Nur eine Nacht in New Orleans?

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Ein lauer Abend in New Orleans, guter Jazz und heißer Sex mit einer hinreißenden Fremden. Als Milliardär Cole Masters am nächsten Morgen zurück nach Texas fliegt, bleibt ihm nur die süße Erinnerung an die namenlose Schönheit. Drei Monate später steht sie vor seiner Tür - mit einem richterlichen Beschluss: Tallie Finley ist Archäologin und will auf seinem Land nach Artefakten der Ureinwohner graben. Und das, wo gerade sein lang geplantes Bauprojekt starten soll! Aber Tallie hält noch eine weitere Überraschung für Cole bereit …


  • Erscheinungstag 21.08.2018
  • Bandnummer 2042
  • ISBN / Artikelnummer 9783733722081
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

Cole Masters ging nach seinem Meeting die Treppe des Hotels hinunter. Seine Bodyguards folgten ihm auf dem Fuß, während er sich der wartenden Limousine näherte, die ihn zum Flughafen bringen würde. Von dort aus wollte er nach Dallas zurückfliegen. Der Deal, der ihn hergeführt hatte, war ohne Probleme über die Bühne gegangen. Eigentlich hatte er gehofft, dass seine Geschäftspartner einige Einwände erheben würden, um ein bisschen Leben in das Ganze zu bringen, aber am Ende war es wieder nur auf eine langweilige Fusion hinausgelaufen.

Cole hielt inne und sah sich um. Die Nachmittagssonne auf seinem Gesicht fühlte sich gut an. New Orleans. The Big Easy. Seit Jahren war er nicht mehr im French Quarter gewesen, wo stets Musik und Lachen in der Luft lagen, doch er hatte es in sehr guter Erinnerung. Plötzlich kam ihm eine Idee, und er ging zu dem wartenden Fahrer.

„Finde heraus, wo es hier in der Nähe einen guten Secondhandladen gibt.“

„Sir?“

„Mach es einfach. Bitte.“

Der Fahrer verschwand im Wagen und kehrte wenige Minuten später mit einer Adresse zurück.

„Ausgezeichnet. Kannst du mich dorthin bringen?“

„Ja, Sir.“

„Gene, du und Marco habt Feierabend“, sagte er zu seinen Sicherheitsleuten. „Der Flieger wartet in Halle D. Macht euch auf den Heimweg.“

„Mr. Masters, ich weiß nicht, ob das eine gute Idee ist.“

„Das geht schon in Ordnung. Sorgt aber dafür, dass der Pilot morgen Nachmittag wieder hier ist.“

Cole wandte sich an seinen Fahrer. „Lass uns shoppen gehen“, sagte er zu ihm und stieg in die Limo. Seine Bodyguards schauten ihm nach, als hätte er den Verstand verloren. Und vielleicht hatte er das auch. Er wollte frei sein, im Hier und Jetzt leben, ohne Verpflichtungen. Er wollte sich unter die Leute mischen und das Leben genießen. Wenigstens für ein paar Stunden.

Cole fühlte sich müde und ausgelaugt. Er war sie so leid, diese ewigen Jasager, die niemals ein Wort des Widerspruchs von sich gaben. Er war es leid, benutzt zu werden. Hatte genug von den immer gleichen Verpflichtungen und Abläufen. Es langweilte ihn, schon im Vorhinein die Fragen der Leute und die entsprechenden Antworten darauf zu kennen, und besonders leid war er es, ein Sklave des Familienimperiums zu sein. Das Image, das er aufrechterhalten musste, fühlte sich an wie eine eiserne Kette um seinen Hals. Er konnte sich weder davon befreien noch gab es eine Atempause. Das alles hatte seine Spuren in ihm hinterlassen. Er wusste, dass er inzwischen hart und verbittert war. Einige Menschen hatten begonnen, sich von ihm zu distanzieren, und er konnte sie sogar verstehen. Zynisch, misstrauisch, geringschätzig – so sah er sich manchmal durch die Augen der anderen, und er mochte nicht, was aus ihm geworden war. Als Finanzchef eines 8,2 Milliarden Dollar Familienimperiums war er nicht stolz auf das, was er geleistet hatte, nicht mal ein bisschen.

Nachdem er Jeans, T-Shirt, Jacke und ein Paar abgewetzte Schuhe gekauft hatte, entließ er den Fahrer für den Rest des Tages, zog sich um und stürzte sich ins Gewühl auf den Straßen, wo ihn hoffentlich niemand erkennen würde. Er wollte einfach seine Seele baumeln lassen und sich ganz der Musik und dem einzigartigen Ambiente von New Orleans hingeben.

Aus der Nähe betrachtet, sah der Mann genauso Respekt einflößend aus, wie er aus der Entfernung gewirkt hatte. Die harten Züge seines unglaublich attraktiven Gesichts zeugten von jahrelanger Erfahrung. Er war sich der Welt, die ihn umgab und seiner Rolle darin deutlich bewusst. So viel konnte sie selbst im schwachen Licht der zunehmenden Dämmerung erkennen, das nur von den flackernden Kerzen auf den Bistrotischen etwas verstärkt wurde. Sein dunkles Haar war von hellen Akzenten durchsetzt, die den goldenen Braunton seiner Augen gut zur Geltung brachten. Augen, die in ihr den Wunsch weckten, ihm näherzukommen, ohne an die Folgen zu denken.

Seine Lippen waren voll und sinnlich und wie dazu gemacht, zu verführen. Sie konnte nicht aufhören, sich vorzustellen, wie es sich anfühlen würde, diese Lippen auf ihren eigenen und seine Hände auf ihrem Körper zu spüren.

Tallie Finley vermutete, dass er ein fabelhafter Liebhaber war. Er war groß und kräftig gebaut. Seine Jeans hatten schon bessere Zeiten erlebt, genauso wie sein schwarzes T-Shirt mit einem verwaschenen Motiv. Darüber hatte er eine ebenfalls schwarze Jacke gezogen, die ihm trotz seiner breiten Schulter etwas zu groß war. Er erweckte den Eindruck eines Mannes, der die Welt erobert und wieder verloren hatte. Aber nicht, ohne zu kämpfen.

„Was machen wir jetzt?“, fragte Kate „Mac“ McAdams und trank ihren restlichen Wein in einem Zug.

„Perlen. Wir können nicht nach Hause gehen, ohne uns ein paar Perlenketten verdient zu haben“, verkündete Ginger Barnes.

Tallie folgte ihren Freundinnen und ließ den Fremden zurück. Erneut, denn wo immer sie heute Abend gewesen war, hatte sie auch ihn gesehen. Sie gingen in Richtung Bourbon Street, die für ihre Perlen-für-Brüste-Tradition bekannt war. Tallie wusste jetzt schon, dass sie dabei nicht mitmachen würde.

Sobald sie die zwei Treppen zu ihrem Hotelzimmer hinaufgestiegen waren, ging Tallie auf den Balkon und blickte auf die belebte Straße hinab. Die Frauen im Nachbarzimmer waren schon dabei, sich ihre Perlen zu verdienen. Unten hielten einige Männer bunte Ketten in die Höhe, um die Mädchen auf dem Balkon zu motivieren, sich ihrer Oberteile zu entledigen.

Musik drang aus den Bars und mischte sich mit der Musik auf der Straße. Gelächter lag in der Luft, es wurde gepfiffen und gejauchzt, die bunte Kleidung der Passanten und der Duft nach Gewürzen, der aus den Restaurants drang, machten das Ambiente perfekt. Diese Stadt war einfach einzigartig. Tallie würde sie vermissen, wenn sie ihr neues Forschungsprojekt in Texas begann.

„Jetzt steh doch nicht nur so da“, rief Ginger. Die fröhliche junge Frau war ihre engste Freundin und hatte sich während der vergangenen sechs Jahre ein Studentenzimmer mit ihr geteilt. „Du brauchst dich nicht zu verstecken, Süße. Zeig her, was du hast!“

„Ja, mach schon“, animierte sie auch Mac. Sie war die letzte in ihrem Dreiergespann.

„Lieber nicht.“ Tallie schüttelte den Kopf. „Aber lasst euch von mir nicht abhalten.“

„Auf keinen Fall.“ Mac zwinkerte ihr zu. „Wenn du kneifst, bin ich eben die Erste. Ich muss einfach ein paar von diesen Perlen haben.“

„Du weißt schon, dass du die auch kaufen kannst?“

„Klar, aber wo bleibt dann der Spaß?“

Mit schwingenden Hüften tanzte sie zum Rhythmus der Musik bis an den Rand des Balkons. Dort begann sie langsam, ihre Bluse aufzuknöpfen. Die Menge unten fing zu klatschen und zu johlen an.

Als Belohnung warfen die Männer mehrere bunte Perlenketten zu ihr hinauf. Tallie beobachtete ungläubig, wie Ginger es ihrer Freundin nachtat. Dann sahen beide Frauen sie an.

Tallie schüttelte erneut den Kopf. „Das ist einfach nicht mein Ding. Und ganz ehrlich: Ich wundere mich über euch.“

„Willst du damit sagen, dass du rausgehst in die Welt, mit deinem Doktortitel in der Tasche, ohne diese aufregende Erfahrung gemacht zu haben?“ Ginger musste gegen die Musik und das Stimmengewirr anschreien. Sie kicherte und kippte den Rest ihres Drinks herunter.

Beschwipst. Sie waren beide beschwipst. Und es fehlte nicht viel, bis sie komplett betrunken waren.

„Genau das will ich sagen“, entgegnete sie. Was war nur in ihre Freundinnen gefahren? Sie konnte ja verstehen, dass sie nach all der harten Arbeit etwas Dampf ablassen wollten – aber trotzdem. „Kommt schon. Lasst uns noch irgendwo anders hingehen.“ Sie führte die beiden die Treppe zur Straße hinab. „Ich habe Lust zu tanzen.“

„Ich auch“, stimmte Ginger zu. „Hier …“ Sie streifte mehrere Perlenketten über Tallies Kopf. „Wenn du zum Tanz aufgefordert werden willst, musst du dich ein bisschen in Schale werfen.“

„Sie hat recht“, fügte Mac hinzu, als sie Tallie noch mehr Ketten um den Hals legte. „Jetzt sieht es so aus, als ob wir alle willig und bereit wären.“

Willig und bereit? Tallie konnte nur ahnen, was Mac damit meinte.

Ginger seufzte. „Heute ist Freitag. Ich schätze, dass die besseren Pubs und Bars voll sind.“

„Ja, vorhin habe ich die Leute schon überall Schlange stehen sehen“, bestätigte Mac.

„Wartet mal. Ich habe da etwas von einer Bar gehört, die richtig gut sein soll. Die Gator Trap Bar. Ein wenig abgelegen, in der Bourbon Street Richtung St. Ann. Die Drinks dort sollen der Wahnsinn sein.“ Ginger kicherte. „Ich könnte direkt noch einen vertragen – oder zwei!“

Nachdem alle einverstanden waren, versorgten sie sich bei einem Straßenverkäufer mit neuen Drinks und gingen gemeinsam die Bourbon Street hinunter.

Wenn es einen Ort in New Orleans gab, der noch düsterer und stimmungsvoller als die Gator Trap Bar war, konnte Tallie sich beim besten Willen nicht vorstellen, wie es dort aussehen musste. Es war dunkel. Auf jedem Tisch standen Kerzen, und eine Lichterkette hing über dem großen Spiegel hinter der Theke. Mehr Beleuchtung gab es nicht. Die gefühlvolle Mischung aus Saxophon-, Klavier- und Bass-Musik, die von einer kleinen Band im hinteren Teil des Lokals gespielt wurde, zog sie sofort in ihren Bann.

Während Ginger und Mac zur Damentoilette eilten, setzte sich Tallie an den Tresen.

„Was kann ich dir bringen?“, fragte der Barmann und räumte zwei benutzte Gläser weg. Tallie gab ihre Bestellung auf.

„Mach gleich zwei draus“, sagte ein Mann rechts neben ihr und warf ein paar Geldscheine auf die Theke. „Man hat New Orleans nicht richtig gesehen, wenn man die Drinks im Gator Trap nicht probiert hat.“

Lachend fuhr Tallie herum, und ihre Augen weiteten sich, als sie den mysteriösen Fremden erkannte, den sie an diesem Abend schon an mehreren Orten gesehen hatte. Seine goldbraunen Augen schimmerten belustigt, als er auch sie erkannte. „Wie es scheint, haben wir eine Menge gemeinsam.“

„Du meinst das Aquarium?“ Als sie ihn das erste Mal gesehen hatte, war sie gerade aus dem Aquarium gekommen.

„Und die Straßenkünstler am Jackson Square.“

„Ja. Einige waren großartig. Wir haben es allerdings nicht zu den Paddelbooten oder zum Zoo geschafft“, erwiderte sie. „Oder?“ Sie fragte sich, ob er dort gewesen war.

„Nein, haben wir nicht. Das werden wir uns wohl für nächstes Mal aufheben müssen.“

Seine Stimme klang tief und ein wenig rau – absolut sexy. Als sie ihre Drinks bekamen, sprach er einen Toast aus. „Auf neue Erfahrungen.“

„Auf neue Erfahrungen“, wiederholte Tallie lächelnd. Der gesamte Abend war definitiv eine neue Erfahrung gewesen. Sie war hier zur Universität gegangen, hatte sich aber nie dazu hinreißen lassen, das Nachtleben auszuprobieren. Das Geld war immer knapp gewesen, und sie hatte ihr Studium sehr ernst genommen. Archäologie war nicht nur ein Zeitvertreib. Es war ihre Leidenschaft.

Ginger hatte recht gehabt. Die Drinks waren hervorragend, und die warme, feuchte Luft gepaart mit dem Fremden an ihrer Seite brachten Tallie dazu, ihr Glas fast in einem Zug zu leeren.

„Noch mal dasselbe“, sagte der Fremde und holte etwas Geld hervor. Er legte es auf die Theke und sah Tallie an. „Tanz mit mir.“

Das war keine Frage. Doch als er ihre Hand nahm, protestierte sie nicht. Er führte sie auf die kleine Tanzfläche, legte ihre Hände auf seine Schultern und zog sie an sich. Wie sie erwartet hatte, war sein Körper muskulös und durchtrainiert. Sie war eins vierundsiebzig groß, aber sie reichte ihm gerade bis zum Schlüsselbein. Anstatt zu reden, schien er damit zufrieden zu sein, sie in seinen Armen zu halten und sich zu der gefühlvollen Musik zu bewegen. Das war in Ordnung für sie.

Aus dem Augenwinkel sah sie Ginger und Mac vorbeigehen. Die Freundinnen grinsten und zwinkerten ihr zu. Dann hielten sie noch die Daumen hoch. Nach dem dritten Song ging sie neben ihrem mysteriösen Fremden zur Bar zurück, wo die neuen Drinks schon auf sie warteten.

„Lebst du in New Orleans?“, fragte sie, fasziniert von der Art und Weise, wie sein Adamsapfel sich bewegte, wenn er trank. Gab es irgendetwas an diesem Mann, das nicht sexy war?

„Nein. Ich lebe … an verschiedenen Orten. Ich würde keinen von Ihnen als Zuhause bezeichnen.“

„Oh“, gab sie zurück. „Das ist traurig.“

„Traurig? Du denkst, dass es traurig ist, überall auf der Welt zu leben?“

„Ich glaube, dass es schön ist, gelegentlich zu reisen, aber ich bräuchte ein festes Zuhause. Einen besonderen Ort, an den es mich immer wieder zurückzieht. Einen Ort, an dem ich meine Schuhe abstreife, das Telefon ausstelle und in meinem eigenen Bett schlafe … eben … ein Heim.“ Tallie berührte seinen Arm. „Keine Sorge. Die schweren Zeiten werden vorübergehen, und du wirst bestimmt ein Zuhause finden.“

„Ich nehme dich beim Wort.“ Seine Lippen kräuselten sich, als hätte ihre Bemerkung ihn amüsiert.

Sie lehrte ihr Glas, und er bestellte zwei frische Drinks.

„Woher kommst du?“

„Texas. Aus dem äußeren Nordosten. Dort bin ich aufgewachsen, dort lebt meine Familie. Ich bin in Tulane zur Schule gegangen. Morgen früh fliege ich zurück.“

Als der Barmann die Drinks vor ihnen abstellte, begann die Band gerade, einen neuen Song zu spielen. „Bist du bereit?“, fragte er.

„Ja.“

Das Stück war langsam und schwermütig. Erneut legte er seine starken Arme um ihre Taille. Sie ließ den Kopf an seine Schulter sinken und wiegte sich im Takt der Musik. Sein Duft stieg ihr in die Nase. Sie spürte die Hitze seines Körpers. Mit den Händen fuhr er an ihrem Rücken entlang und zog sie fester an sich. Dann blickte er sie an und streifte ihr das Haar über die Schulter. In dem dämmrigen Licht konnte sie nicht viel sehen, doch was sie sah, faszinierte sie. Seine bernsteinfarbenen Augen schienen zu glühen, aber es waren seine Lippen, die sie am meisten verlockten. Wie es sich wohl anfühlte, ihn zu küssen?

Als hätte er ihre Gedanken gehört, neigte er seinen Kopf zu ihr herunter und bedeckte ihre Lippen mit seinem Mund – warm, sanft, verführerisch.

Tallie war überrascht, wie weich sich seine Lippen anfühlten. Sie schienen in krassem Gegensatz zu seinem harten Körper zu stehen. Allerdings war der Kuss so kurz, dass sie sich beinah fragte, ob sie ihn sich nur eingebildet hatte. Er blickte sie fragend an, so als suche er nach einem Zeichen, dass sie nicht geküsst werden wollte. Als sie nur wortlos lächelte, neigte er sich erneut zu ihr herunter. „Du bist so wunderschön.“ Sein warmer Atem an ihrem Ohr ließ sie erschauern. Er wandte sich wieder ihrem Mund zu und ließ seine Zunge sacht darübergleiten. Tallie verstand die stumme Bitte und öffnete ihre Lippen. Mit seiner Zunge begann er langsam, ihren Mund zu erforschen. Er schmeckte nach einem herben Gewürz, das sich mit dem Aroma des Drinks mischte, den sie gerade getrunken hatten, und nach seinem einzigartigen, männlichen Geschmack. Sie konnte nicht genug davon bekommen.

Sanft spielte sie mit seiner Zunge. Er stöhnte und drang so tief in ihren Mund ein, als wolle er alles kosten, was sie ihm gab. Tallie war noch nie so geküsst worden, mit so viel Feingefühl, so viel unverhohlener Begierde. Das hier hatte nichts mit den gezierten Abschiedsküssen zu tun, die sie in der Vergangenheit bekommen hatte. Und plötzlich wusste sie, dass sie noch nie richtig geküsst worden war. Sie verlor sich in den Emotionen, die auf sie einstürmten. Seine Lippen, sein Geruch, das Gefühl seiner Haut auf ihrer und die Kraft seines Körpers schienen jeden rationalen Gedanken fortzuwischen.

Er veränderte seine Position minimal, und plötzlich spürte sie sein Verlangen hart an ihrem Bauch. Instinktiv drängte sie sich noch enger an ihn. Das entlockte ihm ein raues Stöhnen. Erneut nahm er ihre Lippen für einen berauschenden Kuss in Besitz.

Die Art, wie er sie hielt, wie er sie küsste, war so betörend, fühlte sich so richtig an. Sie spürte seine Kraft, obwohl er sich zurückhielt. Als er seine Hände auf ihre Wangen legte und sie intensiver küsste, war in ihrem Kopf kein Raum mehr für Gedanken. Mit einer Hand umschlang er ihre Taille, und mit der anderen fuhr er durch ihre Haare, während der Kuss immer leidenschaftlicher wurde. Sie griff nach dem Saum seiner offenen Jacke und hielt sich daran fest. Glühend heiße Lava schien durch ihre Adern zu rinnen und sich unterhalb ihres Bauchs zu sammeln.

Es war unglaublich, wie perfekt ihre Körper zueinander passten. Ihre Brüste wurden an seinen muskulösen Brustkorb gepresst, und sie spürte seine Erektion an ihrem Bauch. Eine Hitzewelle umnebelte ihre Sinne, als ihr sexueller Instinkt die Oberhand gewann und sie sich an ihn drängte. Hatten sie aufgehört zu tanzen? Waren sie überhaupt noch auf der Tanzfläche?

Tallie wollte ihre Augen nicht öffnen, aus Angst, den Zauber zu brechen.

2. KAPITEL

Die Welt um sie herum verschwand. Tallie nahm nur noch die Wärme und den Geschmack seiner Lippen und seiner Zunge war. Und seinen Geruch, der pure Männlichkeit war. Sein Verhalten zeugte von Erfahrung. Viel Erfahrung. Und sie wollte, dass dieser Augenblick nie zu Ende ging. Da war etwas in seiner Stimme, seiner Körpersprache, das sie zu ihm hinzog. Waren das die Pheromone? Was immer es sein mochte, es war definitiv Zeit, ein Risiko in ihrem sonst so behüteten Leben einzugehen. Dieser Mann wirkte auf sie, als hätte er das Beste vom Leben gesehen, aber auch das Schlimmste. Was hatte er erlebt? Kein Zuhause. Alte Kleidung, die ihm nicht passte. Jedes Mal, wenn sie ihn heute gesehen hatte, war er allein gewesen. Sie wollte nicht, dass er allein war.

Langsam lösten sich ihre Lippen voneinander, doch seine starken Arme hielten sie weiterhin fest.

„Die Musik hat aufgehört“, flüsterte er mit tiefer und rauer Stimme. „Ich könnte etwas frische Luft gebrauchen. Du auch?“

Als sie nickte, nahm er ihre Hand und ging zur Tür. Draußen führte er sie weiter den ausgetretenen Gehweg entlang, wo sie von ausgelassen feiernden Menschen umgeben waren.

Tallie hasste den Gedanken, dass der Abend bald zu Ende war. Sie würde diese Nacht nie vergessen. „Danke, dass du mit mir getanzt hast. Ich tanze sehr gern, komme aber nur selten dazu.“

„Das Vergnügen war ganz meinerseits. Ich würde dich gern bis zu deinem Hotel begleiten.“

„Danke. Es ist hier entlang.“ Sie wies mit dem Finger in die Richtung und runzelte dann die Stirn. „Oh. Nein, es ist dort.“ Sie blickte ihn an und bemerkte, dass er sie belustigt ansah. „Ich weiß nicht mehr genau, woher ich gekommen bin. Aber ich finde es schon noch heraus. Du musst nicht meinetwegen warten.“

„Wie heißt das Hotel?“

Sie musste zugeben, dass sie keine Ahnung hatte. „Irgendetwas Französisches.“ Abwesend kaute sie auf ihrer Unterlippe, schüttelte den Kopf und sah sich um.

„Was hältst du davon, mit zu mir zu kommen? Wir könnten etwas essen oder einen Tee trinken. Dann erinnerst du dich bestimmt wieder.“

Die köstlichen Drinks hatten ihren Verstand vernebelt. In ihrem Kopf drehte sich alles.

„Du bist wirklich sehr nett.“

„Denke nicht, dass ich allzu nett bin“, sagte er, nahm ihre Hand und führte sie die dunkle Straße hinab. „Nicht, wenn ich eine schöne Frau im Arm halte.“

Plötzlich fühlte sie sich so leicht, als ob sie schwebte. Dann wurde ihr klar, dass er sie hochgehoben hatte und sie in seinen Armen trug. Was danach passierte, nahm sie nur verschwommen wahr. Eine Klingel ertönte, und Türen öffneten sich vor ihnen. Sie legte ihren Kopf an seine Schulter und dachte, was für ein unglaublicher Abend es war.

In der Dunkelheit erhaschte sie einen kurzen Blick auf sein Gesicht. So männlich. Doch was sie wirklich fesselte, waren seine goldbraunen Augen.

Sie hatte die wage Vermutung, dass sie sich in einem privaten Apartment befanden, obwohl es dunkel im Raum war. Er stellte sie auf ihre Füße.

„Ich mache uns einen Tee“, sagte er und trat zurück.

Tallie ging einen Schritt nach vorn und ließ die Hand über sein Shirt gleiten. Dann stellte sie sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn. Sofort war die Leidenschaft wieder entfesselt.

Er wich zurück. „Pass auf, worauf du dich einlässt, Darling. Du spielst mit dem Feuer und wirst dich vielleicht verbrennen. Ich bin nicht der Typ für Beziehungen.“

„Wofür bist du dann der Typ?“ Tallie verhielt sich ganz und gar nicht wie ihr wahres Ich, aber es fühlte sich gut an. Zum ersten Mal in ihrem Leben flirtete sie richtig mit einem Mann.

„Ich denke, ich setze besser den Tee auf.“

„Willst du wirklich Tee?“

Schweigend starrte er sie an. Da hatte sie ihre Antwort, und mit einem Mal fühlte sie sich dumm. Sie spürte, wie sie rot wurde. „Ich bin ebenfalls nicht auf der Suche nach einer Beziehung“, sagte sie, drehte sich um und hob ihre Handtasche auf. „Und ich weiß, wenn ich nicht erwünscht bin. Danke nochmals für den Tanz. Gute Nacht.“

Sie ging auf die Tür zu.

Bevor sie nach der Klinke greifen konnte, versperrte er ihr den Weg.

„Wohin willst du?“

„Zurück in mein Hotel. Ich weiß nur nicht genau, wo es ist.“ Ein Gefühl der Erniedrigung machte sich in ihr breit und verdrängte die Leidenschaft. „Ich nehme ein Taxi.“

„Und was sagst du dem Fahrer, wohin er dich bringen soll?“

Er nahm ihr die Tasche aus der Hand und warf sie hinter sich aufs Sofa. Dann hob er sie wieder hoch, trug sie in ein Schlafzimmer und stellte sie neben einem Bett sanft auf die Füße. Sofort begann er, sie stürmisch zu küssen. Nur am Rand bekam sie mit, wie er ihre Bluse aufknöpfte. Sie spürte einen kühlen Luftzug auf ihrem Rücken und wusste, dass er ihr Bluse und BH ausgezogen hatte. Erwartungsvoll legte sie sich auf die weiche Matratze. Mit den Armen strich sie über die kühlen, seidenen Laken. Der Duft von Räucherwerk lag schwer in der Luft. Mit flüssigen Bewegungen ließ er T-Shirt und Jacke auf den Boden fallen, dann öffnete er den Reißverschluss seiner Jeans.

Sein Körper sah großartig aus, und Tallie wusste, dass sie eine Grenze überschreiten würde. Eine Grenze, die allmählich immer mehr verblasste. Wenn sie nicht sofoNnein sagte, würde er mit ihr schlafen.

Als ob er ihre Anspannung spürte, hob er den Kopf und sah sie im Schein des gedämpften Lichts an, seine Augen fast schwarz vor Verlangen.

„Bist du verheiratet?“, fragte sie flüsternd, während er zu ihr kam und sich über sie beugte. Sanft streichelte sie mit einem Finger über seine Unterlippe.

„Nein.“ Er biss leicht in ihre Fingerspitze, bevor er den Finger in seinen Mund saugte und ihn dann wieder freigab. Ihr wurde heiß. „Ich werde mit dir schlafen. Aber ich muss wissen, ob das für dich okay ist.“

„Ja“, sagte sie. Mehr als er ahnte. Sie war sich nicht sicher, ob es der Alkohol oder der Mann über ihr war, der sie ihre Schüchternheit überwinden ließ.

„Ich hatte gehofft, dass du das sagen würdest.“

Er stützte sein Gewicht auf beiden Armen ab und beugte sich ganz zu ihr herunter. Sacht küsste er ihre Wange und ließ seine Lippen über ihren Kiefer bis zu ihrem Ohrläppchen gleiten. Hitze strömte durch ihren Bauch und weiter hinab.

Oh ja, sie wollte das hier. Zur Hölle mit der Vorsicht und der Vernunft. Er küsste ihre Handinnenfläche und saugte dann an jedem ihrer Finger. Sein schwerer Körper sank auf ihren herab. Sie spürte seine Erektion, hart und unnachgiebig, wo ihre Schenkel sich trafen. Ein tiefes Stöhnen drang aus seiner Kehle. Tallie war verloren. Alles um sie herum schien sich zu drehen. Instinktiv presste sie sich eng an ihn.

Sie würde mit einem vollkommen Fremden schlafen. War sie verrückt geworden? Träumte sie? Nichts war in diesem Augenblick mehr wichtig. Sie sah nur ihn, fühlt nur ihn. Und sie konnte sich nichts Besseres vorstellen.

Er zog ihr die Jeans und den Slip aus. Sie hörte, wie seine eigene Jeans zu Boden fiel, und dann war er wieder bei ihr. Die goldenen, blauen und roten Perlen lagen auf ihren Brüsten und waren kühl auf ihrer erhitzten Haut. Seine Hand glitt ihren Bauch hinab und weiter nach unten, um zu fühlen, ob sie für ihn bereit war. Für einen kurzen Moment kam Panik in ihr auf, als sie sich seiner Größe bewusst wurde. Sie hatte seiner überwältigenden Kraft nichts entgegenzusetzen. Plötzlich fühlte sie sich klein und hilflos.

„Das ist deine letzte Gelegenheit, Nein zu sagen“, bot er ihr an, als hätte er ihre Gedanken gelesen. Seine Stimme war heiser vor Begierde, und sie spürte seine Erektion zwischen ihren Beinen. „Wenn wir weiter gehen, werde ich nicht mehr fähig sein, mich zu stoppen.“

Alles, was Tallie tun konnte, war zu nicken und zu hoffen, dass ihr Instinkt sie nicht täuschte.

Wie in Zeitlupe senkte er seinen Kopf, küsste ihre Brüste und leckte spielerisch darüber. Mit seinen großen Händen rieb er sanft über die aufgerichteten Spitzen, bis sie sich aufbäumte. Sie atmete seinen Geruch ein und verlor sich in der berauschenden Kraft, die er ausstrahlte. Sie fühlte, wie sich ihr Körper entspannte und alle Gedanken von ihr wichen. Sie stieß einen langen Seufzer aus, und die Welt um sie herum wurde dunkel. Nichts außer ihm existierte mehr.

Er spreizte ihre Schenkel, und ihr letztes bisschen Verstand schien sich aufzulösen. Obwohl er langsam in sie eindrang, weil er darauf achtete, ihr nicht wehzutun, war sie noch nie zuvor so ausgefüllt worden. Ihr war nicht bewusst gewesen, wie muskulös er war, wie groß sich sein Körper an ihrem anfühlte. Sie sog die Luft tief ein. Er hielt inne.

„Alles gut, Süße“, raunte er in ihr Ohr. „Entspann dich.“

Die Minuten flogen dahin, und ihre Lust steigerte sich zu unerträglichem Verlangen. Als sie sich ihm entgegendrängte, begann er, sich zu bewegen. Schneller. Immer schneller. Ihr ganzer Körper stand wie unter Strom und fast augenblicklich, mit einem Schrei, erreichte sie den Höhepunkt. Er hielt sie fest und flüsterte ihr Worte zu, die ihre Lust anheizten.

Sie hörte, wie er ein Folienpäckchen aufriss, und Sekunden später war er wieder bei ihr. Er legte ihre Arme seitlich neben ihren Kopf und küsste ihren Hals und ihre Brüste, als er erneut in sie eindrang und sich bewegte. Dieses Mal kraftvoller, hemmungsloser. Immer wieder bewegte er sich vor und zurück, bis es zu viel und doch zu wenig war. Er brachte sie erneut an den Rand des Orgasmus, aber bevor die Woge der Lust über ihr zusammenschlagen konnte, zog er sich wieder zurück.

Autor

Lauren Canan
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