Mein größter Weihnachtswunsch bist du!

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Leise rieselt der Schnee, als Stella beim Blick in Daniels Augen erkennt: Sie liebt ihren Ex noch immer! Im verschneiten Winterwald unter tausend Sternen kann sie seinen Küssen erneut nicht widerstehen, auch wenn sie weiß, dass er ihren größten Wunsch nicht erfüllen wird: eine Familie!


  • Erscheinungstag 03.12.2018
  • ISBN / Artikelnummer 9783733738969
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

PROLOG

„Ich habe mit dem Thema abgeschlossen, wirklich.“ Stella zog ihre Stiefel aus und stellte sie im Flur der kleinen Anliegerwohnung ab, die bis vor Kurzem noch ein Stallgebäude gewesen war. „Nach zwei Jahren ohne Daniel bin ich in der Lage, die Dinge mit anderen Augen zu sehen.“ Sie schaute Patrick an, der seinem Zwillingsbruder so ähnlich sah – Daniel, ihrer großen Liebe. „Und du bist dir wirklich sicher, dass du mich hier wohnen lassen willst?“

„Natürlich bin ich das! Schließlich ist bald Weihnachten, da muss ich dir doch Obdach geben.“ Patrick grinste jungenhaft. „Maria und Josef haben auch in einem Stall gewohnt, wusstest du das nicht?“

Stella lächelte matt. Weihnachten … früher war das für sie die schönste Zeit im Jahr gewesen. Bis vor zwei Jahren, als Daniel ihr das Herz gebrochen hatte, und zwar ausgerechnet an Heiligabend. Nun war sie zurückgekommen und hatte ihr Leben wieder im Griff.

Nun, zumindest hoffte sie das.

„Wow, das sieht ja toll aus!“, rief sie überschwänglich, als sie das Wohnzimmer betrat. Auf dem Holzboden lag ein weicher, cremefarbener Teppich, und vor dem Kamin stand ein großes Sofa mit zwei bequemen Sesseln. „Da hast du wirklich wahre Wunder vollbracht. Als ich zum letzten Mal da war, hat hier noch ein Pferd gehaust.“

„Komm schon, Stella, mir brauchst du nichts vorzumachen“, sagte Patrick sanft. „Ich merke dir doch an, wie nervös du bist, weil du Angst hast, Daniel könnte jeden Augenblick hereinschneien. Aber keine Sorge, er ist noch in der Klinik, steckt bis zum Hals in Arbeit. Hier sind nur wir beide, also können wir ganz offen miteinander reden. Ich weiß, wie dir zumute ist, schließlich waren wir damals Leidensgenossen.“

Stella zog ihren Mantel aus und legte ihn aufs Sofa. „Du hast recht, ich sollte ehrlich zu dir sein. Es stimmt, ich habe Bedenken, hier zu wohnen, schließlich bist du Daniels Bruder.“

„Und, was ist schon dabei? Ich freue mich sehr, dass du wieder hier bist, wir sind doch gute Freunde. Du warst diejenige, die mir beigestanden hat, als Carly mich verlassen hat, das vergesse ich dir nie.“

Stella spürte einen Stich im Herzen, wie immer, wenn sie an diese schlimmen Tage dachte. Vielleicht wäre es besser, nicht so viel davon zu sprechen, sonst kamen all die schmerzlichen Gefühle wieder in ihr hoch, die sie während ihrer Zeit in London stets verdrängt hatte.

„Ich bin schon ein bisschen aufgeregt, Daniel wiederzusehen“, gab sie schließlich zu. „Ist ja auch normal, oder nicht? Nach all dem, was zwischen uns gewesen ist …“

„Klar, schließlich warst du mit ihm verlobt.“

„Ja, aber nur für ein paar Stunden“, erwiderte Stella bitter und ging zum Kamin. „Und dass er mir ausgerechnet an Weihnachten das Herz gebrochen hat, war das Allerschlimmste.“

„Ich weiß, das hätte er nicht tun sollen.“

Stella atmete tief durch. „Es musste dazu kommen, Patrick. Daniel ist felsenfest davon überzeugt, dass er kein guter Ehemann und erst recht kein guter Vater sein könnte. Du weißt doch, wie er über all das denkt. Es hat mich sowieso gewundert, dass er mir überhaupt einen Heiratsantrag gemacht hat. Ich hätte Nein sagen sollen, weil ich wusste, dass er das nicht wirklich will.“ Sie winkte ab. „Aber jetzt genug von Daniel – sag mir lieber, wie es dir und den Kindern geht. Ihr habt noch mehr gelitten, als Carly euch verlassen hat.“

„Wir haben uns nicht mehr geliebt, Stella. Ich wusste, dass eine Trennung unvermeidbar war. Aber dass Carly ausgerechnet an Weihnachten gegangen ist … Für die Kinder ist es schwer, ohne ihre Mutter aufzuwachsen, und für mich …“ Er zuckte mit den Schultern. „Weißt du, wenn man schon so lange nicht mehr glücklich miteinander ist, empfindet man eine Scheidung eher als Erleichterung. Und was Daniel betrifft, da bin ich sicher, dass meine Trennung von Carly einen negativen Einfluss auf ihn hatte.“

„Das glaube ich nicht. Seine Entscheidung, unsere Verlobung aufzulösen, hatte sicher nichts mit euch zu tun.“

„Doch, das hatte sie, und weißt du auch, warum? Weil er es genau an dem Tag getan hat, an dem Carly uns verließ, an Heiligabend. Das kann doch wohl kein Zufall sein.“

Stella seufzte auf. „Wie dem auch sei, wenigstens konnten wir uns gegenseitig trösten. Wir waren an Weihnachten zusammen und haben versucht, den Kindern trotz allem ein schönes Fest zu bereiten.“

„Und das ist uns auch gelungen. Obwohl du so gelitten hast, hast du versucht, dir vor den Kindern nichts anmerken zu lassen. Mit deiner Hilfe konnten Alfie und Posy die Trennung von ihrer Mutter besser verkraften.“

„Mir hat es auch geholfen, bei den Kindern zu sein, sie haben mich von meinem Kummer abgelenkt. Wenn ich nicht bei euch gewesen wäre, wäre ich allein daheim verrückt geworden.“

Patrick lächelte. „Erinnerst du dich noch an das kleine Kätzchen, das Alfie von unserem Nachbarn geschenkt bekommen hat?“

„Natürlich, das Tierchen war so süß, dass er es sofort ins Herz geschlossen hat.“

„Ja, und dieses kleine Kätzchen ist jetzt eine ausgewachsene Katze, die kürzlich selbst Junge bekommen hat, und zwar drei Stück.“

„Wirklich? Da hat sich Alfie sicher sehr gefreut.“

„Und wie, du weißt ja, er liebt Tiere über alles. Ich habe ihm erlaubt, eines zu behalten, für die beiden anderen müssen wir noch ein schönes Plätzchen finden.“ Patrick drückte ihren Arm. „Du warst damals sehr tapfer, Stella. Ich weiß, wie verliebt du in Dan gewesen bist, und wie schwer das alles für dich war.“

Sie nickte und senkte dabei den Blick. „Ja, das war es, aber das ist jetzt vorbei. Jetzt bin ich zurück und fange ein neues Leben an.“ Dann sah sie Patrick wieder an. „Was wird Daniel wohl sagen, wenn er erfährt, dass ich bei dir eingezogen bin?“

„Das ist mir egal.“ Patrick nahm ein Holzscheit aus dem Korb und legte es in den Kamin. „Das ist mein Haus, und ich kann hier wohnen lassen, wen ich will.“

„Ich möchte aber nicht, dass ihr meinetwegen Streit bekommt.“

„Mach dir darüber keine Gedanken, Stella. Es wäre nicht das erste Mal, dass wir uns wegen einer Frau in die Haare kriegen. Ich muss mich sowieso noch bei ihm revanchieren, weil er mir Nancy Potter ausgespannt hat. Damals war ich acht und fürchterlich verschossen in das Mädchen.“ Patrick lächelte schelmisch und sah dabei so attraktiv aus, dass sich Stella fragte, warum in aller Welt sie nicht auf ihn stand statt auf seinen Bruder.

Sie seufzte tief. „Warum habe ich mich bloß nicht in dich verliebt, kannst du mir das sagen? Du würdest doch viel besser zu mir passen als Daniel.“

Patrick zündete das Feuer an. „Zwischen uns hat’s eben nie gefunkt, da kann man nichts machen.“

„Weißt du noch, wie wir uns mal geküsst haben, nur um zu testen, ob da wirklich gar nichts ist?“

Patrick verzog das Gesicht. „Und ob ich das noch weiß. Daniel wäre mir vor Eifersucht fast an den Hals gesprungen, obwohl er da schon gar nicht mehr mit dir zusammen war – so ein Unsinn.“

„Glaubst du denn, ich schaffe das?“, fragte Stella zweifelnd. „Ich meine, Daniel täglich bei der Arbeit zu begegnen und so zu tun, als ob zwischen uns nichts wäre?“

„Keine Ahnung. Wahrscheinlich hängt es davon ab, ob du noch Gefühle für ihn hast.“

Ob sie noch Gefühle für ihn hatte … ja, das befürchtete Stella auch …

„Na ja, mal sehen. Ich muss mir halt nur immer wieder sagen, dass wir einfach nicht zusammen passen. Wir haben völlig unterschiedliche Bedürfnisse, ich wünsche mir für meine Zukunft etwas anderes als er.“

Patrick richtete sich wieder auf und klopfte sich die Hände ab. „Es war die richtige Entscheidung, dass du weggegangen bist. Daniel hat dich tief gekränkt, und du brauchtest Zeit, um das alles zu verkraften. Jetzt bist du wieder hier und fängst ein neues Leben an.“ Er sah sie prüfend an. „Ich frag mich bloß, ob du wirklich über ihn hinweg bist. Ich kann es mir kaum vorstellen.“

„Ich hoffe schon. Aber wie dem auch sei … In London habe ich mich jedenfalls nie so richtig wohlgefühlt, mir fehlten mein alter Job und vor allem meine Freunde. Schließlich habe ich drei Jahre in eurer Klinik gearbeitet und mich mit allen immer gut verstanden.“

„Warum hast du Daniel eigentlich nicht gesagt, dass du wiederkommst? Er hat keine Ahnung.“

„Weil wir keinerlei Kontakt mehr hatten, seit ich weggegangen bin. Wenn ich ihm jetzt sagen würde, dass ich einen Job in eurer Notaufnahme angenommen habe und dann auch noch bei dir wohne, würde er womöglich denken, dass ich … na ja, dass ich noch Interesse an ihm habe. Das wäre mir sehr unangenehm.“

„Und morgen in der Klinik aufzutauchen und ihn vor den Kopf zu stoßen ist dir nicht unangenehm?“

Stella schüttelte den Kopf. „Ach Patrick, ich weiß doch auch nicht, wie ich mich verhalten soll. Natürlich wird er überrascht sein, wenn ich plötzlich vor ihm stehe, aber so kurz vor Weihnachten ist in der Notaufnahme bestimmt die Hölle los. Da wird er keine Zeit für private Diskussionen haben.“

„Na, du musst wissen, was du tust.“ Patrick fuhr sich mit der Hand durchs Haar. „Irgendwie kann ich Daniel sogar verstehen. Ich meine, dass er einen Rückzieher gemacht hat. Du weißt ja, dass die Ehe unserer Eltern ein einziges Desaster war, und das ist wohl auch der Grund, warum er so einen Horror davor hat, zu heiraten.“

„Dich hat das aber nicht vom Heiraten abgehalten, du hast sogar zwei Kinder.“

„Ja, die habe ich, und ich will sie auch nicht missen. Ich wollte etwas aufbauen, was ich als Kind nie hatte – eine glückliche Familie. Aber du siehst ja, was dabei herausgekommen ist. Meine Frau ist abgehauen, und meine Kinder haben keine Mutter mehr.“

„Das tut mir wirklich leid für dich“, erwiderte Stella mitfühlend. Dann lächelte sie wieder. „Ich kann es kaum erwarten, die beiden wiederzusehen. Erinnern sie sich überhaupt noch an mich?“

„Bei Posy weiß ich’s nicht, sie war ja erst ein Jahr alt, als du weggegangen bist. Aber Alfie freut sich sehr auf dich. Er ist letzten Monat zehn geworden und hat dich sehr vermisst. Er will dir unbedingt die kleinen Kätzchen zeigen.“ Patrick lächelte. „Und Posy ist ein richtiger kleiner Teufelsbraten, du wirst dich wundern. Ständig stellt sie etwas an, es ist unglaublich.“

Da lachte Stella, sie freute sich schon sehr darauf, die beiden wiederzusehen. „Und was ist mit dir?“, erkundigte sie sich. „Gibt es wieder eine Frau in deinem Leben?“

„Eine? Jede Menge!“ Patricks Augen blitzten schelmisch auf. „Alle Krankenschwestern sind verrückt nach mir, und es vergeht kein Tag, an dem mir nicht irgendeine schöne Augen macht.“

Wieder lachte Stella. „Oh, du Angeber!“

Patrick stimmte in ihr Lachen ein. „Und du?“, fragte er schließlich. „Hast du einen Freund, der dich über Daniel hinweggetröstet hat?“

Sie schüttelte den Kopf. „Nein, ich … war bis jetzt noch nicht so weit, mich auf jemand Neues einzulassen. Aber ich arbeite dran. Das wird mein Weihnachtsgeschenk an mich selbst. Ein neues Liebesleben. Ich habe sogar schon eine Liste gemacht.“

„Von Männern?“

„Quatsch, natürlich nicht. Ich meine eine Liste mit all den Eigenschaften, die mir bei einem Mann wichtig sind.“

„Lass mich raten: Er sollte groß und dunkelhaarig sein, gutaussehend, wohlhabend …“

„Nein, das klingt viel zu sehr nach Daniel. Mein neuer Partner sollte vor allem zwei Dinge wollen: heiraten und eigene Kinder. Sag mal, gibt’s es hier eine schnelle Internet-Verbindung?“

„Klar, warum fragst du?“

„Weil ich …“ Stella zögerte kurz, bevor sie weitersprach. „Ich möchte einen Partner übers Internet suchen. Dieses Mal will ich alles sehr viel sachlicher und analytischer angehen. Es war dumm von mir, mich in Daniel zu verlieben, wir passen einfach nicht zusammen. Wenn er vorher so eine Liste hätte ausfüllen müssen, hätte ich ihn gleich aussortiert. Letzten Monat habe ich eine Beschreibung über mich selbst gepostet und schon dreihundertfünfzig Antworten bekommen.“

„Wow, da hast du aber ganz schön was zu tun, wenn du die abarbeiten willst.“

„Ich muss ja nicht alle beantworten. Vielleicht solltest du das auch mal ausprobieren.“

Doch Patrick schüttelte den Kopf. „Für solche Spielereien fehlt mir die Zeit. Ich renne ständig zwischen den Kindern und der Klinik hin und her und bin ich schon froh, wenn ich mal genügend Schlaf bekomme. Außerdem würde ich den Kindern eine neue Frau nicht zumuten wollen, zumindest jetzt noch nicht.“ Er blickte auf die Uhr. „Apropos Klinik, ich muss gleich gehen. Die Entbindungsstation hat vorhin angerufen, sie brauchen meine Hilfe.“ Er drückte Stella einen Schlüsselbund in die Hand. „Hier, die sind für dich. Wenn was nicht in Ordnung ist, sag mir einfach Bescheid. Es soll zu Weihnachten sehr kalt werden und jede Menge Schnee geben. Wenn die Heizung nicht warm genug wird, stell einfach den Thermostat höher ein oder mach Feuer im Kamin.“

„Feuer ist eine gute Idee, das ist so gemütlich. Und wenn du einen Babysitter brauchst, ruf mich einfach, ja?“ Stella lächelte warm. „Es ist schön, wieder hier zu sein, ich hatte großes Heimweh, weißt du?“

„Das kann ich mir denken. Also dann …“ Patrick ging zur Tür, und Stella sah ihm nach.

„Patrick?“

„Ja?“

„Hat Daniel wieder … eine Freundin?“

Patrick zögerte kurz, bevor er antwortete. „Willst du das wirklich wissen?“

„Ja, unbedingt.“

„Da gibt es eine, mit der er sich regelmäßig trifft. Sie ist Rechtsanwältin, typische Karrierefrau. Workaholic und so mütterlich wie eine Kaktuspflanze.“

„Ah … okay.“ Der Gedanke schmerzte, und Stella fragte sich, warum. „Dann scheint sie ja sehr gut zu Daniel zu passen. Wenn ihr die Karriere so wichtig ist, will sie sicher keine Kinder haben, und das kommt Daniel gerade recht. Ich freue mich für ihn, wenn er glücklich ist.“

Patrick öffnete die Tür, und ein kalter Luftzug kam herein. „Er hat nur eine neue Freundin – ob er mit ihr glücklich ist, kann ich dir nicht sagen.“

Damit ging er nach draußen und schloss die Tür hinter sich.

1. KAPITEL

„Gleich wird ein kleiner Junge eingeliefert“, verkündete Ellie, die mit Stella in der Notaufnahme saß. „Er ist bei einem Schulausflug in den Bergen in eine Felsspalte gestürzt und hat sich dabei einen komplizierten Beinbruch zugezogen. Einer vom Bergrettungsteam musste sich vom Hubschrauber abseilen, um den Jungen rauszuholen. Ein ziemlich riskantes Unterfangen, vor allem bei der Witterung.“ Seufzend drückte sie Stellas Arm. „Ach, ich bin so froh, dass du wieder da bist, wir haben dich sehr vermisst.“

Stella erwiderte ihr Lächeln. „Ich freu mich auch, Ellie. Wir müssen uns unbedingt bald treffen, damit du mir erzählen kannst, was hier so passiert ist, während ich in London war. Hast du Lust, mit mir ins Kino zu gehen? Und hinterher vielleicht zum Italiener?“

„Klar, aber dann müssten wir ziemlich früh losziehen, weil ich nicht so spät ins Bett will. Die Kinder sind im Moment sehr anstrengend, weißt du? Und durch den Schichtdienst bin ich ständig müde.“

Wie gern hätte Stella mit ihrer Freundin getauscht! Sie beneidete Ellie um ihr Familienleben, auch wenn es manchmal sicher ziemlich hektisch war. „Das kann ich mir vorstellen. Freuen sich die Kleinen schon auf Weihnachten?“

„Und wie! Sie können’s kaum erwarten, dabei ist Heiligabend erst in drei Wochen. Ben und ich sind total im Stress, kann ich dir sagen.“

Stella seufzte. Ach, wenn sie doch nur eine eigene Familie hätte! Dann hätte sie diese Art von Stress nur zu gern in Kauf genommen. Dummerweise fehlte ihr dazu der passende Mann.

Sie verdrängte den Gedanken und konzentrierte sich erneut auf ihren Job. „Wer hat denn den Jungen aus der Spalte gezogen? Ben?“

„Nein, es war Dan.“

„Daniel?“

„Ja. Er wird gleich mit dem Jungen hier sein.“ Ellie sah sie prüfend an. „Bist du etwa immer noch verliebt in ihn?“

„Natürlich nicht.“

Ellie runzelte die Stirn. „Sicher? Vor zwei Jahren warst du ganz vernarrt in ihn.“

„Das ist vorbei“, erklärte Stella entschlossen. „Deshalb bin ich auch zurückgekommen. Es macht mir nichts mehr aus, Daniel zu sehen.“

Dennoch schlug ihr Herz beim bloßen Gedanken an ihn schneller. In wenigen Minuten würde sie ihm also gegenüberstehen. Wie würde er reagieren, wenn er sie plötzlich sah? Und wie würde sie sich dabei fühlen?

Ellie drückte ihren Arm. „Ich weiß, wie viel Daniel dir bedeutet hat. Das wird nicht leicht für dich.“

„Mach dir keine Sorgen, ich krieg das schon hin“, bekräftigte Stella, obwohl sie große Zweifel daran hatte. „Das mit Dan und mir ist vorbei. Außerdem habe ich bald ein Date. Er ist blond, einfühlsam, liebt romantische Abende vor dem Kamin und sucht eine Frau, mit der er eine Familie gründen kann.“

„Das klingt ja nach dem krassen Gegenteil von Dan.“

„Ganz genau. Daniel ist dunkelhaarig, unsensibel und will frei und unabhängig bleiben. Wenn ich ihn vorher gründlich unter die Lupe genommen hätte, wäre ich nicht mal auf die Idee gekommen, etwas mit ihm anzufangen.“ Stella stand auf und wandte sich zum Gehen. „So, jetzt muss ich aber los, damit Daniel nicht noch vor mir da ist.“

„Soll ich mitgehen?“, bot Ellie an.

„Hast du etwa Angst, dass es eine Szene gibt?“

„Nein, aber vielleicht brauchst du moralische Unterstützung.“

Stella lächelte. „Nicht nötig, wirklich. Also, dann bis später.“

Im Behandlungsraum zog sie gerade Kittel und sterile Handschuhe an, als auch schon die Tür aufging und der verletzte Junge reingeschoben wurde.

„Okay, Sam, jetzt haben wir’s geschafft. Gleich wird es dir besser gehen.“

Daniel! Allein der Klang seiner tiefen Stimme jagte Stella einen heißen Schauer über den Rücken. Er sah noch genauso attraktiv aus wie vor zwei Jahren: groß, mit athletischer Figur, und die derbe Outdoor-Kleidung, die er gerade trug, ließ ihn ausgesprochen männlich wirken.

„So, wir müssen dich jetzt nur noch …“ Daniel erblickte Stella und brach ab.

Und da war es wieder, dieses Gefühl, das ihre Knie weich werden ließ. So war es immer schon gewesen. Ein Blick, ein Lächeln oder eine einzige Berührung von Daniel genügten, um ein regelrechtes Feuerwerk der Gefühle in ihr auszulösen. Wie hatte sie nur glauben können, dass sich daran was geändert hätte?

Nichts hatte sich geändert, gar nichts! Daniel wirkte noch genauso stark auf sie wie vor zwei Jahren, und die Erkenntnis traf sie wie ein Blitz. Seine ausdrucksvollen blauen Augen, das männlich-kantige Gesicht und der dunkle Bartschatten machten ihn so sexy, dass ihr auf der Stelle heiß wurde.

„Stella … was tust du hier?“

„Arbeiten, was sonst?“, erwiderte sie gespielt gelassen und wandte sich rasch dem Jungen zu. „Hallo Sam, wie geht es dir?“

„Seit wann bist du hier?“, wollte Daniel wissen.

„Seit heute. Ich habe auch schon in der Radiologie angerufen und das OP-Team verständigt, Sam kann also gleich …“

„Warte.“ Daniel legte seine Hand auf ihre.

Die Berührung löste ein elektrisierendes Prickeln bei ihr aus. „Was …?“

„Der Junge wird erst weggebracht, wenn ich es sage.“

Stella atmete tief ein. Ja, das war Daniel Buchannan, wie sie ihn kannte – er war hier der Chef, er traf die Entscheidungen. „Natürlich, ich wollte dir nicht vorgreifen, ich habe nur …“

„Warum hat man mich nicht informiert, dass du wieder hier bist?“

„Ich denke weil … weil Ärzte sich gewöhnlich nicht um den Dienstplan von uns Krankenschwestern kümmern.“ Stella merkte, dass der Kollege, der mit Daniel hereingekommen war, etwas irritiert zu ihr herüberblickte. Daniel schien es auch zu sehen, denn er beendete das Thema und wandte sich erneut dem kleinen Patienten zu.

„Wie ist es mit den Schmerzen, Sam? Hältst du es noch aus?“

Der Junge nickte. „Geht schon. Aber mir ist schlecht.“

„Keine Sorge, das wird gleich besser werden. Wir messen nur schnell deinen Blutdruck und den Puls, das tut überhaupt nicht weh.“ Er nickte Stella zu, und sie legte Sam die Manschette an.

„Ich geb dir gleich ein Schmerzmittel und was gegen die Übelkeit, dann wirst du dich schnell besser fühlen“, fuhr er fort, während er behutsam den Bauch des Jungen abtastete.

„Stella, ich brauche einen Scan. Es könnte eine Verletzung im Bauchraum vorliegen.“

Sie bereitete das Gerät sowie die Medikamente vor, die Daniel gleich für den kleinen Patienten brauchen würde. Dann dachte sie daran, wie gefährlich es für Daniel gewesen sein musste, den Jungen aus der Felsspalte zu ziehen. Zweifellos hatte er sein Leben riskiert, um das des Jungen zu retten.

Nachdem die Injektion verabreicht war, blickte Daniel wieder auf den Monitor.

Autor

Sarah Morgan

Sarah Morgan ist eine gefeierte Bestsellerautorin mit mehr als 18 Millionen verkauften Büchern weltweit. Ihre humorvollen, warmherzigen Liebes- und Frauenromane haben Fans auf der ganzen Welt. Sie lebt mit ihrer Familie in der Nähe von London, wo der Regen sie regelmäßig davon abhält, ihren Schreibplatz zu verlassen. Manchmal sitzt Sie...

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