Pikanter Pakt mit dem griechischen Tycoon

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Lynna ist schockiert: Ausgerechnet Athan Akakios will sie heiraten! Dabei ist der griechische Millionär verantwortlich für den Tod ihres Vaters. Doch Athan – einst ihr Jugendfreund, jetzt ihr größter Feind – macht ihr ein unwiderstehliches Angebot, mit dem sie alle Probleme aus der Welt schaffen könnte. Alle – bis auf eines. Denn was als geschäftlicher Deal beginnt, entfacht schon bald eine verbotene Anziehung. Zwischen alten Wunden, neuen Gefühlen und dem gefährlichsten aller Versprechen steht plötzlich ihr Herz auf dem Spiel!


  • Erscheinungstag 28.10.2025
  • Bandnummer 2724
  • ISBN / Artikelnummer 9783751535168
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Lorraine Hall

Pikanter Pakt mit dem griechischen Tycoon

1. KAPITEL

„Du musst diesen Job nicht noch mal annehmen.“

Lynna Carew dekorierte ihren Brownie-Eisbecher, ein letztes Meisterwerk, bevor sie zu einem neuen Job nach Mykonos reiste.

Ihre drei Kolleginnen – und Freundinnen – schauten ihr per Videochat bei der Arbeit zu.

Zu viert hatten sie eine ganz spezielle Consulting-Agentur gegründet, die diskrete Dienstleistungen für die Reichsten der Reichen anbot. Irinka kümmerte sich um persönliche Angelegenheiten, Maude übernahm Landschaftspflege und Verwaltung der Anwesen, während Augusta, besser bekannt als Auggie, oft als Mädchen für alles einsprang.

Natürlich hatten ihre Freundinnen recht. Wie Irinka gesagt hatte, musste sie den Job nicht übernehmen. Aber Lynna würde es trotzdem wieder tun – wie in jedem Jahr.

„Ich glaube, über das Thema haben wir oft genug geredet.“ Lynna gab ihre selbst gemachte Schokoladensauce, die immer in ihrem Kühlschrank stand, auf die Brownie-Eiskreation.

„Wir verstehen es einfach nicht“, schimpfte Auggie. „Du hasst ihn. Jedes Mal beschwerst du dich über diesen Job. Und wir alle wissen, dass er dich nur engagiert, um gemein zu dir zu sein. Weil er ein Mistkerl ist.“

Das stimmte allerdings. Das konnte Athan Akakios am besten. Ein Mistkerl sein. Na ja, vielleicht nicht am besten. Noch besser war er darin, ein hinterhältiger Schuft zu sein.

Genau darum ging es. Er wollte ihr ein Messer in den Rücken stechen. Warum? Sie hatte keine Ahnung. Die Akakios-Familie hatte ihr schon genug angetan. Nachdem sie ihren Vater in den Ruin getrieben hatten, war er viel zu früh gestorben. Aber irgendetwas war da, das Athan noch von ihr wollte.

Sie würde es ihm nicht geben – was auch immer es war. Er konnte es noch so sehr versuchen. Sie würde nicht klein beigeben.

„Die beste Rache ist ein atemberaubendes Gericht, das ihn in seinen Träumen verfolgt, wenn ich den Rest des Jahres für jemand anderen koche.“ Lynna betrachtete ihren Brownie-Eisbecher. Perfekt. Sie schnappte sich den Eisbecher und das Tablet, ging ins Wohnzimmer ihrer gemütlichen Londoner Wohnung und ließ sich in ihrem Sessel nieder. „Außerdem ist es diesmal kein ganzer Monat wie sonst. Ich fliege morgen, bereite dann die Hochzeit vor, kümmere mich um das Catering, und die restlichen zwei Wochen stehe ich nur noch auf Abruf bereit.“

„Du organisierst die Hochzeit eines Mannes, der deine Familie zerstört hat“, warf Maude ein. „Das ist demütigend.“

Lynna nahm einen Löffel von ihrem Eisbecher und genoss die Schlagsahne. Die Brownies und das Eis hatte sie selbst gemacht. „Ich catere gerne auf Hochzeiten, Irinka. Unabhängig von der Braut und dem Bräutigam.“

Geduldig hörte sie sich jedes weitere Argument ihrer Freundinnen an und wies eines nach dem anderen zurück.

Denn Lynna Carew brauchte keine Zustimmung. Von niemandem.

Vielleicht arbeitete sie nicht gerne für Athan. Aber für sie wäre es eine größere Beleidigung gewesen, wenn er sie und ihre Familie völlig vergessen hätte.

Offensichtlich verfolgte ihn der Name Carew immer noch – oder wenigstens ihr Essen –, sonst würde er sie nicht Jahr für Jahr wieder engagieren. Dann hätte er sie nicht gebeten, das Essen für seine zwar kleine, aber sehr diskrete exklusive Hochzeit zuzubereiten.

Vielleicht wollte er sie quälen, indem er sie jedes Jahr für einige Wochen engagierte. Aber sie ließ sich nie anmerken, dass sie ihn hasste. Sie servierte ihm nie ein schlechtes Essen, um sich zu rächen. In den letzten fünf Jahren hatte sie sich immer wie ein Profi verhalten.

Danach brachte sie ihren Gehaltsscheck direkt zur Bank. Wenn er Gefühle von ihr wollte, konnte er lange warten.

„Wirst du ihn dieses Mal wenigstens vergiften?“, fragte Maude ein bisschen zu hoffnungsvoll.

„Auf keinen Fall. Das wäre nicht gut fürs Geschäft. Was glaubst du, wie viele Aufträge uns so eine Hochzeit einbringt, wenn die Leute von meinem Essen beeindruckt sind? Ich glaube, das Ganze hat etwas von poetischer Gerechtigkeit.“

Es brachte ihren Vater nicht zurück, und es reichte nicht, um die Ausbildung ihres Bruders zu finanzieren, aber das schaffte sie mit ihrer Arbeit für die Agentur. Was die Familie Akakios getan hatte, war durch nichts zu ändern. Warum also nicht von ihnen profitieren?

Früher einmal hatte sie Athan als Freund betrachtet – als Freund der Familie. Sie hatte ihn und seinen Vater für anständige, gute Männer gehalten, genau wie ihren Vater.

Bis die beiden vor fast sechs Jahren ihren Vater verraten und ihm alle seine Anteile an dem Unternehmen gestohlen hatten, das er von Grund auf aufgebaut hatte. Sie hatten dafür gesorgt, dass jeder glaubte, Aled Carew wäre ein Krimineller und die Familie Akakios hätte sein Unrecht wiedergutgemacht.

Davon hatte ihr Vater sich nicht mehr erholt. Weder finanziell noch von dem Schmerz und Schock, auf diese Weise von Menschen behandelt zu werden, denen er nicht nur vertraut, sondern die er wie seine eigene Familie geliebt hatte.

Kaum ein halbes Jahr später war er an einem Aneurysma gestorben. Sein Tod hätte ihre Familie zerstört, wenn Lynna das zugelassen hätte. Darum machte es ihr nichts aus, jedes Jahr für Athan zu arbeiten. Es machte ihr nichts aus, seine Hochzeit auszurichten. Sie könnte ihn hassen. Sie könnte hoffen, eines Tages zu erleben, wie er und sein Vater zugrunde gingen.

Aber im Moment nahm sie lieber sein Geld, um zu tun, was sie gut konnte, was sie liebte und was sie zum Erfolg führte.

Ein Erfolg, den ihr niemand nehmen konnte, schon gar nicht ein Akakios.

Athan Akakios hatte fast alles perfekt arrangiert. In zwei Tagen würde er Regina Giordano heiraten. Nicht aus Liebe, sondern weil sie die Tochter des Geschäftspartners seines Vaters war. Sobald er ihre Hälfte des Unternehmens übernommen hatte, würde er seinen Vater aus dem Geschäft drängen.

Ein für alle Mal.

Alles in allem war es nur passend, dass Lynna Carew daran beteiligt war.

Fünf Jahre lang hatte er auf einen Riss in ihrer Rüstung gewartet. Er hatte darauf gewartet, dass sie den Job bei ihm ablehnte. Dass sie auf ihn zukam, ihn beschuldigte, ihm den Kopf abriss.

Er hatte es verdient.

Vielleicht wollte er eine Reaktion von ihr, um die Erinnerung an ihr Weinen bei der Beerdigung ihres Vaters zu vertreiben. Nachdem sie während der ganzen Beerdigung für ihre Mutter und ihren Bruder stark geblieben war, hatte sie sich in einem kleinen Raum versteckt und geweint, als könnte sie nie wieder aufhören.

Sie hatte ihm nie die Genugtuung gegeben, ihm ihren Hass zu zeigen, und er konnte nicht anders, als sie dafür zu respektieren.

Manchmal machte er sich Sorgen, dass sie ein wenig zu sehr jede Entscheidung beeinflusste, die er seitdem getroffen hatte. Der Tod ihres Vaters hatte ihn verändert, und ihr Weinen, versteckt in einem kleinen Raum, hatte diese Veränderung ausgelöst.

Aber eigentlich war es nicht sie. Es war das, was er in dem Moment begriffen hatte.

Die Erkenntnis, dass sein Vater kein anständiger Mensch war. Athan konnte ein noch so guter Geschäftsmann sein, nichts würde jemals ausreichen, um sich den Respekt seines Vaters zu verdienen – egal, wen er verraten hatte. Und wenn er sich diesen Respekt nicht verschaffen konnte, wollte er nicht weiter versuchen, wie sein Vater zu sein.

Vielleicht würden ihm seine vergangenen Sünden nie verziehen werden – weder von Lynna noch von irgendjemand anderem –, aber das würde ihn nicht davon abhalten, ein anständiger Mensch zu sein.

Na ja, sobald er an der Macht war.

Nach der Hochzeit würde er seinem Vater den Boden unter den Füßen wegziehen. Er würde mit seinem Vater machen, was Konstantin Akakios damals mit Aled Carew gemacht hatte. Vielleicht würde Lynna dann nicht mehr so tun, als würde er sie nicht interessieren.

Heute Morgen war sie angekommen, aber er hatte sie nicht gesehen. Normalerweise ging er direkt zu ihr und versuchte, sie zu provozieren. Sie schluckte den Köder nie, aber er versuchte es trotzdem immer wieder.

Heute Abend kam sein Vater für die Hochzeit am Samstag an. Gemeinsam mit Athans Braut würden sie alle bei einem von Lynnas unvergleichlichen Gerichten zusammensitzen, so tun, als würden sie sich amüsieren und feiern.

Aber das alles war eine Lüge. Sein Vater freute sich nicht für ihn und würde es noch weniger tun, sobald die Papiere unterzeichnet waren. Denn dann würde Athan die Aktien besitzen, um das Unternehmen nach seinen Vorstellungen zu führen.

Und zwar ohne Konstantin.

Athan würde AC International zu einem seriösen Unternehmen machen. Keine zweifelhaften Geschäfte mehr, um Geld zu sparen. Keine fragwürdigen Verträge mehr. Athan würde die Firma wieder zu dem machen, was sie einmal gewesen war – bevor er sich hatte hinreißen lassen, einen anständigen Mann zu verraten.

Eine anständige Familie.

Der Gedanke an diese Familie brachte ihn dazu, sich auf die Suche nach seiner Köchin zu machen. Er fand sie in der Küche. Wie immer war sie von Kopf bis Fuß schwarz gekleidet, mit einer bunten Schürze. Ihr dichtes braunes Haar war wie üblich zu einem komplizierten Zopf mit bunten Spangen aufgesteckt.

„Guten Abend, Lynna. Schön, dass du da bist.“

Sie wandte sich nicht sofort um. Sie zuckte nicht zusammen. Sie reagierte in keiner Weise auf seine Anwesenheit oder seine Stimme. Sie beendete, was sie gerade tat – irgendetwas Aufwändiges mit Kräutern.

Sie ließ ihn warten. Vielleicht war es Absicht, aber er wusste, wie konzentriert sie arbeitete. Erst als sie offenbar mit ihrem Werk zufrieden war, drehte sie sich ganz langsam und mit dem freundlichsten Lächeln zu ihm um.

Allerdings war ihm, als funkelten ihre blauen Augen boshaft, auch wenn sie versuchte, es zu verbergen.

„Hallo, Mr. Akakios.“

Er sah sie finster an und versuchte, so gleichgültig zu wirken wie sie. Das war ihm noch nie gelungen. „Ich habe dir doch gesagt, du sollst mich nicht so nennen. Schon mehrfach.“

Ihre Augen weiteten sich – sie hatte schon immer Sinn für Dramatik gehabt. „Ich bitte um Entschuldigung. Das hatte ich wohl vergessen. Ich habe viele Kunden.“

Er wollte sie darauf hinweisen, dass sie sich schon seit ihrer Geburt kannten und er nicht nur irgendein Kunde war. Aber dann würde sie nur etwas anderes sagen, über das er sich genauso ärgern würde.

Außerdem kam jetzt ein Angestellter herein. „Mr. Akakios senior ist angekommen.“

Athan nickte. „Sehr gut. Ich werde gleich da sein.“ Er sah zu Lynna hinüber und fragte sich, ob die Erwähnung von Konstantin ausreichte, einen Riss in ihrer Rüstung zu verursachen.

Nein.

„Das ist das erste Mal, dass du für meinen Vater kochst“, kam er direkt zum Punkt. „Ich hoffe, wir brauchen nach dem Essen keinen Krankenwagen.“

Sie zuckte mit keiner Wimper. Es war, als würde sie nur noch gleichgültiger wirken. Das Outfit, das ihre Figur verbarg, und die strenge Aufsteckfrisur halfen ihr dabei. Aber ihre Schürze hatte die Farbe der Ägäis, und in dem Blau ihrer Augen schimmerten silberne Punkte.

„Das würde ich meiner Agentur niemals antun“, erwiderte sie freundlich und nahm die Platte, auf der eine große Auswahl an Köstlichkeiten arrangiert war, obwohl sie heute Abend nur zu dritt essen würden.

Unzufrieden über ihre Beherrschung brummte Athan und ging ins Esszimmer. Lynna folgte ihm mit ihrem zweifellos köstlichen Vorspeisenteller. Als sie den Speisesaal betraten, war nur eine Person anwesend.

Athan betrachtete seinen Vater. Den großen, gefürchteten, rücksichtslosen Konstantin Akakios. Manchmal wünschte Athan sich, er könnte mehr wie sein Vater sein. Dass er absolut keine Rücksicht auf irgendjemanden oder irgendetwas nehmen würde, nur auf seinen eigenen Erfolg.

Aber sein Vater war so böse, wie man nur sein konnte, ohne jemanden zu ermorden – nicht, dass Athan ihm das nicht zutrauen würde.

Konstantin trug immer noch seine Jacke, als hätte er nicht vor zu bleiben.

„Hat Christos vergessen, dir deinen Mantel abzunehmen, Vater?“

„Ich fürchte, ich kann nicht bleiben, Athan. Nein, das stimmt nicht ganz. Ich könnte, aber ich bezweifle, dass das eine Option ist.“

Ein vertrautes Gefühl der Vorahnung stieg in Athans Magen auf, Hilflosigkeit und Ausgeliefertsein. Als erwachsener Mann hatte er alles getan, um dieses Gefühl loszuwerden – außer die Firma seines Vaters zu verlassen. Aber er hatte sich geschworen, AC International zu verändern.

Stattdessen hat mein Vater meine Pläne ruiniert, wurde ihm in diesem Moment klar.

„Regina wird auch nicht an deinem netten Abendessen teilnehmen.“

Athan war einen Kopf größer als sein eleganter Vater, und doch war ihm, als würde er schrumpfen.

„Ich habe sie in meinem Flugzeug zurück nach Athen gebracht. Sie hat nämlich beschlossen, nicht dich, sondern mich zu heiraten.“

Athan starrte seinen Vater an und versuchte zu verstehen, was er sagte.

„Tut mir leid, mein Sohn.“ Konstantin hörte sich an, als täte es ihm aufrichtig leid, obwohl Athan wusste, dass es ihm überhaupt nicht leidtat. Seinem Vater hatte noch nie in seinem Leben etwas leidgetan. Im Gegenteil, er freute sich über das Leid anderer – vor allem, wenn er es selbst verursacht hatte. „Es ist wirklich eine Schande, dass ich dazu gezwungen bin. Aber du hast doch nicht wirklich geglaubt, dass du mich übers Ohr hauen kannst, oder?“ Konstantin schüttelte den Kopf. „Du warst nie schlau genug für solche Tricks. Regina wird mir gehören – und ihre Anteile auch. Und du wirst AC International verlassen.“

Athan ballte die Fäuste, aber er wusste, dass er seinem Vater nicht zu nahe treten durfte. Konstantin genoss es, das Opfer zu spielen.

„Du kannst mich nicht rauswerfen.“ Athan hatte die letzten Jahre damit verbracht, seine Position zu sichern.

„Ich frage mich, wie du das verhindern willst, wenn ich alle Anteile besitze.“ Konstantins Blick wanderte zu Lynna. Dann lächelte er auf eine Weise, die Athan dazu brachte, sich zwischen die beiden zu stellen. „Falls du vergessen hast, wie das mit Firmenanteilen und Kontrolle funktioniert, frag das Carew-Mädchen. Sie kann dir bestimmt erklären, was passiert, wenn ich die Mehrheit der Anteile besitze.“

Athan war er völlig sprachlos. Er hatte gedacht, schon gewonnen zu haben. Er hätte es besser wissen müssen.

Adío, Athan. Und das mit den Kosten für die Hochzeit tut mir leid. Vielleicht kannst du einen Teil davon zurückbekommen, wenn du genug bettelst.“ Dann verließ Konstantin den Raum.

Und Athan stand in seinem Esszimmer. All seine Pläne waren durchkreuzt, sein Vater hatte gewonnen.

Wieder einmal.

2. KAPITEL

Lynna hasste es, Mitgefühl für Athan zu empfinden. Warum auch? Da sah er mal selbst, wie sich das anfühlte. Hätte jemand anderer als ausgerechnet sein Vater ihm das angetan, könnte sie sich vor Lachen nicht mehr halten.

Natürlich wünschte sie sich, dass Athan seine gerechte Strafe bekam. Aber es war Konstantin Akakios, der ihm diesen Schlag versetzt hatte, und darüber konnte sie sich nicht freuen.

Sie atmete langsam aus. Sie war darauf vorbereitet gewesen, Konstantin zu sehen, und trotzdem hatte sie den Wunsch verspürt, ihm das Essen an den Kopf zu werfen. Unter anderem.

Der Wunsch war immer noch da, darum stellte sie den Teller vorsichtig auf dem Esszimmertisch ab. Anschließend wandte sie sich zu Athan um, der vollkommen vor den Kopf gestoßen wirkte. Ein winzig kleiner Anflug von Mitleid stieg in ihr auf, aber sie verdrängte es sofort.

Das hatte er verdient. Egal, wer ihm das angetan hatte, verdiente Athan es, vernichtet zu werden. Seine karmische Strafe.

„Also Essen für eine Person?“, fragte sie ganz unschuldig.

Athan richtete sich auf, als wäre ihre Stimme das Gegengift für einen Zauberbann. Der geschockte Ausdruck in seiner Miene verwandelte sich langsam in etwas Dunkleres. Offensichtlich schmiedete er einen Plan, und das sollte für Lynna alarmierend genug sein, um einen schnellen Rückzug anzutreten.

Doch als er sie ansah, blieb sie wie erstarrt stehen. Das Problem war, er sah so gut aus … so unglaublich gut. Die scharfen Linien, die aristokratische Nase, die dunklen Augen, die zweifellos die Abgründe der Hölle widerspiegelten, aus der er gekrochen war.

Alles in ihr schrie danach, sich umzudrehen und zu flüchten. Stattdessen blieb sie wie angewurzelt stehen, und ihr Herzschlag beschleunigte sich, als Athan unerwartet lächelte.

„Ich weiß, was wir machen“, sagte er mit seiner dunklen Stimme.

Wie der Teufel persönlich, ging ihr durch den Kopf. Und wen meinte er mit „wir“? Bestimmt nicht sie, oder? Das war lächerlich. Bestimmt meinte er ein königliches „Wir“.

Aber er schien seine ganze Aufmerksamkeit auf sie zu richten. „Ich werde trotzdem heiraten“, sagte er plötzlich. „Und zwar dich.“

Ihr schallendes Gelächter überraschte Athan. Sie warf tatsächlich den Kopf zurück und lachte und lachte und hörte gar nicht wieder auf. In ihrer Miene sah er ehrliche Erheiterung.

„Das ist kein Witz“, stellte er klar. Vielleicht würde er später verstehen, was daran so lustig war, aber im Moment verspürte er nur Wut. Aber keine rasende, unkontrollierte Wut. Nein, er hatte gelernt, sie zu kontrollieren.

Scharfes, tödliches Eis. Sein Vater würde nicht gewinnen – durfte nicht gewinnen.

„Dann hast du den Verstand verloren“, erklärte Lynna. „Und meine Antwort ist ein überzeugtes Nein.“

„Ich habe nicht gefragt, Lynna.“

Jeder Humor verschwand aus ihrem Gesicht. Ihre Augen blitzten. Farbe stieg in ihre Wangen. „Oh, hältst du mich etwa für eine deiner Untergebenen, weil du mich für meine Kochkünste bezahlst? Dann habe ich schlechte Nachrichten für dich.“ Sie trat auf ihn zu und hob in einer aggressiven Geste den Zeigefinger. „Du kannst mich nicht herumkommandieren. Und ganz bestimmt kannst du mir nicht befehlen, dich zu heiraten. Bist du wahnsinnig?“

Wahrscheinlich klang es wirklich ein bisschen verrückt. Jedenfalls für sie. Aber sie verstand es nicht. Er brauchte die Anteile. Wenn er sie weder von seinem Vater noch von Giordano bekommen konnte, dann musste er sich auf den einen Namen verlassen, der immer noch hinter vorgehaltener Hand bei AC International geflüstert wurde.

Carew.

„Die Leute in der Firma respektieren deinen Vater immer noch. Sie wissen, dass mein Vater ihn mit seinen betrügerischen Machenschaften ruiniert hat.“

Langsam nahm die Idee in seinem Kopf Gestalt an. So wie es die besten Ideen taten. Sie entwickelte sich zu etwas, das noch besser war als die ursprüngliche Idee. Er würde seinen Vater vernichten. Mit einer echten Carew auf seiner Seite könnte Konstantin ihn nicht aufhalten. Er würde AC International bekommen – mit oder ohne die Giordano-Aktien.

Vor ihm stand die Antwort auf seine Probleme. Er brauchte Lynna. Ihr Name war seine letzte Chance, seinen Vater aufzuhalten.

Zwei Jahre Arbeit, um Regina zu heiraten, hatten sich in Rauch aufgelöst. Das ärgerte ihn, aber die geplante Hochzeit würde am Samstag stattfinden. Lynna würde ihn heiraten, und ihre Hochzeit wäre der Beginn seines Feldzugs.

Natürlich wollte sie ihn nicht heiraten. Aber er kannte sie. Kannte ihre Situation. Er wusste, was ihr wichtig war. Ihre Familie. Beständigkeit. Und selbst wenn sie sich an ihm rächen wollte, stand sein Vater doch bestimmt ein bisschen höher im Kurs.

„Du wirst Reginas Platz einnehmen und mich am Samstag heiraten. Vor der Trauung setzen wir einen Vertrag auf. Du gibst mir …“ Er dachte einen Moment lang nach, wie lange es wohl dauern würde. „Zwei Jahre. Dafür erhältst du von mir das Geld für Rhys’ gesamte Ausbildung. Sobald er mit der Universität fertig ist, bekommt er einen guten Job in der Firma. Und ein Haus für deine Mutter, wo immer sie möchte.“

Die Ausbildung ihres Bruders und einen sicheren Job für ihn, Stabilität für ihre Mutter. Mehr konnte sie sich nicht wünschen.

Aber sie schüttelte hartnäckig den Kopf. „Und was habe ich davon?“

„Genugtuung.“

Sie lachte wieder. „Hattest du in letzter Zeit eine Kopfverletzung? Dir zu helfen, wäre nicht im Geringsten befriedigend.“

„Du hasst meinen Vater.“

„Ich hasse euch beide. Warum sollte ich einem von euch helfen? Ich will euch beide am Boden sehen.“

Fünf Jahre lang hatte er gewollt, dass sie das offen aussprach. Jetzt war der Moment da, und er fühlte keine Genugtuung. Denn er brauchte sie für seine Rache. Es gab keinen anderen Weg. Er könnte sein eigenes Unternehmen aufbauen. Er könnte viele Dinge tun, aber genauso wichtig wie sein Sieg war ihm, dass sein Vater für seine Verbrechen bezahlte.

Darum musste er schnell handeln. „Es wäre für Rhys. Und für deine Mutter.“

Sie sprach mit der gleichen ruhigen Gelassenheit, die ihn immer an einen Löwen im Käfig erinnerte: „Danke, aber ich verdiene genug. Ich brauche deine Hilfe nicht.“ Dann machte sie auf dem Absatz kehrt. Zweifellos nicht nur, um den Speisesaal zu verlassen, sondern auch seine Villa und Mykonos.

Aber er wusste alles über sie. Er hatte sie gründlich beobachten lassen. Nicht, dass er das ihr gegenüber jemals zugeben würde. Er hatte sogar behauptet, er hätte nur zufällig von einigen Freunden von ihrer Agentur gehört.

Aber das stimmte nicht. Seit der Beerdigung ihres Vaters war er über jeden ihrer Schritte informiert. Er hatte sich nie damit auseinandergesetzt, warum er das tat. Aber das war auch egal. Jetzt würden ihm die Informationen nützlich sein.

„Die Zinsen für dein Darlehen sind ziemlich hoch“, rief er ihr nach.

Abrupt blieb sie stehen. Dann wirbelte sie herum und schaute ihn an. Endlich sah er die Wut in ihrem Gesicht, die er sich seit fünf Jahren von ihr wünschte.

Sie war wirklich schön, auch wenn sie ihre Schönheit versteckte. Ihre Augen blitzten, und ihre Wangen färbten sich rot. Sie hatte die Fäuste geballt, als wollte sie mit aller Kraft auf ihn einschlagen. Brüllender Triumph erfüllte ihn.

Fast konnte er seine eigene Wut vergessen, seine eigene Rache.

Fast.

„Überlege es dir, Lynna. Die nächsten Jahre könnten einfach sein. Du müsstest dich nicht bis auf die Knochen abrackern.“

„Ich mag meine Arbeit.“

„Na gut. Du kannst arbeiten, so viel du möchtest. Aber du müsstest nur noch die Jobs annehmen, die du wirklich willst. Du könntest deinen Kredit vollständig abbezahlen. Sofort. Du könntest Zeit mit deiner Mutter verbringen und müsstest nie wieder an Weihnachten arbeiten. Alles, was du tun müsstest, wäre …“

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