Küss mich, schöne Unbekannte!

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Allegra? Fassungslos erfährt Herzog Cristian Acosta, wer sich ihm auf dem Maskenball in Venedig hingegeben hat. Dass die verhasste Schwester seines besten Freundes jetzt sein Kind unter dem Herzen trägt, kommt ihm jedoch wie gerufen für seine Pläne …


  • Erscheinungstag 17.09.2020
  • ISBN / Artikelnummer 9783733719906
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

Es sah aus, als würde der Tod höchstpersönlich die Stufen herabschreiten, direkt in den venezianischen Ballsaal hinein. Malerisch bauschte sich der schwarze Umhang hinter der dunklen Gestalt. Als der Unbekannte mit einer Hand beiläufig über das elegante Marmorgeländer strich, glaubte Allegra plötzlich seine Fingerspitzen auf ihrer nackten Haut zu spüren. Noch lange danach grübelte sie über die unglaubliche Intensität dieses Gefühls …

Alle Gäste trugen mehr oder weniger fantasievolle Kostümierungen auf diesem Maskenball. Das war aber auch schon die einzige Gemeinsamkeit zwischen dem geheimnisvollen Fremden und den übrigen Gästen. Im Gegensatz zu den farbenfrohen Seidenoutfits vieler Männer war er ganz in Schwarz gekleidet, und seine metallisch schimmernde Maske hatte die Form eines Totenschädels. Selbst das Gesicht darunter musste er geschwärzt haben, denn Allegra konnte keine menschlichen Züge hinter den Aussparungen der Maske erkennen.

Auch andere Frauen im Ballsaal verfolgten die Ankunft der düsteren Gestalt mit gebanntem Blick. Die plötzliche Spannung war deutlich spürbar. Jedes weibliche Wesen im Raum wartete darauf, von dem faszinierenden Gast wahrgenommen zu werden.

Allegra ging es da nicht anders! Zum Glück war ihr Gesicht perfekt verborgen unter der kunstvoll aufgetragenen weißen Schminke und der edlen Maske. So konnte sie sich getrost erlauben, die dunkle Erscheinung ausgiebig zu mustern …

Der Ball fand in einem der schönsten und ältesten Hotels in Venedig statt und wurde von einem Geschäftspartner ihres Bruders veranstaltet. Wer eine der heiß begehrten Einladungen erhalten hatte, stammte entweder aus einem ehrwürdigen Adelsgeschlecht oder gehörte zu einer der reichsten Familien der Welt. So manche verführerische reiche Erbin hielt auf diesem Ball Ausschau nach einer ebenbürtigen Partie.

Auch Allegra entstammte altem italienischem Adel und kam aus reichem Elternhaus. Mit der Geschäftsidee, dem Verfall ausgesetzte Immobilien aufzukaufen und ihnen zu neuer Blüte zu verhelfen, hatte Allegras Vater das Familienvermögen beträchtlich erhöht. Inzwischen hatte ihr Bruder Renzo das Traditionsunternehmen übernommen und es zu einem Global Player entwickelt.

Auf eine gute Partie war Allegra allerdings nicht aus. Sie sah sich selbst nicht als Verführerin. Viel eher fühlte sie sich als Gefangene. Doch dieser Ball war ihre Chance! Er bot Allegra die perfekte Gelegenheit, ihre Jungfräulichkeit an einen Mann ihrer Wahl zu verlieren statt an den Prinzen, dem sie versprochen war. Ein Prinz, zu dem sie sich überhaupt nicht hingezogen fühlte.

Vielleicht beging sie damit eine Todsünde, aber wenigstens einmal im Leben wollte sie heiße Lust in den Armen eines Mannes empfinden. Warum dann nicht gleich mit dem Teufel persönlich, wenn er nun schon mal unter den Gästen wandelte? Auf den ersten Blick hatte der dunkle Fremde tiefe Gefühle bei ihr entfesselt. Das war ihrem Verlobten bisher noch nie gelungen.

Wie ferngesteuert machte Allegra einen Schritt Richtung Treppenaufgang, blieb dann jedoch wieder stehen. Das Herz klopfte ihr bis zum Zerspringen, ihr war fast übel vor Aufregung.

Was in aller Welt tue ich eigentlich hier? schoss es Allegra durch den Kopf. Es sah ihr gar nicht ähnlich, sich einem Mann an den Hals zu werfen. Noch dazu einem Wildfremden! Verwirrt wandte sie sich ab. Nein! Auf diesem Ball würde sie „den kleinen Tod“ nicht erleben. Ihr fehlte der Mut. Es war gut und schön, davon zu träumen, einen begehrenswerten Mann für eine Nacht zu finden. Aber den Traum zu verwirklichen war eine ganz andere Sache.

Ihr Bruder hatte sie nur widerstrebend mit auf die Party genommen und würde Allegra die Hölle heißmachen, wenn sie ihn blamierte. Renzo Valenti brannten schnell mal die Sicherungen durch. Sie selbst hatte dagegen schon früh gelernt, ihr Temperament zu zügeln. Als Kind war sie ein echter Wildfang gewesen, doch ihren Eltern hatte viel daran gelegen, ihre Tochter zu bändigen. Schließlich sollte aus Allegra eine Dame werden!

Und ihre Bemühungen waren erfolgreich gewesen. Zumindest aus Sicht ihrer Eltern. Über Renzos enge Freundschaft mit dem spanischen Herzog Cristian Acosta war Prinz Raphael De Santis von Santa Firenze in Allegras Familie eingeführt worden.

Allegra verfluchte den Tag, an dem ihr Vater ihre Verlobung mit dem Prinzen vereinbart hatte! Und den gemeinen Cristian hätte sie für seine Bemühungen, sie unter die Haube zu bringen, am liebsten im Meer versenkt. Ihre Eltern waren natürlich begeistert von dieser Partie und verlangten von Allegra ebensolchen Enthusiasmus über die Aussicht, einen Prinzen zu heiraten.

Seit ihrem sechzehnten Lebensjahr war sie nun offiziell mit Raphael verlobt. Inzwischen lag der zweiundzwanzigste Geburtstag hinter ihr, und ihr Verlobter ließ sie noch immer kalt. Eigentlich seltsam, denn er sah wirklich gut aus. Doch was sollte sie tun? Sie fühlte sich nicht zu ihm hingezogen. Nicht das leichteste Prickeln stellte sich in seiner Nähe ein.

Im Gegensatz zu ihrem älteren Bruder war Prinz Raphael sehr darauf bedacht, keine Schlagzeilen in der Boulevardpresse zu machen. Er war eine Respektsperson, stets wie aus dem Ei gepellt, ob im Anzug oder in Freizeitkleidung.

Während der sechs Jahre, die Allegra nun mit Raphael verlobt war, hatte sie ihm nie mehr als freundschaftliche Wangenküsse erlaubt. Sie empfand einfach keine Leidenschaft für den Prinzen. Vielleicht rebellierte sie auch innerlich dagegen, praktisch zwangsverheiratet zu werden. Vielleicht lag es aber auch an Raphael, der ja nun eher der kühle Typ war, der nicht gerade vor Leidenschaft glühte – im Gegensatz zu ihr. Zumindest theoretisch.

Allegra brannte darauf, endlich in der Praxis zu erproben, wie leidenschaftlich sie tatsächlich sein konnte – mit dem richtigen Mann. Cristian würde ihr natürlich puren Egoismus vorwerfen. Da er es ja gewesen war, der ihre Familie mit Raphael bekannt gemacht hatte, fühlte er sich persönlich dafür verantwortlich, dass kein Schatten auf die Verlobung fiel. Welchen Nutzen zieht er eigentlich aus meiner Verbindung mit Raphael? überlegte Allegra plötzlich. Vermutlich ewige Dankbarkeit von Raphael, der tief in seiner Schuld steckte und alles für ihn tun würde! Allegra hätte es Cristian gern heimgezahlt, was er ihr mit der Verlobung angetan hatte. Wenn Cristian in ihrem Elternhaus zu Besuch war, entfesselte er allein durch seine Anwesenheit heiße Wut in ihrem Innern. Dabei hatte Allegra ihre Gefühle ansonsten unter Kontrolle. Ihre Eltern konnten sich wirklich nicht über irgendein Fehlverhalten beschweren.

Was für ein langweiliges Leben, dachte Allegra. Zu gern wäre sie aus diesem öden Dasein ausgebrochen. Doch sie wagte es nicht einmal anzudeuten, wie unglücklich sie war.

Sie sah auf und ließ den Blick über die illustren Gäste wandern, wobei sie es sorgsam vermied, den ganz in Schwarz gekleideten Mann anzusehen. Entschlossen bewegte sie sich zum anderen Ende des Ballsaals, wo ein exklusives Buffet aufgebaut war. Allegra griff nach einem Teller. Wenn sie schon keinen Lover haben durfte, dann musste sie sich eben mit Naschereien zufriedengeben. Ihre Mutter hätte ihr das sofort verboten! Sie hätte sogleich befürchtet, dass Allegra bei der Hochzeit in zwei Monaten nicht mehr ins Brautkleid passen könnte. Das wäre natürlich nicht auszudenken! Sie erwartete von ihren Kindern äußerste Disziplin und perfekte Pflichterfüllung, um das in Generationen erwirtschaftete Vermögen weiter zu mehren und dem Familiennamen Ehre zu machen.

Frustriert legte Allegra noch einen kleinen Sahnewindbeutel auf ihren Teller. Ihre Mutter sah es ja nicht. Außerdem arbeitete eine fantastische Schneiderin für die Familie, die sicher in der Lage war, das Brautkleid notfalls weiter zu machen. Kein Grund, die Hochzeit abzusagen, weil die Braut einige Kilo mehr auf den Hüften hatte.

Auch ihr Bruder Renzo hätte nichts dagegen gehabt, wenn sie sich mit Süßigkeiten vollstopfen wollte. Ihm lag Allegras bevorstehende Hochzeit viel weniger am Herzen als ihren Eltern. Es war schon seltsam! Was den Beruf betraf, war ihrem Bruder keinerlei Freiheit erlaubt. Es war immer klar gewesen, dass er einmal das Familiengeschäft übernehmen musste. Doch in seinem Privatleben durfte er machen, was er wollte. Bei ihr selbst traf das genaue Gegenteil zu. Allegras Privatleben wurde von ihren ehrgeizigen Eltern diktiert. Aber beruflich durfte sie theoretisch machen, was sie wollte – solange ihr die Arbeit später genügend Zeit für Ehemann und Kinder ließe.

Ihr Bruder verstand wahrscheinlich nur zu gut, in welchem Zwiespalt sich Allegra ständig befand. Doch ihre Eltern hatten keine Ahnung. Und Cristian schon gar nicht! Wenn der spanische Herzog in ihrem Elternhaus zu Besuch war, kam es immer wieder zu Wortgefechten zwischen ihnen. Manchmal hatte Allegra ein schlechtes Gewissen dabei, denn Cristian hatte es im Leben bisher nicht leicht gehabt. Andererseits hatte er kein Recht, immer so hart mit ihr ins Gericht zu gehen.

Nachdenklich betrachtete Allegra die Naschereien auf ihrem Teller und wunderte sich, wieso sie gerade jetzt an Cristian dachte. Wahrscheinlich würde er beim Anblick der süßen Leckereien missbilligend eine dunkle Augenbraue hochziehen und sich in seiner Meinung bestätigt sehen, dass Allegra ein verwöhntes, verantwortungsloses Kind war. So ein Idiot!

Die Musik wurde lauter. Walzerklänge drangen an Allegras Ohr. Geistesabwesend wiegte sie sich zu der sinnlichen Musik und betrachtete die scheinbar übers Parkett schwebenden Tanzpaare. Wie es sich wohl anfühlte, in den starken Armen eines Mannes durch den Ballsaal zu tanzen? Ihr Zukünftiger war sicher ein exzellenter Tänzer, vermutete sie. Schließlich gehörte es zur Ausbildung eines Prinzen, sich sicher auf dem Parkett zu bewegen.

Aus dem Augenwinkel bemerkte Allegra eine mit einem schwarzen Handschuh bekleidete Hand. Ihr stockte der Atem. Als sie etwas sagen wollte, hob der Mann die andere Hand und presste einen Finger auf den Bereich der Metallmaske, unter dem sich seine Lippen befanden, zum Zeichen, dass Allegra schweigen sollte.

Also war sie ihm aufgefallen. Genau wie er ihr. Heißes Verlangen hatte sie durchströmt, als er die Treppe heruntergeschritten war. Allegra hatte sich vorgestellt, er berührte nicht das Geländer, sondern sie. Offenbar hatte er bei ihrem Anblick ähnlich empfunden. Wie aufregend!

Sie griff nach der ausgestreckten Hand und stand auf. Sofort begann es in ihrem Schoß heiß zu pulsieren. So eine heftige Reaktion auf einen ihr völlig Fremden war ja lächerlich! Woher sollte sie denn wissen, wer hinter der Totenkopfmaske steckte?

Als der düstere Unbekannte sie an sich zog und an seinen muskulösen Körper presste, wurde ihr noch heißer. Das Verlangen nach diesem Mann war eindeutig – und unbegreiflich.

Wie ein eingespieltes Paar schwebten sie über die Tanzfläche, fast so, als existierten die anderen Tänzer gar nicht.

Allegra sah auf, direkt in die dunklen Tiefen seiner Augen. Der intensive Blick ging ihr durch und durch. Schnell sah sie weg und betrachtete zur Ablenkung die funkelnden Kronleuchter. Dann ließ sie den Blick über die schweren Samtvorhänge gleiten, die nur teilweise die Wandgemälde vergnügter Göttinnen verbargen.

Ein Beben durchlief ihren Körper, als ihr Tanzpartner mit einer Hand über ihren Rücken strich. Das Pulsieren im Schoß wurde verlangender. Dieser sinnliche Tanz schien nur der Auftakt zu einem heißen Spiel zu sein. So etwas hätte Allegra in ihren kühnsten Träumen nicht für möglich gehalten. Aber ihr fehlte es ja auch an Erfahrung. So eng umschlungen zu tanzen war ihr neu. Aber die Wirkung war unglaublich. Der Mann übte eine unwiderstehliche Anziehungskraft auf sie aus. Bereits beim ersten Blick auf ihn war ihr heiß geworden.

Ihr wurde schwindlig vor Lust, und sie suchte Halt bei ihm. Dann riskierte sie einen erneuten Blick in diese unglaublich dunklen Augen. Fand der Mann es abstoßend, dass sie mehr von ihm wollte als einen Tanz?

Behutsam zog er Allegras Hand weg von seiner Brust. Allegra erschrak. Hatte sie etwas falsch gemacht? Nein, denn nun strich er mit einem behandschuhten Finger sinnlich über die zarte Innenseite ihres Handgelenks. Es war wie eine Antwort. Er wollte sie …

Widerstrebend wandte Allegra den Blick ab und ließ ihn auf der Suche nach Renzo durch den Ballsaal schweifen. Keine Spur von ihrem Bruder. Wahrscheinlich hatte er sich schon mit seiner neuesten Flamme aus dem Staub gemacht. Prima, dachte Allegra, dann bin ich meinen Aufpasser ja los.

Und wie ging es nun weiter? Der geheimnisvolle Fremde legte offensichtlich keinen Wert auf eine Unterhaltung. Seine Geste vorhin war eindeutig gewesen. Allegra fand es sehr aufregend. Es steigerte die Spannung, dass sie ihre Identitäten geheim hielten. Die Verlobte des Prinzen von Santa Firenze in den Armen eines wildfremden Mannes? Wenn das herauskäme, wäre sie geliefert. Nein, niemand durfte wissen, wer sie war.

Der aufregende Fremde entführte sie aus dem Ballsaal. Sie befanden sich nun auf einem verlassenen Korridor. Allegras Herz klopfte zum Zerspringen. Einen Moment lang befürchtete sie sogar, der Mann könnte sie entführen …

Er schob sie in einen Alkoven. Hier war die Musik kaum noch zu hören. Allegra hatte das Gefühl, der schwarz gekleidete Mann mit der Totenkopfmaske und sie wären die einzigen Menschen auf dem Planeten.

Sinnlich ließ er einen Finger mit Allegras hübsch geschwungenen Lippen spielen, dann strich er mit einer Hand über ihren langen Hals und über ihr Dekolleté.

Diese leichte Berührung entfachte heißes Begehren in Allegra. Es gab keinen Zweifel mehr, der geheimnisvolle Mann wollte sie verführen! Und sie konnte es kaum erwarten, sich verführen zu lassen. Schon spürte sie die andere Hand unter dem Kleid. Er schob es bis zur Taille hoch, strich leicht über ihren flachen Bauch und liebkoste ihre Brüste. Allegra stöhnte leise und ließ ihn gewähren. Die Liebkosungen wurden immer erregender, so sehr, dass Allegra sich ihm instinktiv entgegenbog. Sofort schob er eine Hand zwischen ihre Beine und begann, sie aufreizend zu streicheln.

Ein heißes Lustgefühl durchströmte Allegras Körper. Es fühlte sich fantastisch an. Sie wollte mehr davon. Und sie bekam mehr.

Ihr wurde schwindlig. Sie suchte Halt an seiner breiten Brust, begann dann, das schwarze Hemd aufzuknöpfen und atmete tief ein, als sie zum ersten Mal seine nackte Haut spürte. Hingerissen fuhr sie mit ihren Händen über den muskulösen Oberkörper, der eine überwältigende Hitze ausstrahlte. Allegras Knie drohten nachzugeben. Hastig riss sie sich zusammen. Er durfte nicht wissen, wie unerfahren sie noch war, sonst würde er seinen Verführungsplan womöglich aufgeben. Das wäre schrecklich gewesen für Allegra. Dieser Mann war perfekt für sie, entfesselte eine Leidenschaft in ihr, die ihr bis dahin unbekannt gewesen war. Selbstvergessen platzierte sie kleine Küsse auf dem starken Hals, wobei sie eine tiefrote Lippenstiftspur hinterließ. Auch das weiße Make-up hinterließ Spuren. Das gefiel Allegra. Es war ein schöner Gedanke, ein Zeichen zu hinterlassen auf diesem Mann, von dem sie schon jetzt wusste, dass sie ihn nie vergessen würde …

Der geheimnisvolle Verführer schob sie gegen die Wand, während er zugleich mit einer Hand seine Hose öffnete. Als sie seine mächtige Erektion an ihrem feuchten Inneren spürte, stöhnte Allegra erwartungsvoll. Immer dichter presste der Fremde sich an sie, und eine Welle der Lust überschwemmte ihren Körper. Allegra legte den Kopf in den Nacken und keuchte laut auf. Geschickt schlang der Unbekannte sich Allegras Bein um die Hüften und drang mit einer schnellen Bewegung tief in sie hinein.

Allegra stieß einen Schmerzensschrei aus. Natürlich hatte sie damit gerechnet, dass es wehtun würde, ihre Unschuld zu verlieren, aber so heftig hatte sie sich den Schmerz nicht vorgestellt. Der Mann schien nichts bemerkt zu haben. Er zog sich zurück und glitt erneut in sie hinein. Dieses Mal tat es nicht mehr so weh. Mit jedem Stoß ließ der Schmerz etwas mehr nach, bis wieder die Lust überwog. Schon bald spürte Allegra nur noch überwältigendes Verlangen im ganzen Körper und begann, den Rhythmus des dunklen Verführers aufzunehmen. Immer drängender wurde ihr Verlangen. Dann war es so weit. Sie suchte Halt an den Schultern, barg das Gesicht an seinem Hals und gab sich ganz ihrem Orgasmus hin. Selbstvergessen küsste sie den Hals des Fremden, während sie unter einem nicht enden wollenden Höhepunkt erbebte.

Erneut drängte der dunkle Fremde sie dicht an die Wand. Mit einem letzten Stoß in Allegras heißes Inneres fand auch er nun mit einem rauen Aufschrei seine Erlösung.

Einen Moment lang schien die Welt stillzustehen. Allegra spürte einen tiefen Frieden und eine innere Verbundenheit zu diesem wildfremden Mann.

Schließlich zog er sich zurück, löste sich von ihr und richtete seine Kleidung. Die Maske war nicht einmal verrutscht. So hatte Allegra noch immer keine Vorstellung, wer sich dahinter verbergen mochte.

Einen Moment lang schaute er sie eindringlich an, dann zupfte er die Handschuhe zurecht, drehte sich um und kehrte zurück in den Ballsaal.

Allegra sah ihm nach. Noch konnte sie nicht fassen, was gerade geschehen war. Sie hatte sich von einem wildfremden Mann entjungfern lassen. Ohne Schutz, ohne einen Gedanken an die Zukunft.

Langsam verebbte ihre Erregung, und ihre Befriedigung machte blankem Entsetzen Platz. Was habe ich getan? dachte Allegra verstört. Sie würde diesen Mann nie wiedersehen. Aber sollte sie darüber nun froh sein oder unglücklich?

2. KAPITEL

Schlimmer kann es nicht werden, dachte Allegra. Seit Wochen wartete sie auf ihre Regel, doch es tat sich nichts. Schließlich hatte Allegra sich dazu durchgerungen, einen Schwangerschaftstest zu kaufen. Nun starrte sie ahnungsvoll auf das Teströhrchen. Ihre schlimmsten Befürchtungen hatten sich bestätigt: Sie war schwanger!

Es spielte keine Rolle mehr, dass sie mit einem Prinzen verlobt war und seine Erben zur Welt bringen sollte, um die Dynastie zu sichern. Vorbei! Sie war ja nicht von ihm schwanger, sondern von einem wildfremden Mann.

Angestrengt überlegte Allegra den ganzen Morgen lang hin und her. Eine Möglichkeit bestand darin, ihren Verlobten zu verführen, wo auch immer er sich gerade aufhielte. Diese Idee verwarf sie umgehend. Raphael das Kind eines anderen Mannes unterschieben? Nein, mit dieser Lebenslüge könnte sie keine Nacht mehr ruhig schlafen. Außerdem war Raphael nicht dumm. Als Prinz musste er einen unanfechtbaren Erben vorweisen. Wenn das Kind viel zur früh zur Welt kam, würde er sofort einen Vaterschaftstest verlangen. So weit wollte sie es gar nicht erst kommen lassen. Allegra war eine ehrliche Haut und spielte stets mit offenen Karten.

Die Alternative war zu gestehen, was passiert war. Ihre Eltern würden ihr den Kopf abreißen, aber Renzo hatte vielleicht Verständnis und würde ihr helfen. Also suchte sie ihn am Nachmittag in seinem Büro in Rom auf.

Behutsam tastete sie sich an das eigentliche Thema heran, als sie ihrem Bruder gegenübersaß. „Hat dir die Party Spaß gemacht, Renzo?“

Verwundert zog er eine Augenbraue hoch. „Welche Party meinst du?“

„Stimmt. Du bist ja ständig auf Partys. Das hatte ich vergessen. Ich spreche von dem Maskenball in Venedig.“

„Ach ja.“ Er dachte kurz nach. „Eine wirklich coole Veranstaltung, so weit ich das beurteilen kann. Ich bin nicht lange geblieben.“ Er stand auf und musterte seine Schwester forschend. „Wieso fragst du? Habe ich mal wieder unfreiwillig Schlagzeilen gemacht?“

„Keine Ahnung. Wie kommst du darauf?“ Neugierig sah sie Renzo an.

„Weil ich ein Leben führe, das die Paparazzi dazu verleitet, mich ständig abzuschießen.“

Allegra lachte. „Stimmt.“ Dann verging ihr das Lachen. Wenn die Medien Wind von dem Vorfall auf dem Maskenball bekamen, würde sie unweigerlich Schlagzeilen machen. All die Jahre war sie ein braves Mädchen gewesen, nun setzte ein einziger Fehltritt ihren guten Ruf aufs Spiel.

„Sag mir, warum du mich sprechen wolltest, Allegra! Dann kannst du die Boutiquen stürmen. Das ist ja wohl der eigentliche Grund, warum du nach Rom gekommen bist, oder?“

„Nicht unbedingt.“ Sie wich seinem Blick aus. „Du kennst doch fast alle VIPs, Renzo.“ Allegra war sicher, dass der Mann, mit dem sie Sex gehabt hatte, zu dieser Personengruppe gehörte. Seine Autorität, sein Charisma hatten zumindest darauf hingedeutet. Als er im Ballsaal erschienen war, hatten sich alle Blicke auf diesen Mann gerichtet.

„Fast alle“, antwortete Renzo trocken. „Präsidenten, Könige … Warum fragst du?“

„Ach, nur so.“ Sie sah auf. „Auf dem Maskenball war ein Mann.“

„Du willst wissen, wer das war? Du bist verlobt, Allegra“, sagte er streng.

„Ja, schon. Trotzdem möchte ich wissen, wer der Mann war.“

„Unmöglich! Unser Vater würde mich einen Kopf kürzer machen.“

„Unsinn! Du hast dich doch noch nie darum geschert, was unsere Eltern denken.“ Allegra widersprach vehement. „Du machst, was du willst. Mir kannst du nichts vormachen, Renzo.“

„Also gut.“ Widerstrebend gab er sich geschlagen. „Was willst du wissen?“

„Er ist erst spät auf den Ball gekommen, trug eine Totenkopfmaske und einen schwarzen Umhang.“

Renzo lächelte wissend, dann lachte er herzlich – was eher selten geschah.

„Was ist denn?“, fragte sie ärgerlich. Sie steckte in größten Schwierigkeiten, und ihr Bruder lachte!

„Es ist wirklich zu komisch“, prustete Renzo. „Der Unbekannte, der dir den Kopf verdreht hat, muss Cristian sein. Dabei kannst du ihn doch nicht ausstehen.“

Allegra wurde es flau im Magen. Das konnte doch nicht wahr sein! „Nein, das war ganz sicher nicht Cristian“, stieß sie heiser hervor.

„Tut mir leid, dich enttäuschen zu müssen, Schwesterherz, aber er war es ganz bestimmt. Wahrscheinlich ist es doch ein Segen, dass unsere Eltern deine Verlobung arrangiert haben. Du scheinst einen ziemlich schlechten Geschmack zu haben, was Männer betrifft.“

Wütend musterte sie ihren Bruder. „Nie im Leben war der Mann Cristian Acosta. Ich wäre … ich wäre zur Salzsäule erstarrt.“

„Nach einem Blick auf ihn?“ Eine gewisse Ahnung beschlich Renzo plötzlich.

Allegra senkte den Blick. „Ja.“ Dann sah sie wieder auf. Früher oder später würde Renzo es ja doch erfahren. Er und der Rest der Welt. Oder nicht? Cristian musste ja nicht unbedingt wissen, dass er Vater wurde. Raphael hingegen musste sie reinen Wein einschenken. Die Verlobung musste gelöst werden. Sehr zu Allegras Erleichterung. Und Cristian würde ihr sowieso kein Wort glauben. Für ihn war sie ja noch immer das verwöhnte kleine Mädchen. Niemals würde er auf die Idee kommen, dass es Allegra gewesen war, mit der er auf dem Ball Sex gehabt hatte.

Wieder wurde ihr flau im Magen. Das durfte doch alles nicht wahr sein! Was hatte sie da angerichtet? Wie hatte sie sich darauf einlassen können? Diese Fragen beschäftigten sie seit Wochen. Und natürlich die Frage nach der Identität ihres Sexpartners. Die hatte Renzo jetzt beantwortet – und alles noch schlimmer gemacht.

Allegra traf eine Entscheidung. Cristian durfte niemals erfahren, dass er sie geschwängert hatte. Er würde ihr sowieso nicht glauben und nichts mit ihr und dem Baby zu tun haben wollen. Oder er würde die volle Verantwortung übernehmen. Eher Letzteres, so wie sie ihn einschätzte.

Sie stand auf. „Ist ja auch egal. Ich war wohl etwas neben der Spur“, sagte sie.

Autor

Maisey Yates
<p>Schon von klein auf wusste Maisey Yates ganz genau, was sie einmal werden wollte: Autorin. <br/>Sobald sie mit einem Stift umgehen und ihre erste Worte zu Papier bringen konnte, wurde sie von der Leidenschaft fürs Schreiben gepackt und bis heute nicht mehr losgelassen. <br/><br/>Von da an konnte nichts und niemand...
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