Mehr als Küsse gibt es nicht

– oder –

 

Rückgabe möglich

Bis zu 14 Tage

Sicherheit

durch SSL-/TLS-Verschlüsselung

Ein Wochenende mit dem smarten Wyatt McCauley - Austins begehrtestem Junggesellen - zu verbringen, davon träumen viele Frauen. Nur Cara nicht, die Gewinnerin der Auktion. Viel zu gefährlich ist seine Nähe für Cara, die sich in ihn verliebt hat. Denn Wyatt sucht nur eine Affäre …


  • Erscheinungstag 25.08.2018
  • ISBN / Artikelnummer 9783733759148
  • Seitenanzahl 130
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

Cara Breedon wollte gerade das Büro ihrer Chefin verlassen, als Brooke Abbott sie zurückrief. „Wie kommst du übrigens mit Wyatt McCauley voran?“

Muss sie denn unbedingt schon wieder davon anfangen? fragte Cara sich ärgerlich. Sie konnte den Namen des Mannes nicht mehr hören. Wenn doch nur ein Tag verginge, an dem Brooke das Thema vergessen würde, dachte sie. Doch darauf konnte sie wohl lange warten. „Eigentlich gar nicht“, antwortete sie widerwillig.

„Dann musst du dich eben etwas mehr anstrengen, Cara. Ich will Wyatt McCauley unbedingt haben.“

Als ob ich das nicht wüsste! Seit ihrer Ernennung zum Auktionator der für wohltätige Zwecke angesetzten Junggesellenversteigerung ihrer Studentinnenverbindung, hatte Brooke die fixe Idee, den Computerindustriellen McCauley als Hauptattraktion zu gewinnen. Und Cara, ihre Sekretärin, sollte diese fixe Idee verwirklichen. Brooke begnügte sich damit, sie ständig an diese Aufgabe zu erinnern und auf den letzten Stand gebracht zu werden.

Brooke hätte es liebend gern selbst übernommen, McCauley zu überreden, doch die Brooke-Abbott-Werbefirma hatte gerade ihren bisher größten Klienten gewinnen können, und so war sie sehr beschäftigt, ihre ganze Energie diesem neuen Kunden zu widmen.

Trotzdem gelang es ihr jeden Tag, Cara zuzusetzen, sich etwas mehr anzustrengen bei der Aufgabe, McCauley zu gewinnen. Seit zwei Wochen hörte Cara nur noch: „Wyatt dies, Wyatt das.“. Und langsam gewann sie den Eindruck, Brooke wollte den Mann vielleicht nicht nur für die Auktion haben. Sie wollte Wyatt McCauley für sich haben! Und zwar mit aller Macht. Wäre es nach Cara gegangen, hätte sie Brooke den Mann längst auf dem silbernen Tablett serviert – nur, um endlich Ruhe vor Brooke zu haben.

Cara hatte sich inzwischen daran gewöhnt, stets die schwierigsten Projekte erledigen zu müssen, doch an dieser Aufgabe biss sie sich noch die Zähne aus! Auf der Heimfahrt vom Büro rief sie sich ins Gedächtnis, dass Brooke ihr ein sehr großzügiges Gehalt zahlte. Als Gegenleistung verlangte sie aber auch vollen Einsatz, einschließlich Überstunden bis spät in die Nacht, auch an Sonnabenden. Immer wieder musste Cara auch Privatsachen für sie erledigen, die nun wirklich nichts mit der Firma zu tun hatten. Es machte Cara eigentlich nichts aus, schließlich wurde sie wirklich gut bezahlt. Und wenn Brooke sie darum bat, ihre Kleidung von der Reinigung abzuholen und für Brookes bevorzugten wohltätigen Verein zu arbeiten, dann tat sie es eben. Insgesamt gesehen, konnte sie sich absolut nicht beklagen. Bis zu dem Tag, als Brooke von der Auktion und von McCauley angefangen hatte. Seitdem bereitete Cara der Job größtes Kopfzerbrechen.

Wyatt McCauley war nämlich nicht gerade kooperativ. Zehn Tage lang hatte sie vergeblich versucht, ihn telefonisch zu erreichen. Sie war immer nur bis zu seiner Sekretärin vorgedrungen. Aber gestern hatte sie ihn zu ihrer grenzenlosen Überraschung endlich selbst am Telefon gehabt.

„Cara Breedon, Mr. McCauley. Vielen Dank, dass Sie bereit sind, mit mir zu sprechen.“

„Keine Ursache“, hatte McCauley freundlich geantwortet. „Es war heute furchtbar hektisch, und da bin ich für jede Entschuldigung dankbar, dem Papierkram auf meinem Schreibtisch zu entfliehen. Ihr Anruf kommt also gerade recht.“

Sie hatten sich einige Minuten lang angeregt unterhalten, bevor er zur Sache kam. „Und was kann ich nun für Sie tun, Miss Breedon?“

Sein leicht texanischer Akzent war sehr anziehend, und Cara konnte allein deshalb schon verstehen, warum Brooke diesen Mann unbedingt für sich gewinnen wollte.

„Ich bin von Brooke Abbott beauftragt worden, Teilnehmer für die ‚Rosemund-Junggesellenversteigerung‘ anzuheuern. Ihnen ist sicher bekannt, dass die Auktion zugunsten der …“ Als sie sein ärgerliches Stöhnen hörte, verstummte sie.

„Wie schade, dass Sie Ihre Zeit verschwendet haben, Miss Breedon. Und meine. Ich habe Ihren Leuten wiederholt mitgeteilt, dass ich an derartigen Aktionen nicht teilnehme. Guten Tag.“ Der Hörer wurde aufgelegt.

Sprachlos sah Cara den Hörer an. Am liebsten hätte sie sofort die Wiederholungstaste gedrückt, um diesem McCauley zu sagen, was sie von seinen Manieren hielt. Am Anfang des Gesprächs war er so nett gewesen, aber dann, als sie versucht hatte, ihn für die Auktion zu gewinnen, hatte er auf stur geschaltet.

Doch so leicht gab sie nicht auf. Sie würde ihn so lange bearbeiten, bis er endlich Ja sagen würde. Ihr blieb überhaupt kein anderer Ausweg, denn Brooke würde sonst etwas mit ihr anstellen, wenn sie ihr Wyatt McCauley nicht bald präsentieren würde.

Daher probierte Cara es am nächsten Morgen erneut, mit ihm zu sprechen. Doch seine Sekretärin stellte den Anruf nicht einmal durch. Cara bat sie, ihrem Chef auszurichten, sich bei ihr, Cara zu melden. Drei Tage später wartete sie immer noch auf seinen Rückruf.

Cara wurde bewusst, dass sie die Taktik ändern müsste. Sie wollte es mit einer Werbekampagne versuchen. Zuerst schickte sie Wyatt eine hellrote Sportmütze, die den Schriftzug der Aktion trug und nur in begrenzter Auflage hergestellt worden war. In einem Anschreiben erklärte Cara noch einmal den Zweck der Auktion – das Geld sollte dem Rosemund-Lernzentrum für benachteiligte Kinder zugutekommen.

Leider erhielt sie keine Reaktion von dem viel beschäftigten Mr. McCauley. Also ließ Cara ihm eine elegante Krawatte schicken mit der Bemerkung, sie würde sich freuen, wenn er die zur Auktion tragen würde – keine Reaktion!

Hoffentlich hat er sie wenigstens umgebunden, dachte Cara, als sie zum nächsten Strohhalm griff. Sie hatte gehört, dass Wyatt McCauley ein Anhänger der mexikanischen Küche sei und beschloss, ihm von ihrem Lieblingsrestaurant ein Mittagsmenü liefern zu lassen. Hoffentlich würde er sich endlich bei ihr melden! Sie hatte ein kleines Band mit einer Bittschrift um die Pralinen gewickelt, die sie ihm als Nachtisch bestellt hatte. Doch auch auf diese List fiel er nicht herein. Der Mann besaß nicht einmal genug Anstand, sich für das köstliche Essen zu bedanken!

Langsam wurde Cara wütend und immer ungeduldiger, denn Brooke wollte endlich Ergebnisse sehen. Also beschloss sie, es noch einmal telefonisch zu versuchen. Die Sekretärin teilte ihr mit, Mr. McCauley habe einen Scheck geschickt. Cara verzog unwillig das Gesicht. Sein Geld würde Brooke nicht zufriedenstellen, sie wollte den Mann persönlich, und davon war sie einfach nicht abzubringen.

Der Scheck traf ein. Beim Anblick der Summe wurde es Cara fast schwindlig. In dem beiliegenden Brief teilte McCauley ihr kurz und bündig mit, er hätte wirklich nicht die Absicht, bei der Auktion mitzumachen.

Cara bekam langsam ein schlechtes Gewissen. Sie war so eifrig darauf bedacht gewesen, Brookes Auftrag zu erfüllen, dass sie dabei völlig übersehen hatte, wie sehr sie den Mann bedrängte. Wyatt McCauley hielt sie wahrscheinlich für verrückt und wirklichkeitsfremd, weil sie einfach nicht einsehen wollte, dass er Nein meinte, wenn er Nein sagte. Und so unrecht hatte er gar nicht. Es war doch wirklich nicht ganz normal, sich so in die Sache hineinzusteigern. Warum konnte sie Brooke nicht einfach bitten, diesen Auftrag einer anderen Kollegin zu geben? Doch Cara fürchtete Brookes Reaktion. Deshalb schwieg sie und überlegte sich neue Wege und Mittel, Wyatt McCauley umzustimmen.

Den Gedanken, ihn einfach zu entführen, verwarf sie schnell wieder. Kriminell wollte sie nun wirklich nicht werden. Stattdessen beschloss sie, sich in die Höhle des Löwen zu wagen. Von Angesicht zu Angesicht könnte sie ihn vielleicht endlich überzeugen.

Wyatts Büro lag in der Innenstadt von Austin, ganz in der Nähe des Regierungsgebäudes des Staates Texas. Als Cara in ihrem klapprigen Wagen vorbeifuhr, bemerkte sie die vielen Touristen, die an diesem schönen Frühlingstag Schnappschüsse machten.

Nach kurzer Suche fand sie einen Parkplatz, steckte Münzen in den Parkautomaten und machte sich auf den Weg zu Wyatt McCauley. Als sie an einem Blumenladen vorbeikam, blieb sie stehen und überlegte. Sollte sie ihm einen Strauß mitbringen? Warum eigentlich nicht? Sie wandte sich um und betrat das Geschäft.

„Ein Dutzend gelber Rosen, bitte. Oder nein, lieber zwei Dutzend.“ Brooke hatte ihr eingeschärft, weder Kosten noch Mühe zu scheuen. Vielleicht würden die Blumen McCauley umstimmen oder ihr wenigstens Einlass in sein Allerheiligstes verschaffen.

„Mein Name ist Cara Breedon. Ich würde gern Mr. McCauley sprechen.“

„Tut mir leid, Miss Breedon, das geht leider nicht.“ Die Frau – auf dem Namensschild stand Frances Peters, Chefsekretärin – war höflich, aber bestimmt. Trotzdem hätte Cara schwören können, dass sie sich amüsierte, als ihr Blick auf den riesigen Rosenstrauß fiel. „Ich denke, Mr. McCauley hat sich klar genug …“

„Frances … oh, Entschuldigung, ich wußte nicht, dass Sie Besuch haben.“ Er wandte sich Cara zu. „Darf ich Sie kurz unterbrechen?“ Ohne ihre Antwort abzuwarten, fuhr er fort: „Frances, ich muss den Zeitunterschied zwischen hier und Melbourne wissen.“

„Ich sehe sofort nach.“ Frances Peters zog einen Almanach aus dem Bücherregal.

„Tut mir leid“, sagte er und wandte sich wieder Cara zu.

Das also war Wyatt McCauley. Kein Wunder, dass Brooke hinter ihm her war. Der Mann war ja noch viel attraktiver als auf den Fotos, die sie bisher von ihm in den Klatschspalten gesehen hatte. Er hatte lebhaft blickende braune Augen, rabenschwarzes Haar und er konnte so charmant lächeln, dass ihr ganz heiß wurde. Einen Computerfachmann hatte sie sich ganz anders vorgestellt.

Er trug kein Jackett, nur ein weißes Hemd mit aufgerollten Ärmeln, eine dunkelblaue Nadelstreifenhose und … ihre Krawatte! Eins zu null für mich, dachte Cara und betrachtete ihn weiterhin fasziniert. Warum auch nicht, er ließ ja auch gerade den Blick über sie gleiten.

Sicher war er nicht so hingerissen von ihr, wie sie von ihm. Er war ja an Glamourgirls an seiner Seite gewöhnt. Wahrscheinlich hatte er sie nur aus Neugier von oben bis unten gemustert. Es passierte wohl nicht jeden Tag, dass eine Frau mit vierundzwanzig Rosen in seinem Vorzimmer auftauchte. Sie durfte nicht zu viel in seinen interessierten Blick hineininterpretieren.

„Es sind sechzehn Stunden Unterschied, Mr. McCauley“, erklärte Frances.

„Danke. Ich bitte nochmals um Entschuldigung, dass ich Sie unterbrochen habe“, sagte er zu Cara.

Sie erwachte aus ihren Tagträumen und sah ihn aufmerksam an. Es war nicht zu fassen, dass sie wertvolle Minuten damit verschwendet hatte, ihn anzuhimmeln, statt sofort zur Sache zu kommen. Glücklicherweise war es noch nicht zu spät. Cara hielt ihm das Bukett hin. „Bitte, Mr. McCauley. Die sind für Sie. Ich bin Cara Breedon.“

Wyatt war so überrascht, plötzlich der Frau gegenüberzustehen, die ihn seit Wochen verfolgte, dass er unwillkürlich nach dem Rosenstrauß griff und die Blumen verwirrt betrachtete.

„Tut mir leid, Mr. McCauley“, sagte Frances. „Ich habe ihr mitgeteilt, dass Sie keine Zeit haben …“

„Schon gut.“ Wyatt reichte ihr den Strauß. „Stellen Sie die Blumen bitte ins Wasser. Einige Minuten werde ich schon für Miss Breedon erübrigen können. Nach all der Mühe, die sie sich gegeben hat.“ Daraufhin bat er Cara in sein Büro.

Der Blick von seiner Fensterfront auf den Town Lake war atemberaubend schön. Und das Büro selbst gefiel ihr auch sehr gut. Es war praktisch und dekorativ zugleich eingerichtet. Auf einer Seite des großen Schreibtisches stand ein Computer, auf der anderen ein modernes Telefon, auf einer Ablage dahinter lag ein geöffneter Aktenkoffer, aus dem Dokumente quollen. An den Wänden hingen Kunstwerke aus dem Südwesten, und in einer Ecke stand die lebensgroße Holzskulptur eines Cowboys. Neben dem Aktenkoffer entdeckte Cara ein Foto im Goldrahmen von zwei irischen Settern.

Wyatt schloss die Tür mit der Bemerkung: „Vielleicht sollte ich Sie für meinen Außendienst anwerben. So viel Beharrlichkeit habe ich noch nie erlebt.“

„Das war wohl nicht gerade als Kompliment gemeint. Ich möchte betonen, dass ich Sie keineswegs ärgern will, Mr. McCauley“, erwiderte Cara so besänftigend wie möglich.

Sein reservierter Blick sprach für sich selbst. Doch immerhin bot er ihr ein Stuhl an. Cara setzte sich, und Wyatt ließ sich auf der Schreibtischkante nieder. Offensichtlich wollte er damit zum Ausdruck bringen, dass er das Gespräch so schnell wie möglich hinter sich bringen wollte.

„Brooke Abbott und ich sind große Anhängerinnen des Rosemund-Lernzentrums, das wirklich Unglaubliches für Kinder leistet“, erklärte Cara. „Es erhält leider überhaupt keine staatliche Unterstützung und ist ganz auf Spenden angewiesen. Die Junggesellenversteigerung dient dazu, viel Geld aufzubringen.“

Wyatt beugte sich zurück und griff nach seinem Scheckbuch. „Ich bin gern bereit, das Zentrum mit einer Spende zu unterstützen. Von der Einrichtung habe ich viel gehört und halte sie für außerordentlich nützlich.“

„Sie haben uns bereits einen Scheck geschickt.“

„Ja, aber offensichtlich war der Betrag nicht hoch genug, sonst wären Sie ja nicht hier.“ Er zog einen Füllfederhalter hervor und füllte einen weiteren Scheck aus.

„Aber ich bin nicht gekommen, um Sie um Geld zu bitten“, protestierte Cara. „Ich möchte, dass Sie zur Auktion kommen.“

Wyatt schüttelte frustriert den Kopf. „Ich habe doch wiederholt zum Ausdruck gebracht, dass ich dafür nicht zur Verfügung stehe. Ist das denn so schwer zu begreifen, Miss Breedon? Jeder Narr hätte das wohl inzwischen verstanden. Ich denke nicht daran, vor Frauen auf und ab zu stolzieren, die mich am liebsten mit Blicken verschlingen würden.“

Sie sind ganz schön eingebildet, Mr. McCauley, dachte Cara. Insgeheim musste sie ihm allerdings recht geben. Er war tatsächlich ein Bild von einem Mann und würde viele begehrliche Blicke auf sich ziehen.

„Ich kann mir genau vorstellen, wie das abläuft“, fügte er hinzu. „Männer tänzeln umher wie in einer Stripteaseshow, und wenn ich an der Reihe bin, ruft jemand: ‚Fünf Dollar für den Typen mit dem lila Slip.‘“

„Lila Slip … Sie?“ Cara zog die Augenbrauen hoch. Vor ihrem geistigen Auge sah sie Wyatt McCauley in einem winzigen lila Slip vor sich, aus dem Banknoten lugten. Die anwesenden Frauen tobten vor Begeisterung.

Wyatt unterbrach ihren Gedankengang. „Kein Kommentar“, sagte er kurz angebunden. „Das werden weder Sie noch Ihre Chefin noch sonst jemand herausfinden, der irgendetwas mit dieser Auktion zu tun hat, weil es mir nämlich nicht im Traum einfiele, mir eine Blöße zu geben.“

„Sie enttäuschen mich.“

„Wieso? Weil ich mich weigere, an Ihrer Fleischbeschau teilzunehmen?“

„Nein, weil Sie sich nicht einmal die Mühe gemacht haben, sich näher mit dieser Versteigerung zu beschäftigen. Sonst wüssten Sie nämlich, dass es sich nicht um eine Stripshow handelt. Die Teilnehmer tragen Smoking, keine Tangas. Und der Ausruf erfolgt auch nicht öffentlich. Es werden vorher Gebote abgegeben.“

„Das ist mir völlig egal. Ich bleibe bei meinem Nein.“ Müde rieb er sich den Nacken. „Hören Sie mal, man versucht seit drei Jahren, mich zur Teilnahme zu bewegen, und die Antwort war immer Nein. Warum geben Sie nicht endlich auf?“

Cara stellte eine Gegenfrage. „Gefällt es Ihnen denn nicht, wenn man Sie den begehrtesten Junggesellen in ganz Austin nennt?“ Sie ahnte, dass sie die Schlacht verloren hatte, wollte jedoch noch einen Versuch unternehmen, den widerspenstigen Wyatt umzustimmen.

„Einige Leute haben sich schon bemüht, mir dieses Schild umzuhängen. Aber was heißt das schon? Dass ich volljährig bin und Geld auf der Bank habe. Na und?“

„Nur einige?“, fragte Cara ironisch, riss sich dann jedoch schnell zusammen. Sie konnte es sich nicht leisten, den Mann noch mehr zu verärgern.

Wyatt lächelte. Offensichtlich amüsierte ihn ihre Ironie. Dann wurde er wieder ernst. „Wie ich schon sagte, bin ich gern bereit, meinen Beitrag zu dieser Wohltätigkeitsveranstaltung zu leisten. Mit Geld, nicht mit meinem Körper.“ Er hielt Cara den Scheck hin.

„Ich will Ihren Scheck nicht, verflixt. Ich will Sie.“

Langsam legte Wyatt den Scheck auf den Schreibtisch. Dann ließ er den Blick über Cara gleiten. „Klingt vielversprechend“, sagte er.

„Sie wissen genau, dass ich das nicht so gemeint habe, wie Sie … Ich habe von der Auktion gesprochen.“ Cara war vor Verlegenheit errötet, was ihr nur äußerst selten passierte. Am liebsten hätte sie sich in Luft aufgelöst.

Glücklicherweise ertönte in diesem Moment der Summer der Gegensprechanlage, sodass Cara Zeit hatte, Ihr inneres Gleichgewicht wiederzugewinnen.

„Natürlich, stellen Sie durch“, sagte Wyatt. „Nur einen Moment noch.“ Er ließ den Knopf des Gerätes los und wandte sich wieder Cara zu. „Es war sehr nett, Sie kennenzulernen, Miss Breedon. Aber jetzt müssen Sie mich entschuldigen. Ich erwarte ein wichtiges Telefongespräch.“ Er stand auf und reichte ihr den Scheck. „Ach, übrigens, vielen Dank für die Krawatte.“ Er strich lässig über die Seide. „Und natürlich für das Essen und die Blumen.“ Nach kurzem Zögern fügte er hinzu: „Und wenn Sie es sich überlegen und mich doch wollen – allerdings nicht für die Auktion – dann …“

Cara riss ihm den Scheck aus der Hand. Wenigstens kehrte sie nun nicht mit leeren Händen zu Brooke zurück. Dann stand sie auf und sah Wyatt vernichtend an. „Nur zu Ihrer Information, Mr. McCauley: Ich will Sie gar nicht, sondern meine Chefin, Brooke Abbott. Sie ist überzeugt, dass die Versteigerung ohne Sie ein Reinfall wird. Ich bin da nicht ganz ihrer Meinung …“ vielsagend sah sie ihn an. „Aber Miss Abbott leitet die Auktion in diesem Jahr und ist sicher, dass die Gebote in schwindelerregende Höhen geschraubt werden, wenn Sie sich zur Verfügung stellen.“

„Dann richten Sie Ihrer Chefin bitte aus, dass ich nicht mitmache. Selbst wenn eine Million Dollar geboten würden.“ Er stand auf. „Und das ist mein letztes Wort.“

Als er Caras Arm umfasste, um sie zur Tür zu bringen, spürte Cara ein Prickeln auf der Haut. Die leichte Berührung rief etwas in ihr hervor, was sie gar nicht in Worte fassen konnte. Sobald der Kontakt abbrach und die Tür hinter Wyatt zufiel, fühlte sie sich plötzlich unendlich einsam und verlassen, all ihrer Illusionen beraubt und besiegt.

„Hat vielleicht zufällig jemand einen Schierlingsbecher für mich?“, murmelte sie vor sich hin.

„Wie bitte?“, fragte Frances und betrachtete sie aufmerksam.

„Nichts, schon gut.“ Cara verschwand schnell aus dem Vorzimmer und ging zum Fahrstuhl. Sie hatte gerade auf den Knopf gedrückt, als Frances Peters hinter ihr auftauchte. „Geben Sie die Hoffnung nicht auf“, flüsterte sie verschwörerisch. „Vielleicht überlegt er es sich doch noch anders.“ Daraufhin setzte sie ihren Weg zur Damentoilette fort.

Das glaube ich kaum, dachte Cara. Sie wusste, wann sie sich geschlagen geben musste.

Als Wyatt von seinem Computermonitor aufsah und sich umblickte, stellte er fest, dass es draußen inzwischen dunkel geworden war. Austin lag jetzt im Schein von Straßenlaternen und Reklameleuchten. Er stand auf, streckte sich, rollte die Hemdsärmel herunter, knöpfte sie zu und griff nach seinem Jackett. Es wurde Zeit, nach Hause zu gehen. Mit dem Aktenkoffer in der Hand schritt er zur Tür.

Frances saß noch am Computer. Wyatt warf einen missbilligenden Blick auf seine Armbanduhr. „Du liebe Zeit, Frances. Es ist acht Uhr. Was, um alles in der Welt, tun Sie denn noch hier?“

„Die meisten Chefs beschweren sich, wenn ihre Angestellten das Büro zu früh verlassen. Und Sie murren, weil ich länger arbeite.“

„Sie machen auf der Stelle Schluss für heute“, befahl Wyatt. Ich möchte nicht, dass Sie allein im Gebäude sind. „Holen sie Ihre Tasche, ich bringe Sie zu Ihrem Wagen.“

Frances lächelte erfreut über seine Fürsorge, speicherte, was sie gerade bearbeitet hatte und fuhr den Computer herunter. Als sie um ihren Schreibtisch herumging, beugte sie sich vor und schnupperte an einer der gelben Rosen von Cara. Sie hatte den Strauß in eine Watfordvase gestellt. „Sind sie nicht schön? Wollen Sie die Rosen nicht übers Wochenende mit nach Hause nehmen, Mr. McCauley?“

„Nein, aber Sie vielleicht. Ich mache mir sowieso nichts aus den Blumen.“

„Ein Jammer.“ Frances griff nach der Vase. „Es sieht Ihnen gar nicht ähnlich, Ihre schlechte Laune an armen, unschuldigen …“

„Seien Sie bloß ruhig, Frances!“, sagte Wyatt drohend, als sie zum Fahrstuhl gingen.

Frances lächelte unbeeindruckt. „… Blumen auszulassen, wollte ich sagen.“ Sie arbeitete seit fast fünfzehn Jahren für Wyatt und kannte ihn schon, seit er „McCauley Industries“ als Student gegründet hatte.

Mit den Jahren war aus der kleinen Softwarefirma ein großer Betrieb geworden, und Frances hatte eine Vertrauensstellung bei Wyatt inne. Sie war ihm nicht nur eine ausgezeichnete Chefsekretärin, sondern auch Beraterin und mütterliche Freundin, die es sich durchaus leisten konnte, sich in sein Privatleben einzumischen.

Wyatt hatte Glück, im nächsten Moment öffnete sich die Fahrstuhltür und gab den Blick auf einen weiteren Mitarbeiter frei, der auch Überstunden gemacht hatte. Nun konnte Frances ihm nicht erzählen, was sie von Cara Breedons Besuch hielt.

Auf der Heimfahrt nach Tarrytown, einem Vorort von Austin, dachte Wyatt trotzdem an Cara. Er gab zu, dass ihm ihre Überredungskampagne Spaß gemacht hatte. Hin und wieder hatte er sich gefragt, welche Überraschung sie als Nächstes für ihn vorbereitet hatte. Auf eine persönliche Begegnung war er allerdings nicht gefasst gewesen. Das Gespräch mit ihr hatte ihm jedoch gefallen. Sie war humorvoll und vor allem sehr natürlich. Außerdem hatte sie schönes honigblondes Haar und bernsteinfarbene Augen.

Wenn Cara Breedon es darauf angelegt hätte, wäre aus seiner Absage doch noch eine Zusage geworden. Wyatt hatte das Gefühl, dass ihm dieses hübsche, natürliche Mädchen gefährlich werden könnte, und beschloss, Cara Breedon in Zukunft lieber aus dem Weg zu gehen.

2. KAPITEL

„Hallo, Schwesterherz“, sagten zwei Stimmen im Chor, als Cara abends ins Haus kam. Sie ließ sich aufs Sofa fallen, schlüpfte aus ihren hochhackigen Pumps und legte die Beine hoch. „Hallo“, antwortete sie müde. „Na, Flake“, begrüßte sie den weißen Kater, der ihr auf den Schoß gesprungen war.

„Was ist dir denn für eine Laus über die Leber gelaufen?“, fragte Mark, stand auf und warf ein Kerngehäuse in den Papierkorb.

„Ja, sag schon, Cara, was ist los?“, wollte auch Meg wissen.

Cara rang sich ein Lächeln ab. Seit Brooke sie damit beauftragt hatte, Wyatt McCauley für die Versteigerung zu gewinnen, hatte sie ihren Geschwistern täglich ihr Leid über das hoffnungslose Unterfangen geklagt. „Was soll schon sein? Es geht natürlich wieder um Wyatt McCauley. Ich habe inzwischen wirklich alles versucht, ihn zu überreden, an dieser albernen Auktion teilzunehmen. Jetzt fällt mir einfach nichts mehr ein. Habt ihr einen Vorschlag?“

„Warum bittest du ihn nicht, dir einen persönlichen Gefallen zu tun?“, schlug Meg vor und klimperte vielsagend mit den langen Wimpern.

„Vielleicht sollte ich dir das überlassen“, antwortete Cara und schüttelte den Kopf über ihre Schwester.

„Kommt nicht infrage. Aber wieso versuchst du es nicht einfach mit dieser Masche?“

„Weil der Mann mich nicht besonders gut leiden kann. Er hält mich für eine … ach, ich weiß es auch nicht. Jedenfalls würde er niemals auf meine Bitte eingehen. Aber du kannst mich leiden, oder, Flake?“ Der Kater gab ihr einen kleinen Stups und schnurrte.

„Wenn der Typ so viel von Frauen verstehen würde wie von Computern, würde er dir jeden Gefallen tun“, behauptete Mark, um seine Schwester aufzumuntern.

„Das hast du nett gesagt, Mark, aber McCauley ist wohl etwas anderes als mich gewöhnt. Schau dir doch nur mal an, mit welchen Schönheiten er ständig in den Klatschspalten abgebildet ist. Für mich ist in seinem Leben kein Platz, ich bin einfach zu durchschnittlich.“

„Stell bitte dein Licht nicht ständig unter den Scheffel, Cara. Du bist sehr klug und sehr hübsch.“

„Und ich habe einen Bruder, der voreingenommen ist.“

„Gar nicht wahr. Zufälligerweise hat Mark völlig recht“, warf Meg ein. „Mit dir würde jeder Mann gern ausgehen. Aber du lässt dich ja nirgends blicken. Wie soll da einer auf dich aufmerksam werden? Ständig arbeitest du, oder du kümmerst dich um uns. Das Leben ist nicht fair zu dir, Cara.“

„Ich kümmere mich aber gern um euch.“ Cara versorgte ihre beiden Geschwister seit sieben Jahren. Damals waren ihre Eltern bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen. Cara war knapp einundzwanzig gewesen, Meg zwölf und Mark dreizehn. Die drei hingen aneinander wie die Kletten. „Gibt es Grund zur Beschwerde?“

„Nicht einen einzigen.“ Meg hatte begonnen, Cara die verspannten Nackenmuskeln zu massieren. „Aber was passiert, wenn wir das Nest verlassen? Wenn du ganz allein bist und dich fragst, was aus deinem Leben geworden ist und wo all die netten Männer geblieben sind?“

„Ach, ich werde schon jemand finden, wenn ich euch erst einmal losgeworden bin, keine Angst. Ich frage mich nur, ob es tatsächlich nette Männer gibt.“

Autor

Kate Denton
Mehr erfahren