Thea, in die er sich verliebt hatte, hätte niemals zugestimmt, seinen Bruder zu heiraten. Ganz gleich, weshalb ihre Väter es für eine gute Idee hielten. Thea hatte wahre Liebe gewollt. Und ein paar kurze Monate lang hatte er gedacht, sie hätte sie gefunden.

Zeke machte schnell selbst ein paar größere Schritte und holte sie mühelos ein. „Wie viele Leute kommen denn eigentlich zu dem Rummel?“

„Rummel?“ Thea blieb stehen. „Hast du meine Hochzeit gerade einen Rummel genannt?“

Er zuckte die Schultern. „Entschuldige. Zu deiner Märchenhochzeit, zum schönsten Tag deines Lebens, an dem du eins wirst mit dem Mann, den du mit ganzem Herzen leidenschaftlich liebst. Wie viele Leute sind dazu eingeladen?“

Thea wurde rot. Dass er Genugtuung darüber empfand, war wahrscheinlich kindisch. Aber er würde ihr das nicht durchgehen lassen. Ihm würde sie nicht vormachen, dass dies eine Liebesheirat war. Es war Geschäft, wie alles andere, was den Morrisons und den Ashtons wirklich wichtig war.

„Zweihundertachtundsechzig“, sagte Thea scharf. „Bei der letzten Zählung.“

„Also klein und intim. Genau, wie mein Vater es mag. Wo bringt ihr sie alle unter? Ich meine, das Haus ist riesengroß, aber trotzdem … Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich eure Gäste Feldbetten auf der Veranda teilen.“

„Wir haben das ganze Hotel unten an der Straße reserviert. Am Hochzeitstag pendeln Busse und Taxis zwischen dem Hotel, der Kirche und der Villa.“

Eine kleine Falte zwischen ihren Brauen verriet ihre Verärgerung. Das war auch neu.

„Warum interessiert dich das überhaupt?“

„Ich bin Trauzeuge“, erinnerte er sie. „Es ist meine Aufgabe, diese Dinge zu wissen.“

Damit war das Maß anscheinend voll. Thea stemmte die Arme in die Hüften und blickte ihn finster an. „Warum bist du hier, Zeke? Und komm mir nicht mit Bruderpflichten. Ich weiß sehr wohl, was du von Flynn hältst.“

Tat sie das? Dann konnte sie ihn ja vielleicht aufklären. Er hatte es schon lange aufgegeben, seine Beziehung zu seinem Adoptivbruder verstehen zu wollen. Nachdem er weggegangen war, hatte er monatelang nachts wach gelegen und darüber gegrübelt. Er hatte sich gefragt, ob er etwas hätte ändern können, wenn ihm früher alles klar gewesen wäre. Vor dem letzten Gespräch mit seinem Vater, das ihn endgültig vertrieben hatte …

„Wenn du mir Bruderliebe nicht abnimmst, lässt du Loyalität gegenüber der Familie wahrscheinlich auch nicht gelten.“ Zeke zuckte die Schultern. „Nun, mich interessiert, wie unsere Väter dich dazu gebracht haben, in eine Heirat mit dem Großen Thronanwärter einzuwilligen.“

„Nenn ihn nicht so!“, brauste Thea auf. „Das war nicht witzig, als wir Kinder waren, und es ist auch jetzt nicht witzig. Und ich könnte Flynn ja tatsächlich heiraten wollen. Ist das so schwer zu glauben?“

„Ja“, sagte Zeke. Und nicht nur, weil sie nicht ihn heiratete. Ganz gleich, was seine Geschäftspartnerin Deb behauptete.

„Aber ich will es.“

Er lehnte sich an die Wand der Eingangshalle und blickte durch die Bogen bis zur Terrasse und den Kletterpflanzen, die sich das Spalier hochrankten. Offensichtlich hatte Thea es nicht mehr eilig. Was ihm Gelegenheit gab, herauszufinden, was hier in letzter Zeit vorgegangen war.

„Wirklich? Dir ist nicht einmal in den Sinn gekommen, dass durch eure Heirat beide Teile des Unternehmens für alle Zeiten fusionieren und eure Erben es völlig kontrollieren werden?“

Thea verzog das Gesicht. „Doch, natürlich.“

„Und wenn nicht, hätte dein Vater es dir klargemacht.“ Thomas Morrison war sehr gut darin, seiner Tochter die Folgen ihres Tuns aufzuzeigen. Besonders wenn ihr Tun ihm nützen konnte – oder ihm Unannehmlichkeiten zu bereiten drohte.

„Das heißt nicht, dass es nicht meine Entscheidung war“, sagte Thea.

Und plötzlich konnte Zeke nur noch an die letzte Entscheidung denken, die Thea getroffen hatte, bevor er abgehauen war.

„Nein, selbstverständlich nicht“, erwiderte er bitter. „Ich weiß, dass du dir deine Entscheidungen sehr sorgfältig überlegst. Du gehst sicher, dass du die Alternative wählst, von der du die größten Vorteile hast.“

„Was willst du damit sagen?“, fragte Thea scharf.

Zeke schenkte ihr sein schönstes Lächeln. „Genau das, was du glaubst. Dass es plötzlich sehr logisch ist, warum du dich vor acht Jahren entschieden hast, hierzubleiben, anstatt mit mir wegzugehen. Was für einen Sinn hatte das noch, nachdem du erfahren hattest, dass ich nicht mehr der Erbe bin? Aber es wundert mich, dass du so lange gebraucht hast, dir Flynn zu schnappen.“

Sie wollte explodieren vor Wut, Frustration und Verbitterung. Nur würde Zeke Ashton dann wahrscheinlich noch breiter grinsen. Deshalb holte Thea tief Luft und log.

„Ich liebe deinen Bruder.“

„Liebe?“ Zeke zog die Augenbrauen hoch. „Ich denke, du hast das Wort ganz falsch verstanden.“

„Ich weiß genau, was es bedeutet.“ Liebe bedeutete Verlustschmerz, wenn sie vorbei war. Und Unsicherheit, weil man nie wusste, ob sie erwidert wurde. Thea verstand nicht, warum so viele Menschen meinten, die Liebe sei etwas Schönes.

„Wirklich? Tja, ich bin begeistert, dass du endlich wahre Liebe gefunden hast, Thea. Ich nehme an, ich war nur eine Übungsrunde.“

Ihr stockte das Herz vor Schreck. Natürlich hatte sie nicht geglaubt, dass Zeke ihre kurze Teenagerbeziehung vergessen oder ihr verziehen hatte. Aber sie hatte nicht damit gerechnet, dass er tatsächlich darüber reden wollte.

„Das ist lange her, Zeke. Wir waren Teenager.“ Das Ganze lag doch wohl zu lange zurück, um es jetzt zur Sprache zu bringen? Selbst für ihn, mit seinem Bedürfnis, immer über alles zu reden. „Wir sind beide weitergegangen. Wir haben uns verändert.“

„Möchtest du noch ein paar Klischees hinzufügen?“ Zeke schüttelte den Kopf. „Du kannst die Vergangenheit umschreiben, wie du willst. Und verlass dich drauf, ich bin nicht hier, um dich zurückzugewinnen – nicht einmal, um Flynn eins auszuwischen. Allerdings wirst du mich nicht davon überzeugen, dass es hier um irgendetwas anderes geht als um einen Geschäftsabschluss mit Trauringen.“

„Du irrst dich“, log Thea. „Das wirst du auch einsehen. Aber selbst wenn es rein geschäftlich wäre, was wäre daran verkehrt? Solange wie wir beide wissen, worauf wir uns einlassen …“ Sie zuckte die Schultern. „Es gibt schlechtere Gründe, zu heiraten.“

„Vielleicht.“ Zeke lächelte sie an, es war das langsame Lächeln, bei dem sie früher immer dahingeschmolzen war. „Aber es gibt auch so viele bessere Gründe.“

„Liebe, zum Beispiel“, sagte Thea. Anscheinend war sie noch immer fest entschlossen, bei ihrer Lügengeschichte zu bleiben.

Zeke glaubte ihre Geschichte nicht und würde es auch nicht tun, ganz gleich, wie sehr sich Thea anstrengte, ihn zu überzeugen. Er wusste, wie sie verliebt aussah, und so sah sie im Augenblick nicht aus.

Seine Thea zumindest nicht. Die alte Thea. Nein. Er durfte jetzt nicht zweifeln. Sein Bauchgefühl hatte ihn noch nie im Stich gelassen. Er musste sich selbst vertrauen, besonders da er niemandem sonst vertrauen konnte. Nicht einmal Thea.

„Liebe ist das A und O“, stimmte Zeke ihr zu. „Aber es ist nicht das Einzige, was zählt. Vertrauen. Respekt. Gemeinsame Werte …“

„Das haben wir auch alles“, unterbrach ihn Thea.

„Sexuell zusammenpassen“, endete er. „Das ist immer wichtig für eine glückliche Dauerbeziehung.“

Ihr Blick wurde härter. „Wirklich? Und wie klappt das bei dir? Schließlich bist du allein zu meiner Hochzeit gekommen.“

Zeke war sicher, dass er darauf eine schlagfertige Antwort parat hatte. Da in diesem Moment jedoch Flynn zu ihnen stieß – kühl, ruhig und vier Zentimeter größer als er –, musste er sich nicht mehr bemühen.

„Zeke! Du hast es geschafft.“ Flynn streckte die Hand aus.

Noch bevor Zeke seinem Bruder die Hand schütteln konnte, hatte sich Thea bei ihrem Verlobten eingehakt und lächelte ihn bewundernd an.

Nach dem Händedruck mit seinem Bruder trat Zeke schnell einen Schritt zurück. „Wie könnte ich der Gelegenheit widerstehen, Trauzeuge zu sein? Die Chance kommt vielleicht nie wieder.“

Flynns Lächeln wurde ein bisschen verkrampft, doch er wahrte verbissen den Schein. Immer musste Flynn herauskehren, wie loyal er gegenüber der Familie war. Dass er ein Teil der Familie war, obwohl er sich niemals wirklich zugehörig gefühlt hatte. Und dabei hatte ihr Vater ihn stets vorgezogen. Das hätte Flynn eigentlich davon überzeugen müssen, dass es in der Familie nur einen Goldjungen gab und Blutsverwandtschaft nicht das Wichtigste war.

„An einem so wichtigen Tag möchte ich niemand anders als meinen Bruder an meiner Seite haben“, sagte Flynn.

Das klang nicht einmal wie eine Lüge, was Zeke für eine beachtliche Leistung hielt.

„Wirklich? Ich war schon etwas überrascht, gefragt zu werden, ob ich dein Trauzeuge sein will. Allerdings war ich nicht so überrascht wie Thea eben bei meinem Anblick.“ Sie funkelte ihn wütend an und schmiegte sich enger an Flynn. Die Anziehungskraft zwischen Thea und Flynn war gleich null. Und es war völlig ausgeschlossen, dass sie schon einmal miteinander geschlafen hatten. Was in aller Welt wollte Thea bloß mit ihm anfangen?

„Du hast gesagt, er kommt nicht“, erinnerte sie ihren Verlobten – ziemlich vorwurfsvoll, wie Zeke fand.

„Ich war nicht sicher, ob er es tun würde“, gab Flynn zu und lächelte Thea entschuldigend an.

Zeke war nicht sicher, ob ihm der Gedanke gefiel, dass sie in seiner Abwesenheit über ihn sprachen. Wie viel hatte Thea seinem Bruder erzählt?

„Zeke hat uns zwar damals den Rücken gekehrt, aber fragen musste ich ihn. Er ist schließlich mein Bruder.“

„Und das ist der einzige Grund?“ An sein Verschwinden erinnert zu werden war nicht schön, doch Zeke verdrängte sein Unbehagen. Er hatte keine andere Wahl gehabt. Sein Vater hatte seinen Standpunkt sehr deutlich gemacht und damit alle Alternativen vom Tisch gewischt, die Zeke vielleicht gehabt hätte. Er war nur lange genug geblieben, um mit Thea zu reden, und noch am selben Abend war er weg. Und niemand, der ihn jetzt sah und wusste, wie viel er erreicht hatte, konnte behaupten, dass Zeke einen Fehler gemacht hatte, indem er gegangen war.

Flynn beantwortete seine Frage nicht. Seufzend sagte er: „Dad hat für heute Abend ein Essen geplant, um dich zu Hause willkommen zu heißen.“

Eine luxuriöse Villa in der Toskana, die irgendeinem Kunden gehörte, war nicht „zu Hause“, ganz gleich, wie viele Swimmingpools sie hatte. Aber Zeke war zu dankbar für die Warnung, um seinen Bruder darauf hinzuweisen.

„Erst einmal müssen wir zu einer Besprechung mit der Hochzeitsplanerin, Liebling“, erinnerte Thea ihren Verlobten.

Das Kosewort klang unnatürlich, und Flynn schien es tatsächlich peinlich zu sein. Niemand würde jemals glauben, dass die beiden sich liebten. Oder dass sie sich nackt sehen wollten … Zeke konnte sich ihre Hochzeitsnacht vorstellen: gezwungene Höflichkeit und in der Mitte des Betts eine Mauer aus Kopfkissen zwischen ihnen.

„Sie konnte nicht länger bleiben“, erwiderte Flynn. „Ich denke, wir haben die offenen Detailfragen inzwischen sowieso geklärt. Ich habe ihr gesagt, du rufst sie später an, wenn dir noch irgendetwas Sorgen macht.“

„Ich bin sicher, dass alles in Ordnung ist.“ Thea lächelte gelassen.

Sogar das kam Zeke falsch vor. Sollte sich eine Frau, die in zwei Tagen heiratete, nicht ein bisschen mehr mit den Details befassen?

Irgendwo ging eine Tür auf und schlug wieder zu.

„Steht ihr hier immer noch rum?“, fragte Helena. „Wird es nicht langsam Zeit, dass ihr euch fürs Dinner fertig macht? Thea, ich habe das Hausmädchen dein Kleid für heute Abend bügeln lassen. Es hängt in deinem Zimmer. Kann ich mir deine bronzefarbenen Schuhe ausleihen?“

„Ja. Natürlich.“

Genau das hatte Thea seit dem Tod ihrer Mutter immer zu Helena gesagt. Zeke fragte sich, ob sie sich überhaupt bewusst war, dass sie es tat.

„Komm mit, Helena, ich suche sie dir schnell heraus.“

Die Frauen gingen durch den Korridor, aber Helena kehrte noch einmal kurz um. „Ich hoffe, du hast deinen Smoking mit, Zeke. Es wird ein formelles Willkommensdinner.“

Also war sein Vater sicher gewesen, dass er kam, selbst wenn alle anderen nicht daran geglaubt hatten. Warum sonst hätte er ein formelles Abendessen planen sollen?

Helena lief zurück zu Thea, hakte sie unter und kicherte. Zeke konnte nicht umhin zu bemerken, dass sich Thea kein einziges Mal zu ihnen umgeblickt hatte.

Neben ihm lächelte Flynn unbehaglich. Zeke erinnerte sich plötzlich, dass sein Bruder es immer gehasst hatte, eine Fliege zu tragen. Wenigstens noch jemand, der sich an diesem Abend mies fühlen würde.

„Wir sehen uns beim Essen.“ Flynn bog in einen anderen Flur ab.

„Ich kann es kaum erwarten.“ Zekes Worte verhallten in der leeren Eingangshalle. „Das wird sicher ein Riesenspaß.“

2. KAPITEL

Thea hätte wissen müssen, dass es ihrer Schwester nicht nur um Schuhe ging.

„Also ist Zeke heimgekehrt. Schon ein Schock, was?“, fragte Helena, die auf Theas Bett lag.

„Ja.“ Thea steckte den Kopf in den Kleiderschrank und suchte ihre bronzefarbenen High Heels. Hatte sie die überhaupt eingepackt?

„Obwohl Ezekiel senior ein Willkommensessen für ihn geplant hat?“

„Wie gesagt, Flynn hat nicht geglaubt, dass er kommt, deshalb habe ich es auch nicht.“

„Dann war Flynn genauso geschockt?“, fragte Helena unschuldig.

„Wahrscheinlich. Er verbirgt es bloß besser.“

„Er verbirgt alles besser“, murmelte Helena. „Auf mich hat er jedenfalls nicht allzu überrascht gewirkt, als ich ihm gesagt habe, Zeke sei da.“

Thea gab ihre Suche nach den Schuhen im Kleiderschrank auf und zuckte die Schultern. „Vielleicht hat er mehr als ich darauf vertraut, dass sein Bruder das Richtige tun wird. Hmm. Anscheinend habe ich die bronzefarbenen Schuhe gar nicht mitgebracht.“

„Nein? Schade. Na schön, muss ich eben meine zinnfarbenen anziehen.“ Helena setzte sich auf und zog die Beine unter sich. „Warum traust du Zeke nicht? Ihr wart euch doch ziemlich nahe, bevor er weggegangen ist.“

Ihre Schwester hatte die ganze Zeit gewusst, dass sie die Schuhe nicht hatte! Sie hatte nur einen Vorwand gebraucht, um sie über Zeke auszufragen. Typisch! „Wir waren befreundet, Helena. Wir alle waren miteinander befreundet. Schwer, es nicht zu sein, wo sie doch ständig bei uns zu Hause waren.“

„Oder wir bei ihnen“, stimmte Helena zu. „Besonders nachdem Mum …“

„Ja.“

Isabella Ashton hatte Mitleid mit den mutterlosen Morrison-Mädchen gehabt. Sie hatte versucht, der vierzehnjährigen Thea beizubringen, den Haushalt ihres Vaters zu führen und die perfekte Gastgeberin zu spielen. Bis Thea bewiesen hatte, dass sie der Aufgabe nicht gewachsen war. Da hatte Isabella einfach alles selbst in die Hand genommen. Vielleicht wäre es eine Erleichterung gewesen. Doch seit damals hatte Thea mit dem Gefühl leben müssen, ihren Vater enttäuscht zu haben.

Sie haben dafür gesorgt, dass ich mich in meiner eigenen Familie wie eine Außenseiterin fühle.

Thea schluckte und verdrängte den Gedanken. An den Aspekt erinnerte sich Helena wahrscheinlich nicht. Was sie anbelangte, hatten sie von Isabella jeden mütterlichen Rat bekommen, den sie benötigten. Ob sie ihn wollten oder nicht.

Sie ging zum Schminktisch und suchte nach der Halskette, die Isabella ihr zu ihrem achtzehnten Geburtstag geschenkt hatte. An dem Abend, als sich Zeke abgesetzt hatte. Thea wollte sie heute Abend tragen, zusammen mit dem Ring ihrer Mutter. Isabella schätzte solche Gesten.

„Und du hast wirklich nicht mehr mit Zeke gesprochen, seit er weggegangen ist?“, fragte Helena.

Wie viel ahnte ihre Schwester von ihrer Beziehung zu Flynns Bruder? Zu viel, befürchtete Thea.

„Kein einziges Mal in acht Jahren“, erwiderte sie sehr bestimmt und legte sich die Kette um den Hals.

„Seltsam.“ Helena stand vom Bett auf, stellte sich hinter sie, nahm ihr die Kette ab und machte den Verschluss zu. „Glaubst du, er ist deshalb jetzt zurückgekommen? Weil du heiratest?“

„Als ich das letzte Mal fast geheiratet habe, ist er nicht gekommen.“

„Und das Mal davor auch nicht“, sagte Helena fröhlich. In ihren Augen war Thea wohl eine Art Serienverlobte. „Aber da wolltest du auch nicht seinen Bruder heiraten.“ Und du hast es nicht durchgezogen. Das blieb jedoch unausgesprochen.

Thea sank auf den Schminktischstuhl. Wäre das nicht typisch für Zeke? Dass es ihm egal war, wenn sie einen anderen heiratete, solange es keine Kränkung für ihn war? Wusste er überhaupt von den anderen? Wenn ja, hatte sie jede Menge spöttische Bemerkungen zu erwarten. Toll. Weil sie ja bei der Arbeit, von Freundinnen und in den Klatschkolumnen noch nicht genug davon bekommen hatte!

Nur Helena hatte sie nie kritisiert. Und ihr Vater hatte bloß die Eheverträge zerrissen, seine Sekretärin gebeten, die Hochzeitsvorbereitungen abzusagen, und gesagt: „Nächstes Mal, vielleicht?“

Es war einfach so, dass sie jedes Mal geglaubt hatte, sie hätte einen Platz gefunden, an den sie gehörte. Jemanden, zu dem sie gehörte. Bis sich herausgestellt hatte, dass Thea doch nicht war, was die Männer wirklich wollten. Sie war wohl einfach nicht gut genug.

Außer für Flynn. Er wusste genau, was er bekam, und warum. Er hatte es erwogen, sich dafür entschieden und einen Vertrag ausgearbeitet, der bis ins Einzelne alles regelte. Genau das, was sie brauchte. Das mit Flynn war Liebe im Stil eines Geschäftsabschlusses. Es passte ihr ausgezeichnet.

Zeke würde es absurd finden, wenn er es wüsste. Aber Thea glaubte nicht, dass ihr Liebesleben der Grund für seine Rückkehr war.

„Deshalb ist er nicht gekommen.“

„Vielleicht denkt er zum ersten Mal, dass du es tatsächlich durchziehst, Thea.“

„Du lässt es klingen, als würde ich total spinnen.“

Seufzend nahm Helena eine Haarbürste vom Schminktisch und fuhr damit durch ihre blonden Wellen. Thea hatte es schon vor Jahren aufgegeben, sich zu wünschen, sie hätte solches Haar. Langweiliges Dunkelbraun war vollkommen ausreichend.

„Du spinnst nicht. Du bist nur … unsicher.“

„‚Entscheidungsbehindert‘, sagt Dad.“

Helena lachte. „Das stimmt nicht. Du hattest einen sehr guten Grund, diese Typen nicht zu heiraten.“

„Weil der eine ein Blödmann war, der nur mein Geld wollte, und mich der andere betrogen hat?“ Und sie hatte es nicht erkannt, beide Male nicht, bis es fast zu spät war. Hatte nicht begriffen, dass sie für den einen als Liebhaberin nicht gut genug war und für den anderen als Mensch weniger wert war als Bargeld. Niemals so wertvoll, dass sie um ihrer selbst willen geliebt wurde.

„Weil du sie nicht geliebt hast.“ Helena legte die Bürste hin. „Was mich wieder auf die Frage bringt, warum du eigentlich Flynn heiratest.“

Thea sah weg vom Spiegel. „Wir werden gut zusammen sein. Flynn ist ruhig, vernünftig, anständig. Er wird einen wundervollen Ehemann und Vater abgeben. Unsere Familien werden zu einer, so, wie alle es immer wollten. Es ist gut für das Unternehmen, gut für unsere Eltern und gut für uns. Diesmal weiß ich genau, worauf ich mich einlasse. Dass ich die richtige Entscheidung getroffen habe.“

Diesmal. Dieses eine Mal. Nach den vielen schlechten Entscheidungen in ihrem Leben musste sie bei dieser bleiben, die ihr wieder eine richtige Familie geben würde – und einen Platz darin. Flynn brauchte sie, brauchte die Legitimität, die sie ihm schenkte. Thea war sich der Ironie wohl bewusst: Er brauchte ihre Morrison-Linie, um seine Chancen zu zementieren, das Unternehmen zu erben, während sie ihn – den adoptierten Ashton-Sohn – brauchte, um ihren Platz in ihrer eigenen Familie zurückzugewinnen.

Helena schwieg lange. Denkt sie daran, wie oft ich schon falsch gelegen habe? fragte sich Thea. Nicht nur mit Männern, sondern mit allem … mit Helena. Mit jener einen fatalen Entscheidung, deren Folgen Helena niemals vergessen würde.

Aber als sie wieder das Spiegelbild ihrer Schwester anblickte, lächelte Helena sie an und sagte: „Du solltest besser für die Cocktails nach unten gehen. Und ich muss meine zinnfarbenen Schuhe suchen. Wir treffen uns unten, ja?“

Thea nickte.

An der Tür zögerte Helena. „Thea? Vielleicht wollte er dich einfach wiedersehen. Damit er mit der Vergangenheit abschließen kann … oder irgend so etwas.“

Thea wünschte sich, dass ihre Schwester recht hatte. Dass Zeke bereit war, all die Kränkungen und die Verbitterung hinter sich zu lassen. Vielleicht konnten sie eine neue Familiendynamik finden, eine, die ihnen allen gut passte.

Und ihre Hochzeit war der Anfang. Thea holte tief Luft und ging nach unten, um ihrer Familie gegenüberzutreten, der alten und neuen, und den verlorenen Sohn zu Hause willkommen zu heißen. Ob es diesem gefiel oder nicht.

Für einen Smoking war es viel zu heiß. Wer hatte eigentlich die blöde Idee gehabt? Ach ja, sein Vater.

Typisch.

Zeke ging die Treppe hinunter und steuerte auf den vorderen Salon zu. Und auf den Alkohol, hoffentlich … Was wollte sein Vater eigentlich mit diesem Abendessen beweisen?

Nur einer hatte es vor ihm an die Hausbar geschafft. Es wunderte Zeke nicht sonderlich, dass es Thomas Morrison war. Schon immer hatte er vor dem Abendessen gern einen Martini getrunken. Aber als er aufsah und ihn musterte, hatte Zeke den Eindruck, dass Theas Vater auf ihn gewartet hatte.

„Zeke.“ Thomas hielt ihm ein gefülltes Cocktailglas hin. „Du bist also tatsächlich gekommen.“

Wachsam nahm Zeke den Drink entgegen. „Du klingst enttäuscht.“

„Ich bin doch bestimmt nicht der Einzige, der überrascht ist, dich wieder bei uns zu sehen.“

Zeke dachte an Thea in den Dessous, die sie für seinen Bruder gekauft hatte, wie sie ihn angestarrt hatte, als wäre er von den Toten auferstanden. War er für sie wirklich tot und begraben? Er hatte immer im Hinterkopf gehabt, dass er zurückkommen würde. Dann, wenn er dazu bereit war. Wenn er sich bewiesen hatte. Wenn er genug war. Die Hochzeit hatte ihn lediglich ein bisschen unter Druck gesetzt.

„Ich möchte gern glauben, dass ich eine angenehme Überraschung bin.“

Thomas nippte an seinem Martini, und Zeke fühlte sich verpflichtet, seinem Beispiel zu folgen. Doch bereits nach dem ersten Schluck wünschte Zeke, er hätte es nicht getan. Offensichtlich liebte Thomas starke Drinks. Zeke stellte das Glas zurück auf die Hausbar.

„Das hängt davon, ob du planst, deiner Mutter noch einmal das Herz zu brechen“, sagte Thomas.

„Auf mich hat sie nicht verzweifelt gewirkt“, erwiderte Zeke erstaunt. Bei seiner Ankunft hatte sie ihn unaufgeregt begrüßt. Als wäre er nur ein Gast mehr, für den sie die perfekte Gastgeberin spielen musste.

„Du kennst deine Mutter nicht.“

„Aber du.“ So neu war der Gedanke nicht. Die beiden Familien waren immer ein bisschen zu eng verbunden gewesen, hatten sich zu sehr auf der Pelle gesessen. Und nach dem Tod von Thomas’ Frau … tja, es waren nicht nur seine Töchter gewesen, um die sich Flynns und Zekes Mutter kümmern wollte.

„Deine Mutter und ich sind alte Freunde, Junge. Genauso wie dein Vater und ich.“

War das alles? Wenn es eine Lüge war, dann hatten sie sich alle schon so lange etwas vorgelogen, dass es jetzt fast die Wahrheit zu sein schien.

„Und ich war für sie beide da, als du sie verlassen hast. Ich glaube, keiner von uns will das noch einmal erleben.“

Vielleicht hatten die acht Jahre Thomas’ Erinnerung verzerrt. Zeke war sicher, dass sein Verschwinden seinen Vater überhaupt nicht gestört hatte. Wahrscheinlich hatte er gerade das gewollt. Warum sonst hatte er Flynn und nicht ihn zu seiner rechten Hand bei Morrison-Ashton gemacht? Nur dass Zeke wusste warum, auch wenn er es nicht verstand. Er hatte die perverse Begründung seines Vaters gehört. Deshalb war er damals ja fortgegangen.

„Du meinst also, ich sollte diesmal bleiben?“, fragte Zeke. Er hatte nicht die Absicht, das zu tun. Sobald er wusste, worauf sein Vater aus war, würde er wieder verschwinden.

„Ich meine, wenn du wieder weggehen willst, solltest du während deines Aufenthalts gar nicht erst zu eng in Kontakt kommen.“ Thomas’ Blick war stahlhart.

Und plötzlich wusste Zeke, dass es hier nicht um seinen Vater und nicht um seine Mutter ging.

Es ging um Thea.

Wie aufs Stichwort hörten sie Schritte in der Eingangshalle. Zeke drehte sich um und sah Thea an der Tür, wunderschön in einem schulterfreien pfauenblauen Abendkleid, das dunkle Haar zurückgesteckt, die leuchtend blauen Augen wachsam auf ihn und ihren Vater geheftet.

Thomas schlug ihm auf die Schulter und sagte: „Willkommen zu Hause, Zeke.“

Dabei warf er seiner Tochter einen Blick zu, der Zeke klarmachte, was unerwähnt blieb: Bleib nur nicht zu lange.

Es war eine gestelzte Unterhaltung, die die drei miteinander führten und die Atmosphäre war mehr als angespannt – bis Helena hereingerauscht kam. Sie trug die zinnfarbenen Schuhe, die perfekt zu ihrem Kleid passten. Sie mixte Drinks, plauderte und lächelte, und als sie ihrem Vater einen weiteren Martini in die Hand drückte, schienen die Spannungen endgültig nachzulassen. Thea konnte endlich wieder normal atmen.

Zumindest bis sie wieder Zeke anblickte. Der Junge, den sie geliebt hatte, war erwachsen geworden. Selbstsicher stand er jetzt vor ihr. In einem Smoking, der keineswegs verbarg, wie athletisch sein Körper geworden war. Ja, sie wollte diesen Mann kennenlernen. Sie wollte die Unterschiede erforschen, herausfinden, wie er jetzt war.

Hör auf damit! Du bist mit seinem Bruder verlobt.

Einen Moment später kamen Flynn und seine Mutter in den Salon. Plötzlich wurde es fast einfach. Sowohl Flynn als auch Helena verstanden es, Menschen zu beruhigen, sie dazu zu bringen, sich trotz aller Sorgen zu entspannen und zu lächeln.

Flynn war schon immer so gewesen. Immer der ruhende Pol der Familie, das Gegengewicht zu Zekes überdrehter Genialität. Helena war erst später so geworden. Während ihrer Kindheit war Thea die vernünftige, verantwortungsbewusste Erstgeborene gewesen, zumindest, wenn die Leute zusahen. Helena hatte Wutanfälle gekriegt und Chaos gestiftet. Doch dann hatte Thea gepatzt. Helena war in die Rolle ihrer Schwester hineingewachsen, während Isabella die Aufgaben der Mutter und Gastgeberin übernommen hatte, für die Thea als ungeeignet galt.

Manchmal fragte Thea sich, ob man sie überhaupt behalten hätte, wenn ihre Funktion im Unternehmen nicht gewesen wäre. Eigentlich hatte niemand sie wirklich gebraucht. Bis Flynn eine Braut mit einem passenden Stammbaum benötigte.

„Wollen wir zu Tisch gehen?“, fragte Isabella. „Mein Mann wird nachkommen. Er hat noch eine kleine Sache zu erledigen.“

Eigentlich war es ja Ezekiel gewesen, der auf diesem großen Abendessen für den verlorenen Sohn bestanden hatte. Es wäre ja wohl das Mindeste gewesen, daran teilzunehmen. Auch Thea wäre es am liebsten, wenn Zeke wieder dorthin verschwinden würde, wo er die vergangenen acht Jahre gewesen war, und sie war trotzdem hier.

Sie sah Zeke an und stellte fest, dass er sie belustigt beobachtete. Während sie alle ins Esszimmer gingen, schlüpfte er neben sie.

„Fühlst du dich um meinetwillen durch die Verspätung meines Vaters beleidigt?“, fragte er. „Das ist nett, aber unnötig. Der ganze Abend könnte viel angenehmer werden, wenn er überhaupt nicht auftaucht.“

„Ich finde es nur ein bisschen unhöflich, das ist alles.“

„Unhöflich. Natürlich.“

Er bot ihr den Arm, aber Thea ignorierte es. Zeke sah in diesem Smoking so wahnsinnig toll aus. Ihn jetzt berühren? Das fehlte gerade noch!

„Deshalb hast du also die Stirn gerunzelt und missbilligend die Lippen zusammengepresst.“

„Mir war nicht bewusst, dass ich das getan habe.“

Zeke lachte. „Du hast es immer schon getan, wenn jemand gemein zu mir war. Oder zu Flynn oder Helena. Es ist süß, aber in diesem Fall unnötig.“

Thea versuchte, sich ihre Verärgerung nicht anmerken zu lassen. Ganz zu schweigen von ihren verräterischen Gedanken, musste sie sich jetzt auch noch um ihre verräterische Mimik sorgen …

Sie waren nur sechs beim Essen, sieben, falls Ezekiel noch kam, und sie sammelten sich um das eine Ende des ungeheuer großen Tischs. Ihr Vater saß obenan, Isabella neben ihm und Flynn neben seiner Mutter. Thea saß gegenüber von Flynn, eingeklemmt zwischen ihrem Vater und Zeke. Neben Zeke saß schließlich Helena. Sie hatten es schon durch den ersten Gang geschafft, als Ezekiel hereinkam und sich neben Flynn setzte. Nachdem er Zekes Anwesenheit mit einem knappen Nicken quittiert hatte, begann er sofort mit seinem älteren Sohn übers Geschäft zu reden.

Zeke rührte einfach weiter in seiner Suppe herum, als hätte er seinen Vater gar nicht bemerkt.

„Hat er dich heute Nachmittag schon begrüßt?“, fragte Thea. Aber sie wusste, dass Ezekiel senior sich den ganzen Tag in seinem provisorischen Büro eingeschlossen hatte, deshalb war es unwahrscheinlich.

Zeke lächelte schief. „Du kennst meinen Vater. Zuerst die Arbeit.“

„Tja, wenn er dich nicht fragen will, werde ich es tun. Also, Zeke, was hast du die vergangenen acht Jahre gemacht?“

„Das weißt du nicht? Du bist doch im Familienunternehmen für Public Relations und Marketing verantwortlich. Ich hätte gedacht, es sei deine Aufgabe, über eure Konkurrenten informiert zu sein.“

Zu spät erkannte Thea die Falle, in die sie gegangen war. „Ach, was du beruflich machst, weiß ich“, sagte sie gespielt lässig. „Wer weiß das nicht? Du hast ein Unternehmen gegründet, um mit uns zu konkurrieren. Über so etwas wird in den Medien gern geklatscht. Aber ‚This Minute‘ gilt nicht gerade als ernst zu nehmender Konkurrent von Morrison-Ashton. Verglichen mit uns ist es eher ein kleiner Fisch.“

„‚This Minute‘ sollte nie ein großer Medienkonzern werden. Für mich können große Unternehmen nicht schnell genug agieren.“

Das klang glaubwürdig. Zeke war keiner, der in Meetings saß und darauf wartete, dass Dinge genehmigt wurden, die er erledigt haben wollte. Den Gerüchten nach konnte nicht einmal mehr sein innovativer digitaler Nachrichtendienst Zekes Interesse wachhalten.

„Ich habe gehört, du willst verkaufen.“

„So?“ Zeke blickte über den Tisch zu seinem Vater und Flynn, die noch immer in ihr Gespräch vertieft waren. „Das erklärt vieles.“

„Zum Beispiel?“

„Zum Beispiel, warum mich mein Vater auf meiner Einladungskarte höchstpersönlich dazu aufgefordert hat, an der Hochzeit teilzunehmen. Er will mit mir über ‚This Minute‘ sprechen.“

Also deshalb war Zeke zurück. Es hatte tatsächlich nichts mit ihr oder Flynn oder der Hochzeit zu tun. Nicht, dass sie es wirklich geglaubt hatte, aber Thea wurde trotzdem schwer ums Herz. „Du denkst, er will es kaufen?“

„Er ist dein Vorstandschef. Was denkst du?“

Thea musste zugeben, dass es vernünftig wäre. Ihre eigenen Vierundzwanzigstunden-Nachrichtensender konnten mit der Aktualität von Internetseiten nicht mithalten. ‚This Minute‘ zu kaufen wäre letztlich billiger, als ein eigenes Format zu entwickeln. Und es würde Zeke in den Schoß der Familie zurückholen …

„Ja, ich denke, er will kaufen.“

„Wir werden es ja herausfinden“, sagte Zeke. „Falls er sich jemals dazu herablässt, mit mir zu sprechen.“

„Würdest du dann bei ‚This Minute‘ bleiben?“, fragte Thea, während das Hausmädchen die Teller abräumte und Wein nachschenkte. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass Zeke für Morrison-Ashton arbeitete. Und wenn er es täte, wäre er da, mit ihr in einem Gebäude, jeden Tag …

„Nein. Ich will etwas Neues machen.“ Er lächelte. „Tatsächlich will ich es noch einmal machen.“

„Ein neues Unternehmen gründen? Warum? Warum genießt du nicht einfach eine Zeit lang deinen Erfolg?“

„Wie dein Vater?“

Thea schüttelte den Kopf. „Mein Vater war niemals ein Geschäftsmann, das weißt du. Er hat das Geld zur Verfügung gestellt, im Aufsichtsrat gesessen …“

„Und die eigentliche Arbeit meinem Vater überlassen.“ Zeke hob die Hand, bevor Thea protestieren konnte. „Ja, ich weiß, keiner hätte es ohne den anderen geschafft. Wird es nicht immer so erzählt? Jeder hat etwas Wichtiges eingebracht.“

„Es hat funktioniert.“

„Und jetzt übernimmt mit dir und Flynn die nächste Generation. Ihr führt die Familien zusammen und zeugt den einen rechtmäßigen Erben.“

Thea sah weg. „Hör auf damit, so über meine Hochzeit zu reden.“

„Warum? Es geht doch ums Geschäft, stimmt’s?“

„Und um meine Zukunft. Mein Leben und das meiner Kinder.“ Das brachte Zeke zum Schweigen. Thea nutzte es, um das Gespräch wieder auf die Frage zu lenken, der er ausgewichen war. „Warum noch ein Unternehmen gründen?“

„Es ist wohl einfach die Herausforderung. Die Chance, etwas zu entwickeln, was es noch gar nicht gibt, etwas Großartiges zu erschaffen. Etwa Eigenes.“

Das klang für Thea, als würde es Zeke nicht genügen, ein neues erfolgreiches Unternehmen zu gründen. Als würde er nach den Sternen greifen.

„Du möchtest Erfolg haben“, sagte sie langsam. „Aber du hattest schon Erfolg. Und du willst trotzdem noch mehr. Woher willst du wissen, wann es genug ist?“

Zeke blickte sie ernst aus seinen dunklen Augen an. „Ich werde es wissen, wenn ich am Ziel bin.“

3. KAPITEL

Jetzt wusste Zeke Bescheid. Hatte Thea seinem Vater von den Gerüchten erzählt, oder hatte der Alte seine eigenen Spione? So oder so, plötzlich verstand Zeke viel besser, warum er hier war. Ezekiel senior wollte ‚This Minute‘ haben.

Doch Zeke hatte nicht die Absicht, ihm das Unternehmen zu geben.

Während sich die anderen das Dessert schmecken ließen, musterte er über den Tisch hinweg seinen Vater. Würde er es so hinstellen, als würde er ihm einen Gefallen tun? Oder tatsächlich zugeben, dass sein Sohn auch ohne die Unterstützung von Morrison-Ashton viel erreicht hatte?

Wahrscheinlich würde ihn der Alte nach dem Essen in sein Büro zitieren. Aber diesmal würde es zu seinen Bedingungen laufen. Ein Mal wollte Ezekiel etwas haben, was Zeke besaß, und nicht umgekehrt.

Allein dafür hatte es sich schon gelohnt, zu Flynns und Theas Hochzeit angereist zu sein.

Zeke wurde sich erst bewusst, dass er lächelte, als Flynn plötzlich aufsah und seinen Blick auffing. Hatte Daddy dem Goldjungen gerade die Neuigkeit mitgeteilt? Und bedeutete das, dass Thea ihrem Liebling nichts von den Gerüchten erzählt hatte, die sie gehört hatte?

Sein Bruder sah wieder weg, und Zeke griff nach seinem Löffel. „Hast du es Flynn nicht erzählt?“

Theas Löffel stieß klirrend gegen den Rand ihrer Schüssel. „Was erzählt?“, fragte sie mit weit aufgerissenen Augen.

Interessant. „Dass ich ‚This Minute‘ verkaufen will, habe ich gemeint. Jetzt frage ich mich allerdings, was du deinem Verlobten sonst noch verschweigst.“

„Ich habe Flynn nichts davon gesagt, weil es ihn nicht direkt betrifft und es nur ein Gerücht war. Wenn dein Vater das Unternehmen haben will, wird er Flynn bestimmt informieren. Außerdem sprechen wir nicht über dich.“

„Gar nicht?“ Das war ein schwerer Schlag für Zeke.

„Flynn hat mir mitgeteilt, dass du nicht zur Hochzeit kommst. Abgesehen davon? Nein.“ Thea zuckte die Schultern. „Was sollen wir groß reden? Du bist weggegangen.“

Und sie hatte ihn vergessen. Standpunkt klargemacht. Und ihn mitten ins Herz getroffen.

Aber wenn sie nicht über ihn sprachen … „Dann hast du Flynn nie von uns erzählt?“

„Warum sollte ich? Das gehört der Vergangenheit an. Und ich hatte keinen Grund, zu glauben, dass du noch einmal zurückkehren würdest.“

„Und jetzt?“

Thea blickte ihm in die Augen. „Jetzt gibt es nichts mehr zu sagen.“

„Zeke.“

Er drehte sich um – und sah seinen Vater hinter sich stehen.

„Ich würde gern in meinem Büro mit dir reden, Zeke. Nach acht Jahren … haben wir viel zu besprechen.“

Ezekiel hatte sich ein Zimmer an der Vorderseite der Villa als Büro ausgesucht, das wohl normalerweise eher für kleine Empfänge genutzt wurde. Der übergroße Schreibtisch in der Mitte musste aus einem anderen Raum im Haus hereingebracht worden sein, weil er in dem Salon völlig deplatziert aussah.

Zeke setzte sich nicht auf den offenbar für Besucher gedachten Stuhl, sondern in einen Ledersessel vor dem Kamin. Er war kein Kind mehr und musste seinen Vater nicht mehr über einen einschüchternd großen Schreibtisch hinweg anblicken und auf das Urteil warten.

„Setz dich“, forderte Ezekiel ihn auf, lange nachdem Zeke es schon getan hatte. „Whisky oder Brandy?“

„Ich würde lieber gleich zur Sache kommen.“

„Wie du willst.“ Ezekiel ging trotzdem zur Hausbar und schenkte sich einen Whisky ein. Zeke knirschte mit den Zähnen.

Schließlich setzte sich sein Vater in den Sessel gegenüber und stellte das Glas auf den Tisch zwischen ihnen. „Du verkaufst also dein Unternehmen.“

„Das Gerücht habe ich auch gehört“, erwiderte Zeke.

„Ich habe mehr als ein Gerücht gehört“, sagte Ezekiel. „Ich habe erfahren, dass du mit ‚Glasshouse‘ in Verhandlungen stehst.“

Zekes Schultermuskeln verkrampften sich. Außer Deb und ihm, dem Vorstandschef von „Glasshouse“ und seinen engsten Mitarbeitern wusste niemand davon. Was bedeutete, dass bei einem von ihnen etwas durchgesickert war.

„Also stimmt es.“ Ezekiel schüttelte den Kopf. „Unser größter Konkurrent, Zeke. Warum bist du nicht gleich zu mir gekommen? Oder ist das nur ein weiterer Versuch, von mir beachtet zu werden?“

Zeke wird nie damit aufhören, zu versuchen, seinen Bruder auszustechen. Die Worte, acht Jahre alt, hallten noch immer in ihm nach.

„Ich habe deine Aufmerksamkeit während der vergangenen acht Jahre nicht gebraucht, Vater. Ich brauche sie auch jetzt nicht.“

„Bist du sicher? Du hättest überall hingehen, alles Mögliche machen können. Und dennoch bist du im Land geblieben und hast ein Unternehmen gegründet, das dem Familienkonzern Konkurrenz macht.“

„Ich habe mich an das gehalten, wovon ich etwas verstehe“, konterte Zeke. Weil, okay, seinen Vater zu ärgern, war teilweise seine Motivation gewesen, aber eben nur teilweise.

Ezekiel blickte ihn lange fest an, und als Zeke nicht mit der Wimper zuckte, sagte er: „Hm …“

Zeke wartete.

„Du verstehst doch bestimmt, dass eine Zusammenarbeit meines Sohnes mit ‚Glasshouse‘ … inakzeptabel ist. Aber wir können das in Ordnung bringen. Arbeite mit uns zusammen. Wir zahlen, was auch immer ‚Glasshouse‘ zahlt, und du kannst deine kleine Firma unter dem Schutzschirm von Morrison-Ashton führen. Du könntest sogar unsere ganze Digitalsparte leiten.“

Ein gönnerhaftes „Lass mich deine Fehler ausbügeln“ schwang darin mit, doch es war tatsächlich ein Jobangebot. Ein gutes. Vorstand Digitale Medien … Dann hätte er genug Einfluss im Unternehmen, um nicht das Gefühl zu haben, dass Flynn sein Boss war. Und er würde jeden Tag mit Thea zusammenarbeiten …

„Nein danke.“ Zeke stand auf. Er brauchte nicht mehr die Anerkennung seines Vaters, musste nicht mehr besser sein als Flynn.

„Und wenn ich an deinen Familiensinn appelliere?“

Zeke lachte. „Den hast du mir gegenüber nie gezeigt. Du hast Flynn alle Chancen geboten, ihm hast du den Job gegeben, ihm dein Vertrauen geschenkt. Du wolltest, dass ich meinen eigenen Weg finde.“ Zeke ging zur Tür und riss sie auf. „Tja, Dad, ich habe ihn gefunden. Und er führt nicht zu Morrison-Ashton.“

„Was für ein Tag!“ Flynn setzte sich neben Thea auf die Hollywoodschaukel.

„Ja.“ Thea nahm die Tasse, die er ihr reichte, und atmete den Kaffeeduft ein. „Ist es …?“

„Koffeinfreier“, versicherte ihr Flynn. „Glaubst du etwa, ich weiß nicht, was meine zukünftige Frau gern mag?“

„Um ‚gern mögen‘ geht es weniger.“ Thea trank einen Schluck. „Eher darum, dass ich im Moment nicht noch etwas brauche, was mich nachts wach hält.“

„Hm.“ Flynn lehnte sich zurück, legte ihr den Arm um die Schultern und zog Thea an sich, wobei er sorgsam auf ihre Kaffeetasse achtete. „Möchtest du mir erzählen, was dich wach hält?“

Sie hatten noch kein gemeinsames Schlafzimmer. In Anbetracht ihres Ehevertrags schien es nicht nötig zu sein. Flynn musste nicht wissen, wie viele Stunden sie jede Nacht an die Zimmerdecke starrte und darauf wartete, dass die Hochzeit vorbei und ihre Zukunft gesichert war. Aber andererseits heiratete sie diesen Mann. Und sie wollte ihn als Lebenspartner. Was bedeutete, ihm zumindest einen Teil der Wahrheit zu erzählen.

„Ich bin nervös wegen der Hochzeit“, gab Thea zu.

„Macht es dich nervös, dass du mich heiratest? Oder ist es der Gedanke daran, durch den Tag zu kommen?“

„Hauptsächlich das Letztere.“ Thea legte den Kopf an Flynns Schulter und seufzte. „Ich will es nur hinter mir haben. Dass alle anderen abreisen und wir hier in Ruhe unsere Flitterwochen genießen können. Verstehst du?“

„Ich tue es. Wirklich.“

Thea lächelte. Deshalb würde ihre Ehe funktionieren. Sie passten zusammen, waren Partner. Wenn sie sich lieben würden, wären sie ein klassisches perfektes Paar.

Nur wäre Liebe – Leidenschaft, tiefe Gefühle, Kummer – auch das, was sie auseinanderbringen würde. Nein, diese Freundschaft war viel besser. Viel besser für ein friedliches Leben.

Jedenfalls dann, wenn sie erst einmal die Hochzeit hinter sich hatten.

„Dich stresst das auch, was?“ Thea tätschelte ihm mitfühlend den Oberschenkel. „Sei dankbar. Wenigstens hat meine Schwester dich nicht in deiner Hochzeitsunterwäsche überrascht.“

„Ich habe keine Hochzeitsunterwäsche“, sagte Flynn. „Einen Moment mal. Hat Zeke …?“

„Ja. Er hat behauptet, du hättest ihn geschickt, um mich für das Treffen mit der Hochzeitsplanerin abzuholen. Damit du mich vor dem großen Tag nicht in meinem Kleid siehst.“

„Tut mir leid“, entschuldigte sich Flynn. „Ich habe es getan, weil ich weiß, wie wichtig die Traditionen für dich sind. Ich wollte dich nicht aufregen.“ Er nahm ihr die leere Kaffeetasse ab und stellte sie auf den Tisch.

„Es ist nicht deine Schuld. Nur noch etwas, was diesen Tag schwierig gemacht hat.“

„Das erklärt, warum Zeke heute Nachmittag in dieser seltsamen Stimmung war. Er hat immer ein bisschen für dich geschwärmt.“

Ein bisschen geschwärmt! Thea drückte den Kopf an Flynns Brust, um ihre Reaktion zu verbergen. Das war ja wohl die größte Untertreibung aller Zeiten. Sie hatte zuerst angenommen, dass Flynn von ihrer Beziehung zu seinem Bruder etwas gewusst hatte. Viele andere hatten zumindest etwas vermutet, trotz aller Versuche, es geheim zu halten. Aber ihr war schnell klar geworden, dass Flynn keine Ahnung hatte.

„Ich glaube nicht, dass es deshalb ist. Es liegt sicher daran, dass er nach so langer Zeit wieder hier ist, uns alle wiedersieht. Das muss ein merkwürdiges Gefühl sein.“

„Es war seine Entscheidung“, sagte Flynn hart, unversöhnlich. „Er hätte jederzeit nach Hause kommen können.“

„Vielleicht.“ Warum war Zeke wirklich zurückgekehrt? Weil sein Vater ihn dazu aufgefordert hatte? Und weil er dem Alten zeigen wollte, dass er ihn nicht länger brauchte?

Flynn setzte die Schaukel in Bewegung. „Über meinen Bruder zu reden wird dir jedenfalls nicht helfen, dich zu entspannen. Lass uns über erfreulichere Dinge sprechen.“

„Zum Beispiel?“

„Unsere Flitterwochen“, sagte Flynn energisch. Die Hollywoodschaukel hörte abrupt auf, sich zu bewegen, und Thea spürte seine plötzliche Anspannung. „Ich meine … ich meine damit nicht …“

Thea lächelte an seinem Hemd. Er war so korrekt. „Ich weiß, was du meinst.“

„Ich dachte an die Tagesausflüge, die wir machen können“, erklärte er unnötigerweise. „Ich will nicht, dass du glaubst, ich erwarte … na ja, irgendetwas. So lautet unser Vertrag nicht.“

Thea setzte sich auf, damit sie sein Gesicht sehen konnte. Der Ehevertrag war schon vor Monaten abgefasst, unterschrieben und notariell beurkundet worden. Sie beide wussten, was sie von dieser Heirat wollten: die geschäftlichen Vorteile, die Kameradschaft, Treue. Im Dokument wurde der Punkt Kinder – und folglich Sex – als etwas angesprochen, worüber in drei Jahren verhandelt werden sollte. Das hatte Thea so gewollt. Bevor sie Kinder bekam, musste sie sich ihrer Rolle als Ehefrau sicher sein.

Inzwischen fragte sie sich jedoch, ob das ein Fehler gewesen war.

„Vielleicht sollten wir … Ich meine, wir können noch einmal über den Vertrag sprechen, wenn du willst.“

Flynn wurde reglos. Dann setzte er die Schaukel wieder in Bewegung. „Du hast es dir anders überlegt?“

„Ich möchte, dass wir eine stabile Ehe führen. Ich will keine zum Scheitern verurteilte leidenschaftliche Beziehung. Oder Wut und Eifersucht. Ich wünsche mir echte Freundschaft und Respekt, und ich weiß, dass du mir beides geben kannst.“

„Und Kinder?“, fragte Flynn.

Thea erinnerte sich daran, wie wichtig das für ihn war. Wie sehr er eine eigene Familie brauchte. Er musste für das Unternehmen einen legitimen Morrison-Ashton-Erben haben. Aber sie vermutete, dass es nicht der einzige Grund war.

„Ja, ich glaube schon“, erwiderte sie. „Ich hätte nur gerne zuerst ein bisschen Zeit für uns, damit wir uns besser kennenlernen können. Als Mann und Frau.“

Genügte das? Würde Flynn den Wink verstehen?

„Du möchtest, dass wir miteinander schlafen?“

„Ja.“

„Okay.“

Nicht gerade die Reaktion, auf die sie gehofft hatte. „Ist dir das recht?“

Flynn lächelte sie an. „Thea, du bist eine sehr schöne Frau, und ich bin stolz, dass du meine Frau wirst. Natürlich ist mir das recht.“

„Du hast dich nicht sonderlich begeistert angehört.“

„Ich bin es. Wirklich.“ Er zog sie wieder an sich und küsste sie auf die Schläfe. „Wer weiß? Vielleicht werden wir uns sogar ineinander verlieben.“

„Ja, vielleicht“, sagte Thea. Schließlich konnte sie ihrem zukünftigen Ehemann schlecht erklären, dass sie auf keinen Fall wollte, dass sie sich ineinander verliebten. Sex, Ehe, Kinder: schön und gut. Aber nicht Liebe.

Dass ihre Liebe nichts wert war, hatte sich schon zu viele Male erwiesen.

In der Villa war es still. Zeke nahm an, dass die anderen nach dem Essen im vorderen Salon noch etwas tranken oder ins Bett gegangen waren. Er ging zu den Terrassentüren. Vielleicht tat es ihm gut, frische Luft zu schnappen, draußen zu sein, weg vom Erwartungsdruck der Familie.

Nur dass die Terrasse schon besetzt war.

Minutenlang stand Zeke an der Tür und beobachtete die beiden auf der Hollywoodschaukel. Ganz gleich, was er vorhin gesehen und gedacht hatte, jetzt wirkten sie wie ein echtes Liebespaar. Flynns Arm um ihre Schultern … den Kuss, den er ihr auf die Schläfe gab. Thea hatte die Beine unter sich gezogen, so, wie sie früher als Teenager immer gesessen hatte. Die Erinnerungen waren stark. Thea, wie sie sich vor ihren Pflichten als Gastgeberin gedrückt und sich mit ihm versteckt hatte, sich ihm anvertraut, ihm ihre Hoffnungen, Pläne und Träume verraten hatte.

Es tat mehr weh, als er es wollte, Thea einen solchen Moment mit einem anderen teilen zu sehen. Und dass der andere sein Bruder war … Das brannte wie Feuer.

So sollte es nicht sein. Er war lange darüber hinweg, dass sie ihn zurückgewiesen hatte. Und schließlich hatte er reichlich Trost bei anderen gefunden. Thea hatte ihre Wahl vor acht Jahren getroffen, und er hatte damit gelebt. Er hatte sie nicht angerufen, sie nicht besucht, ihr keine Chance gegeben, es sich anders zu überlegen. Weil er nicht wollte, dass sie es tat.

Sie hatte sich für ihre Familien entschieden, er sich für sich selbst. Sie standen auf verschiedenen Seiten. Aus Liebe war Wut, sogar Hass geworden. Aber selbst Hass verblasste mit den Jahren. Er hasste Thea nicht mehr. Er wusste nicht, was er empfand. Mit Sicherheit nicht Liebe. Vielleicht … Bedauern? So ein schwacher, nachklingender Gedanke, dass alles anders hätte kommen können.

Aber das war es nicht, und Zeke war kein Mensch, der in der Vergangenheit lebte. Besonders jetzt nicht, da er das eine zurückgewiesen hatte, für das er als Junge alles gegeben hätte: die Anerkennung seines Vaters. Er wusste jetzt, wie wenig sie wert war. Er war endlich frei.

Bis auf diesen dünnen Faden, der ihn noch an die Frau auf der Hollywoodschaukel band. Und am Ende der Woche würde sogar der gekappt sein, wenn sie sich an einen anderen gebunden hatte.

Sein neues Leben würde beginnen, sobald er diesen Ort verließ. Und plötzlich wollte er die letzten Momente des alten Lebens auskosten.

Zeke trat hinaus auf die Terrasse, ein kleines Lächeln umspielte seine Lippen, als sein Bruder aufsah und ihn entdeckte.

„Zeke“, sagte Flynn, und Thea setzte sich ruckartig auf.

„Ich habe mich gefragt, wo ihr beide steckt“, log Zeke. Hatte er nicht, weil er sie sich so nicht hatte vorstellen können. Zusammen. „Dann ist das Dinner vorbei?“

Thea nickte. Sie rutschte näher an Flynn heran, damit Zeke sich zu ihnen auf die Schaukel setzen konnte. „Wie ist es gelaufen? Mit deinem Vater?“

„So ziemlich wie erwartet.“ Zeke beäugte den schmalen Platz und hockte sich stattdessen auf die Kante des niedrigen Tisches.

„Ich weiß nicht einmal, worüber er mit dir sprechen wollte.“ Flynn klang ein bisschen ungeduldig. „Etwas Geschäftliches, nehme ich an?“

„Du hast es ihm nicht erzählt?“ Zeke blickte fragend Thea an.

„Wir haben über wichtigere Dinge geredet“, erwiderte sie, was Flynn sanft lächeln und sie wieder auf die Schläfe küssen ließ.

Bei dem Anblick biss Zeke die Zähne zusammen. „Dein Vater wollte mein Unternehmen kaufen“, erklärte er seinem Bruder.

„Er ist auch dein Vater.“

Zeke lachte. „Nach heute Abend vielleicht nicht mehr.“

„Dann hast du Nein gesagt?“, riet Thea. „Warum? Um ihm eins auszuwischen? Du hast doch schon zugegeben, dass du vorhast, zu verkaufen.“

„Er wollte, dass ich für Morrison-Ashton arbeite.“

„Und das wäre natürlich das Allerschlimmste, was dir passieren könnte.“ Ihre Worte trieften vor Sarkasmus. „Bist du noch immer so böse auf ihn?“

„Nein, Thea. Ich versuche nicht, ihn zu verletzen oder ihm irgendetwas heimzuzahlen. Ich will einfach weitergehen. Alles hinter mir lassen und ein ganz neues Leben anfangen. Ein neues Unternehmen, möglicherweise auf einem neuen Gebiet. Ein neues Ich.“

„Dann werden wir dich nach der Hochzeit nicht wiedersehen?“, fragte Flynn.

„Ihr beide wärt vielleicht einen Besuch wert. Ich muss doch Onkel Zeke für eure Kinder spielen, stimmt’s?“

Flynns Miene wurde weicher, und er warf seiner Braut einen vielsagenden Blick zu. Thea sah hinunter auf ihre Hände, aber Zeke glaubte ein verlegenes Lächeln auf ihrem Gesicht zu erkennen.

Es traf ihn wie ein Schlag. Das waren die „wichtigeren Dinge“, über die sie gesprochen hatten. Kinder. Er hatte mit einer eingeübten ausweichenden Antwort gerechnet. Einem weiteren Anzeichen dafür, dass sie eine Scheinehe eingingen.

„Du wirst in unserem Haus immer willkommen sein“, erwiderte Flynn.

Für Brüder waren die Worte zu förmlich. Und sie waren zu distanziert für das, was Thea und er miteinander gehabt hatten. Und Zeke wusste, dass er das Angebot niemals annehmen würde. Weil er sie vielleicht nicht mehr liebte, aber ihre Zurückweisung Narben hinterlassen hatte.

Zeke konnte ihr nicht geben, was sie wollte, hatte es nie gekonnt. Das hatte sie sehr deutlich gemacht. In zwei Tagen heiratete sie, und danach würde er sie nie wiedersehen.

„Ich sollte ins Bett gehen.“ Thea stand auf. „Morgen ist noch ein langer Tag.“

Mit einem schnellen Blick auf Zeke beugte sie sich über Flynn und küsste ihn auf den Mund. Sanft, aber bestimmt. Und Zeke verstand, was sie ihm damit sagen wollte, laut und deutlich, danke. Sie hatte ihre Wahl getroffen – wieder – und blieb dabei.

Na schön. Das war schließlich ihre Entscheidung. Aber ihm war klar, dass die Narben nie ganz verheilen würden, wenn er nicht davon überzeugt war, dass sie glücklich war mit ihrer Entscheidung. Wenn er wirklich frei sein wollte, musste er sicher sein, dass Thea wusste, was sie tat.

Zeke stand auf. „Ich bringe dich zu deinem Zimmer.“

4. KAPITEL

Das war genau das, was Thea nicht wollte. Weshalb Zeke es wahrscheinlich tat.

Es war höchst seltsam gewesen, da draußen mit den beiden Brüdern zu sitzen und über ihre Zukunft zu reden, als könnte Zeke dazugehören. Es war schwer genug, mit Flynn das Thema Ehefrau und Mutter anzusprechen, ohne dass auch noch ihr Ex als Schwager hinzukam. Alles war so viel leichter gewesen, als sie geglaubt hatte, Zeke wäre für immer raus aus ihrem Leben.

In der Villa war es unheimlich still. Alle anderen mussten schon vor Stunden ins Bett gegangen sein. Thea spürte Zeke neben sich, seine Körperwärme eine ständige Erinnerung daran, wie nahe er war. Während sie die Treppe hochstiegen, er immer nur eine Stufe hinter ihr, überlegte sich Thea die Fragen, die sie stellen wollte.

Warum bist du wieder da?

Warum hast du nicht angerufen?

Was willst du jetzt von mir?

Sie konnte sich darauf keinen Reim machen. Aber vielleicht wusste Zeke die Antworten auch nicht.

„Mein Zimmer ist gleich hier vorn“, flüsterte Thea, als sie oben an der Treppe ankamen. „Du bist dort drüben, richtig?“

Er nickte, ging aber nicht zu seiner Tür. Nach einem Moment ging Thea zu ihrer, sich äußerst bewusst, dass er hinter ihr blieb. Die Hand auf dem Griff, fragte sie: „Was willst du, Zeke?“

Sie spürte sein Seufzen an ihrem Nacken. „Ich möchte sicher sein.“

„Sicher?“

„Dass du … glücklich bist. Dass dies wirklich das ist, was du willst. Bevor … ich abreise.“

„Du wirst nicht wieder zu Besuch kommen, nicht wahr?“ Thea hatte das gewusst, selbst als er davon gesprochen hatte, Onkel Zeke zu spielen. Im Grunde ihres Herzens hatte sie die Wahrheit die ganze Zeit über gewusst.

Zeke war hier, um sich zu verabschieden.

„Nein.“

Bei dem einen Wort drehte sich Thea um und stellte fest, dass sie zwischen seinem Körper und der Tür gefangen war. Zeke hatte eine Hand über ihrem Kopf an das Holz gestemmt, die andere war zur Faust geballt.

„Warum nicht?“, flüsterte Thea.

„Ich muss weitergehen. Weg von meiner Familie. Von deiner. Endgültig.“

„Dann hasst du uns nach acht Jahren immer noch?“

„Darum geht es nicht mehr.“ Zeke lachte leise. „Ich habe so viel Zeit damit verbracht, meinem Vater meine Fähigkeiten zu beweisen, sogar als ich ihn gehasst habe. So lange habe ich mein Leben wegen meiner Vergangenheit gelebt, auch wenn mir nicht bewusst war, dass ich es tue. Es wird Zeit, damit aufzuhören und mir ein Leben nur für mich selbst aufzubauen.“

Ohne uns, ergänzte Thea in Gedanken, was er nicht aussprach.

„Deshalb muss ich wissen … Bist du glücklich, Thea? Ist dies wirklich, was du willst? Oder tust du es nur, weil du glaubst, du solltest es tun?“

Zeke blickte ihr in die Augen, und sie wusste, dass sie nicht wegsehen konnte, selbst wenn sie es gewollt hätte.

War dies, was sie wollte? Sie dachte an Flynn, daran, wie einfach es mit ihm war im Vergleich zu ihren früheren katastrophalen Beziehungsversuchen. Dies tat sie nicht nur für ihre Väter oder für Helena, sondern für sich. Um sich geborgen zu fühlen, um ihren Platz im Leben zu kennen, um zu wissen, wohin sie gehörte.

„Dies ist, was ich will.“

Die Zeit dehnte sich aus, während Zeke ihr weiter in die Augen sah, als suchte er nach Wahrheiten. Schließlich senkte er den Blick.

„Okay …“, sagte er leise.

Thea war sicher, dass sie Erleichterung aus dem einen Wort heraushörte.

Langsam neigte er den Kopf und küsste sie, sanft und süß, bevor er zurücktrat.

„Ich hoffe wirklich, dass du mich diesmal nicht anlügst, Thea.“ Und damit drehte sich Zeke um und ging zu seinem Zimmer.

Sie stand da und blickte ihm nach. „Ich auch“, flüsterte sie, als er seine Tür hinter sich geschlossen hatte.

Zeke löste seine Fliege, warf sich aufs Bett und zog sein Telefon heraus. Er hatte Deb versprochen, sie zu informieren. Aber bis jetzt war er noch gar nicht dazu gekommen. Er sah auf seine Armbanduhr. In London war es früher als hier. Deb war bestimmt noch auf.

„Und?“, fragte Deb. „Wie läuft es?“

„Mein Vater will ‚This Minute‘ kaufen.“

„Er hat gehört, dass wir dabei sind, an ‚Glasshouse‘ zu verkaufen?“, fragte Deb, doch es klang, als hätte sie damit gerechnet.

Argwohn stieg plötzlich in ihm auf. „Ja. Irgendeine Idee, wie das passiert sein könnte?“

„Ich habe keine Ahnung“, erwiderte Deb. „Es ist ja irgendwie ganz gut, meinst du nicht?“

„Nein.“ Hatte sie es durchsickern lassen? Warum? Er sollte wütend sein, aber er vertraute Deb. Sie hatte immer einen völlig logischen Grund für das, was sie tat.

„Doch, Zeke. Erstens steigt mit zwei Kaufinteressenten der Preis. Und zweitens gibt es dir Gelegenheit, dich zu entscheiden, was du wirklich willst.“

Autor

Sophie Pembroke
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