Santa Nicola – Insel der Versuchung

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Mit dem Boss nach Santa Nicola! Zum ersten Mal begleitet Hannah den umwerfend attraktiven Luca Moretti auf eine Geschäftsreise. Aber im Luxus-Resort auf der Mittelmeerinsel stellt Luca sie plötzlich als seine Verlobte vor! Welches sinnliche Spiel plant er mit ihr?


  • Erscheinungstag 21.10.2020
  • ISBN / Artikelnummer 9783733719715
  • Seitenanzahl 130
  • E-Book Format ePub
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Leseprobe

1. KAPITEL

Luca Moretti brauchte eine Frau. Keine richtige, um Gottes willen. Nur für kurze Zeit. Eine gehorsame, diskrete Frau, die sich als seine Zukünftige ausgab. Eine Frau für ein Wochenende.

„Mr. Moretti?“ Seine Chefsekretärin Hannah Stewart klopfte einmal an die Tür und betrat dann sein Penthouse-Büro, das einen Ausblick auf die regennasse Lombard Street von Londons City bot. „Ich habe Briefe für Sie zur Unterschrift.“

Luca sah zu, wie sie mit einem Packen Briefe zu ihm trat. Hannah hatte hellbraunes Haar und trug einen schwarzen Bleistiftrock, eine schlichte Bluse aus weißer Seide und flache Schuhe. Bisher hatte er sich noch nie die Mühe gemacht, sie genauer zu betrachten. Er wusste nur, wie schnell sie tippen und wie diskret sie sein konnte, wenn bedauernswerterweise einmal persönliche Anrufe in seinem Büro landeten. Jetzt betrachtete er ihr Gesicht mit den leichten Sommersprossen ein wenig genauer. Sie war hübsch, ohne in irgendeiner Form auffallend zu sein. Was jedoch ihre Figur betraf …

Sein Blick wanderte über ihre schlanke Gestalt. Sie war nicht atemberaubend, hatte auch keine ausgeprägten Kurven, sah jedoch passabel aus.

Könnte ich …

Sie legte die Briefe vor ihm hin und trat einen Schritt zurück. Luca griff nach seinem Füller und begann, die Briefe zu unterschreiben.

„Ist das alles, Mr. Moretti?“, fragte sie, als er fertig war.

„Ja.“ Er reichte ihr die Briefe, und Hannah ging zur Tür. Mit forschendem Blick sah Luca ihr hinterher und fasste einen Entschluss. „Einen Moment noch.“

Gehorsam wie immer, drehte Hannah sich zu ihm um. Sie war ihm die letzten drei Jahre eine sehr gute Sekretärin gewesen, arbeitete hart und machte kein Aufheben darum. Hinter ihrem Wunsch zu gefallen, spürte er Willensstärke und Ehrgeiz. Eigenschaften, die sie an dem Wochenende brauchen würde, sollte sie seinem Vorschlag zustimmen.

„Mr. Moretti?“

Luca lehnte sich in seinem Schreibtischsessel zurück und trommelte mit den Fingern auf die Tischplatte. Es gefiel ihm nicht, lügen zu müssen, denn er war immer ehrlich gewesen und stolz auf das, was er war, auch wenn man ihm viele Steine in den Weg gelegt hatte. Doch dieses Wochenende war etwas anderes. Es bedeutete ihm alles.

„Ich habe dieses Wochenende ein wichtiges Meeting.“

„Ja, auf Santa Nicola“, entgegnete Hannah. „Ihr Ticket steckt in Ihrer Brieftasche bei den Ausweisdokumenten, und die Limousine steht morgen früh um neun vor Ihrer Wohnung bereit.“

„Wie es aussieht, brauche ich Unterstützung“, sagte er.

Hannahs Augenbrauen hoben sich leicht, doch ihre Miene blieb gelassen. „Meinen Sie administrative Unterstützung?“

Luca zögerte. Er hatte keine Zeit, ihr jetzt zu erklären, was er meinte. Außerdem vermutete er, dass sie dann ablehnen würde. „Ja, exakt die.“ Er spürte, dass Hannah überrascht war, auch wenn sie es gut verbarg.

„Was genau brauchen Sie denn?“

Eine Frau. Eine Frau für kurze Zeit, die fügsam ist. „Es wäre wichtig, dass Sie mich am Wochenende nach Santa Nicola begleiten.“ Luca hatte Hannah noch nie gebeten, ihn auf einer Geschäftsreise zu begleiten. Er zog es vor, allein zu reisen und zu arbeiten, weil er schon seit seiner Kindheit ein Einzelgänger war. Wenn man allein war, musste man nicht auf der Hut oder darauf gefasst sein, dass jemand einem ein Bein stellte. Es gab keine Erwartungen, außer denen, die er an sich selbst stellte.

Hannahs Vertrag beinhaltete Extrastunden oder außergewöhnliches Engagement, falls erforderlich. Und bisher war sie immer bereit gewesen, abends länger zu arbeiten und ab und zu auch einmal am Samstag. Er lächelte und hob erwartungsvoll die Augenbrauen. „Das ist doch sicher kein Problem, oder?“

Hannah zögerte nur kurz, bevor sie nickte. „Ganz und gar nicht, Mr. Moretti.“

Hannah schwirrte der Kopf, während sie überlegte, wie sie mit dem unerwarteten Ansinnen ihres Chefs umgehen sollte. In den drei Jahren, die sie nun für Luca Moretti arbeitete, hatte sie ihn noch nie auf eine Geschäftsreise begleitet. Abends war es schon manchmal später geworden, und sie hatte ihn auch hin und wieder in einer Nachtschicht mit starkem schwarzem Kaffee versorgt. Doch sie war noch nie mit ihm verreist. Vor allem nicht übers Wochenende auf eine exotische Insel im Mittelmeer. Die Aussicht fand sie überraschend aufregend, zumal sie geglaubt hatte, ihre Reiselust hinter sich gelassen zu haben.

„Soll ich ein Extraticket buchen?“, fragte sie.

„Ja.“

Hannah nickte. Sie musste so schnell wie möglich ihre Mutter anrufen, um alles zu regeln … „Ich buche ein Ticket für die Touristenklasse.“

„Warum denn das, um Himmels willen?“, erwiderte Luca verwundert.

„Weil ich als Ihre Sekretärin wohl kaum Erster Klasse fliegen sollte. Und die Unkosten …“

„Vergessen Sie die Unkosten“, fiel er ihr ins Wort. „Ich brauche Sie neben mir, weil ich auf dem Flug arbeiten will.“

„Na schön.“ Die Briefe an die Brust gepresst, überlegte sie, warum Luca Moretti sie ausgerechnet jetzt brauchte. Verstohlen musterte sie ihn, wie er lässig in seinem Schreibtischsessel saß, die dunklen Haare zerzaust.

Er war ein unglaublich attraktiver Mann, bezwingend, charismatisch, ein Getriebener. Ein Wirtschaftsmagazin hatte ihn einmal als „charmante Dampfwalze“ beschrieben – was Hannah passend fand. Luca Moretti konnte sehr charmant sein, wenn er etwas wollte. Drei Jahre lang hatte sie ihn aus dem Hintergrund beobachten können, und sie mochte ihren Job, genau wie Lucas starke Persönlichkeit und seine unerschöpfliche Energie bei der Arbeit. Sie hatte seine Arbeitsmoral und sein Streben nach Erfolg schon immer bewundert. Obwohl sie nur seine Chefsekretärin war, teilte sie dieses Streben, wenn auch nicht im gleichen Ausmaß.

„Also gut“, meinte sie. „Ich kümmere mich um alles.“ Luca nickte, und Hannah verließ das Büro. Als sie wieder an ihrem Tisch saß, atmete sie aus. Sie und Luca waren die Einzigen im obersten Stock des Bürogebäudes, und sie genoss die Ruhe, die ihr die Möglichkeit gab, ihre Gedanken zu ordnen.

Als Erstes rief sie bei der Fluggesellschaft an und buchte ein zusätzliches Erster-Klasse-Ticket für sich. Als sie den Preis hörte, zuckte sie zusammen, obwohl Luca Moretti es sich leisten konnte. Als Firmenchef seines erfolgreichen Unternehmens für Immobilienentwicklung konnte er sich sogar einen eigenen Jet leisten.

Nachdem das erledigt war, schrieb sie ihrer Mutter schnell eine E-Mail. Normalerweise hätte sie angerufen, doch Luca wünschte keine Privatanrufe, und Hannah hatte die Regel immer befolgt. Dieser Job bedeutete ihr viel. Sie hatte die E-Mail gerade abgeschickt, als Luca aus seinem Büro kam, seine Jacke anzog und auf seine Uhr sah.

„Mr. Moretti?“, fragte sie, als er sie prüfend ansah.

„Sie brauchen passende Kleidung für das Wochenende.“

Hannah zuckte zusammen. „Natürlich.“

„Das meine ich nicht.“ Luca deutete auf ihre Kleidung, und Hannah sah an sich herunter. Sie war stolz darauf, wie sie sich kleidete, und kaufte immer nur beste Qualität.

„Ich verstehe nicht ganz …“

„An diesem Wochenende geht es nicht nur um Geschäftliches, es ist auch ein gesellschaftlicher Anlass“, erklärte er knapp. „Sie brauchen Abendkleider und so etwas.“

Abendkleider? Die hatte sie nicht in ihrem Kleiderschrank. „Als Ihre Chefsekretärin …“

„Als meine Chefsekretärin müssen Sie angemessen gekleidet sein. Es geht hier nicht um eine Vorstandssitzung.“

„Um was geht es denn genau?“

„Betrachten Sie es eher als Hausparty, bei der auch über Geschäftliches gesprochen wird.“

Jetzt verstand sie noch weniger, warum er sie dabei brauchte.

„Ich habe leider keine Abendkleider …“, begann Hannah, doch Luca tat ihre Bemerkung mit einem Schulterzucken ab.

„Das lässt sich leicht ändern.“ Er nahm sein Smartphone aus der Tasche, drückte ein paar Tasten und sprach schnell auf Italienisch. Ein paar Minuten später beendete er den Anruf und nickte Hannah zu. „Nach der Arbeit begleiten Sie mich zu Diavola.“

„Diavola?“

„Kennen Sie die Boutique?“

Natürlich hatte Hannah von ihr gehört. Es war eine sehr noble Boutique in Mayfair, an der sie schon einmal vorbeigegangen war. Ein Kleid aus schimmernder Seide hatte im Schaufenster gehangen, allerdings ohne Preisschild.

Sie schluckte. „Das ist nicht ganz meine Preisklasse …“

„Natürlich werde ich bezahlen.“ Stirnrunzelnd sah er sie an. „Es wird als Geschäftsausgabe verbucht. Ich kann wohl kaum von Ihnen erwarten, dass Sie ein Kleid kaufen, das Sie nur meinetwegen anziehen sollen.“

„Also schön.“ Hannah merkte, wie er sie musterte, und hatte das Gefühl, seine Erwartungen nicht zu erfüllen. Was befremdlich war, da er bisher immer mit ihr zufrieden gewesen war.

„Wir gehen in einer Stunde“, erklärte Luca und kehrte in sein Büro zurück.

Hannah verbrachte eine hektische Stunde. Sie erledigte ihre Arbeit und kümmerte sich um die Reisevorbereitungen. Sie wusste, dass Luca bei seinem Geschäftspartner, dem Hotelier Andrew Tyson, übernachten würde, zögerte jedoch, den Mann persönlich zu kontaktieren, um zu fragen, ob noch ein weiteres Schlafzimmer frei war. Es erschien ihr unangemessen, nach einem Zimmer für sich in der luxuriösen Villa des Tycoons zu bitten. Aber ihr blieb wohl nichts anderes übrig.

Sie war gerade dabei, eine E-Mail an Tysons Chefsekretärin zu verfassen, als Luca aus seinem Büro kam. Er zog seine Jacke an und sah sie fragend an.

„Sind Sie noch nicht fertig?“

„Tut mir leid. Ich schreibe gerade eine Mail an Mr. Tysons Chefsekretärin …“

Er hob die Brauen. „Warum denn das?“

„Um nach einem extra Schlafzimmer zu fragen …“

„Das wird nicht nötig sein“, warf Luca schnell ein, beugte sich vor und klappte ihren Laptop zu. „Es ist schon alles arrangiert.“

„Ach ja?“

„Ja. Und in Zukunft überlassen Sie bitte jegliche Kommunikation mit Mr. Tyson mir.“

Sein scharfer Ton ließ sie zusammenzucken. „Aber ich habe doch immer …“

„Die Sache ist delikat. Ich erkläre Ihnen später die Einzelheiten. Und jetzt sollten wir gehen. Ich habe heute Abend noch viel zu tun, abgesehen davon, dass wir Sie einkleiden müssen.“

Bei seinem abweisenden Ton errötete sie. Ihr Chef war oft ungeduldig, aber nie unhöflich. Wortlos stand sie auf, nahm ihren Laptop und wollte ihn in die Tasche stecken.

„Lassen Sie den hier.“

„Meinen Laptop?“ Verwirrt sah sie ihn an. „Aber ich brauche ihn doch, wenn wir im Flugzeug arbeiten wollen …“

„Das wird nicht nötig sein.“

Allmählich wurde ihr unbehaglich. Irgendetwas stimmte nicht mit diesem Wochenende. „Mr. Moretti, ich verstehe nicht …“

„Was gibt es denn da nicht zu verstehen? Sie begleiten mich dieses Wochenende, das sowohl ein gesellschaftliches Ereignis als auch ein geschäftliches Treffen ist. Und ich bitte Sie, einfühlsam und diskret zu sein, da es eine heikle Situation ist. Überschreitet das Ihre Fähigkeiten, Miss Stewart?“

Ihr Gesicht brannte bei dieser Zurechtweisung. „Nein, natürlich nicht.“

„Gut.“ Er deutete mit dem Kopf zu den Lifttüren. „Dann lassen Sie uns gehen.“

Gekränkt nahm Hannah ihre Jacke und folgte Luca zum Lift. Sie starrte geradeaus und versuchte, ihre Verwirrung zu bezwingen. Als Luca nach ihr den Lift betrat, registrierte sie zum ersten Mal, wie sehr er den Raum beherrschte. Sie waren schon oft zusammen im Lift gefahren, doch erst jetzt bemerkte sie, wie groß Luca war. Wie männlich. Die Luft schien mit einem Mal elektrisch aufgeladen zu sein. Verstohlen warf sie einen Blick auf sein Profil, die dunklen Bartstoppeln auf dem ausgeprägten Kinn. Er hatte eine gerade Nase und hohe Wangenknochen, lange, überraschend dichte Wimpern und dunkle Augen.

Hannah wusste, dass die Frauen Luca Moretti liebten. Sie fühlten sich nicht nur von seiner Unnahbarkeit angezogen, sondern auch von seiner Sinnlichkeit und seinem Charisma. Vielleicht machten sie sich selbst etwas vor, indem sie glaubten, ihn zähmen und einfangen zu können. Denn das war noch keiner gelungen. Hannah hatte schon mehr als eine tränenüberströmte Schönheit davon abgehalten, in sein Büro zu stürmen. Für diesen kleinen Dienst hatte er sich noch nie bei ihr bedankt. Er tat so, als ob die Frauen, die sich ihm förmlich an den Hals warfen, nicht existierten, zumindest nicht außerhalb seines Schlafzimmers. Aber das war nur eine Vermutung, denn sie hatte keine Ahnung, wie Luca Moretti sich im Schlafzimmer verhielt.

Zum Glück war der Lift schnell unten. Die Tür öffnete sich, und Luca begleitete Hannah durch das beeindruckende Foyer aus Marmor von Moretti Enterprises. Eine Rezeptionistin wünschte ihnen einen guten Tag. Dann standen sie draußen auf der vom Regen nassen Straße.

Eine Limousine fuhr am Randstein vor, kaum, dass sie das Gebäude verlassen hatten, und Lucas Chauffeur stieg aus dem Wagen, um die Tür zu öffnen.

„Nach Ihnen“, sagte Luca. Hannah schlüpfte in den luxuriösen Wagen. Luca folgte ihr, und sein Bein stieß leicht an ihres, ehe sie näher zum Fenster rückte.

Sie konnte nicht widerstehen und strich über das samtweiche Leder der Rückbank „Ich bin noch nie in einer Limousine gefahren“, sagte sie.

„Noch nie?“

„Nein.“ Er mochte auf diese Weise durch die ganze Welt reisen, sie blieb immer im obersten Stock von Moretti Enterprises. Sicher, sie hatte aus der Distanz mit Luxus zu tun. Hatte Champagner geordert, wenn er seine Geschäftsabschlüsse feierte, etliche Erster-Klasse-Tickets bestellt, Zimmer in Fünf-Sterne-Hotels gebucht oder überall auf der Welt die Concierges über Luca Morettis Wünsche informiert. Er wollte keine Lilien in den Blumenarrangements in seiner Suite und die Bettwäsche musste vom Feinsten sein. Doch sie selbst kannte solchen Luxus nicht. „Ich war noch nie in einem Fünf-Sterne-Hotel und bin auch noch nie Erster Klasse geflogen“, erklärte sie. „Ich habe noch nicht einmal Champagner getrunken.“

„Das können Sie dieses Wochenende nachholen“, meinte Luca und starrte aus dem Fenster. „Tut mir leid“, fügte er dann abrupt hinzu. „Ich weiß, dass ich ein bisschen … angespannt wirke.“

Vorsichtig sah Hannah zu ihm herüber. „J…ja …“

Er warf ihr ein reumütiges Lächeln zu. „Vermutlich haben Sie eher gedacht, dass ich ein ausgemachter Rüpel bin, so wie ich mich heute verhalte.“ Seine Miene wurde weicher, und er sah sie mit einem Blick an, bei dem Hannah unbehaglich wurde. „Tut mir leid.“

„Warum sind Sie denn so angespannt?“

„Wie ich schon sagte, dieses Wochenende ist delikat.“ Damit wandte er sich wieder zum Fenster. „Sehr delikat.“

Hannah wusste, dass sie ihn nicht weiter bedrängen durfte. Ihr war schleierhaft, warum dieser Geschäftsabschluss so delikat war. Denn die Hotelkette, die Luca übernehmen wollte, war nur ein kleiner Posten in seinem Immobilienbestand.

Die Limousine hielt bei Diavola. Es brannte noch Licht, obwohl es schon fast sieben war. Hannah war plötzlich unbehaglich zumute. Wie würde das Ganze ablaufen? Würde sie ein Kleid aussuchen oder ihr Chef? Sie hatte schon vieles für ihn erledigt, aber sich noch kein Abendkleid für ihn gekauft. Und sie fand den Gedanken nicht sehr reizvoll, sich ihm in dem Kleid präsentieren zu müssen. Vielleicht beließ er es aber auch dabei, dass sie sich eines aussuchte.

Sicher. So würde es sein. Luca Moretti sah seiner Chefsekretärin bestimmt nicht gern dabei zu, wie sie verschiedene Kleider anprobierte. Beruhigt von diesem Gedanken, stieg Hannah aus der Limousine.

Luca folgte ihr und legte eine Hand an ihren Ellbogen. Die Berührung schockierte sie, denn Luca hatte sie noch nie angefasst. Weder hatte er sie in den drei Jahren je umarmt noch ihr einen Klaps auf den Arm gegeben. Hannah hatte immer das Gefühl gehabt, dass er ein Einzelgänger war, trotz all der Frauen in seinem Leben. Und es hatte ihr nichts ausgemacht, weil sie sich lieber auf die Arbeit konzentrierte. Für viel mehr war in ihrem Leben ohnehin kein Platz.

Doch jetzt blieb Lucas Hand an ihrem Ellbogen, während er sie in die Boutique führte. Als die Verkäuferin zu ihnen trat, legte er sie auf ihren Rücken. Hannah spürte seine Wärme durch den Rock. Er hatte seine Finger gespreizt, sodass er mit seinem kleinen Finger eben ihren Po berührte. Ihr ganzer Körper versteifte sich, während eine verräterische Hitze in ihr aufflammte.

„Ich hätte gern eine komplette Garderobe für das Wochenende für meine Begleiterin“, sagte er zu der Frau, die mit den Wimpern klimperte. „Abendkleider, Tageskleidung, einen Badeanzug, Nachtwäsche und Unterwäsche.“ Er warf einen Blick auf seine goldene Uhr. „Und ich habe weniger als eine Stunde Zeit.“

„Sehr wohl, Mr. Moretti.“

Unterwäsche? „Mr. Moretti, ich brauche all diese Sachen nicht“, protestierte Hannah leise. Und ganz sicher wollte sie nicht, dass ihr Chef ihr einen BH kaufte. Sie spürte, dass der Druck seiner Hand auf ihrem Rücken stärker wurde.

„Nennen Sie mich doch Luca.“ Bei seinem Vorschlag wäre ihr fast die Kinnlade heruntergekippt. Zu einer solchen Vertraulichkeit hatte er sie noch nie aufgefordert. „Sie arbeiten jetzt für mich – seit wann? Drei Jahren?“, murmelte er, sodass nur sie ihn hören konnte. Er beugte sich so nah zu ihr, dass sie sein Aftershave riechen konnte. „Vielleicht sollten wir uns endlich beim Vornamen nennen … Hannah.“

Sie zitterte, als sie ihren Vornamen aus seinem Mund hörte, und trat einen Schritt von ihm weg, sodass er sie nicht mehr berühren konnte. Doch seltsamerweise vermisste sie sofort die Wärme und den Druck seiner Hand.

„Also gut.“ Trotzdem brachte sie es nicht über sich, seinen Vornamen zu sagen. Es fühlte sich seltsam an und viel zu vertraut nach drei Jahren respektvoller Distanz. Warum schüttelte Luca all dies jetzt ab?

Während die Verkäuferin verschiedene Kleidungsstücke zusammensuchte, trat eine weitere zu ihnen und geleitete sie zu einem Diwan aus cremefarbenen Samt. Eine dritte brachte zwei Gläser mit Champagner und Cracker mit Kaviar.

Luca setzte sich, offensichtlich gewöhnt an all diesen Luxus. Die Verkäuferin machte Hannah ein Zeichen.

„Wenn die Signorina mir bitte folgen würde …“

Benommen folgte Hannah der Frau in die Umkleidekabine, die größer war als der gesamte oberste Stock ihres Hauses.

„Zuerst das hier?“, schlug die Verkäuferin vor und hielt ein Abendkleid in hellblauem Chiffon und Satin hoch. Etwas so Erlesenes hatte Hannah noch nie gesehen.

„Na schön“, seufzte sie und fühlte sich wie in einem surrealen Traum. Langsam knöpfte sie ihre Bluse auf.

2. KAPITEL

Während Luca darauf wartete, dass Hannah aus der Umkleidekabine kam, nippte er an seinem Champagner und versuchte, sich zu entspannen. Er war ein bisschen zu überdreht wegen dieses Wochenendes, und das hatte seine viel zu clevere Sekretärin bemerkt. Er wollte jedoch nicht, dass sie sein Spiel durchschaute, bevor sie auf Santa Nicola waren. Denn er durfte nicht riskieren, dass sie es ablehnte, ihn zu begleiten. Obwohl Hannah Stewart sich seinen Wünschen bisher stets gefügt hatte, hatte sie mehr Rückgrat, als er anfänglich geglaubt hatte. Und er wollte nicht, dass sie es gegen ihn einsetzte.

Verstimmt trank Luca noch einen Schluck Champagner. In weniger als vierundzwanzig Stunden wäre er auf Santa Nicola und würde Andrew Tyson treffen. Ob der Mann ihn erkennen würde? Es war schon so lange her. Sollte Tyson ihn erkennen, würde das all seine Pläne ruinieren. Das hielt Luca jedoch nicht davon ab, trotzdem auf irgendeine Reaktion zu hoffen, die dieses Brennen in seiner Brust rechtfertigte, das er schon viel zu lange verspürte.

„Und?“, rief er Hannah zu, die schon seit fast zehn Minuten in der Umkleidekabine war. „Haben Sie schon etwas anprobiert?“

„Ja, aber dieses ist ein bisschen …“ Ihre Stimme verlor sich, und Luca sah zu dem geschlossenen Samtvorhang der Umkleidekabine.

„Kommen Sie heraus, dann kann ich es mir ansehen.“

„Ist schon in Ordnung.“ Sie klang ein wenig panisch, wenn auch entschieden. „Ich probiere etwas anderes an …“

„Hannah …“ Luca versuchte, seine Ungeduld zu bezwingen. „Ich würde das Kleid gern sehen, bitte.“ Er musste einfach sichergehen, dass Hannah glaubwürdig wirkte.

„Ich bin schon dabei, mich umzuziehen“, rief sie.

Doch Luca war bereits aufgesprungen, ging zur Umkleidekabine und zog den Vorhang auf.

Er wusste nicht, wer zuerst nach Luft schnappte – Hannah, die sein Verhalten schockierte, oder er selbst, weil der Anblick seiner Sekretärin ihn völlig unerwartet erregte.

Sie stand mit dem Rücken zu ihm. Das Kleid aus hauchdünnem Stoff war hinten bis zur ihrer Taille heruntergerutscht, während sie es vorn schützend gegen ihre Brust presste. Sie wirkte wie eine empörte Jungfrau.

„Mr. Moretti …“, murmelte sie und errötete tief.

„Luca“, rief er ihr in Erinnerung und warf einen warnenden Blick zu der Verkäuferin, die diskret in einer Ecke wartete. Er wollte nicht, dass es Klatsch gab.

„Luca“, wiederholte Hannah, doch sie klang verärgert. „Gehen Sie bitte. Ich will mich umziehen.“

„Ich wollte das Kleid sehen. Schließlich bezahle ich es.“ Dass er diese Trumpfkarte gezogen hatte, kümmerte ihn wenig. „Wie viel kostet das Kleid?“, fragte er die Verkäuferin.

Die Frau zögerte kurz. „Neuntausend Pfund, Signor Moretti.“

„Neuntausend …“ Entsetzt wirbelte Hannah herum. Das Kleid wäre ihr fast aus den Händen gerutscht. Luca erhaschte einen Blick auf helle Haut mit ein paar Sommersprossen und den Ansatz einer kleinen, perfekt gerundeten Brust. Dann zog sie das Kleid bis zum Kinn, ihr Gesicht rot vor Scham.

„Vorsicht“, zog er sie auf. „Der Stoff sieht sehr delikat aus.“

„So delikat wie das Wochenende?“, gab sie zurück, und er lächelte.

„Ich wusste gar nicht, dass Sie auch wütend werden können.“

„Und ich wusste nicht, dass Sie neuntausend Pfund für ein Kleid ausgeben.“

Aufrichtig überrascht hob er die Augenbrauen. „Den meisten Frauen, die ich kenne, macht es Spaß, mein Geld auszugeben.“

„Dann haben Sie wohl nur wenige Bekanntschaften“, gab Hannah zurück. „Denn die meisten Frauen sind nicht nur an Geld oder shoppen interessiert.“

„Wenn Sie meinen.“

„Jedenfalls ist es falsch“, murmelte Hannah und wandte ihm wieder den Rücken zu.

„Warum haben Sie etwas dagegen? Es ist doch mein Geld.“

„Wissen Sie eigentlich, was man mit neuntausend Pfund alles machen kann?“ Sie bebte vor Empörung.

„Jetzt sagen Sie mir nicht, dass Sie eine dieser mitfühlenden Seelen sind“, erwiderte Luca. „Ich hätte mehr von Ihnen erwartet, Hannah.“

„Bin ich nicht“, antwortete sie steif. „Ich hätte nie einen Einwand erhoben, wenn Sie das Geld für sich selbst ausgeben würden. Aber für mich …“

„Das ist meine Entscheidung“, fiel er ihr ins Wort. „Und jetzt will ich endlich sehen, wie das Kleid an Ihnen aussieht.“

Die Verkäuferin verstand den Wink, trat vor und zog den Reißverschluss hoch, obwohl nicht viel hochzuziehen war. Denn das Neckholder-Kleid war fast rückenfrei.

Luca setzte eine geschäftsmäßig interessierte Miene auf, als Hannah sich zu ihm umdrehte. Als würde er das Kleid nur begutachten, um zu sehen, ob es für die entsprechende Gelegenheit geeignet war und nicht, weil es sein Verlangen weckte. Warum er auf diese Weise auf den Körper seiner Sekretärin reagierte, wusste er nicht. Vermutlich lag es an den Kleidern von Diavola, die ihre Wirkung nie verfehlten.

„Sehr gut“, sagte er zu der Verkäuferin. „Wir nehmen es. Jetzt brauchen wir noch etwas Legeres für den Tag und ein halbformelles Kleid für den ersten Abend.“

„So etwas habe ich zu Hause“, protestierte Hannah.

Luca hob eine Hand. „Bitte hören Sie auf, mir zu widersprechen, Hannah. Das ist sinnlos. Ich sagte Ihnen doch, dass ich es als Geschäftsausgabe verbuche.“

Sie schwieg, doch in ihren Augen flammte unterdrückte Wut.

Luca konnte nicht widerstehen, sie noch ein wenig zu quälen. Vielleicht wollte er sie aber auch nur berühren. Jedenfalls zog er an der Schleife ihres Neckholders.

„Na also“, sagte er, während sie schockiert den Stoff umklammerte, damit das Kleid nicht herunterrutschte. „Und jetzt beeilen Sie sich. Ich muss in fünfundvierzig Minuten wieder draußen sein.“

Mit zitternden Händen zog Hannah das Abendkleid aus und warf es der Verkäuferin zu, viel zu aufgewühlt, um daran zu denken, wie empfindlich der Stoff war.

Was ist eigentlich los? Warum behandelt Luca mich so? Und weshalb hat sich mein ganzer Körper angespannt, als sein Blick zu meinem Ausschnitt gewandert ist?

Vielleicht weil ich diese Seite an meinem Chef noch nie gesehen habe, dachte sie verbittert.

Sie unterdrückte einen Schauer, als sie sich daran erinnerte, wie seine Finger ihren nackten Rücken berührt hatten. Wie dumm, auf einen Mann in dieser Weise zu reagieren. In diesem Moment war sie sich nicht einmal sicher, ob sie ihn mochte.

Während Luca nichts anderes im Sinn gehabt hatte, als sie zu verunsichern.

Signorina? Möchten Sie das nächste Ensemble anprobieren?“

Autor

Kate Hewitt

Aufgewachsen in Pennsylvania, ging Kate nach ihrem Abschluss nach New York, um ihre bereits im College angefangene Karriere als Schauspielerin weiter zu verfolgen. Doch ihre Pläne änderten sich, als sie ihrer großen Liebe über den Weg lief. Bereits zehn Tage nach ihrer Hochzeit zog das verheiratete Paar nach England, wo...

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