Love & Hope Edition Band 7

– oder –

 

Rückgabe möglich

Bis zu 14 Tage

Sicherheit

durch SSL-/TLS-Verschlüsselung

3 Romane von LISA JORDAN

SPIEL NIEMALS MIT MEINEM HERZEN

Spontan springt Macey als Nanny für die Tochter ihres Jugendschwarms Cole Crawford ein. Schnell lässt seine Nähe ihr Herz wieder höherschlagen. Doch dann erfährt sie, dass die Firma von Coles Onkel ihre Familie enteignen will. Hat Cole nur mit ihr gespielt?

KANNST DU MIR JE VERGEBEN?

Ein Gästehaus soll der Stone River Ranch die nötigen Einnahmen verschaffen. Doch dazu muss Barrett Stone mit Piper, der Witwe seines besten Freundes, zusammenarbeiten. Sie macht ihn für dessen Tod verantwortlich. Trotzdem sprühen bald sinnliche Funken zwischen ihnen …

ZWEITE CHANCE FÜR CALLIE

Für einen Neuanfang nach ihrer geplatzten Verlobung nimmt Callie einen Job auf Wyatt Stones Ranch an. Je mehr Zeit sie mit dem Witwer und seiner süßen Tochter verbringt, desto mehr verzehrt sie sich insgeheim nach ihm. Kann er ihr das Vertrauen in die Liebe zurückgeben?


  • Erscheinungstag 05.07.2025
  • Bandnummer 7
  • ISBN / Artikelnummer 9783751532648
  • Seitenanzahl 400
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Lisa Jordan

LOVE & HOPE EDITION BAND 7

Lisa Jordan

1. KAPITEL

Macey war wieder da, wo sie angefangen hatte. Aber dieses Mal stand sie nicht mit tränenverschmiertem Make-up auf Cole Crawfords Veranda und beschimpfte ihn, weil er sie gedemütigt hatte. Diesmal bot sie ihm ihre Hilfe an.

Aber nur weil ihre kleine Schwester Everly sie angefleht hatte.

Sonst würde sie Cole immer noch ignorieren wie in den letzten zehn Jahren.

Nachdem ihre Karriere und vielleicht auch ihr Ruf ruiniert waren, kehrte Macey wieder nach Hause zurück. Sechs Jahre lang hatte sie in Denver als Kindermädchen für die Familie Crane gearbeitet – seit ihrem College-Abschluss in frühkindlicher Erziehung.

Vielleicht hätte sie mit der Abreise bis zum Morgen warten sollen, statt mit Tempo fünfzig durch die Berge zu fahren, während der Schneesturm um sie herum heulte und wirbelte.

Aber sie hatte nicht eine Minute länger bleiben können. Ihr gebrochenes Herz sehnte sich nach der Sicherheit ihres Zuhauses. Das Gefühl von Scham und Versagen verfolgte sie den ganzen Weg zurück zu der Rinderfarm im Tal der San Juan Mountains. Die Stone River Ranch im Südwesten von Colorado befand sich seit drei Generationen im Besitz ihrer Familie.

Ein eisiger Wind strich über ihren Rücken, als Macey ihre Stiefel auf der schneebedeckten Fußmatte vor Coles Wohnung abklopfte. Sie warf einen Blick über die Schulter zu ihrem Auto. Am liebsten wäre sie direkt wieder eingestiegen und gefahren.

Aber das konnte sie nicht tun. Sie hatte Everly ihr Wort gegeben.

Wäre sie nicht gerade arbeitslos und ziemlich verzweifelt, hätte sie den Bitten ihrer Schwester niemals nachgegeben.

Sie packte ihre Tasche fester, holte noch einmal tief Luft, dann drückte sie auf die Klingel. Die weiße Eichentür öffnete sich, und Macey zwang sich, den Mann vor ihr nicht mit offenem Mund anzustarren.

Der große, schlaksige Junge mit der Zahnspange aus ihrer Kindheit war zu einem breitschultrigen Mann herangewachsen, der den Türrahmen ausfüllte. Abgenutzte Jeans betonten seine muskulösen Beine. Sein Kapuzenpullover spannte sich über den breiten Schultern. Auf dem Arm hielt er ein kleines Mädchen mit blonden Locken.

Sein kantiges Kinn zeigte einen dunklen Bartschatten, der das Grübchen auf seiner linken Wange nicht verbergen konnte. Sein früher schmutzig-blondes Haar hatte sich zu einem satten Braun verdunkelt. Das Einzige, was sich nicht verändert hatte, waren seine Augen. Sie waren immer noch so blau wie der Himmel über Colorado.

„Cole?“

Ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus und enthüllte gleichmäßige weiße Zähne. Er trat einen Schritt zurück und öffnete die Tür weiter. „Macey Stone. Hey. Komm rein.“

Sie ging in die Halle, und er schloss hinter ihr die Tür. Wärme empfing sie, während ihr der Duft von frisch gebrühtem Kaffee in die Nase stieg.

Cole nahm seine Tochter auf den anderen Arm. „Ich muss zugeben, dass ich etwas überrascht war, als Everly heute Morgen anrief und sagte, dass sie sich nicht um Lexi kümmern kann, aber du für sie einspringst. Ich wusste nicht, dass du wieder in Aspen Ridge bist.“

Macey zog ihre Handschuhe aus und stopfte sie in ihre Taschen. „Es war eine Entscheidung in letzter Minute. Hat sie dir gesagt, warum sie nicht kommen kann?“

Er nickte. „Ja, ich hoffe, sie bieten ihr den Job an.“

„Wenn Ev die Stelle als Langzeitvertretung an der Aspen-Ridge-Grundschule bekommt, hat sie damit den Fuß in der Tür für eine Vollzeitstelle im nächsten Jahr.“

„Ich freue mich zwar für sie, aber das bedeutet auch, dass ich mir wohl eine neue Betreuerin für Lexi Lou suchen muss.“ Er hauchte dem Kind einen Kuss auf die Wange, was die Kleine zum Kichern brachte.

Lexi streichelte Coles Gesicht. „Daddy, wie dumm von dir! Ich bin doch nicht Lexi Lou. Ich bin Lexi Jane.“

Cole klopfte sich mit dem Handballen gegen die Stirn. „Oh ja, stimmt. Mein Fehler.“

Das kleine Mädchen kicherte wieder, ließ dabei aber Macey nicht aus den Augen.

„Everly sagte, du arbeitest als Kindermädchen in Denver.“

„Ja, das habe ich. Fast sechs Jahre lang.“ Tränen stiegen Macey in die Augen, und sie zwang sie zurück. Sie hatte nicht vor, vor Cole und seiner Tochter zusammenzubrechen.

Habe? Jetzt nicht mehr?“

„Nein. Ich bin gestern Abend zurückgekommen.“ Sie rieb sich die Arme, um das Gefühl von Mr. Cranes Griff auf ihrer Haut zu vertreiben.

Er runzelte die Stirn. „Gestern Abend? Wir sind fünf Stunden von Denver entfernt. Das heißt, du musst im Schneesturm durch die Berge gefahren sein. Wann hast du geschlafen?“

„Ich habe ungefähr sieben Stunden gebraucht, weil die Sicht so schlecht war. Heute Morgen gegen vier bin ich auf der Ranch angekommen und konnte drei Stunden durchschlafen, bevor Everly mich geweckt hat.“

Macey war nicht bereit, darüber zu sprechen, was sie aus Denver und von den drei Kindern, die sie wie ihre eigenen liebte, weggetrieben hatte. Sie wandte sich an Lexi und hielt ihr die Hand hin. „Hi, Lexi Jane. Ich bin Everlys Schwester Macey.“

Als ihr Vater sie auf den Boden stellte, schaute die Kleine zu Macey auf. „Du hast meinen Namen richtig gesagt.“ Dann stemmte sie die kleinen Hände in die Hüften. „Siehst du, Daddy, sie kennt meinen Namen. Vielleicht kann sie ihn dir beibringen.“

Cole schenkte ihnen ein schiefes Grinsen. „Das ist keine schlechte Idee.“

Macey hockte sich vor Lexi. „Everly hat heute einen Termin. Macht es dir etwas aus, wenn ich bei dir bleibe, während dein Daddy zur Arbeit geht?“

Schmollend schob Lexi ihre Unterlippe vor. „Aber Everly und ich wollten heute Kekse backen. Mit Schokoladenstückchen. Daddys Lieblingskekse.“

„Nun, Everly hat mir alle Zutaten für die Kekse mitgegeben.“ Macey zog eine Packung Schokoladenchips aus ihrer übergroßen Umhängetasche und zeigte sie Lexi. „Siehst du?“

Zufrieden tanzte Lexi im Kreis und hüpfte auf und ab. Dann griff sie nach Maceys Hand und winkte Cole zu. „Tschüss, Daddy. Du kannst jetzt zur Arbeit gehen. Macey und ich backen Kekse.“

„Das war einfacher, als ich dachte.“ Bei Coles Lachen stieg eine lange verdrängte Erinnerung in Macey auf.

„Kekse bewirken Wunder.“

„Nicht nur die Kekse.“ Er musterte sie einen Moment, dann griff er sich in den Nacken. „Hör zu, Mace, ich weiß, wir haben schon eine Weile nicht mehr miteinander gesprochen …“

„Eine Weile? Es ist zehn Jahre her.“ Sie hob eine Hand. „Um ehrlich zu sein, habe ich im Moment nicht die Energie, die Vergangenheit aufzuwärmen.“

Ein Muskel an seinem Kinn zuckte, und er nickte nur. „In Ordnung.“ Dann griff er nach einem Kleiderbügel an der Garderobe. „Gib mir deinen Mantel, ich hänge ihn für dich auf.“

Sie reichte ihm ihren roten Wollmantel und den gestrickten grauen Kaschmirschal. „Danke.“ Sie zog ihre Winterstiefel aus, stellte sie in die Ecke neben der Garderobe und folgte ihm in einen großen, offenen Raum mit einem weichen hellbraunen Teppichboden. „Ihr habt es hübsch hier.“

Durch die raumhohen Fenster fiel das morgendliche Sonnenlicht. Einen Moment lang bewunderte Macey den herrlichen Blick auf den Fluss, der sich bis zum Fuß der San Juan Berge schlängelte.

Vor dem großen Flachbildfernseher stand eine dunkle Ledercouch mit passendem Sessel. In einer Ecke sah sie einen lilafarbenen Liegesessel in Kindergröße, ein überquellendes Bücherregal, Lexis Tisch und Stühle, ein Spielhaus und die Spielzeugkiste.

Ein professionelles Porträt von Cole mit Lexi als Säugling auf dem Arm hing an der Wand neben dem Fernseher. Keine anderen Bilder, Pflanzen, Kissen oder gemütlichen Dinge schmückten den Raum. Nichts Weibliches, kein Hinweis auf eine Ehefrau. Und die Wohnung war makellos sauber.

Cole schnappte sich ein Notizbuch vom Couchtisch. „Damit kommunizieren Everly und ich. Sie schreibt hinein, wie Lexis Tag verlaufen ist, und ich erzähle ihr von den Nächten.“ Er klappte es auf. „Hier ist ihr Tagesablauf. Mit einem festen Zeitplan kommt Lexi besser zurecht. Ich bin mir nicht sicher, wie viel Everly dir über sie erzählt hat …“

„Um ehrlich zu sein, sehr wenig, nur, dass sie sich um ein kleines Mädchen mit einer Krankheit kümmerte. Bis heute Morgen wusste ich nicht einmal, dass sie deine Tochter ist.“

„Und du bist trotzdem gekommen.“ Cole beäugte das kleine Mädchen, das mit einem Buch neben einem Plüschpony auf der Couch saß. „Lexi hat Neurofibromatose. Das bedeutet, es bilden sich gutartige Tumore auf dem Nervengewebe in ihrem Körper. Jeder Fall verläuft anders. Bei Lexi beeinträchtigt es ihr Gehör, was sich auch auf ihr Lernen auswirkt.“

„Sie wirkt so fröhlich und gut gelaunt.“

„Das ist sie auch. Meistens jedenfalls.“

Macey blickte auf Coles linke Hand und stellte fest, dass er keinen Ring trug. „Everly hat erwähnt, dass du nicht mehr verheiratet bist.“

Er schüttelte den Kopf und griff sich in den Nacken. „Meine Ex und ich waren erst ein paar Monate verheiratet, als sie schwanger wurde. Sie wollte nicht sofort Kinder … Am Tag nach Lexis Geburt hat sie uns verlassen. Sie hat auf alle elterlichen Rechte verzichtet, und am Tag, als ich Lexi aus dem Krankenhaus nach Hause gebracht habe, wurden mir die Scheidungspapiere zugestellt.“

„Es tut mir so leid. Das muss schwer gewesen sein.“ Instinktiv wollte sie ihn umarmen, aber sie blieb, wo sie war. Sie und Cole waren schon lange keine Freunde mehr.

Er zuckte mit einer Schulter. „Es ist, wie es ist. Ich kann die Vergangenheit nicht ändern. Ich tue einfach nur, was ich kann, um meiner Tochter zu geben, was sie braucht.“

Maceys Handy vibrierte in ihrer Gesäßtasche. Sie zog es heraus und sah Everlys Bild auf dem Display. „Entschuldige mich einen Moment.“ Sie wandte sich von Cole und Lexi ab. „Hallo?“

„Mace, ich habe den Job! Mrs. Penley hat mich eingestellt.“ Everly quietschte so laut, dass Macey das Telefon vom Ohr halten musste.

„Ev, das ist großartig. Herzlichen Glückwunsch.“ Macey zwang sich, freudig zu klingen, aber ihr Magen zog sich zusammen. Sie wusste, worum ihre Schwester sie bitten würde.

„Danke. Ich weiß, es ist viel verlangt, und du bist gerade erst nach Hause gekommen, aber würdest du vielleicht auf Lexi aufpassen, bis Cole jemanden gefunden hat, der sich um sie kümmert? Sie ist ein supersüßes Kind, und ich lasse die beiden wirklich nur ungern im Stich, aber ich muss diesen Job annehmen. Bitte sag Ja.“

Obwohl Cole mit Lexi in die Küche gegangen war, konnte er bestimmt ihre Seite des Gesprächs hören.

„Können wir später darüber reden? Vorzugsweise, wenn ich mehr geschlafen habe und meine Gehirnzellen wieder arbeiten.“

Everly schwieg einen Moment lang. „Na ja, Mrs. Penley hat mich gefragt, ob ich morgen anfangen kann.“

Macey schluckte einen Seufzer hinunter. „Ev, ich bin gerade erst angekommen. Ich weiß nicht mal, ob Lexi mich mag.“

„Das ist dumm, und das weißt du auch. Natürlich wird sie dich mögen. Das tut jeder.“ Nicht jeder. „Bitte, Macey, ich würde nicht fragen, wenn es nicht so wichtig wäre. Wir reden hier über meine Zukunft als Lehrerin. Du weißt, wie hart ich dafür gearbeitet habe“, bat Everly.

Was sollte sie sagen? Für ihre kleine Schwester würde Macey die Sterne vom Himmel holen. In ihren zweiundzwanzig Jahren hatte Everly viele Hindernisse überwinden müssen, und Macey wollte ihrem Traum nicht im Weg stehen. Aber Cole täglich zu sehen … war sie dazu bereit?

Ihr Blick fiel auf den alleinerziehenden Vater, der seiner Tochter die Haare zu einem Pferdeschwanz bürstete, während Lexi auf einem Hocker an der Theke stand, und ihr Herz wurde weicher. „Okay, ja, gut. Ich rede mit Cole und sehe, was er davon hält. Aber dafür bist du mir was schuldig. Und zwar eine Menge.“

Everly quietschte wieder. „Ja! Alles, was du willst. Danke, danke, danke, danke.“

Macey steckte ihr Handy zurück in die Hosentasche, dann ging sie in die Küche.

Stolz bestrich Lexi eine Scheibe Brot mit Erdnussbutter. „Schau mal, Macey, ich mache Daddys Mittagessen.“

„Das machst du ganz toll.“ Sie wandte sich an Cole. „Ich weiß nicht, wie viel du gehört hast.“

Mit einem Glas selbst gemachter Marmelade in der Hand schloss er den Kühlschrank und lehnte sich gegen den Tresen. „Genug, um zu wissen, dass ich deine Schwester als Betreuerin meiner Tochter verliere.“

Macey nickte „Sie hat mich gefragt, ob ich bereit wäre, für sie einzuspringen, bis du jemand andern gefunden hast.“

Er hob die Augenbrauen. „Ach, wirklich? Und was sagst du dazu?“

Macey zuckte dann mit den Schultern. „Lexi kennt mich nicht.“

Cole schenkte ihr ein kleines Lächeln. „Ich kenne deine Familie schon fast mein ganzes Leben lang. Deine Brüder Barrett und Wyatt sind meine besten Freunde. Außerdem vertraue ich deiner Schwester. Wenn sie dir das zutraut, dann tue ich das auch. Außerdem ist Lexi ziemlich umgänglich. Sie kommt mit fast jedem zurecht.“

„Ich bin erst seit ein paar Stunden zu Hause und weiß schon nicht mehr, wo mir der Kopf steht.“

Cole berührte ihren Ellbogen. „Hey, was ist los?“

„Barrett hat gestern angerufen. Dad ist gestern auf der Weide ohnmächtig geworden, und Barrett hat ihn mit dem Gesicht nach unten im Schnee gefunden. Er ist ins Krankenhaus gekommen, und die Ärzte vermuten eine Lungenentzündung. Mom hat die Nacht bei ihm verbracht. Heute Morgen habe ich sie weinend am Küchentisch gefunden. Sie hat die Planung für den jährlichen Stone River Sweetheart Ball übernommen. Aber jetzt, wo Dad krank ist, wird ihr das zu viel. Darum hat sie mich gefragt, ob ich das übernehmen kann.“

„Mace, ich hatte ja keine Ahnung! Tut mir leid, das mit deinem Dad zu hören. Der Sweetheart Ball ist so eine tolle Spendenaktion.“ Er fuhr sich mit einer Hand über das Gesicht. „Hör zu, mach dir keine Sorgen um Lexi. Ich lasse mir eine andere Lösung einfallen. Vielleicht kann meine Cousine Piper mir helfen.“

Eigentlich hätte Macey erleichtert sein sollen, dass sie sich nicht um Lexi kümmern musste, aber die Anspannung in Coles Gesicht zeigte ihr, wie schwierig es für ihn war, jemanden für seine Tochter zu finden.

Sie schüttelte den Kopf. „Nein, ich kümmere mich um sie, bis du jemanden für sie gefunden hast.“

Coles Augen leuchteten. „Du hast keine Ahnung, was das für mich bedeutet. Ohne eine Familie, die im Notfall einspringt, wusste ich ehrlich gesagt nicht, was ich tun sollte. Bist du wirklich sicher, dass es dir nicht zu viel wird?“

Sie nickte, aber eigentlich wollte sie nur ihren Mantel nehmen und zurück zu ihrem Auto laufen. Nach allem, was gestern in Denver passiert war, war sie sich im Moment über gar nichts mehr sicher.

Cole legte das Sandwich, das Lexi gemacht hatte, in seine Lunchbox. „Hör mal, wenn du mir hilfst, dann kann ich dir wenigstens bei der Organisation des Sweetheart Balls helfen.“

Sie winkte ab. „Nicht nötig. Du hast mehr als genug zu tun.“

„Ich möchte es.“

„Ich weiß nicht, Cole.“

Er griff nach ihrer Hand. „Hör zu, Macey. Ich war ein Idiot auf unserem Abschlussball, und ich bereue es, dass ich unsere Freundschaft ruiniert habe. Es tut mir so leid, dass ich zugesehen habe, wie Celeste dich gedemütigt hat, ohne ein Wort zu sagen. Mir war es wichtiger, akzeptiert zu werden, als für meine beste Freundin einzustehen. Bitte lass mich beweisen, dass ich nicht mehr derselbe Mistkerl bin.“

Macey rieb sich mit einer Hand über die Stirn und die müden Augen. Sie unterdrückte ein Gähnen, dann nickte sie. „Okay, lass uns weiterreden, wenn du nach Hause kommst.“

„Ich komme wahrscheinlich gegen fünf. Wenn sich etwas ändert, sage ich Bescheid. Ist das in Ordnung?“ Macey nickte.

Er warf einen Blick auf seine Uhr und ging ins Wohnzimmer. „Ich bin schon spät dran, mein Onkel wird wütend sein. Wir reden heute Abend weiter. Ich danke dir, Macey. Das meine ich ernst.“

Als er zur Tür ging, sah Macey ihm nach. Sie wollte glauben, dass er für sie da sein würde. Aber ihre jahrelange Freundschaft war durch eine einzige demütigende Tat zerstört worden, obwohl er mit einem Wort alles hätte ändern können.

Aber egal, was sie für Cole empfand, sollte seine süße Tochter nicht darunter leiden.

Doch diesmal würde sie auf ihr Herz aufpassen. Das Letzte, was sie brauchte, war, sich noch einmal in Cole zu verlieben, nur um es sich noch einmal von ihm wieder brechen zu lassen.

Cole hatte eine zweite Chance auf Wiedergutmachung bekommen, und er wollte sie nicht verspielen. Er konnte immer noch nicht glauben, dass Macey Stone wieder in der Stadt war und sich bereit erklärt hatte, auf Lexi aufzupassen.

Nachdem er sie vor all den Jahren so behandelt hatte, hatte er ihre Freundlichkeit nicht verdient. Nur ein Idiot hätte eine Freundin wie sie aus seinem Leben stürmen lassen. Jetzt würde er das demütigende Fiasko beim Abschlussball wiedergutmachen und ihre Freundschaft wieder aufleben lassen.

Er hatte nicht gewusst, wie sehr er sie vermisste, bis er sie auf seiner schneebedeckten Veranda stehen sah.

Die Zeit hatte ihrer Schönheit keinen Abbruch getan. Wenn überhaupt, dann war sie noch schöner als damals. Ihr kastanienbraunes Haar fiel ihr immer noch in leichten Wellen um die Schultern. Und diese ausdrucksstarken braunen Augen konnten ihre Gefühle nicht verbergen.

Cole öffnete die Tür zu dem mobilen Büro auf der Baustelle des Riverside Wohnblocks.

„Wurde auch Zeit, dass du auftauchst.“

Coles Bauch zog sich zusammen. Mit den Füßen auf dem Schreibtisch saß sein Onkel und Chef Wallace Crawford auf Coles Platz.

„Ja, tut mir leid. Ich hatte ein Problem mit der Kinderbetreuung.“ Cole stellte seine Lunchbox in den Minikühlschrank.

Wallace richtete sich auf und nahm seinen schwarzen Cowboyhut von der Garderobe hinter Coles Schreibtischstuhl. „Mach es dir nicht zu bequem. Wir haben ein Meeting.“

„Mit wem?“ Cole zückte sein Handy und tippte auf seine Kalender-App, fand aber keinen Termin.

„Mit dem Stadtrat von Aspen Ridge.“

„Worum geht’s?“

„Ich habe mit Bürgermeister Cobb über den Bau eines Einkaufszentrums gesprochen, und er ist der Meinung, dass es die lokale Wirtschaft ankurbeln würde.“

Cole runzelte die Stirn. „Ein Einkaufszentrum? Wo?“

„An der Autobahnausfahrt, die in die Stadt führt.“

Cole schaute auf die Karte von Aspen Ridge über dem Zeichentisch und tippte auf die Ausfahrt. „Aber das ist doch das Gelände der Stone River Ranch.“

Wallace grinste und sah dabei aus wie ein Wolf auf Beutejagd. „Ganz genau. Die Stadtverwaltung hat angeboten, einen Teil des Grundstücks zu kaufen.“

„Welchen Teil?“

„Den verfallenen Hof im südwestlichen Teil der Ranch.“

„South Bend?“

South Bend war die erste Ranch auf dem Gelände der Familie gewesen. Dort hatten Maceys Großeltern bis zu ihrem Tod gelebt. Als Maceys Eltern geheiratet hatten, hatte ihr Vater die Stone River Ranch gebaut. Aber Cole wusste, wie viel Macey der Hof ihrer Großeltern bedeutete.

„Du hast Deacon schon vor zehn Jahren ein Angebot gemacht, nachdem seine Eltern von einem betrunkenen Autofahrer getötet wurden, und er hat abgelehnt.“

Wallace zuckte mit den Schultern. „Und? Ich weiß aus zuverlässiger Quelle, dass die Stones knapp bei Kasse sind. Das Angebot könnte ihnen helfen, in den schwarzen Zahlen zu bleiben, und es verschafft mir … uns das Land, das wir für das Projekt brauchen.“

„Warum ausgerechnet dieses Grundstück? Und warum ein Einkaufszentrum? Wir sind immer noch dabei, das Projekt Riverside Wohnungen fertigzustellen. Lass mich nach anderen Grundstücken suchen. Vielleicht finde ich einige, die sogar noch besser geeignet sind.“

„Ich will kein anderes Grundstück. Wenn die Stones sich weigern, zu verkaufen, kann die Gemeinde es durch Enteignung erwerben. Und der Stadtrat will dich als Projektleiter.“

„Sie wollen mich?“ Cole schüttelte den Kopf. „Auf keinen Fall. Das kann ich nicht machen. Barrett und Wyatt Stone sind meine besten Freunde. Ich weiß nicht, wie oft Deacon und Nora Stone meiner Mutter geholfen haben, als sie krank war. Das kann ich der Familie nicht antun.“

Wallace hakte seine Daumen in die Gürtelschlaufen, seine Finger umrahmten die jahrzehntealte Rodeo-Gürtelschnalle. „Vergiss nicht, wer dich aufgenommen hat, als deine Mutter an Herzversagen gestorben ist. Und deine College-Ausbildung? Die habe ich auch bezahlt. Und deine schicke Wohnung? Und vergessen wir nicht die Krankenversicherung, die du für deine kleine Göre brauchst. Fachärzte und diese schicken Hörgeräte sind nicht billig. Ich würde also sagen, du schuldest mir was. Zahl es mir zurück, indem du die Stones dazu bringst, zu verkaufen. Oder du suchst dir einen anderen Job … und eine neue Bleibe. Du hast die Wahl.“

Cole presste die Zähne zusammen und unterdrückte die Worte, die ihm auf der Zunge brannten.

Die Wahl.

Familie bedeutete Wallace nichts. Das hatte Cole vor Jahren gelernt, als das Sozialamt ihn gezwungen hatte, bei seinem einzigen Verwandten zu leben.

Wallace hatte Cole in die Enge getrieben, und sein Grinsen verriet, dass er es ganz genau wusste.

Seit seinem College-Abschluss vor sechs Jahren arbeitete Cole für seinen Onkel und sparte so viel wie möglich, um seine Schulden zurückzuzahlen.

Nicht dass der Mann das Geld gebraucht hätte, aber Cole wollte niemandem etwas schulden.

„Und nur damit du nicht denkst, ich wäre herzlos – wenn du sie dazu bringst, zu unterschreiben, mache ich dich zum neuen Geschäftsführer meines Büros in Durango. Ich brauche jemanden mit Köpfchen als Stellvertreter, damit ich mehr Zeit auf meiner Ranch in Montana verbringen kann. Du bekommst eine Gehaltserhöhung, bessere Sozialleistungen und vielleicht sogar einen Firmenwagen.“

Bei jedem anderen hätte Cole sofort die Gelegenheit ergriffen. Aber bei seinem Onkel hatte alles seinen Preis. Die Frage war – konnte Cole ihn zahlen und trotzdem mit sich selbst leben?

Ohne die Verantwortung für Lexi wäre Cole, ohne zu zögern, aus der Tür gegangen. Aber er würde alles tun, damit seine Tochter die bestmögliche Versorgung erhielt, selbst wenn er dafür seine Seele an jemanden wie seinen Onkel verkaufen musste.

Cole wischte sich mit der Hand über das Gesicht. „Ich werde tun, was ich kann, aber ich kann nichts versprechen. Und wir machen das nach Vorschrift.“

Sein Onkel klopfte ihm auf die Schulter. „Du bist ein echter Pfadfinder. Bleib bei mir, mein Sohn, und du wirst sehen, wie Geschäfte wirklich gemacht werden.“

Bevor Cole erwidern konnte, dass er weder Wallaces Sohn war noch Geschäfte wie sein Onkel machen wollte, hatte Wallace schon das Büro verlassen.

Cole schnappte sich seinen Becher und ging hinterher. Er würde Barrett und Wyatt von dem Plan seines Onkels erzählen und hören, was sie dazu sagten.

Irgendwie musste er einen Weg finden, mit der Situation umzugehen, ohne diejenigen zu verletzen, die ihm am Herzen lagen.

2. KAPITEL

Macey wollte nichts weiter als eine warme Mahlzeit und ein Kissen für ihren Kopf.

Zu ihrer Überraschung war Cole früher als fünf Uhr nach Hause gekommen, und sie war froh gewesen, dass sie eher gehen konnte.

Auf der Fahrt nach Hause fragte sie sich, wie ihre Schützlinge Jayden, Jenna und Jaxson nach sechs langen Jahren ohne sie zurechtkommen würden. Was hatten Tricia und Derek Crane ihren Kindern über Maceys plötzliche Abreise erzählt?

Hätte sie sich nur verabschieden können. Vielleicht würde es dann nicht so wehtun.

Aber den Verrat könnte nichts auslöschen.

Wieder hörte sie, wie Tricia sie anschrie, als sie ihren Mann im Wohnzimmer entdeckte … in Maceys Armen. Er behauptete sofort, Macey habe sich ihm an den Hals geworfen. Tricia hatte nicht auf Maceys Unschuldsbeteuerungen gehört und ihr befohlen, zu packen und das Haus zu verlassen.

Nie wieder würde Macey erlauben, ausgenutzt zu werden.

Im Moment war sie sicher. Solange sie von ihrer Familie umgeben war, würde ihr niemand etwas antun.

Vor dem Ranchhaus aus Holz und Stein stellte sie den Motor ab, stieg aus dem warmen Auto aus und ging zur Tür. Sie freute sich schon darauf, einfach nur ins Bett zu fallen, auch wenn es nicht einmal dunkel war.

Hinter ihr erschreckte sie ein tiefes „Wuff“, gepaart mit einem leisen Knurren. Sie wirbelte herum.

Der englische Schäferhund ihres Zwillingsbruders Barrett schnüffelte an ihren Stiefeln. Sein Schwanz wedelte, als er zu ihr aufblickte. Macey fiel auf die Knie, Schnee und Kälte durchdrangen ihre Jeans. Sie schlang die Arme um den Hund. „Hey, Kota. Wie geht’s, alter Junge?“

Als Kota Macey beschnupperte, nahm sein Schwanzwedeln an Fahrt auf, und er leckte Macey über die Wange. Sie lachte und versuchte, nicht nach hinten zu fallen.

„Hey. Es ist keiner zu Hause. Kann ich dir helfen?“

Beim Klang der tiefen Stimme richtete sich Macey auf. „Ich habe einen Schlüssel.“

Vor ihr stand Barrett mit einem aufgerollten Lasso in den behandschuhten Händen. Seine braunen Augen leuchteten auf, als ein Lächeln seine strengen Züge verwandelte. „Hey, Mace. Wyatt hat erwähnt, dass du zurück bist. Tut mir leid, dass ich heute Morgen nicht da war, um dich zu begrüßen.“

„Hey, Barrett.“ Sie hob eine Hand und lächelte. „Mom ist im Krankenhaus, nehme ich an?“

Er schob die Krempe seines staubigen, schokoladenfarbenen Cowboyhuts hoch und schüttelte den Kopf. „Sie hat einen Termin bei Norman Fowler.“

Macey runzelte die Stirn. „Bei unserem Anwalt? Warum?“

Barrett rieb sich mit dem Handrücken seiner behandschuhten Hand über die Stirn. „Es geht um die Ranch.“

„Was ist damit?“

„Wir haben ein Schreiben erhalten. Angeblich will der Stadtrat von Aspen Ridge einen Teil des Grundstücks kaufen, um dort ein Einkaufszentrum zu bauen.“ Die Falten um den Mund ihres Bruders vertieften sich.

„Ein Einkaufszentrum? Wozu? In welchem Teil der Ranch?“

„South Bend.“

Macey stützte einen Ellbogen auf den Pfosten und legte den Kopf schräg.

„Grandmas und Grandpas Farm? Das kann doch nicht dein Ernst sein.“

Er ließ das Seil auf die Veranda fallen. „Wenn wir nicht zustimmen, dann werden sie die Enteignung fordern. Sie wollen alles abreißen.“

„Aber …“ Macey schüttelte fassungslos den Kopf.

Als Kind war sie oft über die Weiden von South Bend geritten, hatte die Wasserfälle besucht, und ihr Großvater hatte ihr dort gezeigt, wie man eine Kamera benutzte. Sie hatte immer gesagt, South Bend sei ihr Lieblingsort auf der ganzen Welt. Auch wenn nichts schriftlich festgehalten war, hatte der Großvater immer gesagt, eines Tages würde die Farm ihr gehören.

Barrett lüftete seinen Hut und fuhr sich mit der Hand durch sein dunkelbraunes Haar, das wie üblich dringend einen Haarschnitt brauchte. „Nachdem ich den Brief erhalten habe, hat Mom sofort Fowler angerufen.“

„Ist sie alleine gefahren?“ Macey versuchte, den anklagenden Ton aus ihrer Stimme herauszuhalten, aber Barretts hochgezogene Augenbraue zeigte, dass ihr das nicht ganz gelungen war.

Er schüttelte den Kopf und lachte. „Als bräuchte Mom einen von uns, um sie zu beschützen. Vor allem, wenn sich jemand mit der Familie anlegt. Aber du kannst beruhigt sein, Wyatt ist mitgefahren.“

Macey gab Kota einen letzten Klaps, dann schloss sie ihre Finger wieder um ihre Schlüssel. „Ich fahre auch zu Fowler. Es muss einen Weg geben, unser Eigentum zu schützen.“

Als sie an ihm vorbeiging, erwischte er sie am Ellbogen. „Hey.“

„Was?“

„Ich bin froh, dass du zu Hause bist. Du siehst gut aus.“

Schnell blinzelte sie die aufsteigenden Tränen weg, umarmte ihn und atmete den vertrauten Geruch von Heu, Pferden und frischer Colorado-Luft ein. „Danke, Barrett. Du siehst auch gut aus.“

Sie stieg wieder in ihr Auto und fuhr die hufeisenförmige Einfahrt entlang zurück zur Straße. Ein eisiger Wind wehte den Schnee gegen die Pfosten der eingezäunten Weiden. Aber in wenigen Monaten würden lavendelfarbene und weiße Akeleien und leuchtend rote Alpenrosen das Gras der unberührten Weiden sprenkeln.

Als sie durch das Tor fuhr, warf das Schild der Stone River Ranch einen Schatten auf die Motorhaube des Autos. Im Rückspiegel schrumpfte das Ranchhaus.

Ihre Finger verkrampften sich um das Lenkrad, als sie in die Stadt einbog und das braun-weiße Schild „Willkommen in Aspen Ridge“ passierte.

An der Ecke Pine Avenue und Main Street lud Nettas Diner mit seiner fröhlichen gelben Fassade und den dazu passenden Schaukelstühlen auf der überdachten Holzveranda die Gäste ein, auf ein hausgemachtes Essen hereinzukommen.

Macey parkte vor dem Anwaltsbüro auf der anderen Straßenseite und stampfte auf der Fußmatte Schnee und Schneematsch von ihren Stiefeln. Dann eilte sie in die warme, nach Zimt und Kaffee duftende Kanzlei.

Allison Brewster am Empfang war eine von Maceys Freundinnen aus der Schule und die Enkelin von Mr. Fowler. Als sie Macey erkannte, weiteten sich ihre blauen Augen. Quietschend rannte sie um den Schreibtisch herum und fuchtelte mit den Armen in der Luft herum. „Macey, deine Mutter hat erzählt, dass du nach Hause gekommen bist. Ich wollte dich nach der Arbeit anrufen.“

Macey umarmte ihre Freundin und sah dann auf Allisons übergroßen Pullover hinunter, der sich über ihrem runden Bauch spannte. „Wie geht es dir? Wie geht’s der Kleinen?“

Allison lächelte und streichelte ihren Bauch. „Wir sind beide gesund und munter. Diesmal habe ich nicht einmal Morgenübelkeit. Offenbar ist das dritte Mal ein Glücksfall.“

Macey deutete mit dem Kopf in Richtung der geschlossenen Tür neben dem Schreibtisch. „Ich würde gerne auch an dem Gespräch teilnehmen.“

„Klar, warum nicht.“ Allison ging zur Tür und klopfte an, bevor sie den Kopf hineinsteckte. „Entschuldigung, aber da ist noch jemand, der an dem Treffen teilnehmen möchte.“

Als Macey das Büro betrat, drehte sich ihre Mutter in ihrem Stuhl um und winkte. „Macey, komm rein. Wir haben gerade erst angefangen.“

Sie setzte sich, und ein starker Arm legte sich um ihre Schultern. Macey blickte in die blauen Augen ihres jüngeren Bruders, Wyatt. Wenn er lächelte wie jetzt, sah er ihrem Vater so ähnlich. „Hey, Schwesterherz.“

Sechs Jahre bei der Marine hatten aus dem schlaksigen Teenager einen breitschultrigen Mann gemacht. Obwohl er vor zwei Jahren nach dem Tod seiner Frau ausgeschieden war, trug er sein Haar immer noch militärisch kurz.

„Hey, kleiner Bruder. Es ist so schön, dich wiederzusehen. Barrett sagte, ihr wärt hier.“

Mr. Fowler räusperte sich. Er hob die Brauen und legte die Stirn in Falten. „Miss Stone, es ist schon eine Weile her. Ich freue mich, Sie zu sehen.“

Macey nickte ihm zu. „Ich danke Ihnen, Mr. Fowler.“ Sie brach ab, als der Holzboden hinter ihr knarrte, und wandte sich um. Ihre Augen weiteten sich. Cole?

„Was machst du denn hier?“

Anstelle der Jeans und des olivfarbenen Kapuzenpullis vom Vormittag trug er jetzt einen hellgrauen Anzug, polierte schwarze Cowboystiefel und eine rot gemusterte Krawatte. Er steckte die Hände in die Tasche. „Ich bin bei diesem Projekt der Projektleiter und arbeite mit dem Stadtrat und Crawford Developments zusammen.“

„Crawford Developments, der Firma von deinem Onkel?“ Als er nickte, blickte Macey zwischen ihrer Mutter, ihrem Bruder und Cole hin und her. „Welches Projekt meinst du?“

Mr. Fowler räusperte sich wieder und zupfte an den Ärmeln seiner Anzugjacke. „Vielleicht sollten wir zu unserem Gespräch zurückkehren und Macey über die Details informieren.“

Maceys Magen zog sich wieder zusammen.

Mr. Fowler erläuterte kurz die Situation.

Obwohl Barrett sie gewarnt hatte, spürte Macey, wie sie blass wurde. „Bitte sagt mir, dass das ein Scherz sein soll. Ihr werdet das doch nicht zulassen, oder?“ Sie schaute von Wyatt zu ihrer Mutter.

Wyatt griff nach Maceys gefalteten Händen. „Mace, wir haben vielleicht keine andere Wahl.“

„Natürlich haben wir eine Wahl. Sie können uns doch nicht einfach unser Eigentum wegnehmen.“

Mr. Fowler räusperte sich wieder, und das Geräusch zehrte an Maceys Nerven. „Macey, wenn Ihre Familie sich entscheidet, nicht zu verkaufen, verlangt der Rat die Enteignung. Die Gemeinde hat das Recht, privates Land für öffentliche Zwecke zu nutzen. Wenn die beiden Parteien keine Einigung erzielen können, wird die Stadtverwaltung ein endgültiges Angebot unterbreiten. Lehnt Ihre Familie dieses Angebot ab, wird die Stadtverwaltung das Grundstück auf dem Gerichtsweg enteignen. Ihre Familie wird trotzdem eine angemessene Entschädigung erhalten.“

Maceys Blick schweifte zwischen ihrer Familie, Cole und Mr. Fowler hin und her. „Aber die Farm ist seit über zweihundert Jahren in unserer Familie. Und jetzt sollen wir uns zurücklehnen und Ja sagen?“ Ohne auf eine Antwort zu warten, wandte sie sich an ihre Mutter. „Was sagt Dad dazu?“

„Er weiß es noch nicht.“

Wyatt stand auf und legte seine großen Hände auf ihre Schultern. „Macey, Dad geht es im Moment nicht so gut.“

Macey sah zu ihm auf. Ihre Finger krallten sich in der Stuhllehne fest. „Ich dachte, er hätte eine Lungenentzündung.“

Er nickte, die Falten auf seiner Stirn vertieften sich. „Sie versuchen immer noch, die Ursache für sein hohes Fieber zu finden, und sein Zustand hat sich verschlechtert.“

„Warum hast du nicht früher etwas gesagt? Wir sollten im Krankenhaus sein und nicht in der Anwaltskanzlei, um unser Eigentum zu schützen.“ Sie fasste sich an die Stirn, dann hob sie das Kinn und richtete ihre Aufmerksamkeit auf Cole. „Weiß dein Onkel, dass mein Vater im Krankenhaus liegt und sich nicht wehren kann? Oder gehört das zu eurem Plan? Und wusstest du heute Morgen davon?“

Coles Mund wurde schmal, als er eine Hand hob. „Macey, ich weiß, wie das aussieht, aber ich schwöre dir – ich wusste nichts davon. Hier geht es ums Geschäft. Der Stadtrat versucht nicht, die gesamte Ranch deiner Familie zu übernehmen. Sie bieten an, einen kleinen Teil zu kaufen. Und deine Familie wird einen fairen Marktwert dafür erhalten.“

„Das habe ich jetzt schon dreimal gehört. Für dich mag es nur ein Geschäft sein, aber für mich …“, sie winkte mit dem Finger zwischen ihrer Mutter, ihrem Bruder und sich selbst hin und her, „… für uns ist es etwas Persönliches. Und wir werden alles tun, was wir können, um zu verhindern, dass du, dein Onkel, der Stadtrat oder irgendjemand anderes sich das nimmt, was uns gehört.“

Auch wenn Macey sich nichts sehnlicher wünschte als ein Bett und ein Kissen, konnte sie sich jetzt nicht ausruhen. Sie mussten sich einen Plan überlegen. Sie mussten beschützen, was ihnen gehörte.

Wie konnte er aus dieser Situation herauskommen? Cole wollte weder den Stones Schaden zufügen, noch konnte er sich leisten, seinen Job und damit Lexis Sicherheit zu gefährden. Irgendwie musste er die Stones davon überzeugen, ihren Besitz an die Gemeinde zu verkaufen.

Das Einkaufszentrum würde nicht nur mehr Arbeitsplätze und wirtschaftliche Möglichkeiten für Aspen Ridge bieten. Wenn er es schaffte, den Verkauf durchzubekommen, könnte er seiner Tochter als Geschäftsführer sogar bessere Möglichkeiten bieten. Für die bestmögliche Betreuung seiner Tochter musste Cole alles tun.

Dann wäre Geld endlich kein ständiges Thema mehr.

Auf keinen Fall würde er zulassen, dass sich die Geschichte wiederholte.

Als einziges Kind einer verwitweten, überarbeiteten Mutter hatte Cole hart dafür gekämpft, seinen eigenen Weg zu finden. Er würde nicht zulassen, dass Lexi jemals Hunger erlebte oder sich schämen musste, weil ihre Zehen aus den abgetragenen Schuhen ragten.

Obwohl er noch genug Arbeit zu erledigen hatte, zwang sich Cole, seinen Laptop herunterzufahren. Der Rest konnte bis morgen warten. Er musste nach Hause gehen und den Abend mit Lexi verbringen. Vielleicht konnte er noch weiterarbeiten, wenn er sie ins Bett gebracht hatte.

Gerade als er seinen Laptop und die Unterlagen in seinen Rucksack packte, öffnete sich die Bürotür.

„Daddy!“ Seine Tochter flog quer durch den Raum in seine Arme. „Ich habe dich vermisst.“

„Ich habe dich auch vermisst, Liebes.“ Er umarmte sie und drückte ihr einen Kuss auf den blonden Lockenkopf.

Sie umfasste seine Wangen und sah ihn mit strahlend blauen Augen an. „Gehen wir jetzt Pfannkuchen essen?“

„Klar doch. Ich packe meine Sachen zusammen, und dann verschwinden wir hier.“ Mit Lexi auf einem Arm steckte Cole sein Handy ein und warf sich den Riemen seines Rucksacks über die Schulter. Nachdem er sich vergewissert hatte, dass sein Arbeitsplatz makellos war, wandte er sich an seine Cousine, die geduldig neben der Tür wartete.

„Danke, dass du auf sie aufgepasst hast, Piper. Ich weiß es zu schätzen, dass du in letzter Minute eingesprungen bist, während ich zu dem Meeting musste.“

„Einer der Vorteile von einem eigenen Geschäft – man kann seine Arbeitszeit selbst bestimmen.“ Sie hakte sich bei ihm unter. „Auch wenn Macey dir hilft, musst du dir ein Vollzeit-Kindermädchen suchen.“

Sie traten nach draußen, und Cole zog Lexi enger an seine Brust, als der frische Wind um ihre Wangen pfiff. Er verabschiedete sich rasch von Piper und eilte mit seiner Tochter über die Straße zu Nettas Diner.

Sobald er die Tür öffnete, empfing sie der Duft von Burgern und Pommes frites. Das Klappern des Geschirrs in der Küche mischte sich mit den Gesprächen im vollbesetzten Speisesaal.

Nachdem sie an einem Tisch in der Nähe des Eingangs Platz genommen hatten, holte Cole Lexis Malbuch und Buntstifte aus ihrem Rucksack. Dann half er ihr aus ihrer rosa Daunenjacke und der passenden Mütze.

Als sich die Tür öffnete, schaute er auf – und zuckte zusammen, als Macey Stone eintrat. Während sie ihre behandschuhten Hände aneinanderrieb, trafen sich ihre Blicke, und das Leuchten in ihren Augen erlosch. Eigentlich sollte er nicht überrascht sein, da die Besitzerin Lynetta Maceys Tante war.

Großartig. Musste er sich jetzt einen neuen Ort zum Essen suchen?

„Schau, Daddy, da ist Macey.“ Lexi winkte und erhob ihre Stimme. „Hi, Macey.“

Alle Augen im Diner richteten sich auf sie, auch die von Macey. Sie lächelte schmal und winkte ein wenig. Doch Lexi ließ sich davon nicht stören. Sie krabbelte unter dem Tisch durch, rannte zu ihr hinüber und schlang ihre Arme um Maceys Beine. „Willst du dich zu uns setzen?“

Ohne zu antworten, hob Macey Lexi auf den Arm und erwiderte die Umarmung. Dann setzte sie sie wieder ab, nahm ihre Hand und brachte sie an Coles Tisch zurück.

Lynetta nahm gerade Coles Bestellung auf.

Macey nickte ihm knapp zu und deutete mit dem Kopf in Richtung Straße. „Kann ich kurz mit dir reden?“, fragte sie ihn.

Nach einem Blick von Macey zu Cole und wieder zurück setzte Lynetta sich an den Tisch und nahm einen Buntstift in die Hand. „Geht, ihr zwei. Ich werfe solange ein Auge auf die Kleine.“

Cole zögerte. „Wenn du dir sicher bist …“

Lynetta winkte ab. „Geht. Redet. Je eher ihr das tut, desto besser. Für alle.“

Davon war er nicht überzeugt, aber Lynetta hatte offensichtlich schon von der Sache gehört. Neuigkeiten sprachen sich schnell herum in Aspen Ridge.

Also folgte er Macey nach draußen und stellte sich in die Nähe des Fensters, damit er seine Tochter im Auge behalten konnte. Um seine Hände warm zu halten, steckte er sie in die Taschen. „Worüber wolltest du reden?“

„Ich will wissen, was du vorhast.“

Er hob eine Schulter. „Ich habe vor, mit Lexi in Ruhe zu Abend zu essen.“

Macey warf ihm einen verärgerten Blick zu. „Ich spreche von vorhin in Fowlers Büro.“

Cole wischte sich mit der Hand über sein Gesicht. Wie oft wollten sie das noch aufwärmen? „Wir haben dir alles erklärt. Was willst du noch wissen?“

„Warum ausgerechnet das Grundstück meiner Familie? Warum nicht ganz woanders? Aspen Ridge ist nicht groß genug für ein Einkaufszentrum.“

„Das Grundstück liegt in der Nähe der Autobahn und am nächsten zu Aspen Ridge. Ein Einkaufszentrum wird mehr Leute in die Gemeinde bringen, und deine Familie bekommt einen fairen Marktwert.“

„Ich bin es so leid, diesen Satz zu hören. Geschichte ist unbezahlbar. Dieser Teil des Grundstücks war die ursprüngliche Ranch der Stones, als meine Ururgroßeltern die Ranch besiedelt haben. Außerdem würden der Verkehr und der Lärm des Einkaufszentrums das Vieh stören. Und der Stone River fließt durch unser Grundstück. Wie werden sich die Bauarbeiten auf den Fluss auswirken?“

„All diese Probleme werden wir angehen. Wir werden nichts tun, was die Wasserversorgung, den Boden oder gar das Vieh gefährden könnte. Außerdem sieht es nach meinen Informationen so aus, als könnte deine Familie das Geld gut gebrauchen.“

Maceys Augen verengten sich. „Was soll das heißen?“

„Statt mich zur Rede zu stellen, solltest du vielleicht mit deiner Familie sprechen. Es steckt mehr hinter der ganzen Situation, als du weißt. Ich verstehe, dass du deine Familie schützen willst. Ich würde für meine Tochter alles tun. Aber Crawford Developments wird alles tun, um das Eigentum deiner Familie zu schützen.“

„Wenn ich dir nur glauben könnte.“ Ein Schatten verdunkelte ihre Augen.

Cole ballte die Fäuste in den Taschen. „Hör zu, Mace, ich weiß, dass du mir gegenüber Vertrauensprobleme hast, aber ich verspreche dir, dass ich heute Morgen nichts davon wusste. Sprich mit deiner Familie und frag sie, was sie wirklich wollen. Das war nicht meine Entscheidung, aber es ist mein Job. Wie für dich steht auch für mich viel auf dem Spiel.“

„Was denn? Eine Beförderung mit Eckbüro und Ausblick?“

Cole knirschte mit dem Kiefer. „Eine Beförderung, ja. Aber ein Eckbüro interessiert mich nicht. Mir geht es um die bestmögliche medizinische Versorgung für meine Tochter.“ Er hielt einen Moment inne, dann fuhr er sich mit der Hand über das Gesicht. „Was bedeutet das für uns? Kümmerst du dich trotzdem um Lexi? Und ich würde dir gerne beim Sweetheart Ball helfen.“

Sie seufzte frustriert. „Ich brauche das Geld, und dein kleines Mädchen soll nicht darunter leiden. Außerdem habe ich keine Zeit, die ganze Organisation selbst zu übernehmen. Aber ist das kein Interessenkonflikt für dich als Projektleiter?“

„Ich kann Geschäft und Privatleben voneinander trennen.“ Aber die Worte klangen selbst in seinen eigenen Ohren falsch.

Ja, die nächsten Monate würden eine Herausforderung sein – aber nichts, was er nicht bewältigen konnte.

„Ich will das Beste für meine Familie, und du willst das Beste für deine Tochter. Irgendwie muss es einen Kompromiss geben.“ Ohne ein weiteres Wort ging sie weg.

Die Macey Stone, die er kannte, war die Macey, die so freundlich und geduldig mit Lexi war, nicht diese wütende Person, die sich kälter als die Januarluft verhielt.

Aber konnte er es ihr verübeln? Ehrlich gesagt, würde er wahrscheinlich genauso empfinden.

Auch wenn er gesagt hatte, es wäre nichts Persönliches, war es das doch. Für jeden von ihnen. Irgendwie musste er das im Interesse aller regeln.

Wie auch immer die Lösung aussehen mochte.

3. KAPITEL

Wenn Macey ihre Familie nicht dazu bringen konnte, sich ihrem Kampf anzuschließen, warum verschwendete sie dann ihre Zeit und Energie? Irgendwie mussten sie eine gemeinsame Front bilden.

Vor allem um Moms willen.

Solange Macey sich erinnern konnte, saß ihre Mutter auf demselben Platz am Ende des rechteckigen Esszimmertisches. Ihr schulterlanges, karamellblondes Haar mit den grauen Strähnen an den Schläfen war zurückgekämmt. Macey gefielen die tiefer werdenden Falten auf der Stirn ihrer Mutter nicht, auch nicht die Art, wie sie ihr Essen auf dem Teller herumschob.

„Ihr versteht nicht. Die Rettung der Ranch muss unsere oberste Priorität sein“, sagte sie so ruhig wie möglich, während sie versuchte, ihre Wut zurückzuhalten.

Barrett warf den Kopf zurück und lachte. Dann schob er seinen leeren Teller beiseite. Als er sich zurücklehnte und die Arme vor der Brust verschränkte, knarrte sein Stuhl. „Wir verstehen es nicht?“ Er wedelte mit dem Finger zwischen Wyatt und sich selbst hin und her. „Wir? Die beiden Jungs, die täglich auf der Ranch gearbeitet haben, während du jahrelang weg warst?“

Sie versuchte, seine Worte nicht unter die Haut gehen zu lassen, und zwang sich zu einem Lächeln: „Ich war wegen meiner Arbeit weg.“

Er beugte sich vor, stützte seine Arme auf den Tisch und warf ihr einen scharfen Blick zu. „Eben. Du warst nicht jeden Tag hier, also hast du keine Ahnung, was hier vor sich geht. Sie anzuhören, bevor wir ihr Angebot ablehnen, ist das Mindeste, was wir tun können. Wie Fowler sagte – sie wollen nicht die ganze Ranch. Nur einen Teil.“

„Und ein Einkaufszentrum könnte der lokalen Wirtschaft helfen.“ Wyatt wischte seiner Tochter das Gesicht ab und reichte ihr einen Plastikbecher mit Milch.

„Bist du etwa auf ihrer Seite, Wyatt?“

Ihr jüngerer Bruder hob die Hände. „Hey, ich bin kein Verräter. Ich betrachte es nur von allen Seiten.“

„Auf dem Briefkopf steht zwar die Adresse der Stadtverwaltung, aber wir wissen, dass Wallace Crawford dahintersteckt. Er hat schon einmal versucht, South Bend zu kaufen, aber Dad hat sich geweigert. Und das aus gutem Grund. Wir müssen behalten, was uns gehört.“

„Uns? Wenn dir die Ranch so sehr am Herzen liegt, warum bist du dann bei der ersten Gelegenheit weggelaufen?“

„Ich würde es nicht gerade als Weglaufen bezeichnen, wenn ich aufs College gehe und mir einen Job suche.“ Macey hatte nicht vor, die Demütigung wieder aufzurollen, die der Grund gewesen war, dass sie Aspen Ridge verlassen hatte. Dennoch taten die Worte ihres Bruders weh.

Maceys Blick schweifte zwischen Wyatts zweijähriger Tochter Mia und dem fünfjährigen Sohn ihrer Schwester Mallory hin und her. Die beiden Kinder beobachteten die Erwachsenen mit großen Augen.

Mom räusperte sich. „Anstatt uns beim Abendessen zu streiten, sollten wir die Sache in Gottes Hände legen.“

Macey erkannte, dass sie ihren Bruder nicht umstimmen konnte, und schluckte ihre kämpferischen Worte zusammen mit dem letzten Bissen ihres Schmorbratens herunter. Dann legte sie die Gabel neben ihren Teller und sah ihn an. „Du hast recht, Barrett. Ich war nicht hier, aber das heißt nicht, dass ich die Ranch nicht liebe oder es mich nicht interessiert, was hier passiert. Jetzt, wo ich wieder zu Hause bin, werde ich meinen Teil dazu beitragen, die Ranch zu retten.“

„Selbst wenn die Rettung bedeutet, ein Stück davon loszulassen?“ Barretts Ton wurde sanfter.

War sie dazu bereit?

„Ja, notfalls auch das. Ich treffe mich gleich mit Cole. Er hilft mir bei der Planung vom Sweetheart Ball, also fange ich schon mal mit dem Abwasch an.“ Sie schob ihren Stuhl zurück und trug ihren Teller in die Küche, dann ließ sie Wasser in die Spüle laufen und gab einen Spritzer Spülmittel dazu.

„Wir haben eine Spülmaschine. Du brauchst nicht von Hand zu spülen.“ Everly stellte ihren Teller auf den Tresen.

„Das gibt mir Zeit zum Nachdenken.“ Macey tauchte ihre Hände unter den Schaum.

Everly schlang die Arme um die Taille ihrer Schwester und drückte ihre Wange an Maceys Rücken. „Danke, dass du mir mit Lexi geholfen hast.“

„Du hattest recht – sie ist ein Schatz. Wir haben Plätzchen gebacken. Bist du bereit für morgen?“

„So bereit, wie ich sein kann, denke ich.“ Sechs Jahre jünger als Macey, sah Everly mit ihrem hellen Haar und blauen Augen wie ihre Mutter eher wie eine Schülerin als eine Lehrerin aus.

Als es an der Haustür klopfte, eilte Macey die Treppe hinunter. Bevor sie öffnete, fuhr sie sich kurz mit der Hand über die Haare. Vielleicht hätte sie sich nach der Stallarbeit umziehen sollen.

Hör auf damit.

Sie öffnete die Tür und erschrak, als Coles Anblick ihr Herz stolpern ließ. „Cole. Hi, komm rein.“ Sie ging vor in die Küche und deutete zum Tisch. „Setz dich. Willst du Kaffee oder etwas anderes?“

Er zog einen Stuhl hervor. „Nein, danke. Ich habe nur eine Stunde oder so, bevor ich Lexi von Piper abholen muss.“

„Du hättest sie mitbringen können.“

„Sie wollte zu Piper. Auch wenn sie Cousinen sind, ist Piper im Moment die einzige Mutterfigur in Lexis Leben.“

Macey nickte, klappte ihren Laptop auf und öffnete die Datei mit den Plänen der vergangenen Jahre. „Seit ich denken kann, findet der Ball in der Scheune in South Bend statt.“ Sie hielt inne. „Wenn der Verkauf zustande kommt, könnte dies der letzte Sweetheart Ball auf dem Grundstück unserer Familie sein.“

Cole rutschte auf seinem Stuhl hin und her. „Dann lass uns das Beste daraus machen und eine bleibende Erinnerung schaffen.“

„Ich will keine bleibende Erinnerung. Ich will behalten, was uns gehört. Aber wie Mom beim Abendessen gesagt hat, wir müssen es in Gottes Hände legen.“ Macey kehrte zu dem geöffneten Dokument auf ihrem Bildschirm zurück. „Tante Lynetta und Onkel Pete übernehmen das Catering. Für die Teilnahme müssen Karten im Voraus gekauft werden. Sie sind im Diner erhältlich, und wir werden sie auch während des Winterfests verkaufen. Mom hat gesagt, die Plakate werden neu gedruckt. Wenn sie fertig sind, müssen sie in der ganzen Stadt aufgehängt werden.“

„Klingt so, als stünden die meisten Details schon fest. Was müssen wir außer dem Aufhängen von Plakaten und dem Verkauf von Eintrittskarten noch tun?“

„Die Veranstaltung vermarkten, örtliche Unternehmen um Spenden bitten, die Scheune auf dem Hof aufbauen, dekorieren und beten, dass alles reibungslos abläuft.“

Cole grinste und schnippte mit den Fingern. „Ein Kinderspiel. Du bist ein Organisationstalent, deshalb warst du auch drei Jahre hintereinander im Ballkomitee.“

Macey hob eine Hand. „Können wir den Abschlussball nicht erwähnen? Und zwar nie wieder?“

„Klar, kein Problem. Betrachte ihn als aus meinem Wortschatz gestrichen.“

Macey trommelte mit den Fingern auf dem Tisch neben ihrem Laptop und biss sich auf die Unterlippe. „Was hältst du davon, wenn ich mich hier auf der Ranch um Lexi kümmere? Der Ball findet in weniger als einem Monat statt, da kann ich nicht den ganzen Tag an deine Wohnung gebunden sein. Außerdem kann sie hier mit Tanner und Mia spielen.“

„Solange Lexi in deinen fähigen Händen ist, habe ich kein Problem damit. Du tust mir einen Gefallen, darum tue ich alles, was in meiner Macht steht, um es dir leichter zu machen.“

„Dann verhindere den Verkauf des Grundstücks.“ Die Worte waren heraus, bevor sie Zeit hatte, darüber nachzudenken.

„Ich wünschte wirklich, ich könnte es, Mace. Das Letzte, was ich will, ist, dich noch mehr zu verletzen.“

Ein Einkaufszentrum könnte eine Bereicherung für die kleine Gemeinde sein, vorausgesetzt, es wurden die richtigen Einzelhändler angezogen.

Andererseits gefiel Cole die Vorstellung gar nicht, die gemütliche Kleinstadtatmosphäre von Aspen Ridge durch ein großes Einkaufszentrum zu zerstören.

Bestimmt wären ein paar Restaurantketten mehr Abwechslung, aber sie hätten nicht die gleiche persönliche Note wie Nettas Diner. Andererseits würde ein Einkaufszentrum mehr Arbeitsplätze und Einnahmen bringen.

Müde wischte sich Cole mit der Hand über sein Gesicht. Den Rest des Freitags hatte er damit verbracht, bis nach Mitternacht zu arbeiten. Dann hatte Wallace vor sechs Uhr angerufen und gefragt, ob Cole heute arbeiten könnte. Um seinen Onkel bei Laune zu halten, hatte er einem halben Tag zugestimmt und Piper noch einmal um Hilfe gebeten.

Um sieben hatte er eine tränenüberströmte Lexi bei seiner Cousine abgesetzt und starrte jetzt seit halb acht auf den Computer. Aber wenn er seinen Onkel umstimmen konnte, war es die kurze Abwesenheit von seiner Tochter wert.

Er schaute auf, als Wallace eintrat. In steifen Jeans, einem blau-weiß karierten, perlenbesetzten Hemd und abgenutzten Cowboystiefeln sah er mit seinem wettergegerbten Gesicht und den grauen Haaren mehr nach einem Cowboy aus als nach einem millionenschweren Unternehmer.

Wylies Westernkleidung hat gerade zugestimmt, eine Filiale in dem Einkaufszentrum zu eröffnen. Tolle Neuigkeiten, nicht wahr, mein Sohn?“

Er war nicht der Sohn von Wallace.

Der Mann war ganz anders als Coles Vater, der auf einer Baustelle ums Leben gekommen war, als Cole sechs Jahre alt war, aber er schwieg. Schließlich war er seinem Onkel etwas schuldig.

„Ich habe mir verschiedene Grundstücke in Aspen Ridge und den umliegenden Gemeinden angeschaut. Vielleicht wäre eins von ihnen eine …“, erwiderte Cole.

„Warum?“, unterbrach Wallace und hob seine rechte Augenbraue – das Zeichen für Verärgerung.

„Wie bitte?“

„Warum suchst du nach anderen G...

Autor