Julia Extra Band 574

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AUF DER JACHT DES GRIECHISCHEN PLAYBOYS von LYNNE GRAHAM
Milliardär Jace Diamandis lädt Tierärztin Gigi zum Dinner auf seine Luxusjacht ein – nur zum Dank, weil sie seinen Hund gerettet hat! Doch als es heiß zwischen ihnen knistert, verführt er sie spontan. Ein Fehler? Schon bald steht sein sorgloses Playboyleben kopf …

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  • Erscheinungstag 16.09.2025
  • Bandnummer 574
  • ISBN / Artikelnummer 9783751534383
  • Seitenanzahl 432
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Lynne Graham, Ally Blake, Susan Meier, Caitlin Crews

JULIA EXTRA BAND 574

Lynne Graham

1. KAPITEL

„Ich hätte nicht gedacht, dass du tatsächlich kommst“, sagte Jaces Onkel Evander zu seinem Neffen, der ihn mit seinen über ein Meter neunzig um Haupteslänge überragte.

Jace trat von dem Hubschrauber weg, dessen silbernes Logo in der Sonne glänzte und allen zeigte, dass der milliardenschwere Eigentümer von Diamandis Industries endlich zu den Beerdigungsfeierlichkeiten eingetroffen war.

Er schenkte dem älteren Mann ein reuevolles Lächeln, in dem sich sowohl Respekt als auch Zuneigung spiegelten. Evander und sein britischer Ehemann Marcus hatten Jace aufgezogen, als sein eigener Vater ihn im Stich gelassen hatte. Sowohl Jace als auch sein Onkel galten als die Außenseiter der Familie Diamandis. Evander, weil er homosexuell war und es nicht versteckte, und Jace, weil sein Vater Argus ihn im zarten Alter von sechs Jahren verstoßen hatte.

Tatsächlich hatte Jace an jenem Tag beide Elternteile verloren. Seine Mutter war eine erfolgreiche und international anerkannte Opernsängerin gewesen, die Argus wegen eines anderen Mannes verlassen und ihren Sohn zurückgelassen hatte. Als sie und ihr Liebhaber kurz darauf bei einem Autounfall ums Leben gekommen waren, war Jaces Vater in ein viel zu schrilles Gelächter ausgebrochen. Danach hatte er nur noch einen letzten Blick auf seinen Sohn geworfen, der ihn mit seiner wilden Lockenmähne und den hellgrünen Augen seiner verstorbenen Frau angesehen hatte, bevor er Jace und seine Nanny in eine Limousine gesteckt und sie zum Anwesen seiner Eltern hatte bringen lassen. Eine Geste, mit der er seinen erstgeborenen Sohn offiziell verstoßen hatte.

Diese Entscheidung schien Argus auch in den darauffolgenden zweiundzwanzig Jahren nicht bereut zu haben … und nun war er tot. Obwohl sein Vater schnell wieder geheiratet und einen zweiten Sohn bekommen hatte, war Jace weiterhin abgelehnt worden. Einmal hatte sein Vater sogar versucht, ihn zu enterben und das Familienerbe stattdessen Jaces Halbbruder Domenico zuzusprechen. Jace hatte es den Anwälten seines Großvaters zu verdanken, dass dies verhindert worden war.

Eigentlich hatte Jace gar nicht zur Beerdigung seines Vaters gehen wollen, da es ihm heuchlerisch erschien. Doch bei ihrem letzten Familientreffen hatte Evander ihn daran erinnert, dass er trotz seines jungen Alters von achtundzwanzig Jahren und erst einem Bachelor in der Tasche jetzt das Oberhaupt der Familie Diamandis war, und dass er seinen rechtmäßigen Platz einzunehmen hatte. Und bevor Jace hatte widersprechen können, hatte seine Großmutter Electra Diamandis ihn in die Arme gezogen. Und wenn sogar sie zur Beerdigung kam, obwohl sie mit ihrem Sohn bis zu dessen Tod zerstritten gewesen war, konnte er sich schlecht davor drücken.

Nach der Bestattungsfeier in der Kirche stand Jace im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. „Warum starren mich alle so an?“, murmelte er.

„Du bist der Erbe des milliardenschweren Vermögens deines Vaters, und sie kennen dich nicht einmal“, sagte sein Onkel trocken. „Ich wette, jetzt bereuen sie es, dich so lange ignoriert zu haben.“

„Abgesehen von dir und Marcus wollte keiner von ihnen etwas mit mir zu tun haben“, entgegnete Jace grimmig. „Ihr wusstet, dass es meinen Vater verärgern würde, wenn ihr mich aufnehmt, und ihr habt es trotzdem getan.“

„Und jetzt können deine Cousinen im heiratsfähigen Alter auf einmal nicht genug von dir bekommen, wie es scheint“, flüsterte Evander.

Jace lachte amüsiert. „Ich habe meine Lektion mit Seraphina gelernt.“

„Ja“, erwiderte sein Onkel schmunzelnd, „ich erinnere mich nur zu gern an den Besuch meines Bruders Adonis, als er darauf bestand, dass du meine Nichte heiratest, weil du ihr angeblich die Unschuld geraubt hast. Aber Jace, bei den Schlagzeilen die du machst, musst du darauf gefasst sein, dass die Goldgräber der Familie versuchen werden, dich zu ködern.“

„Das liegt alles in der Vergangenheit. Ich bin jetzt erwachsen und viel ruhiger …“

„Von wegen“, unterbrach Marcus ihn von der anderen Seite. „Dein Playboy-Lifestyle ist alles andere als ruhig.“

„Ich bin nun einmal jung“, meinte Jace schulterzuckend.

„Aber du gehst auf die Dreißig zu und hattest noch nie eine ernsthafte Beziehung mit einer Frau“, sagte Evander. „Vielleicht solltest du darüber nachdenken …“

„Ich will keine Beziehungen.“ Um Himmels willen, nein! dachte Jace entsetzt. Er hatte Sex, keine Beziehungen. Er hielt sein Privatleben einfach und unkompliziert. Er tat, was er wollte, wann er wollte und mit wem er wollte. Und er war überzeugt, dass er so besser dran war.

„Du solltest es wenigstens einmal versuchen“, beharrte sein Onkel.

Jace knirschte mit den Zähnen. „Wie lange muss ich noch bleiben?“, fragte er ungeduldig. Die verlogene Aufmerksamkeit der Verwandten, die ihn sein ganzes Leben lang ignoriert hatten, begann ihm zuzusetzen.

„Sprich mit deinem Bruder, bevor du gehst“, sagte Evander.

„Warum sollte ich mit Domenico sprechen?“, fragte Jace argwöhnisch.

„Er hatte mit der Sache zwischen dir und deinem Vater nichts zu tun, und du bist sein großer Bruder“, erinnerte sein Onkel ihn trocken. „Du hast ihn noch nie getroffen. Fünf Minuten, Jace. Einen näheren Verwandten als ihn hast du nicht. Tu es uns zuliebe … bitte.“

Jace atmete langsam tief durch, um seinen aufsteigenden Zorn unter Kontrolle zu bringen. Doch dann dachte er zum ersten Mal darüber nach, und seine Wut verrauchte, denn wie immer war Evanders Rat weise. Ihr Vater war jetzt tot. Vielleicht war es an der Zeit, das Verhältnis zu seinem Bruder neu zu überdenken. Es war nicht Domenicos Schuld, dass Jace verstoßen, ignoriert und mit Enterbung bedroht worden war. Soweit er wusste, war Argus auch seinem Bruder ein lausiger Vater gewesen.

Die sehnsüchtigen Blicke ignorierend, die ihm von den weiblichen Gästen zugeworfen wurden, machte Jace sich auf die Suche nach Domenico, um zum ersten Mal in seinem Leben mit seinem Halbbruder zu sprechen …

„Was in aller Welt …?“, wunderte sich Gigi laut, als sie aus ihrem Wohnzimmerfenster sah und das große Tier beobachtete, das durch den dichten Verkehr schlich, die Leine schlaff am Halsband herabhängend.

Snowy, der zerzauste Kakadu in der Ecke des Raumes, versuchte, Gigis Worte nachzuahmen – jedoch nicht besonders erfolgreich. Humphrey, die Schildkröte, kaute gemächlich an einem Salatblatt. Hoppy, der Terrier, der auf dem Sofa döste, rührte sich nicht. Doch ihre Katze Tilly richtete sich in dem Sessel auf, auf dem sie geschlafen hatte, und sah ihr Frauchen aufmerksam an.

„Oh, um Himmels willen!“, rief Gigi, weil sich niemand um den törichten Hund auf der Straße zu kümmern schien. Bei dieser Erkenntnis rannte sie auch schon aus der Haustür, um eine Rettungsaktion zu starten.

Es war kein Straßenhund, der dort lässig mitten durch den dichten Verkehr spazierte, das erkannte sie als erfahrene Tierärztin sofort. Nein, dieses hübsche Tier musste einen Besitzer haben, und war ihm ganz offensichtlich davongelaufen.

Gigi lebte nun seit achtzehn Monaten in Griechenland auf der Insel Rhodos. Sie arbeitete in der Praxis eines kleinen Tierheims, war aber hauptsächlich hierhergekommen, um die griechische Seite ihrer Familie kennenzulernen. Leider hatte es nicht so funktioniert, wie sie es sich erhofft hatte. Vielleicht war sie einfach zu naiv gewesen. Aber andererseits war Gigi es gewohnt, von ihrer Familie enttäuscht zu werden. Wenn schon ihre eigene Mutter keine Zeit für sie gehabt hatte, warum sollte es ihr mit ihrem Vater und ihren Halbbrüdern anders ergehen? Trotzdem war sie froh, es versucht zu haben, denn so hatte sie immerhin ihre griechische Großmutter Helene kennengelernt, mit der sie sich sehr gut verstanden hatte. Dank Helene sprach Gigi jetzt fließend Griechisch. Leider war die ältere Frau vor drei Monaten verstorben.

Der Verkehr war mittlerweile zum Stillstand gekommen, nachdem mehrere Autos versucht hatten, dem Hund auszuweichen. Leider war der Schwanz des armen Tiers dabei zwischen zwei Fahrzeugen eingeklemmt worden. Gigi eilte herbei und machte sich daran, den Vierbeiner zu befreien, der ihr im Gegenzug dankbar über ihre nackten Beine schleckte. Sobald der Hund befreit war, lief sie mit ihm zurück ins Haus, um seine Verletzung zu behandeln.

„Oh, du bist einfach wunderschön und ein absoluter Schatz“, sagte sie liebevoll zu dem Tier, bei dem es sich um einen Irischen Wolfshund handelte, wie sie bei genauerem Hinsehen feststellte. Er war ein prächtiges Geschöpf, reinrassig und mit einem teuren Halsband versehen. Sie wettete, dass er gechippt war, was sie gleich morgen früh im Tierheim überprüfen würde, damit sie ihn an seinen Besitzer zurückgeben konnte. Aber zuerst musste sein Schwanz behandelt werden, bevor die Wunde sich entzündete.

Der Hund sprang fröhlich an ihr hoch, in dem Versuch, ihr das Gesicht abzuschlecken. „Gleich wirst du mich wahrscheinlich nicht mehr so mögen, wenn ich mit dir fertig bin“, warnte sie ihn, während sie ihre Tierarzttasche holte. „Mo“, las sie, als sie sich sein teures Halsband genauer ansah. „Ist das dein Name oder der Name deines Besitzers?“

Mo war ein absolut verschmustes Tier. Er schien zu spüren, dass Gigi ihm helfen wollte, und hielt still, während sie seinen verletzten Schwanz versorgte.

„Oh, ich wünschte, du wärst ein Straßenhund, dann könnte ich dich behalten“, sagte sie seufzend. Nachdem sie ihn gefüttert und spazieren geführt hatte, rollte er sich im Wohnzimmer zu ihren Füßen vor dem Sofa zusammen, erschöpft von der Aufregung des heutigen Tages. „Was für ein freundliches Wesen du hast“, sagte sie leise, als er eingeschlafen war.

Später in der Nacht musste Mo die Treppe hinaufgetappt und sich zu Gigi ins Bett geschlichen haben, denn als sie in den frühen Morgenstunden aufwachte, blickte sie in ein Paar treue, braune Augen neben sich. „Heute finden wir deinen Besitzer und bringen dich nach Hause“, sagte sie, nicht ohne etwas Bedauern.

Von dieser Ankündigung wenig beeindruckt, schlief Mo wieder ein und nahm dabei mehr Platz auf dem Bett ein, als Gigi für sich selbst hatte. „Du bist ganz schön verwöhnt, weißt du das?“, sagte sie liebevoll.

Mo wich ihr nicht von der Seite, als sie ihn an diesem Morgen fütterte und mit ihm spazieren ging. Sie war gerade auf dem Weg zu ihrem Auto, um ihn ins Tierheim mitzunehmen, als ihr einfiel, dass sie ihre Tierarzttasche zu Hause vergessen hatte. Obwohl es nicht ihr Zuhause war, wie sie sich traurig in Erinnerung rief, als sie das große „Zu Verkaufen“-Schild sah, das letzte Woche im Vorgarten aufgestellt worden war. Es war Helenes Haus gewesen, und nach dem Tod ihrer Großmutter war die Familie ihres Vaters verständlicherweise daran interessiert, es so schnell wie möglich zu Geld zu machen. Daher hatte sie beschlossen, mit ihren Haustieren nach England zurückzukehren. Als sie auf das Haus zuging, bemerkte sie ein paar Männer, die vor der Tür standen und ununterbrochen auf die Klingel drückten.

„Was um alles in der Welt geht hier vor?“, fragte sie, als sie sich durch die Gruppe von Männern in dunklen Anzügen drängte.

„Mo!“, rief eine tiefe, männliche Stimme neben ihr begeistert.

Mo reagierte nicht. Er leckte Gigi das Bein ab und rührte sich keinen Zentimeter.

„Was zur Hölle hast du ihm angetan?“, fragte dieselbe Stimme in anklagendem Ton. „Er ist verletzt … verletzt!“

Gigi steckte den Schlüssel ins Schloss und trat ins Haus – Mo folgte ihr auf dem Fuße. „Sobald ich seinen Mikrochip überprüft habe, können Sie ihn zurückhaben … aber keine Minute früher. Er hat Sie nicht einmal begrüßt, was seltsam ist, wenn Sie angeblich sein Besitzer sein wollen …“

„Wie können Sie es wagen?“, donnerte der Mann neben ihr.

„Nein, wie können Sie es wagen, wenn ich doch diejenige bin, die diesen armen Hund aus dem Verkehr gerettet und seine Verletzung behandelt hat?“, gab Gigi schlagfertig zurück. „Woher nehmen Sie sich das Recht, hierherzukommen und mich anzuschreien, Sie unverschämter Grobian!“

Zu sagen, dass Jace es nicht gewohnt war, von einer Frau so rüde behandelt zu werden, wäre noch eine Untertreibung gewesen. Ihm stand buchstäblich der Mund offen, als er auf sie hinuntersah, während sie ihn noch nicht eines einzigen Blickes gewürdigt hatte. Sie war unglaublich klein, mit einer langen, unordentlichen Mähne aus braunem Haar mit blonden Strähnen. Sie trug ein T-Shirt und Shorts, die ihre atemberaubenden Beine enthüllten, die er schon bewundert hatte, als sie mit seinem Hund auf ihn zugekommen war. Mo war der einzige Schwachpunkt in Jaces hartem Herzen. Als Jace gehört hatte, dass sein Hund weggelaufen war, während er bei der Beerdigung gewesen war, hatte er sich sofort auf die Suche nach ihm gemacht.

„Behandelt? Wie sollten Sie ihn behandelt haben?“, fragte Jace und wünschte, sie würde zu ihm aufschauen und sich etwas normaler verhalten – so, wie er es von den Frauen gewohnt war, mit denen er sonst zu tun hatte.

„Ich bin Tierärztin, Sie Dummkopf, und ich werde Ihnen dieses wunderschöne Tier nicht einfach so übergeben – nicht, bis Sie nicht bewiesen haben, dass er Ihnen gehört. Wenn es sein muss, können Sie hereinkommen und ich erkläre Ihnen, was passiert ist. Aber ich habe nicht viel Zeit, ich muss gleich zur Arbeit.“

„Ich dachte, er wäre entführt worden. Er hat einen Tracker an seinem Halsband …“

„Er sollte gechippt sein“, tadelte Gigi, als sie durch die Haustür trat. „Das wäre sicherer. Ich meine, was passiert, wenn er das Halsband verliert oder jemand es ihm abnimmt? Dann würden Sie ihn möglicherweise niemals wiederfinden. Und überhaupt, wer kommt auf die Idee, einen Tracker an einem Hund zu befestigen, um Himmels willen?“

Jace atmete langsam tief durch. Was für eine seltsame Frau das war! Und dann sah sie ihm endlich ins Gesicht, und er war überwältigt von ihrer natürlichen Schönheit – eine Schönheit, die kein Make-up nötig hatte … ein Geschenk, das nur wenigen Frauen zuteilwurde. Ihre Haut war blass wie feinstes Porzellan, ihre großen Augen blau wie Kornblumen und ihr sündhaft voller Mund mit den rosafarbenen Lippen schien wie zum Küssen gemacht zu sein.

„Also? Kommen Sie nun herein oder nicht?“, fragte sie ungeduldig. „Und es tut mir leid, aber Ihre Freunde müssen draußen warten, ein Fremder reicht mir in meinem Haus.“

Jace spürte, wie seine Wangen heiß wurden. Er war noch nie von einer Frau so herumkommandiert worden. Es fühlte sich … falsch an, entschied er, und fragte sich, warum sie so feindselig auf ihn reagierte.

„Setzen Sie sich“, forderte Gigi ihn auf. „Ich würde Ihnen einen Kaffee anbieten, aber ich habe keine Zeit, Sie zu bewirten …“

„Natürlich nicht“, gab Jace zurück, perplex über die offensichtliche Gleichgültigkeit, die sie ihm gegenüber an den Tag legte.

„Nun, setzen Sie sich endlich!“, fuhr sie ihn an. „Ich kann es nicht ertragen, wenn jemand so Großes wie Sie die ganze Zeit über mir steht und zu mir herabspricht!“

Gigi ließ sich auf das Sofa sinken, und Jace beobachtete ungläubig, wie Mo neben ihr Platz nahm und sich über ihre Beine legte wie ein übergroßer Schoßhund.

„Sie sind ungewöhnlich klein“, sagte Jace.

„Und?“, erwiderte Gigi knapp.

Sie betrachtete den großen Mann mit den schlechten Manieren argwöhnisch. Er sah reich und kultiviert aus, das genaue Gegenteil von ihr. Außerdem ist er unglaublich gut aussehend, fast wie ein Filmstar, dachte Gigi. In dem gewöhnlichen kleinen Wohnzimmer und in Helenas altem Sessel sitzend gab er ein surreales Bild ab.

Gigi erklärte ihm in wenigen Worten, wie Mo einen Unfall verursacht hatte, bei dem sein Schwanz eingeklemmt worden war, und wie sie ihn anschließend gerettet und behandelt hatte.

„Sind Sie jetzt überzeugt, dass er nicht entführt wurde?“, fragte sie trocken.

„Ich entschuldige mich für meine Anschuldigungen. Ich war einfach nur besorgt um ihn“, erklärte er.

„Ja, Sie scheinen dazu zu neigen, voreilige Schlüsse zu ziehen“, stellte sie fest.

„Wie heißen Sie?“, fragte Jace, die Beleidigung ignorierend.

„Gigi Campbell … und Sie?“

Jace konnte sich nicht erinnern, dass er sich jemals einer Frau hätte vorstellen müssen. Es war unerwartet … erfrischend. „Jace Diamandis. Sie sprechen ausgezeichnet Griechisch, aber Ihrem Akzent nach zu urteilen, sind Sie nicht von hier ….“

„Nein, ich bin Engländerin … versuchen Sie Ihren Hund dazu zu bringen, zu Ihnen zu kommen“, forderte sie ungeduldig, um diesen Mann endlich loszuwerden und zur Arbeit gehen zu können. „Er ist also nicht gechippt? Sie sollten das so schnell wie möglich nachholen. Immerhin ist es gesetzlich vorgeschrieben.“

„Sagen Sie mir, wo Sie arbeiten, und ich kümmere mich darum“, schlug Jace vor.

„Ich arbeite in einem Tierheim in der Stadt.“

„Dürfte ich Sie heute Abend zum Essen einladen? Ich möchte mich bei Ihnen dafür bedanken, dass Sie ihn gerettet haben“, sagte Jace mit einem Blick auf Mo, der gemütlich auf ihrem Schoß eingeschlafen war.

„Machen Sie sich keine Umstände“, erwiderte Gigi. „Ich rette ständig Tiere. Das ist mein Beruf.“

„Das finde ich sehr interessant. Und es macht mir keine Umstände, Sie zum Essen auszuführen. Im Gegenteil, es wäre mir ein Vergnügen“, antwortete Jace unbeirrt, der sich fragte, wann sie endlich anfangen würde, sich wie eine normale Frau zu verhalten.

„Machen Sie schon“, sagte sie nur. „Versuchen Sie, Ihren Hund dazu zu bringen, zu Ihnen zu kommen.“

„Mo!“, knurrte Jace.

Mo blinzelte ihn kurz an und schloss dann wieder die Augen, um sich weiterhin tot zu stellen.

„Ich glaube, er hat entschieden, dass er Sie lieber mag. Er ist normalerweise nicht so ungehorsam“, erklärte Jace, etwas frustriert, weil Mo seit zwei Jahren bei ihm lebte und ihn jetzt königlich ignorierte. „Ich habe ihn gestern ein paar Stunden allein gelassen, um an einer Beerdigung teilzunehmen. Vielleicht ist er beleidigt.“

„Dann müssen Sie ihn wohl tragen, denn ich muss jetzt los zur Arbeit“, meinte Gigi ungeduldig.

Jace sprang auf, öffnete die Haustür und zwei der draußen wartenden Männer kamen herein und trugen den schlafenden Mo hinaus.

„Können Sie ihn nicht selbst tragen?“, fragte Gigi erstaunt.

Erneut spürte Jace, wie er rot anlief. Sie war die ruppigste Frau, der er je begegnet war, also warum wollte er sie dann so sehr? Und dass er sie wollte, war ihm in dem Moment klar geworden, als sie ihn aus ihren großen blauen Augen angesehen hatte. Dabei war sie nicht einmal sein Typ. Er bevorzugte große, langbeinige Blondinen, nicht kleine, unverschämt daherredende Brünette. Und dies war eine Frau mit einer Schildkröte unter ihrem Sofa, einem zerzausten Vogel in einem Käfig und einem einäugigen Hund mit drei Beinen. Nur die Katze sah halbwegs normal aus.

Er musste den Verstand verloren haben, dass er sich trotz all dem so zu ihr hingezogen fühlte. Vor allem, da sie ihm gegenüber so vollkommen gleichgültig zu sein schien, was ihn wirklich vollkommen durcheinanderbrachte. So hatte noch keine Frau zuvor auf ihn reagiert.

„Danke, dass Sie sich um Mo gekümmert haben“, sagte er leise. „Ich weiß Ihre Fürsorglichkeit wirklich zu schätzen.“

„Kein Problem“, versicherte sie ihm, während sie ihn hastig zur Tür schob.

„Und falls Sie Ihre Meinung bezüglich des Abendessens ändern sollten, hier ist meine Karte.“ Jace reichte ihr eine Visitenkarte. „Vielleicht haben Sie einen Freund …“

Gigi zog überrascht die Augenbrauen hoch. „Machen Sie Witze? Männer machen mehr Ärger, als sie wert sind. Das habe ich schon vor vielen Jahren gelernt …“

„Dann vielleicht eine Freundin?“, fragte Jace weiter, ohne selbst zu verstehen, warum er so beharrlich war, aber er musste es einfach wissen.

„Nein, ich bin nicht lesbisch. Ich bin einfach nicht interessiert an … äh … Dates, oder was auch immer“, endete sie in einem etwas peinlichen Versuch, sich zu rechtfertigen.

Jace nickte und verstand immer noch nicht, warum er sich so stark zu ihr hingezogen fühlte. Er trat zurück auf die Straße, und die Frau schlug die Tür hinter ihm zu, als wäre er ein unwillkommener Eindringling gewesen.

„Eine ungewöhnliche Frau“, bemerkte sein Sicherheitschef, als Jace in die wartende Limousine stieg.

„Du hast keine Ahnung“, antwortete Jace. So ungewöhnlich, dass er seine Augen nicht hatte von ihr lassen können! Von ihren göttlichen Kurven, von ihren Augen, die so blau waren wie der griechische Himmel, von ihrem herzförmigen Gesicht mit dem makellosen Teint. Jace schüttelte den Kopf, verwundert darüber, welche Richtung seine Gedanken einschlugen.

„Du bist ein Verräter, ein Überläufer“, sagte er tadelnd zu seinem Hund. „Ich habe mich zwei Jahre liebevoll um dich gekümmert, und du hast nicht einmal mit dem Schwanz gewedelt, als ich kam, um dich abzuholen!“

Gigi machte sich erleichtert auf den Weg zur Arbeit.

„Ich dachte, du wolltest heute ausschlafen“, scherzte Ioanna, die Arzthelferin des Tierheims, als sie Gigi erblickte. „Du bist ein Workaholic … gib es zu!“

„Ich konnte nicht lange schlafen. Ich musste mich um einen Hund kümmern, den ich gestern Abend auf der Straße aufgelesen habe …“

„Gigi … du könntest zu einem Popkonzert gehen und mit einem Hund nach Hause kommen!“, neckte die ältere Frau sie freundlich. „Aber das ist kein Leben für jemanden in deinem Alter.“

„Ich bin sehr zufrieden mit meinem Leben, wie es ist“, log Gigi.

Ihrer Erfahrung nach waren Männer hoffnungslos unzuverlässig. Die Ehe eines ihrer Brüder war in die Brüche gegangen, weil er seine Frau betrogen hatte. Und ihr eigener Vater, der angeblich von seiner Frau getrennt gewesen war, als Gigi gezeugt wurde, hatte ihre Mutter im Stich gelassen, noch bevor Gigi überhaupt geboren worden war.

Ihre Mutter war eine hoch angesehene Kernphysikerin gewesen und hatte oft geschäftlich verreisen müssen. Sie hatte Gigi früh ins Internat gegeben, um der lästigen Bürde der Kindererziehung zu entkommen. Sie hatte Gigis Vater, Achilleus Georgiou, während einer Konferenz in Griechenland kennengelernt, an der sie teilgenommen hatte. Nach ihrer Affäre hatte sie ihn darüber informiert, dass sie ein gemeinsames Kind erwarteten, aber Gigis Vater hatte sich nie die Mühe gemacht, Gigi zu besuchen, ihr zu schreiben oder gar zu ihrem Unterhalt beizutragen.

„Also, erzähl mir von dem Hund“, sagte Ioanna und riss sie aus ihren Gedanken.

Gigi erzählte ihrer Kollegin alles, von Anfang bis Ende, inklusive der Einladung zum Abendessen von Mos Besitzer.

„Warum hast du nicht zugesagt? War er hässlich? Zu alt?“

„Nein … äh … nein, er war äußerst gut aussehend, wahrscheinlich nur ein paar Jahre älter als ich, und er hat mir sogar seine Visitenkarte gegeben.“ Gigi zog die Karte aus der Gesäßtasche ihrer Shorts.

Ioanna nahm sie ihr aus der Hand, und als sie den Namen darauf las, wurden ihre Augen groß. „Jace Diamandis … oh mein Gott!“, rief sie keuchend. „Er ist einer der reichsten Männer der Welt! Und sicherlich der reichste in Griechenland!“

Gigi verzog das Gesicht. „Er sah schon irgendwie schick aus …“

„Schick? Hast du die riesige schwarze Jacht nicht gesehen, die in der Bucht liegt?“ Ioanna war vor Aufregung ganz außer sich. „Sie gehört ihm, und die Beerdigung, die er erwähnt hat, war die seines Vaters. Er ist vor Kurzem verstorben.“

Bei diesen Worten zuckte Gigi ein wenig zusammen und empfand zum ersten Mal Mitgefühl für ihren unwillkommenen Besucher.

„Und das Schlimmste ist, dass du nicht einmal beeindruckt bist!“, sagte die ältere Frau entsetzt.

„Warum sollte ich?“, fragte Gigi mit einem Schulterzucken. „Was hat sein Geld mit mir zu tun?“

„Er hat dich eingeladen und du hast Nein gesagt! Ich kann nicht glauben, dass du Jace Diamandis einen Korb gegeben hast!“

„Darüber schien er tatsächlich auch ein wenig verwundert gewesen zu sein“, meinte Gigi, „was nur meinen Eindruck bestätigt, dass er viel zu sehr von sich selbst überzeugt ist. Ich habe offensichtlich nichts mit ihm gemeinsam, also wäre ein Abendessen reine Zeitverschwendung …“

„Du hättest einfach zum Spaß mit ihm ausgehen können!“, widersprach Ioanna.

„Wohl kaum. Ich bin ziemlich … schüchtern gegenüber Männern … Es hätte nicht funktioniert“, verteidigte sie sich. „Genug davon. Was steht heute auf dem Plan?“, fragte Gigi, um das Thema zu wechseln.

Währenddessen konnte Jace auf seiner legendären Superjacht, der Sea King, seine Neugier nicht länger bezähmen und forderte eine gründliche Hintergrundüberprüfung von Gigi an, die ihm aus irgendeinem unerklärlichen Grund nicht aus dem Kopf gehen wollte. Und am Abend schickte er ihr Blumen.

Zurück in ihrem Wohnzimmer saß Gigi auf dem Sofa und betrachtete nachdenklich das riesige Bouquet von Wildblumen auf dem Tisch vor ihr. Sie fragte sich, was Mos Besitzer sich wohl dabei gedacht hatte, denn sie gehörte ganz offensichtlich nicht zu der Art von Frauen, denen man Blumen schenkte. Vermutlich hatte Jace sich einfach noch einmal bedanken wollen, wie die Karte bestätigte, die zusammen mit dem Strauß geliefert worden war. Allerdings wäre diese Geste kaum nötig gewesen, denn sie hätte dieselbe Rettungsaktion ohne Zögern auch für jedes andere Tier durchgeführt.

Sie fragte sich, wie es Mo wohl ging. Sie vermisste den Hund, sie hatte ihn wirklich gemocht. Irgendwie hatte sie sich in seiner Gegenwart weniger einsam gefühlt. Sie fragte sich, ob er Jace dasselbe Gefühl vermittelte, bezweifelte jedoch, dass jemand, der so gut aussehend, mächtig und einflussreich war je das Bedürfnis nach dieser Art von Beistand hatte.

Auf seiner Jacht seufzte Jace schwer, als er zusah, wie ein unglücklicher Mo kläglich an der Tür wimmerte, als würde er Gigi vermissen …

2. KAPITEL

Jace dachte ungewöhnlich lange darüber nach, was er anziehen sollte, als er sich ein paar Tage später für seinen Besuch im Tierheim umzog. Er verzichtete auf die Designeranzüge, die er normalerweise trug, und entschied sich für Jeans und ein Leinenhemd. Weniger formell und dafür zugänglicher, war seine Überlegung.

Aber sie war in jedem Fall nicht die Richtige für ihn, wie er sich in Erinnerung rief. Am Abend zuvor hatte er eine Party gegeben, auf der er einigen sehr schönen Frauen begegnet war. Jede von ihnen exquisit gekleidet, angenehm und höflich. Doch zum ersten Mal in seinem Leben hatte ihn keine dieser Frauen angesprochen. Stattdessen hatte er den ganzen Abend lang das Bild von Gigi Campbell im Kopf gehabt, was ihn maßlos irritiert hatte. Wollte er sie so sehr, weil sie eine Herausforderung darstellte? War er wirklich so einfach gestrickt?

Im Tierheim ging Gigi gerade ihren üblichen Pflichten nach, als Jace Diamandis zur Tür hereinspazierte, um seinen Hund Mo chippen zu lassen. Gigi musste sich zusammenreißen, um nicht zu lachen, als sie sah, wie ihre Kollegin Ioanna bei Jaces Ankunft vollkommen aus dem Häuschen geriet.

Aber sie konnte nicht leugnen, dass auch sie sich freute, ihn zu sehen. Sie ärgerte sich über das Kribbeln im Bauch, das sie verspürte, als sie ihn erblickte. Schließlich war sie eine Frau, die schon vor Langem mit Männern abgeschlossen hatte. Ein gebrochenes Herz reichte aus. Ihr letzter fester Freund hatte sie betrogen und ihr dann auch noch die Schuld dafür gegeben, weil sie ihn hatte erst ein bisschen kennenlernen wollen, bevor sie mit ihm schlief. Das war ihr eine Lehre gewesen. Sie würde nie wieder einem Mann vertrauen.

Ganz offensichtlich schien ihre Einstellung gegenüber Männern sie aber nicht davon abzuhalten, Jaces gutes Aussehen zu bewundern, als er im Empfangsraum auf sie zukam. Seine hohen Wangenknochen, die ausdrucksstarken schwarzen Augenbrauen, die gerade, markante Nase, seinen sinnlichen Mund, seine leuchtend grünen Augen, die ihr direkt in die Seele zu blicken schienen … Und das alles gekrönt von der prächtigsten schwarzen Lockenmähne, die sie je gesehen hatte. Ja, Jace Diamandis war ein sehr attraktiver Mann. Was wahrscheinlich maßgeblich zu seiner Reputation als Frauenheld beitrug, wie sie wenig überrascht festgestellt hatte, als sie ihn online recherchiert hatte.

„Guten Morgen, Gigi“, begrüßte Jace sie höflich.

„Guten Morgen, Mr. Diamandis …“, gab sie ebenso höflich zurück, nur um gleich darauf von einem begeisterten Wolfshund angesprungen und von den Füßen gerissen zu werden.

„Das ist meine Schuld … Ich hätte ihn nicht von der Leine lassen sollen. Es tut mir leid.“ Er reichte ihr eine schlanke, starke Hand und zog sie wieder auf die Füße, während Mo aufgeregt um sie herum sprang.

Bei der Berührung durchbrandete sie ein seltsames Gefühl, und als sie Jace ansah, blickte er sie aus seinen smaragdgrünen Augen so hungrig an, als wollte er sie verschlingen. Sie spürte, wie ihr warm wurde, und gleichzeitig wurden ihre Brustwarzen unter ihrem T-Shirt hart, und zwischen ihren Beinen begann es, zu pochen. Sie biss die Zähne aufeinander und beeilte sich, seine Hand loszulassen und ihre Aufmerksamkeit seinem Hund zu widmen.

Jace war es nicht gewohnt, ignoriert zu werden, aber er nahm es als Herausforderung, denn er hatte ihre Reaktion bemerkt, als ihre Blicke sich begegnet waren. Das Erröten ihrer Wangen, die erweiterten Pupillen … All das sprach dafür, dass er ihr keinesfalls gleichgültig war. Gigi Campbell wollte ihn, auch wenn sie dagegen ankämpfte. Er beobachtete, wie sein Hund sich ihr unterwürfig zu Füßen warf. Mo konnte offensichtlich nicht genug von Gigi bekommen.

„Wird diese … äh … Prozedur ihm wehtun?“, unterbrach Jace die überschwängliche Begrüßung zwischen den beiden.

Gigi gab Mo noch einen Klaps aufs Hinterteil und richtete sich dann wieder auf. „Nur ganz kurz.“ Gigi setzte das Werkzeug an, und Mo hielt brav still.

Jace sah zu, wie Gigi Mo den Chip einsetzte und konnte nicht umhin zu bemerken, wie das Sonnenlicht, das durch das Fenster fiel, die blonden Strähnen in ihrem hellbraunen Haar aufleuchten ließ und die porzellangleiche Haut ihres Gesichts zum Leuchten brachte. Er ließ seinen Blick tiefer schweifen, ihren schlanken Hals hinab zu den festen Brüsten, die sich unter ihrem Arztkittel abzeichneten. Jace musste schlucken, als er spürte, wie Erregung ihn erfasste. Er war noch nie allein beim Anblick einer Frau so schnell hart geworden. Für einen Moment ging seine Fantasie mit ihm durch, und er stellte sich vor, wie sie nackt und bereit für ihn auf seinem Bett lag. Er hatte noch nie über eine Frau fantasieren müssen, wie Jace frustriert erkannte, denn normalerweise bekam er das, wonach es ihn verlangte.

„So … das war schon alles. Gut gemacht Mo, du bist wirklich ein braver Junge“, sagte Gigi zu dem Hund und kraulte ihn hinter dem frisch gechippten Ohr. „Danke, dass Sie mit ihm hierhergekommen sind, so konnte ich ihn noch einmal wiedersehen. Ich bin sicher, Sie hätten ihn mit einem Ihrer Mitarbeiter auch in eine andere Klinik schicken können, um ihn chippen zu lassen.“

Sie scheint jetzt zu wissen, wer ich bin, dachte Jace zufrieden. Nur um gleich darauf feststellen zu müssen, dass es ihre Einstellung ihm gegenüber kein Bisschen verändert hatte. Sie war mehr an seinem Hund interessiert als an ihm.

„Er hat vielleicht nur eine Nacht bei Ihnen verbracht, aber er hat Sie ganz offensichtlich ins Herz geschlossen“, sagte Jace.

„Er hat bei mir im Bett geschlafen. Das ist wahrscheinlich der Grund. Ich habe es einfach nicht über mich gebracht, ihn rauszuwerfen.“ Gigi beugte sich hinab, um Mo noch einmal zu umarmen.

„Sie haben ihn in Ihr Bett gelassen?“ Jace zog eine schwarze Augenbraue hoch. „Ich würde das nie erlauben. Kein Wunder, dass er Sie so mag!“

„Entschuldigen Sie, sollte ich ihm eine schlechte Angewohnheit beigebracht haben.“ Gigi lachte ein tiefes, heiseres Lachen, das ihre blauen Augen zum Funkeln brachte und ihre perlmuttweißen Zähne preisgab. Für einen Moment raubte ihr Anblick ihm den Atem, und er verspürte das starke Bedürfnis, sie zu küssen. Die Intensität seines Verlangens erschreckte ihn so sehr, dass er sich abwenden musste, um Abstand zwischen sie zu bringen.

„Wo kann ich bezahlen?“, fragte er und drehte sich wieder zu ihr um.

„Am Empfang“, sagte Gigi und bemühte sich, ihn nicht anzustarren. Aber er war so gut aussehend, dass er einfach immer wieder ihre Aufmerksamkeit auf sich zog. Während er voranging, betrachtete sie seinen großen, schlanken Körper. Er war muskulös, mit schmaler Taille, schmalen Hüften, kraftvollen Oberschenkeln und langen, geraden Beinen. Seine starken Arme und breiten Schultern vervollständigten seine imposante Erscheinung.

Plötzlich wandte er den Kopf und sah sie amüsiert aus seinen leuchtend smaragdgrünen Augen an. Sie spürte, wie ihr das Blut in die Wangen schoss, als er sie dabei erwischte, wie sie ihn ansah.

„Wann ist Ihnen klar geworden, wer ich bin?“, fragte er beiläufig.

„Meine Kollegin hat Ihren Namen erkannt“, antwortete sie und reichte ihm die Rechnung. „Mein nächster Patient wartet.“

Thee mou, sie wollte ihn schon wieder loswerden. „Warum wollen Sie nicht mit mir zu Abend essen, obwohl Sie mich attraktiv finden?“

Völlig überrascht von dieser selbstbewussten Aussage sah Gigi ihn an. „Ich denke, wir haben nichts gemeinsam … und da ich nicht die Art Frau bin, die beim ersten Date mit Ihnen ins Bett gehen würde, würden wir beide nur unsere Zeit verschwenden.“

Jace war einen Moment sprachlos angesichts ihrer Direktheit. „Haben Sie jemals in Betracht gezogen, dass ich vielleicht nicht so vorhersehbar bin?“

„Ihrem Ruf nach zu urteilen, sind Sie sehr vorhersehbar.“

„Finden Sie es fair, mich so schnell zu verurteilen, ausschließlich auf der Grundlage dessen, was andere Leute über mich sagen?“, fragte Jace mit leicht scharfem Unterton.

„Ich verurteile Sie nicht“, sagte sie besänftigend. „Und Ihr Leben geht mich wirklich nichts an …“

„Vielleicht möchte ich, dass es Sie etwas angeht“, gab Jace ohne zu zögern zurück.

Gigi hätte fast gelacht, aber sie hielt sich zurück. Offensichtlich fühlte er sich angegriffen. Aber es wäre wirklich absurd, zu glauben, dass ein Milliardär mit Privatjets, Jachten und dergleichen ein echtes Interesse an einer gewöhnlichen Tierärztin haben könnte. „Okay. Ich muss wieder an die Arbeit, Jace. Das Wartezimmer ist voll.“

Jace biss schweigend die Zähne zusammen. Er nickte ihr zu, befestigte die Leine an Mos Halsband und verließ ohne ein weiteres Wort die Praxis.

Sie hatte ihn zweimal abgewiesen. Auf einer Seite konnte er es kaum glauben, und auf der anderen war er jetzt umso entschlossener, sie für sich zu gewinnen. Ungeduldig wartete er auf die Ergebnisse ihrer Hintergrundüberprüfung. Er wollte herausfinden, wofür der Name Gigi stand. Er wollte wissen, wie alt sie war, woher sie kam. Er wollte alles über sie wissen!

Aber war es nicht unvernünftig, so an einer Frau interessiert zu sein, die ihn zweimal abgewiesen hatte? Er gab es nur ungern zu, aber vielleicht hatte Gigi recht, vielleicht hatten sie wirklich nichts gemeinsam. Und er hätte in jedem Fall tatsächlich nur eine Nacht mit ihr verbracht. Denn warum sollte sie anders sein, als der Rest seiner weiblichen Bekanntschaften? Es wäre verrückt zu glauben, dass es da draußen eine besondere Frau für ihn geben könnte, vor allem wenn er der Letzte war, der nach so einer Frau suchte.

Im Tierheim gingen Gigis Gedanken in die entgegengesetzte Richtung. Vielleicht war sie zu hart geworden, was ihre Ansichten über Männer anging. Wäre es wirklich so schlimm, sich von Jace zum Abendessen einladen zu lassen, zumal er ihr einfach nicht mehr aus dem Kopf gehen wollte? Sie mochte in der Vergangenheit verletzt worden sein, aber früher oder später wurde jeder verletzt, der sich auf eine Beziehung zu einem anderen Menschen einließ, so war einfach das Leben. Außerdem hatte sie von Anfang an klargestellt, dass sie nicht für einen One-Night-Stand zu haben war.

Zwei Tage später fand Gigi Mo schlafend vor ihrer Haustür vor, als sie von der Arbeit nach Hause kam. „Oh, du ungezogener Hund“, sagte sie leise und kraulte ihn hinter seinen seidigen Ohren. Sie zog ihr Handy und Jaces Visitenkarte aus der Tasche und tätigte den unvermeidlichen Anruf.

„Er ist bei Ihnen, nicht wahr?“, unterbrach Jace sie, sobald er ihre Stimme erkannte.

„Ja, tut mir leid. Er hat vor meiner Haustür gewartet, als ich nach Hause kam …“

„Ich hätte nicht gedacht, dass er den Weg vom Hafen zu Ihrem Haus nach einer Woche noch wiederfinden würde. Ich werde ihn abholen … oder jemanden schicken …“

„Jace?“, fiel sie ihm ins Wort. „Ich nehme Ihre Einladung zum Abendessen an.“

Einen kurzen Moment herrschte Stille.

„Ich lasse einen Wagen für Sie kommen.“

„Wohin gehen wir?“

„Wir essen auf meiner Jacht, der Sea King …“

„Ich würde einen öffentlicheren Ort bevorzugen“, sagte Gigi.

„Würden Sie es auch bevorzugen, den ganzen Abend von Paparazzi belästigt zu werden? Denn das passiert garantiert, wenn ich in der Öffentlichkeit auftrete“, erklärte Jace trocken.

„Also gut, die Jacht“, stimmte sie widerwillig zu, denn sie wollte auf keinen Fall in den Schlagzeilen erscheinen. Sie wusste ihr anonymes Leben sehr zu schätzten.

„Acht Uhr“, fügte er hinzu.

„Acht Uhr dreißig“, widersprach sie. „Ich muss noch die Hunde ausführen.“ Und dann beendete sie das Gespräch ohne ein weiteres Wort.

Nun, hattest du erwartet, dass er vor Freude Luftsprünge macht, nachdem du endlich einem Date zustimmst?

Stirnrunzelnd steckte Gigi ihr Handy zurück in die Tasche und fragte sich, ob sie einen Fehler gemacht hatte.

Nachdem sie die Hunde ausgeführt hatte, ging sie duschen und entschied sich für ein ärmelloses, blaues Maxikleid – keine schwere Entscheidung, da es so ziemlich das einzige Kleid war, das sie besaß. Sie hatte es kurz nach ihrer Ankunft auf Rhodos gekauft, als sie noch die Hoffnung hegte, einen engeren Kontakt zu ihrer griechischen Familie knüpfen zu können. Aber am Ende hatte jeder sie nur einmal aus Neugier treffen wollen und war dann wieder seiner eigenen Wege gegangen.

Als sie eine Limousine vor ihrer Tür halten sah, verließ Gigi mit Mo an ihrer Seite das Haus. Nachdem sie auf dem luxuriösen Rücksitz Platz genommen hatte, legte Mo ihr den Kopf auf den Schoß, damit sie ihn streicheln konnte. „Für dich ist das Leben so viel einfacher“, sagte sie seufzend.

Entweder hatte die riesige Jacht eine große Crew oder jeder an Bord war neugierig darauf, einen Blick auf Jaces Besucherin zu werfen, denn neben dem Kapitän, der sie offiziell an Bord begrüßte, schien auch der gesamte Rest der Besatzung sich unter irgendeinem Vorwand an Deck aufzuhalten. Der geradezu königliche Empfang, zusammen mit dem Luxus, der sie umgab, raubte Gigi fast den Atem.

Sie wurde zu einem Aufzug geführt, der sie zu einem riesigen Salon brachte, der offensichtlich für ausgelassene Partys vorgesehen war.

Eine Stewardess, die den Miss-World-Wettbewerb hätte gewinnen können, bot ihr einen Drink an, und Gigi entschied sich für ein Glas frisch gepressten Orangensaft.

„Gigi. Entschuldigen Sie bitte, dass ich Sie nicht persönlich begrüßen konnte“, hörte sie Jaces Stimme hinter sich, als er den Raum betrat. „Ich musste noch ein Telefonat beenden.“

Für einen winzigen Moment schien die Welt stillzustehen, als sich ihre Blicke trafen und sie ihm in die grünen Augen sah. Es erschütterte sie, wie stark ihr Körper auf ihn reagierte. Sie nickte ihm kurz zu, ging dann zu den Fenstern und gab vor, die atemberaubende Aussicht auf den Hafen zu betrachten. Als sie sich zu ihm umdrehte, beobachtete sie, wie Mo gemächlich zu seinem Besitzer hinübertrottete, als hätte er sich nicht gerade erst heimlich davongestohlen, um allein durch die halbe Stadt zu spazieren.

„Es sieht so aus, als wäre Mo der Meinung, er hätte Sie zurück nach Hause gebracht und nicht umgekehrt“, witzelte Jace, als hätte er genau dieselben Gedanken gehabt wie sie.

„Sieht so aus.“ Sie lachte ein wenig nervös.

„Was essen Sie gern?“

„Ich esse so gut wie alles. Ich habe keine Unverträglichkeiten oder so etwas.“

„Gigi … wofür steht das? Oder ist es nur ein Spitzname?“, hörte er sich fragen, bevor er sich zurückhalten konnte.

„Auf meiner Geburtsurkunde steht Giselle, aber ich wurde von klein auf immer nur Gigi genannt. Vielleicht war es meine Mutter, die diesen Spitznahmen erfunden hat … oder eine der Nannys, die sich um mich gekümmert haben.“

„Sie wurden von Nannys aufgezogen?“

„Ja, bis ich ins Internat kam.“ Gigi stiegen Tränen in die Augen bei dem Gedanken daran, wie wenig sie über ihre frühe Kindheit wusste, denn Nadine Wilson war alles andere als eine sentimentale Mutter gewesen, die Erinnerungen an die Kindheit ihrer Tochter aufbewahrte. Es gab nur eine Handvoll Fotos von Gigi zwischen ihrer Geburt und ihrem Schulanfang, und die meisten davon waren im Rahmen ärztlicher Untersuchungen entstanden.

„Und danach?“, fragte Jace, und wunderte sich selbst darüber, wie interessiert er an ihrem Leben war.

„Meine Mutter war viel im Ausland unterwegs, also verbrachte ich die Ferien oft bei Freunden oder in Studienprogrammen. Ich bin schon immer ein Streber gewesen“, gab sie zu. „Gelegentlich wurde kurzfristig eine Nanny eingestellt, aber meistens war die Haushälterin in der Lage, auf mich aufzupassen.“

„Da haben wir etwas gemeinsam“, meinte Jace zufrieden. „Nannys und Internate. Meine Eltern waren auch sehr beschäftigte Leute.“

Gigi wurde etwas unbehaglich, als er sie einen Moment schweigend mit seinen intensiven smaragdgrünen Augen musterte. „Sie haben Essen erwähnt …“, begann sie zögerlich.

Peinlich berührt durch den indirekten Hinweis darauf, dass sie gerade erst angekommen war und er sie bereits ausfragte, als befänden sie sich in einem Verhör, machte Jace eine einladende Geste, um ihr den Weg ins Speisezimmer zu weisen. „Sie können haben, wonach immer Ihnen ist. Ich habe ein ganzes Team von Köchen in der Kombüse, die Ihnen gern jeden Wunsch erfüllen.“

„Das ist gut. Ich finde Kochen etwas lästig, wenn ich ehrlich bin“, gestand sie. „Meistens habe ich keine Zeit dazu. Ich nehme einen griechischen Salat und … ähm … gefülltes Gemüse?“

„Keine Vorspeise?“

„Nicht für mich. Ich bin keine große Esserin“, sagte sie und nippte an ihrem Orangensaft, während Jace sie zu ihrem Platz am Esstisch führte und anschließend gegenüber von ihr Platz nahm.

„Ich versuche, das Restaurant-Erlebnis zu reproduzieren, das Ihnen meinetwegen versagt bleibt, aber Sie machen es mir nicht leicht“, tadelte Jace.

„Das liegt vielleicht daran, dass ich mich wirklich frage, was ich eigentlich hier mit Ihnen mache“, gab Gigi offen zu.

Jace biss die Zähne zusammen. „Fangen Sie nicht schon wieder damit an.“

Er schnippte mit den Fingern, und die Stewardess erschien, um ihre Bestellung aufzunehmen. Abgesehen davon, dass er sich erkundigte, ob Gigi Vegetarierin war, bestellte er Dinge, um die sie nicht gebeten hatte, und Wein.

„Ich trinke eigentlich nicht“, informierte sie ihn, nachdem die Stewardess gegangen war.

Jace schenkte ihr ein strahlendes Lächeln. „Keine Sorge. Ich schon.“

Bei diesem Lächeln wurde mit einem Mal jede Zelle ihres Körpers in Schwingung versetzt, und einen Moment lang sah sie ihn einfach nur an, fasziniert von seinem Charme, jedoch umso misstrauischer.

„Wovor haben Sie solche Angst?“, fragte Jace, als er ihren skeptischen Gesichtsausdruck bemerkte. „Hat Sie etwa in der Vergangenheit irgendein Kerl belästigt?“

„Nein!“

„So wirkt Ihr Verhalten aber“, murmelte Jace. „Ich versichere Ihnen, dass ich niemals eine Frau gegen ihren Willen angefasst habe.“

Gigi spürte, wie ihre Wangen rot wurden. „Das ist … äh … gut zu wissen“, sagte sie. „Nein, es ist nichts dergleichen. Einmal vor ein paar Jahren habe ich es mit einer Beziehung versucht, aber er entpuppte sich als Mistkerl, und das hat mich abgeschreckt …“

„Einmal? Sind Sie so leicht abzuschrecken?“

„Das würden Sie nicht verstehen …“

„Warum nicht?“

„Sie sind extrovertiert. Ich bin extrem introvertiert. Gesellschaftlich gesehen bin ich ein Mauerblümchen. Das war schon immer so.“

Er legte eine Hand auf ihre, und die plötzliche Wärme seiner Haut zu spüren, ließ ihr einen Schauer über den Rücken laufen. „Es ist nichts falsch daran, so zu sein, wie Sie sind. Dafür müssen Sie sich nicht entschuldigen“, sagte er sanft. „Machen Sie sich nicht zu viele Gedanken. Es ist nur ein Abendessen …“

„Auf einer verdammten Superjacht!“, gab sie mit einem Kichern zurück.

„Auf einer verdammten Superjacht“, wiederholte Jace und lächelte, als ihre Blicke sich trafen. „Und Sie fragen sich, warum Sie hier sind? Sie sind wunderschön, und ich kriege Sie nicht aus dem Kopf, und das macht mich verrückt!“

Überraschenderweise bewirkte sein offenes Geständnis, dass Gigi sich entspannte. „Mir ergeht es genauso“, sagte sie mit einem Lächeln.

Jace warf ihr einen gespielt verblüfften Blick zu. „Im Ernst?“

Gigi nickte ernst. „Aber wohin soll das führen …?“

„Nein … nein“, schnitt Jace ihr das Wort ab. „Genug mit diesem Pessimismus. Schalte einfach den Kopf ab und genieße den Abend.“

„Du klingst sehr vernünftig“, sagte sie, „und das überrascht mich.“

Es fühlte sich nur natürlich an, jetzt zum Du überzugehen.

Jace lachte laut. „Gigi … Ich bin CEO einer sehr großen Unternehmensgruppe. Selbstverständlich bin ich vernünftig.“

„Offensichtlich waren die Informationen, die ich online über dich gefunden habe, nicht korrekt.“ Gigi ärgerte sich über sich selbst. „Ich habe nur die Klatschseiten gelesen. Dafür gibt es keine wirkliche Entschuldigung.“

„An deiner Stelle hätte ich wahrscheinlich dasselbe getan. Ich habe einen Privatdetektiv beauftragt, dich zu überprüfen“, gab Jace zu. „Und er hat immer noch keine Informationen für mich. Aus irgendeinem Grund findet man nichts über dich.“

Gigi sah ihn mit großen Augen an, und dann brach sie in lautes Gelächter aus. „Ich musste meinen Nachnamen ändern, um das Erbe meiner Großmutter zu erhalten. Sie hat meiner Mutter nie verziehen, dass sie unehelich schwanger wurde, und sie hat mich nie kennenlernen wollen. Aber sie hat mich trotzdem in ihrem Testament bedacht. Als ich aufwuchs, lautete mein Nachname Wilson, weil meine Mutter kurz verheiratet gewesen ist und sich dann wieder scheiden lassen hat, als sie noch sehr jung war. Aber sie hat den Namen ihres Ex-Mannes behalten. Als Campbell konnte ich das Erbe meiner Großmutter annehmen und damit meine Studienschulden abbezahlen, was mir damals sehr geholfen hat.“

„Ich hätte gedacht, dass du wütend wirst, wenn ich dir von dem Privatdetektiv erzähle.“

Gigi zuckte leicht mit den Schultern. „Ich schätze, das ist im Prinzip nichts anderes als meine Online-Recherche über dich. Ich bin nicht verärgert, ich habe nichts zu verbergen.“

Der erste Gang wurde serviert, und Gigi aß mit ungewöhnlichem Appetit. Irgendwie hatte Jace es geschafft, dass sie sich zum ersten Mal in seiner Gegenwart entspannen konnte. Er war ein angenehmer Gesprächspartner. Er war höflich und zuvorkommend.

Jace aß schweigend und war immer noch verwundert über sich selbst, dass er vor Gigi so offen zugegeben hatte, dass sie ihm nicht aus dem Kopf ging. Er war noch nie zuvor so direkt zu einer Frau gewesen.

Vielleicht lag es daran, dass sie eine solche Herausforderung für ihn darstellte. Er wollte keinen falschen Eindruck bei ihr entstehen lassen, was seine Absichten betraf. Aber hatten seine Absichten sich denn geändert?

Nein, beschloss er. Sie würden beide eine gute Zeit haben und die Gesellschaft des anderen genießen – aber es würde nicht über die Schlafzimmertür hinausgehen. Das hatte er von Anfang an klargestellt, oder? Warum fühlte er sich dann plötzlich wie ein Mistkerl? Vielleicht, weil sie eine sensible Frau war – und er war noch nie sensibel zu einer Frau gewesen. Zumindest zu keiner anderen Frau … Und warum zum Teufel machte er sich überhaupt so viele Gedanken darüber?

„Du wirkst nachdenklich“, sagte Gigi, als sie seinen grüblerischen Blick bemerkte.

„Es liegt an dir … du bringst mich zum Nachdenken.“

„Ist das ein Kompliment?“

„Ja. Du bist eine echte Herausforderung“, sagte Jace grinsend, „und das macht dich äußerst interessant.“

Der Hauptgang wurde serviert, und Jace fragte sie nach ihren Haustieren, woraufhin sie ihm einen detaillierten Bericht gab.

„Deinen schicken Klamotten nach zu urteilen hätte ich es nie erwartet, aber du scheinst Tiere auch sehr gern zu mögen“, meinte Gigi.

„Ja, Mo – der kleine Verräter – kann das bestätigen.“ Jace stand auf und umrundete den Tisch. „Ich würde dir gern eine Führung durch die Jacht geben, und wenn wir zurückkommen, wartet der letzte Gang auf uns. Möchtest du Kaffee?“

„Zu dieser Stunde trinke ich eher Tee, aber ich schlafe sowieso immer wie ein Stein“, entgegnete Gigi.

Nicht in meinem Bett, dachte Jace, obwohl er sich keine Hoffnungen machte, dass sie heute Nacht in seinem Bett landen würde.

Sie machte keinerlei Anstalten, ihn durch ihr Aussehen oder Verhalten für sich zu gewinnen. Ihr Outfit war bescheiden, und sie trug weder Make-up noch flirtete sie mit ihm. Im Moment tolerierte Gigi ihn lediglich. Wahrscheinlich müsste er einen dreißigseitigen Fragebogen ausfüllen, bevor sie in Erwägung ziehen würde, mit ihm ins Bett zu steigen. Sie war nicht die Art von Frau, die Risiken einging oder sich leichthin ihrem Verlangen hingab. Sie legte Wert auf Sicherheit und Vertrautheit, und er hatte nichts davon zu bieten. Und doch fühlte er sich in ihrer Gesellschaft seltsam entspannt, trotz der Gewissheit, dass Sex nicht auf der Tagesordnung stand – oder möglicherweise gerade deswegen. Ihr Mangel an Erwartungen ihm gegenüber und ihre offene und ehrliche Art hatten eine beruhigende Wirkung auf ihn.

„Du hast bisher keinen Vater erwähnt …“

„Und du hast noch kein einziges Wort über deinen Hintergrund preisgegeben“, unterbrach sie ihn, als er die Tür zu einem luxuriösen Kinosaal öffnete und weiterging, um ihr das Fitnessstudio zu zeigen.

„Reine Gewohnheit. Meistens wissen die Leute, mit denen ich verkehre, schon alles über mich“, erklärte er. „Meine Mutter starb, als ich sechs war. Sie hatte gerade meinen Vater wegen eines anderen Mannes verlassen, als sie mit ihrem Liebhaber einen Autounfall hatte, bei dem sie beide ums Leben kamen. Zum Glück hat sie mich nicht mitgenommen.“

Aber seine harten Gesichtszüge verrieten, dass es nicht so simpel war. Er mochte dankbar sein, dass er nicht bei jenem Unfall ums Leben gekommen war, aber er schien trotzdem verletzt zu sein, dass seine Mutter ihn zurückgelassen hatte.

Instinktiv griff sie nach seiner Hand. „Das muss hart gewesen sein.“

„Nein“, widersprach er. „Es wurde erst hart, als mein Vater beschloss, dass er mich nicht ertragen konnte, weil ich ihn so sehr an meine Mutter erinnerte. Er schickte mich und die Nanny zu meinen Großeltern, aber mein Großvater war zu krank, um mich selbst aufzuziehen.“

Gigi verspürte einen Stich im Herzen, als sie hörte, was Jace als kleines Kind angetan worden war. Er war von seiner Familie abgelehnt worden, und in gewisser Weise war es ihr genauso ergangen. Ihre Mutter hatte vielleicht dafür gesorgt, dass sie mit allem versorgt gewesen war, aber sie hatte nie viel Zeit mit ihr verbracht oder sie gar einmal in den Arm genommen.

„Was ist los?“, fragte Jace herausfordernd. „Hast du keinen weisen Kommentar parat?“

„Du redest offensichtlich nicht gern über dieses Thema, also werde ich es nicht wieder ansprechen. Aber das ist kein Grund, gleich sarkastisch zu werden“, erwiderte Gigi und zog ihre Hand zurück.

„Es gab ein Happy End“, hörte Jace sich sagen, wütend auf sich selbst, dass er sie dazu gebracht hatte, ihn loszulassen. „Der jüngste Bruder meines Vaters und sein Ehemann boten mir ein paar Wochen später bei einem Familientreffen ein Zuhause an. Alle waren sehr dankbar für diese Lösung, weil niemand sonst meinen Vater – das Familienoberhaupt – verärgern wollte, indem man mich bei sich aufnahm.“

„Und dein Onkel?“

„Er war finanziell nicht von meinem Vater abhängig wie die anderen. Evander und Marcus besitzen eine Kette sehr erfolgreicher Kunstgalerien in ganz Europa. Ich hatte großes Glück, dass sie mich bei sich aufgenommen haben.“ Er atmete langsam aus, als sie ihm aufmerksam ansah und sich ihm mit ihrem ganzen Körper zuwandte.

Jace fasste es als Einladung auf. Langsam strich er mit dem Zeigefinger ihren Arm hinauf und beobachtete zufrieden, wie seine Berührung ihr eine Gänsehaut verursachte. Er erreichte ihren Hals und zeichnete ihr zartes Schlüsselbein nach. Anders als er war sie sehr zierlich gebaut, fast zerbrechlich.

„Jace …?“, flüsterte sie.

Als Antwort senkte er den Kopf und kostete ihre weichen, vollen Lippen.

Der Kuss war so sanft und sinnlich, dass ihr der Kopf schwirrte, als wäre sie leicht beschwipst, und eine seltsame Schwäche ergriff von ihrem Körper Besitz, während sich in ihrem Bauch Tausende von Schmetterlingen zu tummeln schienen. Er schloss seine Arme um sie und vertiefte den Kuss, küsste sie, als könnte er nicht genug von ihr bekommen.

Und sie genoss es, weil auch sie nicht genug von ihm bekommen konnte. Sie schlang ihm die Arme um den Hals und hob sich auf die Zehenspitzen und ihm entgegen, als er mit der Zunge in ihren Mund eindrang und sie vor Erregung zum Zittern brachte. Es war, als stünde sie in Flammen, als hätte er sie in Brand gesetzt. Der Kuss war alles, was sie sich jemals hätte erhoffen können und mehr. Es gab kein unsicheres Herumtasten, keine ungeschickten Gesten. Es war, als hätte sie ihr Leben lang auf Jace Diamandis gewartet und als wüsste ihr Körper genau, wie er auf seine Berührungen zu reagieren hatte.

...

Autor

Ally Blake
<p>Ally Blake ist eine hoffnungslose Romantikerin. Kein Wunder, waren die Frauen in ihrer Familie doch schon immer begeisterte Leserinnen von Liebesromanen. Sie erinnert sich an Taschen voller Bücher, die bei Familientreffen von ihrer Mutter, ihren Tanten, ihren Cousinen und sogar ihrer Großmutter weitergereicht wurden. Und daran, wie sie als junges...
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Susan Meier
<p>Susan Meier wuchs als eines von 11 Kindern auf einer kleinen Farm in Pennsylvania auf. Sie genoss es, sich in der Natur aufzuhalten, im Gras zu liegen, in die Wolken zu starren und sich ihren Tagträumen hinzugeben. Dort wurde ihrer Meinung nach auch ihre Liebe zu Geschichten und zum Schreiben...
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<p>Caitlin Crews wuchs in der Nähe von New York auf. Seit sie mit 12 Jahren ihren ersten Liebesroman las, ist sie dem Genre mit Haut und Haaren verfallen und von den Helden absolut hingerissen. Ihren Lieblingsfilm „Stolz und Vorurteil“ mit Keira Knightly hat sie sich mindestens achtmal im Kino angeschaut....
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