Sag endlich Ja, Maddie!

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Hatte Maddie nur die erotische Stimmung eines schönen Abends verführt? Oder ließ Lukes charmantes Lächeln sie dahinschmelzen? Jedenfalls ist sie nicht länger die letzte 25-jährige Jungfrau in Südkalifornien! Und in einigen Monaten wird sie ein Baby bekommen. Aber das gesteht sie Luke nicht - diesem Frauenhelden und überzeugten Junggesellen. Als er es trotzdem erfährt, mach er ihr ritterlich einen Heiratsantrag. Doch Maddie lehnt ab - sie will nicht seine Frau werden. Es sei denn, sie kann ihm die drei kleinen Worte entlocken, ohne die sie nicht glücklich wird!


  • Erscheinungstag 25.08.2018
  • ISBN / Artikelnummer 9783733759094
  • Seitenanzahl 130
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

„Ich verstehe ja, dass du gegangen bist, ohne mir auf Wiedersehen zu sagen.“ Luke Marchettis vorwurfsvoller Ton verriet allerdings, dass er es überhaupt nicht verstand. „Aber ich begreife nicht, warum du mir nicht gesagt hast, dass du noch Jungfrau bist.“

Madison Wainright erstarrte in ihrer Schlafzimmertür und holte tief Luft.

Sie wandte sich ihm zu und flüsterte „Luke.“

„Ja.“

Was für einen Körper er hatte! Luke stand neben ihrem Bett, und sein kräftiges dunkles Haar war noch feucht von der Dusche. Sie bewunderte sein jugendliches Aussehen – die wohlgeformte Nase, sein ausgeprägtes, vom Bart verdunkeltes Kinn und die Grübchen. Wenn er finster blickte, wie jetzt, waren sie kaum zu erkennen. Aber Madison hatte ihn auch lächeln sehen und kannte deshalb die charmanten Grübchen, die dann auf seinem Gesicht erschienen. Das brachte fast alle weiblichen Herzen zum Schmelzen. Nur ihres nicht. Allerdings musste sie durchaus zugeben, dass er mit dem weißen Badetuch, das lose um seine Hüften geschlungen war, durchaus als verführerisches Model posieren konnte.

„Warum, Maddie?“

Während er geduscht hatte, hatte sie überlegt, ob sie ihm gegenübertreten konnte, nachdem sie „es“ getan hatten. Schließlich hatte sie ihre Jeans und ein T-Shirt angezogen. Jetzt presste sie sich eine Jacke an die Brust, als ob die sie vor Lukes Blicken schützen könnte. Ziemlich überflüssig, angesichts der Tatsache, dass er sie schon nackt gesehen hatte.

„Warum ich meine eigene Wohnung verlasse? Oder warum ich nicht gesagt habe, dass ich noch Jungfrau war?“

„Beides.“ Er zuckte mit den starken Schultern.

Luke war für Madison der Inbegriff des Wortes kräftig. Ihr gefiel sein großer, schlanker Körper. Vor allem gefiel ihr seine behaarte Brust.

Trotzig unterdrückte sie das Bedürfnis zu seufzen. Selbst jetzt erinnerte sie sich daran, wie ihre rechte Hand gezittert hatte, als sie über seine ausgeprägt männlichen Konturen fuhr. Nun, da sie ihn bei Tageslicht vor sich stehen sah, wurden ihre Erinnerungen noch lebhafter.

Jetzt war sie nicht mehr die letzte fünfundzwanzigjährige Jungfrau in ganz Südkalifornien. Aber warum hatte sie bloß zugelassen, dass ausgerechnet Luke der Erste war?

Madison schluckte zwei Mal, bevor sie wieder sprechen konnte. „Das hier ist mein Haus. Und als aufmerksame Gastgeberin war ich um deine Privatsphäre besorgt. Ich dachte, es ist besser, wenn ich leise gehe.“ Sie versuchte, einen unpersönlichen, geschäftlichen Ton anzuschlagen, was aber an ihrer Atemlosigkeit kläglich scheiterte.

„Besser für wen?“

Es klang fast wie eine freundliche Unterhaltung, doch nachdem er das gesagt hatte, kniff er die blauen Augen zusammen und presste die vollen, sinnlichen Lippen zu einem schmalen Strich aufeinander. Madison wusste, dass sie nie vergessen würde, wie es war, seinen Mund auf den empfindlichsten Stellen ihres Körpers zu spüren.

„Besser für uns beide – um uns das peinliche Gespräch danach zu ersparen.“

„Das ist doch das Beste daran – hinterher darüber zu reden. Aber das kannst du ja nicht wissen, weil es dein erstes Mal war.“

„Machst du dich etwa über mich lustig?“

„Auf gar keinen Fall. Ich bin allerdings ärgerlich, dass du es mir nicht gesagt hast.“ Luke verschränkte die Arme vor seiner Brust.

„Du hast recht. Ich habe noch nie mit einem Mann geschlafen. Außerdem lese ich keine Frauenzeitschriften und kenne deswegen auch die zehn besten Gesprächsthemen für den Morgen nach dem ersten Mal nicht. Meine Erfahrung habe ich vor Gericht gesammelt, nicht im Schlafzimmer. Ich kann mich auf eine Verhandlung vorbereiten, aber nicht auf das, was wir letzte Nacht getan haben. Danach habe ich nur versucht, uns beiden eine unangenehme Situation zu ersparen. Es tut mir leid, dass ich so eine Enttäuschung war.“

„Ich habe nie gesagt, dass ich enttäuscht bin. Ganz im Gegenteil.“

Madison erschauerte, als sie sein Blick aus den tiefblauen Augen traf. Deshalb habe ich mich aus meiner eigenen Wohnung stehlen wollen, dachte sie. Weil er so eine unbeschreibliche Faszination auf mich ausübt.

Madison wusste, dass sich ihre Lippen nur zu berühren bräuchten – und schon wäre es wieder um sie geschehen. Irgendwie musste sie den sinnlichen Bann durchbrechen, der sie gefangen hielt. Sie betrachtete Lukes Gesicht und sprach das Erste aus, das ihr auffiel. „Du hast dich nicht rasiert.“

„Ich habe keinen Rasierer hier. Aber das ist auch gut so. Wenn ich mich noch rasiert hätte, wärst du mir entwischt.“

Madison stand immer noch im Türrahmen, der Freiheit so nahe, und klammerte sich an ihre Jacke. „Entwischt. Richtig. Ich muss arbeiten.“ Sie klang, als wäre sie nicht ganz bei Trost, und hoffte, er würde es nicht bemerken. Oder dass er gnädig sein und sie damit durchkommen ließe.

„Was bist du so in Eile? Es ist Sonntag. Selbst eine Arbeitssüchtige wie du hat heute frei. Zumindest hat das Gericht vernünftigerweise am Wochenende geschlossen.“

Offensichtlich war er heute Morgen nicht besonders gnädig. „Richtig. Aber eine Anwältin erledigt ihre Hauptarbeit immer schon, bevor sie den Gerichtssaal betritt. Außerdem muss ich noch einkaufen und …“

„Hör auf, Maddie.“

Maddie. Luke war der Einzige, der sie je so nannte. Das war letzte Nacht ihr Verderben gewesen. Sonst war sie immer Madison. Ihre Mutter hatte darauf bestanden, und Madison selbst hatte die Angewohnheit übernommen, sofort jeden zu verbessern, der ihren Namen verkürzen wollte. Warum hatte sie Luke nie darauf aufmerksam gemacht?

„Wie bitte?“, fragte sie.

„Seit Nick hast du geschworen, dich nie wieder auf einen Mann aus der Marchetti-Familie einzulassen, und nun verbringst du dein erstes Mal ausgerechnet mit mir. Warum, Maddie? Ich muss das wissen.“

Er hatte recht. Nachdem ihre Beziehung zu seinem Bruder Nick in die Brüche gegangen war, hatte Madison tatsächlich beschlossen, alle Marchetti-Männer zu meiden. Nicks Herz hatte einer anderen Frau gehört. Es hatte sie nicht einmal sehr überrascht. Sie war einfach nicht die Sorte Frau, für die Männer schwärmten. Kein Wunder, so wie sie aufgewachsen war! Die Trennung von Nick war freundschaftlich gewesen, und Luke hatte ihr damals seine Schulter zum Anlehnen angeboten. Was sie abgelehnt hatte.

Sie wollte sich auf ihre Karriere konzentrieren. Sie wollte keine intime Beziehung. Also was, um alles in der Welt, hat mich dann dazu gebracht, mit ihm zu schlafen? dachte sie. Ich muss vollkommen die Kontrolle verloren haben, und das ist doch sonst überhaupt nicht meine Art!

Sie wusste einfach keine Antwort auf Lukes Frage. „Einspruch. Das tut nichts zur Sache.“

„Für mich schon.“ Er seufzte schwer. „Du bist fünfundzwanzig. Du bist ein wunderschöner, grünäugiger Rotschopf.“

„Du solltest mal deine Augen untersuchen lassen.“ Sie zeigte auf ihre Nase. „Diese blöden Sommersprossen sind doch absolut unattraktiv.“

„Ich mag sie. Und ich kann mir gut vorstellen, dass eine Menge Männer sie sogar sehr attraktiv finden. Wahrscheinlich wirst du dauernd von ihnen umschwärmt. Also warum jetzt und warum ich?“

„Ich wünschte, ich wüsste es.“

Wenn sie doch bloß ihre Schwachheit damit begründen könnte, dass sie gestern bei der Hochzeit seines älteren Bruders zu viel getrunken hatte! Aber sie hatte nur das eine Glas Champagner angerührt, das Luke ihr geholt hatte, um Alex und Frannie zuzuprosten. Luke hatte sich von dem Moment an um Madison gekümmert, in dem sie ohne Begleitung zur Hochzeit erschienen war. Man hatte sie zur Hochzeit eingeladen, da ihre Anwaltskanzlei die Interessen der Marchetti AG vertrat, und da sie außerdem eine Freundin der Familie war. Also war sie auch erschienen. Allein. Luke war auch allein gewesen, was sie nicht verstehen konnte, da sie ihn für einen echten Frauenschwarm hielt. Ein Mann, der so aussah wie er, musste doch alle Frauen in Aufruhr versetzen, sobald er den Raum betrat. Solange sie ihn schon kannte, hatte Luke sich allerdings nie für eine einzige Frau entschieden. Warum sollte sie so dumm sein, zu glauben, dass ausgerechnet sie diejenige wäre?

Doch Madison war dankbar dafür gewesen, ihn bei dieser traumhaften Sommerhochzeit an ihrer Seite zu haben. Aus irgendeinem Grund wollte sie nach der Feier nicht in ihr einsames Stadthaus zurückkehren. Luke war mit ihr spazieren gefahren. Dabei hatten sie festgestellt, dass er ihr Zuhause noch nie gesehen hatte. Sie hatte ihn daraufhin zu sich eingeladen, und so hatte eins zum anderen geführt. Er hatte aber eine klarere Antwort auf seine Frage verdient.

„Ich weiß nicht genau, warum es passiert ist, Luke“, begann sie. „Es war wohl ein Gelegenheitsdelikt.“

Sein aufblitzendes Lächeln ließ wieder diese wunderbaren Grübchen erscheinen, die ihn für sie so attraktiv machten. „Das hast du wie eine Staranwältin formuliert.“

Sie bemerkte den intensiven Blick seiner blauen Augen und fluchte innerlich, dass sie es nicht geschafft hatte, ihm zu entwischen. „Ja, das bin ich auch. Jim Mallery hat mich mit Bedacht ausgewählt, die Mandanten nach seiner Pensionierung zu übernehmen.“

„Du hast meine Frage immer noch nicht beantwortet. Warum ich?“

„Das meinte ich doch mit Gelegenheitsdelikt.“

„Ich hatte auf etwas weniger Zurechtgelegtes gehofft. Zum Beispiel dass du deinen Kopf verloren hast und nicht anders konntest.“

Sie hoffte, er würde nie erfahren, dass er gerade mitten ins Schwarze getroffen hatte. Wenn sie noch einmal ihren Kopf verlöre, würde sie auch ihr Herz verlieren. Sich einmal die Finger zu verbrennen war naiv. Es noch einmal geschehen zu lassen wäre einfach dumm. Nick hatte sich in jemand anders verliebt, weil er erkannt hatte, dass sie, Madison, nicht für die Liebe geschaffen war. Sie würde nicht den Fehler begehen, sich wieder verletzbar zu machen.

„Ich hätte gerne vorher gewusst, dass es dein erstes Mal war“, sagte Luke.

„Warum? Was hätte es denn ausgemacht, wenn du gewusst hättest, dass ich noch Jungfrau bin …“ Sie wurde rot. „Ich meine, dass ich eine Jungfrau war.“

Luke kam vom Bett her direkt auf sie zu. Er blieb nur einen Schritt vor ihr stehen. Sie spürte ein Kribbeln im Bauch.

„Es macht sogar sehr viel aus“, antwortete er mit verärgertem Unterton. „Erstens hätte ich es dann vielleicht nicht getan. Zweitens ist es eine große Verantwortung.“

„Warum?“

Die Frage war ihr herausgerutscht, bevor sie es verhindern konnte. Sofort war es ihr peinlich. Ihre Neugierde hatte sie im Jurastudium sehr weit gebracht. Jetzt kam sie sich schrecklich unerfahren vor.

„Das erste Mal ist eine prägende Erfahrung. Es gibt Dinge, die ein Mann tun kann, um es der Frau leichter zu machen … um es gut zu machen.“

„Aber es war doch gut“, platzte es aus ihr heraus.

Sein Lächeln erregte sie und machte sie gleichzeitig nervös. Hatte sie ihm gerade ein Geheimnis anvertraut, das er als Waffe gegen sie verwenden konnte?

„Da bin ich aber froh“, sagte Luke. Dann verzog er das Gesicht. „Das mit dem Gelegenheitsdelikt nehme ich dir nicht ab. Ich weiß, dass du genug Verehrer hast. Und nun erklär mir doch bitte, warum ausgerechnet ich der Auserwählte bin.“

Madison seufzte. „Ich antworte so gut ich kann, Luke, aber ich bin mir nicht sicher, dass ich mich selbst gut genug kenne. Ich war von der Hochzeit verzaubert.“ Sie lächelte, doch es wirkte ein wenig traurig. „Es war wunderbar, Teil einer großen, glücklichen Familie zu sein.“

„Hängst du noch an Nick?“, hakte er nach. „Hat es dich verletzt, von Abbies Schwangerschaft zu erfahren?“

„Ich habe nie wirklich an Nick gehangen.“ Sie wollte nicht näher darauf eingehen. Luke brauchte ja nicht zu wissen, dass Männer schnell herausfanden, wie wenig sie es wert war, geliebt zu werden. „Mir wurde klar, dass ich nicht ihn, sondern vielmehr deine Familie vermisste. Ich hatte nie eine große, liebevolle Familie“, sagte sie sehnsüchtig.

„Ich dachte, du hast einen Bruder.“

„Stimmt. Ich habe einen älteren Bruder. Aber wir stehen uns nicht nahe. Meine Eltern und ich auch nicht.“

„Du bist also von Wölfen großgezogen worden?“

Madison lachte. „Der bloße Gedanke würde meine Mutter schon entsetzen. Nein. Internate, Klassen übersprungen, Jura studiert. Meine Güte …“ Sie versuchte, die Erinnerungen an ihre unglückliche Kindheit mit Humor zu bekämpfen.

„Ich glaube, da steckt mehr dahinter.“

Oje, das war genau das, was sie zu verhindern versucht hatte. „Bitte nicht, Luke.“

„Bitte was nicht?“

„Bitte interpretiere da nichts hinein. Ich will mich nicht binden.“

„Nicht an mich?“

„Überhaupt nicht. Aber der letzte Junggeselle der Familie Marchetti steht ganz oben auf der Verbotsliste.“

„Ich will mich auch nicht binden.“

„Gut“, erwiderte Madison und verdrängte die aufkommende Enttäuschung. „Warum nicht?“ Sie konnte sich nicht bremsen, diese Frage zu stellen. Ihre Neigung, mit Fragen herauszuplatzen, war zugleich ihre größte Stärke und ihre größte Schwäche.

Luke zuckte mit den starken Schultern. „Ich denke, da es bis jetzt noch nicht passiert ist, scheine ich einfach nicht dafür bestimmt zu sein. Aber es gibt keinen Grund, warum wir nicht trotzdem zusammen sein können.“

Nach dem, was wir letzte Nacht getan haben? wollte sie ihm aufgebracht entgegenhalten. Aber sie blieb ruhig und erwiderte: „Ich will deine Zeit nicht verschwenden.“

„Sollte ich nicht darüber entscheiden, ob es Verschwendung ist? Es ist schließlich meine Zeit.“

„Die du mit mir verplempern würdest. Ich biete dir ein schmerzloses Ende an.“

„Glaubst du, dass Liebe wehtut?“

„Genau“, antwortete Madison. Streng genommen meinte sie damit, zu lieben und nicht wiedergeliebt zu werden.

Luke schüttelte den Kopf, und sie ärgerte sich über den mitleidigen Blick, der sie traf. „Die Erklärung nehme ich dir nicht ab.“

Madison versuchte, gleichgültig zu wirken. „Für jedes Verbrechen gibt es ein Motiv und eine Gelegenheit.“

„Du findest, dass das, was wir getan haben, ein Verbrechen ist?“

„Vielleicht eher ein geringfügiges Vergehen. Aber bestimmt war es nicht sehr klug. Findest du nicht?“

„Überhaupt nicht.“ Er kniff die Augen zusammen. „Ich glaube dir nicht. Du bist nicht so berechnend, wie du dich gerade darzustellen versuchst. Trotz deines Berufes manipulierst du andere nicht. Ich glaube eher, du hast dir nach langer Zeit endlich wieder erlaubt, deinen Gefühlen nachzugeben. Wir waren gut zusammen, Maddie. Wir mögen uns. Du hast dich gehen lassen. Du selbst hast schon zugegeben, dass es gut war. Für eine Frau kann es nach dem ersten Mal nur besser werden.“

Also doch. Sie hatte ihm einen wunden Punkt gezeigt. „Das darf nicht noch mal passieren, Luke.“

„Das könnte es aber“, entgegnete er und sah sie dabei vielsagend an. „Wenn du es zulässt.“

„Werde ich nicht.“ Das Herz schlug ihr bis zum Hals. „Selbst wenn ich es wollte“, fügte sie hastig hinzu. „Deine Familie gehört zu den ältesten und einflussreichsten Mandanten von Addison, Abernathy & Cooke.“

„Aber du warst doch auch mit Nick zusammen.“

„Ja, bevor ich ausgewählt wurde, mich um die Rechtsangelegenheiten eurer Firma zu kümmern. Jetzt ist die Gefahr zu groß, dass dabei Interessenkonflikte entstehen.“

„Es gibt keinen Konflikt. Und ich habe wirklich großes Interesse an dir.“

„Hör auf zu scherzen, Luke.“

„Mir ist es noch nie ernster gewesen. Ich verstehe nicht, warum es Probleme geben sollte, wenn wir befreundet sind.“

„Weil du kein Anwalt bist. Eine enge persönliche Bindung an einen Mandanten erscheint zumindest unangebracht. Und selbst wenn ich an die Liebe glauben würde, wäre es unprofessionell von mir, mit dir zusammen zu sein. Und ich bin nun mal eine erfolgreiche Anwältin.“

Lukes Blick ergründete sie von Kopf bis Fuß. „In Jeans und T-Shirt siehst du wie achtzehn aus. Wenn du das vor Gericht tragen würdest, könntest du sicherlich alle Richter und Geschworenen überzeugen.“

„Du machst es mir nicht gerade leicht“, erwiderte sie und errötete.

„Gut. Ich will es dir auch möglichst schwer machen, mich loszuwerden.“

„Ich will dich doch gar nicht loswerden. Aber mehr als eine freundliche Arbeitsbeziehung ist für uns nicht möglich.“

„Aber inzwischen ist schon sehr viel mehr gelaufen. Und wir können nicht zurück, Maddie.“

Doch, sie konnte. „Ich heiße Madison.“

„Seit wann?“

„Seit wir im selben Bett aufgewacht sind.“

Vier Wochen, nachdem Maddie – ach nein, Madison – ihn zum Schweigen gebracht hatte, saß Luke in seinem Büro und versuchte, sich auf das Tabellenkalkulationsprogramm auf seinem Bildschirm zu konzentrieren.

Bald war Feierabend, aber er freute sich nicht gerade darauf, in seine Junggesellenwohnung zurückzukehren. Seine Gedanken wanderten immer wieder zu einer zierlichen grünäugigen Rothaarigen, deren schulterlanges lockiges Haar ganz zerzaust von seinen Händen war.

Er lehnte sich in dem Ledersessel zurück und legte die verschränkten Finger auf den Bauch. Er war Finanzchef der Marchetti AG. Die Restaurantkette der Familie lief gut, und er hatte tausend Dinge zu erledigen. Doch momentan hatte er Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren. Dabei war der Zwischenfall mit Madison mittlerweile schon vier Wochen her! Sie hatte ihm sehr deutlich gemacht, dass eine Beziehung zwischen ihnen keine Chance hätte. Warum konnte er trotzdem nicht aufhören, an sie zu denken?

Luke war über dreißig. Er war bereits mit vielen Frauen ausgegangen, und oft hatte es im Bett geendet. Aber er hatte all diese Frauen schnell vergessen. Warum nicht Maddie? Er ärgerte sich über ihre Sturheit. Was spricht denn bloß dagegen, dass wir es miteinander versuchen? dachte er. Schließlich verlange ich ja gar nicht, dass es für den Rest unseres Lebens halten soll.

Er hatte das Gefühl, dass Maddies Bindungsangst tiefer ging, als sie zugegeben hatte. Er vermutete, dass es mit ihm zu tun haben könnte. Damit, dass er das schwarze Schaf der Familie war. Dort war er der Einzige mit blauen Augen und der Einzige, der knapp unter 1,80 Meter groß war – wie seine Schwester Rosie. Außerdem war er im Gegensatz zu seinen Geschwistern eher zurückhaltend. Er war wirklich anders. Er malte sich aus, dass er ein Gen hatte, das ihn darin hinderte, sich zu verlieben. Deshalb würde er womöglich nie eine Familie gründen können.

Warum sollte Maddie es also mit einem wie ihm versuchen? Vor allem, da ihre Beziehung zu seinem Bruder in die Brüche gegangen war?

Trotzdem war Luke bereit, seine Marchetti-Aktien zu verwetten, dass Maddie die Wahrheit gesagt hatte, als sie meinte, Nick habe ihr nicht das Herz gebrochen. Nachdem er herausgefunden hatte, dass sie noch Jungfrau gewesen war, war er davon umso überzeugter. Oder war hier der Wunsch der Vater des Gedankens?

Die Gegensprechanlage auf seinem Schreibtisch piepte und schreckte ihn aus seinen Überlegungen auf. Er lehnte sich vor und drückte den Knopf. „Ja?“

„Miss Wainright ist für Sie hier“, sagte seine Sekretärin. „Und ich mache Schluss für heute.“

Der bloße Klang ihres Namens ließ sein Herz schneller schlagen. „Schicken Sie sie herein“, antwortete er und versuchte, nicht erstaunt zu klingen. „Einen schönen Abend, Cathy.“

Vielleicht hatte Maddie ihre Meinung geändert, und es war doch mehr als eine freundliche Arbeitsbeziehung möglich. Was für einen anderen Grund konnte sie haben, in sein Büro zu kommen? Er schaute auf seinen Bildschirm und erinnerte sich daran, dass sie von einem Seniorpartner ausgesucht worden war, sich um die juristischen Angelegenheiten seiner Familie zu kümmern. Es gab also neben seiner atemberaubenden Anziehungskraft und seiner schillernden Persönlichkeit noch Dutzende von Gründen, die sie hierher gebracht haben könnten. Sie war nicht einzuschätzen. Die Nacht, die sie in seinen Armen verbracht hatte, hatte es bewiesen.

Am besten erwartete er erst gar nichts von dieser rätselhaften Miss Wainright. Bevor er das Gegenteil erfuhr, würde er davon ausgehen, dass sie wegen einer geschäftlichen Angelegenheit der Marchetti AG gekommen war. Je mehr sie geschäftlich miteinander zu tun hatten, desto eher würde er sie vergessen können. So hatte es immer bei ihm funktioniert.

Seine Bürotür öffnete sich, und sie kam herein. „Hallo, Luke.“

„Hallo.“ Er stand auf. Sein Vater hatte alle seine vier Söhne dazu erzogen, aufzustehen, wenn eine Frau den Raum betrat.

„Hast du einen Moment Zeit?“, fragte sie.

„Natürlich. Setz dich“, sagte er und deutete auf einen Ledersessel vor seinem Schreibtisch. Eigentlich war Luke ein Alleingänger, nicht charmant wie seine Brüder. Er hatte gelernt, die Worte für immer aus seinem Vokabular zu streichen. Doch nun konnte er sich nicht vor der Gegenwart verschließen. Er und Maddie konnten nicht einfach wieder auf Distanz zueinander gehen. Zumindest ihm war es nicht möglich, die Distanz zu wahren.

Luke dachte, es könnte nicht schaden, sie daran zu erinnern. „Welchem Umstand verdanke ich diesen erfreulichen Besuch der Kronprinzessin von Addison, Abernathy & Cooke?“

Madisons Wangen erröteten, und Luke wusste, dass seine kleine Stichelei die gewünschte Wirkung erzielt hatte. Die Röte betonte ihre zarte Haut und die Sommersprossen auf ihrer Nase. Es gefiel ihm, dass sie sie mit Make-up nicht ganz verdecken konnte. Es waren genau sechs. Er wusste es, weil er jede einzelne geküsst hatte.

Madison stand immer noch zwischen der verschlossenen Tür und seinem Schreibtisch. Ihr Zögern, näher zu kommen, versetzte seinem Selbstbewusstsein einen Dämpfer. Er fühlte sich sogar unwohl. Normalerweise war Madison ernst und direkt – außer im Umgang mit ihrer Jungfräulichkeit. So wie heute hatte er Maddie noch nie erlebt. Ihre Zurückhaltung war ungewöhnlich. Ganz zu schweigen von der Sorge, die ihr im Gesicht stand.

„Schön, dich zu sehen, Maddie.“

Sie wich zurück. „Ich hatte dich doch gebeten, mich Madison zu nennen.“

„Ich erinnere mich.“ Er konnte sich genau an jede Kurve, an jeden Quadratzentimeter süß duftender Haut erinnern – trotz des grünen Designerkostüms, dessen Jacke sie bis zum Hals zugeknöpft hatte. „Was führt dich also hierher? Geschäftliches oder Privates?“

„Es ist persönlich, Luke.“

War sie endlich seiner Meinung? Sie sah allerdings nicht aus wie eine Frau, die dort weitermachen wollte, wo sie aufgehört hatten. Genau genommen, sah sie blass und müde aus.

„Was ist los, Maddie? Geht es dir nicht gut? Du siehst aus, als wäre jemand gestorben.“

„Es ist ja auch jemand gestorben.“

Seine Kehle schnürte sich zu. Er hatte Mühe einzuatmen. Die Namen der Menschen, die er liebte, schossen ihm durch den Kopf: Ma, Dad, Nick, Joe, Alex, Rosie, ihre Ehepartner, seine Nichte und sein Neffe. Dann setzte sich sein gesunder Menschenverstand durch. Wenn einem von ihnen etwas passiert wäre, würde nicht Maddie mit der Nachricht hier vor ihm stehen. Solange mit seiner Familie alles in Ordnung war, konnte ihm die Person, über die sie sprechen wollte, nicht viel bedeuten.

Er holte tief Luft. „Okay. Wer ist gestorben?“

Madison schluckte, dann ging sie auf ihn zu. Schließlich setzte sie sich in einen der Sessel gegenüber seinem Schreibtisch und stellte ihre Aktentasche neben sich auf den Boden. „Ich weiß nicht, wie ich es dir sagen soll.“

„Spuck’s einfach aus. Wer ist gestorben?“

Sie schluckte zwei Mal, dann sah sie ihm direkt in die Augen. „Dein Vater. Nicht Tom Marchetti“, fügte sie hastig hinzu.

„Da ich nicht adoptiert wurde, habe ich keine Ahnung, wovon du sprichst.“

„Das lässt sich nicht leicht erklären. Tom Marchetti ist nicht dein leiblicher Vater, Luke. Der Mann, der dein Vater war, ist gestorben.“

2. KAPITEL

„Du machst Witze“, erwiderte Luke ungläubig.

„Ich wünschte, es wäre so.“

„Das ist nicht komisch, Maddie.“

Sie konnte ihn jetzt nicht dafür tadeln, dass er sie wieder mit ihrem Kosenamen angesprochen hatte. Obwohl sie das nie zugeben würde, gefiel es ihr, wenn er sie so nannte. „Ich weiß. Glaub mir, ich bin genauso schockiert wie du.“

„Mich schockiert bloß, dass du mich so unverschämt anlügst.“

Madison atmete langsam aus und schüttelte den Kopf. Zum hundertsten Mal ärgerte sie sich darüber, ihrer Begierde nachgegeben zu haben. Es hatte sie doch viel tiefer berührt, als sie gedacht hatte. „Hast du schon mal das Wort Interessenkonflikt gehört? Das ist der Grund, warum es keine gute Idee ist, wenn eine Anwältin mit ihrem Mandanten schläft“, fauchte sie.

Die Worte platzten aus ihr heraus. Wie sehr sie sich nun wünschte, sie zurücknehmen zu können! Das Letzte, was sie ansprechen wollte, war jene Nacht – die unvergesslichsten Stunden ihres Lebens.

„Ich erkenne nicht, was das eine mit dem anderen zu tun hätte“, sagte Luke.

„Dann werde ich es dir erklären. Wenn unser Verhältnis nicht persönlicher geworden wäre, hättest du keinen Grund, mir zu misstrauen, mein Verhalten infrage zu stellen oder mich einer Lüge zu bezichtigen.“

„Hätte ich doch. Du erzählst mir, dass Tom Marchetti nicht mein Vater ist. Dass meine Mutter mit einem anderen Mann geschlafen hat und ich das Ergebnis bin. Meine Eltern sind seit fünfunddreißig Jahren glücklich verheiratet. Das ist das Lächerlichste, was ich je gehört habe. Das muss einfach eine Lüge sein.“

Autor

Teresa Southwick
Teresa Southwick hat mehr als 40 Liebesromane geschrieben. Wie beliebt ihre Bücher sind, lässt sich an der Liste ihrer Auszeichnungen ablesen. So war sie z.B. zwei Mal für den Romantic Times Reviewer’s Choice Award nominiert, bevor sie ihn 2006 mit ihrem Titel „In Good Company“ gewann. 2003 war die Autorin...
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