Liebe auf der Zielgeraden - 4 rasante Lovestorys

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MIT VOLLGAS INS HAPPY END von PATRICIA HAGAN

Ausgerechnet den erfolgreichen Rennfahrer Rick Castles soll Liz für ihre Werbeagentur vertreten - dabei hat sie von Rennsport keine Ahnung. Was er sie auch bitter spüren lässt! Trotzdem fiebert sie plötzlich bei jedem Rennen mit. Nicht nur aus beruflichen Gründen …

LIEBESREISE NACH MONACO von REBECCA WINTERS

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FLIRTE NIE MIT EINEM PLAYBOY von MICHELLE CONDER

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  • Erscheinungstag 19.09.2024
  • ISBN / Artikelnummer 9783751535496
  • Seitenanzahl 405
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

IMPRESSUM

Mit Vollgas ins Happy End erscheint in der HarperCollins Germany GmbH

Cora-Logo Redaktion und Verlag:
Postfach 301161, 20304 Hamburg
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Redaktionsleitung: Claudia Wuttke (v. i. S. d. P.)
Produktion: Jennifer Galka
Grafik: Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn,
Marina Grothues (Foto)

© by Patricia Hagan
Originaltitel: „Race to the Altar“
erschienen bei: Silhouette Books, Toronto
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe BIANCA EXKLUSIV
Band 219 - 2012 by CORA Verlag GmbH, Hamburg
Übersetzung: Tatjána Lénárt-Seidnitzer

Umschlagsmotive: stevecoleimages, ayzek, Yuri_Arcurs / iStockphoto

Veröffentlicht im ePub Format in 05/2016 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH , Pößneck

ISBN 9783733773441

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:
BACCARA, BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, MYSTERY, TIFFANY

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1. KAPITEL

Liz Mallory wusste, dass Pumps und Kostüm nicht die richtige Aufmachung für eine Rennstrecke waren. Sie hatte beabsichtigt, sich bei der Ankunft im Hotel umzuziehen. Doch während des Fluges von New York nach Daytona war ihr Gepäck verloren gegangen. Daher fühlte sie sich nun so fehl am Platze wie ein Weihnachtsbaum zu Ostern.

Die Rennstrecke erinnerte an einen riesigen Zirkus. Flaggen und Luftballons wehten im Wind, Tausende von Menschen spazierten umher, und dabei fand an diesem Tag nicht einmal ein Rennen statt.

Aber so war es immer in Daytona während der Rennwochen im Februar. Zumindest so viel hatte sie in der kurzen Zeit in Erfahrung gebracht, seit sie beauftragt worden war, Big Boy’s Pizza, den neuen Sponsor des aufstrebenden Neulings Rick Castles, zu repräsentieren.

Sonst wusste sie absolut nichts über die Welt des Motorsports. Jeff Strohm, ihr Boss bei der Werbeagentur Star Media Enterprises, hatte ihr dringend geraten, dem schleunigst Abhilfe zu schaffen. Sie hatte unzählige Fachbücher und Zeitschriften gekauft, aber noch keine Zeit gefunden, sie zu lesen. Doch das beunruhigte sie nicht sonderlich. Ihr Job war es, Rick Castles und seinen Sponsor möglichst viel in die Medien zu bringen. Es war schlicht und einfach PR, und darin war sie gut.

Sie erreichte den Presseparkplatz, der mit einer Kette versperrt war. Ein Wärter in orangefarbener Weste hielt sie an. „Entschuldigung, Lady.“ Er deutete zu einem Schild mit der Aufschrift Ausschließlich Medien.

Sie hielt den Ausweis hoch, der ihr von der Rennleitung ausgestellt worden war.

Der Mann schüttelte den Kopf. „Damit kommen Sie in die Boxengasse. Hier brauchen Sie einen Parkaufkleber.“

„Vielleicht habe ich einen.“ Sie kramte in einem großen Umschlag und zeigte triumphierend einen rot-weißen Aufkleber.

„Kleben Sie ihn an die Windschutzscheibe, damit ich Sie nächstes Mal nicht anhalten muss.“

„Es tut mir leid. Es ist mein erstes Mal, und …“

Der Fahrer hinter ihr hupte ungeduldig.

Sie befestigte den Aufkleber an der Windschutzscheibe, und der Wärter winkte sie zufrieden vorbei.

Als sie aus dem Wagen stieg, blickte sie hinauf zum strahlend blauen Himmel. Nicht eine Wolke war in Sicht, und eine milde Brise wehte vom Ozean herüber, der nur wenige Meilen entfernt war. Sie war froh über das tropische Klima im Gegensatz zur Kälte in New York.

Um die Rennstrecke herum standen unzählige Trucks, Campingwagen und Zelte. Der Geruch von Grillfleisch hing in der Luft, und Möwen kreisten auf Futtersuche über der Anlage.

Häuschen mit Toiletten und Duschen waren ebenso vorhanden wie Unfallstationen. An Ständen wurden Souvenirs verkauft – hauptsächlich T-Shirts und Jacken mit Bildern von den Fahrern und ihren Rennwagen.

Es ist wie eine kleine Stadt, dachte Liz. Viele Fans verbrachten tatsächlich den gesamten Monat Februar an der Strecke, und die lokale Wirtschaft hieß sie mit offenen Armen willkommen.

Liz folgte dem Lageplan zur Boxengasse, in der die Fahrer sich neue Reifen und Sprit holten. Sie hatte keine Ahnung, wie Rick Castles aussah. Bislang gab es noch keine Werbefotos von ihm, doch sie beabsichtigte, das sofort zu ändern. Sie war froh, dass sie die Mützen mit dem Logo des Sponsors im Handgepäck mitgebracht hatte, anstatt sie im Koffer aufzugeben. Sonst hätte sie an diesem Tag keine Fotos machen können, denn Rick und sein gesamtes Team mussten diese Kappen tragen, um für Big Boy’s Pizza Reklame zu machen. Und sie konnte sich keinen Aufschub leisten. Seine Pressemappe musste möglichst schnell verfügbar sein.

Am Eingang zur Boxengasse zeigte sie dem Wärter ihren Ausweis und fragte, wo sie Rick Castles finden konnte.

„Er hat Box Nummer fünfundfünfzig.“

Sie dankte ihm, heftete sich den Ausweis an das Revers, holte tief Luft und betrat ihr neues Arbeitsumfeld.

Als Erstes stolperte sie über einen riesigen Bolzen, den jemand hatte herumliegen lassen. Sie fiel beinahe auf die Nase, doch ein Mann in einem ölverschmierten Overall packte sie am Arm und warnte brüsk: „Lady, in diesen Schuhen sollten Sie lieber aufpassen. Es ist gefährlich hier.“

Sie lachte nervös. „Da stimme ich zu. Vielen Dank. Nächstes Mal weiß ich es besser.“

„Was tun Sie überhaupt hier?“

„Ich bin die neue Public-Relations-Repräsentantin von Rick Castles. Können Sie mir sagen, wo ich seine Box finde?“

„Castles ist ein Grünschnabel. Also ist er nicht bei den Hot Dogs. Das ist schon mal sicher. Er müsste ganz am Ende der Boxengasse sein.“

Liz war verwirrt, denn sie sah keine Imbissbuden in der Boxengasse. Und was mochte die Tatsache, dass Rick ein Anfänger war, mit dem Standort seiner Box zu tun haben?

Jemand pfiff ihr nach, als sie weiterging. Erneut wünschte sie, sie hätte sich umziehen können. Für gewöhnlich wäre sie in Freizeitkleidung gereist, doch Jeff hatte kurz vor ihrem Abflug zu einem Abschiedsessen in einem eleganten Restaurant geladen.

Als sie einen jungen Mann mit mehreren Kameras um den Hals erblickte, winkte sie ihm und rief: „Hallo! Sind Sie freiberuflicher Fotograf?“

„Ja. Ich bin Pete Barnett, der Beste im Geschäft. Was brauchen Sie und wann?“

„Werbeaufnahmen von Rick Castles. Ich bin Liz Mallory, PR-Repräsentantin seines neuen Sponsors – Big Boy’s Pizza. Und ich möchte die Fotos bis morgen fertig haben.“ Sie hielt den Atem an und hoffte, dass er ihr nicht ins Gesicht lachte wegen des kurzfristigen Termins.

„Kein Problem. Ich bin jetzt gerade unterwegs zu Aufnahmen. Wo werden Sie in etwa einer Stunde sein?“

„Box fünfundfünfzig. Da steht sein Auto.“

Er lachte. „Nicht bei den Hot Dogs, wie? Der Fluch, ein Grünschnabel zu sein.“

Erneut wunderte Liz sich über die Bemerkung, während sie weiterging. In den Boxen herrschten hektische Betriebsamkeit und ohrenbetäubender Lärm von heulenden Motoren und Schlagschraubern.

Als sie die Box Nummer fünfundfünfzig erreichte, erblickte sie zu ihrer Erleichterung ein Auto mit dem Logo von Big Boy’s Pizza auf der Haube, dem Dach und den Seiten. Der Monte Carlo war mit Dutzenden von bunten Aufklebern übersät und trug auf den Türen die Nummer sechzig.

Niemand war zu sehen, und das wunderte Liz, da in allen anderen Boxen fieberhaft an den Autos gebastelt wurde. Vielleicht war Rick mit seiner Crew zum Essen gegangen. Sie blickte zur Uhr. Vier. Zu spät zum Lunch und zu früh zum Dinner. Wo mochte das Team am Tag vor dem wichtigen Qualifikationsrennen nur stecken?

Ihre Ungeduld wuchs mit jeder Minute, die verging. Denn sie wollte unbedingt ihre Karriere vorantreiben, nachdem sie kürzlich durch Dummheit und Naivität von ganz oben auf die unterste Stufe der Erfolgsleiter zurückgefallen war.

Liz hatte ihre Karriere in Kalifornien, ihrem Heimatland, begonnen, sich in die Geschäftsleitung emporgearbeitet und Spitzengehälter bezogen. Dann war ihr der Fehler unterlaufen, sich in Craig Hatcher zu verlieben, der zufällig bei der Konkurrenz beschäftigt war.

Sie hatte sich mit ihm verlobt und zu spät entdeckt, dass er sie nur benutzte und sich Zugang zu ihren Unterlagen verschafft hatte. Als sie ihm auf die Schliche gekommen war, hatte er ihrer Agentur bereits die drei besten Kunden abgeworben.

Seine Verschlagenheit hatte ihr nicht nur das Herz gebrochen, sondern sie auch den Job gekostet.

Sie hatte bei einer anderen Agentur von vorn anfangen müssen und dummerweise den Fehler begangen, eine weitere Beziehung einzugehen – mit Mike Lowry, einem Arbeitskollegen. Durch zahlreiche berufliche Konflikte und Konkurrenzdenken war die Liaison bald zerbrochen. Sie hatte nicht nur den Job, sondern auch den Wohnort gewechselt, um sich ein völlig neues Leben aufzubauen.

Sie hatte sich geschworen, sich nie wieder von einem Mann ausnutzen zu lassen und sich nie wieder mit jemandem einzulassen, mit dem sie beruflich zu tun hatte.

Um sich von ihren deprimierenden Gedanken abzulenken, umkreiste Liz langsam den Rennwagen. Ihr fiel auf, dass die Türen Netze statt Fensterscheiben aufwiesen. Der Innenraum war völlig ausgeschlachtet und enthielt nur einen Sitz für den Fahrer. Sie wusste, dass die Rohrgestelle Überrollkäfige genannt wurden und dem Schutz des Fahrers dienten, falls sich der Wagen überschlug.

Liz war so fasziniert von allem, was sie sah, dass sie die Füße übersah, die unter dem Wagen hervorlugten. Sie stolperte, schrie auf und konnte sich gerade noch am Fensterrahmen festhalten, um nicht zu Boden zu stürzen.

Unter dem Wagen hob Rick Castles mit einem Ruck den Kopf und stieß heftig gegen die Wagenunterseite. „Aua! Verdammt, wer ist dieser Schwachkopf, der nicht aufpasst, wohin er tritt? Haben Sie keine Augen im Kopf?“ Zornig schwang er sich auf dem Rollbrett unter dem Auto hervor – und schaute unwillkürlich unter einen Rock, der sehr wohlgeformte Beine umschmiegte.

Verlegen und hastig wich die Frau, der die Beine gehörten, zurück. „Es tut mir leid. Ich habe Ihre Füße nicht gesehen. Ich wusste nicht, dass jemand unter dem Auto liegt.“

Er stand auf, musterte dabei den Rest von ihr, und trotz seiner Verärgerung gefiel ihm, was er sah. Ihre Beine waren nicht das einzige Wohlgeformte an ihr. Lange, dichte Wimpern umrahmten grüne Augen, und eine Stupsnase verlieh ihr einen kecken Eindruck. Volle, sinnliche Lippen luden förmlich dazu ein, geküsst zu werden. Eine Woge der Wärme stieg in ihm auf und erinnerte ihn daran, wie lange es her war, seit er mit einer Frau zusammen gewesen war. „Wenn Sie so große Füße wie meine übersehen, Lady, dann brauchen Sie eine Brille.“

Automatisch blickte sie auf seine Füße und stellte fest, dass sie in der Tat groß waren. Dann fiel ihr ein Spruch ein, den sie einmal gehört hatte, wonach die Fußlänge eines Mannes einen Hinweis gab auf die Länge seines …

Sie errötete bis in die Wurzeln ihrer flammend roten Haare. „Es tut mir wirklich leid. Ich war so fasziniert von dem Wagen. Ich habe noch nie einen Rennwagen aus der Nähe gesehen.“

Rick presste die Lippen zusammen, um nicht zu lachen. Er kannte den Vergleich zwischen den Füßen eines Mannes und der Größe von etwas anderem.

Ihr rotes Haar war zu einem Knoten auf dem Oberkopf geschlungen, und sie sah recht würdevoll in ihrem grauen Leinenkostüm und den zierlichen Pumps aus. Ihm entging jedoch nicht, wie ihre Brüste die weiße Seidenbluse strafften und ihr Rock ihren knackigen Po umspannte. Sie war eine tolle Frau, aber er war dennoch verärgert.

„Ich habe zu arbeiten“, bemerkte er mürrisch. „Warum verziehen Sie sich nicht? Eine Box ist kein Platz für Frauen, vor allem nicht in so albernen Schuhen. Ich begreife nicht, wieso praktisch jedem Zugang gewährt wird.“

Liz spürte Groll in sich aufsteigen. Wer immer er auch sein mochte, ihr gefiel seine Einstellung nicht. Schließlich war sie nicht vorsätzlich über seine Füße gestolpert. Dennoch konnte sie nicht umhin zu bemerken, wie seine breiten Schultern das enge T-Shirt ausfüllten oder wie sich seine Jeans um die muskulösen Schenkel schmiegte. Und obwohl sein markantes Gesicht schmutzig war, sah er gut aus mit seinen mokkabraunen Augen und schwarzen Haaren.

Sie hatte befürchtet, auf Machotypen zu stoßen, denen es nicht passte, dass eine Frau in einer als Männerwelt angesehenen Branche arbeitete. Dieses Exemplar gehörte offensichtlich zu Ricks Crew. Daher hielt sie es für weise, sich mit ihm anzufreunden. Die Tatsache, dass seine Nähe ihr Herz in den Schnellgang beförderte, hatte nichts damit zu tun.

„Ich suche Rick Castles“, erklärte sie. „Ich nehme an, Sie gehören zu seiner Crew?“

In der Hoffnung, sie schnell wieder loszuwerden, enthüllte Rick seine Identität nicht. So niedlich sie auch sein mochte, er wollte keine Zeit an ein Groupie verschwenden. „Das könnte man sagen. Was wollen Sie von ihm?“

„Ich möchte ihn nur kennenlernen.“

„Also sind Sie ein Fan.“ Unbeeindruckt deutete er auf ihren Presseausweis. „Wieso tragen sie den denn?“

„Jemand hat ihn mir gegeben“, erwiderte sie, und es war nicht gelogen. „Und ja, ich bin ein großer Fan, aber noch nicht sehr lange“, fügte sie mit einem vertraulichen Lächeln hinzu. Dann deutete sie auf das Logo. „Ein neuer Sponsor?“

Er zuckte die Achseln. „Ja. Stellen Sie sich bloß mal vor: Wir kriegen Pizza umsonst dafür, dass wir damit das ganze Auto verunstalten.“

Liz versteifte sich. Selbst wenn er nur ein Gelegenheitsarbeiter sein sollte, hätte er etwas mehr Respekt und Dankbarkeit für den Sponsor beweisen müssen, der außer Pizza eine ganze Stange Geld lockermachte, damit der Rennwagen konkurrenzfähig wurde.

Rick beobachtete sie aus den Augenwinkeln und dachte erneut, wie hübsch sie aussah. Umso mehr wünschte er, sie möge verschwinden. Er hatte keine Verwendung für Frauen auf einer Rennstrecke. Sie brachten nur Ärger ein. „Hören Sie, ich weiß nicht, wann Rick zurück sein wird. Daher sollten Sie lieber …“

„Aber wo ist er denn?“ Sie wusste, dass es die letzte Trainingsmöglichkeit vor dem Qualifikationsrennen war. „Wieso ist er nicht hier und probiert das Auto aus?“

„Er hat heute Vormittag trainiert. Heute Nachmittag ist er am Strand. Jetzt sollten Sie hier wirklich verschwinden. Die Box ist ein gefährlicher Ort.“

„Das habe ich schon mal gehört.“ Mühsam unterdrückte sie ihre Verärgerung. Offensichtlich nahm Rick Castles seine Karriere nicht ernst genug. Sonst wäre er nicht am Strand. Selbst wenn er das Training für diesen Tag beendet hatte, hätte er sich um seine Fans kümmern müssen. „Soweit ich weiß, findet um fünf Uhr eine Fahrersitzung statt. Wird er nicht daran teilnehmen müssen?“

„Ja, wahrscheinlich.“

„Dann warte ich.“ Bevor er protestieren konnte, deutete sie auf die Reifen. „Wie kommt es, dass sie kein Profil haben?“

„Das sind alte Reifen. Abgefahren. Neue sind zu teuer.“ Er legte sich auf das Rollbrett. „Ich muss wieder an die Arbeit.“

„Oh, kümmern Sie sich nicht um mich.“ Ihr Blick glitt zu seinen Schenkeln, und ein Flattern lief durch ihren Bauch. Seine Jeans saß wie angegossen, und sie konnte nicht umhin, die Wölbung zu bemerken und …

„Wenn Sie hierbleiben, geraten Sie garantiert in Verlegenheit“, warnte er und rollte sich unter das Auto. „Die Männer fluchen manchmal in der Werkstatt.“

„Keine Sorge. Ich werde es ignorieren.“

„Aber Sie haben hier nichts zu suchen. Und Rick Castles hat eine Freundin. Also verschwenden Sie nur Ihre Zeit.“

„Aha, ich verstehe“, entgegnete sie sarkastisch, „nur weil ich ihn kennenlernen will, will ich auch mit ihm ins Bett gehen.“

Er rollte wieder hervor und verfehlte sie nur knapp, als sie hastig aus dem Weg sprang. „Habe ich etwas davon gesagt, dass Sie mit ihm ins Bett gehen wollen? Ich wollte Sie nur wissen lassen, dass er nicht interessiert ist, falls Ihnen ein Flirt vorschwebt.“

„Und ich bin nicht auf diese Weise interessiert an ihm.“ Sie war sehr versucht, sich vorzustellen und ihn fristlos zu entlassen. Doch sie sagte sich, dass er es nicht wert war, sich seinetwegen künstlich aufzuregen.

Erneut konnte Rick unter ihren Rock schauen. Es war ein toller Anblick, und er zwang sich, weiter unter das Auto zu rollen, damit sie sein Verlangen nicht sehen konnte.

Wer war sie, und was wollte sie von ihm? Er war versucht, die Farce zu beenden, aber er war zu sauer – auf sie, aber vor allem auf sich selbst. Schließlich hatte er seine Lektion in puncto Frauen und Rennsport gelernt. Entweder konnten sie den Stress nicht ertragen und wurden jedes Mal hysterisch, wenn er einen Unfall hatte, oder sie suchten sich einen anderen, während er im ganzen Land herumreiste.

Er dachte an Maggie, drehte prompt den Schraubenschlüssel zu heftig und fluchte, als er sich einen Finger einklemmte.

Liz hörte es und neckte: „He, Sie hatten recht. Ich höre tatsächlich jemanden fluchen.“

Er ignorierte sie und ließ die Erinnerungen an Maggie auf sich einströmen, um sich bewusst zu machen, warum ihm der niedliche Rotschopf nicht unter die Haut gehen durfte. Sie hatte geschworen, dass sie ihn liebte und sein Leben als Rennfahrer mit ihm teilen wollte. Doch ein Jahr nach der Hochzeit hatte sie ihn wegen eines Mannes mit einem beständigen Job verlassen, der jeden Abend zum Essen nach Hause kam.

Daraufhin hatte Rick sich geschworen, nie wieder eine ernste Beziehung einzugehen, solange er im Motorsport tätig war. In letzter Zeit waren auch die sexuellen Abenteuer seltener geworden. Flüchtige Affären hinterließen in ihm ein Gefühl der Leere. Also arbeitete er umso härter, um seinen Traum zu verwirklichen, ein konkurrenzfähiger NASCAR-Fahrer zu werden.

Liz beugte sich in den Wagen und betrachtete den Innenraum. „Wieso ist da ein Loch im Sitz?“

Ein klein wenig fühlte Rick sich schuldig, als er schamlos entgegnete: „Was glauben Sie wohl, wie ein Fahrer zur Toilette geht, wenn er vier oder sogar fünf Stunden am Stück auf der Piste ist?“

Erneut spürte sie ihre Wangen erglühen. „Daran hatte ich gar nicht gedacht“, murmelte sie.

„Angeblich ist die NASA daran interessiert, diese Art von Toilette für die Astronauten zu benutzen.“

„Das ist ja toll.“ Sie sah, dass kein Zündschloss vorhanden war. „Was startet den Wagen?“

„Sehen Sie den Knopf da?“

„Ja.“

„Wenn das Signal zum Start gegeben wird, drückt der Fahrer den Knopf und sendet damit ein Signal in den Kontrollraum. Dort wird ein anderer Knopf gedrückt, der den Motor startet.“

Das klang seltsam, selbst für einen Neuling wie Liz. „Wozu all der Aufwand? Warum dreht man nicht einfach einen Schlüssel wie bei einem normalen Auto?“

„Die Rennleitung will sichergehen, dass alle Wagen genau gleichzeitig starten, damit jeder eine faire Chance hat.“

„Sind Sie sicher?“

„Natürlich bin ich sicher. Deswegen liege ich jetzt darunter – um zu prüfen, ob die Kabel richtig mit dem Knopf verbunden sind.“

Ihr Magen knurrte. Ihr war keine Zeit zum Mittagessen geblieben. „Wo essen eigentlich die neuen Fahrer, denen keine Box in der Nähe der Imbissstände gegeben wird?“

„Wie bitte?“

„Als ich gefragt habe, wo Ricks Box ist, hat mir jemand gesagt, dass er nicht in der Nähe der Hot Dogs ist, weil er ein Grünschnabel ist. Deswegen frage ich mich jetzt, wo es etwas zu essen gibt. Ich bin furchtbar hungrig.“

Er unterdrückte ein Lachen. „Ich fürchte, Sie müssen ganz nach vorn laufen, denn man hat Sie richtig informiert. Grünschnäbel kriegen keine Box bei den Hot Dogs. Das muss man sich erst verdienen.“

Obwohl er im Stillen über ihre Leichtgläubigkeit lachte, kam er sich allmählich gemein vor. Außerdem gingen ihm die langen, wohlgeformten Beine nicht aus dem Sinn. Aber er durfte sie nicht an sich heranlassen. Das Beste war, sie wirklich auf die Palme zu bringen, damit sie ging. „Sie sind ganz schön hartnäckig, wie? Ich habe Ihnen doch gesagt, dass Rick eine Freundin hat. Sie verschwenden Ihre Zeit.“

„Ich bin kein hohlköpfiges Groupie, das ihm nachjagt.“

„Was wollen Sie dann von ihm?“

„Das geht nur ihn und mich etwas an.“ In diesem Augenblick erblickte sie den Fotografen, den sie angeheuert hatte. Hastig lief sie zu ihm, damit er ihre Identität nicht verriet. „Der Fahrer ist nicht hier, und ich weiß nicht, ob er kommen wird. Vielleicht müssen wir es auf morgen verschieben.“

Er sah so enttäuscht aus, wie Liz sich fühlte. „Dann kann ich es nicht machen. Ich habe drei Termine vor dem Qualifikationsrennen. Zum ersten Rennen der Saison wollen alle Fotos. Vielleicht taucht er ja nachher zur Fahrerbesprechung auf.“

In ihrer Verärgerung über den frechen Mechaniker hatte sie das Meeting total vergessen. „Gute Idee. Ich werde sehen, ob ich ihn dort finde.“

„Okay. Ich bleibe in der Nähe. Viel Glück.“

Sie kehrte zum Wagen zurück. „Entschuldigung?“

Rick sah ihre Schuhe und stöhnte. Was immer sie wollte, es interessierte ihn nicht.

Liz hörte Stimmen und drehte sich um. Mehrere Männer in blauen Hosen und roten T-Shirts rollten Reifen heran.

Rick kam unter dem Auto hervor und murrte: „Sie gehen mir auf die Nerven, Lady.“ Dann erblickte er die nahenden Männer. „Sieh zu, dass du sie loswirst, Mack“, fauchte er, bevor er wieder unter dem Wagen verschwand.

„Hallo, ich bin Mack Pressley, der Teamchef.“ Er reichte Liz die Hand. „Was kann ich für Sie tun?“

„Na ja, ich …“ Gerade wollte sie sich vorstellen, als sie sah, dass die Reifen, die hereingerollt wurden, kein Profil mehr hatten. „Was haben Sie denn mit denen vor?“

Mack tauschte ein Grinsen mit den anderen Crewmitgliedern, die wie er fasziniert von der hübschen jungen Frau mit dem Presseabzeichen waren. „Tja, Sie können sicher sein, dass wir sie nicht mit einem Strick an einen Baum binden. Wir haben sie gerade gekauft und wollen sie an den Wagen montieren.“

Verblüfft entgegnete sie: „Aber die sind ja nicht besser als die, die dran sind.“

Mack blinzelte ebenso verwirrt. „Das sind sie gewiss. Die anderen sind praktisch kurz vorm Platzen. Deswegen ist Rick noch nicht mit dem Wagen draußen. Wir haben einen neuen Sponsor und gerade erst das Geld bekommen, um die richtigen Reifen für das Qualifikationsrennen kaufen zu können.“

Verständnislos starrte Liz ihn an.

Mack deutete zu den anderen Männern. „Das sind übrigens Bobby, Weyland und Jake. Wir müssen jetzt die Reifen montieren, aber wenn Sie weitere Fragen haben, werde ich sie beantworten. Es wäre schön, wenn Sie unseren neuen Sponsor Big Boy’s Pizza in Ihrem Artikel erwähnen könnten. Für welche Zeitung arbeiten Sie eigentlich?“

„Ich bin keine Reporterin. Ich bin …“ Der Lärm von Wagenhebern und Schlagschraubern übertönte ihre Worte.

„Entschuldigung“, sagte Mack, als wieder Stille einkehrte. „Was sagten Sie, bei welcher Zeitung Sie sind?“

„Ich bin bei keiner Zeitung. Ich bin Liz Mallory, die PR-Repräsentantin von Big Boy’s …“

Weiter kam sie nicht, weil Rick unter dem Wagen hervorschoss. Diesmal stieß er sie um.

Sie taumelte rückwärts und landete mit dem Po auf seinem Bauch.

Er reagierte blitzschnell und stützte sie im letzten Moment, bevor ihr Kopf auf den Beton aufschlug. „Sagen Sie mir, dass es ein Witz war.“

„Nein, Sie sind der Witz!“, rief sie empört. Sie versuchte aufzustehen, doch er hielt sie fest. Als er sich aufrichtete, streifte seine Wange ihre Brust. „Und Sie sind entlassen, Mister! Bei Ihrer Einstellung will meine Agentur Sie nicht mit dem Team von Rick Castles identifiziert wissen. Also verdienen Sie sich sonst wo den freien Eintritt.“

Rick und Liz starrten einander zornig an, während die restliche Crew in schallendes Gelächter ausbrach.

Wütend drehte sie sich um. „Ich möchte wissen, was daran so witzig ist. Sie können sich gar nicht vorstellen, wie dieser Mann mit mir geredet hat. Er hat sogar gewagt zu behaupten, dass der neue Sponsor nicht mehr bedeutet als kostenlose Pizza. Sie glauben doch wohl nicht, dass ich so eine Person im Team belasse!“

Immer noch lachend trat Mack zu ihr und zog sie an den Armen hoch. „Tja, ich fürchte, Sie haben keine andere Wahl.“

Sie riss ihm den Lappen aus der Hand und wischte über die Ölflecke auf ihrem Rock, doch es wurde nur schlimmer. Dann erst wurde ihr bewusst, was Mack gesagt hatte. „Wie meinen Sie das?“

„Ich meine, dass Sie sich mit ihm abfinden müssen, denn er ist unser Fahrer.“ Grinsend sagte er: „Liz Mallory, darf ich Ihnen Rick Castles vorstellen?“

2. KAPITEL

„Mack, das ist doch wieder einer deiner dummen Streiche, oder?“

„Ich fürchte nicht“, entgegnete Mack belustigt.

Eine Ader pochte an Ricks Hals. „Sagen Sie mir, dass es ein Gag ist“, verlangte er von Liz. „Sie können nicht die Repräsentantin von Big Boy’s sein.“

„Das bin ich ganz gewiss.“ Sie bückte sich, um den Inhalt ihrer Handtasche aufzusammeln, der sich beim Sturz auf den Boden ergossen hatte. Sie fand ihre Visitenkarten und drückte ihm eine in die Hand. „Hier. Das erklärt meine Person, aber ich hoffe immer noch, dass Sie der Gag sind.“

„Wieso haben Sie nicht gleich gesagt, wer Sie sind?“

„Sie haben auf mich den Eindruck gemacht, dass Sie kein ständiges Mitglied der Crew sind. Daher war ich der Meinung, dass es Sie nichts angeht.“

„Egal, was Sie von mir dachten, es wäre höflich gewesen, sich vorzustellen.“

„Ausgerechnet Sie reden von Höflichkeit! Behandeln Sie Ihre Fans auch in der patzigen Art, in der Sie mich behandelt haben?“

Er bemühte sich zu ignorieren, wie niedlich sie mit ihren zornig funkelnden Augen aussah. „Wenn ich mit jeder Frau reden würde, die sich Zugang zur Boxengasse erschmeichelt, würde ich nie zu was kommen.“

„Aha, Sie bilden sich also ein, dass jede Frau, die mit Ihnen spricht, romantische Absichten hegt. Was für ein Ego!“

„Sie haben vielleicht Nerven!“ Er stieß mit dem Zeigefinger in die Luft. „Sie waren es doch, die Theater gespielt hat. Sie hätten mir nur sagen müssen, wer Sie sind, und es wäre ganz anders gelaufen, Süße.“

„Ja, richtig. Dann hätte ich nie erfahren, was für ein arroganter, eingebildeter Macho Sie sind, Rick Castles. So haben Sie mich davor bewahrt, das Geld des Sponsors und meine Zeit dafür zu verschwenden, Sie der Öffentlichkeit zu präsentieren.“ Sie tat es ihm nach und stieß auch mit dem Zeigefinger zu, doch sie traf seine Brust. „Und nennen Sie mich nicht Süße.“

„Aber Sie dürfen mich beschimpfen, wie?“ Er schob ihre Hand fort. „Und fassen Sie mich nicht an.“

„Wer will das schon?“ Sie kniete sich nieder, griff unter den Rennwagen und holte ihren Lippenstift hervor. Dabei zerriss sie sich die Strümpfe, aber es kümmerte sie nicht. Sie sah bereits grässlich aus.

Mit einem nervösen Lachen sagte Mack: „He, ihr beide benehmt euch wie Kinder. Wie wäre es, wenn ihr euch entspannt und wir in Ruhe darüber reden?“

„Was gibt es da zu reden?“

„Ihr beide müsst miteinander auskommen“, beharrte er.

Liz stand auf und hängte sich die Tasche über die Schulter. „Ich widerspreche, denn wenn ich dem Sponsor erzähle, was für ein Schuft Ihr Fahrer ist, wird er es sich anders überlegen und sich zurückziehen.“

Sie bluffte nur, denn sie besaß gewiss nicht so viel Einfluss. Und wenn Jeff erfuhr, dass sie Rick Castles verabscheute, zog er sie vielleicht von dem Auftrag ab und übergab ihn jemand anderem. Das wollte sie auf keinen Fall. Sie wollte nicht erneut in ihrem Beruf versagen, schon gar nicht wegen eines Mannes.

„Bitte tun Sie das nicht“, entgegnete Mack. Dann packte er Rick bei den Schultern und schüttelte ihn. „Hör zu, Mensch, wir brauchen das Geld, und das weißt du genau. Also entschuldige dich und schließ einen Waffenstillstand.“

Liz verschränkte die Arme vor der Brust und tippte mit dem Fuß auf den Boden, während sie auf Ricks Reaktion wartete. Es war extrem wichtig, Grundregeln festzulegen. Er musste lernen, wer das Sagen hatte, wenn es um Public Relations ging, und sie durfte auf keinen Fall zulassen, dass er unfreundlich zu Fans war.

„Ich weiß gar nicht, was ich so Furchtbares getan habe“, murmelte Rick.

„Sie haben gelogen“, erklärte Liz kühl. „Es geht mich ganz gewiss etwas an, wer Sie sind.“

„Ja, wenn Sie mir gesagt hätten, wer Sie sind.“

„Das ist nebensächlich. Sie waren unhöflich, und so behandelt man keine Fans.“

„Moment mal“, warf Mack ein. „Ihr habt euch auf dem falschen Fuß erwischt. Ich schlage vor, ihr fangt noch mal von vorn an. Liz, ich fürchte, Rick benimmt sich außerhalb der Rennstrecke ebenso wie innerhalb. Er weicht keinen Zoll.“

„Das nennt man starrsinnig“, entgegnete sie. „Und vielleicht funktioniert es im Rennen, aber nicht bei mir.“

Rick ignorierte sie und machte sich am Wagen zu schaffen.

„Mag sein, aber so ist er nun mal“, sagte Mack. „Und wer weiß, wie es gekommen wäre, wenn Sie sich gleich am Anfang vorgestellt hätten? Ich glaube nicht, dass er sich dann so benommen hätte.“

Sie starrte auf Ricks Rücken, als er sich über den Motor beugte, und beobachtete das Spiel seiner Muskeln. Sie dachte zurück an den Moment, als sie auf seinen Schoß gefallen war und er instinktiv die Arme um sie gelegt hatte. In diesem Augenblick hatte sie eine Woge des Verlangens verspürt und sich tatsächlich gefragt, wie es sein mochte, wenn er sie an sich zog und die Lippen auf ihre presste und …

Entschieden verdrängte sie diese Gedanken. Sie hatte ihn gerade erst kennengelernt, und er hatte sich unverschämt benommen, und doch ersehnte sie sich seinen Kuss. Sie musste sich zusammenreißen. „Ich fürchte, Mack“, sagte sie steif, „dass er von seinem Podest steigen muss. Sonst klappt es nicht.“

Rick tauchte unter der Motorhaube auf. „Wer von uns steht denn auf einem Podest? Sie sind doch diejenige, die versucht, das ganze Team zu übernehmen.“

„Das reicht. Allmählich wird die Sache lächerlich.“ Mack hatte die Geduld verloren und wurde selbst zornig. Er wies das Team an, mit dem Reifenwechsel fortzufahren, und zog Rick beiseite.

In diesem Moment kam Pete Barnett und fragte: „Ist Castles inzwischen aufgetaucht? Ich habe ihn noch nie gesehen.“

Liz deutete mit dem Kopf zu Mack und Rick, die sich ernsthaft unterhielten. „Der Rechte ist es.“

Mit gerunzelter Stirn musterte er Ricks schmutzige Kleidung. „Er sollte sich umziehen. So, wie er aussieht, wollen Sie ihn bestimmt nicht fotografiert haben.“

Rick hörte es und hakte kühl nach: „Was ist denn jetzt schon wieder?“

Mit steinerner Miene entgegnete Liz: „Das ist der Fotograf, den ich für Werbefotos von Ihnen angeheuert habe. Aber ich bezweifle, dass wir sie noch brauchen.“

Mack stürmte zu ihr. „Warten Sie, Liz. Wir können das bestimmt klären.“ Er warf Rick einen flehenden Blick zu.

Rick wusste selbst, dass sie das Geld brauchten, um ernsthaft um den Neulingstitel mitfahren zu können. Die kleineren Sponsoren, die für Reklame auf den Verkleidungen zahlten, reichten bei Weitem nicht. Allein die Reifensätze pro Rennen beliefen sich auf knapp zwanzigtausend Dollar. Ohne den neuen Sponsor hätten sie nicht einmal nach Daytona kommen können.

Nachdenklich starrte er auf den Wagen, für den er und Mack gemeinsam einen Wechsel über hundertfünfundzwanzigtausend Dollar unterschrieben hatten. Er hatte sogar die Farm in den Bergen von Georgia beleihen müssen, die seine Großmutter ihm hinterlassen hatte.

„Komm schon, Rick“, drängte Mack.

„Gibt es irgendein Problem?“, erkundige sich Pete.

„Nein“, entgegnete Rick hastig, um zu verhindern, dass noch vor dem ersten Rennen Gerüchte über Schwierigkeiten mit dem Sponsor in Umlauf gebracht wurden. „Wir diskutieren nur darüber, ob wir das Logo etwas größer machen wollen. Ich bin gleich bereit.“

Pete wirkte erleichtert, da er nun doch noch Geld verdienen konnte, und schickte sich eifrig an, seine Ausrüstung vorzubereiten.

„Reden wir miteinander“, sagte Rick zu Liz und ging voraus zu einem Pavillon in der Nähe. Als sie ihm folgte, füllte er einen Pappbecher mit Wasser und reichte ihn ihr höflich. „Ich möchte eines klarstellen. Ich brauche diesen Sponsor, aber ich würde lieber mit einem Mann arbeiten.“

Sie lächelte. „Natürlich. Ich kenne Ihren Typ. Sie fühlen sich bedroht von Frauen.“

Er warf den Kopf zurück und brach in lautes Gelächter aus. „Das ist der Witz des Tages!“

„Dann sagen Sie mir, warum Sie nicht mit einer Frau arbeiten wollen.“

„Honey, ich bin Rennen gegen Frauen gefahren, und …“

„Nennen Sie mich gefälligst nicht Honey.“

„Okay, okay. Entschuldigung.“ Er hielt beschwichtigend die Hände hoch. „Ich bin einfach der Meinung, dass Frauen nicht für diesen Sport geschaffen sind.“

Er trat auf die andere Seite des Trinkbrunnens. Er mochte ihr nicht nahe sein, mochte ihren femininen Duft nicht. Ihr Haar roch nach Sonnenschein. Als sie auf ihn gefallen war, hatte er tatsächlich den Drang verspürt, ihre Lippen zu küssen und den Mund hinab zu ihren Brüsten wandern zu lassen …

Es ärgerte Liz, dass er so viel Zeit vergeudete, die sie nicht hatten. Der Fotograf wartete schließlich. „Würden Sie bitte zur Sache kommen?“

„Ich habe gerade gesagt, dass es ein Job für einen Mann ist.“

„Nein. Sie haben gesagt, dass Frauen nicht dafür geschaffen sind. Das ist ein Unterschied. Aber zufällig ist es mein Job. Wenn Sie mich an der Ausführung hindern, werde ich es leider melden müssen. Sie können mir glauben, dass es dem Sponsor nicht gefallen wird.“

Sie bemühte sich, nicht an köstlichen Mokka zu denken, während sie in seine Augen blickte. „PR, falls Sie es nicht wissen, steht für Public Relations, und das bedeutet, Relationen zum Publikum zu haben. Gute Relationen. Und bei Ihrer Einstellung ist das kaum möglich. Sie sollten wissen, dass es mehrere andere Grünschnabelfahrer gibt, die in Betracht standen.“

„Falls Sie es nicht wissen“, konterte er spöttisch, „das Team hat einen Vertrag mit Big Boy’s. Wir haben bislang keine der Klauseln verletzt. Nur weil Sie mich nicht mögen …“

„Es ist genau umgekehrt. Sie mögen mich nicht, und ich bezweifle, dass wir je miteinander zurechtkommen.“

„Was macht das schon aus?“ Er verschränkte die Arme vor der Brust. „Sie haben Ihren Job, ich habe meinen. Bleiben Sie mir vom Hals, und wir kommen zurecht.“

„So einfach ist das nicht.“

„Doch. Ich werde kooperieren. Ich gehe jetzt sofort duschen und ziehe mir meinen neuen blauen Overall mit dem Logo von Big Boy’s an. Ich werde mich rasieren und kämmen und ein strahlendes Lächeln für die Fotos aufsetzen. Aber ich will nicht, dass Sie dabei herumlungern.“

„Nun, Sie werden sich daran gewöhnen müssen, dass ich herumlungere, wie Sie es nennen. Es gehört nämlich zu meinem Job, und ich werde bei allen Rennen dabei sein.“ Ihr fiel auf, dass sein Lächeln abrupt verschwand, zusammen mit seinem überheblichen Gehabe. „Ich arrangiere Ihre Interviews und Ihre Auftritte für die Presse. Ich tue alles, um Sie in die Medien zu bringen. Ich erwarte, dass Sie pünktlich und höflich sind. Und heute Abend haben Sie Ihren ersten Termin.“

„Niemand hat mir gesagt, dass ich heute Abend irgendwo erscheinen muss. Die Mitteilung ist sehr kurzfristig.“

„Es ist kein Auftritt. Ich führe Sie und das Team zum Dinner aus.“

„Mack und ich laden das Team immer am Abend vor dem Qualifikationsrennen ein.“

„Sie werden sicher nichts dagegen haben, dass ich mitkomme und für die Rechnung aufkomme. Ich möchte gern alle kennenlernen. Außerdem werden wir von jetzt an viele Dinge zusammen unternehmen. Also gewöhnen Sie sich daran. Ich gehöre jetzt zum Team.“ Sie streckte ihre Hand aus. „Also, wollen wir uns die Hand geben und noch mal von vorn anfangen?“

Rick wusste, dass er keine Wahl hatte. Er schüttelte ihr die Hand. „Okay. Willkommen im Team. Aber ich will trotzdem nicht, dass du dich mehr als unbedingt nötig hier herumtreibst.“

„Okay.“ Mehr konnte sie sich vorläufig nicht erhoffen. Sie unterdrückte ein erleichtertes Seufzen und kehrte zur Box zurück.

Rick blickte ihr nach. Er verfluchte sich, als der Anblick ihrer wohlgerundeten, schwingenden Hüften eine erneute Woge der Wärme auslöste.

Er hatte nicht übertrieben mit der Behauptung, dass die Groupies ihn verfolgten. Da er aber auf seine Karriere fixiert war, ignorierte er alle Frauen, mit denen er in Kontakt kam.

Aber nicht diese eine. Er begehrte sie heftig. Und er konnte sie niemals haben. Deshalb musste sie gehen.

Während er zum Waschraum ging, dachte er sich, dass es nicht so schwer sein dürfte, sie zur Kündigung zu bewegen. Schließlich sah sie nicht wie der Typ aus, der den Schmutz, den Lärm und die extreme Hitze auf manchen Rennstrecken lange ertragen konnte.

Außerdem war es schwer, wie Zigeuner zu leben und fast jede Woche an einen anderen Ort zu fahren, wie es durch die derzeit vierunddreißig Rennen im Programm bei NASCAR erforderlich war.

Er hoffte, eines Tages ein Wohnmobil und ein Privatflugzeug zu besitzen wie die Topfahrer. Wenn er den Titel Neuling des Jahres gewann, würden sich weitere große Sponsoren einstellen, sodass bessere Motoren und Ersatzteile angeschafft werden konnten. Dann erst würde er wirklich konkurrenzfähig werden und vielleicht sogar eines Tages die NASCAR-Meisterschaft gewinnen. Danach würde er sich nicht mehr um das Geld sorgen müssen, denn der Erfolg würde gut dotierte Werbeaufnahmen nach sich ziehen und hoffentlich die Übernahme durch einen großen Rennstall.

Derzeit waren Mack und er die Besitzer und arbeiteten selbst an dem Wagen in einer gemieteten Werkstatt am Stadtrand von Charlotte, dem anerkannten Angelpunkt der Tourenwagenrennen.

Schon als Kind hatte Rick Rennfahrer werden wollen. Nun, ohne Angehörige bis auf eine Schwester oben im Norden, die er selten sah, war er wirklich auf sich selbst gestellt und störte sich nicht an dem Zigeunerleben. Es musste alles nach Plan gehen. Es durfte nichts dazwischenkommen, auch keine schöne Rothaarige, die sein Verlangen weckte.

Er beschleunigte den Schritt zu den Waschräumen, denn momentan brauchte er eine kalte Dusche mehr als alles andere.

„Es tut mir wirklich leid, dass es so gekommen ist“, sagte Mack zu Liz, während sie auf Rick warteten. „Er ist eigentlich ein netter Kerl.“

„Solange es nicht um Frauen auf einer Rennstrecke geht“, entgegnete sie. „Er muss aufhören sich einzubilden, dass es jede Frau auf ihn abgesehen hat, die sich ihm nähert. Es gibt viele weibliche Fans, die nicht in romantischer Hinsicht an den Fahrern interessiert sind. Allerdings sehe ich ein, dass es für einen so selbstgefälligen Mann wie Rick schwer zu glauben ist. Trotzdem muss er zu jedem höflich sein.“

„Das ist er normalerweise auch. Vielleicht haben Sie ihn belästigt, weil Sie so viel wie möglich über ihn und das Team erfahren wollten.“

Das hatte sie bisher nicht bedacht, aber womöglich traf es zu. „Okay. Ich gebe zu, dass ich vielleicht etwas lästig war.“

„Na gut. Willkommen im Team. Die Zusammenarbeit wird uns allen Spaß machen.“

„Ich führe die Crew heute zum Dinner aus“, verkündete sie. „Das gibt uns Gelegenheit, einander kennenzulernen.“

Mack runzelte die Stirn. „Das ist wirklich nett, aber weiß Rick es schon? Ich meine, er und ich sind Partner, und seit wir das Team gegründet haben, kommen wir für die meisten Rechnungen auf. Es ist Tradition, dass wir die Crew am Abend vor dem Qualifikationsrennen zum Steak einladen. Ich glaube nicht, dass sie gern zu Pizza wechseln möchten.“ Hastig fügte er hinzu: „Das soll nicht heißen, dass sie keine Pizza mögen. Vor allem die von Big Boy’s haben wir immer bevorzugt, und …“

„Ich verstehe schon. Und es gibt keine Vorschrift, dass wir jedes Mal, wenn ich das Team einlade, Pizza essen. Ich habe ein Spesenkonto. Das Einzige, das ich an eurer Tradition ändern werde, ist die Bezahlung der Rechnung. Okay?“

Er nickte, doch sie wusste, dass es nicht okay war, weil Rick sie nicht im Team haben wollte. Doch das war Pech für ihn. Er musste sich einfach daran gewöhnen.

Behutsam schlug sie vor: „Wir beide sollten uns einmal zusammensetzen und ein paar Dinge durchgehen. Denn in Zukunft werde ich mich um Hotelreservierungen und Transporte kümmern und das Budget überwachen.“

„Und du willst Rick nicht dabeihaben?“

„Diesmal nicht. Reden wir beide lieber zuerst allein. Ich möchte auch gern das Budget mit dir durchgehen. Der Sponsor weiß Sparsamkeit zu schätzen, aber in gewissen Bereichen wäre es ihm bestimmt lieber, wenn ihr nicht knausert.“

Liz wusste nicht, dass sie in der Box nebenan gehört wurde. Nicht, dass die Mechaniker absichtlich lauschten. Sie genossen nur die Augenweide.

Besorgt hakte Mack nach: „Wobei soll ich denn geknausert haben?“

„Diese Reifen. Vielleicht platzen sie noch nicht gleich wie die alten, aber ich würde trotzdem sagen, dass sie nicht viel besser aussehen. Das Profil ist völlig abgefahren, und …“

Eine Lachsalve aus der Box nebenan übertönte ihre Stimme.

Einige Sekunden lang lachte auch Mack. Dann nahm er Liz am Arm und führte sie beiseite.

„Was habe ich denn so Witziges gesagt?“, erkundigte sie sich, als sie außer Hörweite der anderen waren.

„Liz, die Reifen haben kein Profil, weil NASCAR keine Regenrennen veranstaltet.“

„Soll das heißen, dass sie nie Profil hatten?“

„Nein. Aber man kann nicht erwarten, dass du es wusstest. Du bist schließlich ein Grünschnabel, was den Rennsport angeht. Ich werde dir helfen zu lernen. Frag mich nur, was du wissen möchtest.“

„Wie ich Rick gefragt habe?“, entgegnete sie schroff.

„Wie meinst du das?“

„Ich habe ihn nach dem fehlenden Profil gefragt, und er hat gesagt, es läge daran, dass die Reifen abgefahren sind.“ Sie spürte, dass Mack ein Grinsen unterdrückte, und das machte sie noch wütender. „Zum Teufel mit ihm!“, stieß sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. „Er wusste, dass ich mich damit zum Narren machen würde.“

„Ich bezweifle, dass er das geplant hat. Vergiss nicht, dass er zu dem Zeitpunkt nicht wusste, wer du bist. Ihn hat nur gestört, dass du da warst, und deswegen hat er so superklug dahergeredet.“

Das mochte wahr sein, aber Liz fühlte sich trotzdem zutiefst gedemütigt und schwor sich, es ihm heimzuzahlen.

„Da kommt er“, sagte Mack. „Du kannst dich später rächen, wenn du willst. Lass uns erst die Fotos hinter uns bringen, damit er zum Meeting gehen kann.“

„Natürlich“, entgegnete sie zuckersüß und drehte sich zu Rick um. Ihr stockte der Atem. Er war der bestaussehende Mann, den sie seit dem letzten Film mit Mel Gibson gesehen hatte. Es gab nur einen Ausdruck, um ihn zu beschreiben: ein toller Hecht.

Der Overall war figurbetont. Und was für eine Figur er hat, sinnierte sie und unterdrückte ein Seufzen. Er hatte den Reißverschluss nicht bis oben geschlossen, und dunkle Brusthaare lugten aufreizend hervor. Sein Schritt war wie der eines Dschungeltieres – entspannt und doch zum Sprung bereit.

Er trat zu Liz und Mack. „Sind wir so weit?“

Sein schroffer Ton brach den Zauberbann für Liz. „Ja, bringen wir es hinter uns“, erwiderte sie und wünschte, der Sponsor hätte einen verheirateten Fahrer auserwählt – oder zumindest einen, der ihr Blut nicht jedes Mal in Wallung brachte, wenn sie ihm nahe kam.

3. KAPITEL

Das Restaurant lag direkt am Strand und bot einen herrlichen Ausblick auf den Ozean.

„Das übertrifft allerdings die schmierige Kneipe, an die wir gewöhnt sind“, bemerkte Benny Dyson, ein Crewmitglied, „auch wenn das Essen da gut war.“

„Buckeye Joe hat die besten Steaks in ganz Daytona“, entgegnete Rick. Liz war gerade im Waschraum, und er nutzte die Gelegenheit, um zu murren. „Wir haben Glück, wenn wir hier was anderes als Kaviar kriegen.“

Mack überflog die Speisekarte. „Hier gibt es ein riesiges T-Bone-Steak, das ich gern nehmen würde, wenn sie sich nicht daran stört, dass es fast dreißig Dollar kostet.“

„Kaviar ist doch gut“, sagte Benny unschuldig. „Ich finde, du solltest nicht so hart zu der Puppe sein, Rick. Sie scheint nett zu sein, und dass sie die Rechnung bezahlt, ist noch netter.“

„Nicht sie bezahlt, sondern der Sponsor, und ich würde die dreißig Dollar lieber für den Rennwagen ausgeben.“

„Rick, ich stimme Benny zu“, warf Mack ein. „Sei nicht so hart zu ihr. Uns zum Essen einzuladen, gehört zu ihrem Job. Also genieße es einfach.“ Er wandte sich an Benny. „An deiner Stelle würde ich das Wort Puppe aus meinem Vokabular streichen. Sie hat einen Namen und erwartet, dass du ihn benutzt.“

„Okay, ich werde darauf achten. Sag mal, Rick, wieso magst du sie eigentlich nicht?“

Mack nahm sich ein heißes Brötchen und bestrich es mit Butter. „Ach, du weißt doch, wie er zu Frauen im Rennsport steht. Sie gehen ihm auf die Nerven.“

„Sie bringen Pech“, erklärte Rick. „ Big Boy’s hätte uns genauso gut einen Mann schicken können.“

„Aber sie haben nun mal Liz geschickt“, entgegnete Mack. „Vergiss einfach, dass ihr einen schlechten Start hattet. Du musst dich auf das Qualifikationsrennen morgen konzentrieren.“

Ich konzentriere mich durchaus, dachte Rick verstimmt, als er Liz kommen sah – aber nicht auf das Rennen.

Er wusste von Mack, wie sehr die Sache mit den Reifen sie gedemütigt hatte, und sann darauf, sie erneut in Verlegenheit zu bringen. Mit etwas Glück wurde er sie dann los.

Denn sie sah viel zu reizvoll aus für seinen Seelenfrieden. Überglücklich hatte sie berichtet, dass ihr verlorenes Gepäck inzwischen im Motel eingetroffen war, und sie trug nun einen blau-weißen Hosenanzug mit tiefem Ausschnitt, der sehr sexy wirkte und ihre schmale Taille wie ihre Rundungen betonte. Ihr Haar war nicht länger streng zusammengebunden, sondern umrahmte sanft ihr Gesicht.

Mack sprang auf und rückte ihren Stuhl zurecht. „Wir haben gerade festgestellt, wie nett dieses Restaurant ist, Liz. Bitte sag den VIPs von Big Boy’s, dass wir es zu schätzen wissen.“

Sie schenkte jedem am Tisch ein strahlendes Lächeln – sogar Rick. „Das könnt ihr ihnen am nächsten Sonntag selbst sagen. Gary Staley, der Geschäftsführer, kommt mit ein paar Leuten zum Rennen.“

„Dann lernen wir sie also persönlich kennen“, sagte Mack erfreut. „Bisher haben wir nur miteinander telefoniert.“

„Ja. Ich muss für Samstagabend einen Tisch in einem ganz besonderen Restaurant reservieren.“

Benny lachte. „Wo kann es denn noch netter sein als hier?“

„Ihr werdet schon sehen. Ich muss außerdem Passierscheine für die Boxengasse besorgen und …“

„Moment mal.“

Alle Augen richteten sich auf Rick.

„Direkt vor einem Rennen können wir keine Horde Leute gebrauchen, die im Weg herumsteht und dumme Fragen stellt.“

„He, Rick, wir reden von den Leuten, die viel Geld bezahlen, damit du die Chance hast, den Neulingstitel zu gewinnen.“

„Was nicht passieren wird, wenn ich mich mit ihnen befassen muss. Die PR-Repräsentanten der anderen Teams kümmern sich selbst um die VIPs und bringen sie nicht direkt vor einem Rennen zum Fahrer.“

„Das habe ich auch nicht vor“, verteidigte sie sich. „Ich werde sie auf Distanz halten und ihre Fragen selbst beantworten.“

„Du?“, höhnte Rick.

„Sicher.“

„Du hast doch null Ahnung vom Rennsport.“

Mack stöhnte. „Jetzt geht das schon wieder los! Ich dachte, ihr beide hättet Waffenstillstand geschlossen.“

„Das haben wir auch“, entgegnete Liz freundlich. „Wir unterhalten uns doch nur. Wir streiten nicht.“

„Nun, du hast ja noch eine Woche“, sagte Rick spöttisch. „Vielleicht kannst du genug lernen, um zumindest ein intelligentes Gespräch vorzutäuschen.“

Ein Kellner kam. Liz betonte, dass jeder ungeachtet der Kosten auswählen sollte, was er wollte.

Als er sich wieder entfernte, wandte sie sich an Rick. „Ich werde es nicht vortäuschen müssen. Ich weiß genug über den Wagen.“

„Ach ja? Dann lass doch mal hören.“ Er lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. Vielleicht musste er gar nichts tun, um sie zu demütigen. Er brauchte es nur ihr selbst zu überlassen.

Liz rutschte auf ihrem Stuhl umher, so als würde sie darauf brennen, ihr Wissen kundzutun. „Nun, ich weiß, dass die Toilettenanlage in Rennwagen von der NASA studiert wird, weil sie mit dem Gedanken spielt, dasselbe System für ihre Astronauten zu benutzen.“

Benny verschluckte sich an einem Bissen Brötchen. Zwei andere Crewmitglieder hatten gerade an ihrem Bier genippt und versprühten es über den Tisch.

Mack warnte: „Liz, nicht …“

Sie ignorierte ihn. „Ich weiß auch von dem kleinen Knopf am Armaturenbrett, der ein Signal zu einem großen Computer irgendwo schickt, damit alle Fahrer im selben Augenblick starten.“

„Oh Mann.“ Immer noch hustend griff Benny nach seinem Wasserglas. Auch die anderen konnten ihre Belustigung nicht verbergen.

Mack legte eine Hand auf ihren Arm. „He, du kasperst doch nur herum, oder? Du glaubst das doch nicht wirklich?“

Mit Unschuldsmiene erwiderte Liz: „Natürlich glaube ich das. Ich hatte einen sehr guten Lehrer.“

Vorwurfsvoll blickte Mack zu Rick, der stumm und mit steinerner Miene gelauscht hatte. „Hast du ihr all diesen Unsinn erzählt? Ich habe die Sache mit den Reifen gehört. Herrje, Rick …“

Liz hatte keine Zeit verschwendet und in ihrem Motelzimmer als Erstes die Fachliteratur ausgepackt und jedes Wort verschlungen.

Sie genoss die verblüffte Miene, die auf Ricks Gesicht trat, als sie eröffnete: „Der typische Winston-Cup-Wagen wiegt 3400 Pfund, hat einen Motor von 700 bis 750 PS, Heckantrieb und Viergang-Getriebe. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 220 Meilen pro Stunde. Der Überrollkäfig besteht aus 45,72 Metern Stahlrohr. Es gibt keine Türen, keine Fensterscheiben und keinen Tacho. Die Reifen haben eine Extraschicht Gummi und sind durch ein besonderes Gewebe verstärkt, um extremen Belastungen standzuhalten.“

Sie hielt inne, nippte an ihrem Wein, und fuhr dann fort: „Der Wagen hat zwei stahlummantelte Tanks von je elf Gallonen, schafft aber nur fünf Meilen pro Gallone und braucht einen besonderen Sprit, der wesentlich teurer als normales Benzin ist.“

Eine tiefe Stille hatte sich über den Tisch gesenkt.

Rick brach das Schweigen als Erster. „Tja, Liz, das ist echt beeindruckend. Bei all diesem Wissen kannst du mir die Bonzen vielleicht vom Hals halten.“

„Das habe ich vor. Aber sie möchten bestimmt alles über die Toilettenanlage erfahren. Vielleicht kannst du sie ihnen erklären.“

Mack schüttelte den Kopf. „Was zum Teufel hast du ihr erzählt, Rick?“

Der Kellner servierte Krabbencocktail als Vorspeise. Rick bediente sich, bevor er schnippisch antwortete: „Sie versteht keinen Spaß. Oder vielleicht weiß sie nicht genug, um zu merken, dass es ein Spaß ist. Sie hat nach dem Loch im Sitz gefragt. Ich habe eine Story erfunden, dass der Fahrer es während des Rennens als Toilette benutzt.“

„Während dort in Wirklichkeit der Sicherheitsgurt geschlossen wird“, warf Liz ein. „Du hast mich nur geneckt, ich weiß.“ Sie schenkte Rick ein bezauberndes Lächeln, doch ihre Augen blickten kalt. „Aber jetzt mal Scherz beiseite. Ich möchte dich bitten, mir von jetzt an die Wahrheit zu sagen, wenn ich eine technische Frage stelle. Okay?“

Er nickte knapp und dachte verbissen, dass sie zwar die Runde gewonnen haben mochte, aber niemals das Rennen beenden würde. Nicht, wenn er es verhindern konnte.

„Kommt Rick auch?“, fragte Liz, als Mack sich im Café des Motels zu ihr an den Tisch setzte.

Er bestellte sich einen Kaffee bei der Kellnerin. „Er duscht gerade. Er lässt das Frühstück ausfallen und fährt gleich zur Rennstrecke. Er will den Wagen checken, bevor das Rennen losgeht.“

„Ich muss ihn über die Radiosendung informieren, in der ich ihn für heute Abend untergebracht habe.“

Mack riss die Augen auf. „Die Sendung, die Boxenstopp heißt?“

Sie nickte.

„Oh Mann, das ist ja großartig! Sie wird aus einem der heißesten Nachtklubs am Strand ausgestrahlt. Er wird viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen.“

„Ich weiß. Würdest du ihn bitte anrufen und ihm sagen, dass ich jetzt mit ihm sprechen muss?“

„Liz, er hat mir gesagt, dass es ihm lieber ist, wenn ich alles mit dir abkläre. Also werde ich ihn informieren, wenn ich auf die Rennstrecke komme. Es tut mir leid, aber so ist er nun mal.“

„Nun, so bin ich nun mal nicht. Er hat noch genug Zeit. Es ist erst sieben Uhr. Er kann um acht auf der Piste sein. Wenn du nicht anrufen willst, dann tue ich es.“

Sie wollte aufstehen, doch er kam ihr zuvor. „Ich gehe ja schon. Aber ich verstehe nicht, warum wir beide nicht alles regeln und ihn da rauslassen können.“

„Er ist der Mittelpunkt meines Jobs. Ich habe außerdem ein Interview für ihn mit einem Journalisten aus Atlanta arrangiert. Big Boy’s hat sechzehn Restaurants in der Gegend. Es wird sie begeistern, einen Artikel über Rick in der Zeitung zu sehen. Ich muss ihm erklären, wann und wo das Treffen stattfindet.“ In höflichem Ton fügte sie hinzu: „Dein Job ist es, dich um den Wagen zu kümmern. Ich werde dir andere Dinge abnehmen, damit dir mehr Zeit dafür bleibt. Hol jetzt bitte Rick, damit wir alles Nötige besprechen können, damit du deinen Job tun kannst und ich meinen. Okay?“

Mack führte das Telefonat und kehrte zurück. „Es passt ihm nicht, aber er ist unterwegs.“

Etwa zehn Minuten später ließ Rick sich neben Mack auf einen Stuhl fallen. „Also, was ist denn so dringend?“

Liz reichte ihm einen Wochenplan. „Ich wollte nur die Termine mit dir absprechen.“

Mack sah Benny von der Tür her winken und stand auf. „Ich muss gehen. Bis später.“

Rick griff nach dem Kaffee, den Mack stehen gelassen hatte. „Ich wusste doch, dass er sich verkrümelt und mir all den Kram überlässt.“

„Was für Kram? Ich wollte dich nur über die Show heute Abend informieren.“

„Ach ja, diese Show. Ich kenne zufällig einige Fahrer, die keine Neulinge sind und es nicht dorthin geschafft haben. Boxenstopp befasst sich mit den Größten, nicht mit kleinen Fischen wie mir.“ Er grinste sie spöttisch an. „Aber das ist wohl der Vorteil, eine weibliche Agentin zu haben, richtig?“

Autor

Patricia Hagan
Patricia Hagan ist die Autorin vieler Romane und von über 2500 Kurzgeschichten. Sie wurde in Atlanta, Georgia geboren. Da ihr Vater als Justizminister sehr viel umziehen musste, wuchs sie in vielen Teilen der USA auf. Sie wurden erst sesshaft, als ihr Vater in Sylacauga, Alabama eine Position als Richter annahm....
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