Traummänner & Traumziele: Afrika

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LIEBESSTERN ÜBER AFRIKA von LIZ FIELDING
Weltberühmter Fußballstar heiratet Supermodel vor der wildromantischen Kulisse der Leopard Tree Lodge in Afrika. Dieser Auftrag kann für Josie der Durchbruch ihrer Karriere als Hochzeitsplanerin sein - wenn alles gut geht. Zum Glück ist Gideon McGrath an ihrer Seite. Mit Rat und Tat hilft ihr der attraktive Besitzer des Luxus-Camps bei den aufregenden Vorbereitungen für die Dschungel-Party. In seiner Nähe schwinden ihre Ängste vor wilden Tieren - und vor Gefühlen, die sie immer unterdrückt hat. Bald ertappt sie sich sogar dabei, dass sie ihre eigene Hochzeit plant

HEISS WIE DIE SONNE AFRIKAS von NINA HARRINGTON
Überraschend trifft Kate ihren Ex-Freund Simon in Afrika wieder. Nie hat sie ihn vergessen, obwohl sie einfach nicht zusammenpassten. Aber warum glaubt hier bloß jeder, dass sie beide zusammengehören?

SINNLICHE REISE NACH ÄGYPTEN von LUCY GORDON
Welche Demütigung: Vor dem Altar wird Freya sitzen gelassen. Nie wieder wird sie sich verlieben, schwört sie sich. Während einer Reise nach Ägypten stellt ihr bester Freund Jackson Falcon ihren Vorsatz jedoch auf eine verlockende Bewährungsprobe …

AUF SAFARI MIT DEM TRAUMMANN von JOSS WOOD
High-Society-Girl Clem ist fassungslos: Nach einem Skandal schickt ihr Vater sie mitten in die Wildnis Südafrikas! Wenigstens ist sie in dem Luxusresort vor der Presse sicher. Allerdings nicht vor sexy Ranger Nick, der sie mitnimmt auf eine besonders aufregende Safari …

IMMER NOCH VERRÜCKT NACH DIR von LIZ FIELDING
Eves Herz schlägt wie verrückt, als sie erkennt, wer vor ihr steht: Kit Merchant, Weltklasse-Segler und Herzensbrecher. Er sollte irgendwo am anderen Ende der Welt sein - nicht hier in dieser Safari-Lodge in Afrika. Vor vielen Jahren hat sie nur eine unvergessliche Nacht unter tausend Sternen mit ihm verbracht, seitdem haben sie sich nie mehr wiedergesehen. Jetzt schaut sie in seine Augen, und sofort flammt das Begehren wieder auf. Doch wird Kit ihr jemals verzeihen können, wenn er erfährt, was sie so lange vor ihm verheimlicht hat?


  • Erscheinungstag 11.08.2022
  • ISBN / Artikelnummer 9783751515306
  • Seitenanzahl 800
  • E-Book Format ePub
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ROMANA erscheint 14-täglich im CORA Verlag GmbH & Co. KG ,

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© 2010 by Liz Fielding

Originaltitel: „A Wedding At Leopard Tree Lodge“

erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London

in der Reihe: ROMANCE

Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe: ROMANA

Band 1884 (6/2) 2011 by CORA Verlag GmbH & Co KG, Hamburg

Übersetzung: Gisela Blum

Fotos: Corbis_shutterstock

Veröffentlicht im ePub Format in 03 /2011 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

ISBN: 978-3-86349- 665-4

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.

ROMANA -Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Führung in Lesezirkeln nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Verlages. Für unaufgefordert eingesandte Manuskripte übernimmt der Verlag keine Haftung. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Satz und Druck: GGP Media GmbH, Pößneck

Printed in Germany

Der Verkaufspreis dieses Bandes versteht sich einschließlich der gesetzlichen Mehrwertsteuer.

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BACCARA, BIANCA, JULIA, HISTORICAL, HISTORICAL MYLADY, MYSTERY, TIFFANY HOT & SEXY, TIFFANY SEXY

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Liz Fielding

Liebesstern über Afrika

1. KAPITEL

Der Anruf von Marji Hayes, Herausgeberin des Celebrity-Magazins, überraschte Josie in zweierlei Hinsicht. Sie wunderte sich über den Ort, an dem die Hochzeit des Jahres stattfinden sollte, seit Monaten viel diskutiertes Thema in den Medien. Fast noch mehr staunte sie jedoch darüber, dass Marji ihr das streng gehütete Geheimnis überhaupt anvertraute.

„In Botsuana“, bestätigte Marji ungeduldig. „Ich hatte gehofft, dass Sylvie …“ Die Stimme am anderen Ende der Leitung verstummte.

Josie ließ ihrer Gesprächspartnerin Zeit, sich wieder zu sammeln, und tippte derweil „Botsuana“ in die Suchmaschine im Internet ein. Sie ahnte bereits, was Marji von Sylvie Duchamps Smith wollte: Die gefragte Eventplanerin sollte einspringen und die unmittelbar bevorstehende Prominentenhochzeit retten. Doch die junge Mutter beschäftigte sich derzeit lieber mit ihrer neugeborenen Tochter und dachte nicht daran, für Marji die Kohlen aus dem Feuer zu holen.

„Ich weiß zwar, dass sie sich noch im Erziehungsurlaub befindet, doch ein so wichtiges Ereignis …“ Wieder brach Marji ab.

Mit einem Mal wurde Josie bewusst, was dieser Anruf für sie selbst bedeutete, und ihr Herz setzte einen Schlag lang aus.

„Wie Sylvie mir sagte, sind Sie mittlerweile ihre Teilhaberin und für sämtliche Hochzeiten verantwortlich.“ Dass sie diese Entscheidung nicht guthieß, war Marji deutlich anzuhören.

Sylvie hatte sie vor fünf Jahren – damals jobbte Josie als einfache Küchenhilfe – zu ihrer Assistentin gemacht, was in der Branche zunächst großes Kopfschütteln ausgelöst hatte. Im Lauf der Zeit hatte Josie sich jedoch bewährt und einen Ruf als geschickte, zuverlässige Koordinatorin erworben. Einige größere Eventagenturen hatten sogar versucht, sie mit einem höheren Gehalt und einem klangvollen Titel ihrer Arbeitgeberin abzuwerben.

Vor drei Monaten hatte Sylvie sie zu ihrer Teilhaberin gemacht, ungeachtet der Bedenken, die Josie vorgebracht hatte. Diese bestätigten sich inzwischen leider. Seit jenem Tag war es ihr nicht gelungen, einen neuen Auftrag zu erhalten. Alle Feste, die sie derzeit organisierte, waren noch in Auftrag gegeben worden, ehe Sylvie ihren Mutterschaftsurlaub angetreten hatte.

„Sind Sie nicht recht jung für so viel Verantwortung?“, fragte Marji und lachte gleichzeitig, um ihren Worten die Schärfe zu nehmen. „Und dazu Ihr … exzentrisches Äußeres!“

Die violetten Strähnen im kurzen schwarzen Haar und ihr ausgefallener Kleidungsstil verliehen Josie ein unkonventionelles Aussehen, das mittlerweile ebenso zu ihrem Image gehörte wie die klassischen Kostüme und Perlen zu Sylvie. Zwar war sie erst fünfundzwanzig, fühlte sich jedoch oft viel älter.

„Sylvie hat SDS Events im Alter von neunzehn Jahren gegründet“, rief sie Marji in Erinnerung. Ihre aus einer adligen Familie stammende Partnerin hatte damals allein und mittellos dagestanden, mit nichts als einer Begabung für die Organisation fantastischer Partys. Als Josie sich in einer ähnlich verzweifelten Lage befand, hatte sie ihr eine Chance gegeben.

Die beiden Frauen ergänzten sich perfekt. Die elegante Sylvie war für Kundenakquisition und Planung der Feierlichkeiten zuständig, während Josie, das Mädchen aus der Arbeiterklasse, sich der auftretenden Probleme vor Ort annahm, von störrischem Personal über ausbleibende Lieferungen bis hin zu betrunkenen Gästen. Gleichzeitig studierte sie eifrig Design, Marketing und Wirtschaftswissenschaften. Auch in punkto Geschmack hatte sie viel von Sylvie gelernt. Aus der furchteinflößenden Punkerin war bald eine stilsichere Edelpunkerin geworden.

„Wenn ich mein Erscheinungsbild verändere, erkennt mich niemand mehr“, erklärte sie Marji.

Diese antwortete herablassend: „Das ist schon möglich. Wie dem auch sei: Das Konzept für die Hochzeit steht seit Wochen, und zu diesem späten Zeitpunkt …“

Das bedeutet, Marji braucht jemanden, der die Durchführung der Feierlichkeiten überwacht, dachte Josie, und niemand in der Branche, der auf sich hält, ist bereit, diesen anspruchslosen Job zu übernehmen. Am liebsten hätte sie ihrer Gesprächspartnerin erklärt, sie sei mit Arbeit überlastet. Doch dazu war dieser Auftrag zu wichtig. Falls sie sich bewährte, würden die Kunden bald auch bei ihr Schlange stehen, und zwar bei ihr persönlich – nicht bei Sylvie.

„Ihre absolute Verschwiegenheit setzen wir natürlich voraus“, sagte Marji.

Darüber war sich Josie im Klaren. Sie hatte die Bieterschlacht um die Exklusivrechte an der Berichterstattung über die Hochzeit von Tad Newman, einem der bestbezahlten Fußballer der Welt, und dem Model Crystal Blaize mit Interesse verfolgt. Nun versuchte das Celebrity-Magazin, das den Zuschlag erhalten hatte, das öffentliche Interesse an dem Ereignis, und damit den eigenen Profit, zu steigern, indem es die Spekulationen über den Ort, an dem die Trauung stattfinden sollte, im Vorfeld künstlich anheizte. Gleichzeitig erschwerte die strikte Geheimhaltung es der Konkurrenz, unautorisiert Fotos zu schießen und zu veröffentlichen.

„Sie können sich auf mich verlassen“, versprach Josie daher. „Ich weiß ja noch nicht einmal, wo Botsuana liegt.“ Das allerdings war gelogen, denn inzwischen hatte ihre Recherche im Internet ergeben, dass das Land nördlich von Südafrika lag.

„Dann informieren Sie sich, es kommt gerade in Mode“, erwiderte Marji. „Die Gegend bietet eine große Artenvielfalt, und da Crystal Tiere über alles liebt, werden sie auch bei der Hochzeit eine Rolle spielen.“

„Meinen Sie Elefanten oder Löwen?“, fragte Josie erschauernd. Andererseits konnten bei einer Hochzeit nur kleinere Tiere mitwirken. „Affen?“

„Die gibt es dort natürlich auch. Unsere Stars sind jedoch die Leoparden!“

Ein würziger, frischer Duft nach Gras, der über die karge Savanne wehte, verriet Gideon McGrath, dass sie sich der Leopard Tree Lodge näherten. Einige Minuten später bog der Wagen, mit dem er am Flugplatz im Busch abgeholt worden war, in einen schattigen Hof ein und blieb stehen.

Er blieb noch einen Moment sitzen, um die zum Aussteigen nötigen Kräfte zu mobilisieren.

„ Wie schön, dass Sie wieder hier sind!“ Ein Mann trat aus dem Schatten an das Auto und grüßte freundlich in der Landessprache.

„Francis!“ Gideon ergriff die ausgestreckte Hand.

„Sie waren schon lange nicht mehr bei uns, aber wir haben die Hoffnung nicht aufgegeben. Geht es Ihnen gut?“ Er sah den Gast besorgt an.

„Ich bin nur ein wenig steif“, behauptete Gideon und kletterte vorsichtig aus dem Jeep. Sein Rücken schmerzte mittlerweile nahezu unerträglich. „Das viele Reisen bekommt mir nicht. Wie geht es Ihrer Familie?“

„Danke, gut. Bitte besuchen Sie uns, sobald Sie die Zeit dazu erübrigen können.“

„Ich habe den Kindern ein paar Bücher mitgebracht.“ Er wandte sich um und griff nach seinem Koffer im Fond des Wagens. Da er sein halbes Leben auf Reisen verbrachte, beschränkte er sich auf leichtes Gepäck, doch in diesem Moment erschien es ihm bleischwer.

„Leoparden?“ Josie hoffte, sich verhört zu haben. „Die sind doch gefährlich!“

„Wir sprechen von Babys, Waisen, die von Hand aufgezogen werden. Am großen Tag müssen Sie ihnen lediglich Schleifen um den Hals binden“, versuchte Marji, sie zu beruhigen.

„Okay.“ Schaudernd erinnerte Josie sich an die Katze, die sie als Kind besessen hatte. Selbst als Jungtier hatte sie des Öfteren ihre scharfen Krallen ausgefahren …

„Die Trauung selbst sowie alle damit verbundenen Feierlichkeiten finden in der Leopard Tree Lodge statt, einer ausgesprochen luxuriösen Anlage mitten im Wildreservat. Wie ich Sie beneide! Am liebsten würde ich selbst dorthin fliegen!“

„Ja, toll“, heuchelte Josie, die geborene Städterin, Begeisterung.

„Von Ihrer Terrasse aus haben Sie Blick auf das Wasserloch! Anstatt im Geländewagen auf staubigen Pisten durchgerüttelt zu werden, sitzen Sie im eigenen Whirlpool, ein Glas Champagner in der Hand, und beobachten die Elefanten beim Baden.“

„Das hört sich gut an.“ Wie ein Zitat aus einem Reiseprospekt! Vielleicht glaubte Marji tatsächlich, ihr einen luxuriösen Gratisurlaub anzubieten, doch Josie wusste es besser. Einmal vor Ort würde ihr keine Zeit bleiben durchzuatmen, geschweige denn vom Pool aus die Aussicht zu genießen.

Entspannen konnte sich im Vorfeld einer Hochzeit bestenfalls die Braut – doch sicher nicht in diesem Fall. Da das Celebrity-Magazin sechs Ausgaben mit Fotos rund um die Hochzeit zu füllen plante, würde sie ihr weder vor noch am großen Tag selbst Ruhe gönnen.

Für denjenigen, der für einen reibungslosen Ablauf der Feierlichkeiten zu sorgen hatte, standen harte Arbeitstage bevor. Aus Erfahrung wusste Josie, dass trotz perfekter Planung in letzter Minute Probleme auftreten konnten. Und in Botsuana standen ihr nicht die Mittel zur Verfügung, auf die sie sonst in Notfällen zurückgreifen konnte.

Nachdem das „Wo“ der Hochzeit geklärt war, stellte sich Josie die nächste, weit dringendere Frage.

„Wie gelangen die Gäste zur Lodge?“

„Für den Transport innerhalb des Landes haben wir ein lokales Flugunternehmen gechartert. Darum brauchen Sie sich nicht zu sorgen“, versicherte Marji eilig.

„Ich kümmere mich stets um alles! Deswegen geht bei von SDS organisierten Hochzeiten nichts schief.“

„Hätte die Firma keinen so guten Ruf, würden wir jetzt nicht miteinander telefonieren! Eigentlich hätte Serafina morgen nach Botsuana fliegen sollen. Haben Sie gehört, was ihr zugestoßen ist?“

Offiziell hieß es, Serafina March, die berühmte Hochzeitsplanerin der High Society, sei erkrankt. Brancheninterne Gerüchte besagten allerdings, dass die Braut sich nach einem heftigen Streit geweigert hatte, länger mit ihr zusammenzuarbeiten.

Kein Wunder, dachte Josie, die selbst bei einer Gelegenheit eine Kostprobe von Serafinas Überheblichkeit und Arroganz abbekommen hatte.

„Wie geht es ihr?“

„Besser. Es ist zu schade, dass sie nicht selbst an der Hochzeit teilnehmen kann, bei deren Vorbereitungen sie sich so aufgerieben hat.“ Damit wechselte Marji das Thema. „Das Brautpaar bleibt zunächst noch in der Hauptstadt von Botsuana, wo Tad diverse Termine wahrnimmt. Die beiden kommen erst am nächsten Abend in der Lodge an. Somit bleibt Ihnen genug Zeit, vor ihrer Ankunft alles zu überprüfen und letzte Mängel zu beheben.“

„Da alles so perfekt vorbereitet ist, könnte ich ja auch erst übermorgen fliegen“, schlug Josie hoffnungsvoll vor.

„Nein, wir wollen kein Risiko eingehen! Die Hochzeit findet zwar in relativ kleinem Rahmen statt, dennoch finden nicht alle Gäste in der Lodge Platz. Für die restlichen Besucher haben wir ein Hausboot angemietet.“

Wildnis, Wasser, wilde Tiere – der Albtraum eines jeden Hochzeitsplaners! Und was genau bedeutete die Bezeichnung „Tree Lodge“? Wurden die Gäste etwa in Baumhäusern untergebracht? Was würden die verwöhnten Prominenten davon halten?

Ihr Mangel an Begeisterung blieb Marji nicht verborgen. Noch einmal stellte sie klar: „Vergessen Sie nicht, der anstrengende Teil der Arbeit ist bereits erledigt, Josie!“

Und somit auch der interessante Part: das Konzipieren und Planen, die Auswahl der Speisen, Blumen, Farben, Kleider. Der Einkaufsbummel mit einer Braut, der keine finanziellen Grenzen gesetzt waren.

„Ich muss mich also nur darum kümmern, dass alles gut läuft?“, fragte Josie, der Marjis Selbstgefälligkeit allmählich auf die Nerven ging.

„So ist es. Serafina hat alles bis ins Detail organisiert. Sie sorgen lediglich dafür, dass alles exakt nach Plan ausgeführt wird, damit unsere Fotografen gute Bilder für die Hochzeitsserie schießen können. Diese Art der Aufgabenverteilung kennen Sie doch schon von Ihrer Zusammenarbeit mit Sylvie.“

„Und ich soll dafür sorgen, dass das Brautpaar einen wunderbaren Tag erlebt.“ Josie war der Meinung, dass es auch bei dieser Hochzeit um mehr ging als die Auflagezahlen des Celebrity-Magazins.

„Wie? Ja, natürlich. Ich schicke Ihnen die Unterlagen zusammen mit den Tickets per Kurier ins Büro. Sie können sie auf dem Flug lesen.“

Doch Josie hatte sich im Verlauf des Gesprächs mehrfach so über Marji geärgert, dass sie sich nicht dazu entschließen konnte, den Auftrag ohne Weiteres anzunehmen, auch wenn er die Chance ihres Lebens war.

„Ich verstehe immer noch nicht, was ich in Afrika tun soll, wenn alles perfekt vorbereitet ist. Genauso gut könnte einer Ihrer Mitarbeiter das übernehmen. Oder vielleicht sogar Sie selbst? Und sobald Sie alles erledigt haben, entspannen Sie sich im Whirlpool und beobachten die Tiere.“

Mit etwas Glück würde ein Leopard vorbeikommen und Marji zu Mittag verspeisen!

„Führen Sie mich nicht in Versuchung!“ Marji lachte gekünstelt, was Josie wiederum förmlich auf die Palme brachte. „Ich würde alles dafür geben! Leider werde ich hier gebraucht. Außerdem sollte meiner Meinung nach ein Profi diesen Job übernehmen.“

Ein Profi, der die Braut nicht bevormundete …

„Josie, ich habe Crystal eine Traumhochzeit versprochen.“

Die Frage war allerdings: wessen Traum!

Josie fragte sich, wie Crystal inzwischen darüber dachte. War sie ganz kribbelig vor Aufregung und konnte es kaum erwarten, den Mann, den sie liebte, in der aufwändigen, prunkvollen Zeremonie zu ehelichen, die sie – oder eher Serafina March – geplant hatte?

Oder war sie mit den Nerven am Ende und wünschte sich verzweifelt, sie wäre mit Tad nach Las Vegas durchgebrannt, um dort in aller Stille zu heiraten?

Viele Bräute erreichten im Lauf der Hochzeitsvorbereitungen diesen Punkt, meist dank der übertriebenen Einmischung ihrer Familien. In diesem Fall kam noch der enorme Druck durch die Medien hinzu.

„Wir dürfen sie nicht im Stich lassen“, drängte Marji, die allmählich ernstlich fürchtete, Josie könnte den Auftrag ablehnen. „Sie ist momentan sehr nervös und wenig belastbar. Die Hochzeit bedeutet ihr alles! Ich glaube, bei Ihnen würde sie sich gut aufgehoben fühlen.“

„In der nächsten Ausgabe der Celebrity werden Sie über mein Engagement bei der Hochzeit berichten.“

„Aber Serafina hat alles geplant!“

„Natürlich. Hoffentlich ist sie fit genug, morgen die Reise anzutreten.“

„Selbstverständlich erwähnen wir gern, dass Sie im letzten Moment eingesprungen sind.“

Das war zwar nicht viel, doch ihr Name würde in der Celebrity auftauchen, und das war alles, was im Moment für sie zählte. Josie atmete tief durch. „Senden Sie mir alle Unterlagen. Ich maile Ihnen umgehend den Vertrag.“ Ihre Hände zitterten, als sie den Telefonhörer auflegte.

Gideon ruhte auf einer Liege auf der Terrasse seines Baumhauses. Für seinen Besuch in der Leopard Tree Lodge war er von seinem dicht gedrängten Terminkalender abgewichen und hatte einen Tag und eine Nacht freigenommen.

In den Tagen zuvor hatte er sein Tauchhotel am Roten Meer und die neue Dau, deren Bau er in Auftrag gegeben hatte, in Ramal Hamrah am Golf besichtigt. Anschließend hatte er mit Scheich Zahir, einem seiner Geschäftspartner, an einer Wüstensafari teilgenommen, einem echten Abenteuer mit Übernachtung in der Einsamkeit der Wüste, anstelle der sonst üblichen Bauchtänzerinnen und Geländefahrten über Sanddünen. Das hatte jedoch nicht wie gewohnt seine Lebensgeister wiedererweckt. Stattdessen hatte er sich am nächsten Morgen auf dem Flughafen verwundert gefragt, warum manche Menschen Reisen als Vergnügen empfanden. Ein schlechtes Zeichen! Immerhin verbrachte er sein halbes Leben auf Reisen und verdiente dabei ein Vermögen.

Zu seiner schlechten Laune hatten auch die Schmerzen beigetragen, die sich im Lauf des letzten Jahres zunächst fast unmerklich in seinem Kreuz festgesetzt hatten und dann immer schlimmer geworden waren.

Nach einer eingehenden Untersuchung hatte seine Ärztin eine physische Ursache ausgeschlossen. „Was belastet dich, Gideon?“, hatte sie ihn gefragt, als er zur Besprechung der Untersuchungsergebnisse gekommen war.

„Nichts“, hatte er behauptet. „Ich habe so viel Erfolg, wie ich mir nur wünschen kann.“

Und das war nicht gelogen. Eben erst hatte er eine Ranch in Patagonien erworben und ihr spontan einen Urlaub dort angeboten.

Doch sie hatte nur den Kopf geschüttelt. „Derjenige, der Urlaub braucht, bist du. Du bist völlig ausgebrannt. Lass es langsamer angehen. Lerne endlich, das Leben zu genießen!“

„Mir gefällt es, wie es ist. Gib mir einfach eine Spritze gegen den Schmerz. Ich muss mein Flugzeug erreichen.“

Seufzend hatte die Ärztin ihn gewarnt: „Das bringt nur vorübergehende Linderung. Früher oder später musst du dich der Ursache deiner Probleme stellen, sonst zwingt dich dein Rücken dazu.“

Die Übernachtung in der Wüste hatte ihm nicht gutgetan. Danach hatten die Schmerzen erneut mit aller Vehemenz eingesetzt. Ein halbes Dutzend Termine und vier Flüge später war er nach der Landung des kleinen Flugzeugs auf der Piste im afrikanischen Busch kaum in der Lage gewesen auszusteigen.

Er hätte es besser gar nicht erst versucht, sondern dem Piloten Anweisung gegeben, ihn direkt zurück nach Gabarone, der Landeshauptstadt, zu fliegen. Nach einer weiteren Spritze wäre er fit für den Weiterflug nach Südamerika gewesen.

Unglücklicherweise hatte er auf die lindernde Wirkung einiger Schmerztabletten, einer heißen Dusche und einer Nacht in einem bequemen Bett vertraut. Jetzt war er dem Arzt der Lodge ausgeliefert, den er selbst vor Jahren eingestellt hatte. Nach einem Telefonat mit seiner Londoner Ärztin hatte dieser sich geweigert, ihm eine weitere Injektion zu verpassen, und ihm stattdessen einen Vortrag gehalten: Sein Körper brauche Ruhe, um sich selbst zu heilen. Er werde es schon merken, wann er wieder einsatzbereit sei. Esoterischer Humbug!

Nun war er also gezwungen, es langsam angehen zu lassen und sich seinen Problemen zu stellen.

Die Rückenschmerzen hatten zu dem Zeitpunkt begonnen, als er zum ersten Mal ernsthaft über den Verkauf der Lodge nachgedacht hatte. Tatsächlich hatte es immer wieder Interessenten dafür gegeben. Schließlich hatte ihn auch seine Geschäftsleitung zum Verkauf gedrängt. Doch die Leopard Tree Lodge war sein erstes Projekt gewesen. Sie war für ihn ein Symbol und gleichzeitig Ort trauriger Erinnerungen.

„Haben Sie Nachrichten für mich, Francis?“

„Nur eine.“ Francis, der eben mit dem Frühstückstablett angekommen war, stellte es auf einem Tischchen ab, zog ein säuberlich gefaltetes Stück Papier aus seiner Hosentasche und reicht es Gideon. „Die Antwort aus Ihrem Büro.“ Bevor Gideon die Mitteilung lesen konnte, fuhr er schon fort: „Mr. Matt Benson ist an Ihrer Stelle nach Argentinien geflogen. Sie sollen sich keine Sorgen machen und alles tun, was der Arzt Ihnen rät, sich gut erholen und sich so viel Zeit lassen wie nötig.“

Nur mit Mühe konnte Gideon einen Fluch unterdrücken. Matt war zwar ein guter Mann, doch ihm fehlten die Erfahrungen, die er selbst beim Aufbau seines Imperiums über die letzten fünfzehn Jahre hinweg erworben hatte. Die Firma, die luxuriöse Ferienanlagen an exotischen Orten baute und Draufgängern aller Altersstufen aufregenden Abenteuerurlaub bot, war sein Leben.

„Wünschen Sie noch etwas?“

„Ich will abreisen.“ Sehnsüchtig blickte Gideon einem kleinen Flugzeug nach, das gerade über dem Fluss aufstieg, abdrehte und nach Süden davonflog. Ich hätte nicht hierher kommen sollen, dachte er und wünschte sich verzweifelt an Bord jener Maschine.

Wieder spürte er heftige Stiche im Kreuz.

Seit zwei Nächten und einem Tag war er nun schon ans Bett gefesselt. Heute Morgen hatte er etliche Schmerztabletten geschluckt, geduscht und versucht, zur Rezeption zu gelangen, um seine Abreise anzutreten.

Allerdings hatte er es nicht weit geschafft. Francis, der ihm gerade sein Teetablett ans Bett bringen wollte, hatte ihn gefunden, als er am Geländer der Brücke gestanden hatte, die das Haupthaus mit den Baumhütten verband, zwar noch aufrecht, doch außer Stande, ohne Hilfe auch nur einen Schritt vor oder zurück zu tun.

Vor die Wahl gestellt, per Helikopter ins nächstgelegene Krankenhaus verfrachtet zu werden oder sich im Luxus der Leopard Tree Lodge durch das zuvorkommende Personal pflegen zu lassen, war ihm die Entscheidung nicht schwergefallen.

Doch inzwischen quälte ihn die Langeweile. Daher fragte er neugierig: „Ist mit diesem Flugzeug jemand an- oder abgereist?“

„Vermutlich ist die Hochzeitsfrau aus London gekommen. Sie wird im Häuschen nebenan wohnen.“

„Hochzeitsfrau?“ Gideon runzelte die Stirn. „Was für eine Hochzeit?“

„Das ist ein großes Geheimnis! Der Fußballstar Tad Newman und Crystal Blaize heiraten hier in der Leopard Tree Lodge. Wir erwarten viele prominente Gäste, und die Hochzeitsfotos werden in einem Magazin veröffentlicht.“

Gideon setzte sich ruckartig auf, doch sofort fuhr ihm ein stechender Schmerz durch den Rücken, der ihm den Atem verschlug. Als Francis ihm zu Hilfe eilen wollte, winkte er gereizt ab und ließ sich zurücksinken, was sich ebenfalls als Fehler erwies. Wütend fluchte er und machte damit sowohl seinem Ärger über die körperlichen Qualen als auch über die geplante Feier Luft. Er konnte Hochzeiten nicht ausstehen, und sie passten nicht ins Konzept der Lodge!

„Soll ich Ihnen Tee einschenken?“, fragte Francis hilfsbereit.

„Ich will Kaffee!“

„Den hat der Arzt verboten.“

Kein Koffein, kein Stress – doch gerade Letzterem sah sich Gideon in diesem Moment ausgesetzt.

Zwar ermutigte er seine Mitarbeiter zu Kreativität und Flexibilität bei der Entwicklung seiner Ferienanlagen. Doch die Leopard Tree Lodge war als Oase der Ruhe und des Friedens gedacht, für diejenigen, die es sich leisten konnten, die Wildnis umgeben von allem erdenklichen Luxus zu erleben. Das Letzte, was seine Gäste wünschten, war eine lärmende Hochzeitsgesellschaft, die das Wild verscheuchen würde.

„Sagen Sie David, dass ich ihn sprechen möchte“, wies er Francis an.

„Gern.“

„Und sieh bitte nach, ob du eine Zeitung für mich findest. Mir ist grässlich langweilig!“

„Das Flugzeug hat sicher die aktuelle Ausgabe der Mmegi mitgebracht. Ich bringe sie Ihnen gleich.“

Eigentlich hatte Gideon auf ein von einem Gast zurückgelassenes Exemplar der Financial Times gehofft. Noch war er nicht so verzweifelt, dass er mit der örtlichen Tageszeitung Vorlieb nehmen würde! Daher erwiderte er: „Lass dir Zeit.“

2. KAPITEL

Vom Flugzeug aus war die Leopard Tree Lodge kaum auszumachen, da sie gut versteckt zwischen den Bäumen lag, die den Fluss säumten. Nach der Landung auf einer Buckelpiste im Busch und einer kurzen Fahrt im Jeep über staubige Straßen erreichte Josie endlich die Anlage.

Neugierig betrat sie das Haupthaus, ein kreisrundes, strohgedecktes Gebäude, das zum Fluss hin offen stand. In der Mitte der luftigen Halle befand sich eine Feuerstelle, von bequemen Sesseln aus konnte man direkt aufs Wasser blicken. An der Rückwand des großen Raums war ein üppiges Frühstücksbuffet aufgebaut, das die Gäste auf einer schattigen, blumenumrankten Terrasse oberhalb eines eleganten Swimmingpools einnahmen. Trotz ihrer ursprünglichen Vorbehalte war Josie beeindruckt.

„Mein Name ist David Kebalakile. Ich heiße Sie in der Leopard Tree Lodge willkommen. Hatten Sie eine angenehme Anreise?“, begrüßte der herbeigeeilte Manager sie überaus freundlich.

„Ja, vielen Dank, Mr. Kebalakile.“

Vierundzwanzig Stunden, drei Flugzeuge, das letzte davon ein Viersitzer! Die Reise war ihr endlos erschienen, und sie war völlig erschöpft.

„Nennen Sie mich David. Ich lasse Ihre Sachen gleich in mein Büro bringen.“ Er wies auf diverse Kisten, die Marji ihr kurz vor dem Abflug mitgegeben hatte, Zubehör für die Hochzeit. „Danach zeige ich Ihnen Ihr Zimmer.“ Er erteilte die notwendigen Anweisungen, dann führte er Josie zu einer stabilen hölzernen Brücke, die sich in gut drei Metern Höhe zwischen den Bäumen wand, und ging ihr voraus.

„Wir richten hier zum ersten Mal eine Hochzeit aus und freuen uns sehr darauf, Tad Newman kennenzulernen. Fußball ist in Botsuana sehr beliebt!“

Na, toll! dachte Josie. Das Personal war demnach tatsächlich nicht so erfahren, wie sie es von anderen Hochzeiten her gewohnt war. Und als wäre das noch nicht schlimm genug, stand hier nicht die Braut im Mittelpunkt, sondern der Bräutigam! Das hatte sie bereits befürchtet, als sie entdeckte, dass die komplette Dekoration für die Feier in Orange und Hellblau gehalten war, Tads Vereinsfarben!

Vielleicht hatte Crystal sich mittlerweile daran gewöhnt, die zweite Geige zu spielen. Doch die Hochzeit war ihr großer Tag! Insgeheim schwor Josie sich, die Braut zum Star des Tages zu machen – koste es, was es wolle.

„Hier wären wir.“ David hielt am Fuß einer kurzen Treppe inne, die zu einer Terrasse direkt unterhalb der Baumkrone führte. Er ließ Josie den Vortritt.

Oben angekommen war sie einen Moment lang sprachlos. Ihr bot sich ein fantastischer Blick auf die Wasserstelle, und auch das Baumhaus übertraf ihre kühnsten Erwartungen. Breite Doppeltüren führten in die mit Stroh gedeckte, ausgesprochen geräumige Hütte. Ein riesiges Himmelbett dominierte den Raum, von einem zarten Gazestoff romantisch verhüllt. David demonstrierte stolz, wie vom Bett aus die äußeren Seitenwände des Häuschens, die aus einem festen Baumwollgewebe bestanden, hochgezogen werden konnten, sodass man vom Bett aus den Sonnenaufgang miterleben konnte. Schutz vor Insekten und anderen Tieren bot eine hauchzarte, netzartige Konstruktion.

„Wild kann man am besten am frühen Morgen und Abend beobachten, wenn es zur Tränke kommt“, erklärte David. „Allerdings sieht man den ganzen Tag über Tiere, wie jetzt die Elefanten und Warzenschweine!“

„Wie schön“, versuchte Josie Begeisterung zu zeigen, obwohl sie im Moment ausschließlich an einer heißen Dusche interessiert war.

„Und natürlich gibt es jede Menge Vögel …“ Der Manager hielt unvermittelt inne. „Sie müssen von der Reise völlig erschöpft sein!“

„Eine Dusche und eine Kleinigkeit zu essen helfen mir sicher schnell wieder auf die Beine.“

„Bestimmt! Hoffentlich finden Sie Zeit für eine Kanutour oder eine unserer geführten Exkursionen in den Busch.“ David liebte sein Land offensichtlich.

„Das hoffe ich sehr“, erwiderte Josie höflich. Bloß nicht!

Sie war Städterin durch und durch. Nichts konnte sie dazu bringen, sich ausgestattet mit einem albernen Tropenhelm ins Reich der Krabbel- und sonstigen Tiere zu begeben!

„Möchten Sie am Buffet frühstücken, oder soll ich Ihnen ein Tablett bringen lassen?“

„Ein Tablett wäre wunderbar, vielen Dank. Kaffee und Toast genügen vollauf.“

Für eine lange Pause blieb ihr keine Zeit. Sie wollte sich umgehend mit den Örtlichkeiten vertraut machen, kontrollieren, ob alles Hochzeitszubehör auch ordnungsgemäß angekommen war, und erneut Serafinas Pläne durchgehen.

„Falls Sie später Zeit für mich erübrigen können, wäre ich Ihnen für eine Führung durch die Anlage dankbar.“

„Ich stehe Ihnen jederzeit zur Verfügung. Fragen Sie an der Rezeption nach mir. Falls Sie sonst noch etwas benötigen, klingeln Sie einfach.“

David zog sich zurück, und Josie begann sofort, ihr Zimmer gründlich zu inspizieren.

Marji hatte nicht zu viel versprochen! Neben dem einladenden, riesigen Bett befanden sich in dem großzügigen Raum ein Sofa, mehrere Couchtische und sogar ein Schreibtisch, auf dem sie ihre Aktentasche ablegte, neben einen Ordner, der vermutlich eine Aufstellung der angebotenen Aktivitäten enthielt: Wanderungen im Busch, Kanutouren …

Nicht für mich, danke sehr!

Auf der dem Wasserloch zugewandten Seite der Terrasse entdeckte Josie den Whirlpool, dazu einige Stühle und eine Sonnenliege, die bequem Platz für zwei Personen bot. Für Schatten sorgte nach Bedarf ein mobiles Sonnensegel. Zudem befand sich hier eine zweite Dusche – im Freien!

Eine Weile beobachtete sie die Elefanten, die ihr Bad genossen. Die älteren Tiere spritzten sich mit ihren Rüsseln Wasser über den Rücken, während das Baby der Gruppe sich im Schlamm wälzte.

Jetzt verstand sie, warum das Celebrity-Magazin ausgerechnet diesen Ort für die Hochzeitsfeierlichkeiten ausgewählt hatte. Die wilden Tiere und die romantische Umgebung würden einen ausgezeichneten Hintergrund für die Fotos abgeben. Ein Paradies für Flitterwöchner war die Lodge ganz bestimmt! Ob sie sich ebenso gut für die Hochzeit selbst eignete, wagte sie zu bezweifeln.

Auf dem Weg hierher hatte sie dreimal das Flugzeug wechseln müssen, und sie fürchtete, dass es hier jede Menge mögliche Ursachen für kleinere und größere Katastrophen gab.

Doch dann schüttelte sie den Kopf und streckte die müden Gliedmaßen. Darum würde sie sich beizeiten kümmern. Jetzt wollte sie erst eine erfrischende Dusche nehmen, und zwar in dem eleganten Badezimmer und nicht im Freien!

Zehn Minuten später schlüpfte sie in den schneeweißen flauschigen Bademantel, den das Hotel seinen Gästen zur Verfügung stellte. Dann machte sie sich auf die Suche nach einem Fön. Sie sah in allen Schränken nach und zog jede einzelne Schublade auf, doch das Einzige, was sie fand, war eine kleine Taschenlampe und ihr Frühstückstablett, das mittlerweile gebracht worden war. Sie verschob die weitere Suche auf später.

Entgegen ihrer Bitte hatte David ihr neben Kaffee und Toast auch frisch gepressten Orangensaft, einen Teller mit mundgerecht zubereiteten Früchten, die sie größtenteils nicht kannte, sowie ein noch ofenwarmes Blaubeermuffin geschickt.

Josie trug das Tablett auf die Terrasse und trank mit großem Appetit den eisgekühlten Saft, bestrich eine Scheibe Toast mit Butter, goss sich Kaffee ein und trat an das die Terrasse einfassende Geländer. Mit der Hand fuhr sie sich durch das feuchte Haar und genoss den ungewohnten Luxus, es in der Sonne zu trocknen.

Als Sylvie sie eingestellt hatte, war sie noch sehr jung und unsicher gewesen. Sie hatte sich in den teuren Hotels und an den anderen eleganten Orten, an denen sie arbeitete, zunächst fehl am Platz gefühlt und sich hinter ihrer Punk-Frisur, den klobigen Doc Martens Schuhen, einem Nasenpiercing und grellem Make-up verschanzt wie hinter einer Rüstung.

Im Lauf der Zeit war sie immer selbstsicherer geworden und hatte erkannt, dass sie mit einem Lächeln weiter kam als mit einem finsteren Blick. Mittlerweile war ihr Aussehen jedoch zu ihrem Markenzeichen geworden, und sie sah keinen Grund, es grundlegend zu verändern.

Zugegeben, heute trug sie das Haar etwas länger, von einem teuren Coiffeur in Form gebracht, in der Nase steckte ein winziger Amethyst, und statt Sicherheitsnadeln schmückten Ohrringe von Zara Rhodes, der Coco Chanel unter den Punk-Designerinnen, ihre Ohren. Auch ihr geschmackvolles Make-up jagte niemandem Angst ein.

Einige Bürstenstriche und etwas Gel genügten, um ihr Haar in Form zu bringen. Doch Braut, Brautjungfern und der Großteil der prominenten Gäste, Männer wie Frauen, würden Haartrockner, Glätteisen und sonstige technische Hilfsmittel für ihr Styling benötigen.

Das muss ich dringend mit David abklären, dachte Josie und holte ihren Laptop aus der Aktentasche, um einen entsprechenden Vermerk zu machen. Beim Hochfahren merkte sie jedoch, dass er dringend aufgeladen werden musste.

Ihre Suche nach einer Steckdose entpuppte sich als ebenso fruchtlos wie die nach einem Fön. Sie beschloss, an der Rezeption anzurufen, fand jedoch kein Telefon, und auch über ihr Handy bekam sie keinen Empfang.

Erneut unterzog sie die Hütte einer gründlichen Inspektion und ihr wurde einiges klar. Das angenehm temperierte Wasser in der Dusche hatte sie zu falschen Schlussfolgerungen verleitet. Sie hatte die dicken weißen Kerzen in den Glashalterungen für romantische Accessoires gehalten, doch sie stellten die einzige Lichtquelle im Zimmer dar. Vermutlich würde sich die Taschenlampe nachts als überaus hilfreich erweisen!

Der berühmten Serafina March musste ein grundlegender Fehler unterlaufen sein, denn in ihren Unterlagen fand Josie keinen Hinweis auf die fehlende Stromversorgung. Nun war es ihre Aufgabe, mit dem Problem fertig zu werden. Seufzend griff sie zu den altbewährten Hilfsmitteln aus einer computerfreien Zeit, Stift und Notizblock, kehrte an ihren Tisch auf der Terrasse zurück und notierte, was zu erledigen war.

Kerzenlicht ist kein Problem, fehlende Kommunikationsmittel dagegen umso mehr, dachte Josie und langte nach der zweiten Scheibe Toast. Doch ihre Hand griff ins Leere, es raschelte, und ein spitzer Schrei ertönte, dann fiel der Teller zu Boden.

Erschrocken schrie Josie auf. Als sie sich umsah, entdeckte sie auf einem Zweig über sich einen kleinen Affen, der sie neugierig beobachtete und sich dabei den erbeuteten Toast hungrig ins Maul stopfte. Ihr Herzschlag beruhigte sich allmählich wieder. Gerade führte sie ihre Kaffeetasse an den Mund, als noch jemand sein Interesse an ihrem Frühstück bekundete.

„Ist das etwa Kaffee?“

Unwillkürlich schrie Josie zum zweitenmal innerhalb von wenigen Minuten auf. Sie zuckte zusammen und schüttete sich dabei heißen Kaffee über den Fuß.

„Das war Kaffee!“ Mit dem Saum ihres Bademantels trocknete sie ihren Fuß ab und sah nach links, in die Richtung, aus der die Stimme gekommen war. Hinter dicht belaubten Zweigen halb verborgen, befand sich dort das benachbarte Baumhaus.

„Ich wollte Sie nicht erschrecken.“

Die angenehm tiefe Männerstimme jagte ihr einen wohligen Schauer über den Rücken.

„Wer sind Sie? Und wo?“ Zwischen den Blättern war kein Mensch zu sehen.

„Ich bin weiter unten!“

Tatsächlich, da lag der zu der Stimme gehörenden Mann ausgestreckt auf einer Sonnenliege, größtenteils verdeckt durch das dichte Blattwerk. Das Wenige, was sie von ihm sah, gefiel ihr ausgesprochen gut: ein langer, schmaler Fuß, ein paar Zentimeter Shorts über einem muskulösen Oberschenkel, dunkles Haar, lang genug, um von der sanften Brise, die vom Fluss herüber wehte, zerzaust zu werden. Dann teilte ein Windstoß das Laub, und ihre Blicke kreuzten sich.

Einen Moment lang fühlte Josie sich bloßgestellt, so durchdringend betrachtete er sie. Ihr war, als könnte er ihre sorgfältig konstruierte Fassade durchschauen.

„Kaffee?“, fragte der Mann noch einmal.

Josie schluckte und holte tief Luft.

Nur ruhig, dachte sie, niemand außer Sylvie kennt meine Vergangenheit! Sicher lag es am Schlafmangel, dass sie begann, sich Dinge einzubilden. Sie nahm sich zusammen und hob die Kaffeetasse zu einem ironischen Gruß.

Das breite Lächeln, mit dem der Mann ihr antwortete, löste ungeahnte Empfindungen in ihr aus. Die Panik von eben wich einer angenehmen Wärme, die sich in ihr ausbreitete, einer „Lust auf den ersten Blick“.

Sämtliche Alarmglocken in ihrem Kopf begannen laut zu schrillen. Sie sollte jetzt umgehend in ihre Hütte zurückkehren und sich für die Arbeit fertig machen. Für einen Mann, der glaubte, ein Lächeln genüge, um ihre Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, hatte sie wirklich keine Zeit, auch wenn er seine Wirkung auf sie richtig einschätzte.

An einem Flirt hatte sie kein Interesse, schon gar nicht an einem Urlaubsflirt!

Sie erhob sich, um in die Hütte zu gehen. Doch der Mann störte sich nicht an ihrem offen zur Schau getragenen Desinteresse und rief: „Warten Sie! Hätten Sie eine Tasse Kaffee übrig für einen Mann in Not?“

Weder sein Anblick noch seine Stimme ließen auf eine Notlage schließen. Im Gegenteil, er wirkte, als hätte er alles unter Kontrolle, als würde ihm jeder Wunsch sofort erfüllt. Er schien zu jenen reichen, mächtigen Männern zu gehören, die sie täglich traf. Leute, die es sich leisten konnten, ihre Hochzeiten und Partys von einer Firma wie SDS organisieren zu lassen. An das Beste gewöhnt, nie mit weniger zufrieden.

„Der Zimmerservice hat mir einen grässlichen Kräutertee gebracht.“

„Was ist so schlecht an Kräutertee? Kamille beispielsweise beruhigt die Nerven.“

„Möchten Sie vielleicht mit mir tauschen?“

Wider Willen musste Josie lachen. „Vielen Dank, ich bin sehr entspannt.“ Doch dann siegte ihre Freundlichkeit. Eine ganze Kanne Kaffee war ihr ohnehin zu viel. „Falls Sie wirklich so verzweifelt sind, dürfen Sie gern kommen und sich bedienen.“

„Danke. Das ist allerdings das nächste Problem. Mein Geist ist willig, doch mein Rücken ist schwach! Für eine Tasse Kaffee würde ich über glühende Kohlen laufen, doch heute gelingt mir das leider nicht. Ich bin ganz auf Ihre Gnade angewiesen.“

„Sind Sie verletzt?“ Gleich darauf schalt Josie sich für die dumme Frage. Welche andere Erklärung gäbe es sonst dafür, dass er die kurze Strecke von seiner Terrasse zu ihrer nicht zurücklegen konnte?

Gern hätte sie jetzt den Zimmerservice gerufen, wusste jedoch immer noch nicht, wie. Also steckte sie Block und Stift in eine Tasche ihres Bademantels, ergriff die Kaffeekanne und sagte: „Einen Moment, ich bin gleich bei Ihnen.“

Sein Baumhaus lag am äußersten Ende der Brücke, so weit vom Haupthaus entfernt wie kein anderes. Am nächsten Tag würde es dem Brautpaar als Hochzeitszimmer dienen.

Also würde der derzeitige Bewohner spätestens morgen abreisen.

An der Treppe, die zu seiner Hütte führte, war eine Glocke angebracht, und Josie läutete. „Hallo“, rief sie im Hinaufgehen. Dann bog sie um das Häuschen.

Der Mann lag immer noch auf der Liege, von einer Verletzung keine Spur. Erstaunt blieb Josie stehen.

Aus der Entfernung hatte er sehr attraktiv gewirkt, von Nahem sah er geradezu umwerfend aus, sonnengebräunt und mit ausdrucksvollen Gesichtszügen, die von einem Bartschatten noch betont wurden. Er musterte sie ungeniert von Kopf bis Fuß.

In diesem Moment fiel ihr ein, dass sie nichts unter dem Bademantel trug, und sie war überzeugt, dass ihm das nicht entgehen würde.

Gleichzeitig fühlte sie sich wie magisch zu ihm hingezogen, und sie ahnte, dass er ihr gefährlicher werden könnte als alle wilden Tiere Afrikas.

Sie widerstand der Versuchung, den Bademantel schützend fester um sich zu ziehen, und ging stattdessen zu dem Tisch neben der Liege, wo sie die Kanne abstellte.

„Hier ist Ihre Notration“, sagte sie mit der festen Absicht, sich sofort umzuwenden und zu gehen.

Doch das wollte Gideon nicht zulassen. Bis vor zehn Minuten hatte er sich nicht nach Gesellschaft gesehnt, insbesondere nicht nach der einer jungen Braut. Dann war ihm der verführerische Kaffeeduft in die Nase gestiegen. Selbst diesem hätte er widerstehen können, hätte er nicht die außergewöhnliche Frau auf der Terrasse entdeckt.

Sie sah überhaupt nicht aus wie eine „Crystal“. Mit diesem Namen verband er eine auffällige Blondine am Arm eines reichen Mannes, der mehr an üppigen Kurven als an Klasse interessiert war.

Diese Frau jedoch war nicht blond und ließ sich in keine Schublade einordnen. Sie trug das tiefschwarze, von violetten Strähnen durchzogene Haar kurz geschnitten. Ihre Züge hätten streng wirken können, wären da nicht die großen dunklen Augen gewesen. Unter dem voluminösen Bademantel zeichnete sich eine zierliche Figur ab, weit entfernt von der künstlichen Fülle, die er erwartet hatte.

Augenblicklich erwachte seine Neugier, und er war dankbar für alles, das ihn von den Rückenschmerzen ablenkte.

Anscheinend hatte sie soeben geduscht. Ihr Haar war ungekämmt, sie trug weder Make-up noch sexy Kleidung oder hohe Absätze. Dennoch hatte ihr Anblick ihm einen Moment lang die Sprache verschlagen, teils auch deswegen, weil sie unter dem Bademantel höchstwahrscheinlich nackt war.

„Sie sind ein Engel, Miss Blaize.“

„Sicher nicht! Außerdem muss ich Sie enttäuschen, ich bin nur Josie Fowler.“

Sie war nicht die Braut?

Und von „nur“ konnte auch keine Rede sein. Die Augen der außergewöhnlichen Frau hatten dieselbe tiefviolette Farbe wie die Strähnen in ihrem Haar. Kontaktlinsen, was sonst? dachte Gideon. Passend dazu waren ihre Finger- und Fußnägel lackiert.

„Warum sollte mich das stören, ‚nur Josie Fowler‘?“ Er beschloss, nicht weiter darüber nachzugrübeln, warum ihn diese Information so freute. „Dass Sie Ihren Kaffee mit mir teilen, verleiht Ihnen in meinen Augen etwas Engelhaftes.“

„Sind Sie immer so leicht zufriedenzustellen?“

Ganz im Gegenteil, zumindest nach übereinstimmender Meinung seiner ehemaligen Begleiterinnen. Doch in diesem Moment kam ihm Josies Gesellschaft gerade recht. Daher streckte er ihr die rechte Hand entgegen und stellte sich vor: „Gideon McGrath.“

Einen winzigen Moment zögerte Josie, dann trat sie nahe genug an ihn heran, um ihm die Hand zu schütteln.

„Verzeihen Sie, dass ich nicht aufstehe. Andernfalls müssten Sie mich vom Boden aufheben.“

„Unter diesen Umständen bleiben Sie besser liegen. Kreuzschmerzen kann ich nicht gebrauchen! Lassen Sie sich Ihren Kaffee schmecken“, antwortete sie und trat einen Schritt zurück.

„Würden Sie mir vielleicht einschenken? Mir fällt das sehr schwer“, log Gideon, um sie am Fortgehen zu hindern.

„Das tut mir leid.“ Umgehend kam Josie seiner Bitte nach. „Wieso haben Sie mich eigentlich für Crystal Blaize gehalten?“

Ihr Haar, das im Sonnenschein rasch trocknete, umrahmte jetzt weich ihr Gesicht, und Gideon bemerkte einen kleinen violetten Stein in einem Nasenflügel.

Wer und was war sie? Gehörte sie zu den Presseleuten, die über die Hochzeit berichten würden?

„Ein Angestellter hat Sie mir gegenüber als ‚Hochzeitsfrau‘ bezeichnet.“

„Ach so. Nehmen Sie Milch und Zucker?“, erkundigte sich Josie zuvorkommend, ohne weiter auf seine Bemerkung einzugehen. Dann sah sie sich um. „Oh, Zucker gibt es anscheinend nicht.“ Sie seufzte. „Man hat mir versichert, alles hier wäre sehr luxuriös, und das ist es ja auch …“

„Aber?“

„In meinem Zimmer gibt es weder Steckdosen noch einen Fön, keinen Zucker auf Ihrem Teetablett und kein Telefon, um der Rezeption seine Wünsche mitzuteilen. Dabei wurde mir gesagt, ich bräuchte nur zu klingeln, wenn ich etwas benötige. Und nicht einmal mein Handy hat Empfang!“

„Man kommt nach Leopard Tree Lodge, um dem modernen Leben zu entfliehen“, erklärte Gideon ihr gelassen, obwohl er sich selbst erst vor wenigen Minuten über die fehlenden Kommunikationsmöglichkeiten geärgert hatte: Zu gern hätte er sich vergewissert, dass die geplante Hochzeit eine einmalige Angelegenheit und keine neue Marketingstrategie war, von der man ihn noch nicht in Kenntnis gesetzt hatte.

Da er jedoch selbst das Konzept für die Lodge entwickelt hatte, konnte er sich kaum über fehlende Telefone beklagen.

Auf einmal wurde ihm bewusst, dass Josie Fowler als Beteiligte an den Hochzeitsvorbereitungen freien Zugang zum Internet und den wenigen verfügbaren Telefonen erhalten würde. Sofern er seine Karten geschickt ausspielte, konnte er sie für seine Zwecke ausnutzen.

Darum fuhr er geduldig fort: „Das Wasser für die Hütten wird mit Strom aus Solarenergie erwärmt, mehr Strom wird jedoch nicht produziert.“

„Das habe ich befürchtet, als ich die Kerzen entdeckte. Im Urlaub mag das ja alles sehr romantisch sein. Dummerweise muss ich hier arbeiten!“

„Gefällt Ihnen die Lodge nicht?“

„Ich ziehe im Urlaub eine ruhige Bucht am Meer vor, dazu einen weißen Sandstrand.“

Ihr Mangel an Begeisterung irritierte Gideon. Zwar hatte er etliche Ferienanlagen, wie sie sie gerade beschrieben hatte, errichtet, doch die Leopard Tree Lodge als sein erstes Projekt lag ihm besonders am Herzen.

„Zum Arbeiten ist die Lodge auch nicht gedacht.“

„Dennoch werde ich in den nächsten Tagen rund um die Uhr beschäftigt sein“, erwiderte Josie, legte sich eine Hand ins Kreuz und streckte den Rücken durch.

„Haben Sie Schmerzen?“, fragte Gideon sogleich mitfühlend.

„Ein wenig. Ist das vielleicht ansteckend?“

„Meines Wissens nicht.“

In diesem Moment hatte er eine Eingebung. Viele Gäste der Lodge kamen im Anschluss an eine Safari hierher und waren zu dem Zeitpunkt am Ende ihrer Kräfte angelangt. Wäre es nicht in ihrem Sinn, hier ein Spa zu errichten, in dem sie sich nach der anstrengenden Tour gründlich erholen könnten? Massagen, Behandlungen jeder Art unter dem Motto „zurück zur Natur“ …?

Naturfreunde fanden hier zahlreiche Möglichkeiten, sich zu beschäftigen: Kanutouren, Wanderungen im Busch, Vogelbeobachtung … Die Hauptattraktion, das Beobachten des Großwilds am Wasserloch, beschränkte sich jedoch in erster Linie auf den frühen Morgen und Abend. Dazwischen blieb jede Menge Freizeit …

Selbst wenn er die Idee nicht selbst aufgreifen würde, wäre es sinnvoll, potenzielle Käufer auf diese Expansionsmöglichkeit hinzuweisen.

„Verraten Sie mir auch noch, was es mit dem Kräutertee und dem fehlenden Zucker auf sich hat?“, bat Josie.

„Das ist ein großes Geheimnis“, schwindelte Gideon, nur um sogleich in verschwörerischem Ton hinzuzufügen: „Ameisen im Vorratslager!“

„Ameisen?“

„Riesige Tiere!“ Er deutete mit Daumen und Zeigefinger die Größe an und beobachtete amüsiert, wie sie unwillkürlich die Augen aufriss.

„Sie machen sich über mich lustig!“

Er zog es vor, vielsagend zu schweigen. Zwar existierten solche Ameisen, doch die Lagerräume waren für sie unerreichbar.

Er hatte seine Ferienanlagen stets vor Verschmutzung jeder Art geschützt. Dazu zählte auch Lärm, wie ihn eine Hochzeitsfeier verursachte.

Unglücklicherweise waren ihm in dieser Hinsicht die Hände gebunden. Die Anwälte der Celebrity hatten mit Sicherheit einen hieb- und stichfesten Vertrag abgeschlossen und würden seine Firma auf jeden entgangenen Cent verklagen, sollte er den großen Tag in irgendeiner Form stören.

Gegen die Hochzeit konnte er nichts ausrichten, soviel war ihm klar.

Doch zum Ausgleich konnte er zumindest die Frau, die, wie ihm jetzt erst klar wurde, die Hochzeitsplanerin sein musste, ein wenig schikanieren, zumal sie sich der Leopard Tree Lodge gegenüber kritisch geäußert hatte. Das sollte ihre gerechte Strafe sein!

3. KAPITEL

Zu seiner großer Enttäuschung ließ Josie sich nicht aus der Ruhe bringen.

Die gefräßigen Riesenameisen entlockten ihr keinen ängstlichen Schrei wie vorhin der Affe, der ihren Toast gestohlen hatte. Sie schüttelte lediglich ungläubig den Kopf, zog ein kleines schwarzes Notizbuch und einen Stift aus der Tasche ihres Bademantels, machte sich eine Notiz und steckte alles wieder zurück.

„Hier ist ein Töpfchen mit Honig.“ Sie wies auf Gideons Teetablett. „Meine Partnerin zieht ihn Zucker vor. Sie meint, es schmeckt besser und ist zudem gesünder.“

„Dann nehme ich Honig. Ist Ihre Partnerin auch hier?“

„Nein.“ Josie rührte den Kaffee gründlich um. Als ihr aufging, dass ihre Worte auf zweierlei Weise ausgelegt werden könnten, erklärte sie rasch: „Sylvie ist meine Geschäftspartnerin, sie arbeitet derzeit an einem anderen Projekt.“

Beim Gedanken an das Baby lächelte sie. Für einen Moment wich alle Strenge aus ihren Zügen, sie strahlte förmlich und wirkte zugleich sanft.

Gideon beobachtete ihr Mienenspiel hingerissen und überlegte sofort, wodurch er diesen Gesichtsausdruck noch einmal hervorrufen könnte.

„Da ich für Hochzeiten zuständig bin, wäre sie allerdings sowieso nicht mitgekommen. Wir betreiben eine Eventagentur.“

„Das habe ich mir bereits gedacht. Ich habe Sie für die Braut gehalten, weil Francis Sie mir gegenüber als ‚Hochzeitsfrau‘ bezeichnet hat.“

„Nie im Leben! Ich sorge einfach für den reibungslosen Ablauf der Feier im Rahmen des Budgets“, stellte Josie nüchtern fest und reichte ihm seine Tasse. „Gut so?“

Gideon probierte den Kaffee und lächelte zufrieden, doch als sie sich zum Gehen wandte, sagte er: „Bleiben Sie! Setzen Sie sich.“ Mit der Hand klopfte er einladend neben sich.

„Formulieren Sie Ihre Einladungen immer als Befehl?“, fragte Josie und ignorierte den angebotenen Platz.

„Im Gegenteil. Ich erteile Anordnungen in Form einer Bitte.“ Und ehe sie es sich anders überlegen konnte – er wusste nicht, wann er zum letzten Mal so hart um die Aufmerksamkeit einer Frau hatte kämpfen müssen – fragte er: „Halten Sie es tatsächlich für einfach?“

„Was meinen Sie?“

„Hier eine Hochzeit auszurichten.“

Unwillkürlich lächelte Josie, und Gideon fiel auf, wie zart und weich ihre vollen Lippen wirkten.

„Hochzeiten sind nie unkompliziert.“ Sie setzte sich vorsichtig auf die Kante der Liege. „Und eine Feier hier in der Lodge schon gar nicht!“

„Immerhin war es Ihre Idee!“

„Haben Sie etwas dagegen?“ Den Kopf zur Seite geneigt, betrachtete sie ihn neugierig.

Ohne an seinen Rücken zu denken, zuckte Gideon die Achseln und stöhnte sofort vor Schmerzen auf. Josie sprang auf, nahm ihm mit einer Hand die Tasse ab und legte ihm die andere auf die Schulter.

„Ist alles in Ordnung?“

Ganz und gar nicht! dachte Gideon.

Als Josie sich über ihn beugte, hatte sich ihr Bademantel ein Stück weit geöffnet und ihm einen verlockenden Einblick gewährt. Ihre zarten cremefarbenen Brüste waren zwar nicht groß, dafür mit Sicherheit echt. Der verführerische Anblick erregte ihn. Wie nahe Freude und Schmerz doch beieinander lagen!

Noch immer lag ihre Hand auf seiner Schulter. Um sich abzulenken kam Gideon wieder auf das ursprüngliche Thema zu sprechen. „Eine Prominentenhochzeit passt meiner Meinung nach nicht hierher.“

Er blickte auf und sah Josie direkt ins Gesicht.

Sie war ihm so nah, dass er die feinen Härchen auf der ebenmäßigen Haut erkennen konnte. Ein blasser, feiner Strich zog sich von einem Ohr zum Kinn, eine Narbe, die nur sichtbar war, weil Josie kein Make-up trug.

Schon wollte er die Hand ausstrecken und mit dem Finger der Linie folgen, als könnte er dadurch die Erinnerung an den Schmerz vertreiben, den die Verletzung verursacht haben musste. Gerade noch rechtzeitig gelang es ihm, sich zurückzuhalten.

„Denken Sie an die anderen Urlauber, die die Tiere beobachten wollen.“

„Die werden nicht mehr hier sein.“

„Genau!“

„Ich spreche nicht von den Tieren, sondern von den Gästen. Wir haben für die Feierlichkeiten die komplette Lodge gemietet, also stören wir niemanden.“

„Nur die Tiere! Haben Sie tatsächlich alle Zimmer gebucht?“

„Mehr als das! Wir haben zusätzlich ein Hotelboot gechartert.“

„Es tut mir leid, dass ausgerechnet ich Sie auf ihr erstes Problem hinweisen muss: Mein Zimmer steht Ihnen nicht zur Verfügung. Ich kann unmöglich abreisen!“

„Dann müssen Sie im Busch campen. Hierbleiben können Sie keinesfalls“, erwiderte sie entschieden.

Gideon machte sich gar nicht erst die Mühe, mit ihr zu streiten. Sie würde bald genug herausfinden, dass es nicht in ihrer Macht lag, ihn zu vertreiben.

„Hat man Ihnen wenigstens einen großzügigen Rabatt eingeräumt?“

„Bei dieser Hochzeit wurde sicher an keiner Stelle gefeilscht! Allerdings kenne ich die finanziellen Arrangements nicht. Ich bin erst in letzter Minute für die eigentliche Hochzeitsplanerin eingesprungen. Nicht, dass Sie das etwas anginge!“

„Hätten Sie persönlich die Hochzeit in der Leopard Tree Lodge abgehalten?“

„Üblicherweise bestimmt die Braut den Ort der Trauung. Ich hätte jedoch versucht, ihr die Idee auszureden“, gab Josie zu. „Nicht, dass es hier nicht wunderschön wäre. Schon der Anflug ist überwältigend: erst die karge Wüste, dann taucht unvermittelt das Okavangodelta auf und zwischen dem saftigen Grün glitzert der Fluss … Die Hochzeitsfotos werden auf jeden Fall atemberaubend! Falls tatsächlich ein Rabatt eingeräumt wurde, erhält der Besitzer der Lodge im Gegenzug Werbung im Wert eines Mehrfachen des Betrags! Sechs Wochen Berichterstattung im größten Lifestyle-Magazin Großbritanniens! Nein, nur fünf: in der ersten Ausgabe geht es um den Junggesellenabschied.“

Zweifellos hat meine Firma ein gutes Geschäft gemacht, dachte Gideon. Die Lodge war ausgebucht, obendrein gab es kostenlose Publicity. Warum also hatte niemand ihn davon in Kenntnis gesetzt?

Natürlich war das nicht zwingend erforderlich. Er war zuständig für die Entwicklung neuer Anlagen, das Tagesgeschäft managten andere Kollegen. Vielleicht planten sie, ihm ihr neues Konzept erst zu präsentieren, wenn es weitere Nachfragen nach Hochzeitsarrangements in der Lodge gab, um dann einen Bonus einzustreichen. Vermutlich wäre er selbst so vorgegangen.

Oder fürchteten sie seine Reaktion so sehr, dass sie lieber auf eine Sonderzahlung verzichteten?

„Warum halten sie die Location hier für ungeeignet?“, bohrte er weiter.

Obwohl er strikt gegen die Hochzeitsveranstaltung war, missfiel es ihm doch, dass sich die Lodge Josies Meinung nach nicht für das bevorstehende Pressespektakel eignete.

„Wo große Gefühle beteiligt sind, liegen Katastrophen nie fern. Die Schwierigkeiten fangen schon bei der Anreise an. Braut, Bräutigam, einige hundert Gäste, nicht zu vergessen die Stylisten, Fotografen und ihre Ausrüstung müssen über sechstausend Meilen hierher transportiert werden, unter mehrfachem Wechsel des Flugzeugs. Das letzte ist so klein, dass es eine Extratour einlegen muss, um das Brautkleid einzufliegen.“

„Sie übertreiben!“

„Ein bisschen“, gab sie zu. „Aber nicht sehr.“

„Damit wären wir beim nächsten Problem. Umweltaktivisten werden den Presserummel um die Hochzeit nutzen, eine eigene Kampagne zu starten. Sie werden den immensen Kerosin-Verbrauch anprangern, der durch die Hochzeit verursacht wird.“

„Glücklicherweise haben Tads Berater das bereits bedacht. Tad wird zum Ausgleich einen Wald anpflanzen lassen.“

„Wo?“, fragte Gideon interessiert. Etliche seiner Gäste wollten ebenfalls den Schaden wiedergutmachen, den sie der Umwelt durch ihre Flugreisen zufügten. Vielleicht könnte er es ihnen erleichtern, indem er ihnen eine entsprechende Möglichkeit pauschal anbot.

„Wo der Wald angelegt wird? Das wird erst am Tag vor der Hochzeit bekannt gegeben.“

„Sie haben also keine Ahnung?“

„So ist es. Bei dieser Hochzeit gilt die höchste Geheimhaltungsstufe. Jeder erhält lediglich die Informationen, die er benötigt.“ Josie überlegte kurz. „Vielleicht hat die Celebrity die Lodge auch aus diesem Grund ausgewählt. Da es keinen Handyempfang gibt, können keine Informationen oder keine Fotos nach außen versandt werden, sei es durch Gäste oder das Personal.“

„Ich dachte, die Braut bestimmt den Ort der Trauung?“

„Das ist so bei den Hochzeiten, die ich plane. Hier haben wir es jedoch mit einem riesigen Medienevent zu tun. Zumindest hat man berücksichtigt, dass Crystal Tiere liebt. Somit passt der Rahmen.“

„Ich finde, sie sollte besser in einem Streichelzoo heiraten. Die Tiere hier sind wild und gefährlich.“

„Das ist Ihre Meinung. Ich selbst kann dazu nichts sagen.“ Mit todernster Miene zog sie ihren Notizblock erneut aus dem Bademantel und schrieb etwas hinein. „Trotzdem, danke für die Anregung.“

Als Gideon lachte, löste das eine weitere Schmerzattacke aus.

Er ahnte, dass Josie die Hand nach ihm ausstrecken wollte, war jedoch froh, dass sie es unterließ. Sie zog ihn stärker an, als ihm lieb war. Er wollte die Dinge nicht unnötig komplizieren. Sobald Gefühle im Spiel waren oder gar der Wunsch, sich um jemanden zu kümmern, wurde es gefährlich.

„Sie selbst glauben nicht an die Ehe, nicht wahr? Sie besorgen die Blumen, das Festmahl und das Feuerwerk, aber im tiefsten Inneren sind Sie eine Zynikerin.“

„Auf das Feuerwerk müssen wir leider verzichten, darauf bestand der Betreiber der Lodge.“

„Zum Glück! Die Hütten könnten in Brand geraten – oder ein wild gewordener Elefant in Panik.“

„Genau. Ihnen kann das allerdings gleichgültig sein, da Sie zu dem Zeitpunkt nicht mehr hier sein werden. Wie war der Kaffee?“

Gideon blickte auf die leere Tasse in seiner Hand. „Unser Gespräch hat mich so abgelenkt, dass ich kaum etwas geschmeckt habe. Den nächsten werde ich aufmerksamer trinken.“ Er hielt ihr die Tasse hin.

Schweigend füllte Josie Kaffee nach, fügte einen Löffel Honig hinzu und rührte um. „Ist das genug?“

„Wunderbar“, antwortete er, als sie ihm beim Überreichen der Tasse unbeabsichtigt einen weiteren Blick in ihren Ausschnitt gewährte.

„Wie haben Sie sich die Rückenprobleme eingehandelt?“, erkundigte sie sich. „Sind Sie mit einem durchgegangenen Elefanten zusammengestoßen, haben Sie mit einem Alligator gekämpft oder auf der Jagd nach einem Nashorn einen Geländewagen zu Schrott gefahren?“

„In Afrika gibt es ausschließlich Krokodile!“ Gideon trank einen Schluck Kaffee. Diesmal ließ er sich Zeit und genoss ihn bewusst. „Sie wissen schon: ‚Es war nur ein Krokodil‘!“

„Wie bitte?“

„Das Lied: ‚Es war nur ein Krokodil‘.“ Er summte ein paar Takte und fühlte sich sofort in seine Kindheit zurückversetzt. Doch woher er das Lied kannte, fiel ihm nicht ein.

„Das ist aus ‚Peter Pan‘! Dass ausgerechnet Sie ein Fan davon sind, hätte ich nie gedacht.“

Wieder zuckte er die Schultern ohne nachzudenken. Diesmal tat es deutlich weniger weh. Vielleicht hat der Arzt doch recht und mir fehlt nichts als etwas Entspannung und eine nettes Gespräch mit jemandem, der nichts von mir will, außer meinem Zimmer, dachte Gideon.

Die Unterhaltung mit Josie bereitete ihm großes Vergnügen, was ihn nicht wirklich wunderte. In ihrer Funktion als Eventmanagerin musste sie mit den unterschiedlichsten Menschen gut zurechtkommen, und wäre sie in ihrem Beruf nicht ausgesprochen erfolgreich, hätte sie nie den Auftrag für diese Hochzeit erhalten.

Außerdem waren ihm im Verlauf des Gesprächs bereits zwei exzellente Ideen gekommen.

Dennoch …

Üblicherweise verfolgten die Frauen, die er traf, einen Plan. So auch Josie: Sie wollte ihn aus seinem Zimmer vertreiben. Noch vor einer Stunde hätte er sie dabei eifrig unterstützt …

Zudem war sie keine klassische Schönheit wie die Frauen, mit denen er sonst seine spärliche Freizeit verbrachte und mit denen er nie länger als ein, zwei Monate zusammenblieb.

Für Josie sprach allerdings, dass es in ihrer Macht stand, ihm Kaffee zu besorgen, eine der kleinen, aber wesentlichen Freuden in seinem Leben, und eine Verbindung zur Außenwelt herzustellen.

Zudem war sie intelligent und brachte ihn zum Lachen.

„Mein Vater war Mitglied einer Amateurtheatergruppe. Er hat die alljährliche Weihnachtsaufführung für die Kinder in unserem Ort organisiert.“

Einen Augenblick erstarrte Josie förmlich. Dann rang sie sich ein Lächeln ab. „Ach so! Das war sicher lustig. Waren Sie Peter Pan oder Kapitän Hook?“

„Mein Vater gab den Kapitän, ich habe nicht mitgespielt.“ Ein Träumer in der Familie war genug!

„Was ist denn nun mit Ihrem Rücken passiert?“

„Nichts Dramatisches, er ist nur verspannt. Eigentlich sollte ich bereits gestern abreisen, jetzt hänge ich hier fest, bis die Muskeln sich wieder lockern.“

„Sicher haben Sie große Schmerzen.“ Josie runzelte die Stirn. „Hat bereits ein Arzt nach Ihnen gesehen?“

Das ist eine intelligente Frage, dachte Gideon. Immerhin war sie für die Gesundheit und Sicherheit von über einhundert Menschen verantwortlich. Für den Fall der Fälle musste sie wissen, wo sie Hilfe holen konnte.

„Der Arzt der Lodge war gestern hier, hat mit meiner Londoner Ärztin telefoniert und mir absolute Ruhe verordnet. Seiner Meinung nach will mir mein Körper auf diese Weise mitteilen, dass er eine Auszeit benötigt.“

„Also handelt es sich um ein psychisches Problem?“, fragte Josie weder schockiert noch überrascht.

„Das wollte er damit andeuten.“

„Meinem Stiefvater ging es ähnlich. Sobald jemand ihm vorschlug, sich einen Job zu suchen, tat sein Rücken unerträglich weh“, erzählte sie scheinbar unbewegt. Dennoch verriet ihr Tonfall, wie tief dieses Verhalten sie getroffen haben musste.

Hängt ihre Abneigung gegen die Ehe, die gar nicht zu einer Hochzeitsplanerin passt, mit ihren Familienverhältnissen zusammen? überlegte Gideon.

„Damit will ich nicht andeuten, dass es sich bei Ihnen ähnlich verhielte“, ergänzte sie rasch und errötete leicht.

„Das Gegenteil trifft zu! Für mich ist es eine Katastrophe, keinen Kontakt zu meinem Büro aufnehmen zu können. Ich wollte gerade einen wichtigen Vertrag abschließen.“

„Ich verstehe, was das für Sie bedeutet. In den letzten vierundzwanzig Stunden vor einer großen Veranstaltung lege ich üblicherweise das Telefon nicht mehr aus der Hand. Allerdings weiß ich ohnehin nicht, wer mir hier, mitten in Afrika, helfen könnte!“

„Fernab der Zivilisation muss man in Krisen auf seinen Einfallsreichtum bauen.“

„Den braucht man in meiner Branche sogar in der Stadt! Eines ist jedenfalls sicher: Die nächsten Tage werden nicht langweilig für mich!“ Dann kam Josie eine Idee. „Haben Sie es schon mit Massage versucht?“

„Ist das ein Angebot?“ Gideon ließ den Blick von ihrem Gesicht zu ihrem Ausschnitt wandern, was ihr nicht verborgen blieb.

„Von mir bekommen Sie nur Kaffee!“ Sie erhob sich rasch und zog den Bademantel enger um ihre Schultern.

„Schade!“

„Soll ich die Kanne hierlassen?“

„Nehmen Sie sie lieber mit, sonst muss das Personal danach suchen.“

„Ich kann Bescheid sagen, wo sie ist.“

„Kümmern Sie sich nicht darum. Sie haben ohnehin genug zu tun.“

„Das macht mir nichts“, versicherte sie ihm, während sie bereits zur Treppe ging. „Ich muss sowieso in die Küche.“ Sie wollte mit dem Küchenchef die Arrangements für das Essen am Vorabend der Hochzeit besprechen. „Wenn Sie möchten, sorge ich auch gleich dafür, dass Sie nicht wieder irrtümlich Kräutertee bekommen.“

„Nein, bitte nicht!“

Josie blieb abrupt stehen. Hier stimmt doch etwas nicht! dachte sie.

„Es war keine Verwechslung“, gestand Gideon.

„Ich verstehe nicht …“ Dann ging ihr plötzlich ein Licht auf. Sie kehrte um, nahm die Kaffeekanne vom Tisch und wies damit anklagend in seine Richtung. „Sie dürfen gar keinen Kaffee trinken! Aus gesundheitlichen Gründen.“

„Ertappt!“

„Sie haben mich ausgenutzt und zu ihrer Komplizin gemacht! Wagen Sie es nicht, sich zu entschuldigen. Ich merke doch, dass es Ihnen kein bisschen leid tut!“

„Das hatte ich nicht vor. Ich wollte Ihnen lediglich danken! Der Arzt riet mir, auf meinen Körper zu hören, und der verlangte lautstark nach Koffein! Es stimmt allerdings, ich habe Ihre Hilfsbereitschaft schamlos ausgenutzt.“

Seine Worte und der scheinbar reumütige Blick konnten Josie nicht täuschen. „Ich war eine Idiotin!“

„Das würde ich so nicht sagen!“

„Nein? Dann verraten Sie mir doch, was es mit dem Zucker wirklich auf sich hat.“

„Sie haben mir ja keinen gegeben.“

„Aber ich hätte es getan, wenn …“ Wütend auf sich selbst brach sie mitten im Satz ab.

„Honig war übrigens eine ausgezeichnete Idee, Ihre Partnerin hat recht.“

„Was ist Ihnen sonst noch alles verboten?“ Sie wollte sich einfach nicht beruhigen.

„Weißes Brot, rotes Fleisch, Salz, tierische Fette …“ Er konnte die Liste auswendig herunterbeten. Beim alljährlichen Check, dem sich auch sein gesamtes Personal unterziehen musste, hielt ihm seine Ärztin jedes Mal einen Vortrag über gesunde Ernährung. Derzeit war er gezwungen, sich an ihre strengen Vorschriften zu halten.

„Das Übliche also, dazu das entsprechende Verhalten: zu Fuß gehen, regelmäßigen Urlaub. Als ob ich die Zeit dafür hätte!“ Verbrachte er nicht ohnehin die Hälfte seines Lebens in Ferienanlagen? Warum sollte er auch noch zum Vergnügen dorthin fahren?

Den wichtigsten Rat seiner Ärztin erwähnte er allerdings nicht: Heiraten Sie endlich, gründen Sie eine Familie!

Nach einer offiziellen Statistik der Lebensversicherungen lebten verheiratete Männer länger. Das war für ihn allerdings kein Grund, der Empfehlung zu folgen.

„Urlaub scheint Ihnen jedenfalls nicht zu helfen“, stellte Josie fest.

„Ebenso wenig wie die Diät. Meine Nahrung besteht derzeit aus gedünstetem Fisch, Sojasteak und Gemüse“, beschwerte sich Gideon. Vielleicht konnte er sie dazu bringen, sich seiner zu erbarmen. Einmal hatte er ja bereits erfolgreich an ihr Mitgefühl appelliert.

„Das Problem mit den Ameisen kann ich dann sicher auch von meiner Liste streichen?“, vermutete Josie.

Sie schien noch immer viel zu aufgebracht, um ihm einen weiteren Gefallen zu tun. Doch er gab die Hoffnung nicht auf. Falls es ihm gelang, sie zum Lachen zu bringen, würde sie nicht länger an ihrem Groll festhalten können.

„Essen Sie mit mir zu Mittag, wenn ich Ja sage?“

„Damit Sie sich verbotene Leckerbissen von meinem Teller stehlen können?“

„Ich doch nicht, ich kann mich schließlich nicht bewegen. Falls Sie mir allerdings etwas anbieten …“

„Keine Sorge.“ Nur mit Mühe gelang es ihr, angesichts seiner Unverfrorenheit eine ernste Miene zu wahren. „Im Traum nicht!“

„Es könnte sich lohnen!“

„Keine Chance, ich bin nicht bestechlich.“

Nach seinen Erfahrung war jeder käuflich, sobald man wusste, was er sich am meisten wünschte.

„Ich leihe Ihnen mein Ohr, wenn Sie Ihrem Ärger über die Hochzeitsvorbereitungen Luft machen wollen.“ Dass er selbst die Hauptursache ihrer Probleme darstellte, ignorierte Gideon bewusst. „Sie dürfen sich an meiner Schulter ausweinen, wenn alles schiefgeht.“

„Das Einzige, was ich von Ihnen will, ist Ihr Zimmer! Und obendrein sollen Sie Stress meiden.“

„Es wäre ja Ihr Ärger, nicht meiner.“

„Stimmt. Dennoch kann ich Ihr freundliches Angebot nicht annehmen.“ Nun lächelte sie doch. „Außerdem geht bei von SDS geplanten Hochzeiten nichts schief.“

„Diese haben Sie nicht geplant.“

„… und Sie werden nicht lang genug hier sein, um mich zu trösten.“

„Ich reise erst ab, wenn mein Rücken es zulässt.“ Seltsamerweise störte dieser Gedanke ihn jetzt nicht mehr so sehr wie noch vor einer Stunde.

„Es tut mir leid, wenn ich Sie bedränge, doch falls Sie nicht die Anstandsdame für das Brautpaar spielen wollen, rate ich Ihnen dringend, andere Arrangements zu treffen.“

„Sagen Sie jetzt nicht, mein Zimmer ist die Hochzeitssuite!“

„In vierundzwanzig Stunden werden Sie es vor lauter Blumen nicht wiedererkennen!“, versicherte sie ihm so pathetisch, dass Gideon lachen musste.

Der heftige Schmerz, den das hervorrief, war ihm in diesem Moment gleichgültig. Tatsächlich befand er sich in Hochstimmung. Immerhin war es ihm gelungen, die Hochzeitsvorbereitungen gründlich durcheinander zu bringen, ohne auch nur einen Finger zu rühren!

„Es freut mich, wenn Sie sich gut amüsieren, Mr. McGrath. Lachen soll ja sehr gesund sein. Dann geht es Ihnen bis morgen früh gut genug, um abzureisen. Vielleicht würde auch ein Bad im Whirlpool den Heilungsprozess beschleunigen.“

„Das käme auf einen Versuch an, doch dazu benötige ich Hilfe.“

„Kein Problem, ich stoße Sie gern hinein!“

„Bleiben Sie auch, um mir wieder herauszuhelfen?“

„Dazu bin ich zu beschäftigt. Gute Reise!“ Mit diesen Worten drehte Josie sich so schwungvoll um, dass der Bademantel ihr um die Beine schwang und einen Blick auf ihre Schenkel freigab, und ging davon.

„Ich kann Ihnen zu etwas verhelfen, das Sie dringend benötigen!“

„Ihr Bett?“

„Kommunikationsmittel!“

Sie blieb abrupt stehen und wandte sich langsam zu ihm um.

„Im Gegenzug müssen Sie einen Anruf für mich tätigen!“

„Soll ich Ihrer Frau mitteilen, dass Sie mit dem nächsten Flieger nach Hause kommen?“

„Die gibt es nicht. Stattdessen rufen Sie bitte in meinem Büro an. Wenn Sie mir Ihren Block reichen, schreibe ich Ihnen die Nummer auf.“

Sie reichte ihm das Gewünschte. Als er den Notizblock aufschlug, entdeckte er die Liste, die sie begonnen hatte:

Haartrockner?

Telefon???

Florist

Catering

Konditor

Lächelnd schrieb er die Nummer seiner Sekretärin darunter.

„Verlangen Sie nach Cara.“ Er gab Josie den Block zurück. „Sie ist meine Assistentin. Fragen Sie sie, was sich die Leute im Marketing gedacht haben!“

Sie wiederholte den Auftrag, dann erhielt sie endlich die gewünschte Information.

„David verfügt in seinem Büro über ein Satellitentelefon und Internetanschluss. Das dürfen die Gäste natürlich nicht wissen, sonst würden sie ihn ständig belagern und er käme nicht mehr zum Arbeiten. Ihr Fall liegt natürlich anders.“

„Das hätten Sie mir direkt verraten können! Jetzt haben Sie mich schon wieder hereingelegt!“

Wütend drehte Josie sich auf dem Absatz um und stürmte davon. Gideon erhaschte noch einen letzten, erfreulichen Blick auf ihre schlanken Fesseln und den hübschen kleinen Po, der sich unter dem Bademantel abzeichnete.

„Haben Sie zufällig eine Zeitung aus London mitgebracht? Ich sterbe fast vor Langeweile!“, rief er ihr hinterher.

„So etwas lese ich nicht, das ist mir zu anstrengend“, gab Josie über die Schulter zurück.

„Lügnerin! Vergessen Sie unser gemeinsames Mittagessen nicht!“ Gideon zog an der Klingelschnur, die verlängert worden war, damit er sie von der Liege aus erreichen konnte.

Vermutlich hätte er Josie erklären sollen, dass sie auf diese Weise den Zimmerservice rufen konnte, doch …

4. KAPITEL

Auf dem Rückweg zu ihrer Hütte schmunzelte Josie. Seine Schmerzen hatten Gideon McGrath nicht davon abgehalten, mit ihr zu flirten. Das durfte sie allerdings nicht persönlich nehmen, auch wenn er sich sehr für ihr Dekolleté interessiert hatte. Alles, was er von ihr wollte, waren Kaffee und ein Telefonat.

„Um ein Uhr …“, drang seine Stimme an ihr Ohr.

Und ihr Mittagessen!

Die Affen hatten ihre Abwesenheit gründlich genutzt, die Milch auf der Terrasse verschüttet und überall Zuckerwürfel und Toastkrümel verstreut, an denen sich gerade ein großer grün schillernder Vogel bediente.

Ein Affe saß noch auf einem Ast in ihrer Nähe und schnatterte aufgeregt. Er streckte ihr eine Hand entgegen, offenbar erwartete er weitere Leckereien.

Das kann nur ein Männchen sein! dachte sie.

„Hier gibt es nichts mehr. Probier es nebenan“, schlug sie dem Äffchen vor.

Als hätte es verstanden, zog es eine Grimasse und schwang sich mühelos von Ast zu Ast hoch hinauf in den Baum.

„Angeber!“, rief sie ihm hinterher. Ich darf mich wirklich nicht von egoistischen Charmeuren einwickeln lassen, dachte sie gleich darauf und meinte damit nicht nur den Kletterkünstler.

Einen Moment lang schloss sie die Augen und genoss die warme Sonne auf ihrer Haut, den würzigen Geruch der feuchten Erde, den Gesang der Zikaden. Sie atmete tief durch.

Noch vor fünf Jahren hatte sie in einer Hotelküche Gemüse geputzt und Böden geschrubbt. Heute bezahlte ihr das Celebrity-Magazin den Aufenthalt in einer der exklusivsten Ferienanlagen in Afrika, damit sie die Prominentenhochzeit des Jahres ausrichtete. Das war ihr Durchbruch in der Branche, und damit rechtfertigte sie endlich das Vertrauen, das Sylvie in sie gesetzt hatte.

Nichts würde sie von dieser Aufgabe ablenken, mochte Gideon McGrath flirten, so viel er wollte.

Entschlossen ging Josie in die Hütte, packte ihren Koffer aus und zupfte ihr Haar mit etwas Haarwachs in Form. Dann kleidete sie sich an. Zu Hause kombinierte sie meist diverse schwarze Kleidungsstücke: Leggins, T-Shirt, eine ärmellose Netztunika, die ihr bis zu den Waden reichte, dazu die violetten Doc Martens Schuhe, die zu ihrem Markenzeichen geworden waren.

Für ihren ersten Arbeitseinsatz in der Karibik hatte sie schwarze Shorts und Tops, dazu lila Sandalen erstanden. Doch ein heftiger Sonnenbrand und sandige Füße hatten sie eines Besseren belehrt. Daher griff sie heute zu einer langärmligen Leinenbluse und einem Minirock, beides natürlich schwarz. Ein violetter Ledergürtel, schwarze Leggins, die ihre Beine vor Insektenbissen und stachligen Pflanzen schützen sollten, und ihre violetten Stiefeletten vollendeten ihre Aufmachung.

Aus ihrer Aktentasche zog sie den Ordner, in dem sich der Generalplan für die Hochzeit, die Gästeliste und ihre eigene Aufstellung all der Dinge, die es noch zu erledigen galt, befanden. Dabei fiel ihr die neueste Ausgabe der Celebrity in die Hände, die Marji ihr kurz vor dem Abflug geschickt hatte. Auf dem Cover prangte ein Foto von Crystal. Es handelte sich um die erste der sechs geplanten Hochzeitsausgaben.

Eine Wirtschaftszeitung würde Gideon sicher vorziehen, doch immerhin zeigte der Bericht über den Jungesellinnenabschied in einem luxuriösen Spa zahlreiche ausgesprochen attraktive Mädchen in knappen Bikinis und tief ausgeschnittenen Abendkleidern. Genau das Richtige, um einen gestressten Mann aufzumuntern!

Ich sollte mich nicht über ihn lustig machen, rief sie sich sogleich zur Ordnung. Okay, er hatte sie schamlos ausgenutzt, doch vermutlich langweilte er sich entsetzlich. Fernsehen oder Radio gab es hier nicht, er konnte noch nicht einmal nach Hause telefonieren.

Allerdings nahm sie ihm nicht wirklich ab, dass er sich so schlecht bewegen konnte, wie er vorgab. Er wirkte insgesamt sehr fit, war zwar sicher kein Bodybuilder, doch schlank und durchtrainiert wie ein Jogger.

Tatsächlich sah er so fantastisch aus, dass es ihr im ersten Moment den Atem verschlagen hatte. Nicht nur der athletische Körper und die muskulösen Beine hatten sie beeindruckt, auch das dichte schwarze Haar und der sexy Bartschatten gefielen ihr.

Offensichtlich hielt er sich häufig im Freien auf, denn um seine Augen hatten sich zarte Linien gebildet. Sein intensiver Blick hatte sie verwirrt und ihr die Fassung geraubt. Sie hatte viel mehr Zeit mit ihm verbracht, als ihr guttat.

Vielleicht war an ihrem momentan labilen Zustand auch nur die lange Reise schuld. Im Flugzeug hatte sie noch nie schlafen können.

Das Einzige, was mich an Gideon McGrath wirklich beunruhigt, ist seine Anwesenheit, dachte sie. Spätestens morgen früh musste er die Lodge verlassen. Auf welche Weise, wusste sie noch nicht. Doch möglich war es sicher.

Schließlich konnten Gäste erkranken oder einen Unfall erleiden und deshalb nicht abreisen. David würde ihr erklären, wie in solchen Situationen verfahren wurde.

In der Zwischenzeit wollte sie ihn bei Laune halten, denn sie war auf sein Entgegenkommen angewiesen. Vielleicht sollte sie doch mit ihm essen und ihm Leckerbissen von ihrem eigenen Lunch abgeben?

Entschlossen setzte Josie ihre Sonnenbrille auf, nahm die Tasche mit ihren Unterlagen und die Zeitschrift und ging zu der Brücke, die die Hütten mit dem Haupthaus verband. Jetzt würde sie Gideon die Celebrity überreichen und danach für die nächsten Stunden keinen Gedanken mehr an ihn verschwenden.

Sie läutete die Glocke an seiner Hütte, um ihn vor ihrer Ankunft in Kenntnis zu setzen, dann ging sie zu ihm auf die Terrasse hinüber.

Er lag mit geschlossenen Augen auf der Liege und schien zu schlafen. Da sie ihn nicht wecken wollte, schlich sie auf Zehenspitzen zum Tisch.

„Geben Sie es zu, Sie können nicht mehr ohne mich sein“, sagte er, in dem Moment, als sie das Magazin ablegte.

Erschrocken fuhr sie hoch, und ihr Puls begann zu rasen. Sie fühlte sich ertappt und ärgerte sich gleichzeitig darüber. Schließlich hatte sie nichts Unrechtes getan.

„Ich komme einzig und allein aus Barmherzigkeit“, erwiderte sie würdevoll.

Er schlug die Augen auf. Nur ein winziges Zucken um seine Mundwinkel verriet, dass er ihre Aufmachung bemerkte. Dieser Mann ist sicher ein hervorragender Pokerspieler, dachte sie und bewunderte ihn für seine Selbstbeherrschung.

„Wollen Sie mich jetzt doch massieren?“

„Im Moment liegt mir eher Ihre geistige Gesundheit am Herzen. Leider habe ich keine Zeitung zur Hand, dafür habe ich das in meiner Tasche gefunden.“

Er warf nur einen Blick auf das Magazin. „Das ist nicht Ihr Ernst!“

Josie hielt ihm die Zeitschrift so hin, dass er die Titelseite sehen konnte, auf der Crystal abgebildet war. „Jedenfalls werden Sie mich jetzt nicht mehr mit der Braut verwechseln.“

„Ich konnte Sie mir sowieso nicht recht in dieser Rolle vorstellen.“ Er nahm ihr die Celebrity ab und betrachtete das Foto, das Crystal im Bikini zeigte. „Sie sieht genauso aus, wie ich sie mir vorgestellt habe, während Sie …“

Er brach ab, ob aus Rücksicht auf ihre Gefühle oder weil ihm die Worte fehlten, wusste Josie nicht. Beides kam ihr unwahrscheinlich vor.

„Während ich?“, hakte sie nach.

„Darüber muss ich noch ein wenig nachdenken.“

„Sie haben Zeit bis zehn Uhr morgen früh! Inzwischen können Sie sich ja mit Crystal bekannt machen.“

„Warum sollte ich?“

Josie zuckte die Schultern. „Immerhin wollen Sie sich das Zimmer mit ihr teilen.“ Das erschien ihr als geeignetes Schlusswort, sie drehte sich um und ging zur Treppe.

„Warten Sie!“

Josie hatte auf die harte Tour gelernt, wie wichtig es war, einen Befehl umgehend zu befolgen. Selbst nach über fünf Jahren war ihr Drang zu gehorchen noch so stark ausgeprägt, dass sie augenblicklich stehen blieb und sich zu Gideon umwandte. Erst als ihr einen Moment später bewusst wurde, was sie getan hatte, machte sie auf dem Absatz kehrt und ging weiter.

„Ich habe zu tun“, rief sie über die Schulter zurück.

„Gewiss, doch vielleicht könnten Sie mir vorher noch Block und Stift aus meiner Laptoptasche holen? Sie sind doch so um mein geistiges Wohlergehen besorgt!“

Das war eindeutig eine Bitte, kein Befehl. Genauso hatte er auch das „Warten Sie!“ gemeint, wie Josie, die sich mit einer Hand am Treppengeländer festhielt, weil ihr der Kopf vor finsteren Erinnerungen schwirrte, nun erkannte.

Sie ließ sich einen Moment Zeit, um sich wieder zu sammeln, dann wandte sie sich langsam um.

„Korrigieren Sie mich, falls ich mich irren sollte: Beides hat Ihnen der Arzt verboten.“

„Richtig.“ Gideon hatte ihr seltsames Verhalten beobachtet und war nun erleichtert, dass sie sich wieder gefangen hatte.

„Ich fürchte, ich habe für heute schon genug Schaden angerichtet.“

„Bitte! Es ist wichtig. Ich hatte ein paar ausgezeichnete Ideen, und wenn ich sie nicht aufschreiben kann, stresst mich das fürchterlich. Das können Sie doch nicht verantworten, oder?“

„Sie sind ziemlich unverschämt!“

„Wären Sie das an meiner Stelle nicht auch?“

Zweifellos.

Ebenso wussten sie beide, dass ihr daran gelegen war, Stress von Gideon fernzuhalten. Er hatte die besseren Karten! Also gab Josie nach, schob die Sonnenbrille hoch und betrat die Hütte.

Von innen sah sie aus wie ihre eigene, weder größer noch eleganter. Serafina hatte sie vermutlich nur deshalb als Brautsuite ausgewählt, weil sie am weitesten vom Haupthaus entfernt lag.

Morgen würde das Zimmer vor Blumen nicht wiederzuerkennen sein, frisches Obst und Champagner würden für das Hochzeitspaar der Show bereitstehen.

Im Moment jedoch wirkte es unpersönlich und ließ keinerlei Rückschlüsse auf den derzeitigen Bewohner zu. Josie entdeckte keine Bücher, keine Fotos. Aus ihrer Unterhaltung mit Gideon hatte sie den Eindruck gewonnen, dass er in der Tourismusbranche tätig war. Das konnte jedoch alles Mögliche bedeuten. Vielleicht arbeitete er für einen Reiseveranstalter, war Hotelprüfer oder Reiseschriftsteller.

Von der Laptoptasche fehlte jede Spur. „Wo ist die Tasche? Ich finde sie nicht“, rief sie.

„Schauen Sie im Schrank nach.“

Sie öffnete die Tür. Ein abgenutzter Trolley lag auf dem Boden, darüber hing ein cremefarbener Leinenanzug. Ansonsten befanden sich nur noch einige wenige bequeme Kleidungsstücke im Schrank, mehr Gepäck besaß er offenbar nicht.

Die Laptoptasche lag auf einem Bord hoch oben, vielleicht hatte der Arzt sie bewusst dort hinauf gelegt, um Gideon den Zugriff zu erschweren.

„Ich hab sie!“

Vorsichtig zog Josie sie herunter und öffnete den Reißverschluss der Seitentasche. Auch hier entdeckte sie nichts von Interesse. Gideon hatte nicht nur seine Garderobe auf das Nötigste reduziert.

Josie war enttäuscht. Zwar hatte sie nicht vorgehabt zu schnüffeln, doch schon ein Briefkopf hätte dazu beitragen können, das Rätsel um ihn zu lösen. Alles, was sie fand, waren ein Notizblock, einige Stifte, dasselbe iPhone, das auch sie besaß, und eine kleine, teure Digitalkamera.

„Bringen Sie mir einfach die ganze Tasche“, rief Gideon ungeduldig von draußen.

Entgegen seiner Anweisung zog sie nur den Block und einen Stift heraus, schloss die Mappe und schob sie wieder auf ihren Platz zurück.

„Sie sollten mir doch die Tasche bringen“, beanstandete er, als sie zu ihm zurückkehrte.

„Betrachten Sie es als Ansporn, möglichst schnell gesund zu werden und aufstehen zu können.“

Gideon runzelte die Stirn und unterzog Josie einer gründlichen Musterung. Er betrachtete sie eingehend von Kopf bis Fuß. Anschließend sah er ihr direkt in die Augen. „Da müssen Sie sich schon etwas Besseres einfallen lassen!“

Einen Moment lang wusste sie nicht, was sie ihm antworten sollte. Seit sie bei SDS angefangen hatte, hatte sie sich eine Reihe unverschämter Bemerkungen anhören müssen, die meisten davon zugegebenermaßen von übermäßigem Alkoholgenuss inspiriert, sodass sie sie nicht ernst nahm. Es gehörte zu ihrem Job, und sie hatte gelernt, damit umzugehen.

Jetzt stieg ihr das Blut in die Wangen. Ursache hierfür war sicher die Sonne, die mittlerweile hoch am Himmel stand, und von Minute zu Minute gleißender brannte.

„Ein gemeinsames Mittagessen wäre allerdings ein starker Anreiz“, meinte Gideon.

Erneut errötete Josie, und Gideon, der ihre wachsende Verwirrung bemerkte, lachte.

Ich werde doch normalerweise nie rot, dachte sie. Sie war wütend auf sich selbst. Mit Nachdruck schob sie sich die Sonnenbrille wieder auf die Nase. „Viel Spaß mit der Celebrity!“

„Den werde ich nicht haben. Geben Sie sie lieber Alesia.“

„Wer ist das?“

„Die Empfangsdame. Sie und ihre Kolleginnen werden den Klatsch zu schätzen wissen.“

„Sind Sie ganz sicher? Sie ahnen ja nicht, was Sie verpassen“, neckte sie ihn, ehe sie sich zurückhalten konnte. Er brachte das Schlimmste in ihr zum Vorschein!

„Dann verraten Sie es mir beim Mittagessen.“

Er ist einfach unverbesserlich, dachte Josie, eine echte Plage, dabei gleichzeitig so fürsorglich, an das Personal zu denken. Wer hätte das geahnt?

Sie nahm die Zeitschrift wieder an sich. „Was hätten Sie denn gerne?“

In seinen grauen Augen blitzte es kurz gefährlich auf, und er zögerte einen Augenblick. „Zu Mittag? Überraschen Sie mich!“

„Ich dachte, das hätte ich bereits. Überanstrengen Sie sich nicht, der Stift ist sehr schwer. Morgen müssen Sie fit für die Abreise sein.“

„Darauf würde ich nicht wetten.“

„Wie wäre es mit einer leichten Hühnerbrühe zu Mittag …“, dachte Josie im Weggehen laut nach. „Oder gedünstetem Fisch.“

„Chili!“

Hören konnte er offenbar gut!

„Oder ein blutiges Steak!“

„Vielleicht Haferschleim?“

Haferschleim? Gideon runzelte die Stirn. Bekamen den nicht kranke Kinder vorgesetzt? Sehr lustig, dachte er. Wieder einmal hatte sie das letzte Wort behalten. Aus der Ferne hörte er sie summen: Es war nur ein Krokodil …

Er lächelte. Mochte sie auch versuchen, anderen durch ihr forsches Auftreten Respekt einzuflößen, ihm jagte sie keine Angst ein. Sie hatte den Fehler begangen, ihn hinter ihre Maske blicken zu lassen.

Jetzt wusste er, dass sich ihr Haar mit den violetten Strähnen sanft um ihren Nacken schmiegte, wenn sie es nicht mittels Festiger in eine stachelige Frisur verwandelte, dass die wunderschönen Augen keiner weiteren Betonung bedurften und ihr zarter Teint schimmerte wie eine Perle.

Und tief unter ihrer Oberfläche hatte er eine Verletzlichkeit entdeckt, die niemand, der der hübschen Punkerin begegnete, auch nur erahnen konnte.

Zufrieden vor sich hin summend, ging Josie zum Hauptgebäude. An der Rezeption umfing sie angenehme Kühle. Eine Frau in Tropenanzug und mit breitkrempigem Hut, ein Fernglas um den Hals gehängt, beäugte sie skeptisch.

In London fiel sie kaum auf, hier jedoch wirkte sie fehl am Platz.

„Hallo, Miss Fowler“, begrüßte die Empfangsdame sie freundlich. „Haben Sie sich inzwischen eingelebt?“

„Ja, vielen Dank. Sind Sie Alesia?“

„Das bin ich.“

„Dann habe ich etwas für Sie.“ Sie überreichte ihr die Celebrity.

Erfreut betrachtete die Frau das Cover. „Crystal Blaize!“, hauchte sie. „Sie ist wunderschön. Herzlichen Dank!“

„Danken Sie Mr. McGrath. Er meinte, Sie hätten Verwendung dafür.“

„Gideon? Dass er an mich denkt, wo er solche Schmerzen leidet! Er ist wirklich nett.“

Wenn Alesia ihn beim Vornamen nennt, ist er sicher Stammkunde hier, dachte Josie. Das würde auch erklären, warum er die Lodge vor Kritik in Schutz nahm.

„Kennen Sie sie persönlich?“, fragte Alesia.

„Wen? Oh, Crystal. Ja.“ Sie hatte auf einem kurzen Treffen vor der Abreise bestanden, um sicherzugehen, dass Crystal mit allen Plänen und mit ihr einverstanden war. „Sie ist sehr sympathisch.“

Und zutiefst dankbar, an ihrem großen Tag jemanden an ihrer Seite zu wissen, der sie nicht bevormunden würde.

„Ist Mr. Kebalakile in seinem Büro?“, erkundigte sie sich.

„Ja, er ist da. Hier entlang bitte.“

Als sie durch die geöffnete Bürotür trat, erhob sich David. „Kommen Sie herein, Miss Fowler. Haben Sie es sich inzwischen gemütlich gemacht und gefrühstückt?“

„Nennen Sie mich doch Josie. Und ja, vielen Dank. Allerdings vermisse ich einiges. Beispielsweise wüsste ich gern, wie ich ohne Telefon den Zimmerservice rufen soll?“

„Neben dem Bett ist ein Klingelzug angebracht. Das wird in dem Ordner in Ihrem Zimmer erklärt.“

Sofort fiel ihr ein, dass sie diesen zwar bemerkt, doch nicht gelesen hatte.

„Dieses System ist unkompliziert, leicht zu warten, und es funktioniert auch bei Regen. Sollte ein Tier die Schnüre durchbeißen, kann man sie einfach austauschen.“

„Leider reicht die Verbindung nicht bis nach London. Ich habe gehört, es gibt hier Satellitentelefon und Internet?“

„Wir verfügen über ausgezeichnete Kommunikationsmittel, die fast immer funktionieren.“

Fast? Sie wagte nicht nachzuhaken.

„Sie stehen Ihnen jederzeit zur Verfügung.“

Davon ging sie aus. Schließlich war sie kein Gast, sondern sollte eine Hochzeit ausrichten, die die Lodge auf der ganzen Welt bekannt machen würde. Gideon hatte das sofort verstanden, während sie selbst, von der Reise erschöpft, nicht darauf gekommen war. Wenn ich mich nicht sehr in Acht nehme, begehe ich heute vor lauter Müdigkeit noch einen riesigen Fehler, ermahnte sie sich.

„Ich habe bereits einen Schreibtisch für Sie aufstellen lassen“, sagte David und wies auf einen kleinen Tisch in einer Ecke des Raums. „Da ich sehr viel unterwegs bin, werden Sie das Büro größtenteils für sich haben. Falls Sie jedoch ein anderes Arrangement wünschen, teilen Sie es mir bitte mit.“ Er überreichte ihr einen Schlüssel für den Raum.

„Vielen Dank. Da wir eng zusammenarbeiten werden, macht es Sinn, sich ein Büro zu teilen.“

Dann kam sie auf ihr größtes Problem zu sprechen. „Wissen Sie, wie es mit Mr. McGrath weitergeht?“

„Haben Sie Gideon schon kennengelernt?“

„Kurz.“

„Ausgezeichnet! Sicher hat ihm Ihre Gesellschaft gutgetan.“

„Das hoffe ich aufrichtig. Schließlich bewohnt er die Hochzeitssuite.“

„Ah, ja. Ich wollte …“

„Wie Sie wissen, kommt morgen bereits der Fotograf an, um alles für die ersten Fotos herzurichten und die Ankunft des Brautpaars zu dokumentieren“, schnitt sie ihm das Wort ab. Sie wollte David keine Gelegenheit geben, ihr einen Zimmertausch anzubieten. Mochte Gideon auch ein geschätzter Gast sein, sie war ihren Auftraggebern verpflichtet. „Sicher gibt es eine Möglichkeit, Verletzte von hier fortzubringen?“

„Es gibt einen Ambulanzhubschrauber, mit dem Gideon ins Krankenhaus verlegt werden könnte“, gab er zu.

Josie stieß insgeheim einen Stoßseufzer aus.

„Doch da er keine ärztliche Behandlung benötigt, sondern Ruhe und Erholung, hat er sich entschlossen, hier zu bleiben.“

„Das ist verständlich. Jedoch …“

„Und als Eigentümer der Leopard Tree Lodge …“ David hob die Hände in einer Geste der Machtlosigkeit.

Sie sah ihn entsetzt an. Eigentümer der Leopard Tree Lodge? „Das wusste ich nicht, er hat es nicht erwähnt.“

„Er ist Besitzer zahlreicher Ferienanlagen und Hotels. Doch diese Lodge war sein erstes Projekt, er hat sogar den Bau persönlich überwacht.“

„Gerade aus diesem Grund sollte er Verständnis dafür aufbringen, dass wir alle Zimmer benötigen!“

Das tat er jedoch nicht, und ihm hatte der Gedanke an die Hochzeit überhaupt nicht behagt! In ihr keimte ein Verdacht auf.

„Er wusste nichts von der Hochzeit, oder?“

„So sieht es aus. Er entwickelt neue Ferienanlagen, für aktuelle Buchungen sind andere Abteilungen seiner Firma zuständig.“

„Was führt ihn hierher?“

„Seine Seele ist krank. Wohin sonst sollte er gehen?“

Seine Seele? Sollte das bedeuten, er war gestresst?

„Möchten Sie jetzt mit Ihrem Büro Kontakt aufnehmen?“ Für David schien das Thema Gideon erledigt zu sein. „Mein Computer steht Ihnen zur Verfügung.“

„Ja, danke.“

Mit David zu streiten bringt nichts, entschied Josie. Sie musste Gideon beim Mittagessen zur Vernunft bringen. Das hieß, er würde doch zu seinem Chili kommen!

„Dürfte ich Sie bitten, gegenüber keinem der Hochzeitsgäste unsere technischen Möglichkeiten zu erwähnen? Sonst wollen alle ‚kurz mal ihre Mails abrufen‘ …“ David zuckte die Schultern.

„Selbstverständlich. Ich will Sie auch so wenig wie möglich belästigen. Könnte ich meinen Laptop hier aufladen? Dann bin ich in der Lage, einen Teil der Arbeit von meinem Zimmer aus zu erledigen.“

Als ihr Computer am Stromnetz hing, fiel ihr eine weitere Frage ein. „Wie funktionieren Ihre Kühl- und Gefrierschränke, wenn die Sonne nicht scheint?“

„Sie werden nicht mit Solarstrom, sondern mit Butangas betrieben. Das ist eine alte, bewährte Technik.“

„Kochen Sie auch damit?“

„In der Küche schon. Ansonsten verfügen wir über traditionelle Holzöfen im Freien, in denen wir Brot backen und Braten zubereiten.“

„Wie interessant! Jetzt werde ich meine E-Mails abrufen. Vermutlich hat mir die Celebrity bereits eine neue Gästeliste geschickt, sie ändert sich stündlich! Dann rufe ich im Büro an und gebe Bescheid, dass ich nur über Ihr Telefon zu erreichen bin.“

„Bedienen Sie sich“, sagte David und erhob sich. „Sobald Sie fertig sind, führe ich Sie durch die Anlage.“

5. KAPITEL

Josie ließ die aktuelle Gästeliste ausdrucken, während sie ihre Sekretärin im Büro anrief.

„Kein Mobilfunk? Wie sollen die armen Prominenten das nur überleben!“

„Du hast gut lachen! Bitte informiere Marji darüber, dass es in den Zimmern keine Steckdosen gibt. Die Stylisten und Gäste müssen batterie- oder gasbetriebene Haartrockner, Glätteisen und so weiter mitbringen.“

Anschließend stimmte sie sich mit dem Floristen und dem Caterer ab, dann stand nur noch das Telefonat mit Gideons Assistentin aus.

„Cara March.“

March? Cara hatte denselben Nachnamen wie Serafina. Ein Zufall?

„Miss March, hier spricht Josie Fowler. Gideon McGrath hat mich gebeten, Sie anzurufen.“

„Wie geht es dem Ärmsten?“

„Den Umständen entsprechend. Er hat mich beauftragt, mich zu erkundigen, was sich die Leute im Marketing gedacht haben.“

„Die Marketing-Abteilung?“

„Er ist nicht gerade begeistert, dass in der Lodge eine Hochzeit gefeiert wird.“

„Ach du Schreck! Findet sie diese Woche statt?“

„Leider ja.“

„Verdammt! So ein Pech, dass Gideon ausgerechnet jetzt eine Reise in die Vergangenheit antreten musste! Wäre er nicht von seinem ursprünglichen Plan abgewichen, säße er in Patagonien und hätte nie davon erfahren!“

„Glauben Sie, die ausführliche Berichterstattung in der Celebrity wäre ihm entgangen?“, fragte Josie erstaunt darüber, dass die Hochzeit vor Gideon geheim gehalten werden sollte.

„Oh, bitte! Solche Magazine liest er nicht! Normalerweise ändert er seine Pläne auch nie, nimmt sich nie frei …“

„Nein?“

„Bitte richten Sie ihm aus, dass Marketing nichts mit der Angelegenheit zu tun hat. Alles ist meine Schuld. Meine Tante Serafina hat mich vor einiger Zeit im Büro besucht. Bei dieser Gelegenheit bat sie mich um einen Prospekt der Lodge, und ich war so dumm, ihn ihr auszuhändigen. Ich hatte keine Ahnung, dass sie auf der Suche nach einer ausgefallenen Location für die Hochzeit war. Und glauben Sie mir, das Wort ‚Nein‘ kennt sie nicht!“

„Oh!“

„Sind Sie die Hochzeitsplanerin, die meine Tante vertritt?“

„Ja. Wie geht es ihr?“

„Sie kocht vor Wut. Ehrlich gesagt, kann ich verstehen, dass die Braut sie abgelehnt hat. Sie wirkt manchmal wirklich furchteinflößend!“

„Davon habe ich bereits gehört. Ihr Konzept für die Hochzeit ist allerdings bemerkenswert! Richten Sie ihr bitte aus, dass ich mir alle Mühe geben werde, es perfekt umzusetzen.“

„Das unterlasse ich lieber. Serafina bekommt einen Tobsuchtsanfall, sobald sie nur Ihren Namen hört! Bitte richten Sie Gideon aus, er kann mich jederzeit feuern, wenn er sich danach besser fühlt.“

„Das wird er aber nicht machen, oder?“

„Vermutlich nicht. Könnten Sie ihn dazu überreden, einige Zeit in der Lodge auszuspannen? Er hat es dringend nötig. Wir machen uns schon seit Langem Sorgen um ihn.“

Das hat mir gerade noch gefehlt! dachte Josie.

Sie verabschiedete sich, legte auf und holte die Gästeliste aus dem Drucker. Oh nein, erneut waren Gäste hinzugekommen! Wo sollte sie die nur unterbringen?

Gideon lag immer noch auf der Liege, als Josie am Mittag zu ihm zurückkehrte. Er schob die Sonnenbrille hoch und sah ihr neugierig entgegen.

„Wie geht es Ihrem Rücken?“ Sie stellte das Tablett mit dem Lunch auf dem Tisch neben ihm ab.

„Schwer zu sagen. Der Kaffee hat mir jedenfalls gutgetan.“

„Das freut mich.“ Sie füllte ein Glas mit eisgekühltem Wasser aus einer Thermoskanne. „Diese Mahlzeit sollte den Heilungsprozess weiter beschleunigen: Es gibt Chili.“ Dann fragte sie ihn geradeheraus: „Warum haben Sie mir nicht verraten, dass Sie der Eigentümer der Lodge sind?“

„Ist das wichtig?“

„Durchaus, wenn der Manager sich nicht traut, Sie zu bitten, Ihr Zimmer zu räumen, obwohl die Lodge komplett ausgebucht ist.“

„Es würde mir nicht einfallen, einen erkrankten Gast zur Abreise zu zwingen! Sie selbst schrecken vor so etwas anscheinend nicht zurück.“

„Richtig. Zumal Sie kein Gast sind! Also genießen Sie Ihr Chili, solange Sie können.“

Autor

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